17
Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. 07.4.2010 - schlagworte: aufführungspraxis? virtuosentum? (begriffsklärung?) - hörbeispiel: paganini (*1782 +1840) violinkonzert => solokonzert - orchestereinleitung (ähnelt einer bühnenmusik-fanfaren der bläser), solokadenz (nur violine spielt) typisch für gattung - bis mitte 19. jhd. komponist = interpret der werke => selbstinszenierung, eigene karriere, aber auch uraufführenden künstlern gewidmet bzw. interpreten wurden bei komposition mit einbezogen - aufführungsrahmen/~orte: musikfeste (u.a.), musikwettbewerbe, wettstreits - defi virtuosität: - virtuos => herausragende leistungen, die aus durchschnitt herausragen, schwieriges wirkt geradezu leicht, steht im dienste der musik - immer umstritten, gerade in dtl. => auch im vokalbereich vorhanden, auch dirigieren kann virtuos sein (oder kompositionen) - virtuose inszeniert sich nicht nur durch musik, auch durch person (sex sells...) - aufführungspraktische aspekte: - aufführungsort (z.b. nicht für kirche gedacht,...) - nationalität des komponisten/solisten (italiener komp. anders als dt.) - sichtbarmachen des solisten (z.b. wo steht er?) - rollenverteilung auf bühne - größe des orchesters - fingersatz/technik - instrumente/deren bauweise - musikanalytische fragen der virtuosität: - tonsprünge? läufe? schwierige technische angaben? sind fingersätze vorhanden (urtext)?

Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

  • Upload
    others

  • View
    12

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd.

07.4.2010

- schlagworte: aufführungspraxis? virtuosentum? (begriffsklärung?)

- hörbeispiel: paganini (*1782 +1840) violinkonzert => solokonzert

- orchestereinleitung (ähnelt einer bühnenmusik-fanfaren der bläser), solokadenz (nur violine spielt) typisch für gattung

- bis mitte 19. jhd. komponist = interpret der werke => selbstinszenierung, eigene karriere, aber auch uraufführenden künstlern gewidmet bzw. interpreten wurden bei komposition mit einbezogen

- aufführungsrahmen/~orte: musikfeste (u.a.), musikwettbewerbe, wettstreits

- defi virtuosität:

- virtuos => herausragende leistungen, die aus durchschnitt herausragen, schwieriges wirkt geradezu leicht, steht im dienste der musik

- immer umstritten, gerade in dtl. => auch im vokalbereich vorhanden, auch dirigieren kann virtuos sein (oder kompositionen)

- virtuose inszeniert sich nicht nur durch musik, auch durch person (sex sells...)

- aufführungspraktische aspekte:

- aufführungsort (z.b. nicht für kirche gedacht,...)

- nationalität des komponisten/solisten (italiener komp. anders als dt.)

- sichtbarmachen des solisten (z.b. wo steht er?)

- rollenverteilung auf bühne

- größe des orchesters

- fingersatz/technik

- instrumente/deren bauweise

- musikanalytische fragen der virtuosität:

- tonsprünge? läufe? schwierige technische angaben? sind fingersätze vorhanden (urtext)?

Page 2: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

- wirkung der musik? wie wird wirkung erreicht? was löst musik wie beim publikum aus?

- quellen:

- kritiken von konzerten

- persönliche berichte (tagebücher, briefe,...) der komponisten/interpreten

- instrumente (veränderungen in bauweise vorhanden? bsp. klavier im 19. jhd.)

- instrumentalschulen (gaben vor, wie gespielt werden soll)

- ikonographien (abbildungen von konzerten, korrekten techniken, komponisten, karikaturen)

virtuosengattungen:

- solokonzert (paganini), etüde (etude)(liszt,chopin), caprice (paganini), fantasie, paraphrasen (z.b. bizet: carmen- fantasie)

komponisten: paganini, liszt

Aufgabe z. nächsten Sitzung: Semesterplan erstellen…? (aus angaben der ersten sitzung)

14.4.2010

- Ablauf Semester/Literaturangaben Semesterplan (einscannen!)

- Carl Czerny (Schüler Beethovens) ==> „Klavierschule Teil III. Vom Vortrage“ (lesen/kaufen?)

- Tomi Mäkelä: Virtuosität und Werkcharakter. Zur Virtuosität in den Klavierkonzerten der Hochromantik, München 1989.

- (tip: viel musik hören)

Page 3: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Aufführungsanweisungen im Notentext (Bsp. Grieg: „Lyrisches Klavierstück: An den Frühling“)

(Noten einscannen!)

- Anmerkungen – welche Angaben zur Aufführung? Was kann als „virtuos“ gesehen werden?

o Vortragsbezeichnungen (cantabile e molto tenuto la melodia, agitato, sostenuto)

o Wechsel von zwei zu drei Systemen (für zwei Hände)

o Spielanweisung (staccato bei ¼-Noten Noten verkürzt, aber nicht abgehackt)

o Tempoangaben (allegro apassionato pkt. Halbe = 84 ½ Takt schneller als 1 Sek.)

o Taktartangabe (6/4-Takt legt Metrum fest; rhythmische Betonung)

o Tempiwechsel (rit., accel., stretto)

o Dynamische Veränderungen (cresc., cresc. molto) (pp, p, f, ff)

o rhythmische Besonderheiten (Duolen *T. 3, 4, 8, 11,…+)

o reich an Vorzeichen und Auflösungszeichen (abgesehen von Ausgangstonart)

o Pedalbezeichnung/Pedalisierung Welcher Effekt soll erreicht werden? (Frage der Interpretation)

o Spannungsbögen/Haltebögen/Legatobögen (Akzentuierung)

o Kontrastierende Bewegung in den Händen (rechts –stacc., links-leg.

Interpretationsvergleich

1) Aufnahme (1957)

- z. T. ritardandi vernachlässigt (T. 15, rit. molto)

- klingt eher leicht, als leidenschaftlich (Vortragsbezeichnung…?)

2) Aufnahme Grieg spielt Grieg (1903)

- Lässt Wiederholung weg

- Freie Tempogestaltung (meist bei 2ter Takthälfte, ¼-Abgang [T.49,51] scheinbares rit.)

- Ausdehnung von Noten (Duolen T. 7; Triolen T. 8)

- Leidenschaftlich???

-

Page 4: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

21.4.2010

Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopie)

o wenn Änderungen im Tempo dann nur wenig und bewusst muss musikalisch begründbar sein -> entscheidend: klein, kaum bemerkbar!; Grundtempo muss erhalten bleiben (ist das Wichtigste!) siehe erste zwei Paragraphen

o nicht nur ganzes Stück, sondern auch Einzelpassagen drücken Stimmung aus; Spielanweisungen geben Stimmung vor (bewusstes Einsetzen)

o entweder Richten nach Anweisungen des Komponisten oder bewusste Entscheidung des technisch fähigen Interpreten Wille des Komponisten ist nicht mehr das einizig Entscheidende!!

o Veränderungen im Zeitmaß müssen geschmackvoll und verständlich sein

o „guter Geschmack“ (Bgf. 2. Hlf. 18. Jhd./ Anfang 19. Jhd. Ästhetische Schriften; oppiio communsis => gemeinsame Kunst-/Musikauffassung

Geschmack als Kategorie für sämtliche ästhetische >Bereiche (Design, Kunst, Musik); keine feste Größe, sondern „beweglich“ – Johann Mattheson: französischer Geschmack in Dtl. Noch nicht angekommen

Geschmack = musikalische Auffassungen, Aufführungspraxis

Verständlichkeit = musikalische Gestaltung muss nachvollziehbar sein

o (ästhetische Gedanken siehe Musikgeschichtsaufzeichnungen 19.Jhd)

o Fazit:

generelles Tempo wichtig und entscheidend (geprägt durch Übung, Talent und Schulen der Hörgewohnheiten schaffen Gewohnheit)

nicht nur der Wille des Komponisten ist entscheidend, sondern auch Interpret kann „schicklich“ (wenn er will und es passt) Änderungen vornehmen

Änderungen sollen sparsam eingesetzt werden; keine Übertreibung, denn dann wird Musik unverständlich und verliert an Schönheit

o eine Stelle kann auf versch. Weise interpretiert werden

Page 5: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

28.4.2010

- luzio clementi - z zt moarts bekantester pianist, später führender klavierpädagoge

- clementische schule - klavierpädagogik

- zitat czerny: beethoven, mozart, hummel

- beeth.-kraft,bravour, hummel-muster der höchsten reinheit/deutlichkeit (berechnung der effekte...bewusstes spielen?)

- mozart'sche manier (stil, gepflogenheiten) - verbindung komposition & spielweise/eigene interpretation

- eigeninterpretation -><- notentext

-5. kapitel czerny klavierschule (besondere art des vortrags versch tonsetzer u werke) [einscannen]

- wichtig: §2,6,7

liszt

- kompositionen z teil an bestimmte orte gebunden (chapelle wilhelm tell- kapelle wilhelm tell, schweiz)

- musik zum teil pedal austestend (tonwdh., verschiendene intensität der töne bei wdh.)

- nächste sitzung: liszt, thalberg

12.05.2010

Liszt (nach Heine) - "unser teurer" —>

Wertschätzung Liszt und Virtuosität

AB „Äußerungen zu Virtuosität“ *einscannen!+

o Riemann über V.:

Kunstwerk wird ganz in sich aufgenommen; kann nicht zweimal gleich klingen

Vgl. Natur Musik (typisch f. Romantik)

„Urbild“ signifikant zurück zu den letzten Dingen (Urknall)

19. Jh. Boom der Nat.wiss.

Natur – Pol/ Gegen- zu Industriegesell.

Page 6: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Mensch als Teil des Blühens/ Vergehens

Kunstwerk = „durch V. belebte Natur“

Konzertparaphrase – virtuose Verarbeitung z.B. von Opernmelodien

„bessere Zeit“ Komponisten arbeiten für Virtuosen; Virtuosen arbeiten als

Komponisten und Interpreten

Virtuose nicht nur mehr Bearbeiter, sondern Künstler

Musikal. Umdenken in Jahrhundert

o Liszt-Zitat (1882):

Borniertheit d. Künstler Arroganz d. Virtuosen

„Schönredner ohne Verständnis“

„nur Kunststücke ohne Intellekt“

Musik als Kunststück, nicht als Kunst (kein Sinn)

Trotzdem Virtuosität wichtig f. Musik / notwendig!

„wahre V.“ = tiefere intellektuelle Grundlage nötig

Dienst der Musik, keine Selbstdarstellung

o 3 andere Zitate: Abwertung/ negative/schlechte Virtuosität

Thalberg: Grande Fantasie op. 22:

o Durch Liszt abgewertet (siehe AB)

Wenig Abwechslg. ; Monotonie

Berechtigt (siehe S. 1, 8, 13, 15,….)

Anschein einer „Konzertetüde“ (?) Technikstudien über eine Seite?

Bsp. Erste Seite: keine Abwechslung innerhalb der Melodie

Für Virtuosen kein Problem (technisch versiert)

„Keine spontaneität; kein leben“ (Liszt)

Konzertparaphrase ü. Rossini (Thalberg)

(la donna bel lago die Herrin vom See Beginn der „gothic novel“)

Bezug auf oper erst ab Seite 8 (Cavatina der Elena), danach Verarbeitung der

Cavatina Variation (s. 8, 5. Akkolade, vorletzter Takt)

Page 7: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

19.05.10

Variationen des „Romanze“-Themas

o rhythmische Bearbeitung (Triolen,…)

o Verzierungen (Triller, Umspielungen)

o Bassstimme meist wie im Thema

Ausnahme: S. 9, vorletzte Akkolade, letzter Takt

o Beginn der Variation: S.9, vorletzte Akk., letzter Takt mit Auftakt

Beginn des Romanzenthemas und Bearbeitung (Verzierungen)

o 2 Variationen

Unterscheiden sich in Bewegungsrhythmus

1) „Thema“ meist im Sopran vorhanden

2) 16-tel Satz wird dichter, Melodie in 16-tel

eingebettet, nicht hauptsächlich im Sopran vorhanden

Thalberg: Opernfantasie op. 40 - Aufbau

1) Einleitung

Ouvertürencharakter

Kleine Notenwerte

Einleitung noch keine gefestigte Tonart „Umherstreifen“

Erst in Zeile 3 con impeto mit Nachdruck C-Dur (nicht Ausgangstonart); erst

Ende erste Seite - Finden der eigentlichen Tonart

Basslinie beobachten (Aufschluss über Harmonik)

2) Melodievorstellungen und Verarbeitungen

Thema I:

Page 8: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Thema II:

Aufgreifen Thema I (Thema im Sopran und Tenor):

Page 9: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Rolle der Virtuosität?

- Vorüberlegungen:

- Wie wird V. eingesetzt? (dramaturgisch Spannungsbogen; Zusammenhang zum Drama)

o Musik/Auftritt/Komposition geplante Spannung; V. als „Gewürz“ zur

Spannungserzeugung

- Was muss bekannt sein?

o Gesamtaufbau muss klar sein, danach Bewertung der V. innerhalb eines Musikstückes

9.6.2010

Grieg Klavierkonzert Kadenz als Virtuosität

o (HB: Youtube Grieg Kadenz, Pianist: Leif Ove Andsnes:

http://www.youtube.com/watch?v=Wmc-Ga8R3gA)

Agogik, viel Bewegung beim Spielen, ausdrucksstarkes Spiel

Freies Tempo bzw. starke Verlangsamung oder Beschleunigung

Starke Bewegungen (Abfedern) performativer Aspekt vs. Musikalischer?

Virtuosität vs. Show?

Körperhaltung,Gesichtsausdruck erzeugt gewisse Dramatik

Gradwanderung / Wechsel zwischen technisch bedingten und „freien“ Bewegungen beim Spielen Notwendigkeit vs. Theatralik

Czerny: „Über das brillante Spiel“

(Klavierschule: http://www.koelnklavier.de/quellen/czer-op500/_inhalt.html)

Spieler muss sich Gehör verschaffen (in einem großem Raum, bei großem Publikum)

Eigenschaften des brillanten Spiels lt. Czerny:

A) staccato-Spiel =brillant, legato= nicht brillant, da durch stacc. Töne deutlich hervorgehoben werden, deutlicher werden

Page 10: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

B) Anwendung von Läufen („bis zu den schnellsten Graden“), trotzdem Deutlichkeit als ein Muss („Das sogenannte Wischen ist nicht brillant.“)

C) vollkommene Reinheit auch bei den schwierigsten Stellen, Schwierigkeit besteht in erforderlicher Wurfkraft (Tonsprünge) und Zielsicherheit

D) „Kraft und Elastizität der Nerven“, erforderlich um vor großem Publikum auftreten zu können Mut des Pianisten, schon beim Üben auf die Zustände im „großen Lokal“ einstellen, so üben als wäre es Auftritt

Ergänzung: „nicht alles Lärmende ist gleichzeitig brilant“

Brillantes Spiel findet nur „im schnellen Tempo“ statt

Für brillantes Spiel ist Kenntnis der Skalen (Tonleitern) und dessen Spielen in schnellstem Tempoeine Voraussetzung

„Deutlichkeit, Kraft, genauere Absonderung der einzelnen Töne, mit etwas straffer gespannten Nerven der Finger und doch dabei ruhig gehaltener Hand“

„Denn das brillante Spiel muss einer Schrift gleichen, die man auch in der Ferne lesen kann.“ (Abschluss des 9. Kapitels, Czerny)

Hörbeispiel: Rachmaninoff Klavierkonzert 1, erster Satz http://www.youtube.com/watch?v=Wmc-Ga8R3gA

o Verarbeitung aller Themen in der Kadenz (abh. Vom Solisten)

o Synthese zwischen beiden Themen

o Unvermittelter Orchestereinsatz – ins Wort fallen, unterbrochene Solokadenz des Pianisten („hat noch was zu sagen“)

o Unvermittelter Schluss, plötzlich, offen wirkend

o Vorbereitung auf Kommendes – kalkulierte Wirkung der Schlusswendung

o Verhältnis Orchester-Pianist

Anfänglich Begleitung durch Orch., schließlich auch umgedreht (Orchester hat Melodie und Pianist begleitet Orchester)

o Durchführung?

Vor allem Verarbeitung der Nebensatzes

o Grober Ablauf

Page 11: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Exposition:

Fanfare - Einsatz Pianist – Orchester – Thema Hauptsatz (Orchester) – Antwort Klavier – schnellerer Teil (Akkordschläge auf allen Zählzeiten, Klavier spielt eingebettete Klangfarben) – Seitensatz (Achtellinien, Klv. Spielt begleitend)

23.6.2010

HB: Haydn Klaviersonate Nr. 62 Es-Dur

–Wie spielen verschiedene Interpreten gleiches Stück?

o 1) Glenn Gould

kraftvoll, schnell, lebhaft, kräftiger Anschlag, leichtes Spiel, keine großen Dynamikunterschiede

arpeggiert (rechte Notenausgabe)

„er spielt nicht Haydn oder Bach, er spielt Gould.“ (Loeser)

o 2)

Langsamer als 1)

Weicher als 1), aber auch teilweise kräftiger Anschlag, breitere Dynamik als Gould

o 3)historisches Instrument, Hammerklavier (1794)

Härterer Anschlag/Klang

Benutzt Urtextausgabe [?]

Keine gravierenden dynamischen Unterschiede, lediglich Unterschiede im Anschlag

Pausen kommen eher zur Geltung als bei 1) und 2)

Durch Resonanzraum begründet – bautechnische Ursachen

Unterschiede:

o Klangfarbe, Interpretation, Anschlag, agogische Veränderungen

o Tempo, Dynamik, Artikulation

Page 12: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Vergleich zweier Notenfassungen ( links)Urtext; rechts) Peters-Ausgabe)

o Unterschiedliche Tempobezeichnung (allegro moderato)

o Versch. Widmungsträger

o Versch. Datumsangaben (Kompositionsjahr/Druckjahr)

o Verschiedene Artikulation (Bindebögen, Anschlagarten) Akkord in Takt 1

o Verschiedene rhythm. Darstellungen (Triolen Sextolen)

Gründe für unterschiedliche Darstellungen/Ausgaben:

o Verschiedenes Tempo – verschiedener Gestus – verschiedene Darstellung bzw. Artikulation anderer erzielter Ausdruck (Bsp. Arpeggien)

Czerny. Über den Ausdruck in brillanten Passagen/Über die willkürliche Anwendung des Arpeggierens

o Arpeggio soll nicht übermäßig benutzt werden Spieler verlernt, Akkord voll zu greifen

o „Regeln“ für Gebrauch des Arpeggierens:

Akkorde mit kurzem Notenwert nur Arpeggio, wenn Komponist es vermerkt hat

Akk. am Anfang/Ende bzw. kraftvolle Akkorde eines Stückes nicht arpeggieren Arpeggio nimmt Lautstärke weg verfehlt Wirkung

Mehrstimmige Sätze im 4-stimmigen Stil nicht arpeggieren, nur, wenn Komponist es vermerkt Unterbrechung gesanglicher Passagen/Legato-Passagen

o Arpeggieren erlaubt bei

A) langsamen, gehaltenen Akkorden, die Gesang darstellen

B) wenn nach langsamen Akkord viele schnellere folgen; dann aber nur ersten Akkord arpeggieren

C) Tempo und Dynamik des Arpeggio muss genau abgestimmt sein und ausgewogen (schnelles Arp. bei schnellen Verläufen, langsames Arpeggieren bei langsameren Melodien

Page 13: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

30.06.2010

Paganini (1781-1840)

· berühmte Figur und Vorbild für Komponisten wie Liszt

· chronisch krankheitsanfällig

· "erhabenes Götterbild"; schwarze, glänzende Locken

Karikatur:

3 Saiten gerissen, G-Saite ist noch übrig, basiert auf wahrer Begebenheit: Paganini soll 3 Saiten locker gedreht haben, sodass sie im Verlauf des Konzertes rissen und er virtuos auf der verbliebenen Saite spielte, auf der es besonders schwer ist, da man die Finger in feinsten Abstufungen zur Tonerzeugung setzen muss

siehe auch Programm: "Sonate Militaire auf der G-Saite"

nur einzelne Sätze aus einer Sinfonie wurden aufgeführt

"Grosses Konzert in Es-Dur" ist heute in D-Dur (bedingt durch Stimmung der Geige, -> einfacher zu greifen)

diese Noten verteilte Paganini immer erst bei den Proben und sammelte sie hinterher wieder ein, damit niemand sie abschreiben konnte und dieses Stück nur durch seine Aufführungen bekannt wurde

seine Noten waren in D-Dur notiert, stimmte Geige aber halben Ton höher (klang brillanter und er erntete viel Ruhm, weil er angenommenerweise in dieser schweren Tonart spielte)

· kultivierte Pizzicato, Flageolét-Töne, Pizzicato während des Spielens, künstliches <-> natürliches Flageolett

· "Wurftechnik" des Bogens, neue Art und Weise des Spielens

· konzertierte schon mit 12 Jahren öffentlich

=> Wie unterhält Paganini seine Zuhörer in seinen Konzerten?

Page 14: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

· Trugschlüsse

· Triller in Flageolét-Tönen

· Änderungen der Artikulation der Geige

· Spiel mit Gegensätzen (Lautstärke, Solo <-> Tutti, schnelle kurze, pompöse

Passagen <-> längere, langsamere dramatische Passagen, legato<->staccato)

· Folge von 2 Pizzicato-Tönen auf einen Triller, obwohl man einen einfachen

Schlusston erwartet

7.7.2010

Chopin

Bekannter von Liszt – Freundschaft?

Polnischer Abstammung, lebte als Immigrant in Paris

Vielzahl an Klaviermusik (selber Pianist)

Preludes (Präludien) – Bezüge zu Bachs Wohlt. Klv.

Polonaisen

Mazurken

Impromptus

Etüden

HB: Polonaise fantaisie op. 61 As-Dur (Horowitz, Klv., 1962)

o Ruhig, verträumt vs. gesanglich, bewegt vs. drängend bewegt

o Langsamer Beginn, dann Steigerung (Tempo)

o Von ruhiger Melodie zu „wuchtigen“ Akkorden, Wechsel dazwischen

o Einleitung der Polonaise Fanfare (Tonrepetition, typischen Polonaise-Rhythmus)

o Improvisierter Charakter, klingt frei (Taktart schwer zu erahnen…ebenso Tempobezeichnung)

o Kurze, tänzerische Melodien, aber nur Einwürfe

o langsamerer Abschnitt (As-Dur) – verträumt, nostalgisch (?)

Page 15: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

o Eindruck: Nachdenken über Motiv, allmähliches Freispielen, Gedankenverarbeitung beim Spielen (Hineinsteigern in Gefühlsregung)

o Entstehung einer Phrase, Aufbau und Steigerung-Ende-Beginn neuer Phrasen und Entwicklung

o Dynamik breit gefächert

o Verschiedene „Themeneinfälle“ ineinander verwoben

o kurzer, unvermittelter Schluss (innerhalb eines Gedankens, plötzlich Ende des Stückes)

o GESTUS:

Frei, wechselnd zwischen ruhigen, beinahe nachdenklichen Passagen und bewegten, schnelleren, lebhaften Läufen/Melodien

Beim ersten Hören wird Formales ebenso wenig deutlich wie motivisch-thematische Arbeit

LISZT ÜBER CHOPIN:

o Schüchternes, aber atemloses Erbeben

o Unbestimmte Bewegung in Melodie

o Tempo rubato, frei, geschmeidiges Zeitmaß

Schwer für Zuhörer

o Alle Kompositionen v Chopin müssen so gespielt werden

o Bedacht, Vortragsart auf Schüler zu übertragen

Konnte Schüler und Landsleute begeistern

Angeborenes Verständnis

o Chopin bewusst dass seine Stücke nicht für die Masse waren (Verständnis)

Masse will anderes hören

Idee, Erfindung

o Somit Chopin nur in „wissenden“ Kreisen bekannt und beliebt

o Genius als Schlüssel zum Verständnis von Chopins Kompositionen

o Man muss eingeweiht sein, um Chopin zu verstehen

Page 16: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Nur Freunde eingeweiht

Chopin trotzdem Sehnsucht nach Massenbeliebtheit

Chopin nicht gewillt, sich in die Massenbewegungen einzureihen

Ablehnung von Wettstreits (siehe Thalberg und Liszt)

Chopin Ablehnung der Mode? Der Trends?

(„Eigentlich ziemlich gut“ Loeser zur Einschätzung)

o Chopin

Introvertiert, verschlossen, außer zu Freunden

Trotzdem sehr herzlich

o LISZT ZU CHOPINS WERK

Überzeugt, dass Chopin bald größeren Ruhm erhält (Vgl. Schumann)

Publikum wird Kompositionen Cjopins schätzen

Man kann Chopin nicht zu studieren

Harmonisches Gefüge

Kühnheit

Überfluss, aber Klarheit

Feinheit der Ausarbeitung – Ordnung

Luxus der Ornamentation

Besten Werke enthalten Kombination epochenweisend

Gelehrsamkeit hinter Reiz

Man kann Chopin nicht nur stur theoretisch beurteilen, sondern auch Talent berücksichtigen

Erweiterung der Akkorde

Chromatische/enharmonische Wendungen

Nebennotenketten

Unerwartetes und Wechselreiches (siehe menschliche Stimme im alten Italien barocke Gesangskunst)

Page 17: Aufführungspraxis/Virtuosentum 19.Jhd. · 2010-07-11 · 21.4.2010 )Czerny Klavierschule „Von den Veränderungen des Zeitmaßes“ (siehe Kopieo wenn Änderungen im Tempo dann

Musik des Klaviers als menschenähnlicher Gesang

Adelt Musik

Feinheit, Scharfsinn, Melancholie

Alltägliche Gegenstände

Neutrale Namen für Kunstwerke

Feiner poetischer Geist

Unterschiedliche Nuancen, Farben (Prisma, welches Diamant entwirft)

o Liszt stellt fest, dass Chopin (damals!!!) verkannt wird

o NB: Polonaise-Fantaisie (imslp.org) – Noten suchen?

o Kompositorische Anlage:

Einleitung

Arpeggien über ganzes Klavier

o Rubato (?)