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BANANE – PRODUKTION UND HANDEL UNTERRICHTSMATERIAL ZU GLOBALER ÖKONOMIE MATERIAL AB DER 8. SCHULSTUFE

BANANE – PRODUKTION UND HANDEL · 2015. 4. 21. · BananE – PRODUKTIOn UnD HanDEL 1. Der Bananenhandel und seine akteurInnen ziel: Die SchülerInnen setzen sich am Beispiel Banane

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  • BANANE – PRODUKTION UND HANDELUNTERRICHTSMATERIAL ZU GLOBALER ÖKONOMIE

    MATERIAL AB DER 8. SCHULSTUFE

  • BananE – PRODUKTIOn UnD HanDELMagdalena Emprechtinger

    1. Auflage

  • aK www.arbeitsweltundschule.at 3

    Die Deutsche Bibliothek – CIP – Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich Impressum ISBN 978-3-7063-0551-81. Auflage, 2015Erstveröffentlichung April 2015Copyright ©, Herausgeber, Verleger: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien,Abteilung Bildungspolitik – Arbeitswelt & Schule, ÖGBHersteller: EigenvervielfältigungAutorin: Magdalena Emprechtinger, BAOBAB – Globales LernenLayout: Claudia FritzenwankerFoto Titelseite: © Längengrad Filmproduktion GmbHVerlags- u. Herstellungsort: Wien

  • aK www.arbeitsweltundschule.at 4

    InHaLT

    Bananenproduktion und -handel – Einführung 5

    Didaktische Impulse zu Bananenproduktion und -handel 8

    Der Bananenhandel und seine AkteurInnen 9

    Billig. Billiger. Banane 14

    Fairer Handel – eine Lösung? 15

  • aK www.arbeitsweltundschule.at 5

    Banane – produktion und handel

    BananEnPRODUKTIOn UnD -HanDEL – EInfüHRUng

    Bananenproduktion am Beispiel Costa RicaBananen gehören in Österreich zu den beliebtesten Obstsorten. Durchschnittlich 11,4 kg Bananen isst jeder Österreicher bzw. jede Österreicherin jährlich1. Ein Teil dieser Bananen kommt aus Costa Rica. Der mittelamerikanische Staat gehört zu den größten Bananenexporteuren weltweit und in den Anbau-regionen arbeiten bis zu 70% der Bevölkerung direkt oder indirekt in der Bananenproduktion – auf den Plantagen und beim Verpacken, in der Produktion und dem Handel von Vorprodukten (z. B. Pestiziden und Verpackungsmaterialien), im Transportwesen oder in der Gastronomie. Die größten Bananenunter-nehmen in Costa Rica sind Chiquita, Dole und Del Monte, die zusammen 67% der Plantagen besitzen. Vor allem Ende der 1980er Jahre gerieten diese Unternehmen stark in die Kritik. Das Unternehmen Chiquita, das zu diesem Zeitpunkt noch United Fruit Company hieß und das aufgrund von wirtschaftli-cher Macht und Korruption in den mittelamerikanischen Ländern politisch oft mehr Einfluss hatte als die jeweiligen Regierungen, prägte den Begriff der „Bananenrepublik“ entscheidend mit. Aber auch heute noch sind die PlantagenbesitzerInnen gut organisiert und mit der Regierung vernetzt. Vor allem der nationale Bananenverband CORBANA ist sehr erfolgreich bei der Durchsetzung eigener Interessen.

    Die Arbeitsbedingungen in der Bananenindustrie geben immer wieder Anlass zu negativen Schlagzeilen. Es wird von extrem harter körperlicher Arbeit und sehr geringen Löhnen berichtet. In Costa Rica gibt es zwar einen gesetzlichen Mindestlohn in der Landwirtschaft, der derzeit etwa bei 11 Euro am Tag liegt und sich auf einen Arbeitstag von acht Stunden bezieht, jedoch werden die meisten Beschäftigten im Akkord ausbezahlt und benötigen mehr als acht Stunden am Tag, um jene Leistung zu erbringen, die für den Erhalt des Mindestlohns erforderlich ist.

    Zusätzlich kommen viele der ArbeiterInnen auf den Bananenplantagen in Costa Rica aus Nicaragua – Schätzungen zufolge bis zu 80%. Sie erhalten oft nur niedrige Löhne, keinen Arbeitsvertrag und keinen Zugang zu Gesundheits- und Sozialversicherungen.

    Obwohl es laut Gesetz erlaubt ist, sich in Gewerkschaften zu organisieren, gibt es immer wieder Berichte von Gewerkschaftsmitgliedern, die schikaniert oder aus fadenscheinigen Gründen entlassen wurden. Damit wird versucht, den Einfluss von Gewerkschaften auf den Plantagen zu schwächen.

    Neben den Arbeitsbedingungen sind es vor allem auch der massive Einsatz von Agrochemikalien und die negativen Umweltauswirkungen, die den Bananenanbau seit vielen Jahrzehnten in Verruf bringen. Bis in die 1990er Jahre wurden von den großen Bananenkonzernen auf den Plantagen in Costa Rica und anderen Ländern Lateinamerikas Pestizide eingesetzt, die in den Industrieländern aufgrund ihrer schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt längst verboten waren. Der Schadenersatz, der tausenden Beschäftigten nach ihren Prozessen zugesprochen wurde, kann nicht von den irreparablen Schäden, die viele ArbeiterInnen davon getragen haben, ablenken.

    Pestizide werden vor allem gegen Pilze eingesetzt. Der massive Einsatz von zum Teil krebserregenden Pestiziden führt auch heute noch zu schweren gesundheitlichen Auswirkungen wie Kopfschmerzen, Vergiftungen, Fehlgeburten, Sterilitätsproblemen und Krebserkrankungen bei Beschäftigten und ihren Familien. Die Chemikalien werden meist mit Flugzeugen versprüht und machen auch nicht vor dem Grundwasser und den Gärten und Häusern der AnrainerInnen halt. Immer wieder berichten ArbeiterInnen auch, dass während der Arbeitszeit Flugzeuge aufsteigen und Pestizide versprühen.

    1 https://www.statistik.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html

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    Banane – produktion und handel

    Doch es gab auch positive Veränderungen. Aufgrund von Negativschlagzeilen und dem Druck von KonsumentInnen in Europa in den 1990er Jahren sah sich Chiquita, einer der größten Bananenkonzerne weltweit, gezwungen, vor allem ökologische Mindeststandards in der Bananenproduktion einzuführen. Seit dem Jahr 2000 tragen alle Plantagen des Konzerns in Lateinamerika das Gütesiegel der Umweltschutzorganisation Rainforest Alliance. Im Zuge dessen wurde vor allem der Einsatz von Plastik und Pestiziden auf den Plantagen erheblich gesenkt. Obwohl NGOs und Gewerkschaften kritisieren, dass die eingeführten Maßnahmen nicht weit genug gehen und ArbeiterInnen und Umwelt noch immer zu wenig geschützt werden, zeigt das Beispiel Chiquita, dass KonsumentInnen Konzerne dazu bewegen können, zumindest teilweise Verantwortung für die Produktionsbedingungen zu übernehmen.

    ZertifizierungenAls Antwort auf die Probleme in der (Bananen-)Produktion haben sich verschiedene Siegel etabliert, die ökologische und/oder faire Produktionsbedingungen ausweisen und Käuferinnen und Käufern von Produkten wie Bananen garantieren, dass beim Anbau soziale und ökologische Mindeststandards eingehalten wurden. In den österreichischen Supermärkten finden sich häufig Bananen mit den Labels von Fairtrade und Rainforest Alliance. Rund 20% der im Jahr 2013 im österreichischen Einzelhandel verkauften Bananen sind aus dem fairen Handel2. Das Siegel der Rainforest Alliance trugen 2012 weltweit rund 15% aller Bananen3.

    Als wichtiges Kriterium bei Fairtrade zertifizierten Bananen gilt, dass die Bauern und Bäuerinnen einen Mindestpreis für ihre Bananen erhalten, der über Weltmarktniveau liegt und der ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen soll. Darüber hinaus werden Prämien ausbezahlt, die längerfristige Investitionen in Soziales, Bildung und Infrastruktur ermöglichen sollen. Fairtrade arbeitet vorwiegend mit Kooperativen von Kleinbauern und -bäuerinnen zusammen.

    Rainforest Alliance dagegen konzentriert sich hauptsächlich auf den Umweltschutz und arbeitet vor-wiegend mit großen Plantagen zusammen. Den ProduzentInnen wird kein Preis über dem Weltmarkt bezahlt, sondern es wird auf den freien Markt vertraut und davon ausgegangen, dass die zertifizierten Bananen vom Handel bevorzugt nachgefragt werden und die Bauern und Bäuerinnen sowie die großen Plantagen daher auf dem freien Markt höhere Preise erhalten als für nicht zertifizierte Ware.

    Es gibt allerdings immer wieder Berichte darüber, dass es auch auf zertifizierten Plantagen Missstände gibt. Vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Saisonarbeitskräfte und WanderarbeiterInnen arbeiten, verstoßen immer wieder gegen die Richtlinien der Siegel. Darüber hinaus wird Rainforest Alliance dafür kritisiert, dass die Kriterien nicht ausreichend streng sind und das Siegel deshalb von den Unternehmen vor allem dazu verwendet wird, ihr Image zu verbessern. So werden den ProduzentInnen etwa keine vereinbarten Mindestpreise und keine Prämien gezahlt, sondern lediglich der nationale Mindestlohn, der teilweise nicht existenzsichernd ist. Die Anforderungen entsprechen weder denen von BioerzeugerInnen noch denen des Fairen Handels.

    Lebensmitteleinzelhandel in ÖsterreichDer österreichische Lebensmitteleinzelhandel ist hoch konzentriert. Der Umsatz des Lebensmittel-einzelhandels betrug im Jahr 2013 insgesamt 18,69 Mrd. Euro. Dies ist ein plus von 3,1% im Vergleich zum Vorjahr. Marktführer ist die REWE-Gruppe (BILLA, Penny, Merkur, ADEG) mit einem Marktanteil von 35,1%, gefolgt von Spar mit 30,1% und Hofer mit 18,9%. Damit verfügen die großen 3 über einen Marktanteil von insgesamt 84,1%. Weitere Unternehmen im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel sind: Markant inkl. Zielpunkt (7,4%), M-Preis, Norma und freie Kaufleute (4,4%) sowie Lidl mit 4,1%4.

    2 www.fairtrade.at/produkte/absatzzahlen3 http://thefrogblog.de/2014/11/18/mit-bananen-die-welt-verandern4 www.handelszeitung.at/was-es-wiegt-das-hats-132360.html

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    Banane – produktion und handel

    Quellen: • Hütz-Adams, Friedel; Ertener, Lara: Von der Staude bis zum Konsumenten. Die Wertschöpfungs-

    kette von Bananen. Siegburg: Südwind-Institut, 2012, S.16• Breiholz, Jörn: Nachhaltiger Bananenanbau. Ein Modell für die Zukunft? Download unter: www.bpb.de/internationales/amerika/lateinamerika/44713/bananenanbau?p=0• http://de.wikipedia.org/wiki/Rainforest_Alliance

    Weiterführende Links zum Thema: www.fairtrade.atwww.makefruitfair.dewww.oxfam.de/publikationen/bittere-bananenwww.suedwind-institut.de/themen/rohstoffe/weitere-rohstoffe

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    Banane – produktion und handel

    DIDaKTIsCHE ImPULsE zU BananEnPRODUKTIOn UnD -HanDEL

    Das Material bietet drei didaktische Impulse für unterschiedliche Altersgruppen. Jeder Impuls ist in sich geschlossen und kann einzeln bearbeitet werden.

    Der erste Impuls (ab 15 Jahren) thematisiert die Wertschöpfungskette und Arbeitsbedingungen in der Bananenproduktion. Die SchülerInnen entwickeln darauf aufbauend Lösungsansätze für verschiedene Zielgruppen.

    Der zweite Impuls (ab 14 Jahren) thematisiert Probleme in der Bananenproduktion und regt die SchülerInnen dazu an, diese kritisch zu reflektieren und Position zu beziehen.

    Der dritte Impuls (ab 15 Jahren) setzt sich mit Kritikpunkten an Fairtrade auseinander.

    Die benötigte Zeit zur Durchführung variiert je nach Lehrperson und Mitarbeit der SchülerInnen. Die Zeitangaben sind eher als Minimum zu betrachten.

    folgende Themen werden in den Impulsen angesprochen: Bananenproduktion, Wertschöpfungskette, Bananenhandel, Lebensmitteleinzelhandel, Marktmacht, Fairer Handel, Arbeitsbedingungen.

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    Banane – produktion und handel

    1. Der Bananenhandel und seine akteurInnen

    ziel: Die SchülerInnen setzen sich am Beispiel Banane mit dem internationalen Handel, Wertschöpfungsketten und Arbeitsbedingungen auseinander. Sie nehmen verschiedene Perspektiven zum Bananenhandel ein, können Probleme identifizieren und Lösungsansätze entwickeln.

    material: Beamer, Laptop, Internetzugang oder DVD „Billig. Billiger. Banane.“, ev. Kreppband, Flipchart-Papier, Kopiervorlage „Arbeitsaufträge“

    alter: ab 15 Jahren

    Dauer: 2 UE

    Durchführung 1. Unterrichtseinheit: Reflexion des eigenen Konsumverhaltens – Paararbeit (5‘)Die SchülerInnen tauschen sich mit dem/der SitznachbarIn zu folgenden Fragen aus:• Was wisst ihr über die Bananenproduktion? (wie und wo wachsen sie, wie werden sie angebaut, z.B. konventionell, biologisch-organisch, wie

    werden sie transportiert etc.)• Welche Firmen kennt ihr, die mit Bananen handeln?• Nach welchen Kriterien werden in deiner Familie Bananen gekauft? (Preis, Qualität, Aussehen, Produktionsbedingungen etc.)• Wo kauft ihr Bananen ein? Gibt es Alternativen zum Supermarkt?

    Filmsichtung und kurze Besprechung (35‘)Anschließend wird der Film „Billig. Billiger. Banane.“ gemeinsam angesehen. Den Film finden Sie auf www.planet-schule.de als Download. Die DVD kann auch bei BAOBAB in der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik (www.baobab.at) entlehnt oder erworben werden.

    Der Film wird anschließend anhand folgender Fragen kurz diskutiert: • Welche Bilder und Aussagen haben uns besonders beeindruckt bzw. gefallen? Was haben wir vorher

    nicht gewusst?• Welche Themen wurden im Film angesprochen und besonders hervorgehoben?• Was ist die wichtigste Aussage des Films? • Welche vier wichtigen Gruppen kamen im Film vor? Welche Rolle spielen diese bei der Produktion

    und Vermarktung der Banane? (KonsumentInnen – Supermärkte – Bananenmultis – Plantagen-arbeiterInnen)

    Anschließend wird im Plenum die Wertschöpfungskette der Banane besprochen. Hintergrund - informa tionen dazu finden sich auf Seite 9. Perspektivenwechsel – Großgruppe (10‘)Eine wichtige Aussage des Filmes ist, dass Bananen in Deutschland (und Europa) viel zu billig verkauft werden. Die SchülerInnen setzen sich im Folgenden mit den Vor- und Nachteilen von billigen Bananen auseinander. Dazu werden die Tische an den Rand geschoben, sodass eine freie Fläche entsteht. Folgende Frage wird an die Tafel geschrieben:

    „Wer gewinnt bzw. verliert durch billige Bananen?“

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    Banane – produktion und handel

    Ein Schüler oder eine Schülerin stellt sich in die Mitte des Raumes. Auf seiner/ihrer linken Seite wird mit Kreide oder Kreppband ein Minuszeichen, auf der rechten Seite ein Pluszeichen auf den Boden gezeichnet/geklebt.

    Die SchülerInnen überlegen sich nun Vor- und Nachteile von billigen Bananen für verschiedene Interessengruppen (ArbeiterIn auf Plantage, KonsumentIn, Supermarkt, multinationaler Konzern etc.) und bringen diese nacheinander aus der Sicht der jeweiligen Gruppe in „Ich-Form“ vor: z.B. „Ich bin ein Arbeiter auf einer Bananenplantage in Costa Rica und erhalte bei so billigen Bananenpreisen nicht genügend Lohn.“ „Ich bin Bananenesserin in Europa und möchte meine Bananen möglichst billig“. Eine Interessengruppe kann dabei auch mehrmals mit unterschiedlichen Argumenten/Positionen vertreten sein.

    Die SchülerInnen stellen sich je nachdem, ob sie von billigen Bananen profitieren (+) oder dadurch einen Nachteil haben (-), links oder rechts von der Person in der Mitte des Raumes auf und bleiben während der Übung auf ihrer Position stehen. So ergibt sich am Ende ein räumliches Bild von Interessen in Bezug auf „Wer gewinnt/verliert durch billige Bananen“. Die SchülerInnen sollten dabei möglichst kreativ über die im Film gezeigten Positionen hinausdenken.

    In einer Abschlussrunde kann überlegt werden, ob es noch Interessen/Positionen gibt, die fehlen (z.B. „kritische“ BürgerInnen, die Regierung von Costa Rica etc.).

    Durchführung 2. Unterrichtseinheit:Lösungsvorschläge – Kleingruppenarbeit (20‘)Die SchülerInnen werden in vier Gruppen geteilt: KonsumentInnen, Supermärkte, Bananenkonzerne (Chiquita, Dole etc.) und PlantagenarbeiterInnen. Die SchülerInnen, die beim Perspektivenwechsel die Sichtweise einer dieser Gruppen eingenommen haben, sollten hier auch in dieser Gruppe weiterarbeiten. Die Gruppe der ProduzentInnen wird in diesem Fall weggelassen, da sie auch im Film eine eher untergeordnete Rolle spielt. Je nach Vorwissen und Ergebnissen des Perspektivenwechsels können aber sowohl diese Gruppe als auch andere (z.B. PolitikerInnen in Europa, PolitikerInnen in Costa Rica etc.) gebildet werden.

    Die SchülerInnen erhalten den Arbeitsauftrag zu ihrer Gruppe (siehe Kopiervorlage) und diskutieren anhand der Fragen die Interessen und möglichen Veränderungen aus der Sicht der jeweiligen Gruppen.

    Präsentation und Diskussion – Plenum (30‘)Anschließend werden die Ergebnisse in der Klasse präsentiert. Gemeinsam werden die Fragen besprochen: • Wie leicht ist es für die einzelnen Gruppen etwas zu ändern? • Wie viel Macht haben sie? Als Abschluss werden gemeinsam die am ehesten umsetzbaren und effektivsten Vorschläge festgehalten.

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    Banane – produktion und handel

    Im Welthandel mit Bananen unterscheidet die FAO vier verschiedene Wertschöpfungsketten:

    Gegenwärtig dominieren auf dem Weltmarkt vor allem Wertschöpfungsketten der Gruppe b und c, die sich vor allem durch vertikale Integration und die Marktmacht einzelner großer Unternehmen kennzeichnen lassen. Die fünf großen multinationalen Handelsunternehmen (Chiquita, Dole, Del Monte, Fyffes und Noboa) haben seit langem eine Oligopolstellung im internationalen Bananen-handel. Supermarktketten wie Metro, Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Penny und Netto haben in den letzten Jahren allerdings ihre Macht in der Wertschöpfungskette von Bananen enorm ausgebaut (vgl. Wiggerthale 2008, Somo 2006). Und das unbeschadet der täglichen „Preiskriege“, die sie führen müssen. Die Ausweitung der Wirtschaftsmacht von Supermarktketten und Discountern setzt multinationale Bananenhandelsunternehmen unter erheblichen Druck. Um ihre Gewinnmargen aufrecht zu erhalten, leiten die multinationalen Konzerne den Druck auf nationale Lieferant/innen, unabhängige Produzent/innen und Landarbeiter/innen in Produzentenländern weiter.

    Entnommen aus: • Morazán, Pedro: Das krumme Ding mit der Banane. Soziale Auswirkungen des weltweiten

    Bananen handels. Die Macht der Supermarktketten in Deutschland. Siegburg 2012, S.10

    Hintergrund für Lehrpersonen: Wertschöpfungskette der Banane

    Produzent Exportteur Importeur Reifer Groß- händlerEinzel- handel

    Produzent

    Erzeugerkooperative(Anbau/Verpackung/Export)

    Einzelhandel

    Einzelhandel

    Handelsunternehmen(Verpackung/Export/Import/

    Reifung/Vertrieb)

    spezialisierter Importeur

    (Import/Reifung/Vertrieb)

    Produzent Einzelhandel

    a) Abbildung 1: Die traditionelle Wertschöpfungskette

    b) Abbildung 2: Integrierte konventionelle Wertschöpfungskette

    c) Abbildung 3: Hoch integrierte konventionelle Wertschöpfungskette

    d) Abbildung 4: Integrierte fairtrade oder organic Wertschöpfungskette

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    Banane – produktion und handel

    Arbeitsaufträge 1/2

    Konsumentinnen und Konsumenten

    „Die Käufer haben die Wahl und mit ihrem Einkauf Macht über Supermarktketten und Bananenkonzerne.“ (Filmzitat)

    Denkt an den Perspektivenwechsel: • War die Gruppe der KonsumentInnen (öfter) bei den GewinnerInnen oder den VerliererInnen

    vertreten?• Welches Interesse könnte eure Gruppe haben, (trotzdem) etwas zu verändern?• Liegt es in der Verantwortung der KonsumentInnen, wie die Produkte, die sie kaufen, produziert

    werden?• Was könnten KonsumentInnen unternehmen, um etwas zu verändern?

    Sammelt so viele Ideen wie möglich. Haltet die Ergebnisse auf einem Plakat fest und präsentiert euren MitschülerInnen dieses im Anschluss. Die Präsentation sollte nicht länger als fünf Minuten dauern.

    Supermärkte

    „Nicht die Bananenkonzerne geben vor, was ihr Obst kosten soll, sondern die Einkäufer der Supermärkte sagen, was sie zu zahlen bereit sind, und das wird immer weniger.“ (Filmzitat)

    Denkt an den Perspektivenwechsel: • War die Gruppe der Supermärkte (öfter) bei den GewinnerInnen oder den VerliererInnen

    vertreten?• Welches Interesse könnte eure Gruppe haben, (trotzdem) etwas zu verändern? Denkt dabei

    auch an die Geschichte von Chiquita.• Tragen Supermärkte eine Verantwortung für die Produkte, die sie führen?• Was könnten Supermärkte unternehmen, um etwas zu verändern?

    Sammelt so viele Ideen wie möglich. Haltet die Ergebnisse auf einem Plakat fest und präsentiert euren MitschülerInnen dieses im Anschluss. Die Präsentation sollte nicht länger als fünf Minuten dauern.

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    Banane – produktion und handel

    PlantagenarbeiterInnen

    „Die Arbeiter berichten von Schikanen auf den Plantagen der Billiganbieter. Wer in die Gewerkschaft gehe, lande auf einer schwarzen Liste. Selbst bei Chiquita und anderen Plantagen mit Gütesiegel gebe es immer wieder Probleme. Die Verbesserungen reichen ihrer Meinung nach nicht aus und andere Verdienstmöglichkeiten gibt es kaum.“ (Filmzitat)

    Denkt an den Perspektivenwechsel: • War die Gruppe der PlantagenarbeiterInnen (öfter) bei den GewinnerInnen oder den VerliererInnen

    vertreten?• Welches Interesse könnte eure Gruppe haben, etwas zu verändern?• Was könnten PlantagenarbeiterInnen unternehmen, um etwas zu verändern?

    Sammelt so viele Ideen wie möglich. Haltet die Ergebnisse auf einem Plakat fest und präsentiert euren MitschülerInnen dieses im Anschluss. Die Präsentation sollte nicht länger als fünf Minuten dauern.

    Bananenkonzerne (Chiquita, Dole etc.)

    „Unsere ganze Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit mit Rainforest Alliance, mit S8000, mit den Gewerkschaften auch, erzeugt Kosten. Und das ist für uns ein sehr anstrengender Vorgang, dafür zu sorgen, dass wir das erhalten, was wir als Marke und als Unternehmen für notwendig halten, um mit einer gewissen Rentabilität zu arbeiten.“ (Filmzitat)

    Denkt an den Perspektivenwechsel: • War die Gruppe der Bananenkonzerne (öfter) bei den GewinnerInnen oder den VerliererInnen

    vertreten?• Welches Interesse könnte eure Gruppe haben, (trotzdem) etwas zu verändern?• Was könnten Chiquita und Co tun, damit ihre Plantagen weiterhin mit Gütesiegeln ausgezeichnet

    werden?• Was könnten die Bananenkonzerne sonst noch unternehmen, um etwas zu verändern?

    Sammelt so viele Ideen wie möglich. Haltet die Ergebnisse auf einem Plakat fest und präsentiert euren MitschülerInnen dieses im Anschluss. Die Präsentation sollte nicht länger als fünf Minuten dauern.

    Arbeitsaufträge 2/2

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    Banane – produktion und handel

    2. Billig. Billiger. Banane.

    ziel: Die SchülerInnen setzen sich am Beispiel Banane mit dem internationalen Handel, Wertschöpfungsketten und Arbeitsbedingungen auseinander.

    material: Beamer, Laptop, Internetzugang oder DVD „Billig. Billiger. Banane.“

    alter: ab 14 Jahren

    Dauer: 1 UE

    Durchführung:Filmsichtung und kurze Diskussion – Plenum (35‘)Gemeinsam wird der Film „Billig. Billiger. Banane.“ angesehen. Den Film finden Sie auf www.planet-schule.de als Download. Die DVD kann auch bei BAOBAB in der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik (www.baobab.at) entlehnt oder erworben werden.

    Anschließend wird der Film anhand folgender Fragen kurz zusammengefasst: • Welche Bilder und Aussagen haben uns besonders beeindruckt bzw. gefallen? Was haben wir vorher

    nicht gewusst?• Welche Themen wurden im Film angesprochen und besonders hervorgehoben?

    Positionierung – Plenum (15‘)Die SchülerInnen beziehen zu verschiedenen Themen, die im Film angesprochen werden, Stellung. Dazu wird im Klassenraum eine Linie markiert, deren Pole mit „Stimme voll und ganz zu“ bzw. „Stimme gar nicht zu“ gekennzeichnet werden. Anschließend werden verschiedene Aussagen vorgelesen. Nach jeder Aussage nehmen die SchülerInnen je nach Zustimmung oder Ablehnung der Aussage eine Position auf der Linie ein. Je mehr sie mit der Aussage einverstanden sind, desto weiter stehen sie beim Pol „Stimme voll und ganz zu“ und umgekehrt. Nach jeder Aussage werden mindestens drei SchülerInnen mit unterschiedlicher Positionierung nach ihren Beweggründen gefragt und so eine Diskussion unter den SchülerInnen angeregt.

    Mögliche Aussagen:• Es ist auch meine Aufgabe als KonsumentIn dafür zu sorgen, dass es in Supermärkten nur noch

    Produkte zu kaufen gibt, bei deren Herstellung keine Menschenrechte verletzt und die Umwelt möglichst wenig belastet wurde.

    • Mir ist es wichtig, dass Lebensmittel möglichst billig sind.• Wenn Konzerne wie z.B. Chiquita wirklich an fairen Handelsbedingungen interessiert sind und nicht

    nur ihr Image aufbessern wollen, dann können sie langfristig etwas ändern.• Die Politik sollte die Möglichkeit erhalten Supermärkte zu bestrafen, wenn diese nicht darauf achten,

    wie die Lebensmittel, die sie verkaufen, produziert wurden.• Es sollte verboten werden, dass Produkte besonders billig angeboten werden, nur um KonsumentInnen

    ins Geschäft zu locken.

    VertiefungAls Vertiefung können die SchülerInnen bei österreichischen Supermärkten nachfragen, wie deren Einkaufspolitik bezüglich Produkten aus dem globalen Süden aussieht und wie das Unternehmen zu Umweltschutz und Arbeitsbedingungen steht.

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    Banane – produktion und handel

    3. fairer Handel – eine Lösung?

    ziel: Die SchülerInnen setzen sich mit Kritikpunkten an Fairtrade auseinander und beziehen eine eigene Position dazu.

    material: Kopiervorlage „Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen“, Kopiervorlage „Mengenausgleich“, Kopiervorlage „Verwässerung der Richtlinien“

    alter: ab 15 Jahren

    Dauer: 1 UE (ohne Vertiefung)

    Fairtrade blickt auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurück. Die Direkteinnahmen lagen 2013 17% über jenen des Vorjahrs. 130 Millionen Euro gaben Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich für Fairtrade-Produkte aus. Jede fünfte Banane in Österreich stammt mittlerweile aus dem Fairen Handel5. Auch die Palette an Produkten, die mit einem Fairtrade-Siegel ausgestattet sind, wird immer breiter. Zu den Unternehmen, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, gehören mittlerweile auch Weltkonzerne wie Starbucks oder Nestlé. Doch mit dem wachsenden Erfolg von Fairtrade nimmt auch die Kritik zu. Nicht alle sind mit dem Weg, den der Faire Handel geht, einverstanden und vermissen eine kritische Diskussion darüber, was das Siegel verspricht und was es bewirken kann. Dabei geht es vielen KritikerInnen nicht primär darum, den Fairen Handel an sich zu hinterfragen, sondern sie wollen auf problematische Aspekte hinweisen und so Verbesserungen erwirken. In diesem Impuls setzen sich die SchülerInnen mit verschiedenen Kritikpunkten am Fairen Handel auseinander und lernen diese einzuschätzen. Es wird vorausgesetzt, dass die SchülerInnen schon zu Fairem Handel gearbeitet haben und Fairtrade kennen.

    Durchführung: Einstieg zu Fairtrade – Plenum (10‘)Zu Beginn wird das Fairtrade-Siegel auf der Tafel aufgehängt (Download unter https://plus.google.com/photos/101983385482165817920/albums/5829550073569100193?banner=pwa&authkey=CIWnnbzwuqWxQQ). Die Schüle-rInnen können nun zur Tafel kommen und rund um das Logo notieren, was sie über dieses wissen bzw. was ihnen dazu einfällt. Dabei soll aber nicht gesprochen werden.Abschließend werden die Notizen besprochen und wichtige Punkte, die nicht auf der Tafel stehen, von der Lehrperson ergänzt. Informationen finden sich auf www.fairtrade.at.

    Arbeiten zu Kritikpunkten – Paararbeit (20‘)Anschließend arbeiten die SchülerInnen jeweils zu zweit. Jedes Paar erhält einen der drei Kritikpunkte und die Antwort von Fairtrade dazu (siehe Kopiervorlagen). Jeder Kritikpunkt sollte in etwa gleich oft vertreten sein. Die Texte werden innerhalb des Paares aufgeteilt und folgende Fragen nach dem Lesen besprochen: • Was ist die Kritik an Fairtrade?• Was sagt Fairtrade zu dieser Kritik?• Findet ihr die Kritik gerechtfertigt? Warum (nicht)? Was ist eure Meinung dazu?

    Präsentation – Plenum (15‘)Anschließend werden die einzelnen Kritikpunkte in der Klasse besprochen. Jeweils ein Paar wird gebeten, die wichtigsten Aspekte zu seinem Kritikpunkt für die MitschülerInnen zusammenzufassen. Die anderen, die denselben Text gelesen haben, ergänzen. Alle SchülerInnen schreiben die jeweils wichtigsten Punkte zu den einzelnen Kritikpunkten mit.

    5 www.fairtrade.at/produkte/absatzzahlen

    https://plus.google.com/photos/101983385482165817920/albums/5829550073569100193?banner=pwa&authkey=CIWnnbzwuqWxQQhttps://plus.google.com/photos/101983385482165817920/albums/5829550073569100193?banner=pwa&authkey=CIWnnbzwuqWxQQ

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    Banane – produktion und handel

    Positionierung – Plenum (5‘)Kurz gesagt können die Kritikpunkte unter dem Motto „Qualität vs. Quantität“ zusammengefasst werden. Die SchülerInnen überlegen sich abschließend noch ihre eigene Meinung dazu. Im Klassenraum wird eine Linie markiert, deren Enden mit „stimme voll und ganz zu“ bzw. „stimme gar nicht zu“ definiert werden.Anschließend wird folgende Frage vorgelesen und die SchülerInnen positionieren sich auf der Linie, dem Grad ihrer Zustimmung/Ablehnung entsprechend:

    „Es ist wichtig, dass möglichst viele Fairtrade-Produkte verkauft werden, auch wenn das heißt, dass Kompromisse im Bereich Qualität eingegangen werden müssen.“

    Die SchülerInnen sollten die Möglichkeit erhalten zu ihrer Positionierung kurz Stellung zu beziehen.

    Vertiefung für ältere SchülerInnen (30‘) Die SchülerInnen bekommen in Kleingruppen den Text „Fairtrade-Öko-Wettbüro“ der Kolumne „Reporter des Wahnsinns“ aus dem „Südwind Magazin“. Der Kabarettist Georg Bauernfeind setzt sich dabei auf humoristische Art und Weise mit der Frage auseinander, wie ein sozial und ökologisch nachhaltiges Wettbüro aussehen müsste und inwiefern sich das Konzept von Bio und Fairtrade auf alle Bereiche ausweiten lässt.

    Der Text kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: www.suedwind-magazin.at/start.asp?ID=254938&rubrik=43&ausg=201310

    Die SchülerInnen lesen den Text und diskutieren ihn in der Gruppe. Die Ergebnisse der Diskussion werden auf einem Flipchart festgehalten und in der Klasse präsentiert.

    Mögliche Impulsfragen: • Um welche Textform handelt es sich? Woran erkennt ihr das?• Was will der Autor mit dem Text aussagen?• Wie findet ihr seine Idee eines „fairen“ Wettbüros?• Wo macht es eurer Meinung nach Sinn, soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu berücksichtigen? • Gibt es Bereiche, die unmöglich mit Bio und Fairtrade in Einklang gebracht werden können?

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    Banane – produktion und handel

    zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen 1/2

    Kritik an fairtrade:

    Die Umsätze mit Fairtrade-Produkten steigen und steigen. Immer mehr Kaffee, Tee, Kakao, Bananen und Co aus fairer Produktion werden verkauft. Dies hängt auch damit zusammen, dass viele multinationale Konzerne wie Starbucks oder Nestlé mittlerweile einen Teil ihrer Produkte mit dem Fairtrade-Siegel auszeichnen lassen und viele große Supermarktketten Fairtrade-Produkte im Sortiment haben.

    KritikerInnen bemerken, dass dies verwunderlich ist, da das Label ja eigentlich geschaffen wurde, um die Praktiken dieser großen Konzerne anzuprangern, die z.B. durch Kurspekulationen bei Kaffee die kleinen ProduzentInnen ausgehungert haben. Das Siegel wurde zur Unterstützung von Kleinbauern und -bäuerinnen gegründet und nun bessern multinationale Konzerne ihr Image damit auf.

    Vor allem im Bereich Banane werden statt Kleinbauern und -bäuerinnen oftmals größere Plantagen gefördert, da zum einen der Bananenanbau vor allem in großen Plantagen stattfindet und zum anderen die Nachfrage nach Fairtrade-Bananen angeblich nicht von kleinen ProduzentInnen gedeckt werden kann. Ziel von Fairtrade ist es aber, Bedürftige zu unterschützen und nicht Wohlhabende reicher zu machen.

    Problematisch wird auch gesehen, dass die großen Supermärkte, die Fairtrade-Produkte im Sortiment haben, bei diesen Produkten besonders große Gewinnmargen einstreichen. Die VerbraucherInnen zahlen für Fairtrade-Produkte einen höheren Preis. Aber von dem Geld, das Kleinbauern und -bäuerinnen unterstützen soll, bleibt der größte Teil beim Händler. Und das ist legal, weil Fairtrade den HändlerInnen keinen Verhaltenskodex vorschreibt.

    Fairtrade hat – so die Kritik – seine ursprüngliche politische Dimension, etwa die Welthandels-strukturen ändern zu wollen, zum Teil eingebüßt, aber viele VerbraucherInnen wissen dies nicht: Sie sehen in diesem Label ein echtes Werkzeug, um die Welt zu verändern. Fairtrade International wiederum versucht, das System von innen heraus zu reformieren. Und genau da drückt der Schuh.

    Quellen: • Interview mit Donatien Lemaître, Regisseur des Films „Der faire Handel auf dem Prüfstand“ http://future.arte.tv/de/thema/wie-fair-ist-fairtrade• Der Spiegel 41/2014: Unfaire Geschäfte. S.68-70

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    Banane – produktion und handel

    zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen 2/2

    Antwort von Fairtrade:

    Das Fairtrade-Gütesiegel wurde eingeführt, um ProduzentInnen von Kaffee etc. zu helfen, bessere Handelsbedingungen zu erreichen. Nur über eine Partnerschaft mit Unternehmen und die Zertifizierung ihrer Produkte können wir Einfluss auf deren Handelspraktiken nehmen. Fairtrade ist allerdings ein Produkt-Gütesiegel und zeichnet nicht Unternehmen aus. Das Siegel trifft daher nur Aussagen über das jeweilige Produkt.

    In den letzten Jahren ist der Absatz von Fairtrade-Produkten stark gewachsen. Trotzdem macht deren Anteil am Gesamtmarkt nur wenige Prozent aus. In vielen Fällen ist es jedoch so, dass erst, wenn Produzentenorganisationen relevante Absätze über den Fairen Handel generieren können, eine Verbesserung der Lebenssituation der Mitglieder möglich ist. Dies belegte erneut die Impact-Studie des wissenschaftlichen Instituts CEval aus Saarbrücken im vergangenen Jahr. Dennoch setzen noch immer viele KleinbäuerInnenfamilien weniger als die Hälfte ihrer Fairtrade-zertifizierten Ernte unter Fairtrade-Bedingungen ab, sondern sie verkaufen diese als „normale“ Ware. Wenn allerdings die Absatzmärkte für Fairtrade-zertifizierte Produkte vergrößert werden, dann können die Kleinbauern und -bäuerinnen auch mehr Produkte unter Fairtrade-Bedingungen verkaufen und die Anzahl derer, die von Fairtrade profitieren, wird größer.

    Produzentenorganisationen in Lateinamerika, Afrika und Asien versuchen, ihre Produkte zu Fairtrade-Konditionen zu verkaufen. Wenn wir mehr Produzentenorganisationen erreichen wollen, müssen wir den Markt für Fairtrade-Produkte vergrößern und mit den Unternehmen zusammenarbeiten, die ihre Produkte kaufen. Die Zusammenarbeit sowohl mit 100%-Fairtrade Organisationen als auch großen Unternehmen vergrößert die Möglichkeiten für ProduzentInnen, ihre Produkte zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. [...]

    Nach internationalem Wettbewerbs- und Kartellrecht hat Fairtrade keinerlei Rechte und Möglichkeiten, die Endverbraucherpreise zu beeinflussen oder vorzuschreiben [...] Der jeweilige Händler (oder die Handelskette) ermittelt unter Berücksichtigung der eigenen Kostenstruktur, einer Handelsspanne und der Mehrwertsteuer den Endverbraucherpreis.

    zitiert nach: • www.fairtrade.at/top/nachricht/article/fragen-und-antworten-zur-dokumentation-der-faire-handel-auf-dem-pruefstand-

    von-donatien-lemaitr

    http://www.fairtrade.at/top/nachricht/article/fragen-und-antworten-zur-dokumentation-der-faire-handel-auf-dem-pruefstand-von-donatien-lemaitrhttp://www.fairtrade.at/top/nachricht/article/fragen-und-antworten-zur-dokumentation-der-faire-handel-auf-dem-pruefstand-von-donatien-lemaitr

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    Banane – produktion und handel

    mengenausgleich 1/2

    Kritik an fairtrade:

    Man geht davon aus, dass, wo das Fairtrade-Logo drauf ist, auch Rohstoffe drinnen sind, die fair und umweltschonend produziert wurden. Dies muss allerdings nicht immer der Fall sein. Manche fairen Produkte wie Fruchtsäfte, Zucker, Kakao oder Tee dürfen bei der Verarbeitung mit herkömmlich erzeugten Produkten vermischt werden. Allerdings kann eine Fabrik immer nur so viele Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verkaufen, wie sie vorher an fairer Rohware eingekauft hat. Dies nennt man Mengenausgleich.

    Ein Beispiel: ein Saftproduzent kauft 50 Tonnen faire Orangen und 50 Tonnen konventionelle Orangen. Bei der Verarbeitung zu Orangensaft vermischt er die Orangen und verkauft anschließend die Hälfte des Saftes mit dem Fairtrade-Siegel und die andere Hälfte ohne.

    Dies hat eben zur Folge, dass, wo Fairtrade draufsteht, nicht unbedingt Fairtrade drinnen sein muss. Statt umweltschonend produzierten Früchten nach Fairtrade-Standard könnten in der Saftpackung auch Orangen sein, die die volle Chemie-Dröhnung abbekommen haben, obwohl man den höheren Preis für Fairtrade bezahlt hat.

    Eigentlich sollte der Mengenausgleich nur eine vorübergehende Lösung sein, bis die ProduzentInnen eigene Orangenpressen oder Kakaomühlen finanzieren können, ihre Produkte selbst weiterverarbeiten und somit auch mehr verdienen können. Mittlerweile ist dieser Gedanke – so die Kritik – aber aus dem Blick geraten.

    KritikerInnen bezeichnen dies auch als Etikettenschwindel. Bis vor kurzem musste der Mengenausgleich in Österreich auf der Packung nicht einmal gekennzeichnet werden, dies wird in der Zwischenzeit allerdings gemacht. Jedoch bleibt fraglich, ob alle KonsumentInnen das Kleingedruckte auf den Packungen lesen.

    Quelle: • Der Spiegel 41/2014: Unfaire Geschäfte. S.68-70

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    Banane – produktion und handel

    mengenausgleich 2/2

    Antwort von Fairtrade:

    Für die meisten fairen Produkte gilt das Prinzip der Rückverfolgbarkeit. Dies bedeutet, dass zum Beispiel Fairtrade-Kaffeebohnen immer getrennt von konventionellen Bohnen verarbeitet werden und man mit Bestimmtheit sagen kann, dass eine bestimmte Bohne aus fairer Produktion kommt.

    Es gibt jedoch Ausnahmen. Hier werden von der Fabrik zwar faire Rohstoffe gekauft, die ProduzentInnen werden auch danach bezahlt und profitieren von Vorteilen des Fairen Handels. In der Lieferkette werden die Fairtrade-Rohstoffe jedoch mit konventionellen vermischt. Die Mengen werden genau dokumentiert und nur so viele Endprodukte mit dem Siegel gekennzeichnet, wie es den eingekauften Fairtrade-Rohwaren entspricht. Dies wird verpflichtend regelmäßig unabhängig überprüft. Es gilt für Tee, Kakao, Zucker und Fruchtsaft.

    Diese Ausnahmeregelung ist vor allem für kleinere ProduzentInnen besonders wichtig. Sie können ihre Produkte oft nicht selbst weiterverarbeiten und die nächste Fabrik, die faire Produkte verarbeitet, ist zu weit weg. Aus Sicht der Fabriken kann es sein, dass sich eine getrennte Verarbeitung nicht lohnt, da die Menge an fair gehandelten Rohstoffen zu gering ist. Würde es die Möglichkeit des Mengenausgleiches nicht geben, dann könnten die ProduzentInnen in diesen Fällen ihre Waren nicht zu Fairtrade-Konditionen weiterverkaufen.

    Aus Sicht der ProduzentInnen ist es nicht entscheidend, ob die Orangen in genau dieser Saftpackung fair sind, sondern dass sie einen Marktzugang haben, dank Fairtrade stabilere und höhere Preise erzielen können und dadurch eine Verbesserung der Lebensverhältnisse überhaupt erst erreicht werden kann.

    zitiert nach: • www.fairtrade.at/nc/presse/pressemitteilung/article/statement-zum-spiegel-artikel-unfaire-geschaefte/• www.fairtrade.at/top/faq

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    Banane – produktion und handel

    Verwässerung der Richtlinien 1/2

    Kritik an fairtrade:

    Mittlerweile gibt es viele verschiedene Ethik-Logos, die verschiedene Schwerpunkte (Arbeitsbedingungen, Schutz des Regenwaldes, Pestizide, Entlohnung etc.) haben und deren Standards unterschiedlich hoch sind. Für KonsumentInnen ist es oftmals schwer den Überblick zu bewahren.

    Fairtrade verfolgt hohe Standards bei der Zertifizierung. Prinzipiell galt für Fairtrade-Produkte das Motto: „Alles was fairtade sein kann, muss auch fairtrade sein.“ Um jedoch den Absatz von Fairtrade-Kakao, oder -Zucker zu erhöhen, hat Fairtrade vor einiger Zeit ein spezielles „Weichspülprogramm“ für diese Produkte gestartet, wo es bereits ausreicht, wenn z.B. bei einem Schokoriegel die Schokolade aus fairer Produktion ist, die Vanille oder andere Zutaten es aber nicht sind. Diese Produkte erhalten dann zwar ein eigenes Logo, das auf das Programm hinweist. Allerdings ist es für KundInnen nicht einfach zu durchschauen, was die verschiedenen Siegel nun bedeuten und welche Kriterien wirklich dahinter stecken. Es liegt die Vermutung nahe, dass auch diese Produkte für normale Fairtrade-Produkte gehalten werden.

    Zusätzlich wurde vor einigen Jahren der Mindestanteil an Fairtrade-Zutaten in einem Produkt von 50% auf 20% gesenkt. Dies bedeutet, dass bei Produkten, die aus mehreren Rohstoffen bestehen, statt mindestens 50% nur noch 20% fair gehandelt sein müssen und trotzdem kann das Produkt ein Fairtrade-Siegel haben. Es muss zwar der Anteil auf der Packung vermerkt sein, aber dies setzt voraus, dass die KonsumtInnen immer genau alle Angaben auf der Packung lesen.

    Der Druck der nicht sehr ambitionierten nachhaltigen Konkurrenzsiegel war offenbar zu groß. Mit diesem Absenken des Fairtrade-Anteils wollte man auch erreichen, dass mehr Mischprodukte wie Schokokekse zertifiziert werden und somit den Fairen Handel steigern könnten. Diese Hoffnung hat sich aber bisher nicht erfüllt. Bleibt also, dass die Standards immer weiter herabgesetzt werden.

    Quelle: • Der Spiegel 41/2014: Unfaire Geschäfte. S.68-70

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    Banane – produktion und handel

    Verwässerung der Richtlinien 2/2

    Antwort von Fairtrade:

    Bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel werden alle Zutaten, die es Fairtrade-zertifiziert gibt, zu 100% nach Fairtrade-Standards gehandelt. Produkte mit nur einer Zutat wie Kaffee, Reis, Blumen, Honig, Bananen etc. müssen also immer komplett fair gehandelt sein. In Deutschland beruhen rund 86% der Fairtrade-Absätze auf diesen Monoprodukten. Auch bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel, die mehrere Zutaten beinhalten, wie Kekse, Müsli, Schokolade, gilt: Alle verfügbaren Fairtrade-Bestandteile müssen 100% fair gehandelt sein wie z.B. Kakao, Zucker, Vanille, Nüsse.

    Milch, Weizenmehl oder Eier fallen nicht unter diese Anforderung, schlicht aus dem Grund, dass es diese Produkte nicht nach Fairtrade-Kriterien gibt. Denn der Schwerpunkt von Fairtrade liegt ausschließlich auf Produzenten aus dem globalen Süden. Deshalb gilt die zusätzliche Bedingung des Mindestanteils von 20%. Eine Vollmilchschokolade kann nicht zu 100% aus Fairtrade-Zutaten bestehen, denn Milchpulver gibt es nicht Fairtrade-zertifiziert und wird es auch nie geben.

    In Deutschland beruhen rund 14% der Fairtrade-Absätze auf Mischprodukten. Nur gut ein Prozent der Mischprodukte liegt im Korridor 20-50% fair gehandelter Bestandteile. Alle anderen Misch-produkte haben mehr als 50% Fairtrade-Anteil. Der Fairtrade-Anteil am Gesamtprodukt ist auf der Verpackung klar vermerkt.

    Erst durch die Verfügbarkeit von Mischprodukten wird vielen Produzentenorganisationen ein weiterer Marktzugang für ihre Rohstoffe ermöglicht, insbesondere solchen, die „unbedeutendere“ Produkte wie z.B. Gewürze, Nüsse oder Zucker anbieten. Dies ist ausdrücklich im Interesse der Produzentenorganisationen.

    Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker und Baumwolle Zu den Produkten, die immer noch ein „Nischendasein“ führen, gehören Kakao, Zucker und Baumwolle. Viele Produzentenorganisationen wünschen sich – und benötigen dringend – höhere Absätze unter Fairtrade-Bedingungen.

    Die Fairtrade-Programme bieten den Produzenten die Chance, höhere Absätze unter Fairtrade-Bedingungen zu erzielen. Die Programme konzentrieren sich auf den Verkauf von Kakao, Zucker und Baumwolle als Rohprodukte an Unternehmen und sind somit eine weitere Option mit Fairtrade zusammenzuarbeiten. Bisher gab es den klassischen Schokoriegel mit dem Fairtrade-Siegel. Jetzt können Unternehmen auch Fairtrade-Kakao oder -Zucker als Einzelrohstoff beziehen und über mehrere Sortimente hinweg oder für die Gesamtproduktion verwenden. Das Fairtrade-Siegel darf nicht verwendet werden, da hierfür gilt: alle Zutaten, die Fairtrade verfügbar sind, müssen auch zertifiziert gehandelt sein. Man kann aber mit der Auszeichnung für die Programme auf die Teilnahme hinweisen.

    Quelle:• www.fairtrade.at/nc/presse/pressemitteilung/article/statement-zum-spiegel-artikel-unfaire-geschaefte

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