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BANK SPIEGEL Ausgabe 1/2016 Heft 225 DAS MAGAZIN DER GLS BANK

Ausgabe 1/2016 Heft 225 SPIEGEL - GLS Bank...hereinspaziert! So wie die GLS Bank. Es war auf der Jahresversammlung 2015, als die Mitglieder der GLS Bank mit Macht an deren Tür pochten

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BANKSPIEGEL

Ausgabe 1/2016

Heft 225

DAS MAGAZIN DER GLS BANK

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slammen

schnibbeln

begegnen

reden

positionieren

staunen

mitmachen

Jahresversammlungder GLS Gemeinschaft17. und 18. Juni 2016 im Audimaxder Ruhr-Universität Bochum Programm und Anmeldung

gls.de/jv2016

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Der Wandel der GLS Bank geht weiter. Nach- dem wir in der letzten Ausgabe von den großen Aufgabenstellungen und den ersten Lernreisen der Zukunftswerkstatt berichtet haben, ist viel geschehen. Innovative Angebote werden erprobt, ein neues Beitragsmodell ist in der Diskussion und der Aufsichtsrat designierte zwei neue Vor-standsmitglieder.

„Wir wollen mehr miteinander zu tun haben!“, hören wir in den letzten Monaten oft von unseren Kundinnen und Kunden. Das lässt an die Wurzeln der „Gemeinschaftsbank“ denken, aber auch an die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung mit ihren „Communities“. Was bedeutet dies für die zukünftige Rolle der Bank? — Tauchen Sie mit diesem Heft ein in die Welt der GLS Gemeinschaft, wie sie sich am Horizont bereits abzeichnet!

Was Geld Sinnvolles in der Welt bewirken kann, zeigt eine Auswahl von Projekten, Unternehmen und Kooperationen. Wir sind beeindruckt von dem, was unsere Kundinnen und Kunden schaffen — Sie sicher auch.

Falk Zientz, Chefredakteur

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EditoriAl

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Bankinitiative in Österreich am Start

Bereits 2010 warb der Attac-Mitgründer Christian Felber in Österreich für die Gründung einer „Demokratischen Bank“. 2014 entstand aus dieser Initiative eine Genossenschaft, die mittelfristig eine „Bank für Gemeinwohl“ starten will. Ähnlich wie durch die GLS Bank sollen auch in Österreich soziale und ökologische Projekte finanziert werden. Hierfür wirbt die Genossenschaft nun Eigenkapital ein. Sechs Millionen Euro sollen zunächst zusammenkom-men, so dass der Lizenzierungsprozess bei der Finanz-marktaufsicht beginnen kann. Die Eröffnung der Bank ist geplant, wenn bis zu 40.000 Mitglieder ein Startkapital von 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Die GLS Bank, die als erste sozial-ökologische Bank bereits in vielen Ländern Gründungen dieser Art unter-stützt hat, beteiligt sich auch an dieser ersten österreichi-schen Initiative und verfolgt sie mit großem Interesse. Für die „Bank für Gemeinwohl” engagieren sich über 140 Mitglieder ehrenamtlich — von der Softwareentwicklung über das Veranstaltungsmanagement bis zum Telefon- service. Wer doppelte Kontoführungsgebühren zahlt, ermöglicht freie Konten für Bedürftige. Die Generalver- sammlung kann auch per Internet abgehalten werden — mit dem Ziel, dass sich mehr Mitglieder beteiligen. — Es lohnt sich immer wieder, über die Grenzen zu schauen.

Anteile können übrigens auch Nichtösterreicher zeichnen: mitgruenden.at

rolf Kerler †

Am 8. Dezember 2015 ist Rolf Kerler, Mitglied des Gründungsvorstandes der GLS Bank, im Alter von 74 Jahren verstorben. In einem Nachruf schreibt der GLS Vorstand: „Rolf Kerler hat die Bochumer Bankein-richtungen maßgeblich geprägt. Dafür sind wir ihm zutiefst dankbar. Seine Stärke war weniger das Struk-turelle, als vielmehr der bedachtsame Aufbau von menschlichen Beziehungen, die sich meist nach und nach als sehr tragfähig erwiesen.“ Rolf Kerler ermutigte immer dazu, Neues zu wagen und in scheinbar fest-gefügten Verhältnissen ungewöhnliche Lösungen zu suchen. Die Menschen standen bei ihm im Mittel-punkt, nicht die Verhältnisse.

Bereits 1968 stieß Rolf Kerler in Bochum zu der Initiative, aus der heraus dann 1974 die GLS Bank gegründet wurde. Von den damals drei Vorstandsmit-gliedern war Rolf Kerler der einzige ausgebildete Bankkaufmann. Danach war er langjährig auch im Vor-stand der Anthroposophischen Gesellschaft sowie im Verwaltungsrat der Weleda tätig. 1996 ging Rolf Kerler in den Aufsichtsrat der GLS Bank. Beim Abschied aus dem Aufsichtsrat 2013 sagte er: „Ich wünsche mir und der Bank, dass es in ihr bei allem Wachstum innere Freiräume gibt — ich nenne es eine Art zweite Bank in der Bank, in der ein Ausgleich gefunden werden kann zum dynamischen Geschäftsbetrieb des Täglichen, in der in Ruhe über das nachgedacht wird, was wirklich wichtig ist, und in der es gerade nicht um den äußeren Erfolg geht, sondern wo Sensibilität geübt wird und entstehen kann für Inspirationen, die Neues ermöglichen.“

„Eine Bank für den Menschen“ heißt eines seiner letzten Bücher. Dieses Motto hinterlässt Rolf Kerler uns, um an seiner Verwirklichung weiterzuarbeiten.

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Zum zweiten Mal lädt die GLS Bank Stiftung in die Universität Witten/Herdecke zum Geldgipfel ein. Bereits 2014 diskutierten über 400 Interessierte aus dem In- und Ausland über das Verhältnis von Wirt-schaft und Gesellschaft sowie über eine Vielzahl von damit verbundenen Lösungsansätzen. Am 21. und 22. Mai 2016 soll nun in Witten der homo civilis et oeconomicus in den Fokus rücken und damit der Handabdruck jener Menschen und Gruppen, „für die realwirtschaftliche Wertschöpfung den Zweck hat, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedürfnisse von Menschen zu befrieden“, so Lukas Beckmann, der den Geldgipfel für die Stiftung vorbereitet. In der Einladung wird eine Reihe von Themen genannt, die beim Geldgipfel präsent sein werden: Im wissenschaftlichen Diskurs versammeln sich heute immer mehr Studierende und Lehrende unter der Überschrift „Plurale Ökonomik“. Und in der Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die nicht nur Wahlbürger*innen und Steuerzahler*innen sein wollen, sondern auch Wirtschaftsbürger*innen, die Sozialunternehmen und Genossenschaften gründen und in vielfältiger Weise dem tradierten Verständnis des homo oeconomicus von Eigentum und Profit wirtschaftliche Alternativen entgegenstellen, um Wirt- schaft und Gesellschaft als Gemeinschaft zu verbinden. Welche Rahmenbedingungen braucht eine Geld-, Finanz- und Wirtschaftsordnung, die dem homo civilis et oeconomicus entspricht? Welche Werte halten unsere Gesellschaften zusammen? Was bleibt von der Europäischen Union, wie entwickelt sie sich weiter? Wie stellt sie sich zu den auch von ihr wesentlich mit zu verantwortenden Ursachen von Flucht und Vertreibung aus Afrika und dem Nahen Osten? Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Programm, Anmeldung und dokumentation: geldgipfel.de

Vom Fußabdruck zum Handabdruck

Geldgipfel 2016 homo civilis et oeconomicus

Stopp ttiP

Der Versuch, die transatlantischen Freihandelsab- kommen TTIP und CETA hinter verschlossenen Türen abzuschließen, ist gescheitert. Das ist dem zivilge-sellschaftlichen Bündnis TTIP unfairhandelbar bereits gelungen — durch Aktionen, Unterschriftensammlungen und mit der größten Demonstration seit Jahren. Jetzt geht es weiter, mit einer Demonstration am 23. April in Hannover, einer Unterschriftenaktion für einen bundesweiten Volksentscheid zu TTIP, einem internationalen Aktionstag am 5. November und vielen anderen Aktionen, etwa zur Unterstützung eines Volksentscheides in den Niederlanden.

ttip-unfairhandelbar.de, volksentscheid.de

Qualitätsjournalismus„Medien, Banken und gemeinnützige Organisationen arbeiten mit der Währung Vertrauen“, sagt Lukas Beck- mann, Vorstand der GLS Treuhand. „Verlieren sie das Vertrauen, dann verschwinden Sinn und Wirkung aus unserer Gesellschaft.“ Dass qualitativ hochwertiger Journalismus in Gefahr ist, wird immer mehr Menschen bewusst. Die GLS Treuhand fördert jetzt Initiativen wie Correctiv, Perspective Daily und Netzwerk Recherche und führte dazu eine Veranstaltungsreihe in mehreren Filialen durch. Mehr zum Thema:

gls.de/qualitaetsjournalismus

lehrmaterial über Banken

„Faires Geld im Klassenzimmer“ — dazu hat der seit 1992 aktive Verein urgewald e. V. Unterrichtseinheiten ent-wickelt. „Sie verdeutlichen, warum Geldentschei-dungen immer auch Werteentscheidungen sind und einen realen Einfluss auf unsere Welt haben.“ Sofern es an Schulen überhaupt um wirtschaftliche Themen geht, geschieht dies zunehmend mit Unterstützung von Unter- nehmen, die damit Werbung in eigener Sache ver- binden können. Dem Verein urgewald geht es darum, diese Lücke zu füllen. Die Materialien im Umfang von insgesamt 100 Seiten gibt es kostenlos unter:

urgewald.org

Neu: online-Bankspiegel SPEZiAl

Neben dem bekannten eBankspiegel, einem Online-PDF zum Blättern, gibt es seit Mitte letzten Jahres etwas für alle, die Abwechslung lieben: das Online-SPEZIAL des Bankspiegels. Bild-, Video- und Audiobeiträge lassen Sie die verschiedenen Themen erleben. Der Reportage-charakter des Online-SPEZIALS ist unterhaltsam und verständlich. Teilweise knüpft er an die Druckversion an, stellt aber auch ganz eigene Themen vor. Schauen Sie sich den neuen Online-Bankspiegel SPEZIAL an! Auf Ihrem Computer, Tablet oder Handy:

o-Bankspiegel.de

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Die agileBanktEXt thomas Friemel

Der Wandel der GLS Bank brachte schon einiges in Bewegung — und erste Weichenstellungen.

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Versuchen wir es zunächst mit einem Bild wie die-sem: Wenn draußen jemand an die Tür klopft, kann man sich schlafend stellen, durch einen Spalt den Klopfer mustern oder die Tür nur so weit öffnen, dass der Gegenüber in keinem Fall eintreten kann. Das dürften die gängigsten Verhaltensweisen sein. Nur die wenigsten werden ihre Pforten aufreißen und herzlich zum Einlass bitten. Und nur die aller-wenigsten heben gleich die ganze Tür aus den Angeln, öffnen sämtliche Fenster und rufen: Immer hereinspaziert! So wie die GLS Bank.

Es war auf der Jahresversammlung 2015, als die Mitglieder der GLS Bank mit Macht an deren Tür pochten und ihr mit auf den weiteren Weg gaben: „Zeigt Haltung!“ Und vor allem: „Wir wol-len mehr miteinander zu tun haben!“ Seitdem trei-ben die Bank die Fragen um: Was heißt das für uns? Was müssen wir tun, um mehr Gemein-schaft zu ermöglichen und vor allem zu leben? Intern wie extern?

Wer sich heute in innovativen und kulturwachen Unter-nehmen umsieht, kommt zu dem Schluss: Die Welt macht längst nicht mehr vor den Firmenmauern halt. Die klare Abgrenzung beginnt zu verschwimmen — einerseits extern zwischen Unternehmen und Kundinnen und Kunden, anderer-seits auch intern in Bezug auf die Hierarchien und Abteilun-gen. Offenheit, Transparenz, demokratisierte Entscheidungs-prozesse, Raum für kreative Ideen — all das sind die Schlagworte der neuen, sogenannten agilen Organisationen.

Wer erfahren will, was das nach innen gerichtet für ein Finanzinstitut bedeutet, der ist bei Aysel Osmanoglu an der richtigen Stelle. Die 39-jährige gebürtige Bulgarin ist eine der beiden gerade designierten Vorstände der GLS Bank und zuständig für die IT-Infrastruktur (siehe Seite 18). „Basis ist für uns die Ganzheitlichkeit. Menschen definieren sich nicht nur über ihre Rollen, ihre Fähigkeiten, sondern sind doch viel mehr.“ Sie wolle den Mitarbeitenden in der Bank Mut machen, sich mit ihrem ganzen Sein einzubringen — und das nicht nur in der eigenen Abteilung. „Wenn jeder nur für sich denkt, ist das zu wenig“, sagt Aysel Osmanoglu. „Jeder soll auch in andere Bereiche hineingehen, damit wir gemeinschaftlich zu besse-ren Lösungen kommen.“

Das klingt gut. Aber was genau bedeutet diese neue Agi-lität für die Kundinnen und Kunden der Bank? Insbesondere bei einer Bank, die sich heute schon viel Mühe gibt, regelmä-ßig und offen zu kommunizieren. Anfang Februar war Vor-standssprecher Thomas Jorberg wieder in den Filialen unter-wegs, um mit Mitgliedern, Kundinnen und Kunden über ihre Wünsche an die Bank zu sprechen — vor allem aber über die GLS Gemeinschaft: Was kann die Mitglieder in Zukunft stär-ker verbinden, wo ist das Wirken der Bank gefragt?

„In den Mitgliedern und Kunden liegt die Zukunft der Bank. Davon bin ich überzeugt.”glS Kunde

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Oder Twitter. Schon früh hatte Korten dort den Namen @glsbank gesichert — eine kluge Entscheidung: Heute folgen den Tweets über 10.000 Menschen. Wer das als bloße Spie-lerei abtut, dem erzählt Korten gerne eine Geschichte: „Als im Oktober 2011 einige Demonstranten der Occupy-Bewegung im Frankfurter Bankenzentrum protestierten und ein Lager aufschlugen, bot ihnen die dortige GLS Filiale an, in ihren Räu-men zu duschen.“ Dieses Angebot twitterte Korten mit dem Hashtag #occupyfrankfurt in das soziale Netzwerk, wo es anschließend unter dem Motto „Dusche frei — Occupy“ in Windeseile die Runde machte. „Klassische Medien haben auf einmal über uns berichtet: ZDF, Hessischer Rundfunk, WELT, FAZ, unser Vorstand Andreas Neukirch saß als Experte zur Finanzkrise in der Talkshow bei Reinhold Beckmann“, schwärmt Korten noch heute. Die Medienwelle brachte Tausende neue Kundinnen und Kunden in die Bank — „das hat uns damals organisatorisch an unsere Grenzen gebracht“. Noch heute schüttelt Korten den Kopf, wenn er daran zurückdenkt: „Unglaublich, alles durch einen Tweet.“

All das erfolgte ohne Masterplan, es gab keine Strategie. „Wir sind organisch gewachsen“, sagt Korten, „wir haben nie für irgendeinen der Kanäle Werbung gemacht.“ Und das sind mittlerweile eine ganze Menge: Google+, Instagram, YouTube, Vimeo und natürlich Facebook, wo das Onlineteam der GLS kürzlich den 22.222. Fan begrüßen durfte — womit gleichzei-tig das Thema Datenschutz auf der Agenda steht. „Deswe-gen probieren wir auch immer wieder neue, andere Kanäle aus“, sagt Korten. Der letzte Testlauf: die Plattform Ello, salopp gesagt ein Twitterkanal für Kreative, der die Hoheit über die eigenen Daten beim User belässt und sie nicht wie bei gro-ßen anderen Plattformen an Unternehmen weiterreicht.

„Wieso sollte ich einer Bank über die Kosten für die Dienstleistungen hinaus Geld geben?“glS Kundin

Jemand, der sich diesen Fragen schon seit lan-ger Zeit stellt, ist Johannes Korten, Onlinekommu-nikationsexperte bei der GLS Bank. Oder anders gesagt: die Spinne im Netz. Bei ihm laufen die viel-fältigen Kommunikationsfäden der GLS Commu-nity zusammen. Gemeinsam mit seinen Kollegin-nen und Kollegen hat er sie weitgehend gesponnen und gewoben. Auch wenn das nicht immer einfach war: Als er 2006 zur GLS Bank kam und Thomas Jorberg in seinem Bewerbungsgespräch von seiner Idee erzählte, ein Blog für das Unternehmen auf-zubauen, war dies geradezu revolutionär.

„Aber die Organisation hat gelernt“, sagt Korten. 2007 führte er das unternehmensinterne Intranet ein, ein Jahr später das GLS Blog, ein zentrales Medium für die GLS Community. Korten: „Wir waren Ende 2008 die erste Bank im deutschspra-chigen Raum, die ein eigenes Blog betrieb, an dem man sich mit Kommentaren beteiligen kann. Heute ist diese Kommunikationsform im Mainstream angekommen.“

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Um in der digitalen Entwicklung vorne zu bleiben, reist Kor-ten viel durch die Republik: Auf Veranstaltungen wie Open Spaces, Barcamps, Twittwochs oder auf der maßgeblichen Branchenkonferenz re:publica mit mittlerweile über 7.000 Teil-nehmenden trifft er die netzaffine Community, um sich mit ihr über wichtige Fragen der Netzpolitik wie digitale Bürgerrechte oder Netzneutralität auszutauschen. „Das sind für uns wich-tige Fragen“, sagt Korten. „Hier brauchen wir gute Antworten, um glaubwürdig zu sein in der Kommunikation.“

Glaubwürdigkeit, Transparenz, Haltung — das sind für Johannes Korten und Aysel Osmanoglu die zentralen Pfeiler für den Aufbau von Vertrauensräumen und damit für eine gute Gemeinschaftsbildung. Insbesondere Haltung: Als man sich 2015 mit einer dezidierten Antwort auf die fremdenfeindliche Äußerung eines Bankkunden auf Facebook in die Flüchtlings-debatte einklinkte, wurde der Beitrag tausendfach geteilt, man erreichte binnen kürzester Zeit 1,4 Millionen Menschen — und wieder berichteten sämtliche Medien darüber. „Das hat der Bank einen enormen Schub gegeben“, sagt Korten. „Und unse-ren Mitgliedern, Kundinnen und Kunden gezeigt: Wir sind bei einer Bank, die unsere Werte und Vorstellungen teilt.“

Eine perfekte Grundlage für mehr, für die Community 2.0 sozusagen. In der Zukunftswerkstatt (siehe Seite 11) hat man sich auch diesem Thema fast ein Jahr lang intensiv gestellt und es beackert. „Die Frage war aber nicht, was wir abstel-len“, sagt Dirk Kannacher, neben Aysel Osmanoglu der zweite designierte Vorstand der GLS Bank und zuständig für Privat- und Geschäftskunden (siehe Seite 19). Die Kundinnen und Kunden können also auch in Zukunft weiter schriftlich, tele-fonisch, elektronisch oder postalisch den Weg zu den Men-schen in der GLS finden. Es geht vielmehr um eine Verbesse-rung der Wege — und um neue Formate.

„Wird die GLS zu einer Bank des gehobenen liberal-ökologischen Bürgertums? Muss man sich die GLS Bank in Zukunft leisten können?“glS Kunde

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„Wir wollen in Zukunft mehr als nur eine Bank sein, näm-lich ein Partner. Wer sein Leben nachhaltiger gestalten will, wer an der Energie- oder Ernährungswende interessiert ist oder sogar mit gestalten will, wer eine lebenswertere Zukunft will — der soll bei uns sein Zuhause finden“, hofft Johannes Korten. Sein Kollege Falk Zientz, auf dessen Visitenkarte die Worte „Kommunikation“ und „Zukunftswerkstatt“ stehen, sieht die Zukunft, insbesondere die neue Plattform, auch als eine Rückbesinnung auf die Ursprungsimpulse der GLS Bank — mit der Kraft des Digitalen. Ein gutes Beispiel dafür sind die sogenannten Schenk-Gemeinschaften: Seit den 1960er-Jahren sind das Förderer, die regelmäßig an ein bestimmtes Projekt spenden. Vorfinanziert von der GLS Bank kommen schnell bis zu 100.000 Euro zusammen — womit über die Jahre hinweg der Start von vielen Hundert Projekten ermöglicht wurde. Der Prozess allerdings ist bis heute mühsam geblieben: Immer noch müssen dafür Stapel von Papieren ausgefüllt und hin- und hergeschickt werden. „Wenn wir das digital anbieten, wird das viel attraktiver und die Förderer werden Teil unserer Com-munity“, glaubt Zientz. „Wir haben in unserer Geschichte schon viel Neues ermöglicht. Das werden wir mit digitalen Mitteln noch besser und auch kostengünstiger können.“

Die GLS Bank sagt klar, dass man mit den neuen Ideen und Formaten auch auf große Herausforderungen reagiert. Denn: Niedrigzins und Regulatorik bedeuten das Ende von Banken, wie wir sie kennen. Bis Ende 2017 will man darum die Effizi-enz um ein Viertel steigern. Außerdem ist ein monatlicher Beitrag im Gespräch, um das besondere Angebot der Bank auch in Zukunft zu ermöglichen (siehe Seite 20). Gerade weil es der GLS Bank bislang sehr gut geht, macht sie sich jetzt schon an diese Entwicklungsarbeit. Zientz schaut aus dem Fenster der GLS Zentrale im sechsten Stock über die Dächer von Bochum: „Alles, was die Bank einzigartig macht — die sinnvolle Mittelverwendung, die ergebnisoffene und vertrau-ensvolle Beratung ohne Provisionsdruck, das Vorantreiben

von gesellschaftlicher Transforma-tion — um alles wird es noch deutli-cher gehen als bisher. Es ist dann echt attraktiv, hier dabei zu sein.“

lesen Sie mehr unter o-Bankspiegel.de

So hat sich die Zukunftswerkstatt zunächst auf eine neue digitale Plattform fokussiert, auf der man der Gemeinschaft mehr als nur Bankdienst-leistungen anbieten will. Vielmehr soll sie die zen-trale Anlaufstelle für die ökosoziale Gemeinde sein, wo diese zum Beispiel auch Angebote von nach-haltigen Unternehmen findet, Aktionen oder Qua-litätsjournalismus (siehe Seite 16). Dass die neue GLS Gemeinschaft keineswegs nur digital statt-finden wird, zeigen zwei Prototypen, die nun in die Pilotierung gehen: Eingebettet in bereits beste-hende Orte wie zum Beispiel Social Impact Labs könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank Ansprechpartner sein für die Sozialunterneh-mer, die dort arbeiten, um sie in ihrem Wirken zu unterstützen (siehe Seite 14). Das dritte Projekt: Innovation Slams. Hier können potenzielle Grün-derinnen und Gründer ihre Ideen für eine bessere Welt präsentieren und die GLS Bank kann ihnen helfen, sie auf den Weg zu bringen (siehe Seite 12).

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DieZukunfts-werkstattVom Suchen und Finden

Die Zukunftswerkstatt der GLS Bank ist ein Raum, in dem die Bank von morgen gefühlt, gedacht und erprobt wird. 2015 haben 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Leitung der Zukunftskoryphäen Otto Scharmer und Katrin Käufer vom renommierten MIT in Boston einen Prozess durchschritten, um Konzepte und Ideen für die zukünftige Ausrichtung der Bank zu erarbeiten. Kernelement der Werkstatt waren Lern-reisen zu über 50 Orten, an denen in der Gesellschaft Neues entsteht und gedacht wird, um sich inspirieren zu lassen und Wissen aufzubauen „Wir müssen an die Ränder der Wahr-nehmung gehen, um Bilder des Morgen zu erzeugen“, so Otto Scharmer. Also wurde ausgeschwärmt, um neue Kreditmo-dellen für Migranten, Räume für soziale Startups und digitale Modelle für nachhaltiges Banking kennen zu lernen. Einige der Menschen, denen wir dabei begegneten und die uns ins-pirierten sind im letzten Bankspiegel porträtiert. Nach über 30 Lernreisen ging die Zukunftswerkstatt in die Phase des Prototypings, also in das konkrete erste Austesten neuer Wege. Gemeinsam werden jetzt weitere Prototypen und Pilotversuche aufgebaut und der Erneuerungsprozess koor-diniert. Oder wie Falk Zientz von der Zukunftswerkstatt sagt: „Dass in der Bank Neues ausprobiert wird und Fehler gemacht

werden dürfen, dass sehr konkret an einer neuen Bank gearbeitet wird, auch mit Kunden und Netzwerk-partnern — darum geht es in der Zukunftswerkstatt.”

lesen Sie mehr unter gls.de/zukunftswerkstatt

„Das kritische Hinterfragen sichert die Zukunft der Bank — und als Mitglied bin ich dabei.“glS Kunde

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BANKSPiEgEl 2/2015

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Slam of Change

Ein Angebot der Zukunftswerkstatt für Social Entrepreneure, die noch ganz am Anfang stehen

Bei einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war vorher ins-geheim die Frage, ob ihre eingereichten Ideen wirklich das Poten-zial haben, zu der GLS Bank zu passen. Die 20 Bewerbungen für den Innovation Slam Anfang Dezember des vergangenen Jah-res reichten von schräg bis anspruchsvoll, von lediglich einer vagen Idee im Kopf bis zu bereits absolvierten ersten Schritten. Die GLS Bank lud sieben von ihnen nach Bochum ein. „Wir wuss-ten nicht, was auf uns zukommt“, sagt Britta Freis, Leiterin Kom-munikation und Entwicklung. „Wir waren auf der Suche nach ‚Verrückten‘. Die haben wir bekommen — und es war großartig.“

Das Prozedere war denkbar einfach: Jeder Teilnehmer hatte zehn Minuten Zeit, seine Idee auf der Bühne zu präsentieren, im Anschluss gab es — quasi als Preis — zehn Minuten Fragen aus der Jury, dem „Board of Interest“, und am Ende einen Men-tor an die Hand, der das Projekt ein Stück weiterbegleitet.

Wie zum Beispiel das von Julia Krayer: Die junge Mode-designerin tüftelt seit drei Jahren an biobasierten Alternati-ven zu Kunststoffen aus Pilzen und Bakterien, aus denen sie Textilien herstellen will. Oder das von Max Tebbe und seinem Vater Günter Trapp: Ihre „Children Clock“ soll Kinder nicht nur die Uhrzeit lehren, sondern ihnen auch ein Grundverständnis für die Welt der Zahlen beibringen. Oder „Ratelyy“ von Anthony Sherrill jr.: Der 31-Jährige aus Missouri/USA will eine Plattform — im Kern eine App — entwickeln, mit der sich jeder vor dem Kauf eines Produkts oder vor dem Abschluss eines Vertrags transparent darüber informieren kann, wie sozial fair und ökologisch sauber das Unternehmen dahinter ist.

„Wir wollten näher an die Social Entrepreneure ran“, sagt GLS Vorstandsreferentin Janina Zajic. Also an jene derzeit stark wachsende Spezies von Engagierten, die mithilfe einer sozi-alen Innovation und mit unternehmerischen Mitteln ein gesell-schaftliches Problem lösen wollen. „Und die wollten wir in einer ganz frühen Phase erreichen, also zu einem Zeitpunkt, an dem sie jetzt noch keinen perfekten Businessplan haben — dafür aber Potenzial.“ Das Format passt zum Gründungsmy-thos der GLS Bank: Menschen zuhören, die den gesellschaft-lichen Wandel mit gestalten. Und helfen. Aber das nicht unbe-dingt mit Geld. „Denn wir sind doch viel mehr“, sagt Britta Freis. „Wir sind Netzwerk, Know-how, Strategie — wir sind Experten für den nachhaltigen Sektor.“

Die achtköpfige Jury, bestehend aus GLS Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Gästen wie Linda Bergset vom Bor-derstep Institut Berlin, Dirk Sander vom Social Impact Lab Duis-burg und Gregor Tischbierek von der Wirtschaftsförderung Bochum, war am Ende des Abends „begeistert“, wie Britta Freis feststellte. Sie selber offenbar auch — sie wird künftig „Ratelyy“ als Mentorin begleiten. Nun soll das Format fortgeführt wer-den, in diesem Jahr könnten zwei weitere Veranstaltungen fol-gen. Janina Zajic sagt: „Zu Ende ist das nicht. Ganz sicher.“

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BANKSPiEgEl 1/2016Joana Fatondji von I AM MOVEMENT beim Innovation Slam

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Im Lab der guten Hoffnung

Gemeinsame Arbeitsplätze mit (potenziellen) GLS Kundinnen und Kunden. Geht das?

Wo kann man als GLS Mitarbeiter wohl besser arbeiten als in Straßen mit Namen wie „Grüner Weg“ und „Vogelsanger Straße“? Und wo Firmenschilder an den Hauseingängen hän-gen wie jenes von Ecodesign oder einem gemeinnützigen Ver-ein für Beschäftigungsförderung oder dem nachhaltigen Stadt-entwicklungsprojekt DQE — Design Quartier Ehrenfeld? Eben. Genau da. Mittendrin: das Colabor Köln, ein Raum für „Pioniere des gesellschaftlichen Wandels zu einer sozial gerechten und ökologisch tragfähigen Welt“, wie es auf der Website heißt. Und dort mittendrin: vier GLS Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Wir haben uns hier für ein paar Monate eingemietet, um näher am Kunden zu sein“, sagt Helga Koch. Es wirkt ein wenig kurios, wenn gerade sie aus dem Vorstandsstab technische Innovationen sagt: „Bei aller Digitalisierung dürfen wir nicht vergessen, dass wir genauso gut Offlineangebote bereithal-ten müssen, insbesondere für unsere gewerblichen Kunden.“ Also ging man dorthin, wo an einer besseren Welt geschraubt, „wo neues Wirtschaften ausprobiert wird“.

Gleichzeitig wollte man an Orte gehen, an denen die GLS Bank nicht mit Filialen vertreten ist — wie etwa in Köln. „Das war ein spannendes Experiment“, sagt Colabor-Mitgründer Martin Herrndorf, der eigens gemeinsame Veranstaltungen für seine Mitglieder und die „GLS Expats“ organisierte. „Berei-chernd für beide Seiten.“ Die GLS Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter standen tageweise immer wieder für einen Aus-tausch bereit und boten den meist jungen Selbstständigen ihre Hilfe an — sie fanden dankbare Abnehmer. „Banken sind so weit weg von einem, man versteht das System nicht“, sagt etwa Klaus Geiger, der für Greenpeace Energy arbeitet. „Umso wichtiger ist es, sich darüber auszutauschen.“

Vor allem den Dialog mit Menschen des Wandels haben auch die Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter schätzen gelernt: „Die soziale Interaktion und mit Menschen im Gespräch zu sein ist für den kreativen Prozess enorm wich-tig“, sagt etwa GLS Mann Mario Hein. Also ein Versuch mit Zukunft? Der Testlauf in Köln erfolgte innerhalb der Zukunfts-werkstatt. Nun denkt man darüber nach, aus dem Gelernten ein Pilotprojekt zu machen, zum Beispiel in Dresden oder Leip-zig. In der Gewandhausstadt, der übrigens am stärksten wach-senden deutschen Metropole, hätte man zum Beispiel bereits einen Anker: das Social Impact Lab, wo auf 270 Quadratme-tern soziale Innovationen gedacht und erprobt werden. Auch eine schöne Adresse — nebenan fließt der Karl-Heine-Kanal, ein Kulturdenkmal. Immerhin.

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BANKSPiEgEl 1/2016Mario Hein, Christian Eichbauer, Helga Koch und Susanne Remmele im Colabor

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WIR sind Bank

Den Blick weiten: die Bank als Kern der Community

So sieht sie also aus, die schöne neue GLS Welt. Helga Koch entrollt zwei etwa einen Quadratmeter große Papierstücke auf dem Konferenztisch, auf denen in schwarzer, blauer, roter und grüner Edding-Farbe Kästen gezogen sind. Darin finden sich Worte und dazu passende kleine selbst gemalte Bilder wie „Marktplatz“ mit einem Einkaufswagen und „Seltene Vogelart vom Aussterben bedroht“ mit einem quietschgrü-nen Vogel mit eingedelltem Schnabel daneben. „Das“, sagt die im Vorstandsstab Verantwortliche für technische Innova-tionen und legt den Zeigefinger ganz oben links aufs Papier, wo „GLS Community“ steht, „ist unsere Zukunft.“

Es geht um eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die ihr Leben nachhaltiger gestalten und sich dabei mit Gleich-gesinnten verbinden wollen. Gedacht ist an eine Internet-plattform mit hoher Relevanz für den Alltag der GLS Kundin-nen und Kunden — privat wie auch geschäftlich. Sie werden dort umfassende Informationen finden, und ganz wesentlich geht es um Möglichkeiten, direkt etwas zu tun, sich in Pro-jekten zu engagieren und zu investieren. Außerdem soll es Nachrichten von befreundeten Medienformaten wie zum Bei-spiel von Perspective Daily geben, die sich dem lösungsori-entierten Journalismus verschrieben haben.

Und wo bleibt da die Bank, bitteschön?! „Wir sehen uns als Plattform, als Ermöglicher“, sagt GLS Kommunikations-profi Johannes Korten, der gemeinsam mit Helga Koch und drei weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerade die Architektur der neuen Seite durchdenkt, die noch in diesem Jahr an den Start gehen soll. „Die Bankangebote sind natür-lich integriert, stehen aber nicht mehr im Zentrum.“ Und tat-sächlich: Am Rand der Papiere steht in Kästen „Mein Finanz-status“, „Crowdfunding“ oder „Leihgeschäft digital“. „Wir sind keine Bank mehr mit einer Plattform“, sagt Helga Koch, „son-dern eine Plattform mit einer Bank.“

Seit einem Jahr schon stecken sie immer wieder die Köpfe zusammen und brüten darüber, wie dieser Meilenstein — nicht nur für die GLS Bank, sondern für den gesamten ökosozialen Sektor — gelingen kann. Man habe die Plattform bereits vor dem Vorstand präsentiert und großartige Resonanz bekom-men, sagt Koch. „Die Erwartungen sind hoch.“ Die größte Frage, die sie beantworten müssen, sei: „Wie machen wir das so interessant, dass viele Menschen täglich draufgehen?“

Denn: Die Inhalte sind nicht das Problem, es gebe genü-gend Partner jenseits der Bank. Auch der Datenschutz bereite ihnen keine Kopfschmerzen. „Wir werden die Datenhoheit beim Kunden belassen“, so Korten. „Der kann jederzeit ent-scheiden, wer seine Daten wann sehen darf.“ Auch die Tech-nik mache keine Schwierigkeiten, nicht einmal die rechtlichen Fragen bezüglich Crowdinvesting oder —lending. Nein, die entscheidende Frage ist: „Wie machen wir die Seite so inter-essant für die Menschen, dass sie auch genutzt wird?“, sagt Helga Koch. „Dafür brauchen wir gute Ideen.“

diE ZuKuNFtSWErKStAtt16

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BANKSPiEgEl 1/2016Helga Koch und Johannes Korten in der Zukunftswerkstatt

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Kompetent für Zukunft

Aysel Osmanoglu

Wenn Aysel Osmanoglu nach ihrer Arbeit in der Zukunfts-werkstatt gefragt wird, sprudelt es aus ihr heraus: „Es ist eine der genialsten Sachen, die ich je gemacht habe.“ Keine Hier-archien, das gesamte Spektrum des Individuums anerken-nend, seine Fähigkeiten wertschätzend, kreativ, zugewandt, energetisch. „Das ist die Zukunft der Arbeit“, sagt das desig-nierte Vorstandsmitglied der GLS Bank. „Das ist ein Traum.“

Bis hierher war es ein weiter Weg. Die heute 39-Jährige wurde in die türkische Minderheit in Bulgarien hineingeboren und lebte in einer Kleinstadt mit Familie und Großeltern. Die politischen Umstände damals waren schwierig für sie und ihre Landsleute, weshalb ihre Familie 1989 nach dem Zusammen-bruch des Ostblocks in die Türkei emigrierte — ein traumati-sches Erlebnis für die damals Zwölfjährige: „Von heute auf mor-gen packten wir unsere Sachen und flüchteten über die Grenze.“ Nicht einmal von ihren Freunden konnte sie sich verabschie-den, alles musste schnell gehen. „Es war fürchterlich.“ Mit der Ankunft in Istanbul aber fand sie sich in einer nicht viel bes-seren Situation wieder: Sie sprach eine alte Form des Türki-schen und konnte sich nicht verständlich machen, musste also zunächst die Sprache neu lernen. „Wir waren und blieben dort Fremde“, blickt sie heute auf diese Zeit zurück.

Nach ihrem Berufsabitur fasste sie als 18-Jährige den tief greifenden Entschluss, nach Deutschland auszuwandern. Nach einem Deutschsprachkurs in Freiburg und dem VWL-Grund-studium in Heidelberg kam sie schließlich zum BWL-Haupt-studium nach Frankfurt am Main. Hier arbeitete sie als stu-dentische Aushilfe bei der Ökobank zu der Zeit, als die Fusion mit der GLS Bank über die Bühne ging. Sie bereinigte Daten, führte Akten zusammen — und beobachtete die Rolle der GLS Bank mit Neugier, „weil sie so zurückhaltend agierte“.

Vor 13 Jahren schließlich begann ihr Aufstieg von der stu-dentischen Hilfskraft in den Vorstand der GLS Bank — auf dem Weg lagen Stationen als Trainee, Teamkoordinatorin, Abteilungsleiterin Marktfolge bis zur Bereichsleiterin Basis-geschäft Marktfolge. Seit Anfang dieses Jahres ist sie ver-antwortlich für Infrastruktur/IT. Wenn die verheiratete Mut-ter einer Tochter auf ihren Weg zurückblickt, resümiert sie: „Ich habe mich in jeder Situation der Aufgaben angenom-men und mein Herz daran gehängt. Es war immer span-nend.“ Das wird es wohl auch bleiben.

Der GLS Vorstand wird erweitert — aus der Mitarbeiterschaft heraus.

Aysel Osmanoglu

designierte Vorständin

Infrastruktur/IT

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Dirk Kannacher

Wenn Dirk Kannacher morgens die GLS Räume betritt, dann weiß er sehr genau wofür. Der designierte neue Vorstand war 20 Jahre lang bei einer großen deutschen Bank mit gelbem Logo tätig, ehe er 2010 nach Bochum kam. „In meiner alten Arbeit habe ich mich zunehmend gefragt, welchen Sinn das macht“, sagt der 44-Jährige. Wenn er heute in die Christstraße komme, dann habe er manchmal den Song „Haus am See“ von Peter Fox im Ohr, in dem es heißt: „Meine 100 Enkel spie-len Cricket auf’m Rasen.“ Diese Textzeile hat es Kannacher angetan. „Was erzähle ich meinen Enkelkindern, was mein Beitrag für eine lebenswerte Zukunft gewesen ist? Dafür möchte ich Verantwortung übernehmen und etwas in die richtige Richtung bewegen.“

Dafür ist der Wittener nun sicherlich an der richtigen Stelle. Kennengelernt hat er die GLS Bank 2009, als er mit seiner Familie auf einem Demeter-Bauernhof bei Freudenstadt im Schwarzwald den Osterurlaub verbrachte. Irgendwann kam er mit dem Landwirt ins Gespräch — und der erzählte ihm von seiner Hausbank GLS. „Ich habe mir die Bank dann aus der Ferne ein Jahr lang angesehen und war fasziniert.“ Schließ-lich bewarb er sich auf eine Stellenanzeige in der FAZ, seit-dem empfinde er „höchste Begeisterung“.

Dirk Kannacher ist bereits seit 2012 als Ressortleiter Pri-vat- und Geschäftskunden zuständig für den telefonischen Kundenservice, die telefonische Beratung im Einlagenge-schäft, Baufinanzierung und gewerbliche Finanzierungen bis 100.000 Euro sowie für die dazugehörigen Kundenservices, den Zahlungsverkehr und das Angebotsmanagement. Als sogenannte Generalbevollmächtigte arbeiten Aysel Osma-noglu und er seit Anfang des Jahres mit den bestehenden Vorständen Thomas Jorberg und Andreas Neukirch zusam-men, um entsprechend dem üblichen Verfahren nach etwa zwei Jahren offiziell zu Vorständen ernannt zu werden.

„Hintergrund für die Vorstandserweiterung sind die gro-ßen Herausforderungen, vor denen wir stehen“, sagt Kan-nacher. „Und jede Herausforderung braucht einen Kopf.“ Sein Job ist es, die bestehenden Dienstleistungen auszubauen und für die Kundinnen und Kunden einfacher zu gestalten. Dabei steht das besondere Kundenerlebnis im Vordergrund. Kannacher: „Im Kontakt mit der Bank möchten die Kundin-nen und Kunden die Einzigartigkeit ihrer Bank erleben, ins-besondere, wo ihr Geld wirkt, und die Transparenz in der Mittelverwendung.“

Als große Aufgabe sieht der verheiratete Vater zweier Kin-der die künftige neue Ausrichtung der GLS Bank. „Wir müs-sen noch mehr zu Ermöglichern vieler guter Projekte werden und ein neues gesellschaftliches Profil für uns definieren.“ Als Bank müsse man sich an den Gedanken gewöhnen, einen Schritt zurückzutreten, „dass der Kunde gar nicht mehr merkt, dass er gerade bei einer Bank ist“.

Dirk Kannacher

designierter Vorstand

Privat- und Geschäftskunden

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BANKSPIEGEL 1/2016

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Neue Grundlage für unsere LeistungenGLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg zu dem geplanten Grundbeitrag

Die Leistungen der GLS Bank bestanden seit ihrer Gründung stets aus weit mehr als Geld und Zinsen. Die Kernleistung der GLS Bank ist, gesellschaftliche Entwicklungen in den Bereichen Kultur, Bildung, Soziales und Ökologie wahrzunehmen, zu beglei-ten, zu kommunizieren sowie mit verschiedenen Instrumenten zu finanzieren. Also das Geld unserer Kundinnen und Kunden dorthin zu geben, wo es unter ganzheitlich-menschlichen Bedin-gungen gebraucht wird. Den Auftrag dazu haben wir von allen Kundinnen und Kunden. Sowohl von den Einlegern, die ihr Geld sinnvoll verwendet wissen wollen, als auch von den Kreditneh-mern, die das Geld für ökologische und soziale Projekte einset-zen. Die GLS Bank ist dabei das größte Instrument. Aber unsere Gesamtleistung besteht aus der Kombination von Einlagen und Krediten der GLS Bank mit Beteiligungen der GLS Beteiligungs AG sowie Stiftungen und Schenkungen durch die GLS Treuhand.

Mit diesen Instrumenten und unseren gesellschaftlichen Aktivitäten haben wir viele Entwicklungen überhaupt erst mög-lich gemacht, wie zum Beispiel eine vielfältige Schul- und Kin-dergartenlandschaft, heilpädagogische Einrichtungen, die Ener-giewende, den ökologischen Landbau sowie Bioläden (dazu nebenstehend einige Meilensteine).

Dies können wir nur leisten, weil wir umfassend mit nach-haltigen Branchen vernetzt sind und uns dort mit Zeit und Ideen einbringen; weil wir ein Höchstmaß an Transparenz pflegen und unsere Arbeit gegenüber unseren Kundinnen und Kunden über Onlinemedien, unseren Bankspiegel, bei Veranstaltungen und in der Beratung offenlegen; weil wir immer wieder neue Finan-zierungsformen entwickeln, um für gesellschaftliche Probleme einen Lösungsbeitrag zu leisten.

Nur durch diese enge, aktive Einbindung in gesellschaftli-che Entwicklungen ist die GLS Bank in der Lage, die Alternative zu sein: als eine ausschließlich am Wohl der Menschen orien-tierte Bank. Dies macht die Attraktivität unserer Angebote aus, egal ob Girokonto, Anlage, Kredit, Beteiligung oder Stiftung.

Diese Grundleistungen der GLS Bank, die andere Banken so nicht bieten, konnten wir bis heute immer aus unseren marktüb-lichen Zinsen und Gebühren finanzieren.

Der extreme Rückgang der Zinserträge und die erhebliche Zunahme der Kosten durch die Bankenregulierung, verbunden mit der Digitalisierung, stellt heute alle Banken in Deutschland vor existenzielle Fragen über eine Veränderung ihres Geschäfts-modells. Die um die Hälfte fallenden Zinserträge und die beste-henden Gebühren und Provisionen werden nicht mehr reichen, um die Kosten einer Bank zu decken. Da mögen viele mit Ver-

weis auf die unmenschlichen und gesellschaftsgefährdenden Verhaltensweisen vieler Banken denken: „Na endlich geht es denen auch mal an den Kragen — die Banken haben ohnehin zu viel Geld verdient.“ So richtig das auch sein mag, eine Lösung ist das nicht, denn die Reaktionen sind in der Bankenlandschaft bereits erfahrbar: eine drastische Automatisierung aller Geschäfte ohne Beratung und Filialen mit Massenentlassungen auf der einen Seite; offene oder versteckte Gebührenerhöhun-gen und vor allem ein noch stärker auf Provisionen ausgerich-tetes Geschäftsgebaren auf der anderen Seite. Hinzu kommt dann möglicherweise ein Minuszins auch für Privatanlegerin-nen und -anleger.

Jede Bank wird in dieser historisch einzigartigen Situation ihren eigenen neuen Weg finden müssen. Wir kommunizieren die Frage der Bankfinanzierung und die Entwicklung einer kon-zeptionellen Lösung seit über einem Jahr als offenen Prozess im Bankspiegel, bei Mitgliederveranstaltungen und auch in der Presse. Unser derzeitiger Stand der Entwicklung sieht Folgendes vor:

→ Wir unternehmen derzeit alle Anstrengungen, um trotz zunehmender regulatorischer Anforderungen und dem weiter-hin sehr erfreulichen Wachstum unsere Prozesse, Strukturen und Arbeitsweisen zu vereinfachen, um bis Ende 2017 eine Effi-zienzsteigerung von 25 Prozent zu erreichen. Seit April 2015 brauchten wir dafür außer Auszubildenden und Trainees keine neuen Mitarbeitenden einzustellen. Obwohl wir zuversichtlich sind, dieses Ziel zu erreichen, wird es nicht ausreichen, um die absehbaren Ertragseinbußen auszugleichen.

→ Um unseren Kundinnen und Kunden unsere Grundleis-tung weiterhin mit einer guten Beratung und transparenter Kom-munikation bieten zu können, planen wir einen monatlichen Grundbeitrag. Dieser setzt sich zum Beispiel aus einem kleinen Festanteil zzgl. einem am Volumen (ob Einlage, Kredit oder Wert-papiere) orientierten variablen Anteil zusammen. Der Grundbei-trag soll für jede Kundin und jeden Kunden finanziell tragbar sein und aufgrund der Anzahl der Beitragszahler gleichwohl in der Gesamtsumme die rückläufigen Zinserträge teilweise kompen-sieren. Nur dann können wir unseren Kundinnen und Kunden die oben beschriebene Grundleistung und Werteorientierung weiterhin bieten. Denn diese sind unvereinbar mit versteckten Gebührenerhöhungen und einem provisionsgetriebenen Geschäftsgebaren. Sie sind auch nicht mit einer weitgehend automatisierten, beratungs- und filiallosen Bank möglich.

→ Außerdem stärken wir durch neue Entwicklungen, wie sie in diesem Bankspiegel beschrieben sind, die GLS Gemeinschaft, wobei diese deutlich über Bankdienstleistungen hinausgehen.

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foodwatch Seit 2002 kämpft foodwatch für qualitativ gute Lebensmittel und gegen Missstände in der Lebens-mittelindustrie.

Elektrizitätswerke Schönau Die Schönauer Stromrebellen übernehmen unter dem Motto „Ich bin ein Störfall“ die Stromversorgung ihrer Gemeinde und werden zu einem bundesweiten Versorger für Ökostrom.

SaatgutfondsSeit 1996 fördert die Zukunftsstiftung Landwirtschaft mit Ihrem Saatgutfonds die ökologische Saatgut- forschung ohne Gentechnik.

Global Alliance for Banking on Values (GABV)Das Netzwerk, das die GLS Bank mit gründete, fördert und vertritt international das nachhaltige Bankwesen.

WindkraftfondsNach Tschernobyl legte die GLS Bank den ersten Windkraftfonds in Deutschland auf.

BioBoden eGBioBoden sichert Ackerland in Bürgerhand — denn die Zukunft der Landwirtschaft kann nur ökologisch sein.

Neue Grundlage für unsere Leistungen

Wer das liest, mag sich fragen: „Ist die GLS Bank in Not? Muss ich mir Sorgen um die GLS Bank machen?“ Wer hingegen unsere Jahresabschluss-zahlen liest, mag sich fragen: „Die GLS Bank steht doch blendend da und macht Gewinne. Wo liegt das Problem?“

Unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern sind wir es schuldig, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und aus einer stabilen Situation heraus so zu handeln, dass eine Not auch in Zukunft nicht eintreten wird. Es geht dabei nicht um die Frage, dass wir durch einen Grundbeitrag insgesamt immer höhere Einnahmen generieren, sondern vielmehr darum, einen transparenten Beitrag für zurückgehende Einnahmen zu erzielen.

Einen monatlichen Grundbeitrag dafür, dass eine Bank ihren Geschäftsbetrieb, die Infrastruk-tur, ihre Fähigkeiten, ihr Netzwerk und ihre Kom-munikation bereitstellt und insofern jederzeit für Kundinnen und Kunden leistungsfähig ist, hat es bei einer Bank noch nie gegeben, es erscheint zunächst einmal undenkbar und damit undurch-führbar. Es gibt aber durchaus Beispiele, wo genau so eine Form der Unternehmensfinanzierung seit Jahrzehnten üblich ist, wie zum Beispiel die monat-liche Rundfunkgebühr von 17,50 Euro, der monat-liche Beitrag für Automobilclubs oder der monat-liche Grundpreis für die Stromversorgung in Höhe von ca. acht Euro, den 19 Millionen Bundesbürge-rinnen und -bürger regelmäßig zahlen.

Auch zukünftig wollen wir unsere Leistungen nach sozialen, ökologischen und am ganzheitlichen Menschen ausgerichteten Kriterien erbringen und uns nicht am höchsten Erlös orientieren, den wir durch ein Einzelgeschäft mit dem Kunden machen. Dies war bisher möglich, weil die Kosten durch die Zinsmarge gedeckt waren. Durch die Halbierung der Zinsmarge innerhalb von voraussichtlich vier Jah-ren ab 2014 wird dies nicht mehr möglich sein.

Wandel ermöglichenMit der GLS Bank entstehen neue Initiativen und erfolgreiche Kooperationen. Einige Meilensteine:

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BANKSPIEGEL 1/2016

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Wir bieten Ihnen attraktive Investitionsmöglichkeiten mit entwicklungspolitischem Schwerpunkt und gesellschaftlicher Wirkung — und das weltweit. Für alle, für die beim Investieren nicht nur der wirtschaftliche Erfolg zählt, sondern denen auch die soziale Entwicklung ein Anliegen ist.

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ENErgiE

Vergebene Kredite

24gesamtsumme in Euro

34.045.761

BilduNg

Vergebene Kredite

46gesamtsumme in Euro

11.445.000

SoZiAlES

Vergebene Kredite

44gesamtsumme in Euro

29.129.752

ErNÄHruNg

Vergebene Kredite

47gesamtsumme in Euro

14.964.119

WoHNEN

Vergebene Kredite

28gesamtsumme in Euro

26.867.983

Kredite für nachhaltige WirtschaftIm Gespräch mit Cornelia Roeckl, Abteilungsleiterin Branchenkoordination und -entwicklung

KreditvergabeSie sind GLS Kundin oder Kunde, damit Ihr angelegtes Geld Sinn stiftet? Wir zeigen Ihnen, wo Ihr Geld wirkt. Auf den folgenden Seiten berichten wir über Aktuelles aus unserer Kreditvergabe, veröffentlichen alle Kredite und stellen Ihnen ausgewählte Projekte und Unternehmen vor.

In Zukunft zeigt die GLS Bank separat, welche Kredite in „nachhaltige Wirtschaft“ fließen. Warum?

Wir vergeben immer mehr Kredite an nachhaltige Unternehmen, die nicht unse-ren bisherigen fünf Branchen zugeordnet werden können, also nicht Wohnen, Ener-gie, Ernährung, Bildung oder Soziales. Das kann etwa Fairtrade sein, ökologisches Bauen oder auch ein Industrieunternehmen mit einer nachhaltigen Geschäftspolitik.

Solche Unternehmen sollen nun mehr finanziert werden?Ja, wir werden aktiv auf solche Unternehmen zugehen, zunächst gezielt in Bran-

chen, in denen Nachhaltigkeit bereits stärker thematisiert wird, also etwa bei Öko-textilien und Naturkosmetik, aber auch im Immobilienbereich. Da gibt es großar-tige Unternehmen, die sehr gut zu uns passen, auch wenn sie das noch nicht wissen.

Dazu werden neue Mitarbeiterkompetenzen aufgebaut?Das ist wichtig. Bislang ist es so, dass Wohnprojekte, Schulinitiativen, Biohöfe

und so weiter zur GLS Bank kommen, weil wir sehr gute Branchenkompetenzen haben. Diese Kompetenz wollen wir auf die nachhaltige Unternehmensführung insgesamt ausweiten. Dazu haben wir die Grundlagen für unsere Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter erarbeitet und führen Schulungen durch. Das nützt dann nicht nur Mittelständlern, sondern genauso den Initiativen in unseren bisherigen Bran-chen, etwa wenn es um Energieeffizienz geht.

Ist das ein Schritt heraus aus der Nische?Auf jeden Fall soll deutlich sein: Wir begleiten gerne jedes Unternehmen, das

Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil in seiner Unternehmensstrategie veran-kert. Wir wollen dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und Gesell-schaft insgesamt eine größere Rolle spielt.

NACHHAltigE WirtSCHAFt

Vergebene Kredite

48gesamtsumme in Euro

8.367.243

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BANKSPIEGEL 1/2016

KrEditVErgABE: AKtuEllES

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AWo SANo Nordsee gemeinnützige gmbH 18230 Ostseebad Rerik, Sanierung Ferienzentrum Burhave, 2.404.000 Euro

Clarenbachwerk Köln e. V. 50933 Köln, Modernisierung Decksteiner Mühle, 10.400.000 Euro

Club 68 Köln e. V. 50677 Köln, Betriebsmittel, 8.000 Euro

dorfpark Falkenburg gmbH 27777 Ganderkesee, Erwerb und Umbau ehemaliges Lutherstift, 1.100.000 Euro

Fachklinik Schlehreut ggmbH 94110 Wegscheid, Ablöse Immobiliendarlehen, 2.400.000 Euro

Ficht, Andrea 22589 Hamburg, Betriebsmittel, 18.000 Euro

gebhardt, Manfred 75031 Eppingen, Ablösung Praxisdarlehen, 374.600 Euro

gemeinnützige landbau- Forschungsgemeinschaft 24640 Hasenmoor, Umfinanzierungen, 250.000 Euro

Haus Clarenbach ggmbH, 42899 Remscheid, Neubau Pflegeheim, 2.250.000 Euro

Hermann Jülich Werkgemeinschaft e.V. 22929 Hamfelde, diverse Investitionen in Köthel und Hamfelde, 456.000 Euro

Höhn, Henrike Martina 12159 Berlin, Praxisgründung, 30.000 Euro

Horizonte-BeWo ug & Co. Kg 40489 Düsseldorf, Gründung ambulant betreutes Wohnen, 70.000 Euro

insel e.V. 18573 Altefähr, Baukosten in Altefähr, 430.000 Euro

Janus-rehse gbr 31812 Bad Pyrmont, Investitionen, 460.000 Euro

Kersken, Jonas 44789 Bochum, Praxisgründung, 50.000 Euro

Bau- und Wohngenossenschaft lebendiges Wohnen eg 57074 Siegen, Darlehensverlängerung, 151.130 Euro

Christophorus Wohnheime eg 64625 Bensheim, Neubau Mehrfamilienhäuser, 6.180.000 Euro

F13 turley gmbH 68167 Mannheim, Sanierung, 877.600 Euro

gbr Schwesternheim 14552 Michendorf, Kauf eines kleinen Mehrfamilien- hauses in Michendorf, 300.000 Euro

Habitat Wohnungs- genossenschaft eg 13086 Berlin, Erwerb Erbbaurecht, 472.500 Euro

immobilienentwicklungs- gesellschaft Zwickau mbH 15806 Zossen, Immobilienerwerb, 35.000 Euro

impuls 21: Projektgesellschaft 21107 Hamburg, energetische Sanierung eines Mehrfamilienhauses, 1.100.000 Euro

Johann, Veronika und rebecca 83377 Vachendorf, Sanierung und Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses, 200.000 Euro

JSC Solarinvest ug Co. Kg 09111 Chemnitz, Errichtung Photovoltaikanlage, 701.000 Euro

lebensgarten eg 13187 Berlin, Immobilienfinanzierung, 200.000 Euro

Mehrgenerationenwohnhaus lippstadt eg 59558 Lippstadt, Vorfinanzierung NRW.Bank Mittel, 50.000 Euro

Mosaik Wohnprojekt gmbH 28359 Bremen, Zahlungsbürgschaft, 338.083 Euro

Nature Community eg 81827 München, Erwerb Erbbaurecht, 150.000 Euro

Philia — Verein für sozial- künstlerische lebensgestaltung 51069 Köln, Erwerb Eigentumswohnung, 100.000 Euro

raeume Hausverwaltung gmbH 21335 Lüneburg, Kauf und Umbau Wohnprojekt, 813.000 Euro

Kind, Marcus 49393 Lohne, Kauf Grundstück Diepholz, 200.000 Euro

lackas, Judith 54292 Trier, Einrichtung einer Praxis, 10.000 Euro

landbauforschung e. V. 31275 Lehrte, Betriebsmittel, 40.000 Euro

lautenbacher gemeinschaft ggmbH 88634 Herdwangen-Schönach, Modernisierung des Raphaelhauses, 357.370 Euro

lebensgemeinschaft Wickersdorf e. V. 07422 Saalfelder Höhe, Sanierung der Abwasseranlage und Anschluss an das zentrale Abwassersystem, 80.000 Euro

lebenshilfe Schenefeld 22869 Schenefeld, Umbaukosten, 50.000 Euro

lenze, Veronika 58706 Menden, Eigentumswohnung mit drei Stellplätzen, 260.000 Euro

letzas Pflegeheim gbr 29410 Salzwedel, Umfinanzierung, 208.122 Euro

lichtblick e. V. 79739 Schwörstadt, Betriebsmittel, 35.000 Euro

Mäander Jugendhilfe ggmbH 14089 Berlin, Immobilienkauf, 1.130.000 Euro

Mutabor ggmbH 53783 Eitorf, Betriebsmittel, 60.000 Euro

oberg-Nagel, Klaus günter von 59519 Möhnesee, Betriebsmittel, 30.000 Euro

ott, Axel 70567 Stuttgart, Praxisgründung, 20.000 Euro

Pflegeeinrichtung Cismar gmbH & Co. Kg 22525 Hamburg, Kauf Pflegeeinrichtung Lensahn, 660.000 Euro

Quantum dental gmbH 40221 Düsseldorf, Betriebsübernahme und Betriebsmittel, 126.620 Euro

rEHEi gmbH & Co. Erste Kg 06526 Sangerhausen, Investitionen, 1.300.000 Euro

rEMEi gmbH & Co. Kg 31812 Bad Pyrmont, Investitionen, 350.000 Euro

Sartori, inken 24616 Willenscharen, Kauf Windenergieanlage, 66.000 Euro

SBW Soziales Betreuungswerk ggmbH 06217 Merseburg, Immobilienausbau und Darlehensablösung, 2.161.540 Euro

Schäfer, Susanne 14532 Kleinmachnow, Investition Hebammentätigkeit, 10.000 Euro

Schulz, Egiko und Andrea 79249 Merzhausen, Erwerb Immobilie für Physiotherapiepraxis, 135.000 Euro

Seminarhaus Alte Mühle gmbH 37581 Bad Gandersheim, Kauf und Umbau Einbecker Sonnenberg, 480.000 Euro

Solidago Alpha 60487 Frankfurt am Main, Größtschadensabsicherung, 28.500 Euro

Sozialtherapeutische Hofgemeinschaft Wildkuhl ggmbH 17207 Bollewick, Umfinanzierungen, 446.000 Euro

Stein, Monika ulrike 23701 Eutin, Betriebsmittel, 10.000 Euro

timeout e. V. 79874 Breitnau, Aufbau Außenwohngruppe, 70.000 Euro

tuerkise biographien gmbH 41464 Neuss, Betriebsmittel, 15.000 Euro

Vitra gmbH & Co. Kg 37242 Bad Sooden-Allendorf, Betriebsmittel, 50.000 Euro

Yoga Easy gmbH & Co. Kg 22301 Hamburg, Betriebsmittel, 40.000 Euro

AC eg 37213 Witzenhausen, Erwerb Immobilie, 125.000 Euro

Alternativen am Elbufer eg 20359 Hamburg, Ablösung Investitonsbank Hamburg, 3.693.020 Euro

Amaryllis eg 53229 Bonn, Darlehensverlängerung, 2.003.650 Euro

24 KrEditVErgABE: iM dEtAil

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rawaule Hillentrup gmbH 33649 Bielefeld, Erwerb und Modernisierung eines Mehrfamilienhauses, 300.000 Euro

Schloss Kg 36284 Hohenroda, Betriebsmittelkredit, 10.000 Euro

Stattschloß e.V. 99089 Erfurt, Kauf Mehrfamilienhaus, 207.500 Euro

Sulimma, Katja und Kolja 60433 Frankfurt am Main, Kauf und Sanierung Immobilie für gemeinschaftliches Wohnprojekt, 950.000 Euro

Willy-Fred gmbH 4020 Linz, Erwerb einer Immobilie für neues Wohnprojekt, 2.000.000 Euro

Winter, thomas 93051 Regensburg, Kauf Genossenschaftsanteile, 66.000 Euro

Wir vom gut eg 40591 Düsseldorf, Erwerb einer Immobilie für neues Wohnprojekt, 5.200.000 Euro

Wohnbau bogenständig eg 79199 Kirchzarten, Flüchtlingswohnungen, 244.500 Euro

Wohnbau bogenständig eg 79199 Kirchzarten, Betriebsmittel, 50.000 Euro

Wohnsinn-Aachen gmbH 52064 Aachen, Renovierung, 350.000 Euro

ABo invest Ag 65195 Wiesbaden, Anteilsfinanzierung, 1.000.000 Euro

B.A.u.M. Consult Ag 20259 Hamburg, Übernahme Solarbeteiligungen Partenum GmbH, 2.000.000 Euro

Beck-Projekt gmbH & Co. PV laasdorf Kg 74336 Brackenheim, Kauf einer Photovoltaikdach- anlage, 38.000 Euro

BürgerEnergiegenossenschaft eg 58300 Wetter (Ruhr), Errichtung Photovoltaikanlagen, 302.000 Euro

Eg Solar Bad rodach gmbH & Co. Kg 50825 Köln, Errichtung Photovoltaikanlage, 1.875.000 Euro

EinKehrWind gmbH & Co. Kg 54611 Hallschlag, Errichtung Windkraftanlage, 3.475.000 Euro

Energiepark undenheim gmbH 67245 Lambsheim, Errichtung Windpark, 12.057.410 Euro

famPlus gmbH 80337 München, Betriebsmittel, 20.000 Euro

glS Energie Ag 44789 Bochum, Annuitätendarlehen, 1.800.000 Euro

grundner & grundner Solar gbr 10119 Berlin, Erwerb einer Photovoltaikanlage, 40.000 Euro

Hahn, Andreas 22889 Tangstedt, Kapitalerhöhung Partenum GmbH, 1.000.000 Euro

Hoose und Heydendahl gbr 65582 Diez, Kauf Photovoltaikanlage, 205.000 Euro

Keßler, Fred 65624 Altendiez, Errichtung Windkraftanlage, 5.895.051 Euro

Knut und ines Muskau in gbr 35418 Buseck, Kauf Photovoltaikanlage, 279.000 Euro

Martin, Paul Hermann 35768 Siegbach Eisemroth, Maschinenfinanzierung, 20.000 Euro

Naturenergie Bäumlehof gmbH 88637 Leibertingen, Erneuerung Blockheizkraftwerk, 150.000 Euro

NaturStromVersorgung Wöbbelin gmbH & Co. Kg 19288 Wöbbelin, Errichtung Photovoltaikanlage, 790.000 Euro

Procyon Capital gmbH 47239 Duisburg, Errichtung Photovoltaikanlage, 216.200 Euro

Procyon Solutions gmbH 47239 Duisburg, Errichtung Photovoltaikanlage, 96.500 Euro

Protea Energy Farm gmbH & Co. Kg 70794 Filderstadt, Finanzierung Windkraftanlage, 961.600 Euro

PVA Kirn ug & Co. Kg 88400 Biberach an der Riß, Finanzierung einer Photovol- taikdachanlage, 1.580.000 Euro

Schirmer, Mathias 04613 Lucka, Photovoltaikanlage , 45.000 Euro

SP Kaufbeuren gmbH & Co. Kg 91154 Roth, Nachfinanzierung Photovoltaikanlage,100.000 Euro

Wersebe, Bernhard von 10627 Berlin, Kauf landwirtschaftliche Fläche, 100.000 Euro

35 services e.V. 10557 Berlin, Selbsthilfewerkstatt, 18.000 Euro

Akademikerbund Hamburg e.V. 20146 Hamburg, neue Kindertagesstätte, 250.000 Euro

Baugenossenschaft Waldmeister Eicken eg 49324 Melle, Neubau Schulgelände, 550.000 Euro

Be the change — Stiftung 93191 Rettenbach, Erwerb Grundstück, 600.000 Euro

BK für Kinder gmbH 73728 Esslingen am Neckar, Investitionen Kindergarten, 144.200 Euro

Buddhismus Stiftung diamantweg Konstanz 64287 Darmstadt, Umbau, 30.000 Euro

Bürgerstiftung rohrmeisterei Schwerte 58239 Schwerte, Betriebsmittel, 50.000 Euro

ClB Collaboratorium Berlin 10969 Berlin, Gründung Kollaboratorium, 25.000 Euro

der Bunker e. V. 44894 Bochum, Renovierungsmaßnahmen, 80.000 Euro

der Hof' — Niederursel e.V. 60439 Frankfurt am Main, Dachsanierung und Umschuldung, 120.000 Euro

dock 11 gbr 10435 Berlin, Immobilienkauf, 1.166.000 Euro

dock europe e. V. 20357 Hamburg, Ausbau Räumlichkeiten, 100.000 Euro

Emil-Molt-Schule Freie Waldorfschule e.V. 75365 Calw, Darlehensumschuldung, 80.000 Euro

EPE Elbe Ponton Entwicklung 20539 Hamburg, Errichtung Elbe Ponton, 300.000 Euro

eQuinoxe Europe Verein zur Förderung der Filmkunst e. V. 10969 Berlin, Garantie für erhaltene Zuschüsse, 105.000 Euro

Evangelischer Schulverein Pirna e. V. 01796 Pirna, Kauf und Sanierung Schulgebäude, 3.408.000 Euro

Eventus-Bildung e.V. 13347 Berlin, Mietkaution, 50.000 Euro

Flachsland Zukunftsschulen ggmbH 22083 Hamburg, Umschuldung, 20.000 Euro

Freie Schule Mölln e.V. 23879 Mölln, Neugründung einer Schule, 150.000 Euro

Freie Schule untertaunus e.V. 65326 Aarbergen, Betriebsmittel, 10.000 Euro

Freie Waldorfschule Aalen e.V. 73431 Aalen, Ablösung Mitgliederdarlehen, 175.000 Euro

Förderverein Freie Schule lindenstraße e. V. 27711 Osterholz-Scharmbeck, Betriebsmittel, 10.000 Euro

FWS Wolfsburg e.V. 38444 Wolfsburg, Neubau einer Schmiede, 50.000 Euro

garuda e. V. 13187 Berlin, Erwerb Kinderladen, 160.000 Euro

ichthys e. V. 19399 Techentin, Sanierung und Innenausbau eines eigenen Gebäudes zum Heil-, Seminar- und Beratungszentrum, 460.000 Euro

ig Frauen und Familie e. V. 17291 Prenzlau, Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, 75.000 Euro

irgendwie Anders ggmbH 04105 Leipzig, Betriebsmittel, 20.000 Euro

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BANKSPIEGEL 1/2016

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Junikäfer e. V. 12105 Berlin, Gründung Kindertagesstätte, 30.000 Euro

Kinderinseln Berlin Nord 10178 Berlin, Neueröffnung Kindertagesstätte, 200.000 Euro

Kinder und Eltern für integration e. V. 21029 Hamburg, Neubau eines Kitagebäudes, 274.000 Euro

Kreative Schulgesellschaft thüringen ggmbH 99099 Erfurt, Vorfinanzierung von Betriebs-mitteln, 50.000 Euro

KunstWohnWerke München eg 81673 München, Darlehensverlängerung, 172.000 Euro

lernwerft ggmbH 24159 Kiel, Umschuldung, 40.000 Euro

life School Frankfurt ggmbH 60488 Frankfurt am Main, Betriebsmittel, 400.000 Euro

lifExperience ggmbH 10117 Berlin, Erweiterung Kindertagesstätte, 45.000 Euro

little Kiwis internationaler Kindergarten 13591 Berlin, Eröffnung Kindertagesstätte, 15.000 Euro

loh, Andreas 24939 Flensburg, Büroeinrichtung, 20.000 Euro

Montessorischule Niederbarnim 16321 Bernau, Ablöse von bestehenden Verbindlichkeiten bei der KfW, 100.000 Euro

Performance Electrics ggmbH 70184 Stuttgart, Betriebsmittel, 11.000 Euro

Schloss tempelhof e.V. 74594 Kreßberg, Liquiditätshilfedarlehen, 75.000 Euro

Stijohann, Anna 50733 Köln, Investitionen „Stimmsinn“, 10.000 Euro

Strausberger Bildungs- und Sozialwerk e.V. 15344 Strausberg, Vorfinanzierung Fördermittel, 15.000 Euro

VBF integration e. V. 12435 Berlin, Erweiterung Kindertagesstätte, 30.000 Euro

Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Filderstadt e.V. 70794 Filderstadt, Ablösung Elterndarlehen, 1.000.000 Euro

Waldorfpädagogik ostthüringen e.V. 07745 Jena-Göschwitz, Baukosten Waldorfkindergarten, 741.800 Euro

Webers, thomas 53111 Bonn, Betriebsmittel, 10.000 Euro

Amann, Michaela 74427 Fichtenberg, Stallanbau für Ammenkuh- haltung, 135.000 Euro

Andechser Molkerei Scheitz gmbH 82346 Andechs, Nachrangdarlehen, 4.500.000 Euro

Bach, Michael 02929 Rothenburg, Gebäudesanierung mit Ausbau Bäckerei, 258.500 Euro

Backwerk demeter-Bäckerei 30173 Hannover, Anschaffung Rührmaschine, 10.000 Euro

Bingenheimer Saatgut Ag 61209 Echzell, Betriebsmittel, 100.000 Euro

Biomarkt Hauser oHg 79802 Dettighofen, Neubau Biomarkt Hauser, 2.510.000 Euro

Biomichl oHg 82362 Weilheim, Betriebsmittel, 150.000 Euro

blattfrisch gmbH 22089 Hamburg, Betriebsmitteldarlehen, 85.000 Euro

deimling, Peter 57614 Mudenbach, Kauf Acker, Grünland, 55.000 Euro

ErdmannHAuSEr gmbH 71729 Erdmannhausen, Ablösung Baudarlehen und Finanzierung Neubau, 650.000 Euro

Eschenhof gbr 59494 Soest, Betriebsmittel, 48.000 Euro

gärtnerhof am Stüffel e.V. 22395 Hamburg, Kauf Acker, 100.000 Euro

gärtnerhof Entrup eg 48341 Altenberge, Investitionen Gärtnerhof, 30.000 Euro

gläserne Meierei gmbH 19217 Dechow, Betriebsmittel-/Bürgschafts-rahmen, 500.000 Euro

goyert, Annette 67317 Altleiningen, Kühlhaus und Traktor, 23.000 Euro

grundei & Federmann gbr 82031 Grünwald, Umbau und Ladeneinrichtung für Bistro, 199.580 Euro

gut Wulksfelde gmbH 22889 Tangstedt, Kartoffelkühlung und Mobilstall, 167.000 Euro

Haimburger & Wagner gbr 80687 München, Betriebsmittel, 15.500 Euro

Hamfelder Hof Bauernmeierei gmbH & Co. Kg 21493 Mühlenrade, Betriebsmittel, 500.000 Euro

Hartmann, Michael 15345 Garzin, Betriebsmitteldarlehen, 100.000 Euro

Heuvel, Bernhard 47495 Rheinberg, Ausbau Imkerei, 215.000 Euro

Hof dannwisch Betriebsgemeinschaft 25358 Horst, mobile Hühnerställe, 219.250 Euro

Hof Medewege gbr 19055 Schwerin, mobiler Hühnerstall, 120.000 Euro

Hüpgen-dos Santos Nunes, Brigitte 51766 Engelskirchen, Investitonskredit, 40.000 Euro

Kattendorfer Hofladen gmbH 24568 Kattendorf, Erwerb Kühlzelle und Zubehör, 25.000 Euro

Kempfle, lothar 89312 Günzburg, Betriebsmittel, 12.000 Euro

Kirchmann, Petrina 45665 Recklinghausen, Bioladengründung, 40.000 Euro

Küthe, robert 34508 Willingen, Stallbau, 280.000 Euro

lamprecht, Frank 78727 Oberndorf am Neckar, Betriebsmittel, 20.000 Euro

löwenzahn Biofeinkost e. K. 33602 Bielefeld, Eröffnung Bioladen Löwenzahn in Gütersloh, 330.000 Euro

lutz, georg, 22926 Ahrensburg, Betriebsmittel, 40.000 Euro

lyding gmbH 45479 Mülheim an der Ruhr, Renovierung Bioladen Mülheim, 147.000 Euro

Max rohrer gmbH 28201 Bremen, Finanzierung der Unternehmens- nachfolge, 210.000 Euro

Mehlwurm e. V. 63667 Nidda, Umzug und Erweiterung Bioladen, 62.630 Euro

Mosterei Ketzür gmbH 14778 Beetzseeheide, Maschinenfinanzierung, 25.000 Euro

Naturgut gmbH 70193 Stuttgart, Finanzierung Ladenausstattung, 210.659 Euro

Naturgut Stuttgart oHg 70193 Stuttgart, Finanzierung Ladenausstattung, 40.000 Euro

Ökodorf Brodowin land- wirtschafts gmbH & Co. Kg 16230 Brodowin, Finanzierung landwirtschaftlicher Flächen, Ablösung anderer Finanzierungen, 1.750.000 Euro

Ökoring Handels gmbH 82291 Mammendorf, Terminkredit, 250.000 Euro

roggenkamp organics Ag 33442 Herzebrock-Clarholz, Lieferantenbürgschaft, 70.000 Euro

rüffer, Hans und irma 36381 Schlüchtern, Landkauf für Yakzucht, 100.000 Euro

Schulte-remmert, Wilhelm 59558 Lippstadt, Betriebsmittel, 55.000 Euro

Stadtgut görlitz gmbH 02827 Görlitz, Neupflanzung Apfelbäume, 75.000 Euro

Vinaturel gmbH 82335 Berg, Betriebsmittel, 250.000 Euro

Willert, olaf 16321 Rüdnitz, Grundstückskauf, 186.000 Euro

Wohlfarth, Christoph 10115 Berlin, Bioschokoladenmanufaktur, 25.000 Euro

26 KrEditVErgABE: iM dEtAil

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Bender, Jürgen 79254 Oberried, Kauf eines forstwirtschaftlichen Krans, 84.000 Euro

Bioland Hof Jeebel oHg 29410 Salzwedel, Betriebsmittellinie, 300.000 Euro

Brucker-Fenster-Weltladen eg 82256 Fürstenfeldbruck, Eröffnung Eine-Welt-Laden, 10.000 Euro

Buchhandlung & Antiquariat Engel & Co. gmbH 70184 Stuttgart, Betriebsmittel, 20.000 Euro

competitionline Verlags gmbH 10969 Berlin, Betriebsmittel, 150.000 Euro

der Schäferhof 14558 Nuthetal, Investitionen Schäferhof, 90.000 Euro

duffner Blockbau Zimmerei 72181 Starzach, Betriebsmittel, 23.000 Euro

Ebhardt und Bergmann in gbr 22395 Hamburg, Ablösung Sparkassendarlehen, 110.000 Euro

EE Naturenergie gmbH 31134 Hildesheim, Erwerb einer Immobilie, 85.000 Euro

freudensprung fashion gbr 83229 Aschau, Gründung Fairtrade-Modelabel, 20.000 Euro

fux eg 22765 Hamburg, Kauf, Umbau und Sanierung der ehemaligen Viktoria-Kaserne, 3.650.000 Euro

gauger&röhrs Bautenschutz GmbH 22765 Hamburg, Betriebsmittel, 30.000 Euro

gbr KitA Am grasbrookpark 20095 Hamburg, Bau Kindertagesstätte, 1.608.040,20

Haenen, reinier 23554 Lübeck, Theaterwagen, 20.000 Euro

Halser, Nadin 16278 Angermünde, Erwerb von „Celine Caravan“, 85.000 Euro

Hartmann, Christian 82396 Pähl, Ostheopathieverlag, 30.000 Euro

HempConsult gmbH 40470 Düsseldorf, Nachfinanzierung Schälmaschine, 338.250 Euro

Heute ist Morgen oHg 12055 Berlin, Ladenausstattung mit nachhal-tigen Produkten, 20.000 Euro

hub23 coworking 22769 Hamburg, Betriebsmitteldarlehen, 38.953 Euro

inbetween. huven. kemper gbr 53113 Bonn, Betriebsmittel, 15.000 Euro

iNti tours e. K. 73326 Deggingen, Betriebsmittel, 18.000 Euro

Kleingärtnerverein Hasloh e. V. 25474 Hasloh, Kauf Naherholungsfläche, 71.000 Euro

Korn und Stübing gbr 35440 Linden, Betriebsmittel, 25.000 Euro

Köther, Natalie 21039 Hamburg, Betriebsmittel, 16.000 Euro

Kottmeier, Martin 22529 Hamburg, Betriebsmittel, 60.000 Euro

Kurze, Burkhard 65193 Wiesbaden, Betriebsmittel, 30.000 Euro

leihgemeinschaft 2 Villa Christophorus Haus 09328 Lunzenau, Leih-und Schenkgemeinschaft, 10.500 Euro

luri.watersystems.gmbH 10179 Berlin, Betriebsmittel, 60.000 Euro

mobisol gmbH 10997 Berlin, Auslandsbürgschaft/-garantie, 187.000 Euro

Mohr, Christian 25336 Elmshorn, Bioimbissgeschäft, 30.000 Euro

Nuffel, Kai Philip van 44793 Bochum, Investition, 15.000 Euro

PaulCamper gmbH 10245 Berlin, Betriebsmittel, 50.000 Euro

Pelka, Silke 20535 Hamburg, Betriebsmittel, 15.000 Euro

Pixner gmbH 82541 Münsing, Betriebsmittel, 15.000 Euro

radsack, Birger 19205 Gadebusch, Ausbau Schmiede, 10.000 Euro

rauscher, Stefan 10247 Berlin, solarbetriebene Kleingeräte und Solaruhren, 50.000 Euro

reeh, Paul-gerhard 80803 München, Investitionskredit, 60.000 Euro

ross, Schmidt & Partner gbr 85649 Brunnthal, Umschuldung Betriebsmittelkredit, 80.000 Euro

SaftCraft gmbH & Co. Kg 48231 Warendorf, Mietkaution, 12.000 Euro

Schlesiger, Marco 45279 Essen, Gründerkredit für Coaching, 30.000 Euro

Schröder, Stefan 31608 Marklohe, Betriebsmittel, 24.500 Euro

Sorg Hörgeräte-Akustik gmbH 78136 Schonach im Schwarzwald, Umbau Schwarzwaldhof zum Seminarhaus, 300.000 Euro

Spicka, Myriam 23919 Berkenthin, Betriebsmittel, 25.000 Euro

Stg-MitarbeiterBerater gmbH 91056 Erlangen, Betriebs- und Geschäfts- ausstattung, 140.000 Euro

Sutter 3 Kg 79199 Kirchzarten, Betriebsmittel, 10.000 Euro

Wendt, Hans-Peter Erich 17291 Carmzow-Wallmow, Kauf landwirtschaftlicher Flächen, 225.000 Euro

Zakaria, Edgar 30449 Hannover, Betriebsmittel, 21.000 Euro

zündstoff. gbr 79098 Freiburg im Breisgau, Betriebsmittelkredit, 50.000 Euro

AllgEMEiNES

Kredite an Privatpersonen für Wohnbau

169gesamtsumme in Euro

20.146.335

Kredite an Privatpersonen

44gesamtsumme in Euro

1.969.030

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BANKSPIEGEL 1/2016

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Grüne, weite Wiesen, durchzogen von der blauen Havel und vielen klei-nen Inseln. Kirschbaumwiesen in voller Blüte. Und mittendrin eine Herde schwarzer, gehörnter Tiere. Bei genauerem Hinsehen erkennt man kleine und große Wasserbüffel, die grasend und dösend die ersten wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Auf den nicht weit entfernten Kirschwiesen scharren und picken bunte Hühner gackernd vor sich hin. Wir befinden uns im Naturschutzgebiet Wolfsbruch im Havelland. Das Städtchen Wer-der, bekannt für seine bunten Baumblütenfeste, liegt direkt vor uns. Die drei Familien vom Biohof Werder haben hier 2015 angefangen, naturna-hen ökologischen Landbau zu betreiben und handwerkliche Produkte für die Regionen Werder, Potsdam und Berlin zu erzeugen. Ihr innovatives

Konzept, ganz ohne klassische Hofstelle: Die Feucht-wiesen von Wasserbüffeln begrasen und düngen zu lassen, den Gästen Bioland-Kirschen zum selbst Ern-ten anbieten, und die Hühner kümmern sich in den Obsthainen um die Maden der Kirschfliege und dün-gen ganz nebenbei auch noch den Boden.

Starten konnte der Biohof Werder mit Land von der BioBoden Genossenschaft. Dank des Engage-ments von über 1.800 Mitgliedern konnte die im April 2015 gegründete Genossenschaft bereits für zehn Ökobetriebe rund 465 Hektar Boden (ca. 651 Fußballfelder) im Norden und Osten Deutschlands zur Verfügung stellen. Neben dem neuen Biohof Werder sind das auch alteingesessene GLS Kunden wie der Hof Mahlitzsch, der Demeter-Betrieb vor den Toren Dresdens. Das Ziel von BioBoden: mehr Bioanbaufläche in Deutschland und mehr regio-nale Lebensmittel auf unseren Tellern zu ermögli-chen. Der Start ist gelungen!

www.gls.de/bioboden

BioBoden: Die ersten Knospen brechen aufZum Beispiel im Naturschutzgebiet Wolfsbruch im Havelland

tEXt Sophia Krebber

28 glS gEMEiNSCHAFt

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Endlich gibt es auch ein Café auf dem Vielseitenhof in Trebitz, einem Dorf zwischen Leipzig und Berlin. 2015 wurde der Um- und Ausbau des alten Stallgebäudes zum Café fertig und seit-dem tauschen sich hier Hofbewohner und alteingesessene Trebitzer aus. Ab und zu kommen hungrige Fahrradfah-rer vorbei, die auf dem Europaradweg durch Brandenburg in Richtung St.

Petersburg unterwegs sind. Sie freuen sich besonders über den Kuchen als kleine Stärkung für die Weiterfahrt.

Mónica Vasquez und Christine Kannenberg, die Betreiberinnen des Cafés, genießen es, nun auch einen Austauschort auf ihrem Hof zu haben: „Es ist schön, hier im Dorf einen solchen Ort zu haben, der Begeg-nung und Vernetzung, Kultur und einfach auch gemütliches Einkehren ermöglicht. Zugleich wollen wir ein attraktives Angebot für Touristen sein, zum Beispiel für radelnde Gäste, die auf dem Europaradweg durch unser Dorf kommen und hier übernachten können.“

Der Vielseitenhof ist aber nicht nur Café und Gästezimmer, sondern viel mehr! Seit 2010 wohnen hier drei Familien, insgesamt sechs Erwach-sene und acht Kinder. Sie haben sich ganz bewusst dafür entschieden, einen Hof auf dem Land zu kaufen. Die Familien wollten ein Leben mit-ten in der Natur für sich und ihre Kinder. Raus aus den anonymen Struk-turen der Stadt und hin zu einem Raum für Kunst, Handwerk und Land-wirtschaft. Einige der Erwachsenen arbeiten weiterhin in der Stadt, auf dem Hof aber wollen sie möglichst unabhängig sein. Energie, Pflege, Ernährung, Unterstützung im Alltag — hier können sie vieles selbst erzeugen und sich gegenseitig helfen und unterstützen.

Nach zweijähriger Suche fanden die Familien 2010 den 1896 erbau-ten Hof bei Brück und nach umfangreicher Sanierung des Wohnhau-ses mit nachhaltigem Energiekonzept und ökologischen Baumateria-lien zog die Gruppe im Sommer 2013 ein. Die GLS Bank finanzierte das Vorhaben mit einem Kredit in Höhe von 205.000 Euro inklusive KfW-Mitteln. Das Projekt wird nach dem Modell des Mietshäuser Syndikat organisiert. Ein Verkauf oder eine Umwandlung in Privateigentum sind somit ausgeschlossen. Dadurch ist die Immobilie dem Kapitalkreis-lauf entzogen und bleibt dauerhaft ein selbst verwaltetes Wohnpro-jekt mit sozial verträglichen Mieten.

Heute schmieden die Familien neue Pläne. Seit einem Jahr gehört ein rüstiges Seniorenpaar zu der Gruppe, das zunächst in der Nachbar-schaft untergekommen ist. Außerdem werden die Kinder immer größer. Weiteren Wohnraum zu schaffen, steht daher ganz oben auf der Wunschliste — auch gerne wieder mit der GLS Bank.

www.vielseitenhof.de

Der Vielseitenhof für Kunst, Handwerk und Landwirtschaft

tEXt Sophie löhlein

Raus aufs Land

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Ein Schulgarten ist gut — viele sind besser!

tEXt Falk Zientz

Wachstum für Sozial- unternehmen

und damit ihre sozialen und ökologischen Ziele bes-ser zu erreichen. Auf der anderen Seite sind auch erste Investoren zunehmend daran interessiert, sich am Erfolg von solchen Changemakern zu beteiligen. Zu den ersten dieser Investoren gehörte die GLS Treuhand. „Auch mit unserem Vermögen, das wir nicht als Zuwendung vergeben, wollen wir Neues ermöglichen“, so Joachim Rang, Vermögensmana-ger der GLS Treuhand. Dass dies mit dem Ackerde-mia e. V. möglich ist, überzeugte ihn letztlich. In die-sem Sinne investierte die GLS Treuhand im letzten Jahr in drei weitere Sozialunternehmen: Schmöker-kisten UG, Gründer 50plus UG sowie die Bürger-werke eG. Wie wichtig dem Investor die sozialen Ziele sind, wird auch in den Verträgen deutlich. Wenn die GemüseAckerdemie tatsächlich die vie-len Schüler erreicht, dann gilt ein geringerer Zins-satz. Bei einer hohen Sinnrendite wird also die monetäre Rendite reduziert.

Für solche Modelle engagiert sich schon lange und intensiv Karsten Zengerling, der das Betei-ligungsgeschäft der GLS Bank leitet. Als nächs-ten Entwicklungsschritt plant die Bank eine Finanzierungsparternschaft, die regelmäßig in Sozialunternehmen investiert. „Das könnten neben der GLS Bank vielleicht fünf bis acht wei-tere Investoren sein, die in einem weitgehend stardardisierten Entscheidungsprozess gemein-sam mit uns Nachrangdarlehen investieren wür-den.“ Um das Management wird sich die GLS Beteiligungs AG kümmern. „Bei einem echten Impact Investing darf das Verdienen nicht im Vordergrund stehen“, so Karsten Zengerling.

Die Schülerinnen und Schüler der GemüseAckerdemie dagegen verdienen durchaus. Manches ihrer Eigenerzeugnisse wird über den Zaun verkauft oder an die Schulmensa. Das ist auch eine Form der Wertschätzung.

Ein Schulgarten ist eine tolle Sache — das wissen wir von unseren vie-len Waldorf- und Alternativschulen. Auch an der Realschule Bedburg haben die Schülerinnen und Schüler 2013 ihren Garten bekommen, orga-nisiert von einer Initiative um den Agrarökonomen Dr. Christoph Schmitz. Allerdings kam diese Initiative schnell darauf, dass sie es bei diesem einen Projekt nicht belassen wollte, und gründete den Ackerdemia e. V. mit dem Ziel, möglichst viele Schulen zu erreichen. Tatsächlich betreute sie 2015 schon 24 Schulen mit 850 jungen Gärtnerinnen und Gärtnern und erhielt fast nur begeisterte Rückmeldungen. „Unser Sohn hat angefangen, überall Samen aus-zusähen. Er war selten so überzeugt von seiner Arbeit und unendlich stolz“, so eine Mutter. Eine Lehrerin bemerkte: „Es ist wichtig, dass Kinder etwas Praktisches machen. Durch praktische Arbeit ist das Lernen nachhaltiger und intensiver, es bleibt länger im Kopf.“ Dafür wird jede Schule von einem persönlichen AckerBerater unterstützt, kann einen eigenen AckerBlog schalten, erhält ein gut ausge-arbeitetes Curriculum und weitere fachliche Unter-stützung. Es geht um Naturwahrnehmung, gesunde und wertschätzende Ernährung und damit auch um Themen wie „Tomaten im Winter“ und „Verwenden statt Verschwenden“. Mehrere Aus-zeichnungen erhielt die Ackerdemia dafür bereits. Mit ihrem Anliegen hat sie offensichtlich den rich-tigen Nerv getroffen. Aber bei diesen Erfolgen will sie es immer noch nicht belassen: Bis 2020 sollen bundesweit 650 Schulen mit jährlich 20.000 Schü-lern erreicht werden!

In anderen Branchen wäre spätestens damit der Punkt erreicht, einen Business Angel, eine Venture-Capital-Beteiligungsgesellschaft oder einen ande-ren Risikokapitalgeber zu suchen, denn es geht um Skalierung und Wachstumsfinanzierung. Aber ist das nicht auch ohne Profitmaximierung möglich? Es stellte sich heraus, dass Ackerdemia mit dieser Frage nicht alleine ist. Einige weitere Sozialunter-nehmen arbeiten daran, möglichst viele Menschen

„Ich hätte nie gedacht, dass unser Gemüse so groß wird wie das, was man im Supermarkt kauft.“

Schüler aus Brandenburg

30 glS gEMEiNSCHAFt

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Gatanga ist eine kleine Provinzhauptstadt in Zent-ralkenia. Hier arbeitet eine beeindruckende Partner-organisation der Zukunftsstiftung Entwicklung, die Schule machen kann: die Youth Action for Rural Development (YARD). Bislang ist YARD dafür bekannt, dass sie Kleinbäuerinnen ausbildet, die sich in Selbst-hilfegruppen zusammengeschlossen haben. Sie ver-sorgen rund 4.000 Aidswaisen. Jede Frau kümmert sich durchschnittlich um vier Kinder; einzelne auch um bis zu zehn oder zwölf Kinder. Damit sie ihre eigene Familie und ihre Zöglinge versorgen können, werden die Frauen von YARD im organischen Land-bau geschult, halten Kleintiere wie Hasen und Hüh-ner, züchten Ziegen oder produzieren Saft und Mar-melade — und verkaufen ihre Produkte.

Jetzt hat YARD ein weiteres Hilfsinstrument aufgebaut: die Foodbank Gatunyu. Diese ist zugleich Lager, Warentauschbörse und Verkaufs-stelle von Saatgut, Getreide und Futtermitteln. Damit wertet die Bank lokales Saatgut samenfes-ter Sorten auf und trägt mit dazu bei, dass lokales Saatgut erhalten wird. Kleinbäuerinnen und Klein-bauern können hier ihr Saatgut und ihr Getreide sicher und trocken lagern — eine Möglichkeit, über die sie ansonsten nicht verfügen. Dazu führen sie ein „Sparbuch“, in dem Datum, Menge und Markt-wert des von ihnen eingebrachten Gutes eingetra-gen werden; das Gleiche wird im Buch der Food-bank vermerkt. Auch können die Kleinbäuerinnen ihr Saatgut gegen Lebensmittel eintauschen, die in ihrer Region nicht wachsen, wie etwa Reis. Ohne Geld können sie so ihre Ernährung verbessern.

Wichtig ist auch das Bezahlsystem Mpesa, mit dem Mitglieder per Handy zahlen können. Daran sind weitere kleine Unternehmungen vor Ort angeschlos-sen, etwa ein Krämerladen mit Dingen für den all-täglichen Bedarf und der ortsansässige Schönheits- und Friseursalon. Damit ist ein eigenes Kleinkreditsystem für Mitglieder geschaffen worden, die ansonsten aufgrund ihrer Mittellosigkeit keinen Zugang zu tradierten Bankkonten geschweige denn Krediten haben.

Durch die Food Bank mit ihren verbundenen Unternehmen und das Mpesa-System zirkuliert das virtuelle Geld stärker innerhalb der lokalen Gemein-schaft. Einkommensschwache Monate können zu tragbaren Zinsen überbrückt werden. Und für man-che Einkäufe — etwa von Reis — müssen die Men-schen das Städtchen nicht mehr verlassen.

Die Food Bank trägt sich selbst, aus den Erlösen der Differenz zwischen dem Marktpreis am Tag der Einlagerung und dem Marktpreis am Tag der Abholung sowie durch den Verkauf von Mehl. Die Fähigkeit, sich selbst zu finanzieren, der sozialunternehmerische Blick — das war für die Zukunfts-stiftung Entwicklung der GLS Treuhand bereits vor elf Jahren bei der Grün-dung von YARD ganz zentral. Tausende Menschen konnten seither ihre Ernährung verbessern. Nun schafft YARD mit der Food Bank ein Gemein-schaftsmodell, das in weiteren Gemeinden Schule machen kann.

zukunftsstiftung-entwicklung.de

Mobile Payment und GetreideEine Bank für Saatgut und Getreide in Kenia setzt sich für die Regionalisierung von Geldkreisläufen und Gemeinschaftsbildung ein.

tEXt dr. Annette Massmann

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Repowering in der Eifel

iNtErViEW Marian thöne

Wie geht die GLS Bank ein solches Projekt an?Mit rund 64 Millionen Euro war dies das höchste Investitionsvolumen

in der Geschichte der GLS Bank. So ein Großprojekt ist nur in Teamarbeit zu realisieren. Seit Beginn der Planungen vor fünf Jahren arbeiteten Kol-leginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen eng zusammen. Der Beteiligungsbereich hat den Windpark projektiert und die Finanzierung strukturiert, die dann ein Konsortium aus mehreren Banken übernahm. Unser Kreditbereich stellte außerdem Gelder zur Zwischenfinanzierung bereit und das Vermögensmanagement warb eigenkapitalähnliche Mit-tel bei einer ärztlichen Versorgungskasse ein. Insofern ist das ein Vorzei-geprojekt für eine perfekte interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der GLS Bank.

Inwiefern sind auch Bürgerinnen und Bürger daran beteiligt?Schon für den ersten Windpark im Jahr 1999 wurde die GLS Windpark

Schleiden GmbH & Co. KG mit über 235 Kommanditisten gegründet. Die Kommanditisten von damals sind dieselben, die nun als Eigentümer des neuen Windparks grünes Licht für das Repowering gaben. Rund ein Drit-tel von ihnen stammt aus der Umgebung. Vereinbart ist auch, dass Teile der Pacht an soziale Projekte in der Region gehen — von der Kita bis zum Fußballverein. Viele Leistungen, etwa der Bau der Zufahrtswege, der lan-gen externen Kabeltrasse und der Fundamente, wurden von lokalen Unter-nehmen erbracht. Wichtig ist auch, dass wir die regionale Fauna berück-sichtigen. Per Batcorder zeichnen wir Flugbewegungen von Fledermäusen auf — um die Windräder während ihrer Hauptflugzeiten stillstehen zu las-sen. Und zu Erntezeiten, wenn zum Beispiel Rotmilane kommen, stellen wir sie für bis zu fünf Tage ab, um nur ein paar Punkte zu nennen …

Wie geht es weiter mit dem Repowering?Schon dieses Jahr soll der Windpark mindestens 84 Millionen Kilo-

wattstunden Strom erzeugen. Das reicht, um über 25.000 Haushalte zu versorgen, und spart im Vergleich zu anderen Energiequellen Hundert-tausende Tonnen CO₂. Für die Zukunft sind schon zwei neue Windpark-Repowerings in Vorplanung — ein weiteres in Nordrhein-Westfalen und eines in Sachsen-Anhalt. Beim Projekt Schleiden haben wir einen so star-ken Erfahrungsschatz gewonnen. Den wollen wir jetzt für weitere Grünstromprojekte nutzen.

Hoch oben in der Eifel drehen sich 13 neue Windrä-der. Die GLS Bank hat den Windpark Schleiden-Schö-neseiffen von Grund auf erneuert. Auf derselben Flä-che wird jetzt fast dreimal so viel Strom produziert wie bisher. Anders als bei einer Kreditvergabe hat die GLS Bank das Repowering des Windparks von Anfang an komplett selbst initiiert. Dazu Marcus Fütterer aus dem Beteiligungsbereich.

Worum geht es beim Repowering?In Schleiden wollten wir einen fantastischen

Windstandort auf einem Hochplateau effektiver nutzen. Es gibt nicht so viele gute Windstandorte in Deutschland, und die öffentlich-rechtliche Pla-nung neuer Standorte dauert. Durch das Repowe-ring bestehender Anlagen können wir das beschleu-nigen. Die alten Anlagen werden verkauft, meist ins Ausland, wo sie weiterhin Strom erzeugen. Anlagen nach heutigem Standard sind viel leistungsstärker und haben größere Rotoren, die ruhiger drehen. Es gibt weniger Ausfälle und Reparaturbedarf.

Windkraft weiter- entwickeln

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Eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände des Institutes für Waldorf-Pädagogik in Witten-Annen, mit Schulplätzen in der benachbarten Wal-dorfschule, mit Kursen und künstlerischen Angeboten von den Studie-renden, mit Werkstätten, um sich auszuprobieren und sich neue Kompetenzen anzueignen — für ein solch umfassendes Projekt wollte das Institut kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Engagiert wurde gebaut und konzipiert, um ab Februar 25 Geflüchtete begrüßen zu können. Willkommenskultur ist in Witten keine vorübergehende Erscheinung. „Witten hat keinen Platz für Rassismus“ steht schon seit mehreren Jahren an den Ortsschildern.

Doch dann kam die Nacht zum 26. Januar 2016. Es brannte bis in den Vormittag hinein. Von den Bauten blieben nur noch Ruinen übrig — in denen die Polizei Brandbeschleuniger fand. Damit gab es in Witten bereits den zweiten Anschlag gegen Flüchtlingsunterkünfte. Gerhard Stocker vom Institut erzählt von der Trauer, Wut und Resignation am Tag nach dem Brand: „Dann wurde aber schnell klar: Da muss ein deut-liches Zeichen gesetzt werden.“ Es gab Treffen mit Studierenden des Institutes und der Uni Witten/Herdecke, mit Anwohnern und Flücht-

lingsinitiativen. Dabei entstand die Vision, genau an der gleichen Stelle ein Gemeinschaftshaus zu errichten, in dem Integration gelebt wird. Es soll ein Ort für 25 Flüchtlinge und zehn Studierende geschaffen werden, an dem diese zusammen leben und auch gemeinsam ein kleines Hotel bewirt-schaften. „Dann haben sie gleich eine gemeinsame Aufgabe“, erklärt Stephan Nussbaum vom Institut. „Ein cooles Hotel mit Zimmern, die Künstler mit gespendeten Möbeln einrichten, so etwas WG-Artiges“, umreißt er den Plan. Wünschenswert ist, bereits in den Bau Flüchtlinge sowie auch Lang-zeitarbeitslose einzubeziehen. Durch eine einfa-che Bauweise sollen möglichst viele Gewerke in Eigenleistung erbracht werden können. So ent-stand die Idee der Bauhütte Witten.

Ob daraus ein Unternehmen wird, das eigen-wirtschaftlich arbeiten soll, in welcher Form das Zusammenleben und -arbeiten organisiert wird — vieles muss noch besprochen und geklärt werden.

Aber schon arbeiten drei Architekten an ersten Entwürfen — ehrenamt-lich, wie viele andere Beteiligte. „Alle die Organisationen, mit denen wir in unserer Flüchtlingsarbeit zu tun haben, wollen das Projekt“, so Ramona Fricke, die an der Uni Witten/Herdecke studiert und auch maß-geblich an der Bauhütte mitarbeitet. Eine wichtige Rolle spielt der Wit-tener Help-Kiosk. „Dort gibt es schon einen Pool von Fachleuten und Institutionen, die konkret mithelfen würden, wenn es losgeht“, so Ramona Fricke.

Ein Ort, wo miteinander gelebt und gearbeitet wird und wo Lernen auf Augenhöhe von Geflüchteten und Studierenden stattfindet — oder, wie eine Anwohnerin sagte: „Wut in Tatkraft umsetzen.“ — das wäre eine gute Antwort auf den Brandanschlag.

bauhuette-witten.de

Wut in Tatkraft Ein Gemeinschaftshaus als Reaktion auf einen Brandanschlag

tEXt Falk Zientz

BANKSPIEGEL 1/2016

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Gegen korrupte Regierungen und staatliche Unterdrückung wehren sich Menschen überall auf der Welt. Die Entwicklungen im Nahen Osten etwa zeigen aber, dass das Aufbegehren für Demokratie nicht auto-matisch zu Demokratie führt. Hier setzt die Nichtregierungsorganisa-tion Democracy Reporting International (DRI) an: „Die Stärkung der Zivilgesellschaft ist für uns besonders wichtig“, sagt Dalia Barsoum, Mitarbeiterin bei DRI. „Die Zivilgesellschaft als Bindeglied zwischen Staat und Bürgern ist unverzichtbar für die politische Transformation eines Staates und für das Funktionieren einer Demokratie.“ DRI fördert und begleitet den Dialog zwischen zivilgesellschaftlichen Organisati-onen und Politikern, um im Detail zu untersuchen, wie demokratische Reformen ausgestaltet werden können.

Wie auch andere international und interkulturell arbeitende Organi-sationen muss sich DRI die Frage stellen, wie eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Werte ausge-staltet wird. „Anstatt ein Demokratiemodell zu exportieren, stellt die

Organisation rechtliche und politische Expertise für die Durchführung von Wahlen, die Ausgestaltung einer neuen Verfassung und die Funktionsweise von Parlamenten zur Verfügung“, erklärt Barsoum. Außerdem ist das entscheidende Merkmal der Orga-nisation, dass sie dezentral arbeitet und sich lang-fristig vor Ort engagiert. Das zeigt sich auch daran, dass die meisten der aus 17 Nationen stammen-den 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht im Berliner Hauptsitz oder dem Brüsseler Büro arbei-ten, sondern in Tunesien, Libyen, der Ukraine, Myan-mar, Pakistan und der Demokratischen Republik Kongo. Denn Demokratie ist wichtig für die Men-schen überall auf der Welt.

democracy-reporting.org

glS gEMEiNSCHAFt

Zivilgesell-schaften stärken50 Menschen aus 17 Nationen engagieren sich international für Demokratie.

tEXt Mirja-Helene lehleuter

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impressum

Bankspiegel, Heft 225 (Frühjahr 2016),35. Jahrgang, iSSN 1430-6492

Der „Bankspiegel — Das Magazin der GLS Bank“ wird heraus gegeben für die Mitglieder, Kundinnen und Kunden sowie Freun din nen und Freunde der GLS Bank. Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autorinnen und Autoren ver-antwortlich. Sie stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Der Nach-druck und die Vervielfältigung von Artikeln (auch auszugs weise) sind nur nach vorhe-riger Ge nehmigung gestattet.

HErAuSgEBEr GLS Gemeinschaftsbank eG 44774 Bochum

rEdAKtioN Silke Bechtle, Katharina Hahlhege, Werner Landwehr, Christof Lützel, Bettina Schmoll, Dr. Antje Tönnis, Falk Zientz (Chefredaktion)

ErSCHEiNuNgSWEiSE Die nächs te Ausgabe erscheint im Sommer 2016.

ABoNNEMENt Kundinnen, Kunden und Mitglieder der GLS Bank erhalten den Bank spiegel kosten-los. Der Bank spiegel kann für zwölf Euro pro Jahr abonniert werden. Das Abo nnement kann jeweils zum Ablauf eines Bezugsjahres gekündigt werden. Bestellen Sie den Bank-spiegel telefonisch unter +49 234 5797 100.

EBANKSPiEgEl Sie möchten den Bankspiegel künftig elektronisch erhalten? Dann melden Sie sich unter gls.de/ebankspiegel an.

KoNto FÜr ABoBEitrÄgEKonto 9 978 200 500 bei der GLS Gemeinschaftsbank eG Bochum, BLZ 430 609 67, BAN: DE11430609679978200500, BIC: GENODEM1GLS

lEKtorAt Daniela Kaufmann

druCK Offset Company, Wuppertal, gedruckt mit mineralölfreier Farbe und auf Circle offset white, 100% Recyclingpapier mit dem Blauen Engel (RAL-UZ 14)

AuFlAgE 159.000 Exemplare

BildQuEllENGLS Archiv und Projekte, Kredit- und Mitgliederporträts bei den Projekten und Mitgliedern, S. 1, 3, 6—11: Ingo Fast, S. 12—17: Martin Steffen,S. 30: Bernd Brundert,S. 33: Malte Stocker,S. 35: Torsten Seidel

„Wir verarbeiten Naturstoffe wie Lehm oder Holz im Dialog mit den Menschen, die das Gebäude dann auch benutzen wollen“, beschreibt der Architekt Eike Roswag seine Arbeit. Die Idee dazu hat er nicht in seinem Berliner Büro ent-wickelt, sondern beim Projekt Studen-ten bauen in Mexiko. Dort traf er auch den Ingenieur Christof Ziegert und

gemeinsam machten sie die Erfahrung, dass für das Bauen eines Hau-ses der interkulturelle Austausch mit allen Beteiligten unverzichtbar ist, und packten selbst beim Bau mit an. Anschließend war auch klar: Architekten und Ingenieure gehören gemeinsam in ein Büro.

Fünf Jahre später wagten sie gemeinsam mit dem Ingenieur Uwe Sei-ler den Schritt in die Selbstständigkeit. Es geht ihnen darum, nachhaltige und energieeffiziente Häuser zu bauen, die den Klimaverhältnissen vor Ort und den kulturellen Besonderheiten entsprechen. „Unser Ziel ist, dass dadurch jeder sozusagen seinen eigenen Maßanzug bekommt“, verdeut-licht der Architekt. Die Aufträge der Architekten und Ingenieure sind viel-seitig und international. In Berlin baut das Büro Wohnhäuser aus Holz und Lehm, in Asien und Afrika konzentriert sich die Arbeit auf Schulen, die aus Lehm und Bambus erbaut werden, und auf der arabischen Halb-insel stand bisher der Erhalt von Denkmälern im Vordergrund. Die drei Gründer und ihre 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen bei Pro-jekten oft auch beratende Funktionen ein und betreiben Forschung und Lehre. Die Wurzeln der Entwicklungszusammenarbeit prägen die Koope-ration bis heute: „Wir haben ja schon mehrere Schulen zum Beispiel in Pakistan oder Mosambik gebaut. Dieses Engagement ist für unsere Arbeit insgesamt sehr wichtig“, erzählt Roswag.

zrs-berlin.de

Ein kooperatives Konzept auf der Basis von Lehm

tEXt Mirja-Helene lehleuter

Interkulturelles Bauen

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