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Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik LS III: Angewandte Mathematik und Numerik Prof. Dr. Stefan Turek Bachelorarbeit Lineare Randwertprobleme: Vergleich des klassischen Schießverfahrens mit der Superpositionsmethode und die Motivation auf das Mehrfachschießverfahren vorgelegt von Ufuk Erkul Oesterholzstr.57 44145 Dortmund [email protected] 10. Semester Matr.-Nr.: 119248 betreut durch Prof. Dr. Stefan Turek Juni 2014

Bachelorarbeit - Fakultät für Mathematik, TU Dortmund · 3.1 Einführung Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von Algorithmen, nämlich

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Technische Universität Dortmund

Fakultät für Mathematik

LS III: Angewandte Mathematik und Numerik

Prof. Dr. Stefan Turek

Bachelorarbeit

Lineare Randwertprobleme: Vergleich des klassischen

Schießverfahrens mit der Superpositionsmethode und die

Motivation auf das Mehrfachschießverfahren

vorgelegt von

Ufuk Erkul Oesterholzstr.57

44145 Dortmund

[email protected]

10. Semester

Matr.-Nr.: 119248

betreut durch

Prof. Dr. Stefan Turek

Juni 2014

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I

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

2 Randwertprobleme 2

2.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2.2 Zweipunkt-Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2.3 Randwertproblem für Differentialgleichungen höherer Ordnung . . . . . . 3

2.4 Lineare Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2.5 Existenz und Eindeutigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3 Einfachschießverfahren 7

3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

3.2 Das klassische Schießverfahren und die Superpositionsmethode

für lineare Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3.3 Konvergenz des klassischen Schießverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.4 Implementierung und numerische Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.5 Vergleich des klassischen Schießverfahrens mit der

Superpositionsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3.6 Problematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

4 Mehrfachschießverfahren 28

4.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

4.2 Mehrfachschießverfahren für lineare Randwertprobleme . . . . . . . . . . 28

4.3 Numerische Lösung bestimmter Gleichungssysteme . . . . . . . . . . . . 32

4.4 Vergleich des Einfachschießverfahrens mit dem

Mehrfachschießverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

5 Schluss 43

6 Anhang 45

7 Literaturverzeichnis 47

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II

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einfachschießverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

8

Abbildung 2:

Numerische Lösung der RWA und Darstellung des Fehlers . . . 16

Abbildung 3:

Vergleich der Fehler für und . . . . . . . . . 17

Abbildung 4:

Numerische Lösung der RWA und Darstellung des Fehlers . . . 18

Abbildung 5:

Visualisierung der Fehler für und . . . . . . . 19

Abbildung 6:

Darstellung der exakten und der numerischen Lösung

für . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Abbildung 7:

Mehrfachschießverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Näherungslösungen mit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Tabelle 2: Näherungslösungen mit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Tabelle 3: Approximierte Lösungen für . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Tabelle 4: Approximierte Lösungen für . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Tabelle 5: Vergleich der Fehler für . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Tabelle 6: Vergleich der – Norm und – Norm für . . . . . . . . 21

Tabelle 7: Vergleich der Fehler für . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Tabelle 8: Vergleich der – Norm und – Norm für . . . . . . . . 21

Tabelle 9: Vergleich der – Norm für und

bei variierender Intervalllänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Tabelle 10: Vergleich der – Norm für und

bei variierender Intervalllänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Tabelle 11: Vergleich der Fehler für . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Tabelle 12: Vergleich der – Norm für . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Tabelle 13: Darstellung des absoluten und des relativen Fehlers . . . . . . . . .

(Superpositionsmethode)

41

Tabelle 14: Darstellung des absoluten und des relativen Fehlers . . . . . . . . .

(Mehrfachschießverfahren)

42

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1

1 Einleitung

Heutzutage können viele technische und physikalische Prozesse durch gewöhnliche

oder partielle Differentialgleichungen beschrieben werden. Da nur sehr wenige

Differentialgleichungen exakt lösbar sind, ist man in der Praxis auf die näherungsweise

Lösung dieser Gleichungen angewiesen. Ist die Lösung zu einer vorgegebenen

Differentialgleichung gesucht, welche auf dem Rand des Definitionsbereiches

vorgegebene Funktionswerte erfüllen soll, so wird dieses Problem als ein

Randwertproblem bezeichnet. Sie stellt in der Mathematik eine wichtige Klasse von

Problemstellungen dar und beschreibt bei gewöhnlichen Differentialgleichungen

stationäre Systeme wie z.B. die Durchbiegung eines belasteten Balkens. Zur

numerischen Lösung von Randwertproblemen existieren einige Algorithmen. Einer

dieser Methoden ist das Schießverfahren. Die Grundidee des Verfahrens besteht darin,

das Randwertproblem in eine Folge von Anfangswertproblemen zu transformieren, die

anschließend durch den Einsatz von numerischen Integratoren gelöst werden können. Zu Beginn wird auf die Theorie der Randwertprobleme eingegangen. Im Anschluss

folgen dann das klassische Schießverfahren und die Superpositionsmethode für lineare

Randwertprobleme, wobei zusätzlich die Verfahren in Matlab implementiert und mit

ausgewählten Randwertaufgaben ausgetestet werden. Zudem werden die Verfahren auf

Randwertprobleme mit exponentiellem Wachstum angewendet und anschließend

verglichen. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass für die exakten bzw. allgemeinen

Lösungen der Anfangs- und Randwertaufgaben die vordefinierte MATLAB-Funktion

dsolve herangezogen wird. Daraufhin wird auf die Schwierigkeiten des

Einfachschießverfahrens eingegangen und mit ausgewählten Beispielen die Schwäche

des Verfahrens visualisiert. Dies soll als eine Motivation für das

Mehrfachschießverfahren dienen, das als eine Modifikation des

Einfachschießverfahrens angesehen werden kann. Nach der Einführung des

Mehrfachschießverfahrens werden die einzelnen Schritte auf eine Randwertaufgabe

angewendet. Zusätzlich wird die im Verfahren resultierende Matrix, die eine spezielle

Struktur aufweist, in Betracht gezogen und untersucht, wie sie numerisch stabil und mit

möglichst geringem Aufwand gelöst werden kann. Zum Schluss erfolgt dann anhand

eines Randwertproblems ein Vergleich des Einfachschießverfahrens mit dem

Mehrfachschießerfahren.

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2 Randwertprobleme

2.1 Einführung

Zur Lösung einer Differentialgleichung ist bei Anfangswertproblemen stets ein

Anfangswert vorgegeben. Dies ist erforderlich um eine eindeutige Lösung berechnen zu

können. In der Praxis treten allerdings oftmals auch Systeme von

Differentialgleichungen auf, bei denen die Lösung nicht nur am Anfangspunkt, sondern

auch an anderen (Zeit-)-Punkten gesucht ist, um bestimmte Zustände zu erreichen.

Daher werden Differentialgleichungen häufig durch Randbedingungen ergänzt. Durch

solche Randbedingungen wird im Unterschied zu Anfangswerten das Verhalten der

Lösung an mindestens zwei verschiedenen Punkten des Lösungsintervalls

vorgeschrieben. Ein Blick in die Statik und Dynamik zeigt eine Menge solcher

Probleme, wie z.B. die Durchbiegungen von Schienen und Trägern, Knickprobleme bei

Stäben und Säulen oder die Flugbahnen von Raketen und Raumschiffen.

2.2 Zweipunkt-Randwertprobleme

Es werden hierbei auf Zweipunkt-Randwertprobleme mit allgemeinen

Randbedingungen auf endlichem Intervall beschränkt. Solche

Randwertprobleme (RWP) werden in der folgenden einheitlichen Standardform

expliziter Systeme 1. Ordnung aufgefasst [23]:

=

=

. . . .

. . . .

. . . .

. . . .

= .

Diese Darstellung kann auch in der kürzeren Vektorschreibweise angegeben werden:

= , (2.2.1)

Dabei sind I x und gegebene, im Allgemeinen

vektorwertige Funktionen, welche im Folgenden stets als mindestens zweimal stetig

differenzierbar bzgl. aller ihrer Argumente vorausgesetzt werden. Gesucht ist dann eine

stetig differenzierbare Funktion . Hierbei wird die unabhängige

„Zeitvariable“ stets mit bezeichnet. Bei statischen Problemen kann allerdings auch

eine Ortsvariable darstellen.

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2.3 Randwertproblem für Differentialgleichungen höherer Ordnung

Ein sehr häufiges Problem zeigt sich in der Praxis dadurch, dass das Problem nicht in

der Standardform (2.2.1) vorgegeben ist. Um die Standardsoftware für

Anfangswertprobleme anwenden zu können, muss eine Überführung der

Differentialgleichungen höherer Ordnung und deren Anfangsbedingungen in Systeme

1. Ordnung vorgenommen werden. Beim Vorliegen von Randbedingungen ist dies

jedoch anders. In [23] wird dieses Problem genauer betrachtet.

Sei hierzu das Randwertproblem

(explizite Gleichung -ter Ordnung)

mit allgemeinen Randbedingungen

gegeben. Durch Substitution folgt

woraus sich das spezielle System 1. Ordnung für T

. . .

. . .

. . .

herleiten lässt. Diese Umformung wird öfters benötigt, da einige vordefinierte

Numerikfunktionen in Matlab nur auf Differentialgleichungen und DGL-Systeme

1. Ordnung anwendbar sind. Es ist zu beachten, dass die Randbedingungen von den

gesamten Lösungswerten am linken Rand , sowie am rechten Rand abhängen.

Entsprechend kann ein System höherer Ordnung einer Differentialgleichung auf die

Standardform (2.2.1) reduziert werden.

Als Beispiel wird die folgende Differentialgleichung zweiter Ordnung herangezogen

. (2.3.1)

Durch Substitution folgt

.

Somit entsteht eine zweidimensionale Gleichung (System 1. Ordnung) der Form

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. (2.3.2)

Diese zweidimensionale Gleichung beschreibt die Bewegung eines Pendels [8], wobei

den Winkel des Pendels und die Winkelgeschwindigkeit des Pendels darstellt.

Die Konstante gibt die Stärke der Reibung an, der das Pendel unterliegt.

Wird das Problem als ein Anfangswertproblem angesehen, so wird eine Zeit und eine

Anfangsbedingung

vorgegeben. Also wird die Position und die

Geschwindigkeit des Pendels im Zeitpunkt festgelegt und anschließend errechnet,

wie sich das Pendel ausgehend von der vorgegebenen Anfangsbedingung in der

Folgezeit bewegt.

Wird das Problem jedoch als ein Randwertproblem angesehen, so werden zwei

Zeitpunkte vorgegeben, also sowohl ein Anfangs- als auch ein

Endzeitpunkt. Zu diesen beiden Zeitpunkten wird dann eine Bedingung an die Lösung

gestellt. In Bezug auf das Pendelmodell könnten die Winkeln und

vorgegeben

sein, um damit eine Lösung

der Pendelgleichung zu berechnen,

für die

und

gilt. Also stellt das Problem eine Pendelbewegung

dar, die in den Zeitpunkten und die Winkeln und

annimmt. Die

Geschwindigkeitsparameter sind hierbei freie Parameter, die nicht festgelegt sind. Sie

müssen während der numerischen Lösung so bestimmt werden, dass die zugehörige

Lösung die vorgegebenen Bedingungen auch erfüllt.

In (2.2.1) ist noch eine vektorwertige Funktion angegeben. Für das Pendelmodell

könnte zum Beispiel durch

definiert werden.

2.4 Lineare Randwertprobleme

Im Gegensatz zum Anfangswertproblem ist es bei Randwertproblemen nicht mehr

möglich von einem Punkt aus loszurechnen. Auch die Fragen über die Existenz- und

Eindeutigkeit für die Lösung von Randwertproblemen sind schwieriger zu beantworten.

Es müssen wesentlich strengere Voraussetzungen an das Problem gestellt werden, was

im Vergleich zu den Anfangswertaufgaben nicht der Fall war. Dort reichten zum

Nachweis einer Lösung bereits die Stetigkeit und die Beschränktheit der Funktion aus.

Daher kann bei Randwertproblemen nicht auf die Theorie im Detail eingegangen

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werden [9]. Es wird daher versucht, die verschiedenen Möglichkeiten anhand des

linearen Falls zu erörtern.

Sei hierzu die inhomogene lineare Randwertaufgabe (RWA) gegeben:

(2.4.1a)

, (2.4.1b)

mit den Matrizen einer stetigen Matrixfunktion sowie einer

stetigen Funktion und einem Vektor .

Wird die Pendelgleichung in (2.3.2) durch die lineare Pendelgleichung

ersetzt, so folgt

.

Auch eine lineare Randwertaufgabe ist ohne Zusatzbedingungen nicht unbedingt lösbar

[20]. Das folgende Beispiel zeigt, dass die Existenz und die Eindeutigkeit von Lösungen

allein von den Randbedingungen abhängen können:

Betrachtet wird die folgende Randwertaufgabe 2. Ordnung

. (2.4.2)

Werden die Randbedingungen wie folgt gesetzt

so hat die Randwertaufgabe keine Lösung. Um dies zu verifizieren, wird die allgemeine

Lösung der Randwertaufgabe

betrachtet. Werden die Randpunkte eingesetzt, um die Konstanten und zu

bestimmen, so folgt

.

Also existiert keine Lösung für das Randwertproblem mit den vorgegebenen

Randbedingungen.

Wird dagegen die Randwertaufgabe (2.4.2) mit den folgenden Randbedingungen

betrachtet

so existieren unendlich viele Lösungen.

Es ist klar, dass auch diese Randwertaufgabe die gleiche Grundlösung wie eben hat

.

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Durch die Randbedingungen ergibt sich, dass ist. Daher erfüllt

jede Funktion der Form

beliebig,

die Randwertaufgabe (2.4.2) mit den vorgegebenen Randbedingungen.

Also kann eine geringfügige Änderung einer Randbedingung dazu führen, dass es keine

bzw. unendlich viele Lösungen für das Problem existieren. Das liegt daran, dass eine

Randwertaufgabe eine Problemstellung im Großen ist, daher ist es nicht möglich wie

bei Anfangswertproblemen lokal zu arbeiten und zu argumentieren [9].

Bevor die wichtige Existenz- und Eindeutigkeitstheorie von linearen

Randwertproblemen aufgegriffen wird, folgt zunächst eine Darstellung für die

allgemeine Lösung der inhomogenen linearen Differentialgleichung. Im folgenden

Abschnitt wird den Darlegungen in [22] gefolgt.

Betrachtet wird hierzu wieder die inhomogene lineare Differentialgleichung

Es wird eine spezielle Lösung der inhomogenen Differentialgleichung

(2.4.1) errechnet sowie ein Fundamentalsystem (d.h. eine Basis von linear

unabhängigen Lösungen), , der zugehörigen homogenen

Differentialgleichung als die eindeutig bestimmten Lösungen der

Anfangswertaufgaben

(2.4.3a)

(2.4.3b)

Hierbei bezeichnen die kanonischen Einheitsvektoren. Mit den eindeutigen Lösungen

und wird die folgende „Fundamentalmatrix“ gebildet

. (2.4.4)

Aus diesen Fundamentallösungen wird die gesuchte Lösung der Randwertaufgabe

linear kombiniert. Gesucht wird demnach ein Koeffizientenvektor so dass

(2.4.5)

die Randwertaufgabe erfüllt.

Dies führt dann zu der folgenden Darstellung der allgemeinen Lösung der inhomogenen

Differentialgleichung (2.4.1)

(2.4.6)

wobei ist. Es ist klar, dass die auf diese Weise konstruierte Lösung die

Differentialgleichung erfüllt. Wegen und

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ist die Funktion genau dann die Lösung der Randwertaufgabe, wenn

der Vektor das lineare Gleichungssystem

(2.4.7)

löst.

2.5 Existenz und Eindeutigkeit

Mit Hilfe des Fundamentalsystems wird ein Kriterium für die eindeutige Lösbarkeit

einer linearen Randwertaufgabe erhalten [16].

Gegeben sei eine lineare Randwertaufgebe (2.4.1) mit stetigen, auf definierten

Funktionen und bezeichne ein Fundamentalsystem der homogenen Gleichung

Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent:

i) Die Randwertaufgabe ist für alle (stetigen) Inhomogenitäten und stets

eindeutig lösbar.

ii) Die zugehörige homogene Randwertaufgabe

hat nur die triviale Lösung

iii) Die Matrix ist regulär.

Für den Beweis wird zunächst die allgemeine Lösung der Differentialgleichung

ermittelt.

Dabei ist eine partikuläre Lösung. Dies in die Randbedingung eingesetzt liefert:

Somit ist die eindeutige Lösbarkeit der Randwertaufgabe äquivalent zur Regularität der

Matrix T. Dies gilt unabhängig von den speziellen Inhomogenitäten und .

3 Einfachschießverfahren

3.1 Einführung

Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von

Algorithmen, nämlich Anfangswertmethoden und globale Diskretisierungsmethoden.

Bei Anfangswertmethoden wird das Randwertproblem in eine Folge von

Anfangswertproblemen transformiert, die mit Hilfe von numerischen Integratoren gelöst

werden können. Beispiele solcher Methoden sind das klassische Schießverfahren, die

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Superpositionsmethode und das Mehrfachschießverfahren, die in dieser Arbeit näher in

Betracht gezogen werden. Diese Verfahren eignen sich für Randwertprobleme, bei

denen die unabhängige Variable die Zeit oder eine zeitähnliche Variable darstellt. Es

existieren auch raumartige Randwertprobleme, bei denen die Variable eine

Raumvariable darstellt und typischerweise auch eine Erweiterung in mehr als eine

Raumdimension erlaubt. Solche Randwertprobleme werden von den globalen

Diskretisierungsmethoden behandelt, zu denen das Differenzenverfahren und die

Kollokationsmethode zählen.

3.2 Das klassische Schießverfahren und die Superpositionsmethode

für lineare Randwertprobleme

Das martialische Artillerie-Problem des Zielens mit einem Geschütz hat dem

Schießverfahren seinen Namen gegeben. Die mathematische Modellierung der

Flugbahn des Geschosses führt auf eine Differentialgleichung 2. Ordnung, die

durch Vorgabe von Randbedingungen zu einem Randwertproblem erweitert wird.

Abbildung 1 Einfachschießverfahren

Die Grundidee des Schießverfahrens basiert auf die Zurückführung des

Randwertproblems auf eine Folge von Anfangswertproblemen, da

Anfangswertaufgaben numerisch einfacher zu handhaben sind [5, 7, 11]. Anschließend

können sie mit den leistungsfähigen Anfangswertlösern von MATLAB bearbeitet

werden. Es werden hierbei lineare Randwertprobleme betrachtet. Sie treten oft in

Anwendungen auf und sind viel einfacher zu lösen als nichtlineare Gleichungen.

Ein Randwertproblem heißt linear, falls sie die folgende Form hat

. (3.2.1)

Zunächst wird hier auf das Konzept der Superposition eingegangen und im Anschluss

folgt dann das klassische Schießverfahren.

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Zunächst wird der Fall einer skalaren, linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung

(3.2.2a)

(3.2.2b)

betrachtet, wobei und stetige Funktionen auf sind und .

Wie bereits erwähnt, ist die Lösung eines linearen Randwertproblems einfacher, da das

Addieren irgendeiner Lösung der inhomogenen Differentialgleichung

(3.2.3)

zu der vollständigen Lösung der homogenen Differentialgleichung

(3.2.4)

alle Lösungen des inhomogenen Problems liefert. Es ist zu beachten, dass das Lösen des

homogenen Problems einfacher ist als das Lösen des inhomogenen Problems. Ist nach

der eindeutigen Lösung des linearen Problems gefragt, genügt es zu zeigen, dass

und stetig sind und positive Werte besitzt [6].

Die Grundidee der Superposition besteht darin, das Randwertproblem (3.2.1) auf zwei

Anfangswertprobleme zu reduzieren [12, 18], nämlich in ein inhomogenes und in ein

homogenes Anfangswertproblem:

(3.2.5a)

. (3.2.5b)

Falls ist, dann ist die eindeutige Lösung gegeben durch

. (3.2.6)

Sei

gesetzt, dann gilt somit .

Zur Approximation der Lösungen und stehen zahlreiche numerische

Verfahren zur Verfügung. Nachdem diese Lösungen bestimmt wurden, wird die Lösung

des Randwertproblems mit der gewichteten Summe (3.2.6) approximiert.

Um die approximierte Lösung des linearen Randwertproblems (3.2.1) zu erhalten,

müssen die Anfangswertprobleme (3.2.5a,b) zunächst auf ein System 1. Ordnung

überführt werden. Dies geschieht folgendermaßen:

Erst werden die Variablen wie folgt definiert:

.

Daraus entsteht das folgende System

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mit den Anfangswerten

.

Diese Grundidee wird im weiteren Verlauf für die Implementierung der

Superpositionsmethode für lineare Randwertprobleme genutzt.

Um diese Idee an einem Beispiel zu erläutern, betrachte das folgende lineare

Randwertproblem

(3.2.7a)

mit den folgenden Randbedingungen

. (3.2.7b)

Die Vorgehensweise ist es nun, das Randwertproblem in zwei Anfangswertprobleme zu

reduzieren:

mit

mit .

Definiere nun , sodass sich das folgende System bildet

wobei

.

Dieses Beispiel wird später durch das implementierte Programm gelöst. Zusätzlich wird

noch die allgemeine Lösung der gewöhnlichen Differentialgleichung (3.2.7a) notiert,

um sie später mit der approximierten Lösung zu vergleichen

.

Nun folgt die Idee des klassischen Schießverfahrens [21, 22]. Betrachtet wird dazu die

allgemeinere lineare Randwertaufgabe erster Ordnung

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(3.2.8a)

, (3.2.8b)

mit stetigen Funktionen und , sowie und .

In Kapitel 2.4 wurde bereits eine Richtung aufgezeigt, die bei der numerischen Lösung

des linearen Randwertproblems eingeschlagen werden kann.

Um eine Lösungsfunktion zu finden, wurde eine Linearkombination von

Fundamentallösungen der homogenen Anfangswertaufgabe (2.4.2a), (2.4.2b)

konstruiert. Die Lösung der Randwertaufgabe war gegeben durch

, (3.2.9)

wobei die Fundamentalmatrix darstellt.

Der Vektor ist dann so zu bestimmen, dass neben der Differentialgleichung

(3.2.8a) auch die Randbedingung (3.2.8b) erfüllt. Hierzu war das lineare

Gleichungssystem

(3.2.10)

zu lösen.

Durch dieses Vorgehen kann ein einfaches numerisches Approximationsverfahren

entwickelt werden. Dazu wird auf dem Intervall ein Gitter

mit einer Schrittweitenbedingung

erzeugt, wobei ≥ 1 eine Konstante ist. Auf diesem Gitter werden nun die

Systeme

mit Hilfe eines konvergenten Differenzenverfahrens (Einschrittverfahren, Prädiktor-

Korrektor-Verfahren, Extrapolationsverfahren, etc.) approximiert. Ist das Verfahren von

Ordnung , so gilt im Punkt

(3.2.11)

wobei von den gegebenen Daten abhängt und die

Lipschitzkonstante des Systems darstellt.

Die Lösungen werden nun verwendet, um die diskrete Fundamentalmatrix

im Punkt zu erzeugen, wodurch anschließend das

Gleichungssystem

(3.2.12)

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gelöst wird. Ist die Matrix regulär, so ist mit der Lösung des Gleichungssystems

mit

(3.2.13)

auch eine eindeutige Lösung der Randwertaufgabe gegeben.

Zur Realisierung des einfachen Schießverfahrens wird also wie folgt vorgegangen:

1. Bestimme auf dem Punktgitter mit einem konvergenten Differenzenverfahren

die Näherungen zu den Lösungen der

Anfangswertaufgaben (2.4.2a), (2.4.2b), wobei die Schrittweite beschreibt.

2. Erzeuge die Matrix

und löse damit (falls regulär ist) das Gleichungssystem

.

3. Erstelle durch die eindeutige Lösung des Gleichungssystems die

gesuchte Lösung

.

Nun wird die folgende Beispielaufgabe betrachtet, die mit dem klassischen

Schießverfahren gelöst wird:

.

Der erste Schritt besteht darin, das Randwertproblem in ein System erster Ordnung zu

transformieren. Wähle dazu :

.

Die Fundamentallösungen sind gegeben durch die Anfangswertaufgaben:

Es soll davon ausgegangen werden, dass das Approximationsverfahren diese

Anfangswertaufgaben in den diskreten Gitterpunkten exakt wiedergibt. Durch eine

einfache Berechnung ergeben sich die folgenden Lösungen:

.

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Hiermit lässt sich die Matrix zum Zeitpunkt und die Matrix

aufstellen:

.

Somit gilt:

.

Dadurch wird das obige lineare Gleichungssystem gelöst:

.

Die Lösung ist dann gegeben durch:

.

erfüllt die beiden Randwerte und durch wird auch somit

die Differentialgleichung erfüllt.

3.3 Konvergenz des klassischen Schießverfahrens

Die Darstellung der Konvergenz für des klassischen Schießverfahrens orientiert

sich an [22]. Seien und stetig differenzierbar und die Matrix

sei regulär. Zur Berechnung der werde jeweils ein Verfahren

der Ordnung eingesetzt. Für hinreichend kleines ist die Matrix regulär, und

das Schießverfahren konvergiert mit der Ordnung :

. (3.3.1)

Für den Beweis dieser Aussage wird am Anfang die Fehlerabschätzung (3.2.4) benutzt.

Dies impliziert

,

(3.3.2)

mit einer dimensions-abhängigen Konstante . Für hinreichend kleines ist also

bzw. .

Im Hinblick auf die angenommene Regularität von impliziert dies auch die

Regularität von sowie die Abschätzung

.

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Über die Beziehung

,

folgt weiter die Abschätzung

.

Mit (3.3.2) folgt damit

.

Damit folgt weiter

+

und hiermit

,

was zu zeigen war.

3.4 Implementierung und numerische Tests

Bei vielen praktischen Aufgaben werden numerische Lösungsmethoden herangezogen,

da exakte Lösungsmethoden nur für Sonderfälle wie z.B. lineare

Differentialgleichungen erfolgreich sind. Für die Lösung praktisch anfallender

Differentialgleichungen bilden numerische Methoden oft die einzige Möglichkeit.

Daher steht deren Entwicklung in der Numerischen Mathematik im Mittelpunkt der

Forschung.

In diesem Kapitel soll das klassische Schießverfahren und die Superpositionsmethode

für lineare Randwertprobleme in Matlab implementiert und mit Beispielaufgaben

ausgetestet werden. Wie schon zuvor erwähnt sind lineare Randwertprobleme einfacher

zu lösen als nichtlineare Randwertprobleme. Der Vorteil zeichnete sich dadurch aus,

dass der rechte Randwert linear von abhängt. Es werden lineare

Randwertprobleme der folgenden Form betrachtet

(3.4.1a)

mit den Randbedingungen

. (3.4.1b)

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Die Verfahren wurden in Kapitel 3.2 erläutert. Für die Approximation der

Anfangswertaufgaben steht das klassische Runge-Kutta-Verfahren zur Verfügung, das

auch separat in Matlab implementiert wurde. Dieses Verfahren ist ein spezielles

explizites 4-stufiges Runge-Kutta-Verfahren und das meistgebräuchliche

Einschrittverfahren. Benannt wurde es nach Carl Runge (1856-1927) und Martin

Wilhelm Kutta (1867-1927). Sie besitzt die Ordnung 4 und weist gute Ergebnisse vor.

Durch dieses Verfahren lässt sich die Fehlerordnung um ein Vielfaches verbessern.

Daher ist es anzunehmen, dass die Runge-Kutta-Methode eine bessere

Übereinstimmung mit der exakten Lösung zeigt, als z.B. das Euler-Verfahren, das die

Ordnung 1 besitzt.

Nun folgen einige Randwertprobleme, die mit den implementierten Verfahren gelöst

werden. Die approximierte Lösung wird zusätzlich mit der exakten Lösung verglichen,

um anschließend zu zeigen, dass durch die Wahl kleinerer Schrittweiten auch der Fehler

kleiner wird. Neben der Implementierung der Verfahren soll somit auch die Frage

geklärt werden, wie sich die Schrittweite bei der Durchführung der Verfahren

auswirkt.

Betrachtet wird zunächst das folgende lineare Randwertproblem [6]

mit den Randbedingungen

.

Das Problem wird mit der Implementierung des klassischen Schießverfahrens gelöst.

Die exakte Lösung lautet:

wobei

und

.

Die Approximationen der Anfangswertaufgaben erfolgen mit dem klassischen Runge-

Kutta-Verfahren, dabei wird gesetzt und dadurch die Schrittweite

verwendet. Die folgende Tabelle enthält die Berechnungen der approximierten und

exakten Lösungen. Zusätzlich ist in der letzten Spalte die Abweichung zwischen den

approximierten und den exakten Werten dargestellt:

Page 20: Bachelorarbeit - Fakultät für Mathematik, TU Dortmund · 3.1 Einführung Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von Algorithmen, nämlich

16

e

Tabelle 1 Näherungslösungen mit

Dabei wurde das folgende Gleichungssystem gelöst

.

Anschließend wurde mit dem Lösungsvektor

die

approximierte Lösung von konstruiert.

Abbildung 2 Numerische Lösung der RWA und Darstellung des Fehlers

Wird dagegen die Schrittweite gewählt, also gesetzt, so resultieren

die folgenden Berechnungen:

e

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17

Tabelle 2 Näherungslösungen mit

Dabei wurde wieder das folgende Gleichungssystem gelöst

,

wobei

ist.

Bei der Wahl einer kleineren Schrittweite wird deutlich, dass sich der Fehler, d.h. die

Abweichung zwischen den exakten Werten und den approximierten Werten verringert.

Dieses Resultat geht auf den im Kapitel 3.2 angedeuteten Diskretisierungsfehler

zurück. Im Folgenden wird der Vergleich der Fehler für die Schrittweiten und

grafisch dargestellt:

Abbildung 3 Vergleich der Fehler für und

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18

Nun wird das lineare Randwertproblem (3.2.7a,b) aus Kapitel 3.2

mit den folgenden Randbedingungen

aufgegriffen. Auch hier wird für die Lösung die klassische Runge-Kutta-Methode mit

der Schrittweite eingesetzt. Es folgen die Ergebnisse wieder zusätzlich mit der

Abweichung zwischen den exakten und den approximierten Werten:

Tabelle 3 Approximierte Lösungen für

Für die approximierte Lösung gilt somit

wobei für

gilt.

Abbildung 4 Numerische Lösung der RWA und Darstellung des Fehlers

Im Folgenden werden die Ergebnisse für die Schrittweite betrachtet, um

anschließend wieder über den Vergleich des Fehlers zu berichten:

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19

Tabelle 4 Approximierte Lösungen für

Auch in diesem Beispiel ist erkennbar, dass der Fehler durch die Verkleinerung der

Schrittweite verringert wird. Die folgende Abbildung zeigt grafisch wieder den

Vergleich der Fehler für die Schrittweiten und :

Abbildung 5 Visualisierung der Fehler für und

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20

3.5 Vergleich des klassischen Schießverfahrens mit der

Superpositionsmethode

Zum Schluss dieses Kapitels werden nochmals einige Randwertprobleme mit

exponentiellem Wachstum in Betracht gezogen und mit den beiden vorgestellten

Verfahren gelöst. Bei der Lösung der Probleme in Matlab werden aufgrund der

Zahldarstellung mit Rundungsfehlern gearbeitet. Auf der einen Seite muss beim

klassischen Schießverfahren ein lineares Gleichungssystem gelöst werden, um den

Parameter zu erhalten. Bei der Anwendung der Superpositionsmethode hingegen

müssen zwei Anfangswertprobleme gelöst werden, um den Parameter zu bestimmen,

dessen Wert unter Umständen von dem beim klassischen Schießverfahren abweicht. Es

soll untersucht werden, welches der Verfahren bessere Ergebnisse liefert, also näher an

der exakten Lösung liegt.

Dazu wird zuerst das folgende Randwertproblem betrachtet

(3.5.1a)

. (3.5.1b)

Es ist leicht zu zeigen, dass die Fundamentalmatrix und die partikuläre Lösung

folgende Form haben

.

Somit folgt das lineare Gleichungssystem

wobei

ist. Die exakte Lösung der Randwertaufgabe lautet somit

.

Nun wird das Randwertproblem mit den beiden Verfahren gelöst, wobei und

gesetzt wird. Für die Lösung der Anfangswertaufgaben wird das Runge-Kutta-

Verfahren (4.Ordnung) verwendet.

Folgende Tabellen enthalten die Ergebnisse für die Schrittweiten und

wobei den Fehler, also die Abweichung zwischen den approximierten und den

exakten Werten darstellt, die – Norm und die – Norm

kennzeichnen:

Page 25: Bachelorarbeit - Fakultät für Mathematik, TU Dortmund · 3.1 Einführung Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von Algorithmen, nämlich

21

h=0.5

klassisches Schießverfahren Superpositionsprinzip

Tabelle 5 Vergleich der Fehler für

h=0.5

klassisches Schießverfahren

Superpositionsprinzip

Tabelle 6 Vergleich der – Norm und – Norm für

h=0.1

klassisches Schießverfahren Superpositionsprinzip

1.0e-03 * 1.0e-03 *

Tabelle 7 Vergleich der Fehler für

h=0.1

klassisches Schießverfahren e-04 e-04

Superpositionsprinzip e-04 e-04

Tabelle 8 Vergleich der – Norm und – Norm für

Ein Vergleich der beiden Methoden zeigt, dass bei Problemen mit exponentiellem

Wachstum unterschiedliche Fehlerwerte rauskommen. Durch die euklidische Norm

wird festgestellt, dass das klassische Schießverfahren einen kleineren Fehler aufweist,

als die Superpositionsmethode. Bei der Lösung der Randwertaufgabe wurde für den

rechten Intervallpunkt gewählt, so dass das Lösungsintervall recht klein ist. Nun

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22

stellt es sich die Frage, wie sich die beiden Verfahren bei einer Vergrößerung des

Lösungsintervalls verhalten. Die Ergebnisse wurden für verschiedene Intervallgrößen

und Schrittweiten in den folgenden Tabellen dargestellt, wobei als Vergleich diesmal

nur die – Norm gewählt wurde:

h=0.5 h=0.1

b=1 e-00

b=1 e-04 kl.S.

e-00 e-04 Sup.

b=2 e-00

b=2 e-00 kl.S.

e-00 e-00 Sup.

b=3 e+03

b=3 e-00 kl.S.

e+03 e-00 Sup.

b=4 e+05

b=4 . e-00 kl.S.

e+05 . e-00 Sup.

b=5 e+08

b=5 e+05 kl.S.

e+08 e+03 Sup.

Tabelle 9 Vergleich der – Norm für und bei

variierender Intervalllänge

h=0.05 h=0.01

b=1 e-05

b=1 e-07 kl.S.

e-05 e-07 Sup.

b=2 e-04

b=2 e-07 kl.S.

e-04 e-07 Sup.

b=3 . e-04

b=3 e-00 kl.S.

. e-04 e-04 Sup.

b=4 . e-00

b=4 . e-00 kl.S.

. e-00 . e-00 Sup.

b=5 e+05

b=5 e+06 kl.S.

e+03 e+04 Sup.

Tabelle 10 Vergleich der – Norm für und bei

variierender Intervalllänge

Die Ergebnisse zeigen, dass die Superpositionsmethode bei der Vergrößerung des

Lösungsintervalls deutlich bessere Resultate liefert, als das klassische Schießverfahren.

Somit ist festzustellen, dass das klassische Schießverfahren auf eine

Intervallvergrößerung empfindlicher reagiert als die Superpositionsmethode.

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23

Als letztes wird das folgende Randwertproblem betrachtet

(3.5.2a)

. (3.5.2b)

Der Verstärkungsfaktor liegt hier bei , so dass im Vergleich zum ersten Problem ein

größeres exponentielles Wachstum vorliegt. Es soll nun untersucht werden, wie sich die

beiden Verfahren bei einem größeren exponentiellen Wachstum verhalten, wobei das

Lösungsintervall mit recht klein ist.

h=0.1

klassisches Schießverfahren Superpositionsprinzip

Tabelle 11 Vergleich der Fehler für

h=0.1

klassisches Schießverfahren . .

Superpositionsprinzip . .

Tabelle 12 Vergleich der – Norm für

Es ist zu erkennen, dass die Superpositionsmethode einen deutlich kleineren Fehler

aufweist als das klassische Schießverfahren und somit die bessere Methode ist.

Durch die Gegenüberstellung der beiden Methoden konnte festgestellt werden, dass

durch das Superpositionsprinzip im Vergleich zum klassischen Schießverfahren bessere

Ergebnisse erzielt werden können. Das erste Beispiel zeigt, dass das klassische

Schießverfahren zwar auf einem kleineren Lösungsintervall näher an der exakten

Lösung liegt, jedoch durch eine Vergrößerung des Intervalls einen größeren Fehler

aufweist, als die Superpositionsmethode. Das zweite Randwertproblem verdeutlicht,

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24

dass bei Problemen mit starkem exponentiellem Wachstum die Superpositionsmethode

auch bei kleinerem Lösungsintervall bessere Ergebnisse liefert. Ein weiterer Vorteil des

Superpositionsprinzips ist es, das bei diesem Verfahren nur zwei Anfangswertaufgaben

gelöst werden müssen, wo hingegen beim klassischen Schießverfahren drei

Anfangswertaufgaben zu lösen sind. Allerdings zeichnet sich der Nachteil der

Superpositionsmethode dadurch aus, dass sie nur auf Differentialgleichungen 2.

Ordnung anwendbar ist, das klassische Schießverfahren jedoch bei

Differentialgleichungen beliebiger Ordnung eingesetzt werden kann.

3.6 Problematik

Die Methode des einfachen Schießverfahrens funktioniert theoretisch gut, besitzt aber in

der praktischen Anwendung bei bestimmten Fällen von Randwertaufgaben eine

katastrophale Schwäche, so dass es die numerische Bestimmung der Lösung unmöglich

macht. Diese Schwierigkeiten treten dann auf, wenn die Lösung (3.2.9) am

rechten Intervallpunkt bei etwas instabileren Problemen sehr empfindlich gegenüber

Störungen im Anfangswert ist oder das Lösungsintervall recht groß ist. Zur

Kompensation müsste die Berechnung von sehr genau erfolgen, was im Allgemeinen

nicht sinnvoll realisierbar ist.

Die Situation soll zuerst anhand des linearen Randwertproblems [21]

(3.6.1)

dargelegt werden. Mit Hilfe der Substitution wird das

Randwertproblem (3.6.1) in die 1. Ordnung überführt

.

Mittels einfacher Rechnung ergeben sich die die Eigenwerte und und die

entsprechenden Eigenvektoren

bzw.

.

Damit gilt für die allgemeine Lösung der obigen Differentialgleichung

Zur Lösung der Randwertaufgabe muss nun der Startvektor bestimmt

werden. Aus der Bedingung

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25

werden die Werte und errechnet

und

und somit gilt die Lösung

(3.6.2)

Durch die zweite Randbedingung

wird der Wert von bestimmt

.

Somit lautet die (eindeutige) Lösung der Randwertaufgabe

.

Da die Lösung in (3.6.2) linear von abhängt, kann es durch eine Änderung von um

näher betrachtet werden:

.

Wie bereits zuvor angedeutet führt bei instabileren Randwertproblemen eine kleine

Änderung des Parameters auf eine verstärkte Änderung des Funktionswerts am

rechten Intervallrand. In diesem Beispiel würde eine Änderung des Anfangswerts bei

eine um den Faktor verstärkte Änderung des Funktionswerts bei

nach sich ziehen. Wird mit zwölf wesentlichen Dezimalstellen gerechnet und

nahe um die kleinstmöglichen Werte variiert, so beträgt die

veränderte Lösung . Dies bedeutet, dass die Randbedingung

im extremsten Fall nur mit einer Abweichung von erfüllt werden

kann. Es lässt sich schließen, dass selbst wenn das Randwertproblem eine eindeutige

Lösung besitzt, kann das Einfachschießverfahren völlig versagen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Lösungen zu verschiedenen

Anfangswerten ein und derselben Differentialgleichung exponentiell schnell

auseinander laufen können. Die Lösung kann also sehr sensitiv vom Anfangswert

abhängen. Dies ist in der Praxis ein nicht zu unterschätzender Nachteil.

Es wird ein weiteres lineares Randwertproblem aufgegriffen, um nochmals auf die

Schwierigkeiten des einfachen Schießverfahrens einzugehen und dabei den

Verstärkungsfaktor näher zu betrachten. Das Problem wird nach der Einführung

des Mehrfachschießverfahrens wieder aufgegriffen, um somit die Durchführung dieser

modifizierten Methode anhand des Problems zu zeigen.

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26

Sei das folgende lineare Randwertproblem [10]

(3.6.3a)

(3.6.3b)

gegeben. Die exakte Lösung des Problems lautet

. (3.6.4)

Wird nur die gewöhnliche Differentialgleichung in (3.6.3a) in Betracht gezogen, so gilt

die allgemeine Lösung

. (3.6.5)

Für die Lösung von (3.6.3a,b) wird das Randwertproblem wie folgt wieder in zwei

Anfangswertprobleme aufgeteilt

(3.6.6a)

. (3.6.6b)

Es folgen nun die exakten Lösungen von (3.6.6a) und (3.6.6b)

. (3.6.7)

Für den Parameter gilt somit

. (3.6.8)

Also folgt nun

. (3.6.9)

Beachte, dass die geschweiften Klammern sehr große Ausdrücke beinhalten können.

Für würde beispielsweise der Wert für den zweiten Ausdruck wie folgt

aussehen

. (3.6.10)

Betrachtet wird nun der Rundungsfehler in Matlab. Daraus folgt:

Für zwei beliebige Zahlen und mit fasst Matlab dies mit

auf.

Falls ein zu „großer“ Wert ist, so dass

ist, rechnet Matlab mit einem

Fehler, der die Ordnung 1 oder sogar noch größer besitzt.

Die zweite Aussage in Bezug auf (3.6.10) bedeutet, dass die erste geschweifte Klammer

in (3.6.9) für in Matlab mit einem Fehler errechnet wird, der also von der

Ordnung 1 oder größer ist. Daher ist es anzunehmen, dass dieser Ausdruck von der

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27

exakten Lösung stark abweicht. Genau dies erklärt auch die Entstehung des

„Ausbruchs“ in der folgenden Abbildung, der in der Nähe von zu sehen ist. Die

Abbildung stellt für die exakte Lösung zusammen mit der numerischen Lösung

grafisch dar, wobei hier die Superpositionsmethode angewendet wurde.

Abbildung 6 Darstellung der exakten und der numerischen Lösung für

Die Ursache des extremen Ausbruchs in der Nähe von könnte damit

zusammenhängen, dass die absoluten Fehler der numerischen Lösungen und

proportional zu sind, so dass erhebliche Fehler für und nicht ganz

aufgehoben werden. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass Matlab den Parameter

mit einem Rundungsfehler auswertet, so dass ist, und

anschließend die Lösung wie folgt errechnet

.

Auch hier wird der letzte Ausdruck mit einem Fehler errechnet, der die Ordnung 1 oder

größer hat.

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28

4. Merfachschießverfahren

4.1 Einführung

Die Schwierigkeiten bei der Durchführung des einfachen Schießverfahrens wurden im

Kapitel 3.6 erläutert. Es folgte die folgende Fehlerentwicklung

.

Die Probleme hängen mit dem starken Wachstum des Fehlereinflusses über größere

Intervalle zusammen. Der Verstärkungsfaktor kann dazu führen, dass das

Schießverfahren aufgrund zu großer Sensitivität versagt. Es kann also passieren, dass

vom gewünschten Randwert abweicht, obwohl bis auf Maschinengenauigkeit

exakt bestimmt ist. Dieses Instabilitätsproblem kann überwunden werden, indem der

Faktor verkleinert wird. Da vorgegeben ist, muss also das Intervall

verkleinert werden. Dies führt auf die Idee des Mehrfachschießverfahrens, dass im Jahre

1962 von D.D. Morrison, J.D. Riley und J.F. Zancanaro hergeleitet wurde [15]. Diese

Methode kann als eine Modifikation des Einfachschießverfahrens angesehen werden,

welche die numerische Integration über große Bereiche vermeidet. Sie erwies sich

insbesondere bei der numerischen Lösung einer langen Reihe hochkomplexer Probleme

der optimalen Steuerungen in Naturwissenschaft und Technik als extrem erfolgreich.

4.2 Das lineare Mehrfachschießverfahren

Die Grundidee des Mehrfachschießverfahrens besteht in der Unterteilung des

Integrationsintervalls in Teilintervalle mittels

. (4.2.1)

Anschließend wird das Einfachschießverfahren auf jedes der Teilintervalle

angewendet und die dabei gewonnenen Teilstücke der Lösung zu einer globalen Lösung

zusammengesetzt.

Abbildung 7 Mehrfachschießverfahren

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29

Die folgenden Darstellungen orientieren sich an [1, 22]. Das Intervall wird so unterteilt,

dass die zugehörigen Wachstumsfaktoren moderat bleiben. Dadurch kann

der Einfluss der Instabilität bei der Durchführung des Schießverfahrens beschränkt

werden. Betrachte dazu wieder das lineare Randwertproblem aus (2.4.1a,b)

(4.2.2a)

. (4.2.2b)

Auf jedem Teilintervall kann die allgemeine Lösung von (4.2.2a)

durch

(4.2.3)

dargestellt werden, wobei die Fundamentallösung, der Parametervektor

und die partikuläre Lösung ist, die wie folgt festgelegt sind:

(4.2.4a)

(4.2.4b)

(4.2.5a)

. (4.2.5b)

Das Problem ist nun nicht einen Vektor , sondern Vektoren so zu

finden, dass die zusammengesetzte Funktion

(4.2.6)

stetig auf dem ganzen Intervall wird und die Randbedingung

(4.2.7)

erfüllt. In Bezug auf (4.2.3) sehen die Stetigkeitsbedingungen

wie

folgt aus

.

Durch Umordnen und Substitution der Anfangswerte folgt nun

.

Zusammen mit den Randbedingungen

folgt das lineare Gleichungssystem

(4.2.8a)

und somit gilt

. (4.2.8.b)

Page 34: Bachelorarbeit - Fakultät für Mathematik, TU Dortmund · 3.1 Einführung Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von Algorithmen, nämlich

30

Hierbei ist die Lösung an der Stelle gegeben durch

.

Folglich wird nach der Berechnung von aus (4.2.8a) als Lösung der R

Anfangswertprobleme konstruiert.

Nun wird das lineare Randwertproblem (3.6.3) wieder in Betracht gezogen und die

einzelnen Schritte des Mehrfachschießverfahrens darauf angewendet, um somit die

Durchführung dieses Verfahrens besser zu verstehen.

Anhand der Abbildung 6 war zu erkennen, dass die numerische Lösung anfänglich

ziemlich exakt verlief, jedoch in der Nähe von stark von der exakten Lösung

abgewichen ist. Die Ursache dieser starken Abweichung beruhte auf dem Faktor ,

der durch Multiplikation mit kleineren Fehlern die exakte Lösung überholte. Durch die

Aufteilung des Intervalls in zwei adjungierte Teilintervalle, und

, und Durchführung des einfachen Schießverfahrens auf jedes dieser

Teilintervalle wird der entsprechende exponentielle Faktor, , in Matlab

„gut“ gelöst, da

.

Es folgt nun die Vorgehensweise der Anwendung des Mehrfachschießverfahrens auf

das Randwertproblem (3.6.3) [10]. Wie zuvor erwähnt wird das Intervall in zwei

Teilintervalle aufgeteilt. Eine Aufteilung in mehrere Teilintervalle erfolgt analog.

Betrachte die folgenden Anfangswertprobleme auf den jeweiligen Teilintervallen:

Auf

:

(4.2.9)

Auf

:

(4.2.10)

Beachte, dass der Anfangswert für im Punkt als gekennzeichnet ist,

obwohl im Beispiel gegeben ist. Die Absicht dahinter ist zu verdeutlichen, dass

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die gegebene Anfangsbedingung immer für am linken Endpunkt des

ursprünglichen Intervalls zugewiesen wird. Die Anfangsbedingungen im zweiten

Teilintervall bzw. im -ten Teilintervall ( ) für werden immer auf null gesetzt.

Daher ist in (4.2.10) die Anfangsbedingung für in einem Kästchen hervorgehoben.

Anschließend folgt mit den Lösungen der Anfangswertprobleme (4.2.9) und (4.2.10):

, (4.2.11)

wobei und berechnet werden müssen und zusätzlich die folgenden drei

Anforderungen erfüllen müssen:

(4.2.12)

und

. (4.2.13)

Die beiden Anforderungen in (4.2.12) implizieren, dass die Lösung und ihre

entsprechende Ableitung in stetig sein müssen. Die letzte Anforderung (4.2.13)

besagt, dass die Lösung die Randbedingung in erfüllen muss.

(4.2.12) und (4.2.13) ergeben:

.

(4.2.14)

In den ersten beiden Gleichungen wurden jeweils am Ende die Randbedingungen von

(4.2.10) eingesetzt. Insgesamt wird anhand der drei Gleichungen in (4.2.14) ein lineares

System für und erzeugt. Durch das Bestimmen dieser Unbekannten und

das Einsetzen in (4.2.11) kann somit die Lösung des Randwertproblems (3.6.3) ermittelt

werden.

Es ist zu beachten, dass das Mehrfachschießverfahren in obiger Form nur für lineare

Randwertprobleme angewendet werden darf, da sie auf die Methode in Kapitel 3.2

zurückgreift, so dass für die Lösung

gilt.

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4.3 Numerische Lösung bestimmter Gleichungssysteme

Bei der Darstellung des Mehrfachschießverfahrens in Kapitel 4.2 wurde nicht auf die

Lösung des linearen Gleichungssystems (4.2.8a,b) eingegangen. In diesem Unterkapitel

soll somit die Frage diskutiert werden, wie das lineare Gleichungssystem mit möglichst

geringem Aufwand gelöst werden kann. Für die Lösung der Matrix in (3.2.14),

die beim klassischen Schießverfahren entsteht, würde die Gauß-Elimination ausreichen.

Jedoch ist beim Mehrfachschießverfahren zu erkennen, dass das zu lösende lineare

Gleichungssystem eine schwachbesetzte Form aufweist und darüber hinaus eine

spezielle Block-Struktur besitzt. Denn nur aus Elementen sind

möglicherweise von Null verschieden. Also wäre für die dünnbesetzte Matrix ein

spezielles Verfahren von Vorteil, die die effiziente Speicherung und Auflösung der

Matrix sicherstellt. Folgende Darstellungen orientieren sich an [1, 2].

Es wird nochmals die Matrix aus (4.2.8a,b) aufgegriffen

, (4.3.1)

wobei Matrizen darstellen. Da das Gaußsche Eliminationsverfahren für

vollbesetzte Matrizen geeignet ist, ist dessen Anwendung auf die Matrix sehr

ungünstig, vor allem wenn erheblich groß ist. Wird fixiert und die Größe der Matrix

als eine Funktion von angesehen, so ist die Anzahl aller Elemente, die ungleich Null

sind, gleich , wobei die gesamte Anzahl aller Einträge in ist. Wird die

Matrix genauer betrachtet, so fällt auf, dass mit Ausnahme der unteren linken Ecke

einer Bandmatrix entspricht. Die folgende Abbildung stellt diese Matrix für den Fall

und dar, wobei einen von Null verschiedenen Eintrag bezeichnet:

. (4.3.2)

Die Randbedingungen der Form (4.2.2b) heißen nicht-separiert, da sie Informationen

über beide Endpunkte beinhalten. In den Anwendungen tauchen jedoch meist

Page 37: Bachelorarbeit - Fakultät für Mathematik, TU Dortmund · 3.1 Einführung Für die Lösung von Randwertproblemen existieren zwei grundsätzliche Klassen von Algorithmen, nämlich

33

Randwertprobleme mit separierten Randbedingungen auf, sodass für die

Randbedingungen folgendes gilt

.

Daher wird die Randbedingung am linken Endpunkt zuerst aufgefasst und folglich

werden und neu angeordnet. Für und einer Randbedingung an jedem Ende

ergibt sich somit die Struktur einer Bandmatrix

. (4.3.3)

Bisher wurden Randwertprobleme mit nicht-separierten Randbedingungen betrachtet.

Nun aber stellt es sich heraus, dass Randwertprobleme mit separierten

Randbedingungen einen Vorteil mit sich bringen. Denn das zu lösende lineare

Gleichungssystem weist dadurch eine Bandstruktur auf und ist daher auch einfacher zu

lösen. Daher werden zuerst lineare Gleichungssysteme untersucht, die aus separierten

Randbedingungen entstehen und im Anschluss wird dann auf die Matrizen der Form

(4.3.1) eingegangen.

Wie zuvor erwähnt ergibt sich bei der Durchführung des Mehrfachschießverfahrens eine

allgemeine Bandmatrix, falls ein Randwertproblem von der Ordnung mit separierten

Randbedingungen zu lösen ist. Angenommen steht für die Anzahl der Zeilen von

und für die Anzahl der Zeilen von , dann sieht die resultierende Matrix wie

folgt aus

, (4.3.4)

wobei und (und rang rang ).

Für die Lösung der Matrix werden zwei Verfahren in Betracht gezogen, nämlich das

Gaußsche Eliminationsverfahren mit partieller Pivotisierung und die Lösung durch

Zeilen- und Spalteneliminationen.

Bei dem Gaußschen Eliminationsverfahren mit partieller Pivotisierung wird die Matrix

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34

in (4.3.4) als eine Folge von überlappenden Blöcken betrachtet, in der die ersten

Blöcke von der Größe sind und der letzte Block eine Größe von

hat. In der folgenden Abbildung ist die Matrix aus (4.3.3) mit den

überlappenden Blöcken zu sehen:

(4.3.5)

Für jeden Block werden nun die Schritte des Gauß-Algorithmus mit partieller

Zeilenpivotisierung angewendet. Die letzten Zeilen des -ten Blocks werden dann an

die oberste Stelle von angehängt, um somit den nächsten Block zu bilden.

Anschließend wird der Eliminationsprozess wiederholt. Für den letzten Block werden

Eliminationsschritte benötigt, um die Zerlegung abzuschließen.

Folglich ergibt sich für die Matrix die folgende Struktur, wobei die Einträge

bezeichnet, die aufgrund von „fill-in“, d.h. Entstehung zusätzlicher Nichtnullelemente

während der Elimination, entstanden sind und kennzeichnen die Elemente, die auf

null gebracht wurden:

. (4.3.6)

Dieses Verfahren zeigt exakt dieselben numerischen Ergebnisse wie das Verfahren, das

die Matrix wie eine Bandmatrix behandelt, wobei hier in Bezug auf die Speicherung

der Matrix besser abgeschnitten wird. Die Höhe des Speicherbedarfs beläuft sich hier

auf .

Nun wird das zweite Verfahren betrachtet, in dem die Lösung durch Zeilen- und

Spalteneliminationen ermittelt wird.

Bei der Durchführung der Gaußschen Zeilenelimination wird eine LU-Zerlegung

(4.3.7)

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35

gebildet, wobei eine untere Dreiecksmatrix und eine obere Dreiecksmatrix darstellt.

Mit der Zeilenpivotisierung erhält die Zerlegung die folgende Form

(4.3.8)

mit einer Permutationsmatrix . Anstelle der Zeilenpivotisierung kann auch die

Spaltenpivotisierung verwendet werden, um eine LU-Zerlegung der folgenden Form zu

erhalten

, (4.3.9)

wobei eine weitere Permutationsmatrix darstellt.

Während die Zeilenpivotisierung einer Links-Multiplikation der Matrix entspricht, ist

die Spaltenpivotisierung einer Rechts-Multiplikation gleichzusetzen. Dies führt zu dem

folgenden Verfahren, in dem Zeileneliminationen gemeinsam mit Spalteneliminationen

durchgeführt werden, um somit das „fill-in“ innerhalb der Matrix zu vermeiden.

Gestartet wird mit Spalteneliminationen, wodurch in eine untere Dreiecksmatrix

überführt wird. Da eine weitere nachfolgende Spaltenpivotisierung ein „fill-in“

verursachen würde, erfolgt eine Zeilenpivotisierung mit Schritten. Anschließend

wird wieder eine Spaltenpivotisierung mit Schritten durchgeführt, und so weiter.

Dieses Vorgehen wird in der folgenden Abbildung dargestellt, wobei das Symbol

wieder auf ein Element hinweist, das auf null gebracht wurde,

. (4.3.10)

Es wird darauf hingewiesen, dass die Zeilenpivotisierung von A die rechte Seite in

(4.2.8a) manipuliert, wo hingegen die Spaltenpivotisierung die Unbekannten ermittelt.

In Bezug auf die Matrix (4.3.10) können somit nacheinander die erste, dritte, fünfte und

siebte Unbekannte aus den entsprechenden Zeilen ermittelt werden und anschließend

auch dadurch die achte, sechste, vierte und zweite Unbekannte herausgefunden werden.

Somit wurden alle Unbekannten des Gleichungssystems ermittelt.

Das Verfahren wird nochmals aus der Sicht der Matrixtransformation betrachtet.

Jede Anwendung von Spalteneliminationen entspricht der folgenden Transformation

,

wobei eine Permutationsmatrix und eine obere Dreiecksmatrix darstellt,

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36

, wo hingegen Zeileneliminationen die Transformation in (4.3.8)

ergeben

.

Somit kann das gesamte Verfahren als eine Zerlegung von der folgenden Form

angesehen werden

, (4.3.11a)

mit den Permutationsmatrizen und , der unteren und oberen Dreiecksmatrix und

(4.3.11b)

, (4.3.11c)

wobei jedes und die gleiche Struktur der Nicht-Null Elemente aufweist wie

und . Die resultiere Matrix hat die Form wie in (4.3.10).

Um das Gleichungssystem in (4.2.8a) mit den Zerlegungen (4.3.11) zu lösen, müssen

also die folgenden Systeme errechnet werden

(4.3.12a)

(4.3.11b)

(4.3.11c)

. (4.3.11d)

Da eine untere Dreiecksmatrix und eine obere Dreiecksmatrix kennzeichnen,

können (4.3.12a) und (4.3.12c) durch Vorwärts- und Rückwertseinsetzen gelöst werden.

Die Lösung von (4.3.12b) ist weniger konventioneller, aber immer noch einfacher.

Die Matrix wird in einer Blocktridiagonalmatrix dargestellt

,

wobei und es gilt

mit

usw. Da die Matrix die Form wie in (4.3.4) hat, gilt

die gleiche Aufteilung für und und die Matrix erfüllt

,

während eine untere Dreiecksmatrix und

eine obere Dreiecksmatrix darstellt.

Folglich kann durch Vorwärtsrekursion

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37

und durch Rückwärtsrekursion

ermittelt werden. Hierbei stellen sich wichtige Beobachtungen heraus. In dem die

Information über die Zerlegung (4.3.11) anstelle der Nulleinträge der Matrix

gespeichert wird, benötigt das Verfahren keinen zusätzlichen Speicher. In jedem

Eliminationsschritt wird eine vollständige partielle Pivotisierung ausgeführt, d.h. das

größte Element der jeweiligen Spalte bzw. Zeile wird als Pivotelement gewählt. Daher

ist es zu erwarten, dass dieses Verfahren eine ähnliche Stabilität wie beim ersten

Verfahren aufweist und mindestens so schnell die Lösung ermittelt.

Im Falle nicht-separierter Randbedingungen kann die Matrix (4.3.1) nicht auf eine

Bandstruktur transformiert werden. Es stellt sich heraus, dass diese Tatsache sowie in

der Theorie als auch in der Praxis mit viel tieferen Schwierigkeiten verbunden ist.

Eine Möglichkeit die Struktur in (4.3.1) zu umgehen ist die Transformierung des

Problems in ein Randwertproblem mit separierten Randbedingungen. Auf die Theorie

dieser Transformation sei auf [1] verwiesen. Der Vorteil dieser Transformierung ist

sicherlich die Erhaltung einer Struktur wie in (4.3.4). Da dies jedoch im Vergleich zum

ursprünglichen Randwertproblem ein sehr großes System erzeugt, geht dessen Wirkung

nicht auf eine Verringerung des fill-in ein.

Nun wird auf die Lösung der Matrizen von der Form (4.3.1) eingegangen. Dabei wird

den Darlegungen aus [9] gefolgt. Wird nur mit den Nicht-Null Elementen der Matrix

gearbeitet, so wird zur Lösung des linearen Gleichungssystems (4.2.8a) der geringste

numerische Aufwand erfordert. Also werden die Gleichungen, beginnend mit der ersten,

sukzessiv nach den einzelnen Komponenten aufgelöst. Diese Strategie wird als

Kompaktifikation bezeichnet [4]. Um diese Lösungsstrategie zu verdeutlichen, werden

die Gleichungen des Systems (4.2.8b) explizit aufgeschrieben:

1. Gleichung:

2. Gleichung:

( -te Gleichung:

-te Gleichung: .

Zu Beginn wird die erste Gleichung nach aufgelöst und somit folgt

. (4.3.12)

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Im nächsten Schritt wird nun in die zweite Gleichung eingesetzt und nach

aufgelöst:

. (4.3.13)

Wird dieser Vorgang analog fortgesetzt, so ergibt sich für die Folgende

Zum Schluss wird in die -te Gleichung eingesetzt. Somit folgt nun

Durch die Zusammenfassung der rechten Seite ergibt sich schließlich das folgende

-dimensionale lineare Gleichungssystem für

Es fällt auf, dass die Systemmatrix in (4.3.15) nicht mehr schwach besetzt ist. Für die

Lösung bietet sich die LU-Faktorisierung an, die einen Aufwand von FLOPS

aufweist. Ist durch eine numerische Approximation bekannt, so kann der Vektor

in (4.3.12) mit einem Aufwand von bestimmt werden. Durch Einsetzen

von in die zweite Gleichung des ursprünglichen Systems kann somit auch der Vektor

mit einem Aufwand von FLOPS bestimmt werden. Dementsprechend

werden somit auch die weiteren unbekannten Vektoren , gelöst. Der

Gesamtaufwand dieser Kompaktifikation liegt somit bei FLOPS.

Nun wird das reduzierte Gleichungssystem in (4.3.15) genauer betrachtet. Durch

wichtige Eigenschaften der Fundamentalmatrizen kann die zugehörige Systemmatrix

bei vorausgesetzter exakter Arithmetik wie folgt umgeformt werden

. (4.3.16)

Somit ist die Systemmatrix in (4.3.15) mit der Systemmatrix (3.2.12) des einfachen

Schießverfahrens gleichzusetzen.

Die Matrix kann auch bei stabilen Randwertproblemen schlecht konditioniert sein.

Besonders extrem ist es bei exponentiell anwachsenden Zuständen. In all diesen Fällen

stellt das Gleichungssystem (4.3.15) zur Bestimmung von ein schlecht

konditioniertes Problem dar, obwohl eigentlich gut konditioniert ist. Das Ziel war

eigentlich durch das Mehrfachschießverfahren diesem Problem auszuweichen. Folglich

kann bei dieser Strategie eine stark fehlerbehaftete Approximation für nicht

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vermieden werden. Anschließend fließen diese Fehler in die Rekursion zur Bestimmung

von mit ein und werden dort nochmals verstärkt. Es lässt sich nun schließen,

dass die Methode der Kompaktifikation zur Lösung des linearen Systems (4.2.8a) aus

ökonomischer Sicht zwar sehr überlegen ist, jedoch die Vorteile des

Mehrfachschießverfahrens wieder zunichtemacht.

Ein numerisch sinnvolles Verfahren zur Lösung des linearen algebraischen Systems ist

die LU-Zerlegung mit partieller Pivotisierung, Skalierung und Nachiteration. Die

Stabilität dieses Verfahrens wurde in [19] für allgemeinere lineare Gleichungssysteme

nachgewiesen. Durch die spezielle Struktur der Matrix ist das maximale fill-in und

die Stellen, an denen ein fill-in auftreten kann, leicht zu ermitteln. Demnach sind für die

LU-Faktorisierung mit partieller Pivotisierung nur Zahlen

abzuspeichern. In [24] wurde erstmals ein solches Verfahren für die Matrix des

Schießverfahrens präsentiert. Die verwendete Pivotisierungsstrategie sollte möglichst

die exponentiell anwachsenden bzw. fallenden Zustände der Fundamentallösung

„entkoppeln“. Auf diese Idee wurde in [13, 14] eingegangen, in der für die Lösung des

linearen Systems eine stabile Block-LU-Zerlegung eingesetzt wurde, die ebenfalls auf

der Gauß-Elimination mit partieller Zeilenpivotisierung basiert. Da jedoch dieses

Verfahren voraussetzt, dass die exakte Anzahl der anwachsenden Zustände a priori

bekannt ist, ist dessen Anwendung nicht immer praktisch.

Zum Schluss wird noch ein Verfahren zur Lösung des linearen Systems (4.2.8a)

dargestellt, das sich besonders für den Einsatz von Parallelrechnern eignet. Die

Folgenden Erklärungen und die Darstellung dieses Verfahrens orientieren sich an

[25, 26]. Betrachtet wird das lineare Gleichungssystem in der allgemeineren Form

. (4.3.16)

Durch Anwendung der Gauß-Elimination auf die Spalten von (8.46) resultiert das

folgende umgeordnete System

. (4.3.17)

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Anschließend gilt mittels Elimination mit Zeilenvertauschung auf den ersten Zeilen

von (4.3.17)

,

wobei Permutationsatrizen,

Gauß-Transformationen und eine obere Dreiecksmatrix ist. Durch diese

Transformation verändern sich die Einträge von (4.3.17) wie folgt

. (4.3.18)

Wird dieser Prozess für die weiteren Blöcke

fortgeführt, so

ergibt sich schließlich das folgende System

. (4.3.19)

Die Vektoren und können somit aus dem reduzierten System

(4.3.20)

ermittelt werden. Die noch fehlenden Block-Komponenten

lassen sich aus (4.3.19) durch Rückwärts-Substitution berechnen.

Wird keine Pivotisierung zwischen den Blöcken und vorgenommen, so ist

dieses Verfahren mit der Kompaktifikation gleichzusetzen.

In [26] wird auch eine QR-Faktorisierung, basierend auf Householder-Transfomationen,

zur Lösung von (4.2.8a) vorgeschlagen. Anstelle der LU-Zerlegung wird somit die QR-

Zerlegung verwendet, um die Koeffizientenmatrix in (4.3.19) zu erhalten. Da sich

jedoch dadurch der Aufwand verdoppelt, wird meist die LU-Zerlegung bevorzugt.

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4.4 Vergleich des Einfachschießverfahrens mit dem

Mehrfachschießverfahren

Zum Schluss soll anhand eines Beispiels das einfache Schießverfahren mit dem

Mehrfachschießverfahren verglichen werden. Es stellte sich heraus, dass das einfache

Schießverfahren zwar theoretisch gut funktioniert, jedoch in der Praxis häufig

Schwierigkeiten auftreten. Grund dafür sind einerseits recht große Lösungsintervalle

und andererseits die auftretenden Instabilitäten. Beim Mehrfachschießerfahren wird

daher versucht, diesem Problem mit einer Unterteilung des Lösungsintervalls

entgegenzuwirken.

Es wird das folgende lineare Randwertproblem [20]

cos2 (4.4.1a)

mit separierten Randbedingungen

(4.4.1b)

betrachtet. Die exakte Lösung lautet

–cos2 . (4.4.2)

Im Vergleich mit den meisten Problemen aus der Praxis ist dieses Problem sehr einfach.

Allerdings tauchen bei der Anwendung des einfachen Schießverfahrens Schwierigkeiten

auf. Wie bereits in Kapitel 3.6 angedeutet, kann der Faktor bei der Lösung zu

Schwierigkeiten führen. Das Randwertproblem (4.4.1) wird mit der implementierten

Superpositionsmethode (Schrittweite ) gelöst und zusätzlich mit der exakten

Lösung verglichen.

Die Folgende Tabelle enthält den absoluten Fehler und den

relativen Fehler :

Tabelle 13 Darstellung des absoluten und des relativen Fehlers

(Superpositionsmethode)

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wobei der gewichtete Faktor beträgt.

Es wird deutlich, dass sich die exponentiell anwachsende Lösung des

homogenen Problems (4.4.3) Einfluss auf die approximierte Lösung hat.

Nun wir das Mehrfachschießverfahren eingesetzt, um den Einfluss der exponentiell

anwachsenden Lösung des homogenen Problems zu mindern. Dabei

wurde ein großes , , gewählt,

.

Drei Iterationen des Mehrfachschießverfahrens [17] ergaben folgende absolute bzw.

relative Fehler:

Tabelle 14 Darstellung des absoluten und des relativen Fehlers

(Mehrfachschießverfahren)

Diese Ergebnisse zeigen eindeutig die Überlegenheit des Mehrfachschießverfahrens

gegenüber dem Einfachschießverfahren. Durch die Verkleinerung des Intervalls wurde

somit der Einfluss des Faktors beschränkt.

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5 Schluss

In dieser Bachelorarbeit wurden das klassische Schießverfahren und die

Superpositionsmethode für lineare Randwertprobleme eingeführt. Das

Einfachschießverfahren erinnerte an eine Methode, bei der mit einem Geschoss ein

entferntes Ziel zu treffen war. Dafür sollte die Anfangssteigung so abgeschätzt werden,

so dass die rechte Randbedingung erfüllt wird. In der Regel geschieht dies nur iterativ.

Jedoch wurde in Kapitel 3 gezeigt, dass dies sich bei linearen Randwertproblemen

vereinfacht. Hierfür wurden das klassische Schießverfahren und die

Superpositionsmethode eingeführt. Die vorgestellten Verfahren wurden anschließend in

Matlab implementiert und mit ausgewählten Randwertaufgaben ausgetestet. Die

approximierte Lösung wurde dabei mit der exakten Lösung verglichen, um auf die

Frage einzugehen, wie sich die Schrittweitenverkleinerung auf die approximierte

Lösung auswirkt. Durch die Schrittweitenverkleinerung wurden deutlich bessere

Ergebnisse erzielt, d.h. die Abweichung zwischen den exakten Werten und den

approximierten Werten wurden verringert. Dieses Resultat zeichnete sich beim

klassischen Schießverfahren durch den in Kapitel 3 vorgestellten Diskretisierungsfehler

aus. Durch den Vergleich der beiden Verfahren konnte festgestellt werden, dass durch

die Superpositionsmethode bessere Ergebnisse erzielt werden können. Zwar

funktionierten die Verfahren theoretisch gut, besaßen jedoch in der Praxis bei

bestimmten Fällen eine Schwäche. Bei instabileren Problemen oder bei recht großen

Berechnungsintervallen war die numerische Bestimmung der Lösung unmöglich. Um

dieses Problem zu umgehen wurde das Mehrfachschießverfahren eingeführt, dass eine

Unterteilung des Lösungsintervalls vornimmt, so dass dadurch die zugehörigen

Wachstumsfaktoren moderat blieben. Im Anschluss wurde die beim

Mehrfachschießverfahren entstandene Matrix näher untersucht. Dabei war besonders

die spezielle Struktur dieser Matrix auffällig. Es wurden Verfahren vorgestellt, die

numerisch stabil sind und einen geringen Aufwand aufweisen. Bei separierten

Randbedingungen nahm die Matrix die Gestalt einer Bandmatrix an, so dass das lineare

Gleichungssystem einfacher zu lösen war. Bei nicht-separierten Randbedingungen

konnte die Methode der Kompaktifikation eingesetzt werden, um das lineare

Gleichungssystem zu lösen. Jedoch stellte es sich heraus, dass diese Methode die

Vorteile des Mehrfachschießverfahrens aufhob. Der numerisch sachgemäße Zugang zur

Lösung des Gleichungssystems setzte sich aus einer LU-Zerlegung mit partieller

Pivotisierung zusammen. Am Ende wurde das einfache Schießverfahren mit dem

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Mehrfachschießverfahren verglichen. Durch das ausgewählte Randwertproblem wurde

somit die Überlegenheit des Mehrfachschießverfahrens gegenüber dem

Einfachschießverfahren verdeutlicht.

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6 Anhang

%% Implementierung des klassischen Schießverfahrens für lineare RWP'e % % --> u"(t)+p(t)u'(t)+q(t)u(t)=f(t) (DGL 2. Ordnung) % --> B_a*u(a)+B_b*u(b)=r (Randbedingungen)

function [A b s u f]=schiessverfahren(p,q,f,a,b,a1,a2,b1,b2,d1,d2,z,N)

% Berechne die Lösung v(t) (AWA mit inhomogener rechter Seite f) % --> Transformiere die DGL in ein System 1.Ordnung vv = @(t,v) [v(2), f(t) - p(t) * v(2) - q(t) * v(1)]; % Anfangsbedingungen: v(a)=0, v'(a)=0 (partikuläre Lösung) % Löse die AWA [v t] = z(vv,a,b,[0 0],N); % Berechne die Lösung w(t) (AWA mit homogener rechter Seite f) % --> Transformiere die DGL in ein System 1.Ordnung ww = @(t,w) [w(2), - p(t) * w(2) - q(t) * w(1)]; % Anfangsbedingungen: w(a)=1, w'(a)=0 % Löse die AWA [w t] = z(ww,a,b,[1 0],N);

rr = @(t,r) [r(2), - p(t) * r(2) - q(t) * r(1)]; % Anfangsbedingungen: r(a)=0, r'(a)=1 % Löse die AWA [r t] = z(rr,a,b,[0 1],N);

[l1,n]=size(w); [l2,n]=size(r); [lp,n]=size(v); A=[a1 b1;(a2*w(l1,1)+b2*w(l1,2)) (a2*r(l2,1)+b2*r(l2,2))]; b=[d1 (d2-a2*v(lp,1)-b2*v(lp,2))];

if det(A)>100*eps, s=A\b'; u=s(1)*w(:,1)+s(2)*r(:,1)+v(:,1);

%% Implementierung des Superpositionsprinzips für lineare RWP’e % % --> u"(t)+p(t)u'(t)+q(t)u(t)=f(t) (DGL 2. Ordnung) % --> u(a)=ua , u(b)=ub (Randwerte) % % --> Ziel: Löse die folgenden beiden AWP'e % - v"(t)+p(t)v'(t)+q(t)v(t)=f(t) mit v(a)=ua , v'(a)=0 % - w"(t)+p(t)w'(t)+q(t)w(t)= 0 mit w(a)=0 , w'(a)=1 % (z.B. mit Hilfe der Runge-Kutta-Methode)

% um anschließend mit den Lösungen v(t), w(t) die gesuchte % Lösung u(t) zu approximieren, wobei für u(t) gilt: % u(t) = v(t) + ((ub-v(b))/w(b))*w(t) (w(b)~= 0) % % --> Implementiere die Funktion

% [u t s] = linschiessverfahren(p,q,f,a,b,ua,ub,z,N) % % --> Eingabeparameter: % - p,q,f (Eingabe von Funktionen/Konstanten mit 'inline') % - a,b (Berechnungsintervall) % - ua,ub (Randwerte)

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% - z (Einschrittmethode, z.B. Runge-Kutta-, Euler-Verfahren) % - N (Anzahl der Teilintervalle) % --> Ausgabeparameter: % - u (numerische Werte der Lösungsfunktion) % - t (Zeitvariable) % - s (Wert von u'(a)) % %% function [u t s] = linschiessverfahren(p,q,f,a,b,ua,ub,z,N) % Berechne die Lösung v(t) (AWA mit inhomogener rechter Seite f) % --> Transformiere die DGL in ein System 1.Ordnung vv = @(t,v) [v(2), f(t) - p(t) * v(2) - q(t) * v(1)]; % Anfangsbedingungen: v(a)=ua, v'(a)=0 % Löse die AWA [v t] = z(vv,a,b,[ua 0],N); % Berechne die Lösung w(t) (AWA mit homogener rechter Seite f) % --> Transformiere die DGL in ein System 1.Ordnung ww = @(t,w) [w(2), - p(t) * w(2) - q(t) * w(1)]; % Anfangsbedingungen: w(a)=0, w'(a)=1 % Löse die AWA [w t] = z(ww,a,b,[0 1],N);

% Berechne nun v(t)und w(t) den Faktor ((ub-v(b))/w(b))

s = (ub - v(N+1,1)) / w(N+1,1); % Bestimme mit Hilfe von s die gesuchte Lösung u(t) = v(t) + s*w(t) u = v(:,1) + s * w(:,1);

end ;

% ------------------- klassisches Runge-Kutta-Verfahren--------------- %% % --> spezielles explizites 4-stufiges Runge-Kutta_Verfahren % --> zur numerischen Lösung von Anfangswertproblemen % --> Methode auch auf Systeme von DGL's andwendbar % % --> Eingabeparameter: % - f (Eingabe von Funktionen f(t,u) mit 'inline') % - a,b (Berechnungsintervall) % - ua (Anfangswert) % - N (Anzahl der Teilintervalle) % --> Ausgabeparameter: % - u (numerische Werte der Lösungsfunktion) % - t (Zeitvariable) %% function [u t] = runge_kutta(f,a,b,ua,N) % Bestimme die Schrittweite h h = (b-a)/N; u(1,:) = ua; % Anfangsbedingung t(1) = a;

for i = 1:N t(i+1) = t(i)+h; % Formel 4-ter Ordnung k1 = f(t(i),u(i,:)); k2 = f(t(i)+h/2,u(i,:)+h/2*k1); k3 = f(t(i)+h/2,u(i,:)+h/2*k2); k4 = f(t(i+1),u(i,:)+h*k3); % Berechne die iterierten Werte mit den berechneten k's u(i+1,:) = u(i,:)+(k1+2*k2+2*k3+k4)*h/6; end;

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