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BEITRÄGE CONTRIBUTIONS B C MAGAZIN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCH-DYNAMISCHEN LANDWIRTSCHAFT, DEMETER. MAGAZINE POUR LA PROMOTION DE L’AGRICULTURE BIODYNAMIQUE, DEMETER. PROJEKT «UNSER HAUSSCHWEIN» PROJET «NOTRE PORC DOMESTIQUE» 6 NOVEMBER 2018 NOVEMBRE 2018

BCCONTRIBUTIONS BEITRÄGE · 2019. 3. 8. · BEITRÄGE – Magazin zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirt-schaft , Demeter. Erscheint 6-mal jährlich. 66. Jahrgang. Herausgeber

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  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONSBC

    MAGAZIN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCH-DYNAMISCHEN LANDWIRTSCHAFT, DEMETER.

    MAGAZINE POUR LA PROMOTION DE L’AGRICULTURE BIODYNAMIQUE, DEMETER.

    PROJEKT «UNSER HAUSSCHWEIN»

    PROJET «NOTRE PORC DOMESTIQUE»6 N O V E M B E R 2018N O V E M B R E 2018

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    Internationale Jahreskonferenz der biodynamischen Bewegung

    Sektion für LandwirtschaftSection for AgricultureSection d’AgricultureSeccion de Agricultura

    Sektion für LandwirtschaftSection for AgricultureSection d’AgricultureSeccion de Agricultura

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    Seccion de AgriculturaSeccion de Agricultura

    Land

    Wirtschaftzwischen Hof und Welt

    Landwirtschaftliche Tagung 6. bis 9. Februar 2019

    am Goetheanum Dornach / Schweiz

    Diese Landwirtschaftliche Tagung wird eine Plattform und Zukunftswerkstatt sein, die allen Teilnehmenden eine Inspiration zu Neugestaltungen der Wirtschaft im Zusammenhang mit der Landwirtschaft sein soll.

    Die Tagung ist öffentlich und für alle zugänglich.Infos, Programm und Anmeldung:www.sektion-landwirtschaft.org/lwt/[email protected]

    Mitwirkende sind unter anderenMaaianna Knuth (Simbabwe), Gerald Häfner (Deutschland), Änder Schanck (Luxemburg), Choitresh Kumar Ganguly / Manisha Kairaly (Indien), Helmy Abouleish / Mona Lenzen Abouleish (Ägypten), Christoph Simpfendörfer (Deutschland), Aline Haldemann / Christian Butscher (Schweiz), Jennifer Chang (Südkorea), Boris Voelkel (Deutschland), Jacqueline Barin (Kanada), Esteban Acosta Pereira (Mexiko) Hermann Pohlmann (Deutschland), Claude Gruffat (Frankreich), Ueli Hurter (Schweiz), Volkert Engelsman (Niederlande), Patrick Holden (England)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 3

    Willkommen BienvenueInhalt Sommaire

    Impressum

    BEITRÄGE – Magazin zur Förderung der biologisch-dynamischen Landwirt-schaft , Demeter. Erscheint 6-mal jährlich. 66. Jahrgang.Herausgeber.Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft , Burgstrasse 6,CH-4410 LiestalTel. 061 706 96 43, Fax 061 706 96 44,E-Mail [email protected] Fr. 58.–, Ausland 57.–Weitere Informationen undAdressen auf Seite 31

    Impressum

    CONTRIBUTIONS – Magazinepour la promotion de l’agriculturebiodynamique, Demeter.Parution 6 fois par an. 66 ème année.Editeur.Association pour la Biodynamie,Burgstrasse 6, CH-4410 Liestaltél. 061 706 96 43, fax 061 706 96 44,courriel [email protected] Fr. 58.–, étranger 57.–Pour de plus amples informationset les adresses voir page 31

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    BIODYNAMIK. Die PräparateBIODYNAMISME.Les préparations

    MENSCHEN. Demeter-Frauen-TagungHUMAINS. Colloque des femmes Demeter

    ZUCHT. «Unser Haus-schwein»ELEVAGE. «Notre porc domestique»

    FORSCHUNG RECHERCHE

    GARTEN JARDIN

    KOSMOS COSMOS

    BETRACHTUNG. AdventCONTEMPLATION. L'Avent

    KURZPROTOKOLLPROCES-VERBAL RESUME

    AKTUELL ACTUALITES

    Markus Bär | Zwischen 1970 und 2015 ist die Winterperiode mit Schneebede-ckung in der Schweiz um 37 Tage kürzer geworden! Rasant. Im Schnitt haben wir jedes Jahr fast einen Wintertag verloren (0,82 Tage oder 19,73 Stunden). Das ist das Resultat einer Studie des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF und der Universität Neuenburg. Siehe dazu auch Seite 18.«Seit 1990 ist der Bestand an Brutvögeln im Kulturland um knapp zwei Drit-tel zurückgegangen.» Rasant. Und von 1989 bis 2013 nahm die Gesamtmasse der Fluginsekten in unseren Breiten um mehr als 75 Prozent ab («Tages-Anzei-ger» 31.08.18). Rasant. Wo ist denn hier die Notbremse?Kennen Sie die Erzäh-lung «Der Tunnel» von Friedrich Dürrenmatt? Da fährt im Schweizer Mittelland ein Zug in einen kurzen Tunnel ein. An Bord Familien, Rekruten, Studierende und Liebespaare ‒ die zu erwartende Zufalls-gemeinschaft .Doch diesmal ist der Tunnel nicht kurz, er will und will nicht aufh ören. Ein dicker Student wird argwöhnisch, er kennt die Strecke von seinen Pendelfahrten an die Uni. Seine Mitreisenden im Coupé, eine junge Frau mit roten Haaren und ein Herr, noch dicker als der Student, wid-men sich weiter ihrer Beschäft igung: Sie liest in einem Roman, er spielt mit sich selber Schach. Der Schaff ner hat nichts bemerkt. Oder will er nichts bemerken? «Bald kommt Olten, Ankunft achtzehn Uhr siebenunddreissig», versichert er.Der Zug wird immer schneller. Rast. Verursacht entsetzliches Getöse. Im Speisewagen werden Wiener Schnitzel serviert, die Menschen trinken einander zu. Der Zug wird noch schneller, neigt sich, fährt abwärts, stürzt dem Innern der Erde entgegen, das Getöse schwillt an zum brüllenden Orkan.Die Notbremse funktioniert nicht in Dürrenmatts Zug.

    Markus Bär | Entre 1970 et 2015, la durée d’enneigement dans les Alpes suisses a reculé de 37  jours! Un recul à vitesse vertigineuse. En moyenne, nous avons perdu près d’un jour de couver-ture neigeuse par année (0,82  jours ou 19,73 heures). C’est ce qui ressort d’une étude réalisée par l’Institut pour l’étude de la neige et des avalanches (ENA) et l’université de Neuchâtel. Voir à ce sujet aussi page 19.«Depuis 1990, les eff ectifs d’oiseaux nicheurs dans les terres cultivées ont reculé de près de deux tiers.» Un recul à vitesse vertigineuse. Et de 1989 à 2013, la masse totale d’insectes volants sous nos latitudes a diminué de plus de 75 % (Quotidien «Tages-Anzeiger» 31/08/18).

    Un recul à vitesse ver-tigineuse. Où est donc le frein d’urgence?Connaissez-vous la nouvelle «Le Tunnel» de Friedrich Dürren-matt? Un train entre dans un tunnel sur le Plateau suisse. À bord des familles, des re-crues, des étudiants et des couples – la com-munauté aléatoire à

    laquelle on s’attend.Mais cette fois le tunnel n’est pas court, le trajet à travers le tunnel s’éternise. Un gros étudiant commence à avoir des soupçons, le trajet lui est familier de par ses déplacements pendulaires à l’uni-versité. Les passagers qui partagent le même compartiment, une jeune femme aux cheveux roux et un monsieur encore plus gros que l’étudiant continuent à se consacrer à leur occupation: Elle lit un roman, il joue aux échecs avec lui-même. Le contrôleur n’a rien remarqué. Ou ne veut-il rien remarquer? «Prochain arrêt Olten, arrivée dix-huit heures trente-sept», assure-t-il.Le train roule de plus en plus vite. Il fonce à une vitesse vertigineuse. Il pro-voque un vacarme horrible. Des esca-lopes sont servies dans la voiture-res-taurant, les gens portent un toast les uns aux autres. Le train accélère encore plus, s’incline, descend, se précipite vers l’in-térieur de la Terre, le vacarme se trans-forme en un ouragan rugissant.Le frein d’urgence ne fonctionne pas dans le train de Dürrenmatt.

    (Bild/Photo: Heinz Iseli

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  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 20184

    Ambra Sedlmayr | Die beiden Kompost-präparate Kamille und Eiche werden mit Kalziumprozessen und der Stärkung der Pflanzengesundheit in Verbindung gebracht. João Volkmann (Brasilien) und Christoph Willer (Deutschland) nehmen in Anlehnung an den Land-wirtschaftlichen Kurs an, die Wirkung des Kamillenpräparats werde durch Schwefel vermittelt, die des Eichen-rindenpräparats durch Kiesel. Antoine Fernex (Frankreich) nähert sich einem Verständnis der einzelnen Kompostprä-parate über den Goetheanismus. Seiner Beschreibung nach erschliesst sich ihm durch das genaue Studium der Pflanze und des Organs eine tiefere Schicht des Verständnisses: die der Bedeutung des Präparats im Naturzusammenhang. Fer-nex beschreibt seine Ahnungen in Bezug auf das Eichenrindenpräparat:«Die Eiche hat eine enorme Wachstums-kraft. Sie kommt aus dem Boden mit enormer Kraft, aber man kann auch ent-gegengesetzte Kräfte beobachten, die ihr Wachstum begrenzen. Ihre Bewegungen sind immer schwer. Es ist nicht wie die

    BIODYNAMIK. Von den sechs Kompostpräparaten fehlen noch zwei: Dem Eichenrinden- und dem Kamillenpräparat und ihren tierischen Hüllen Schädel und Darm widmet sich der sieb-te und letzte Teil der «Beiträge»-Artikelserie zu den biologisch-dynamischen Präparaten.

    Präparate: Eichenrinde und Kamille

    Esche die leicht nach oben strebt, nein. Etwas kommt immer von oben und drückt das Wachstum der Eiche herab. Und man merkt, man hat dieses Gefühl, dass, wenn diese Gegenkraft nicht vor-handen wäre, dann wäre die Eiche eine Explosion, mit so viel Kraft von unten … Die eine Sache, die diese Wachstums-kräfte zurückhält, ist die Rinde der Ei-che. Auf diese Weise verstehe ich diese Substanz, um die Kraft des Wachstums ruhig zu begrenzen.»Fernex’ Meinung nach ergibt sich ein ähnliches Bild mit Blick auf den Schädel, der die Lebenskräfte begrenzt und zur Ruhe bringt. So wird die Aussage, dass das Eichenrindenpräparat Pilzkrankhei-ten im Zaum halte, bildlich nachvoll-ziehbar.Für die Herstellung des Eichenrin-denpräparats wird meist die Rinde der Stieleiche (Quercus robur) benutzt. Bi-nita Shah (Indien) benutzt Quercus di-latata, eine Eichenart, die im Himalaya verbreitet ist. Die Eichenrinde wird mit einem Hobel oder einer Käseraspel di-rekt vom Baum geschabt. Werden Rin-

    denstücke genommen, müssen diese in einer Mühle zerkleinert werden. Als tierische Hülle werden meist Kuh- oder Schafschädel benutzt, teils auch Pferde-schädel. Es gibt zwei unterschiedliche Anschauungen zur Wahl des Schädels. Die einen Präparateherstellenden be-nutzen den Schädelknochen, die ande-ren meinen, man solle möglichst mit frischen Schädeln arbeiten und die Ei-chenrinde in die Hirnhaut einfüllen. René Piamonte (Brasilien) vertritt diese Position. Er ist überzeugt, dass die Hirn-haut in Bezug zu Mondenkräften steht und die Fähigkeit hat, Kräfte nach innen zu spiegeln. Dadurch verstärke sie die Wirkungen, welchen die Eichenrinde im Winter, im Schädel vergraben, aus-gesetzt ist.Fein gemahlene trockene Eichenrinde kann mit einem Trichter in den Schädel gefüllt werden. Die Öffnung wird mit Knochen, Steinen oder Holz verschlos-sen. Die Präparategruppe aus dem Elsass benutzt zudem Tonerde, um die Ritzen zu schliessen, und bindet dann eine Baumwollschnur um den Schädel, so-dass die Öffnung gut verschlossen bleibt. Der Schädel mit Eichenrinde braucht einen besonderen Ort, um vergraben zu werden: Regenwasser soll auf die Stelle rinnen und es soll dort Pflanzen-schlamm vorhanden sein. Angela Hof-mann (Ägypten) vergräbt die Schädel bei einem Wassertank, an einer Stelle, wo es meistens feucht ist. Oft wird auch eine Regentonne genommen und der Schädel mit Pflanzenschlamm bedeckt. Christoph Willer vergräbt die Schädel am Bach, der durch das Landgut fliesst. Ihm ist es wichtig, dass die Eiche unter Luftabschluss überwintert. Die Lebens-kraft werde durch den Sauerstoff vermit-telt, und die luftige Eichenrinde soll sei-ner Meinung nach ein polares Erlebnis haben, um «über den Atmungsprozess

    Gemahlene Eichenrinde für die Präparateherstellung.

    Écorce de chêne broyée pour l’élaboration des préparations.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 5

    * Die Studie steht auf www.sektion-landwirt-

    schaft.org in deutscher und englischer Spra-

    che zum kostenlosen Herunterladen bereit:

    Sedlmayr, Ambra; van Leewen, Anke; Schön-

    felder, Johanna; Kolar, Maja; Ingold Reto;

    Hurter, Ueli

    - The biodynamic preparations in context:

    Individual approaches to preparation work.

    August 2016

    - Die biodynamischen Präparate im Kontext:

    Individuelle Zugänge zur Präparatearbeit.

    Februar 2017

    Mittlerweile ist die Studie auch als Buch

    erschienen:

    - Biodynamische Präparatepraxis weltweit:

    Die Fallbeispiele. Sektion für Landwirtschaft

    am Goetheanum (Hrsg.). Paperback, 364 Sei-

    ten, Darmstadt 2018, Verlag Lebendige Erde,

    ISBN 978-3-941232-15-0

    zu lernen», denn dieses Wissen könne sie dann an den Boden und die Pflanzen vermitteln, sodass die Lebenskräfte im richtigen Mass gehalten werden können. Überschüssige Lebenskräfte können ge-mäss Willers Verständnis zu Pilzwachs-tum auf der Pflanze führen.Der Bezug der Eichenrinde zu Kalzium ist unmittelbar aus dem hohen Kalzium-gehalt ihrer Asche ersichtlich. Die Ka-mille offenbart diesen Bezug dadurch, dass sie nur wachsen kann, wenn ein Minimum an Kalk im Boden vorhanden ist. Obwohl sie weltweit angebaut wer-den kann, wächst sie nicht in den extrem sandigen Böden des Landguts Pretschen in Brandenburg, wo Willer arbeitet. Als einjährige Pflanze, die keine Nahrungs-substanzen liefert, ist die Kamille ein gutes Beispiel jener Pflanzen, die haupt-sächlich den erdnahen Planeten unter-liegen, welche ihre Wirkung über den Kalk entfalten. Die Kamille steht in star-kem Kontrast zur Eiche, die eindeutig von den erdfernen Planeten beeinflusst wird, mit ihrer starken Verholzung und der reichen Fruchtbildung.Die Kamille wird für die Präparateher-stellung im frühen Blühstadium geern-tet, wenn die Blütchen auf dem oberen Teil des Blütenkorbes noch geschlossen sind, berichten Angela Hofmann aus Sekem (Ägypten) und Carlo Noro (Ita-lien). So verhindert man, dass die Sa-menbildung schon zu weit fortgeschrit-ten ist. Wenn man wie Angela Hofmann fünfzehn Kilo getrocknete Kamille braucht, um ein ganzes Land mit dem Kamillenpräparat zu versorgen, ist eine Strategie nötig, um die Blüten im rich-tigen Zustand zu ernten. In Sekem ist Kamille ein wichtiges Produkt, und sie wird als Heilpflanze in die ganze Welt exportiert. Während der Blütezeit wer-den die frischen Blüten täglich geerntet. Carlo Noro, der Präparate für den Ver-kauf herstellt, wartet, bis die Kamillen-pflanzen gut blühen, geht dann durch die Reihen und zupft alle Blüten ab für Tee. Dann beobachtet er die Entwick-lung der neuen Blüten. Nach spätestens vier Tagen sind alle neuen Blüten gleich-zeitig im idealen Erntezustand für die Präparateherstellung und können mit Kämmen geerntet werden. Die Blüten werden meist getrocknet und bis zum Herbst in Papiertüten aufbewahrt.Die Befüllung der Kuhdärme mit den angefeuchteten Kamillenblüten hält An-dreas Würsch (Schweiz) für eine Kunst. Die dünnen, glitschigen Därme sollen

    gut gestopft sein, dürfen aber nicht reis-sen. Würsch möchte, dass «der Darm die Kamille fest umschliesst», damit er seine Organfunktion möglichst gut und lange beibehalten kann. Das fachgerech-te Stopfen der Därme mit Kamille trägt zu dem Wunder bei, dass diese dünnen Häute, im Erdboden vergraben, manch-mal bis im Frühjahr erhalten bleiben. Kommt der Darm dann ohne die Ka-mille auf den Kompost, zersetzt er sich in wenigen Tagen. Dies zeigt eindrück-lich die Bedeutung der Kamille für die Darmgesundheit, für die sie in der Na-turheilkunde Anwendung findet.Die Präparategruppe von Nordrhein-Westfalen hängt die befüllten Därme, in Käfigen geschützt, über den Sommer unter dem Dachsims auf. Dies geht auf die Beratung durch Uli Johannes König zurück und auf die Notizen, die sich Rudolf Steiner in der Vorbereitung des Landwirtschaftlichen Kurses machte, wo sowohl bei den Därmen als auch beim Gekröse der Hinweis «Aufhängen» an-gemerkt ist. Im Herbst werden entspre-chend teils schimmlige, teils ausgetrock-nete befüllte Organe vergraben. Zum Schutz vor Mäusen umgibt die nord-rhein-westfälische Präparategruppe die Gruben mit Holunderzweigen.Die Lagerung des Kamillenpräparats ist eine Herausforderung: Es ist entweder zu feucht und lockt Fliegen an, oder es trocknet im Nu aus. Das Präparat muss anfänglich fast täglich gewendet und be-lüftet werden. Die Feuchtigkeit reguliert Andreas Würsch, indem er das Präparat entweder in glasierte (fördert Trocken-

    heit) oder unglasierte (fördert Feuch-tigkeit) Tonbehälter füllt. Nach einiger Zeit wird das Präparat relativ stabil und braucht weniger Pflege.Nun wurde in dieser Artikelserie für jedes Präparat die Vielfalt der Praxis dargestellt, welche die Studie der Sekti-on für Landwirtschaft ermittelt hat. Wie diese einzelnen Aspekte in den Gesamt-kontext des jeweiligen Hofes und der Biografie der Herstellerin, des Herstel-lers eingebettet sind – der weitere Sinn-zusammenhang – ist in der Studie nach-zulesen, die mittlerweile auch als Buch erschienen ist.

    Die Präparategruppe aus dem Elsass verschliesst die Schädelöffnungen sorgfältig mit Ton und

    einer Schnur.

    Le groupe de préparations d’Alsace colmate soigneusement les trous du crâne avec de l’argile

    et une ficelle. (Bilder/Photos: Sektion für Landwirtschaft)

    Die siebenteilige «Beiträge»-Serie zu den

    Präparaten ist erschienen in den Ausgaben

    3/17, 4/17, 6/17, 1/18, 3/18, 4/18 und 6/18

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 20186

    Ambra Sedlmayr | Les deux prépara-tions du compost fleurs de camomille et écorce de chêne sont en lien avec des processus liés au calcium et réputées renforcer la santé des plantes. S’inspi-rant du Cours aux agriculteurs, João Volkmann (Brésil) et Christoph Wil-ler (Allemagne) assument que l’effet de la préparation fleurs de camomille est véhiculé par le soufre, celui de la prépa-ration écorce de chêne par la silice. C’est par le biais du goethéanisme qu’Antoine Fernex (France) s’approche de la com-préhension de chacune des préparations du compost. Selon sa description, l’étude minutieuse de la plante et de l’organe lui ouvre une couche de compréhension plus profonde: l’importance de la prépa-ration dans son contexte naturel. Fernex décrit ses intuitions à propos de la pré-paration écorce de chêne:«Le chêne possède une énorme force de croissance. Il perce le sol avec une force énorme, mais on peut aussi obser-ver des forces opposées qui limitent sa croissance. Ses mouvements sont tou-jours lourds, contrairement au frêne qui

    BIODYNAMISME. Deux des six préparations du compost manquent encore: La septième et dernière partie de la série d’articles «Contributions» sur les préparations biodynamiques se consacre aux préparations écorce de chêne et fleurs de camomille et à leurs enveloppes animales crâne et intestin.

    Préparations: fleurs de ca-momille et écorce de chêne

    s’élance en hauteur avec légèreté. Il y a toujours quelque chose qui vient du haut et pèse sur la croissance du chêne. Et on se rend compte, on a le sentiment que s’il n’y avait pas cette force antagoniste du haut, le chêne, avec tant de force du bas, connaîtrait une croissance explo-sive… Un facteur qui restreint les forces de croissance est l’écorce du chêne. C’est comme ça que j’entends cette substance qui limite de manière paisible la force de croissance.»Selon l’avis de Fernex, le crâne qui limite les forces vitales et apporte de la quié-tude présente une situation similaire. L’affirmation comme quoi la préparation écorce de chêne bride les maladies fon-giques devient visuellement intelligible.On utilise généralement le chêne pédon-culé (Quercus robur) pour l’élaboration de la préparation écorce de chêne. Binita Shah (Inde) utilise Quercus dilatata, une espèce de chêne répandu dans l’Hima-laya. L’écorce de chêne est raclée direc-tement de l’arbre à l’aide d’un rabot ou d’une râpe à fromage. Si les morceaux d’écorce sont utilisés, ceux-ci doivent

    être concassés dans un broyeur. Pour les enveloppes animales, on se sert la plupart du temps de crânes de vache ou de mouton, parfois aussi de crânes de cheval. Deux opinions existent au sujet du choix du crâne. Un camp d’élabora-teurs de préparations utilise l’os crânien, l’autre estime qu’il faut, si possible, tra-vailler avec des crânes frais et remplir l’écorce de chêne dans les méninges. René Piamonte (Brésil) défend la se-conde opinion. Il est convaincu que les méninges ont trait aux forces dégagées par la lune et ont la propriété de réflé-chir des forces vers l’intérieur, amplifiant ainsi les effets auxquels s’expose l’écorce de chêne en hiver lorsqu’elle est enterrée dans le crâne.L’écorce de chêne sèche finement concas-sée peut être remplie dans le crâne au moyen d’un entonnoir. L’ouverture est colmatée avec des os, des pierres ou du bois. Le groupe de préparations d’Alsace utilise en plus de l’argile pour colmater les interstices, et attache une ficelle de coton autour du crâne afin que l’ouver-ture reste bien colmatée. Le crâne bourré d’écorce de chêne a besoin d’un lieu spé-cial pour être enterré: L’eau de pluie doit y affluer et il devrait y avoir de la boue végétale. Angela Hofmann (Égypte) enterre les crânes près d’une citerne d’eau, un endroit généralement humide. Souvent un tonneau pour récolter l’eau de pluie est utilisé et couvert de boue végétale. Christoph Willer enterre les crânes au bord du ruisseau qui traverse le domaine rural. Il lui paraît impor-tant que l’écorce de chêne passe l’hiver à l’abri de l’air. La force vitale est cata-lysée par l’oxygène, et selon lui, l’écorce de chêne aérée doit vivre une expérience polaire afin d’«apprendre à travers le processus de respiration», car elle peut ensuite transmettre ce savoir au sol et

    Après une récolte fastidieuse et soignée, les fleurs de camomille sont stockées au sec dans des

    sacs en papier.

    Nach der aufwendigen und sorgfältigen Ernte werden die Kamillenblüten trocken in Papier-

    säcken aufbewahrt.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 7

    * Cette étude est disponible en allemand et

    en anglais sous www.sektion-landwirtschaft.

    org et peut être téléchargée gratuitement:

    Sedlmayr, Ambra; van Leewen, Anke;

    Schönfelder, Johanna; Kolar, Maja; Ingold

    Reto; Hurter, Ueli

    - The biodynamic preparations in context:

    Individual approaches to preparation work.

    Août 2016

    - Die biodynamischen Präparate im Kontext:

    Individuelle Zugänge zur Präparatearbeit.

    Février 2017

    L'étude est désormais aussi publiée en alle-

    mand sous forme d’un livre:

    Biodynamische Präparatepraxis weltweit:

    Die Fallbeispiele (La pratique des prépara-

    tions biodynamiques dans le monde entier:

    les études de cas). Section d’agriculture au

    Goetheanum (éd.). Version de poche, 364

    pages, Darmstadt 2018, Verlag Lebendige

    Erde, ISBN 978-3-941232-15-0

    Une «saucisse de fleurs de camomille» finie et bien bourrée.

    Eine fertige, gut gestopfte «Kamillenwurst». (Bilder/Photos: Section d’Agriculture)

    aux plantes, permettant ainsi de garder les forces dans la bonne mesure. Selon la conception de Willer, un excédent de forces vitales peut mener chez les plantes à une croissance fongique.Le lien de l’écorce de chêne avec le cal-cium ressort directement de la teneur élevée en calcium de sa cendre. La ca-momille présente ce lien du fait qu’elle ne pousse que lorsque le sol contient un minimum de calcaire. Bien qu’elle puisse être cultivée dans le monde entier, elle ne pousse pas dans les sols extrême-ment sableux du domaine Pretschen de Brandenburg, où Willer travaille. En tant que plante annuelle n’offrant pas de nourriture substantielle, la camomille est un bon exemple des plantes soumises à l’influence des planètes proches de la Terre qui déploient leur effet principa-lement par l’intermédiaire du calcium. La camomille contraste vivement avec le chêne qui est clairement influencé par les planètes éloignées de la Terre, et qui se caractérise par une forte lignification et une production de glands abondante.La camomille destinée à l’élaboration des préparations est cueillie à un stade précoce de floraison, lorsque les petites fleurs de la partie supérieure du capitule floral sont encore closes, nous ont relaté Angela Hofmann de Sekem (Égypte) et Carlo Noro (Italie). On évite ainsi que la formation de graines soit trop avancée. Quand on a comme Angela Hofmann besoin de quinze kilos de camomille séchée pour approvisionner un pays entier, il faut une stratégie pour cueillir les fleurs au bon moment. La camomille est un produit important pour Sekem, et elle est exportée dans le monde entier à titre de plante médicinale. Pendant la floraison les fleurs fraîches sont cueil-lies chaque jour. Carlo Noro, qui élabore des préparations pour la vente, attend jusqu’à ce que les pieds de camomille soient bien en floraison, puis il marche

    à travers les rangées et arrache toutes les fleurs pour en faire du thé. Ensuite il observe le développement des nouvelles fleurs. Après quatre jours au plus tard, toutes les nouvelles fleurs sont en même temps au stade de récolte idéal pour l’élaboration des préparations et peuvent être cueillies avec des peignes. Les fleurs sont généralement séchées et conservées jusqu’en août dans des sacs en papier.Andreas Würsch (Suisse) estime que le remplissage des intestins de la vache avec des fleurs de camomille humec-tées est un art. Les intestins glissants et grêles doivent être bien bourrés, mais ils ne doivent pas se déchirer. Würsch souhaite que «l’intestin embrasse ferme-ment la camomille» pour qu’il préserve bien et longtemps sa fonction d’organe. Le bourrage des intestins avec la camo-mille dans les règles de l’art contribue à un miracle, à savoir ces peaux grêles en-terrées dans la terre se conservent par-fois jusqu’au printemps. Si l’intestin est jeté sur le compost, il se décompose en l’espace de quelques jours. Ceci montre de façon impressionnante l’importance de la camomille pour la santé de l’intes-tin. La médecine naturelle en fait usage.Le groupe de préparations de Rhénanie du Nord-Westphalie suspend en été les intestins bourrés à la corniche du toit, protégés par des cages. Il puise son inspi-ration d’un conseil d’Uli Johannes König et de notes rédigés par Rudolf Steiner lors de la préparation du Cours aux agri-culteurs qui font mention de la remarque «suspendre» à la fois pour l’intestin et le mésentère. Par conséquent, on enterre en automne des organes bourrés moi-sis ou bien secs. Le groupe de prépara-tions de Rhénanie du Nord-Westphalie entoure les fosses de branches de sureau pour les protéger contre les souris.Le stockage de la préparation fleurs de camomille présente un défi: soit elle est trop humide et attire des mouches,

    soit elle se dessèche en un clin d’œil. Au début, il faut presque chaque jour re-tourner et aérer la préparation. Andreas Würsch régule l’humidité en remplissant la préparation dans des récipients en ar-gile émaillée (favorise le dessèchement) ou non émaillée (favorise l’humidité). La préparation se stabilise après une certaine période et demande moins de soins.Cette série d’articles a présenté la diver-sité de la pratique pour chaque prépara-tion telle que relevée par l’étude réalisée par la Section d’agriculture. On peut lire dans l’étude, qui est entre-temps parue sous forme d’un livre, comment chacun des aspects est intégré au contexte géné-ral de la ferme concernée et à la biogra-phie de la personne qui élabore les pré-parations – enfin, le sens contextuel plus large.

    Remplissage des intestins de la vache avec

    des fleurs de camomille humectées.

    Befüllen der Kuhdärme mit angefeuchteten

    Kamillenblüten.

    Les sept parties de la série d'articles

    «Contributions» ont paru dans les éditions

    3/17, 4/17, 6/17, 1/18, 3/18, 4/18 et 6/18

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 20188

    Marianne Haeni | Die Frauen des Vor-derrheintales Ingrid und Stefania Ritter, Erika Schätti und Angelika Bandli hatten dieses Jahr eingeladen zur Frauentagung für Demeter-Bäuerinnen und -Gärtne-rinnen. Zwanzig Frauen nahmen Teil an der Tagung in der Region Surselva GR.Von Chur geht’s durchs Vorderrheintal nach Versam und von da ins Seitental nach Safien Platz. Steil und eng sind der Taleingang und die Strasse. Danach weitet sich das Tal und wir blicken in die uns umrundenden Bergketten. Das Safiental wurde ab Ende des 12. Jahr-hunderts von Süden her über die Berge durch die Walser besiedelt.Erwin und Angelika Bandli bewirtschaf-ten hier auf 1200 Meter seit 2001 mit ih-ren Kindern einen vielseitigen Hof mit Yaks, Kamelen und Lamas. Die Wiesen sind teilweise so steil, dass Bandlis das Heu von da mit dem Heutuch einbrin-gen. Dank sonniger Lage kann Angelika einen grossen Garten mit wunderbarem Gemüse und Blumen pflegen. Sie verar-beitet das Geerntete zu tollen Produk-ten, die im Hofladen verkauft werden.Im Sommer sind alle Tiere auf der Alp. So können wir nach dem feinen Mittag-essen die Yaks auf der Alp hinten im Tal besuchen. Es erstaunt uns alle, wie ru-hig die Tiere sind; Erwin und Sohn Beat stehen mitten in der Herde und strei-

    MENSCHEN. Die Schweizerische Frauentagung für Demeter-Bäuerinnen und -Gärtnerinnen führte Ende September nach Graubünden in die Surselva. Die Demeter-Frauen besuchten Höfe und Gärten, die alte und die neue Kapelle des heiligen Benedikt oberhalb des Dorfes Sumvitg und genossen eine afghanische Mahlzeit.

    Kultur-Tour im Bündnerlandcheln die Tiere. Angelika hat zu jedem Tier eine Geschichte auf Lager. Eine grosse Passion und Begabung der Fami-lie wird damit sichtbar: Der sorgsame, persönliche Umgang mit den Tieren ist allen sehr wichtig. Wer Lust hat auf ein Lamatrecking, ist hier an der richtigen Adresse.*Danach reisen wir nach Sumvitg-Cum-padials, weiter oben im Vorderrheintal gelegen. Die Zugreise ist ein Erleb-nis für sich. Immer wieder queren wir den Vorderrhein mit seinem vielfälti-gen Flussbett. Eine Marke des letzten grossen Hochwassers lässt erahnen, zu welch reissendem Fluss dieses heute lieblich rauschende Gewässer anwach-sen kann. Wir fahren vorbei an steilen kalkigen Felswänden, grünen Wiesen und Weiden und schmucken Dörfern. Die Herbstsonne taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Mal ist das Tal eher eng, mal weitet es sich.Das nächste Ziel ist die ruina dalla Cap-lutta Sogn Benedetg, die Ruine der Ka-pelle des heiligen Benedikt oberhalb des Dorfes Sumvitg. Der Einheimische Vitus Bass, Präsident der Gemeinschaft Pro S. Benedetg, Clavadi und Umgebung, er-zählt uns die bewegte Geschichte dieser besonderen Kapelle.› Die Grundmauern der Kapelle stam-

    men aus dem 9. Jahrhundert. Sie ist

    die älteste nachgewiesene Kapelle mit einem hufeisenförmigen Chor ‒ ein einmaliges Kulturdenkmal.

    › Im 13. Jahrhundert wurde neben der Kapelle ein Haus gebaut als Nieder-lassung für Beginen. Die Beginen (Frauen) und Begarden (Männer) lebten ehelos in christlicher Gemein-schaft. Sie legten aber kein Ordensge-lübde ab und lebten nicht in Klausur. Im Wesentlichen halfen sie den Ar-men und Kranken.

    › 1923 zerstörte eine Lawine an Weih-nachten das Dach der Kapelle.

    › Im Februar 1984 zerstörte eine Staub-lawine die Kapelle fast gänzlich. Glücklicherweise konnte die Ruine zwischen 2007 und 2013 vor dem totalen Zerfall gerettet und saniert werden. Auch zwei Bildtafeln wurden gerettet. Eine Tafel zeigt das Jüngste Gericht mit Christus als Himmels-fürst und Richter, die andere die Höl-le mit dem Höllenfürsten. Vitus Bass erzählt sehr lebensnah, wie solche Bildtafeln auf ihn als Kind wirkten, ihn prägten und wie solche Darstel-lungen in noch früheren Jahren ge-braucht wurden, um den Menschen den Sinn eines guten moralischen Verhaltens zu erklären und ihnen im wahrsten Sinne «die Hölle heiss zu machen», sollten sie vom Pfad der Tugend abweichen.

    Im Garten von Angelika Bandli, Safien.

    Dans le jardin d’Angelika Bandli, Safien.

    Die alte Kapelle Sogn Benedetg wurde 1984

    durch eine Lawine zerstört.

    L’ancienne chapelle Sogn Benedetg fut dét-

    ruite en 1984 par une avalanche.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 9

    › 1988 wurde eine neue Kapelle zu Ehren des heiligen Benedikt gebaut, etwa 200 Meter entfernt von der Ruine der alten Kapelle. Architekt ist der weltberühmte Bündner Peter Zumthor. Der geschwungene Bau wirkt sich in die Landschaft einfü-gend und ist doch ganz eigenständig und eigenwillig, wie ein Schiff ohne Bauchung. Der Glockenturm steht als Himmelsleiter daneben. «Schiff», «Blatt», «Geborgenheit», «klein, aber nicht eng» sind Worte, die wir finden, um unser Befinden in dieser Kapelle zu beschreiben. Im Innern fehlen jeg-liche Bilder, die Besucherinnen und Besucher ablenken könnten. Zumthor will mit seinem Baukonzept vermit-teln, dass es nicht um Erkennen der Wahrheit geht, sondern dass hier alle in Geborgenheit zu sich selber finden können. Menschen aus aller Welt be-suchen diese Kapelle.

    Im wunderschönen Haus von Stefania Ritter in Sumvitg auf 1250 Meter genies-sen wir ein köstliches Abendessen. Ste-

    fania bewirtschaftet hier einen Ganzjah-resbetrieb. Als Köchin hat sie Marzieh Jafari engagiert, eine junge Flüchtlings-frau aus Afghanistan. Sie verwöhnt uns mit einem Menu aus ihrer Heimat.Nach einem reichen Frühstück bei Eri-ka Schätti und Werner Koch führt uns Werner bei schönstem Wetter durch ihre grossen Garten- und Obstkulturen. Nach dem Verkauf des Hofes haben sie hier in Cumpadials eine neue Heimat gefunden und bereits einen grossen ei-genen Fussabdruck in vielfältiger und fantasievoller Gestaltung des Geländes gelegt. Sie pflegen diesen grossen Garten und verkaufen das Gemüse sowie Honig aus eigener Imkerei auf dem Markt. Sie bieten auch eine Timeout-Betreuung für Jugendliche an und Erika hat noch eine Arbeit im Altersheim im Dorf.Anschliessend lädt uns Ingrid Ritter ein, ihr persönliches Reich zu erkunden. Sie führt einen Demeter-Kleinstbetrieb von einer halben Hektare und hat beim Projekt «Offener Garten» **.mitgewirkt. Das heisst, ihr Garten war offen für Be-

    sucher und Schulklassen. Ingrid Ritter gibt Anbautipps, organisiert Workshops und verkauft Setzlinge auf Märkten. Ihr Garten wirkt wie eine Sammlung in die Landschaft eingearbeiteter Rosi-nen. ‒ Gestaltete Räume im natürlichen Umfeld: Beete in verschiedenster Form und Grösse (Miniäcker für die Frucht-folge von Getreide, Kartoffeln, Gemüse), Teiche, Steinmauern, Sitzgelegenheiten, Kunstobjekte, Fruchtbäume … Ein viel benutzter Hirschpfad quert den Gar-ten, deshalb muss Ingrid heikle Kultu-ren besonders schützen. Mit viel Liebe und Kenntnis wird hier gezielt gestaltet, kombiniert, ergänzt und Bestehendes gelassen, wieder ein eigener Ansatz der Agrikultur im Garten.In allen Projekten erleben wir grosses persönliches Engagement für eine indi-viduelle Gestaltung des Ortes mit seinen Möglichkeiten und Einschränkungen, und es ist viel Lebendigkeit spürbar.

    * www.bandli.ch

    ** www.offenergarten.ch

    Jüngstes Gericht und Hölle: die Bildtafeln aus der alten Kapelle.

    Jugement dernier et enfer: les tableaux sauvés de l’ancienne chapelle. (Bilder/Photos: Gemeinschaft Pro S. Benedetg)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201810

    Marianne Haeni | Cette année les femmes de la vallée antérieure du Rhin Ingrid et Stefania Ritter, Erika Schätti et Angelika Bandli nous ont invité à la réunion des fermières et horticultrices Demeter. Vingt femmes y ont participé dans la région de la Surselva (GR).Le voyage mène de Coire à Versam en passant par la vallée antérieure du Rhin et de là dans la vallée latérale jusqu’à Safien Platz. L’entrée de la vallée et la rue sont raides et étroites. Ensuite la vallée s’élargit et dégage la vue sur les chaînes de montagne qui nous entourent. La vallée de Safien a été peuplée au 12e siècle par les Walser qui s’y sont rendus en provenance du sud en traversant les montagnes.Depuis 2001, Erwin et Angelika Bandli gèrent ici à 1200 mètres d’altitude avec leurs enfants une ferme diversifiée avec yacks, chameaux et lamas. Par endroits, les prés sont si escarpés que les Bandli pratiquent la fenaison avec un torchon

    HUMAINS. La réunion suisse des fermières et horticultrices Demeter de fin septembre a eu pour décor la Surselva aux Grisons. Les femmes Demeter ont visité des fermes et des jardins, l’ancienne et la nouvelle chapelle au-dessus du village de Sumvitg et ont savouré un repas afghan.

    Excursion culturelle aux Grisons

    de foin. Grâce à la situation ensoleil-lée, Angelika peut entretenir un grand jardin avec de merveilleux légumes et fleurs. Elle transforme la récolte en pro-duits épatants, qui sont vendus dans le magasin de la ferme.Toutes les bêtes passent l’été à l’alpage. Après un repas de midi exquis, nous pouvons donc visiter les yacks sur l’al-page au fond de la vallée. Nous sommes toutes étonnées de voir à quel point les animaux sont calmes; Erwin et son fils Beat se tiennent au milieu du troupeau et caressent les animaux. Angelika a une histoire en poche pour chaque bête. La famille y manifeste une grande passion et un grand talent: Le contact soigné et personnel avec les animaux est très im-portant pour tous. Celui qui a envie d’un trekking à dos de lama est à la bonne adresse ici.*Ensuite nous nous rendons au village Sumvitg-Cumpadials, situé plus en amont de la vallée antérieure du Rhin. Le

    voyage en train est en soi une expérience spéciale. Nous traversons sans cesse le lit fluvial varié du Rhin antérieur. Un re-père du pic de la dernière forte crue per-met de deviner à quel point la rivière qui murmure paisiblement peut se transfor-mer en fleuve impétueux. Nous passons de raides parois de falaise calcaire, de vertes prairies et de verts pâturages ainsi que de coquets villages. Le soleil autom-nal plonge le paysage dans une lumière chaude. Par endroits la vallée est étroite, par endroits elle s’élargit.Notre prochaine destination est la ruina dalla Caplutta Sogn Benedetg, la ruine de la chapelle Saint-Bénédict, au-des-sus du village de Sumvitg. L’autochtone Vitus Bass, président de la Communauté Pro S. Benedetg, Clavadi et environs, nous raconte l’histoire mouvementée de cette chapelle spéciale.› Les fondations de la chapelle datent

    du 9e siècle. Elle est la plus ancienne chapelle avec un chœur en forme de fer à cheval – un monument histo-rique unique.

    › Au 13e siècle un bâtiment a été érigé pour héberger des béguines. Les béguines (femmes) et les bégards (hommes) vivent célibataires en com-munauté chrétienne. Mais ils ne font pas de profession de vœux religieux et ne suivent pas un type de vie cloîtrée. Pour l’essentiel, ils se dévouèrent aux malades et aux pauvres.

    › En 1923, le toit de la chapelle a été détruit à Noël par une avalanche.

    › En février 1984, une avalanche de neige détruit presque complètement la chapelle. Heureusement, entre 2007 et 2013, la ruine a pu être sauvé d’une disparation certaine et rénové. Deux tableaux ont également pu être sauvés. Un tableau représente le Jugement dernier avec le Christ Juge et Prince

    Le troupeau de yacks des Bandli.

    Die Yakherde der Bandlis. (Bilder/Photos: Marianne Haeni)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 11

    du ciel, l’autre représente l’enfer avec le prince de l’enfer. Vitus Bass raconte de manière très réaliste comment de tels tableaux l’on influencé dans son enfance, l’ont marqué et comment ces représentations ont été utilisées dans des périodes plus reculées pour expli-quer aux gens le sens d’un bon com-portement moral et «leur sonner les cloches» au sens propre du terme s’ils devaient s’écarter du droit chemin de la vertu.

    › Une nouvelle chapelle a été érigée en 1988 en l’honneur de Saint-Bénédict à environ 200 mètres de la ruine de l’ancienne chapelle. L’auteur est l’ar-chitecte grison de renom internatio-nal Peter Zumthor. L’édifice curviligne semble parfaitement s’inscrire dans le paysage sans pour autant perdre son autonomie et sa force de caractère, comme une coque de navire inver-sée. À côté on trouve le clocher en tant qu’échelle du ciel. Des expres-sions telles que «navire», «feuille», «sentiment de sécurité», «petite, mais pas étroite» nous viennent à l’esprit lorsque nous décrivons notre ressenti dans la chapelle. Les personnes qui visitent l’intérieur ne sont pas dis-traites par aucun tableau. Avec son concept de construction, Zumthor veut faire comprendre qu’il ne s’agit pas de reconnaître la vérité, mais qu’ici tous doivent se sentir à l’aise et en confiance afin de pouvoir se recueillir. Les visiteurs de la chapelle viennent des quatre coins du monde.

    Dans la ravissante maison de Stefania Ritter à Sumvitg à 1250 mètres d’alti-tude, nous savourons un délicieux sou-per. Stefania y gère un domaine agricole

    permanent. Pour le poste de cuisinière, elle a engagé Marzieh Jafari, une jeune réfugiée afghane. Celle-ci nous gâte avec un menu de sa patrie.Après un abondant déjeuner avec Erika Schätti et Werner Koch, Werner nous guide à travers leurs grandes cultures horticoles et fruitières par un temps radieux. Après avoir vendu leur ferme ils ont trouvé leur nouveau domicile ici et l’ont marqué d’une grande empreinte en aménageant le terrain de manière

    variée et imaginative. Ils entretiennent ce grand jardin et vendent au marché leurs légumes et le miel de leur propre apiculture. Ils prennent aussi en charge des jeunes en crise (time-out) et Erika a un emploi dans la maison de retraite du village.Ingrid Ritter nous invite ensuite à dé-couvrir son royaume personnel. Elle gère une toute petite ferme Demeter d’un demi hectare et s’est impliquée dans le projet «Offener Garten» («Jardin ou-vert»)**. C’est-à-dire son jardin était ou-vert aux visiteurs et aux classes d’école. Ingrid Ritter donne des conseils de culture, organise des ateliers et vend des plants sur les marchés. Son jardin res-semble à une collection de raisins secs incorporés au paysage. – Des espaces aménagés dans un environnement natu-rel: des planches de forme et dimension variées (des mini champs pour l’assole-ment de céréales, de pommes de terre, de légumes), étangs, murs de pierres sèches, groupes de sièges, objets d’art, arbres fruitiers… Un sentier de cerfs très fréquenté traverse le jardin, c’est pourquoi Ingrid doit particulièrement bien protéger les cultures délicates. Avec beaucoup d’amour et de connaissances, elle conçoit, combine, complète et laisse des choses existantes telles qu’elles sont – encore une approche personnelle de l’agriculture au jardin.Dans tous les projets, nous ressentons un grand engagement personnel pour une conception individuelle du lieu avec ses possibilités et ses limites, et il y a beaucoup de vitalité perceptible.

    * www.bandli.ch

    ** www.offenergarten.ch

    L’étang dans le jardin d’Ingrid Ritter.

    Teich im Garten von Ingrid Ritter. (Bilder/Photos: Marianne Haeni)

    À l’intérieur de la nouvelle chapelle.

    In der neuen Kapelle.

    La nouvelle chapelle Sogn Benedetg de

    l’architecte Peter Zumthor.

    Die neue Kapelle Sogn Benedetg von Archi-

    tekt Peter Zumthor.

    (Bild/Photo: Adrian Michael,

    Creative Commons)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201812

    Anna Jenni | «Die Würde des Schweins ist unantastbar», lautet der Titel eines Liedes von Reinhard Mey. Der deut-sche Liedermacher besingt darin ein Ferkel, das in der Intensivschweinehal-tung geboren, gemästet und schliesslich geschlachtet wird und während seinem ganzen Leben den Himmel nie zu Ge-sicht bekommt und nie auf einer Wiese stehen darf.Dieses Schicksal teilen heute die meisten Schweine, die als Kotelett oder Schnitzel auf unserem Teller landen. Dabei sind diese Hausschweine genetisch gar nicht so weit von ihren wildlebenden Ver-wandten, den Wildschweinen, entfernt. Aber durch Selektion auf Stressresistenz gegenüber den knappen Haltungsbedin-gungen, durch hohe Hygienestandards und den Einsatz von Medikamenten lässt sich heute auf eine Weise Schwei-nefleisch produzieren, die von der Wür-de des Schweins nicht viel übriglässt. ‒ Es mehrt aber auch unsere menschliche Würde, wenn wir den Nutztieren ihre Würde lassen.Im Zuge der Rationalisierung und Ge-winnoptimierung in der Landwirtschaft wurden in den letzten Jahrzehnten in der Schweinezucht grosse Erfolge in Rich-tung verbesserter Mast- und Zuchtleis-tungen erzielt; die Ferkelzahl pro Wurf steigt stetig an, der Muskelfleischanteil ebenso, dafür schwindet der Rücken-speck. Die konventionellen Rassen brin-gen bezüglich Leistungen zwar einige Vorteile, die aber auf Bio- und Demeter-Betrieben zu Problemen führen können, da diese Tiere einen hohen Input an Futter und den hohen Leistungen an-gepasste Haltungsbedingungen verlan-gen. Punkto Diversität zeigt sich in der Schweinehaltung ein ähnliches Bild wie in der übrigen Nutztierhaltung: Wenige Rassen halten den grössten Marktanteil

    ZUCHT. Seit Anfang Jahr engagieren sich einige Bäuerinnen und Bauern, Demeter und das FiBL in einem kleinen, aber feinen Zuchtprojekt mit dem Titel «Unser Hausschwein». Bereits sind die ersten Ferkel im Freiland zur Welt gekommen. Doch bis die Hausschweine wieder unsere sind, ist es noch ein weiter Weg.

    Ein Schwein für hier, das wünsch ich mir

    und extensivere Rassen werden oft nur noch in der Hobbyhaltung eingesetzt oder verschwinden gänzlich.Dieser Tendenz möchte das Projekt «Unser Hausschwein» die Stirn bieten und hat sich zum Ziel gesetzt, eine neue Schweinerasse zu züchten. So soll in den kommenden Jahren ein genügsames, robustes und gesundes Hausschwein ge-züchtet werden, das sich wesensgemäss halten lässt.Die Zucht ist ausgerichtet auf eine natür-liche Haltung. Grosser Wert wird auf ein gesundes Fundament gelegt. Die Tiere sollen während der Vegetationszeit im Freiland gehalten werden, mit den kli-matischen Bedingungen der Schweiz gut zurechtkommen und eine modera-te Reproduktionsleistung von maximal zehn Ferkeln pro Wurf haben. Sie sollen möglichst mit betriebseigenem Futter oder Nebenprodukten der Lebensmittel-produktion und -verarbeitung gefüttert werden. «Das Schwein ist ein Restenver-

    werter, und heutzutage wird viel über Food Waste diskutiert. Wir möchten da-her eine sozial- und umweltverträgliche Sau züchten», sagt Cäsar Bürgi, Bauer und Mitglied des Projektteams.Das Projekt wurde auf die Initiative ei-niger Bauern gestartet, die mit dem ge-genwärtigen Angebot an Schweineras-sen in der Schweiz nicht in ihrem Sinne wirtschaften können und daher auf der Suche nach Alternativen sind. Gezüchtet wird im Projekt mit fünf verschiedenen Rassen. Die Zuchttiere werden nach von der Projektgruppe definierten Zuchtzie-len ausgewählt. Auf jegliche Hilfsmittel wie künstliche Befruchtung oder syn-chronisierte Rausche (Brunst) wird ver-zichtet.Am Projekt beteiligen sich zurzeit zwei Betriebe: der Demeter-Betrieb Silber-distel von Lena und Cäsar Bürgi in Hol-derbank SO und der Knospe-Betrieb von Yannick Steffen in Reigoldswil BL. Einige weitere Betriebe überlegen sich

    Die Muttersau kümmert sich sorgsam um ihren vier Tage alten Nachwuchs.

    La truie prend soin corps et âme de sa progéniture âgée de quatre jours.

    (Bild/Photo: Anna Jenni)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 13

    eine Zusammenarbeit oder bereiten sich schon aufs Einsteigen vor. Seit Septem-ber sind zwei Würfe zur Welt gekom-men, einer aus der Anpaarung einer Vaterlinie Edelschwein-Sau mit einem Turopolje-Eber und ein zweiter aus ei-ner Kreuzung zwischen einem Duroc-Eber mit einer Buntes-Distelschwein-Sau, der «Hofrasse» von Cäsar Bürgi. Einige der Kreuzungstiere werden nach dem Absetzen für die Weiterzucht aus-gewählt, die übrigen werden gemästet und vermarktet. Um dem komplexen Sozialleben der Tiere gerechter zu wer-den und die positiven Eigenschaften der Muttermilch möglichst ganzheitlich zu nutzen, besteht im Projekt eine ver-längerte Säugezeit von mindestens acht Wochen.Yannick Steffen zieht bereits für die ers-ten Würfe eine positive Bilanz: «Mehr Robustheit und Vitalität ermöglichen eine unkompliziertere und kostengüns-tigere Schweinehaltung. Medizinische Behandlungen werden auf ein Mini-mum reduziert. Zusammen mit der Freilandhaltung und einer nachhaltigen Fütterung werden Umweltschutz, Tier-wohl und Wirtschaftlichkeit vereint. Der Traum eines jeden Biobauern!»Wissenschaftlich begleitet wird das Pro-jekt vom FiBL, welches einige Daten zu

    den Schweinen aufzeichnet, den Anpaa-rungsplan entwirft und den Zuchtver-lauf dokumentiert. Im Vordergrund ste-hen aber die Betriebe, welche die Rasse auch nach Beendigung des Projekts eta-blieren und weiterentwickeln.Die Ansprüche der Metzger sowie der Konsumentinnen und Konsumenten an Schweinefleisch haben sich in den ver-gangenen Jahrzehnten stark in Richtung einer mageren, muskelbetonten Sau ent-wickelt. Die Qualitätskriterien sind in der Fleischverarbeitung vielzählig und das Verwerten weniger edler Stücke ist in Vergessenheit geraten. Das Projekt-team hat es sich zum Ziel gesetzt, unser Hausschwein mit allerlei guten Eigen-schaften auszustatten ‒ tiefe PUFA*-Werte und eine dünne Rückenspeckauf-lage sind im Gegenzug eher verzichtbar. Die Fleischqualität ist für den Erfolg des Projektes zentral, doch sind die Qua-litätsansprüche an das Schwein nicht jene, die vom aktuellen Markt diktiert werden, sondern jene, die sich erreichen lassen, ohne Kompromisse bei der Hal-tung zu machen. In diesem Sinne wird es eine Zusammenarbeit mit Metzgerin-nen und Metzgern geben, die sich gerne

    mit der Fleischverarbeitung des neuen Hausschweins auseinandersetzen. Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen primär von der Fleischquali-tät überzeugt sein. Durch einen hohen Grad an Direktvermarktung und regi-onalem Verkauf kann die interessierte Kundschaft für die Ziele des Projekts sensibilisiert werden. Insofern träumt «Unser Hausschwein» nicht von grossen Marktanteilen, sondern lediglich von zufriedenen und überzeugten Kundin-nen und Kunden.Um aus vielen Rassen eine zu machen und diese in Reinzucht vermehren zu können, braucht es Zeit und Engage-ment. Das Projektteam rechnet mit zehn Jahren, bis sich die erwünschten Eigen-schaften zuverlässig zeigen.Für die Anpaarungen der verschiedenen Rassen werden noch weitere Betriebe gesucht, die sich gerne am Zuchtprojekt beteiligen und die Rasse mitgestalten möchten.

    › Haben Sie Interesse, Fragen oder Hinweise? Wenden Sie sich bitte an Anna Jenni, Tel. 079 637 16 57, E-Mail [email protected]

    * Beurteilung der Fettqualität über den

    Gehalt der ungesättigten Fettsäuren

    Das Bunte Distelschwein geniesst die Frühlingssonne.

    Un cochon Buntes Distelschwein profite du soleil printanier. (Bild/Photo: Yannick Steffen)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201814

    Anna Jenni | «La dignité du porc est inviolable», tel est le titre d’une chan-son de Reinhard Mey. Le chansonnier allemand y chante le sort d’un porcelet né, engraissé et finalement abattu dans un élevage intensif de porcs qui durant toute sa vie ne voit jamais le ciel et ne peut jamais s’ébattre dans un pré.La plupart des porcs qui finissent sur notre assiette sous forme de côtelettes ou d’escalopes partagent aujourd’hui ce destin. Ces porcs domestiques ne sont génétiquement pas si éloignés de leurs parents sauvages, les sangliers. Mais la sélection orientée sur la résistance au stress dû aux conditions d’élevage pré-caires, le respect de normes d’hygiène élevées et l’utilisation de médicaments permettent à présent de produire de la viande de porc d’une façon qui ne conserve presque plus rien de la dignité du porc. ‒ Si nous ne violons pas la di-gnité des animaux de rente, notre digni-té humaine s’en trouve renforcée.Dans le cadre de la rationalisation et de l’optimisation des gains dans l’agricul-

    ELEVAGE. Depuis le début de l’année, quelques agriculteurs, Demeter et FiBL s’engagent dans un projet d’élevage petit mais raffiné intitulé «Notre porc domestique». Les premiers porcelets sont déjà nés en plein air. Mais jusqu’à ce que les porcs domestiques soient à nouveau les nôtres, le chemin à parcourir reste long.

    Un porc gai, ça me plaîtture, de grands succès ont été obtenus ces dernières décennies dans l’élevage porcin en termes d’amélioration des per-formances d’engraissement et d’élevage; le nombre de porcelets par portée ne cesse de croître, de même que la teneur en viande maigre, au contraire de la bar-dière qui diminue. Les races conven-tionnelles présentent certains avantages en termes de performances, mais elles peuvent entraîner des problèmes dans les fermes bio et Demeter, car ces ani-maux ont besoin d’un apport élevé de fourrages et de conditions d’élevage adaptées à ces performances élevées. En matière de diversité, l’élevage porcin pré-sente une situation semblable à celle des autres gardes d’animaux de rente: Peu de races ont la plus grande part de marché et les races plus extensives ne sont sou-vent plus qu’utilisées comme animaux d’agrément ou disparaissent complète-ment.Le projet «Notre porc domestique» sou-haite enrayer cette tendance et s’est fixé pour but de créer une nouvelle race por-

    cine. L’objectif est d’obtenir au cours des prochaines années un porc domestique peu exigeant, robuste et sain qui se laisse élever conformément à sa nature propre.L’élevage est axé sur un mode de déten-tion naturel. Une grande importance est accordée à de sains membres. Les ani-maux sont censés être détenus en plein air pendant la période de végétation, être bien adaptés aux conditions clima-tiques de la Suisse et avoir une perfor-mance de reproduction modérée de dix porcelets par portée au maximum. Ils devraient être nourris, dans la mesure du possible, avec des fourrages ou des sous-produits de la production et de la transformation de denrées alimentaires provenant de la ferme. «Les cochons se nourrissent de résidus, et de nos jours on parle beaucoup de gâchis alimen-taire. Nous aimerions donc obtenir une truie socialement et écologiquement du-rable», explique Cäsar Bürgi, agriculteur et membre de l’équipe du projet.Le projet a été lancé à l’initiative de quelques éleveurs qui ne sont pas en me-sure, en vue de l’offre actuelle de races porcines en Suisse, de pratiquer un éle-vage porcin répondant à leur volonté et qui recherchent donc des alternatives. Le projet de sélection s’appuie sur cinq races différentes. Les animaux destinés à la sélection sont choisis en fonction des objectifs d'élevage définis par le groupe de projet. Aucun moyen auxiliaire tel que l’insémination artificielle ou la période de chaleurs (rut) synchronisée n’est utilisé.Deux fermes participent actuellement au projet: la ferme Demeter Silberdistel de Lena et Cäsar Bürgi à Holderbank (SO) et la ferme certifiée Bourgeon de Yannick Steffen à Reigoldswil (BL). Quelques autres fermes envisagent de coopérer ou se préparent déjà à participer au projet. Depuis septembre, deux portées sont nées, l’une de l’accouplement d’une truie à lignée mâle grand porc blanc avec un verrat Turopolje et l’autre d’un

    En été, la bauge rafraîchissante invite à prendre un bain de boue.

    Im Sommer lädt die kühlende Suhle zum Schlammbad ein. (Bild/Photo: Yannick Steffen)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 15

    Une portée tout juste née de porcelets de toutes les couleurs, un don de mama Distelschwein et papa Duroc.

    Ein frisch geborener Wurf kunterbunter Ferkel von Mama Distelschwein und Papa Duroc. (Bild/Photo: Yannick Steffen)

    croisement entre un verrat Duroc et une truie Buntes Distelschwein, la «race de ferme» de Cäsar Bürgi. Après le sevrage, quelques animaux de croisement sont choisis pour la sélection, les autres sont engraissés et vendus. Afin de mieux tenir compte de la vie sociale complexe des animaux et d’utiliser les propriétés positives du lait maternel de façon aussi globale que possible, le projet prévoit le prolongement de la phase d’allaitement à au moins huit semaines.Yannick Steffen dresse déjà un bilan positif pour les premières portées: «Plus de robustesse et de vitalité permettent un élevage porcin moins compliqué et moins cher. Les traitements médicaux sont réduits au minimum. La protec-tion de l’environnement, le bien-être des animaux et la rentabilité sont combinés avec l’élevage en plein air et l’affourage-ment durable. Le rêve de chaque agricul-teur bio!»C’est le FiBL qui assure le suivi scien-tifique du projet et qui enregistre cer-taines données sur les porcs, rédige le plan d’accouplement et documente le processus de sélection. Cependant, l’accent est mis sur les fermes qui établi-ront et développeront davantage la race lorsque le projet sera terminé.Les exigences des bouchers et des consommateurs à l’égard de la viande de porc ont fortement évolué au cours

    des dernières décennies vers une truie maigre et bien musclée. Les critères de qualité dans la transformation de la viande sont nombreux et l’utilisation de morceaux moins précieux est tom-bée dans l’oubli. L’équipe du projet s’est donnée pour mission de doter notre porc domestique de toutes sortes de bonnes qualités – de faibles valeurs AGPI* et une fine épaisseur de la bardière sont en contrepartie plutôt de caractère secon-daire. La qualité de la viande est cruciale pour la réussite du projet, mais les exi-gences de qualité pour le porc ne sont pas celles dictées par le marché actuel, mais celles pouvant être atteintes sans compromis aucun quant aux conditions d’élevage. Dans ce sens, il y aura une coopération avec les bouchers qui sont heureux de s’occuper de la transforma-tion de la viande du nouveau porc do-mestique. Les consommateurs devraient avant tout être convaincus de la qualité de la viande. Grâce à un haut degré de vente directe et de vente régionale, la clientèle intéressée peut être sensibili-sée aux objectifs du projet. À cet égard, «Notre porc domestique» ne rêve pas de parts de marché importantes, mais seu-lement de clients satisfaits et convaincus.

    Pour faire de nombreuses races une race et de pouvoir reproduire celle-ci en éle-vage de race pure, il faut du temps et de l’engagement. L’équipe du projet table sur dix ans jusqu’à ce que les propriétés souhaitées se manifestent de manière fiable.Pour l’accouplement des diverses races, nous sommes toujours à la recherche d’autres fermes qui voudraient partici-per au projet d’élevage et aider à façon-ner la nouvelle race.

    › Si vous êtes intéressé(e) ou si vous avez des questions ou des commen-taires, veuillez contacter Anna Jenni, tél. 079 637 16 57,

    courriel [email protected]

    * Évaluation de la qualité de la graisse

    ayant comme critère la teneur en acides gras

    insaturés

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201816

    Jean-Michel Florin | Sous le titre «Agri-culture et alimentation en évolution ‒ ouvrir la recherche biodynamique»*, la Section d’agriculture du Goetheanum avec ses trois partenaires, le FiBL, l’Uni-versité de Kassel-Witzenhausen et le Forschungsring (D) ont accueilli durant quatre jours, du 5 au 8 septembre, envi-ron 180 personnes de plus de 25 pays. Les organisateurs ont choisi d’ouvrir ce congrès sous plusieurs aspects. D’abord, il s’agissait de l’ouvrir aux paysans cher-cheurs pour ne pas se confiner au monde des chercheurs professionnels, ensuite nous souhaitions l’ouvrir à des per-sonnes ne connaissant pas encore la bio-dynamie et finalement il s’agissait aussi d’accepter des contributions à la marge de la biodynamie provenant de l’agricul-ture bio, agroécologique, etc.Dès son ouverture, ce congrès a ren-contré un grand enthousiasme de la part de tous les participants. Il semble qu’il remplissait un vide et répondait à une grande attente. Plus de 100 contri-butions, soit en sessions parallèles, soit sous forme de posters, ont été présen-tées. Les thèmes allaient de travaux indiens montrant l’intérêt des prépara-tions biodynamiques pour fixer le CO2 et ralentir le changement climatique jusqu’à des recherches sur l’effet du lait cru biodynamique pour limiter le pour-centage d’allergies des jeunes enfants en passant par la recherche de nouvelles méthodes comme par exemple la cristal-lisation directe de gouttes ou une méta analyse montrant l’intérêt de la biodyna-mie pour accroitre la biodiversité dans le paysage. Tous des sujets d’une brûlante actualité!L’enthousiasme et la soif d’échanges de certains chercheurs isolés dans leurs

    RECHERCHE. Le premier congrès international de la recherche biodynamique s’est tenu dans l’enceinte du Goetheanum du 5 au 8 septembre. Environ 180 personnes intéressées – des chercheuses et paysans chercheurs du monde entier – ont fait le voyage. Jean-Michel Florin, co-organisateur du congrès et co-directeur de la Section d’agriculture, se livre à une brève rétrospective.

    Premier congrès international de la recherche biodynamique

    institutions et dans leur pays faisait plai-sir à voir. Cependant, le simple fait que des chercheurs travaillant dans un cadre institutionnel (institut de recherche ou université) fassent de tels voyages (Inde, Nigeria, Brésil, Chine, etc.) témoigne d’un grand besoin d’ouverture!Dans son ouverture, Jürgen Hess, direc-teur du département d’agriculture biolo-gique à l’Université de Kassel-Witzen-hausen, a évoqué 12 trésors, c’est à dire 12 thèmes spécifiques que la recherche pratique biodynamique a exploré depuis longtemps. Parmi ceux-ci notons la sé-lection de nouvelles variétés de légumes et céréales adaptées à la bio, la recherche de nouvelles formes de propriété de la terre, …Le lendemain Véronique Chable, cher-cheuse de l’INRA**, présenta sa re-cherche participative sur la diversité des

    semences avec un grand réseau d’orga-nismes paysans (dont le Réseau Se-mences Paysannes RSP) et d’instituts de recherche européens. Elle fut suivie par Geraldo Deffune, enseignant chercheur au Brésil, qui a évoqué les débuts de la recherche en bio et en biodynamie ainsi que ses recherches au Brésil…Le clou du congrès fut l’exposé des pro-jets d’élevage par l’éleveuse de la ferme biodynamique allemande de Rengolds-hausen, Mechthild Knösel, et deux cher-cheuses, Anet Spengler du FiBL et Silvia Ivemeyer de l’Université de Kassel-Wit-zenhausen. La présentation collective a pu faire vivre à tous les participants «live» la collaboration étroite, la com-plicité pourrait-on même dire qui est la base d’une recherche pratique répondant directement à des questions issues de la pratique agricole. Un des exemples pré-sentés est la manière d’élever les veaux de vaches laitières sous leur mère à la naissance pour les séparer progressive-ment, améliorant ainsi la santé des veaux et le bien-être animal.Lors de la conclusion quelques pistes de travail pour la suite ont été présentées, telles qu’approfondir le travail sur les thèmes de la qualité alimentaire, de la fertilité du sol et des préparations.

    * Titre original anglais: Englischer Originalti-

    tel: Evolving Agriculture and Food – Opening

    up Biodynamic Research

    ** Institut national de la recherche agrono-

    mique, France

    Das staatliche Agrarforschungsinstitut

    Frankreichs

    Véronique Chable, chercheuse de l’INRA,** et

    Jean-Michel-Florin, co-directeur de la Section

    d’agriculture du Goetheanum, s’entretiennent

    durant le congrès.

    Véronique Chable, Forscherin am INRA**, und

    Jean-Michel-Florin, Co-Leiter der Sektion für

    Landwirtschaft am Goetheanum, tauschen

    sich an der Tagung aus.

    (Bild/Photo: Heinrich J. Heer)

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 17

    Etwa 180 Personen aus über 25 Ländern

    nahmen an der Tagung teil.

    Environ 180 personnes de plus de 25 pays

    ont participé au congrès.

    (Bild/Photo: Jonas Lismont)

    Jean-Michel Florin | Unter dem Titel «Landwirtschaft und Ernährung im Wandel ‒ die biodynamische Forschung öffnen»* empfing die Sektion für Land-wirtschaft am Goetheanum zusammen mit ihren Partnern FiBL, Universität Kassel-Witzenhausen und Forschungs-ring (D) etwa 180 Personen aus über 25 Ländern. Die Organisatoren hatten sich entschieden, die Tagung in mehrfa-cher Hinsicht zu öffnen: Zuerst ging es darum, sie für forschende Bäuerinnen und Bauern zu öffnen, um sich nicht auf die Welt der professionellen Forschung zu begrenzen. Weiter wollten wir die Ta-gung auch für Menschen öffnen, welche die Biodynamik noch gar nicht kannten, und schliesslich sollten auch Beiträge aus dem Umfeld der Biodynamik aufge-nommen werden, etwa aus der Bioland-wirtschaft oder der Agrarökologie.Von der Eröffnung an löste die Tagung grosse Begeisterung aller Teilnehmen-den aus. Sie schien eine Lücke zu füllen wie etwas, auf das man lange gewartet hatte. Über hundert Beiträge wurden angeboten, von den grossen parallelen Veranstaltungen bis zu Posterpräsenta-tionen. Die Themen reichten von indi-schen Arbeiten, die die Bedeutung der biodynamischen Präparate zur Bindung von CO2 und für die Milderung des Kli-mawandels zeigen, bis zu Untersuchun-gen über die Wirkung biodynamischer Rohmilch zur Reduktion des Auftretens von Allergien bei Kleinkindern. Weitere Beiträge stellten die Erforschung neuer Methoden vor, zum Beispiel zur direk-ten Kristallisation von Tropfen. Eine Metaanalyse zeigte die Bedeutung der Biodynamik für die Erhöhung der Bio-diversität in der Landschaft. Alles The-men von höchster Aktualität!Es war schön, die Begeisterung und das Bedürfnis nach Austausch einiger For-

    FORSCHUNG. Vom 5. bis 8. September fand am Goetheanum die erste internationale Tagung zur biologisch-dynamischen Forschung statt. Etwa 180 Interessierte – Forscherinnen und forschende Bauern aus aller Welt – reisten an. Jean-Michel Florin, Mitorganisator der Tagung und Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft, gibt einen kurzen Rückblick.

    Erste internationale Tagung zur biodynamischen Forschung

    schender zu erleben, die sonst etwas iso-liert in ihren Institutionen und Ländern arbeiten. Zudem zeugt schon die Tatsa-che, dass Forschende, die in einem in-stitutionellen Rahmen arbeiten, an For-schungsinstituten oder Universitäten, solch lange Reisen unternehmen ‒ aus Indien, Nigeria, Brasilien oder China ‒, von einem grossen Drang nach Öffnung.In seiner Eröffnungsrede rief Jürgen Hess, Leiter des Fachbereichs Ökologi-sche Agrarwissenschaften an der Uni-versität Kassel-Witzenhausen, in Erin-nerung, dass es zwölf Schatzkammern gebe, das heisst zwölf Themenbereiche, welche die praktische biodynamische Forschung seit Langem untersucht. Erwähnt seien die Zucht neuer Ge- müse- und Getreidesorten sowie die Suche nach neuen Formen des Grund-besitzes.Tags darauf stellte Véronique Chable, Forscherin am INRA**, ihre partizipa-tive Forschung zur Vielfalt von Saatgut vor, die sie zusammen mit einem grossen Netzwerk bäuerlicher Organisationen

    sowie europäischer Forschungsinstitute betreibt. Ihr folgte Geraldo Deffune, der in Brasilien lehrt und forscht. Er liess die Erinnerung an die Anfänge der Biofor-schung aufleben und stellte auch seine Untersuchungen in Brasilien vor.Die Krönung der Tagung war der Vor-trag, den die Züchterin Mechthild Knö-sel vom biodynamischen Hof Rengolds-hausen in Deutschland zusammen mit den Forscherinnen Anet Spengler, FiBL, und Silvia Ivemeyer, Uni Kassel-Wit-zenhausen, über die gemeinsamen Auf-zuchtprojekte hielt. Diese kollektive Prä-sentation liess alle Teilnehmenden «live» die enge Zusammenarbeit erleben, man könnte gar von Komplizenschaft reden, welche die Grundlage ist für eine prak-tische Forschung, die direkt auf die Fra-gestellungen der landwirtschaftlichen Praxis eingeht. Eines der vorgestellten Beispiele betraf die Aufzucht der Käl-ber von Milchkühen: Die Kälber wer-den nach der Geburt am Muttertier aufgezogen und erst später schrittweise von diesem getrennt. Das verbessert die Gesundheit der Kälber und fördert das Wohlergehen der Tiere.Zum Abschluss wurden Wege für die weitere Arbeit skizziert. So sollen The-men der Lebensmittelqualität, der Bo-denfruchtbarkeit und der Präparate ver-tieft bearbeitet werden.

    Übersetzung: Markus Bär

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201818

    Jürg Hädrich | Früher gab es doch noch richtige Winter mit Kälte und Schnee?! Diese persönliche Erinnerung bestäti-gen das Institut für Schnee- und Lawi-nenforschung (SLF) und die Universität Neuenburg mit einer wissenschaftli-chen Studie.* Seit 45 Jahren, so der Be-fund, wird der Winter mit Schneebede-ckung in den Bergen laufend kürzer. Im Schnitt beginnt die Schneesaison heute zwölf Tage später als 1970, und sie endet 25 Tage früher. Auch die maximal ge-messene Schneemenge ging zwischen 1970 und 2015 zurück, und zwar um ein Viertel. Die Studie beruht auf den Mes-sungen von elf Wetterstationen in ver-schiedenen Schweizer Alpenregionen.Was bedeutet das für unsere Pflanzen, Tiere und für uns selbst? Während sich die Betreiber von Skipisten mit Schnee-kanonen behelfen, haben wir keine gleichwertigen Möglichkeiten. Wir kön-nen das Wachstum der Pflanzen kaum beeinflussen, wenn die Kulturen nicht aufhören wollen mit Austreiben oder bereits viel früher damit beginnen, aus der Winterruhe zu erwachen. Das kann dazu führen, dass im Frühling Frost-schäden entstehen oder im Herbst die Winterruhe nicht eintreten kann. Die-sen Herbst war das gut zu beobachten.Kaum jemand wird noch behaupten, der Klimawandel sei nur eine Spukge-schichte von hirnlosen Wirtschaftsgeg-nern. Die erwähnte Studie wertet Daten der letzten 45 Jahre aus und belegt die Verkürzung der Schneeperiode und den Rückgang der Schneemenge im langjäh-rigen Durchschnitt.Wenn wir bedenken, wie konsequent wir heute die Rohstoffe wie Erdöl, Koh-le, Erdgas und Metalle aus der Erde gra-ben, pumpen und abzapfen, können wir wohl einen Zusammenhang feststellen. Diese Ablagerungen entstanden in frü-heren Erdzeitaltern. Die fossilen Brenn-stoffe stammen von riesigen Massen von Pflanzen und Tieren, die hier gelebt ha-ben. Die Energie- und Rohstoffvorräte,

    GARTEN. Die Winter werden kürzer, ärmer an Schnee. Die Pflanzen und die Erde kommen kaum mehr zur Ruhe. Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt, wie dramatisch schnell dieser Prozess voranschreitet. Was heisst das für Pflanzen, Tiere und Menschen? Jürg Hädrich hat nachgedacht.

    Die Winterruhe schwindetdie wir zurzeit hervorbuddeln und in meist ineffizienten Verfahren verbren-nen, aus ihnen raffinierte Kunststoffe und alle möglichen Substanzen zur Er-leichterung unseres zivilisierten Lebens-wandels herstellen, erzeugen sehr viel Abwärme und Schadstoffe, die längst in der Atmosphäre zu wirken begonnen haben. Die Folgen sind vergleichbar mit uns, wenn wir überdreht sind und kaum noch Ruhe finden. Der Atmungsvorgang der Erde, gelenkt durch den Lauf um die Sonne, wird gestört. Die sommeraktive Phase verlängert sich. Es ist denkbar, dass wir in ein gestörtes Verhältnis ge-raten zwischen den kosmischen und den terrestrischen Kräftewirkungen.Könnte das einen schwächenden Einfluss haben auf die Keimkraft der Pflanzen? Das würde sich direkt in einer Vermin-derung der Nahrungsqualität auswirken. Ich kann mir da eine Parallele vorstellen zur Situation, wenn wir als Mensch un-ter permanenter Schlafstörung leiden oder hyperventilieren und dadurch un-sere Lebensenergie aufgezehrt wird.

    Mit unserem Raubbau und dem ver-schwenderischen Verbrauch werden wir die unersetzbaren Rohstoffe über kurz oder lang aufgebraucht haben. Anstatt unter der Erde zu ruhen, be-finden sie sich nun in der Atmosphäre. Sie verschmutzen und stören die gesam-te Biosphäre, können nicht mehr zu-rückgenommen werden und beschleu-nigen den Alterungsprozess der ganzen Erde.Wie werden wir mit einer Kohlendioxid-(CO2-)überlasteten Luft umgehen? Die belebte oberste Bodenschicht ist in der Lage, CO2 zu binden. Je mehr wir uns in äusseren Aktivitäten verlieren, desto mehr brauchen wir die innere Lebendig-keit der Erde. Diese Lebendigkeit zu för-dern, wird eine zukünftige Aufgabe sein. Die Luft wird schnell sehr dünn werden. Entsprechend sind wir gefordert, unsere Lebensweise anzupassen und auch die Pflanzen, vor allem die Nahrungspflan-zen, durch züchterische Bearbeitung le-bensfähig zu halten.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 19

    Jadis nous avions de véritables hivers, n’est-

    ce pas? Ce n’est pas une illusion: Les hivers

    sont plus courts et apportent moins de neige.

    Früher gab’s doch noch richtige Winter? Es

    täuscht nicht: Die Winter sind kürzer gewor-

    den und bringen weniger Schnee.

    (Bild/Photo: Maya Muralt)

    Jürg Hädrich | Jadis nous avions de véri-tables hivers avec du froid et de la neige, n’est-ce pas?! Ce souvenir personnel est confirmé par l’Institut pour l’étude de la neige et des avalanches (ENA) et l’uni-versité de Neuchâtel.* Depuis 45  ans, comme le montrent les résultats de cette étude, la durée d’enneigement dans les Alpes suisses se raccourcit de plus en plus. En moyenne, la saison d’hiver commence en moyenne 12  jours plus tard et se termine 25 jours plus tôt qu’en 1970. La hauteur maximale annuelle de la couche de neige telle que l’on a mesu-rée entre 1970 et 2015 a aussi baissé, à savoir de 25 %. L’étude est basée sur les mesures d’onze stations météorologiques de différentes régions alpines suisses.Qu’est-ce que cela signifie pour nos plantes, nos animaux et nous-mêmes? Alors que les exploitants de pistes de ski utilisent des canons à neige pour pal-lier au manque de neige, nous sommes privés de possibilités équivalentes. Nous pouvons difficilement influer sur

    JARDIN. Les hivers se raccourcissent, l’enneigement diminue. Les plantes et la terre ne connaissent presque plus de répit. Une étude scientifique montre à quel point est drama-tique le progrès rapide de ce processus. Qu’est-ce que cela signifie pour les plantes, les

    animaux et les humains? Jürg Hädrich y a réfléchi.

    Le repos hivernal s’évanouitla croissance des plantes si les cultures ne veulent pas arrêter à former des pousses ou commencent de s’éveiller du repos hivernal beaucoup plus tôt. Cela peut entraîner des dégâts causés par le gel au printemps ou empêcher le repos hivernal de s’installer à l’automne. Cet automne, ce phénomène était très net.Plus guère personne ne prétend que le changement climatique n’est qu’une his-toire fantôme d’adversaires de l’écono-mie sans cervelle. L’étude susmentionnée évalue les données des 45 dernières an-nées et documente le raccourcissement de la durée d’enneigement et la diminu-tion de la quantité de neige en moyenne pluriannuelle.Si nous songeons à la manière systéma-tique dont nous épuisons aujourd’hui le charbon, le pétrole et le gaz naturel en les excavant, pompant et captant de la terre, nous pouvons clairement consta-ter un lien. Ces gisements fossiles se formèrent dans des ères géologiques passées. Les combustibles fossiles pro-viennent d’immenses masses d’animaux et de plantes ayant vécu ici. Les réserves d’énergie et de matières premières que nous creusons et brûlons actuellement dans des procédés pour la plupart inef-ficaces, produisant des matières synthé-tiques raffinées et toutes sortes de subs-tances pour faciliter notre mode de vie civilisé, génèrent une grande quantité de rejets thermiques et de polluants qui ont depuis longtemps commencé à agir dans l’atmosphère. Les conséquences sont comparables aux nôtres lorsque nous sommes surexcités et que ne nous trouvons plus guère de repos. Le proces-sus respiratoire de la Terre, dirigé par sa

    course autour du soleil, est perturbé. La phase d’activité estivale est prolongée. Il est concevable que nous nous entrions dans une relation perturbée entre les effets des forces cosmiques et terrestres.Cela pourrait-il avoir un effet affai-blissant sur le pouvoir germinatif des plantes? Cela entraînerait directement une réduction de la qualité de la nour-riture. Je peux m’imaginer un parallèle avec la situation où nous souffrons d’une perturbation permanente du sommeil ou d’une crise d’hyperventilation et où notre énergie de vie est ainsi épuisée.Avec notre surexploitation et notre consommation prodigue, nous aurons tôt ou tard épuisé les matières premières irremplaçables. Au lieu de rester sous terre, elles se trouvent désormais dans l’atmosphère. Elles polluent et per-turbent l’ensemble de la biosphère, ne peuvent plus être retirées et accélèrent le vieillissement de la Terre entière.Comment allons-nous faire face à un air surchargé de dioxyde de carbone (CO2)? La couche active du sol qui se situe tout en haut est en mesure de séquestrer du CO2. Plus nous nous perdons dans des activités extérieures, plus nous avons besoin de la vitalité intérieure de la terre. Stimuler cette vitalité sera une tâche pour l’avenir. L’air se raréfiera rapi-dement. Nous sommes donc obligés de relever le défi d’adapter notre mode de vie et de rendre viables aussi les plantes, surtout les plantes alimentaires, grâce au travail de sélection.

    * Klein, Geoffrey; Vitasse, Yann; Rixen,

    Christian; Marty, Christoph; Rebetez, Martine.

    Shorter snow cover duration since 1970

    in the Swiss Alps (…). In: Climatic Change

    (2016) 139: 637–649

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201820

    Wolfgang Held | Zwei helle gelblich orange Lichter sind im Herbst am Abendhimmel zu sehen. Es sind Saturn im Südwesten und Mars etwas höher im Süden. Mars hat von seiner enormen Helligkeit vom Sommer einiges verlo-ren, und doch leuchtet er in seinem ty-pischen Feuer aus der tiefen Tierkreis-region. Anfang November verliess der Rote Planet den inneren Bereich des Steinbocks.Nur in diesem Bild und den Zwillin-gen bilden die Sterne eine geschlossene Form, durch die die Planeten ziehen können. Während andere Tierkreisbil-der die Gestalt von Linien oder einem offenen Sternenfeld besitzen, markieren der Steinbock und die Zwillinge eine Hülle, eine geschlossene Form. Deshalb scheint ein Planet, wenn er durch diese beiden Bilder zieht, für eine Zeit lang eingerahmt zu sein. Während die Plane-

    KOSMOS. Wenn Planeten durch Tierkreisbilder ziehen, nehmen sie etwas vom Charakter der Bilder auf. Mars ist nun, im Süden am Abendhimmel zu sehen, unterwegs Richtung Wasser-mann. Dieses Bild hat eine sehr lockere Form, es verliert sich ohne klare Grenze in seiner Umgebung, verbindet sich mit ihr. Im Wassermann, so scheint es, geht auch Mars, der Planet der Willenskraft, in seinem Umkreis auf. Am Morgenhimmel wiederum ist Venus sehr schön sichtbar und steigt täglich höher.

    Advent von Mars und Venusten sonst einsam in der Weite der Ster-ne ihre Bahn ziehen, sind sie in diesen Bildern durch die Formation der Sterne gleichsam in einem «Haus» beheimatet.Im Steinbock schien die Dynamik und Impulsivität, die der Rote Planet aus-drückt, für einige Wochen gehalten zu sein. Doch nun hat Mars dieses «Haus» verlassen und zieht im Übergang von Steinbock und Wassermann. Wie an-ders ist diese Sternenregion. Im Was-sermann vermag man fast keine Form auszumachen, so locker sind die Sterne dieses Bildes verteilt. Wandert man mit dem Blick von Mars nach oben, dann stösst man allerdings auf eine markante Stelle des Wassermanns. Vier Sterne bil-den hier eine geschwungene Linie, ver-gleichbar einer kleinen Welle. Von hier scheint das Bild auseinanderzusprühen. Ein Strahl geht weit über den Steinbock hinweg. Auch zum Horizont hin weitet

    und verliert sich das Bild ohne eine klare Grenze.Der Wassermann, so zeigt sich dieses Bild, verbindet sich vollständig mit sei-ner Umgebung, wie Wasser, das man auf den Boden giesst. Wenn nun Mars durch dieses Bild zieht, wird auch eine beson-dere Seite von Mars zum Bild. Mars re-präsentiert die Willenskraft, doch diese kann sehr verschiedene Formen anneh-men. So wie ein bestimmter Ton in jeder Tonart eine andere Färbung gewinnt, bekommt jeder der sieben Wandler (mit der Sonne) in jedem der zwölf Tier-kreisbilder einen besonderen Charakter. Zieht der Rote Planet durch den Skor-pion, so ist die zerstörerische Natur des Willens sichtbar. Im Steinbock scheint der Marswille Struktur und Form zu be-kommen. Nun, im Wassermann, ist es ganz anders. Hier kommt der dynami-sche Planet in ein Gebiet, das sich ganz mit seiner Umgebung verbindet. Also geht es hier auch um einen Willen, der in seiner Umgebung aufgeht.Wie lässt sich solch ein Wille beschrei-ben? Ein Wille, der mit der Umgebung eins wird, ist ein Wille, der von der Um-gebung weiss, ein Wille, der weniger aus innerer Intention, dafür umso mehr aus der Wahrnehmung und Empathie zum Umkreis seine Kraft entwickelt.Interessant: Am Morgenhimmel gibt es ein weiteres Bild von Empathie, denn Venus setzt zu einer eindrucksvollen Sichtbarkeit an und stürmt Tag für Tag höher.

    Mars zieht Ende November, Anfang Dezember durch den Wassermann. Abendhimmel,

    Blick Richtung Süden.

    Mars traverse la constellation du Verseau fin novembre/début décembre. Ciel du soir,

    vue vers le sud.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 2018 21

    Wolfgang Held | Deux lumières orange jaunâtre brillantes peuvent être vues dans le ciel du soir en automne. Il s’agit de Saturne au sud-ouest et Mars un peu plus haut au sud. Mars a perdu une par-tie de son énorme luminosité de l’été, et pourtant elle brille dans son rouge feu typique de la région du zodiaque pro-fond. Début novembre, la planète rouge a quitté la zone intérieure du Capri-corne.Ce n’est que dans cette constellation et celle des Gémeaux que les étoiles forment une forme fermée à travers laquelle les planètes peuvent parcourir. Tandis que d’autres constellations ont la forme de lignes ou d’un champ d’étoiles ouvert, la constellation du Capricorne ou celle des Gémeaux forme une enve-loppe, une forme fermée. C’est pourquoi une planète qui passe devant ces deux constellations semble être encadrée pen-dant un certain temps. Alors que autre-ment les planètes tournent en solitaire autour de leur orbite, elles sont pourtant logées, grâce à l’amas des étoiles, dans une «mansion».Dans la constellation du Capricorne, le dynamisme et l’impulsivité expri-més par la planète rouge semblaient être mis en veilleuse pendant quelques semaines. Mais désormais Mars a quitté cette «mansion» et pénètre dans la zone de transition entre le Capricorne et le Verseau. Il en va tout autrement de cette région étoilée. Dans la constellation du Verseau, on ne distingue presque au-cune forme, les étoiles de cette constella-tion étant réparties de façon si éparse. Si l’on laisse planer le regard de Mars vers le haut, on bute toutefois sur un endroit frappant du Verseau. Quatre étoiles for-ment ici une ligne courbe, comparable à une petite onde. La constellation semble rayonner de là. Un rayon dépasse de loin le Capricorne. Même vers l’horizon,

    COSMOS. Quand les planètes traversent des constellations du zodiaque, elles absorbent quelque chose du caractère des constellations. Étant visible au sud dans le ciel du soir, Mars se dirige désormais vers le Verseau. Cette constellation a une forme très vague, elle se perd sans contour net dans son voisinage, se confond avec lui. Dans la constellation du Verseau, Mars, la planète de la volonté, semble aussi se confondre avec son voisinage. Dans le ciel du matin, Vénus est bien visible et ne cesse de monter chaque jour.

    Avent de Mars et Vénusla constellation s’élargit et se perd sans contour net.Le Verseau, ainsi que le montre cette constellation, se lie complètement à son milieu, comme l’eau que l’on verse sur le sol. Lorsque Mars traverse cette constel-lation, un côté spécial de Mars devient aussi image. Mars représente la voli-tion, mais celle-ci peut revêtir diverses formes. De même qu’un certain ton acquiert une coloration différente dans chaque tonalité, chacune des sept pla-nètes (avec le soleil) obtient un caractère spécial dans chacune des douze constel-lations du zodiaque. Si la planète rouge traverse le Scorpion, la nature destruc-trice de la volonté est visible. Dans le Capricorne, la volonté de Mars semble se structurer et prendre forme. Eh bien, dans le Verseau, il en va tout autrement. Ici, la planète dynamique entre dans une

    zone qui se marie parfaitement à son milieu. Il s’agit donc aussi d’une volonté qui se confond avec son voisinage.Comment peut-on décrire une telle volonté? Une volonté qui ne fait qu’un avec son voisinage est une volonté qui connaît son voisinage, une volonté qui développe sa force moins par intention intérieure, mais d’autant plus par per-ception et empathie pour son voisinage.Intéressant: Dans le ciel du matin, il y a une autre image d’empathie, car Vénus entame une visibilité impressionnante et s’élance toujours plus haut jour après jour.

    Vénus, très bien visible dans le ciel matinal du sud-est, s’élève chaque jour plus haut.

    Am südöstlichen Morgenhimmel ist Venus sehr gut zu sehen und steigt täglich höher.

  • BEITRÄGE CONTRIBUTIONS | 6 | 201822

    Susanna Küffer | Die Adventszeit ist Vorbereitung auf die Ankunft Jesu (lat. adventus Domini, Ankunft des Herrn), auf seine Geburt und damit seine Menschwerdung. Ankommen heisst ja, etwas hat sich erfüllt, ich bin einen Weg gegangen und angekommen ‒ gleich-gültig, wie leicht oder schwierig der Weg war.Advent bringt uns die Bedeutung des Lichts näher. Mit den kurzen Tagen schätzen wir das Sonnenlicht wieder mehr, im Sommer ist es allgegenwärtig und selbstverständlich. Die Bedeutung des Sonnenlichts, seine Kraft und seine Wirkung auf die Erde, realisieren wir wohl am intensivsten während einer totalen Sonnenfinsternis. Da erleben wir das Schwinden des Sonnenlichts, es wird immer fader, das ist unheimlich, beängstigend. Die Tiere reagieren ver-unsichert. Wir können uns deshalb gut vorstellen, dass eine Sonnenfinsternis in den Zeiten, in denen die Menschheit deren Grund noch nicht kannte, Angst und Schrecken auslöste. Und wenn dann der Mond die Sonne ganz verdeckt und nur die Korona sichtbar ist ‒ wenn wir Glück haben, sehen wir vielleicht noch die Venus ‒, in diesem Moment ist das unheimliche Licht von der Dunkelheit geschluckt, die Angst ist weg, am Him-mel steht ein funkelnder Ring wie ein Versprechen, und bald erhellen wieder Sonnenstrahlen die Erde. Es wird hell wie bei einer Morgendämmerung, beru-higend, stärkend. Licht ist in allen Kulturen bedeutungs-voll. In der Genesis steht zum ersten Schöpfungstag: «Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.» (1. Mose, Kapitel 1, Vers 3*) Ohne Son-nenlicht gäbe es auf der Erde kein Leben. Es leuchtet, wärmt, bringt die Pflanzen zum Wachsen, zum Blühen und lässt die Früchte reifen. Es zieht uns Sommer und Winter ins Freie, in die Natur. Es ist für Pflanzen, Tiere und Menschen le-bensspendend.

    BETRACHTUNG. In der Adventszeit erwarten wir die Ankunft Jesu Christi. Dieses Warten, diese Erwartung hat, gerade in der dunkeln Jahreszeit, viel mit Licht zu tun. Licht ist in allen Kulturen von grosser Bedeutung. In unserer Kultur wird das sehr deutlich, wenn Christus sagt: «Ich bin das Licht der Welt.»

    Advent – AnkunftSonnenlicht ist das äussere Licht. In der Zeit der alten Perser war es heilig. Erst mit Zarathustra erlaubten die Pries-ter, den Erdboden zu öffnen und damit Licht in die dunkle Erde zu bringen, um Samen zu säen. Es war der Beginn der Agrikultur.Wir kennen die Finsternis der Nacht. Die stockfinstere Nacht, wenn wir an einem Ort sind, an dem kein Licht auf der Erde sichtbar, der Himmel bedeckt ist: Sie ist ungewöhnlich, vielleicht un-heimlich. Wir kennen alle auch dunk-le, finstere Tage in unserer Seele. Unser Gemüt ist wie die Erde: Wenn uns das innere Licht fehl