Aufbruch der Molaaten

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Atlan - Die Abenteuer der SOLNr. 584Zone-X

Aufbruch der Molaatenvon Horst Hoffmann

100 000 Wesen im Kampf um eine neue Zukunft

In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefhrliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung.Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, fr die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X, einen mchtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat und dessen Standort man inzwischen genau bestimmt hat.Dieser Standort ist das Flekto-Yn und ihm gelten auch die Aktivitten der Fnften Kolonne der Molaaten, die es schafft, Hidden-X Zehntausende von Sklaven abzujagen und somit einen wichtigen Sieg zu erringen.Nun aber, bevor man den Kampf gegen Hidden-X fortfhren kann, gilt es, den befreiten Gefangenen den Start in eine neue Zukunft zu ermglichen.Dieser Start ist identisch mit dem AUFBRUCH DER MOLAATEN

Die Hauptpersonen des Romans:

Oggar - Das Multibewutsein begleitet die Molaaten.Wuzgu - Sprecher der Molaaten.Drux, Pina und Filbert - Sie kmpfen um die Zukunft ihres Volkes.Jard Neru - Kommandant der MOSES.Bldel - Der seltsame Roboter macht eine wichtige Entdeckung.

1. Aufbruch

Noch ein Dunkelplanet, sagte Hage Nockemann verdrielich, und unsere SOL platzt aus den Fugen.Atlan sah ihn nur ber die Schulter an. Die beiden Mnner saen allein in einem kleinen Kommunikationsraum und beobachteten ber die Bildschirme den Zusammenbau des Containertrgers, von dem sie sich die Lsung wenigstens eines ihrer Probleme erhofften.Unzhlige Roboter und Raumfahrer in Schutzanzgen arbeiteten unter SENECAS Anleitung an dem im Weltraum entstehenden Gebilde, das noch wie ein sthlernes Skelett aussah allerdings eines mit einer Lnge von 320 und einer Breite von 120 Metern. Ebenfalls 120 Meter betrug die Gesamttiefe von der Bedienungs- und Manvrierplattform bis zu den Containerabsttzungen. Zwischen ihnen sollten in wenigen Tagen die in Montage befindlichen 'Transportwrfel Platz finden, und in diesen wiederum rund einhunderttausend Molaaten.Genau das hatte Nockemann mit seiner Bemerkung gemeint: Es gab inzwischen mehr Molaaten als Solaner auf der SOL.Wenn es nicht zu lcherlich klnge, murmelte Atlan, sollte man meinen, Hidden-X gbe uns die Zeit, seine wertlos gewordenen Sklaven abzuholen.Nockemann lachte trocken. Wenn es dir doch mitgeteilt hat, sein Flekto-Yn sei jetzt fertig, braucht es sie nicht mehr. Auerdem will es seine Rache an uns vollzogen haben. Davon spren wir zwar noch nichts, aber wenn sie pltzlich wirksam wird, kann es unserem Feind gleich sein, was wir in unseren letzten Stunden tun. Atlan winkte ab. Natrlich kreisten auch seine Gedanken um die rtselhafte uerung von Hidden-X, die nur er, Bjo Breiskoll und Breckcrown Hayes empfangen hatten. Welchen Sinn hatte es aber, durch dauerndes Gerede darber eine Hysterie heraufzubeschwren. Man tappte im dunkeln, und der einzige Anhaltspunkt, der vielleicht gegeben war, der Tod Tristan Bessborgs und die noch unerklrlichen Beschwerden vieler Buhrlos, betraf nur eine relativ kleine Gruppe an Bord. Da Hidden-X' Rache mit der Gefangennahme der drei Molaaten Sanny, Oserfan und Ajjar identisch sein sollte, konnte sich niemand vorstellen.Also wurden die Erkrankungen der Buhrlos ernstgenommen. Es galt als sicher, da die Seuche von Hreila Morszek an Bord gebracht worden war. Von der Buhrlo-Frau fehlte jede Spur. Sicher war nur, da sie sich irgendwo in der SOL versteckte.Atlan stellte eine Verbindung zur Hauptzentrale her. Er konnte augenblicklich ebenso wenig tun wie Hage nur warten und sich informieren lassen.Das Gesicht von Breckcrown Hayes auf dem Bildschirm war verkrampft und dster. Man sah dem High Sideryt an, da er eine gehrige Portion Schlaf nachzuholen hatte.Ich habe nichts gegen die kleinen Kerle, sagte Hayes. Aber ich zhle die Stunden, bis sie von Bord sind. Es gibt nichts Neues, Atlan. Kein Hinweis auf Hreila Morszek, keiner auf irgendwelche gegen uns gerichteten Aktivitten von Hidden-X.Da Hidden-X nach wie vor prsent war, davon zeugte der unverndert starke mentale Druck, unter dem die Solaner zu leiden hatten, die Vorste in den Bereich der Zone-X unternahmen. Das Fernraumschiff selbst hatte sich aus der eigentlichen Zone zurckgezogen, um dem Mentaldruck auszuweichen. Die SOL stand nun exakt zwei Lichtminuten jenseits der imaginren Grenze. Oggars HORT war an sie angekoppelt.Atlan und Hayes hatten die Inaktivitt des Gegners dazu genutzt, um weitere Dunkelplaneten abzusuchen. Das Ergebnis bestand in den Molaaten an Bord. Man hatte sie gefunden und geborgen, jedoch keine technischen Einrichtungen, die hnliche Funktionen ausbten wie der zerstrte Dimensionstransmitter auf Krymoran. Allerdings gab es Hinweise darauf, da solche Gerte erst vor kurzem zerstrt worden waren.Der Grund dafr lag auf der Hand. Hidden-X brauchte keinen Nachschub an Kleinen Baumeistern mehr und hatte noch weniger Interesse an einem zweiten Vorsto seiner Gegner ins Flekto-Yn. Der Weg ins Hypervakuum war abgeschnitten, Hidden-X vollkommen vom normalen Universum isoliert.Die war die Situation am 20. Oktober des Jahres 3804. Der Einsatz der fnften Kolonne war als Teilerfolg und Teilniederlage zu werten. Von Sanny, Oserfan und Ajjar fehlte jedes Lebenszeichen. Das gleiche galt fr Wajsto Klsch, der nach Chail aufgebrochen war, um die Hilfe der Chailiden im Entscheidungskampf gegen Hidden-X zu erbitten. Atlan versprach sich von ihnen, da sie mit ihren geistigen Krften dem mentalen Druck entgegenwirken konnten. So beschrnkten sich Atlans gegen Hidden-X gerichtete Bemhungen vorerst allein auf die Suche nach Unterlagen ber ein Gert, mit dessen Hilfe man in das ominse Hypervakuum einzudringen hoffte. Einen Hinweis darauf, da es solche Konstruktionsplne irgendwo in der SOL gab, hatte Sanny dem Logbuch des Schiffes entnehmen knnen.Das Stillhalten macht uns verrckt! hatte der High Sideryt krzlich gesagt.Hayes hatte es nicht besser treffen knnen. Die Stimmung an Bord war gedrckt wie lange nicht mehr.Wie lange wird der Bau des Containertrgers noch dauern? fragte Atlan.Hayes zuckte die Schultern.SENECA meint, drei Tage. Schlielich waren die wichtigsten Baugruppen schon vorhanden, und auerdem luft die Montage nach einem uralten Programm ab. Unser Trger ist dem Typ nachgeahmt, der frher einmal durch die Transmitterstrae zwischen dem Solsystem und Olymp geschickt wurde. Du mut besser als ich wissen, wann das war. Du warst doch damals dabei, oder?3430, nickte der Arkonide. Das Solsystem mute in die Zukunft versetzt werden, um einen Bruderkrieg der Menschheit zu vermeiden. Es war fr die Angreifer einfach nicht mehr vorhanden. Und selbst, wenn man wute, da es noch existierte und wo, kam man nicht heran.Du meinst, wie wir nicht an Hidden-X herankommen. Aber es gibt einen Unterschied, Atlan. Wir werden dieses Hypervakuum knacken!Schwelgt ihr nur weiter in eurer Nostalgie, versetzte Nockemann. Falls mich jemand suchen sollte, ich bin bei den Buhrlos.Atlan warf einen letzten Blick auf die Schirme, bevor auch er den Raum verlie, um die Suche nach den so wichtigen Pltzen zu forcieren.Drei Tage! dachte er.Er wnschte den Molaaten, da sich ihre Hoffnungen erfllten und sie eine neue Heimat in Bumerang fanden, jener der Zwerggalaxis All-Mohandot vorgelagerten Sternenballung, in der die Ysteronen so schrecklich gewtet hatten.Er konnte nicht ahnen, wie schwer und gefahrvoll der Weg nach Hause fr die grnhutigen Zwerge werden wrde, wie hart und unbarmherzig der Kampf um eine neue Zukunft.

*

Als Wuzgu in die Korvette stieg, die ihn und einhundert andere Molaaten hinber zur MOSES tragen sollte, bewegten ihn gemischte Gefhle.Da war die Dankbarkeit den Solanern gegenber, die diesen ungeheuren Aufwand betrieben, um ihm und den Seinen die Heimkehr zu ermglichen. Natrlich wute er, da dies nicht ganz selbstlos geschah, doch dafr hatte er Verstndnis.Wuzgu beneidete die Menschen nicht um das, was vor ihnen lag.Es hatte ihn, der von seinem Volk zum vorlufigen Oberhaupt gewhlt worden war, einige Mhe gekostet, einige tausend Molaaten davon abzubringen, gemeinsam mit den Solanern gegen die schreckliche Macht kmpfen zu wollen, die ihnen soviel Unheil gebracht hatte. Wuzgu selbst kam sich fast als Verrter vor, der die erst eben gefundenen Freunde im Stich lie.Atlan war es gewesen, der diese Gewissensbisse beseitigen konnte. Und die Aufgabe, die auf Wuzgu zukam, tat ein briges, um auch die letzten Bedenken zu verscheuchen.Da war die Erinnerung an den Aufenthalt auf den Dunkelplaneten. Sie war eingebrannt in den Bewutseinen all derer, die einem grausamen Schicksal als Sklaven von Hidden-X nur um Haaresbreite entronnen waren. Wie viele andere Molaaten mochten im Flekto-Yn ihr Leben gelassen haben? Wie gro war der Prozentsatz derer, die durch Sannys Vorsto gerettet werden konnten?Es ist vorbei! sagte Wuzgu. Er mute den Blick nach vorne richten. Auf den Dunkelplaneten und im Flekto-Yn gab es keine Molaaten mehr ausgenommen Sanny, Oserfan und Ajjar. Da diese drei die Heimreise nicht mitmachen konnten, war bitter.Ein ganzes Volk machte sich auf den Weg ins Ungewisse, denn niemand konnte sagen, wie es in Bumerang inzwischen aussah. Zwar hatten die Ysteronen, die ihre Welten vor 12 Jahren zerstrten, den Molaaten Wiedergutmachung versprochen, doch war sie auch erfolgt?Wuzgu verga alle Sorgen in dem Moment, da sich das Hangarschott in die Hhe schob.Neben ihm drngten sich die anderen zusammen, die sich auf dem gleichen Deck befanden. Die Korvette war eigens fr den kurzen Transport leergerumt worden. berall gab es Monitoren, auf denen der Weltraum zu sehen war.Und was sie zeigten, war phantastisch.Behutsam wurde das Beiboot von Gravo-Feldern aus dem Hangar gehoben. Die mchtige Hantel der SOL ragte wie eine sthlerne Wand hinter ihm auf. Wuzgu und alle anderen Molaaten an Bord aber hatten nur Augen fr den Containertrger.Atlan hatte ihn MOSES getauft, was etwas mit der frhen Geschichte der Menschen zu tun hatte. Ein Mann namens Moses, so der Arkonide, hatte auch ein ganzes Volk in seine Heimat gefhrt. Er war sein Beschtzer gewesen.Und dieses Containerschiff wird uns beschtzen, flsterte Wuzgu.Du meinst seine Besatzung, sagte Nanna, Wuzgus Lebensgefhrtin. Die Gefhle, die sie vom ersten Augenblick an freinander empfanden, hatte auch die geistige Beeinflussung durch Hidden-X nicht vllig unterdrcken knnen.Und den HORT, kam es von Tolip, neben Nanna Wuzgus zweiter Stellvertreter. Oggar begleitet uns mit seinem HORT. Mit ihm haben wir keinen Gegner zu frchten. Er wird erst zur SOL zurckkehren, wenn er davon berzeugt ist, da wir in Sicherheit leben knnen.Wuzgu teilte diesen Optimismus nicht ganz, aber er schwieg.Immer grer wurde die MOSES auf den Bildschirmen, ein mchtiger Quader mit insgesamt fnf Containern unter dem eigentlichen Schiff, von denen jeder rund fnfzig Meter Kantenlnge besa. Die Oberflche der MOSES wirkte mit ihren vielen Antennen und Aufbauten sinnverwirrend.Noch berauschender aber war der Anblick der Tausende von Molaaten, die durch den Weltraum auf die MOSES zuschwebten. Wuzgu und seine engsten Mitarbeiter trugen Schutzanzge wie sie. Da sie sich von einem solanischen Schiff hinberbefrdern lieen, war nichts anderes als eine Geste, etwas, da diesem Augenblick symbolhafte Bedeutung verlieh.Wuzgu brauchte sich nicht auf die Zehenspitzen zu stellen, um alles ganz genau zu verfolgen. Maen die Molaaten durchschnittlich nur 53 Zentimeter in der Hhe, so durfte er fr sich weitere sieben beanspruchen.Durch ganze Schwrme winzig erscheinender berwechsler schob sich die Korvette. Die Molaaten wirkten wie Wolken von leuchtenden Insekten, von denen die ersten sich bereits berall dort an der MOSES festsetzten, wo Schotte und Luken offenstanden. Von Zugstrahlen erfat, verschwanden sie langsam einer nach dem anderen in den fnf Containern. Sie waren keine leeren Ksten, sondern in eine Vielzahl von Decks eingeteilt wie Raumschiffe. Etwa ein Viertel jedes Containers war mit Rohstoffen gefllt, die den Molaaten in ihrer neuen Heimat die Schwierigkeiten der ersten Monate zu berbrcken helfen sollten.Die Korvette dockte an. Die Molaaten drngten zu den Schleusen. Wuzgu wute, da er jetzt etwas sagen mute, aber ihm fielen keine Worte ein.Nun komm schon! Nanna stie ihm die Ellbogen in die Seite und schob ihn auf das vorbereitete Podest. Pltzlich waren Kameras und Mikrophone auf Wuzgu gerichtet. Von vier Bildschirmen blickten ihm Hunderte von Molaaten entgegen, von einem anderen Atlan und Breckcrown Hayes.Ich ich , begann Wuzgu. Atlan lchelte und zeigte Einsehen in seine Nte.Heb dir die Reden fr spter auf, Freund, sagte der Arkonide, dessen Stimme berall in der MOSES und in jedem Helmempfnger der Molaaten im Weltraum zu hren war. Ich bedaure, da wir euch nicht unter glcklicheren Umstnden begegneten und euch nicht mit der SOL begleiten knnen. Wenn ihr Sorgen habt, wendet euch an Jard Neru, den Kommandanten der MOSES. Er und seine Besatzung werden immer fr euch da sein. Atlan hob eine Hand zum Gru. Nun kommt gut nach Hause, und mge alles in Erfllung gegen, was ihr euch wnscht.Wuzgu sprte einen Klo im Hals sitzen. Er schluckte mehrmals, bevor er endlich laut ausrief:Das werden sie, Atlan, dank eurer Hilfe! Und solltet ihr jemals wieder nach Bumerang kommen, dann dann besucht uns einfach!Ohrenbetubender Beifall brandete auf, Hochrufe auf Wuzgu und die Solaner. Mit etwas wackligen Knien stieg der Sechzigzentimetermann vom Podest und beeilte sich, zu einer der offenen Schleusen zu kommen.Zwei Stunden spter nahm der Containertrger Fahrt auf. Jard Neru, als ehemaliger Pyrride einer der erfahrensten Beibootkommandanten der SOL, hatte in erster Linie die Aufgabe, stndiger Ansprechpartner der hunderttausend Molaaten zu sein. Das wirkliche Kommando ber die MOSES hatte Oggar, dessen HORT nun neben dem Trgerschiff beschleunigte. Die Bildsprechverbindung mit der SOL blieb bestehen, bis der HORT und die MOSES synchron in den Linear-, beziehungsweise Hyperraum gingen. Sie wrden nach einer zurckgelegten Strecke von drei Millionen Lichtjahren zugleich in den Einsteinraum zurckfallen und eine erste Orientierung vornehmen.Alle fr den Flug nach Bumerang erforderlichen Daten waren von SENECA in das Mnemodukt gegeben worden. Kurs und die Lnge der berlichtetappen standen fest doch es sollte alles ganz anders kommen, noch ehe die Hlfte der gewaltigen Entfernung von fast 40 Millionen Lichtjahren zurckgelegt war.In der Hauptzentrale der SOL starrte Atlan nachdenklich auf die Bildschirme, die nichts mehr zeigten als die Schwrze des Leerraums. Irgendwie fhlte er sich an den Exodus der Bordmutanten erinnert, die die SOL im Mausefalle-System verlassen hatten.Pltzlich schauderte er unter dsteren Ahnungen.Er schrieb sie seinen eigenen Problemen zu und rief die Berichte der Gruppen ab, die nach den Bauplnen fr das Gert zur Durchdringung des Hypervakuums suchten. Das Kapitel Molaaten war zugeschlagen, sah man von den drei Verschollenen ab.Die finstere Stimmung blieb, zumal Atlan von den Suchgruppen wiederum nur negative Berichte erhielt. Wie sollte man nach etwas suchen, von dem man nicht einmal wute, in welcher Form es gespeichert war?Fnf Stunden nach dem Aufbruch der Molaaten verlieen zwei Leichte Kreuzer die SOL, um auch die rund achthundert gefundenen Roxharen zurck nach Roxha zu bringen.Unser Schiff, versuchte Uster Brick einen Scherz, gehrt damit wieder uns.

*

Insider starrte Oggar an wie einen Geist. Etwas Fremdes? fragte er berrascht. Wer sagt, da es etwas Fremdes in der MOSES gibt?Sternfeuer. Aber sie ist sich ihrer Sache nicht sicher. Sie glaubt nur, einmal ganz kurz fremdartige Impulse aus der MOSES empfangen zu haben.Und du hast nicht die Absicht, Neru darber zu informieren? Beim nchsten Orientierungsaustritt, meine ich? Das Mischwesen winkte ab.Wir werden weiter beobachten. Ein blinder Alarm wrde die Besatzung nur unntig verunsichern.Oggar schwenkte seinen Sessel herum und wandte sich wieder den Instrumenten zu. Insider seufzte und warf dem Mnemodukt einen undefinierbaren Blick zu. Die acht Meter groe Kugel schwebte etwa einen Meter ber dem Zentralboden, und wie so oft war Insider fast sicher, da zwischen der Positronik und Oggar eine lautlose Unterhaltung stattfand, von der er ausgeschlossen blieb.Oggars Rache hatte sich noch nicht ganz erfllt. Zwar lebte Hapeldan nicht mehr, doch der letzte der Pers-Oggaren wrde nicht eher zur Ruhe kommen, bis auch Hidden-X zur Strecke gebracht war. Deshalb die Unrast und deshalb der vielleicht verhngnisvolle Leichtsinn.Neru sollte Bescheid wissen, stellte Insider sich stur. Wenn mit der MOSES etwas passiert, bist du schuld.Spar dir die Mhe, kam es von Cpt'Carch. Insider bemerkte es am nur leicht vernderten Tonfall der Androidenstimme. Ich protestiere ja auch, aber auf mich hrt er auch nicht. Oggar ist und bleibt ein Dickschdel! Wenn ich erst richtig geboren wre, machte er das nicht mit uns!Ich dachte, du wrest ?Ich bin jetzt sicher, da ich's nicht bin.Insider kannte dieses Thema zur Genge. Er drehte sich um und verschrnkte alle vier Arme vor der Brust.Er zeigte erst wieder Interesse, als der HORT und die MOSES in den Normalraum zurckstrzten. Die noch weit entfernten Galaxien waren nichts weiter als schwache Nebelflecken im unendlichen Dunkel des Leerraums. Die Lichter der MOSES lieen den Containertrger wie ein riesiges, funkelndes Insekt aussehen.Es war die zweite Unterbrechung des berlichtflugs. In gut 28 Stunden hatten die beiden Schiffe die phantastische Strecke von zehn Millionen Lichtjahren hinter sich gebracht. Die nchste berlichtetappe sollte ber die gleiche Distanz fhren. Die Unterbrechungen dienten weniger einer echten Orientierung als vielmehr der routinemigen Kommunikation zwischen der MOSES und dem HORT.Entsprechend gering war Oggars Interesse, als ein Bildschirm sich erhellte und Nerus schmales, dunkelbraunes Gesicht mit dem pechschwarzen Vollbart zeigte. Was sie sich mitzuteilen hatten, wrde nichts Weltbewegendes sein.Das dachte Oggar jedenfalls bis zu dem Augenblick, in dem Sternfeuers lautloser Schrei das Multibewutsein zu sprengen drohte.Neru hatte noch kein Wort gesagt, als Insider den Androidenkrper in seiner blauen Kombination mit dem Sonnensymbol auf der Brust zusammenzucken und sich aufbumen sah. Oggar fuhr aus dem Sitz auf, stand fr Sekunden schwankend vor den Kontrollen und drohte zu strzen.Insider, der etwas hnliches schon mehr als einmal erlebt hatte, erstarrte vor Schreck. Als er sich endlich dazu aufraffen konnte, dem Partner zu Hilfe zu eilen, sank Oggar schon wieder in den Kontursessel zurck. Fr einen Moment sa er ganz still. Dann stie er einen markerschtternden Schrei aus und erschlaffte.Nerus Augen waren weit aufgerissen. Der Solaner winkte andere Mnner und Frauen herbei.Nicht schon wieder! dachte Insider entsetzt. Er darf mich nicht schon wieder alleinlassen!Erst jetzt hrte er Nerus Stimme. Langsam drehte er sich dem Bildschirm zu. eine Erklrung! Insider, wenn Oggar schon nicht antworten kann, sag du uns, was das zu bedeuten hat.Der Zwzwko suchte nach Worten. Schlielich brachte er verzweifelt hervor:Ich wei es auch nicht, Jard! Aber ich frchte, sein Geist ist wieder Ich brauche keine Hilfe, wurde er unterbrochen. Oggars Kunstkrper straffte sich. Der Pers-Oggare warf den Kopf in den Nacken und sah Neru durchdringend an.Wir werden noch nicht wieder auf berlicht gehen, sagte er hart. Ich komme zu euch herber. Stellt jetzt keine Fragen, aber haltet die Augen offen. Es ist etwas Fremdes an Bord der MOSES.Bevor Neru ihn mit Fragen bestrmen konnte, unterbrach Oggar die Verbindung.Er drehte sich um.Ich bin nur noch zwei, Insider.Der Grnhutige schttelte verstndnislos den Kopf.Sternfeuers Bewutsein ist wie erloschen. Es existiert weiterhin in mir fort, aber die pltzliche Intensitt und die Art der fremden Impulse aus der MOSES haben es paralysiert. Sie brachten Carch und mich ebenfalls an den Rand des Abgrunds. Du hattest recht, Insider.Dann sprte sie es wieder, sofort nachdem wir zurckstrzten? fragte er.Nicht sofort. Sie esperte, ohne etwas entdecken zu knnen, das nicht in die MOSES gehrte. Dann explodierte das Fremde in ihr. Was sich dort drben eingeschlichen hat, mu innerhalb von Sekunden erwacht sein und auch nur fr Sekunden. Ich wei nicht, was Sternfeuer telepathisch miterleben mute, aber es war mehr, als sie verkraften konnte.Oggar erhob sich und machte sich bereit zum berwechseln. Das Mnemodukt fhrte den HORT auf seinen Befehl hin ganz dicht an die MOSES heran.Als Oggar den Kombistrahler zu sich genommen und berprft hatte und sich zum Verlassen des Schiffes anschickte, sagte er ber die Schulter: Es war so, als wrde etwas erwachen und etwas anderes oder jemand anderer im gleichen Augenblick sterben.Insider lief es eiskalt den Rcken herunter. Oggars Haut schimmerte nicht mehr wie normal wei, sondern nur fahlrosa und grn. Er hatte sich durch einen Geistesbefehl unangreifbar gemacht.

2. Wer auer uns?

Neben Wuzgu und seinen Freunden, Beratern und Vertrauten gab es unter den Molaaten eine zweite Gruppe, die immer sicher sein konnten, berall ein dankbares Publikum zu finden. Bei diesen dreien handelte es sich um Drux, Filbert und ihre Gefhrtin Pina jene drei also, die zusammen mit Sanny und Oserfan von Atlan aus den Trmmern des Sonnensystems Heimat-11 gerettet worden waren, wo sie sich nach dem Abzug der nickelraubenden Ysteronen in einer luftdichten Hhle verstecken konnten, mitten in einem der Planetentrmmer.Die drei wurden, sehr zu Wuzgus Mifallen, von ihren Artgenossen regelrecht vergttert. Immer und immer wieder muten Drux, Filbert und Pina von ihren Erlebnissen erzhlen. Jeder von ihnen htte leicht an Wuzgus Stelle treten knnen, aber danach stand keinem der Sinn.Sie waren inzwischen heilfroh, wenn sie einmal fr Stunden Ruhe hatten. Dann jedoch kamen die Gedanken an Sanny und Oserfan. Den einzigen Ausweg aus dem Dilemma sahen sie schlielich darin, auf eigene Faust die MOSES zu erkunden.Natrlich waren sie dank ihrer langen Anwesenheit auf der SOL mit der solanischen Technik besser vertraut als jeder andere der hunderttausend Molaaten. So fiel es ihnen nicht schwer, die Wohnbereiche zu verlassen, wie die Container nun allgemein genannt wurden. Man nummerierte sie vom Bug ausgehend von eins bis fnf durch. Meist hielten sich die Freunde im Wohnbereich-1 auf, wo auch Wuzgu residierte. Die Mnner und Frauen der MOSES-Besatzung kannten sie inzwischen schon, denn als Drux, Filbert und Pina nun das Trgerschiff betraten, war es nicht das erstemal.Es war eine Mischung aus Zeittotschlagen und Neugier, die die drei die verschiedensten Rume der MOSES durchstbern lie. Und natrlich wollten sie noch lernen, solange sie die Gelegenheit hatten. Was sie von der Technik der Menschen begriffen oder erklrt bekamen, lie sich bestimmt spter nutzbringend verwenden, wenn es wieder galt, eigene Raumschiffe zu bauen.Drux war auf das Gelnder der Galerie geklettert, die sich dicht unter der Decke des gewaltigen Maschinenraums an den Innenwnden entlangzog. Von hier, aus einer Hhe von zwanzig Metern, lie sich ein guter Teil der riesigen Ferntriebwerke berblicken, die aussahen wie gewaltige, gedrungene Raupen. Raumfahrer, die die Molaaten sahen, lachten und winkten ihnen zu.Drux winkte zurck und fiel fast vom Gelnder.Du wirst dir noch den Hals brechen, wenn du so weiterturnst, schimpfte Filbert, der sich etwas ngstlich mit dem Rcken gegen die Wand drckte, um nur nicht zu nahe an den Abgrund zu geraten.Drux schob seine Beinchen ber die oberste Begrenzungsstange und lie sie herunterbaumeln.Knnte dir doch nur recht sein, oder? Dann httest du Pina ganz fr dich allein.Drux! rief das Molaatenmdchen. Wie kannst du so etwas sagen!So lange sage ich das, bis du dich fr einen von uns entschieden hast. Wir sind bald zu Hause, Schatzi, und brauchen Nachwuchs fr unser Volk.Du sollst nicht immer Schatzi zu ihr sagen! kreischte Filbert.Drux beeindruckte das nicht. Er wechselte das Thema.Es ist phantastisch, oder? Wenn man berlegt, da diese Triebwerke nach dem Austausch von bestimmten Baugruppen eine Reichweite von annhernd 85 Millionen Lichtjahren haben. Damit knnten wir von einem Ende Bumerangs bis zum anderen hin- und zurckfliegen, bis keiner mehr von uns lebt.Wir mssen erst einmal da sein, dmpfte Pina seinen berschwang.Warum sollten wir nicht heil ?Weil wir fr mein Gefhl schon viel zu lange darauf warten mssen, da die MOSES wieder auf berlicht geht.Drux gab einen Seufzer von sich und kletterte von seinem Aussichtspunkt. Er legte Pina einen Arm um die Schulter und rieb seine Nase an ihrer Wange.Den Solanern geht eben nichts ber die Sicherheit, Schatzi. Wir haben so lange gewartet, da wir jetzt die Geduld nicht verlieren sollten.Als er und Pina weit genug vom Gelnder weg und in der sicheren Schleuse waren, schob Filbert sich zwischen die beiden und trennte sie ziemlich unsanft voneinander.Aber ich verliere die Geduld, Drux! Noch einmal, Schatzi, und ich verhaue dich und rupfe dir dein Fell in Bscheln aus!Ach, Filbert, seufzte Drux, du solltest nicht soviel Kraftnahrung zu dir nehmen. Kommt, gehen wir weiter.Sie schlenderten durch eine Reihe von Korridoren, Drux und Filbert vertrugen sich wieder und phantasierten ber die Familie, die jeder von ihnen mit Pina grnden wollte. Pina dagegen blieb schweigsam und ernst.Die Zeit verging, und nichts deutete darauf hin, da die MOSES wieder Fahrt aufnehmen sollte. Allmhlich bertrug sich Pinas dstere Stimmung auch auf die Freunde.Man sollte uns wenigstens den Grund der Verzgerung mitteilen, spielte Filbert sich auf.Schlielich sind die Solaner fr uns verantwortlich und wir nicht fr sie. Er sah sich beifallheischend um. Wozu haben wir einen Anfhrer gewhlt? Warum ist Wuzgu noch nicht bei Jard Neru?Vielleicht ist er's schon, meinte Drux. Ich htte gute Lust, in der Zentrale nachzusehen.Dann tun wir's doch!Der Weg der Molaaten zum Bug der MOSES mit dem Kommandostand fhrte zurck durch die Triebwerkssektionen. Diesmal muten sie um die drei gewaltigen, vorne und hinten abgerundeten Zylinder der Fernflugtriebwerke herumgehen.Es ist so merkwrdig still hier, flsterte Pina. Seht ihr einen Techniker?Die vorhin noch bei der Arbeit beobachteten Solaner waren tatschlich verschwunden.Drux mute schlucken. Pltzlich hatte er das Gefhl kommenden Unheils.Er schalt sich so lange einen Narren, bis Pina vor einem Montagegert stehenblieb und die Hndchen in die Seiten stemmte.Da brauchen wir uns nicht zu wundern! rief sie. Seht euch das an! Da liegt doch tatschlich so ein Kerl zwischen den Blcken und schlft!Drux hielt sie zurck, als sie auf den Solaner zugehen wollte, von dem gerade die Beine zwischen den beiden Metallbacken hervorschauten, ber denen ein kleiner Laser angebracht war.La mich, flsterte er.Drux ging vor den Fen des Menschen in die Hocke, fate an und rttelte leicht an den Beinen. Als der Mahn sich nicht rhrte, kroch er zwischen die Blcke, bis er das Gesicht sehen konnte.Die Augen waren unnatrlich weit aufgerissen, die Haut kalt.Drux kmpfte gegen den Drang, sich zu bergeben. Er taumelte zurck und wurde von Filbert aufgefangen, als seine Knie nachgaben. Er ist tot, flsterte er. Und in seinen Augen Drux kmpfte den Schwindel nieder und nahm die Gefhrten bei den Armen. Das Entsetzen verlieh ihm neue Krfte. Er zog Filbert und Pina mit sich aus der Halle und lie sie erst wieder los, als sie vor dem Eingang zur Zentrale standen.Erst jetzt begann er am ganzen Krper zu zittern. Filbert trug ihn auf beiden Armen durch das Schott, das Pina fr ihn ffnete.Jard Neru brauchte einige Zeit, bis er Worte fand. Er sah Oggar an, als erhoffte er sich von ihm eine Initiative, dann wieder starrte er auf den Bericht, den er von Middja Swanson erhalten hatte, der Bordrztin.Wer, brachte er endlich hervor, tut denn so etwas? Welcher Mensch ist zu so etwas fhig!Kein Mensch, antwortete ihm Oggar, und auch kein Molaate.Ein Bildschirm zeigte den Toten unbekleidet auf einer Antigravbahre, ber die ein Energiefeld gelegt war. Der Mann war einer der Techniker, die die Ferntriebwerke zu warten hatten: David Calman, erst 35 Jahre alt und von SENECA fr diesen Einsatz ausgewhlt.Middjas erste Untersuchung hatte ergeben, da ihm das Genick gebrochen worden war. An zwei Stellen des Halses befanden sich Wrgemale. Aus Calmans starren Augen sprachen Entsetzen und grenzenlose berraschung.Wenn wir wten, was sie gesehen haben, wrden wir seinen Mrder kennen, sagte die rztin, immer noch kreidebleich.Auer dem Kommandanten, Oggar und Middja befanden sich sieben weitere Besatzungsmitglieder und die Molaaten Drux, Filbert und Pina in der Zentrale. Calmans' Leichnam war in einen Raum geschafft worden, zu dem nur Middja und Neru Zutritt hatten.Oggar hatte unmittelbar nach seinem Eintreffen, als die Katastrophe schon bekannt geworden war, den Befehl gegeben, vorerst ber die grausige Entdeckung zu schweigen, um eine Panik an Bord zu vermeiden.Die rztin wandte sich an Oggar.Wre es jetzt nicht an der Zeit, uns aufzuklren? Du hast uns noch von deinem HORT aus vor etwas Fremdem gewarnt, sahst allerdings keine Veranlassung, konkreter zu werden. Vielleicht wre David sonst noch am Leben.Vielleicht, gab der Pers-Oggare zu, aber ich bezweifle es. Sternfeuer mu gesprt haben, wie das oder der Fremde den Techniker angriff. Das war dieses Erleben des Todes, und ich bin jetzt sicher, da es ihren Geist im Bewutseinsverbund erlschen lie. Zeitlich konnte es mit dem Mord an Calman zusammenpassen. Er berichtete ber das wenige, das er von Sternfeuer in deren entsetztem Aufbumen an Emotionen mitbekommen hatte und das war nicht viel mehr als das, was er auch Insider mitgeteilt hatte.Denise Tomac, Funkspezialistin und Fremdvlkerpsychologin, ergriff das Wort. Die 63 Jahre alte, weihaarige, knochige Frau sa wie unbeteiligt mit bereinandergeschlagenen Beinen an ihrem Platz.Ich denke, wir knnen es uns schenken, ber die Kontrollen zu reden, die vor unserem Start getroffen wurden. Es bleiben nur zwei Mglichkeiten. Die eine ist, da whrend des Zusammenbaus der MOSES ein Unbekannter aus dem Weltraum kam und sich in einem bereits fertigen Bauteil verbarg.So! kam es von Neru. Aus dem Weltraum, ohne Raumanzug oder mit?Ich halte es auch nicht fr wahrscheinlich, gab sie ruhig zurck. Die zweite Mglichkeit besteht darin, da das oder der Fremde mit uns von der SOL kam. Wie er dorthin gelangte, drfte uns nicht zu interessieren haben. Er ist hier und kam entweder als einer von uns an Bord oder als einer der Molaaten. Sonst htte er keine der Kontrollen passiert.Pina protestierte heftig. Middja Swanson fuhr Denise an:Hr zu! Vielleicht ist in diesen Sekunden etwas in diesem Schiff hinter seinem zweiten Opfer her. Vielleicht erwischt es uns alle, bevor wir Bumerang auch nur sehen knnen! Und du sitzt da und erzhlst Geschichten!Fllt irgend jemandem etwas Besseres ein? fragte Denise in die Runde.Oggar beendete den Streit.Neru, ich mchte, da du unauffllig feststellst, wo sich welches Besatzungsmitglied jetzt befindet. Finde einen Vorwand, um jeden einzeln anzurufen. Auf diese Weise drfte sich feststellen lassen, ob wir nur einen Toten zu beklagen haben. Middja, lassen die Wrgemale eventuell Rckschlsse auf ihren Verursacher zu?Kaum.Ich will es genau wissen. Untersuche die Haut. Ihr habt die Mglichkeiten selbst die winzigsten Spuren festzustellen.Der rztin war anzusehen, wie sehr sie sich dagegen strubte, zu Calman hineinzugehen, aber sie gehorchte.Neru lie sich in seinen Sessel fallen und schlug mit der flachen Hand auf die Ruftaste des Interkoms. Er begann, die einzelnen zur Zeit besetzten Abteilungen abzurufen.Oggar nahm die drei Molaaten zur Seite, die wie verloren zwischen den Solanern standen. Erst drauen auf dem breiten Korridor machte Pina ihrer ganzen Wut und Verzweiflung Luft, whrend ihre beiden mnnlichen Artgenossen einen ziemlich mitleiderregenden Eindruck machten.Diese Frau verdchtigt uns Molaaten! ereiferte Pina sich. Oggar, was bedeutet das denn alles?Sie hat keinen von euch verdchtigt. Sie glaubt anscheinend, da ein fremdes Wesen in der Gestalt eines Menschen oder eines Molaaten an Bord der MOSES kam. Nach dem, was Sternfeuer empfing, glaube ich, da sie damit recht hat. Es gibt Wesen, die ihre Krperform der anderer Geschpfe perfekt anzugleichen verstehen. Wir mssen wohl oder bel davon ausgehen, da wir einen solchen Moleklverformer an Bord haben. Er kann jeden von uns nachahmen. Nur ist sein Vorgehen nicht logisch.Warum nicht? fragte Pina tapfer.Er htte Calman verschwinden lassen mssen, wenn er einen bestimmten Zweck verfolgte, um als David Calman weiterzuarbeiten.Hr auf! bat Drux. Er hat ihn doch umgebracht! Das war sein Ziel! Er wird uns alle umbringen, jeden einzelnen, der Reihe nach.Sei still! sagte Pina.Oggar beugte sich zu ihr herab, bis er die Hnde auf den kahlen, runden Kopf legen konnte.Wir werden ihn finden, das verspreche ich euch. Neru ist ja schon dabei, frher oder spter verrt sich der Fremde. Was euch nun betrifft, so mchte ich, da ihr nach unten zurckgeht und den anderen kein Wort von dem sagt, was hier geschehen ist. Ich werde bald eine Erklrung fr die lange Flugunterbrechung geben. Kann ich mich auf euch verlassen?Das kannst du, versicherte Pina. Nicht wahr, Drux, Filbert?Drux versprach es. Filbert beeilte sich zu versichern:Von mir erfhrt keiner ein Sterbenswort!Oggar sah ihnen nach, wie sie in den Antigravlift stiegen, der sie hinab zur Containerschleuse trug.Seine Gestalt straffte sich.In diesem Augenblick verband er sein Schicksal mit dem der Molaaten.Er war fest entschlossen, die ihm bertragene Aufgabe zu einem guten Ende zu fhren oder mit den Molaaten unterzugehen.Das meinst du nicht wirklich! wisperte Carchs Gedankenstimme in ihm. Du meinst das doch nicht wirklich so, oder?Dich gebe ich vorher frei, keine Angst! knurrte Oggar.Du meinst, ich htte Angst vor dem Tod? Da irrst du dich aber! Wer kann den Tod frchten, der noch nicht einmal richtig ?Ich will nichts mehr davon hren!Oh! giftete Carch. Weil du ja so berlegen bist! Dann wundere ich mich nur darber, da du hier herumstehst und nichts unternimmst! Wenn wir den Unbekannten finden wollen, mssen wir etwas ber seine Motive wissen!Du hast es wahrhaftig genau erfat, Partner!Mit schweren Schritten kehrte das Mischwesen in die Zentrale zurck. Oggar kam gerade rechtzeitig, den vielstimmigen Aufschrei zuhren.

*

Oggar konnte nichts von dem verstehen, was da durcheinandergerufen wurde, bis er sich mit einer energischen Geste Ruhe verschaffte und Neru zum Sprechen aufforderte.Das ist heller Wahnsinn! rief der Kommandant leidenschaftlich aus. Er fuhr herum und deutete auf das Gesicht eines Mannes auf einem Bildschirm. Sergey gehrte zu denen, die mit Calman zusammenarbeiten muten. Er behauptet, eben noch mit ihm gesprochen zu haben!Das ist wahr, besttigte der Techniker. Wenn mir jetzt einer erklren knnte, was das Ganze soll, dann Wo ist Calman jetzt? unterbrach Oggar ihn.Sergey sah ber die Schulter in eine bestimmte Richtung.Bei den Triebwerken, wo sonst?Du wartest, wo du bist! wies Oggar ihn an. Ich komme zu dir. Siehst du Calman von deinem Platz aus?Ja, aber Behalte ihn in Auge und tue sonst nichts, verstanden?Oggar wartete die Antwort nicht ab und rannte aus der Zentrale. Zwei Mnner versuchten vergeblich, mit ihm Schritt zu halten. Im Laufen zog das Mischwesen den Strahler und schaltete ihn auf Paralysieren um.Er fand Sergey Dobrikow in einem kleinen berwachungsstand inmitten von Wnden mit blinkenden und glhenden Lichtern, Skalen und Bedienungselementen. Eine geschwungene Treppe fhrte hinauf. Der Leitstand selbst ragte in einer Hhe von etwa zehn Metern in die Halle hinein.Wo ist er? fragte Oggar, als er auer dem Solaner niemand erblicken Konnte. Wo ist Calman?Irgendwo zwischen den Ferntriebwerken. Ich rief ihn zurck, aber er hrte mich nicht oder wollte nicht hren. Du hast nicht gesagt, da ich ihn zurckhalten soll.Mit einem Fluch strzte der Pers-Oggare aus dem Kontrollstand und ersparte sich den Weg die Treppe wieder hinunter. Er sprang einfach ber das Gelnder und kam federnd auf. Im nchsten Moment war er auch schon zwischen den beiden riesigen Zylindern. Aus den Augenwinkeln heraus sah er Raumfahrer aus der Zentrale in der Halle auftauchen. Auch sie waren bewaffnet.Calman! rief Oggar.Er wute, da es so gut wie sinnlos war, denn wer auch immer jetzt in Calmans Gestalt herumlief, mute wissen, da sein Opfer entdeckt worden war.Um so berraschter war er, als er es von der Seite her hrte:Was ist denn los? Ich bin hier!Oggar hatte das Ende der Halle erreicht. Zwischen der dem Heck zugekehrten Wand und den Zylindern waren drei Meter freier Raum. Oggar winkte den nachrckenden Besatzungsmitgliedern, da sie zurckbleiben sollten.Zgernd blieben sie stehen, Rcken an Rcken.Oggar ging langsam weiter in die Richtung, aus dem er Antwort erhalten hatte.Er hatte den Triebwerksblock noch nicht ganz umrundet, als er die Bewegung wahrnahm. Es war nur ein Schatten, und im nchsten Moment scho der Strahl heran, der einen Menschen oder jedes andere Wesen aus Fleisch und Blut auf der Stelle gettet htte.Die mrderischen Energien flossen von Oggars umgewandelter Haut ab und verbrannten nur die Kombination ber der Brust. Oggar hrte einen wtenden Aufschrei, bevor er selbst feuerte. Mit einigen schnellen Stzen war er dort, wo er den Schatten gesehen hatte.Er kam zu spt.Er konnte nur noch einen Schu auf den hauchdnnen, graubraunen Fladen abgeben, der blitzschnell in einem Wandspalt verschwand. Als er die darberliegende Abdeckplatte herausri, blickte er in eine leere Vertiefung mit einer Reihe von Bedienungselementen auf drei breiten Leisten.In einer Ecke befand sich ein haarfeines Sieb.Kommt her! rief er den Mnnern und Frauen zu, die sich nur langsam nher wagten. Wei einer von euch, was darunterliegt?Nichts, sagte eine Solanerin. Leerer Raum zwischen zwei Stahlplatten. Das ist eine ganz normale Absaugvorrichtung fr giftige Dmpfe und was sonst noch in dieser Anlage entstehen knnte.Sergey Dobrikow schob sich nach vorne.Wo ist David denn nun? wollte er wissen, vollkommen verwirrt und anscheinend zu verschchtert, um noch einmal nach dem Grund der pltzlichen Unruhe zu fragen.Tot, antwortete Oggar. Dein Kollege ist seit mindestens zwei Stunden tot. Was du gesehen hast, war sein Mrder in der Gestalt des ersten Opfers.Wieso seines ersten? war Nerus Stimme zu hren, der sich ber den Interkom eingeschaltet hatte.Weil der Schrei, bevor ich zurckscho, der Schrei einer Frau war, erklrte Oggar kurzangebunden. Middja kann sich ihre Untersuchungen schenken, da wir nun wissen, womit wir es zu tun haben. Er berichtete ebenso knapp von seiner Beobachtung. Dieses Ding steckt nun irgendwo in der MOSES oder hat schon die Gestalt eines anderen Menschen angenommen. Stelle noch einmal fest, wer sich wo meldet, Neru. Von jetzt an darf niemand mehr allein bleiben. Alle Besatzungsmitglieder sind zu bewaffnen und bilden Paare. Aber mich interessiert im Moment etwas ganz anders.Was kann fr uns wichtig sein auer dem diesem Monstrum!Das Schiff, Neru. Oder hltst du es fr einen Zufall, da sich der Eindringling bis vorhin noch in Calmans Gestalt bewegte und sich offenbar an den Triebwerken zu schaffen machte?Neru pfiff durch die Zhne.Gebe der Himmel, da du unrecht hast, Oggar. Ich lasse das nachprfen.Oggar hatte nicht die Zeit, so lange zu warten.Sergey, ich mchte, da du die Triebwerke an allen Stellen berprfst, an denen du den vermeintlichen Calman arbeiten sahst.Aber nicht allein, wehrte der Techniker heftig ab. Allein gehe ich nirgendwo mehr hin!Die Panik breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Es war nicht mehr mglich und auch nicht mehr zu rechtfertigen, die Existenz eines Monsters vor den restlichen Mitgliedern der ursprnglichen vierundzwanzigkpfigen Besatzung zu verheimlichen.Eine Stunde spter hatte sich Oggars bser Verdacht besttigt.

*

Jard Neru fate die Hiobsbotschaft in wenigen Worten zusammen:Wir knnen unsere Triebwerke vergessen. Sobald wir wieder in den Linearraum gegangen wren, htte es die MOSES in einer gewaltigen Explosion zerrissen. Uns bleiben also nur die Austauschmodule.Womit die Reichweite der MOSES auf etwas mehr als vierzig Millionen Lichtjahre reduziert ist, stellte Denise Tomac in ihrer fast provokativen Nchternheit fest. Das heit, falls an ihnen nicht auch schon herummanipuliert wurde. Ich schliee diese Mglichkeit nicht aus, denn die Positronik brauchte eine halbe Ewigkeit, um die Sabotage zu entdecken, bei der noch nicht einmal ein Alarm ausgelst wurde.Das war fr die Solaner ebenso unbegreiflich wie die Motive des Fremden. Was hatte er davon, das Schiff im Leerraum stranden zu lassen?Dann nehmt den Austausch vor, ordnete Oggar an, unter schrfsten Sicherheitsvorkehrungen.Er nahm kurz Verbindung zum HORT auf und unterrichtete Insider, da er bis auf weiteres an Bord der MOSES bliebe. Anschlieend entledigte er sich der unangenehmen Aufgabe, den Molaaten eine einleuchtende Lge ber den Grund der Flugverzgerung aufzutischen. Um von der MOSES abzulenken, gab er einen geringfgigen Defekt am Antriebssystem des HORTS an, der sich innerhalb einer weiteren Stunde beheben lassen wrde.Oggar rekapitulierte.Fest stand, da mit den Reservemodulen die Entfernung von nunmehr noch rund 30 Millionen Lichtjahren bis nach Bumerang bequem zurckzulegen war falls sich Denises Befrchtung nicht bewahrheitete.Das zweite Opfer des Unheimlichen war eine junge Technikerin namens Cynthia Swister, die ebenfalls zu Calmans Gruppe gehrt hatte. Von ihrer Leiche fand man keine Spur. Offenbar hatte der Verformer aus seinem ersten Fehler gelernt.Auerdem bewies sein Angriff mit einer Strahlwaffe, da er Oggar als Androiden erkannt hatte und wute, da er diesem Gegner mit reiner Krperkraft nicht beikommen konnte.Das hie, da Oggar von nun an jederzeit mit einem zweiten Anschlag zu rechnen hatte.Endlich kam die Meldung, da der Austausch vorgenommen sei und bei wiederholter grndlicher Durchleuchtung der Module keine Spur eines Eingriffs feststellbar war.Oggar befahl den Weiterflug. Es waren bange Minuten, bis die MOSES in den Linearraum glitt. Aufatmen ber das geglckte Manver konnte niemand an Bord.Die berlichtetappe war, wie vorgesehen, auf zehn Millionen Lichtjahre programmiert. Das Mnemodukt hatte die Kontrolle ber den HORT bernommen.In der MOSES nahm das Unheil seinen Lauf.

3. Havarie

Allmhlich, sagte Sergey Dobrikow, beginne ich wieder zu glauben, da wir's schaffen knnen. Noch zwei Etappen, Michelle, und wir sind in Bumerang. Der Teufel soll mich holen, wenn ich nur noch eine Minute lnger an Bord bleibe, nachdem die Molaaten abgesetzt sind.Michelle Depallier nickte nur, den Blick auf diverse Anzeigetafeln gerichtet. Lediglich dann und wann sah sie durch die Glasscheibe des Kontrollstands auf die sechs Bewaffneten hinab, die sich in Zweiergruppen in der Triebwerkshalle verteilt hatten.Sie selbst war Sergeys Schatten, seitdem die MOSES wieder Fahrt aufgenommen hatte, und er der ihre.Die Linearetappe war bisher ohne Zwischenflle verlaufen. Sergeys Bemerkung drckte das aus, was alle dachten. Der Unheimliche schien sich nicht zu rhren, aber bei dieser Einschrnkung blieb es. Die Stille der letzten sechzehn Stunden zehrte nur noch mehr an den Nerven der Mnner und Frauen. Jeder wartete insgeheim darauf, da etwas geschah.Die Molaaten verhielten sich ruhig, von einigen Anfragen Wuzgus abgesehen, die aber mehr Wichtigtuerei waren als echte Sorge. Drux, Filbert und Pina hatten ihr Versprechen gehalten.Da die MOSES nicht mehr zur Sol wrde zurckkehren knnen, sollte die Besatzung den Rckflug an Bord des HORTS unternehmen.Unter anderen Umstnden wre Sergey ganz zufrieden mit seinem Los gewesen, Michelle zugeteilt bekommen zu haben. Sie war keine berauschende Schnheit, doch sie gefiel ihm, auch wenn sie einige Pfunde zuviel auf den Rippen hatte.Da es eher Kilos waren als Pfunde, merkte er, als eine Naht ihrer Bordkombination platzte. Er registrierte es verwundert und tat so, als wre es ihm entgangen. Manche Menschen verbargen ihre zu ppigen Formen gern unter einer mglichst engen zweiten Haut.Etwas seltsam wurde ihm erst zumute, als auch eine zweite, dann eine dritte und vierte Naht aufsprang, ohne da Michelle sich entsprechend bewegt htte. Zuviel gegessen oder getrunken hatte sie auch nicht, solange sie zusammen waren Sergey sprang mit einem Schrei von seinem Sitz auf, als er die unheimliche Vernderung bemerkte.Michelle quoll am ganzen Krper auf wie ein Hefeteig!Du ! brachte er stockend hervor, vor Entsetzen wie gelhmt. Du bist nicht sie!Bevor er die Kontrolle ber sich zurckgewann und nach dem auf seinem Pult liegenden Strahler greifen konnte, stand sie vor ihm, nun fast so breit wie gro, und richtete ihre Waffe auf ihn.Ich konnte nicht ahnen, da es so schnell geschehen wrde, sagte sie mit einer dunklen, schwankenden Stimme, die gar nicht mehr ihr zu gehren schien. Es ist dein Pech, Sergey. Ich hasse euch Menschen nicht, und vielleicht htte ich eine Mglichkeit gefunden, meine Aufgabe zu erfllen, ohne da auch zwei von euch sterben muten. Die Umstnde lieen mir keine Wahl. Sie tun es auch jetzt nicht.Sergey begriff in dem Moment, in dem sie scho.Sie paralysierte ihn.Der Techniker erlebte das Grauen. Er konnte keinen Finger mehr rhren, aber er sah, wie Michelles Krper sich auflste und zerflo, zu einer braungrauen, breiigen Masse wurde.Er wute, was nun geschehen wrde.Oggar hatte von einer Art Riesenambe gesprochen, als er davon berichtete, wie der Fladen vor ihm floh.Amben vermehren sich durch Teilung!Von irgendwoher rief jemand nach ihm und Michelle. Es war das letzte, was der Solaner hrte.Der braungraue Klumpen schob sich auf ihn zu und schnrte sich in der Mitte ein. Er wuchs auseinander. Das neue Wesen bildete drei Pseudogliedmaen aus, armdicke Tentakel, aus denen Finger wuchsen und sich um seinen Hals schlossen.Sergey starb schnell.Die beiden Amben wuchsen vor ihm in die Hhe, atemberaubend schnell vollzog sich die Verwandlung.Michelle Depallier und Sergey Dobrikow packten gemeinsam an und versteckten den Leichnam in einem schmalen Wandschrank. Als die beiden Bewaffneten die Treppe heraufkamen und in den Kontrollstand strmten, schob Michelle die Reste ihrer aufgeplatzten Kombination mit einem Fu unter ein Pult. Es waren nur die wenigen Fetzen, die sie nicht schnell genug in eigene Krpersubstanz hatte zurckbilden knnen, aus der auch die neue Bekleidung entstanden war.Wir haben einen Schrei gehrt, sagte einer der Mnner. Er kam doch von hier.Sergey lachte so, wie der echte Sergey Dobrikow angesichts der Situation gelacht htte. Er hob eine Hand.Natrlich. Das war ich. Du wrdest auch brllen, wenn du dir zwei Finger in diesem verdammten Wandschrank einquetschtest.Er deutete hinter sich, wo die Leiche versteckt war.Techniker! sagte Michelle augenzwinkernd. Sie knnen mit den Errungenschaften des vierten Jahrtausends umgehen, aber mit denen des zweiten tun sie sich schwer.Wir dachten schon , sagte der Solaner. Ach, wir werden alle einen Urlaub verdammt ntig haben, wenn das hier vorbei ist.Michelle und Sergey sahen ihnen nach, wie sie die Treppe hinunterstiegen.Wir mssen es jetzt tun! sendete das eine Wesen zum anderen. Wir lhmen die Menschen nur. Sie werden sich retten knnen, denn sie haben ihr zweites Schiff. Die Molaaten aber werden ihr Ziel niemals erreichen!Die erste Aktion htte auch die Menschen vernichtet, kam es zurck. Und uns.Jetzt haben wir eine andere Mglichkeit.Sie standen auf und nahmen die Waffen.Die sechs Solaner in der Halle hatten keine Chance.

*

Es geschah nur kurz vor dem Ende der Linearetappe, die die MOSES bis auf 20 Millionen Lichtjahre an Bumerang heranfhren sollte.Die Solaner und Molaaten wurden vollkommen berrascht, als das Chaos ber sie hereinbrach und der Containertrger von den pltzlich einsetzenden Gewalten zerrissen zu werden drohte. Die Erschtterungen waren verheerend und schleuderten Besatzungsmitglieder und Passagiere wie Puppen durch die Rume. Die Schiffszelle bebte und chzte in allen Fugen. Die Container drohten aus den Verankerungen gerissen zu werden. Schlagartig setzte die Beleuchtung aus. Detonationen erfolgten, Stichflammen schossen durch die Zentrale, die innerhalb weniger Sekunden in dichte, dunkle Rauchschwaden getaucht war, die nur allmhlich abgesaugt werden konnten.Dann war alles still. Keines der vertrauten Schiffsgerusche war mehr zu hren, nur die Schreie von Verletzten.Oggar stand inmitten von Raumfahrern, die sich entweder gerade wieder auf die Beine erheben konnten oder noch reglos dalagen. Die Notbeleuchtung setzte ein.Als Jard Neru und Denise Tomac den. Schrecken berwunden hatten, wute das Mischwesen, was geschehen war. Lsch- und Rumungsroboter erschienen und nahmen ihre Ttigkeiten auf.Wir sind in den Normalraum zurckgestrzt, verkndete Oggar finster. Das Kompensationsfeld ist zusammengebrochen. Die MOSES wurde aus dem Zwischenraum in ihre Dimension zurckgerissen.Was heit das? schrie Neru. Er packte Oggars Arme und versuchte, an ihm zu rtteln.Er wute es selbst. Neru lie von Oggar ab und sttzte sich schwer auf eines der unversehrt gebliebenen Pulte.Einer der noch intakten Bildschirme zeigte das, was auch durch die Bugpanzerglasscheibe zu sehen war: das endlose Schwarz des intergalaktischen Leerraums.Es heit, sagte Denise khl, da hier Endstation ist. Unser ungebetener Gast hat es geschafft. Er brauchte das Schiff nicht einmal zu vernichten. Wir erreichen Bumerang nicht mehr. Wir erreichen nichts mehr, wo Menschen leben knnten.So schnell gebt ihr auf? fragte Oggar. Der Verformer hat sich damit begngt, das Kompensationsfeld zusammenbrechen zu lassen. Die Triebwerke sind schlielich nicht explodiert. Es reichte ihm auch vollkommen aus, denn jetzt haben wir keine Austauschreserven mehr.Das sind doch nur leere Worte!Nerus Stimme ging in dem Chaos von Anrufen unter, die nun pltzlich hereinkamen. Eine Funktionsanzeige nach der anderen leuchtete auf. Die Bordpositronik aktivierte alle verfgbaren Notsysteme und gab auf einem Display einen berblick ber die irreparablen Schden.Auch Middja Swanson war auf den Beinen und hielt sich den verletzten linken Arm.Ich kmmere mich jetzt zuerst um die Mannschaft und dann um mich sagte sie gepret. Euch empfehle ich, den Molaaten ein paar Worte zu sagen.Wuzgus Stimme im Interkom-Lautsprecher berschlug sich. Andere Molaaten schrien dazwischen. Oggar brauchte nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie es nun unten in den Containern aussah.Oggar rief die rztin zurck.Du wirst dich beeilen, Middja. In zehn Minuten brauche ich dich. Ich komme in deine Unterkunft.Sie verschwand mit einem Fluch aus der Zentrale.Was hast du vor? fragte Neru unsicher. Du bist doch kein Narr, da du glaubst, an den Triebwerken noch etwas Oggar paralysierte ihn, danach Denise und alle anderen Solaner in der Zentrale.Dann berlegte er es sich anders. Auf die Verletzten durfte er unter den gegebenen Umstnden keine Rcksichten nehmen. Es stand mehr auf dem Spiel, hunderttausendfach mehr!Er brauchte nur die rztin, erreichte sie noch auf dem Korridor und mute die sich heftig Wehrende auf der Schulter zurck in die Zentrale tragen.Positronik!Das Schiffsgehirn meldete sich mit sonorer Stimme.Du hast die Mglichkeit, alle Rume der MOSES, ausgenommen die Zentrale und die Container, mit sofort wirkendem Narkosegas zu fllen?Das ist richtig.Dann tue es jetzt, sofort!Das Mischwesen lie Middja sanft zu Boden gleiten. Sie stand vor ihm wie eine Katze, die ihm am liebsten die Augen ausgekratzt htte.Weit du, was ich fast glaube? Ich denke mir, da du das Monster bist!Oggar ertrug ihre Beschimpfungen, bis die Positronik verkndete, da sein Befehl ausgefhrt sei.Jetzt, sagte er zu der rztin, werden wir beide gemeinsam von jedem Mann und jeder Frau eine Gewebeprobe entnehmen. Wenn sie erwachen, will ich wissen, wer von ihnen ein Mensch ist.Sie bekam groe Augen.Jetzt verstehe ich. Du hast wirklich noch Hoffnung und willst vllig sichergehen, da wir nicht noch eine bse berraschung erleben. Es tut mir leid, was ich vorhin sagte, Oggar.Das ist gut. Dann wirst du auch verstehen, da wir bei dir anfangen mssen.Middja bewies, da sie noch ganz andere Flche auf Lager hatte. Schlielich fgte sie sich.Oggar begleitete sie in ihre kleine Medo-Station und lie sie dort nicht aus den Augen, als er die Verbindung zu den Molaaten herstellte.Es dauerte etwa eine Minute, bis Wuzgu mit seinen Protesten- und Vorwrfen zu Ende war, und genauso lange hatte Oggar Zeit, um sich zu berlegen, wie er seinen Schutzbefohlenen die ganze Wahrheit sagte.

*

Fork war derjenige aus Wuzgus mittlerweile auf fnfzehn Molaaten erweitertem Beraterkreis, der von Anfang an gewarnt hatte. Als die kleinen Grnhutigen nun in allen fnf Wohnbereichen Oggars Stimme vernahmen und nicht fassen konnten, was sie da hren muten, als die inzwischen ebenfalls neugebildeten Bereichsleitergruppen alle Mhe hatten, eine Panik zu verhindern, sagte Fork nur:Ich habe gewarnt und wurde verlacht. Nun seht ihr es selbst. Hidden-X hatte nie die Absicht, uns heimkehren zu lassen. Die bse Allmacht gibt nichts frei, das einmal in ihre Klauen geriet. Hidden-X hat uns dieses Ungeheuer geschickt.Erstens, fuhr Nanna ihn an, steht das noch lange nicht fest, zweitens kann es uns egal sein, ob das Monster von jemandem geschickt wurde, und drittens werden unsere Freunde die Situation bald in den Griff bekommen. Oggar ist an Bord der MOSES, und Oggar wird uns und die Solaner retten.Sie drehte sich nach Wuzgu um, der zusammengesunken in seinem Thron sa, auf einem ein Meter hohem Podest in der Mitte eines groen Versammlungsraums.Jetzt schien er sich lieber im Boden verkriechen zu wollen.Unsere Brder und Schwestern erwarten von dir, da du zu ihnen sprichst, Wuzgu, sagte Nanna. Nur ihr, Tolip und einigen anderen Molaaten war es berhaupt zu verdanken, da sich der Wohnbereich noch nicht in ein Tollhaus verwandelt hatte. Sie reagierten auf Oggars schreckliche Erffnungen mit einem unglaublichen Willen zum Durchhalten.La sie sich erst beruhigen, flsterte Wuzgu. Jetzt hat es ja doch keinen Zweck.Dann schweige! Gib dich deiner Angst hin, und es wird keine Stunde mehr dauern, bis wir einen neuen Anfhrer haben!Nanna lie ihn allein und bahnte sich einen Weg durch die Zusammengedrngten. Sie sah die Furcht in den Augen der Artgenossen, die tiefe Verzweiflung und Enttuschung. Hunderttausendfache Hoffnung und Sehnsucht waren in einem einzigen Moment wie hinweggefegt worden.Ein Funke gengte, um doch noch ein Chaos auszulsen. Jeder klammerte sich an die anderen; jeder versuchte, nun tapfer zu sein. Doch wie es drinnen aussah, wute Nanna nur zu gut.Als sie aus der Halle heraus war, blieb sie fr einen Augenblick an eine Wand gelehnt stehen und schlo die Augen. Sie fhlte sich, als zge ihr jemand den Boden unter den Fen weg.Guter Allgeist! flehte sie stumm. Gib uns die Kraft und die Strke! Fhre uns heim. Wir alle haben genug gelitten!Der Gedanke daran, da die Solaner oben in der MOSES nun Schlimmeres durchzustehen hatten, da sie vielleicht ihr Leben aufs Spiel setzten, um sie, die Molaaten, nach Hause zu bringen, verjagte den Anflug von Resignation. Ihnen half keine hhere Macht, sie muten selbst um die Zukunft kmpfen.Nannas Entschlu stand fest, als sie sich von der Wand abstie und eine ganz bestimmte Richtung einschlug. Und sie hatte einen Plan. Er war einfach und ging vielleicht von falschen Voraussetzungen aus. Vielleicht aber versprach er gerade deshalb mehr Erfolg als die verzweifelten Bemhungen Oggars, den Eindringling zu finden und unschdlich zu machen.Die junge Molaatin mute sich wieder Platz verschaffen. Immer mehr ihrer Brder und Schwestern suchten Zuflucht in der Nhe von Wuzgu. Sie drngten in die Gnge des Wohnbereichs, unerschpfliche Massen, die Nanna aufhielten und sie mit Fragen qulten. Erst jetzt wurde ihr das ganze Ausma der Verzweiflung bewut und die Tapferkeit, mit der sich die Artgenossen gegen das scheinbar Unausweichliche stemmten. Sie sprach ihnen Mut zu, selbst den Trnen nahe.Sie erlebte erschtternde Szenen und bte viel innere Kraft ein, bis sie endlich diejenigen fand, auf denen ihre Hoffnungen ruhten.Drux, Filbert und Pina waren, hnlich wie Wuzgu, von Hunderten Molaaten umlagert. Alle kleineren Wohnquartiere waren verlassen. Niemand wollte allein sein.Im Gegensatz zu Wuzgu verbreiteten die drei eine Aura der Zuversicht um sich herum. Das war vor allem Pinas Verdienst. Die beiden Partner schienen eher nur das nachzuplappern, was sie ihnen vorsagte.Nanna kam an Pinas Seite und hatte das Gefhl, schon lange erwartet worden zu sein. Auch jetzt dachte Pina nicht daran, die Situation nicht fr sich auszuntzen. Sie forderte ihre Zuhrer sogar dazu auf, Wuzgu in diesen schweren Stunden nicht im Stich zu lassen.Wenn du wtest, welche Jammergestalt unser Anfhrer ist, flsterte Nanna. Sie kam der unausgesprochenen Frage zuvor. Ich habe ihn nicht im Stich gelassen und liebe ihn trotz seiner Feigheit. Pina, Drux, Filbert, ich mu allein mit einem von euch reden.Drux und Filbert erklrten sich schnell dazu bereit, nicht dieser eine zu sein. Pina und Nanna muten ganze Trauben von Molaaten regelrecht abschtteln, die ihnen folgen wollten. Dann waren sie endlich in einem kleinen Lagerraum allein.Pina, begann Nanna ohne Umschweife, wir mssen nach oben, und ihr kennt euch dort aus. Wir knnen die Solaner nicht allein fr uns ihre Kpfe hinhalten lassen.Das habe ich mir auch schon berlegt, gab Pina zu. Aber andererseits werden wir hier gebraucht. Wir haben Kontakt zu den Kerngruppen in den anderen Wohnbereichen. Von ihnen wissen wir, da es beim Rcksturz in den Normalraum mehr als tausend Verletzte und zwlf Tote gegeben hat.Es wird noch mehr geben, wenn wir nichts unternehmen. Wir mssen einfach davon ausgehen, da die Triebwerke zu reparieren sind, sonst hat unsere Existenz jeden Sinn verloren. Hr zu, was ich mir vorstelle.Und sie erluterte ihren Plan, der auf der Annahme basierte, da der Verformer ganz einfach durch sein Krpervolumen nur Menschen nachbilden konnte nicht aber die viel kleineren Molaaten.Oggar kann sich auf kein Mitglied der Besatzung mehr verlassen, auch wenn seine Manahmen jetzt ergeben, wer ein Mensch ist und wer keiner. Er wird nur Menschen finden, denn das Monster hat gezeigt, wie klug es ist. Aber es wird neue Nachbildungen geben. Nur uns kann Oggar vertrauen, Pina. Wir knnen ihm eine grere Hilfe sein als alle Solaner zusammen.Pina war schnell berzeugt.Dabei bedachten sie beide nicht, was Sergej Dobrikow im Augenblick seines Todes erkannt hatte.Und sie konnten nicht wissen, da sie im Begriff waren, den Unbekannten geradewegs in die Hnde zu spielen.Nachdem alle Gewebeproben der Paralysierten und Narkotisierten grndlich analysiert waren, stand fest, was Oggar bereits dumpf geahnt hatte: von den ehemals 24 Besatzungsmitgliedern der MOSES lebten nur noch zwanzig und die waren einwandfrei Menschen.Die Reihe der Opfer verlngerte sich um Sergej Dobrikow und Michelle Depallier. Diese beiden letzten vielmehr ihre Nachbildungen hatten die Katastrophe verursacht. Nun wurde auch deutlich, weshalb die inzwischen zwei Verformer darauf verzichtet hatten, das Schiff durch eine entsprechende erneute Manipulation zu vernichten. Auf eine unerklrliche Weise bernahmen sie nicht nur den Krper eines Getteten, sondern auch dessen Bewutseinsinhalt und damit sein Wissen. Calman hatte ihnen die Mglichkeit noch nicht erffnen knnen, die sie durch Sergej und Michelle fanden.Und das war ihr Fehler, sagte Oggar zu dem aus der Paralyse erwachten Jard Neru. Diego Santana, unser letzter noch lebender Techniker, hat mit Hilfe der Positronik und Testsysteme ganz klar ermittelt, da der Schaden zu beheben ist und auch ein neues Kompensationsfeld aufgebaut werden kann. Allerdings betrgt unsere Reichweite nur noch rund neun Millionen Lichtjahre.Neru lachte hysterisch. Der Mann war einem Nervenzusammenbruch nahe.Aber das ist genauso, als knnten wir uns berhaupt nicht mehr von der Stelle rhren! Bis nach Bumerang sind es gut zwanzig Millionen!Es gibt eine Mglichkeit, widersprach Oggar. Jard, unsere Hauptsorge ist jetzt die, da Santana mit allen Mitteln gegen die Verformer abgeschirmt wird. Im Augenblick wissen wir, da alle Mnner und Frauen noch Menschen sind. Die Verformer haben sich nur vorlufig in ihre normale Zustandsform zurckverwandelt und verborgen. Sie werden wieder zuschlagen. Der Techniker darf nicht ihr Opfer werden.Der Begriff Techniker war etwas, das sich vereinfachend eingebrgert hatte. Santana gehrte wie auch seine toten Kollegen zu den fhigsten Spezialisten der SOL.Jedes Besatzungsmitglied, fuhr Oggar fort, wird von nun an stndig von zwei Robotern begleitet, deren Videokameras auf es gerichtet sind. Santana wird noch zustzlich bewacht. Er arbeitet bereits an den Triebwerken.Verdammt, wir knnen nur eine andere Position im Leerraum erreichen!Ich sagte, es gibt eine andere Mglichkeit, Neru. Whrend Hapeldans Verfolgung gelangten Insider und ich mit dem HORT in einen kleinen Kugelsternhaufen, der 11,7 Millionen Lichtjahre von Pers-Mohandot und 12,1 Millionen Lichtjahre von Bumerang entfernt ist. Die dort lebenden Dynurer nennen ihn nur die Sterne. Insider und ich schieden als Freunde von ihnen. Sie werden uns helfen. Die Sterne liegen genau in unserem Kurs.Wir werden sie nie erreichen, behauptete Neru.Oggar ging nicht mehr darauf ein. Er fhlte sich von Nerus Verhalten enttuscht.Middja Swanson erschien in der Zentrale, von zwei Robotern begleitet, und lie sich in einen Sitz fallen.Einer der fnf Verletzten, so hatte sie mitzuteilen, war an seinen schweren Verwundungen gestorben.Nach sechs Stunden meldete Diego Santana, da die MOSES flugbereit sei.Nur zehn Minuten spter ging sie in den Linearraum.Ich wei, meldete sich Cpt'Carch nach langer Pause im Multibewutsein, in dem die Komponente Sternfeuer nach wie vor schwieg, woran du denkst, Oggar. Aber du berschtzt ihre Mglichkeiten! Auch wenn die Dynurer zur Hilfe bereit sind, die Entfernung bis nach Bumerang knnen sie nicht mit Raumschluchen berbrcken!Warte es ab!Fr Oggar ging es um mehr als diese Hoffnung, die ihm selbst irreal erschien, aber das einzige war, an das er sich klammern konnte. Er hatte den HORT verloren, der die volle programmierte Strecke zurckgelegt hatte. Ein Anfunken ber diese Distanz war unmglich. So blieb nur die Hoffnung, da Insider von sich aus auf den richtigen Gedanken kam und ebenfalls Kurs auf die Sterne nahm, denn es gab keinen anderen Anhaltspunkt im Nichts.Dort aber wartete Hapeldans Vermchtnis auf sie.Die beiden Moleklverformer verhielten sich aus Oggars Sicht abwartend, aber auch das schien nur so. Wie durch ein Wunder verlief der berlichtflug ohne weiteren Zwischenfall fr die solanische Restbesatzung.Als die MOSES nur wenige Lichtstunden von Dynur entfernt in den Normalraum fiel, schrieb man an Bord den 28. Oktober 3804.Es war auch fr die SOL ein bedeutsames Datum.

4. Ein Brocken Terra-Erde

Das ber die Korridorbden der SOL klappernde, stangenfrmige Etwas htte kein Mensch, der Bldel zum erstenmal begegnete, fr eine bewegliche Hochleistungspositronik gehalten. Der ehemalige Laborroboter Hage Nockemanns sah eher aus wie ein von Kindern ausstaffiertes und mit neuen Energiezellen versehenes Roboterwrack, mit einem zylinderfrmigen Leib, einem neun Zentimeter groen Kopf und 34 Zentimeter langen Beinen, die wie die eingewickelten Fe einer Mumie anmuteten. Bldel hatte zwei dnne Tentakelarme, ein einziges Auge und Klappen fr ausfahrbare Instrumente aller Art am Krper. Sein Prunkstck aber war der am Kinn klebende Schnauzbart aus grnen Plastikhaaren.Der Roboter litt vielleicht als einziger nicht unter seinem verrckten Aussehen und wurde auch nicht von grlenden Kinderscharen verfolgt, als er ein neues Deck betrat und einen der beiden Arme durch offene Tren ausfuhr wie einen Rssel. Die Flche der fast zu Tode erschrockenen Kabinenbewohner strten ihn nicht.Bldels Interesse war auf die Suche nach den Plnen fr den Bau jenes Gerts gerichtet, mit dem sich eine ffnung im Hypervakuum erzeugen lassen sollte. Er gehrte seit acht Tagen zu den berall im Schiff verstrkt eingesetzten Suchtrupps, und wie allen anderen, war auch ihm bisher kein Erfolg beschieden. Ganz nebenbei sollte er darauf achten, ob sich eine Spur von Hreila Morszek fand. Auch was die Buhrlo-Frau betraf, tappten die Verantwortlichen noch im dunkeln. Die Ansicht begann sich durchzusetzen, da Hreila gar nicht mehr am Leben war.Doch dann mte ihre Leiche zu finden sein.Weitere Buhrlos klagten ber Schmerzen in der Haut. Hage Nockemann war keinen Schritt weitergekommen, was die Stimmung an Bord nicht gerade zu heben vermochte zumal Hidden-X ebenfalls weiter Zurckhaltung bte. Jeder wartete auf eine Aktivitt des Gegners. In allen Kpfen spukte die Botschaft herum, da die Rache von Hidden-X nun vollzogen sei. Besonders ngstliche Solaner glaubten anscheinend, eine Zeitbombe in ihrem Krper ticken zu hren. Die Mediziner der SOL jedenfalls hatten keine ruhige Minute mehr. Die schlimmsten Hypochonder verlieen die Medo-Center erst gar nicht mehr.Das war nicht Bldels Problem.Er steckte den Kopf in jede Kabine und durchleuchtete jeden Schrank, jeden herumliegenden Gegenstand und jedes Stck Boden, Decke oder Wand. Seinen empfindlichen Wahrnehmungssensoren entging nichts, nicht einmal das Aktfoto in der nachtrglich eingenhten Kombinationsinnentasche eines hundertjhrigen Raumfahrers oder die Alkoholnotration, die eine ehemalige Ahlnatin hinter ihrem Wandspiegel versteckt hatte. Bldels Rntgenblick ging durch die dicksten Trennwnde hindurch.Besser als jeder Mensch konnte er seine Chancen berechnen, das Gesuchte zu finden. Weiter als jeder Mensch war er aber auch davon entfernt zu resignieren. Lieber wollte er jedes Deck, jeden Maschinenraum und jeden Hangar einzeln absuchen.Bldel hatte die Kabinenflucht, der seine Aufmerksamkeit galt, etwa zur Hlfte inspiziert, als er den nchsten ffnungsbefehl an SENECA funken mute. Die verschlossene Tr tat sich auf.Der Roboter kannte Collinia Brackfaust natrlich seit den Abenteuern auf der Landschaft im Nichts, wenngleich er ihr nicht direkt begegnet war. Ebenso war er ihr kein Unbekannter. Vielleicht lag es daran, vielleicht auch an dem Umstand, da sie sich gerade umzog, da sie herumfuhr und ihn anfauchte:Was willst du denn hier, du Karikatur von einem Robot? Scher dich raus! Wie kommst du berhaupt dazu, hier einzudringen?Bldel bedeuteten die unbersehbaren weiblichen Reize der Einundzwanzigjhrigen berhaupt nichts, aber auch mit diesen Eigenarten der Menschen war er vertraut. Sie fhlten sich nicht wohl, wenn sie unbekleidet gesehen wurden von gewissen Ausnahmen einmal abgesehen.Er sagte:Ich bedaure sehr, Collinia, aber ich mu darauf bestehen, deine Kabine zu untersuchen. Es ist schnell vorbei. Es geht ja nur um die Plne zum Bau eines Die habt ihr immer noch nicht gefunden? schnitt sie ihm wtend das Wort ab. Sucht woanders, nicht bei mir. Ich wte etwas davon, wenn ich sie htte!Du hast diese Unterkunft vor 277 Tagen bezogen, leierte Bldel den Spruch herunter, der schon zur Routine geworden war. Weit du, was in den Wnden ist?Sie seufzte, legte die Magnetverschlsse der neuen Kombination aneinander und machte eine Geste der Resignation.Damit es vorbei ist, einverstanden. Durchleuchte die Wnde.Durchleuchte mich, wenn du magst. Aber dann verschwinde und la mich in Ruhe.Bldel begann mit seinem Werk. Collinia, ganz das Ebenbild ihrer Mutter Valara Brackfaust, die mit dem Bordmutanten die SOL im Mausefalle-System verlassen hatte, stellte sich mit verschrnkten Armen vor einen Tisch, auf dem das lag, was sie gern als Vermchtnis Terranies bezeichnete jener in ein zweifach kopfgroes Energiefeld gehllte Brocken, der angeblich ein Stck Heimaterde von Terra und vor Jahren das Heiligtum der Terra-Idealisten an Bord gewesen war.Offenbar war es Collinias Absicht gewesen, sich der Betrachtung des Brockens wieder einmal hinzugeben, denn sonst htte sie ihn nicht offen herumliegen gelassen. Dies, Bldels Neugier und die Art, wie Collinia sich geradezu provozierend vor den Brocken stellte, veranlate den Roboter dazu, seinen Rntgenblick zuerst auf das Stck angeblicher Terra-Erde zu richten.Er lie sich nichts anmerken.Er zeigte keine Reaktion, keinen Triumph.Er sah nur die Mikrospule in diesem Brocken, die Aufzeichnungen enthielt, die irgendwann einmal irgend jemand dort versteckt haben mute. Es konnte sich natrlich um alles Mgliche dabei handeln, vielleicht sogar um lngst vergessene Umsturzplne der Terra-Idealisten.Nicht nur die hochkomplizierten Symbolgruppen und Formeln sprachen dagegen. Die Spule enthielt ganz zweifelsfrei die Anleitung zum Bau von irgend etwas. Ob sie das so lange Gesuchte darstellten, wrde erst eine Auswertung durch SENECA ergeben knnen.Fr Bldel hie das, er hatte nun ein ganz neues Problem.Ein Blick auf Collinia zeigte ihm, da sie keine Ahnung von der Spule im Brocken hatte.Aber wie gaunerte er sie ihr ab?

*

Bldel mute schnell eine Lsung finden, denn schon kniff die Solanerin die Augen zusammen und machte eine Bewegung, als wollte sie den Roboter vom Tisch wegscheuchen.Was starrst du den Brocken an, eh? Ich denke, du suchst diese Plne und willst keine Zeit verlieren?Es gab bestimmt bessere Einflle, aber der, den Bldel jetzt hatte, war eben sein einziger, der Erfolg versprach. Er trat zurck und spielte den Bestrzten.Collinia, ich bin erschttert, da man dir so bel mitgespielt hat!Was bist du? Ich war immer der Meinung, ein Ding wie du kann nur erschttert ber zu schlechtes Schmierl sein. Hr zu, Bldel, ich erwarte jemanden und Das, schnitt er ihr das Wort ab, ist nicht dein Brocken von der Erde, Collinia. Sein rechter Tentakelarm wurde ausgefahren, bis das Ende fast mit dem Energiefeld in Berhrung kam. Gleichzeitig funkte er das Bild des Brockens an eine Robotfabrik und gab deren Positronik einen eindeutigen Befehl. Es tut mir leid, da ich dir das sagen mu, aber dieser Klumpen ist eine vollkommen wertlose Nachbildung.Collinia starrte ihn an, drehte sich dann auf dem Absatz um und ffnete einen Schrank. Sie holte einen Strahler heraus und richtete ihn auf den Gast.Du hast genau fnf Sekunden Zeit, um zu verschwinden, drohte sie.Aber es stimmt! beharrte er. Du kannst es selbst nachprfen. Der Brocken ist hohl. Nimm die Energieglocke weg und hebe ihn hoch. Du kennst doch sein Gewicht das des richtigen Brockens. Nimm diesen hier in die Hand, und du wirst sehen, da ich die Wahrheit sage.Sie wurde unsicher.Damit du ihn mir stiehlst!Was htte ich denn davon? Fr mich ist euer Heiligtum wertlos, und diese Imitation erst recht. Aber bitte, wenn du mit diesem Ding glcklich bist und auch nicht wissen willst, wer dich betrogen hat Er tat so, als interessierte ihn der Brocken nicht mehr, und begann, die Wnde zu durchleuchten.Vor allem mute er Zeit gewinnen, bis das eintraf, was er in Auftrag gegeben hatte.Beeilt euch schon! funkte er.Es ging ihm ja nur darum, da Collinia das Energiefeld abschaltete, aber das auch nicht zu frh.Nehmen wir an, du httest recht, sagte sie langsam. Du knntest mir helfen, den Dieb zu finden?Ich knnte eine Analyse des Brockens vornehmen und herausfinden, wo an Bord der SOL er hergestellt wurde, aber vergi es.Nur Zeit herausschinden. Bldel verwnschte sich dafr, zu berstrzt vorgegangen zu sein. Er antwortete nicht, als Collinia ihm weitere Fragen stellte. Er drehte sich nicht um, als sie ihm sagte, sie wrde das Feld jetzt abschalten. Er schritt die Wand ab, als sie am Schlu fast vor ihm auf den Knien lag und ihn beschwor, ihr zu helfen.Das nderte sich erst, als er die Nachricht empfing, ein Roboter sei mit dem Gewnschten unterwegs zu ihm.Gndig lie er sich erweichen.Es hlt mich zwar bei der Suche auf, sagte er, aber ich kann keinen Menschen leiden sehen. Ich will aber auch sicher sein, da du mir nicht hinterher irgendeine Manipulation nachsagst.Aha, der Bote war bereits drauen auf dem Korridor!Ich ffne jetzt die Tr und rufe jemanden herbei, der bezeugen kann, da alles mit rechten Dingen zuging. Dann kannst du den Brocken nehmen.Er wartete ihren Protest nicht ab, lie die Kabinentr auffahren und sphte in den Gang hinaus.Da ist nur ein einfacher Montagerobot, verkndete er. Das ist sogar besser als ein Solaner. Menschen sind bestechlich, unsereins nicht.Als Collinia die Waffe wieder hob und Bldel vor die Wahl stellte, die Untersuchung entweder allein mit ihr durchzufhren oder sich ein neues Bein anfertigen zu lassen, hatte ein Tentakelarm schon in den Korridor gegriffen und die in aller Schnelle angefertigte Imitation in Empfang genommen. Er verbarg sie hinter dem Rcken und schickte den Montageroboter fort.Sehr vernnftig von dir, meinte Collinia. Dann komm jetzt her.Als sie nach einem tiefen Atemholen die Projektoren im Rand der Schale desaktivierte, auf der der Brocken lag, ffnete sich fast unmerklich eine der kleinen Klappen in Bldels Rumpf. Als sich Collinias Hnde vorsichtig um den Klumpen legten, flossen unsichtbar schwache Antigravstrahlen aus dem Metallzylinder und wirkten wohldosiert auf den Brocken ein.Collinia hob ihn hoch. Vor Schreck lie sie ihn gleich wieder fallen.Er ist nur halb so schwer wie wie der echte, besttigte der Roboter. Siehst du nun, da ich recht hatte? Du wirst das Original bald zurckhaben, wenn ich wei, wo dieser hier hergestellt wurde und wer den Auftrag dazu gab.Er streckte einen Arm aus, den anderen weiterhin auf den Rcken gedreht. Zgernd vertraute Collinia ihm das Prachtstck an. Bldel entwickelte ein schauspielerisches Talent, das ihn selbst berraschte, als er die Solanerin alle mglichen Untersuchungen mit chemischen und physikalischen Mitteln vorgaukelte.Er verwirrte sie schlielich so, da sie nicht bemerkte, da er ihr den Brocken mit dem anderen Arm zurckgab.Achte gut auf ihn, empfahl Bldel, bevor er sich nun eilig zurckzog, die Beute hinter dem Rcken. In sptestens einer Stunde wissen wir, wer dich betrogen hat.Er war verschwunden, bevor Collinia die Sprache wiederfand.Sie starrte auf die geschlossene Tr, dann auf den Klumpen auf dem Tisch.Irgend etwas stimmte hier nicht! Irgend etwas stimmte ganz und gar nicht!Collinia kam sich verschaukelt vor, ohne da sie htte sagen knnen, was Bldel denn nun mit ihr angestellt hatte.Sie nahm den Brocken noch einmal in die Hnde. Er hatte das gleiche Gewicht wie zuvor, also nur das halbe des echten.Und wie sie noch so dastand und ihn betrachtete, brckelte die Kruste ab wie Farbe von einer Wand.Plastikgu! rief sie entsetzt aus, als sie sah, was darunter zum Vorschein kam. Vor allem aber roch es ganz unverkennbar nach frisch gegossenem Plastik!Bldel! Du verdammtes Blechstck! Dafr bezahlst du!Sie strmte auf den Korridor, aber der war leer.

*

Collinia fand Bldel weder bei Hage Nockemann noch in der Hauptzentrale der SOL, in die sie wie eine Rachegttin marschierte, als Hayes, Atlan, Brick und eine Reihe der anderen Stabsspezialisten gerade gebannt einer Auskunft von SENECA lauschten. Hayes brachte sie mit einer Geste zum Verstummen. Collinia bte sich in Geduld und hrte zu.Offenbar waren die Bauplne des Gerts endlich gefunden worden, mit dem man hoffte, Hidden-X zu Leibe rcken zu knnen. Das htte auch frher geschehen knnen und ihr Bldels Besuch erspart.SENECA beendete seine Ausfhrungen mit dem Hinweis, da er das Gert es war von einem Hypervakuum-Verzerrer die Rede zwar nach den nun vorliegenden Unterlagen konstruieren knne, das Prinzip der Maschine aber nicht verstehe.Darin unterschied sich die Hyperinpotronik nicht von den Menschen.Kann ich jetzt reden? fragte Collinia heftig.Hayes nickte ihr geistesabwesend zu. Atlan und einige andere unterhielten sich aufgeregt. Collinia sprach ins Leere, bis der High Sideryt sich ihrer erbarmte.Du kannst den Brocken noch nicht zurckhaben, Collinia, sagte er. Spter.Wieso spter? Ihr habt ihn also?Er erzhlte ihr etwas ber diesen Hypervakuum-Verzerrer, ber die Eile, die es mit seinem Bau hatte, und ber eine Spule.Was interessiert mich das? fuhr sie ihn an. Ich will mein Stck Terra-Erde zurck, keinen Plastikabgu! Was hat mein Brocken mit eurer Spule zu tun?Sie ist drin, erklrte Hayes. In deinem Heiligtum. SENECA befat sich jetzt damit, und ich frchte, das wird fr eine Weile auch noch so bleiben.Collinia brauchte einige Zeit, um das zu verdauen.Ihr habt ihn auseinandergeschnitten, um an die Spule zu kommen! rief sie anklagend aus. Gebt es doch zu! Ihr habt dieses unersetzliche Stck Heimaterde einfach zertrmmert!Frage SENECA, seufzte Hayes. Falls es so ist, bekommst du natrlich eine Entschdigung. Er lchelte etwas gezwungen. Auerdem knntest du ruhig ein bichen stolz auf dich und deine Mutter sein. Httet ihr den Brocken nicht versteckt und behtet, dann wrden unsere Suchtrupps noch in hundert Jahren vergeblich nach den Bauplnen stbern.Oh, du mit deiner verdammten Psychologie! dachte Collinia.Aber sie wirkte.Die Erbin Terranies war schon wieder halb mit dem Schicksal vershnt, als sie sich setzte und der Diskussion zuhrte, die jetzt entbrannte. Weitere Stabsspezialisten trafen ein. Wenn sie schon ihren kostbaren Schatz hergeben mute, wollte Collinia wenigstens auch erfahren, wie es nun weiterging.Vor allem Atlan drngte drauf, mit dem Bau des Verzerrers unverzglich zu beginnen. Schlielich gengte der Hinweis auf die im Raum stehende Racheankndigung und die davon abhngige weitere Bedrohung durch Hidden-X und dessen Werkzeuge, um auch den letzten Skeptiker zu berzeugen.SENECA gab eine lange Liste aller Baugruppen und -stoffe, die fr die Entstehung des Gerts bentigt wurden. Viele Rohmaterialien konnte die SOL nicht liefern.Es wurde in aller Eile beschlossen, Versorgungsschiffe zu Planeten der weit entfernten Galaxien zu schicken. Bis zu deren Rckkehr sollten die Roboterkolonnen und Techniker die aus den vorhandenen Materialien schon fertigstellbaren ersten Anlagen zusammenbauen. Es war wie ein Fieber, das nun in der ganzen SOL ausbrach. Es bertrug sich unweigerlich auch auf die junge Frau. Vor allem faszinierte es sie, Atlan ganz in seinem Element zu sehen. Niemand vermochte sich seiner Ausstrahlung zu entziehen. Er ging in die Einzelheiten und berzeugte, ohne zu kommandieren. Er schien mit dem Schiff verwachsen zu sein, als er eine Station nach der anderen anrief und Anweisungen gab.Danach wirkte er ein wenig geschafft, lngst aber nicht ermdet. Im Gegenteil schien er lange auf diesen Tag gewartet zu haben. Collinia, bisher eher uninteressiert der Suche nach den Plnen gegenberstehend, ahnte etwas von der ungeheuren Wichtigkeit des Projekts.Als Atlan auf sie zukam und fragte, ob sie nicht Lust htte, mit ihm etwas zu essen (eine alte Gepflogenheit auf der Erde, wie sie sehr gut wute), folgte sie ihm wie ein Teenager aus alten Zeiten, der in den Lehrer verliebt war.Sie brachte es sogar fertig, ihre Verabredung zu vergessen.

5. Das Ende der Hoffung

Auf Dynur und den anderen bewohnten Planeten der Sterne hatte sich einiges verndert, seitdem Oggar und Insider von dem neuen Varser, Zytarr Wenk, und von dessen Freunden Abschied genommen hatten. Die korrupte Regierung Monzelback Hedhergins bestand nicht mehr. Die gefrchtete Geheimpolizei war aufgelst. Im neugewhlten Volksforum vertraten nun 22 Frauen und Mnner die Interessen aller Dynurer, ganz gleich, auf welchem Kolonialplaneten der insgesamt 121 Sonnen sie lebten. Wenk hatte die 23. Stimme im Forum und war zur Integrations- und Symbolfigur all derer geworden, die eine neue, phantastische Zukunft fr ihr Volk sahen.Man wute nun, da es nicht nur die Sterne gab, da die schwachen Nebelflecken am Nachthimmel Galaxien bedeuteten, die Zusammenballungen von unvorstellbar vielen Sonnen. Man wute, da dort andere Vlker lebten, manche so fremdartig, da ein Dynurer es schwer haben wrde, sie als intelligentes Leben zu begreifen.Aber der brennende Wunsch war in den Herzen der Sternenbewohner, eines Tages den Abgrund zu berwinden, der sie von den anderen trennte. Niemand brauchte sich mehr verfolgt zu fhlen, wenn er sich dieser Sehnsucht hingab. Oggars Erscheinen hatte selbst dem grten Zweifler bewiesen, da die Raumfahrt auch ber den Abgrund hinweg keine Unmglichkeit mehr darstellte. Das Wissen, jahrelang von einem Fremden in der Maske des Monzelback Hedhergin gefhrt worden zu sein, hatte die Dynurer gelhmt aber auch als heilsamer Schock gewirkt.Oggars Abschiedsgeschenk, ein tragbares Hyperfunkgert, war analysiert und zum Teil begriffen worden. Die uralten Raumschiffswerften wurden wieder instandgesetzt. Ein ganzes Volk stand an der Schwelle zu einer neuen Zeit und war entschlossen, die Fesseln der Einsamkeit abzustreifen.Chale Bennjyk und Takkar Sours, ohne deren Hilfe Hapeldans Entlarvung nie mglich gewesen wre, leiteten die wissenschaftlichen Stbe, die das Geheimnis des Hypersenders und damit der berlichtschnellen Raumfahrt vollends zu entrtseln versuchten.Sie waren es auch, die Oggars Spruch auffingen.Nur kurz darauf konnte Zytarr Wenk im Volksforum die Rckkehr des Retters und Freundes verknden. Kameras bertrugen seine Botschaft berallhin. Durch die Raumschluche wurde sie von Kurieren zu den Kolonialwelten getragen. Ganz Dynur geriet in einen Freudentaumel.Sie sind zurckgekehrt! Sie werden uns zu den anderen Sternen fhren!Es gab fast keinen Pessimisten in diesen Stunden. Niemand erhob warnend seine Stimme, auch jene Gruppe im Volksforum nicht, die durchgesetzt hatte, da die von Hedhergin auf vielen Planeten angelegten Festungsanlagen nicht zerstrt wurden. Diese mit furchtbaren Waffen bestckten Forts, so ihr Argument, sollten erhalten bleiben fr den Fall, da man nach der berwindung des Nichts auf Intelligenzen stie, die nicht so friedlich waren wie Oggar und Insider.Oggars zweiter Besuch stand von Anfang an unter keinem guten Stern.Die Dynurer im Regierungspalast, in der Halle des Volkes und vor den vielen Millionen Fernsehgerten erlebten die erste berraschung, als nicht das bekannte Doppeldiskusschiff ber der Zentralwelt erschien, sondern ein riesiges, kastenfrmiges Fahrzeug, das erst stark abbremste, nachdem es mit halber Lichtgeschwindigkeit die Bahnen der vier ueren Planeten des CAM-Systems berquert hatte. Die zweite bestand darin, da Oggar nun mitteilte, er knne erst landen, wenn dazu umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen seien. Der neuangelegte Raumhafen sollte hermetisch von der Auenwelt abgeriegelt werden.Die dritte war die bestrzendste und sorgte dafr, da die Euphorie der Dynurer mit einem Schlag vollends verflog. Noch hoch im Orbit, begann das Kastenschiff pltzlich zu feuern. Armdicke grne Energiestrahlen zuckten aus dem Himmel herab und lieen Krater und Zerstrung berall dort zurck, wo sie trafen.Unter den Dynurern brach Panik aus. Die Bewohner der Hauptstadt verlieen ihre Huser, warfen sich zu Boden oder rannten schreiend durch die Straen. Zytarr Wenk, Chale, Takkar und die anderen nun im Regierungspalast Versammelten konnten nicht fassen, was geschah.Wenk konnte die unzhligen einlaufenden Fragen nicht beantworten. Verzweifelt versuchte Chale, am Hyperfunkgert eine neue Verbindung zu Oggar herzustellen. Das Raumschiff spie weiter sein schreckliches Feuer, und es gab nichts, das den Planeten vor diesen Strahlen schtzen konnte.Er hat uns verraten! schrie eine Frau. Zytarr, er kommt als unser Feind zurck!Oggar wrde niemals gegen uns kmpfen! rief Takkar zurck. Er mu selbst in Gefahr sein! Was sonst htten seine Aufforderungen an uns zu bedeuten!Niemand hrte mehr auf ihn, niemand auf Wenk, der nichts begriff und das Volk aufforderte, die Ruhe zu bewahren, was angesichts der Todesstrahlen aus dem Weltraum wie ein bitterer Hohn klang.Der Untergang Dynurs schien besiegelt, als das eintrat, womit niemals gerechnet werden konnte.Der falsche Varser Monzelback Hedhergin hatte auch auf der Zentralwelt ein Abwehrfort errichten lassen, dies allerdings unter so strenger Geheimhaltung, da selbst jene, die beim Bau dabei gewesen waren, nach Hedhergins alias Hapeldans Flucht jede Erinnerung daran verloren. Dafr sorgte die posthypnotische Sperre, die in ihrem Bewutsein verankert worden war.In einer grnen Ebene nahe dem quator brach der Boden auf. Die Oberflche schob sich auseinander: Riesige Geschtztrme wuchsen aus der Tiefe und erffneten nun ihrerseits das Feuer auf das Raumschiff. Da keine Funkverbindung mehr bestand, deuteten jene, die noch klar zu denken verstanden, den pltzlichen Rckzug Oggars als Flucht. Auch Wenk und seine Getreuen konnten sich dieser Ansicht nicht mehr verschlieen.Chale und Takkar hielten sich bei den Hnden. Unsichtbar flossen die Vitalenergien, die sie nun brauchten, um nicht zusammenzubrechen, von einen auf den anderen ber. Was sie miterleben muten, war zuviel, um von einem allein bewltigt zu werden. Mehr als jeder andere Dynurer litten sie unter dem Schrecklichen, dessen sie Zeugen wurden. Chale starrte aus ihren groen, tief schwarzen Augen auf den Videoschirm, der das fremde Schiff zeigte. Die kupferfarbene Haut der hochgewachsenen, zartgliedrigen Dynurerin zog sich zusammen. Takkar nahm die Gefhrtin ganz fest an sich und strich durch ihr silbernes, bis auf die Schultern reichendes Haar. In diesen Augenblicken waren sie wie ein Wesen, und zusammen darauf gefat, das Ende ihrer Welt, aller Hoffnungen und aller Sehnschte zu erleben. Dabei nahmen sie von dem um sie herum tobenden Chaos fast nichts mehr wahr.Es war nichts gegen die Gewalten, die nun drauen im Weltall tobten. Oggars neues Schiff hatte keine Chance, dem Untergang zu entkommen. Als es sich in die Schutzschirme hllte, war es schon schwer genug getroffen worden, um jede weitere Flucht sinnlos werden zu lassen.Dort oben erfolgten Explosionen. Die Schutzschirme flackerten in allen Farben des Spektrums. Das Schiff machte einen Satz, doch nicht von Dynur weg, sondern wieder auf den Planeten zu.Es strzt ab! schrie Wenk in Panik. Bei den Sternen, es wird unsere Welt zerschmettern!Als die Bewaffneten in den Palast eindrangen, als die tobende Meute die Schockwaffen auf das Oberhaupt richtete und Wenk und seinen Vertrauten blitzartig alle Vitalenergien entzogen, da wute Chale Bennjyk, da der sofortige Tod beim Absturz fr Oggar und Insider das gndigere Schicksal sein wrde.Sie wnschte es ihnen, denn nie hatte sie Dynurer von seinem solchen Ha erfllt gesehen wie nun den vllig auer Kontrolle geratenen Mob.Was hast du getan, Oggar war ihr letzter Gedanke, bevor sich das Dunkel um sie schlo.

*

Jard Neru war ein zitterndes Nervenbndel. Er war niemals ein Kommandant, der eine Verantwortung bernehmen konnte, aber ein bei allen sonstigen Mngeln hervorragender Pilot. Darauf allein verlie sich Oggar, als er den Molaaten nachsetzte, die in die Zentrale eingedrungen waren und auf alles geschossen hatten, das sie zerstren konnten, ohne einen Menschen direkt zu gefhrden.Der berfall war vllig berraschend gekommen und gerade in dem Augenblick, in dem Oggar den berraschten Dynurern eine Erklrung fr die gewnschten Vorsichtsmanahmen geben wollte.Und es waren keine Molaaten gewesen. Die Verformer nahmen keine Rcksichten mehr. Sie zeigten sich offen und konnten es sich erlauben. Oggar war davon berzeugt, da es nicht nur die drei Pinas und Nannas gab, deren Namen er von einer Identifizierung durch die Bordpositronik her kannte, bevor auch sie schwieg.Neru mute die MOSES ohne Untersttzung der ausgefallenen Positronik steuern. Er mute das unmglich Scheinende versuchen eine Notlandung mit einem Raumschiff zu bauen, dessen Antigravantrieb nur noch phasenweise arbeitete und jeden Moment in die Luft fliegen konnte. Er brachte das Schiff nicht mehr in den Weltraum.Oggar vertraute einfach darauf. Neru mochte in diesen Minuten tausend Tode sterben, aber er mute es schaffen!Auch was sie auf Dynur nun erwartete, war fr das Mischwesen zweitrangig. Ihm ging es darum, die Gegner zu finden und zu vernichten, bevor sie in die Container gelangen konnten. Sptestens jetzt war die Absicht der mittlerweile mehrfach geteilten Verformer ganz klar.In ihrem Generalangriff hatten sie nicht nur smtliche Funkanlagen unbrauchbar gemacht. Sie wollten das Ende der MOSES, die Vernichtung aller Molaaten und schienen auf geradezu schizophrene Weise die Solaner schonen zu wollen.Vor dem Antigravschacht warfen sich Oggar zwei Pinas entgegen. Ihr Feuer verbrannte die letzten Reste der in Fetzen herabhngenden, blauen Kombination, konnten aber dem Androidenkrper selbst nichts anhaben. Oggar scho zurck und erlebte, wie sich die Molaatenkrper im Tod in ein Schleimiges Etwas verwandelten.Wir knnen es schaffen! hallte Nerus heisere Stimme durch den Korridor. Wir sind aus dem Feuerbereich des Planetenforts! Wenn der Antrieb nur noch Alles weitere verlor sich im Krachen einer weiteren Explosion.Du mut mich freigeben! sendete Carch im Bewutseinsverbund. Kmmere du dich jetzt nur um die MOSES! Ich springe zu den Molaaten und helfe ihnen!Oggar schwang sich in den Schacht und glitt abwrts.Hr auf mit dem Unsinn! Dein Krper liegt in der SOL!Mein Krper interessiert mich jetzt berhaupt nicht! Er ist nur eine unbedeutende Hlle! Sprst du es denn nicht, Oggar?Was?Oggar schwang sich auf dem Unterdeck aus dem Schacht und sah schon das geschlossene Einstiegsluk zum Container-1, als er in die Explosion hineinlief. Der Hochleistungsdesintegrator der MOSES war nie als Waffe gedacht gewesen, sondern als Werkzeug, um nach der Ankunft in Bumerang planetoide Trmmerstcke aus dem Kurs zu beseitigen. Was die Unheimlichen aus ihm gemacht hatten, war der letzte Beweis dafr, da sie die MOSES nun durch und durch kannten und beherrschen konnten.Oggar stieg aus den schwarzen Rauchschwaden, suchte nach Gegnern, fand sie nicht und war im Begriff, das Luk manuell zu ffnen. Es gab auch keine Verbindung zu den hunderttausend Molaaten mehr. Dort unten mute die Hlle toben, wenn Oggars frchterlicher Verdacht sich besttigte.Gib mich frei! schrie es wieder in ihm, diesmal noch viel eindringlicher. Ich wei nic