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UniversitätsKlinikum Heidelberg Neuer Leitender Ärztlicher Direktor am Klinikum: Professor Dr. Guido Adler > Seite 4 Ideenwettbewerb: Schlaue Mitarbeiter sparen dem Klinikum jährlich 170.000 Euro > Seite 16 Ausgabe 02 Mai/Juni 2012 Neuer Sonderforschungsbereich: 10 Millionen Euro für intelligentes Operieren > Seite 31 Magazin des UniversitätsKlinikums und der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter KLINIK TICKER Ein Neubau für das Pathologische Institut >> Seite 6

Ausgabe 02 Mai/Juni 2012 KLINIKTICKER · hoff, Stadträtin; Ingo Rust, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg; Irmtraut - gür kan, Kaufmännische

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UniversitätsKlinikum Heidelberg

Neuer Leitender Ärztlicher Direktor am Klinikum:Professor Dr. Guido Adler> Seite 4

Ideenwettbewerb: Schlaue Mitarbeiter sparen dem Klinikum jährlich 170.000 Euro> Seite 16

Ausgabe 02 Mai/Juni 2012

Neuer Sonderforschungsbereich: 10 Millionen Euro für intelligentes Operieren> Seite 31

Magazin des UniversitätsKlinikums und der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

KLINIKTICKER

Ein Neubau für das

Pathologische Institut >> Seite 6

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2 RUBRIK EDITORIAL 3

9KLINIKUM AKTUELL„Überregionales Zentrum“ für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern

11KLINIKUM AKTUELLNeues Trainingskonzept für Kindernotfälle feiert Premiere

18KLINIKUM AKTUELLPicker-Umfrage: 3.000 Patienten bewerten das Klinikum

27PREISE UND EHRUNgENPsycholgin Evelyn Reichwald-Klugger für Lebenswerk geehrt

32AUS DER FORSCHUNgHeidelberger Juwel der Transplan-tationsmedizin wird 30 Jahre alt

42MENSCHEN IM KLINIKUMEdgar Santos kämpfte in seinem Heimatland Mexiko für seinemedizinische Ausbildung

44DAS QUIZ IM KLINIKTICKERgewinnen Sie insgesamt drei grill-sets, bestehend jeweils aus einem Kochbuch, einer grillzange sowie einer speziellen gewürzmischung

InhaltHerausgeber:Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg

V.i.S.d.P.Unternehmenskommunikation

RedaktionChristian Fick (cf)Julia Bird (JB)Tina Bergmann (TB)Tel.: 06221 / 56 45 [email protected]

Satz, Layout Eva Tuengerthal, Simone FleckTel.: 06221 / 56 37 6 [email protected] DruckNino Druck gmbH, Neustadt/ Weinstr.

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Die große Picker-Umfrage: Über 3.000 Patienten beurteilen ihren stationären Aufenthalt am Klinikum >> ab Seite 18

In drei Jahren – also 2015 – kann das Universitätsklinikum Heidel-

berg ein stolzes Jubiläum feiern: Vor 200 Jahren wurden die ersten

Klinikbauten in der Heidelberger Innenstadt errichtet. Ende des 19.

Jahrhunderts entstand dann das Bergheimer Altklinikum. Die Medi-

zinische Fakultät der Universität Heidelberg blickt freilich auf eine

ungleich längere Tradition von 625 Jahren zurück. Doch erst der Aus-

bau der Krankenversorgung hat die Erfolgsgeschichte Heidelbergs

als international renommierter Standort für medizinische Forschung

und Lehre im Verbund mit der Krankenversorgung begründet.

Der Neuenheimer Campus mit dem modernen Heidelberger Klinik-

ring ist garant dafür, dass diese Erfolgsgeschichte fortgeschrieben

wird. Ein weiterer wichtiger Baustein konnte im Mai 2012 eröffnet

werden: der Neubau der Pathologie, der nicht nur architektonisch überzeugend, sondern

auch äußerst funktionell ist. Ohne die hohe Kompetenz dieser Fachdisziplin ist eine lei-

stungsfähige Krankenversorgung undenkbar. Vor allem für die Onkologie und Krebsfor-

schung spielt die gewebediagnostik eine überragende Rolle.

Doch den Erfolg eines Klinikums machen letztlich die Menschen aus, die dort arbeiten –

ihre Fähigkeiten, ihre Kenntnisse und ihr Engagement. Ab Mitte Juni 2012 wird Professor

Dr. Guido Adler die geschicke des Universitätsklinikums als Leitender Ärztlicher Direktor

und Vorstandsvorsitzender lenken. Mit ihm konnten wir einen der angesehensten Vertre-

ter der deutschen Universitätsmedizin gewinnen, der über umfangreiche Erfahrung in Kli-

nik, Wissenschaft und Krankenhaus-Management verfügt. Da auch die Kaufmännische

Direktorin Irmtraut Gürkan und Pflegedirektor Edgar Reisch ihre Verträge um fünf Jahre

verlängert haben, kann der mit beiden erfolgreich eingeschlagene Weg nun in einem kom-

pletten Vorstandsteam fortgeführt werden.

Ich bin sicher, dass Professor Adler und der gesamte Klinikumsvorstand die Herausforde-

rungen der kommenden Jahre mit großem Engagement angehen und – gemeinsam mit

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums und der Fakultät – erfolgreich mei-

stern werden.

Dafür wünsche ich ihm viel glück und eine gute Hand!

Dr. Simone Schwanitz

Ministerialdirektorin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Baden-Württemberg

Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Heidelberg

Eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung

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„Ich habe keine Sekunde gezögert, dieses

Angebot anzunehmen“, sagt Professor Ad-

ler, der knapp 20 Jahre als renommierter

gastroenterologe am Universitätsklinikum

Ulm tätig war. Natürlich habe dabei auch

eine Rolle gespielt, dass Heidelberg zu

den Top-Universitätsklinika in Deutsch-

land gehöre. Was hat sich der neue Leiten-

de Ärztliche Direktor vorgenommen? Mit

der Ministerin Bauer teilt er die Sorge um

den drohenden Mangel an qualifizierten

Fachkräften – Mediziner und Pflegende.

„Qualifiziertes Fachpersonal gewinnen und binden“

„Das Thema Personalentwicklung wird in

der Medizin immer wichtiger“, sagt Profes-

sor Adler. größere Anstrengungen bei der

gewinnung von Fachpersonal sowie Ange-

bote der Qualifizierung seien nötig. Um

gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf

Dauer zu binden, bedürfe es nicht nur aus-

reichender finanzieller Angebote, sondern

auch die Wertschätzung sei entscheidend.

Ein weiteres Thema ist für ihn das Arzt-Pa-

tienten-Verhältnis, dessen besondere

Qualität in der Hochleistungsmedizin

nicht verloren gehen dürfe. Aufgefallen sei

ihm, das das Universitätsklinikum Heidel-

berg keinen Patienten-Fürsprecher habe,

an den sich Patienten und Angehörige

wenden können. Auch hier sieht Professor

Adler Handlungsbedarf in den nächsten

Jahren.

Annette Tuffs

Das Universitätsklinikum Heidelberg hat

ab dem 16. Juni 2012 einen neuen Leiten-

den Ärztlichen Direktor. Professor Dr. gui-

do Adler wird für fünf Jahre hauptamtlich

Vorsitzender des Klinikumsvorstands und

wird damit die Nachfolge von Professor Dr.

J. Rüdiger Siewert antreten, der bereits im

vergangenen November an das Universi-

tätsklinikum Freiburg gewechselt ist. Zwi-

schenzeitlich hatte Professor Dr. Peter

Nawroth das Amt kommissarisch über-

nommen.

„Wir haben mit Professor Adler die Ideallö-

sung gefunden“, erklärte Wissenschafts-

ministerin Theresia Bauer bei der Vorstel-

lung von Professor Adler am 23. Mai

gegenüber der Presse und dankte Profes-

sor Nawroth für seine kommissarische Tä-

tigkeit. Nun sei der Klinikumsvorstand für

die nächsten fünf Jahre hervorragend auf-

gestellt, da die Kaufmännische Direktorin

Irmtraut gürkan und der Pflegedirektor Ed-

gar Reisch ihre Verträge um weitere fünf

Jahre verlängert hätten.

Mit Professor Dr. guido Adler steht ein ge-

bürtiger Heidelberger an der Spitze des

Universitätsklinikums, der zudem seine

Schulzeit am Kurfürst-Friedrich-gymnasi-

um und sein Medizinstudium an der Rup-

recht-Karls-Universität in Heidelberg ab-

solviert hat. Nicht zuletzt die emotionale

Bindung an die Stadt am Neckar hatte

seine Entscheidung beeinflusst, den Vor-

standsvorsitz der Universitätsmedizin

Mainz, den er seit Herbst 2010 innehatte,

aufzugeben und an das Universitätsklini-

kum Heidelberg zu wechseln.

4 KLINIKUM AKTUELL

Ein Heidelberger an der Spitze des

Universitätsklinikums HeidelbergProfessor Dr. Guido Adler wird Mitte Juni 2012 Leitender Ärztlicher

Direktor – Irmtraut Gürkan und Edgar Reisch verlängern ihre Verträge

>> zur Person

› geb. 22.9.1946 in Heidelberg

› 1966 Abitur Kurfürst-Friedrich-

gymnasium Heidelberg

› 1970 bis 1975 Medizinstudium in

Heidelberg

› 1977 Approbation als Arzt und

Promotion zum Dr. med.

› 1985 Facharzt Innere Medizin

› 1991 Übernahme der C4-Professur für

gastroenterologie, Endokrinologie,

Stoffwechsel und Ernährungswissen-

schaften der Universität Ulm

› 1994 bis 1999 Dekan der Medizinischen

Fakultät der Universität Ulm

› 1999 bis 2000 Mitglied der Experten-

kommission „Reform des Hochschul-

dienstrechts“ des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung

› 2003 bis 2010 Vizepräsident der

Universität Ulm

› seit 2004 Vorsitzender des gesund-

heitsforschungsrats im Bundesministe-

rium für Bildung und Forschung (BMBF)

› 2006 bis 2010 Mitglied des Medizi-

nischen Ausschusses des Österreich-

ischen Wissenschaftsrates

› 2008 bis 2011 Mitglied des

Wissenschaftlichen Komitees und des

Kuratoriums des Deutschen

Krebsforschungszentrums (DKFZ)

› seit 2008 Mitglied des Aufsichtsrats

des Universitätsklinikums Leipzig

› seit 2010 Mitglied des Wissenschafts-

rates Österreich

› 2010 bis Juni 2012 Medizinischer

Vorstand und Vorstandsvorsitzender

der Universitätsmedizin Mainz

Professor Dr. guido Adler wurde am 23. Mai in Anwesenheit von Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg (Mitte) und Irmtraut gürkan, Kaufmän-nische Direktorin, den Medienvertretern vorgestellt.

Sie verlängerten ihre Ver-träge um weitere fünf Jah-re und gehören nun ge-meinsam mit Professor guido Adler zum fünfköp-figen Vorstandsteam: die Kaufmännische Direktorin Irmtraut gürkan und Pfle-gedirektor Edgar Reisch.

„Keine Sekunde gezögert,

das Angebot anzunehmen“

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7 6 KLINIKUM AKTUELL

Drei Abteilungen, 200 Mitarbeiter, 65.000 Gewebeproben im Jahr – nach seinem Einzug in das neue Gebäude ist das bundesweit größte universi-täre Institut seiner Art auch baulich in der Ersten Liga angekommen

Ein Neubau für das Pathologische Institut

Das neue Pathologie-gebäude: Auf über 3.000 Quadratmetern Fläche sind hier die Abtei-lungen für Allgemeine Pathologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Peter Schirmacher), Neuro-pathologie (Prof. Dr. Andreas von Deimling) und Angewandte Tumorbiologie (Prof. Dr. Mag-nus von Knebel Doeberitz) untergebracht. Das forschungsstärkste Pathologische Institut in Deutschland hat Leuchtturmwirkung sowohl im Bereich der molekularen Diagnostik als auch im Bereich der Leberkrebsforschung.

Das in nur 18 Monaten fertig gestellte und 19,6 Millionen Euro teure gebäude wurde am 21. Mai 2012 mit einer feierlichen Eröffnung in Betrieb genommen. Hier freuen sich v.l.: Rolf Stroux, Leiter Universitätsbauamt; Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor Universität Heidelberg; Prof. Dr. Peter Schirmacher, Ärztlicher Direktor Allgemeine Pathologie; Margret Hommel-hoff, Stadträtin; Ingo Rust, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg; Irmtraut gür-kan, Kaufmännische Direktorin; Ministerialdirektorin Dr. Si-mone Schwanitz, Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg und Aufsichtsratsvorsitzende des Uni-versitätsklinikums Heidelberg; Professor Dr. Peter Nawroth, Kommissarischer Leitender Ärztlicher Direktor.

Das modern eingerichtete großraumlabor ist komplett mit neuen geräten ausgestattet – dazu gehören vier computergesteuerte Färbeautomaten, ein eigener Raum mit vier „Kryostaten“ zur Schnellschnittdiagnostik, Brutschränke, Entwässerungs- und Schneidegeräte sowie mehrere hochmoderne IHC-Automaten zur immunhistologischen Untersuchung. 200 Mitarbeiter sorgen für jährlich etwa 65.000 untersuchte gewebeproben.

Beate Hofmann im Speziallabor für Immunhistologische Unter-suchungen: Eine Antigen-Antikörper-Reaktion und vier hoch-moderne IHC-Automaten sorgen dafür, dass die Zelleigen-schaften der winzigen gewebeschichten sichtbar gemacht werden. Ziel der Immunhistologie ist es, schwer differenzier-bare Tumore sowie Metastasen möglichst genau zu charakteri-sieren und klassifizieren und dadurch die bestmögliche Thera-pie für den Patienten vorzugeben. Durch die Immunhistologie lassen sich unter anderem Wachstumsfaktoren und Onkopro-teine sowie Hormonrezeptoren an Tumorgewebe bestimmen.

Fingerfertigkeit und geschick – diese Eigen-schaften braucht Dr. Marie Metzig, die im „Zu-schneidebereich“ aus den eingesandten gewe-beproben z.T. winzige Stücke zu recht schneidet und sie in kleinen, gelben Kassetten einlagert. (rechts) Dieser Arbeitsschritt ist Voraussetzung für die spätere Entwässerung und Paraffin-Einla-gerung. Aus dem wachsähnlichen Paraffinblock wird die gewebeprobe mit Hilfe eines Mikro-toms in feinste Scheiben geschnitten und auf einen Objektträger gebannt (links).

Dr. Esther Herpel (vorne) und Dr. Lotte Schmidt bei der histopathologischen Begut-achtung eines gewebeschnitts mittels Lichtmikroskop. Von dem abschließenden Be-fund der Pathologin hängt die weitere Therapie des Patienten ab. Das Institut versorgt nicht nur das Uniklinikum mit histologischen Befunden, sondern ist auch Diagnostik-zentrum für 20 weitere Krankenhäuser der Region. Enge Zusammenarbeit besteht zu den Forschungseinrichtungen von DKFZ , EMBL und BIOQUANT.

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9 8 KLINIKUM AKTUELL

Wenn junge Patienten mit angeborenen

Herzfehlern erwachsen werden, sollte die

medizinische Betreuung durch ein Exper-

tenteam erfolgen, das sowohl in der Be-

handlung von Kindern und Jugendlichen

als auch Erwachsenen mit angeborenen

Herzfehlern (EMAH) große Erfahrung auf-

weist. Diese optimale interdisziplinäre

Versorgung wurde dem EMAH-Zentrum

am Klinikum jetzt offiziell bestätigt: Es

wurde als „Überregionales EMAH-Zen-

trum“ von der Deutschen gesellschaft für

Kardiologie – Herz- und Kreislauffor-

schung e.V. zertifiziert.

Enge Kooperation von drei Fachgebieten

Im EMAH-Zentrum kooperieren Ärzte,

Pflegekräfte und Wissenschaftler aus den

Kliniken für Kinderkardiologie (Ärztlicher

Direktor: Professor Dr. Matthias goren-

flo), Kardiologie (Ärztlicher Direktor: Pro-

fessor Dr. Hugo A. Katus) und Herzchirur-

gie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr.

Matthias Karck). „Die Zertifizierung ist

das Ergebnis der ausgezeichneten Zu-

sammenarbeit zwischen den drei beteili-

gten Fachgebieten, die in Heidelberg be-

reits seit mehr als 40 Jahren besteht“,

freut sich Zentrumsleiter Professor

Matthias gorenflo. Durch die Zentrenbil-

dung – neben Heidelberg gibt es bundes-

weit acht weitere – soll die Behandlung

von Patienten mit angeborenen Herzfeh-

lern verbessert werden.

„Es gibt bisher noch wenige Erfahrungen

mit den gesundheitlichen Problemen, die

bei Erwachsenen mit angeborenen Herz-

fehlern auftreten können. Bei der Betreu-

ung ist daher eine enge interdisziplinäre

Kooperation zwischen Kinderkardiologen,

Erwachsenenkardiologen und Herzchi-

rurgen sowie begleitende Forschung

notwendig“,

erklärt Profes-

sor gorenflo. Ange-

borene Herzfehler zählen zu den

häufigsten angeborenen Erkrankungen.

Bundesweit sind rund 300.000 Menschen

betroffen. Dank großer medizinischer For-

schritte erreichen immer mehr Patienten

das Erwachsenenalter. So gab es 2008 in

Deutschland erstmals mehr betroffene Er-

wachsene als herzkranke Kinder und Ju-

gendliche unter 18 Jahren. JB

Wenn Kinder mit angeborenen Herzfehlern erwachsen werden „Überregionales Zentrum“ schließt Versorgungslücke

Bei Erkrankungen der Bauchspei-

cheldrüse gilt die Chirurgische Klinik

und das dort angesiedelte Europä-

ische Pankreaszentrum schon lange als

erste Adresse in Deutschland. Nun ist die

hervorragende Arbeit, die dort geleistet wird,

bestätigt worden: Die Deutsche gesellschaft für Allgemein- und

Viszeralchirurgie (DgAV) hat die Klinik zum „Exzellenzzentrum für

Chirurgische Erkrankungen des Pankreas“ ernannt. „Diese Aus-

zeichnung stellt für uns einen Ansporn dar, auch in Zukunft

Höchstleistungen zu vollbringen“, freut sich Professor Dr. Markus

W. Büchler, geschäftsführender Direktor der Chirurgie.

Keine andere deutsche Klinik hat mehr Erfahrung bei der Be-

handlung von Pankreasentzündungen und -krebs: 2011 wurden

an der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantations-

chirurgie insgesamt 626 Eingriffe vorgenommen, im Jahr davor

waren es 532. „Neben einer bestimmten Mindestanzahl an OP´s

und der notwendigen Infrastruktur zur Diagnostik und Therapie

setzt eine Zertifizierung als Exzellenzzentrum vor allem eine in-

terdisziplinäre Behandlung der Patienten voraus“, erklärt Profes-

sor Dr. Jens Werner, Leiter der Sektion Pankreaschirurgie. Am

Zentrum in Heidelberg arbeiten Chirurgen unter anderem mit

Krebsmedizinern, Strahlentherapeuten, gastroenterologen, En-

dokrinologen und Pathologen, sowie Radiologen, Anästhesisten

und Intensivmedizinern zusammen.

Molekularen und genetischen Ursachen des Pankreas-Ca auf der Spur

Darüber hinaus fordert die DgAV von einem Exzellenzzentrum um-

fangreiche Forschungsaktivitäten. Das Pankreaszentrum unterhält

seit vielen Jahren ein eigenes Forschungslabor, an dem rund 30

Wissenschaftler und Laboranten grundlagenforschung sowie trans-

lationale Forschung durchführen. Sie untersuchen dort mögliche

molekulare und genetische Ursachen für Pankreas-Ca und arbeiten

an der Entwicklung neuer Behandlungsformen, die den Patienten

an der Chirurgischen Universitätsklinik angeboten werden. Ein wei-

teres Ziel ist die Verbesserung der Diagnostik, um diese besonders

aggressive Krebsform frühzeitig bekämpfen zu können. red

Europäisches Pankreaszentrum in Heidelberg ist exzellent Krankenversorgung und Forschung auf höchstem Niveau

PD Dr. Raoul Arnold, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinderheilkunde II, untersucht eine jugendliche Pati-entin mit angeborenem Herzfehler. Im zertifizierten Zentrum arbeiten Ärzte, Pflegekräfte und Wissen-schaftler aus den Kliniken für Kinderkardiologie, Kar-diologie und Herzchirurgie eng zusammen.

Chirurgie der GRN-Klinik Eberbach neu aufgestelltProfessor Markus Büchler wird Leiter der Allgemein- und Viszeralchirurgie

Seit 1. Mai gibt es an der gRN-Klinik Eberbach zwei chirurgische

Abteilungen: Professor Dr. Markus W. Büchler, geschäftsführen-

der Direktor der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums,

übernimmt die Leitung der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Sein

Stellvertreter ist Dr. Thomas Simon, beide Mediziner sind in dieser

Funktion bereits seit 2009 an der gRN-Klinik Sinsheim tätig.

Ähnliche Modelle in Sinsheim und Eberbach

Die Orthopädie/Unfallchirurgie übernimmt mit Dr. Helmut Rein-

hard der bisherige alleinige Leiter der Chirurgischen Abteilung.

Mit der Neugliederung baut das Klinikum seine Kooperation mit

der gRN gesundheitszentren Rhein-Neckar ggmbH weiter aus.

Ähnliche Modelle gibt es bereits seit 2009 in der Chirurgie und

seit 2011 in der Neurologie der gRN-Klink Sinsheim sowie seit

2011 in der Inneren Medizin in Eberbach.

Stefanie Müller, GRN-Kliniken

Die Protagonisten der neu aufgestellten Chirurgie an der gRN-Klinik Eberbach (v.l.): Martin Hildenbrand (Betriebsleiter Eberbach), Rü-diger Burger (geschäftsführer gRN), Dr. Thomas Simon, Professor Dr. Markus Büchler, Michael Spiegelberg (Pflegedienstleiter Eberbach), Dr. Helmut Reinhard, Dr. Thorsten Löffler (Oberarzt der neu gegründe-ten Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie in Eberbach)

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Seelische Erkrankungen wirken sich auch im zwischenmensch-

lichen Bereich aus. Partner und Familien der Patienten spielen bei

der Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle. Um die Kompetenz

ihrer Mitarbeiter im therapeutischen Umgang mit Paaren und Fa-

milien zu stärken, hatten sich die fünf Ärztlichen Direktoren und

die Pflegedienstleitung des Zentrums für Psychosoziale Medizin

(ZPM) etwas Besonderes ausgedacht: An sechzehn Wochenenden

durften sich insgesamt vierzig Mitarbeiter aus den Bereichen Pfle-

ge und Sozialdienst sowie Ärzte und Psychologen gemeinsam in

Paar- und Familientherapie weiterbilden lassen. Die Kosten für

den Kurs übernahm das Zentrum.

Für Abwechslung im Kurs sorgten Rollenspiele, Selbsterfahrungs-

einheiten, Videoaufzeichnungen und Life-Supervisionen. Die Teil-

nehmer lernten, die systemische Sichtweise in ihre Tätigkeit zu

integrieren und fühlen sich jetzt in der gesprächsführung mit Paa-

ren und Familien sehr viel sicherer. Eine Einführung in die Stamm-

baumarbeit sowie eine Aufstellung von Familienskulpturen runde-

te die Schulung ab. Ein schöner Nebeneffekt dieses innovativen,

abteilungs- und berufsgruppenübergreifenden Fortbildungsan-

satzes zeigt sich nun auch nach Kursende: Das Verständnis für die

Arbeitsweise der anderen Abteilungen im Zentrum ist gestiegen,

die neu geknüpften Kontakte erleichtern das Auffinden des rich-

tigen Ansprechpartners und die Patientenversorgung im Zentrum

wird dadurch noch mehr als bisher Hand in Hand erfolgen. ZPM

Ein einmaliges Schulungskonzept für die Versorgung von Kin-

dern in Notfallsituationen startete im Mai am Klinikum. Das Trai-

ning schult die Mitarbeiter gemeinsam, die im Ernstfall zusam-

men schnell und effektiv handeln müssen: Je 56 Ärzte und

Pflegekräfte am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin trainie-

ren zunächst am Computer an Virtuellen Patienten nach hausin-

ternen Leitlinien. Am praktischen Übungstag behandeln die Teil-

nehmer dann im Team in Simulationsszenarien Kindernotfälle.

Zum Einsatz kommen realistische Puppen, die bestimmte Kör-

perfunktionen und Krankheitssymptome imitieren. Die Teilneh-

mer lernen außerdem, welche Kommunikationswege im Team

funktionieren müssen. Bereits in der zweijährigen Konzeptions-

phase waren Ärzte und Pflegekräfte beteiligt. Auch die Trainer

kommen aus beiden Berufsgruppen. Das Weiterbildungskon-

zept, das die Experten des Zentrums für Kinder- und Jugendme-

dizin sowie des Zentrums für Virtuelle Patienten ausarbeiteten

und wissenschaftlich begleiten, wurde von der Klaus Tschira Stif-

tung mit fast 200.000 Euro unterstützt.

Notfälle von Kindern nicht alltäglich

Selbst in großen Kinderkliniken sind Notfälle – z.B. Herz-Kreislauf-

versagen bei einem Kleinkind – längst nicht alltäglich. Außerdem

stellt die Versorgung von Kindern in Notfallsituationen hohe Anfor-

derungen an das Behandlungsteam: Die kleinen Körper erschwe-

ren lebensrettende Maßnahmen; Medikamente müssen trotz Eile

gewichtsabhängig dosiert werden. Ärzte und Pfleger empfinden

diese Situationen als psychisch besonders belastend. Eine opti-

male Vorbereitung ist daher Voraussetzung.

Hier setzt die Schulung an: „Das Konzept beruht auf einer umfas-

senden Bedarfsanalyse und setzt modernste Leitlinien und Trai-

ningsmethoden in der Behandlung von Kindernotfällen um“, er-

klärt Dr. Sören Huwendiek, Lehrbeauftragter des Zentrums für

Kinder- und Jugendmedizin, der die Schulung maßgeblich entwi-

ckelt hat und leitet. Die Teilnehmer erhalten über Internet Zu-

gang zu aktueller Literatur, Leitlinien – die ganz neu auch als

hausinternes Taschenbuch aufgelegt wurden – und jeweils acht

Virtuellen Patienten. Wie im Klinikalltag müssen die richtigen Di-

agnose- und Therapieentscheidungen getroffen werden; Videos,

Abbildungen, grafiken und ein Feedbackprogramm unterstützen

das Lernen. „Wir nutzen Virtuelle Patienten bereits seit zwölf Jah-

ren sehr erfolgreich in der Ausbildung unserer Medizinstu-

denten“, sagt Dr. Huwendiek, der für die Einbindung dieser Lehr-

methode in die Lehre bereits mehrfach national und international

ausgezeichnet wurde.

Kommunikation muss funktionieren

Der Theorie folgt die Praxis: Unter Anleitung geschulter Experten

üben die Teilnehmer unter realistischen Bedingungen und an mo-

dernen Patientensimulatoren z.B. die Versorgung von Säuglingen

und Kleinkindern mit epileptischem Anfall, Bewusstlosigkeit, Ver-

giftungen, allergischem Schock oder Herzstillstand. „Nicht nur die

Einhaltung der medizinischen Leitlinien sind hier entscheidend.

Auch die klare Kommunikation im Team spielt eine bedeutende

Rolle. Dies zu üben kommt im Klinikalltag oft zu kurz“, erklärt Dr.

Jochen Meyburg, Oberarzt der Kinder-Intensivstation. Er sorgt da-

für, dass neben den didaktischen Konzepten auch die fachlichen

Inhalte entsprechend den aktuellsten Empfehlungen der Kinder-

Notfallmedizin umgesetzt werden. Da nur das wiederholte Üben

die sichere Durchführung der Notfallmaßnahmen gewährleistet,

sollen die Schulungen am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin

zukünftig regelmäßig angeboten werden. JB

10 KLINKUM AKTUELL

Ärzte und Pflegekräfte werden auf den Ernstfall vorbereitet Interdisziplinäres Training für Kindernotfälle feiert Premiere

Dr. Barbara Frick (li.) und Larissa Schroth, Auszubildende der gesundheits- und Kinderkrankenpflege, bei der ge-meinsamen Notfallversorgung eines Säuglings. Kinder-arzt Dr. Ronny Lehman beobachtet die Übung, bei der eine realistische Puppe zum Einsatz kommt.

Wie funktioniert ein Beatmungsgerät? Welche Möglichkeiten zur

Überwachung bieten sich bei Patienten mit Blutungen, Herz-Kreis-

lauf-Stillstand oder schwer zugänglichem Atemweg? gerade in

den Bereichen Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin

haben es Ärzte und Pflegepersonal mit technischen geräten zu

tun, die zunehmend komplizierter zu bedienen sind und eine Viel-

zahl an Einstellungsoptionen bieten. Eine kreative Idee, die oft-

mals etwas monotone, aber vorgeschriebene geräteeinweisung

spannend und abwechslungsreich zu gestalten, hatten Mitarbei-

ter der Klinik für Anästhesie. Diese veranstalteten gemeinsam mit

Vertretern verschiedener Firmen in der Chirurgischen Klinik einen

„Einweisungsparcour“ in 28 der wichtigsten geräte.

Die 170 Beschäftigten aus der gesamten Klinik erhielten für jede

besuchte geräte-Station eine Bescheinigung in dem eigens für die

Veranstaltung entwickelten gerätepass. Dr. Christoph Schramm,

der die Veranstaltung mit organisiert hatte, zog ein rundum zufrie-

denes Fazit: „Die große Teilnehmerzahl und die positive Resonanz

aller Beteiligten sind überwältigend, so dass wir den Parcour zu-

künftig öfters veranstalten möchten.“ red

Anästhesie mit „Einweisungsparcour“ für Mitarbeiter 170 Teilnehmer bei Medizingeräte-Übung in der Chirurgie

Zwei Mitarbeiterinnen beim „Einweisungsparcour“ für medizinische geräte in der Chi-rurgischen Klinik. Hier bedienen sie das neue glidescope von Verathon, ein Videola-ryngoskop, das bei schwer zugänglichen Atemwegen zur Intubation eingesetzt wird.

Kursteilnehmer im Rollenspiel bei einer Paarberatung.

Partner und Familien mit einbeziehenZentrum für Psychosoziale Medizin bietet Fortbildung für Mitarbeiter an

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13 12 KLINKUM AKTUELL

Für einen angehenden Zahnarzt ist neben

der medizinisch-wissenschaftlichen Aus-

bildung auch präzises Arbeiten von großer

Bedeutung. Deshalb üben die Studenten

im zahnmedizinischen Reformstudien-

gang HeiCuDent (Heidelberger Curriculum

Dentale) bereits in den vorklinischen

Kursen in Simulationseinheiten und trai-

nieren so Fingerfertigkeit und geschick.

Die praktische Ausbildung in den Abtei-

lungen für Zahnerhaltungskunde und Zahn-

ärztlicher Prothetik ist vielfältig: Die Stu-

denten bearbeiten künstliche Zähne und

bereiten diese zur Aufnahme von Restaurati-

onen vor. Dazu gehören minimal-invasive

Füllungen, Inlays, Kronen, Brücken und Pro-

thesen. Ebenfalls auf dem Stundenplan ste-

hen Behandlungen von parodontalen Er-

krankungen und Krankheiten des

Zahnmarks. Ab dem siebten Semester sam-

meln die zukünftigen Zahnmediziner in kli-

nischen Kursen erste Erfahrungen in der Be-

handlung von Patienten. Davon profitieren

neben den Studenten auch die Patienten:

Diese genießen eine sorgfältig überwachte

und weitaus günstigere Zahnbehandlung

als in der niedergelassenen Praxis.

Erhebliche Einsparungen für Patienten

Die Einsparungen sind für die Patienten im

Studentenkurs erheblich: Beim Zahnersatz

werden 80 Prozent des zahnärztlichen Ho-

norars, das im Kostenplan der gesetz-

lichen Krankenkassen aufgeführt ist, erlas-

sen. Der Patient zahlt nur die restlichen 20

Prozent und die Material- und Laborkosten

– abzüglich des von der Kranken-

kasse ohnehin genehmigten Fest-

kostenzuschusses. Auch für Selbst-

zahler ist Zahnersatz günstiger:

Ihnen werden pauschal 30 Prozent

des Honorars für prothetische Leistungen

erlassen. Bei der Zahnerhaltung liegt der

Eigenanteil bei Füllungen zwischen 16 und

56 Euro pro Zahn, Inlays erhält der Patient

je nach Aufwand für maximal 270 Euro. Die

Mehrkosten für Wurzelkanalbehandlungen

liegen ja nach Aufwand und Anzahl der Sit-

zungen zwischen 18 und 175 Euro. gün-

stiger sind auch präventive Leistungen wie

z.B. professionelle Zahnreinigungen und

Mundhygienetraining.

Großes Spektrum an angebotenen Leistungen

Die Studenten behandeln ihre Patienten in

Zweierteams unter Aufsicht eines Zahn-

arztes. Das Spektrum an Leistungen ist

groß: Im Kurs der Zahnerhaltungskunde

werden neben direkten Restaurationen

aus zahnfarbenem Kunststoff auch indi-

rekte Restaurationen in Form von Inlays

aus Keramik oder gussmetall angeboten.

Im Kurs der Zahnärztlichen Prothetik ferti-

gen die zukünftigen Zahnärzte Teilkronen,

Kronen und Brücken sowie herausnehm-

baren Zahnersatz wie Teleskop-, Modell-

guss- oder Totalprothesen an.

Eine Besonderheit hat die Studenten-Be-

handlung allerdings: Sie findet nur zu den

vorgegebenen Zeiten während des Winter-

bzw. Sommersemesters statt und dauert

etwas länger als in einer Praxis. Dies hat

aber auch Vorteile. Verena Thiel, Studentin

der Zahnmedizin: „Wir können uns ganz

auf die individuellen Bedürfnisse des Pati-

enten konzentrieren, selbst wenn dies mal

mehr Zeit in Anspruch nehmen sollte.“ Von

der Idee, bereits im Rahmen des Studiums

Patienten behandeln zu dürfen, ist sie

überzeugt: „Wir werden bereits frühzeitig

mit der Arbeit eines Zahnarztes konfron-

tiert. Außerdem macht der Kontakt zu

Ärzten und Patienten unser Studium ab-

wechslungsreich und spannend.“ cf

>> Info Terminvereinbarung:

› zur prothetischen Beratung

Tel.: 06221 / 56 6040

› zur Beratung in der Zahnerhaltungskunde

Tel.: 06221 / 56 36020

Kostengünstige Zahnbehandlung für Mitarbeiter und Patienten Zahnmedizin-Studenten profitieren gleichzeitig von praktischer Ausbildung

Die Zahnärztliche Untersuchung im Studentenkurs erfolgt immer von zwei angehenden Zahnärzten. Ein bereits erfahrener Mediziner schaut zu, um jeder-zeit Hilfestellung geben zu können.

„Nichts ohne Barcode“ – unter diesem Motto stand das große An-

wendertreffen, das die Stabsstelle für Controlling innerhalb des ge-

schäftsbereichs 2 im Mai veranstaltete. 70 Teilnehmer aus Klinik,

Industrie, Handel und Dienstleistung waren in das Schlösschen der

Rohrbacher Thoraxklinik gekommen, um sich über die aktuelle Ent-

wicklung und die zukünftige Zielsetzung auszutauschen.

Produkte mit einem Barcode, die an der Supermarkt-Kasse an

einem Scanner vorbeigezogen werden, sind mittlerweile an der Ta-

gesordnung. geht es nach Jens Beuttler, Projektmanager Barcodelo-

gistik am Klinikum und Organisator des Anwendertreffens, ist es nur

eine Frage der Zeit, bis ein solches System auch flächendeckend im

Krankenhaus Anwendung findet. „Wir möchten“, so Jens Beuttler,

„dass Medizinprodukte, Arzneimittel und sonstige gebrauchsgüter

mit einem Barcode gekennzeichnet werden und darüber das ge-

samte Bestellwesen und die Dokumentation gesteuert wird.“

Einmal gescannt – überall dokumentiert

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Vorteile, die ein solches

System bieten würde: Ein Patient erhält eine neue Hüftprothese.

Durch einmaliges Scannen des Barcodes wird das Produkt dem

Patienten zugeordnet und über EDV/PC in allen relevanten Abtei-

lungen und Programmen dokumentiert – ob im Arztbrief oder der

Patientenkurve, beim Einkauf, im Abrechnungswesen, der Patien-

tenverwaltung oder der Qualitätssicherung. Ein Scan genügt, und

die Information steht über ISH allen Mitarbeitern zu Verfügung.

Mehrfachdokumentationen, das Ausfüllen von Zetteln, Einkleben

von Etiketten, Führen von Prothesenbüchern oder vergessene Ma-

terialbestellungen gehören somit der Vergangenheit an. Für alle

Abteilungen geht klar hervor, welcher Patient während seines

Krankenhausaufenthalts welches Material verbraucht hat – bis

hin zur einzelnen Tablette.

Bis es so weit ist, wird es allerdings noch dauern. „Derzeit werden

bereits die Materialbestellungen und Erfassungen in verschie-

denen Kliniken oder Abteilungen per Scanner erledigt. Ende des

Jahres sollen diese Daten der Patientenabrechung zu Verfügung

stehen“, so Tobias Schneider, Projektleiter Barcodelogistik in der

Stabstelle für Controlling. Die Experten beim Anwendertreffen in

der Thoraxklinik waren sich aber einig, wohin die Reise zukünftig

gehen soll: Ein einheitlicher ISO-Standard soll eine fehlerfreie Do-

kumentation, übersichtliche Abrechnung, effektive und kosten-

günstige Lagerung, ein optimiertes Bestellwesen und letztlich

eine Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung ermöglichen.

Derzeit arbeitet die Stabsstelle für Controlling an bundesweiten

Standards für das Barcodewesen. Dabei greifen Tobias Schneider

und Kollegen auf das Feedback der einzelnen Kliniken zurück, die

bereits mit Barcode arbeiten. „Um das System schnell und effektiv

weiterzuentwickeln, sind wir auf die Hilfe der Menschen angewie-

sen, die täglich damit arbeiten“, dankt Tobias Schneider den Mit-

arbeitern für das gute Teamwork. cf

Das Klinikum fordert: „100 Prozent Barcode auf Alles!“ Barcodes führen zu einer Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung

An dem Barcode-Anwendertreffen nahmen 70 Teilnehmer aus Klinik, Industrie, Handel und Dienstleistung teil. Sie fordern eine 100-prozentige Kennzeichnung aller Medizinprodukte und Arzneimittel mit einem Barcode. Damit erziele man, so die Anwender, u.a. eine Optimierung der Prozessabläufe und eine Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung.

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15 14 KLINIKUM AKTUELL

Eine siebenköpfige Delegation des Klinikums, bestehend aus Irm-

traut gürkan, Professor Dr. Hans-günther Sonntag, Professor Dr.

georg Hoffmann, Professor Dr. Andreas Kulozik, Professor Dr. An-

thony Ho, Dr. Judith Tanner und Kerstin Ammon reiste im März nach

Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar am persischen golf. Als gä-

ste des Hamad Medical Centers (HM) feierten sie die vor zehn Jah-

ren begonnene erfolgreiche Kooperation in Klinik und Forschung

und besprachen weitere gemeinsame Projekte. Mit Heidelberger

Expertise wurden unter anderem die Radioonkologische Abteilung

und eine Stammzelltransplantations-Einheit aufgebaut und das

Neugeborenen-Screening etabliert (siehe Meilensteine).

Mr. Ali Janahi, Chief of Business Services of HM, dankte beim Fest-

akt den deutschen Partnern: “Die innovative Zusammenarbeit hat

das Leben der Menschen in Katar verbessert und die Bande zwi-

schen unseren Ländern verstärkt.” Irmtraut gürkan, Kaufmännische

Direktorin, betonte, wie fruchtbar der Austausch von Ärzten und

Wissenschaftlern für beide Seiten sei und dass das Universitätskli-

nikum Heidelberg sein Behandlungsspektrum in der Hochleis-

tungsmedizin gerne auch für Katarische Patienten bereithalte.

Regelmäßig arbeiten Partner aus Katar am Klinikum, mit dem Ziel

als Facharzt bzw. Fachärztin später wieder in ihre Heimat zurückzu-

kehren. Heidelberger Mitarbeiter fliegen in den Wüstenstaat, um

vor Ort die Entwicklungen in Klinik und Forschung zu betreuen. Pati-

enten kommen nach Heidelberg, können doch nicht alle Behand-

lungen im Partnerland umfassend angeboten werden. So wurden in

den vergangenen zwei Jahren mehr als 260 Patienten aus Katar,

häufig an Krebs erkrankt, am Klinikum behandelt. JB

Moderne Klinik am GolfErfolgreiche Kooperation zwischen Heidelberg und Hamad Medical Center in Katar gefeiert

>> Meilensteine der Katar-Heidelberg-Kooperation:

› 1. Dezember 2003: Der Kooperationsvertrag wird unterzeich-

net. Er hat zum Ziel, gemeinsam das Krankenhaus der Maxi-

malversorgung der Hamad Medical Corporation in ein voll-

ständiges Universitätsklinikum mit mehreren klinischen

Abteilungen sowie Forschung- und Lehreinrichtungen umzu-

wandeln. Das Krankenhaus hat heute ca. 16.000 Mitarbeiter

und derzeit 1.500 Betten und versorgt nicht nur die Bevölke-

rung Katars (ca. 1,7 Mio. Einwohner), sondern auch angren-

zender Staaten.

› Seit Dezember 2003: Sämtliche Blutproben neugeborener

Kinder in Katar werden in Heidelberg gescreent, inzwischen

125.000. Weit über 200 Kinder wurden mit einer endokrinolo-

gischen, hämatologischen oder Stoffwechselerkrankung

frühzeitig und in weit über 90 Prozent der Fälle praesympto-

matisch identifiziert und erfolgreich behandelt.

› Seit 2003: Ärzte aus Katar werden in verschiedenen Fächern

am Klinikum weitergebildet. Heidelberger Kollegen besuchen

die Partner in Katar.

› Ab 2003: Entwicklung der ersten Stammzelltransplanta-

tions-Einheit Katars. Wann der Betrieb aufgenommen wird,

ist noch unklar.

› März 2004: Die erste Strahlenklinik in Katar wird im neu ge-

bauten Al Amal Oncology Hospital eröffnet. Heidelberger Ex-

perten betreuen die Aufnahme des Betriebs in leitender Funk-

tion vor Ort. Inzwischen werden bis zu 400 neue Patienten pro

Jahr dort behandelt.

› Spezifisch nur für Katar wurde das Screening für eine Sonder-

krankheit, die Homocystinurie, erfolgreich entwickelt und ab

2005 durchgeführt. Die Häufigkeit beträgt 1:1.800 Neugebo-

rene, während sie ansonsten in der Welt seltener als

1:200.000 ist. Mehr als 70.000 Babys wurden auf Sichelzel-

len-Anämie gescreent.

› 2011: 130 Patienten aus Katar kommen zur Behandlung nach

Heidelberg. JB

Irmtraut gürkan und Professor Dr. georg Hoffmann, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, zeichneten Dr. Hanan Al Kuwari, Managing Director (vertreten durch Mr. Ali Janahi, Chief of Business Services) des Hamad Medical Centers, und Dr. Saad Al Kaabi, ehemaliger Leitender Ärztlicher Direk-tor, als „Honorary Consultant of Heidelberg University Medical Center“ aus und überreichten die Urkunden.

Diese grafik ist kein offizielles Klinikums-Organigramm und beschränkt sich auf die Darstellung der neu struktu-rierten Administration.

Der Vorstand des Klinikums hat zum 1. März 2012 die Administra-

tion neu strukturiert und somit fit für die Zukunft gemacht. Von der

neuen Struktur erhofft man sich in den beteiligten Abteilungen

eine Vereinfachung der Arbeitsabläufe, eine flexiblere und schnel-

lere Zusammenarbeit sowie ein daraus resultierender größerer

gemeinsamer Nutzen für das gesamtklinikum.

Die ehemaligen Hauptabteilungen heißen nun geschäftsbereiche.

Neu sind die geschäftsbereiche 3 (Materialwirtschaft) und 4

(Recht- und Drittmittelmanagement), die von Dr. Cornelia Hoff-

mann bzw. Markus Jones geleitet werden. Der geschäftsbereich 4

besteht aus der bisherigen Abteilung 1.4 (Justitiariat – Hauptab-

teilung 1) sowie der Drittmittelabteilung (Hauptabteilung 2). Die

ehemaligen Hauptabteilungen 3 (Technik und gebäudewirtschaft)

und 4 (Wirtschafts- und Versorgungsbetriebe) wurden in die Klinik

Technik gmbH bzw. in die Klinik Service gmbH integriert, der Sta-

tus der Mitarbeiter als Beschäftigte des Universitätsklinikums

wird hierdurch nicht berührt.

Die einstigen Stabsstellen heißen nun „Zentrale Einrichtungen“

und bleiben dem Vorstand unterstellt. Die zuvor eigenständigen

Stabsstellen Medienzentrum und Pressestelle/Öffentlichkeitsar-

beit fusionieren zur Unternehmenskommunikation, die fortan von

Dr. Annette Tuffs geleitet wird. Die geschäftsstelle des Vorstandes

und Aufsichtsrates wird bis auf weiteres von der Abteilung 1.1

(Chefarztverträge, Mitarbeiterbeteiligungen etc.) besetzt. Ursula

Hess und Anja Helfrich kümmern sich – neben ihrer Tätigkeit im

geschäftsbereich Personal – gemeinsam um die Belange der ge-

schäftsstelle. red

Administration des Klinikums neu strukturiertZwei neue Geschäftsbereiche und eine Unternehmenskommunikation

Klinikumsvorstand

Zentrale Einrichtungen

Zentrum für Informations- und Medizintechnik ZIM

Prof. Dr. Björn BerghTel: 22001 oder 22002

Geschäftsbereich 1 Personal

Stephanie Wiese-Heß, Tel: 7089

Geschäftsbereich 2 Finanzen

Dipl. Kfm. Hermann Funk, Tel: 7081 Klinik Technik GmbHDipl. Ing. Bernd Kirchberg

Heinz Konrad

Klinik-Energie-Versorgungs GmbH

Dipl. Ing. Bernd Kirchberg

Thoraxklinik GmbHRoland Fank

Klinik Service GmbHEdgar Reisch

Technologie Transfer GmbH

Dr. Jörg Rauch, Dr. Volker Cleeves, Markus Jones

Heidelberger Ionenstrahl Therapiezentrum GmbH

Prof. Dr. Jürgen DebusProf. Dr. Thomas Haberer

Akademie für Gesundheitsberufe gGmbH

Edgar Reisch

Institut für Klinische Transfusionsmedizin und

Zelltherapie gGmbHProf. Dr. Stefan Meuer

Dipl.- Volkswirt Manfred Stähle

Kurt-Lindemann-HausgGmbH

Markus HertrichElisabeth Vogler

Geschäftsbereich 3 Materialwirtschaft

Dr. Cornelia Hoffmann, Tel: 8222

Geschäftsbereich 4Recht und Drittmittelmanagement

Markus Jones, MBLT, Tel: 7003

Qualitätsmanagement /Medizincontrolling, QMMC

Dr. Marcus ThalheimerTel: 7639

Innenrevision OAR Ulrich Hannemann, Tel: 7088

Apotheke Dr. Torsten Hoppe-Tichy, Tel: 6761

Strahlenschutz Dipl.-Ing. Thomas Knoch, Tel: 7589

Planungsgruppe Medizin Dr. Eugen Zilow, Tel: 8226

UnternehmenskommunikationDr. Annette Tuffs, Tel: 4537

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Hauptabteilung 3 Technik - und Gebäudewirtschaft

Hauptabteilung 4� Wirtschaft und Versorgung

Medienzentrum

Geschäftsbereiche Tochtergesellschaften und Beteiligungen

Geschäftsstelle Ursula Hess, Anja Helfrich

wurden integriert

= Bestehende Bereiche

= NEUE Bereich

= Alte Bereiche

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17 16 KLINIKUM AKTUELL

Einreicher/In

Prämie

Klinikumsvorstand

Ausschuss

› erarbeitet die Idee, evtl. auch mit anderen Kollegen/Kolleginnen

› beschreibt die Idee so, dass sie bewertet werden kann

› motiviert andere, ebenfalls Ideen einzureichen

› endgültiges Entscheidungsrecht › veranlasst Prämienauszahlung

› entscheidet über Annahme oder Ablehnung des Vorschlages

› legt die Prämie fest › kann weitere gutachten einholen

› Sylvia Hetzel, Stabsstelle für Personalenwicklung, Tel. 7055, [email protected]

› berät und unterstützt die Ideeneinreicher

› holt Stellungnahmen und gutachten ein

› bereitet Ausschusssitzungen vor und nach

IDEE

Beauftragte

Kluge Köpfe sparen dem Klinikum mehr als 170.000 Euro

Die besten Ideen, um Probleme zu lösen oder Arbeitsprozesse zu

verbessern, entstehen am Ort des geschehens. Ob im Operations-

saal, in der Wäscherei oder im Einkauf – die Mitarbeiter wissen

meist am besten, was an ihrem Arbeitsplatz optimiert oder verein-

facht werden kann. Dieses Potential seiner Beschäftigten nutzt das

Klinikum und veranstaltet bereits seit einigen Jahren einen Ideen-

wettbewerb. Davon profitiert nicht nur das Unternehmen, das allei-

ne durch den aktuellen Wettbewerb zukünftig mehr als 170.000

Euro jährlich spart, sondern auch die Mitarbeiter. Für jede umge-

setzte Idee erhält der Einsender eine Prämie von 25 Prozent der auf

ein Jahr hochgerechneten Ersparnis, höchstens jedoch 10.000 Euro.

Alleine im aktuellen Wettbewerb schüttet das Klinikum mehr als

40.000 Euro an Prämien an seine Mitarbeiter aus. Eine Summe, die

das Klinikum gerne ausgibt. Irmtraut gürkan, Kaufmännische Direk-

torin: „Wenn das Klinikum durch die Ideen seiner Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter viel geld spart, sollen diese für ihr besonderes En-

gagement natürlich auch belohnt werden.“

„So macht Sparen noch mehr Spaß“

Einen großen Anteil der gesamtprämie, nämlich 10.000 Euro, er-

hält Mirco Schlagloth, verantwortlicher Pfleger für den Herz-OP der

Chirurgischen Klinik. Dank seiner Aufmerksamkeit spart das Klini-

kum mehr als 50.000 Euro im Jahr – nur aufgrund einer einfachen

Produktumstellung bei sog. Filz-Patches. Dieses spezielle Naht-

material verwenden die Herzchirurgen zur besseren Versorgung

und Abdichtung der Wunden nach größeren Operationen am

Brustkorb. Der Fach- gesundheits- und Krankenpfleger für den OP

erzählt: „Jahrelang gab es lediglich einen sehr teuren Anbieter,

der zudem nur große Packungsgrößen lieferte. Alle Patches, die

man pro Operation nicht verbrauchte, wurden aus hygienischen

gründen verworfen.“ Als ein Vertreter einer anderen Firma seine

Produkte vorstellte und günstigere Patches in kleineren Stück-

zahlen pro Verpackung präsentierte, machte Mirco Schlagloth um-

gehend ‚Nägel mit Köpfen’, informierte den Einkauf.

Vom Ideenwettbewerb wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

„Im grunde sollte jeder Mitarbeiter dazu beitragen, dass sein Un-

ternehmen Kosten spart oder Abläufe am eigenen Arbeitsplatz

verbessert werden können“, so Mirco Schlagloth. Als er erfahren

hat, dass er für seine Idee auch noch geld bekommt, war er mehr

als überrascht. „Umso besser, wenn Mitdenken auch noch finan-

ziell belohnt wird“, so Mirco Schlagloth, „da macht Sparen natür-

lich noch mehr Spaß.“

Kleine Ursache, große Wirkung

Oft sind es aber auch geringere Summen, die – addiert und über

einen längeren Zeitraum betrachtet – dem Klinikum viel geld spa-

ren. Außerdem muss es sich bei dem Einsender nicht immer um

einen Ingenieur, Wissenschaftler oder Techniker handeln. So

bringt eine einfache Umstellung von Papier- auf Online-Rech-

nungen in der Hämatologisch-Onkologischen Ambulanz der Inne-

ren Medizin V eine Einsparung von ca. 5.000 Euro im Jahr – die

Idee hatte Petra Müller, die dafür mit 500 Euro belohnt wird. Ma-

nuela Horn und Andjelka Dresch aus der Wäscherei freuen sich

ebenfalls über 500 Euro: Durch eine Änderung der Kopfkissengrö-

ße und den Wegfall des Kopfkissenbezugs spart das Klinikum La-

gerkapazitäten, Arbeitszeit und Material.

An dem Wettbewerb darf jeder Mitarbeiter des Klinikums teilneh-

men. Prämiert werden die Vorschläge, die über das reguläre beruf-

liche Tätigkeitsgebiet des Einsenders hinausgehen und die mit

Ersparnissen oder Mehreinnahmen für das Klinikum verbunden

sind oder zu besseren Leistungen führen. Über die endgültige Prä-

mierung entscheidet der Klinikumsvorstand.

„Wir möchten“, so Sylvia Hetzel von der Stabsstelle für Personal-

entwicklung innerhalb des geschäftsbereichs 1, „unsere Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter dazu motivieren, über den Tellerrand hi-

nauszuschauen und ihre Ideen zum Nutzen des Klinikums

einzubringen.“ Den Ideenwettbewerb gibt es regelmäßig seit

2004, seitdem reichten zahlreiche schlaue Klinikums-Köpfe über

600 Ideen ein. cf

>> Info www.klinikum.uni-heidelberg.de/Ideenwettbewerb

Gernot Böhm, 52, Vorarbeiter im Bereich

Heizung/Lüftung/Klima im Versorgungs-

zentrum Medizin, nahm bereits elfmal am

Ideenwettbewerb teil.

Herr Böhm, Sind Sie der Daniel Düsen-

trieb des Klinikums?

(lacht)…nein, nicht wirklich. Ich laufe nur

mit offenen Augen durch die gegend.

Waren Sie schon immer ein Forscher und

Entdecker?

Nein, das ganze fing erst im Berufsalltag

an. Die Ideen kommen mir sofort bei der

Arbeit. Wenn ich ein Problem vor mir habe,

will ich es auch lösen. Ich suche ständig

nach Verbesserungen und der einfachsten

Möglichkeit, Dinge zu erledigen.

Was war die aus Ihrer Sicht wertvollste Er-

findung?

Eine von mir entwickelte, umfunktionierte

Luftpumpe, mit der man luftdruckgesteu-

erte Anlagen überprüfen kann. Mit dieser

Methode dauert die Kontrolle keine Minu-

te. Vorher musste man einen Anschluss

suchen, einen Schlauch zur Anlage verle-

gen usw. – ein organisatorischer Aufwand

von bis zu einer Stunde.

Wissen Sie, wie viel Prämie Sie bereits er-

zielt haben?

Natürlich, fast 40.000 Euro. Ich bin ja auch

von Anfang an dabei.

Das Klinikum spart dank Ihrer aktuellen

Idee jedes Jahr 35.000 Euro, Sie haben da-

für 8.750 Euro an Prämie kassiert. Mit wel-

cher Erfindung?

Ich entwickelte ein System, mit der man

Wärmeenergie aus der Abluft zurückge-

winnt und der Zuluft wieder zuführt. Spart

nicht nur Energie, sondern schon auch die

Umwelt.

Was erfinden Sie als nächstes?

Eine neue Zuluftregelung für den OP der

Kopfklinik. cf

So gehts: Von der Idee zur Prämie.

„Eine Minute statt einer Stunde“Der Ideenwettbewerb ist eine Erfolgsgeschichte – für das Klinikum, aber auch für die Mitarbeiter

gernot Böhm, 52, Vorarbeiter im Bereich Heizung/Lüftung/Klima, nahm bereits elfmal am Ideen-wettbewerb teil. Seine wertvollste Erfindung ist eine umfunktionierte Luftpumpe zur Überprüfung luftdruckgesteuerter Anlagen. Zeitersparnis: Bis zu einer Stunde!

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19 18 KLINIKUM AKTUELL

Wie lange muss ein Patient am Aufnahme-

tag warten, bis er sein Zimmer beziehen

kann? Wie beurteilen die Patienten die

Freundlichkeit der Ärzte und der Mitarbei-

ter im Pflegedienst? Und wie schmeckt das

Essen? Diese und viele weitere Fragen zur

Behandlungsqualität und Zufriedenheit

der Patienten mit ihrem stationären Auf-

enthalt standen im Mittelpunkt der Picker-

Umfrage, die das Klinikum 2011 durchge-

führt hat. Im Folgenden klären wir die

wichtigsten Fragen.

Warum ist eine Patientenumfrage wichtig?

Für ein Klinikum gewinnt die Meinung des

Patienten immer mehr an Bedeutung. Die

Ergebnisse dienen dazu, Schwachstellen

in der Behandlung zu identifizieren und

Patientenzufriedenheit und Versorgungs-

qualität zu verbessern. Der Patient erhält

ein deutliches Signal: Das Krankenhaus

nimmt mich und meine Probleme ernst. Er-

folgt die Umfrage wie in diesem Fall nach

dem Krankenhausaufenthalt, lassen sich

wichtige Erkenntnisse für den Entlassungs-

prozess gewinnen. Außer Patientenumfra-

gen gibt es noch eine vom gesetzgeber

vorgeschriebene Qualitätskontrolle.

Wer hat die Befragung durchgeführt?

Die Umfrage führte die Abteilung für

Qualitätsmanagement/Medizincontrolling

(QMMC) gemeinsam mit dem Picker-Insti-

tut Deutschland durch (siehe Info Seite

21). Das Unternehmen hat sich auf Pati-

enten- und Mitarbeiterbefragungen für Ein-

richtungen im gesundheitswesen speziali-

siert – dazu gehören Krankenhäuser,

Altenheime und niedergelassene Ärzte.

Die Fragebögen mit bis zu 100 Fragen sind

wissenschaftlich geprüft und liefern aus-

sagekräftige, evidenzbasierte Ergebnisse.

Die Teilnahme erfolgt freiwillig und ano-

nym, die Auswertung erfolgt durch das In-

stitut. Auch andere Universitätsklinika in

Deutschland führen ihre Patientenbefra-

gungen gemeinsam mit dem Picker-Institut

durch. Somit ist ein Vergleich zwischen

den verschiedenen Kliniken möglich.

Wie wurden die Patienten ausgewählt?

Die Abteilung QMMC identifizierte alle Pati-

enten, die sich in einem Zeitraum von Au-

gust bis Oktober 2011 in stationärer Be-

handlung befunden haben. Keine

Berücksichtigung fanden Patienten, die

jünger als 18 Jahre alt waren, bei denen die

Über 3.000 Patienten bewerten ihren Klinikums-Aufenthalt Picker-Umfrage zeigt:Klinikum bundesweit gleichauf mit anderen Uniklinika – Ergebnisse werden jetzt umgesetzt

Wie zufrieden sind die Patienten mit dem Service? Wie schmeckt das Essen? Ist das Personal freundlich? Dies herauszufin-den, war Ziel der Picker-Umfrage.

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21 20 KLINIKUM AKTUELL

chirurgie schneidet auch besser ab als der Durchschnittswert im

gesamtklinikum (29.7). Der interne Vergleich ermöglicht es den ein-

zelnen Bereichen, Schwachstellen zu identifizieren: Was läuft im

eigenen Bereich gut, wo gibt es Verbesserungspotentiale? Was

kann man von den „besseren“ Abteilungen lernen? Insgesamt gibt

es innerhalb des Klinikums in allen Themengebieten große Unter-

schiede in der Beurteilung durch die Patienten.

Die Ergebnisse können auch mit den übrigen Kliniken in Deutsch-

land verglichen werden, die in den letzten drei Jahren an Picker-

Umfragen teilgenommen haben. Im bundesweiten Vergleich liegen

Klinikum und übrige Uniklinika bei dieser Fragestellung fast gleich

auf. Dies gilt übrigens auch für die meisten anderen Fragen: Das

Uniklinikum steht bundesweit nicht schlechter, aber auch nicht bes-

ser da als die anderen Klinika.

Problemhäufigkeit:

gesamt-Uniklinikum Heidelberg 29.7 Prozent

Übrige Unikliniken in Deutschland 31 Prozent

Tabelle 3: „Wurden Ihnen vom Arzt die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen erklärt?“ – Vergleich Uniklinikum Heidelberg / übrige Uniklinika in Deutschland

Welche Konsequenzen folgen?

Eine Umfrage ergibt nur dann Sinn, wenn die Ergebnisse auch zu

Verbesserungen führen. Aus diesem grund wurden alle Abteilungen

und Kliniken durch den Klinikumsvorstand aufgefordert, nach

Durchsicht der Ergebnisse geeignete Projekte zu initiieren, um kon-

kret ihre Schwachstellen zu verbessern. Fast alle Bereiche haben

dies mittlerweile in die Tat umgesetzt – viele Projekte beziehen sich

auf das Entlassungsmanagement, auf das Arzt-Patienten-Verhältnis

oder auf die Behebung von Kommunikationsdefiziten. gegen Ende

des Jahres erfolgt eine Zwischenevaluation durch die Abteilung

QMMC. Spannend wird es dann bei der nächsten Patientenbefra-

gung im Herbst 2013: Dann sollten die erfolgreich umgesetzten Pro-

jekte zu einer besseren Bewertung durch die Patienten führen.

Wie können die Mitarbeiter die Ergebnisse einsehen?

Sie möchten sehen, wie Ihre Klinik in der Picker-Umfrage abge-

schnitten hat? Zugang zu der Umfrage haben die Ärztlichen Direk-

toren, die Pflegedienstleitungen, die kaufmännischen Leitungen

sowie alle geschäftsführer der Töchterunternehmer.

Christian Fick

Verweildauer weniger als zwei Nächte betrug oder die wieder ein-

gewiesen wurden. Von anfänglich über 10.000 Patienten verblie-

ben schließlich 5.648, die per Anschreiben gebeten wurden, den

Fragebogen auszufüllen. Letztlich nahmen 3.294 Personen an der

Umfrage teil, dies entspricht einer sehr guten Rücklaufquote von

58,3 Prozent.

Welche Fragen wurden gestellt?

Die Fragen bezogen sich auf konkrete Ereignisse und Erfah-

rungen, die der Patient von der Aufnahme bis zur Entlassung ge-

macht hat (z.B. „Wenn Sie Hilfe brauchten, um zur Toilette zu

gehen, haben Sie diese rechtzeitig erhalten?“). Dazu gehörten

das Verhältnis von Patient zu Arzt und Pflegekraft, die Behand-

lung von Schmerzen, Fragen zu Operation oder Untersuchung,

der Umgang mit Beschwerden, Service- und Komfortaspekte so-

wie der Einbezug von Angehörigen. Zu jeder der insgesamt etwa

100 Fragen konnte der Patient unter verschiedenen Antworten

eine auswählen.

Wie werden die Ergebnisse dargestellt?

Zu jeder Frage wurden die Antworthäufigkeiten in Prozent ange-

geben. Negative Bewertungen – z.B. „nein“ und „einigermaßen“

– wurden zusammengefasst und drücken die Problemhäufigkeit

aus, mit der ein Patient mit einem bestimmten Sachverhalt nicht

zufrieden war. Folgendes Beispiel verdeutlicht dies: Auf die Fra-

ge „Wurden Ihnen vom Arzt die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen

erklärt?“ antworteten die Patienten – bezogen auf das gesamt-

klinikum – wie folgt:

Antworten Prozent

Ja, voll und ganz 1729 70.3

Einigermaßen 625 25.4

Nein 106 4.3

Summe 24�60 100.0

Problemhäufigkeit: 731 29.7

Tabelle 1: „Wurden Ihnen vom Arzt die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen erklärt?“ – Antworten bezogen auf das Gesamtklinikum

In diesem Fall sind es 29,7 Prozent, die mit der Erklärung Ihrer Un-

tersuchungsergebnisse nicht oder nur einigermaßen einverstan-

den waren. Entscheidend für die Bewertung sind die Antworten

der Patienten mit negativer Tendenz, da sich hieraus leichter Ver-

besserungspotentiale ableiten lassen.

Wie werden die Ergebnisse interpretiert?

Die Ergebnisse werden einerseits zum internen Vergleich herange-

zogen. Auf die gleiche Frage wie oben antworteten die Patienten in

verschiedenen Kliniken sehr unterschiedlich, was Tabelle 2 zeigt.

In der Neurochirurgie gibt es also deutlich weniger Antworten mit

negativer Tendenz als in der Kardiologie oder Urologie. Die Neuro-

>> InfoDas Picker-Institut ist eine unabhängige, gemeinnützige Orga-

nisation, die die Krankenversorgung aus Sicht der Patienten

verbessern möchte. Das Institut geht auf Dr. Harvey Picker,

einen US-amerikanischen Physiker und Hersteller von Rönt-

gen- und Ultraschallgeräten, zurück. Der Krebstod seiner Frau

und die damit gemachten negativen Erfahrungen im Kranken-

haus führten dazu, dass Picker 1986 in Boston das gleichna-

mige Institut gründete – um sich fortan der Verbesserung der

Patientenzufriedenheit zu widmen. Nach Jahren im US-ge-

sundheitswesen etablierte man 1998 weitere Institute in Eur-

opa – in Schweden, Deutschland und in der Schweiz. Im Jahr

2000 folgte die gründung des ‚Picker Institute Europe’ in

großbritannien. Weltweit wurden bisher über 3,5 Millionen

Patienten befragt; in Deutschland gab es Untersuchungen an

mehr als 250 unterschiedlichen Krankenhäusern. Harvey Pi-

cker erlebte die Expansion seines Unternehmens bis in das

hohe Alter hinein, er starb 2008 im Alter von 92 Jahren. Seine

Mission, die Patientenzufriedenheit zu verbessern, wird von

seinen Mitarbeitern jedoch tatkräftig weiter verfolgt. cf

Ein wesentlicher Anteil der Fragen bezog sich auf die Einschätzung der Be-handlung aus Sicht des Patienten und die Kommunikation mit Ärzten und Pflegepersonal. Wie lange dauerte es z.B., bis – wie hier auf dem Bild zu sehen – eine optimale Schmerzeinstellung erfolgte?

In vielen Kliniken wurden Kommunikationsdefizite bemän-gelt – gerade, wenn es um Aufklärungsgespräche oder den Entlassungsprozess geht. Frank Diedrichsen, Patientenma-nager in der Medizinischen Klinik, zeigt, wie es richtig geht.

Neurochirurgie Kardiologie Urologie

Ja, voll und ganz 79,7 Prozent 71,0 Prozent 62,3 Prozent

Einigermaßen 13,6 Prozent 22,9 Prozent 30,7 Prozent

Nein 1,7 Prozent 3,1 Prozent 5,3 Prozent

Nicht beantwortet 5,1 Prozent 3,0 Prozent 1,8 Prozent

Problemhäufigkeit 16,1 Prozent 26,8 Prozent 36,6 Prozent

Tabelle 2: „Wurden Ihnen vom Arzt die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen erklärt?“ – Antworten aus drei rein zufällig ausgewählten Bereichen

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23 22 KLINIKUM AKTUELL

Vom 29. August bis zum 9. September 2012 werden 4.200 Ath-

leten aus mehr als 150 Ländern bei den Paralympischen Sommer-

spielen in London antreten. Eine der 20 verschiedenen Diszipli-

nen ist – u.a. neben gewichtheben, Tennis, Basketball oder

Fechten – auch Judo. Zur Klassifizierung der sehbehinderten

Sportler trug im Frühjahr die Augenklinik bei, die 37 Judoka aus

neun verschiedenen Ländern in Heidelberg zum Sehtest antreten

ließ. Augenärzte aus Heidelberg, Bulgarien und griechenland un-

tersuchten gemeinsam mit der „International Blind Sports Federa-

tion“ (IBSA) die Athleten, um diese in die einzelnen Behinder-

ungsgrade einzuteilen. Ergebnis: Nur vier der Sportler konnten

nicht für London zugelassen werden, da ihre Sehleistung zu hoch

beurteilt wurde. Es war das erste Mal, dass eine solche Klassifika-

tion an einem deutschen Universitätsklinikum stattgefunden hat.

An den Judo-Wettkämpfen in London nehmen insgesamt 84 Män-

ner und 48 Frauen teil, die um 13 goldmedaillen kämpfen. Die ge-

samtteilnehmerzahl von 4.200 bedeutet paralympischen Rekord,

die Spiele der Menschen mit Körperbehinderungen werden immer

größer: Als Paralympics-Botschafter Prinz Edward die Athleten

2008 in China anfeuerte, kämpften noch 3.951 Sportler aus 146

Ländern um Medaillen. Der Ursprung der paralympischen Bewe-

gung geht auf das Jahr 1948 zurück, als Sir Ludwig guttmann im

englischen Stoke-Mandeville die ersten Sportwettkämpfe mit Ver-

sehrten des Zweiten Weltkrieges organisierte. cf

>> Mehr zum Thema www.london2012.com/paralympic-sport

Augenklinik untersucht sehbehinderte JudokasDie Sportler nehmen an den Paralympischen Sommerspielen in London teil

In der Augenklinik wurden im Frühjahr sehbehinderte Judokas untersucht, die im Sommer an den Paralympischen Sommerspielen in London teilnehmen.

Eine hochrangige Delegation aus dem

thailändischen gesundheitsministerium

besuchte das Klinikum, um sich aus erster

Hand über Krankenhausfinanzierung, Ko-

stenkalkulation und DRg-System zu infor-

mieren. Dr. Markus Thalheimer, Medizin-

controlling, und Tobias Schneider,

Finanzcontrolling, erklärten den gästen

aus Asien, welchen Einfluss die Kostenträ-

gerrechnung auf die Ausgestaltung des

DRg-Systems hat. Davon hängt ab, welche

Summe pro Fall ein Krankenhaus letztlich

von der Krankenkasse erhält. Medizin- und

Finanzcontrolling des Klinikums setzen

sich bereits seit zehn Jahren dafür ein,

dass die Belange der Uniklinika mit ihren

z.T. schwer kranken Patienten im DRg-Sys-

tem besser berücksichtigt werden. Hinter-

grund des Besuchs aus Thailand: Dort gibt

es zwar seit mittlerweile über 15 Jahren ein

DRg-System, aber noch Nachholbedarf in

Sachen Kostenkenntnis und -kalkulation.

Von den gemachten Erfahrungen aus

Deutschland erhoffen sich die Thais eine

Verbesserung in der Finanzierung ihrer

Krankenhäuser. cf

Delegation aus Thailand zu Gast Im Fokus standen Kostenkalkulation und DRG-System

Die Delegation aus dem thailändischen gesundheitsministerium informierte sich bei Dr. Markus Thalheimer (3.v.r.) und Tobias Schneider (2.v.r.) über Kran-kenhausfinanzierung und Ausgestaltung des DRg-Systems.

Viele Mitarbeiter des Klinikums nutzen ihr Fahrrad für den täg-

lichen Weg zur Arbeit. Diese Sportbegeisterung, die dem Klini-

kum in den Jahren 2010 und 2011 jeweils den ersten Platz beim

Landeswettbewerb ‚Mit dem Rad zur Arbeit’ einbrachte, be-

lohnte die AOK als Mitorganisator nun mit vier Elektro-Bikes. Die

gesundheits- und Krankenkasse überlies dem Klinikum für zehn

Wochen vier ‚Pedelcs’ – dabei handelt es sich um bis zu 25 km/h

schnelle, elektrisch betriebene Fahrräder mit einer Reichweite

von bis zu 60 Kilometern. Die Resonanz der Mitarbeiter, die ein

solches Vehikel auf Herz und Nieren getestet haben, fiel positiv

aus. Sylvia Hetzel, Personalabteilung und in der Steuerungs-

gruppe von ‚Fit im Klinikum’, erzählt: „Es fühlte sich an wie

Fahren mit Rückenwind, ich war zehn Minuten schneller auf der

Arbeit. Allerdings ist die Reichweite für längere Tagestouren zu

kurz, das gewicht zu schwer und leider sind die E-Bikes immer

noch sehr teuer.“ Einigen männlichen Radlern waren die Pe-

delecs auch zu langsam. Trotzdem: Für weniger sportliche Men-

schen oder für Personen mit einer körperlichen Beeinträchtigung

stellt ein E-Bike eine echte Alternative dar. cf

>> InfoDie diesjährige Aktion ‚Mit dem Rad zur Arbeit’ findet vom 1. Juni

bis zum 30. September statt. ‚Fit im Klinikum’, die betriebliche ge-

sundheitsförderung am Klinikum, nimmt ab sofort Anmeldungen

der Mitarbeiter entgegen (im Intranet unter Fit im Klinikum). Nach

den beiden Siegen in den Jahren 2010 und 2011 lautet das be-

scheidene Ziel von Wolfgang Schulte von ‚Fit im Klinikum’: „1.000

Teilnehmer plus x und Titelverteidigung“! cf

„Es fühlte sich an wie Fahren mit Rückenwind“Klinikums-Mitarbeiter testen zehn Wochen Elektro-Fahrräder

Kommunikationstraining

für Onkologie-Ärzte

Welche Besonderheiten gibt es beim Um-

gang mit Krebspatienten? Wie überbringe

ich schlechte Botschaften? Keine Frage –

eine Krebserkrankung ist nicht nur mit kör-

perlichen Folgen, sondern auch mit tiefgrei-

fender Verunsicherung, Ängsten und Sorgen

verbunden. Dies erschwert für Ärzte und

Patienten gleichermaßen eine offene und

hilfreiche Kommunikation. Die Deutsche

Krebshilfe e.V. hat ein Trainingsprogramm

für Ärzte in der Onkologie entwickelt, um

diese Fähigkeiten zu schulen: Vom 22. bis

24. Juni kommt es in Heidelberg zu einem

Kompakttraining, an dem alle onkologisch

tätigen Ärzte in Klinik oder Praxis teilneh-

men können. Da die Teilnehmerzahl be-

grenzt ist, wird eine baldige Anmeldung

empfohlen. Der Unkostenbeitrag inklusive

Catering beträgt 250 Euro.

>> Anmeldung: www.kompass-o.de

Welche Aufgaben hat eine

Study Nurse?

Informationstag am 10. Juli in der Medizi-

nischen Klinik : Wie funktionieren klinische

Studien? Welche Möglichkeiten und Chan-

cen bietet das Berufsbild einer Study Nur-

se/Studienassistenz? Diese und viele wei-

tere Fragen stehen im Mittelpunkt der

Informationsveranstaltung, die am Diens-

tag, 10. Juli, von 15.30 bis 18.30 Uhr in der

Medizinischen Klinik (Seminarräume 703

und 704) stattfindet. Die Teilnahme ist ko-

stenlos, eine vorherige Anmeldung ist

nicht erforderlich.

>> Weitere Informationen:

Renate Müller

KKS Heidelberg

Fort- und Weiterbildung

Tel: 06221 56-34515

E-Mail: [email protected]

Angehörigenpflege von A

bis Z: „Und wo bleibe ich?“

Thema: Pflege der Pflegenden. Wie viel

kann, darf, soll ich pflegen? Was darf und

will ich abgeben? Wie halte ich es im

gleichgewicht? Wann darf ich loslassen?

Wer: ANgEHÖRIgENPFLEgE VON A bis Z –

Fortbildungsreihe im Rahmen des ‚Bündnis

für Familie Heidelberg‘ der Akteure Amtsge-

richt Heidelberg, Deutsches Krebsfor-

schungszentrum Heidelberg, Heidelberger

Dienste ggmbH, SAP Ag, Stadt Heidelberg,

Universität Heidelberg und Universitätskli-

nikum Heidelberg

Wann: 19. Juni, 9 bis 12 Uhr

Wo: Universität Heidelberg,

Seminarzentrum im gebäude 4311,

Bergheimer Straße 68, 69117 Heidelberg

Komfortabel, aber zu langsam. Matthias Württemberger, Micha-el Bähr (KlinikTechnik gmbH) und Michael Mann (Departement für Infektiologie und Hygiene) testen die Elektro-Bikes (v.l.).

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25 24 KLINIKUM AKTUELL

Der Mannheimer Personaldienstleiter Hays finanziert für ein wei-

teres Jahr eine zusätzliche Arztstelle am Zentrum für Kinder- und

Jugendmedizin. Die personelle Aufstockung entlastet die kinderon-

kologische Ambulanz und Tagesklinik, verringert die Wartezeiten

und kommt damit sowohl den jungen Patienten und ihren Eltern als

auch den behandelnden Ärzten zugute. gerade für Kinder und Ju-

gendliche, die regelmäßig in die onkologische Ambulanz zur Be-

handlung kommen, gehe durch lange Wartezeiten Lebensqualität

verloren, berichtet Professor Dr. Kulozik, Ärztlicher Direktor der Kin-

deronkologie. „Ich bin der Hays Ag sehr dankbar für diese Unter-

stützung. Seit wir die zusätzliche Stelle vor drei Jahren einrichten

konnten, verläuft die Versorgung in unserer Ambulanz reibungs-

loser, die Patienten und ihre Angehörigen sind zufriedener.“

Seit April hat Frau Dr. Hedwig Deubzer die von der Hays Ag gestif-

tete Stelle inne. Die 36-Jährige hat sich auf die Behandlung krebs-

kranker Kinder- und Jugendlicher spezialisiert und absolviert gera-

de ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde und

Jugendmedizin. Darüber hinaus leitet sie seit 2006 eine Arbeits-

gruppe der Klinischen Kooperationseinheit „Pädiatrische Onkolo-

gie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum. Mit ihrem Team er-

forscht sie das Neuroblastom, einen der häufigsten Tumoren im

Kindesalter.

Hays AG mit nachhaltigem Engagement

Seit 2003 engagiert sich die Mannheimer Hays Ag für krebskranke

Kinder. So greift sie dem Waldpiratencamp der Deutschen Kinder-

krebsstiftung, wo sich junge Krebspatienten nach ihrer Behand-

lung in erlebnispädagogischen Freizeiten erholen, finanziell unter

die Arme. Mit der Finanzierung einer Arztstelle erweiterte die Hays

Ag ihre Unterstützung auf die medizinische Behandlung. „Bei un-

serem Engagement für die Kinderklinik ist uns besonders daran

gelegen, für Patienten und Behandlungsteam eine gewisse Konti-

nuität sicher zu stellen. Daher planen wir die langfristige Finanzie-

rung dieser Arztstelle“, sagt Frank Schabel, Marketingleiter der

Hays Ag Mannheim, die für mehr als 600 Unternehmen Experten

der Fachrichtungen IT, Engineering, Finance, Pharma, Legal,

Construction & Property sowie Sales & Marketing rekrutiert. “Auf

diese Weise wollen wir die jungen Patienten und ihre Familien in

dieser schweren Situation bestmöglich unterstützen.“ TB

Hays AG fördert Arztstelle in der Kinderonkologie Zusätzliche Stelle verbessert die Behandlung krebskranker Kinder

Dr. Hedwig Deubzer hat sich auf die Behandlung krebs-kranker Kinder- und Jugendlicher spezialisiert. Ihre zu-sätzliche Stelle in der kinderonkologischen Ambulanz wird von der Mannheimer Hays Ag finanziert.

Eine kreative Idee der Klinik-Apotheke brachte der kinderchirur-

gischen Station „Mullewapp“ in der Chirurgie 300 Euro: Die Apo-

theke bot während des Personalverkaufs alte, nicht mehr benöti-

gte Apothekengefäße zum Mindestpreis von fünf Euro an. Die

braunen Flaschen, in denen früher Substanzen oder Flüssigkeiten

gelagert wurden, eignen sich hervorragend als Blumenvase, Auf-

bewahrungsbehälter oder Dekorationsobjekt. Die Mitarbeiter sa-

hen es ähnlich und machten von dem Angebot reichlich gebrauch

– nach kurzer Zeit waren alle gefäße verkauft. Das geld kommt

dem Spielzimmer der Station „Mullewapp“ zugute. cf

Aus alten Apothekengläsern Geld gemacht Station „Mullewapp“ in der Chirurgie freut sich über 300 Euro

Der Verkauf alter Apothekengläser brachte 300 Euro, die dem Spielzimmer der Station „Mullewapp“ zugute kommen. Es freuen sich (v.l.): gisela Müller (PDL), PD Dr. Stefan Holland-Cunz (Kinderchirurgie), Sonja Bitt-ner (Apotheke), Dr. Torsten Hoppe-Tichy (Leiter der Apotheke), Marianne Rippberger (Stationsleitung).

Jedes Jahr werden in deutschen Krankenhäusern 400.000 bis 600.000 Infektionen größ-

tenteils durch mangelnde Händehygiene verursacht – vorsichtig geschätzt. Diese Zahl

verdeutlicht, wie wichtig eine sachgerechte und regelmäßig durchgeführte Händedesin-

fektion für die Beschäftigten im Krankenhaus ist. Die Sektion für Krankenhaushygiene

nutzte den weltweiten, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufenen Hän-

dehygiene-Tag am 5. Mai, um mit einer Infoveranstaltung erneut auf das wichtige Thema

aufmerksam zu machen. Professor Uwe Frank, Leiter der Sektion, erklärt: „Die Händedes-

infektion durch das medizinische Personal ist eine einfache, kostengünstige und sehr

wirksame Maßnahme, um die Verbreitung von Krankheitserregern in Kliniken zu verrin-

gern.“ Das Datum 5.5. wurde von der WHO übrigens

ganz bewusst gewählt, da zweimal fünf Finger die

menschlichen Hände symbolisieren. cf

Hände richtig desinfizieren – Infektionen vermeiden Krankenhaushygiene veranstaltet Infotag in der Medizinischen Klinik

Wie sieht ein Krankenhaus von Innen aus? Tut Blutdruck-Messen weh? Und wann braucht

man einen gipsverband? Für die acht Kinder des Kindergartens „Wichtelhöhle“ in Flins-

bach (bei Sinsheim) und ihre beiden Erzieherinnen war der Besuch in der Chirurgischen

Klinik eine spannende Angelegenheit. Neben einem Rundgang über die Station „Mulle-

wapp“ durften sich die vier bis sechs Jahre alten Kinder im gipsraum selbst einen „gips“

um einen Finger anlegen. Weitere „Mitmach-Aktionen“ wie Temperatur- und Pulskontrol-

le, Blutdruck-Messung oder Ultraschall des Bauches ließen die jungen Besucher echte

Krankenhaus-Atmosphäre erleben. Ein anschließender Besuch der Küche im VZM rundete

für die Kinder den erlebnisreichen Tag im Klinikum ab. cf

Kids der „Wichtelhöhle“ zu Besuch in der Chirurgie Kindergarten-Kinder erleben echte Krankenhaus-Atmosphäre

Besuch im gipsraum der Chirurgie: Die Kinder des Kindergartens „Wichtelhöhle“ mit ihren bei-den Erzieherinnen und Joachim Wolfmüller, Krankenpfleger in der Chirurgischen Ambulanz.

„NCT-LAUFend gegen Krebs – wie weit wür-

den Sie gehen?“ Unter diesem Motto steht

der NCT-Benefizlauf, der am 20. Juli ab 17

Uhr im Neuenheimer Feld erstmals ausge-

tragen wird. Teilnehmen können Läufer al-

ler Altersgruppen, unabhängig von ihrem

Fitnesszustand. Nicht nur Mitarbeiter von

Klinikum, NCT oder DKFZ sind willkommen,

auch Patienten, Beschäftigte lokaler Un-

ternehmen oder auch ganze Firmenteams

können bei der 2,5 Kilometer langen Run-

de an den Start gehen. „Das Thema Krebs

geht alle an, insofern soll auch ein mög-

lichst breites Teilnehmerfeld angespro-

chen werden“, erklärt NCT-Organisator Jörg

Fleckenstein. Ob es bei der 2,5 Kilometer

langen Distanz bleibt, wird sich heraus-

stellen. Da Sponsoren pro Teilnehmer und

gelaufene Runde spenden können, „ wol-

len wir die Läufer dazu motivieren, mehre-

re Runden zu laufen“, so Jörg Fleckenstein.

Die Anmeldegebühr beträgt für jeden Läu-

fer zehn Euro. Alle Einnahmen (Anmelde-

gebühren, gewinne aus getränke- und

Speisenverkauf, Sponsoring) gehen di-

rekt auf das NCT-Spendenkonto. Wer

möchte, kann sein Startgeld auch aufsto-

cken, in dem er z.B. Freunde, Kollegen

und Verwandte motiviert, den Lauf zu un-

terstützen. Dazu gibt es unter www.nct-

lauf.de ein eigens eingerichtetes Spen-

denportal. cf

>> InfoAnmeldungen und weitere Informationen

unter www.nct-lauf.de

Anmeldefrist ist der 18. Juli

Laufen für den guten Zweck Jetzt unter www.nct-lauf.de anmelden: Benefizlauf des NCT am 20. Juli

Professor Uwe Frank, Leiter der Sektion Krankenhaushygiene, zeigt wie es geht: Die sachgerechte und regelmäßig durchgeführte Händedesinfektion ist die wichtigste Maßnahme, Infektionen im Krankenhaus zu vermeiden.

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27 26 PREISE UND EHRUNgEN

Preise und Ehrungen

Preisträger: Dr. Mirko Pham, Funktionsoberarzt

der Abteilung für Neuroradiologie in der Neurolo-

gischen Klinik

Auszeichnung: Coolidge Award 2012

Dotierung: 7.500 Euro

Leistung: Erkrankungen des peripheren Nerven-

systems sind nicht nur häufige neurologische

Erkrankungen, sondern stellen auch oftmals Be-

gleiterkrankungen nicht-neurologischer Erkran-

kungen dar. So können sie z.B. zusammen mit

Tumor- oder Stoffwechselerkrankungen auftre-

ten. Eine genaue und frühzeitige Diagnose wird

dadurch erschwert, dass der Ort zugrundelie-

gender Nervenschädigungen im peripheren Ner-

vensystem oft nicht genau genug bestimmt wer-

den kann. In der Arbeitsgruppe MR Neurographie

konnte Dr. Pham untersuchen, wie Nervenschä-

digungen mit der Kernspintomographie erkannt

und präzise lokalisiert werden können. Seine

Arbeiten wurden maßgeblich unterstützt durch

die Kollegen der Arbeitsgruppe MR Neurogra-

phie und durch die Sektion experimentelle Radi-

ologie. Auf grundlage der gewonnenen Erkennt-

nisse kann die MR Neurographie bereits als

diagnostische Untersuchung in der Abteilung für

Neuroradiologie angeboten werden. red

Erkrankungen des peripheren Nervensystems rechtzeitig erkennen

Preisträgerin: Dr. Jana Heringer, Assistenzärztin in

der Sektion für angeborene Stoffwechselstörungen

am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin

Auszeichnung: Desitin-Jungforscherpreis 2012

der gesellschaft für Neuropädiatrie

Dotierung: 5.000 Euro

Leistung: Kinder mit der seltenen angeborenen

Stoffwechselerkrankung glutarazidurie Typ 1 pro-

fitieren von einer leitliniengerechten Therapie: Sie

entwickeln seltener bleibende Hirnschäden und

schwere Bewegungsstörungen als Kinder, die ab-

weichend von der Leitlinie behandelt werden. Zu

diesem Ergebnis kam Dr. Heringer in einer Studie

mit Daten von 52 Patienten aus Deutschland. Be-

sonders deutlich war dieser Zusammenhang bei

der Notfalltherapie zur Abwendung von Stoff-

wechselkrisen. „Alle Kinder, bei denen wir Abwei-

chungen von den empfohlenen Maßnahmen fest-

stellten, entwickelten eine schwere Bewegungs-

störung. Dagegen war keines der Kinder betrof-

fen, die eine leitlinienkonforme Notfalltherapie

erhielten“, so Heringer. Auch die Betreuung in

einem spezialisierten Stoffwechselzentrum wirkte

sich positiv auf die neurologische Entwicklung der

Kinder aus: „Wir gehen davon aus, dass dieser

Effekt Ausdruck der guten Zusammenarbeit der

Stoffwechselärzte, Ernährungsberater, Pflegekräf-

te, Sozialarbeiter und Psychologen ist.“ TB

Professor Dr. Hugo Katus, Ärztlicher Direktor der

Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneu-

mologie, wurde für den Erfinderpreis des Euro-

päischen Patentamts nominiert. Der „European

Inventor Award“ wird jährlich an herausragende

Erfinder vergeben. Professor Katus, Finalist im

Bereich „Industrie“, revolutionierte mit dem von

ihm entwickelten Troponin-T-Antikörpertest die

Herzinfarkt-Diagnose. Mit diesem schnellen

Bluttest – getestet wird auf das Herzmuskel-Pro-

tein Troponin-T, das Herzzellschäden anzeigt –

ist die Erkennungsrate insbesondere von klei-

nen, schwer nachweisbaren Herzinfarkten

deutlich gestiegen. Der Preis wird seit 2006 vom

Europäischen Patentamt in Kooperation mit der

Europäischen Kommission und dem Land, das

die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, vergeben.

Er wird in den Kategorien „Industrie“, „Lebens-

werk“, „Forschung“, „Kleine und mittlere Unter-

nehmen“ sowie „Außereuropäische Staaten“

verliehen. Pro Kategorie gibt es jeweils drei No-

minierungen. Die Preisträger werden von einer

internationalen Jury gewählt und am 14. Juni in

Kopenhagen bekannt gegeben. red

Studie belegt: Behandlung gemäß Leitlinie verhindert Hirnschäden

Professor Dr. Hugo Katus für „European Inventor Award“ nominiert

35 Jahre lang Wegbegleiterin für „Nieren-Kinder“Psychologin Evelyn Reichwald-Klugger für ihr Lebenswerk geehrt

„Evelyn Reichwald-Klugger ist eine Pionierin der psychosozialen

Betreuung chronisch nierenkranker Kinder- und Jugendlicher“,

hob Diplom-Psychologe Dirk Bethe, ihr langjähriger Kollege am

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, in seiner Laudatio hervor.

Für ihre Lebensleistung ist die 60-jährige Psychologin im März

2012 mit dem Helmut Werner-Preis der Kinderhilfe Organtrans-

plantation, einer Initiative des Vereins „Sportler für Organspen-

de“, ausgezeichnet worden. Es ist zu großen Teilen ihr Verdienst,

dass heute in ganz Deutschland Betroffene umfangreiche psycho-

soziale Unterstützung erhalten – sei es psychologische Betreu-

ung, Beratung der Familie oder Hilfe zur Bewältigung des Alltags.

Das Preisgeld von 5.000 Euro spendete sie dem Elternverein „Nie-

renkranke Kinder und Jugendliche e.V. Heidelberg“, der damit die

diesjährige Freizeit für junge Nieren-Patienten der Region finan-

ziert.

Erstes psychosoziales Behandlungskonzept

Leiden Kinder und Jugendliche an endgültigem Nierenversagen, be-

stimmt die lebensbedrohliche Erkrankung den Alltag der ganzen

Familie. Die seelischen Belastungen kann die medizinische Versor-

gung nicht abfangen. Als Evelyn Reichwald-Klugger 1976 an der

Universitäts-Kinderklinik anfing, sieben Jahre nachdem in Heidel-

berg das erste Kind eine Spenderniere erhalten hatte und zwei Jahre

nach Eröffnung des Kinderdialysezentrums, steckte die psychosozi-

ale Betreuung noch in den Kinderschuhen. „Es gab zwar vereinzelt

Stellen für Psychologen, aber noch keine Erfahrungen auf diesem

gebiet“, erinnert sie sich.

gemeinsam mit Kollegen entwickelte sie bis 1982 ein bis heute

wegweisendes Konzept mit Ratschlägen für die psychosoziale Be-

gleitung der Familien. Bis dato gab es nur an den Unikliniken Hei-

delberg, Münster und Hannover Psychologen für die Betreuung

nierenkranker Kinder. Daher engagierte sich Reichwald-Klugger ab

1987 in einem vom damaligen Bundesministerium für Arbeit und

Sozialordnung geförderten Projekt dafür, an fünf deutschen Kin-

der-Nierenzentren weitere psychosoziale Stellen einzurichten.

Das Konzept überzeugte: Die psychosoziale Betreuung wurde in

die Regelversorgung übernommen und ist heute fester Bestand-

teil in allen 18 kindernephrologischen Zentren in Deutschland.

Schon während der Projektzeit bot das Heidelberger Team Fortbil-

dungen für die neu entstandene Fachgruppe an, es entwickelte

sich eine enge bundesweite Zusammenarbeit mit jährlichen Fach-

symposien und multizentrischen Studien. Von 1998 bis 2006 lei-

tete die Preisträgerin zudem die „Europäische Arbeitsgruppe zu

psychosozialen Aspekten bei chronisch nierenkranken Kindern

(EWOPA)“, die sie auch heute noch im Vorstand begleitet.

Im Zentrum ihrer Arbeit stand jedoch der tägliche Einsatz für ihre

„Nieren-Kinder“. Seit 1987 leitete sie das psychosoziale Team der

Kinderklinik bestehend aus Psychologen, Heilpädagogen und So-

zialarbeitern. Es war und ist für sie selbstverständlich, die Selbst-

hilfeaktivitäten der Patienten aktiv zu begleiten und zu unterstüt-

zen, vor allem im regionalen Elternverein. Besonders am Herzen

liegt ihr die alljährliche, unter ihrer Leitung vom Kinderklinikteam

durchgeführte Ferienfreizeit für dialysepflichtige und nierentrans-

plantierte Kinder und Jugendliche. „Die Kinder werden dort rund-

um versorgt und von ihrem Handicap abgelenkt. Anders als in der

Schule sind sie unter anderen betroffenen Kindern keine Außen-

seiter“, so Reichwald-Klugger, die im Mai 2012 nach 35-jährigem

Einsatz am Klinikum in den Ruhestand getreten ist. TB

Bei der Verleihung des Helmut Werner-Preises an Evelyn Reich-wald-Klugger (rechts): Fransika van Almsick, Mitglied der Kin-derhilfe Organtransplantation (KiO), und Jens Werner, Sohn des früheren Mercedes-Chefs Helmut Werner, nach dem der Preis benannt ist. Foto: Kinderhilfe Organtransplantation.

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Preisträger: Privatdozent Dr. Carsten J. Beller (re.), Facharzt an

der Klinik für Herzchirurgie in Kooperation mit Dr. Hendrik von

Tengg-Kobligk, Oberarzt der Abteilung Diagnostische und Inter-

ventionelle Radiologie

Auszeichnung: Dr. Rusche-Forschungsprojekt der Deutschen Stif-

tung für Herzforschung (DSHF) und der Deutschen gesellschaft für

Thorax-, Herz- und gefäßchirurgie (DgTHg)

Dotierung: 59.700 Euro

Leistung: Ziel ist es, die diagnostische Bildgebung der herznahen

Brustschlagader mit neuen Methoden zu ergänzen und so Planung

und Risikoeinschätzung chirurgischer Eingriffe zu verbessern. „Mit

Hilfe vierdimensionaler Bildgebung und Computermodellen wollen

wir Hochrisiko-Patienten mit einer Aussackung der Hauptschlaga-

der frühzeitig identifizieren“, erklärt Projektleiter Dr. Beller. Bei

einem solchen Aortenaneurysma besteht die gefahr, dass die ge-

fäßwand reißt. Chirurgen müssen dieses Risiko möglichst exakt ein-

schätzen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Bisher wird dazu

das Aneurysma dreidimensional abgebildet und vermessen. Mit

dem neuen Verfahren sollen durch die Kombination moderner Bild-

gebungstechniken noch weitere Messgrößen wie z. B. Bewegungs-

muster der Aorta, metabolische Aktivität der Aortenwand sowie

Blutströmung im Aneurysma erfasst und durch Computersimulation

zur individuellen Risikostratifizierung verwendet werden. TB

28 PREISE UND EHRUNgEN

Preise und Ehrungen

Preisträger: Dr. Harald Rief, BSc, Assistenzarzt

der Abteilung für Radioonkologie und Strahlen-

therapie an der Radiologischen Klinik

Auszeichnung: 3. Preis des Janssen Nach-

wuchsFörderPreis Schmerz 2012

Dotierung: 8.000 Euro

Leistung: Patienten mit Knochenmetastasen der

Wirbelsäule dürfen sich häufig nur noch einge-

schränkt oder gar nicht mehr bewegen. Diese

prospektiv randomisierte Interventionsstudie

handelt von der Ermittlung der Durchführbarkeit

eines differenzierten Muskeltrainings der Mus-

kulatur im Bereich von Rücken und Brustkorb bei

Patienten mit schmerzhaften Knochenmetasta-

sen der Wirbelsäule begleitend zur perkutanen

Radiotherapie. Sekundär werden klinische Para-

meter wie Schmerz- und Fatiguesymptomatik

und Lebensqualität beurteilt. Anhand eines Sta-

bilitätsscores werden die betroffenen Knochen

zunächst in „stabil“ und „instabil“ kategorisiert,

demnach nur Patienten mit stabil eingestuften

Metastasen eingeschlossen. Die Studie soll

dazu beitragen, ein körperliches Training mit sei-

nen mehrdimensionalen Effekten auch in Zu-

kunft bei Patienten mit Knochenmetastasen der

Wirbelkörper in das Therapiekonzept zu integrie-

ren und eine schnellere Mobilisierung zu errei-

chen. Durch diese kontrollierte Kombinations-

therapie könnten die negativen Auswirkungen

der Schmerzen im Rahmen einer Tumorerkran-

kung auf den Patienten gemildert werden. red

Preisträger: Professor Dr. Claus Peter Heußel,

Chefarzt der Abteilung Diagnostische und Inter-

ventionelle Radiologie mit Nuklearmedizin der

Thoraxklinik-Heidelberg ggmbH

Auszeichnung: Felix-Wachsmann-Preis der

Deutschen Röntgengesellschaft

Dotierung: 500 Euro

Leistung: Der Felix-Wachsmann-Preis der Akade-

mie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie

wurde erstmals 2001 verliehen. Mit ihm werden

jährlich fünf Referenten ausgezeichnet, die über

mehrere Jahre hin erfolgreich am radiologischen

Fortbildungsprogramm der Akademie mitgear-

beitet haben und in mindestens sechs Veranstal-

tungen von den Teilnehmern mit höchsten Punkt-

zahlen für ausgezeichnete Lehre bewertet

wurden. Mit dem Preis ehrt die Deutsche Rönt-

gengesellschaft das Andenken des Stifters Prof.

Dr. med. Felix Wachsmann und betont zugleich

die Bedeutung der kontinuierlichen Fortbildung

innerhalb der bildgebenden Medizin. red

Differenziertes Krafttraining für Tumorpatienten mit Knochenmetastasen

Heidelberger Radiologe ist bester Lehrer seines Fachs

Neue Bildgebung verbessert Risikoabschätzung bei Aortenerkrankungen

Preisträger: Dipl.-Ing. (FH) Jan Nadorf, Wissen-

schaftlicher Mitarbeiter im Labor für Biomecha-

nik und Implantatforschung des Departments

Orthopädie und Unfallchirurgie

Auszeichnung: Nachwuchsförderpreis 2012 der

Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Un-

fallchirurgen (VSOU)

Dotierung: 750 Euro

Leistung: Der Knochen unterliegt lebenslang „Um-

bauprozessen“. Je nach Intensität der Belastung

nimmt die Knochensubstanz zu oder ab. Wird ein

künstliches gelenk z.B. der Hüfte implantiert, ver-

ändern sich die Belastungen und das natürliche

gleichgewicht der knöchernen Umbaumaßnah-

men kann verändert werden. Dipl.-Ing. Nadorf hat

verschiedene Hüftprothesenmodelle biomecha-

nisch miteinander verglichen. Die untersuchten

Implantate zeigten eine gute Verankerung im Kno-

chen, jedoch konnten Unterschiede in der Kraft-

übertragung festgestellt werden. Dies liegt an einer

geringeren Elastizität der Prothese. Nun muss sich

zeigen, ob sich dieser biomechanische Unter-

schied auch klinisch in Form von veränderten Kno-

chenumbauprozessen zeigt. red

Preisträgerin: Dr. Simone Berkel, Wissenschaft-

lerin in der Abteilung Molekulare Humangenetik

bei Frau Prof. Dr. gudrun Rappold, Institut für Hu-

mangenetik

Auszeichnung: Akademiepreis der Heidelberger

Akademie der Wissenschaften.

Dotierung: 6.000 Euro

Leistung: In ihrer Dissertation zum Thema

„Identifizierung und funktionelle Analyse von

SHANK2-Mutationen bei mentaler Retardierung

und Autismus“ ist es Dr. Simone Berkel gelun-

gen, ein neues gen zu identifizieren (SHANK2),

dessen Defekt zur Entstehung von Autismus

und mentaler Retardierung führt. Dadurch las-

sen sich neue Einblicke in die Funktion dieses

gens sowie in die Fehlfunktion des entspre-

chenden zellulären Netzwerks gewinnen. Muta-

tionen im SHANK2 gen resultieren letztendlich

in einer schlechteren Vernetzung von Nerven-

zellen miteinander und in einer Veränderung in

der Signalübertragung. Simone Berkel wurde

2007 ins CellNetworks-Promotionsprogramm

der Ruperto Carola aufgenommen. red

Welche Auswirkungen haben künstliche Gelenke auf die Knochen?

Gen-Defekt führt zur Entstehung von Autismus

Eine besondere Ehre wurde Privat-

dozent Dr. Tom Ganten, Innere Medi-

zin V, Abteilung für gastroenterolo-

gie, zuteil. Der Mediziner wird

zusammen mit elf weiteren Wissen-

schaftlern eine neue Fellow-Klasse

am Marsilius-Kolleg der Universität

Heidelberg bilden. Die Experten wid-

men sich mit Beginn des Sommersemesters 2012 interdiszipli-

nären Fragen und Forschungsprojekten und nehmen an den Dis-

kussionen im Kolleg teil. Zum Kreis der Auserwählten zählen auch

die Medizinethikerin PD Dr. Monika Bobbert, der Neurobiologe

Professor Dr. Thomas Kuner und der Humangenetiker PD Dr. Ste-

fan Wiemann. Es ist bereits die fünfte Fellow-Klasse, die an das

Marsilius-Kolleg berufen wurde. cf

Neue Fellow-Klasse am Marsilius-Kolleg

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31 30 FORSCHUNg

Neues aus der Forschung

Welche Wege nehmen hochschwangere

Frauen in ghana in Kauf, um ihr Kind in ei-

ner medizinischen Einrichtung mit Hebam-

me zur Welt zur bringen? Welche Rolle

spielt dabei die Qualität der Einrichtung?

Wie wirken sich diese Faktoren auf die

Sterblichkeit von Müttern und Neugebore-

nen aus? Diese Fragen erforscht Dr. Sabine

gabrysch, Epidemiologin am Institut für

Public Health, und wird dabei nun von der

Daimler und Benz-Stiftung unterstützt: Das

Stipendium für Postdoktoranden umfasst

40.000 Euro für die nächsten zwei Jahre.

Darüber hinaus wurde sie 2012 mit ihrem

Forschungsprojekt zur Mütter- und Neuge-

borenensterblichkeit in Entwicklungslän-

dern in das Margarete von Wrangell-Habili-

tationsprogramm für Frauen aufgenommen.

Im Rahmen des Förderprogramms wird ihre

Forschungsstelle zwei Jahre lang je zur Hälf-

te aus Mitteln des Landes Baden-Württem-

berg und des Europäischen Sozialfonds fi-

nanziert. Weitere zwei Jahre übernimmt die

Universität Heidelberg.

Bei 100.000 Geburten sterben in Ghana 350 Frauen

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsor-

ganisation sterben jährlich weltweit rund

360.000 Frauen und vier Millionen Kinder

während oder nach der geburt – viele

könnten durch fachgerechte geburtshilfe

gerettet werden. Das Risiko ist ungleich

verteilt: Bei 100.000 geburten sterben in

ghana 350 Frauen, in Deutschland sieben.

In Entwicklungsländern ist es schwierig,

allen Frauen Zugang zu professioneller ge-

burtshilfe zu verschaffen – die Ressourcen

sind knapp und qualifizierte Hebammen

und Ärzte Mangelware.

In ihrem aktuellen Forschungsprojekt unter-

sucht Dr. Sabine gabrysch, wie die knap-

pen Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden

können. „Die Ergebnisse werden uns Hin-

weise geben, welches Angebot den Frauen

mehr entgegen kommt: Viele kleine Entbin-

dungsstationen mit eingeschränkten Funk-

tionen, die aber flächendeckend leicht er-

reichbar sind, oder wenige geburtshäuser

mit hoher Versorgungsqualität“, so

gabrysch. „Eventuell lässt sich ein Kompro-

miss finden, z.B. indem man in bessere

Transportmöglichkeiten investiert.“ TB

Sichere Geburt in Ghana: Außer Reichweite?

Frühgeborenes in einem großen Krankenhaus in ghana. Hier ist die Versorgung besser als in den mei-sten anderen Einrichtungen.

Viele zuckerkranke Menschen leiden unter chronischen Schmer-

zen, besonders in den Waden und Füßen. Den Mechanismus der

diabetischen Nervenerkrankung (Neuropathie) haben Wissen-

schaftler um Professor Dr. Angelika Bierhaus und Professor Dr.

Peter P. Nawroth, Ärztlicher Direktor der Abeilung Innere Medizin I,

aufgeklärt: Das Stoffwechselprodukt Methylglyoxal, das beim Ab-

bau von Zucker im Blut entsteht, bindet an schmerzleitende Ner-

venzellen und macht sie überempfindlich. Dabei gibt es einen

Schwellenwert für die Schmerzempfindung.

Erstmals wurde damit ein Behandlungsansatz identifiziert, der di-

rekt am Auslöser der Schmerzen und nicht am Nervensystem an-

greift: Im Tierversuch senkten Wirkstoffe, die Methylglyoxal abfin-

gen, die Schmerzempfindung. Die Forschungsarbeiten wurden von

der Dietmar Hopp Stiftung unterstützt; ihre Ergebnisse sind im Fach-

magazin „Nature Medicine“ veröffentlicht. „Die Ergebnisse zeigen

erstmals, dass Methylglyoxal unmittelbar das gesteigerte Schmerz-

empfinden verursacht. Das macht es zu einem Ansatzpunkt für die

Behandlung dieses Nervenleidens“, so Professor Nawroth.

Bisher keine zufriedenstellende Therapie

Bisher gibt es keine zufriedenstellenden Therapien: Verfügbare Me-

dikamente wirken auf das Nervensystem ein und machen müde,

lindern die Schmerzen aber nur bei einem Drittel der Patienten –

um bis zu 30 Prozent. Der erhoffte therapeutische Erfolg des neuen

Medikaments, das inzwischen patentiert ist, beruht auf dem neuen

Wirkmechanismus: Es richtet sich gegen das im Blut zirkulierendes

Methylglyoxal und stoppt so die Prozesse, die die Schmerzen verur-

sachen. „Wir gehen davon aus, das erste wirklich wirksame Medika-

ment gegen diabetische Schmerzen gefunden zu haben“, so der

Seniorautor des Artikels. TB

Medikament gegen diabetische Schmerzen gefunden

Technik, die mitdenkt, den Chirurgen in seinen Entscheidungen

und Tätigkeiten unterstützt und damit die Patientenversorgung

verbessert: Dies ist das Ziel des neuen Sonderforschungsbe-

reiches (SFB/Transregio 125) „Cognition-guided Surgery – Wis-

sens- und modellbasierte Chirurgie“, den die Deutsche For-

schungsgemeinschaft (DFg) am Klinikum zum 1. Juli 2012

einrichtet. Die Leitung hat Professor Dr. Markus Büchler, ge-

schäftsführender Direktor der Chirurgischen Klinik, inne. Die

DFg fördert den transregionalen Forschungsverbund gemeinsam

mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Deut-

schen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zunächst für vier Jahre

mit zehn Millionen Euro. „Der SFB ermöglicht es uns, gemeinsam

mit unseren Partnern 13 Forschungsprojekte für eine zukunfts-

weisende Chirurgie zum Wohle der Patienten umzusetzen“, freut

sich Professor Dr. Markus Büchler.

Rasante technische Entwicklung im OP

Die technische Entwicklung im Operationssaal verläuft rasant: Mo-

derne Röntgenanlagen liefern dreidimensionale Bilder selbst

während der Operation. Bei minimalinvasiven Eingriffen zeigen

Kameras den Weg zum Zielgewebe. Roboter dienen als verlänger-

ter Arm des Chirurgen und ermöglichen minimale Positionsände-

rungen der Instrumente im Bauch des Patienten. Und an virtuellen

Modellen überprüfen Ärzte vor dem Eingriff das beste Vorgehen.

„Uns stehen immer leistungsfähigere Einzelsysteme zur Verfügung,

z.B. in der Bildverarbeitung und gerätetechnik, aber bis heute ist es

nur begrenzt möglich, diese zu kombinieren“, erklärt Professor

Büchler. Und selbst kombinierte Einzelsysteme überlassen die Ver-

knüpfung der gelieferten Informationen dem Chirurgen, werten kein

Erfahrungswissen aus und können keine übergeordneten Schlüsse

ziehen. So hängt die endgültige Entscheidung, z.B. über die Schnitt-

führung bei der Entfernung eines Lebertumors und damit der Erfolg

der Behandlung in hohem Maße von der Erfahrung des Arztes ab.

„Selbst äußerst erfahrene und spezialisierte Chirurgen geraten

durch fehlende Informationen immer wieder in kritische Situati-

onen, in denen sie für den Patienten nur eine suboptimale Lösung

finden oder sogar Fehler machen“, so Professor Büchler.

Der neue Sonderforschungsbereich soll deshalb dazu beitragen,

ein technisches kognitives System zu entwickeln, das Informatio-

nen verknüpft und wissensbasiert auswertet. Hierbei fließen Da-

ten ein, die vor, während und nach der Operation gewonnen wer-

den. Das System soll so kontinuierlich den Chirurgen unterstützen

und z.B. Vorschläge für den nächsten Operationsschritt machen.

Ergebnisse stehen als Erfahrungswissen beim nächsten Einsatz

zur Verfügung. „Für Chirurgen soll es damit einfacher werden, eine

ideale Therapie für die Patienten zu finden und diese mit optima-

ler Qualität durchzuführen“, so Büchler.

Die Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg und Karlsruhe bau-

en auf langjährige vielfältige Vorarbeiten auf, z.B. im Rahmen des

interdisziplinären graduiertenkollegs „Entwicklung neuer compu-

terbasierter Methoden für den Arbeitsplatz der Zukunft in der

Weichteilchirurgie“. Hier entwickeln Doktoranden – Ingenieure,

Naturwissenschaftler und Mediziner – zukunftsweisende OP-Tech-

nologien. So haben die Nachwuchswissenschaftler ein Navigati-

onssystem entwickelt, mit dessen Hilfe der Chirurg eine computer-

gesteuerte Operationsnadel gezielt in Lebertumoren führen kann.

Die DFg fördert das erfolgreiche Programm bereits in einer zweiten

Förderperiode über einen Zeitraum von neun Jahren mit rund 8,5

Millionen Euro. JB

OP-Technik, die mitdenktDFG fördert neuen Sonderforschungsbereich mit zehn Millionen Euro

Chirurg operiert mit Computer- und Roboter-unterstützung im integrierten Operations-saal minimal invasiv: Visionäres Ziel des SFB/Transregios 125. Quelle: SFB/TRR 125

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33

Transplantationszentrums am Klinikum.

Denn durch die große Fülle der Daten

konnten statistisch zuverlässige Aussagen

gemacht werden, die der richtigen Organ-

zuteilung und der wissenschaftlich fun-

dierten Behandlung der Patienten unmit-

telbar zu gute kommen.

14 Publikationen in Lancet und New England Journal

„Die große Bedeutung der Studie kann an

der hohen Anzahl der Fachartikel abgele-

sen werden, allein 14 davon in den besten

klinischen Zeitschriften, New England

Journal und Lancet“, sagt Professor Dr.

Stefan Meuer, Direktor des Instituts für

Immunologie.

Ausgangspunkt der Studie war die Er-

kenntnis, dass bestimmte Oberflächen-

Proteine auf Spenderorganen die Im-

munabwehr des Empfängers aktivieren

und dadurch eine Abstoßung des Organs

in gang setzen können. Doch welche die-

ser HLA-Antigene sind entscheidend? Und

sollten die Organe entsprechend zugeteilt

werden? „Die Transplantationszentren be-

kommen von uns Reagenzien, mit deren

Hilfe sie die Organempfänger auf ihre HLA-

Antigene testen.“ Im gegenzug liefern sie

dem Heidelberger Institut regelmäßig und

über Jahrzehnte hinweg Daten zu den Er-

gebnissen der Transplantation. Dadurch

können Rückschlüsse auf die Bedeutung

der einzelnen HLA-Antigene sowie der Me-

dikamente zur Immunsuppression gezo-

gen werden.

Immunologische Pass-genauigkeit bei Nieren entscheidend

So hat die CTS herausgefunden:

› Die immunologische Passgenauigkeit

spielt für den Erfolg der Nierentrans-

plantation eine überragende Rolle.

Deshalb wird sie bei der Zuteilung der

Nieren an einen Empfänger stark be-

rücksichtigt. Für Leber und Pankreas ist

dies nicht von Bedeutung. Herz- und

Lungenpatienten würden profitieren,

jedoch hat die Dringlichkeit als Zutei-

lungskriterium Vorrang.

› Medikamente, u.a. Cyclosporin, verbes-

sern den Erfolg der Transplantation we-

sentlich. Je nach Dosis ist allerdings

auch die gefahr einer Krebserkrankung

erheblich größer.

Bislang ist es gelungen, die Studie durch

geldgeber aus dem IT und Transplanta-

tions-Bereich bzw. durch Erlöse aus den

Reagenzien, die den Transplantationszen-

tren zur Testung der HLA-Antigene ge-

schickt werden, zu finanzieren. „Die wis-

senschaftliche Unabhängigkeit war immer

gewährleistet“, sagt Professor Opelz. Auch

nach seinem altersbedingten Ausscheiden

in zwei Jahren soll dieses Heidelberger Ju-

wel der Transplantationsmedizin weiter

gepflegt werden. Derzeit werden geldge-

ber gesucht, die sich für den Erhalt des

weltweit größten Transplantationsdaten-

Registers engagieren.

Annette Tuffs

32 FORSCHUNg

Heidelberger Juwel der Transplantationsmedizin wird 30 Jahre altDie Heidelberger „Collaborative Transplant Study“ (CTS)wertet Daten zu rund 500.000 Transplantationen weltweit aus

Die weltweite größte Studie in der Transplantationsmedizin wird 30

Jahre alt. Seit 1982 haben Professor Dr. gerhard Opelz und sein

Team in der Abteilung Transplantationsimmunologie am Institut für

Immunologie des Klinikums die Daten von nahezu 500.000 Trans-

plantationen in rund 500 Kliniken gesammelt und ausgewertet. Die

„Collaborative Transplant Study“ (CTS) hat u. a. gezeigt, wie wichtig

immunologische Merkmale – die sogenannten HLA-Antigene – für

den Erfolg einer Nierentransplantation sind und wie wirksam, aber

auch schädlich Medikamente gegen die Immunabwehr sein kön-

nen. Die Daten der CTS sind zudem die wissenschaftliche grundla-

ge für die Verteilung von Organen durch Eurotransplant.

„Von dieser Studie haben Zehntausende Patienten in der ganzen

Welt profitiert“, erklärt Professor Dr. Markus Büchler, Leiter des

Abbildung 2: Anzahl der neu in die Studie aufgenommenen Transplantationen pro Jahr.

Abbildung 3: Prozentuale Überlebensfähigkeit des Transplantats

nach Organtransplantation.

Abbildung 1: Anzahl der Organtransplantationen, die in den letzten 30 Jahren in der Studie ausgewertet wurden.

Niere Leber Herz/Lunge Bauchspeicheldrüse

400.000

350.000

300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.00

40

0.0

00

75.0

00

65.0

00

10.0

00

Herz n= 48.981Niere n= 399.003Leber n= 72.780Bauchspeicheldrüse n= 9.829Herz/Lunge n= 2.486Lunge n= 12.834

n = Anzahl der nachverfolgten Organe

Niere Leber Herz/Lunge

Regelmaessig werden per Post Informati-onen zur CTS-Studue an die fast 500 teil-nehmenden Transplantationszentren in aller Welt verschickt.

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35 34 FORSCHUNg

Das Klinikum ist führend in Europa im Be-

reich klinischer Studien bei Hirntumoren.

Dies zeigt die neue Rangliste der Europä-

ischen Organisation für die Erforschung

und Behandlung von Krebserkrankungen

(EORTC), Brüssel, in der Heidelberg erst-

mals den Spitzenplatz bei den europä-

ischen Hirntumorzentren belegt. Erstmals

ist das Klinikum in der EORTC-Rangliste der

europäischen Krebszentren zudem unter

den Top 10 (Platz 9) von insgesamt 330 In-

stitutionen – nicht zuletzt aufgrund der

Spitzenstellung seiner neuroonkolo-

gischen Patientenversorgung.

Temozolomid wirkt auch bei älteren Patienten

„Am Klinikum laufen derzeit 20 klinische

Studien, in denen neue Therapien getestet

werden“, erklärt Professor Dr. Wolfgang

Wick, Leiter der EORTC Hirntumorgruppe

und Ärztlicher Direktor der Abteilung Neu-

roonkologie an Klinikum und Nationalem

Centrum für Tumorerkrankungen (NCT).

Eine der Studien – die bislang größte zur

Therapie von älteren Menschen mit bösar-

tigen Hirntumoren – wurde online in der

Fachzeitschrift „Lancet Oncology“ veröf-

fentlicht. Die Neuroonkologische Arbeits-

gemeinschaft (NOA) der Deutschen Krebs-

gesellschaft unter Leitung von Prof. Dr.

Wolfgang Wick und Prof. Dr. Michael Wel-

ler, Universitätsspital Zürich, zeigte, dass

Patienten über 65 Jahren, die an einem

gliom leiden, von einer Chemotherapie

mit dem Wirkstoff Temozolomid profitie-

ren, ebenso wie jüngere Patienten mit die-

ser Erkrankung.

gliome sind besonders bösartige Tumo-

ren. Nach Standardtherapie beträgt die

Überlebenszeit im Mittel nur etwa ein Jahr,

kann aber im Einzelfall auch wesentlich

höher liegen. Fast 50 Prozent der Patienten

sind älter als 65 Jahre alt. In der Vergan-

genheit waren sie meist von klinischen

Studien ausgeschlossen worden, da man

sich wenig Erfolg von einer intensivierten

Therapie versprach und schwere Neben-

wirkungen befürchtete. AT

Hirntumoren: Neuroonkologie führend inklinischen Studien Bestimmte Bakterien können mit Hilfe einer molekularen Tarn-

kappe Abwehrreaktionen des Immunsystems verhindern: Mini-

male Veränderungen an einzelnen Molekülen reichen aus, um

nicht als Eindringling erkannt und bekämpft zu werden. Diese

Ergebnisse von Wissenschaftlern des Klinikums und der Univer-

sität Mainz wurden jetzt im Journal of Experimental Medicine ver-

öffentlicht. Nun wollen die Forscher klären, wie diese Tarnkap-

pen funktionieren und ob sie eine Rolle bei Infektionen spielen.

Immunzellen, die sogenannten Fresszellen, tragen an ihrer Ober-

fläche und in ihrem Innern bestimmte Strukturen, die Toll-like-

Rezeptoren (TLR), mit deren Hilfe sie potentielle Krankheitserre-

ger wie Bakterien und Viren als körperfremd identifizieren:

Verfangen sich Teile der Bakterien- oder Viren-Erbinformation

sowie verwandter Moleküle (Nukleinsäuren) an diesen Rezep-

toren, lösen sie eine Signalkette aus, die das Immunsystem in

Alarmbereitschaft versetzt.

Forschungskooperation mit der Universität Mainz

In der publizierten Arbeit befassten sich die beiden Wissenschaft-

lerteams um Professor Dr. Alexander Dalpke vom Department für

Infektiologie und Professor Dr. Mark Helm vom Institut für Pharma-

zie und Biochemie der Universität Mainz mit dem TLR-7, der bis

dato als Detektor für virale Nukleinsäuren galt. Dabei fanden sie

nicht nur heraus, dass TLR-7 auch bakterielle Nukleinsäuren – be-

stimmte Transportmoleküle für die Eiweißbildung, sogenannte

Transfer-RNAs – erkennt, sondern auch, dass sich einige Bakte-

rien mit einem Trick dieser Erkennung entziehen können.

gleichartige Beobachtungen wurden zeitgleich auch von der Ar-

beitsgruppe um Professor Dr. Stefan Bauer an der Universität Mar-

burg gemacht. Aktuell erforschen die Teams aus Heidelberg und

Mainz, wie genau die Tarnkappe die Immunzellen stumm schaltet

und welche weiteren Bakterienarten die Fähigkeit besitzen, ihre

Transfer-RNA zu tarnen. TB

Bakterien täuschen Immunsystem mit Tarnkappe

Aktivierte Fresszellen (Makrophagen) nach der Erkennung von Krankheitserregern unter dem Lichtmikroskop. Foto: Ag Prof. Dalpke

Jeder Fünfte leidet einmal im Leben unter

mindestens sechs Wochen anhaltendem

Juckreiz. Zu diesem Ergebnis ist eine reprä-

sentative Umfrage mit 2.540 Teilnehmern

im Rhein-Neckar-Kreis gekommen, die von

der Abteilung für Klinische Sozialmedizin

am Klinikum durchgeführt wurde. Sie ist in

der renommierten dermatologischen Zeit-

schrift „Acta Dermato-Venerologica“ er-

schienen.

Die Studie liefert die weltweit ersten Daten

zur Häufigkeit des chronischen Juckreiz in

der Bevölkerung. „Chronischer Juckreiz ist

in der Allgemeinbevölkerung weiter ver-

breitet als bislang abgenommen wurde“,

erklärt Studienleiterin Professor Dr. Elke

Weisshaar.

In vielen Fällen liegen mehrere Ursachen vor

Chronischer Juckreiz, der mindestens

sechs Wochen andauert, ist das häufigste

Symptom von Hautkrankheiten wie Neu-

rodermitis oder Schuppenflechte, kommt

aber auch bei Lebererkrankungen, Nie-

renerkrankungen oder verschiedenen

neurologischen oder psychischen Erkran-

kungen vor. Weitere Auslöser können Me-

dikamente sein, die gerade bei älteren

Menschen eine große Rolle spielen. In

vielen Fällen liegen mehrere Ursachen

oder Kofaktoren wie z. B. trockene Haut

vor. Daher ist eine gründliche Abklärung

sehr wichtig. Bei rund 30 Prozent der Pati-

enten bleibt die Ursache ungeklärt.

Noch fehlen spezifische Medikamente,

die zuverlässig und langfristig eine anhal-

tende Bekämpfung und Linderung des

chronischen Juckreizes verschaffen.

Umso wichtiger ist es daher, Auftreten,

Merkmale und Begleitumstände genau zu

analysieren, um Hinweise auf mögliche

Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten

zu erhalten. TB

Jeden Fünften quält einmal im Leben Juckreiz Männer, die an einer manisch-

depressiven Erkrankung leiden,

weisen besonders häufig eine be-

stimmte Veränderung im Erbgut

auf, betroffene Frauen nicht. Dies

haben Wissenschaftler um Privat-

dozentin Dr. Beate Niesler, Insti-

tut für Humangenetik, und Dr.

Christian Hammer, jetzt Max-Planck-Institut für Experimentelle

Medizin in göttingen, erstmals an einer großen Studiengruppe mit

rund 1.800 Patienten und 2.400 gesunden Vergleichspersonen

festgestellt. Bei Männern mit dieser genvariante ist das Erkran-

kungsrisiko um etwa 30 Prozent erhöht.

Der Fehler im Erbgut führt dazu, dass sich die Funktion des so ge-

nannten Serotoninrezeptors Typ 3 ändert. Das beeinflusst die Wei-

terleitung von Signalen im gehirn und damit die emotionale Verar-

beitung von Reizen. „Die Veränderung könnte eine Ursache für die

Angststörungen sein, die bei Patienten mit manischer Depression

eine große Rolle spielen“, erklärt Dr. Niesler. Warum die Abwei-

chungen nur bei männlichen Patienten zu finden waren, ist bisher

unklar. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig an ma-

nisch-depressiven Erkrankungen.

Warum wirken Medikamente bei manchen Patienten und bei anderen nicht?

Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, warum Medikamente,

die den Rezeptor blockieren und zur Behandlung von Angststö-

rungen und Depression eingesetzt werden, bei manchen Pati-

enten wirken und bei anderen nicht. „Unsere Ergebnisse sind

wichtig für weitere klinische Studien, um zu verstehen, warum

das so ist“, erklärt Dr. Niesler. Die europaweite Studie unter Hei-

delberger Federführung wurde in der Fachzeitschrift „Translatio-

nal Psychiatry“ veröffentlicht. JB

„Der kleine Unterschied“ bei manischer Depression

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37

Zwei gehirnareale, die als zentra-

le Schaltstellen für die räumliche

Orientierung und das Ortsge-

dächtnis gelten, sind durch lange

Ausläufer hemmender Nervenzel-

len direkt miteinander verbun-

den. Das haben Wissenschaftler

um Professor Hannah Monyer, Leiterin einer Kooperationsabtei-

lung des Deutschen Krebsforschungszentrums, der Universität

und des Klinikums, entdeckt und in der Zeitschrift „Science“ ver-

öffentlicht.

Die Direktverbindung zwischen den Hirnregionen Hippocampus

und Entorhinaler Cortex trägt vermutlich dazu bei, die beiden Are-

ale zu synchronisieren und räumliche Eindrücke zu verarbeiten.

„Bisher kannte man nur erregende Nervenfasern zwischen den

beiden Arealen“, erläutert Monyer. „Wir konnten nun zeigen, dass

darüber hinaus auch hemmende Neurone Direktverbindungen

zwischen den beiden Strukturen ausbilden.“

Neues Nachweisverfahren macht Nervenzellen sichtbar

Die Forscher setzten ein neues Nachweisverfahren ein, um die

Nervenzellen sichtbar zu machen und ihre Funktion zu prüfen: Sie

schleusten ein leuchtendes lichtempfindliches Protein in die hem-

menden Langstreckenneuronen im gehirn von Mäusen ein. So

konnten sie unter dem Mikroskop den Verlauf der Nervenausläu-

fer verfolgen und diese mittels Laserpulsen aktivieren. „Mit jedem

Nervenschaltkreis, den wir neu entdecken und verstehen, gewin-

nen wir ein besseres gesamtbild davon, wie verschiedene Areale

unseres gehirns orchestriert sind. Dieses koordinierte Zusam-

menwirken verschiedener Strukturen ist die physiologische

grundlage für Lernen und gedächtnis“, erläutert Monyer. TB

36 FORSCHUNg

Ein körpereigenes Eiweiß schädigt bei

chronischer Herzschwäche, z.B. nach

einem Herzinfarkt, das angegriffene Herz

zusätzlich: Es verringert die Fähigkeit der

Herzmuskelzellen, sich zusammenzuzie-

hen, das Herz verliert an Pumpkraft. Die

molekularen Zusammenhänge haben

Wissenschaftler des Klinikums um Dr.

Philip Raake erforscht und in der renom-

mierten Fachzeitschrift „Circulation“ ver-

öffentlicht.

Das schwächende Protein gRK2, das im

Herzen von Patienten mit Herzinsuffizienz

in mehr als doppelt so hoher Konzentrati-

on wie bei gesunden vorkommt, ist ein

vielversprechender Angriffspunkt für

neue Therapien. Diese könnten z.B. die

gängigen Behandlungskonzepte sinnvoll

ergänzen. Rund drei Millionen Menschen

in Deutschland leiden an chronischer

Herzinsuffizienz, bis zu 30 Prozent von ih-

nen sterben jährlich daran. Bei ungefähr

zwei Dritteln der Betroffenen ist ein Herzin-

farkt der Auslöser für die unheilbare Er-

krankung.

Ziel: Die molekulare Ketten-reaktion unterbrechen

Der Anteil an zerstörtem gewebe allein er-

klärt allerdings nicht den zunehmenden

Funktionsverlust des Herzens. „Das Herz

kompensiert den Schaden durch Mehrar-

beit. Dabei werden molekulare Kettenreak-

tionen angestoßen, die auf Dauer auch die

verbliebenen gesunden Herzzellen schädi-

gen“, sagt Dr. Raake, Leiter des Labors

„Molekulare Zielstrukturen bei Herzerkran-

kungen“ in der Kardiologischen Klinik.

„Wenn wir diese Mechanismen besser ver-

stehen, können wir sie gezielt unterbre-

chen und die Leistungsfähigkeit des Her-

zens erhalten.“ TB

Nach Infarkt: Körpereigenes Protein schwächt das Herz zusätzlich

Direktverbindung im Gehirn für räumliche Orientierung

Das körpereigene Eiweiß verringert die Fähigkeit der Herzmuskelzellen, sich zusammenzuziehen, das Herz verliert an Pumpkraft. Das Bild zeigt ein gesun-des Herz in einer MRT-Aufnahme.

Wie erfolgreich ist die interdiszipli-

näre Behandlung von Brustkrebs?

Das Brustzentrum am Klinikum hat

seit 2003 bei mehr als 3.300 Pati-

entinnen den Verlauf der Erkran-

kung systematisch begleitet und

als erstes Zentrum in Deutschland

diese aussagekräftigen prospektiven Ergebnisse veröffentlicht.

86 Prozent überleben die ersten fünf Jahre

86 Prozent überlebten die ersten fünf Jahre nach Therapiebeginn;

bei 80 Prozent kehrte der Krebs in dieser Zeit auch nicht zurück.

Die Auswertung wurde online in der Fachzeitschrift „The Breast“

veröffentlicht.

„Die Prognose von Brustkrebs hat sich aufgrund neuer Therapie-

optionen und der konsequenten interdisziplinären Behandlung

weiter verbessert“, sagt Professor Dr. Christof Sohn, Ärztlicher Di-

rektor der Frauenklinik und Leiter des Brustzentrums. Die Heidel-

berger Ergebnisse belegen dies: Eine Auswertung deutscher

Krebsregister durch das Robert Koch Institut im Jahr 2010 ergab für

die Zeitspanne von 2000 bis 2004 für Brustkrebspatientinnen

eine Wahrscheinlichkeit von 79,6 Prozent, die ersten fünf Jahre

nach Therapie zu überleben. Eine aktuelle Arbeit des Deutschen

Krebsforschungszentrums, in der Daten elf deutscher Krebsregi-

ster aus den Jahren 2002 bis 2006 analysiert wurden, kommt auf

rund 84 Prozent. In den USA lag diese Wahrscheinlichkeit laut US-

amerikanischem National Cancer Institute zwischen 1999 und

2006 bei 89 Prozent. TB

Die Prognose von Brustkrebs hat sich verbessert

Zielgerichtete Therapie gegen das fehlerhaft aktivierte BRAF-Pro-

tein wirkt auch bei Haarzell-Leukämie, einer seltenen Blutkrebs-

art. Dies konnten Ärzte und Wissenschaftler der Medizinischen

Klinik, des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT)

und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) nachwei-

sen. Die Ergebnisse bilden die grundlage für die klinische Ent-

wicklung neuer Therapien, die sich spezifisch gegen das in den

Blutzellen veränderte BRAF-Protein richten. Ihren Fallbericht veröf-

fentlichten die Forscher in der neuesten Ausgabe des New Eng-

land Journal of Medicine.

Die Haarzell-Leukämie – ihr Name lässt sich ableiten von dem

charakteristischen Aussehen der Zellausläufer der Krebszellen –

ist eine seltene Blutkrebsart, die mit Knochenmarksinfiltration,

Milzvergrößerung und Blutbildveränderungen einhergeht. Män-

ner sind, aus nicht bekannten gründen, viermal häufiger betroffen

als Frauen. Bei fast allen Haarzell-Leukämie-Erkrankten liegen Mu-

tationen des BRAF-gens vor.

Neue Dimension der Krebsbekämpfung durch Ursachenforschung

Wissenschaftlern um Professor Dr. Thorsten Zenz von der Medizi-

nischen Klinik V (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Anthony D. Ho)

und der Abteilung Translationale Onkologie des DKFZ/NCT (Lei-

tung: Professor Dr. Christof von Kalle) gelang es nun, die Wirksam-

keit eines spezifischen BRAF-Hemmers (Wirkstoff: Vemurafenib)

bei Haarzell-Leukämie nachzuweisen: Sie behandelten erfolgreich

einen Patienten, der an Haarzell-Leukämie litt und zuvor auf eine

Reihe von Chemotherapien nicht angesprochen hatte. Unter nied-

riger Dosierung des Medikaments bildeten sich die Krankheits-

symptome vollständig zurück. „Auch wenn die bisherige Stan-

dard-Chemotherapie für die Mehrzahl der Patienten sehr effektiv

ist, eröffnet der Erfolg dieser gezielten Therapie eine neue Dimen-

sion der Krebsbekämpfung durch Ursachenforschung“ fasst Pro-

fessor Dr. Anthony D. Ho zusammen. AT

Neuer, zielgerichteter Therapieansatz bei Haarzell-Leukämie

Knochenmark eines Patienten mit Haarzell-Leukämie unter dem Mikroskop: Vor der Behandlung mit dem BRAF-Inhibitor sind viele Haarzell-Leukämiezellen (rot) zu sehen (li.). Unter der The-rapie geht die Besiedelung mit Leukämiezellen zurück.

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Zwischen der Sektion Krankenhaus-

und Umwelthygiene und der Klinik-

Technik gmbH gibt es mit der Tech-

nischen Krankenhaushygiene eine

neue Stabstelle. Auch der Leiter ist

neu: Martin Scherrer, in ähnlicher

Position bereits zuvor in den Uni-

versitätskliniken Freiburg und Tü-

bingen tätig, koordiniert seit April

die interdisziplinäre Zusammenar-

beit zwischen Technik und Kranken-

haushygiene. Er berät die Klini-

kumsleitung in allen technischen Hygienefragen und gibt

entsprechende Empfehlungen und Bewertungen zur Sanierung

luft- und wasserführender Systeme wie z.B. Klimaanlagen oder

Trinkwasserleitungen. Der Diplom-Ingenieur bewertet die Pro-

zesse der Aufbereitung von Medizinprodukten wie z.B. Reinigung

und Sterilisation sowie der Ver- und Entsorgung. Er ist Ansprech-

partner für die hygieneoptimierte Planung und Ausführung sämt-

licher Baumaßnahmen und weist das Klinikum auf aktuelle Vor-

schriften und ihre Änderungen (gesetze, Verordnungen,

Richtlinien und Normen) hin. cf

Wie wirkt sich ein gestörter

Kalzium-Haushalt der Zellen

auf die gesundheit aus? Mit

diesen Fragen beschäftigt sich

das Team um Professor Dr.

Marc Freichel, seit August 2011

Direktor der Abteilung für All-

gemeine Pharmakologie am

Pharmakologischen Institut.

Nach dem Umbau der Büros

und Labore siedelte die Ar-

beitsgruppe im Dezember 2011

von der Universität des Saarlandes in Homburg auf den Hei-

delberger Campus über. Sie erforscht bestimmte Eiweiße (Io-

nenkanäle), die den Transport von Kalzium-Ionen im Zellin-

neren regulieren. Der spielt u.a. bei Herzschlag,

Hormonhaushalt und Blutgerinnung eine wichtige Rolle –

Fehlfunktionen können gravierende Auswirkungen haben.

„Wir wollen die Funktionen dieser Proteine genauer verste-

hen und so Ansatzpunkte für neue Therapien finden. Denn

Medikamente, die diese gezielt beeinflussen, gibt es bisher

nur wenige“, so der 44-jährige Saarländer. TB

Das Klinikum, das vor 50 Jahren als eine der ersten Universitätskli-

niken in Deutschland die gefäßchirurgie als eigenständiges Fach

etablierte, hat nun einen Lehrstuhl für gefäßchirurgie eingerich-

tet. Lehrstuhlinhaber ist Professor Dr. Dittmar Böckler, Ärztlicher

Direktor der Klinik für gefäßchirurgie und Endovasuläre Chirurgie

in der Chirurgischen Klinik. Deutschlandweit gibt es insgesamt nur

fünf Lehrstühle für dieses Fach, in Baden-Württemberg ist Heidel-

berg der einzige Standort. „Mit dieser Aufwertung der gefäßchi-

rurgie in Heidelberg wird einer Disziplin Rechnung getragen, die in

der Versorgung immer älter werdender Patienten zunehmend an

Bedeutung gewinnt“, so der 46-jährige Ordinarius. Mit Einrich-

tung des Lehrstuhls kann sich die gefäßchirurgie nun insbeson-

dere auf wissenschaftlicher Ebene und in der Lehre weiterentwi-

ckeln: Nur mit dem offiziellen

Auftrag zu Lehre und For-

schung, der an einen Lehrstuhl

gebunden ist, erhält die Klinik

zusätzliche Mittel für Studente-

nunterricht, wissenschaftliches

Personal und Equipment, hat

Anrecht auf Laborräume und

kann Fördergelder des Landes

einwerben. „Wir haben auch vorher schon gelehrt und ge-

forscht, die Finanzierung war allerdings schwierig und die

Räumlichkeiten begrenzt“, erklärt Professor Böckler, der seit

2007 die Klinik für gefäßchirurgie leitet. TB

38 PERSONALIEN

PD Dr. Klaus Hauer, seit 2008 For-

schungsleiter am Agaplesion Betha-

nien Krankenhaus in Heidelberg/

Rohrbach, wurde zum außerplanmä-

ßigen Professor der Medizinischen

Fakultät bestellt. Hauer erhielt damit

zugleich die Lehr- und Prüfungsbe-

fugnis sowohl an der medizinischen

Fakultät als auch an der Fakultät für

empirische Sozial- und Verhaltensforschung. Diese Kombination ist

einmalig in Deutschland. Der Sportwissenschaftler und Biologe Klaus

Hauer gilt weltweit als Kapazität in der geriatrischen Rehabilitations-

forschung. Insbesondere zu den Themen gebrechlichkeit, Sturzge-

fahren sowie Mobilität im Alter, über die er 2005 auch habilitierte, hat

er wegweisende Studien vorgelegt. Für seine wissenschaftliche

Arbeit wurde Hauer vielfach national wie international ausge-

zeichnet; zuletzt erhielt er den Hans-Franke-Preis, der im Mai

2012 erstmals vergeben wurde und der als renommierteste Aus-

zeichnung in Deutschland für geriatrische Forschung gilt. Auf sei-

ne Initiative geht auch der am Bethanien beheimatete Rehabilita-

tionssportverein für Hochbetagte zurück, der unter dem Namen

Rehabilitation in der geriatrie (REgE) nach wissenschaftlich ge-

prüften Konzepten ältere Menschen mobil hält. Hauer betreut re-

gelmäßig Doktoranden. Seine Forschungsergebnisse fließen in

die medizinische Praxis an der geriatrischen Fachklinik ein, der er

als Forscher bereits seit 1992 verbunden ist.

Agaplesion Bethanien Krankenhaus

BEKANNT ERNANNTWER GEHT

WER KOMMTGeriatrie-Forscher mit Professur

Erster Lehrstuhl für GefäßchirurgieFast drei Jahrzehnte wirkte Erna Kaltschmitt als „grüne Dame“ in

der Thoraxklinik, schenkte „ihren“ Patienten viel Zeit, Zuwendung

und Liebe. Jetzt wurde die 80-Jährige in einem feierlichen gottes-

dienst in der Kapelle der Thoraxklinik für ihr ehrenamtliches Enga-

gement in der ökumenischen

Krankenhaushilfe von Klinikpfar-

rerin Dr. Marita Rödszus-Hecker

ausgezeichnet und gleichzeitig im

Kreise ihrer Kolleginnen verab-

schiedet. Im Jahr 1995 nahm Erna

Kaltschmitt zusammen mit Pfarre-

rin Ruth Pfisterer, die diesen ökumenischen Kreis einst ins Le-

ben gerufen hatte, ihr Ehrenamt auf. „Die Begegnungen mit

den Patienten auf Station 5 haben mir immer sehr viel bedeu-

tet und ich bin froh, dass der liebe gott mir die gesundheit

dafür erhalten hat. Aber ich möchte jetzt aus diesem Ehrenamt

ausscheiden, das hatte ich ohnehin vor“, sagte Erna Kaltsch-

mitt und dankte für Blumensträuße und Ehrengaben. So klein

und zierlich die 80-Jährige auch ist, so viel Kraft hat sie doch in

ihr Wirken gesteckt, war immer dienstags vormittags bei „ih-

ren“ Patienten am Bett. Hörte zu, erledigte Einkäufe, half bei

ersten gehversuchen und war stets zuverlässig, verschwiegen

und geduldig.

Text und Foto: Jutta Trilsbach

Erna Kaltschmitt als „Grüne Dame“ verabschiedet

Erna Kaltschmitt (Mitte, mit Blumenstrauß) wurde für ihre 28-jährige Tätig-keit als „grüne Dame“ geehrt. Jetzt scheidet sie aus Altersgründen aus.

Aus Homburg auf den Heidelberger Campus

Neue Stabstelle zwischen Technik und Hygiene

› Professor Dr. Gerd U. Auffarth, Ärztlicher Direktor der Augen-

klinik, wurde zum Präsidenten der Deutschsprachigen gesell-

schaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und

refraktive Chirurgie (DgII) gewählt.

› Professor Dr. Felix Herth, Leiter der Abteilung für Pneumologie

und Beatmungsmedizin in der Thoraxklinik, wurde zum gene-

ralsekretär der Deutschen gesellschaft für Pneumologie und

Beatmungsmedizin gewählt.

› Dr. Torsten Hoppe-Tichy, Leiter der Klinikumsapotheke, ist

neuer Präsident des Bundesverbands Deutscher Kranken-

hausapotheker. Dieser vertritt die Interessen von rund 1.900

deutschen Krankenhausapothekern. Im Fokus der Ver-

bandsarbeit steht, die größtmögliche Sicherheit der Arznei-

mittelversorgung aller Klinikpatienten zu gewährleisten.

Weitere Ernennungen

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41

Der ehemalige Leiter der Abteilung für kli-

nische Elektrophysiologie und Epileptolo-

gie an der Neurologischen Klinik, Profes-

sor Walter Christian, verstarb am 23. März

im Alter von 89 Jahren.

Professor Christian begann 1949 an der

„Nervenabteilung der Medizinischen Uni-

versitätsklinik“ in Heidelberg seinen kli-

nischen und wissenschaftlichen Werde-

gang. 1957 beschrieb er gemeinsam mit

Professor Dieter Janz erstmals die juvenile

myoklonische Epilepsie, eine Erkrankung,

die im Jugendalter auftritt und mit schwe-

ren Muskelzuckungen der Schultern und

Arme einhergeht.

Aus seiner Habilitation 1966 ging das weg-

weisende, in mehrere Sprachen übersetzte

Standardwerk „Klinische Elektroenzepha-

lographie“ hervor. 1975 übernahm der

Neurologe die Leitung der Abteilung für

klinische Elektrophysiologie und Epilepto-

logie. Die in seiner Abteilung etablierte

Spezialambulanz für Anfallskranke ge-

hörte zu den ersten Einrichtungen dieser

Art in Deutschland und erwarb einen her-

vorragenden überregionalen Ruf.

Neben klinischer und wissenschaftlicher

Brillanz begegnete Prof. Christian seinen

Patienten, Studenten und Kollegen stets

mit persönlicher Anteilnahme und Ver-

ständnis. Als Hochschullehrer überzeugte

er mit Sachverstand, Bescheidenheit und

Begeisterung für die Neurologie.

Für seine Schüler blieb er stets ein goßes Vorbild

Für seine Schüler blieb er auch über sei-

nen Ruhestand 1987 hinaus ein großes

Vorbild. „Seiner“ geliebten Neurologie

hielt Prof. Christian bis zuletzt die Treue.

So lange es sein gesundheitlicher Zu-

stand zuließ, besuchte er regelmäßig

Fortbildungsveranstaltungen und Weih-

nachtsfeiern der Abteilung. Im Mai wäre

Professor Walter Christian 90 Jahre alt ge-

worden. red

40 PERSONALIEN / NACHRUFE

Professor Otto Heinrich Just, von 1963 bis

1990 Ärztlicher Direktor der Abteilung für

Anästhesiologie, ist tot. Der Mediziner, der

von 1980 bis 1985 auch Ärztlicher Direktor

der Chirurgischen Klinik war, verstarb am

21. April mit 90 Jahren in Heidelberg.

Just machte sich vor allem durch praxisbe-

zogene Forschungsarbeiten einen Namen.

Ob Pathophysiologie des hypovolä-

mischen Schocks und seine Therapie mit

Blutersatzmitteln, Flüssigkeitshaushalt

und Atemphysiologie bei Neugeborenen

und Säuglingen, mögliche protektive phar-

makologische Interventionsmöglichkeiten

vor und nach neurochirurgischen Eingrif-

fen – aufgrund der Vielzahl an Forschungs-

schwerpunkten überraschte es nicht, dass

bereits früh von einer „Heidelberger Schu-

le“ gesprochen wurde.

Professor Just gilt als Erfinder der „Braunüle“

Ein Beispiel seiner praxisorientierten

Denkweise ist auch die Entwicklung der

von Just Anfang der 1960er Jahren be-

schriebenen Kunststoffkanüle, deren Her-

stellung 1966 die Firma B. Braun übernom-

men hat.

Die neue Kanüle löste die bis dahin weit

verbreitete subkutane Infusionstherapie

mit den meist wieder verwendbaren Injek-

tionskanülen ab. Professor Just, Mitbe-

gründer der Deutschen gesellschaft für

Anästhesie, gab seit 1966 die „Zeitschrift

für Praktische Anästhesie und Wiederbele-

bung“ heraus, die noch heute unter ande-

rem Namen besteht.

Für seine außergewöhnlichen Verdienste

um die Entwicklung der Anästhesiologie

erhielt Professor Just 2002 das Verdienst-

kreuz Erster Klasse am Bande des Ver-

dienstordens der Bundesrepublik

Deutschland. red

Professor Otto Heinrich Just im Alter von 90 Jahren verstorben

Sein Spezialgebiet war die Erforschung epileptischer Anfälle

An Klinikum und Fakultät herrscht große Trauer: Professor Dr.

Angelika Bierhaus verstarb am 15. April nach langer, tapfer ertra-

gener Krankheit. Sie, die wie wenige andere das Leben so liebte,

dass sie ihre ganze Lebenskraft der Erforschung des Lebens wid-

mete, musste letztlich ertragen, dass eine Erkrankung stärker

war. Stärker als alle Pläne, als der eigene Wille, als der eigene

Körper. Sie war voller Pläne und Wünsche für ihre wissenschaft-

liche Zukunft, als die Erkrankung ihr ein längeres Wirken ver-

wehrte. Sie feierte noch voller Hoffnung auf Heilung ihren 50.

geburtstag, doch immer mit der Ahnung, dass die verbliebene

Zeit auch geliehene Zeit sein wird. Uns allen ist sie in Erinnerung

als eine äußerst engagierte Wissenschaftlerin voller Liebe zu ih-

rem Beruf.

Erforschung chronischer Erkrankungen war ihr Lebensinhalt

Die Erforschung der molekularen Mechanismen chronischer Er-

krankungen war ihr Lebensinhalt. Dies betraf Themen wie Diabe-

tes, Thrombose, Arteriosklerose und Schmerz. Die Endothelzel-

len und Neuronen waren die Zielzellen ihrer wissenschaftlichen

Arbeit – der Transkriptionsfaktor NFkB der Mediator, dessen Ak-

tivierung durch den Rezeptor RAgE sie faszinierte. Hier gelangen

ihr bahnbrechende Arbeiten bis in die letzten Lebenswochen.

Diese Faszination konnte sie in einzigartiger Weise in ihren Vor-

trägen vermitteln.

Nicht nur auf internationalen Kongressen, sondern auch bei natio-

nalen Vorträgen konnte sie Wissenschaftler ebenso wie klinisch

tätige Ärzte faszinieren. Nach Vorlesungen im Rahmen des Stu-

dentenunterrichtes, sei es über Blutgerinnung oder diabetische

Spätschäden, kamen immer wieder Studenten zu ihr, um zu dis-

kutieren – aber auch um zu fragen, ob sie bei ihr promovieren

könnten. Sie betreute viele Promoventen und half jungen Wissen-

schaftlern aus dem In- und Ausland zu einer eigenständigen Karri-

ere. So erfuhr sie weltweit nicht nur Anerkennung, sondern hatte

auch viele Freunde.

Letzte große wissenschaftliche Anerkennung: Der Camillo-Golgi-Preis der EASD

Wissenschaftliche Fachgesellschaften, in denen sie sich beson-

ders engagierte, waren die European Association for the Studies

of Diabetes (EASD), die Deutsche Diabetes-gesellschaft , die ge-

sellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung und die Juve-

nile Diabetes Research Foundation. Im Editorial Board arbeitete

sie mit Begeisterung und der Fähigkeit, gerecht Wissenschaft zu

beurteilen, in Zeitschriften wie Diabetologia und ECED. Der Camil-

lo-golgi-Preis der EASD war ihr großer Stolz und die letzte große

wissenschaftliche und in der Öffentlichkeit ausgesprochene Aner-

kennung. Die Freude über diese Ehre, aber auch den Beifall nach

der Camillo golgi Lecture sind ihr auf dem Foto anzusehen.

So werden wir sie in Erinnerung behalten – als eine große starke

Persönlichkeit, die viele junge Akademiker prägte und der es, trotz

aller Schicksalhaftigkeit des eigenen Lebens, vergönnt war, große

Momente selber zu erleben und tief mit wissenschaftlichen Me-

thoden in das geheimnis des Lebens und seiner erkrankungsbe-

dingten Störungen blicken zu können.

Peter Nawroth

Wissenschaft und Forschung war ihr Leben Professor Dr. Angelika Bierhaus verstarb viel zu früh mit 50 Jahren

Professor Dr. Angelika Bierhaus bei der Verleihung des Camillo-golgi-Preis der EASD.

Der ehemalige Ärztliche Direktor der Anästhesie, Professor Otto Heinrich Just, gilt als Erfinder der „Braunüle“.

Im Mai wäre der Neurologe Professor Walter Christian 90 Jahre alt geworden.

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43 42 MENSCHEN IM KLINIKUM

„Ich wollte eine Revolution“, sagt Edgar Santos, Assistenzarzt in

der Neurochirurgischen Klinik, über sein Medizinstudium in Mexi-

ko. Er mobilisierte Kommilitonen und demonstrierte gegen die mi-

serablen Studienbedingungen an der Medizinischen Fakultät in

Veracruz, z.B. dass pensionierte Professoren ihre Vorlesungen an

meist ebenfalls über 70-jährige Kollegen „vererbten“, mit entspre-

chenden Einbußen in der Qualität des Un-

terrichts. Sein Engagement brachte ihm kei-

ne Sympathien ein: „Der Dekan persönlich

rief mich an und legte mir nahe, die Univer-

sität zu verlassen.“ Er ging – und kämpfte

an der nächsten Universität weiter.

Heute sieht man den 29-Jährigen, der seit

vier Jahren in Deutschland lebt, in seiner

Heimat offensichtlich in einem anderen Licht: Im Dezember 2011

wurde er mit dem „Premio Nacional de la Juventud“, dem Jugend-

Nationalpreis Mexikos, geehrt. Diese höchste Auszeichnung für

mexikanische Staatsbürger unter 30 Jahren, vom Bundespräsi-

denten unterzeichnet und mit einem Stipendium verbunden, wird

in zehn Kategorien vergeben. Edgar Santos erhielt sie für akade-

mische und wissenschaftliche Leistungen. In seiner Bewerbung

äußerte er durchaus auch Kritik. Was die Juroren dann letztlich

überzeugte, weiß er nicht: „Ich habe keine Begründung erhalten,

es gab auch keine Laudatio“, wundert er sich.

Fest steht, dass die Preisträger mit ihren Leistungen die mexika-

nische Jugend ermutigen sollen, sich trotz schwieriger Verhält-

nisse zu engagieren und die mexikanische gesellschaft aktiv mit-

zugestalten. „Das ist eine paradoxe Situation: Die

Menschen, die für die mexikanische gesellschaft

eine wichtige Rolle spielen, haben immer ge-

kämpft. Wir sollen sie uns zum Vorbild nehmen,

uns aber gleichzeitig an die bestehenden Regeln

halten.“

An Kampfgeist fehlt es Edgar Santos nicht. Ohne

ihn wäre aus ihm bestenfalls ein schlecht ausge-

bildeter Arzt im ländlichen Mexiko geworden. „In Mexiko gibt es

eine große Kluft zwischen arm und reich, Leuten vom Land und

aus der Stadt“, erklärt er. Für Menschen aus ländlichen gebieten

ist es schwer, eine gute Ausbildung zu erhalten: „Man glaubt,

dass es unmöglich ist, an die Universität zu kommen – das sagen

uns schon die Lehrer.“ Edgar Santos kommt aus einem Dorf im

Bundesstaat Veracruz, ging in der Nachbarstadt Minatitlan zur

Schule. Mit Fleiß und Ehrgeiz schaffte er die nötigen Noten für das

Medizinstudium, seine Eltern – sein Vater ist selbst Arzt – konnten

ihn finanziell unterstützen.

Zwei Jahre studierte er in Veracruz, dann

wechselte er an die Universität in Puebla.

„Anfangs war ich dort zufrieden, doch spä-

ter musste ich wieder um einiges kämp-

fen“, erinnert er sich. Z.B. wollte er for-

schen und promovieren: „Das war dort fast

unmöglich. An der gesamten Fakultät gab

es nur drei Personen, die sich mit medizinischer Forschung be-

schäftigten. So kann man sich nicht weiterentwickeln!“ Eine Pro-

motion ist in Mexiko ebenso wie die Weiterbildung zum Facharzt

eher unüblich. „Aber ich wollte nicht darauf verzichten, nur weil

jeder andere das tut.“

Also forschte er auf eigene Initiative: „Es war nichts Weltbewe-

gendes, aber dort waren meine Ergebnisse bedeutend. Ich erhielt

„Forschen und promovieren? In Mexiko fast unmöglich“Edgar Santos kämpfte in seinem Heimatland für seine medizinische Ausbildung – und erhielt einen Nationalpreis

einige Posterpreise.“ Sein Praktisches Jahr absolvierte er in einem

privaten Krankenhaus in Mexiko-Stadt. „Das war wie ein Wechsel

aus der Dritten in die Erste Welt“, sagt er heute. Bald schon ärger-

te er sich über die Willkür der Ärzte dort – die Probleme ließen

nicht lange auf sich warten: „Jemandem wurde geld gestohlen

und man hat mich verdächtigt.“ Einen Monat vor Ende des PJ

musste er gehen.

In Mexiko kam er nicht weiter – und wollte sich damit nicht zufrie-

den geben. Er ließ sich beim Deutschen Akademischen Aus-

tauschdienst DAAD beraten, lernte Deutsch, bewarb sich um ei-

nen Studienplatz in Deutschland und machte in Regensburg einen

Master in Neurowissenschaft. Seit zweieinhalb Jahren forscht er in

Heidelberg am Klinikum und ist seit einem halben Jahr auch in der

Patientenversorgung tätig. Seine Doktorarbeit hat er gerade fertig

geschrieben. „Hier ist das einfach: Es gibt finanzielle Mittel für die

Forschung, man hat die Zeit, reist zu Kongressen – in Mexiko wäre

das alles nicht möglich“, freut sich der Wissenschaftler.

Ob er in Deutschland bleiben will? „Irgendwann will ich nach Hau-

se zurückkehren und etwas für Mexiko machen. Ich bin ja nicht mit

allem unzufrieden: Man kann trotz aller Schwierigkeiten ein gutes

Leben führen und hat alles, was man braucht – solange man sich

nicht fragt, ob alles noch besser sein könnte.“ Bis dahin unter-

stützt er mexikanische Studenten, indem er seine Erfahrungen

weitergibt. So hat er ein Handbuch mit praktischen Tipps rund um

Studium, Praktika, PJ und Fördermöglichkeiten geschrieben, das

in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

Tina Bergmann

Um dahin zu kommen, wo Sie jetzt ste-

hen, haben Sie viel gekämpft. Was treibt

Sie an?

Wenn ich sehe, dass etwas ungerecht ist –

z.B. dass jemand wegen seiner Herkunft

schlecht behandelt wird, oder jemand, nur

weil er geld hat, andere Menschen aus-

nutzt, Korruption oder Hochschullehrer, die

auf Kosten der Studenten ihren Pflichten

nicht nachkommen – macht mich das wü-

tend. Ich wollte beweisen, dass ich trotz-

dem meinen Weg gehen kann und dieser

Weg richtig ist. Daher habe ich mir immer

mehr Mühe gegeben als andere.

Warum ist Ihre Wahl auf Deutschland ge-

fallen und nicht die nähere USA?

In den USA werden Mexikaner diskrimi-

niert und dagegen wollte ich nicht an-

kämpfen müssen. Daher entschied ich

mich für Europa. Die erste Wahl für Mexika-

ner ist natürlich Spanien wegen der Spra-

che, aber das fand ich zu einfach. Ich nahm

daher Frankreich und Deutschland in die

nähere Auswahl. Bei uns ist es schwie-

riger, Deutsch zu lernen als Französisch,

und es braucht mehr Mut, nach Deutsch-

land zu gehen, weil wir in Mexiko nichts

über Deutschland wissen. Zudem darf man

hier als Ausländer früher als

Arzt arbeiten als in Frankreich.

Ich habe mich daher für

Deutschland entschieden.

Was sind Ihre Ziele für die

nächsten Jahre?

In den nächsten sechs Jahren

möchte ich hier in Deutsch-

land meinen Facharzt machen,

dann ein oder zwei Jahre in

Japan arbeiten. Ein sehr guter

Freund von mir leitet dort eine

kleine Klinik; von ihm kann ich

bestimmt viel lernen. Danach

gehe ich vielleicht zurück nach

Mexiko, das hängt von den po-

litischen Verhältnissen ab.

Sie sagen, Sie wollen etwas für Mexiko

tun. Was schwebt Ihnen vor?

Ich möchte mich in Mexiko politisch en-

gagieren und Veränderungen im gesund-

heits- und Bildungssystem anstoßen. Es

kann allerdings gefährlich werden, wenn

man zuviel kritisiert oder wenn es um

viel geld geht. Zudem blockieren kor-

rupte Politiker Veränderungen. Ich habe

aber das gefühl, Verantwortung für Mexi-

ko zu tragen, und wenn ich sehe, dass

die Politik dort nichts tut, ist das sehr

schwer für mich.

Was gefällt Ihnen hier am Klinikum?

Die Möglichkeit, zu forschen und gleichzei-

tig klinisch tätig zu sein. Zudem habe ich

in Privatdozent Dr. Sakowitz einen hervor-

ragenden Doktorvater und Mentor. Auch

die internationale Atmosphäre am Klini-

kum gefällt mir sehr.

Fünf Fragen an.... Edgar Santos Marcial,

Assistenzarzt in der Neurochirurgischen Klinik

„In Mexiko glaubt man,

dass es für Menschen

aus ländlichen Gebieten

unmöglich ist, an die

Universität zu kommen“

Edgar Santos bei der Verleihung des „Premio Nacional de la Juve-ntud“, dem Jugend-Nationalpreis Mexikos. Er erhielt die höchste Auszeichnung für mexikanische Staatsbürger unter 30 Jahren für seine akademischen und wis-senschaftlichen Leistungen.

Edgar Santos, Assistenzarzt in der Neurochirurgischen Klinik, arbeitet seit zweieinhalb Jahren am Klinikum.

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45 44 QUIZ

imDasQuizKLINIKTICKER

Was muss man tun?

Einfach die folgenden Fragen richtig beantworten:

1. Wie heißt der neue Leitende Ärztliche Direktor des

Universitätsklinikums Heidelberg?

2. Wie viele gewebeproben werden jährlich im

Pathologischen Institut bearbeitet?

3. Welche Abteilungen bzw. Institute haben die

Patientenumfrage durchgeführt?

Alle Antworten haben wir in diesem KlinikTicker versteckt.

Beim „KlinikTicker-Quiz“ dürfen alle Mitarbeiter des Universitäts-

klinikums (einschließlich aller Tochtergesellschaften) und der Me-

dizinischen Fakultät sowie Studenten der Medizinischen Fakultät

teilnehmen.

Wir verlosen unter allen richtigen Einsendungen drei grillsets, be-

stehend aus dem brandaktuellen Kochbuch „Weber`s grillen: Re-

zepte für jeden Tag“, einer original Weber-grillzange und einer

Herbaria „Cajun Spices“ gewürzmischung.

Antworten per E-Mail mit dem Betreff „Quiz“ unter Angabe Ihrer

Abteilung an [email protected] oder per Klinik-

Post mit Hilfe des Antwortbogens an die

Pressestelle

Im Neuenheimer Feld 672

69120 Heidelberg

Einsendeschluss ist Freitag, der 20. Juli 2012.

Die Preise werden unter allen richtigen Antworten ausgelost.

Wir drücken die Daumen und wünschen viel glück!!!

Ihr KlinikTicker Team

Gewinnen Sie eines von insgesamt drei Grillsets (s.u.) im Wert von 50 Euro

Über einen Gutschein für das Restaurant Romer jeweils im

Wert von 50 Euro freuen sich: :

Janine Kästner, Biologielaborantin, Ag Prof. Schäkel/Hautklinik

Martina Hutter, Zentrum für Informations- und Medizintechnik

Eva-Maria Becker, Klinik Service gmbH

Die Antworten vom letzten Quiz:

1. Wie heißt die Beauftragte für Chancengleichheit des

Universitätsklinikums Heidelberg? – Martina Weihrauch

2. In welcher Klinik befindet sich die Abteilung für Pädiat-

rische Kardiologie/Angeborene Herzfehler? –

Angelika Lautenschläger Klinik oder Neue Kinderklinik

3. Wie viele Mitarbeiter arbeiten in der Thoraxklinik? – 800

Klinik Ticker-Quiz Antwortbogen:

Frage 1:

Frage 2:

Frage 3:

Name:

Abteilung:

Postanschrift:

E-Mail:

ID_2

053

3

„Wir sehen nur die Hälfte -Scharf und Unscharf begegnen sich“

Ausstellung des Schwetzinger Foto-Salonsim Foyer der Kopfklinik Heidelbergvom21. April - 29. Juni 2012

UniversitätsKlinikum Heidelberg

"Bike" von Annette Menges

Kunstparcour im Neuenheimer Feld [Feldversuche] des UnterwegsTheaters

Vom 21. Juni bis zum 8. Juli findet zum siebten Mal ARTORT, das Festival für Kunst im

Öffentlichen Raum, statt. Der Veranstalter, das UnterwegsTheater Heidelberg, präsen-

tiert im Neuenheimer Feld Tanz, Videoprojektionen, Installationen, Licht- und Klangräu-

me. Das Motto “Feldversuche” ist dabei Leitfaden für den geführten Parcours durch In-

nen- und Aussenräume der “Wissenslandschaft” des Neuenheimer Feldes. Das Festival

ermöglicht den Zuschauern immer wieder neue Perspektiven und Wahrnehmungsereig-

nisse und somit inspirierende Abende im Heidelberger Sommer 2012. Höhepunkte sind

das Tanzstück “AufWand” sowie die Vertikal-Tänzer aus Barcelona, die bereits bei der

letzten ARTORT-Ausgabe für Begeisterung sorgten. Die Veranstaltungen finden immer

von Donnerstag bis Sonntags statt, Start ist um 20.30 Uhr bei den Hörsälen der Chemie.

Karten an allen Vorverkaufsstellen oder online unter : www.reservix.de

>> Weitere Informationen www.unterwegstheater.de

„Wir sehen nur die Hälfte“ Scharf und Unscharf begegnen sich

Ausstellung des Schwetzinger Foto-Salons

Heidelberg. Noch bis 29. Juni im Foyer der

Kopfklinik.

Sommerfest 2012des Universitätsklinikums Heidelberg

Freitag, 6. Juli 2012ab 17 UhrSchwimmbadclub Heidelberg

Einlass nur mit Eintrittskarte undMitarbeiterausweis

Weitere Infos unter:www.sommerfest-klinikum.dewww.facebook.com/sommerfest.klinikum

Karibische Nacht

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47 46 JUBILARE

Januar 2012

40 jähriges

Danica Cukman, Beiköchin, VZM Küche

Jutta Himmelmann, Arzthelferin, Medizinische Klinik

25 jähriges

lse Brechter, Krankenschwester, Chirurgie

Rosa Füg, Dokumentarin, Radiologie

Gisela Grube, Küchenarbeiterin, Abt. 4.3 Speiseversorgung

Dr. Jürgen Grulich-Henn, Oberarzt, Zentrum für Kinder- und

Jugendmedizin

Irma Hungele, M.T.R.A, Innere Medizin III

Marion Knobel, Krankenschwester, Hautklinik

Prof. Dr. Klaus Rohrschneider, Oberarzt, Augenklinik

Peter Stadtherr, Koordinator, Innere Medizin V

Ursula Stanita-Glos, Arztsekretärin, Neuropathologie

Hans Steiger, Präparator, Institut für Anatomie und Zellbiologe

Februar 2012

25 jähriges

Margret Dueck, Wiss. Angestellte, Klinik für Allgemein-,

Viszeral-& Transplantationschirurgie

Ursula Lindenberger, Fremdsprachensekretärin,

Institut für Anatomie und Zellbiologie

Ursula Scheidler , Arztsekretärin, Innere Medizin V Onkologie

Rolf Werner, Zahntechnikermeister, MZK II Zahnärztliche Prothetik

März 2012

40 jähriges

Sabine Kraska, M.T.A., Zentrallabor Medizinische Klinik

25 jähriges

Blanca Henn-Gilka, M.T.R.A., Radioonkologie und Strahlentherapie

Michael Kaus, Krankenträger, Hausdienst Altklinikum

Jürgen Müller, Elektriker, KTg-Elektro-, Automations-, Fördertechnik

April 2012

40 jähriges

Kornelia Ulrich, Hebamme, Frauenklinik

25 jähriges

Manuela Fabian, M.T.R.A, Radioonkologie und Strahlentherapie

Michael Gramm, Krankenpflegehelfer, Chirurgie

Carla Hafner, Krankenschwester, Medizin

Patricia Heiß, Krankenschwester, Chirurgie

Michael Kolb, EDV Organisator, Abt. 2.2 Patientenverwaltung

Angelika Messmer, Krankenschwester, Chirurgie

Ulrike Obermeier, M.T.A., Transplantationsimmunolgie

Sven Rößner, Zahntechniker, Mund Zahn Kiefer-Klinik

Martina Sommer, Beiköchin, VZM Küche

Tanja Schempp, Kinderkrankenschwester, Kinderklinik

Evelyn Pülm, Sekretärin, Institut für Rechtsmedizin und

Verkehrsmedizin

Manuela Pietsch, Personalsachbearbeiterin, Abt. 1.2.

Sabine Trost, M.T.A., Pathologie

Hans-Georg Kraft, Intensiv- und Anästhesiepfleger,

Anästhesie/Kopfklinik

Mai 2012

25 jähriges

Prof. Dr. Michael Kirschfink, Fachtierarzt, Allg. Immunologie,

Serol. & Häma. Diag.

Andreas Nemeth, Elektriker, KTg

Marianne Newedel, Arzthelferin, Kinderklinik

Andrea Ostgen, EDV-Organisatorin, Klinikapotheke

40 jähriges

Prof. Dr. Rolf Verres, Universitätsprofessor,

Institut für Medizinische Psychologie

Juni 2012

40 jähriges

Jacintha Masih, Krankenpflegehelferin, Augenklinik

Christine Tschiesche, Krankenpflegehelferin, Betriebsärztlicher Dienst

25 jähriges

Johannes Gaa, Krankenpfleger, Anästhesiologie Aufwachraum

Martina Rausch, M.T.L.A., Transplantationsimmunologie

Christiane Christ, Biologielaborantin, Transplantationsimmunologie

Heike Jung, Biologielaborantin, Parasitologie (Dep. für Infektiologie)

Dienstjubilare

Der Klinikumsvorstand dankt den Jubilaren und wünscht

ALLES GUTE !

Die Jubilare der Feier von März 2012. Neben Irmtraut gürkan, Kaufmännische Direktorin (obere Reihe, li.) gratulierte auch gabriele Oppenheimer, Vorsitzende des Personalrats (obere Reihe, 3. v.li.), ganz herzlich.

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48 ZUM SCHLUSS

985 Menschen warten derzeit in Deutschland auf

ein neues Herz. Da es jedoch bei weitem nicht ge-

nügend Spenderherzen gibt, können überhaupt

nur die Patienten – die meisten leiden unter einer

schweren Leistungsschwäche des Herzens – ein

neues Herz erhalten, die auf einer Dringlichkeitsli-

ste stehen. Viele von ihnen verschlechtern sich dra-

matisch schnell, schaffen es nicht mehr zur Trans-

plantation und sterben. Um dies zu verhindern,

gibt es seit Frühjahr in der Medizinischen Klinik

erstmals in Deutschland eine eigene Station nur für

Herzinsuffizienz-Patienten, die dringend ein neues

Herz benötigen.

Unter der Leitung von Professor Dr. Hugo Katus,

Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kardiolo-

gie, Angiologie und Pneumologie, können acht

Patienten intensivmedizinisch betreut werden.

Oberarzt Dr. Philip Raake, Leiter der Station, er-

klärt: „Unser Ziel ist es, die Patienten optimal zu überwachen und

eine mögliche Dekompensation des Herzens so schnell wie mög-

lich zu erkennen, um das Herz rechtzeitig unterstützen zu kön-

nen.“ In diesem Fall kommen u.a. perkutane kardiale Assist-Syste-

me zum Einsatz, die innerhalb weniger Minuten an den Patienten

angeschlossen werden. Es pumpt Blut aus der Leistenvene ab,

sättigt dieses mit Sauerstoff und führt es über die Leistenarterie

wieder dem Kreislauf zu. „Ohne ein solches System würden viele

Herzinsuffizienz-Patienten sterben, da es dem kranken Herz allei-

ne nicht mehr gelingt, genügend Blut in den Körper zu pumpen“,

so Dr. Raake.

Zu den Besonderheiten der Station gehören ein spezialisiertes

therapeutisches Team aus Ärzten, Pflegenden, Physiothera-

peuten, Psychotherapeuten, Ernährungsmedizinern sowie ein Ex-

perte aus dem Nierenzentrum. Diese Kooperation mit den Nephro-

logen stellt sicher, dass jeder Patient umgehend dialysiert werden

kann, sobald die Nierenwerte schlechter werden oder sich Wasser

im Körper einlagert. Die Behandlung folgt einem von Dr. Raake

entworfenen Therapieplan speziell für Patienten mit akuter oder

chronischer Herzinsuffizienz. Eine enge Zusammenarbeit mit den

Herzchirurgen garantiert einen reibungslosen Übergang Richtung

Kunstherz-OP oder Herztransplantation. cf

Weitere Informationen und Bilder unter

www.klinikum.uni-heidelberg.de

Eine Station, die Leben rettetErstmals in Deutschland gibt es eine eigene Station für Herzinsuffizienz-Patienten, die auf eine neues Herz warten

Patienten, deren krankes Herz nicht mehr genug Blut in den Körper pumpt, werden dank einer minimalinvasiven Herzlungenmaschine stabilisiert. Das „Cardiohelp-System“ pumpt bis zu fünf Liter Blut/Minute aus der Leistenvene ab, sättigt dieses mit Sauerstoff und führt es über die Leistenarterie wieder dem Blutkreislauf zu.

Dr. Philip Raake, leitender Oberarzt, führt bei einem Patienten eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens durch. Der junge Mann leidet an einer ausgeprägten Herzmuskelschwäche, be-findet sich bereits seit sechs Monaten in stationärer Behand-lung und benötigt dringend ein neues Herz.

Während die Patienten auf ein Spenderherz warten, ver-gehen oft mehrere Wochen oder Monate. Damit die Mus-kelmasse nicht weiter ab-baut, trainieren die Patienten unter Aufsicht regelmäßig ih-ren Körper und Kreislauf.