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D rei Buchstaben und eine Zahl: „GSG 9“. Das Kürzel umranken Mythen und Geheimnisse, Terror- anschläge und Erfolgsgeschichten, wie die Befreiung von Passagieren einer entführten „Lufthansa“-Maschine 1977 in Ostafrika. Die Sondereinheit der deutschen Bundespolizei ist internatio- nal ein Begriff. „Die GSG 9 wird nur bei besonderen Einsätzen herangezo- gen, sie ist quasi die letzte Reserve der Bundesregierung“, erklärt Olaf Lindner, Kommandeur der Einheit. Wann die „Neuner“, wie sich die Einheitsangehö- rigen intern nennen, einschreiten dür- fen, ist im Bundespolizeigesetz gere- gelt. Sie agieren direkt für die „Mutter- organisation“, die Bundespolizei, etwa bei Schleusungskriminalität oder illega- ler Migration. Auch andere Bedarfsträ- ger fordern sie an, vor allem die Polizei- en der Bundesländer, das Bundeskrimi- nalamt, die Bundeszollverwaltung und das Auswärtige Amt. Die GSG 9 wird zur Terrorbekämpfung eingesetzt, sowie zur Bewältigung komplexer oder beson- ders gefährlicher Lagen, bei denen „Wi- derstand unter Anwendung von Waffen, Explosivstoffen, Sprengvorrichtungen, Gefahrstoffen, Organismen oder ande- rer gefährlicher Materialien nicht auszu- schließen ist“. Im Ausland kommt sie zur Rettung deutscher Staatsangehöriger zum Ein- satz, soweit es – wie das Bundespolizei- gesetz ausführt – humanitären Zwecken dient, dringende Interessen der Bundes- republik Deutschland berührt sind und das Einvernehmen mit dem betroffenen Staat für einen Einsatz erzielt worden ist. Beamte der GSG 9 sind außerdem bei längerfristigen Auslandsmissionen der EU oder der Vereinten Nationen zu finden. Rund 1.700 Einsätze hat der Elite- verband in seiner 40-jährigen Geschich- te durchgeführt, die meisten im Stillen, ohne großen Medienrummel. Aus takti- schen Gründen hat die Einheit kein In- teresse an zu viel öffentlicher Aufmerk- samkeit. Die Mitglieder tragen im Ein- satz Masken; über ihre Missionen wird außerhalb des Dienstes Stillschweigen bewahrt. Zumeist ist dem weiteren per- sönlichen Umfeld nicht einmal die be- sondere Polizeiverwendung bekannt: „Außer meiner Familie und einigen sehr engen Freunden weiß niemand, dass ich bei der GSG 9 bin“, sagt einer der Be- amten. Zu den medial beleuchteten Ein- sätzen der GSG 9 im Jahr 2012 gehör- ten etwa die Verhaftung Verdächtiger in Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die rechtsextreme „Zwickauer Zelle“ sowie Razzien und Verhaftungen im Bereich der kriminellen Rocker-Szene. 49 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/12 FOTO: GSG 9 GSG 9 Decklandeübung der GSG 9: Spezialisten für Einsätze im maritimen Bereich. Auf den Schwingen der „Neuner“ Nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München wurde 1972 in Deutschland eine bundesweite Anti-Terror-Einheit, die „Grenzschutzgruppe 9“, gegründet. Heute gehört die GSG 9 zu den renommiertesten Polizei-Eliteverbänden der Welt.

Auf den Schwingen der „Neuner“Auf den Schwingen der „Neuner“ Nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München wurde 1972 in Deutschland eine bundesweite Anti-Terror-Einheit,

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Page 1: Auf den Schwingen der „Neuner“Auf den Schwingen der „Neuner“ Nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München wurde 1972 in Deutschland eine bundesweite Anti-Terror-Einheit,

Drei Buchstaben und eine Zahl:„GSG 9“. Das Kürzel umrankenMythen und Geheimnisse, Terror-

anschläge und Erfolgsgeschichten, wiedie Befreiung von Passagieren einerentführten „Lufthansa“-Maschine 1977in Ostafrika. Die Sondereinheit derdeutschen Bundespolizei ist internatio-nal ein Begriff. „Die GSG 9 wird nurbei besonderen Einsätzen herangezo-gen, sie ist quasi die letzte Reserve derBundesregierung“, erklärt Olaf Lindner,Kommandeur der Einheit. Wann die„Neuner“, wie sich die Einheitsangehö-rigen intern nennen, einschreiten dür-fen, ist im Bundespolizeigesetz gere-gelt. Sie agieren direkt für die „Mutter-organisation“, die Bundespolizei, etwabei Schleusungskriminalität oder illega-ler Migration. Auch andere Bedarfsträ-ger fordern sie an, vor allem die Polizei-en der Bundesländer, das Bundeskrimi-

nalamt, die Bundeszollverwaltung unddas Auswärtige Amt. Die GSG 9 wirdzur Terrorbekämpfung eingesetzt, sowiezur Bewältigung komplexer oder beson-ders gefährlicher Lagen, bei denen „Wi-derstand unter Anwendung von Waffen,Explosivstoffen, Sprengvorrichtungen,Gefahrstoffen, Organismen oder ande-rer gefährlicher Materialien nicht auszu-schließen ist“.Im Ausland kommt sie zur Rettung

deutscher Staatsangehöriger zum Ein-satz, soweit es – wie das Bundespolizei-gesetz ausführt – humanitären Zweckendient, dringende Interessen der Bundes-republik Deutschland berührt sind unddas Einvernehmen mit dem betroffenenStaat für einen Einsatz erzielt wordenist. Beamte der GSG 9 sind außerdembei längerfristigen Auslandsmissionender EU oder der Vereinten Nationen zufinden.

Rund 1.700 Einsätze hat der Elite-verband in seiner 40-jährigen Geschich-te durchgeführt, die meisten im Stillen,ohne großen Medienrummel. Aus takti-schen Gründen hat die Einheit kein In-teresse an zu viel öffentlicher Aufmerk-samkeit. Die Mitglieder tragen im Ein-satz Masken; über ihre Missionen wirdaußerhalb des Dienstes Stillschweigenbewahrt. Zumeist ist dem weiteren per-sönlichen Umfeld nicht einmal die be-sondere Polizeiverwendung bekannt:„Außer meiner Familie und einigen sehrengen Freunden weiß niemand, dass ichbei der GSG 9 bin“, sagt einer der Be-amten. Zu den medial beleuchteten Ein-sätzen der GSG 9 im Jahr 2012 gehör-ten etwa die Verhaftung Verdächtiger inZusammenhang mit Ermittlungen gegendie rechtsextreme „Zwickauer Zelle“sowie Razzien und Verhaftungen imBereich der kriminellen Rocker-Szene.

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FOTO: GSG 9

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Decklandeübung der GSG 9: Spezialisten für Einsätze im maritimen Bereich.

Auf den Schwingen der „Neuner“Nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München wurde 1972 in Deutschland eine bundesweite Anti-Terror-Einheit, die „Grenzschutzgruppe 9“, gegründet. Heute gehört die GSG 9 zu

den renommiertesten Polizei-Eliteverbänden der Welt.

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Page 2: Auf den Schwingen der „Neuner“Auf den Schwingen der „Neuner“ Nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München wurde 1972 in Deutschland eine bundesweite Anti-Terror-Einheit,

Zusammenarbeit mit den Ländern.„Wir werden in einem Bundesland aus-schließlich auf Anforderung der dorti-gen Landespolizei tätig“, beschreibtOlaf Lindner. „Wenn die Kräfte nichtausreichen, wenn eine bestimmte Fähig-keit oder eine bestimmte Ausstattunggefordert ist, dann kommen wir zur Un-terstützung.“ Die Polizeihoheit liegtnach der deutschen Verfassung bei denBundesländern; Bereiche wie Luftsi-cherheit, Bahnpolizei oder Grenzpolizeisind ausgenommen und fallen in die Zu-ständigkeit der Bundespolizei. „Die GSG 9 ist nicht die einzige

Spezialeinheit in Deutschland. Wennwir kommen, sind meistens schon Kräf-te aus den Ländern vor Ort. So entstehtkeine zeitliche Lücke“, sagt Lindner.Alle 16 Bundesländer verfügen überSpezialeinsatzkommandos (SEK). In al-

ler Regel schreitet bei gefährlichen Ein-sätzen und Sonderlagen zuerst das SEKein. „Wenn das SEK der Auffassung ist,dass die eigenen Kräfte nicht ausrei-chen, dann wird es ein anderes SEKhinzuziehen, oder die GSG 9“, erläutertLindner. „Das wird vor allem bei längerandauernden oder komplexen Lagen derFall sein, denn wir können ergänzendeFähigkeiten, Ausstattungen und Perso-nal anbieten.“ Mit den meisten Bundesländern gibt

es Vereinbarungen, die teils interminis-teriell, teils auf Ebene der Polizeipräsi-dien abgeschlossen worden sind. In ih-nen ist geregelt, wann und in welcherForm die GSG 9 ins Spiel kommt. „DieFührung des Gesamteinsatzes liegt im-mer beim Bundesland. Wenn die GSG 9zum Beispiel auf einem bundesdeut-schen Großflughafen zu einer Lage ge-

rufen wird, dann integriert sie sich indie Polizei- und Einsatzstruktur des zu-ständigen Bundeslandes und führt ge-meinsam mit diesem den Einsatzdurch.“ Das Zusammenspiel zwischenBund und Ländern läuft in geübtenBahnen: „Ein Bundesland fragt beimBMI an und das Ministerium gibt denEinsatzbefehl der GSG 9 für diesesBundesland. „Genauso ist es auch beianderen Behörden, wie dem Bundeskri-minalamt oder dem Zoll“, berichtetKommandeur Lindner. „Wenn etwa einentsprechender Zugriff auf einen ge-fährlichen Straftäter erfolgen soll – dieSchwelle ist immer der Umgang mitWaffen und Explosivstoffen –, dannfordern Bundeskriminalamt oder Bun-desfinanzminister die GSG 9 an. In derPraxis funktioniert das sehr einfach undunbürokratisch.“

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FOTOS: GR

EGORWENDA

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Kommandogebäude der GSG 9 in Sankt Augustin bei Bonn. Waffenkammer der GSG 9 der deutschen Bundespolizei.

München und MogadischuNachdem das palästinensische Ter-

rorkommando „Schwarzer September“am 5. September 1972 in München dieisraelische Olympiamannschaft gefan-gen nahm und die deutschen Sicher-heitskräfte den Terroristen keine pro-fessionelle Spezialeinheit entgegenset-zen konnten, war die Geburtsstunde ei-ner polizeilichen Eingreiftruppe aufBundesebene gekommen. Nach einemmissglückten Befreiungsversuch amFlughafen Fürstenfeldbruck, bei demalle Geiseln, fünf palästinensische Ter-roristen und ein Polizeibeamter starben,erteilte Innenminister Hans-DietrichGenscher den Auftrag zur Gründung ei-ner Anti-Terror-Gruppe beim Bundes-grenzschutz (BGS); mit dem Aufbau

wurde der damalige BGS-Verbindungs-offizier beim Innenminister, Oberstleut-nant Ulrich Wegener, betraut. DieGründung erfolgte am 26. September1972. Parallel dazu begannen verschie-dene Bundesländer erste Polizei-Spezi-aleinsatzkommandos einzurichten.

Mogadischu. Die „Operation Feuer-zauber“ wurde zur „Feuertaufe“ derGSG 9. Arabische Terroristen hattenam 13. Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut“ auf dem Flugvon Mallorca nach Frankfurt entführt.Vier Terroristen nahmen 83 Passagierein ihre Gewalt und töteten den Piloten.Nach mehreren Zwischenstopps landetedas Flugzeug in Mogadischu, derHauptstadt von Somalia. Die GSG 9war der „Landshut“ seit deren Start in

Larnaka gefolgt und konnte mit der so-malischen Regierung nach längerenVerhandlungen Einigung über eine Er-stürmung der Maschine erzielen. In derNacht auf den 18. Oktober 1977 gelangdie Mission auf fremdem Boden. AlleGeiseln konnten lebend gerettet wer-den, drei der vier Terroristen wurdenerschossen. Ulrich Wegener und seineTruppe wurden über Nacht zur Legen-de. „Das hatte eine erhebliche Binnen-wirkung in den Verband hinein, weildie Männer von damals sehr gut trai-niert waren und lange auf einen solchenEinsatz gewartet hatten“, berichtetGSG-9-Kommandeur Olaf Lindner. Ei-nige Beamte von damals sind noch im-mer bei der GSG 9; allerdings nichtmehr in den Einsatzeinheiten, sondernin administrativen Stabsfunktionen.

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Bei Krisenlagen im Ausland ist es dasAuswärtige Amt, das um Unterstützungder GSG 9 ersucht. Die Auslandseinsät-ze der „Neuner“ in den vergangenenvier Jahrzehnten waren laut Komman-deur Lindner „zahlreich und regelmä-ßig“. „Wir waren auf allen Hotspotsrund um den Globus, auf allen fünfKontinenten eingesetzt und haben dortumfangreiche internationale Erfahrunggesammelt.“ Dazu gehörten insbesonde-re Einsätze bei Geiselnahmen im Aus-land, wie die „Operation Desert Fox“im September 2008: Elf Touristen, da-runter fünf Deutsche, waren in der ober-ägyptischen Wüste entführt worden. DieGSG 9 reiste mit Spezialisten weitererBehörden nach Ägypten. Bevor ein Zu-griff erfolgte, wurden die Geiseln frei-gelassen. Zum Schutz deutscher Diplo-maten oder anderer deutscher Staatsan-gehöriger, die in ihrer Botschaft Zu-flucht gefunden haben und sich in einerNotlage befinden, kann die GSG 9ebenfalls eingesetzt werden. Der perma-nente Personenschutz an deutschen Bot-schaften in Krisengebieten liegt inzwi-schen in den Händen einer eigenen, vonder GSG 9 getrennten Einheit. „Wir ha-ben diese Einheit mitaufgebaut und einEinsatz- und ein Aus- und Fortbildungs-konzept geschrieben“, sagt Olaf Lind-ner. Die Einheit mit der Bezeichnung„Schutz in Krisengebieten“ wird weiterunterstützt – insbesondere logistisch. Ebenfalls nicht mehr zur GSG 9 ge-

hört die Flugsicherheitsbegleitung („AirMarshals“), die nach den Terroranschlä-gen vom 11. September 2001 aufgebautwurde. „Wir haben bei der Entstehung

einer eigenständigen Einheit mitgehol-fen. Die Flugsicherheitsbegleiter gehö-ren immer noch zur Bundespolizei, abernicht mehr zur GSG 9 – ein gutes Bei-spiel für Pionierarbeit, wie sie die GSG9 in ihrer Geschichte immer wieder ge-leistet hat“, erklärt Lindner. Die GSG 9bietet auch Aus- und Fortbildungsunter-stützung für Polizeibehörden im In- undAusland an und wird beratend oder gut-achterlich tätig.

Das Kommandogebäude der GSG 9befindet sich in Sankt Augustin-Han-gelar bei Bonn. Inmitten des weitläufi-gen Areals mit Amtsgebäuden, Hallenund Sportplätzen wird ein separat einge-zäunter und gesicherter Bereich von den„Neunern“ verwendet. „Wir haben einehervorragende Infrastruktur und Logis-tik mit mehreren Großflughäfen vor derHaustür. Dazu kommt ein dichtes Auto-bahnnetz, von dem aus wir jeden Teilder Republik sehr schnell erreichenkönnen“, unterstreicht Olaf Lindner. Die Dienstanweisung der GSG 9

schreibt eine fixe Zeit für die Mobilma-chung vor: „Wir garantieren allen unse-ren Auftraggebern, dass wir innerhalbeiner Stunde nach Alarmierung ab-marschbereit sind – entweder über denLandweg oder über den Luftweg. Nichtals ganze GSG 9, sondern mit einemfestgeschriebenen Kräftekontingent, dasbei Bedarf aber in kurzer Zeit erhöhtwerden kann.“ In den Gründungsjahrenbestand die GSG 9 aus drei operativenEinheiten mit je 30 Mann, seither hatsich die „Gruppe“ deutlich vergrößert.Genaue Personalzahlen werden aus Si-

cherheitsgründen nicht genannt. Die letzte größere Umstrukturierung

erlebte die GSG 9 nach den Terroran-schlägen des 11. September 2001: Sieist in Ausbildungselemente, Unterstüt-zungselemente und Einsatzelemente un-terteilt. Die drei Einsatzeinheiten habenfür besonders gefährliche und komplexeLagen verschiedene Schwerpunkte he-rausgebildet (1. Einsatzeinheit: Präzisi-onsschießen, 2. Einsatzeinheit: Tauch-einsätze, 3. Einsatzeinheit: Fallschirm-einsätze), wobei alle GSG 9-Beamten injedem Metier verwendbar sind. AuchExperten zum Entschärfen von Spreng-und Brandmitteln stehen zur Verfügung. Die Einsatzeinheiten untergliedern

sich in Spezialeinsatztrupps (SET). Be-sonders aktiv arbeiten die „Neuner“ mitder Fliegergruppe der Bundespolizei zu-sammen. „Wir haben in unsere Alarm-bereitschaft, unsere Trainingspläne undunsere Einsatzverfahren immer die Flie-gergruppe eingebunden und können aufihre Hubschrauber zurückgreifen“,schildert Kommandeur Olaf Lindner. Sogenannte „luftbewegliche Annäherungs-varianten“, also Fallschirmsprungeinsät-ze oder das Absetzen per Helikopter,werden laufend geübt; die schusshem-mend gebauten „Super Puma“-Helikop-ter sind eng mit der Einsatzarbeit derGSG 9 verknüpft. Das Tätigkeitsabzei-chen der GSG 9 – der Bundesadler mitzwei flankierenden Schwingen aus Ei-chenlaub – wird seit 1973 verliehen.

Aufnahme und Training. Der Weg ei-nes Aspiranten in die Spezialeinheit isthart. Bei einem einwöchigen Auswahl-

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FOTOS: GS

G9, S. SÜ

NKLER

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GSG 9: Seit der Gründung 1972 leistete die Sondereinheit über 1.700 Einsätze.

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verfahren wird die sportliche, psy-chische und charakterliche Eignung un-ter extremer Belastung getestet. Nurrund zehn Prozent der Bewerber schaf-fen die Aufnahme in die GSG 9; Frauenwaren bislang nicht darunter. „Für Frau-en gelten im Auswahlverfahren die glei-chen strengen Anforderungen wie fürMänner. Nur wenn eine Frau diesesAuswahlverfahren besteht, kann sieauch im Einsatzelement der GSG 9Dienst leisten“, sagt Olaf Lindner. Frau-en sind derzeit nur im Verwaltungsbe-reich und in der Öffentlichkeitsarbeitder GSG 9 zu finden. Wer den Sprung zu den „Neunern“

geschafft hat, der muss ständig trainie-ren, um die eigenen Fähigkeiten zu er-halten und zu verbessern. Trainingsein-heiten finden nicht nur im Inland statt,sondern auch im Ausland – etwa in Ita-lien zur Übung maritimer Fertigkeitenoder in Österreich bei Fallschirmsprün-gen mit dem Einsatzkommando Cobra. Eine besondere Form des Trainierens

ermöglicht seit 1983 die „Combat TeamConference“: Alle vier Jahre lädt dieGSG 9 zu diesem internationalen Ver-gleichskampf der Spezialeinheiten nachSankt Augustin-Hangelar ein. Die letzteCTC fand im Sommer 2011 statt; 41Spezialeinheiten aus der ganzen Weltmaßen sich in Wettkämpfen und tausch-ten Erfahrungen und Informationen aus.„Der wesentliche Wert liegt nicht imWettkampf an sich, sondern im Ken-nenlernen und Zusammenführen derweltweiten Familie der Spezialeinhei-ten. Die Leute, die man hier trifft, siehtman häufig bei einem gemeinsamenEinsatz im Ausland wieder. So kannman einander wechselseitig besser un-terstützen“, betont Lindner. Das Ein-satzkommando Cobra gehört bei denCTC-Bewerben üblicherweise zu denSpitzenreitern. 2011 war das Spezialein-satzkommando von Baden-Württem-berg der Gesamtsieger.

Drei Einheitsangehörige sind in der40-jährigen Geschichte der GSG 9 imEinsatz gestorben. Am 27. Juni 1993wurde der GSG-9-PolizeikommissarMichael Newrzella bei der Festnahmeder RAF-Terroristen Birgit Hogefeldund Wolfgang Grams am Bahnhof inBad Kleinen erschossen. Am 7. April2004 kamen Thomas Hafenecker undTobias Retterath bei einer Auslandsver-wendung im Irak in einen Hinterhaltund wurden getötet. Gregor Wenda

www.bundespolizei.de

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