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Bautzener Musikpfad Viele Melodien. Gute Unterhaltung. Budyska hudzbna scezka

Bautzener Musikpfad Budyska hudzbna scezka · 2019-09-22 · von Bautzens Bürgerinnen und Bürgern, unsere touristischen Ambitionen zu unterstützen. Das Ergebnis kann sich durchaus

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Bautzener Musikpfad

Viele Melodien. Gute Unterhaltung.

Budyska hudzbnascezka

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Grußwort 4Jugend- und Blasmusik 6Militärmusik 8Sakrale Musik 10Chormusik 12Stadtplan 14Orgelmusik 16Stadtpfeifer und kommunale Musikschulen 18Posaunenchöre 20Sorbische Musik 22Theater 24Musikschaffen ab 2002 26

Inhaltsverzeichnis

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreundinnen und Musikfreunde,

heute darf ich Ihnen ein weiteres Projekt vorstellen, in dem wir die lange Geschichte unserer Stadt aufarbeiten und für Sie als Interes-senten erlebbar gestalten. Die Rede ist vom „Bautzener Musikpfad“, der Sie an 10 unterschiedliche Stätten musikalischen Schaffens durch die Innenstadt führt. Die Geschichte von Völkern

und Regionen definiert sich immer über deren kulturhistorische Entwicklung und Musik ist ein ganz wesentlicher Teil der eigenen Kultur. Bestimmt verbinden Sie persönlich Ereignisse aus Ihrem eigenen Leben oder politische Großereignisse auch immer mit Musik. Als Klassiker fällt mir die politische Wende in unserem Land ein, die ich persönlich, aber auch viele Medien mit „Wind Of Change“ von den Scorpions oder „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen in Verbindung bringen. Damals standen die Titel in den Hitlisten ganz weit oben und wurden so nicht nur zu Hymnen, sondern auch zu einem Spiegel der damaligen Zeit. Was die Rockmusik für das Ende des 20. Jahrhunderts, waren Chöre, Marsch- und Orgelmusik oder sakrale Werke für andere Epochen. In unserem speziellen Fall kommt noch die Musik der Sorben dazu. Diese slawische Minderheit lebt seit vielen Jahrhunderten in unserer Region und definiert sich nicht zuletzt auch über ihr musikalisches Schaffen. Der „Bautzener Musikpfad“ beginnt mit Chören und Stadtpfeifern im 16. Jahrhundert und endet mit der heute landesweit bekannten und beliebten Musikformation „Silbermond“, deren Mitglieder ihre Wurzeln in unserer Stadt haben. Zudem würdigt der Musikpfad das Schaffen vieler Einzelpersönlichkeiten, die so ihrer Zeit und der Geschichte ihren Stempel aufgedrückt haben.Die Idee eines „Bautzener Musikpfades“ wurde vor einigen Jahren vom Bautzener Philipp-Melanchthon-Gymnasium an mich herangetragen.

Grußwort

Der Schulleiter war gemeinsam mit dem damaligen Leiter des Bautzener Jugendblasorchesters mit der Idee eines Schüler-projektes angetreten. Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen sollten sich jedes Jahr mit 2 Stationen inhaltlich auseinan-dersetzen. Im Bautzener Stadtarchiv und bei verschiedenen Mentoren fanden sie entsprechende Unterstützung. Nach 5 Jahren waren alle Einzelstationen recherchiert, mit sehr interessanten Ergebnissen. Um diese erlebbar zu machen, wurde zunächst eine Beschilderung entwickelt, mit der eine Orientierung ermöglicht wird. Parallel entstanden dieses Begleitheft mit den entsprechenden Ausarbeitungen und ein Audioguide. Für Interessenten und Musikliebhaber ergeben sich daraus zwei Möglichkeiten: Sie können mit diesem Heft den Pfad auf eigene Faust erkunden. Dazu stehen Ihnen wie gesagt die Texte, die Beschilderungen und ein Orientierungsplan zur Verfügung. Sie können sich aber auch in der Tourist-Information Bautzen Budysin ein Abspielgerät ausleihen und sich auf dem reichlich einstündigen Rundgang führen lassen. Neben den Informationen erhalten Sie auf diese Weise auch Hörbeispiele zu den einzelnen Themenbereichen.Ich wünsche Ihnen mit dem „Bautzener Musikpfad“ viel Vergnügen und möglichst neue Erkenntnisse. Vielleicht haben die Macher bei Ihnen aber auch Neugierde auf weitere Bautzener Themen geweckt, es würde mich sehr freuen.Mir bleibt zuletzt die freudige Aufgabe, mich bei denen zu bedanken, die diesen Musikpfad ermöglicht haben. Dazu gehören zunächst die Ideengeber, aber auch die vielen Mädchen und Jungen, die sich mit Unterstützung ihrer Lehrer und verschiedener Mentoren mit den Inhalten des Bautzener Musiklebens befasst haben. Letztlich bedanke ich mich auch bei den Hauseigentümern, die uns die Anbringung der Orientie-rungstafeln genehmigt haben. Hier zeigt sich wieder der Wunsch von Bautzens Bürgerinnen und Bürgern, unsere touristischen Ambitionen zu unterstützen. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen und hören lassen. Ich wünsche Ihnen viel Freude auf dem „Bautzener Musikpfad“!

Alexander AhrensOberbürgermeister der Stadt Bautzen

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Musikhaus Löbner

Musik: Budissiner Musikanten,

Livemitschnitt vom Rundfunk der DDR in Erlabrunn

Komponist: Frantisek Kmoch (1848-1912)

Interpretation: Budissiner Musikanten / Leitung Johannes Benad

„Es genügt, die Musik eines Landes zu beobachten, um die Sitten zu kennen“ sagte ein reicher chinesischer Kaufmann schon vor mehr als 2000 Jahren. Wir möchten Ihnen mit dem „Bautzener Musikpfad“ die Möglichkeit geben, unsere Stadt und ihre Geschichte auf einer musikalischen Wanderung durch die romantischen Gassen kennenzulernen. Posaunen, Orgeln, Chöre und Gitarren werden Sie auf Ihrem Weg begleiten.

Begrüßt wurden Sie übrigens von den Budissiner Musikanten. Dabei handelte es sich um Musiker des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters unter Leitung von Johannes Benad. Die Konzertreihe „Die Budissiner Musikanten laden ein!“ war viele Jahre ein Publikumsmagnet.

Geblasene Musik gibt es in Bautzen bereits seit dem 19. Jahr- hundert. Vorwiegend wurde zum Tanz oder zur Unterhaltung musiziert. Dabei spielten die Musikanten meist in mehreren Formationen mit. Das Repertoire der Ensembles umfasste vorwiegend Böhmische Blasmusik, Schlager und Titel aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik.

Lange Jahre in Bautzen tätige Musikformationen waren das Blasorchester des VEB Waggonbau, das Bautzener Tanzor-chester, die Mirandos, die Spreetaler Blasmusikanten, die Bautzener Musikanten, die Gerd-Fischer Big Band oder die Lustigen Blasmusikanten, um nur einige zu nennen.

Johannes Ssyckor war der Gründer und Leiter des Musikzuges Bautzen, der am Jugendklubhaus, dem heutigen Steinhaus, zu Hause war.Das Jugendblasorchester Bautzen rief 1965 Ursula Kitzig ins Leben. Werner Frenzel wurde als Orchesterleiter eingestellt, als Lehrkräfte fungierten Musiker des Theaters, des Sorbischen National-Ensembles und einige Laienmusiker.

Jugend- und Blasmusik1

Nachdem anfangs Pionier- und Kampflieder überwogen, begann Werner Frenzel 1981 mit dem Aufbau einer kleinen Bläsergruppe, die vorwiegend Böhmische Blasmusik mit Gesang pflegte. 1982 wurde sogar ein eigenes Nachwuchsorchester gegründet.

1990 übernahm Matthias Hauschild die Leitung des Jugendblas- orchesters und ein Jahr später gründete er einen Förderkreis. Dieser Verein entwickelte eigene Projekte, die die Arbeit mit den jungen Musikern förderten. 1993 organisierten Hauschild und der Verein das erste Blasmusikfest in Bautzen. Seitdem gibt es aller 2 Jahre eine Neuauflage mit hunderten Teilnehmern aus dem In- und Ausland. So reisten junge Musiker aus Ungarn, Tschechien, Kroatien, Polen, Frankreich und Spanien an die Spree. Auch außerhalb des Festivals findet ein reger Austausch statt. 1997 wurde die Zusammenarbeit mit Majorettentänzerinnen aus der Tschechischen Republik begonnen. 1998 gab es den ersten Besuch der Musiker vom Blue Lake Fine Arts Camp aus Amerika in Bautzen.

Im März 2015 beging das Jugendblasorchester Bautzen mit einem Konzert im Theater sein 50. Jubiläum. 100 Musiker aus den 50 Jahren des Bestehens fanden sich zusammen, um Titel von Werner Frenzel zu spielen. 90jährig dirigierte und sang Werner Frenzel noch einmal mit seinen Stars von einst.

Seit dem Sommer 2015 liegen die musikalischen Geschicke des Orchesters in den Händen von Alexander Herrmann.

Mit einem Titel des Jugendblasorchesters begleiten wir Sie nun auf dem Weg zur nächsten Station des „Bautzener Musikpfads“. Verlieren Sie aber nicht die vielen anderen Bautzener Sehens-würdigkeiten aus dem Auge! Viel Spaß!

Musik: Jugendblasorchester Bautzen/„Matrimony“

von CD 50 Jahre Jugendblasorchester

Komponist: Gilbert O`Sullivan

Arrangeur: Roland Kernen

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2 Militärmusik

Finanzamt / SemperkaserneMusik: Marsch Regiment

General von Hartitzsch

zu Bautzen (1788)

Arrangement: Werner Kunath

Hören Sie die Militärkapelle? Man sieht die schneidigen Musiker förmlich vor sich. Vor hundert Jahren gehörten sie noch zum Stadtbild, besonders hier an der Alten Kaserne. Kein Geringerer als Gottfried Semper hatte die Architektur des 1842 bis 1844 erbauten Komplexes entworfen. Er war

seinerzeit einer von 5 Militärstandorten in Bautzen. Zunächst lagerten hier Soldaten der Infanterie, dann wurde er für franzö-sische Kriegsgefangene genutzt und später von ärmeren Mietern bewohnt. Heute ist hier das Finanzamt untergebracht.

Militärmusik gab es schon bei den alten Römern. In den Legionen wurden Kommandos und Signale durch Trompeten verkündet. Noch Ende des 2. Weltkrieges war für sächsische Feldtrompeter das Blasen der dienstlichen Signale Pflicht. Die Aufgabe der Militärmusiker umfasste alle Formen der Musikausübung. Zum Repertoire gehört daher bis heute die Präsentation feierlicher Musikstücke, Unterhaltungsmusik und natürlich die traditionelle Marschmusik.

In Sächsischen Infanterieregimentern gab es ab 1682 Militär-musiker. Die 6 bis 15 Soldaten wurden Hoboisten genannt und fielen durch besondere Abzeichen, den Tambourstab oder auch den Schellenring auf. Typische Instrumente bei den Fußtruppen waren Oboen, Hörner, Fagotte, später auch Klarinetten, Flöten und Posaunen. Trompeter und Pauker hingegen begleiteten die berittenen Truppen des Militärs und der Artillerie.

Die Qualität der musikalischen Ausbildung in der Armee war sehr hoch. Die Musiker spielten nicht nur, sondern komponierten auch eigene Stücke. Einige Landesherren verliehen sogar Märsche als Auszeichnungen. 1909 würdigte der sächsische König mit dem Parademarsch „Laßt uns scherzen“ von Wilhelm Herfurth die Leistungen des in Bautzen stationierten 4. Infanterieregiments.

Die Professionalität der Bautzener Militärmusiker verhalf ihnen ab dem 19. Jahrhundert zu einer herausragenden Stellung und Anerkennung in der Stadt. Die Aufführung des „Messias“ von Georg Friedrich Händel im Jahre 1902 war für die Bautzener ein musikalischer Höhepunkt. Diese Entwicklung hatte jedoch eine Schattenseite. Um ihren Sold aufzubessern, spielten die solide ausgebildeten Militärmusiker häufig in den örtlichen Orchestern mit und wurden so zu Konkurrenten der städtischen Musiker. In Bautzen musste deshalb 1913 aus finanziellen Gründen das Stadtorchester mit 20 Musikern aufgelöst werden. Die Militär-musiker übernahmen nun alle musikalischen Aufführungen der Stadt, auch die des Theaters.

Die letzten Soldaten haben Bautzen schon vor Jahren verlassen. Ihre Musik ist längst verklungen. Lediglich das Jugendblasor-chester Bautzen hat noch einige Märsche in seinem Repertoire. Eine Kostprobe gefällig?

Musik: Jugendblasorchester Bautzen„Frydlantsky Pochod“

von CD 50 Jahre Jugendblasorcheste

Komponist: Jaroslav Duffek

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Dom St. Petri

Musik: Anonymus (um 1500), Alta Trinita Beata

Interpretation: Katholischer Domchor Bautzen, Leitung Friedemann Böhme

von CD „Klangbegegnung“ / März 2007 im Dom zu Bautzen

aufgenommen

Willkommen am Dom St. Petri, einer von Deutschlands größten Simultankirchen. Ein guter Ort, um über sakrale Musik, also Kirchenmusik, zu reden.

Wenn wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, begegnet uns Anfang des 19. Jahrhunderts mit August Bergt die erste heraus-ragende Musikerpersönlichkeit unserer Stadt. 1802 übertrug man ihm das Amt des Organisten am Petridom. Bergt hinterließ allein an sakraler Musik 20 Oratorien, 157 Messen, Motetten, Kantaten und vieles mehr. Er komponierte sowohl für die evangelische als auch für die katholische Kirche und erlangte damit Berühmtheit über die Grenzen der Stadt hinaus. Seine Musik hörte der Konzertbesucher in Paris, London, St. Petersburg, Wien und sogar in Amerika.

In seinem Amt als Organist von „Sankt Petri“ folgte Karl Eduard Hering. Dieser bereicherte die Bautzener Kirchenmusik u. a. mit fünf Oratorien, einer Kantate und zahlreichen Chorälen. Das Oratorium „Der Erlöser“, das im Leipziger Gewandhaus seine Uraufführung erlebte, machte Hering sehr bekannt. In Bautzen war er darüber hinaus Dozent am Landständischen Lehrer-seminar und unterrichtete dort auch den späteren Begründer der

Sakrale Musik

sorbischen Kunstmusik, Awgust Kocor, der uns später noch auf dem Musikpfad begegnen wird.

Im Jahr 1898 wird der in Bautzen geborene Johannes Bieler Kantor. Als Kirchenmusikdirektor wurde er zugleich Initiator und Leiter der „Lausitzer Musikfeste“. Ihm folgte 1924 Horst Schneider, der 1936 die noch heute stattfindenden allsonn-abendlichen Domvespern installierte.

Der Nationalsozialismus hinterließ im Bautzener Musikleben tiefe Einschnitte. Horst Schneider gelang es mit wenigen Auffüh-rungen, die sakrale Musik in Bautzen über die Kriegsjahre in die Zeit der DDR zu retten. Der nach dem Krieg heimkehrende Martin Bauer übernahm die kirchenmusikalische Arbeit an der Maria-und-Martha-Kirche. Er arbeitete mit Horst Schneider eng zusammen und wurde Organist von „St. Petri“. Mit Aufführungen von sehr anspruchsvollen Werken, z. B. von Bach, Händel, Haydn und Beethoven setzte er Maßstäbe im Bereich der Kirchenmusik.

Im Jahr 2002 feierte Bautzen den 1000. Jahrestag seiner Erster-wähnung. Aus diesem Anlass komponierte Günter Schwarze eine Psalm- und Chorsinfonie mit Texten von Ulrich Grasnick. Die Sinfonie griff auf Texte des Stadtarchivs zurück, um die Geschichte Bautzens anschaulich darzustellen. Ein Jahr lang hatten Bautzener Musiker und Chöre unter Leitung von Friedemann Böhme intensiv geprobt und brachten sie im Mai 2002 unter großem öffentlichem Interesse zur Uraufführung.

Noch heute nimmt die sakrale Musik einen sehr hohen Stellenwert im Musikleben Bautzens ein. Dafür sorgen Kirchen-musikdirektoren, Organisten und Chorleiter wie Friedemann Böhme, Felix Bräuer, Matthias Pfund, Danny Schmidt und Michael Vetter. Große Chorwerke werden heute gemeinsam von der Domkantorei und der Kantorei der Maria-und-Martha-Kirche gesungen. Werfen Sie doch einfach mal einen Blick in den Dom St. Petri, vielleicht haben Sie Glück und erhaschen ein paar Töne?

Musik: Motette für 4stimmigen Chor / Per signum Crucis / 2013

Komponist: Felix Bräuer

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Katholisches Pfarramt

Musik: Gregorianischer Choral „Graduale“/ … aus Sammlung

„Martiniowe pokutne psalmyz l. 1627” von Jan Moller (ca. 1627)

Interpretation: Chor Budysin / Livemitschnitt in der Kirche zu Göda 2015

Wunderbar, dieser gregorianische Choral. Inzwischen sind wir am katholischen Pfarramt angekommen und tauchen in das Mittelalter ein. Mit dem gregorianischen Choral hat gewissermaßen alles begonnen. Kirchenmusik ist heute undenkbar ohne Chormusik und die Chormusik durchdringt auch die Kirchenmusik.

Der seit eh und je im Gottesdienst übliche Gesang erfordert Chorsänger. Dafür sorgte seit Gründung des Kollegiatstifts anno 1221 die darin integrierte Schola, eine sogenannte „Sänger-schule“. Für die protestantische Kirche übernahm ab 1574 der „Inquilinerchor“ diese Aufgabe. Arme Kinder aus der Umgebung beschulte man in der Kirche. Sie wohnten und schliefen auch hier. Aus diesen Kindern bildete sich der „Inquilinerchor“. Es war somit der Chor der „Bewohner“ der Kirche, abgeleitet vom lateinischen Wort „Incola“ = Bewohner. Der Chor existierte mit wenigen Unterbrechungen bis nach dem 2. Weltkrieg.

Zwei Namen, mit denen die Bautzener Chormusik in Verbindung steht, sind uns bereits bekannt: August Bergt und Karl Eduard Hering. Beide gründeten einen Sing- bzw. einen Gesangsverein mit etwa 100 Sängern und 50 Instrumentalisten. Somit konnten in unserer Stadt große Chor- und Instrumentalwerke von Händel bis Beethoven aufgeführt werden. Herings Lieblingsschüler war der ebenfalls bereits benannte Sorbe Awgust Kocor. Dieser brachte die Entwicklung sorbischer Konzertmusik auf den Weg. Er begründete darüber hinaus 1845 die sorbischen Gesangsfeste.

Das Chorwesen nahm ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung. 1850 wurde der Männergesangsverein „Sängerbund“ und 1855 der „Lehrergesangsverein“ gegründet. Der „Heringsche Gesangsverein“ schloss sich 1864 mit 16 weiteren Chören zum „Sängerbund der Oberlausitz“ zusammen. In jener Zeit entstanden zugleich auch Singegruppen der Handwerker und Arbeiter.

Chormusik

Im Bereich der Kirche belebten die Chormusik zwei gemischte Chöre: ab 1873 der katholische Domchor „Cäcilienverein“ und ab 1888 der evangelische Kirchenchor „St. Petri“. Daneben gab es einen Aufschwung der Chormusik an den Schulen. Beispiele hierfür waren u.a. der Kinderchor der Lutherschule oder auch die 1924 gegründete „Mädelsingschar“ in der Pestalozzischule. Die Entwicklung der sorbischen Chormusik ging in ähnliche Richtung. Volkschöre, die aus den sorbischen Gesangsfesten erwuchsen, schlossen sich 1923 im „Bund sorbischer Gesang-vereine“ zusammen.

Mit dem Nationalsozialismus und dem 2. Weltkrieg brach diese Entwicklung ab. Das gesamte Chorwesen der Stadt kam zum Erliegen und musste nach dem Krieg neu erstehen. Den Anfang machte bereits 1945 der verdienstvolle Albert Wotruba. Er gründete den heutigen „Schubert-Chor“. Er veranstaltete das jährliche „Pfingstsingen“ und auch das „Herbstchorsingen“, bei dem sich Lausitzer Chöre treffen und an verschiedenen Orten der Stadt auftreten. Heute singen wieder viele Chöre in Kirchen, Schulen aber auch im privaten Umfeld. Erwähnt werden sollte noch das 1994 gegründete Jugend-Projekt „Ten Sing“. Hier erarbeiten Jugendliche mit Elementen des Theaters, des Tanzes und des Gesangs ein Bühnenprogramm. Die heute sehr populäre Bautzener Band „Silbermond“ hat übrigens hier ihre ersten Lieder auf die Bühne gebracht.

Bautzen singt und musiziert! Speziell für Sie steht jetzt der Schubert-Chor bereit.

Musik: Moluj mi, molerjo

Interpretation: Schubert-Chor

Komponist: Bjarnat Krawc-Schneider (1861-1948)

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Bautzener Musikpfad • Budyska hudźbna šćežka

1 Jugend- und Blasmusik Musikhaus Löbner, Kesselstraße 162 Militärmusik Finanzamt/Semperkaserne, Wendische Straße3 Sakrale Musik Dom St. Petri, Fleischmarkt4 Chormusik Katholisches Pfarramt, An der Petrikirche 7 5 Orgelmusik Schloßstraße 86 Stadtpfeifer und Kommunale Musikschulen Große Brüdergasse 107 Posaunenchöre Michaeliskirche, Wendischer Kirchhof8 Sorbische Musik Sorbisches National-Ensemble, Äußere Lauenstraße 29 Theater Kornmarkt-Center, Eingang Äußere Lauenstraße10 Musikschaffen ab 2002 Rathaus, Hauptmarkt

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Schloßstraße 8

Musik: Entrata Pontificale

per due Organi 3/4 von

CD „Klangbegegnung“

März 2007 im Dom zu

Bautzen aufgenommen

gespielt auf beiden

Orgeln im Dom zu

Bautzen: Matthias

Pfund / Eule-Orgel und

Friedemann Böhme /

Kohl-Orgel

Komponist: Marco Enrico Bossi

(1861 – 1925)

Haben Sie die königlichen Klänge vernommen? Sie hörten einen Ausschnitt aus der Toccata d-Moll von Johann Sebastian Bach. Spielen könnte man dieses Stück in Bautzen auf insgesamt 9 öffentlichen und einigen privaten Orgeln. Im Dom St. Petri hinter uns befinden sich sogar 2 davon. Die Reformation und der Mangel an Kirchen führten dazu, dass der Dom in eine katholische und eine evangelische Seite getrennt wurde. 1502 hatte der Breslauer Orgelbauer Burghardt eine Orgel eingebaut. Diese wollte auch die evangelische Seite nutzen. So einigte man sich 1593 zunächst auf einen Orgelvertrag, der beide Seiten eher weniger als mehr zufrieden stellte. 1634 zerstört ein Brand im Dom auch die Orgel. Um das Problem des Orgelvertrages zu umgehen, bauten beide Konfessionen zwischen 1642 und 1644 ihre eigenen Orgeln.

In den folgenden Jahrhunderten schafften auch andere Kirchen in der Stadt eigene Orgeln an: 1752 die Maria-und-Martha-Kirche, 1784 die Michaeliskirche und 1864 vollzog man die Orgelweihe in der Liebfrauenkirche. Mit dem Bedarf entwickelte sich in Bautzen auch das Handwerk der Orgelbauer. In den Überliefe-rungen ist zu finden, dass der städtische Orgelbau bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Die hier ansässige Familie Stumm soll über mehrere hundert Orgeln gebaut haben. Bekanntheit erlangte ebenso Eberhard Friedrich, der im 19. Jahrhundert Orgeln herstellte.

Orgelmusik

Am 26. Januar 1872 wird jedoch eine Firma in der Stadt gegründet, der es gelingt, dieses Handwerk erfolgreich bis in die heutige Zeit zu führen: Herrmann Eule wird damals Firmen-gründer des gleichnamigen Orgelbaubetriebes. Die Firma sieht sich selbst bis heute in der Tradition der sächsischen Silber-mannschule. 1972 erfolgte die Zwangsenteignung, 1990 gelingt es der Familie Eule, den Betrieb wieder zu reprivatisieren. Das Tätigkeitsfeld der Firma hat eine beeindruckende Spannbreite. Bis heute werden allein in Sachsen 194 Orgeln der Firma Eule bespielt. Dieser Handwerksbetrieb restauriert alte Orgeln und vollzieht völlige Neubauten. Allein die ab dem Jahr 2000 hergestellten Instrumente führten die Firma durch halb Europa und im Jahr 2002 sogar bis nach Tel-Aviv. Hier errichtete die Bautzener Firma an der Samuel Rubin Academy of Music eine ihrer zahlreichen Orgelneubauten.

Zu DDR-Zeiten entwickelte der Orgelbau Eule ein transportables Instrument, das in einem Trabant-Kombi Platz fand. Der Prototyp dieser sogenannten „Trabant-Orgel“ befindet sich heute im Museum Bautzen.

Lassen wir an dieser Stelle noch einmal das königliche Instrument zu Wort kommen.

Musik: Entrata Pontificale per due Organi 3/4 von CD „Klangbegegnung“

März 2007 im Dom zu Bautzen aufgenommen gespielt auf beiden

Orgeln im Dom zu Bautzen: Matthias Pfund / Eule-Orgel und

Friedemann Böhme / Kohl-Orgel

Komponist: Marco Enrico Bossi (1861 – 1925)

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Stadtpfeifer und kommunale Musikschulen6

Große Brüdergasse 10

Musik: Turmmusik / Canzon aus „Weltspiegel“ (1613)

Komponist: Paul Peuerl (ca. 1570 - 1624) / Edition Jay Lichtmann

„Bautzen – Stadt der Türme“, von einigen auch „Sächsisches Nürnberg“ getauft, ist von alters her eine wehrhafte Stadt. Wo liegt die Verbindung zur Musik?

Im Mittelalter gab es in den großen Städten festangestellte Musiker, die sogenannten Stadtpfeifer. Sie waren ehrbare Leute mit Bürgerrechten, die ihre Tradition eigentlich bei den fahrenden Spielleuten hatten. Stadtpfeifer organisierten sich in Zünften und wählten den Ältesten zum Stadtpfeifenmeister. Im Mittelalter übte der Stadtpfeifer das Amt des Turmwächters aus. Durch Pfeifen machte er auf Gefahren aufmerksam, was ihm letztlich seinen Namen einbrachte.

Die Mission erweiterte sich: Bei Tag und Nacht musste Ausschau gehalten und zur vollen Stunde das Horn geblasen werden. Wenn Feuer ausbrach, läuteten die Stadtpfeifer die Glocken. Außerdem waren sie verpflichtet, um 11 Uhr vormittags und 8 Uhr abends mit mindestens zwei Zunftgesellen einen Choral zu blasen. Da die Stadtpfeifer das alleinige Recht besaßen, öffentlich zu musizieren, spielten sie zu festlichen Anlässen wie z.B. auf Hochzeiten, zum Tanz, auf Bürgerfesten.

Hier in diesem Haus in der Großen Brüdergasse lebte einer der letzten seiner Zunft. Johann Christoph Pecel war von 1681 bis 1694 „Stadtpfeifer zu Budissin“. Heute erinnert eine Gedenktafel an ihn.

In der Historie unserer Stadt können wir die Stadtpfeifer ab 1581 nachweisen. Eng verbunden mit den Stadtpfeifern waren die sogenannten Stadtpfeifen, die Ausbildungsstätten für jene Musiker. Ausbilder waren die Stadtpfeifenmeister - auch „Stadtmusikus“ genannt. Jeder leitende Stadtpfeifer hatte 2 bis 3 Lehrlinge, deren Ausbildung fünf Jahre dauerte. In dieser Zeit wurden diese heranwachsenden Musiker zum Gehorsam und Respekt vor ihrem Herren erzogen. Deshalb herrschte in den Stadtpfeifen ein strenges Regime. Die Lehrlinge wohnten

beim Lehrmeister und wurden von ihm auch verköstigt. Es gab eine feste Tagesordnung, an die sich peinlichst gehalten wurde. Der Tag gestaltete sich somit nach einem strukturierten Ablauf: Täglich wurde bis zu 8 Stunden am Instrument geübt. Der Stadtmusikus bezog die Lehrlinge in seine Stadtpfeifer-dienste direkt mit ein, sobald sie dazu in der Lage waren. Nach erfolgter Ausbildung musste der Musikergeselle 3 Jahre auf Wanderschaft, um das Musikleben und den Dienst der Stadtmusiker in anderen Orten kennen zu lernen. Erst jetzt durfte er sich für eine Festanstellung bewerben.

Die Stadtpfeifen waren als Ausbildungsstätten ein Vorläufer unserer heutigen Musikschulen. Die Bautzener Kreismusikschule blickt inzwischen auf eine über 60jährige Tradition zurück. Sie wurde 1951 als Volksmusikschule gegründet. Anfangs gab es hier nur Unterricht in den Fächern Violine und Klavier. Es dauerte aber nicht lange und die Musikschule wuchs auf ca. 100 Schüler an und es kamen weitere Ausbildungsfächer hinzu, so z.B. Gitarre, Mandoline, Blockflöte und Akkordeon.

Im zehnten Jahr des Bestehens wurde die Schule zur Kreismu-sikschule umbenannt. Der sorbische Komponist Jurij Winar übernahm die Leitung. Er gab der Bildungseinrichtung ihr spezifisches Profil, denn er entwickelte eine enge Zusammen-arbeit mit sorbischen Institutionen, dem damaligen Kulturbund und dem Komponistenverband. Auf diese Weise wurde die sorbische Musik fester Bestandteil des Unterrichts.Heute zählt unsere Kreismusikschule etwa 3.000 Schüler, die von 130 Lehrkräften in den verschiedensten Fächern unterrichtet werden. Natürlich gibt es neben der Kreismusikschule auch noch private Musikschulen.

Übrigens, die „Bautz`ner Stadtpfeifer“ gibt es noch. Aber heute in Gestalt eines Blechbläser-Quartetts, das neben seinen Auftritten auf Veranstaltungen und eigenen Konzerten auch jede Gelegenheit nutzt, um von den Bautzener Stadttürmen Turmmusik erklingen zu lassen.

Eine Kostprobe haben wir noch für Sie:Musik: Turmmusik / Sonate Nr. 22 aus „Hora Decima“ (1670)

Komponist: Johannes Pezelius (1639-1694) / Merseburger 1312

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Michaeliskirche

Musik: Sonate VIII aus 12 Bläsersonaten von Daniel Johann Grimm

(1719-1760) von CD „Klangbegegnung“ / März 2007 im Dom zu

Bautzen aufgenommen

Interpretation: Posaunenchor Kleinwelka / Leitung Wolfgang Dvorak

Posaunenchöre haben schon mehr als 500 Jahre Tradition. Das belegen verschiedene bildliche Darstellungen von 5 gemeinsam musizierenden Posaunisten. In unserer Gegend lässt sich 1731 in Herrnhut ein Posaunenchor nachweisen, in Bautzen gar erst 1870. Damals gab es in der Stadt einen Jünglingsverein, eine Art Christlicher Verein Junger Menschen. Der damalige Leiter Kirsche

Posaunenchöre

begeisterte junge Männer für das Posaunenspiel. In den Überlie-ferungen wird berichtet, dass 1889 beispielsweise der Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“ erstmals öffentlich aufgeführt und als großer Erfolg gefeiert wurde. Doch nach gut zwanzig Jahren zerfiel dieser erste Posaunenchor wieder, da viele seiner Mitglieder auf der Suche nach Arbeit waren und aus dem Gebiet der Oberlausitz abwanderten. Heute würden wir von demografi reden.

1897 machten es sich die Herren Schwiebus, Müller und Stößer die Wiederbelebung des Posaunenchores zur Aufgabe – mit Erfolg. Leider stoppte der 1. Weltkrieg ihre Ambitionen.

Danach wurde Bautzen zum Ausrichter des Landesposaunen-festes. Um die 600 Musiker kamen 1922 nach Bautzen und entfachten das Feuer neu. Zum Ostersonntag 1927 regte der damalige Pfarrer Große eine Andacht auf dem Protschenberg an. Hierbei sorgte der Posaunenchor mit Osterchorälen und Frühlingsliedern für die musikalische Umrahmung. Diese Tradition lebt im Übrigen bis in unsere Zeit fort. Das Osterblasen ist mittlerweile zu einem Treffpunkt für Posaunenchöre weit über die Grenzen von Bautzen hinaus geworden. Mehrere hundert Musiker treffen sich am Ostersonnabend, um gemeinsam Choräle zur Feier des Osterfestes zu spielen.

Neben den erwähnten Auftritten zu Ostern ist es zu einer kleinen Tradition geworden, dass der Posaunenchor beim Eröffnungs-konzert des Internationalen Bautzener Blasmusikfestes auftritt. So war der Posaunenchor unter der Leitung von Danny Schmidt beispielsweise 2013 und auch 2015 in der Maria-und-Martha-Kirche zu hören.

Längst sind die Chöre durch andere Blechblasinstrumente erweitert worden. Die gespielten Titel begrenzen sich nicht mehr nur auf Kirchenmusik, sondern umfassen längst auch moderne Stücke, so wie dieses vom Bautzener Posaunenchor.

Musik: Marsch aus Oratorium „Josua“ von Georg Friedrich Händel

(1685-1759) von CD „Klangbegegnung“ / März 2007 im Dom zu

Bautzen aufgenommen

Interpretation: Posaunenchor Kleinwelka / Leitung Wolfgang Dvorak

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Sorbisches National-Ensemble

Musik: Rjana Luzica (Rjana Luzica) / Orchester der Lausitzer Philharmonie

Leitung: Dieter Kempe

Komponist: Korla Awgust Kocor

Witajce k nam! – Herzlich willkommen in unserer Stadt!

Ein Blick in die Geschichtsbücher verrät, dass ab dem 6. Jahr- hundert slawische Milzener unser Gebiet besiedelten. Deren Kultur hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Das verdanken wir nicht zuletzt Einrichtungen wie dem 1952 gegründeten Sorbischen National-Ensemble, dessen Hauptaufgabe in der Pflege und Bewahrung der sorbischen Musiktradition besteht. In den drei Sparten Ballett, Chor und Orchester hält das Sorbische National-Ensemble ergänzend zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen die musikalischen Leistungen der traditions-reichen Sorben lebendig.

Da die Sorben Jahrhunderte lang national unterdrückt waren, konnten sie nur schwer eine eigene Musikkultur entwickeln. In den Dörfern machte man Hausmusik, pflegte Gesang und Tanz. Wendische Spielleute brachten sorbische Gesänge und Musikstücke zu Gehör. Erst im 19. Jahrhundert erleben die Sorben, wie auch andere slawische Völker, ihre so genannte „nationale Wiedergeburt“.

Sorbische Musik

Korla Awgust Kocor wird zum Begründer der sorbischen Kunstmusik. Ihn verband mit Hendrij Zejler, dem großen sorbischen Nationalschriftsteller, eine künstlerische Partner-schaft. Zusammen widmeten sie sich dem Genre des Oratoriums. Mit „Serbski kwas“, der „Sorbischen Hochzeit“, feierten beide auf dem 4. Sorbischen Gesangsfest 1847 in Bautzen große Erfolge. Mit dem Oratorien-Zyklus „Pocasy“ - „Die Jahreszeiten“ und der Sorbischen Nationalhymne („Na serbsku Luzicu“ - „An die sorbische Lausitz“) bleiben Kocors und Zejlers Wirken für die sorbische Kultur bis heute lebendig.

Musik: Serbska reja

Interpretation: Orchester des Sorbischen National-Ensemble Bautzen

Komponist: Jan Bulang (1931-2002)

Die von Kocor begründeten sorbischen Gesangsfeste wurden bis nach dem 2. Weltkrieg weitergeführt. Von 1966 bis 1989 fand in Bautzen regelmäßig das Festival der sorbischen Kultur statt. Heute erleben wir aller zwei Jahre das „Internationale Folklore- festival Lausitz“. Hierzu werden von den Tanz- und Folklore-gruppen der Lausitzer Sorben Ensembles aus der ganzen Welt eingeladen, um ihr Können zu demonstrieren. Das passt sich inzwischen dem Zeitgeschmack an. „Serbska GmbH“ ist zum Beispiel ein Hip-Hop-Projekt mit klassischen Instrumenten vom Sorbischen National-Ensemble.

Da wir gerade vor dem Sorbischen National-Ensembles stehen, möchten wir Sie ganz herzlich zu einem Besuch einladen. Wir hören uns auf der anderen Straßenseite an der nächsten Station wieder. Bozemje! Vielen Dank und auf Wiedersehen!

Musik: Rjana Luzica (Rjana Luzica) / Orchester der Lausitzer Philharmonie

Leitung: Dieter Kempe

Komponist: Korla Awgust Kocor

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Kornmarkt-Center

Musik: Musik zum Abheben und Pause / …aus dem Sommertheater 2012 |

Stück nach Gottfried August Bürger von Lutz Hillmann

Interpretation: Bautzener Theaterorchester

Komponist: Tasso Schille

Was könnte denn das Kornmarkt-Center mit der Musik in Bautzen zu tun haben? Diese Frage beantwortet uns mal wieder ein Blick in die Geschichtsbücher.

1431 wurde auf dem Bautzener Hauptmarkt erstmals ein Theaterstück aufgeführt. Gleich nebenan, auf dem Dachboden des Gewandhauses, entstand die erste feste Spielstätte der Stadt. Das machte Sinn, weil der Winter die Hauptsaison für Aufführungen war. 1796 baute man die ehemalige Schützenbastei zum ersten Stadttheater um und jenes stand auf diesem Platz. Mit der Oper „Die Zauberflöte“ und der komischen Oper „Der Liebestrank“ spielte man schon im 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts anspruchsvolle Stücke. Anlässlich der Hundert-jahrfeier kamen Werke wie „Die Fledermaus“ und „Kabale und Liebe“ zur Aufführung.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Musiker des Theater-orchesters viele Auftritte in Gaststätten, bei Vereinsfesten, Hochzeiten, Beerdigungen und Kirchenkonzerten. Dadurch waren sie in der Bevölkerung bekannt und beliebt. Zwischenmusik bei Schauspielen oder auch in Umbaupausen waren weitere Einsatz-gebiete der Musiker des Orchesters.

Das erste sorbische Berufstheater wurde 1948 gegründet. 1963 kam es zur Fusion des Sorbischen Volkstheaters mit dem Bautzener Theater zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater. In dieser Zeit gab allerdings der sozialistische Stadtumbau den Ton an und so wurde das alte Theater am Kornmarkt 1969 gesprengt. Nach 4 Jahren ohne ein festes Gebäude wurde von 1973 bis 1975 der Neubau des heutigen Deutsch-Sorbischen Volkstheaters realisiert. Initiativen von Bautzener Bürgern ist es zu verdanken, dass dieser Neubau in den Schilleranlagen zustande kam.

Theater

Im Jahr 1983 gab es 250 deutschsprachige und 175 sorbisch-sprachige Aufführungen, die von 3,5 Millionen Besuchern gesehen wurden. Sinfoniekonzerte nahmen einen wichtigen Stellenwert im Spielplan ein. Bei diesen stets gut besuchten Konzerten konnten die Zuhörer klassische aber auch zeitgenös-sische Werke hören.

Nach der politischen Wende in Ostdeutschland wurden das Musiktheaterensemble und das Ballett aufgelöst. Aus Gründen rückläufiger Finanzen der Kommunen gründete man die überre-gional tätige Lausitzer Philharmonie für Theater. Musiktheater- Aufführungen sind weiterhin zu sehen.

Eine richtige Erfolgsgeschichte ist das seit 1996 durchgeführte Sommertheater im Hof der Ortenburg. Jährlich sehen bis zu 150.000 Gäste die Vorstellungen.

Die Stadt und der Landkreis Bautzen leisteten sich 2004 sogar den Neubau eines Burgtheaters auf der Ortenburg. Hier arbeitet die Puppenbühne. Es finden regelmäßig kleinere Aufführungen und Events statt. Die einmalige Skulpturengruppe des Dresdner Bildhauers Ernst Rietschel, die einst das Stadttheater zierte, fand im Burgtheater ein neues zu Hause.

Das Deutsch-Sorbische Volkstheater ist heute das einzige profes-sionelle bikulturelle Theater Deutschlands. Ein Grund mehr, noch einmal den Klängen der Bautzener Theatermusiker zu lauschen.

Musik: Flottendiebstahl / aus Gullivers Reisen von Jonathan Swift

bearbeitet von Lutz Hillmann

Interpretation: Bautzener Theaterorchester

Komponist: Tasso Schille

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Rathaus

Musik: Dann geht es los

Interpretation: Band Honky Tonky

Nach so viel Geschichte wenden wir uns hier auf dem Haupt- markt der modernen Musik zu. Die etwas älteren Bautzener werden sich noch sehr gut an die Band „Honky Tonky“ erinnern. Seit den 70er Jahren spielten die Rock- und z.T. auch Blues-Titel. Die Musiker werden noch heute für ihre musikalische Qualität gelobt. Darüber hinaus wird berichtet, dass die Band manchmal auch einen Song des Hamburger Künstlers Udo Lindenberg vortrug. Spätestens nach dessen Lied „Sonderzug nach Pankow“ war dieser in der DDR verboten. In diesem Lied machte er sich über den damaligen Staats-Chef der DDR, Erich Honecker, und über das ihm für die DDR erteilte Gastspielverbot lustig.

Musikschaffende hatten es in der DDR nicht leicht. Sie standen unter ständiger Beobachtung und mussten sich reglementieren

Musikschaffen ab 2002

lassen. In den Siebzigern bildete sich im Westen die Punkbe-wegung, um gegen den etablierten Lebensstil aufzubegehren. In entsprechenden Texten und einer eigenen Musik wird entsprechende Gesellschaftskritik geübt. Im Osten reichte allein das Dasein als Punk, um mit dem Staat in Konflikt zu geraten. Trotzdem fanden sich in Bautzen einige Bands zusammen, die im Jugendklub „Max“ im Stadtteil Gesundbrunnen musizierten.

In der Zeit nach 1989 erwies sich, dass gerade der Bereich der Jugendarbeit entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Musik in Bautzen hat. Neben den Orchestern, Chören und Musikschulen der Stadt fördern vor allem Jugendklubs erfolgreich junge Musiker. Das evangelische Jugendzentrum TIK bietet seit 1995 mit seinem Gesangsprojekt Ten Sing – Teenager singen – eine Möglichkeit der künstlerischen Beschäftigung für viele Jugendliche an. Bereits ein Jahr später, 1996, etablierte sich im Bautzener Jugendzentrum Steinhaus der Beat-Bandwettbewerb. Der kann von sich behaupten, dass er zum Sprungbrett für mehrere junge Bands wurde.

Den Wettbewerb 2001 gewann eine vierköpfige Formation namens „Jast“. Noch nie gehört? Wenig später benannten sich die drei Jungs und Frontfrau Stefanie Kloß in „Silbermond“ um und rocken seit dem die nationale und internationale Musikszene. Auch „Cafe Jazz“ startete mit einem 1. Platz im Jahr 2007 von Bautzen aus seine Karriere. Die sehr beliebte Cover-Band „Jolly Jumper“, der Rapper Andreas Backstein oder die Theaterband „Floppy Dolls“ sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, weil sie von Bautzen aus ebenfalls sehr erfolgreich Musik in die Welt tragen.

Das soll es mit unserem kleinen Abstecher in die Bautzener Musikgeschichte gewesen sein. Wenn es Ihnen gefallen hat, sagen Sie es ruhig weiter! Und wenn Sie im Radio mal wieder „Silbermond“ hören, werden Sie sich hoffentlich an Ihren Besuch in Bautzen erinnern. Wir würden uns freuen.

Musik: „Für Dich schlägt mein Herz“ / Album „Himmel auf“

Interpret: Silbermond | SONY MUSIC ENTERTAINMENT GERMANY GMBH

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Herausgeber: Stadtverwaltung Bautzen · Amt für Pressearbeitund Stadtmarketing · Anschrift: Stadtverwaltung Bautzen Fleischmarkt 1 · 02625 Bautzen · Telefon: 03591 534-391 Telefax: 03591 534-399 · Internet: www.bautzen.de Texte: Schüler des Philipp-Melchanthon-Gymnasiums Bautzen, Martina Born, Matthias Hauschild, Dr. Jochen Lebelt, Dr. Cathleen Köckritz, Karsten Vogt · Redaktion: André Wucht Foto: Unbekannter Fotograf: Mitglieder des Gesangvereins »Concordia« · Bautzen, 1880. Archivverbund Bautzen – Stadtarchiv: V-13/1. · Norman Paeth, Sorbisches National-En-semble, Peter Wilhelm · Grafik: Stadtplan ratajczak grafikdesignGestaltung/Satz: SW·SCHIPPER-WERBUNG Bautzen GmbH Copyright: Stadt Bautzen 12/2016/1.000

Abspielgeräte für den „Bautzener Musikpfad“ erhalten Sie in der Tourist-Information Bautzen-Budysin, Hauptmarkt 1.

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rOLLing ßtOnEßßammLungEn in dEutßCHLand

Tickets und Infos: Tourist-Information Bautzen-Budysin,

Tel. 03591 42016, www.stones-pavillon-bautzen.de

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