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Basiswissen Antike. Ein Lexikon

Basiswissen Antike. Ein Lexikon · gegen → Troja zogen; später Name der Bewohner von → Achaia. Achaia, Landschaft an der Nordküste der→ Pelopon-nes, wurde nach der dorischen

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Basiswissen Antike. Ein Lexikon

Reclam Sachbuch premium

Basiswissen AntikeEin Lexikon

Von Heinz Mickisch

Reclam

2. Auflage

RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 196672006, 2020 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG,

Siemensstraße 32, 71254 DitzingenUmschlagabbildung: Ein Lehrer mit seinen Schülern auf dem

sog. Neumagener Schulrelief (spätes 2. Jh.; Rheinisches Landesmuseum Trier;© Wikimedia Commons / Carole Raddato)

Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG,Am Buchweg 1, 87452 Altusried-Krugzell

Printed in Germany 2020RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und

RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Markender Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-019667-0www.reclam.de

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Abkürzungen der lateinischen Vornamen . . 9

Lexikon A–Z . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Anhang

Rhetorische Stilmittel . . . . . . . . . . . . . 325Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329Maße, Gewichte, Münzen . . . . . . . . . . 332Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . 342Zum Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343

Vorwort

Reclams Basiswissen Antike wendet sich nicht nur anSchülerinnen, Schüler und Studierende der geisteswissen-schaftlichen Disziplinen, sondern darüber hinaus an jeden,der sich für die griechisch-römische Antike interessiert.

Absicht dieses Buches ist es, dem genannten Adressa-tenkreis in handlicher Form die Möglichkeit zu bieten,sich schnell über die wichtigsten Bereiche der antikenWelt zu informieren (u. a. Mythologie, Geschichte, Lan-deskunde, Literatur, Philosophie).

Bei der Auswahl der Artikel hat sich der Verfasser vonseinen Erfahrungen als Lehrer der Altphilologie sowievon der vermutlichen Interessenrichtung eines weiterenLeserkreises leiten lassen. Dass vielleicht manches Stich-wort von dem einen oder anderen vermisst wird, ist beider Knappheit des zur Verfügung stehenden Raumes lei-der nicht zu vermeiden.

Eigennamen und Begriffe aus den alten Sprachen wur-den mit einem langen (a) oder kurzen (.a) Betonungszei-chen versehen, um die korrekte deutsche Aussprache zuerleichtern. Pfeile (�) in den Artikeln verweisen auf ande-re Lexikoneinträge. Bei der alphabetischen Sortierung derStichworte werden Umlaute wie Vokal + e betrachtet.

Abkürzungen

lat. lateinischMA Mittelaltermaked. makedonischmyken. mykenischn. Chr. nach ChristusN. T. Neues Testamento. Ä. oder Ähnliche(s)östl. östlichpers. persischPl. Plural, Mehrzahlröm. römischsc. scilicet (natürlich)semit. semitischsog. so genanntspart. spartanischthrak. thrakischu. a. unter anderemu. Ä. und Ähnliche(s)urspr. ursprünglichv. Chr. vor Christus

alexandr. alexandrinischA. T. Altes Testamentathen. athenischatt. attischbes. besonderschristl. christlichdt. deutschetr. etruskischgeb. geborengerman. germanischgr. griechischhellenist. hellenistischillyr. illyrischindogerm. indogermanischJ. JahreJh. Jahrhundertjon. jonischJt. Jahrtausendkarth. karthagischkelt. keltischkret. kretisch

Abkürzungen der lateinischen Vornamen

A. AulusApp. AppiusC. GaiusCn. Cnaeus od. Cneus,

GnaeusD. DecimusG. Gaius (statt des

häufigeren C.)L. LuciusM. Marcus

M.’ ManiusN. NumeriusP. PubliusQ. QuintusR. RufusS. SextusT. TitusTi. Tiberius(oder Tib.)

A

A. bacus, Deckplatte des � Kapitells.Abdera, Hafenstadt an der Südküste Thrakiens, um 650

v. Chr. von Joniern aus Klazomenai gegründet; obwohlmehrmals zerstört, ist sie bis ins Mittelalter nachweisbar.Die Stadt verdankt ihre Berühmtheit nicht nur bedeuten-den Männern, die dort lebten (� Anakreon, � Demokrit,� Protagoras, � Leukippos), sondern darüber hinaus dersprichwörtlichen Einfalt ihrer Bewohner: A. ist das antikeSchilda.

Achäer, homerische Bezeichnung aller Griechen, diegegen � Troja zogen; später Name der Bewohner von� Achaia.

Achaia, Landschaft an der Nordküste der � Pelopon-nes, wurde nach der dorischen Wanderung (1200–1000v. Chr.) von Nordwestgriechen besiedelt. Kulturell sinddie Achäer nicht besonders hervorgetreten.

A. cheron, Name mehrerer Flüsse in Griechenland undeines Flusses der Unterwelt (� Hades), den die Totennach antiker Vorstellung beim Eintritt in die Totenweltüberschreiten mussten.

Achi.lleus (lat. Achilles), wichtigster Kämpfer auf grie-chischer Seite im � Trojanischen Krieg, Sohn des Peleusund der � Thetis. Die Mutter, die wusste, dass ihremSohn entweder ein langes, ruhmloses Leben oder ein frü-her Tod und ewiger Ruhm beschieden war, versteckte ihnbeim Ausbruch des Krieges auf Skyros. � Odysseus aberfand ihn. So fuhr A. in Begleitung seines Freundes � Pa-troklos mit nach � Troja. Dort fiel er nach vielen Helden-taten am Skäischen Tor durch � Paris und � Apoll.� Homer lässt seinen Schatten im � Hades weiterleben.Durch die Ilias des Homer wurde A. der Nationalheld derGriechen.

12 Ackerbau

Ackerbau. Griechenland konnte seinen Bedarf an Ge-treide nicht allein aus dem eigenen Land decken. So muss-ten besonders die Großstädte große Mengen an Weizenvornehmlich aus � Sizilien, Nordafrika, � Ägypten undden Schwarzmeergebieten importieren. Neben Getreideproduzierte der gr. Bauer Wein, Öl und Honig. – Italien,das noch bis ins 2. Jh. v. Chr. fast ausschließlich Bauern-land mit ähnlichen Produkten wie Griechenland war, wur-de später in der Getreideversorgung ganz von Importenebenfalls aus Sizilien, Ägypten und Nordafrika abhängig.Die Kleinbauern hatten nämlich, wegen Krieg und Kriegs-dienst zu häufiger Abwesenheit gezwungen, ihre deswe-gen schlecht bestellten und verschuldeten Höfe an dieReichen verloren (� Latifundien).

A. ctium (gr. A. ktion), nordwestliches Vorgebirge vonAkarnanien am Golf von Ambrakia; � Octavian (Augus-tus) besiegte hier 31 v. Chr. die � Flotte des � Antoniusund der � Kleopatra.

Adonis, ein schöner Königssohn, von � Aphrodite ge-liebt, wurde auf der Jagd von einem Eber getötet. Auf ihreBitten hin erlaubten die Götter, dass A. zwei Drittel desJahres auf der Oberwelt verbringen durfte. A. ist ur-sprünglich eine aus dem Orient stammende Vegetations-gottheit.

Ädil (aedilis), ursprünglich Tempelhüter. 494 v. Chr.wurden 2 Ä.en als plebejische Beamte zur Unterstützungder � Volkstribunen eingesetzt. Sie waren wie diesesakrosankt und verwalteten den Cerestempel auf demAventin. Seit 367 gab es auch 2 curulische Ä.en. Das Amtwar einjährig und auf � Rom beschränkt. Funktion:Stadtpolizei, Lebensmittelversorgung, Ausrichtung der öf-fentlichen Spiele. Das Ädilenamt war die zweite Stufe der� Ämterlaufbahn.

Ägina, größte Insel im Saronischen Golf vor der West-küste � Attikas, wahrscheinlich früheste Prägestelle vonMünzgeld in Griechenland.

Ämterlaufbahn 13

Ägineten, � archaische Marmorskulpturen von denGiebeln des dorischen Tempels der Aphaia auf der Nord-spitze der Insel � Ägina, 1811 gefunden, jetzt in derGlyptothek zu München aufgestellt. Die Ä. stellen die Be-lagerung � Trojas durch � Herakles und durch die Grie-chen dar.

Ägypten, das Niltal von der Mittelmeerküste bis zum1. Katarakt bei Assuan, hat schon früh die Wüstengebietebeiderseits des Nils und Teile Nubiens beherrscht. Dieuralte Kultur Ä.s hat seit dem 2. Jt. v. Chr. die gr. beein-flusst. Die Perserherrschaft (525–332) über Ä. wurde vonder Griechenherrschaft abgelöst: Nach der Eroberungdurch � Alexander d. Gr. 332 herrschten sein GeneralPtolemaios und dessen Nachkommen bis 31 v. Chr. in der331 v. Chr. gegründeten Residenzstadt � Alexandria überdas Land. Von 30 v. Chr. bis um 640 n. Chr. war Ä. kaiser-liche � Provinz des röm. Imperiums, von dem es ausge-beutet wurde. Oberschicht und Mittelstand gr.-röm. Her-kunft haben auf die ägyptische Kultur stark eingewirkt.Zahlreiche antike Reste, insbesondere Papyri, hat der tro-ckene Sand erhalten, was für die Altertumskunde von Be-deutung ist. Der im Altertum ungemein fruchtbare Bodenließ Ä. zu einem Hauptlieferanten von Getreide und � Pa-pyrus werden (� Ackerbau).

Aemilius Paullus. Lucius Ae. P. Macedonicus besiegte168 v. Chr. den Makedonenkönig � Perseus bei � Pydna.

Ämterlaufbahn. Während es in Griechenland keine Ä.gab, war sie in � Rom streng geregelt; Abfolge undMindestalter waren genau vorgeschrieben: a) � Quästor:31 J., b) � Ädil, c) � Prätor: 40 J., d) � Konsul: 43 J., e)� Zensor konnte nur ein gewesener Konsul werden. Dieseunbesoldeten Ehrenämter setzten gute Vermögensverhält-nisse voraus und wurden stets jeweils von mindestens 2Amtskollegen besetzt; Ausnahme: der � Diktator. In der� Republik wurden die Beamten vom Volk auf je ein Jahrgewählt, in der Kaiserzeit von � Senat und Kaiser ernannt.

14 Aeneas

Aeneas, Held des troischen Sagenkreises, Sohn des� Anchises und der � Aphrodite. Nach der Flucht ausdem brennenden � Troja und nach langen Irrfahrten wirder in � Karthago von Königin � Dido gastlich aufgenom-men. Seiner Bestimmung gehorchend, verlässt er Dido, diesich daraufhin tötet (damit beginnt die dauernde Feind-schaft zwischen Karthago und � Rom). Schließlich landetAe. im italienischen Latium, dessen König � Latinus ihmseine Tochter Lavinia zur Frau gibt; allerdings hat Ae. umsie erst noch schwere Kämpfe mit dem RutulerfürstenTurnus, dem bisherigen Bräutigam, zu bestehen. Danachkann Ae. Lavinium erbauen, während sein Sohn � Ascani-us später � Alba Longa gründet. Von Ascanius stammendie Zwillingsbrüder � Romulus und Remus ab, die Grün-der Roms. So ist Ae. der Ahnherr des röm. Volkes. � Ver-gil hat ihn in seinem Epos Aeneis zum NationalheldenRoms erhoben.

Äoler � Äolis.Äolis, das Gebiet der gr. Städte auf den Inseln � Lesbos

und Tenedos und an der Nordwestküste Kleinasiens. Dadie Äoler aus Nordwestgriechenland stammten, bezeich-nete man auch Thessaler, Böoter und andere nordgr. Stäm-me als Äoler.

Aerarium, der Staatsschatz des röm. Volkes im Saturn-tempel auf dem � Forum Romanum, von � Quästorenverwaltet.

Aesculapius, lat. für � Asklepios.Aesop(us), gr. Aisopos, legendärer Begründer der an-

tiken Fabelliteratur. Nach der Überlieferung war er einfreigelassener thrakischer � Sklave aus � Samos. Unterseinem Namen liefen viele Fabeln um, die ursprünglichseiner Lebensgeschichte, dem Äsop-Roman, angereiht wa-ren; Demetrios von Phaleron sammelte sie.

Aetna, Vulkan im Nordosten Siziliens, 3350 m. Galt alsWerkstätte des � Hephaistos, der mit den � Kyklopendie Blitze des � Zeus schmiedet.

Agesilaos 15

Agame.mnon, Sohn des � Atreus, Bruder des � Menela-os, König von � Mykene, Anführer der Griechen im� Trojanischen Krieg. In � Aulis opferte er seine Tochter� Iphigenie, um von � Artemis, die er beleidigt hatte,günstigen Segelwind für die Abfahrt der � Flotte nach� Troja zu bekommen. Verzögerte vor der Stadt des� Priamos durch seinen Zwist mit � Achilleus wegen desBeutemädchens Briseis den Sieg. Seine Gattin � Klytaim-nestra und ihr Liebhaber � Aigisthos ermordeten ihnnach seiner Rückkehr.

A. gathon, athen. Tragiker, um 445 – um 401 v. Chr.; leb-te später in Pella am Hofe des � Archelaos, des Königsvon � Makedonien. 6 Titel seines Werkes sind bekannt.Eine Anthos betitelte Tragödie hatte einen frei erfundenen,nicht aus dem Mythos übernommenen Stoff, was eineNeuerung für das attische Theater war. Ferner hat er alsErster die Lieder des � Chores als bloße Einlagen ohneinneren Zusammenhang mit der Handlung gestaltet.

A. ger pu.blicus, Gemeindeland, das Staatsgrundeigen-tum; Land, das die Römer besiegten Feinden abgenom-men hatten; jeder Bürger konnte darauf eine bestimmteAnzahl Vieh halten. Gegen die Neigung der � Patrizier,sich aus diesem A. p. bei geringem Pachtzins große � Lati-fundien zu verschaffen, meldeten die ärmeren Bürger im-mer wieder Protest an. 366 v. Chr. wurde ein Höchstmaßvon 125 ha festgesetzt; das Gesetz wurde aber nicht einge-halten. Neue Anstrengungen wurden seit der Zeit der� Gracchen unternommen, als einsichtige Patrizier glaub-ten, die Gefahr zunehmender sozialer Unruhen durchNeuverteilung des A. p. an die � Proletarier bannen zukönnen; auch diese Bestrebungen wurden vereitelt.

Agesi.laos, König von � Sparta seit 399 v. Chr. Er über-nahm 396 die Leitung einer Expedition gegen die � Perserzur Befreiung der jonischen Städte; aber trotz eines Siegesam � Paktolos 395 brachte die Unternehmung keinendauerhaften Erfolg. Zurückgekehrt besiegte er 394 bei

16 Agora

Koroneia die vereinigte Streitmacht von � Athen, � The-ben, � Korinth und � Argos, die von Persien unterstütztwurde. Sein Ziel war es, die seit dem Ende des � Pelopon-nesischen Krieges bestehende Vormachtstellung Spartas zusichern. So trat er auch für den sog. Antalkidasfrieden ein:Der Spartaner � Antalkidas vereinbarte 387 mit dem Per-serkönig einen Frieden, durch den die GriechenstädteKleinasiens den Persern ausgeliefert und die übrigen auto-nom wurden; über die Einhaltung ihrer Autonomie wach-te Sparta. Schärfster Gegner seiner Machtpolitik wurdeder Thebaner � Epameinondas, der 371 bei Leuktra und362 bei Mantineia das spartanische Heer besiegte. A. starbum 360 v. Chr.

Agora (gr.), zunächst Volksversammlung, dann Ver-sammlungsplatz, Marktplatz (lat. forum, � Forum), Mit-telpunkt des öffentlichen Lebens, daher geschmückt mitTempeln, Götterbildern und öffentlichen Gebäuden.

Agrige.nt � Akragas.Agri.ppa. Marcus Vipsanius A., 64–12 v. Chr., Freund

und General des � Augustus (Octavian). 36 besiegte erden Sextus � Pompeius bei Mylae (Sizilien), 31 � Antoni-us und � Kleopatra bei � Actium. Unter Augustus war erLeiter der Außenpolitik und des Militärwesens. 21 heira-tete er � Iulia, die Tochter des Augustus. Die auf seinenFeldzügen erbeuteten Reichtümer verwendete er zur Er-richtung öffentlicher Bauten (z. B. des � Pantheons in� Rom). A. ließ auch eine Weltkarte anfertigen, die dasUrbild aller späteren röm. Landkarten wurde.

Agrippina. – 1. Vipsania A., Tochter des M. Vipsanius� Agrippa aus erster Ehe; zunächst mit � Tiberius ver-heiratet; nach dem Tode des Agrippa befahl � Augustusdem � Tiberius, die Kaisertochter � Iulia zu heiraten undsich von A. zu trennen. – 2. Vipsania A., die sog. ältere A.,Tochter des M. Vipsanius � Agrippa aus zweiter Ehe mitder Kaisertochter � Iulia; Enkelin des � Augustus. IhremMann � Germanicus folgte sie immer auf seinen Feldzü-

Aias 17

gen. Nach dessen Tod 19 n. Chr. brachte sie seine Aschen-urne nach � Rom, wo sie den Kaiser � Tiberius des Mor-des an ihrem Mann bezichtigte. Tiberius schickte sie 30n. Chr. in die Verbannung auf die Insel Pandateria, wo sie33 n. Chr. Selbstmord beging. – 3. Iulia A., die jüngere A.,Tochter des � Germanicus und der älteren A., 15 n. Chr.in dem späteren Colonia Agrippinensis (Köln) geboren.Aus der ersten Ehe mit Domitius Ahenobarbus (28)stammte � Nero. 40 Verbannung wegen Teilnahme an ei-ner Verschwörung gegen ihren Bruder � Caligula. 41 hol-te sie ihr Onkel � Claudius zurück, den sie nach Ermor-dung ihres zweiten Gatten Crispus Passienus heiratete(49). 50 setzte sie bei Claudius die Adoption ihres SohnesNero und ihre eigene Erhebung zur � Augusta durch.Von da an bemühte sie sich, ihrem Sohn vor � Britannicus,dem leiblichen Sohn des Claudius, die Nachfolge zu si-chern; zu diesem Plan gehörte auch die Ehe des Nero mit� Octavia, der Tochter des Claudius. Narcissus, Ministerdes Claudius, der eine Zeitlang ihren Einfluss mit Erfolgeindämmte, wurde ermordet. 54 vergiftete sie ihren Ge-mahl Claudius und ließ Nero zum Kaiser ausrufen. Nacheinigen Jahren wurde das Verhältnis zwischen Mutter undSohn immer schlechter. Nero ließ sie 59 n. Chr. ermorden.

Aias. – 1. A. der Lokrer, Sohn des Lokrerkönigs Oileus,der kleine A. genannt; führte die Lokrer in 40 Schiffennach � Troja. Auf der Heimfahrt erlitt er durch � Atheneund � Poseidon Schiffbruch, weil er bei der EroberungTrojas die � Kassandra von der Statue der Athene wegge-rissen hatte. – 2. A. der Telamonier, Sohn des Telamon,Königs von Salamis, der große A. genannt. Er kam mit 12Schiffen nach � Troja und zeigte sich dort als der tapfers-te und mutigste Grieche nach � Achilleus. Nach dem Todihres Sohnes Achilleus bestimmte� Thetis dessen Waffendemjenigen, der sich um die Rettung des Leichnams undder Waffen am meisten verdient gemacht habe. A. und� Odysseus traten als Bewerber auf. Nach Meinung der

18 Aigisthos

Frauen von Troja war es Odysseus, der ihrer Stadt ammeisten geschadet hatte. A. verfiel wegen der Zurückset-zung in Wahnsinn; er näherte sich nachts den Herden derGriechen und metzelte sie nieder, in dem Wahn, es seienseine verhassten Gegner. Als er wieder zur Besinnungkam, stürzte er sich aus Scham ins eigene Schwert. Nochim � Hades grollte er dem Odysseus. � Sophokles.

Aigi.sthos, Sohn des � Thyestes. Während � Agamem-non vor � Troja kämpfte, verführte A. dessen Gemahlin� Klytaimnestra und ermordete ihn bei seiner Rückkehraus Troja. Ungestört herrschte A. nun 7 Jahre in � Myke-

Aigisthos tötet Agamemnon; rechts Klytaimnestra. Attischerrotfiguriger Krater. Um 500 – 480 v. Chr.

Aischylos 19

ne, bis entsprechend einem � Orakel Agamemnons Sohn� Orestes an ihm das Gesetz der Blutrache vollzog. � Ai-schylos, � Sophokles, � Euripides.

Aischines, athen. Redner und Politiker, 389–314 v. Chr.,begann seine politisch-rednerische Laufbahn 348/347 ge-meinsam mit � Demosthenes bei der Friedensverhand-lung mit � Philipp von Makedonien. In seiner politischenHaltung schwenkte er um zu den Makedonenfreunden,weil es ihm erstrebenswert schien, dass die partikularisti-schen Staaten Griechenlands unter makedonischer Vor-herrschaft geeint würden. Die promakedonische Parteimit A. an der Spitze kam in � Athen zur Macht. SeinGegner Demosthenes beschuldigte ihn immer wieder, vonPhilipp bestochen zu sein. Als der Athener Bürger Ktesi-phon den Antrag stellte, dem Demosthenes für seine Ver-dienste um das Vaterland einen goldenen Kranz, die übli-che Ehrung, zu verleihen, trat A. mit einer Verfassungs-klage gegen den Antragsteller auf (336). Erst 330 kam dieSache zur Verhandlung, wobei A. eine Rede gegen Ktesi-phon hielt. Demosthenes verteidigte mit der berühmtenKranz-Rede sein politisches Wirken. Durch die Niederla-ge in diesem Prozess moralisch vernichtet, ging A. freiwil-lig ins Exil nach � Rhodos, wo er bis zu seinem Tode eineRhetorenschule unterhielt. Von ihm sind 3 Reden erhal-ten. Man zählt ihn zu den 10 berühmtesten Rednern.

Aischylos, 525/524–456/455 v. Chr., Sohn des Eupho. ri-on, eines adeligen Grundbesitzers in Eleusis. Er kämpftemit bei � Marathon 490 und bei � Salamis 480. Er soll 90Stücke geschrieben haben, 79 Titel sind uns bekannt, 7Tragödien erhalten. Schon früh in den Wettkampf der tra-gischen Dichter eingetreten, brachte er es auf 13 Siege; sei-nen ersten verzeichnet das � Marmor Parium für 484. ImJahre 472 siegte er mit den Persern, dem ersten der uns er-haltenen Dramen (zeitgeschichtliche, entgegen der übli-chen Praxis nicht mythologische Behandlung des Siegesder Griechen über die � Perser bei � Salamis). 467 siegte

20 Akademie

A. mit den Sieben gegen Theben (Bruderkampf der � Ödi-pus-Söhne Eteokles und Polyneikes um � Theben). DieHiketiden (463) berichten vom Schicksal der Töchter desDanaos, die unter der Führung des Vaters vor der Wer-bung ihrer Vettern geflohen sind und in � Argos Schutzfinden. 458 siegte A. mit der Orestie, der einzigen erhalte-nen inhaltlich verbundenen gr. Trilogie: (a) Agamemnon:Der berühmte Feldherr der Griechen gegen � Troja, derdie eigene Tochter in � Aulis geopfert hat, wird bei derRückkehr von seiner Frau � Klytaimnestra und derenGeliebtem � Aigisthos erschlagen. (b) Choephoren: Voll-zug der Blutrache an Aigisthos und der Mutter durch� Orestes, (c) Eumeniden: Entsühnung des von den Fu-rien gejagten Muttermörders � Orestes vor dem � Areo-pag in � Athen; das Gesetz der Blutrache wird von einerhöheren Rechtsauffassung abgelöst. – Für die Datierungdes Gefesselten Prometheus gibt es keinen sicheren An-halt, die Autorschaft des A. gilt als unsicher. – A. ist dereigentliche Begründer der Tragödie als literarischer Kunst-form. Durch die Einführung eines zweiten Schauspielersund die Herabsetzung der Zahl der Choreuten (� Chor)auf 12 wurde die Bedeutung der Handlung und derSprechpartien vertieft. Die inhaltliche Koppelung von 3Tragödien zu einer Trilogie ermöglichte die Darstellungeines bestimmten Stoffes über mehrere Generationen hin-weg (Orestie). Dem erhabenen Gehalt seiner Stücke ent-spricht eine bilderreiche, von kühnen Wortschöpfungendurchwirkte Sprache. – Bereits die Antike war von derGröße des A. überzeugt, so hat besonders der Komödien-dichter � Aristophanes in seinen Fröschen dem Tragikerbleibenden Nachruhm gesichert.

Akademie, die von � Platon in � Athen 387 v. Chr. ge-gründete Philosophenschule der Akademiker. Sie lag vorden Mauern der Stadt nahe bei einem Heiligtum des altat-tischen Heros Akademos. Schulvorsteher war zunächstPlaton, der sowohl über die allgemeinen Richtlinien wie

Akropolis 21

über die Aufnahme der Schüler entschied. Schulangehöri-ge waren eigentlich nur jene, die sich lebenslang zu philo-sophischer Forschung und Haltung verpflichteten. 529n. Chr. wurde die Akademie von Kaiser � Justinian alsHort unchristlicher Lehren geschlossen. Die letzten Aka-demiker wanderten in den Orient ab, von wo die akade-mische Lehre über die Araber wieder nach dem Westenzurückkehrte. 1459 stiftete Cosimo de’ Medici in Florenzeine neue Platonische A., die bis 1521 existierte. In ihrwirkten gr. Gelehrte, die nach der Eroberung � Konstanti-nopels 1453 durch die Türken nach Italien geflohen warenund zahlreiche bis dahin in Westeuropa unbekannte Pla-ton-Texte mitgebracht hatten.

A. kragas (lat. Agrige. ntum), gr. Stadt an der Südküste� Siziliens, neben � Syrakus das »Auge Siziliens« ge-nannt, um 580 v. Chr. gegründet. Die Überreste von 10Tempeln zeugen noch von der einstigen Pracht der Stadt,die durch den Export von Getreide, Wein, Öl und Zucht-pferden schnell reich wurde; so ist der Tempel des Olym-pischen Zeus der größte dorische Tempel überhaupt, derConcordia-Tempel gehört zu den besterhaltenen gr. Tem-peln; da er seit 597 in leicht umgebauter Form als christl.Kirche diente, blieb er erhalten.

Akro. polis, befestigte Oberstadt der meisten gr. Städte,insbesondere die A. zu � Athen; diente schon um 3000v. Chr. als Fluchtburg. Im 2. Jt. stand hier die Burg der at-tischen Könige. Im 6. Jh. v. Chr. wurde die A. mit ver-schiedenen Tempeln bebaut; die � Perser machten 480die ganze A. dem Erdboden gleich. Erst � Perikles sorgtefür einen großzügigen Wiederaufbau der A., wobei er diefinanziellen Mittel dem nach Athen überführten Bundes-schatz des � Attischen Seebundes entnahm. – 448–432wurde der Parthenon errichtet, in dem die Stadtgöttin� Athene Parthenos (Jungfrau Athene) ihren Wohnsitzhaben sollte. Für einen dorischen Tempel, der unter derBauleitung der Architekten � Iktinos und Kallikrates er-

22 Akropolis

richtet wurde, ist der reiche Skulpturenschmuck des� Phidias ungewöhnlich. Im Ostgiebel war die GeburtAthenes, im Westgiebel der Streit Athenes und � Posei-dons um � Attika dargestellt. 96 reliefierte � Metopenschmücken außen den Tempel (Osten: Gigantenkampf;Westen: Amazonenkampf; Norden: Untergang � Trojas;Süden: Kentaurenkampf), während im Innern ein 160 mlanger Fries unterhalb des Gebälks um die Cellamauerverläuft (Darstellung des � Panathenäenfestzuges). ImMittelschiff stand die elfenbeinerne Athenestatue (dasKultbild) des � Phidias. – 437–431 wurden im Westender Akropolis die Propyläen gebaut, das Festtor zumHeiligtum, durch das die Prozessionen zogen: Mittelbaumit Durchgangsstraße, Nord- und Südflügel, ganz aus

Athen, Akropolis, Parthenon

Alexander der Große 23

pentelischem Marmor. – 421–406 wurde das � Erechthei-on errichtet. Der eigenartige Grundriss erklärt sich ausder Notwendigkeit, verschiedene uralte Kultstätten in ei-nem Bau unterzubringen (Altäre der Athene, des � Posei-don, des athenischen Stammvaters Erechtheus; Grab desSagenkönigs � Kekrops; das Gebälk dieser kleinen Halletragen 6 Mädchengestalten, � Koren; daher heißt sie Ko-renhalle). – In der Frühen Neuzeit benutzten die Türkenden Parthenon als Pulvermagazin; 1687 flog der Mittel-bau bei einem Angriff während einer Belagerung durchdie Venezianer in die Luft. Soweit der Bildschmuck nochvorhanden war, brachte ihn 1801 der schottische Lord El-gin ins Britische Museum nach London.

A. lba Lo.nga (heute Albano), nach der Sage von � Iulus-Ascanius, dem Sohn des � Aeneas, am Albanersee ge-gründet, daher die Mutterstadt � Roms; in ältester ZeitHauptstadt des Latinerbundes (� Latiner), die der dritteKönig Roms, � Tullus Hostilius, um 600 v. Chr. zerstörthaben soll. In der Kaiserzeit war diese Gegend ein Promi-nentenviertel.

Alema.nnen, Alama.nnen, germanischer Stamm, vermut-lich aus dem Gebiet östl. der Elbe eingewandert. Im 5. Jh.nahmen sie das Elsass, die Nordschweiz und Teile Schwa-bens in Besitz. Schließlich wurden sie von den Frankenunterworfen.

Ale.sia, feste Stadt der kelt. Mandubier in Gallia Lugdu-nensis (Alise-Sainte-Reine), in der Vercingetorix 52 v. Chr.belagert und zur Übergabe gezwungen wurde.

Alexa.nder der Große, Sohn � Philipps II. von � Make-donien und der � Olympias, 356–323 v. Chr. Im Alter von14 Jahren bekam A. den Philosophen � Aristoteles zumErzieher, der ihn durch die sorgfältige Lektüre � Homersfür � Achilleus als Vorbild begeisterte. Nach Philipps Ver-mählung mit der Makedonierin Kleopatra 337 v. Chr.musste A. zusammen mit der Mutter in die Verbannunggehen. Nach des Vaters gewaltsamem Tod 336 wurde A.

24 Alexander der Große

König. Als � Demosthenes und andere Redner � Athenund � Theben gegen die Makedonenherrschaft aufwiegel-ten, rückte A. in Eilmärschen vor Theben und zerstörtezur Abschreckung die Stadt mit Ausnahme der Tempelund des Hauses des Dichters � Pindar; die überlebendenEinwohner wurden in die Sklaverei verkauft (335). Schon336 von den Griechen zum Oberfeldherrn gegen die� Perser bestimmt, setzte er 334 nach Kleinasien über. Erbesiegte am Granikos schwache pers. Streitkräfte; dannzog er die Küste entlang und gewann die Griechenstädtedurch Proklamation ihrer Freiheit für sich. Bei Issos in� Kilikien schlug er 333 die pers. Reichsarmee unter � Da-reios III.; ein Angebot des Großkönigs, ihm die westlicheHälfte des Reiches abzutreten, wies er zurück. Auf dieEinnahme von Syrien und Phönizien folgte 332 die kampf-lose Eroberung � Ägyptens, wo er im Nildelta � Alexan-dria gründete. 331 überschritt A. Euphrat und Tigris undbesiegte das letzte pers. Heer bei Gaugamela; Dareioskonnte zwar entkommen, wurde aber 330 von einem sei-ner Satrapen, Bessos, ermordet. Die Hauptstädte Babylon,Susa und � Persepolis wurden erobert, Letztere zur Rachefür die Zerstörung Athens (480) in Brand gesetzt. Nunnahm A. den pers. Königstitel an, legte Perserkleidung anund versuchte, orientalische Sitten auch in seiner unmittel-baren Umgebung einzuführen. Den griechischen Rache-zug gegen die Perser erklärte er für beendet. Er machteMakedonen, Griechen und Perser zu gleichberechtigtenUntertanen, die Bürger eines neuen Weltreichs mit make-donischer Herrscherfamilie sein sollten. Überhaupt solltenHellenisches und Orientalisches zu einer neuen Weltkulturverschmelzen. Gemäß dieser Zielsetzung heiratete A. 328Roxane, die Tochter eines (besiegten) baktrischen Fürsten,324, orientalischer Sitte entsprechend, noch eine 2. Frau,Stateira, eine Tochter des Dareios, während er die Vermäh-lung von 10 000 Makedonen mit Asiatinnen durch einfünftägiges Fest zu Susa feiern ließ. 327 fiel A. in Indien

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ein; da aber zwang ihn eine Meuterei seiner Soldaten zurUmkehr. Er führte den Hauptteil des Heeres unter großenVerlusten durch die Gedrosische Wüste nach Babylon.Nun beschäftigte ihn die innere Ordnung und Verwaltungdes Weltreichs, er erstrebte den Ausgleich der Gegensätzeund die Befriedung des Ganzen. Im Juni 323 raffte A. einFieber hinweg, ohne dass er einen Nachfolger bestimmthätte; so fiel sein Reich an seine sich befehdenden Generäle(� Diadochen). Seine Leiche wurde zuerst in Memphisbeigesetzt, später von Ptolemaios, der auch A.s Leben undTaten beschrieben hat, nach Alexandria gebracht.

Alexandria, 331 v. Chr. im Nildelta von � Alexanderd. Gr. gegründet. Nach den Plänen des Architekten Dei-nokrates in rechtwinkligen Straßenzügen angelegt, war A.fast 300 Jahre lang nicht nur ein führender Handelsplatz,sondern wurde darüber hinaus durch das wissenschaftli-che Forschungsinstitut des � Museion zum geistigen Mit-telpunkt der hellenistischen Zeit. So war A. eine der be-deutendsten Großstädte des Altertums überhaupt. Durcheinen Steindamm war sie mit der Insel � Pharos, dieden berühmten Leuchtturm trug, verbunden. Die 600 000Einwohner, davon etwa 300 000 Freie, waren vorwie-gend griechischer, ägyptischer und jüdischer Herkunft.30 v. Chr. fiel A. an die Römer, 642 n. Chr. an die Araber;von da an verlor die Stadt an Bedeutung.

Alkaios, aus � Mytilene auf � Lesbos, um 600 v. Chr.,älterer Zeitgenosse der � Sappho, Verfasser äolischer Ly-rik. In seinen Gedichten geht es um Weingenuss, Knaben-liebe, Parteihass, Krieg. Die Sprache ist frisch, leiden-schaftlich, packend. Er verwendete vornehmlich das nachihm benannte alkäische Versmaß. Seine Wirkung auf dieröm. Dichtung war bedeutend, besonders � Catull und� Horaz nahmen sich ihn zum Vorbild.

Alke.stis, nach der Sage Gemahlin des Königs Admetosvon Pherai in Thessalien, starb freiwillig für ihren demTode verfallenen Mann, da niemand außer ihr, nicht ein-