28
Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

Ayopaya-RundbriefFastenzeit 2011

Page 2: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

2

Liebe Ayopaya – Freunde,

einen bunten Frühlingsstrauß präsentieren wir Ihnen mit dem Rundbrief Frühjahr 2011. Natürlich kommen wie immer Schwester Verena und Padre Manfred zu Wort. Aber auch Besucher und Freiwillige liefern ihren Beitrag. Beachten Sie bitte auch den Rechenschaftsbericht. Unsere Spender haben schließlich das Recht zu wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an der Arbeit des Missionskreises Ayopaya und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihr Redaktionsteam

Hoffentlich habe ich mir da nicht zu viel vorgenommen, als ich im letzten Rundbrief versprach, "über das Positive und Schöne und über die Lebenszeichen unserer Kirche zu schreiben"! Fangen wir mit dem Schönsten an, und das ist:

Was diese Kirche alles aushält

Schon bei der Geburt: hätten die Conquistadores den Auftrag gehabt, zu verhindern, dass das Christentum auf Amerika übergreift, ich wüsste nicht, was sie groß anders hätten machen sollen. Aber sie haben es nicht geschafft: diese Indios schütteten das Kind nicht mit dem Bade aus, klaubten den Weizen aus der Spreu heraus und lebten diesen Notglauben Jahrhunderte lang fast ohne Belästigung durch die "offizielle Kirche" (Sie merken, dass ich arg verallgemeinere, aber direkt gelogen ist das nicht). Dann kam die Zeit der Republik, mit ihren bürgerlichen Regierungen, die die Kirche als nützliche Idiotin auf und unter den Arm nahmen. Auch wenn sie fast erstickte unter dieser Umarmung der Militärs, Bankiers, Großgrund- und Minenbesitzer, sie hielt aus.

Das Schönste vom Schönsten war die Zeit der Diktaturen. Theologen sagen, dass in der Eucharistie die Kirche am tiefsten "sie selber" ist; vielleicht gilt das gleiche von der Verfolgung? Über tausend

Page 3: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

3

Märtyrer hat die lateinamerikanische Kirche allein aus der Priesterschaft beigesteuert; Katechisten dürften es noch viel mehr gewesen sein, und Ordensfrauen, und ganz einfache "Christen zu Fuß". Vielleicht ist erst da unsere Kirche zur Volkskirche geworden, und diese Erbschaft bringt sie nimmer los. Damit sind wir in der Gegenwart.

Und was hat unsere Kirche heute auszuhalten (außer ihren Bischöfen...)? "Wenn die katholische Kirche unsere Interessen in Südamerika ernsthaft gefährden sollte, müsste darüber nachgedacht werden, wie sie durch andere religiöse Institutionen ersetzt werden kann" (J.D. Rockefeller, in einer für den US-Präsidenten angefertigten Studie).

Und es blieb nicht beim Nachdenken. Ganze Bataillone von "Verteidigern christlicher Werte" wie Vaterland, Familie, Privateigentum setzten sich in Marsch in den gefährdeten Süden, und über Hunderte, wenn nicht Tausende von Radio- und Fernsehkanälen wird der "American Way of Belief" verbreitet. Wir dürfen nicht ungerecht sein: da war schon auch viel Idealismus im Spiel, und es war ja auch spielend leicht, die Schwachstellen einer maroden Kirche auszumachen und anzuprangern, und wahrscheinlich haben Millionen von Getauften erst jetzt bewusst zu glauben begonnen. Der Historiker Josef Lortz schrieb seinerzeit angesichts des desolaten Zustands der Kirche vor der Reformation: "Von keinem Heiligen steht geschrieben, dass er kommen musste, aber Luther musste kommen". Ähnliches mag von der Sektenschwemme gelten, auch wenn ob deren Protestantismus Luther das Grausen käme. Auch denen, die katholisch blieben, hat das Rockefellern oft gut getan; nie hätten wir so viele Bibeln verkauft, und nie wären so viele zu unseren Kursen gekommen, wären sie nicht durch die (für uns) kostenlose Propaganda der getrennten Stiefbrüder aufgeschreckt worden. Den größeren Schaden hat letztlich auch nicht die katholische Kirche davon getragen, sondern die andine Kultur, deren Werte und Reize wie Feste feiern, Tanz, Spiel, Muße, Sinn für das Mysterium madig gemacht und diskriminiert wurden.

Page 4: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

4

CADECA

Türen öffnen

Türen öffnen, während andere sie verschließen, ist keine leichte Aufgabe, aber wenn der Wille eisern ist, ist nichts unmöglich.

Im Januar hat man in CADECA intensiv gearbeitet. 200 Personen hatten wir in unserem Haus, von jungen Erwachsenen und Jugendlichen bis zu Erwachsenen, die vorwiegend aus den Vorstädten und ländlichen Gebieten um Cochabamba stammten. Die Stiftung hat versucht, mit ihnen bei der Vermittlung von Glauben und Menschlichkeit zusammenzuarbeiten. In diesem Sinne wurden zwei Wochen lang 150 Jugendliche ausgebildet, um in ihren Pfarreien mitzuhelfen. Während dieser Zeit des Zusammenlebens gab es viel Brüderlichkeit, Freude und natürlich viele Stunden Arbeit und Lernen.

Nachdem dieser Kurs beendet war, begann sofort ein neuer, der in der Ausbildung in den Fächern Allgemeinwissen und Sprachen für diejenigen, die keinen Zugang zur formalen Bildung haben, besteht. Es geht um Leute verschiedenen Alters (von 17 bis 60 Jahren), die vom Land kommen. Leute, die aufgrund der Ungerechtigkeiten dieses Landes von jeglicher Ausbildung ferngehalten und damit ausgegrenzt und diskriminiert wurden.

Das Bildungszentrum CADECA strengt sich an, dass diese Brüder und Schwestern angemessen lesen und schreiben lernen sowie von den Gesetzen wissen, die sie beschützen und sie begünstigen. Wir sorgen dafür, ihnen theoretische und praktische Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie für die Entwicklung ihrer jeweiligen Gemeinden nützlich sind, da sie mehrheitlich Führungspersönlichkeiten auf dem Land und selber campesinos sind. Das Zentrum versucht, zwischen ihnen Brüderlichkeit und Gemeinschaft zu schaffen. Es unterstützt sie nicht nur im Studium, sondern auch in der Teamarbeit, in der Solidarität und vor allem in der Spiritualität, die jene Lehre unseres Herrn Jesus Christus Wirklichkeit werden lässt. „Wer dem Nächsten dient, der dient Gott.“

Page 5: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

5

Diese Anstrengung des ganzen Teams von CADECA und seinen Freunden in der ganzen Welt wird durch den großen Einsatz und den guten Willen, den unsere Teilnehmer in jeder Aktivität zeigen, entlohnt. Kein Moment der Ausbildung wird gering geschätzt. Sie versuchen immer, das Beste zu leisten. Das Ergebnis dieses Fleißes merkt man, wenn man ausgebildete und engagierte Leute hat, die ein Auge für die Bedürfnisse anderer haben.

Bessere Tage in der Zukunft Dadurch schaffen wir Zukunft, überspringen Entfernungen und Hindernisse jeglicher Art. Die guten Erfahrungen der Vergangenheit sind unser Anreiz, den Weg weiterzugehen, den wir eingeschlagen haben. Und jeden Tag kommen immer mehr Mitarbeiter zusammen, um nicht nur ein inneres Wissen von Jesus Christus, sondern auch um bessere Tage und Möglichkeiten im Leben zu bekommen.

Jorge Córdova(verantwortlich für CETHA und Katechistenausbildung in CADECA)

Übersetzung: Cornelia Busch

Page 6: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

6

Dank für die Jubiläumsgabe

Zum 25. Jubiläum von CADECA haben wir unsere Spender um eine Jubiläumsgabe gebeten. Eine neue Gartenfräse war nötig geworden. 2.700 Euro sind eingegangen. Herzlichen Dank dafür! Wir haben die Summe aus dem allgemeinen „Topf“ ergänzt und 8.000 Euro an CADECA überwiesen.

Aus Independencia

Independencia, 12. Februar 2011

Liebe Freunde, Mitsorger und Mithelfer! Nehmt am Anfang dieses Rundbriefbeitrages herzliche, dankbare Grüße an! Wieder haben wir für viele Hilfe – jeglicher Art – zu danken: Vergeltʼs Gott, was Ihr für „Ayopaya“, seine Kinder und Jugend, seine besonders Bedürftigen und Kranken tut!

Willkommen in Independencia

Page 7: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

7

Seit Tagen regnet es fast ununterbrochen. Wir sind ja in der „großen“ Regenzeit, und die ist heftig dieses Jahr! Aber wir im Hochland haben „nur“ Vermurungen und Verschüttungen zu befürchten, während im Tiefland mit großen, schrecklichen Überschwemmungen gerechnet werden muss.

In Kurzform bringen wir nun verschiedene Nachrichten und Neuigkeiten:

Unser Heiliger Abend war dieses Mal ganz besonders geprägt: Mittels Handy kam gegen 21.00 Uhr die erschreckende Durchsage an, dass unser neuer Mitarbeiter im Büro, Pedro Choque, ca. 40 km entfernt mit seinem Motorrad einen Zusammenstoß mit einem Kleinbus hatte. Don Cristóbal und ein Begleiter fuhren sofort los, wir blieben besorgt zurück. Gottlob: das Motorrad samt Pedro und seiner Frau Maria wurde „nur“ gegen den Berg geschleudert, außer ziemlichen äußeren Verletzungen – und Totalschaden am Motorrad – gab es keine weiteren Schäden!!!

Inzwischen sind wir im „Neuen Jahr“ das heißt, die Schulen und Internate haben am 1. Februar begonnen. Wieder einmal ist eine „Schul-Reform“ angekündigt. Was jetzt schon klar ist, dass nach nur sechs Klassen Grundschule viele, vor allem Landschüler, abgehen werden und dann mit zwölf Jahren in den Arbeitsprozess einsteigen müssen! Aber unser derzeitiger Staatspräsident will ja erreichen, dass „alle“ jungen Staatsbürger bis zum Abitur kommen, ein Ziel, das wohl utopisch ist. „A ver“ – wir werden sehen – sagt der Bolivianer. Übrigens, im Jahr 2010 erbrachte unser Colegio „Boliviano-Alemán“, Independencia (nach Kami, ebenfalls „Fe y Alegría“), die zweitbesten Leistungen in der Zone.

Der Kindergarten: inicial - Vorschule soll nun für Fünfjährige Pflicht werden. Ab 2012 kann die Schuleinschreibung nur noch mit dem Kindergartenzeugnis erfolgen! Das heißt für uns konkret, im Haus San Francisco muss gut geplant und vorgesorgt werden.

Page 8: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

8

Schwester Verena feiert im Kindergarten den Tag der Schüler

Wir haben im Gelände noch einen alten Lehm-Bau der früheren Besitzer stehen, der abgerissen und neu gebaut werden könnte. So hätten wir dann drei große, einen mittleren und einen kleineren Gruppenraum zur Verfügung, das müsste reichen.

Die Not-Treppe vom 1. Stock der „Offenen Türe“ ist schon geplant; die Erdstöße, die es hier immer wieder gibt, sind Ursache für diese Maßnahme, die erst nach dem Ende der Regenzeit begonnen werden kann.

Page 9: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

9

In den beiden Internaten des Sozialzentrums ist wieder alles „randvoll“ mit 44 Buben und 48 Mädchen der Grundschulen. Und seit 2010 nehmen wir ja auch Schülerinnen des Colegio (Stufe 9-12) auf. Letztes Jahr begannen wir diese neue Aufgabe mit acht Schülerinnen, probeweise. Es war ein gutes Jahr für alle und so erweiterten wir das „Projekt“. Heuer sind nun bereits 27 Colegioschülerinnen bei uns im Haus Elisabet, die sonst erbärmlich im Dorf „Unterschlupf“ hätten – und vielen Gefahren ausgesetzt sind. Die Eltern sind froh und dankbar über diese neue Möglichkeit. Für die Grundschüler sind die Zahlen rückläufig, da ja auch in Bolivien die Kinderzahl beachtlich sinkt. Die weitest entfernt wohnenden Internen kommen dieses Jahr aus Munaypata und Pampagrande, das auf der anderen Seite des Flusses liegt und bereits zum Departamento La Paz gehört. Und aus Kʼora, das zum Pfarreigebiet Cocapata gehört, kommen vier Schülerinnen, die dahin einen Schulweg von sechs Fußstunden hätten…

Mehrere Ex-SchülerInnen und einige Anwärterinnen der Misioneras Quechuas konnten wir wieder in verschiedene Ausbildungsstätten vermitteln. Beispiele: - ins „I.E.R.“ = Ausbildungsstätte für Landmädchen (geführt von Kanadischen Schwestern) - nach „C.E.A.“ = Zentrum für technische Ausbildung junger Erwachsener (deutschen Ursprungs) - ins „CENAFI“ (La Paz) für handwerkliche Ausbildung (C.A.J.-Belgien) - nach „Cristo Rey“, einer neueren Einrichtung (Schweizer Hilfe) Wir hoffen nun, dass sich die vermittelten Jugendlichen und jungen Erwachsenen gut einleben können und auch gut vorankommen. Teilweise bekommen sie Beihilfe aus dem Studienkreditfonds, teilweise tragen ihre Familien einen Anteil zu den Kosten bei. Und für besonders Bedürftige ist ein Zuschuss aus dem zweckgebundenen Spenden möglich.

Frau Dr. Sandra Gehrke und ihre beiden Kinder Yolanda und Louis sind nach vier Monaten Aufenthalt bei uns im Sozialzentrum nach Deutschland zurückgekehrt. Sie waren uns liebe „Familienmitglieder“ und wir danken Señora Sandra

Page 10: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

10

nochmals für ihre wertvolle Mithilfe bei den internen Schülern und im Colegio. Muchos saludos para Ustedes y en el Colegio H.M.G. „Leutkirch“ también.

Unsere Freiwilligen: Carolina, Nina und Timo haben schon bald wieder Halbzeit! In ihren Aufgaben: Kindergarten – Internate – Englischunterricht – Gesundheitsposten – Telefondienst – Garten und Bau – sind sie uns eine gute Hilfe und wir danken den drei „Tapferen“.

Im kleinen Copacabana-Haus der Misioneras Quechuas haben wir an einer Seite aufgestockt, so dass nun acht Räume zur Verfügung stehen. Herzlichen Dank an alle, die uns bei dieser Aufgabe und Ausgabe halfen und helfen!

Schon seit geraumer Zeit bemühen wir uns, eine gute Nachfolge für die Leitung des „Centro Social“ Independencia zu finden. Nun interessieren sich zurzeit zwei Schwesterngemeinschaften, gibs Gott, dass wir bald eine verbindliche Zusage bekommen! Bitte helft auch beten in diesem großen Anliegen…

Das sind so die aktuellen Nachrichten aus Ayopaya. Wir danken von Herzen für alles Interesse und alle Hilfe und bitten, dass wir auch weiterhin nicht vergessen sind,

Ihre/Eure

Eine große Bitte an unsere Spender: Wir bekommen von den Banken und Sparkassen keine Adressen übermittelt. Damit wir Ihre Spende korrekt verbuchen können, bitten wir Sie, Ihren Namen und die Adresse im Textfeld der Überweisung anzugeben. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Page 11: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

11

Eine unvergessliche Elternzeit in Independencia

Fünf interkulturelle Monate im „Centro Social San Bonifacio“

Lange habe ich mir einen Auslandsaufenthalt gewünscht und lange nach etwas Geeignetem gesucht. Dabei lag es direkt vor meiner Nase: Dank der Familie Rauch und meiner ehemaligen Kollegin Claudia Bühler gibt es seit nunmehr 20 Jahren eine Projektpartnerschaft zwischen dem Hans-Multscher-Gymnasium in Leutkirch und dem „Centro Social San Bonifacio“ in Independencia. Mit Hilfe unserer aktiven Boliviengruppe werden jährlich Spenden z.B. durch die Kuscheltieraktion gesammelt und Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Nach einem nächtlichen Anruf bei Schwester Verena Birnbacher stand es fest: Wir sind willkommen!

Am 6. August 2010 brachen meine Tochter Yolanda (9 Jahre), mein Sohn Louis (4 Jahre) und ich nach fast einjähriger Reisevorbereitung auf. Dank des herzlichen

Yolandas Schulklasse 4a mit der profesora Prisma

Page 12: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

12

Zum Geburtstag haben alle Kinder Louis ein Bild gemalt

Empfangs haben wir uns im „Centro Social“ schnell eingelebt. Yolanda ging trotz anfangs geringer Spanischkenntnissen gerne in die Klasse 4a mit 39 SchülerInnen. Schuluniform, Fahnenappell, Aufmärsche an Festtagen, strengere LehrerInnen, frontale Lehrmethoden und zentrales „Pausenbrot“ haben sie nicht befremdet, sondern wurden eher als normal empfunden. Begeistert hat sie an allen Tanz- und Sportveranstaltungen der Schule mitgewirkt. An Heiligabend durfte sie beim Krippenspiel sogar eine kleine Rolle übernehmen. Ihr einziger Wermutstropfen war, dass die Kinder im „Centro Social“ nachmittags kaum Zeit hatten, um mit ihr wie gewohnt zu spielen. Anders als in Deutschland gibt es für die Mädchen und Jungen im Internat feste Studier-, Handarbeits- und Arbeitszeiten. Dafür wird die Freizeit nach dem Mittag- und Abendessen vor allem auf dem Sportplatz intensiv genutzt.

Louis besuchte im Kindergarten „San Francisco de Asís“ die Gruppe der vier- bis fünfjährigen wochentags von 8:30-11:30 Uhr. Während der Einge-wöhnungsphase wich er nicht von meiner Seite. So hatte ich einen guten Einblick in den Kindergartenalltag, in dem seine Gruppe schon den Zahlenraum bis fünf schreiben lernte und Hausaufgaben aufbekam. Mit der Ankunft der neuen Freiwilligen Nina und Carolina fasste er Vertrauen und ich durfte ihn dort alleine lassen. Der Höhepunkt war für ihn der „Tag der Schüler“ am 16. September, an dem auch im Kindergarten getanzt, gefeiert und eine riesige Torte verspeist wurde.

Page 13: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

13

Vormittags durfte ich im „Colegio Boliviano-Alemán“ in den Klassen 9-12 bei verschiedenen Fächern hospitieren und den Englischunterricht unterstützen. In diesem Bereich konnte ich nachmittags und abends zeitweise Nachhilfe anbieten. Durch die vielen indigenen Sprachen und Spanisch als Weltsprache ist Englisch in Bolivien nicht so notwendig wie bei uns und das Niveau entsprechend noch sehr niedrig. Alles in Allem habe ich die LehrerInnen sehr bewundert, die neben oft großen Klassen nur Tafeln und selbst gestaltete Plakate als Medien haben und ca. alle zwei Monate ihren Lohn in Cochabamba selber abholen müssen. Viele haben einen Zweiterwerb und backen und verkaufen z.B. am Nachmittag Kuchen. In den fünf Monaten haben wir die Abläufe im „Centro Social“ gut kennen gelernt. Zweimal die Woche „Panadería“, Sauerkraut-herstellung im großen Stil, ein internes Fußballturnier, Spiel und Spaß in der „Puerta Abierta“. Zwischendurch blieb immer wieder Zeit, kleine Ausflüge mit den „Misioneras Quechuas“ oder auch alleine zu unternehmen und den „Campo“ näher kennen zu lernen. Die Reisen zum Salar de Uyuni, Titicacasee und La Paz rundeten den Aufenthalt ab. Feierliche Höhepunkte blieben vor allem „Todos Santos“ und schließlich Weihnachten, das wir dann als ganze Familie bei Schwester Verena in Independencia feiern konnten.

Was bleibt? Eine unvergessliche Zeit mit tollen Menschen in einem interessanten Land und die Freude, dass vor allem vielen Mädchen in Casa Santa Elisabet ein guter Schulabschluss ermöglicht werden kann. Während Louis sehr wenig über Bolivien erzählt (schließlich ist er ja wieder hier), hat Yolanda schon ausführlich in ihrer neuen Klasse berichtet und ihren Freundinnen Schuluniform, Cholita-Tracht und Tänze vorgeführt. Nachdem ich meine 1000 Fotos sortiert habe, möchte ich unsere Eindrücke durch Vorträge weitergeben und breiter streuen, das Projekt fest im Unterricht platzieren, weitere Bolivienaktionen zum 20jährigen Bestehen an unserer Schule unterstützen und irgendwann mal wieder nach Bolivien zurückkehren! Danke für die schöne Zeit!

Sandra Gehrke

Page 14: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

14

„Staatsbesuch in Condorillo“

Ein Jahr ist es nun her, dass wir in Bolivien waren. Wir, das sind Schwester Elisabeth Wallner, Waltraud Rieder und Bruni Irber. Unsere Eindrücke haben sich inzwischen gesetzt. Was bleibt in Erinnerung? Die großartige Kulisse des andinen Gebirges (wenn man fünf Bergketten auf einen Blick sieht, könnte man vor lauter Schönheit fast ausflippen), die freundlichen und anscheinend zufriedenen Menschen und das großartige Lebenswerk von Schwester Verena und Padre Manfredo, das mich am meisten beeindruckt hat. Wer 43 Jahre unter schwierigsten Bedingungen und unter Hintanstellung seiner persönlichen Bedürfnisse schuftet und voller Entbehrungen lebt, dem gebührt die höchste Anerkennung!

Ein wahrer Segen für dieses Dorf und seine Kinder! Nicht nur in Independencia wurden Schulen, ein Kindergarten, das Haus der offenen Tür, Internate und berufsbildende Schulkurse eingerichtet, sondern sogar im ca. 2750 m hoch gelegenen Bergdorf Condorillo eine zweiklassige Dorfschule ermöglicht, die wir mit

Schwester Verena besuchten. Ein zweistündiges, zwanzig Punkte umfassendes Programm erwartete uns und wir wurden mit je drei Blumenkränzen und Schwester Verena als „Head of Delegation“ sogar mit vier Blumenkränzen von profesora Rose Mary Borrientos S. empfangen. Viele Ansprachen, Lieder, Tanz und Musik, ein lebendiges Schaf als Gastgeschenk und ein in einem Erdbunker gegartes Festessen rundeten unseren Besuch, der wie ein „Staatsbesuch“ anmutete, ab. Bemerkenswert ist, dass dieses Dorf erkannt hat, wie wichtig Bildung für seine Kinder

Page 15: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

15

ist. Dank der Hilfe von Schwester Verena ist es gelungen, dass die Kinder von Condorillo ihre Grundschulzeit in ihrem Dorf verbringen können und später die Sekundarstufe in Independencia absolvieren können.

Dass profesor Esteban Torres Alvares, ein früherer Schüler des Centro Social, der das zweite Staatsexamen noch ablegen muss, jedes Wochenende von Condorillo mit dem Moped auf staubigen Serpentinenstraßen ins 220 km entfernte Cochabamba (Fahrzeit ca. 6-8 Stunden) fährt, um sein Studium zu vollenden, zeugt von der unendlichen Bereitschaft der Menschen vorankommen und ihr Land voranbringen zu wollen.

Das lässt, trotz mancher Unzulänglichkeiten, Hoffnung aufkommen für Bolivien und seine liebenswürdigen Menschen. Danke Schwester Verena, danke Padre Manfredo für euer Lebenswerk! Möge der Segen Gottes weiterhin auf euch ruhen.

Bruni Irber

Was ich nie verstehen werde … - Quechua

“Imaynalla”. Ehh, wie bitte, also ¿cómo? auf Spanisch. “Imaynalla” auf Quechua.

Die Freiwilligen 2010/2011 Wir befinden uns in Independencia, wir, das sind Carolina, Nina und ich, Timo. Vor uns steht eine maximal 1,50 Meter große Frau, geschätzte 70 Jahre alt. Sie trägt einen typischen Wickelrock (pollera) mit Bluse, ihren Rücken zieren zwei lange schwarze Zöpfe, fast komplett verdeckt von dem bunten Tragetuch (aguayo). Sie hat augenscheinlich nur noch einen Zahn, was das Verständnis der ohnehin schon unbekannten Sprache schlicht unmöglich macht. Kein Problem, denken wir uns, wir erklären ihr einfach, dass wir ihrer Sprache nicht

Page 16: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

16

mächtig sind. Gesagt, getan. Unglücklicherweise versteht sie allerdings kein Spanisch und auch unsere verständnislose Mimik, unterstützt von heftigem Kopfschütteln, helfen da nicht weiter. Ein Wort-schwall folgt dem anderen aus dem Mund der kaum bezahnten cholita. Es folgen Sätze wie: Palka llajtaykupi anchay para. Ajinapuni karnaval p´unchay-kunapi. Tukuy suyayku kay p´unchaykunas jatunmanta kusirikunaykupay juch´uy wawasqa sinchimanta pujlla-rinku yakuwan jallallakachun, was übersetzt für uns so klingt wie: Independencia Ort viel Regen. Immer Karneval Tag. Alle erwarten diese Tage große Freude kleine Kinder viel spielen Wasser es lebe Bolivien.

Wir lernen Quechua Nachdem wir uns damit anfreunden konnten (mussten), dass man auch mit Spanisch in einem Land, in dem Spanisch die offizielle Landessprache ist, nicht immer auf verständnisvolle Gesichter seitens der Zuhörer trifft, haben wir nun beschlossen, Quechua zu lernen. Der Satzbau und die Schreibweise erscheinen schon sehr seltsam, aber vor allem kommt die Frage auf: Wie spricht man das denn eigentlich aus? Carolina meint, es klingt wie Winnetou höchstpersönlich, der gerade mit seinen Apachen plaudert.

Sei es, wie es ist. Wir geben uns natürlich weiterhin die größte Mühe, statt ratlose Gesichter zu machen hoffentlich bald die von uns erwünschte Antwort parat zu haben.

Timo Hoffmann

Page 17: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

17

Rechenschaftsbericht für das Jahr 2010

Erfreuliche Bilanz

Die Einnahmen des Missionskreises Ayopaya waren zwar im Jahr 2010 nicht so hoch wie 2009, aber so hatten wir es erwartet.

Sie betrugen nach 506.390,87 Euro in 2009 438.650,00 Euro

Diese Summe soll ein bisschen aufgeschlüsselt werden: Davon waren allgemeine Spenden 164.000,00 Euro Aber: Sie sind um rund 10.000 € gefallen. personen- und zweckgebundene Spende 99.000,00 Euro Aber: Hier haben wir 18.000 € weniger erhalten. Aus dem Erlös eines geerbten Hauses stammen 145.000,00 Euro Aus einem Vermächtnis für die Stiftung kamen 10.000,00 Euro Der Rest stammt aus Zuschüssen, Zinsen o.ä.

Das Geld, das uns zur Verfügung stand, haben wir in den folgenden Bereichen ausgegeben:

1. Casa Santa Elisabet (Mädcheninternat) 49.850,-- Euro Casa San Martín (Bubeninternat) Centro Social San Bonifacio (Kursarbeit) Gegenüber dem Vorjahr sind die Kosten etwas gefallen. Schwester Verena hat wieder rund 60 Mädchen und 40 Jungen die Möglichkeit zum Besuch der Grundschule und des Colegio gegeben. Immerhin ist das Centro Social Arbeitgeber für 24 Angestellte, die aber nicht alle in Vollzeit angestellt sind. Hier finden sich auch die Spenden von der Bolivienmission Pater Karl Sommer; die meisten Spender kommen aus dem Berchtesgadener Raum.

2. Entwicklungs- und Sozialarbeit in Ayopaya 66.200,-- Euro Alle Ausgaben für den Kindergarten San Francisco, die Puerta Abierta, die Unterstützung von alten Menschen und Waisen, die Förderung von Stellen an Landschulen, die der Staat noch nicht bezahlt, sind hier zusammengefasst. Die Spenden mit der Zweckbestimmung „für

Page 18: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

18

Schwester Verena“ oder „für soziale Notfälle“ werden hier verbucht. Die neuen Klassenräume in Independencia sind fertig und wurden eingeweiht. Für die Wasserleitung und die Wiederherstellung des Wasserspeichers haben wir noch eine kleine Reserve, die aber wahrscheinlich nicht reichen wird.

3. CADECA 65.600,--Euro Der Hauptteil des Geldes floss in die Arbeit des diözesanen Bildungszentrums. Die Renovierung der ursprünglichen Teile wurde noch nicht abgeschlossen. Das neue Kurshaus der „Fundación CADECA“ entwickelt sich weiter gut. 2.500 Euro haben wir für neue Solarkollektoren für die Erwärmung des Brauchwassers überwiesen; aus den allgemeinen Spenden haben wir mit 5.300 Euro zusätzlich zu den Jubiläumsspenden die Anschaffung der Gartenfräse ermöglicht. Aus den Spenden der Bolivienmission Pater Karl Sommer konnten Werkzeuge im Wert von 1.000 Euro angeschafft werden. Bei der Erzdiözese Bamberg bedanken wir uns für ihre Unterstützung. In CADECA laufen außer den Katechistenkursen Kurse für Erwachsene, die zum Abitur führen - CETHA, und solche für Katechisten, die nach dem Abitur eine theologisch-praktische Ausbildung ermöglichen - ESTEPA (3.200 Euro). Spenden über 1.700 Euro haben wir für die Stickgruppe erhalten und weitergeleitet. Mit dem Erlös von ihren Karten und Taschen sichern rund 80 Frauen die Ernährung und Erziehung ihrer Kinder!

4. CRH, Seelsorge in der Pfarrei Cruz Gloriosa 40.900,-- Euro In Casa Raimundo Herman lebten im vergangenen Jahr zehn junge Männer; sechs haben das Abitur gemacht. Das Haus ist vom Missionskreis Ayopaya getragen; ADVENIAT, „Kirche in Not“ und auch die Erzdiözese Cochabamba beteiligen sich an den Kosten. Der Missionskreis sichert auch die Seelsorge in der Pfarrei Cruz Gloriosa im Barrio Minero. Dieser Posten enthält auch die zweckgebundenen Spenden für die ausgedehnte Sozialarbeit von Padre Manfredo, etwa für die Kinderkrippe, die Schulspeisung und gezielte Hilfen in Einzelfällen. Über ihn läuft auch die Förderung der Erzdiözese Bamberg für die Katechistenarbeit in der Pfarrei Pongo des Ex-alumno von CRH, Padre Crispín.

Page 19: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

19

49.850

65.600

40.900

17.500

27.300

22.250

2.600

11.050

66.200

109.000

1 Sozialzentrum Independencia 2 Entwicklungsprojekte

3 CADECA 4 Casa Raimundo Herman

5 Personal in Bolivien 6 Studienkredite

7 Werbung und Information 8 Verwaltung

9 Stiftung Ayopaya 10 Immobilienverwaltung

Die Einnahmen betrugen 2010: Euro 438.647,19 Die Ausgaben betrugen 2010: Euro 412.228,00

1

2

3

4

7

8

9

MISSIONSKREIS AYOPAYA e.V.

56

10

Page 20: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

20

5. Personalkosten in Bolivien 11.050,-- Euro Krankenversicherung und mehrere kleinere Ausgaben sind hier zusammengefasst. Die Lohnerhöhung (staatlich verordnet!) für die Mitarbeiter in Independencia ist hier erfasst.

6. Studienkredite 2.600,-- Euro Das Bürgermeisteramt von Independencia hat wieder den Großteil der Studienkredite übernommen. Wir haben uns auf die Weiterleitung der dafür zweckgebundenen Spenden beschränkt.

7. Öffentlichkeitsarbeit 27.300,-- Euro 2010 liegen die Kosten so hoch, weil die Rechnung für den letzten Kalender erst so spät gestellt worden ist, dass wir zwei Kalender in einem Jahr bezahlt haben.

8. Verwaltung und Personal 22.250,-- Euro (Telefon, Fax, Büromaterial, Computerkosten, Bankgebühren, Porti, Löhne, Sonstige Ausgaben) Frau Lerner führt unser Büro in Winkelhaid, wo sie sehr engagiert und gekonnt mehr als bloß Abrechnungen und Spendenquittungen erstellt. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Anfragen aus ganz Deutschland, redigiert den Rundbrief und tut vieles anderes, was man gar nicht gleich sieht. Eine effektive Verwaltung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber sie versucht, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. An dieser Stelle also ein herzliches Dankeschön!

9. Stiftung Ayopaya 109.000,-- Euro Wie oben erwähnt, stammen 85.000 Euro aus dem Verkauf des Hauses, das uns Frau Brunhilde Hemmerich vor ihrem Tod vermacht hat. Der Rest stammt aus weiteren Vermächtnissen und Spenden. Bitte beachten Sie auch den Bericht über den Stand unserer Stiftung!

10. Immobilien-Verwaltung 17.500,-- Euro An einem Grundstück musste ein Zaun erneuert werden; für die Abwicklung des Vermächtnisses Hemmerich sind Kosten angefallen. Aber dafür werden keine Spenden aufgewendet. Hier haben wir eine Reserve für unsere Aufgaben in der Zukunft!

Page 21: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

21

Die gesamten Ausgaben betrugen im Jahr 2010 412.250,00 Euro Zum Vergleich: Ausgaben im Jahr 2009: 546.950,--

Die gesamten Einnahmen betrugen 438.650,00 Euro

Der Überschuss beträgt 26.400,00 Euro Er wird für die Aufgaben im laufenden Jahr verwendet, in dem wir mit einem weiteren Rückgang der Spenden rechnen müssen.

Allen Spendern, gleich wie hoch ihre Spende war, sprechen wir unseren großen Dank aus. Wir verwenden die Gelder sehr gewissen-haft, denn das schulden wir Ihnen, den Gebern; aber wir haben auch wieder gespürt, dass die Menschen in Bolivien großes Vertrauen in uns setzen und hoffen, dass wir sie nicht vergessen. Deswegen sagen wir

Vergelt´s Gott - muchísimas gracias - dius pagarapusunki!

Herzlich willkommen den 141 Leuten, die 2010 neu zum Missionskreis Ayopaya gestoßen sind! Sie erhalten jetzt regelmäßig den Kalender und die Rundbriefe. Wir freuen uns über Ihr Interesse und danken Ihnen für Ihre Mithilfe. Wir hoffen, dass wir Sie für die Arbeit in Bolivien begeistern können.

Page 22: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

22

Der Missionskreis steigt aus dem Spendensiegel aus

Zehn Jahre lang hat der Missionskreis Ayopaya das Spendensiegel des DZI getragen. Der Vorstand hat am 22. Oktober 2010 nach langer Beratung beschlossen: Vorerst verzichten wir darauf, das Siegel weiter zu beantragen. Der Aufwand für die Prüfung und die Kosten sind uns zu hoch geworden.

Die Ausgangssituation war folgende: Bisher hat – außer den beiden vereinsinternen Rechnungsprüfern - die Revisionsabteilung der Erzbischöflichen Finanzkammer Bamberg unsere Jahresrechnung geprüft. Die Prüfung war für uns kostenlos. Die Revisionsabteilung ist nicht mehr bereit, diese Prüfung vorzunehmen. Ihrer Ansicht nach ist unsere Buchungssoftware veraltet und daher nur schwer zu prüfen. Infolgedessen müssten wir eine freie Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einschalten, um das nötige Zertifikat zu erhalten. Ein solcher Prüfungsvermerk ist für das Spendensiegel erforderlich. Bei unseren Recherchen haben wir erfahren, dass wir dafür zwischen 2.000 und 3.000 Euro aufwenden müssten. Zusammen mit den Gebühren kämen wir also auf 3.000 Euro oder noch mehr Kosten für das Spendensiegel. Das entspricht ca. 1% der Ausgaben, die wir für unsere Arbeit in Bolivien aufwenden können (Ausgaben 2010 ohne die Weiterleitungen an die Stiftung Ayopaya: 303.250 Euro) Angesichts dieser Summe und der Tatsache, dass die meisten unserer Spender zum festen Spenderstamm gehören, hat der Vorstand beschlossen: Der Missionskreis Ayopaya beantragt das Spendensiegel vorerst nicht mehr. Wir halten das Spendensiegel für sehr sinnvoll und werden für die Rechnungserstellung die Kriterien vom DZI auch in Zukunft anwenden.

Aber eines garantieren wir unseren Spendern weiterhin: Der Missionskreis Ayopaya geht mit dem gespendeten Geld sparsam und verantwortungsvoll um. Das sind wir nicht nur den Spendern, sondern auch den Menschen in Bolivien schuldig!

Page 23: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

23

Stiftung

Erfreulich gutes Wachstum

Bei der Gründung der Stiftung vor sieben Jahren hatten wir schon die Hoffnung, dass aus dem Anfangskapital von 15.000 Euro bald eine sechsstellige Zahl werden kann. Dass wir aber seither fast jedes Jahr um hunderttausend wachsen würden, davon haben wir nicht zu träumen gewagt. Auch im Jahr 2010 haben wir Zuwendungen erhalten. Das Haus von Frau Brunhilde Hemmerich aus Fürth konnten wir verkaufen. Aus diesem Erlös stammt der größte Teil der Zustiftungen dieses Jahres.

Und so sieht unsere Bilanz am Ende des Jahres 2010 im Einzelnen aus: Das Stiftungskapital betrug am 31.12.2009 680.850,52 Euro Davon wurden ausgeschüttet 15.000,00 verbleiben 665.850,52

Einzahlungen 2010 Erlös aus dem Hausverkauf 85.000,00 Nachlass Königer 10.000,00 Zwei Zustiftungen 14.000,00 Erträge (vorläufig) 19.916,03

Damit beträgt das Stiftungskapital am 31.12.2010 794.766,55 Euro

Dazu kommen Spenden in Höhe von 550,00 Euro Gesamtsumme 795.316,55 Euro Aus dieser Summe dürfen ausgeschüttet werden 20.466,03 Euro

Die Ausschüttung 2010 von je 5.000 Euro wurde so verwendet: Für das Fahrzeug von Padre Manfredo, für den Bau der neuen Wasserleitung zum Centro Social in Independencia und für die Ausstattung von CETHA in CADECA. Wir sind sehr froh, dass das Stiftungskapital steigt, denn wir sehen mit Sorge den Rückgang der Spenden für den Missionskreis. Also sagen wir Vergelt´s Gott allen Stiftern!

* Übrigens: Wer eine Summe zum Kapital der Stiftung Ayopaya zustiften möchte, kann das Geld direkt auf das Konto der Stiftung überweisen: Stiftung Ayopaya, LIGA Nürnberg, Konto 9046305, BLZ 750 903 00

Page 24: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

24

Vom Wegziehen und Zurückkehren

Migration auf bolivianisch

Es gibt dieses nette Kinderbuch von Janosch „Oh wie schön ist Panama“: Der kleine Bär und der kleine Tiger verlassen ihre Heimat und kommen - getrieben von der Sehnsucht nach der Ferne – nach verschiedenen Umwegen wieder zu ihrem Haus. Sie haben das Fremde kennen gelernt und sehen jetzt das ihnen Vertraute mit ganz neuen Augen.

Nichts mit Kinderbuch-Idylle zu tun hat das, was nicht wenige Bolivianerinnen und Bolivianer erfahren müssen, wenn sie nach einem mehrjährigen Aufenthalt aus Spanien in ihre Heimat zurückkehren: die Entfremdung innerhalb der eigenen Familie, die persönliche, religiöse und kulturelle Entwurzelung und bisweilen die ökonomische Erfolglosigkeit. Doña Eva, die in Cochabamba ein „Fe y Alegría“-Colegio leitet, erzählte, dass 25% ihrer Schülerinnen und Schüler von den Großeltern oder Nachbarn aufgezogen werden, weil Vater oder Mutter oder sogar beide nach Spanien emigriert sind. Die spanische Regierung hat das der südamerikanischen Bevölkerung lange sehr leicht gemacht, da kein Visum für einen mehrjährigen Arbeitsaufenthalt vonnöten war. Den finanziellen Gewinn des ersten Arbeitsjahres in Spanien müssen die Gastarbeiterinnen und –arbeiter dafür investieren, den aufge-nommenen Kredit für die Flugkosten zurückzuzahlen. Frühestens ab dem zweiten Jahr können sie richtig zum Lebensunterhalt der daheim gebliebenen Familienmitglieder beitragen. Doch was bleibt dabei auf der Strecke an Familienleben und Beziehungen, an der persönlichen und kulturellen Identität? Ich erinnere mich an die vielen philippinischen Hausangestellten in Madrid, mit denen ich bei einem Aufenthalt dort näher in Kontakt kam. Das geringste Problem war das Heimweh nach ihren Kindern und Ehepartnern. Massiver war die wirtschaftliche Ausbeutung (Mindestlohn, Arbeitsvertrag und geregelte Arbeitsbedingungen sind

Page 25: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

25

Fremdwörter), sexuelle Nötigung („Sex oder Entlassung“ lautet anscheinend die Devise mancher spanischer Hausherren) und die Rechtlosigkeit aufgrund der illegalen Einwanderung. Zumindest über letzteres müssen sich die bolivianischen Migrantinnen und Migranten keine Sorgen machen, über den Rest schon. Schwester Verena erzählte in Independencia von einem Mitarbeiter des Centro Social, dessen Kinder allesamt in Spanien sind. Und von einem anderen, dessen Frau zwar aus Spanien zurückgekehrt war, aber dessen Ehe aufgrund der gegenseitigen Entfremdung zerbrach. Ich hatte den Eindruck, dass der Migrationsprozess fast eine ganze Generation prägt, mit all seinen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen.

Kommt die Trendwende bei der Emigration? David, der Führer am Titicacasee, erzählte von einer Trendwende in der Migrationsfrage. Durch die Wirtschaftskrise wurden in Spanien die Einwanderungsbestimmungen verschärft und die Arbeitsmöglichkeiten für Ausländer erschwert. Manch eine(r) ist schon enttäuscht und ohne Geld für die Universitätsbildung der Kinder oder das Eigenheim wieder nach La Paz zurückgekommen. Und nach einem gescheiterten Versuch der Existenzsicherung in Europa in der alten Heimat wieder neu anzufangen, ist nicht leicht.

Page 26: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

26

Als erstmalige Besucherin Boliviens nahm ich vieles wahr: die wunderbare Landschaft, die sich im Vorbeifahren ständig zu verändern schien; die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen; ihr Nationalstolz, aber zuweilen auch ihr Minderwertigkeitsgefühl gegenüber den europäischen Besucherinnen und Besuchern. Mit größtem Respekt sah ich die Persönlichkeiten vor Ort und aus Deutschland, die Beeindruckendes im Aufbau von sozialen und pastoralen Projekten geleistet haben. Trotzdem scheint für viele Menschen in Bolivien die Lebenssituation zuhause so perspektivlos zu sein, dass sie sich für eine längerfristige Emigration entscheiden (müssen). Wichtig ist nun, den Menschen in Bolivien Bildung und Perspektiven zu bieten, die es ihnen leichter machen, sich für das Leben im eigenen Land zu entscheiden. Wofür ja auch der Missionskreis einsteht.

Dr. Andrea M. Friedrich

Galerie der guten Taten Weihnachtsmarkt in Reichenhofen Erstaunlich, was Vereine und Gruppen vor Weihnachten auf die Beine gestellt haben. Als Ergänzung zum Aufspielen der Bläsergruppe alle zwei Jahre fand 2010 der zweite Weihnachtsmarkt statt. Verkauft wurde von kulinarischen bis zu handwerklichen Produkten eine Riesenpalette u.a. Glühwein, Glühmost, Waffeln, selbst gemachte Liköre, Bastel- und Handarbeiten, Socken, Patchworkwaren und Stickereien, Pullis und Mützen aus Bolivien. Auch einen Christbaum konnte man erwerben. Und so wurden uns wieder über 5.700 Euro für den Sozialfond von Schwester Verena überwiesen! Vergelt´s Gott an das Reichenhofer Christkind und an alle Unterstützer!

„Eisiges“ Geld haben Sternsinger für Ayopaya gesammelt. Danke für den Einsatz!

Dank an Mehrfachbezieher Allen, die seit Jahren unsere Rundbriefe und Kalender an Freunde und Bekannte verteilen, sprechen wir hier endlich einmal ein großes Dankeschön aus! Sie werben auf diese Weise unermüdlich für unsere Arbeit in Bolivien.

Page 27: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

27

Bolivienmission Pater Karl Sommer Ansprechpartner: Josef Fischer, Reichenhausener Str. 42,

83377 Vachendorf, Tel: 0861/12751

Liebe Bolivienfreunde!

Wie viele wissen, hat der in Deutschland verunglückte Toni Kreupl in Independencia von der Kolpingfamilie eine Bronzeguss-Gedenktafel bekommen. Es kam an mich die Anregung, doch für Pater Karl Sommer – den Gründer der Sozialstation in Independencia – auch eine Gedenktafel zu fertigen. In einem feierlichen Gottesdienst in Berchtesgaden hat Dekan Peter Demmelmair die Gedenktafel geweiht und nun ist sie nach Bolivien unterwegs. Gott sei Dank brachten wir auch die Finanzierung hin und sagen allen Spendern ein herzliches Vergelt`s Gott!

3. von links: Bolivianischer Werklehrer, rechts daneben J. Fischer, Mithelfer im Werkraum bei meinem Besuch 2008 in Independencia

Die Berufsschule Traunstein möchte die Schulwerkstatt in Independencia besser ausstatten helfen. Auch hier bittet der Freundeskreis um Ihre Unterstützung und dankt für jede Hilfe. Gerade gut ausgebildete Handwerker sind in Bolivien besonders gefragt. Ein herzliches Vergelt´s Gott und behüt Euch Gott! Im Namen des Freundeskreises Euer

Fischer Sepp

Wellblech-Schulwerkstätte des Colegio in Independencia

Page 28: Ayopaya-Rundbrief Fastenzeit 2011

28

Namen und Nachrichten * Bolivien erlebt wieder eine Teuerungswelle wie schon lange nicht mehr. An Neujahr musste Präsident Evo Morales die Verdoppelung der Treibstoffpreise nach Blockaden im ganzen Land zurücknehmen. Aber die täglichen Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Brot, Reis, Öl und Fleisch sind viel teurer geworden. Ein Kilo Zucker kostet 1,50 Euro!

* Die Regenzeit hat in diesem Jahr spät eingesetzt, ist jetzt aber sehr stark. Der Weg nach Independencia war an mehreren Stellen abgerutscht. Gott sei Dank hat die Alcaldía seit wenigen Jahren Maschinen und arbeitet an der Wiederherstellung. Aber Bolivien spürt den Klimawandel mit seinen Wetterextremen jetzt schon sehr hart. Vor der Regenzeit herrschte Wassermangel und in Independencia wurde das Wasser rationiert: Nur zwei Stunden am Tag bekamen die Leute Wasser zugeteilt. Da kommen ganz neue Aufgaben auf die Menschen und die Politiker zu! In der letzten Februar-Woche waren Teile der Pfarrei Cruz Gloriosa überschwemmt. Die Schäden sind groß.

* Die Pfarrei St. Maria Weingarten und die Pfarrei Cruz Gloriosa haben eine Partnerschaft begonnen. Am 30. Januar wurde ein Partnerschaftssonntag gefeiert. Das intensive Gebet füreinander stand im Mittelpunkt. Daran schloss sich ein farbenfrohes Fest mit Essen und Trinken und Musik an. Vielen Dank an Verena Rauch, die Brückenbauerin!

* Falls Sie den Rundbrief lieber im Internet lesen wollen, können Sie sich auf unserer Homepage registrieren lassen. Gleichzeitig erhalten Sie bei jedem neuen Eintrag eine Nachricht per mail. So sind Sie immer aktuell informiert.

Missionskreis Ayopaya e.V. Fliederweg 26, 90610 Winkelhaid Telefon: 09187 / 90 74-02 Fax: 09187 / 90 74-03 Anschrift in Bolivien: Cochabamba/Bolivia, Casilla 502 Internet: www.ayopaya.de

Für Spenden an den Missionskreis Ayopaya e.V.: LIGA Nürnberg Konto 5 117 755 BLZ 750 903 00 Für Überweisungen aus dem Ausland: (BIC) GENODEF1M05 (IBAN) DE75 7509 0300 0005 1177 55 Für Spenden und Zustiftungen an die Stiftung Ayopaya: LIGA Nürnberg Konto 9046305 BLZ 750 903 00

Fotos: Alois Albrecht, Josef Fischer, Dr. Sandra Gehrke, Elisabeth Liebert, Waltraud Rieder, Georg Schlecht, Dr. Karl-Heinz Thume Redaktion: Raimund Busch, Eva Lerner