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Face à la vie Ausgabe 2007 Das offizielle Publikationsorgan des Vereins ehemaliger Schüler und Freunde des Institut La Salle Neuchâtel Editorial Der Helping-Man für uns unterwegs Seite 5 Unser neuer Auf- tritt ab 2008 Seite 10 Liebe Mitglieder und Freunde des Ehemaligenvereins Nachruf für Frère Leo Seite 7 Das Jahr 06/07 nutzte der Vorstand für die Weihnachts- aktion und die Umsetzung des neuen Konzeptes unseres Vereins. Überschattet wurde dieses Vereins- jahr aber von einem traurigen Ereignis: Unser gelieb- ter Frère Leo verstarb am 1. Februar im Alter von 76 Jahren in Neuchâtel. Frère Leo (Josef Egli) wurde in Gunzwil (LU) geboren. Nach dem Abschluss der Grundschule besuchte er das Institut Catholique von Neuchâtel, um Französisch zu lernen. Da wurde er von der Spiritualität des heiligen Jean-Baptiste de la Salle angezogen. Nach seiner Ausbildung zum Frère wurde er vom Orden nach Neuchâtel berufen, wo er seit 1952 mit kurzen Unterbrüchen bis zu seinem Ableben blieb. Wer ihn kannte, liebte ihn. Seine Ausstrahlung vermittelte eine innige Herzensfreude. Seine Augen verrieten stets Hoffnung und Liebe. Wir vermissen Frère Leo, der unendlich viel tat für die Jugend, für Menschen mit Schicksalsschlägen und solchen, welche sich in unserer Welt nicht zu- rechtfinden. Als Gründer der „Caisse des pauvres“ und des Ehemaligenvereins hinterlässt er dem Ehemaligenverein ein Erbe, welches wir mit Ehre in seinem Sinne weiterführen. Am 4. Februar 2007 fand in der Kirche Notre-Dame (Église rouge) in Neuchâtel eine sehr bewegende Trauerfeier mit anschliessender Beisetzung statt. Seine Familie, seine Ordensbrüder und viele Freunde und Bekannte erwiesen Frère Leo die letzte Ehre. Auf Seite 7 in dieser Ausgabe des Face à la vie ist der Nachruf für Frère Leo verfasst. Viele bewegende Rückmeldungen und Dankes- schreiben von beschenkten Familien und Kindern honorierten die Weihnachtsaktion. Die gezeigte Dankbarkeit ist enorm und bestätigt uns die Wich- tigkeit der Weihnachtsaktion auch in der heutigen Zeit, wo vieles im Überfluss vorhanden zu sein scheint. Im Namen der über 100 beschenkten Fami- lien bedanken wir uns bei euch für all die grossen und kleinen Spenden. Unser Engagement in Madagaskar fokussierte sich auf die Unterstützung eines AIDS-Projektes. Wir konnten Hilfsmittel für Präsentationen (Laptop und

Ausgabe 2007 Face à la vie · Migros Genossenschafts-Beamer) sowie fi nanzielle Mittel zur Realisierung beisteuern. Patrice Ettlin, ehemaliger Direktor des Institut La Salle, übergab

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Page 1: Ausgabe 2007 Face à la vie · Migros Genossenschafts-Beamer) sowie fi nanzielle Mittel zur Realisierung beisteuern. Patrice Ettlin, ehemaliger Direktor des Institut La Salle, übergab

Face à la vie

Ausgabe 2007

Das offi zielle Publikationsorgan des Vereins ehemaliger Schüler und

Freunde des Institut La Salle Neuchâtel

Editorial

Der Helping-Man für uns unterwegs

Seite 5

Unser neuer Auf-tritt ab 2008

Seite 10

Liebe Mitglieder und Freunde des Ehemaligenvereins

Nachruf für Frère Leo

Seite 7

Das Jahr 06/07 nutzte derVorstand für die Weihnachts-

aktion und die Umsetzung des neuen Konzeptes unseres Vereins. Überschattet wurde dieses Vereins-jahr aber von einem traurigen Ereignis: Unser gelieb-ter Frère Leo verstarb am 1. Februar im Alter von 76 Jahren in Neuchâtel.

Frère Leo (Josef Egli) wurde in Gunzwil (LU) geboren. Nach dem Abschluss der Grundschule besuchte er das Institut Catholique von Neuchâtel, um Französisch zu lernen. Da wurde er von der Spiritualität des heiligen Jean-Baptiste de la Salle angezogen. Nach seiner Ausbildung zum Frère wurde er vom Orden nach Neuchâtel berufen, wo er seit 1952 mit kurzen Unterbrüchen bis zu seinem Ableben blieb. Wer ihn kannte, liebte ihn. Seine Ausstrahlung vermittelte eine innige Herzensfreude. Seine Augen verrieten stets Hoffnung und Liebe. Wir vermissen Frère Leo, der unendlich viel tat für die Jugend, für Menschen mit Schicksalsschlägen

und solchen, welche sich in unserer Welt nicht zu-rechtfi nden. Als Gründer der „Caisse des pauvres“ und des Ehemaligenvereins hinterlässt er dem Ehemaligenverein ein Erbe, welches wir mit Ehre in seinem Sinne weiterführen. Am 4. Februar 2007 fand in der Kirche Notre-Dame (Église rouge) in Neuchâtel eine sehr bewegende Trauerfeier mit anschliessender Beisetzung statt. Seine Familie, seine Ordensbrüder und viele Freunde und Bekannte erwiesen Frère Leo die letzte Ehre. Auf Seite 7 in dieser Ausgabe des Face à la vie ist der Nachruf für Frère Leo verfasst.

Viele bewegende Rückmeldungen und Dankes-schreiben von beschenkten Familien und Kindern honorierten die Weihnachtsaktion. Die gezeigte Dankbarkeit ist enorm und bestätigt uns die Wich-tigkeit der Weihnachtsaktion auch in der heutigen Zeit, wo vieles im Überfluss vorhanden zu sein scheint. Im Namen der über 100 beschenkten Fami-lien bedanken wir uns bei euch für all die grossen und kleinen Spenden.

Unser Engagement in Madagaskar fokussierte sich auf die Unterstützung eines AIDS-Projektes. Wir konnten Hilfsmittel für Präsentationen (Laptop und

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Das offi zielle Publikationsorgan des Vereins ehemaliger Schüler und

Freunde des Institut La Salle Neuchâtel

Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 2

Impressum

Beiträge aus „Face à la vie“ dürfen unter Quellenan-gabe weiter verwendet werden.

HERAUSGEBER:Verein ehemaliger Schüler und Freunde des Institut La Salle Neuchâtel2000 Neuchâtel

REDAKTION:Vorstand des Vereins der ehemaligen Schüler und Freunde des Institut La Salle siehe www.lasalle.ch

GRAND MERCIEin herzliches Dankeschön allen Lieferanten und Dienstleistern, die uns mit Spezialkonditionen

unterstützen:

Fratelli Roda S.A.Mövenpick Hotel Egerkingen

Migros Genossenschafts-

Beamer) sowie fi nanzielle Mittel zur Realisierung beisteuern. Patrice Ettlin, ehemaliger Direktor des Institut La Salle, übergab den Verantwortlichen in Madagaskar die Spenden persönlich und konnte sich vor Ort ein Bild von der Lage machen. Auf Seite 6 in dieser Ausgabe des Face à la vie ist der Bericht zu den Aktionen zugunsten der Hilfe für Madagaskar.

Nachdem der Vorstand letztes Jahr das neue Konzept entwickelte, wurde in diesem Vereinsjahr mit der Umsetzung begonnen. An der Generalversammlung wurde der neue Auftritt des Vereins vorgestellt und zur Implementierung verabschiedet. Der Verein wird sich noch nicht dem ZEWO-Zertifi kat unterstellen, doch wo sinnvoll, sich den Bestimmungen in Ablauf und Kontrolle anlehnen. Neue Kooperationen und Fundraisingaktivitäten wurden eingeleitet. Diesbezügliche Erfolge werden sich erst im nächsten Jahr abzeichnen. Die Umsetzung des Konzeptes wird den Vorstand weiterhin intensiv beschäftigen. Mit eurem Engagement, z.B. durch eine Spende an die „Caisse des pauvres“, könnt auch Ihr mithelfen, unserer Sache Auftrieb zu verleihen und damit den Fortbestand des Ehemaligenvereins zu festigen.

Ich freue mich, an unserer nächsten Generalversamm-lung am „Fête des Vendanges“ 2008 in Neuchâtel viele Vereinsmitglieder begrüssen zu dürfen und erste Früchte unseres neuen Konzeptes präsentieren zu können. Bis dahin wünsche ich allen Ehemaligen und Freunden alles Gute und ein gesegnetes neues Jahr.

Mit kameradschaftlichen Grüssen

Thomas SchmidPräsident Ehemaligenverein

DRUCK:Fratelli Roda S.A., 6807 Taverne Lugano

AUFLAGE: 4’600 Stück

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Face à la vieSeite 3 / Ausgabe 2007

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Les Frères des Écoles chrétiennes (La Salle) en Chapitre Général à Rome, 30 avril - 2 juin 07

Le Frère Álvaro Rodríguez Echeverría, Supérieur général de l’Institut, a invité les 112 Frères capitulaires venant des cinq continents, à défi nir, pour les sept prochaines années, l’offre lasallienne à la société et à l’Église. Sous le titre « Associés pour construire le Règne de Dieu, cheminant ensemble dans l’espérance », les participants au Chapitre ont d’abord analysé la réalité et les changements de la société et de l’Église, ainsi que les défi s auxquels il faudra répondre à l’avenir. Pour ce faire, ils ont pu bénéfi cier de l’apport de plusieurs personnalités : le cardinal Carlo Maria Martini de Jérusalem, Sœur M. Sujita Kallupurakkathu, venant de l’Inde, Supérieure générale des sœurs de Notre Dame, le P. Carlos A. Azpiroz d’Argentine, Maître Général des Dominicains, Mary Robinson, première femme Présidente de la République d’Irlande et Haute Commissionnée émérite des Nations Unies pour la défense des Droits de l’Homme.Un comité international avait préparé cette rencontre pendant deux ans. Le Chapitre avait été précédé par une assemblée internationale de la Mission Éducative Lasallienne dont les conclusions et propositions ont constitué un riche apport au travail des capitulants.Les nouvelles technologies ont permis, de façon presque immédiate, aux lasalliens du monde entier de suivre de près le développement du Chapitre en anglais, espagnol et français.

Le Frère Álvaro Rodríguez Echeverría a été réélu comme Supérieur général pour une période de sept ans. Il est né en 1942 au Costa Rica. Il a été aussi Président de l’Union des Supérieurs Généraux.Le Conseil Général a une nouvelle organisation, un nouveau visage et une plus grande diversité. Il est composé du Frère Vicaire Général, Fr. Thomas Johnson des États-Unis d’Amérique, de cinq Conseillers Généraux pour les Régions (USA/Toronto, Europe-Méditerranée, Asie-Australie, Amérique Latine, Afrique) et de trois Conseillers Généraux qui résident à Rome.

Les grands thèmes ont été abordés selon la perspective de « la fraternité vécue par les Frères en communauté ». Ils se rapportent à · la Vie communautaire· l’Association pour le service éducatif des

pauvres· le Service des pauvres· la Vie intérieure et la Vie consacrée· la Pastorale des vocations de Frères et de

Lasalliens· le Gouvernement et l’animation de l’Institut· l’Accompagnement des Jeunes Frères.Il s’agissait d’identifier les défis, de définir des horizons et de tracer les lignes d’action pour l’avenir. L’Institut dispose maintenant de documents qui seront inspirateurs pour les sept prochaines années.

Mgr Gianfranco Agostino Cardin, ofm, Secrétaire de la Congrégation des Instituts de vie consacrée et des Sociétés de vie apostolique, a présidé l’Eucharistie du 15 mai, à l’occasion de la fête de St Jean-Baptiste de La Salle. Il avait souligné l’importance de la vocation de « frère ». Voici un extrait de son homélie :Avant de conclure, je voudrais souligner un aspect qui me frappe toujours dans votre famille religieuse. Vous êtes « frères » : votre fondateur a voulu que ses éducateurs soient ainsi, c’est-à-dire non prêtres, à partir d’une intuition à mon avis très heureuse. Et cela, comme l’a écrit le Pape Pie XII, afi n « qu’ils ne se détournent pas de l’enseignement, convaincu qu’il était que cette fonction est un moyen très effi cace pour progresser dans la vertu et atteindre la sainteté.»

Permettez-moi d’ajouter : à l’intérieur de la vie consacrée masculine, où la grande majorité des instituts sont cléricaux, vous êtes un rappel fort de la valeur de la consécration religieuse en elle-même: aidez donc à comprendre qu’elle est en mesure de remplir et de donner un sens profond à l’existence, y compris, pour ainsi dire, sans la superposition du ministère ordonné.

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Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 4

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Et ceci encore : votre condition de « frères » devient un rappel fort et effi cace de la valeur de fraternité. Je le dis, en particulier, en me référant aux très nombreuses personnes qui, dans vos institutions, collaborent avec vous dans le délicat ministère de l’éducation. Annoncer au monde « l’évangile de la fraternité », à travers des communautés riches de relations humaines réellement fraternelles, réunies autour du Seigneur Jésus, est une importante mission que l’Église confi e à la vie religieuse. »Le Frère Álvaro, Supérieur Général, a eu l’occasion de transmettre personnellement à Benoît XVI les salutations des Frères Capitulants. Les paroles du Pape au Frère Alvaro ne permettent aucun doute sur notre présence évangélisatrice : « Les Frères sont très importants pour l’Église ».

44. Generalkapitel

Un charisme offert à de nombreuses cultures.L’Institut des Frères des Écoles chrétiennes est présent, avec 5’500 Frères, dans 82 pays du monde. Avec 80’000 collaborateurs laïcs, il rejoint 1’300’000 élèves et étudiants de tous âges, dans plus d’un millier de centres éducatifs lasalliens : jardins d’enfants, centres universitaires, centres professionnels, ‘boys’ towns’ en Inde, radio éducative au Pérou, téléphone d’urgence pour les jeunes en danger en Australie, école technique en milieu musulman en Jordanie ou shintoïste au Japon… Aujourd’hui, portée par laïcs et Frères, la mission lasallienne est vivante, diversifi ée et répond aux urgences éducatives de notre temps. Ainsi, récemment, les Frères ont ouvert des communautés au Soudan et au Cambodge.En Suisse, il y a encore deux communautés, l’une

en ville de Neuchâtel avec 10 frères et l’autre à l’abbaye de Fontaine-André avec 3 frères. Un frère travaille au Pérou.

wurden auch auf der Website des Mutterhauses veröffentlicht und können unter folgendem Link (engl. Originaltext) nach-gelesen werden: www.lasalle.org/44gc/english/english.phpInsgesamt nahmen am 44. Ge-neralkapitel 157 Personen teil, 112 Kapitelmitglieder (Br. Aad, Br. Paul, Br. Vicentiu) und 45

Assistentinnen und Assistenten (Br. César, Dolmetsch).In den verschiedenen thema-tischen Gruppen wurden die Vorschläge und Korrekturen der bisherigen Dokumente diskutiert und bearbeitet, zum Teil bereits genehmigt, um Richtlinien und Inspirationen für die nächsten sieben Jahre zu schaffen.

Vom 30. April bis zum 2. Juni 2007 fand in Rom das 44. Gene-ralkapitel statt. Provinzial Br. Paul vertrat als Delegierter die Provinz Zentraleuropa. Weiters haben Br. Aad, Br. César und Br. Vicentiu daran teilgenommen.Zur gründlichen Vorbereitung des Kapitels wurden zahlreiche Do-kumente herausgegeben. Diese

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Face à la vieSeite 5 / Ausgabe 2007

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Der Helping-Man für uns unterwegsBei der Suche nach ver t rauenswürd igen Partnern, die unsere Gelder ohne Abzüge, kontrolliert vor Ort, zum Wohl der Menschen und der Idee einsetzen, stiessen wir auf Marcel Steffen. Er wurde vom Schweizer Fernsehen 2004 zum Held des Alltags gekürt für seinen grossen und unerschütterlichen

Einsatz und sein Schaffen im Stillen im karitativen Bereich. Unsere Bemühungen und Ideen sind die gleichen wie die von Marcel Steffen. Auch er setzt auf die Zukunft von Kindern. Er macht alles unentgeltlich und ist persönlich bei allen Spendenaktionen vor Ort. Sein Erfolgsgeheimnis ist:- Effi ziente Hilfe (handwerklich, fi nanziell) vor Ort

leisten - Mit den Einheimischen zusammenarbeiten- Anleitung zur Selbsthilfe vermitteln - Verantwortung

übergeben - Keinen Franken der Spendengelder für admi-

nistrative Zwecke ausgebenDoch wie kam er zu dieser Mission; verbringt er doch seinen ganzen Urlaub und unbezahlte Ferien (oft mehrere Monate) damit, vor Ort zu reisen und zu helfen:Marcel Steffen (48), bereiste schon in jungen Jahren diverse Länder der Welt. Nach einem schweren Unfall mit 23 Jahren wurde ihm ein zweites Leben geschenkt, was ihn dazu bewog, sein Dasein neu zu überdenken.Mitunter beschloss Marcel Steffen, seine Reisen in Zukunft anders zu planen und dem Elend und der Armut hinter den Hotelmauern mit seiner Kraft entgegen zu wirken. Seitdem arbeitet der Maler 3/4 des Jahres auf dem Bau und lebt unter bescheidenen Verhältnissen in seiner Dachwohnung in Vordemwald.

Sein erspartes Geld investiert er in armen Ländern und in Regionen ohne Hilfswerke. Er organisiert seine Projekte vor Ort selber. Dieses Handeln ist das Abbild seiner Philosophie, dass jeder Franken für Verwaltung ein verlorener Franken ist!

Der Helping-Man, wie er sich gerne selber nennt, konzentriert sich heute auf Länder wie Tansania und Indonesien. Mit seiner Hilfe konnten schon diversen Spitälern, Schulen, Einzelpersonen und Familien geholfen werden. Er sammelt und transportiert Hilfsgüter wie Kleider, Spielsachen, Medizinalgeräte und Medikamente im kleineren Stil (ca. 80 kg pro Flug) in diese Länder. Von seinem Geld und Spenden lässt er durch Handwerker des jeweiligen Ortes Gebäude und Einrichtungen instand stellen.

Sein Motto: Ohne Mithilfe der Bedürftigen, keine Hilfe von ihm!

Seit dem 1.1.2005 ist die Helping Man Foundation von Marcel Steffen als offi zielle Stiftung im Handelsregister eingetragen. Wir freuen uns an dieser Stelle im nächsten Face à la vie über die ersten gemeinsamen Projekte berichten zu können.

700 Schulkinder erhalten neues Schulmaterial, die Aktion dauerte 2 Stunden

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Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 6

Moramanga (Madagaskar) - Ein glücklicher Bürgermeister!

Unser neue AuftrittAn der diesjährigen GV durfte der Vorstand den neuen Auftritt des Vereins vorstellen. Wie im letzten Jahr mit dem Konzept „Zukunft“ eingeläutet, sind nun die Veränderungen greifbar geworden und stehen kurz vor der Einführung. Im kommenden Jahr werden diese umgesetzt, so wird der Verein zwar seinen Namen behalten, der Auftritt, Logo etc. wird sich jedoch verändern. Die Kunst dabei war es, zum einen die Wiedererkennbarkeit des Alten nicht zu gefährden, die Struktur und Erscheinung aber so anzupassen, dass sie auch von „Insti-Fremden“ für ansprechend empfunden wird. Nach längerer Suche nach Ideen und Inhalten wurde uns klar, dass wir mit unserer Arbeit eigentlich eine Türe im Leben aufstossen, sei es die Tür aus unserem alltäglichen Trott, indem wir uns der Menschlichkeit und Güte für

ein paar Stunden widmen, oder sei es, dass wir eine Spende tätigen, im Wissen, dass es Menschen gibt, die auf solche angewiesen sind. Es geht aber auch auf die andere Seite; wir stossen eine Türe auf im Leben jener Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind; und wir, wir können diese Hilfe, dank euch, geben. Für diese Mitmenschen öffnet sich so auch eine Tür. Um darüber hinaus noch einen besseren Überblick über unsere Aktivitäten zu geben, haben wir uns

für drei Logos entschieden. Eines für die Zeitung „Face à la vie“, eines für unsere „Caisse des pauvres“ und eines für die neue Stossrichtung „Für die Kinder - für die Zukunft“. Wir hoffen mit dem neuen Design weiterhin bestehen zu können, respektive den Zerfall des Vereins aufhalten zu können. Wir werden an dieser Stelle weiterhin über die Fortschritte berichten. Schaut unbedingt auch im kommenden Jahr auf die Änderungen im Internet. www.lasalle.ch

Viele Ehemalige werden sich noch an Guy Rakotoarijaonina erinnern. Er war 12 Jahre Im ILS tätig. Zuerst als Betreuer, dann als Verantwortlicher der Buchhaltung. Gleichzeitig absolvierte er ein Studium an der Universität in Neuchâtel. Es war seit Beginn seines Studiums sein erklärtes Ziel, die in der Schweiz erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen in seiner Heimat zum Einsatz zu bringen. Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Vor vier Jahren ist Guy zu Bürgermeister von Moramanga gewählt worden, einer Bezirkshauptstadtstadt mit fast 40’000 Einwohnern, 116 Kilometer östlich von der Hauptstadt gelegen. Seit zwei Jahren engagiert sich der Ehemaligenverein in Moramanga. So konnte dank der Finanzhilfe des Vereins eine öffentliche Wäscherei gebaut werden damit die Einwohner ihre Wäsche nicht mehr im stark verschmutzen Bach waschen müssen. Vor Ort war Guy für uns die beste Garantie, dass das Geld effi zient und zweckgemäss eingesetzt wird. Diesen Sommer habe ich eine vierwöchige Reise nach Madagas-kar unternommen und dabei eine Woche in Moramanga verbracht. Ich konnte Guy den vom Ehemaligenverein gespendeten Laptop inkl. Beamer überreichen. Guy war überglücklich über diese Spende. Moramanga ist wahr-

scheinlich die einzige Gemeinde in Madagaskar mit einer solchen Ausrüstung. Die hygienischen Probleme u.a. im Zusammenhang mit AIDS werden von Tag zu Tag grösser. Gezielte Präventionskampagnen sind unerlässlich. Hierfür bietet das vom Ehemaligenverein gespendete Material eine entscheidende Hilfe. Es können quartierweise den Bedürfnissen angepasste Informationssitzungen organisiert werden. Dieses Material wird auch im Rahmen einer breit angelegten Information der Bevölkerung zur Hygiene im Zusammenhang mit Abfallentsorgung zum Einsatz kom-men. Ich kann euch allen versichern liebe Ehemalige, für Guy war es ein wirkliches «Weihnachtsgeschenk» für die Bevölkerung von Moramanga. Er hat mich beauftragt allen Ehemaligen ganz herzlich zu danken. Wer mehr Informationen über Moramanga und die Arbeit von Guy möchte, kann sich gerne an Patrice Ettlin wenden ([email protected])

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Face à la vieSeite 7 / Ausgabe 2007

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Nachruf oder die Lebens-Geschichte von Frère LeoMit Frère Leo verliess uns dieses Jahr nicht nur ein engagierter Frère, ein Freund, der Gründer der Weihnachtsaktion, nein, es verliess uns ein ganz besonderer Mensch, den zu beschreiben kaum möglich ist. Wir haben ein Interview gefunden, welches er im Dezember 97 der Zeitschrift „La Salle-liens international“ gab, das aus unserer Sicht, sein Werk, sein Denken und seine ganze Person wider-spiegelt. Im Gedenken an Frère Leo und tiefer Dank-barkeit für sein Schaffen möchten wir euch dies nicht vorenthalten.

Die Schweizer Frères führen Schulen, leben hinter Mau-ern und ebenfalls, wie dies jeweils üblich ist, betätigen sie sich in einem Wirkungsfeld ausserhalb dieser Mauern. Nachdem Frère Leo während 20 Jahren im INCA, später Institut La Salle genannt, daraufhin 14 Jahre in Fontaine-André verbracht hatte, wurde er in deren Verlauf (1980) einer der beiden Gefängnisseelsorger des Kantons Neuchâtel. Ein Aufgabenbereich, der ihn ganz und gar vereinnahmte, ihn aber auch immer wieder anspornte. Leo, nicht Frère Leo.Wie mehrere andere Schweizer Frères ist er ein gebür-tiger Luzerner. Nie machte er ein Hehl aus seiner Herkunft als Bauernsohn oder aus den verschiedenen Problemen, die er in seiner Kindheit oder seiner Adoleszenz erlebte. All diese noch immer im Bewusstsein vorhandenen Schwierigkeiten ebnen für Leo den Kontakt mit den Gefängnisinsassen.„Er war die erste Person, die mir zuhörte“, meint Josette, nachdem sie zwei Jahre wegen Drogenmissbrauch im Gefängnis in Neuchâtel verbracht hatte. „Ein beschei-dener und einfacher Mensch auf gleicher Ebene mit uns“. Mit dem Unterschied allerdings, dass Frère Leo dies alles im Namen Jesu tat. All die Leiden der andern, aber auch die seinen, legte er immer wieder in die Hände des Herrn. Alle, wie eine Gnade…LSLI: Man spricht Sie mit „Leo“ an und nur so. Ein Indivi-duum. Wie erlebten Sie ihre Kindheit, dort, wo alles sich entscheidet und wo alles seinen Anfang nimmt?Fr. Leo: Ich bin 1931 in Gunzwil LU, im Herzen der Schweiz, geboren. Es ist dies eine herrliche Gegend mit Seen und Bergen, die sogenannte „Urschweiz“…

Meine Familie war tief katholisch, besonders meine Mutter. Sie war eine Frau, die ihren Glauben beispielhaft lebte. Sie hat mich sehr geprägt. Immer wieder ermahnte sie uns, indem sie Beispiele aus dem Leben der Heiligen erwähnte: „Die hl. Scholastika hat dies getan, der hl. Bern-hard jenes.“ Stets bezog sie sich auf die exemplarischen Lebenswege dieser Heiligen. Eines Tages begegneten mein Bruder und ich einem Trunkenbold am Waldrand. Wir begossen ihn mit einem Kübel Wasser. Unsere Mutter schimpfte nicht mit uns, aber sie sagte: „Diesen Kübel voll Wasser habt ihr ins Angesicht Jesu geworfen.“ Ich war damals zehnjährig – nie aber werde ich diesen Vorfall vergessen.LSLI: Sie erwähnten bis jetzt noch nie ihren Vater?F.L. Mein Vater verlor seine Eltern als Zweijähriger. Er wurde sehr streng erzogen. Im Pubertätsalter mit all sei-nen Krisen wurde meine Beziehung zum Vater während einer gewissen Zeit sehr problematisch. Ich erinnerte mich eines Buches, wo ich folgendes las: „Fehlt der Vater, geht der Sohn fehl…“. Meine persönlichen Erlebnisse wurden mir klar durch die Lektüre dieses Buches. Mein Vater war die Aufrichtigkeit selbst, immer bei der Arbeit, sehr streng gegen sich selbst, aber auch den andern gegenüber. Wenn ich das Talent dazu hätte, würde ich ein Buch über das Fehlen des Vaters während der Kindheit verfassen. Meistens, im Gefängnis oder bei den Dröge-lern, begegne ich nur ihren Müttern. Dieses Fehlen der Vaterfi gur ist schrecklich, ist ein grosser Schmerz.Ich war ein schwieriges Kind und machte sogar eine Delinquenzphase durch. Somit wurde ich ein ganz mit-telmässiger Schüler. Ich war nicht gerade träge, aber mein Vater war Bauer und ich wollte nichts mit Kühen

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Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 8

zu tun haben. Ich wurde als Faulenzer betrachtet. Da ich so behandelt wurde, versteifte ich mich noch in dieser Haltung. Ich weiss nicht mehr, weshalb mich meine Eltern vor mehr als 50 Jahren ins Institut ca-tholique schickten. Ich war damals sechzehn Jahre alt. In Neuchâtel lernte ich Frère Joseph kennen. Ich

konnte mich ihm ganz anvertrauen, bei ihm „beichten“, wie man damals sagte.LSLI: Jede Kindheit kennt ihre Leiden, aber es sind auch unsere Leiden, welche uns auf die Leiden anderer aufmerksam machen.F.L.: Genau! Ich danke Gott, dass ich all dies erleben und durchmachen konnte. Es erinnert mich an das „Felix Culpa“, den „Glücklichen Fehler“, wie er in der Kirche zur österlichen Zeit besungen wird.Diese Begegnung mit Frère Joseph war für mich entschei-dend… Er kehrte nach 40 Monaten Gefangenschaft bei den Nazis in die Schweiz zurück. Im Konzentrationslager machte er das Gelübde, sich mit all seinen Kräften für die Jugendlichen einzusetzen, falls er aus dieser Hölle gerettet würde. Er war ein tiefgläubiger Mensch und übte dadurch grossen Einfl uss auf uns alle aus. Es gelang ihm, mir das Teilen mit den Armen einzufl össen. Durch ihn hörte ich zum ersten Mal etwas über die Gefangenen und über die Art, wie man ihnen helfen könnte. Dieser Frère hatte wirklich Generationen von Jugendlichen geprägt.LSILI: Dies war der entscheidende Moment ihrer Beru-fung?F.L. Sogleich wurden dadurch die Pläne meiner Eltern gekreuzt. Sie holten mich vom Institut zurück. Ich muss-te nach Hause und sollte während drei Monaten die Schweine hüten. Aber es gelang mir, sie zu überzeugen. Ich durfte nach Neuchâtel zurückkehren und das Schul-jahr beenden, bevor ich nach Besançon zog, um dort ins sogenannte „Kleine Noviziat“ einzutreten. Wir waren vier junge Schweizer, die in die Klassen der Franzosen integriert wurden, aber wir waren dieser Situation nicht gewachsen. Das dauerte einige Monate bis zu meiner Abreise nach Bettange (Luxemburg), wo ich meine Ausbildung als Frère begann. Im Monat September

1949 machte ich meine ersten Gelübde im Orden der Schulbrüder. Nachdem ich drei Jahre im Lehrerseminar unseres Ordens in Lille verbracht hatte, kehrte ich nach Neuchâtel zurück.Frère Joseph setzte mich als Lehrer und Erzieher für Jugendliche aus der Deutschschweiz ein. Seither habe ich Neuchâtel nie mehr verlassen! 1956 legte ich meine ewigen Gelübde ab.LSLI: Wie geschieht die Begegnung mit diesen Straffäl-ligen, die ihr Leben seither kennzeichnen?F.L.: 1957 gründete ich die „Caisse des Pauvres“. Wir sammelten Geld, um den Gefangen und armen, kinder-reichen Bergbauernfamilien zu Hilfe zu kommen. Ich erlebte damals viele Jugendliche, die dem sonntäglichen Gottesdienst nicht mehr beiwohnen mochten. „Wie wer-den sie in den Himmel kommen, wenn sie nicht mehr zur Messe gehen?“ fragte ich mich zu jener Zeit. Immer diese Angst vor der Hölle! Und dann, bei der Lektüre des Evangeliums, sagte ich mir: „Aber was meint Jesus dazu?“ Im Matthäusevangelium (25,36) fand ich eine ganz klare Antwort : „Ich war im Gefängnis und ihr seid mich besuchen kommen.“ Das war der Anfang meines Wirkens. Jetzt noch sehe ich in diesem Vers die Quelle meines Handelns. Dies erhält mich standhaft, die extreme Armut, die innere Leere zu erleben, die eigene Armut, die es wagt, derjenigen der andern zu begegnen. Und dabei hält Gott keine Buchführung…Sich selbstlos für andere einzusetzen, dies lernte ich in La-teinamerika. Ich verbrachte ein Jahr in Peru. Dort erlebte ich die Freude und die Erfüllung, in Armut und Solidarität zu leben. Dort wo ich lebte, gab es keine WC, kein fl ies-sendes Wasser, nichts! Stellt euch das vor: da kommt ein Schweizer an mit zwei vollgepackten Koffern! Bald hatte man mir alles ge-stohlen! Und dann ver lor ich sehr rasch zehn Kilos an Gewicht. Wenn du siehst, wie aus-gehungerte Kinder dahinsterben, mit ihrem ebenso be-schmutzen Gesicht wie ihr Gesäss!, so

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Face à la vieSeite 9 / Ausgabe 2007

Das offi zielle Publikationsorgan des Ver-eins ehemaliger Schüler und

Freunde des Institut La Salle Neuchâtel

kannst du dich doch nicht mehr vollessen! Ich erlebte das Wunder von Kanaan, das Wasser wurde zu Wein. Nachdem ich ausrief: „Sch… Sch… Sch…“, sagte ich „Danke, danke, danke“…So verbrachte ich ein ganzes Jahr mit den Postulanten (zukünftige Frères) in Peru. Es war nur ein einziger Frère da und durch meine Anwesenheit konnte somit eine Frère-Gemeinde gebildet werden. Ich unterrichtete Französisch. Sehr schnell aber nahm ich mich einer Gruppe von Jugendlichen an. Das vereinfachte meinen Lebensstil gründlich. Ich kehrte dann in die Schweiz zurück mit der festen Überzeugung dass ich einfacher und bescheidener leben sollte, so wie es unsere Ordensregeln verlangen: wie die einfachen, bescheidenen Leute. Eine neue Art, das Evangelium zu lesen er-öffnete sich mir. Dieser Christus, der die Reichen nie zurückwies, der ihnen sagte, was sie hören müssen, aber der immer wieder zu den Armen zurückkehrte.Dies vergesse und vernachlässige ich zwar seit meiner Rückkehr manchmal, aber mein Gewissen ermahnt mich: „Wende dich ihnen zu…“LSIL: Sprechen wir weiter vom Gefäng-nis…F.L.: Wir sprachen noch nicht von der Periode 1973-1987. Die Frères eröffneten damals das Haus von Fontaine-André für Jugendliche in Problemsituationen. Bald danach kamen dann aber Drogen-süchtige. Ich ging nach Paris, wo ich an Seminarien von Dr. Olivenstein, der damalige „Papst“ für alles, was Drogensucht betraf, teilnahm. Ich traf auch mit dem „Patriarche“ zusammen, der sich für den Trocken-entzug einsetzte, das heisst ohne Ersatzmittel, allein mit natürlichen Produkten, wie Bäder, Massagen. Im Jahr 1979 erhielt ich einen Brief der Gefängnisseelsorge von Neuchâtel. Darin stand, sie hätten mit Drogensüchtigen zu tun und wüssten nicht, wie mit ihnen umzugehen sei. Die Behörden des Kantons Neuchâtel ernannten mich da-mals zum „Besucher“ für Drogenabhängige. Das war eine neue Gruppe von Insassen mit neuen Problemen. Als der Gefängnisseelsorger 1980 demissionierte, wurde ich zum Nachfolger ernannt. Und zwar für das Präventivgefäng-nis von Neuchâtel das vor einigen Jahren aufgehoben

wurde, später für das Gefängnis in La Chaux-de-Fonds und seit 1995 für die Strafanstalt von Gorgier, mit (ca. 60) männlichen und weiblichen Insassen. Gegenwärtig sind wir als katholische Gefängnisseelsorger zu zweit: Domi-nique Mudry, ein Familienvater, dessen Wirkungsfeld in La Chaux-de-Fonds ist, und meines in Gorgier. In Gorgier werden kurz- und mittelfristige Strafen bis zu höchstens fünf Jahren abgebüsst. Grosse Kriminelle werden in den Kantonen Waadt und Freiburg inhaftiert. Dem neuen Di-rektor der Strafanstalt von Gorgier ist die Gegenwart der Gefängnisseelsorger sehr wichtig. Abwechslungsweise kommt der katholische und der protestantische je einen

Abend zum Einsatz – von 18.00 bis 21.00. Es trifft mich jeweils am Donnerstag, aber es kann auch öfters sein, je nach Wunsch von Seiten der Insassen. Monatlich fi ndet eine Messfeier auf spanisch für rund zehn südamerikanische Insassen, die vom Kanton Genf nach Gorgier kommen, statt.LSLI: Wie steht es aber mit der „direkten“ Missionierung, von Mann zu Mann, von Frau zu Frau, von Leo zu Josette oder Yves oder Alberto ?F.L.: Zuerst glaubte ich, ich gehe in die Gefängnisse, um den Insassen den „lie-ben Gott“ mitzubringen. Plötzlich aber begriff ich, dass mir Christus vorausge-gangen war. Ich betrat die Gefängnisse nicht, um Jesus dorthin zu bringen, sondern um ihn dort in der Person der Insassen anzutreffen.Dies war anfänglich gar nicht selbstver-

ständlich. Das ergab sich allmählich. Wenn ich den Ge-fangenen fragte: „Von uns zweien, mit wem identifi zierst du Jesus?“, so antworten sie mir: „Mit dir, Leo, klar!“ Dann öffnete ich die Bibel und las bei Matthäus (25,45): „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“ Das ist die andere Seite des Wasserkübels, den ich damals über einen Betrunkenen ausgoss. Und solche Kübel voll Wasser habe ich, wenn auch auf andere Art, weiterhin ausgegossen. Ich erinnere mich wie ich eines Tages am Bahnhof war. Ich sah eines der Mädchen von Fontaine-André. Es lag am Boden, komplett voll gepumpt mit Drogen. Ich ging an ihr vorbei. So etwas vergisst du nie wieder, du spürst was für ein Feigling du bist.

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Die wichtigsten Lebensdaten von Frère Leo1931 21. Dezember Geburt in Gunzwil LU, in einer Bauernfamilie von 12

Kindern, wovon drei kurz nach ihrer Geburt starben1947 Institut catholique, Neuchâtel1948 29. Juli Eintritt ins Noviziat in Bettange, Luxemburg1948 18. September Einkleidung1949 – 1952 Lehrerseminar in Annappes bei Lille, Nordfrankreich1956 Profess (ewige Gelübde) in Louvain, Belgien1952 5. Juli Beginn als Lehrer und Erzieher im Institut catholique,

Neuchâtel - Buchhalter während anderthalb Jahren1957 Ostern Präfekt im Institut catholique1960 Vicedirektor der Frère-Gemeinschaft in Neuchâtel1957 – 1972 Lehrer und Präfekt im Institut catholique1972 – 1973 Sabbatjahr in Loppiano und Rom1973 Gründer der therapeutischen Drogengemeinschaft in der Abbaye von Fontaine-André1987 – 1988 Sabbatjahr in Peru1988 September Direktor der „Fraternité de La Salle“ im Vieux-Châtel 2, Neuchâtel und gleichzeitig vollamtli-

cher Gefangenenseelsorger1997 Infolge Alterserscheinungen gibt er die Aufgaben eines Gefangenenseelsorgers ab. Er

bleibt aber sehr aktiv im Kontakt mit Drogensüchtigen, ehemaligen Gefangenen und Aus-gestossenen als „Strassenseelsorger“ im Rahmen der Stadtpfarrei von Neuchâtel

2007 1. Februar Nach relativ kurzer Krankheit (Alzheimer und Parkinson) stirbt Fr. Leo im Spital von „La Providence“ Neuchâtel.

Das offi zielle Publikationsorgan des Vereins ehemaliger Schüler und

Freunde des Institut La Salle Neuchâtel

Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 10

LSLI : Ist das die Verleumdung des Petrus, sein Verrat?F.L.: Petrus mag ich wirklich, beson-ders seine Begegnung mit Jesus:

„Liebst du mich?...“ Ich spüre da, wie jede Geste durch die Menschwer-dung vergöttlicht wird. Jede, wirklich menschliche Geste. Da fällt einem die Dankbarkeit der Gefangenen auf, bei jeder noch so kleinen Geste, wie z.B. ein Paket Zigaretten, das man ihm schenkt.Was mich immer wieder ermuntert, das ist die einfache und bescheidene Haltung meines Vaters. Er drückte das so aus: „Man ist nie besser als die andern.“ Daran denke ich, wenn ich Gefangene treffe. Das ist tief in mir verankert. Ja, ja, „nicht besser“… Wenn man bedenkt, wozu man an

Schlimmem fähig ist… Meine Armut, meine Schwächen… ich gleiche diesen Armen in den Gefängnissen, … „Ich bin nicht besser“. Trotz allem bleibt der „arme Typ“ ein 100% für Gott geschaffenes Ebenbild Gottes. Diesen Satz wiederhole ich öfters: „Du bist und bleibst ein 100 % für Gott.“ Ich nenne das die „Theologie des Misthaufens“ an der freien Luft worauf Salat wachsen kann. All diese Schwächen, man soll dazu stehen. Sich hintansetzen, um weiterzu-schenken. Verschenken ist gleich zurückbekommen, - „Donner c’est recevoir“ – die Natur in ihrer Gross-zügigkeit, beweist es.

Das letzte Foto von Frère Leo aus dem Café du théâtre, Neuchâtel,

Ende 2006

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Face à la vieSeite 11 / Ausgabe 2007

Das offi zielle Publikationsorgan des Ver-eins ehemaliger Schüler und

Freunde des Institut La Salle Neuchâtel

Weihnachtsaktion des Institut Catholique / Institut de La Salle - Neuchâtel

Die WEIHNACHTSAKTION zugun-sten der Kinder von Bergbauern-familien wurde im Jahre 1957 gegründet. Zu dieser Zeit war Frère Leo Verantwortlicher des Internats für Jugendliche aus der Deutsch-schweiz. Er begann damals mit ihnen Pakete mit Biscuits zugunsten der Gefangeneninsassen von Bellechasse und Neuchâtel zu verschicken.Da er ebenfalls einige not-dürftige Familien der Um-gebung von Neuchâte l kannte, wurden auch diese Familien beschenkt.Durch den Kontakt mit dem Sozialwerk des Kantons Uri wurde im Rahmen des Internats die „Action de Noël“ gegründet.Anfangs Dezember began-nen die Schüler Jahr für Jahr mit Unterstützung der Frères mit dem Herrichten von Paketen.Die Adressen dieser Familien wurden uns jeweils durch das „Kinder- und Familienhilfswerk von Altdorf“ mitgeteilt.Da diese Unterstützung sich alljährlich wiederholte, waren die ehemaligen Schüler schon sensibilisiert und bereit, bei der „Action de Noël“ des laufenden Jahres finanziell mitzuhelfen.So wurde die vom Internat organisierte „Action de Noël“ allmählich beacht-licher und dehnte sich auch auf andere Kantone aus: Obwalden, Nidwalden, Luzern, Oberwallis und Graubünden. Es wurden alljährlich über hundert Familien beschenkt. Die Schüler des Internats konnten die

Geschenke selbst einkaufen gehen. Sie erhielten dazu eine Liste, wo die Wünsche der Familien und die nötige Summe Geld, das von den Ehemaligen gespendet war, vermerkt wurden. Die Geschenke wurden dann mit viel Sorgfalt verpackt, dazu wurde ein persönlicher Brief verfasst. Auf den Paketen konnte man den Vermerk „Bitte, nicht vor

Weihnachten öffnen“ lesen.Die Geschenke bestanden haupt-sächlich aus Kleidern, Spielsachen, Nahrungsmitteln sowie verschie-denen Süssigkeiten. Nie wurde Bargeld mitgeschickt.Seit Sommer 2001 ist nun unsere Internatsschule geschlossen. Es ist also nicht mehr möglich, Pakete

zu verschicken. Aber eine Gruppe von Ehemaligen aus dem Vorstand des Ehemaligenvereins führt die „Action de Noël“ weiter. Anstelle der eingekauften Geschenke werden jetzt Gutscheine der Migros – die ja weder Tabakwaren noch Alkohol führt – an über hundert Familien gesandt. Sehr viele von den rund 4’500 Ehemaligen, deren Adressen

noch vorhanden sind, bleiben dieser „Action de Noël“ treu, indem sie die Aktion weiterhin fi nanziell unterstützen.Es gibt aber e in neues Problem! Mit der Schliessung des Internates sind keine neuen Zutritte für den „Ehe-maligenverein“ mehr möglich. Die Anzahl zeigt dement-sprechend eine mehr oder weniger ständige Abnahme der Mitgliederzahl. Um die Unterstützung der notlei-denden Familien trotzdem bewerkstelligen zu können, sind wir gegenwärtig auf der Suche nach neuen Spon-soren, um den Weiterbestand der „Action de Noël“ gewähr-leisten zu können.Deshalb erlaube ich mir, mit der Bitte an euch, liebe Ehemalige, zu gelangen, mittels Mund-zu-Mundpropaganda, auf die neue Situation hinzuweisen.

Mit herzlichem Dank grüsst

Frère Romon FreyMitglied des Komitees des Vereins ehemaliger Schüler und Freunde des Institut La Salle

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NEU STEUERBEFREIT

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Face à la vieAusgabe 2007 / Seite 12

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Herzlichen Dank, bitte spenden Sie auch weiterhin. Jeder Franken zählt!

Im Namen des Vorstandes möch-ten wir uns an dieser Stelle für die alljährlichen Spenden herzlich bedanken. Leider reicht der Platz im Face à la vie nicht aus, all die Geschichten zu erzählen, die wir erleben dürfen und all die Dankesbriefe zu zeigen, die wir erhalten. Sei jedoch versichert, dass wir Deine Spende ungekürzt genau dort hin bringen, wo sie gebraucht wird.Wenn Du mehr über unsere Pro-jekte im einzelnen wissen willst, so würden wir uns freuen, wenn Du nebst deiner Spende auch Mit-glied im Verein der ehemaligen Schüler und Freunde des Institut La Salle würdest. Selbstverständ-lich wärst Du dann auch an der GV am 27. September 2008 in Neuenburg, am Fête des vendan-ges, willkommen. Herzlichen Dank und frohe Feier-tage

Der Vorstand

Der Vorstand, hinten v.l. Mario Stirnimann, Sepp Hügi, Daniela Hasler, Frère Richard, Frère Romon, vorne v.l. Michael Leiser, Thomas Schmid, Christian Loser