52
STREIK LIVE IN ELBFLORENZ SOLOFLUG NACH TOLLKÜHNEM BALANCEAKT WEIHNACHTEN IN DER SCHULE

Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

  • Upload
    dothuy

  • View
    216

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

12 /14Basler

Schulblatt

STREIK LIVE IN ELBFLORENZSOLOFLUG NACH TOLLKÜHNEM BALANCEAKT

WEIHNACHTENIN DER SCHULE

Page 2: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

PAUSEKAFFEE, ZIGARETTE, SMARTPHONE ?

Das Thema der nächsten Bildstrecken im Basler Schulblatt

ist «Pause » – im engeren und weiteren Sinn. Den Auftakt

macht eine Arbeit der Vorkurs-Schülerin Miriam Barth,

in der sie unterschiedliche Pausenaktivitäten porträtiert.

Von Julia Kazis, SfG Basel

Hektisch, atemlos, pausenlos : keine angenehme Vorstel-

lung. Von der Atempause bis zum Sabbatical, von der

Halbzeitpause bis zur Winterspielpause. Pausen, längere

oder kürzere Wechsel zwischen Spannung und Entspan-

nung sind existenziell für unsere Regeneration, geben

unserem Leben Puls. Ein interessanter Widerspruch

entsteht, wenn man sich vor Augen führt, wie wir Pausen

machen. Wir füllen sie in der Regel mit Aktivitäten,

denen wir für sich genommen wenig Wert zumessen oder

die wir sogar abschätzig beurteilen würden : Kaffee,

Zigarette, ein Blick aufs Smartphone – kurzweilige, flüch-

tige Vergnügungen zur Entspannung. Miriam Barth

hat für die Bildstrecke dieser Ausgabe typische Pausen-

momente mit einer speziellen Technik festgehalten.

Was hat dich inspiriert in der Gestaltung der Bildstrecke ?Zwei Gestaltungsansätze in zwei Arbeiten meiner VorKurs-Kol-legen, die ich in letzter Zeit inspirierend fand und deren Ideen ich zusammenführen wollte. Der eine Ansatz war, Schrift als il-lustratives Element einzusetzen, der andere, scherenschnittartig mit Silhouetten zu arbeiten. Die Inhalte der Bildstrecke dagegen sind eher naheliegend, Pause eben …Pause eben. Was machst du in deinen Pausen ?(lacht) Was alle eben so machen : ein Brötli essen, Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen, Musik hören …Du hast Schulpausen gewählt …Ja, man erkennt die Architektur unseres Schulhauses auf dem Titelbild. Vom Gruppenbild auf dem Umschlag aus fokussieren die einzelnen Bilder die unterschiedlichen Personen in der Grup-pe und ihre Tätigkeiten. Letztlich spielt das aber keine Rolle, denke ich. In den kleinen Pausen des Alltags machen doch alle das Gleiche – ob in der Schule, bei der Arbeit oder in der Freizeit.

Wie hast du die Illustrationen technisch umgesetzt ?Ich habe Freunde gefragt, ob sie mir für Fotoportraits posieren wollen. Diese Fotos waren meine Vorlage, die ich ausgedruckt habe, danach begann die illustrative Arbeit. Reduktion, Heraus-arbeiten der Umrisslinien, Gestaltung des Kopfbereichs mit Schrift etc. In einem weiteren Schritt habe ich die Illustrationen wieder eingescannt und aus den Fotovorlagen die eigentliche Ak-tivität fotografisch im Photoshop wieder eingefügt.Warum hast du schwarz/weiss gearbeitet ?Ich habe die Arbeit von Beginn an so im Kopf gehabt, Farbe wäre mir dafür zu viel gewesen. Die Arbeit lebt durch die Reduktion auf wesentliche Details – auch durch die Reduktion der alltägli-chen Farbwelten auf schwarz/weiss.Was hat dich am Thema Pause angesprochen ?Mehr als das Thema an sich fand ich die Idee des Wettbewerbs und des freien Arbeitens ausserhalb des Unterrichts reizvoll. Ausserdem dachte ich, ich könnte damit auch schon eine weitere Arbeit für mein Portfolio machen.Du bist jetzt seit einem Vierteljahr hier im VorKurs. Wie findest du es, und wo siehst du deine Zukunft nach diesem Basisjahr ?Ich hatte schon am Gymi den Schwerpunkt BG, inhaltlich habe ich bisher noch nicht so viel Neues gelernt. Wirklich neu für mich ist, dass hier nicht ergebnis-, sondern sehr stark prozess-orientiert gearbeitet wird. An diese Umstellung muss ich mich erst gewöhnen. Nächsten Frühling möchte ich mich an der « vis_comm » der HGK bewerben. Ich habe aber nicht die Vor-stellung, dass ich beruflich für immer bei einem Thema bleiben werde. Sei es, dass ich noch in eine andere künstlerische Rich-tung gehe oder Ethnologie studiere : Ich wollte schon immer viel wissen und viel kennenlernen.

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

2

Miriam Barth, 1994, Maturität Gymnasium Leonhard, seit August 2014 VorKurs für Gestaltung und Kunst an der SfG Basel

Page 3: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

3

GUTEN TAGDIE GANZE WAHRHEIT

Gesetzliche Reformaufträge machen Schulen zu Vollzugseinhei-ten, konsumieren Energie von Lehrpersonen, die für Unterricht nicht mehr zur Verfügung steht, und untergraben die Innovati-onsfreude. Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer den Innova-tionsteil an der letzten Jahreskonferenz der Kantonalen Schul-konferenz verfolgte. Reformen mögen bildungspolitisch notwen-dig sein, für Lehrpersonen sind sie so etwas wie Bussübungen, die der Öffentlichkeit als Auftraggeber von Zeit zu Zeit geschul-det sind. Sie werfen Schlagschatten auf die Unterrichtsqualität und hinterlassen reformgeschädigte Personen. Das ist unbestreit-bar ein Teil der Wahrheit. Es gilt auch, wenn der Wandel wohl-überlegt und auf Dauer angelegt ist, wenn er hohe Akzeptanz geniesst und mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet ist. Von anderen Teilen der Wahrheit war an diesem Anlass we-niger die Rede. Von den rund 750 Lehrpersonen, die ihren Ar-beitsplatz reformbedingt wechseln, kam entgegen allen Erwar-tungen kein einziger Rekurs. Nicht wenige berichten, dass sich die Verunsicherung und Mühe nachträglich gelohnt hätten, weil sich neue Perspektiven ergäben. Einige Lehrpersonen, die es be-fristet an eine Drittschule verschlug, haben dort unerwartet Wurzeln schlagen können. Sie sind im Nachhinein dankbar für diese Gelegenheit und wollen bleiben. Aus aufnehmenden Schu-len ist zu hören, dass sie sich durch das Engagement der Zugezo-genen bereichert fühlten und viel gelernt hätten. Über das Pflichtreformprogramm hinaus haben sich 15 Volks-schulen mit eigenen Projekten im Bereich Unterricht und Betreu-ung erfolgreich um die Anerkennung als kantonale Schulent-wicklungsprojekte beworben. Beim Aufbau von Bildungsland-schaften gelten Basler Primarschulen schweizweit als Pioniere. Ein Teil der künftigen Sekundarschulen will über ihren Auftrag hinaus neue Erfahrungen mit Lernateliers sammeln. Die Kolle-gien arbeiten intensiv am Neuen, obwohl sie noch immer voll an einer auslaufenden Schule tätig sind. Niemand hat mit einem der-artigen Innovationsfeuer gerechnet. Traditionsbrüche entwerten Errungenschaften – gewiss, aber sie lockern auch Festgefahrenes, bereiten das Terrain für Neues, stärken die Kräfte der Bewegung auf Kosten der Besitzstandswahrung. Kraftverschleiss und Verunsicherung einerseits, Selbstbeflüge-lung und Mut zum Aufbruch anderseits : Es ist wichtig, beide Sei-ten zu sehen. Mass zu halten, zu unterstützen, wo Entmutigung droht. Gestaltungsraum offenzuhalten, Anerkennung zu schen-ken, wo Zukunft gestaltet und Ausserordentliches geleistet wird. Pierre Felder

Sich für die Sache der Schule querstellen ? Für Pierre Felder, den scheidenden Leiter Volksschulen, gehörte dies zum beruflichen Alltag. Sein letztes « Guten Tag » aber sollte für einmal ohne Drehen und Wenden daherkommen, und diesem Wunsch kommt die BSB-Redaktion gerne nach.

INHALTBildstrecke « Pause » Julia KazisSCHWERPUNKT « WEIHNACHTEN IN DER SCHULE »

Zwerge und Hasen statt Ochs und EselJulia KonstantinidisAlle drei Jahre wird mit der grossen Kelle angerührtElias KopfEine besinnliche Zeit – gerade wegen der verschiedenen KulturenBéatrice KochBILDSTRECKE

EDIT

Zur Pensionierung von Pierre FelderChristoph Eymann« Wir bereiten uns intensiv auf das Stichdatum 2018 vor »Peter Wittwer Recht schulisch : Soloflug nach tollkühnem BalanceaktIst unsere Jugend eine Trinkergeneration ? Anja RampAuf der Suche nach der verlorenen ZeitStephanie LoriDie Schulärztin empfiehlt …Bericht aus dem ErziehungsratLesenacht, Geschichten-Apps und MedienkistenPascal SteigerKANTONALE SCHULKONFERENZ

Streik live in ElbflorenzJean-Michel HéritierForum : Das Fach Deutsch ist in GefahrFREIWILLIGE SCHULSYNODE

Licht im ReformtunnelIsabelle SchaubGleiche Spielregeln für alleGenug Praxis in der Praxis ?Dorothee MiyoshiBericht aus dem Grossen RatSibylle BenzMitteilungenANGEBOTE

Neues aus der PZ.BS-BibliothekEine stimmlose Moderatorin und schlafende RiesenPeter WittwerPZ.BS WeiterbildungSchule & TheaterMuseum & KulturUnterricht & WeiterbildungIMPRESSUM

2

4

8

12

14

20

22

2425

26

282829

30

33

36

3840

42

43

4446

4748495051

Page 4: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

ZWERGE UND HASEN

Von Julia Konstantinidis

Im Thiersteinerschulhaus gehört die Mehrheit der

Schülerinnen und Schüler nicht dem christlichen Glauben

an. Advents- und Weihnachtsfeiern haben dennoch

einen grossen Stellenwert im Schuljahr und werden von

den Kindern und deren Eltern geschätzt.

Mittagspause im Thiersteinerschulhaus. Während die Herbst-sonne kräftig auf den Pausenplatz scheint, ist drinnen bereits die Adventszeit angebrochen : Neun Kindergartenlehrpersonen beu-gen sich Ende Oktober in einem Klassenzimmer über Liederblät-ter, Bilderbücher und ihre Agenden. Hier nimmt das gemeinsa-me Adventssingen von sechs Kindergartenklassen Form an. Das Plenum ist sich einig : Die Lieder sollen winterlich-besinnlich sein, jedoch keine explizit religiösen Texte enthalten. Denn die Glaubensvielfalt an dieser Schule ist gross : Von insgesamt 368 Kindern gehören etwas mehr als 40 Prozent der Schülerinnen

4

STATT OCHS WEIHNACHTEN WIRD HIER DESHALB VOR ALLEM ALS KULTURGUT VERMITTELT

DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL,

Page 5: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

5

als Fest der Freude, des Zusammenseins und des Schenkens be-schrieben, allerdings ohne den religiösen Hintergrund zu nennen. DIE KIRCHE DARF SEIN

Nach einer knappen Stunde haben sich die versammelten Leh-rerinnen und Lehrer für das Programm des Adventssingens ent-schieden. Drei Zwergen-Lieder werden vorgetragen, eines über den Mond und als Auftaktlied das bekannte « Kling, Glöckchen, klingelingeling ». Nebst dem Singen wird eine winterliche Ge-schichte vorgelesen, auch diese ohne religiösen Hintergrund. Einzig der Ort, an dem der Anlass stattfindet, weist auf die christliche Bedeutung der Feier hin : Das Adventssingen geht zum zweiten Mal in Folge in der Heiliggeistkirche über die Bühne. Die Kirche als besonders feierlicher Ort werde auch von Fa-milien mit einem nichtchristlichen Hintergrund mehrheitlich akzeptiert. Im vergangenen Jahr hätten sich zwar einzelne Eltern

und Schüler dem Islam an, während ungefähr halb so viele Mit-glied einer christlichen Kirche sind. Hinduistischen Glaubens sind zwei Kinder und drei sind Buddhisten. Ein Drittel ist ent-weder konfessionslos oder es liegen keine Angaben zu ihrem Glauben vor.

WEIHNACHTEN ALS KULTURGUT

Mit der bewussten Wahl von Liedern ohne christlichen Hinter-grund tragen die Lehrpersonen dieser Zusammensetzung Rech-nung. Man will Weihnachten nicht als religiöse Feier, sondern als europäisches Kulturgut und hiesiges Brauchtum vermitteln. Geeignetes und stufengerechtes Material dafür liefert den ver-sammelten Lehrpersonen etwa das Bilder- und Liederbuch « Zipf, Zapf, Zepf – Zipfelwitz ». Für jeden Tag im Advent ist ein anderes Lied vorgesehen, das aus dem Leben einer Gruppe von Zwergen erzählt, die sich auf Weihnachten vorbereitet. Der Feiertag wird

WIR MÖCHTEN INS QUARTIER AUSSTRAHLEN »Die Adventsfenster leuchten in unserer Schule seit etwa 20 Jahren und sind zu einem fes-ten Brauch geworden – es beteiligen sich alle Klassen des Gotthelfschulhauses daran. Ich koordiniere das Projekt seit mehreren Jahren und bin jedes Jahr aufs Neue erstaunt, wie viele Ideen zusammenkommen. Unsere Schule möchte mit den Adventsfenstern sprich-wörtlich ins Quartier ausstrahlen. Am meisten Freude bereitet es mir darum, wenn ich sehe, wie Familien am Abend und auch während den Ferien stehenbleiben und die Fens-ter bewundern. Die Sujets an den Fenstern haben häufig keinen religiösen Hintergrund. Es gab schon Smileys, Winterlandschaften oder Grättimänner. Dass Kinder aus religiö-sen Gründen nicht mitbasteln, kommt sehr selten vor. Meistens findet sich eine Lösung – etwa, dass das Kind ein klar unreligiöses Element der Verzierung bastelt.Christian Wagner, Klassenlehrer Primarschule GotthelfFoto : Heini Gerber

«

UND ESEL

Page 6: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

6

gemeldet, die Bedenken hatten, berichtet Patrice Gigon vom Kin-dergarten Tellstrasse. « Ich habe dann die Lieder mit ihnen an-geschaut. Da diese keinen religiösen Inhalt hatten, waren sie da-nach beruhigt. » Zwar achten die meisten Lehrpersonen im mul-tikulturellen Schulalltag darauf, die theologische Bedeutung von Weihnachten nicht zu betonen, negiert wird sie aber nicht. « Ich thematisiere den religiösen Hintergrund nicht, fragt ein Kind jedoch danach, erkläre ich es ihm », meint Michaela Balmer, Lehrperson im Kindergarten Thierstein. Es sei auch schon vor-gekommen, dass sie in ihrer Klasse die Weihnachtsgeschichte vorgelesen habe – im Sinne einer Erzählung. « Kindern, die einer anderen Religion angehören, erklärte ich, dass wir an diese Ge-schichte glauben, so wie sie an diejenigen ihres Glaubens. » Da-durch würden die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung der Geschichte begreifen und könnten sie in Bezug zu ihrem eigenen Glauben einordnen.

UNTERRICHTSSTOFF WUNSCHBRIEF

« Das Fest ist im Alltag der Kinder auch ausserhalb der Schule allgegenwärtig, da freuen sich alle darauf », meint Primarlehre-rin Jana Guschl. Sie koordiniert das Adventssingen der Klassen der Primarstufen eins bis sechs, das im Dezember viermal im Rahmen des Morgenkreises in der Turnhalle der Schule stattfin-det. Dabei gestaltet jede Stufe einen Anlass, an dem jeweils auch eine Geschichte erzählt wird. Im Lehrpersonenkollegium wird dafür vorab ein Thema abgesprochen, das mit der Weihnachts-zeit in Verbindung steht – dieses Jahr ist es das Motiv des Sterns, das im Klassenverband weiterentwickelt wird. « Die Lieder und Erzählungen sind nicht religiös, aber mit entsprechender Deko-ration, mit Kerzen und einem Adventskranz vermitteln wir eine besinnliche Stimmung », erklärt Guschl. Die Lehrerinnen und Lehrer der zweiten Klassen haben sich zusätzlich auf das Buch « Weihnachtsbriefe von Felix » geeinigt. Guschl : « So können wir Themen, die zu Weihnachten passen, im Unterricht aufnehmen und werden allen Kindern gerecht. » Die Lehrpersonen erarbeiten auf der Grundlage des Buchs Arbeits-blätter für ihre Klassen. Wie schreibt man einen Brief, wie eine Wunschliste ? Das sind dieses Jahr mögliche Aufgaben, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Fertigkeiten beim Schreiben üben können. Andere Unterrichtselemente sprechen soziale The-men an – etwa die Frage, ob man Wünsche nur für sich selber formulieren oder dabei auch an andere denken soll.

BESINNLICHKEIT VERMITTELN

Guschl, die in der Primarschule Thierstein die 2b unterrichtet, gestaltet die Adventszeit in ihrer Klasse mit Kerzen, gemeinsa-mem Znüni und Geschichten. « Die Stimmung, die durch den Kerzenschein und die leise erzählten Geschichten entsteht, be-eindruckt die Kinder sehr, egal welcher Religion sie angehören. Sie erleben diese andächtige Zeit intensiv », hat sie beobachtet. In ihrer Klasse sind zehn Schülerinnen und Schüler christlich, wo-bei zwei davon einer orthodoxen Kirche angehören. Sieben Kin-der gehören dem Islam an, zwei sind hinduistisch und ein Kind ist konfessionslos.

Für die Schülerinnen und Schüler sei die Beschäftigung mit anderen Religionen oft selbstverständlich : « Viele Kinder, die ei-ner nichtchristlichen oder keiner Religion angehören, besuchen den Religionsunterricht. » Dennoch ist manchmal etwas Aufklä-rung nötig, so Guschl. « Einige der Schülerinnen und Schüler haben zu Hause keinen Adventskranz oder Ähnliches. Weih-nachten ist in manchen Familien eher ein Konsum-Event. Hier springe ich ein, um die besinnliche Seite dieser Zeit zu betonen. »

WEIHNACHTEN FIX IM SCHULJAHR

Das kommt nicht nur bei den Kindern gut an : Im Rahmen des Adventssingens, zu dem die Eltern eingeladen werden, veran-staltet Guschl mit ihrer Klasse ein Advents-Zmorge, für dessen Buffet die Familien etwas beitragen können. Der Anlass ist sehr beliebt : « Ich erlebe die Eltern, die einer anderen Religion ange-hören, als sehr offen. Viele fragen sogar bereits Anfang des Schul-jahres nach dem Datum für das Zmorge. » In Zusammenhang mit christlichen Feiern wie Weihnachten oder auch Ostern erlebt Guschl es selten, dass Kindern die Beteiligung an entsprechen-den Aktivitäten aus religiösen Gründen von den Eltern verboten wird. « Oft sind die Eltern der Kinder bereits in der zweiten oder dritten Generation in der Schweiz und kennen unsere Bräuche. »

Herbstliche Vorbereitungen auf den vorweihnächtlichen Unterricht : Lehrpersonen der Primarstufe Thierstein nehmen auf die Religionsviel-falt in ihrer Schule Rücksicht. Foto : Julia Konstantinidis

Page 7: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

SCHWERPUNKT « WEIHNACHTEN FEIERN IN DER SCHULE »

bsb. « Feiern mit christlichem Hintergrund […] müssen den Bildungszielen der Schule dienen, im Einklang mit der Neutralitätspflicht des Staates sein und dürfen religiöse Gefühle von Kin-dern und Jugendlichen, welche keiner christlichen Religion angehören, nicht verletzen », heisst es in der Handreichung « Umgang mit religiösen Fragen an der Schule », die das Erziehungsde-partement 2007 erarbeitet hat (Seite 7). Wie das im Schulalltag konkret aussehen kann, veran-schaulicht der Themenschwerpunkt der Dezemberausgabe : Die Medienschaffenden Julia Kons-tantinidis, Elias Kopf und Béatrice Koch haben sich in den Primarstufen Thierstein und Bläsi sowie in der OS Dreirosen umgehört und berichten über den Umgang mit vorweihnächtlichen Feiern in multikulturellen Schulen. « Feiern mit christlichem Hintergrund sollen so gestaltet sein, dass sie […] ein gemeinschaftliches Klassenerlebnis für alle ermöglichen », empfiehlt die Handreichung. In den drei besuchten Schulen ist dies, das wird beim Lesen rasch deutlich, seit Jahren so.

7

Page 8: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

8

DIE VIELFALT DER ADVENTSAKTIVITÄTEN

SPIEGELT DIE KULTURELLE OFFENHEIT DER OS DREIROSEN

Von Elias Kopf

Manche Kinder im Dreirosenschulhaus kennen den San-

tiglaus und Weihnachten nur durch den Rummel in

der Stadt. Darum nutzt die OS Dreirosen die Adventszeit

für einen bunten Reigen von Aktivitäten ausserhalb

der Unterrichtsroutine. Dadurch wird die Weihnachtszeit

zu einem speziellen Erlebnis, an dem alle Schülerinnen

und Schüler teilhaben können.

Die Weltstadt im Taschenformat – nirgendwo ist diese Basler Be-sonderheit greifbarer als in den Schulhäusern des Kleinbasel, wo in den Klassenzimmern die bunte Vielfalt der Kulturen und Weltreligionen zusammenfindet : « Der Bogen reicht von konfes-sionslosen Schülerinnen und Schülern über Hindus, Moslems, Aleviten und Buddhisten bis zu animistischen Religionen ; die verschiedenen christlichen Konfessionen – katholisch, evange-lisch und orthodox – stellen eine klare Minderheit dar », erklärt Denise Marchand, Co-Schulleiterin der OS und Primarstufe Dreirosen. Deshalb mache es wenig Sinn, Advent und Weihnach-ten im Sinn einer christlich-religiösen Feier zu gestalten. Doch will man den Hintergrund der Weihnachtsbräuche auch nicht verstecken.

WAS STECKT HINTER DEM RUMMEL ?

« Ich persönlich rede in meinen Klassen sowieso über alles, was in der Stadt los ist – nicht nur an Weihnachten, sondern auch an der Fasnacht oder am 1. Mai. Ich erkläre den Kindern, warum wir diese Feste und Feiertage begehen. » Zum hiesigen Brauch-tum gehört auch der Santiglaus, den die ganze OS Dreirosen je-des Jahr bei einem Ausflug kennenlernt. Marchand : « Wir mieten für diesen Morgen jeweils die Kunsteisbahn Eglisee. Der Santi-glaus postiert sich am Rand der Eisfläche, dann gehen die Klas-sen reihum bei ihm vorbei und präsentieren, was sie im Unter-richt für diesen Event eingeübt haben. Dafür werden sie vom Santiglaus mit einem kleinen Präsent in Form eines Grättiman-nes belohnt. » Unterdessen spielen die anderen Kinder Hockey oder lernen, wie man ohne umzufallen auf Kufen übers Eis flitzt. « Für viele unserer Schülerinnen und Schüler ist Schlittschuhlau-fen etwas völlig Neues, das aber gut zum Bild des winterlichen Santiglaus passt, der ja in der ganzen Stadt allgegenwärtig ist.

Basteln gehört zu den vielfältigen Workshop-Angeboten des Weihnachtsprojekts der OS Dreirosen. Foto : Christoph Jäggi

ALLE DREI JAHREWIRD MIT DER GROSSEN

Page 9: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

9

KELLE ANGERÜHRT

Page 10: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

10

Auf diese Weise lernen die Kinder spielerisch zu verstehen, wel-cher Brauch hinter dem Rummel steckt. » Aus religiöser Sicht thematisiert wird der Santiglaus dagegen bloss im freiwilligen Religionsunterricht, an dem etwa ein Viertel der 250 Kinder der OS Dreirosen teilnimmt.

KINDER WÄHLEN WEIHNACHTSPROGRAMM

Die Begegnung mit dem Santiglaus ist nur eine von vielen Ad-ventsaktivitäten des Dreirosenschulhauses. Alle drei Jahre wird ein mehrtägiges Weihnachtsprojekt für die ganze Schule durch-geführt. « Wir wollten, dass jedes Kind im Laufe seiner drei OS-Jahre dieses besondere Ritual einmal erlebt », so Marchand. Fürs Weihnachtsprojekt bereiten die Lehrerinnen und Lehrer eine breite Palette spezieller Aktivitäten vor – das Spektrum reicht von besinnlich über handwerklich bis zu Bewegung. So gibt es etwa Workshops wie Weihnachtsgedichte lesen, Lieder singen, Tanz, aber auch Weihnachtsspaziergänge in der Stadt oder Bas-teln. Diese Aktivitäten werden zu Programmen gebündelt, aus denen die Kinder auswählen können. Dadurch ist auch kein Kind gezwungen, an einer christlich inspirierten Aktivität wie « Weihnachtsgedichte lesen » mitzumachen. Gerade diese Wahlfreiheit stösst bei den Kindern auf grossen Anklang. « Sie lieben es, die Unterrichtsroutine für einmal bei-seite zu lassen und selbst zu entscheiden, wo sie sich thematisch vertiefen wollen. » Probleme habe es bei diesen Weihnachtsakti-vitäten bislang nie gegeben, weder mit Kindern noch vonseiten der Eltern. Diese werden in die Vorbereitung zwar nicht einbe-zogen. « Aber natürlich wissen sie, was wir machen. Und sie dür-fen jederzeit in den Unterricht kommen und zusehen », so Mar-chand. Von dieser Möglichkeit werde allerdings kaum je Ge-brauch gemacht.

LANGSAMKEIT STATT WEIHNACHTSRUMMEL

In den Jahren, in denen kein schulhausweites Weihnachtsprojekt stattfindet, liegen die Adventsaktivitäten in der Hand der jeweils drei bis vier Klassen umfassenden pädagogischen Teams. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt ; entsprechend vielsei-tig und unterschiedlich sind die Events. So kann es sein, dass ei-ne Gruppe Lieder aus verschiedenen Kulturkreisen einübt und diese anschliessend in einem Altersheim vorgesungen werden. Oder es werden Guetzli gebacken, die man am Claraplatz an Pas-santinnen und Passanten verschenkt. « Auf diese Weise lässt sich die Idee umsetzen, etwas für andere zu machen », erklärt Mar-chand. Ein ähnlicher Gedanke steckt hinter dem Wichteln. Ein-zelne Klassen basteln auch Adventskalender, in die dann zum Beispiel jedes Kind etwas hineinlegen darf. « Mein Lieblingsprogramm in der Adventszeit ist das Kerzen-ziehen », verrät Marchand. Das sei eine ganz tolle Aktivität, wel-che die Kinder aus dem Weihnachtsrummel heraushole. Beim Kerzenziehen müsse man besonders langsam vorgehen und be-hutsam Wachsschicht um Waschschicht hinzufügen. « Lässt man die Kerze nicht genügend abkühlen, schmilzt das Wachs wieder weg. Diese Langsamkeit ist für die Kinder sehr an-spruchsvoll. » Hie und da gibt es auch eine besondere Überra-schung fürs ganze Schulhaus – etwa wenn kurz vor Ende der

Pause plötzlich eine Klasse im Schulhausgang Lieder singt. Auf-grund der guten Akustik füllt dies das ganze Gebäude mit Klang, schafft eine besinnliche Stimmung und erinnert auf diese Weise daran, dass Weihnachten vor der Tür steht. Und nicht zuletzt ziert immer ein drei Meter hoher Weihnachtsbaum den Ein-gangsbereich. « Unser Baum wird jeweils von den drei bis vier Klassen einer Klassenstufe geschmückt. Das sieht dann jedes Jahr ganz anders aus », erinnert sich Marchand. Mal würden Päckchen mit den Wünschen der Kinder unter den Baum gelegt, mal bastelten die Kinder Papierfiguren zu einem Thema, das im Unterricht behandelt worden sei. Oder man fertige buntes Tex-tilhandwerk an. Marchand : « Typisch christliche Motive wie En-gel kommen nur vereinzelt vor. Wir wollen, dass der Baum allen Kindern etwas sagt. »

MIT WEIHNACHTEN RUND UM DIE WELT

Die grosse Vielfalt der Weihnachtsaktivitäten spiegle die kultu-relle Offenheit, die im Dreirosenschulhaus herrsche. Es gehe nicht darum, ein an die Bibel gebundenes Weihnachtsverständ-nis zu vermitteln, so die Schulleiterin. Sondern man nutze die Adventszeit als Chance, um mit den Kindern Dinge zu themati-sieren, die in allen Kulturen relevant seien. Zudem bringt Denise Marchand in ihren Klassen auch zur Sprache, dass Weihnachten nicht überall die gleiche Rolle spielt. Dazu liest sie mit den Kin-dern interkulturelle Weihnachtsgeschichten aus Büchern wie « Weihnachten in aller Welt – ein Adventskalender zum Vorlesen und Ausschneiden » von Rena Sack oder « Robinsons Weih-nachtsreise – ein klingender Adventskalender » (Herausgeber Kindernothilfe Duisburg). « Das sind tolle Bücher mit Weih-nachtsgeschichten, die rund um die Welt spielen. Dabei lernen die Kinder zusätzlich etwas über Geografie, weil wir jeweils auf der Weltkarte nachschauen, in welchem Land die Geschichte spielt. » Wie es mit den Adventsaktivitäten im Dreisrosenschulhaus in Zukunft weitergeht, hängt zurzeit noch in der Schwebe. Mar-chand : « In den letzten Jahren haben wir für die Weihnachtszeit attraktive Programme entwickelt. Nun müssen wir zusammen mit unserem neu zusammengesetzten Kollegium schauen, wie weit sich diese Events nach Auslaufen der OS auf die neue Pri-marschule übertragen lassen. »

Page 11: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

11

Das Kerzenziehen gehört ebenso zur Adventszeit wie das sorgfältige Einpacken der entstandenen Produkte.Foto : Denise Marchand

DIE BESINNLICHE ÜBERRASCHUNG ZUM TAGESBEGINN IST BELIEBT »Eine Spezialität im Dreirosenschulhaus ist die jährliche Advents-Einstimmung vor Unterrichts-beginn. Die interessierten Kinder kommen in der Adventszeit schon um Viertel nach sieben in die Schule und stimmen sich auf den Tag ein. Das Programm ist freiwillig und bietet viel Ab-wechslung. Je nachdem, welche Lehrerin oder welcher Lehrer die Einstimmung durchführt, kann das Musik, ein Gedicht, eine kurze Geschichte, eine kleine Bastelarbeit oder auch eine Meditation sein. Auch wenn sie nicht zahlreich sind : Bei den Kindern, die teilnehmen, ist diese Art von besinnlicher Überraschung zum Tagesbeginn sehr beliebt, unabhängig von ihrer Re-ligions- oder Kulturzugehörigkeit. Christoph Jäggi, Co-Schulleiter OS Dreirosen

«

Page 12: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

EINE BESINNLICHE ZEIT –

IN DER PRIMARSCHULE BLÄSI

WIRD WEIHNACHTEN ALS GEMEINSAMES ERLEBNIS GEFEIERT

DIE KINDER SOLLEN ZUR RUHE KOMMEN »Von den 21 Kindern, die ich zurzeit unterrichte, sind elf Moslems, zwei Christen, der Rest ist konfessionslos. Ein Krippenspiel, wie ich es selbst im Kindergarten erlebt habe, finde ich aufgrund der Vielfalt der Religionen nicht ange-bracht. Ich hebe das Christentum deshalb nicht speziell hervor ; mir ist aber wichtig, dass die Kinder wissen, was wir an Weihnachten feiern. Immer am letzten Schultag le-se ich die Weihnachtsgeschichte vor, in einer abgeschwäch-ten Version : Den Teil mit Herodes, der alle männlichen Kleinkinder in Bethlehem umbringen lassen will, lasse ich weg. Im Advent richten wir zudem unser Sternenzimmer ein. Hier ziehen wir uns zurück, zünden Lichter an, erzäh-len Geschichten, es gibt auch kleine Geschenke. Die Kin-der sollen im Advent etwas zur Ruhe kommen. Weihnach-ten ist ja auch eine stressige Zeit. Mirjam Kaller, Lehrerin im Kindergarten Claragraben 117

«

Von Béatrice Koch

Im Primarschulhaus im unteren Kleinbasel treffen

sich jedes Jahr im Dezember die Schülerinnen und Schüler,

Lehrpersonen und Eltern zweimal pro Woche zum

Adventssingen. Auf dem Programm stehen neben christ-

lichen Weihnachtsliedern auch Hirten- und Winterlieder

aus aller Welt.

Das Matthäus-Quartier gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Schweiz, rund die Hälfte der Bewohnenden stammt aus dem Ausland. Logisch, dass sich diese Zusammensetzung in den Schulklassen widerspiegelt : Gut 500 Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit die Primarstufe Bläsi ; 200 davon gehö-ren dem Islam an, 10 sind Buddhisten, 6 Aleviten, 10 Hindu und 70 Christen. Der grosse Rest, rund 200 Kinder, ist sogenannt konfessionslos, das heisst, es existieren keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit. Ist es möglich, Weihnachten als eines der wichtigsten christlichen Feste in der Schule zu feiern, wenn ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler einer anderen oder gar keiner Religion angehört ? « Ja », antwortet Christa Gilliéron, seit dreieinhalb Jahren Schulleiterin im Bläsi, ohne zu zögern. « Weihnachten in unserem Schulhaus ist eine sehr schöne und auch besinnliche Zeit – nicht trotz, sondern gerade wegen der verschiedenen Kulturen. » Im Bläsi wird Weihnachten als ein ge-meinsames Erlebnis gefeiert : Zu keiner anderen Jahreszeit tref-fen sich die Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen so häufig zu einem gemeinsamen Anlass.

ADVENTSSINGEN MIT LANGER TRADITION

Das erste Adventssingen im Bläsischulhaus wurde 1995 von Pri-marlehrer Christoph Zacher organisiert. Nach dessen Pensionie-rung führten andere Lehrpersonen diese Tradition weiter. Mitt-lerweile versammeln sich jeweils im Dezember rund 360 Primar-schülerinnen und -schüler und ihre Lehrpersonen und Eltern zweimal pro Woche, um eine halbe Stunde lang gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. An manchen Tagen stossen auch die Kindergarten-Kinder oder Gastklassen aus anderen Schulen da-zu. « Die Aula ist immer platschvoll », sagt Musiklehrerin Sabine Wöhrle, die das Singen seit vielen Jahren zusammen mit den Klassenlehrpersonen koordiniert. Im Laufe der Jahre hat sich das Adventssingen zu einem Anlass entwickelt, der im ganzen Quartier bekannt und beliebt ist und auch bei ehemaligen Schü-lerinnen und Schülern in guter Erinnerung bleibt.

12

GERADE WEGEN DER

Page 13: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Schwerpunkt

13

DAS POSITIVE BETONEN

Auf der einen Seite hat die Schule den Auftrag, den Kindern die – christliche – Kultur zu vermitteln, in der sie aufwachsen. Auf der anderen Seite möchte und darf sie die anderen Kulturen nicht ausgrenzen – schon gar nicht an einer Schule wie dem Bläsi, in dem Kinder aus rund 30 Nationalitäten anzutreffen sind. « Wir versuchen, das Positive jeder Religion zu betonen ; das, was alle miteinander verbindet », sagt Gilliéron. Kerzen anzünden, wenn es draussen noch dunkel ist, zusammen singen oder backen : Das sind Rituale, wie sie überall auf der Welt begangen werden. Aus-serdem sei Weihnachten für die Lehrerinnen und Lehrer eine gute Gelegenheit, um mit den Kindern Themen zu besprechen, welche die Welt bewegen : Armut und Reichtum, Krieg und Frie-den, Überfluss und Ausgrenzung – Themen, die ja auch in der Weihnachtsgeschichte angesprochen werden. « Die Weihnachts-zeit bietet viel Potenzial, um allgemeine Werte wie Nächstenliebe oder Respekt zu vermitteln », meint die Schulleiterin.

MUSIK ALS VERBINDENDE, ÜBERRELIGIÖSE WELTSPRACHE

Die eigene Kultur wertschätzen und gleichzeitig die anderen Re-ligionen miteinbeziehen : Das ist das Rezept, nach dem die Leh-rerinnen und Lehrer im Bläsischulhaus Weihnachten feiern. Konkret heisst das : Für das Adventssingen wird die Aula weih-nachtlich geschmückt, auch « traditionelle » Symbole wie Christ-baum und Adventskranz haben ihren festen Platz. Die Lieder-auswahl hingegen ist multikulturell : Es stehen Mundartlieder wie « Im Schwarzwald stoht es Hysli » und « klassische » Weih-nachtslieder wie « Stille Nacht » und « O du fröhliche » auf dem Programm, aber auch französische, italienische, spanische oder türkische Hirten- und Winterlieder.

Seit bald 20 Jahren eine beliebte Tradition : Das Adventssingen des Bläsischulhauses ist längst im ganzen Quartier bekannt. Foto : Marc Villinger

Die Schülerinnen und Schüler studieren die Lieder im Klas-senverband ein und singen sie dann gemeinsam in der Aula. Zu Beginn der Adventszeit stünden eher Lieder zum « Santichlaus » im Vordergrund, später dann die traditionellen Weihnachtslie-der, erzählt Sabine Wöhrle. Am letzten Schultag hören die Kin-der zudem die Geschichte von der Geburt Jesu. Die Eltern sind immer zum Mitsingen aufgefordert. « Da singen auch kopftuch-tragende Mütter mit, auch bei den christlichen Liedern », meint Wöhrle. Für sie stehe ohnehin die Musik an erster Stelle : « Musik ist überreligiös. Sie ist eine Weltsprache, welche die Kulturen ver-bindet. » Wovon die Lieder handeln, ist zweitrangig, für die Pri-marschulkinder noch mehr als für die Erwachsenen. Das zeigt auch das Beispiel des Liedes « Ich steh an Deiner Krippen hier », das mehrere Jahre lang beim Adventssingen auf dem Programm stand. Die Lehrpersonen empfanden den Text als nicht mehr zeitgemäss und strichen es schliesslich aus dem Singbüchlein. Die Schülerinnen und Schüler jedoch hätten das Lied geliebt, meint Wöhrle. « Sie fanden die Melodie von Johann Sebastian Bach einfach schön. »

KEIN WIDERSTAND VON ELTERN

Damit das Miteinander der verschiedenen Kulturen und Religi-onen funktioniert, brauche es ein gewisses Mass an Toleranz auf beiden Seiten, meint Christa Gilliéron. Sie habe selbst mehr in-terkulturelle Probleme erwartet, als sie das Amt als Schulleiterin im Bläsi angetreten habe. « Wir stossen bei den Eltern auf keinen Widerstand, da haben wir wohl auch einfach ein bisschen Glück. » Andererseits bemüht sich die Schule, keine religiösen Gefühle zu verletzen, indem sie gewisse Aspekte ausklammert : So spricht man nicht von Christus als Sohn Gottes, sondern vom Menschen Jesus. Gilliéron : « Natürlich gibt es heikle Themen, bei denen es eine gewisse Sensibilität vonseiten der Lehrpersonen und der Schulleitung braucht. Das betrifft nicht nur Weihnachten, son-dern auch den Schwimmunterricht oder die Klassenlager. » Viel zum Erfolg des Adventssingens beigetragen haben auch diejenigen Lehrpersonen, die seit Langem an der Organisation beteiligt und bei den Eltern bekannt sind. Zu ihnen gehört auch die Klassen- und Ethiklehrerin Viviane Picard, die mit den Kin-dern nicht nur christliche Kirchen, sondern auch Moscheen oder buddhistische Tempel besucht. Und Sabine Wöhrle, seit 32 Jah-ren Lehrerin im Bläsi, unterrichtet heute Kinder von Eltern, die ebenfalls schon bei ihr zur Schule gegangen sind. « Für die Eltern sind wir eine Konstante im Schulbetrieb, sie haben Vertrauen zu uns. »

VERSCHIEDENEN KULTUREN

Page 14: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 15: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 16: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 17: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 18: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 19: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer
Page 20: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

20

BERUFLICHER DREIKLANG UND ZUKUNFTSWEISENDE VISIONENZUR PENSIONIERUNG VON PIERRE FELDER

Von Christoph Eymann, Vorsteher Erziehungsdepartement

Ende Dezember geht Pierre Felder, Leiter Volksschulen

im Erziehungsdepartement, in Pension. Eine persönliche

Würdigung und ein Rückblick zum Abschied.

Ende der sechziger Jahre sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Es war im Realgymnasium. Die Schüler der Klassen 8a und 8c hatten in einem Fach denselben Lehrer und der hielt einmal eine Lektion für beiden Klassen gleichzeitig ab. Pierre Felder ist mir als Mitschüler der Parallelklasse damals aufgefallen. Seine Sach-lichkeit imponierte.

DER LEHRER AM « HG »

Von verschiedenen Eltern, aber auch von Schülerinnen und Schülern des Humanistischen Gymnasiums (HG ; heute Gym-nasium am Münsterplatz) waren immer wieder positive Kom-mentare über ihren Lehrer Pierre Felder zu vernehmen. Ganz offensichtlich vermochte er die Schülerinnen und Schüler für Geschichte zu begeistern, und auch die Deutschstunden sollen sehr interessant gewesen sein.

DER ALLROUNDER

Neben der Lehrtätigkeit am HG wirkte Pierre Felder auf Anfra-ge des damaligen Departementsvorstehers im Erziehungsdepar-tement als Verantwortlicher für die Kommunikation im Bil-dungsbereich. Gleichzeitig übte er die Funktion als Dozent an der Universität Basel aus ; er betreute dort Studierende der Ge-schichte. Schon damals hat dieser berufliche Dreiklang gezeigt, dass ihn ein enormes Arbeitsvolumen nicht abschreckt und drei sehr anforderungsreiche Funktionen gleichzeitig ausgeübt wer-den können.

DER MOTIVATOR

Es war im November 2000. Ich erhielt kurz nach der Wahl in den Regierungsrat einen liebenswürdigen Brief von Pierre Felder. Et-was verkürzt könnte man sagen, der Brief sei ein Werbeschreiben für das Erziehungsdepartement gewesen. Pierre Felder bat mich, bei der Verteilung der Departemente das Erziehungsdeparte-ment zu übernehmen. Der Brief hätte inhaltlich und von der Form her nicht besser sein können ; das Resultat jedenfalls hat dem Wunsch des Schreibens entsprochen.

DER KREATIVE

Immer wieder hat Pierre Felder äusserst zukunftsweisende Ge-danken eingebracht. Anlässlich eines Zusammentreffens mit den Bildungsdirektoren von Aargau, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt, in welchem nach gemeinsamen Projekten im Schulbereich gesucht wurde, hatte Pierre Felder – trotz wenig inspirierendem Ambiente (die Tagung fand in einem Rehabili-tationszentrum statt) – die zündende Idee, einen Bildungsraum Nordwestschweiz zu kreieren. Dass zurzeit die Dynamik etwas leidet, kann sicher nicht Pierre Felder angelastet werden, dafür gibt es andere Gründe … Ähnlich kreativ war sein Vorschlag, ein selektives Obligato-rium zur Deutschförderung einzuführen, um etwas gegen die Benachteiligung von Schülerinnen und Schülern zu tun, die zu Hause nicht Deutsch sprechen. Das Spektrum seiner Ideen ist breit. Bedeutend für unser Land ist die Idee von Pierre Felder, die er mir im Jahre 2003 im Fribourg « séance tenante » auf einem Blatt skizzierte : Es ging um den Sprachenkompromiss, den die EDK jüngst bekräftigt hat, auch diese Idee stammt von ihm.

DER REFORMER

Hier können nicht alle Ideen und Projekte aufgeführt werden, welche die Handschrift von Pierre Felder tragen. Es seien nur ei-nige erwähnt : Nachdem Lehrerinnen und Lehrer der WBS sei-nerzeit ihr Unbehagen über die Leistbarkeit des binnendifferen-zierten Unterrichts im Erziehungsdepartement deponiert hatten, wirkte Pierre Felder massgebend mit, Leistungszüge einzufüh-ren. Die wohl grösste Baustellen-Planung von Pierre Felder ist die aktuelle HarmoS-Reform. Seine hervorragende Fähigkeit, auf mehreren Ebenen zu planen, vorbereitende Handlungen wie zum Beispiel die Teilautonomie der Schulen vorwegzunehmen und die Anliegen gemäss den Anforderungen von Regierungsrat und Grossem Rat in einem Paket zu formulieren, sind einzigar-tig. Wenn dieses ausserordentliche Paket mit vielen auch müh-samen und unbeliebten Auswirkungen für die Lehrerinnen und Lehrer in unserem Kanton gut unterwegs ist, ist dies zu einem grossen Teil der Verdienst von Pierre Felder.

Page 21: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

21

DER KRITISIERTE

Für uns alle ist es unangenehm, kritisiert zu werden. Beson-ders hart kann Kritik im öffentlichen Bereich sein – Schule ist ja wahrscheinlich der öffentlichste aller öffentlichen Bereiche. Pierre Felder musste von innen und aussen heftige Kritik ein-stecken. Leider auch unsachliche und unanständige Angriffe er-dulden. Dies hat ihm wahrscheinlich ab und zu stark zugesetzt, anmerken konnte man es ihm nicht. Besonders dankbar dürfen wir Pierre Felder dafür sein, dass er seine klare Haltung stets eingebracht hat und nie in Versu-chung geriet, durch nicht der Sache dienende Kompromisse oder Entgegenkommen gewissen Gruppierungen gefallen zu wollen. Ich bin überzeugt – dies nur ein Beispiel –, dass seine stets klare Haltung, den Reformprozess möglichst zügig umzusetzen, in späteren Jahren einmal vollumfängliche Akzeptanz der ehema-ligen Kritikerinnen und Kritiker finden wird.

DER SCHARFSINNIGE

In Gegenwart von Pierre Felder strengt man sich besonders an, keine Platituden, unnötige Ausführungen oder gar unlogische Äusserungen zu tätigen. Allen, die Pierre Felder kennen, ist klar, dass er sie dabei sofort ertappen würde. Auch wenn seine Höf-lichkeit ihm gebietet, nur mit einem Schmunzeln oder einem Augenaufschlag zu reagieren. Ich habe ihn im Zwiegespräch ab und zu schmunzeln sehen …

DER HÖFLICHE

Bei jeder Sitzung mit Damenpräsenz setzte sich Pierre Felder stets erst, nachdem sämtliche Damen ihren Platz gefunden und eingenommen hatten. Wenn man mit ihm vom Erziehungsde-partement ins Rathaus läuft, sucht er stets die linke Seite auf, beim Diskutieren oder Verhandeln auch schwieriger Themen be-ginnt er seine Ausführungen stets mit etwas Positivem. Man kann von Pierre Felder lernen !

DER SPORTLER

Es war praktisch zu jeder Zeit möglich, Pierre Felder rasch zu einer Besprechung zu rufen. Einen Termin aber versuchte er stets « heilig » zu halten : Donnerstag über Mittag. Dann liess er sich – zusammen mit stets derselben Gruppe – in der Turnhalle an der Rittergasse von Antoinette Hediger konditionell weiterentwi-ckeln. Sein Durchhaltevermögen an den überaus langen Arbeits-tagen ist wohl auch darin begründet und in den Velofahrten von Riehen an die Leimenstrasse bei praktisch jedem Wetter. Beein-druckend seine Performance auch am Lange Erlen-Lauf. Leicht-füssig zog er jeweils an den Horden von Schülerinnen und Schü-lern vorbei und schaffte nicht bloss die eine Anstandsrunde. Be-wundernswert auch seine Jogging-Ausflüge auf den Niesen oder den badischen Blauen.

DER DANK ENTGEGENNEHMEN MÜSSENDE

Lieber Pierre, für deinen schlicht hervorragenden Einsatz und die ausgezeichneten Leistungen zugunsten der Schulen unseres Kantons und des Bildungsraums Nordwestschweiz darf ich dir sehr herzlich danken. Mit deiner Arbeit hast du die Volksschule unseres Kantons massgebend geprägt und – nicht nur aus mei-ner Sicht – in die richtige Bahn gelenkt. Auch wenn du für die Entschlossenheit, die du dabei gezeigt hast, nicht nur Applaus ernten durftest, wird diese deine Berufsleistung auch für die Schule der Zukunft wichtig sein. Es entspricht nicht deiner Art, dankes- und applausheischend durch die Welt zu gehen, diese Zeilen kann und will ich dir aber nicht ersparen – danke für deine äusserst wertvolle Arbeit – dan-ke auch für die Art des Zusammenwirkens im Erziehungsdepar-tement ! Für deine Zukunft wünsche nicht nur ich dir alles er-denklich Gute für alle Lebensbereiche !

Seine beruflichen Leistungen werden auch für die Schule von morgen wichtig sein : Pierre Felder, Leiter Volksschulen. Foto : Nedim Ulusoy

Page 22: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

Auf dieses Schuljahr hin hat Ulrich Maier seinen Rektoren-

posten am Gymnasium Muttenz mit einer in dieser Form

neu geschaffenen Leitungsposition in der basel-städtischen

Bildungsverwaltung getauscht. Eine seiner Hauptaufgaben

in den nächsten Jahren wird es sein, die bisher getrenn-

ten Bereiche der Mittelschulen und der Berufsbildung näher

zusammenzuführen. Bis zum Sommer 2018, wenn der

erste Jahrgang die neue Sekundarschule verlässt, muss

dazu beidseits noch einiges an Überzeugungsarbeit

geleistet werden, sagt Maier und warnt vor Sparvorgaben,

unter denen laufende Reformen nicht mehr erfolgreich

umgesetzt werden können.

Basler Schulblatt : Was hat Sie in den gut 100 Tagen, die Sie als Leiter des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Amt sind, am meisten überrascht ?Ulrich Maier : Glücklicherweise hat mich nicht so viel überrascht. Da ich schon ein Jahr im Voraus wusste, dass ich diese Stelle übernehmen werde, hatte ich genügend Zeit und genügend Un-terstützung durch meinen Vorgänger Hans Georg Signer, um mich auf die Aufgabe vorzubereiten. Überraschend war für mich, wie offen und konstruktiv die Zusammenarbeit im Erziehungs-departement Basel-Stadt und zwischen den Schulen funktioniert. Im Alltag kommt mir allerdings immer wieder in die Quere, dass jeder Kanton seine eigenen Begrifflichkeiten und Abläufe hat. Ich muss deshalb aufpassen, dass ich nicht mit Rückfällen in die No-menklatur meines früheren Arbeitgebers für Verwirrung sorge. Vor Ihrem Wechsel auf einen Chefposten in der basel-städtischen Bildungsverwaltung waren Sie Rektor am Gymnasium Muttenz. Wo sehen Sie die grössten Unterschiede in den Schulkulturen der beiden Kantone ?In Basel-Stadt besteht eine sehr viel engere Bindung zwischen der Bildungsverwaltung und den einzelnen Schulen. Im Flächen-kanton Basel-Landschaft ist die Teilautonomie der Schulen allein schon wegen der Distanzen sehr viel stärker ausgeprägt. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus ? Aus meiner Sicht hat diese enge Zusammenarbeit in Basel-Stadt grosse Vorteile – mit sehr viel weniger Aufwand und einiges schneller können so notwendige Abstimmungen zwischen den Schulen vorgenommen werden. Aus Sicht einzelner Schulleitun-gen und der Lehrpersonen mag dies anders aussehen : Ihre Un-abhängigkeit ist allein schon wegen der räumlichen Nähe der Schulen und nicht etwa, weil wir von der Zentrale aus eine stär-kere Kontrolle ausüben, zwangsläufig nicht so gross wie im Kan-ton Basel-Landschaft.

WIR BEREITEN UNS INTENSIV AUF DAS STICHDATUM 2018 VOR »

«

SEIT GUT 100 TAGEN IST ULRICH MAIER LEITER DES NEUEN BEREICHS MITTELSCHULEN UND BERUFSBILDUNG

Interview : Peter Wittwer

« In der Berufsbildung und an den Mittelschulen herrschen sehr unterschiedliche Kulturen, zu deren Zusammenführung noch viel Arbeit geleistet werden muss » : Ulrich Maier, Leiter Mittelschulen und Berufsbildung.Foto : Felizitas Fischer

22

Page 23: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

23

Wo sehen Sie die Unterschiede auf bildungspolitischer Ebene ? Es ist niemandem verborgen geblieben, dass in den letzten Mo-naten die Schwierigkeiten zur Umsetzung von Reformvorhaben im Kanton Basel-Landschaft stark zugenommen haben. Ich be-daure es in diesem Sinne nicht, in einer Situation zu sein, in der die Reformvorhaben immer noch auf grosse Unterstützung zäh-len können und von den Beteiligten mitgetragen werden. Was hat sich für Sie persönlich in den letzten Monaten am meis-ten verändert ?Bis August war ich Rektor einer Schule und hatte täglich engen Kontakt mit Schülerinnen und Schülern. Das hat sich hier natür-lich radikal verändert und ich gebe offen zu, dass mir dies zu-weilen fehlt. Radikal verändert hat sich auch mein Arbeitsweg : Ich bin mit dem Velo nun in drei Minuten im Büro – da habe ich noch keinen Nachteil entdeckt.Ihr Stellenprofil sieht anders aus als das Ihres Vorgängers Hans Georg Signer. Wieweit ist es Ihnen schon gelungen, die unter-schiedlichen Welten der Berufsbildung und der Mittelschulen zu-sammenzuführen ? Ich muss immer noch viel Zeit aufwenden, um den Leuten klar-zumachen, dass ich nicht der Nachfolger von Hans Georg Signer als Leiter Bildung bin, sondern mit der Leitung des Bereichs Mit-telschulen und Berufsbildung ein etwas anderes Pflichtenheft übernommen habe. Bis die neue Organisation in allen Köpfen angekommen ist und auch gelebt wird, braucht es noch viel kom-munikativen Aufwand. In der Berufsbildung und an den Mittel-schulen herrschen unterschiedliche Kulturen, zu deren Zusam-menführung noch viel Arbeit geleistet werden muss. Können Sie das etwas konkretisieren ?Auf der persönlichen Ebene funktioniert die Verständigung schon recht gut. Weil die Bereiche so unterschiedlich organisiert sind, ergeben sich in der Praxis aber dennoch immer wieder Schwierigkeiten. Die Berufsbildung ist – anders als die Gymna-sien oder die FMS, wo unser Spielraum recht gross ist – bis ins letzte Detail vom Bund geregelt. Der Handlungsspielraum ist da für den Kanton kleiner, dafür können wir bei der Berufsbildung finanziell auf namhafte Unterstützung des Bundes zählen.Die Umsetzung der Schulharmonisierung nähert sich auch den weiterführenden Schulen. Was kommt auf die Lehrpersonen noch zu, bis 2018 der erste Jahrgang die Sekundarschule abschliesst ?Für uns ist 2018 ein wichtiges Stichdatum, auf das wir uns inten-siv vorbereiten. Die Schülerinnen und Schüler sollen dann, wenn sie am gleichen Zeitpunkt zwischen den beiden Wegen, der du-alen Berufsbildung und den Mittelschulen wählen können, wirk-lich die positive Auswahl zwischen zwei gleichermassen attrak-tiven Angeboten haben. Dazu muss sich in der Kultur der Schu-len noch einiges ändern, und auch bei der Elternschaft muss noch sehr viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Welchen Beitrag können die Lehrpersonen dazu leisten ?Mit der Einführung des Lehrplans 21 an der Volksschule müssen auch die inhaltlichen Treffpunkte mit den abnehmenden Schu-len neu definiert werden. Wir sind zusammen mit der Volks-schule daran, unsere Lehrpläne so anzupassen, dass die Lehrper-sonen genügend Zeit haben, sich darauf vorzubereiten. An den Gymnasien erwarte ich mir eine gewisse Vereinfachung dadurch,

dass es keinen Anteil mehr geben wird, der in den Bereich der obligatorischen Schulen fällt. Für viele Lehrpersonen bedeutet das schlicht und ergreifend, dass sie sich darauf einstellen müs-sen, eine etwas andere Altersgruppe zu unterrichten. Für die Gymnasien hat eine schwierige Übergangsphase angefan-gen. Hat sich die Übergangslösung mit der vorübergehenden Ein-führung von zwei unterschiedlich schnellen Zügen bewährt ?Ich halte es für ganz wichtig, dass der Regierungsrat sich ent-schlossen hat, an den Gymnasien das Personal zu erhalten, ob-wohl es vorübergehend zu einem Einbruch der Schülerzahlen kommt. Die ersten Erfahrungen mit der auf vier Jahre befristeten Einführung von zwei unterschiedlich schnellen Zügen haben ge-zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler grosse Anstrengungen unternehmen, um den nötigen Notenschnitt zu bekommen, der ein beschleunigtes Durchlaufen des Gymnasiums ermöglicht. Unser Ziel, die Schülerschaft in zwei gleich grosse Hälften auf-zuteilen, haben wir so im ersten Jahr nicht ganz erreichen kön-nen.Was bedeutet das – wird nun der Notenschnitt von 4,5, der zum Eintritt in den beschleunigten Zug berechtigt, heraufgesetzt ? Nein, in den nächsten Jahrgängen müssen wir vermehrt aufzei-gen können, dass der « normale Zug » gerade für Schülerinnen und Schüler mit vielen ausserschulischen Aktivitäten viele Vor-teile hat. Ich hoffe, dass auch Schülerinnen und Schüler mit ei-nem besseren Notenschnitt erkennen, dass sie so entspannter zur Matur kommen können und freiwillig auf den beschleunigten Zug verzichten. Wir müssen besorgt sein, dass wir in dieser Fra-ge von einem Notenautomatismus wegkommen. Auch das Erziehungsdepartement wird seinen Beitrag leisten müs-sen zum Sparpaket, das auf den Kanton zukommt. Ist Sparen in Ihrem Bereich bereits ein Thema ?Das bringt mich zurück zur Frage nach den Unterschieden im bildungspolitischen Klima von Basel-Stadt und Baselland. Vieles von dem, mit dem ich in meinem neuen Amt konfrontiert werde, kommt mir vom Kanton Basel-Landschaft her sehr bekannt vor. Die generelle Aufgabenüberprüfung GAP, die nächstes Jahr auch in meinem Bereich ins Haus steht, habe ich – ebenso wie die Pen-sionskassenreform – als Rektor des Gymnasiums Muttenz schon einmal hautnah erlebt. Glücklicherweise hat das Erziehungsde-partement als Ganzes eine klare Haltung gegenüber der GAP : Das übergeordnete Ziel muss sein, dass die Sparmassnahmen nicht das übergeordnete Ziel gefährden dürfen, die laufenden Reformen erfolgreich zu Ende zu führen. Was heisst das für das Personal an den Schulen ? Wir verlangen von den Lehrpersonen zusätzliche Anstrengun-gen, und es wäre geradezu fatal, wenn wir durch Kürzungen am falschen Ort die falschen Signale setzen würden. Ich musste im Kanton Basel-Landschaft die schmerzliche Erfahrung machen, dass sich schulischen Reformen mit einem Entlastungspaket für den Kantonshaushalt, das um einiges weiter ging als die Mass-nahmen, die nun bei uns in Basel-Stadt zur Debatte stehen, kaum mehr umsetzen lassen. Die Lehrpersonen, die in den Schu-len die Reformen umsetzen müssen, wurden durch Sparmass-nahmen verunsichert und haben nicht mehr verstanden, was man eigentlich von ihnen will.

Page 24: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

24

§RECHT SCHULISCHSOLOFLUG NACH TOLLKÜHNEM BALANCEAKT

Auf der Abschlussreise einer Gymnasialklasse auf die Balearen deutet zunächst nichts darauf hin, dass die Reise für einen der Schüler eine unangenehme Wendung nehmen wird. An einem Abend besucht die Klasse gemeinsam eine Folkloredarbietung. Zuvor erinnern die beiden begleitenden Lehrpersonen die Klasse nochmals an das Verbot von Alkoholexzessen, das vor der Reise verein-bart worden ist. Nach der Rückkehr der Klasse ins Hotel beschliessen drei von ein paar Gläsern Wein angeheiterte Schüler aber dennoch, mit Whiskey in den nächsten Morgen hineinzufeiern. Um Mitternacht packt einen von ihnen der Übermut. Lauthals verkündet der sonst eher ruhige 17-Jährige, er werde nun seine Trinkfestigkeit beweisen und fünfzehn Meter über Boden der Brüs-tung entlang auf die benachbarte Terrasse balancieren. Er taumelt, gelangt aber dennoch ans er-klärte Ziel. Die Videokameras des Hotels halten alles fest und bescheren den drei Schülern den nächtlichen Besuch eines genervten Hoteldirektors. Der Schuldige wird von den Lehrpersonen so-gleich zur Rede gestellt. Er soll am nächsten Morgen alleine nach Hause zurückfliegen und dort für den Rest der Woche die Schule besuchen. Widerwillig akzeptiert er die Sanktion. Ist diese rechtens ? Die im August 2014 in Kraft getretene Absenzen- und Disziplinarverordnung sieht vor, dass eine Lehrperson fehlbare Schüler von auswärtigen Schulanlässen mit Benachrichtigung der Erzie-hungsberechtigten ausschliessen kann. Dabei ist allerdings dem Gebot der Verhältnismässigkeit Rechnung zu tragen. Das Gebot der Verhältnismässigkeit verlangt zunächst einmal, dass eine Massnahme wie der Ausschluss von einer Abschlussreise geeignet ist, um neue Vorfälle wie den eingetretenen zu ver-hindern. Das trifft für den Betroffenen in diesem Fall zweifellos zu und für den Rest der Klasse wird ein klares Zeichen gesetzt, dass ein ähnliches Fehlverhalten nicht toleriert wird. Weiter hat sich der Ausschluss als erforderlich zu erweisen, das heisst, es muss sich in der Palette geeigneter Massnahmen um die mildeste handeln, mit der das Ziel, weitere gefährliche Situatio-nen zu vermeiden, erreicht werden kann. Der Ausschluss ist die strengste Massnahme, die wäh-rend der Abschlussreise ausgesprochen werden kann. Als milder anzusehen sind all jene Mass-nahmen, die es dem Fehlbaren ermöglichen, an der Reise weiter teilzunehmen. Zu denken ist etwa an eine Strafaufgabe vor Ort oder ein Ausgangs- und Alkoholverbot. Solche Massnahmen erfor-dern allerdings eine individuelle Beaufsichtigung des fehlbaren Schülers und binden somit Res-sourcen der Lehrpersonen. Zudem können sie ihre erzieherische und abschreckende Wirkung verfehlen und den Lehrpersonen mehr Aufwand und Unannehmlichkeiten bereiten als dem be-troffenen Schüler. Auch eine Massnahme, die im Hinblick auf das anvisierte Ziel zu wenig Wir-kung zeitigt, ist als unverhältnismässig einzuschätzen. Der Ausschluss kann daher insgesamt als hart, aber angesichts des Vorgefallenen als notwendig eingestuft werden. Schliesslich ist zu fragen, ob die Massnahme dem Betroffenen zumutbar ist. In diesem Zusam-menhang ist insbesondere zu prüfen, ob dem Schüler auch die alleinige Rückreise zugemutet wer-den kann. Bei Minderjährigen ist grundsätzlich eine begleitete Heimreise sicherzustellen. Mit zu-nehmendem Alter kann aber von Jugendlichen, insbesondere solchen an der Schwelle zur Volljäh-rigkeit, erwartet werden, dass sie mit entsprechender Anleitung selbst eine etwas anspruchsvollere Heimreise alleine antreten können, wenn nicht besondere individuelle Faktoren dagegen sprechen. Als solche gelten neben dem Alter insbesondere die Reife und Einsichtsfähig-keit in das eigene Tun, die psychische und physische Gesundheit sowie der Schwierigkeitsgrad der Reiseroute. Im vorliegenden Fall waren keine Faktoren ersichtlich, die gegen die Zumutbarkeit der alleinigen Heimreise gesprochen hätten. Nach Anhörung des betroffenen Schülers empfiehlt es sich, zunächst eine Zweitmeinung der Schulleitung einzuholen und mit dieser das genaue Vorgehen abzusprechen. Darauf ist die vorge-sehene Massnahme dem Schüler mitzuteilen und schliesslich sind die Erziehungsberechtigten zu informieren. Der entsprechende Entscheid muss ihnen nachvollziehbar, aber nicht richtig erschei-nen. Die Verhältnismässigkeitsbeurteilung ist letztlich immer auch eine Wertungsfrage.

Philipp Schenker, Juristischer Mitarbeiter, Abteilung Recht ED

Page 25: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

25

IST UNSERE JUGEND EINE TRINKERGENERATION ? GESUNDHEITSDEPARTEMENT BIETET WORKSHOPS ZUM JUGENDLICHEN ALKOHOLKONSUM AN

Die Schlagzeilen sind vielfältig und kontrovers : « Teenie-

Trendsport Komasaufen », « Rausch ohne Bedenken »,

aber auch « So brav war die Schweizer Jugend noch nie ».

Wie steht es wirklich um den Alkoholkonsum Jugend-

licher und welche Präventionsmöglichkeiten gibt es im

schulischen Setting ?

Von Anja Ramp, Programmleiterin Suchtprävention, Gesundheitsdepartement Basel-Stadt

Seit Menschengedenken wird Alkohol als Nahrungs-, Heil-, Ge-nuss- und Rauschmittel gebraucht. Wein, Bier und Spirituosen sind ein traditioneller, fest verankerter Bestandteil unserer Kul-tur. Ein unbedenkliches Konsumgut ist Alkohol trotzdem nicht. Bei einem Grossteil der Bevölkerung ist der Alkoholkonsum un-problematisch, doch es gibt Menschen, die zu viel, zu häufig oder in nicht geeigneten Situationen Alkohol trinken – darunter auch Jugendliche. Der Verkauf von alkoholischen Getränken an unter 16- res-pektive 18-Jährige (Bier, Wein, respektive Spirituosen) ist gesetz-lich verboten. Zum ersten Mal in Kontakt mit Alkohol kommt die Mehrheit der Jugendlichen aber bereits früher. Aus dem Ju-gendgesundheitsbericht 2012 geht hervor, dass 52 Prozent der 15-Jährigen in Basel-Stadt Alkohol konsumieren. Bei derselben Befragung im Jahr 2006 lag dieser Wert noch bei 30 Prozent.

ten, die mehrmals wöchentlich alkoholhaltige Getränke konsu-mieren. Da die Abstinenzraten zwischen dem 15. und 24. Alters-jahr höher sind als im späteren Leben, wäre es aber falsch, die Jugend als Trinkergeneration darzustellen. Problematischer Al-koholkonsum stellt über die Altersschichten hinweg ein Problem in der Gesellschaft dar. Da die Weichen dafür aber oft im Jugend-alter gestellt werden, bietet sich dann ein wichtiger Zeitpunkt für Prävention.

PRÄVENTION OHNE ZEIGEFINGER

Die Schule gehört zu den beliebtesten Orten für Gesundheitsför-derung und Prävention. Sie ist neben der Familie das wichtigste Setting für die Sozialisation der Jugendlichen. Die Abteilung Prävention des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt hat des-halb mit Suchtfachstellen aus Deutschland und Frankreich den Alkoholpräventionsworkshop « Tom & Lisa » für Schulklassen mit 14- bis 16-jährigen Jugendlichen entwickelt. Das Ziel von « Tom & Lisa » ist es, die Jugendlichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren. Im Workshop organisiert die Schulklasse in Gruppen aufgeteilt eine fiktive Geburtstagsparty für Tom und Lisa. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler die Vor- und Nachteile einer Party ohne Alkohol, die geltenden Jugendschutzbestimmungen, die Wirkung von Alkohol auf den Körper und das richtige Handeln in einer Notfallsituation kennen.

GesamtWeiblichMännlichCHNicht-CHGymnasiumWBS

48 % 21 % 28 %

49 % 26 % 30 %

55 % 10 % 26 %

47% 16 % 27 %

43 % 28 % 30 %

40 % 27 % 30 %53 % 18 % 27 %

Ich trinke nie AlkoholAlkoholkonsum 15-Jährige Rauscherfahrung 2006 Rauscherfahrung 2012

Weitere Informationen und Flyer unter www.gesundheit.bs.ch/tomundlisa Anmeldung : [email protected]

EXZESSIVER ALKOHOLKONSUM ZUNEHMEND

Alkohol ist ein Zellgift und richtet Schaden an. Bei Jugendlichen ist dieser Schaden grösser als bei Erwachsenen, da ihre Organe noch in der Entwicklung stecken. Das unter Jugendlichen ver-breitete Rauschtrinken beeinträchtigt das Alltagsgedächtnis und behindert das Zellwachstum. Die Wahrscheinlichkeit einer Al-koholabhängigkeit erhöht sich, je regelmässiger und je mehr Al-kohol jemand konsumiert. Neben der Zunahme Alkohol konsumierender Jugendlicher ist auch die Menge des konsumierten Alkohols angestiegen : So gibt es heute zahlreiche Jugendliche mit exzessivem Trinkverhal-

Mittels Rauschbrillen kann das Verhalten unter Alkoholein-fluss simuliert und von den Kollegen beobachtet werden. Zur Verbesserung des altersgemässen Zugangs zu den Jugendlichen wird der Workshop mit Unterstützung von Psychologiestuden-ten durchgeführt. Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos und eine Anmeldung jederzeit möglich.

Page 26: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

26

AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEITDAS FORUM WEITERBILDUNG AN DER DIDACTA 2014 ZUM THEMA ZEIT : SPANNEN »

Von Stephanie Lori, Pädagogisches Zentrum PZ.BS

«

Zu wenig Zeit und schon gar nicht genug Zeit fürs Wesent-

liche. Dieses Gefühl prägt den Alltag vieler Menschen,

privat und beruflich. Das Forum Weiterbildung an der

Didacta widmete sich dem Thema « ZEIT : SPANNEN » und

fragte, wie wir in der Schule und unserer Gesellschaft

mit Zeit umgehen und wohin die Zeit verschwunden ist,

die uns fehlt.

« Immer überall lernen » stand in grossen Lettern über dem Stand eines bekannten Softwareanbieters an der Didacta. Fünfzig Me-ter weiter erläuterte der Zeitforscher Karlheinz Geissler in einem Referat des Forums Weiterbildung, wie wir vom altbewährten « Alles zu seiner Zeit » in unserer Zeit gelandet sind, in der vieles gleichzeitig und nur selten gar nichts passiert. Unser Bild von der Welt als Netzwerk sei es, das unsere Zeitvorstellungen und damit auch unser Zeithandeln verändert habe. Die Beschleunigung über noch höhere Geschwindigkeit sei ausgereizt, Verdichtung und « Vergleichzeitigung » das Credo der Stunde. Doch es ist pa-radox : Je mehr Zeit wir sparen wollen, desto grösser wird unser Stress.

EINE FRAGE DER VERTEILUNG

Das Forum Weiterbildung an der Didacta – eine Kooperation von Pädagogischem Zentrum PZ.BS, der Fachstelle Erwachse-nenbildung Baselland, der Pädagogischen Hochschule der Fach-hochschule Nordwestschweiz, der Pädagogischen Hochschule Zürich und der schweizerischen Zentralstelle für die Weiterbil-dung von Mittelschullehrpersonen – begab sich dieses Jahr in zahlreichen Veranstaltungen auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Susanne Rüegg, die Leiterin des Forums, erklärt : « Bildung benötigt Zeit. Zeit zum Lernen, zum Reflektieren, für Kreativität und Musse. Doch Zeit wird auch in der Schule immer mehr zur Verteilungsfrage ». Für eine Auflösung von 45-Minuten-Takt und Fächerdenken plädierte John Klaver in seinem Referat über lernförderliche Zeitstrukturen an der Sekundarstufe I. Er ermunterte die An-wesenden, sich vom traditionellen Denken in Lektionen zu lösen und Arbeitszeit in Jahreslektionen zu verstehen. So liessen sich – auch im Fächersystem der Sek I – Orte und Zeiten etwa für Epo-chenunterricht finden. Ideal fände er ein Modell mit Präsenzzei-ten, in denen Vorbereitung, Betreuung, Elternarbeit, Absprachen und Weiterbildung in der Schule stattfinden. Denn : « Niemand soll mehr arbeiten als vorher, wir müssen uns einfach überlegen, wie wir die Zeit sinnvoll einsetzen. »

WIE LÖSEN WIR DAS ZEITPROBLEM ?

Doch es ist gar nicht so einfach zu entscheiden, wie wir die knap-pe Zeit verteilen wollen. Der Dokumentarfilmer Florian Opitz, der sich in seinem Film « Speed » mit dem Thema auseinander-setzte, meinte im Gespräch, dass sich das generelle Zeitproblem nicht einfach lösen lasse, da Wirtschaft und Gesellschaft eine ständige Beschleunigung von uns fordern. Doch könnten wir kleine Mechanismen finden, die uns selbst entlasten, etwa Ver-zicht : Weniger Dinge zu tun, diesen aber bewusst Zeit und Auf-merksamkeit zu widmen, empfindet er als Bereicherung. Auch Jonas Geissler, der Sohn von Zeitforscher Karlheinz Geissler, schlug in dieselbe Kerbe. Er empfahl etwa, Teile unseres Lebens zu rhythmisieren. Rhythmus, also Wiederholung mit Ab-weichungen, entlastet uns vom Entscheidungsdruck, lässt uns aber gleichzeitig mehr Freiheit als ein enger Takt, bei dem jede Abweichung problematisch ist. Zugleich solle man ein persönli-ches Mass für « genug » entwickeln und auf das, was darüber hi-nausgeht, verzichten. Die beiden Geisslers sprachen sich dabei keineswegs dafür aus, alles zu entschleunigen – ein Anspruch, an dem die meisten im Alltag ohnehin scheitern würden. Statt-dessen solle man vielfältige Zeiten leben, jeder Tätigkeit das Tempo zugestehen, das zu ihr passt, mal pfeilschnell, mal ge-mächlich und alles dazwischen. Und eine letzte Empfehlung der Geisslers : Bewusst Pausen machen. Das konnte man auch auf der Zeitinsel am Stand des Forums Weiterbildung, wo man auf einem bequemen Sessel drei Minuten geschenkt bekam. Um in einem Bilderbuch zu blättern, einem Lied oder einer Geschichte zu lauschen oder einfach gar nichts zu tun. Denn wer « immer überall lernen » soll, der braucht auch mal eine Pause.

Christoph Eymann, Elisabeth Baume-Schneider und Christian Amsler stellten sich an der Didacta den Fragen des Moderations-Duos Hans Georg Signer und Cornelia Kazis (von links). Foto : MCH Messe Schweiz (Basel) AG

Page 27: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

27

LEHRPLAN 21, SPRACHENFRAGE UND IMAGE DER LEHRPERSONEN

PODIUMSDISKUSSION « BILDUNGSPOLITIK IM

BRENNPUNKT »

bsb. Die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) traf sich just zur Zeit der Didacta zu ihrer ordentlichen Jahresversammlung in Basel. EDK-Präsident Christoph Eymann, der Präsident der Deutschschweizer EDK Christian Amsler und die jurassische Regierungsrätin Elisabeth Baume-Schneider sprachen am Podi-um des Forums Weiterbildung über Zeit und Bildungspolitik. Ein Fokus lag auf den Reformen, zu denen Eymann versicher-te, dass sie « nicht aus Jux und Spielerei » geschehen würden. Er beruhigte, dass sich durch den neuen Lehrplan nicht jede Schul-stunde von Grund auf ändern werde. Baume-Schneider warnte davor, die Parlamente den Lehrplan 21 gestalten zu lassen, denn « dann müssen die Kinder 73 Stunden pro Woche in die Schule, damit alle Ansprüche berücksichtigt werden können ». Und Amsler riet den Lehrpersonen, die Anregungen aus Gesellschaft und Politik konstruktiv entgegenzunehmen, sich aber auch nicht zu viel in den Unterricht dreinreden zu lassen. Auch die Sprachenfrage wurde diskutiert : Eymann hielt de-zidiert fest, dass es in einem Land wie der Schweiz unverzichtbar sei, die Sprache der Nachbarn zu pflegen. Für Baume-Schneider ist das Erlernen einer zweiten Landessprache eine Frage der Wertschätzung für jeden einzelnen Schweizer und jede einzelne Schweizerin. Die Kinder in der Romandie würden sich auch nicht alle nach Deutschstunden sehnen – trotzdem würden die-se nicht in Frage gestellt. Alle drei betonten, wie wertvoll die tägliche Arbeit der Lehr-personen sei. Eymann wünschte sich, dass man bei den Themen Schule und Bildung wieder aus der Defensive herauskomme und die Stärken hervorheben könne. Baume-Schneider verlangte, dass in Gesellschaft und Politik wieder respektvoller über Lehr-personen gesprochen werde und Amsler bilanzierte : « Für ein positives Image des Lehrberufs sind wir alle verantwortlich. »

Masterstudiengang Sonderpädagogik

Vertiefungsrichtungen Heilpädagogische Früh- erziehung und Schulische Heilpädagogik

Der nächste Studienstart ist im September 2015.

– Berufsbegleitend und flexibel studieren

– Individuelle, kompetenz- orientierte Vertiefungs- möglichkeiten

– EDK-anerkannter Studien- abschluss

– Studienort in Gehdistanz zu Basel SBB

Weitere Informationen und AnmeldungAnmeldeschluss 9. Januar 2015 Institut Spezielle Pädagogik und Psychologiewww.fhnw.ch/ph/isp

Page 28: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

28

DIE SCHULÄRZTIN EMPFIEHLT …PSSST …, BITTE RUHE IM KLASSENZIMMER !

BERICHT AUS DEM ERZIEHUNGSRATBESCHLÜSSE AUS DEN SITZUNGEN VOM OKTOBER UND NOVEMBER 2014

In Schulklassen ist es oft laut : Papierrascheln, Stühle rücken, Tu-scheln, Kichern, Geräusche vom Gang oder von der Strasse pro-duzieren Lärm. Aber auch der Unterricht selbst ist laut, zum Bei-spiel wenn bei Gruppenarbeiten mehrere Kinder gleichzeitig im Raum diskutieren. Im Durchschnitt herrscht in Klassenräumen ein Schallpegel von etwa 65 Dezibel. Die Stimme der Lehrperson – bei normalem Sprechen mit etwa 55 Dezibel ungefähr halb so laut – ist dann nur noch schlecht zu verstehen. Der Lärm ist belastend und kann bei Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern zu Befindlichkeitsstörungen führen und krank machen. Durch Lärm ist der Unterricht erschwert, Konzentration und Leistung lassen nach, man fühlt sich schneller müde und gestresst, die Stim-me leidet und es können Kopfschmerzen auftreten.

Eine Lärmampel informiert über den Geräuschpegel und macht Lärm « sichtbar ». Zwar kann der Geräuschpegel im Klas-senzimmer dadurch unmittelbar nur gering oder gar nicht ge-senkt werden, aber das Gerät trägt dazu bei, dass die Sensibilität und das Bewusstsein für das Thema Lärm erhöht werden. Die Lärmampel ist leicht zu bedienen und kann im Kinder- und Ju-gendgesundheitsdienst kostenlos und für mehrere Wochen aus-geliehen werden. Die Gesundheit wird es danken – und die Un-terrichtsqualität profitieren.

Monika Steuerwald Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Basel-Stadt

Lärmampel-Geräteausleihung unter [email protected] oder 061 267 45 20 ; weitere Informationen unter www.gesundheit.bs.ch

WAHLPFLICHTFÄCHER AN DER SEKUNDARSCHULE

Die modifizierte Stundentafel Volksschule wird verabschiedet und der Wahlpflichtbereich an der Sekundarschule geregelt. In den beiden letzten obligatorischen Schuljahren wählen die Schü-lerinnen und Schüler zwei Fächer aus einem Angebot von sieben Wahlpflichtfächern aus, eines davon muss zum Bildungsbereich Musik und Gestalten gehören. Im P-Zug muss zudem entweder MINT oder LINGUA mit Schwerpunkt Latein oder Italienisch gewählt werden.

TAGESSTRUKTURENVERORDNUNG

Der Erziehungsrat stimmt der neuen Tagesstrukturenverord-nung zu und beantragt dem Regierungsrat deren Erlass. Mit der neuen Verordnung sollen Bestimmungen für die Tagesstruktu-ren der Sekundarschulen erlassen werden. An den Sekundar-schulen soll damit ein dem Alter der Schülerinnen und Schüler angepasstes, einfaches und kostengünstiges Tagesstrukturange-bot umgesetzt werden können, das eine Mittagsverpflegung und einen beaufsichtigten Aufenthalt in den Tagesstrukturräumlich-keiten umfasst. Zudem sollen bei den Beiträgen der Erziehungs-berechtigten Anpassungen vorgenommen werden.

BETREUUNGSZEITEN

Der Erziehungsrat hat die Betreuungszeiten festgelegt. Tages-strukturen sind ein den Unterricht ergänzendes Betreuungsan-gebot und setzen deshalb ab dem Unterrichtsschluss ein. In der Primarstufe dauert das Tagesstrukturangebot bis 18 Uhr, an den Sekundarschulen bis um 17 Uhr und bei zusätzlichen Aktivitäten bis 18 Uhr.

BERUFSMATURITÄTSVERORDNUNG

Der Erziehungsrat stimmt der Änderung der Berufsmaturitäts-verordnung zu und beantragt dem Regierungsrat deren Erlass. Nach der Totalrevision der eidgenössischen Berufsmaturitäts-verordnung im Juni 2009 gilt nun ein einziger Rahmenlehrplan für die Berufsmaturität statt der vier bisherigen Rahmenlehrplä-ne. Die Berufsmaturitätsschulen Basel-Stadt sind deshalb in ei-nem bikantonalen Projekt mit dem Kanton Basel-Landschaft da-ran, ihre Schullehrpläne auf Grundlage der neuen Vorgaben des Eidgenössischen Rahmenlehrplans zu erstellen. Ebenso müssen die Berufsmaturitätsschulen ihre Abschlussprüfungen neu regio- nal validieren lassen.

Renata Rovira, Geschäftsführerin des Erziehungsrats

Page 29: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 EDit

29

LESENACHT, GESCHICHTEN-APPS UND MEDIENKISTENLESEFÖRDERUNG IM KINDERGARTEN

Von Pascal Steiger, eduBS-Moderator und Schulleiter Primarstufe Isaak Iselin

Leseförderung beginnt nicht erst mit dem Eintritt in die 1. Klasse : Bereits im Kindergarten

sollen Kinder Erfahrungen mit Geschichten sammeln, mit Sprache und Wörtern spielen.

An der « Lesenacht » der Kindergärten der Primarstufe Isaak Iselin lauschten ganze Familien

Geschichten, es wurde gebastelt, gespielt und diskutiert.

An einem Mittwochabend im Oktober waren die Fenster von elf Kindergärten der Primarstufe Isaak Iselin hell erleuchtet. Kinder, Eltern, Geschwister und Verwandte warteten gespannt auf Ein-lass zur Lesenacht. Wie bei der Museumsnacht konnten sie sich anhand eines Flyers im Voraus informieren, wann sie welche der Angebote in den einzelnen Kindergärten besuchen wollten. Um 17 Uhr wurden die Türen geöffnet und das Abenteuer konnte beginnen.

ZUHÖREN, BASTELN UND DISKUTIEREN

Auf dem Programm standen Erzählungen auf Baseldytsch, in Standardsprache oder in der Mut-tersprache eines Elternteils. Doch es gab weit mehr zu tun als « nur » still zu sitzen und zuzuhören : Geschichten wurden mit Lego erzählt und nachgebaut oder illustriert und in einer Werkstatt ge-druckt. Rege diskutiert unter den Erwachsenen wurden die Informationen zum Thema Schulvor-bereitung im Bereich der Leseförderung, die man den Eltern zur Verfügung gestellt hatte. An der Bücherbörse wurde bereits Gelesenes gegen neues Lesefutter eingetauscht. Die Angebote waren unterschiedlich gut besucht : In einem Raum sassen die Gäste dichtge-drängt und liessen sich eine Geschichte auf Englisch erzählen, die sie anschliessend mit Knete nachbauten. Vor einem Kamishibai-Theater fand sich eine kleine Runde von drei Kindern und fünf Erwachsenen, die der mit wunderschönen Bildern illustrierten Geschichte folgte.

TEAMBILDUNG

Die Lesenacht an der Primarstufe des Isaak Iselin war nicht nur für die Kinder und ihre Familien ein aussergewöhnliches Ereignis. Der Anlass zur Leseförderung war das erste grosse gemeinsame Projekt aller Kindergarten-Standorte der Primarstufe Isaak Iselin, die im Sommer 2012 aus einem Teil der Kindergärten Wasgenring und Spalen neu zusammengesetzt worden waren. Die Lesenacht erlaubte dem Kollegium, sich durch die Arbeit am gemeinsamen Thema kennenzulernen, sich ge-genseitig zu unterstützen und sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

MEDIENKISTE « BIBLIOTHEK »

In gemeinsamen Sitzungen wurden Ideen ausgetauscht und Organisatorisches wurde geklärt. Wei-tere Impulse gab eine schulinterne Weiterbildung von Monika Hedinger zur Leseförderung, zu aktuellen Bilderbüchern und zur Bibliothekseinführung auf der Stufe Kindergarten. Sie stellte unter anderem die Medienkiste « Bibliothek » vor, die ausgehend vom Bilderbuch « Pippilothek » in die Welt der Bücher und Bibliotheken einführt. In der Kiste finden sich nicht nur die mit viel Witz illustrierte Geschichte vom Fuchs, dem Huhn und der Maus, die gemeinsam eine Bibliothek er-kunden, sondern auch Stofftiere der Protagonisten, weitere Bücher zum Thema, Ideen und Mate-rialien zum Einrichten einer eigenen Bibliothek und ein iPad. Wie die Lesenacht zeigte, findet Leseförderung nicht nur über Bücher statt. Wichtig für einen reichen Wortschatz und die Fähigkeit, Gefühle, Ideen und Vorstellungen ausdrücken zu können, ist der Kontakt mit Geschichten, mit Sprache, mit Wörtern und Bildern. Wie dieser Kontakt ge-schieht, ob über Bilderbücher, Apps, beim Basteln oder beim Spielen mit den Hauptfiguren einer Geschichte, ist zweitrangig. Aus diesem Grund beginnt Leseförderung bereits im Kindergarten.

App « Die kleine Raupe Nimmersatt und ihre Freunde : spiele und entdecke ! » ; für KG.

App « Un Jeu » – Kinder experimentieren im eigenen Tempo ; für KG.

App « Schlaf gut ! » : Die Kinder helfen dem Bauern, die Tiere ins Bett zu bringen ; für KG.

App « Lückenfüller » : Fehlende Wörter werden im gereimten Lückentext ergänzt ; ab 1. PS.

Page 30: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Kantonale Schulkonferenz30

STREIK LIVE IN ELBFLORENZREISEBERICHT VON DER KSBS-BILDUNGSREISE 2014 NACH DRESDEN

Von Jean-Michel Héritier

Ziel der diesjährigen Reise des KSBS-Vorstands war

die sächsische Landeshauptstadt. Nebst Schulbesuchen,

Teamentwicklung und kulturellen Leckerbissen stand

auch eine unverhoffte Streikerfahrung auf dem Programm.

An beiden Reisetagen hatten die Lokführer der Deutschen

Bahn jedoch ein solidarisches Einsehen mit der KSBS,

so dass die Vorstandsmitglieder haarscharf ums Notfall-

szenario « Trabi-Taxi » herumkamen.

Fährt er oder fährt er nicht ? Diese Frage stand nicht erst bei der Besammlung am Badischen Bahnhof in aller Munde und Augen geschrieben. Mit ein paar Minuten Verspätung fuhr der Nachtzug « City Liner » dann trotz Streikdrohung der Gewerk-schaft GDL ein. So begann nach einem kurzen und wackligen Apéro im Velotransportraum alsbald das Konzert der Schnar-cher im Zugabteil, welches im Morgengrauen bei der Ankunft am Dresdner Hauptbahnhof sein Ende fand.

MEDITERRAN ANMUTENDE BAROCKARCHITEKTUR

Die etwa auf halbem Weg zwischen Berlin und Prag gelegene Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen steht für reichhaltige Kunstsammlungen und eine mediterran anmutende Barock-architektur. Daher wird Dresden von den « Stadtbilderklärern », wie Touristguides zu DDR-Zeiten offiziell hiessen, gerne auch als Florenz an der Elbe bezeichnet. Unzählige im Zweiten Weltkrieg beschädigte historische Bauten wurden hier vor und nach der Wende aufwendig restauriert. So steht beispielsweise die wiederaufgebaute Frauenkirche seit 2005 als weltweites Symbol für Frieden und Versöhnung. Elbflorenz steht auch für eine stattliche Anzahl an kulturel-ler Prominenz, welche der Stadt entstammt und deren Ge-schichte mitgeprägt hat. Der Architekt Gottfried Semper bei-spielsweise entwarf nebst dem Zürcher Polytechnikum im Auf-

älteste traditionelle Weihnachtsmarkt Deutschlands wird ge-rade zum 580. Mal errichtet und umspannt heute die Fläche mehrerer Fussballfelder. An dieser winterlichen Touristenat-traktion werden längst nicht mehr nur filigrane Schnitzereien aus dem nahen Erzgebirge und Weihnachtsengelchen, zu DDR-Zeiten übrigens noch liebevoll als « geflügelte Jahresend-figur » bezeichnet, feilgeboten. An der Peripherie hinter dem Hauptbahnhof, wo eine Ge-denktafel an die mächtigen Demonstrationen während der DDR-Endzeit im Oktober 1989 erinnert, beginnt das Gebiet der sozialistischen « Plattenbauten ». Sie stehen als Mahnmale einer scheinbar längst vergangenen Epoche. Die in Elbflorenz mar-kanten Grünflächen sind Belege einer weiteren historischen Episode. Sie wurden auf den vielen Brachflächen angelegt, die im Anschluss an die verheerenden Bombardements vom Feb-ruar 1945 entstanden waren, und belegen heute 62 Prozent des wiederergrünten Dresdner Stadtgebiets.

VERMEINTLICHE « OSSISCHULEN »

Zentraler Bestandteil aller Bildungsreisen des KSBS-Vorstands sind die Schulbesuche. Dieses Jahr wurden drei öffentliche Schulen im Raum Dresden besucht : die Grundschule « Sieben Schwaben » im Ortsteil Blasewitz, das Bertold-Brecht-Gymna-sium in der Johannstadt sowie die Grundschule « Am Königs-wald » im Ortsteil Klotzsche. Für die meisten Besucherinnen und Besucher war es auffallend, dass sich die modernen Schu-len in Ostdeutschland kaum mehr von denjenigen in den alten Bundesländern unterscheiden. Die Differenzen sind auch im Vergleich zum Schweizer Schulsystem auf Nuancen beschränkt. Beispielsweise heisst unser « Mittagstisch » der Tagesstruktu-ren hier « Schulspeisung im Hort ». Auch an den sächsischen Volksschulen werden landesweite Leistungsvergleichstests zur Standortbestimmung und Förderplanung des einzelnen Schul-

AUSFLUG IN DIE SÄCHSISCHE SCHWEIZ

Bei der Elbüberquerung am dritten Reisetag erleben die KSBS-Vorstandsmitglieder gleich zu Beginn das « Blaue Wunder » – dies, weil die Brücke zwischen Blasewitz und Loschwitz liebe-voll im Volksmund so benannt ist. Die ehrwürdige Stahlkon-struktion ist mittlerweile schon ein bisschen angerostet, darum darf sie nur von einem Bus gleichzeitig befahren wer-den. Weiter geht die Carfahrt der sächsischen Weinstrasse ent-lang zur Schlossanlage Pillnitz, wo « Lustwandeln im Barock-garten » angesagt ist. Nebst einer Ansammlung kurfürstlicher Sommerresidenzen wächst hier auch allerlei erlesenes Grün-zeug wie subtropische Kamelien und die zungenbrecherische « geschlitztblättrige Spitzblattbuche ». Daraufhin steigt der Weg hinauf in die sächsische Schweiz, wie der von der Elbe durchschnittene Ausläufer des Erzgebir-ges genannt wird und wo, der Eidgenossenschaft nicht unähn-lich, manche für die Menschheit mehr oder weniger entbehr-liche Erfindung ihren Ursprung hat – zum Beispiel der echt deutsche Bierdeckel. Auf der Bastei, einem schroffen Felspla-teau über dem 194 Meter tiefer gemütlich dahin mäandrieren-den Fluss, geniessen die Reisenden einen schwindelerregenden Ausblick über ein Extremkletterer-Paradies von erodiertem Elbsandstein. Danach geht’s zurück ins beruhigend flachere Dresden, wo sich für die Mitglieder der Reisegruppe eine letz-te Gelegenheit bietet, um den Worten eines berühmten Stadt-sohnes nochmals gründlich Folge zu leisten : « Toren bereisen in fremden Ländern die Museen, Weise gehen in die Tavernen » (Erich Kästner, 1899–1974).

STREIK BESCHERT FRÜHZUG ZUR

MORGENSTREICHSTUNDE

Fährt er oder fährt er nicht ? So schliesst sich die Klammer des Streiks um die diesjährige KSBS-Bildungsreise. Zwar hat die

Page 31: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

31

Genuss : Herbstliche Idylle auf der Bastei-Brücke in der sächsischen Schweiz.

trag der offensichtlich prunkbegeisterten Sachsenkönige die meisten Dresdner Prachtbauten seiner Zeit. Dazu gehört auch die nach ihm selbst benannte Staatsoper, wo Carl Maria von Weber und Richard Wagner als Kapellmeister wirkten. Ebenso hatte Friedrich Schiller während vieler Jahre diese Stadt zu sei-nem Lebensmittelpunkt erkoren, und dann wäre da – last but noch least – auch noch Erich Kästner, ein Kind der Dresdner Neustadt, von dem später noch die Rede sein wird.

SPUREN DER DDR

25 Jahre nach dem Mauerfall erinnert im Stadtinnern nicht mehr viel an die Zeit des Sozialismus. 50 Milliarden Euro Wie-deraufbauhilfe haben hier ihre Wirkung hinterlassen. Ein-kaufsmeilen schiessen am Elbufer wie die Pilze im Herbst aus dem Boden, und das letzte DDR-Fahrzeug auf Dresdens Stras-sen kommt im Limousinenlook als « Stretchtrabi » daher. Der

kindes durchgeführt. Allerdings werden diese « Checks » so-gleich von den Lehrpersonen am Schulort korrigiert und aus-gewertet. Somit kann ein allfälliges « Ranking » durch die Bil-dungsbehörde ausgeschlossen werden. Markante Unterschiede gibt es unter anderem im Bereich der integrativen Schulungsformen. In Dresden sind separative Förderschulen für Schulkinder mit Lernbehinderungen sowie Vorbereitungsklassen für fremdsprachige Schülerinnen und Schüler fest etabliert. Diesem Umstand kommt vielleicht ent-gegen, dass der Migrationsanteil hier mit 3,5 Prozent rekord-verdächtig tief ist. In der besuchten 3. Klasse der Königswald-schule trugen beispielsweise bloss zwei von 22 Kindern eine dunkle Haarpracht, trotz ihrer offensichtlich gut getönten Klassenlehrerin. Nicht ganz unerwartet beträgt im Raum Dresden die Übertrittsquote ins Gymnasium daher rund 50 Prozent, was ziemlich genau dem Abiturdurchschnitt der ge-samten BRD entspricht.

Gewerkschaft GDL als Zeichen der Versöhnung am 25. Jahres-tag des Berliner Mauerfalls ihren Lokführer-Streik früher als ursprünglich angekündigt beendet. Doch weil zum Streikende die Züge üblicherweise noch nicht da stehen, wo sie sollten, funktioniert der Fahrplan der Deutschen Bahn tags darauf noch alles andere als zuverlässig. Für die Reisegruppe bedeutet dies, dass nach einer schlafarmen Nacht auf den Frühzug zur Morgenstreichstunde ausgewichen werden muss und sich die Rückfahrt nach Basel im wahrsten Sinne gähnend langweilig gestaltet. Die Wirksamkeit des Lokführer-Streiks 2014 dürfte somit allen an der Reise teilnehmenden Vorstandsmitgliedern noch lange in bester und müder Erinnerung bleiben.

Page 32: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Kantonale Schulkonferenz32

DIE 82. GRUNDSCHULE « AM KÖNIGSWALD »

EIN KURZPORTRÄT AUS DEM ORTSTEIL KLOTZSCHE

Schulleiterin Marion Bräuer sowie Frau Wenger, Mitglied der Schulaufsicht des Landkreises Ober-lausitz, begrüssen die Besucherinnen und Besucher. Dabei erläutern sie den Leitspruch der Schule, welcher nach Johann Gottfried Herder « Licht – Liebe – Leben » lautet. Das Schulgebäude existiert seit 1884, ein Erweiterungsbau wurde 1993 in Betrieb genommen. Die maximale Klassengrösse be-trägt 28 Schulkinder. Zehn Lehrerinnen und ein Lehrer unterrichten hier 192 Kinder in acht Klas-sen. Fast alle Lehrpersonen arbeiten zu 100 Prozent bei gleichzeitig 28 Pflichtlektionen. Die Schul-leiterin erhält neun Lektionen Entlastung. Gruppenunterricht gibt es im Anfangsunterricht der 1. Klasse (zwei Lektionen pro Woche) so-wie im Werken. Frühes Fremdsprachenlernen wird hier grossgeschrieben, Englisch wird schon ab der 1. Klasse unterrichtet. Beim Unterricht gilt generelle Methodenvielfalt, Abwechslung beim Ler-nen ist also angesagt. Die Unterrichtszeiten dauern von 8 bis 13.40 Uhr. Danach gibt es keine fixen Präsenzzeiten für die Lehrpersonen. Die Kinderbetreuung beginnt mit dem Frühhort ab 6.30 Uhr. Mittags findet eine Schulspeisung für € 3.45 pro Kind und Tag statt. Nach Unterrichtsende dauert der Nachmittagshort bis um 18 Uhr.

Zu Besuch in der Grundschule « Am Königswald » : Unterrichtseinblicke gehören zum festen Programm der KSBS-Vorstandsreisen.

Mediterran anmutende Barockarchitektur : Die Lehrpersonen aus Basel-Stadt vor dem « Zwinger », einem der bekanntesten Baudenkmäler Dresdens. Fotos : Jean-Michel Héritier

Destinationen der letzten 20 Jahre :2014 : Dresden2013 : Madrid2012 : Brüssel2011 : Berlin2010 : Valencia2009 : Venedig2008 : Marseille2007 : Istanbul2006 : Wien 2005 : Hamburg 2004 : Lissabon 2003 : Prag 2002 : Rom 2001 : Amsterdam2000 : Barcelona1999 : Berlin1998 : München1997 : Göttingen 1996 : Aachen1995 : Wien

BEDEUTUNG DER BILDUNGSREISE DES KSBS-VORSTANDS

« Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen » (J. W. von Goethe) : Getreu dieses Credos begeben sich die Vor-standsmitglieder jedes Jahr im Monat November auf ihre ge-meinsame Bildungsreise und besuchen Städte im europäischen Raum. Dort lernen sie das ansässige Bildungssystem sowie ei-nige direkt vor Ort im Einsatz stehende Lehrpersonen kennen. Nebst dem kulturellen und beruflichen Austausch bietet die KSBS-Reise auch eine wichtige und geschätzte Plattform für Teambildung und Networking. Organisiert wird der fünftägi-ge Anlass vom Sekretariat der Kantonalen Schulkonferenz. Die Teilnahme steht allen Vorstandsmitgliedern offen und fungiert somit als eine Art symbolischer Lohn für die ansonsten ehren-amtlich zu leistende Arbeit im KSBS-Vorstand. Üblicherweise wird das Reiseziel fürs Folgejahr in der nächsten Dezembersit-zung gemeinsam festgelegt. Die allererste Vorstandsreise (da-mals « Synodalreise ») fand im Jahre 1929 statt und führte nach Wien.

Page 33: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

33

Unterstützung erhält die Schule auch durch einen Schulförderverein, welcher sich aus engagier-ten Eltern zusammensetzt. Die Eltern bezahlen einen monatlichen Grundbeitrag ab € 12. Der För-derverein kommt unter anderem für die Organisation von Festlichkeiten und Schulprojekten sowie die Finanzierung zusätzlicher Unterrichtsangebote und Pausenhofumgestaltungen auf. Das sächsische Schulsystem ist in vier Jahre Grundschule, sechs Jahre Oberschule und drei Jah-re Berufsschule gegliedert. In der 1. Klasse gibt es noch keine Noten, danach in der 2. Klasse nur in den Fächern Mathematik, Deutsch und Sachunterricht. Ab der 3. Klasse werden alle Fächer beno-tet (ausser Englisch ; erst ab der 4. Klasse). Beim Unterrichtsbesuch in der Klasse 3b wird mit der Methode « Chefarbeit » gearbeitet. Dies ist ein Freiarbeitssystem, bei welchem 22 verschiedene Mathematikübungen von ebenso vielen Chefschülerinnen und -schülern angeleitet und bei Bedarf erklärt werden. Nach einer bemerkens-wert fleissigen Arbeitsphase folgt eine von der Lehrperson angeleitete Auswertungsrunde, bei der eine Schülerin das Unterrichtsgeschehen vortrefflich zusammenfasst : « Ich war vor Freude erfüllt, weil ich den anderen Kindern ganz viele Lobe selbst erteilen durfte. »Jean-Michel HéritierWeitere Informationen : http ://cms.sn.schule.de/82gsdd/start

FORUMDAS FACH DEUTSCH IST IN GEFAHR

Ein Artikel in der NZZ vom 22.Oktober 2014 (vgl. Linkadresse unten) hat zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum das bestätigt, was ich schon seit geraumer Zeit befürchte : Dass nämlich die Literatur als Prüfungsfach in Gefahr ist. Die konservative NZZ nennt als Ursache die Zentra-lisierung und die Kompetenzorientierung. Ich zitiere : « Ihre [gemeint ist die österreichische Zen-tralmatur in Deutsch] Herabstufung zum blossen Impulsgeber für Diskussionen über scheinbar Wichtigeres hat zwei Gründe : Zentralisierung und ‹Kompetenzorientierung›. Vermeintlich altmo-disches Wissen wird durch vermeintlich topaktuelle Fertigkeiten alias Kompetenzen alias Skills ersetzt. Diese sollen Jugendliche anhand möglichst leicht vergleichbarer schriftlicher Arbeiten be-weisen. Dazu braucht es wiederum einen Textsortenkanon, dessen Beherrschung zum alleinigen Ziel des Deutschunterrichts in der Oberstufe geworden ist. » Also : Schluss mit Gedichtbetrachtungen, Romananalysen und literaturgeschichtlichem Grund-wissen. Nur noch Leserbrieftextsortenbeherrschung und genormte Bewerbungsschreiben sind ge-fragt ! Da blutet einem das Germanistenherz, denn die Literatur als Schulfach ist in Gefahr. Das Fach Geschichte wurde im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 ohne öffentliche Diskussion ab-geschafft. Und nun ist offensichtlich die Literatur dran. Die NZZ bilanziert ernüchtert : « Zentrali-sierte Testbarkeit und ‹ Kompetenzgeschwurbel › sind mit der Erziehung zu selbständigem Denken

nicht unter einen Hut zu bringen. » Der ideologisch verbrämte Kompetenzbegriff, über den in der Schweiz explizit nicht debattiert werden sollte – so der Lehrplanumsetzungsverantwortliche von Basel-Stadt vor geraumer Zeit vor dem Kollegium des Gymnasiums Leonhards – erweist sich als bildungspolitische Streubombenwaffe, die u.a. die Fächer Deutsch und Geschichte im Visier hat. Doch der Lehrplan 21 ist noch nicht verabschiedet [Stand Mitte November ; Anm. d. Red.], der Kom-petenzbegriff wird gerade massiv entzaubert (vgl. Paul Liessmanns neue Streitschrift « Geisterstun-de – Die Praxis der Unbildung »), und die politischen Debatten in den einzelnen Kantonen zu Har-moS beginnen erst … Noch ist es nicht zu spät. Reden wir über diese unheilvollen Tendenzen, bringen wir unsere Kri-tik ein, wo dies noch möglich ist. Ich fordere auf alle Fälle FSS und KSBS dazu auf, umgehend eine kontroverse Debatte über den Lehrplan 21 und den Kompetenzbegriff zu initiieren. Die Zunahme standardisierter Tests wird auch in Bälde das Gymnasium erfassen. Die Volksschule ist schon jetzt mit standardisierten Leistungschecks überflutet, auf gymnasialer Stufe ist der Zürcher Professor Franz Eberle daran, basale standardisierte Kompetenzüberprüfungstests in Mathematik und Deutsch zu formulieren. Wir können gespannt sein.

Georg Geiger, Deutsch- und Geschichtslehrer am Gymnasium Leonhard

Link auf den NZZ-Artikel : www.nzz.ch/feuilleton/buecher/oesterreichs-mut-zur-bildungsluecke-1.18408302

Page 34: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Arbeitsblätterund Praktisches für den UnterrichtSwissmilk ist Ihr Ansprechpartner, wenn es umMilch undMilchprodukte geht. So vielfältig die Milch, so vielfältig lässtsie sich auch im Unterricht einsetzen. Swissmilk bietetArbeitsblätter, Ernährungsvorträge und Unterrichtshilfen an.www.swissmilk.ch/schule

Schweizer Milchproduzenten SMPSwissmilkWeststrasse 103000 Bern 6

InfolineDaniela Carrera undMirjamWolfensbergerbeantworten gerne IhreFragen: 031 359 57 [email protected]

NewsletterAbonnieren Sie unserenNewsletter. Sie erhalten6-mal pro Jahr neue Arbeits-blätter für alle Schulstufenund werden über Neuheiteninformiert. Zur Anmeldung:www.swissmilk.ch/schule

ErnährungslektionSchule einmal anders:Eine diplomierte Ernäh-rungsberaterin HF/FHgibt eine Doppellektionzum Thema Ernährung.

Tag der PausenmilchEinmal jährlich kommt dieMilch in die Schule. NehmenSie mit Ihrem Schulhaus teil.Informationen unterwww.swissmilk.ch/pausenmilch

«Food Check» onlineDer interaktive «Food Check»eignet sich im Hauswirt-schaftsunterricht als Einstiegin die Themen Ernährungund Saisonalität.www.swissmilk.ch/schule >Oberstufe&HW> Food Check

Page 35: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Deutsch- und Integrationskurseim K5 Basler Kurszentrum

www.k5kurszentrum.ch

Deutsch am Morgen7 Wochen │70 LektionenDeutsch am Nachmittag8 Wochen │60 Lektionentelc-Prüfungen

SANITÄR

BADEZIMMER

SCHULE, PRIVAT

EINBRUCHSCHUTZ

ZAHNARZT

KAMINFEGERELEKTRO-INSTALLATIONEN

SPRACHSCHULE

Das Care-Team für Ihr Badezimmer• Sanitärarbeiten und Reparaturen• Unterhalt und Wartung Ihrer Installationen• Boilerreinigung

Für eine Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

FRIEDLIN AG RiehenRössligasse 40, 4125 Riehen, Tel. 061 641 15 [email protected], www.friedlin.ch

In 14 Tagen haben Sie Ihr Traumbad• Neu installiert oder kreativ umgebaut• Top Design & trendige Accessoires• Schlüsselfertig und ohne Umtriebe

Für eine Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

SCHAUB AG MuttenzBirsstr. 15, 4132 Muttenz, Tel. 061 377 97 79www.schaub-muttenz.ch

Dr. med. dent. Jürg Anner

Implantologie, Ästhetische Zahnmedizin, Kieferorthopädie

Steinenring 21, BaselTelefon: 061 271 70 10www.annerdent.ch

Mittlere Strasse 70 | CH-4056 Basel | Tel 061 321 85 24 | Mob 079 226 53 61

Fax 061 383 11 71 | [email protected] | www.sennenergie.ch

Wir haben etwas gegen Einbrecher.Wir sind Spezialisten für Einbruch-schutz und sorgen dafür, dass Sie ruhig schlafen können. Lassen Sie sich von uns beraten.

Telefon 061 686 91 91 und www.einbruchschutzBasel.ch

PRIVATSCHULEBZBBasler Zentrum für Bildung– Primarschule– Sekundarschule– Gymnasium

«die persönliche Schule mit Kleinklassen»Tel. 061 271 95 66www.bzb.chEulerstrasse 42, Basel

Immer einen Schritt voraus!www.groups.ch

CONTACT groups.ch

Gruppenunterkünfte

Hotels und Ferienhäuser für GruppenSpitzackerstrasse 19, CH-4410 Liestal

Tel 061 926 60 00 - Fax 061 911 88 88www.seminarhaeuser.ch

www.groups.ch

Page 36: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

LICHT IM REFORMTUNNELBERICHT ÜBER DIE HERBSTVERSAMMLUNG DER FSS-DELEGIERTEN 2/2014

Von Isabelle Schaub

Am 29. Oktober tagten die Delegierten im Basler Grossrats-

saal. Mit kleinen, unter den Pulten der Teilnehmenden

angebrachten Taschenlampen war der Wunsch verbunden,

symbolisch dunkle Winkel der Reformen zu durchleuchten.

So wurde einiges bei Licht genauer besehen, ins rechte

Licht gerückt oder grünes Licht gegeben.

Es soll nicht als Schatten auf die Herbstversammlung der FSS-Delegierten 2/2014 fallen, dass Beat Siegenthaler gleich zu Beginn seinen Rücktritt als Präsident und aus der GL bekanntgab. Die Findungskommission hofft auf einen neuen Lichtträger. Die Stel-le war im Schulblatt ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist lief bis Ende November. Viele Anwesende beschäftigte der Lehrplan 21. Eine Ausein-andersetzung damit wurde von mehreren Seiten gewünscht. Dass die Lehrpersonen solide dahinterstehen, sei nicht seine Wahrnehmung, meinte ein Vertreter der Primarstufe. Besorg-niserregende Vereinfachungen wie etwa das Interpretieren von Literatur nach Standardvorgaben gibt Gymnasiallehrpersonen zu denken. Es gelte jetzt, Mut zu zeigen und eine Debatte zu füh-ren, zumindest die Kompetenzbegriffe zur Diskussion zu stellen. Die Geschäftsleitung machte auf die bis anhin geringe Beteili-gung seitens der Lehrerinnen und Lehrer aufmerksam, greift aber das Thema gerne wieder auf. Sorgen machten auch die Kündigungen der Trägerschaften im Therapie-Schulzentrum Münchenstein auf Sommer 2016 und die damit verbundene Verunsicherung der dortigen Lehrperso-

nen und Therapeuten. Da Basel-Stadt nicht mehr Trägerkanton sein wird, aber weiterhin Plätze behalten will, müssen hier Lö-sungen gefunden werden. Ein weiteres Vorgehen ist geplant.

JAHRESARBEITSZEIT

Die Erfassung der JAZ durch die FSS hat eine massive Überlas-tung im 15 %-Bereich um bis zu 70 Jahresstunden zu Tage ge-bracht. Der Vorstand ist dabei, Entlastungsmassnahmen auszu-arbeiten. Im Bereich Klassenlehramt wird eine erhöhte Ent- lastung angestrebt, in den Bereichen Weiterbildung und Gremi-enarbeit soll ein besonderes Augenmerk auf die Teilzeitarbeiten-den geworfen werden. Hier wurden wieder viele Stimmen laut. Unmut bereiten Teilnahmeregelungen an Sitzungen und Weiter-bildungen für Teilzeitarbeitende, die Sommerferienblockver-pflichtung oder der « HarmoS-Tag ». Die GL verwies darauf, dass sich hier vieles in Bearbeitung befinde und die Anliegen im ED hängig seien. Die FSS will im Frühjahr 2015 ein diesbezügliches Begehren lancieren. Sie bietet schon jetzt Unterstützung für De-legierte, die diese Themen in ihrem Kollegium aufgreifen möch-ten. Jean-Michel Héritier betonte, dass die Geschäftsleitung be-reits 40 Schulstandorte besucht habe und ihre Präsenz gerne aus-weite und auch diese Thematik erhelle.

SYSTEMPFLEGE

Das Projekt « Systempflege » befindet sich auf der Zielgeraden : Die neue Lohneinreihung ab Februar 2015 wird allen basel-städ-tischen Staatsangestellten voraussichtlich im Januar von der Per-

Wunsch nach einer Auseinandersetzung mit dem Lehrplan 21 : FSS-Delegierte an der Herbstversammlung.

36

Page 37: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

sonalabteilung persönlich kommuniziert. In Riehen ist hierfür der Einwohnerrat zuständig, und da ändert sich vorläufig noch nichts. Es wird in Basel-Stadt eine Einsprachefrist bis Ende Mai 2015 geben. FSS-Mitglieder, die mit ihrer neuen Einreihung nicht einverstanden sind, sollen sich bei der Geschäftsleitung melden.

WAHLFREIHEIT IN DER SEKUNDARSCHULE

Am 15. November wurde eine kantonale Volksinitiative « für eine freie Wahl aller Wahlpflichtfächer in der Sekundarschule » lan-ciert. Diese fordert, dass alle Schüler der zukünftigen Sek I-Stu-fe ihre Wahlpflichtfächer ohne Einschränkungen wählen dürfen. Gaby Hintermann und Martin Metzger erörterten die Argumen-te : Für den Anschluss ans Gymnasium dürfen Wahlfächer nicht ein Ort der Qualifikation sein, Schülerinnen und Schüler aller Leistungszüge sind in ihrer Wahl nicht durch Vorgaben einzu-schränken, sondern als mündig zu betrachten. Musische Fächer dürfen nicht in den Hintergrund geraten. Hier soll kein Fächer-kampf stattfinden, sondern eine positive Wahl. Die FSS unter-stützt diese Initiative und bittet um aktive Mitarbeit, insbeson-dere beim Sammeln von Unterschriften.

LEISTUNGSTESTS

Die Podiumsteilnehmer Urs Moser, vom Institut für Bildungs-evaluation, und Michael Bösiger, Projektleiter Leistungsmessung Aargau, sowie die Primarlehrerin Flurina Wieler führten mit den Anwesenden eine kontroverse Diskussion. Während die beiden Befürworter auf dem Podium die Wichtigkeit unabhängiger Be-urteilungen hervorhoben, sahen dies viele Delegierte und auch Flurina Wieler anders. Von dieser Seite wurde betont, dass Schü-lerinnen und Schüler das Jahr über ausreichend getestet würden und somit genügend Informationen über den Stand jedes Ein-zelnen sowie der Klasse vorhanden seien. Es handle sich bei den Checks um ein Werkzeug, das weniger nötig sei als die dringendere Frage, wie Schülerinnen und Schü-

ler besser zu stützen und zu stärken seien. Man solle die Tests der Wirtschaft überlassen und der Schule die Bildung. Es könne auch nicht sein, dass einerseits Gelder für die Checks ausgegeben und andererseits Experten bei Maturitätsprüfungen abgeschafft würden. Urs Moser räumte ein, dass Checks – wie andere päda-gogische Massnahmen – Nebenwirkungen zeitigten, konnte aber berichten, dass unterdessen vieles verbessert worden sei, so etwa eine sprachliche Vereinfachung im mathematischen Sektor. Auch wenn die Befürwortenden die Checks in positivem Licht erscheinen liessen, um verborgene Qualitäten ans Licht zu brin-gen, konnte dies viele nicht überzeugen. Dorothee Miyoshi glät-tete die Wogen und hielt fest, dass die FSS-Kommission « Checks » das Thema weiterverfolgen und zusammen mit dem LCH auch ein Monitoring durchführen wird.

VERSCHIEDENES

Das von Christoph Tschan erstellte Budget wurde genehmigt, gleichzeitig die Zusammenlegung von Schulblatt und « Balz » im nächsten Jahr angekündigt. Für die neue Pensionskassenrege-lung ab 2016 ergeben sich Fragen. Betroffen sind Angestellte, die Ende 2015 in Pension gehen. Es muss sorgfältig abgewogen wer-den, ob ein altes oder neues System zur Anwendung kommt. Die FSS empfiehlt, Vergleichsvorschläge der PK abzuwarten und sich dann an die Geschäftsleitung zu wenden. Von zentraler Bedeu-tung ist die « Vorsorgekommission Staat » der PK, welche Fragen wie Überbrückungsrenten und vergünstigte Pensionierung re-geln wird. Christoph Tschan legte allen ans Herz, hier die von der AGSt vorgeschlagenen Kandidaten zu wählen. War die Materie doch eher trocken gewesen, so hatte ein Begrüssungstrunk für einen feuchten Einstieg gesorgt, hatten Thomas Jaeger und Mathys Reichelt mit ihrem Tango-Zwischen-spiel für Abwechslung gesorgt und erwartete die Teilnehmenden am Schluss ein appetitliches, kaltes Buffet im Vorzimmer des Grossratssaals.

Bisher 40 Schulstandorte besucht : Die FSS-Geschäftsleitung. Fotos : Florent und Joël Héritier

37

Page 38: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Wahlpflichtfächer jetzt

erstes WahlpflichtfachMINTLingua LateinLingua Italienisch

Bildnerisches GestaltenMusikTextiles GestaltenTechnisches Gestalten

zweites Wahlpflichtfach

erstes und zweites Wahlpflichtfach

Wahlpflichtfächer Initiative

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

38

GLEICHE SPIELREGELN FÜR ALLEDIE FSS UNTERSTÜTZT DIE INITIATIVE FÜR EINE FREIE WAHL DER WAHLPFLICHTFÄCHER

Von der Geschäftsleitung der FSS

Im Oktober hat der Erziehungsrat entschieden, die un-

sinnige Einschränkung der Wahlmöglichkeiten im

Wahlpflichtbereich der zukünftigen Sekundarschule nicht

grundsätzlich aufzuheben, sondern lediglich zu lockern.

Die FSS unterstützt – wie bereits vor längerer Zeit im

Vorstand beschlossen – die Initiative « Für eine freie Wahl

aller Wahlpflichtfächer in der Sekundarschule ». Die FSS

bedauert es sehr, dass auf dem seit 2012 intern ge-

duldig beschrittenen Weg kein für alle Seiten akzeptabler

Kompromiss ausgehandelt werden konnte. Die Unter-

stützung der Initiative ist das Resultat tiefster Überzeu-

gung, dass die Argumente für sich sprechen und eine

Korrektur – auch wenn sie noch so klein erscheint – hier

zwingend nötig ist.

Die FSS unterstützt die Initiative « Für eine freie Wahl aller Wahlpflichtfächer in der Sekundarschule ». Worum geht es ? In der künftigen Sekundarschule werden sieben Wahlpflichtfächer angeboten, aus welchen die Schülerinnen und Schüler zwei wäh-len müssen. Im A- und E-Zug sind sie dabei in ihrer Wahl frei, die Jugendlichen des P-Zugs müssen als eines der Wahlpflichtfä-cher zwingend MINT oder Lingua wählen. Diese Ungleichbe-handlung ist stossend und nicht nachvollziehbar. Die Initiative verlangt darum schlicht und ergreifend, dass alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule gleich behandelt werden und ihre Wahlpflichtfächer ohne Einschränkungen wählen dürfen (vgl. Grafik).

WARUM UNTERSTÜTZT DIE FSS DIESE INITIATIVE ?

Sowohl der Vorstand, wie auch die Delegiertenversammlung der FSS unterstützen diese Initiative, weil Konsens darüber besteht, dass die Argumente für eine uneingeschränkte Wahl zu über-zeugen vermögen. Im Folgenden werden die drei Hauptargu-mente etwas genauer ausgeführt.

URTEILSFÄHIGKEIT DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

Ein wichtiges Ziel der Schule besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler mündige Erwachsene werden. Jugendliche sind im Alter von 14 Jahren fähig, in Absprache mit ihren Eltern und Lehrpersonen Wahlpflichtfächer selbständig und vernünftig aus-zuwählen. Sie tun dies in der heutigen OS sogar bereits ein Jahr früher, wenn sie sich für einen Schwerpunkt am Gymnasium entscheiden müssen. Was für Schülerinnen und Schüler des A- und E-Zugs zumut-bar ist, sollte von Lernenden des P-Zugs erst recht verlangt wer-den dürfen. Alles andere erscheint äusserst absurd. Schülerinnen und Schüler des P-Zugs dürfen nicht benachteiligt werden. Wer beispielsweise später im Gymnasium das Schwerpunktfach Mu-sik (bzw. Bildnerisches Gestalten) wählt, muss zwingend das Grundlagenfach Bildnerisches Gestalten (respektive Musik) be-legen. Eines der beiden Fächer kann durch die Wahleinschrän-kung zwei Jahre nicht besucht werden. Die Durchlässigkeit der neuen Sekundarschule wird als der-art hohes Gut angesehen, dass trotz massivem Widerstand von Seiten der Lehrpersonen an einer absolut identischen Stunden-

INFOS ZUR UNTERSCHRIFTENSAMMLUNGBeim Sammeln von Unterschriften muss darauf geachtet werden, dass für jede Gemeinde ein separater Bogen verwendet wird. Unterschriftberechtigt sind nur im Kanton Basel-Stadt wohnhafte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Weitere Informationen, ein Argumentarium oder Unterschriftenbögen können über die FSS oder den Sekretär des Initiativkomitees bezogen werden. Wer sich gerne an einer Standaktion beteiligen möchte oder anderweitig Unterstützung zusagen kann, meldet sich bitte beim Sekretär des Initiativkomitees. Besten Dank !Sekretär des Initiativkomitees : Martin Metzger, 079 572 70 87, [email protected] ; FSS : [email protected]

Page 39: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

WEITERBILDUNG

GESTALTUNG UND KUNST

DIE ÖFFENTLICHENKURSE

Semesterbeginn 19. Januar 2015

Alle Informationen finden Sie unter:

www.sfgbasel.ch / Telefon 061 695 67 70

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

39

tafel für alle drei Leistungszüge festgehalten wurde. Für den P-Zug eine Spezialregelung im Wahlpfichtbereich einzubauen ist daher unverständlich, weil dies die Durchlässigkeit vom E- in den P-Zug unnötig erschwert.

DISKRIMINIERUNG DER MUSISCHEN FÄCHER

Die Verdrängung von Musik und Bildnerischem Gestalten in den letzten beiden obligatorischen Schuljahren vom Pflicht- in den Wahlpflichtbereich ist aus Sicht der FSS eigentlich bereits inakzeptabel. Eine weitere Abwertung ist unhaltbar. Die FSS will keine Fachschaftskämpfe ! Es geht keineswegs darum, dass MINT oder Lingua keine attraktiven Wahlpflicht-fächer wären, im Gegenteil. Stossend ist lediglich die Einschrän-kung beziehungsweise die Lenkung des Wahlverhaltens bei einem Drittel der Schülerinnen und Schüler. Die Initiative be-handelt alle Wahlpflichtfächer gleichwertig.

VORBEREITUNG AUFS GYMNASIUM IST GEWÄHRLEISTET

Die zukünftigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten kommen anders vorbereitet ans Gymnasium als bisher nach der Orientie-rungsschule. Eine angemessene Vorbereitung ist durch den Pflichtteil der neuen Stundentafel und die drei Leistungszüge mit niveaugetrenntem Unterricht ausreichend gewährleistet. Der Wahlpflichtbereich darf nicht der « Ort der Qualifikation » fürs Gymnasium sein. Eine solche Regelung gibt es schweizweit nir-gends ausser im Kanton Basel-Landschaft. Eine positive Wahl – auf der Basis von Interesse, Stärken und Begabungen – beeinflusst den künftigen Schulerfolg an einer weiterführenden Schule mit Sicherheit stärker als eine Lenkung durch eine Wahleinschränkung. Darum empfiehlt die FSS ihren Mitgliedern, diese Initiative aus Überzeugung und mit Herzblut zu unterstützen.

STUFENÜBERGREIFENDE SOLIDARITÄT

Die FSS hat also entschieden, mit diesem Anliegen auf die Stras-se zu gehen, um sich Gehör zu verschaffen. Damit dies gelingen kann und die guten Argumente der Initiantinnen und Initianten nicht weiterhin ungehört verhallen, braucht es nun die Solidari-tät und Unterstützung aller Berufskolleginnen und -kollegen. Die FSS – das sind nicht ein paar wenige Leute des Vorstands, sondern wir alle, indem wir uns solidarisieren und in Gesprä-chen mit Freunden, Bekannten, Nachbarn oder auf der Strasse erklären, worum es bei dieser Initiative geht und dabei Unter-schriften sammeln. Jeder Bogen zählt !

Das MobiLab bringt naturwissenschaftliche und tech­nische Experimente in die 4. bis 6. Primarklasse und weckt Begeisterung für das Experimentieren.

Page 40: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

40

GENUG PRAXIS IN DER PRAXIS ?DIE FREIWILLIGE SCHULSYNODE NIMMT STELLUNG ZUR AKTUELLEN LAGE AN DER PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULE FHNW

Von Dorothee Miyoshi, Vizepräsidentin FSS

Rund um die Praxisausbildung angehender Lehrpersonen

an der PH FHNW sowie die Situation der Praxislehrper-

sonen kommt der Geschäftsleitung der FSS Verschiedens-

tes zu Ohren – von zufriedenen Äusserungen bis hin zu

fundamentaler Kritik. Was ist denn nun Sache und wie setzt

sich die FSS für die Anliegen der Betroffenen ein ?

Nicht nur die Schule wird kräftig umgebaut, auch die Art und Weise, wie junge Erwachsene zu kompetenten Lehrpersonen aus-gebildet werden, ist einem steten Wandel unterworfen. « Früher » – wie beispielsweise im PLK 23 am Seminar Liestal – hat eine an-gehende Primarlehrperson in ihrer zweijährigen Studienzeit während rund 18 Wochen Praktika absolviert. Heute sind es 15 Wochen in 3 Jahren, wobei Einzelpraktika kaum mehr die Regel sind. Früher durchlief man einen vorgegebenen Ausbildungs-plan, heute bucht man individuell zusammengestellte Module. Und so steht man schon mitten in kontroversen Disputen. Im Folgenden werden die wichtigsten Diskussionspunkte kurz skizziert und der aktuelle Standpunkt der FSS und der Handlungsbedarf dargelegt.

BEIM GRUNDSTUDIUM DER STUDIERENDEN FEHLT DER

PRAXISBEZUG

Durch die individuelle Modulbelegung kam es wohl zu Situatio-nen, wo die Studierenden noch über fast keine didaktischen Vorkenntnisse verfügten und die Praxislehrperson ungenügend darüber informiert war. Dies lieferte Frustpotenzial auf beiden Seiten. Offensichtlich wurde dieser strukturelle Mangel von der PH-Leitung erkannt und es bestehen Pläne, im Grundstudium gewisse notwendige Module vorzugeben. Dies soll voraussicht-lich ab Herbst 2017 so organisiert sein.

PRAXISAUSBILDUNG IST ZU KURZ

Zur Dauer der Praxisausbildung hört die FSS sehr unterschied-liche Rückmeldungen. Einige Studierende äussern sich zufrieden mit der Menge der Praxisausbildung. Dies deckt sich mit den Resultaten der Gesamtevaluation der Berufspraktischen Studien. Die Evaluation wird von der PH alle drei Jahre durchgeführt, letztmals im Frühjahr 2014. Hier äusserte sich die grosse Mehr-heit der Studierenden sehr zufrieden mit der Dauer der berufs-praktischen Ausbildungsteile. Nichtsdestotrotz gilt es, hier ge-nau hinzuschauen und im ständigen Austausch mit den Mitglie-dern sowie mit der Leitung der PH zu sein.

VERKNÜPFUNG FACHDIDAKTIK–UNTERRICHTSPRAXIS

FAST VOLLSTÄNDIG VERSCHWUNDEN

Die FSS vertritt die Haltung, dass die Studierenden in ihren be-rufspraktischen Ausbildungsteilen durch Dozierende mit ent-sprechender praktischer Erfahrung betreut werden sollen. Hier verspricht die PH-Leitung, Praxislehrpersonen wieder vermehrt als Dozierende an die PH zu holen, und wird voraussichtlich eine Weiterbildungsmöglichkeit für Praxislehrpersonen zu Lei-tenden von Reflexionsseminaren bereitstellen. Die vier Lehrper-sonenverbände der Trägerkantone der PH begrüssen diese Ver-änderungen und werden sie kritisch begleiten.

PANNENANFÄLLIGE KOMMUNIKATION GEGENÜBER

PRAXISLEHRPERSONEN

Aufgrund der zahlreichen negativen Rückmeldungen der vier Lehrerverbände hat die PH-Leitung personelle Wechsel vorge-nommen, so zum Beispiel beim Institut für Vorschul- und Un-terstufe. Seither sind hier die negativen Rückmeldungen deutlich zurückgegangen. Nun werden die Lehrpersonenverbände darauf achten, dass die Situation auch an den anderen Instituten ähn-lich positiv erlebt wird. Auch hier hat sich die grosse Mehrheit der Praxislehrpersonen in der oben schon erwähnten Gesamt-evaluation der PH sehr positiv über die Zusammenarbeit mit den Leitenden der Reflexionsseminare geäussert.

ZU TIEFES SALÄR FÜR PRAXISLEHRPERSONEN UND

FEHLENDE ANERKENNUNG

In den Umfragewerten der Befragung der Praxislehrpersonen am IVU im April 2014 kam dies so nicht zum Ausdruck. Über 65 % der Befragten sind mit der finanziellen Honorierung zufrie-den, 15 % sind unzufrieden und 20 % haben sich dazu nicht ge-äussert. Trotz dieser Befragungsergebnisse wird die FSS hier ihr Augenmerk weiterhin darauflegen und gegebenenfalls Forderun-gen stellen.

ASSESSMENT IST FÜR ALLE

Ein Assessment ist für alle Studierenden sinnvoll, nicht nur für Quereinsteigende. Laut Aussagen der PH-Leitung ist vorgesehen, ab Herbst 2017 für alle Studierenden ein Assessment durchzu-führen.

Page 41: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

41

PILOTPROJEKT PARTNERSCHULEN

Sehr Vielversprechendes hört man vom Pilotprojekt Partner-schulen für Professionsentwicklung, welches seit 2012 in allen vier Trägerkantonen auf allen Schulstufen durchgeführt wird. In Basel-Stadt werden sich ab kommendem Schuljahr voraussicht-lich vier Schulstandorte daran beteiligen. Die Rahmenbedingun-gen für diese Konzepte wie Zeit, Besoldung, Aufgaben, Weiter-bildung und Zusammenarbeit müssen derzeit noch genau defi-niert werden. Im Herbst 2015 werden die Evaluationsergebnisse der ersten Pilote vorliegen. Die Lehrpersonenverbände sind mit der PH-Leitung und der Bildungsverwaltung der vier Kantone im Gespräch und werden ihre Bedürfnisse anbringen.

KONTAKTGESPRÄCHE

Wie aus obigem Text sicher ersichtlich wurde, sind die Lehrper-sonenverbände der vier Trägerkantone der PH FHNW, Aargau, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt in einem engen Austausch untereinander und mit der PH-Leitung sowie den vier Bildungsdepartementen. In regelmässigen Gesprächen werden gegenseitige Erfahrungen und Standpunkte ausgetauscht, und etliche der oben erwähnten Anpassungen entstammen aus die-sen Treffen.

POSITIONIERUNG DES LCH

Der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer befasst sich natürlich auf nationaler Ebene mit der Situation der Pra-xisausbildung für Lehrpersonen im Grundstudium. Ansprech-partner sind hier zum Beispiel die Eidgenössische Erziehungsdi-rektorenkonferenz der EDK und die Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen cohep. Aktuell werden die nächsten Schritte mit den Kantonalverbänden der Lehrpersonen abgesprochen und können darum hier noch nicht offengelegt werden. Klar ist, dass auch der LCH bei diesem für die Berufsbildung der angehenden Lehrpersonen entscheiden-den Thema an vorderster Stelle mitredet.

FAZIT

Die Freiwillige Schulsynode Basel-Stadt engagiert sich zusam-men mit ihren Partnern in hohem Masse für eine gute Berufs-ausbildung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer. In den regel-mässigen Absprachen mit der PH FHNW konnten zuletzt kon-tinuierlich Fortschritte erzielt werden. Um diese zu sichern und weiter voranzutreiben, wird auch in Zukunft von Seiten der FSS eine hohe Aufmerksamkeit und stetige Präsenz gefordert sein.

Tagesschulen BACHTELEN Dornach

Wir wollen mit Ihnen eine herausfordernde Aufgabe anpacken, eine gute Schule aufbauen und weiter­entwickeln.

Auf das Schuljahr 2015/2016 werden im Auftrag des Kanton Solothurn die Schulabteilungen Tages­sonderschulklassen und Integrationsklassen Regel­schule (Regionale Kleinklassen, Teilstart ab März 2015) aufgebaut.

Wir suchen Standortleitung, Heilpädagogen, Lehrpersonen, Sozialpädagoginnen und Prak-tikanten, welche sich darauf freuen, Herausfor de­rungen anzunehmen, günstige Bedingungen für die Schüler innen und Schüler zu schaffen, Belastungen und Entscheidungen gemeinsam zu tragen.

Wenn Sie interessiert sind, nehmen Sie mit uns Kontakt auf:Bachtelen Sonderpädagogisches Zentrum Grenchen www.bachtelen.ch Ch. Koch, Leiter Koordination und EntwicklungTel. 032 654 85 11 E­Mail: [email protected]

Certificate of Advanced Studies (CAS)Master of Advanced Studies (MAS), EDK-anerkannt

Integrative Begabungs- und Begabtenförderung Die Lehrgänge vermitteln Kompetenzen zum Entdecken und gezielten Fördern von Begabungen: Unterricht auf indivi- duelle Lernvoraussetzungen ausrichten und Förderprogramme für besonders Leistungsfähige in Schulen aufbauen und leiten. Die vermittelten Konzepte sind in der Praxis entwickelt und be-währt sowie lerntheoretisch begründet.

Info-Veranstaltungen• Dienstag, 13.1.2015,

18.00–19.30 Uhr PZ.BS, Claragraben 121, Basel

• Dienstag, 21.4.2015, 18.30–20.00 Uhr PH FHNW, Kasernenstrasse 31, Liestal

www.fhnw.ch/ph/iwb/mas-ibbf

Page 42: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

42

BERICHT AUS DEM GROSSEN RATIn der Oktobersitzung stand mit dem Schulgesetz ein

wichtiges Geschäft auf der Traktandenliste des Grossen

Rates. In ganzer Länge lautet der Titel des Geschäfts

« Ratschlag zur Änderung des Schulgesetzes betreffend

Nachvollzug der Reorganisation im Erziehungsdeparte-

ment, personalrechtliche Anpassungen, Fachgruppen

und Fachkonferenzen, Privatschulen, HSK-Unterricht und

Privatunterricht, Unterstützungsangebote sowie weitere

Anpassungen ».

Soweit es um Anpassungen an neue Benennungen und Abläufe ging, stellte die Vorlage kein Problem dar. Die neuen Bezeich-nungen wurden eingefügt. Das grosse Problem der Vorlage ist, dass sie formelle und materielle Neuerungen vermischt : Neben den formellen Anpassungen an neue Bezeichnungen und Ähn-liches bringt das neue Schulgesetz materiell eine Stärkung der Privatschulen. Diese Änderung ist von grosser Bedeutung, ging aber sozusagen unter in der Flut von erweiterten, eingefügten, ergänzten und veränderten Artikeln, die hier dem Parlament vorgelegt wurden. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass der Rat – fast – alles, was man ihm vorlegte, « durchwinkte ». Es geht um folgende Neuerungen : Die Bewilligung für eine Privatschule muss nur noch vom Departement, nicht mehr vom Regierungsrat genehmigt werden (§ 130 Abs. 1). Der Erziehungs-rat wird im Unterschied zu früher nur noch angehört. Weiter müssen die Lehrpersonen an Privatschulen nur « in der Mehr-heit » ein Diplom haben, das von der EDK anerkannt ist oder dem staatlichen Diplom entspricht (§ 131 Abs. 1, lit. j). Das heisst, 49 Prozent können auch ohne ein solches Diplom unterrichten. Die neuen Bestimmungen lassen die Vermutung aufkommen, der Gesetzgeber wolle, dass es möglichst einfach sein soll, paral-lel zu den öffentlichen Schulen ein alternatives Bildungsangebot anzubieten. Zur Stärkung der « guten öffentlichen Schule » tragen diese Neuerungen kaum bei. Sie sind dem Parlament vorgeschla-gen worden mit Blick auf eine internationale bildungsnahe Kli-entel, die ihre Kinder in ausserhalb der Basler Schullandschaft stehenden Schulen unterrichten lassen möchte und dafür teures Geld zu bezahlen bereit ist. Dies ist deshalb zu bedauern, weil

eine solche Entwicklung der Segregation anstatt der Integration der bildungsnahen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit interna-tionalem Hintergrund Vorschub leistet. Die SP stellte den Antrag, in § 131 Abs. 1, nach lit. b folgende neue lit. c einzufügen : « Die Privatschule ist dem Gemeinwohl verpflichtet und verwendet allfällige Gewinne zweckgebunden für die Institution. » Dieser Antrag wurde mit 50 zu 41 Stimmen verworfen. Der Erziehungsdirektor hat sich gegen einen solchen Passus gewehrt und die bürgerlichen Parlamentsmitglieder sind ihm gefolgt. Offenbar soll mit Bildung Geld gemacht werden können. Bildungsanbietern, die beispielsweise als Aktiengesell-schaft organisiert sind, ist es ohne einen solchen einschränken-den Zusatz eher möglich, das « Produkt Bildung » profitorientiert anzubieten. Würde man mit den Neuerungen für Privatschulen ideell ausgerichtete Schulen begünstigen wollen, so würde sicher nichts dagegen sprechen, « allfällige Gewinne » wieder der Schu-le selbst zugutekommen zu lassen ! Neu ist die Nennung der HSK-Kurse in § 134b. Diesen Kursen wird durch die Erwähnung in einem eigenem Gesetzesartikel eine angemessene Bedeutung gegeben. Es ist die richtige Nach-vollziehung des gelebten Alltags. Abgewichen ist das Parlament von der Vorlage in der Frage, ob auch auf der Primarstufe Fach-konferenzen obligatorisch eingerichtet werden müssen (§ 120 Abs. 1). Diese sind nun nicht obligatorisch. In § 131 Abs. 1, lit. g wurde auf Antrag des Grünen Bündnisses eine Ergänzung über eine Unterstützung durch den Kanton im Bereich des besonde-ren Bildungsbedarfs aufgenommen, sodass der Artikel lautet : « Die Privatschule gewährleistet, dass für alle Schülerinnen und Schüler, die möglicherweise einen besonderen Bildungsbedarf haben, in ausreichender Form der Förderbedarf festgestellt wird. Sie werden dabei vom Kanton unterstützt. » Das veränderte Schulgesetz wurde vom Rat mit 76 Ja gegen 2 Nein bei 16 Enthaltungen angenommen.

Sibylle Benz

Audioprotokoll : http ://protokolle.grosserrat-basel.ch (> Sitzung 22.10.2014 > Geschäft Nr. 22)

Page 43: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Freiwillige Schulsynode

43

FSS-MITTEILUNGENFSS-PENSIONIERTE

Mittwoch, 10. Dezember 2014GV UND JAHRESABSCHLUSSESSEN

Restaurant L’Esprit, Laufenstrasse 44, 4053 Basel, Beginn um 17 Uhr ; Anmeldung an Elly Gersbach, 061 302 31 96 oder [email protected]

Mittwoch, 14. Januar 2015CASPAR WOLF – ALPINE LANDSCHAFTEN

(FÜHRUNG IM KUNSTMUSEUM BASEL)

Das Kunstmuseum zeigt Alpine Landschaften jenseits barocker Idylle. Der Schweizer Maler (1735–1783) ist einer der bedeutendsten Vorläufer der europäischen Romantik ; Ausstellung mit Werken von Künstlern, die ihn beeinflusst haben. Besammlung : 14.45 Uhr – im Innenhof des Kunstmuseums Führung : 15 bis ca. 16.30 Uhr Kosten : CHF 20 pro Person Besonderes : Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen limitiert. Der Museumspass ist bei Führungen ungültig ! Anmeldung : Bis spätestens Samstag, 10. Januar 2015, schriftlich, telefonisch oder per E-Mail an René Tanner, Baiergasse 21, 4126 Bettingen, 061 601 87 57, [email protected]

Das neue Veranstaltungsprogramm für die FSS-Pensionierten ist Anfang Dezember 2014 erschienen. Mehr Informationen unter www.fss-bs.ch/pensionierte

Musik vermitteln!

Bachelor of Arts in Musik und Bewegung(Vertiefung Elementare Musikpädagogik)Studiengangsleiter: Heinz Fü[email protected], Telefon 061 264 57 51

Bachelor of Arts in Musik – Schulmusik I(in Verbindung mit einem zweiten Fach an der Universität Basel)

Bachelor of Arts in Musik – Schulmusik II

Master of Arts in Musikpädagogik – Schulmusik IIStudiengangsleiter: Prof. Beat [email protected], Telefon 061 264 57 36

Informationstag für Studieninteressierte: 15. Januar 2015

Anmeldeschluss Studienjahr 2015/16: 27. Februar 2015Aufnahmeprüfungen: März/April 2015

Fachhochschule NordwestschweizMusik-Akademie BaselHochschule für MusikMusik und BewegungPostfach4009 Basel

Weitere Informationen: www.fhnw.ch/musikhochschulen/ hochschule-fuer-musik

Page 44: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote: Pädagogisches Zentrum PZ.BS44

NEUES AUS DER PZ.BS-BIBLIOTHEK

ÜBERGANG SCHULE–BERUFSBILDUNGSeit Jahren ist die Abbruchquote in der Berufsbildung

auf einem zu hohen Niveau. Bei den Betrieben verursacht

ein Ausbildungsabbruch oft nicht nur wirtschaftlichen

Schaden, sondern auch eine abnehmende Ausbildungsbe-

reitschaft. Für Jugendliche stellt eine Lehrvertragsauflö-

sung das grösste Risiko dar, ohne Ausbildungsabschluss

zu bleiben. Präventive Ansätze sind daher gefragt.

Zu Beginn einer beruflichen Ausbildung sind junge Menschen mit zahlreichen neuen Herausforderungen konfrontiert. Nicht alle meistern diese Klippen ohne Schwierigkeiten. Das Buch « Gemeinsam zum Erfolg » zeigt, wie eine systematische Früh-erfassung in den ersten Monaten einer Berufslehre verhindern kann, dass Passungsprobleme allzu lange schwelen. Abbruch-tendenzen können somit frühzeitig erkannt werden. Nach einem einführenden Überblick zu den Voraussetzun-gen des Übergangs in die nachobligatorische Ausbildung wer-den in den weiteren Kapiteln Ziele und Instrumente der Früh-erfassung, der Klassen- und Einzeldiagnostik und schliesslich die Möglichkeiten gezielter Förderung beschrieben. Dabei wird insbesondere deutlich, welche Massnahmen an allen drei Lernorten (Lehrbetrieb, Berufsfachschule und überbetriebli-

che Kurse) getroffen werden müssen, um möglichst allen Ler-nenden zu einem erfolgreichen beruflichen Abschluss zu ver-helfen. Die Geschichte der heute 24-jährigen Anna begleitet durch das Buch. Eindrücklich beschreibt sie, wie anspruchsvoll der Prozess der Berufswahl und der Lehrstellensuche für Lernende aus Klassen der Sekundarstufe I mit tiefem Anforderungsni-veau sein kann. Sie hat den Eintritt ins Berufsleben in der Zwi-schenzeit geschafft und spiegelt am realen Beispiel die Praxis-tauglichkeit dieses Buches wider. Das vorliegende Buch stellt nicht nur den Hauptakteurin-nen und -akteuren in der Berufsbildung eine gut fundierte und wertvolle Hilfestellung zur Verfügung, sondern ermöglicht einen praxisorientierten Einblick in den komplexen Über-gangsprozess vom schulischen Alltag zum Arbeitsalltag im Lehrbetrieb.Urs Thiede Grassi, Andreas, et al. : Gemeinsam zum Erfolg. Früherfassung und Förderung in der beruflichen Grundbildung durch gelebte Lernortkooperation. Bern, hep, 2014, 187 S., CHF 39.90, ISBN : 978-3-0355-0090-5 ; PZB P 2.2.4 23

LEHRE VERSUS MATURITÄTJeder vierte Mensch unter 25 Jahren in der EU, der sich nicht gerade in einem Studium befindet, ist arbeitslos. Es gibt keine grössere Demütigung eines jungen Menschen als das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Viele, die im Arbeitsmarkt nicht unterkommen, haben eine gute Bildung, oft eine Hochschul-bildung. Doch sie verfügen über eine Ausbildung, die nicht ge-braucht wird. Inzwischen bedroht der Trend zur Akademisie-rung auch die Ausbildung in der Schweiz. Die Berufslehre und ihre Weiterbildungsmöglichkeiten sind kaum bekannt und zu wenig anerkannt. Daher drängen viele Kinder in die Gymna-sien. Der bekannte Ökonom und Bildungspolitiker Rudolf H. Strahm erachtet diese Entwicklung als fatalen Irrweg. In sei-nem neuen Buch beschreibt er die Fallstricke einer arbeits-marktfernen, akademischen Ausbildung. In seiner gewohnt prägnanten und fundierten Art zeigt er, dass die Berufsbildung bezüglich Arbeitsmarktfähigkeit und Qualitätsarbeit der aka-demischen Ausbildung überlegen ist und dass es sich lohnt, die Berufsbildung zu pflegen und zu fördern. Urs ThiedeStrahm, Rudolf H. : Die Akademisierungsfalle. Warum nicht alle an die Uni müssen und warum die Berufslehre top ist. Mit Berufsbiografien von Rahel Eckert-Stauber. Bern, hep, 2014, 235 S., CHF 34, ISBN 978-3-0355-0017-2 ; PZB Bf 1 12

Page 45: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

45

STRESSPRÄVENTION Wer als Lehrperson arbeitet, ist aufgrund der vielfältigen An-forderungen besonders gefährdet, unter chronischem Berufs-stress zu leiden. AGIL ist ein Präventionsprogramm, das spezi-ell für Lehrerinnen und Lehrer entwickelt und in Deutschland bereits eingesetzt und evaluiert worden ist. Es ist modular auf-gebaut und basiert auf therapeutischer Gruppenarbeit. Es seien vor allem die chronische Überbelastung und die fehlende Er-holung, welche Lehrpersonen ausbrennen lassen. Um gesund zu bleiben oder zu werden, muss deshalb gelernt werden, wie Stress entsteht und welche Gedanken stressverstärkend und beschleunigend wirken. Praktische Tipps helfen, den Kreis-lauf des Grübelns zu unterbrechen, und das « Möglichkeiten-Modul » unterstützt beim Finden handlungsorientierter Lö-sungen von Problemsituationen im Schulalltag. Den Abschluss bildet das Finden von Erholungsstrategien und somit die Her-stellung einer ausgeglichenen Energiebilanz. Die DVD zeigt, wie mit einer Gruppe Lehrpersonen gearbeitet wird, und ist eher für Kursleitungen geeignet. Für interessierte Lehrperso-nen verschiedener Schulstufen empfiehlt sich das dazugehöri-ge Buch « Herausforderung Lehrergesundheit » (PZB P 1.9.1 83) mit praktischen Anleitungen, Arbeitsblättern und Übungen. Annette RüschAGIL – Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf. Die Module in praktischer Anwendung. Stuttgart, Schattauer, 2014, 1 DVD-Video, ISBN 978-3-7945-5201-6, PZB AV 45086

LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNGDer Journalistin und Filmemacherin Marie-Monique Robin, durch ihren Dokumentarfilm « Monsanto, mit Gift und Ge-nen » bekannt, gelingt es mit dieser Produktion aufzuzeigen, wie eine Agrarökologie ganz ohne Gifteinsatz funktionieren kann. Wenn ein Bauer in Harmonie mit den Lebensprozessen seine Felder bestellt, dankt ihm die Erde das auf die Dauer mit einem wesentlich grösseren Ertrag und der Gesundheit des Bo-dens. Zurzeit leidet ein Sechstel der Erdbevölkerung an Unter-ernährung. Das muss nicht sein, wie Robin mit ihrer höchst bemerkenswerten Dokumentation aufzeigt. Auf ihrer Weltrei-se durch vier Kontinente hat sie verschiedene bäuerliche, agrar-ökologisch vorbildlich arbeitende Betriebe besucht und Inter-views mit Bauern, Mitarbeitenden internationaler Hilfsorga-nisationen sowie Fachleuten aus der Wissenschaft geführt, die sich für eine nachhaltige, umweltverträgliche und Ressourcen schonende Landwirtschaft einsetzen und Perspektiven aufzei-gen, um in Zukunft eine weltweite Ernährungssicherheit von neun Milliarden Menschen gewährleisten zu können – obwohl die Chemiegrosskonzerne das Gegenteil behaupten. Voraus-setzung dafür ist allerdings, dass den Bauern wieder eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft zukommt. Karin RohrerDie Zukunft pflanzen. Wie können wir die Welt ernähren ? Ein Film von Marie-Monique Robin. Berlin, Absolut Medien, 2012, 1 DVD-Video ; ISBN 978-3-8488-4002-1, PZB AV 43843

UNTERRICHTSGESTALTUNGSivasailam Thiagarajan, Moderator von Schulungen in Insti-tutionen, will die Teilnehmenden in Aktivitäten verwickeln. Diese sind niemals Selbstzweck, sondern verfolgen konkrete Erkenntnisziele : Sie sollen vor allem die Kommunikation unter den Teilnehmenden und die Reflexion über eigene Verhaltens-weisen anregen. Auch wenn die Methoden eher für Seminare in Unternehmen entwickelt wurden, lassen sich etliche Anre-gungen für die Gestaltung von Schul- und Hochschulunter-richt entnehmen. Lediglich hinsichtlich des « interkulturellen und politischen Lernens » verspricht der Titel zu viel. Das Er-stellen einer Länder-Matrix, in der Unterschiede und Gemein-samkeiten europäischer Länder zusammengetragen werden, sind durchaus gefällige, fachlich aber nicht ausreichend fun-dierte Szenarien für den politischen Unterricht.Jan HodelThiagarajan, Sivasailam ; van den Bergh, Samuel : Interaktive Trainingsmethoden. Thiagis Aktivitäten für berufliches, interkulturelles und politisches Lernen in Gruppen. Schwalbach, Wochenschau Verlag, 2014, 318 S., CHF 40.90, ISBN 978-3-89974-989-2 ; PZB P 3.5.1 42

BIBLIOTHEK DES PZ.BSBinningerstrasse 6, 4051 Basel (an der Heuwaage) ;Öffnungszeiten : Montag bis Freitag, 10 bis 17.30 Uhr ; Weihnachtsferien : geschlossen vom Mo, 22.12.2014, bis Sa, 3.1.2015 ; ab Mo, 5. Januar, wieder geöffnet ; weitere Rezensionen sowie Filmbeschreibungen unter www.pz.bs.ch/bibliothek

Page 46: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote: Pädagogisches Zentrum PZ.BS

46

EINE STIMMLOSE MODERATORIN UND SCHLAFENDE RIESENWERKSTATT-TAG DES NETZWERKS SCHULENTWICKLUNG WAR DEM BEURTEILEN VON KOMPETENZEN IN TEAMS GEWIDMET

Von Peter Wittwer

Der Aufbau einer schulischen Beurteilungskultur, die die

einzelne Lehrperson unterstützt und entlastet, ist eine der

grossen Herausforderungen bei der Einführung des

kompetenzorientierten Lehrplans 21. Der Werkstatt-Tag des

Netzwerks Schulentwicklung lieferte praxisnahe Denkan-

stösse zum Beurteilen im Spannungsfeld von Förderung

und Selektion. Die Veranstaltung zeigte Wege auf, wie

Fachgruppen zu pädagogischen Lerngemeinschaften

werden können, in denen Unterricht kompetenzorientiert

weiterentwickelt wird.

Wie können Kompetenzen nicht nur gefördert, sondern auch ge-recht beurteilt werden : Diese Frage brennt offensichtlich vielen Pädagoginnen und Pädagogen, die an den Basler Schulen Ver-antwortung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung tragen, unter den Nägeln : Der alljährliche Werkstatt-Tag des Netzwerks Schulentwicklung zu diesem Thema, zu dem Alexandra Guski als Leiterin Schulentwicklung/Schulführung im November ins PZ.BS geladen hatte, war dieses Mal jedenfalls bis auf den letzten Platz ausgebucht. Umso ärgerlicher für Guski war es, dass ihre Stimme zuvor beim Dauereinsatz am Forum Weiterbildung der Didacta auf der der Strecke geblieben war und sie nach einer stummen Begrüssung aller Teilnehmenden per Händedruck dieModeration der Tagung ihrer Mitarbeiterin Karin Joachim über-lassen musste.

GEMEINSAM EINE BEURTEILUNGSKULTUR AUFBAUEN

Zur Einführung in die zwei Impulsreferate und die anschliessen-den sechs Gruppengespräche in sechs Ateliers strich Karin Joa-chim die zentrale Rolle der Fachgruppen und (pädagogischen) Teams bei der Einführung kompetenzorientierter Unterrichts-formen hervor. Ganz besonders gefragt ist Teamwork bei der ge-meinsamen Unterrichtsentwicklung und der « anspruchsvollen und mit Widersprüchen behafteten » Aufgabe des Beurteilens. Mit der Einführung des neuen Lehrplans gilt es an jeder Schu-le, eine Beurteilungskultur aufzubauen, damit Lehrpersonen beim Beurteilen nicht allein gelassen sind und Selektionsent-scheide im Team reflektiert werden können. Ziel der Tagung sei es, anhand von « Good practice »-Beispielen aufzuzeigen, wie ei-ne Schulleitung einen solchen Prozess konkret in Gang setzen kann und welche Rolle die Fachschaften dabei übernehmen kön-nen, sagte Joachim.

BEURTEILEN IST WICHTIG FÜR LERNERFOLG

Regina Haller zeigte in ihrem Impulsreferat, welchen Weg sie als Leiterin der Stadtzürcher Schule «Im Birch » gegangen ist, um zusammen mit dem Kollegium eine kompetenzorientierte und von allen akzeptierte Beurteilungskultur zu entwickeln. Nach dem Motto « Wir machen das, was wir müssen – und – wir ma-chen es so, wie wir wollen » habe sie versucht, einen verbind- lichen Orientierungsrahmen zu schaffen, der es Lehrpersonen erlaubt, individuell Lernbeziehungen zu gestalten. Es gehe beim Beurteilen nicht nur darum, das Verhalten und die Leistung der Schülerinnen und Schüler anhand von Normen zu überprüfen. Ebenso wichtig sei es auch, dafür zu sorgen, dass die Beurteilungsentscheide breit akzeptiert werden, sagte Haller. Dazu braucht es unter anderem eine positive Fehlerkultur (« Feh-ler sind unsere Freunde »), die Bereitschaft zur Transparenz, bei-spielsweise über eine Elternbroschüre, in der die Minimalstan-dards für das Beurteilen an einer Schule festgelegt sind, und kon-tinuierliche Rückmeldungen an die Lernenden, die gemäss der Hattie-Studie eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg haben.

Kompetenzen fördern und auch gerecht beurteilen : In dieses Thema haben sich Pädagoginnen und Pädagogen am diesjährigen Werkstatt-Tag des Netzwerks Schulentwicklung vertieft. Foto : Stephanie Lori

Page 47: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote: Pädagogisches Zentrum PZ.BS

47

KOMPETENZEN MÜSSEN ERLEBT WERDEN

Anknüpfend an die praxisnahen Ausführungen der Zürcher Schulleiterin ging Udo Klinger, stellvertretender Direktor des Pädagogischen Landesinstitutes Rheinland-Pfalz, in seinem Re-ferat auf die Rolle ein, die Fachgruppen oder Fachschaften bei der kooperativen Unterrichtsentwicklung spielen können. Den Fachschaften, die Klinger in Anspielung auf ein Zitat von Hans Günter Rolff als « schlafende Riesen » bezeichnete, komme die Aufgabe zu, ein gemeinsames Verständnis von den Kompetenzen zu entwickeln, die in einem Fach, aber auch fachübergreifend anzustreben sind. Für die Konkretisierung der im Lehrplan vorgegebenen Ziele im Unterricht in schulspezifischen Curricula und Kompetenz-rastern müsse aber genügend Zeit eingeräumt werden, mahnte Klinger. Mit humorvollen Cartoons und treffenden Beispielen animierte er die Teilnehmenden, in diesem Prozess wo immer möglich Bezüge zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler herzustellen und Kompetenzen erlebbar zu machen.

MEHRWERT VON TEAMWORK MUSS SPÜRBAR WERDEN

Mit diesen Impulsen war der Grundstein für die Diskussion in sechs Ateliers gelegt, die sich aus unterschiedlichen Blickwin-keln der Frage widmeten, wie eine gemeinsame Sprache und Hal-tung zur kompetenzorientierten Förderung und Beurteilung er-arbeitet werden kann. Grosse Einigkeit herrschte, dass es für eine präzise Beurteilung kompetenzorientierte Unterrichtsarrange-ments und Aufgabenstellungen braucht, die auf der Basis des bereits vorhandenen grossen Wissens im Team gemeinsam ent-wickelt werden müssen. Bei der Präsentation der Erkenntnisse aus den einzelnen Ate-liers wurde aber immer wieder betont, dass für die Teamarbeit der Mehrwert und die Sinnhaftigkeit derselben herausgearbeitet und spürbar werden müssten. Für eine wirkungsvolle Arbeit im Team ist es zudem entscheidend, dass die Leitung der Teams und der Rahmen dafür an jeder Schule geklärt ist und die Teament-wicklung in die gesamte Organisationsentwicklung der Schule eingebettet ist.

Weitere Informationen zum Netzwerk Schulentwicklung und zum Werkstatt-Tag : www.schulqualitaet.bs.ch (> Veranstaltungen > Werkstatt-Tag).

PZ.BS AKTUELL KURSE MIT FREIEN PLÄTZEN

EXPERIMENTIEREN MIT H2O & CO (15-34-23)

Kursteilnehmende lernen praxistaugliche Experimente zu Was-ser, Stärke und Luft kennen und erhalten kostenlos die NaWi-Kisten mit Material, Versuchsanleitungen und Unterrichtsvor-schlägen. Der Kurs eignet sich sehr für Teams interessierter Lehrpersonen aus einer Schule.Mi, 11.3./4.11. 2015, Christa Bauer

SPORTUNTERRICHT AUF DER PRIMARSTUFE :

NACHQUALIFIKATION BS (15-37-01)

Lehrpersonen, die nie oder lange nicht mehr Sport auf der Pri-marstufe unterrichtet haben, erhalten theoretischen und praxis-nahen Input zum Planen, Durchführen und Auswerten ihres Sportunterrichts.ab Mi, 7.1.2015, sieben Termine, Andy Gasser

MEINE STIMME KLINGT (15-21-08)

Die Teilnehmenden lernen, wie man eine gesunde und tragfähi-ge Stimme im Unterricht pflegt und wie sie durch stimmliche Sicherheit verständlich und variantenreich sprechen können.Ab Mo, 2.3., vier Termine, Barbara Gertsch-Enz und Doris Hintermann

GEOGRAFIE KOMPETENZORIENTIERT

UNTERRICHTEN – UND WIE ? (15-33-06)

Auf Basis der aktuellen Lehrmittel und des Lehrplans 21 werden Lehr- und Lernaufgaben für den Geografieunterricht auf der Sekundarstufe I entwickelt.3.3./17.3.2015, Peter Gloor

Detaillierte Informationen und Online-Anmeldungen unter www.kurse-pz.bs.ch

Page 48: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

48

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote : Schule & Theater

DIE SPIESSIGE KUH ROSMARIEMORGENVORSTELLUNGEN FÜR SCHULEN IM FÖRNBACHER THEATER

Schön könnte es sein auf dem kleinen Bauernhof. Alle wären zufrieden und eigentlich bestens ge-launt. Wenn nur die Kuh Rosmarie nicht wäre. Die hat immer dann zu nörgeln, wenn es gerade am schönsten ist : Das Huhn soll sich bitte nicht immer so laut freuen, wenn ein Ei gelegt wird. Das Schwein soll den Dreck meiden und der Bauer beim Zähneputzen nicht nur auf der Bürste herumkauen. Der Bauer ist eigentlich ein friedliebender Mensch, doch eines Tages ergreift er die Kuh Rosmarie beim Strick und bringt sie zum Flughafen … Das Stück « Die Kuh Rosmarie » von Andri Beyeler ist ein Gleichnis von einem Spiesser, in diesem Fall eine Kuh, die durch ihre Intole-ranz ihre Mitbewohnenden nervt.Schulvorstellungen für Primar- und OS-Klassen : Fr, 12.12.14, und Mi, 14.1.15, jeweils 10.30 Uhr im Förnbacher Theater im Badischen Bahnhof ; CHF 6 pro Kind ; weitere Informationen : www.foernbacher.ch, Reservation : 061 361 90 33 oder [email protected]

STARKE STÜCKE FÜR ALLEEine schöne Geste : Zu seinem 40. Geburtstag ermöglichte das Vorstadttheater im Sommer mit seinem Festival « Schule zeigt Theater » zehn Klassen, ihre selbst erarbeiteten Stücke auf einer « richtigen » Theaterbühne zu zeigen. Ein grosser Erfolg für alle Beteiligten ! Und dann ging das Feiern richtig los : Im Oktober hatte die klangsatte Eigenproduktion « Kopf hoch, tanzen ! » Pre-miere und Mitte November stieg die grosse Jubiläumsfete im Haus an der St. Alban-Vorstadt. Das Team um Britta Graf und Matthias Grupp setzt auf Auf-führungen, die kindliche und erwachsene Zuschauer gleicher-massen ansprechen, und sinnlich, rasant, musikalisch und mit ziemlich schrägem Witz daherkommen. Die grossen jährlichen Eigenproduktionen touren erfolgreich durch halb Europa (be-sonders gut gebucht sind etwa « Bambi » und nach wie vor « Frau

Kägis Nachtmusik », das wunderbare Solo der Haus-Schauspie-lerin Gina Durler). Und wenn das Team unterwegs ist, wird das Haus mit Gastspielen belebt. Das Vorstadttheater Basel wurde 1974 von Gerd Imbsweiler und Ruth Oswald gegründet, die gemeinsam die deutschspra-chige Kinder- und Jugendtheaterlandschaft über 30 Jahre lang geprägt haben. Bekannt wurde das Kleintheater zunächst unter dem Namen « Theater Spilkischte », 1999 wurde der Name in « Vorstadttheater Basel » geändert. Dem Anspruch, Theaterstücke für alle Generationen zu ma-chen, bleibt das Vorstadttheater bis heute treu. Wir freuen uns auf weitere starke Stücke für alle !

Jakob Meyer, Präsident AG Schule und Theater

DER KOMBINIERTE GUTSCHEINNEUERUNG BEIM VERGÜNSTIGTEN THEATERBESUCH FÜR SCHULEN

Im September-Schulblatt wurden von Jakob Meyer die verschiedenen Vergünstigungen vorgestellt, die das Theater den Basler Schulklassen bietet. Dabei wurde auch auf die Bezugskarten (mit der Bezeichnung JUGENDPLUS 15) hingewiesen, die den Besuch eines Schauspiels auf der Grossen Bühne oder einer Aufführung auf der Kleinen Bühne bzw. im Schauspielhaus für 10 Franken er-möglicht. Das Basler Theater hat diesen Gutschein nun in einer Nacht- und Nebelaktion aus sei-nem Gutscheinsortiment gestrichen. Der vergünstigte Schauspielbesuch bleibt deswegen jedoch nicht auf der Strecke : Neu ist, dass die bisherigen Gutscheine für musikalische Aufführungen (Kartenbezeichnung JUGENDPLUS 38/39) ab sofort auch für Schauspielaufführungen gültig sind. Der Eintrittspreis dafür beträgt wie bisher 10 Franken. Diese Gutscheine berechtigen jedoch auch weiterhin zum Bezug von Karten für musikalische Aufführungen auf der Grossen Bühne zum Preis von 20 Franken.Die Bezugskarten für KidsPLUS 34 und JugendPLUS 38/39 können wie bisher mit Angabe der benötigten Anzahl Gutscheine und einer Versandadresse per Mail bei [email protected] oder [email protected] bestellt werden.

Page 49: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

49

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote : Schule & Theater / Museum & Kultur

DIE MACHT DES GELDESWORKSHOPS UND FÜHRUNGEN IM STAPFERHAUS LENZBURG

Wie viel Sackgeld bekommst du von deinen Eltern ? Macht Geld glücklich ? Nimmst du immer das Billigste ? Wer bezahlt deine Handyrechnung ? Was kaufst du dir mit deinem ersten Lohn ? Ant-worten auf solche Fragen liefert die Ausstellung « Geld. Jenseits von Gut und Böse » im Stapferhaus in Lenzburg. Ein Vermittlungsangebot zur Ausstellung, zu dem kurze Einführungen, begleitete Rundgänge und Workshops gehören, ermöglicht Schülerinnen und Schülern eine vertiefte Ausei-nandersetzung mit ihrem persönlichen Verhältnis zu Geld und regt sie an, über die gesellschaft-liche Bedeutung des Geldes nachzudenken. Die Ausstellung motiviert die Kinder und Jugendli-chen, über ihr eigenes Konsumverhalten nachzudenken, und leistet einen Beitrag zu einem ver-antwortungsvollen Umgang mit Geld. Schulangebote und kostenlose Einführungen für Lehrpersonen ; weitere Informationen : www.stapferhaus.ch/schulen, [email protected] oder Telefon 062 888 48 00

KAMERA LÄUFT« film follows form follows form » in Stadtkino und Kunsthalle

Studierende der Schule für Gestaltung Basel präsentieren im Rahmen der « Regionale 15 – form follows form follows form » filmische Beiträge zu den Werken der Künstler Jonas Baumann, And-reas Frick und Gert Handschin. Im Anschluss finden in der Kunsthalle Basel Werkgespräche mit den Künstlern statt. Film : 18.30 Uhr im Stadtkino ; Werkgespräche : 19 Uhr in der Kunsthalle Basel ; 2. Filmscreening : 20.30 Uhr ; Schülerinnen, Schüler und Studierende gratis ; Erwachsene CHF 12 (für Film, Ausstellung, Werkgespräche)

EIN KLEINER GANDHI« STROM » VON JAKOB AARON ESTES IM JUNGEN THEATER BASEL

Obwohl ein Strom eher ruhig dahinfliesst, denken bei diesem Wort viele an Heftiges, Plötzliches. Das neue Stück des Jungen Theaters Basel hat von beidem etwas. Regisseurin Suna Gürler bringt mit einem sechsköpfigen Schauspiel-Ensemble eine neue Fassung des Films « Mean Creek » auf die Bühne. Erzählt wird die Geschichte von Cédric, der alle in seiner Umgebung gegen sich aufbringt. Seine Scherze sind daneben und auch vor körperlichen Übergriffen schreckt er nicht zurück. Be-sonders Sam kommt bei ihm immer wieder drunter. Aber Sam « ist ein kleiner Gandhi ». Er will nicht zurückschlagen : « Dann bin ich ja nicht besser als er. » Aber es muss etwas passieren – findet zumindest Sams grosse Schwester. Gemeinsam mit ihren Freunden wollen sie Cédric einen Denk-zettel verpassen. Am Ende müssen sich die Jugendlichen aber – trotz aller guten Absichten – doch der Frage nach der Konsequenz des eigenen Handelns stellen. Für Jugendliche ab 14 Jahren, CHF 5 pro Person ; Spieldaten im Januar u.a. 7. bis 9. und 14. bis 16.1., 20 Uhr, Junges Theater Basel auf dem Kasernenareal ; weitere Informationen und Reservation : jungestheaterbasel.ch

FÜHRUNG DURCH DAS JÜDISCHE MUSEUM SONDERAUSSTELLUNG « PARTNERSCHAFT UND LIEBE IM JUDENTUM »

Führungen im Jüdischen Museum der Schweiz in Basel sind für Schulklassen kostenlos, auch aus-serhalb der Öffnungszeiten möglich und mit einer anschliessenden Besichtigung der Synagoge der Israelitischen Gemeinde Basel kombinierbar. « Gesucht – gefunden. Partnerschaft und Liebe im Judentum » heisst die Sonderausstellung, die zurzeit im Museum zu sehen ist.Jüdisches Museum der Schweiz, Kornhausgasse 8, www.juedisches-museum.ch, [email protected], 061 261 95 14

Page 50: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

50

Basler Schulblatt 2014 | 12 Angebote : Unterricht & Weiterbildung

« WILD IM SCHNEE »Ein Lehrmittel für Wintersportlager

In Wintersportlagern, in denen Sport und Lagerleben im Zentrum stehen, nehmen die Kinder und Jugendlichen oft nicht wahr, in welch sensibler Landschaft sie sich bewegen. Hier setzt das Lehr-mittel « Wild im Schnee » an, das von der gemeinnützigen Organisation « Mountain Wilderness » in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen entwickelt worden ist. Das Lehrmittel besteht aus 19 Mo-dulen zu Themen wie Lawinen und Sicherheit, Wildtiere und Schutzzonen, Energie und Klima, Tourismus, Lärm und Littering sowie aus zwei Schlussspielen, die der Reflexion des Gelernten die-nen. Es eignet sich für Klassen der drei letzten obligatorischen Schuljahre.Weitere Informationen : www.mountainwilderness.ch/wis

FRAU MÜLLER MUSS WEG !FILMKOMÖDIE IM SCHULMILIEU

Bei dieser Klassenlehrerin schaffen die Kinder die erforderlichen Noten für die gymnasiale Emp-fehlung nie, deshalb sind sich alle einig : Frau Müller muss weg ! Aber die ist nicht bereit, dem Drängen der Eltern nachzugeben. Mit einem Mal brechen bei den doch so perfekten Müttern und Vätern alle Vorbehalte und Ressentiments, Zweifel und Sorgen, Gehässigkeiten und Ängste hervor. Mit seinem neuen Film « Frau Müller muss weg » verwandelt Sönke Wortmann eine Grundschule in eine Kampfarena elterlicher Eitelkeiten – ein bissiger Spass über den ewigen Kampf zwischen Lehrpersonen und Eltern, die für ihre Kinder nur das Beste wollen.Ab 15. Januar 2015 im Kino ; www.movies.ch

HELP-JUGENDPROGRAMMEin Angebot der Schweizerischen Herzstiftung

Das HELP-Jugendprogramm der Schweizerischen Herzstiftung basiert auf der modernen Lebens-rettungsausbildung mit dem Übungskit « MiniAnne » : Anhand einer Puppe und unter Anleitung einer DVD lernen Jugendliche innerhalb von 30 Minuten Grundkenntnisse der Herzdruckmas-sage und Beatmung sowie den Einsatz des automatischen externen Defibrillators. Die Schweize-rische Herzstiftung stellt das Ausbildungskit kostenlos zur Verfügung und unterstützt Lehrper-sonen bei der Ausbildung. Teilnehmende Schulen erhalten das Anerkennungszertifikat « Herz-schule ».Weitere Informationen : www.helpbyswissheart.ch/schulen oder 031 388 80 74

ANDERE SITTEN, ANDERE MENSCHEN ?NCBI-WORKSHOPS FÜR SCHULKLASSEN RUND UM DEN ISLAM

Neben Themen wie Frauenrechte, Kopftuch, Schweinefleisch, Schwimmen und Alkohol sorgt auch der sogenannte ISIS/IS für Spannungen. In halb- oder ganztägigen Workshops « Andere Sitten, andere Menschen ? » für Klassen ab Sekundarstufe I werden Fragestellungen rund um das Thema « Unterschiede » partizipativ aufgegriffen. Nichtmuslimische und muslimische Jugendliche begeg-nen sich in einem sicheren, ungezwungenen Rahmen. Unter anderem werden Fehlinformationen oder Vorurteile gegenüber Musliminnen und Muslimen reflektiert und abgebaut. Das Projekt wird vom Bund mitfinanziert.Weitere Informationen unter www.ncbi.ch/islamophobie, [email protected] oder 044 721 10 50

Page 51: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer

51

Basler Schulblatt 2014 | 12 Impressum

IMPRESSUM HERAUSGEBER

Das Basler Schulblatt (BSB) ist eine Fachzeitung für die Lehrerinnen und Lehrer, Fachpersonen und Schulleitenden der Schulen von Basel-Stadt und wird gemeinsam vom Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt und der Kantonalen Schulkonferenz Basel-Stadt herausgegeben. Lernende der Schule für Gestaltung Basel layouten das Basler Schulblatt und gestalten die Umschlags- sowie die sechs Bildseiten. 75. Jahrgang.REDAKTIONELLE VERANTWORTUNG

EDit und Angebote

Felizitas Fischer (fif), [email protected] Reck Schöni (yrs), [email protected]érie Rhein (vr), [email protected] Wittwer (wit), [email protected] Basler SchulblattLeimenstrasse 1, 4001 Basel061 267 44 89, [email protected], www.ed.bs.chKANTONALE SCHULKONFERENZ (KSBS)

Leitender AusschussClaramattweg 8, 4005 [email protected] www.ks-bs.chFREIWILLIGE SCHULSYNODE (FSS)

GeschäftsleitungClaramattweg 8, 4005 [email protected] FSS kommt für die Kosten ihrer im Basler Schulblatt veröffentlichten Publikationen auf.GESTALTUNG

Layout : Lukas Zürcher, SfG BaselTitelbild und Bildstrecke : Miriam Barth, Schülerin des VorKurs SfG BaselADMINISTRATION

Das Schulblatt erscheint neu jährlich sieben Mal als Magazin und als E-Paper im Internet :www.baslerschulblatt.ch und alle zwei Wochen als NewsletterISSN 0258-9869REDAKTIONSSCHLUSS

Nr. 1, 76. Jahrgang : 2. Dezember 2014Erscheinungsdatuma : 5. Januar 2015Nr. 2, 76. Jahrgang : 27. Januar 2015Erscheinungsdatuma : 2. März 2015ABONNEMENTSBESTELLUNGEN UND

ADRESSÄNDERUNGEN

Bestellungen von Jahresabonnementen (CHF 30) nimmt entgegen : Kantonale Schulkonferenz BS, Postfach, 4005 Basel061 267 63 71, [email protected] Adressänderungen bitte per Brief oder E-Mail melden.

LESERINNEN- UND LESERBRIEFE

[email protected] oder Redaktion Basler Schulblatt, Leimenstrasse 1, 4001 BaselDRUCK UND INSERATEVERWALTUNG

Schwabe AG, Steinentorstrasse 13, Postfach, 4010 BaselInserate an : Matteo Domeniconi061 467 86 08, Fax 061 467 85 [email protected]

TOT GEBORENDumein Kindins Dunkel geborenam hellsten Tagenachtverlorenohne mein Bittenund Betenein nichts

heimatloserals heimatlosruf ich dich heim

weineund sing dich zurückins Lebenwirf dir dieoffenen Arme entgegenträumedich stillendan meiner Brust

bis dein Herzin meinem Herzenweiterschlägt

Willi Birri:Wie wir sind. GedichteVerlag Merker, CH­5600 Lenzburg161 Seiten, Fr. 25.–E­Mail:[email protected]

Page 52: Basler Schulblatt - edudoc.chedudoc.ch/record/118832/files/BSB_14-12_g.pdf · DIE KLASSENZUSAMMENSETZUNG DER PRIMARSTUFE THIERSTEIN IST MULTIKULTURELL, ... gekommen, dass sie in ihrer