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für Studierende und Referendare sonderausgabe 2/2019 Rechtsanwältin Mechtild Düsing VORBILD FEMINISTIN ANWÄLTIN

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für Studierende und Referendare

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2019

Rechtsanwältin Mechtild Düsing

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anwaltszukunft

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Liebe junge Juristinnen und Juristen,

für diese Ausgabe von Anwaltsblatt Karriere hat uns in derStudierenden-Redaktion eine Frage umgetrieben: Warumsollte man eigentlich Jura studieren? Wer sich für Politikinteressiert, kann doch Politikwissenschaft studieren, werGeld verdienen will, BWL. Setzt sich die juristische Weltdenn wirklich nur aus Menschen zusammen, denen einfachkein besseres Studienfach eingefallen ist?

Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt zahlreiche gute Gründe, dieStrapazen des Studiums der Rechtswissenschaft auf sich zunehmen. Welche das sein können, zeigen wir euch in diesemHeft. Dabei geht es um gesellschaftliches Engagement, umden Kampf für Gerechtigkeit oder um den Zugang zu einemAnwalt, einer Anwältin.

Vielen Juristinnen und Juristen geht es bei der Arbeit vor allem um den konkreten Fall. Dass die Summe dieser Fällewichtige Veränderungen im großen Ganzen anstoßen kann,erzählt uns Mechtild Düsing im Interview ab Seite 14. Sie hatihr Berufsleben als Rechtsanwältin dem Kampf für die Gleich- berechtigung gewidmet. In unserem Report über rechtlichenBeistand für Geflüchtete auf der Insel Lesbos (ab Seite 24)zeigen wir, wie man sein juristisches Handwerk an humani-tären Brennpunkten für die gute Sache anwenden kann. Undauch hierzulande ist das Engagement von Juristinnen undJuristen unverzichtbar. Wir stellen euch in unserem Plädoyer(ab Seite 12) die „Gesellschaft für Freiheitsrechte“ vor, diemithilfe von strategischer Prozess führung die Grund- undMenschenrechte vor deutschen Gerichten verteidigt.

Wohin die Reise für euch geht, mag schon lange festliegenoder noch in den Sternen stehen. Eins ist jedoch sicher: DasParagraphen-Pauken lohnt sich, wenn man es später für dierichtige Sache einsetzt. Solltet ihr noch auf der Suche nacheurer persönlichen Sache sein, werdet ihr in diesem Heft sicher fündig.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Eure Studierenden-Redaktion

„Warum Jura?“

anwaltsblatt karriere / 3

Sophia von Bültzingslöwensteckt nach ihrem Studium an derHumboldt Universität zu Berlin in derVorbereitung auf das erste Staatsexamenund freut sich darauf, die Theorie endlichmit Praxis zu füllen. Wenn Zeit bleibt,erkundet sie neue Orte, Kunst und Musik.Für Anwaltsblatt Karriere versucht sie, inneue Richtungen zu denken und Juralebendiger zu machen.

Denise Dahmenhat ihr Jurastudium an der Humboldt-Universität begonnen und wird es an derUni Potsdam beenden. Daneben spielt sieFußball und schreibt auf ihrem Blog überpolitische und gesellschaftliche Themen.Sie möchte die Redaktion vonAnwaltsblatt Karriere mit frischen Ideenaufmischen und für eine neue, progressiveGeneration von Jurist*Innen stehen.

Stephanie Graetzstudiert Jura an der Uni Potsdam undbefindet sich seit einiger Zeit in derExamensvorbereitung. In ihrer Freizeit istsie liebevolle Mutter und gerne aktiv und passiv unterwegs in Musik, Politik undUmweltschutz. Beim DAV möchte sieangehende Juristinnen und Juristen aufihrem Leidens-und Leidenschaftswegbegleiten und sie dabei zum reflektiertenSinnieren anregen, damit der Nachwuchsdie Juristenwelt zukunftsorientiert beein-flussen und vielleicht nachhaltig beein -drucken kann.

David Wienfortstudiert Jura an der Humboldt-Universitätzu Berlin. In seiner Freizeit hört er gernePolitik-Podcasts und geht ins Museumoder Theater. Bei seiner Arbeit für dasAnwaltsblatt Karriere versucht er vorallem, einen kritischen Blick auf die juristische Ausbildung zu werfen undVeränderungen anzustoßen.

Klara Nejatistudiert Jura an der Humboldt-Universitätzu Berlin. Daneben beschäftigt sie sichgern mit aktuellen Entwicklungen aus demBereich der Naturwissenschaften undPhilosophie. Bei ihrer Arbeit für dasAnwaltsblatt Karriere möchte sie aktuellerechtspolitische Entwicklungen und dieDiversität der deutschen Juristenland -schaft in den Fokus rücken.

Nora Zunkerist Referendarin am Kammergericht Berlin.Daneben erfreut sie sich an der Kunst derFotografie und an Reisen zum Ent deckenneuer Motive. Bei der Arbeit in derRedaktion verfolgt sie insbesondereaktuelle Trends für den Berufs ein stieg indie Anwaltschaft sowie die „digitale Trans -formation“ der Rechtsanwaltsbranche.

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anwaltsköpfe

7 gastkommentar

Warum Jura studieren?Prof. Dr. Johanna Schmidt-Räntsch, Berlin

8 porträt

Christian Solmecke –Anwalt? Unternehmer!

12 plädoyer

Rechtsschutz für das Grundgesetz

14 interview

Mechtild Düsing –Vorbild, Feministin, Anwältin

anwaltszukunft

19 anwaltstag

Was bedeutet uns der Rechtsstaat?

20 einstellungsreport

Der Sache wegenWas „Pro Bono“ bedeutet

24 report

Wo Rechtshilfe direkt wirkt: Als Freiwillige auf Lesbos

4 / anwaltsblatt karriere

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onlineAnwaltsblatt-App

(AppStore + Google Play)facebook.com/anwaltsblattkarriere/

mehr auf anwaltsblatt.deDie Website bietet weitere spannende Beiträge zu Studium und Berufseinstieg sowie Original-Aktenvorträge und Bewerbungstipps …

kostenfreie Heftbestellung unter www.anwaltsblatt.de/de/feedback

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anwaltseinstieg

27 mandantenfragebogen

Um-die-Ecke-Denker gesucht

28 existenzgründung

Spring – Worauf es beim Spin-off ankommt

30 haftungsfalle

Wer muss eigentlich klüger sein –Anwalt oder Richter?

32 reportage

Talente gesucht

34 special

Das sehe ich Ihnen doch an!Über versteckte Diskriminierung

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anwaltsausbildung

35 kommentar

Wieviel Berufsorientierung steckt in der Ausbildung?

36 praxis

Tipps und Ratschläge für die Klausuren im Ersten Juristischen Examen

38 wunschzettel

10 Wünsche für das Jurastudium

40 tipps für die mündliche prüfung

Frag einen Prüfer …

42 report

Das Referendariat – Chance zur Selbstfindung

46 station

Was bringt das Referendariat?

48 examen

Teste dich!

3 editorial

49 FAQ

50 anwaltsblatt und anwaltverein online

50 leserreaktionen

50 impressum

anwaltsblatt karriere / 5

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DEIN STAATSEXAMEN.

DEIN JURCASE.

DEINE ENTSCHEIDUNG.

DIE NUMMER 1 BEI DER VERMIETUNG VON

GESETZESTEXTEN UND KOMMENTAREN!

WWW.JURCASE.COM

DEIN EXKLUSIVERDAV-RABATT-CODE:

DAV5EURO

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anwaltsköpfe

anwaltsblatt karriere / 7

Warum Jura studieren?Text: Prof. Dr. Johanna Schmidt-Räntsch, Berlin

Als ich von der Redaktion um meine persönliche Antwort auf die Frage gebe-ten wurde, fiel mir auf, dass ich mir diese Frage selbst nie gestellt habe.

In der Rückschau glaube ich den Grund zu ahnen: In meiner Schulzeit brannteich für Geschichte. Ich hatte dabei, durchaus noch unreflektiert, gemerkt, dassVerfassungen für jeden Staat essentiell sind und dass man mit Gesetzen undVerträgen die Aktivitäten der Menschen anstoßen oder bremsen und die Interes-sen gerecht oder ungerecht regeln kann. Und ich merkte, welchen befriedendenWert gerechte Regelungen und Verträge haben. Ich muss gespürt haben, dassdie Verwirklichung von Gerechtigkeit durch interessengerechte Gesetze, Ver -träge und Urteile genau das war, wozu ich mich befähigt und berufen fühlte.Das Studium und die Referendarzeit waren dann aber schon ziemlich harte Kärnerarbeit. So befriedigend es am Ende ist, interessengerechte Lösungen zufinden: Erreichen lässt sich dieses Ziel nur, wenn man die Regeln kennenlerntund beherrscht. Das ist bei einem immer dichter werdenden Netz von Vorschrif-ten und Entscheidungen gar nicht so einfach.In meinem Berufsleben habe ich an ganz unterschiedlichen Stellen gearbeitet.

Ob ich als Instanzrichterin tätig war, in Gesetzgebungsreferaten der bürgerlich-rechtlichen Abteilung des Bundesministeriums der Justiz, als Richterin amBundesgerichtshof oder als Honorarprofessorin der Humboldt-Universität: EineEntscheidung, eine Vorschrift oder eine These überzeugt am besten, wenn siedie vorhandenen Interessen erkennt und im Rahmen der bestehenden Möglich-keiten zu einem guten und gerechten Ausgleich bringt. Dabei habe ich zweiDinge gelernt: Die guten Argumente des „Gegners“ dürfen einem keine Angstmachen; sie müssen einem Ansporn sein, besser zu sein. Ein Gesetz und auchdie Urteile eines obersten Gerichtshofs des Bundes werden besser, wenn die Ak-teure für ihre Position und die Rechtsanwälte für ihre jeweilige Partei kämpfenund alle Argumente präsentieren, die das legislative Anliegen oder der Fall zubieten haben.Und natürlich: Es macht mir Freude, den Studierenden meiner Universität

das Anliegen, zu einer interessengerechten Lösung zu kommen, nahezubringenund ihnen durch die Arbeit am konkreten Fall zu zeigen, wie man das macht. //

köpfe

Die Autorin istBundesrichterin, Mitglied desBundesgerichtshofesund Honorarprofessorinan der Humboldt-Universität zu Berlin.

gastkommentar

porträt >interview >

Das größte Anwaltsnetzwerk

Wer sich spezialisieren will, muss sich organi -sieren! In den 30 Arbeitsgemeinschaftendes DAV treffen sich Expertinnen undExperten der Anwaltschaft zum regelmäßigenAustausch über ihre Fachgebiete. Von Sozial -recht oder Migrationsrecht bis hin zumSportrecht sind alle Felder vertreten. • anwaltverein.de/de/arbeitsgemeinschaften

Vorbild gesucht?

Auf der Website der Deutschen Anwalt -auskunft findet sich für jeden Fall eineSpezialistin oder ein Spezialist. Wer ernsthaf-ten juristischen Rat oder einen geeignetenPraktikumsplatz sucht, kann hier fündig wer-den! Dazu gibt’s nützliche Infos rund umaktuelle Rechtsfragen. • anwaltauskunft.de

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Rechtsanwalt und Youtuber Christian Solmecke

Anwalt?

Unternehmer!Text: Jochen Brenner, Hamburg

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Ja, genau, der aus dem Internet: Mit Youtube-Videos ist der Kölner Rechtsan-walt Christian Solmecke berühmt geworden. Wie kaum ein anderer hat er dieGesetze der Aufmerksamkeitsökonomie im Netz verstanden – und nutzt sie fürseinen Job. Freunde macht er sich dabei nicht unbedingt bei allen Kollegen .

Einer spricht – viele hören zu. So war das damals, als der junge Student ChristianSolmecke beim WDR die Nachrichten vorlas. „Es ging darum“, sagt er heute über denJob, „jeden Sachverhalt der Welt in fünf Sätzen erklären zu können. Eine perfekteÜbung für jeden Juristen.“ Man könne immer alles auch kürzer sagen. „Juristen neigen ja dazu, ausschweifend zu werden, Berufskrankheit.“Im Grunde macht Christian Solmecke heute immer noch das Gleiche wie vor

15 Jahren. Er spricht, und Hunderttausende hören zu. Seinen Youtube-Kanal derKanzlei WBS haben fast 500.000 Menschen abonniert. Nicht wenige Influencer träu-men von dieser Reichweite. Solmecke hat sie sich mit Ausdauer und Pioniergeistaufgebaut, gegen Widerstände aus den eigenen Reihen, trotz einer stattlichen Zahlvon Abmahnungen von Kollegen aus der Branche. Solmeckes Videos sind rund fünf Minuten lang. Darin behandelt der Anwalt in

einem eigens eingerichteten Studio alle Rechtsfragen, die dem Bundesbürger in seinem Leben über den Weg laufen könnten. „Ticket auf Supermarkt-Parkplatz – Muss ich zahlen?“„DSGVO-Wahnsinn: So absurd wird es WIRKLICH, wenn man sich dran hält.“„Darf man Firmenlogos in Videos oder auf Webseiten verwenden?“Längst ist Christian Solmecke eine Berühmtheit in der Branche und darüber hinaus.

Er ist der Mann mit den lustigen Erklärvideos, die er mit der Glaubwürdigkeit seinesBerufes und seinen Fähigkeiten als Unterhalter vor der Kamera zu einer Marke gemachthat. Dann sind da noch die vier- bis fünfhundert TV-Auftritte der vergangenen Jahre, dieunzähligen Zitierungen in deutschen Zeitungen und Magazinen. Solmecke ist überall.Längst ist die Ursächlichkeit verschwommen: Hat ihn Youtube zum gefragten Gesprächs-partner gemacht – oder haben die Fernseh-Auftritte seinen Youtube-Kanal befeuert?Warum macht er das alles? Solmecke lacht. Und erzählt, wie er nach dem Refe-

rendariat in einer kleinen Kanzlei seiner Heimatstadt Gevelsberg bei Köln seine Kar-riere begann: „Ich war ein typischer Feld-, Wald- und Wiesenanwalt und habe mir bisMitternacht die Finger wund getippt und weil ich am Anfang noch Luft hatte, habeich etwas großspurig angekündigt, nicht in einer Kanzlei arbeiten zu wollen, die keine eigene Website hat.“ Also kümmert sich der junge Anwalt um eine Seite undstartet einen Jura-Blog, als das die meisten noch für Spielerei hielten. „Ich wusste,dass ich mir dringend irgendwie ein eigenes Geschäft aufbauen musste.“In Grevelsberg fängt er an, Mandanten zu sammeln, die einer Branchenbuch -

abzocke auf den Leim gegangen waren. „Ich habe im dritten Jahr als Associate danndamit mehr Umsatz gemacht als einer der Partner dort.“ Sein Arbeitsprinzip schondamals: Das Zusammentragen sich gleichender Fälle, deren Atomisierung in einzelneAufgabenschritte und das quasi industrielle Bearbeiten der Mandate. Eine Art analo-ges Legal Tech, bevor es den Begriff überhaupt gab.Sein erster Durchbruch bringt dann die Musik aus dem Netz. „Internationaler

Tauschbörsenring zerschlagen“, hört Solmecke als Meldung ausgerechnet im Radio,seinem alten Lieblingsmedium. Es ist die Zeit, in der die Justiz rigide gegen Filesharervorgeht, mit Anzeigen und vielen Hausdurchsuchungen. „Der 13-jährige Sohn eineswichtigen Mandanten hatte bei Napster Musik runtergeladen“, erzählt er. Solmeckewittert seine Chance. Auf dem von ihm eingerichteten Blog auf der Kanzlei-Websitedurchleuchtet er den Sachverhalt. Eine eigene Reichweite hatte der zwar noch nicht,

„Es geht darum, jeden Sachverhalt der Welt in fünf Sätzenerklären zu können. Eine perfekte Übung für jedenJuristen.“

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Studium der Rechtswissenschaften an denUniversitäten Bochum und Köln

2001 bis 2002 LL.M. (Master of Laws im Bereich IT-Recht),Zusatzstudium an den Universitäten Hannoverund Leuven (Belgien) im Rahmen des Euro -pean Legal Informatics Study Programme(www.eulisp.com); Spezialisierung im IT-Recht, Medienrecht, Vertragsrecht

2002 Harvard Law School, Cambridge, USA(Seminar IT-Recht)

2002 bis 2004 Referendariat OLG Bezirk Düsseldorf;Stationen: PwC Veltins/Heussen (IT- und Telekommunikationsrecht), HöllerRechtsanwälte (Domainstreitigkeiten,Vertragsrecht), Bezirksregierung Düsseldorf(Sperrung von Internetseiten)

2004 bis 2006 Rechtsanwalt in der Kanzlei MichaelRechtsanwälte und Notare

2006 bis 2009 Rechtsanwalt bei Wilde & Beuger in Köln

Seit 2010 Gesellschafter der Kanzlei Wilde BeugerSolmecke in Köln

Sonstige TätigkeitenBis 2004 freier Journalist und Radiomoderator(u.a. für den Westdeutschen Rundfunk)

aber viele Blogger verlinkten auf den Artikel. Am Nachmittag riefen Redakteure desHeute Journals an, am Abend war Solmecke auf Sendung. „Einmal in den Medien,schon ist man Experte“, sagt Solmecke. Auf den Zufall verlässt er sich dann aber nicht mehr. Im Business-Netzwerk Xing

sucht er nach Kontakten zur Stern TV-Redaktion, schreibt eine Mail und sitzt wenigspäter Günther Jauch gegenüber. „Da wurden Kinderzimmer durchsucht und Festplat-ten beschlagnahmt, weil Kinder zwei Robbie Williams-CDs heruntergeladen hatten.“Von da an ist Solmecke im Spiel. Wenn ein Journalist ein Zitat, eine Einschätzung

oder einen Interview-Partner braucht, liefert Solmecke schnell und zuverlässig. Er weiß,was die ehemaligen Kollegen brauchen. Was er sagt, hat Hand und Fuß und klingt auchnoch unterhaltsam. „Ich habe mir dann von allen Journalisten ihre E-Mail-Adresse sagenlassen und daraus einen eigenen kleinen Presse-Verteiler aufgebaut, in dem heute 1.200Journalisten sind, mit denen ich mindestens einmal telefoniert habe“, sagt Solmecke.„Dieser Verteiler ist Gold wert, wenn ich heute eine Botschaft platzieren möchte.“Kurz bevor Solmecke Partner in der kleinen Kanzlei seines Heimatstädtchens wurde,

holte ihn seine heutige Partner-Kollegin Rafaela Wilde zu sich in die Kanzlei. Er läuteteden Generationenwechsel ein. Ließ die Aufbauarbeit der ersten Jahre hinter sich undfing wieder neu an. Mit einem neuen Blog und der Suche nach einem neuen Geschäft.Nach drei Jahren in Köln wird Solmecke Partner und der Kanzlei Wilde und Beugerwächst ein S im Namen. Da hat er gerade mit den ersten Youtube-Videos losgelegt. Undnicht immer erschließt sich den neuen Partnern, was der junge Kollege da macht. Natürlich ist die Gemengelage differenziert zu betrachten. Aber aus acht Mitarbei-

tern sind bei WBS in den vergangenen Jahren achtzig geworden. Zu ihnen zählen Büro-vorsteherinnen, Buchhalterinnen, Pressesprecher, Online-Marketing-Experten und24 Anwältinnen und Anwälte. WBS wächst und Solmeckes Maschine läuft auf Hoch-touren. „Ich habe mich vom Anwalt zum Unternehmer gewandelt“, sagt er. Allein zweiMitarbeiter kümmern sich um die Produktion der Videos. Etwa 10. 000 Mandanten habeer durch sie gewonnen. „Der Aufwand zahlt sich in der Regel doppelt und dreifach aus.“Rückblickend, sagt Solmecke, sei er seinen Partnern für ihre Geduld sehr dankbar.

Nicht immer habe sich ihnen seine Youtube-Prominenz als sinnvoll erschlossen. „Abersie haben mich machen lassen.“ Und die Zahlen, die Solmecke lieferte, müssen wohlgestimmt haben. In der Kanzlei gebe es ein Leitmotiv, dem Solmecke mit seiner un-konventionellen Art der Mandantengewinnung besonders gut Rechnung tragen könne:„Die Welt jeden Tag ein Stück gerechter machen“. Und Solmecke bricht diesen Satzauf seine Art herunter, indem er, wie er sagt, auch jenen Mandanten „Access to Justice“ermögliche, die sich eine Klage sonst nicht leisten könnten. „Mit meinen Honorar-Flatrates bin ich gerade nicht der billige Jakob“, sagt Solmecke, „sondern ein modernerRobin Hood. Ich helfe in der Not und freue mich darüber.“Solmecke ist ein Prozessoptimierer, und weil das so ist, ließ er jüngst eine Anwalts-

software in der Cloud programmieren, mit eigenem Kapitaleinsatz und einem erfah-renen Partner. Legalvisio ist der Versuch, die Erfahrungen der letzten Jahre in ein cloud-basiertes Programm zu gießen, Arbeitsschritte zu simplifizieren, automatisieren, be-schleunigen. „Ein Knopfdruck, und drei Briefe gehen an Rechtsschutzversicherung,Kläger und Gegner“, sagt Solmecke. „Ich habe versucht, meine Abläufe zu standardisie-ren und sie auf andere Kanzleien übertragbar zu machen.“ Läuft das Geschäft? „EinesTages wollen wir RA Micro ablösen, den Marktführer“, sagt Solmecke nur – und koket-tiert mit seinem David-gegen-Goliath-Vergleich. Noch ist Legalvisio eine Art Start-up.Geschäft soll die Idee natürlich trotzdem werden.Der Autor ist Journalist in Hamburg und schreibt regelmäßig die Porträts für Anwaltsblatt Karriere und Anwaltsblatt.

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Für mich bedeutet…Ehrgeiz...ist bei mir von Natur aus gegeben. Ich liebe neue Dinge, möchte meineeigenen Ideen realisieren und entwickle so einen tief in mir liegenden Ehrgeiz, der anhält bis meine Vorstellungen verwirklicht worden sind. Michtreibt an, möglichst der First Mover zu sein und diese Position so langewie möglich zu behalten.

Ernüchterung... erlebt man oft beim Aufbau neuer Projekte. Selbst wenn man Feuer und Flamme für eine neue Idee ist, kommt es auf das Durchhaltevermögenan. Und Durchhaltevermögen hat auch immer etwas mit Ernüchterung zutun. Hier heißt es: Nicht den Kopf hängen lassen und weitermachen.

MotivationDer Erfolg ist meine größte Motivation. Hinzu kommt, dass ich technikbe-geistert bin und fest davon überzeugt bin, dass wir Juristen mit modernerTechnologie effektiver arbeiten können.

GenussMuss auch sein. Am meisten genieße ich die ruhigeren Tage zusammenmit meiner Familie in unserem Ferienhäuschen in Holland. Hier kommenmir die besten neuen Ideen für künftige Projekte.

SpielWenn man so will, bin ich ein Technik-Spielkind. Das hat dazu geführt,dass in unserer Kanzlei sämtliche Prozesse voll digitalisiert sind. Ich führe das tatsächlich darauf zurück, dass ich gerne mit neuen Technologien herumspiele.

TaktikTaktik spielt bei der Steuerung einer Kanzlei eine große Rolle. Wir ver -suchen zum Beispiel, wiederkehrende Prozessabläufe zu identifizieren undzu digitalisieren. Das würde ich als ein taktisches Vorgehen bezeichnen.Auch gibt es für solche wiederkehrenden Prozesse Dienstanweisungen,damit alle in der Kanzlei nach dem gleichen Muster arbeiten. Solange dasfunktioniert, laufen die Rädchen wie geschmiert.

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Rechtsschutz für das GrundgesetzInterview mit Prof. Dr. Nora Markard, Hamburg

Warum braucht es die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF)?

Die GFF koordiniert und finanziert Gerichtsverfahren, um Grund- und Menschenrechtegegen staatliche Verletzungen zu verteidigen. Als Plattform für strategische Prozess-führung bringen wir die geeigneten Kläger und Klägerinnen mit exzellenten Juristen undJuristinnen zusammen, um gemeinsam gerichtlich gegen solche Rechtsverletzungen vor-zugehen. Damit sorgen wir dafür, dass das nicht nur ad hoc passiert, sondern nach-haltig und gezielt; in diesem Sinne verstehen wir uns als Rechtsschutzversicherung fürdas Grundgesetz. Die Klagen begleiten wir auch durch eine gezielte Öffentlichkeits-arbeit, die Aufmerksamkeit für die zugrundeliegenden Grundrechtsfragen mobilisiert.

Für wen – oder für was – setzen Sie sich ein?

Die GFF setzt sich für das Grundgesetz ein – zum Beispiel für die informationelleSelbstbestimmung, die Informationsfreiheit und die Pressefreiheit, aber auch für dieFreiheit von Diskriminierung. Aktuell klagen wir beispielsweise gegen die Massen-überwachung von Flugpassagieren und gegen den massenhaften Einsatz von Staats-trojanern, zuletzt im neuen Polizeigesetz in Baden-Württemberg, und wir unterstüt-zen die Klage einer Journalistin gegen Entgeltdiskriminierung beim ZDF vor demBundesarbeitsgericht. Außerdem arbeiten wir daran, uns stärker im Bereich der sozialen Menschenrechte zu engagieren, etwa zum Recht auf Wohnen.

Was treibt Sie an?

Der Schutz der Grundrechte, denn die sind für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar. Manchmal braucht es dazu leider die Gerichte – aber für Einzelne bedeutet das oft ein hohes Kostenrisiko, und solche Prozesse brauchen auch einenlangen Atem. Das wollen wir abfedern. Außerdem geht es oft nicht nur in der Sacheum komplexe Rechtsfragen, auch das Verfassungsprozessrecht birgt einige Untiefen,die den Weg nach Karlsruhe erschweren. Wir möchten sicherstellen, dass die für eine Verwirklichung der Grundrechte wichtigen Verfahren optimal geführt werdenkönnen – und nicht an fehlendem Geld oder prozessualen Details scheitern oder anden ganz speziellen Umständen eines Falles.

Was raten Sie jungen Juristinnen und Juristen, die sich engagieren wollen?

Sucht euch Uni-Kontexte mit Drive – beispielsweise bei einer der Refugee Law Clinicsoder in einer Hochschulgruppe. Aber geht auch raus in die Stadt, organisiert Veran-staltungen oder Demos, denn die Inspiration für gute juristische Interventionenkommt oft gerade nicht von innen. Und nutzt die Chance, euch im Rahmen vonPraktika oder während des Referendariats auch Vereine und andere zivilgesellschaft-liche Akteure anzuschauen. Oder bewerbt euch bei der Gesellschaft für Freiheits-rechte – wir freuen uns immer über geeignete und motivierte Bewerber*innen! [Anmerkung der Redaktion: Auch beim Deutschen Anwaltverein kann man Praktikaund Referendariatsstationen im Verfassungsrecht ableisten!] //

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Die Gesellschaft für Freiheits-rechte (GFF) koordiniert und finanziert Gerichtsverfahren, umGrund- und Menschenrechtegegen staatliche Verletzungenzu verteidigen. Sie wurde 2015gegründet, finanziert sich durchMitgliedsbeiträge, Spenden undFörderungen durch Organisa-tionen. Mitglied kann jeder wer-den. Mehr Informationen unterhttps://freiheitsrechte.org/.

Die Interviewpartnerin ist Junior -professorin für ÖffentlichesRecht, Völkerrecht und GlobalConstitutionalism an derUniversität Hamburg.

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Der Deutsche Anwaltverein zeichneteam 11. September 2019 die Anwältin Mechtild Düsing mit demMaria-Otto-Preis aus.

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Die Frauen dominieren bereits die Juristenausbildung. Es gibt inzwischen mehrFrauen unter den Absolventinnen und Absolventen des ersten und zweitenStaatsexamens als Männer. Bei der Neuzulassung zur Anwaltschaft haben dieFrauen 2017 erstmals die Männer überholt. Mit dem Maria-Otto-Preis zeichneteder Deutsche Anwaltverein am 11. September 2019 in Berlin eine Anwältin aus,die nicht nur vor 15 Jahren die Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen mitgegründethat, sondern mit Leidenschaft für die Gleichberechtigung von Mann und Frauauch und gerade in der Anwaltschaft kämpft.

Als Sie 1973 Anwältin wurden, war das noch etwas Besonderes. Ist Ihr Kampf fürdie Gleichberechtigung erfolgreich gewesen?

Ja. Der Kampf war erfolgreich. Jedenfalls bin ich nicht unzufrieden mit dem Ergebnis.

Wollten Sie immer schon Anwältin werden?

Ich habe zunächst Kunstgeschichte und Archäologie studiert – wie das damals fürjunge Frauen, die keinesfalls Lehrerin werden wollten, wohl üblich war – und erstnach einem Jahr auch Jura dazu genommen. Das hat mich dann fasziniert. Währenddes Referendariats habe ich viel beim Anwalt gearbeitet und war daher nach dem 2. Examen entschlossen, Anwältin zu werden.

Gibt es in der Anwaltschaft heute Gleichberechtigung?

Leider sind wir noch nicht so weit, wie ich es mir wünschen würde. In den „oberenEtagen“ der großen Anwaltskanzleien dominieren immer noch die Männer. Auch inden Anwaltskammern finden sich vor allem Männer. Aber: Wir sind auf dem bestenWeg, dass sich das ändert. Das ist am Ende wichtig.

Woran hapert es heute in den Kanzleien?

Offen gesagt: Ich weiß es nicht genau. Einerseits kommen vielleicht zu wenig Frauenmit Begeisterung für den Anwaltsberuf in die Kanzleien. Andererseits wissen wir,dass die Frauen durchaus als Anwältinnen in den Beruf starten, dann aber nicht langebleiben – ob sie nun in die Wirtschaft oder in die Justiz oder wo auch immer hingehen.Meine These nach all den Jahren: Es hapert noch immer an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Kanzleien.

Die jungen Frauen drängen in die Unternehmen als Syndikusrechtsanwältinnen.Die Kanzleiwelt ist deutlich weniger attraktiv. Was muss sich ganz konkret ändern?

Der Beruf des Anwalts oder der Anwältin ist noch immer zu männlich geprägt. Deshalb ist er nicht so richtig in den Fokus der jungen Frauen, der Absolventinnendes zweiten Staatsexamens gerückt. Vielleicht müssen gerade die Anwältinnen alsVorbilder für die Frauen in die Universitäten und in die Arbeitsgemeinschaften der

Vorbild, Feministin, AnwältinAnwältinnen als Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung

Interview mit Rechtsanwältin Mechtild Düsing, Münster

Wer war Maria Otto?Die Geschichte der Anwältinnen begann erst am 7. Dezember 1922. Damals wurdeDr. Maria Otto als erste Frau in München alsAnwältin zugelassen. Es war trotz derGleichstellung von Frauen und Männern inder Weimarer Reichsverfassung von 1919noch ein harter Weg gewesen. DieVertreterversammlung des DeutschenAnwaltvereins hatte noch im Januar 1922nach hitzigen Diskussionen mit 45 zu 42 Stimmen den Beschluss gefasst: „DieFrau eignet sich nicht zur Rechtsanwaltschaftoder zum Richteramt.“ Inzwischen gibt esrund 58.000 Anwältinnen, mehr als ein Drittelder Anwaltschaft ist weiblich. Und: 2017wurden erstmals mehr Frauen als Männer zurAnwaltschaft zugelassen.

10 Jahre Maria-Otto-PreisDer Deutsche Anwaltverein hat in Erinnerungan Dr. Maria Otto 2009 seinen Anwältinnen -preis nach ihr benannt. Mit dem Preis ehrtder DAV vorrangig herausragende Rechts -anwältinnen, die sich in Beruf, Justiz, Politikund Gesellschaft verdient gemacht habenoder eine besondere Vorbildfunktion fürAnwältinnen haben. Ausgezeichnet werdenkönnen aber auch Personen oder Organi sa -tionen, die sich in besonderem Maße um dieBelange der An wältinnen verdient gemachthaben. Benannt ist der Preis nach der erstenRechtsanwältin in Deutschland. ErstePreisträgerin war 2010 die RechtsanwältinDr. Gisela Wild, die 1983 mit einer Kollegindas Volkszählungsurteil erkämpfte.

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Referendare gehen, um für den Anwaltsberuf zu werben. Der Anwaltsberuf ist attraktiv,er ist nach meiner Meinung viel attraktiver als die Tätigkeit als Syndikusanwältin,weil er viel mehr Freiheiten bietet. Diese Freiheit sollten Frauen nutzen: Ich habedrei Kinder überwiegend alleinerziehend großgezogen.

Wann haben Sie sich entschieden, Kinder zu bekommen – und wo waren Sie daberuflich?

Ich habe 1973 das 2. Examen abgelegt und 1982 meine Tochter geboren. Beruflich hatteich in Münster eine Kanzlei zusammen mit zwei Studienkollegen. Ich habe damals vieleKriegsdienstverweigerer vertreten, aber auch schon Studienplatzklagen gemacht. UnsereKanzlei lief recht gut. Einen Mann zum Kinderkriegen habe ich erst 1982 getroffen.

Wie haben Sie die Erziehung von drei Kindern mit dem Leben als Anwältin untereinen Hut bekommen?

Mein Mann befand sich nach der Heirat noch jahrelang in der Facharztausbildung –überwiegend in anderen Städten. Meine Söhne wurden 1984 und 1985 geboren. Es warjedes Mal eine große Freude. Unser Einkommen war gut genug, um Personal im Haus-halt einstellen zu können. Ich fand es wichtiger, mich dem zu widmen, was ich gutkonnte – meinem Beruf – und in meiner Freizeit mit den Kindern zusammen zu sein.Das sah so aus, dass ich morgens mit den Kindern aus dem Haus gegangen bin – siezum Kindergarten oder zur Schule und ich in die Kanzlei –, mittags zum Essen mit denKindern nach Hause kam (gekocht hatte die Haushälterin) und abends um 18 Uhr warich wieder zu Hause. Am Wochenende habe ich mich nur um die Familie gekümmert.

Kein Mann ist gegen Gleichberechtigung. Aber wo liegen dann die Probleme?

Ob kein Mann gegen Gleichberechtigung ist, das bezweifele ich. Ich bin immer wie-der auf hochkarätigen Veranstaltungen, wo ich Männer treffe, die es besser finden,wenn die Frauen sich zu Hause um die Kinder kümmern. Das klassische Rollen -modell gibt es immer noch. Und manche Frauen – das räume ich ein – haben auchdiese Einstellung.

Stehen die Frauen sich manchmal selbst im Weg?

Ja, das sehe ich so. Sie schwanken zu sehr hin und her zwischen dem Anspruch aufGleichberechtigung, aber eben auch der tradierten Frauenrolle. Sie verlangen von ihren Partnern nicht, dass diese wirklich gleichberechtigt an Haushalt und Kinder -erziehung mitwirken. Das ist der Karriere auf keinen Fall förderlich.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute nicht nur bei jungen Anwältinnen,sondern auch bei jungen Anwälten ein Thema. Frauen erleben es aber als Karriereknick, Männer macht es sympathisch. Was muss sich ändern?

Das stimmt. Die jungen Männer kümmern sich heute mehr um Kinder und Haus-halt. Noch lange nicht machen Männer und Frauen das aber wirklich halbe-halbe. Da sind wir noch lange nicht.

Junge Anwältinnen haben es heute einfacher. Was geben Sie den Frauen als Rat mit?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie noch zu wenig Selbstbewusstsein haben. Siesollten ihren Weg unbedingt konsequent verfolgen und nicht die Ziele im Beruf ver-nachlässigen. Sie sollten nicht zu sehr zwischen diesen zwei Rollen Familienmenschund Mutter sowie Beruf hin und her schwanken. Der Beruf begleitet einen das ganze

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Mechtild Düsing, Anwältin seit 1973: „Ich bin eine 68er.Schon als Studentin, dann als Referendarin habe ich sehrengagiert für die Gleichberechtigung gekämpft. Das istmein Thema bis heute.“

Mechtild Düsing, 1975, in der Kanzlei mit SoziusBernd Meisterernst undmit Mitarbeiterinnen.

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Leben – Kinder werden irgendwann auch flügge. Am Ende muss jede (und jeder) natür -lich wissen, was für sie oder für ihn zählt. Man muss einfach wissen, was man will.

Was würden Sie Juristinnen mit Kinderwusch gern mitgeben?

Nicht ängstlich sein, den Beruf ergreifen, der die meisten Freiheiten bietet – das istmeines Erachtens der Anwaltsberuf. Ohne Kinder hätte ich vielleicht mehr Zeit inder Kanzlei verbracht – so war es sicher besser. Heute ist es doch mit Kindern vieleinfacher als früher – es gab weder Ganztagskindergärten noch Ganztagsschulen!

Bedarf es noch solcher kämpferischer Frauen, die das Thema Gleichberechti-gung mit der gleichen Vehemenz wie die 68er-Generation vorantreiben?

Ja. Wenn ich jetzt sehe, dass wir nur noch 30 Prozent Frauen im Bundestag haben,dann geht das Erkämpfte auch ruckzuck wieder verloren. Das geht ja wohl gar nicht,das kann ja nicht wahr sein!

Wenn Sie auf 47 Jahre Anwaltschaft zurückblicken, was war der größte Wandel?

Ich habe angefangen mit dem Modernsten, was es damals gab, einer IBM-Kugel-kopf-Schreibmaschine. Die meisten Kollegen hatten noch eine mechanische Schreib-maschine. Als ich mit dem ersten Fax ins Büro kam, sagte mein Partner: Oh nein!Dann muss ich ja jetzt immer noch schneller arbeiten. Die Herausforderungen derTechnik und Digitalisierung sind offensichtlich.

Und was war Ihr größter Erfolg?

Meine Prozesse beim Europäischen Gerichtshof. Da habe ich den Musterprozess fürdie Entschädigung wegen legislativen Unrechts gewonnen.

Noch länger sind die Männer in der Überzahl in der Anwaltschaft. Ist die Aussage„Die Zukunft der Anwaltschaft ist weiblich“ richtig oder falsch?

Angesichts der Tatsache, dass die Frauen jetzt in Massen Jura studieren, wird daswohl richtig sein. Als ich in München studierte, war ich mit meiner Mutter im juris-tischen Seminar. Wir standen am Fuße einer Treppe, die Vorlesung war zu Ende, dakamen die Studenten die Treppe herunter, und meine Mutter sagte zu mir: MeinGott, Mechtild, so viele Männer. Die war total erschüttert.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Wie sollte sich die Anwaltschaft ändern?

Ein Thema haben wir noch nicht angesprochen, das mir wichtig ist. Als ich als Anwältinanfing, wollte ich die Freiheit der Menschen gegenüber dem Staat verteidigen. Das warfür die 68er der einzige Grund, warum man Jura studierte. Ich bin dann auch Fachanwäl-tin für Verwaltungsrecht geworden und die meisten Prozesse haben sich gegen den Staatgerichtet. Die Anwaltschaft darf nicht nur das Kapital und das eigene Geldverdienen imAuge haben, sie muss die Freiheit der Einzelnen verteidigen. Das ist ein Kernthema fürdie Anwaltschaft. Noch gibt es genug Anwältinnen und Anwälte, die sich hier einsetzen.

Was macht am Ende die Anwältin, den Anwalt aus?

Die Anwältin – eigentlich sollte man auch in der BRAO nicht mehr von „der Anwalt“,sondern nur noch von „der Anwältin“ sprechen – sollte im Auge haben, dass sie Garantdes Rechtsstaates ist. Sie sollte darauf achten, dass die Gesetze eingehalten werden,dass die Demokratie geschützt wird und dass die Rechte des Einzelnen gegenüber demStaat, aber auch Privaten geschützt werden. //

Zur PersonMechtild Düsing hat am 29. September 2019ihren 75. Geburtstag gefeiert. Nach demStudium der Rechtswissenschaft an denUniversitäten Münster und München wurdesie 1973 Anwältin. Nach einer Zeit der Selbst -ständigkeit bis 1975 in einer Einzelpraxis grün-dete sie zusammen mit Anwalt Meisterernst1975 die Kanzlei Meisterernst Düsing, Rechts -anwalt Manstetten kam später dazu. 1983wurde sie zur Notarin ernannt (bis 2014). Seit1988 ist sie Fachanwältin für Verwaltungs recht,seit 2006 Fachanwältin für Erbrecht und seit

2010 Fachanwältin für Agrarrecht. Dem Vor -stand des DAV gehörte sie von 2005 bis 2009und von 2011 bis zum Anwaltstag 2019 an.Als Gründungs vorsitzende der 2004 ge grün-deten Arbeitsgemeinschaft Anwältinnen wirdMechtild Düsing in Kreisen des DeutschenAnwaltvereins als Kämpferin für die Sache derAnwältinnen wahrgenommen. Übersehen wird,dass sie eine herausragende Ver fassungs-und Europarechtlerin ist. Sie hat viele Verfahrenvor den europäischen Gerichten und vor demBundesverfassungs gericht gewonnen und hatsich ab 2009 für den Deutschen Juristinnen -bund und die Arbeitsgemeinschaft Anwältin -nen in der Aktion „Frauen in die Aufsichtsräte“engagiert, die letztlich zur Frauenquote in Auf -sichtsräten geführt hat. Dem DAV-Verfassungs -rechts ausschuss gehört sie seit 2001 an.Mechtild Düsing hat drei erwachsene Kinder.Am 11. September 2019 verlieh der DAV ihr den Maria-Otto-Preis.

Die Fragen stellten Lisa Tramm und Dr. NicolasLührig, Anwaltsblatt-Redaktion, Berlin. Das Interview erschien zuerst im Anwaltsblatt 9/2019.

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Rechtsanwältin Mechtild Düsing vor einem Bild derKünstlerin Rosemarie Trockel, das Alice Schwarzer zeigt.Das Bild stammt aus dem Jahr 1995.

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Was bedeutet uns derRechtsstaat? Text: Nora Zunker, Berlin

Wie arbeitet es sich an den Grenzen des Rechtsstaates? Wie bewegen sichAnwältinnen und Anwälte im Spannungsfeld zwischen Interessenvertretungund der Verantwortung als Organ der Rechtspflege? Diesen Fragen gingendie Referentinnen und Referenten beim „DAT für Einsteiger“ auf dem Deutschen Anwaltstag 2019 in Leipzig nach.

„Der Rechtsstaat und ich – alles (nur) Gesetze?“ Zu dieser Frage kamen zu Beginn der Veranstaltung Studierende und Absolventinnen des ersten Examenszu Wort. Es entflammte eine Diskussion, die zeigte, dass die Frage für jeden Einzelnen im Verlauf der Ausbildung verschiedene Antworten findet. Kontroversdiskutiert wurde insbesondere, inwieweit der Begriff des Rechtsstaates mora-lisch aufgeladen werden dürfe.

Alltag als Rechtsanwalt: eine moralische Herausforderung

Den Bogen zur Praxis spannte Rechtsanwalt Robert Podgajny mit Tipps für jungeStrafverteidiger. In der Grauzone zwischen Kampf für den Mandanten und derVerantwortlichkeit als Organ der Rechtspflege werde dem Anwalt einiges anStandhaftigkeit abverlangt. Beispielsweise, wenn ein aufgelöster U-Häftling bittet, sich doch mal das Handy borgen zu dürfen. Rechtsanwältin Anna Gilsbach berührte die Teilnehmenden sichtlich mit ihrem

Erfahrungsbericht vom Anwaltlichen Notdienst zum G20-Gipfel in Hamburg.Sie berichtete über das Vorbereitungstraining für Anwälte des Notdienstes zumUmgang mit der Polizei und den Demonstranten – und dem Kontrast zur wäh-rend der Demonstrationen erlebten Realität. Diese umfasste auf Kollegen gerichtete Wasserwerfer und erschwerten Mandantenkontakt.

Wie kann ich mich engagieren?

Nach den persönlichen und eindringlichen Vortägen stellten Vertreter von Pro Bono, Jumen, Civil Liberties Union of Europe, Equal Rights Beyond Bordersund European Center for Constitutional and Human Rights ihre Projekte vor.Sie zeigten, wie sich Anwältinnen und Anwälte mit Engagement für die Rechte Bedürftiger stark machen können. Den Nachwuchs mit der Frage nach demRechtsstaat so emotional zu berühren – ein voller Erfolg. //

zukunft

Der Nachwuchs diskutiert nach 70 Jahren Grundgesetz

pro bono >einstellungsreport >

Blick in die Kristallkugel

Welche Trends werden die nächsten Jahrebestimmen? Wo hat der Nachwuchs eineZukunft? Die Arbeitsgemeinschaften des DAVwagen eine Prognose.• anwaltsblatt.de/trends

Zukunft gestalten

Über seine 41 Gesetzgebungs- undFachausschüsse nimmt der DAV Stellungzu nationalen Gesetzesentwürfen oderRichtlinienentwürfen der EU. So gestaltenAnwältinnen und Anwälte die Gesetzgebungvon morgen, etwa im Umweltrecht oder imMigrationsrecht. • anwaltverein.de/de/interessenvertetung/

ausschuesse-im-dav

Die Autorin istRechtsreferendarinin Berlin undMitarbeiterin in derRedaktion vonAnwaltsblattKarriere.

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Sich im Beruf zu verwirklichen, das bedeutet gerade für die junge Juristen -generation, für die eigenen Werte einzustehen. Einmal in der Anwaltschaft angekommen, setzen sich Juristinnen und Juristen schon immer ganz selbstver-ständlich für gute Zwecke ein. Gleichzeitig kann gemeinnütziges Engagementjunge Juristinnen und Juristen im Bewerbungsprozess von der Masse abheben.

Zusammengefasst wird bürgerschaftliches Engagement von Anwältinnen und Anwältenoft unter dem Begriff „Pro Bono“. Doch was steckt eigentlich dahinter? Abgekürzt vonder lateinischen Redewendung „pro bono publico“, zu Deutsch „zum Wohle der Allge-meinheit“, steht der Begriff für eine freiwillig geleistete (anwaltliche) Tätigkeit für einenguten Zweck. Gerade amerikanische Großkanzleien werben mit dem Begriff, den sie bei der Expansion über den Atlantik gleich mitgebracht haben. Dass eine positiveAußendarstellung dabei gleichzeitig junge Talente und lukrative Mandate anlockensoll, ist kein Geheimnis. An dieser Stelle sollte man aber nicht vergessen, dass gesell-schaftliches Engagement viele Gesichter hat – wie die Anwaltschaft selbst. Von denklassisch mit sozialer Tätigkeit assoziierten Rechtsgebieten wie Familienrecht, Migrations-recht oder Sozialrecht, über die Beratung von Kirchen oder die Gründung einer Stiftung,setzen sich Juristinnen und Juristen deutschlandweit ehrenamtlich für gute Zwecke ein. Dass Anwältinnen und Anwälte sich für gemeinnützige Zwecke einsetzen, hat in

Deutschland eine lange Tradition. Für viele gehört es ganz selbstverständlich zumanwaltlichen Berufsbild dazu. „Fähigkeiten, wie logisch denken zu können oder sichgegenüber Behörden gut auszudrücken, sind Fähigkeiten, die sich überall sinnvoll ein-bringen lassen“, sagt Dr. Barbara Mayer, Partnerin in der Freiburger Sozietät FriedrichGraf von Westphalen & Partner. „Wir werben nicht explizit damit, aber wir haben unsschon immer ganz selbstverständlich engagiert. Die Kanzlei unterstützt privates Engage-ment der Anwältinnen und Anwälte, indem sie die Infrastruktur und vor allem Zeitbereitstellt.“ Allerdings ist, nicht zuletzt durch die Möglichkeiten digitaler Marken -bildung im Zeitalter der Digitalisierung, auch die Außendarstellung von Kanzleien imWandel. So gibt es in größeren Einheiten inzwischen eine eigens für das Pro BonoManagement zuständige Person. „Früher“, berichtet Karina Fletcher, Vorstandsmit-glied der Pro Bono Deutschland e. V. „sei gesellschaftliches Engagement in Deutsch-land reine Privatsache gewesen. Das hat sich in den vergangenen Jahren verändert.“

Die Nachfrage besteht: Pro Bono füllt eine Lücke

Daran, dass grundsätzlich ein Bedarf für kostenlose Rechtsberatung vorhanden ist,bestehen trotz des Systems der Beratungs- und Prozesskostenhilfe auch in Deutsch-land leider keine Zweifel. Zu diesem Zweck haben (Groß-)Kanzleien mit dem 2011formalisierten Pro Bono Deutschland e.V. eine Plattform für Kanzleien, aber aucheinzelne Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte gegründet. Ziel ist die Förderungehrenamtlichen anwaltlichen Engagements für gute Zwecke. Dabei geht es vor allemum die rechtlichen Rahmenbedingungen oder Seminare, aber auch um Grundsatz -

Der Sache wegenAnwältin oder Anwalt zu sein, heißt sich einsetzen zu können – was „Pro Bono“ eigentlich bedeutet

Text: Klara Nejati, Berlin

„Seit circa vier oderfünf Jahren stellenwir fest, dass sichgerade für unsspannende Kandi -daten für das Thema interessieren. UndgesellschaftlichesEngagement hebteinen Kandidatenab.“ Dr. Peter Braun, Dentons

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fragen, wie Rechtsbeistand in humanitären Krisen, berichtet Dr. Peter Braun, Vor-standssprecher des Pro Bono Deutschland e.V.. Der Rechtsanwalt und Partner imFrankfurter Büro der internationalen Großkanzlei Dentons berichtet, dass gerade ge-meinnützige Nichtregierungsorganisationen (oft NGOs genannt) auf ehrenamtlichesEngagement von Anwältinnen und Anwälten angewiesen sind. „Es gibt eine Lückeim Rechtssystem: Gemeinnützige Organisationen müssten ihr gesamtes Vermögenaufgeben und sich erst einmal verschulden, damit sie Prozesskostenhilfe beantragenkönnen.“ Wie weit diese Lücke reicht, könnte das Justizministerium erstmalig in ei-ner Analyse der „legal needs“ prüfen. Vom Verein abzugrenzen ist das gemeinsammit dem Unternehmernetzwerk UPJ e.V. ins Leben gerufene „Clearing House“. DiePlattform soll Vereine, Stiftungen und andere Institutionen auf der einen, und die ehrenamtlich Rechtsberatenden auf der anderen Seite zusammenbringen. Den Vor-wurf, dass kostenlose Rechtsberatung am Ende Rechtsanwältinnen und Anwälte umbezahlte Mandate bringen könnte, kann Braun grundsätzlich verstehen: „Arbeit, dievergütet gehört, soll niemandem weggenommen werden. Das heißt eben auch, dassman solche Mandate ablehnen muss und nicht Pro Bono tätig wird. Der Gesetzgebersoll an dieser Stelle nicht aus der Verantwortung genommen werden.“

Im Sozialrecht verschwimmen die Grenzen zwischen Mandat und Pro Bono

In den klassisch „sozialen Rechtsgebieten“ wie dem Sozialrecht verschwimmen dieGrenzen zwischen bezahlter Mandatsarbeit und ehrenamtlicher Tätigkeit ohnehintagtäglich. „Es geht ja eigentlich schon los, wenn die Leute aus irgendwelchen Grün-den keinen Beratungsschein bekommen haben und wir sie dann trotzdem nichtwegschicken“, berichtet Anna Gilsbach, Anwältin im Sozialrecht im AnwaltsbüroGerloff & Gilsbach in Berlin. „Es geht ja wirklich um existenzielle Dinge. Da kom-men Menschen zu uns, die haben so viele Probleme, dass ich mich frage: Wie schaf-fen sie es überhaupt zu uns?“ Die Motivation, Akten schneller bearbeiten zu können,effizienter zu werden, zieht man im Sozialrecht aus der Motivation heraus, den Man-danten bei der Bewältigung von existenziellen Krisen zu helfen. „Natürlich könnteich in einem anderen Gebiet mehr verdienen“, sagt die Fachanwältin für Sozialrecht.„Natürlich hadere ich manchmal auch mit mir, ich hab mir das Gebiet schließlich bewusst ausgesucht. Aber am Ende bin ich mir sicher: Das ist gerade das Richtige.Sozialrecht, das ergibt gesamtgesellschaftlich Sinn.“

Engagement hat viele Gesichter

Aber auch in ungewöhnlichen Rechtsgebieten besteht ein Bedarf an ehrenamtlicher Be-ratung, wie die auf dem Gebiet des geistigen Eigentums tätige Kanzlei Horak beweist.Julia Ziegeler, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht sowie gewerblichenRechtsschutz in Hannover, erzählt: „Wir sind neben unserer Kanzleitätigkeit im Lehr-bereich einer Fachhochschule tätig. Viele FH-Studenten kommen dann während ihrerAbschlussphase mit Fragen zu Design, Patenten etc. zu uns.“ Spricht man mit JuliaZiegeler, spürt man die persönliche Verbundenheit zu ihren Schützlingen. „Das sindjunge Leute mit guten Ideen, die teilweise erst durch die Vorlesung merken: Moment,vielleicht sollte ich mich beraten lassen. Die Beratungen gehen dann schon teilweisein Existenzgründungsmandate über, aber das ist auf keinen Fall der Schwerpunkt.“ Auch der kommenden Generation junger Juristinnen und Juristen unter die Arme

zu greifen bedeutet sich einzusetzen – zum Beispiel als Mentorin einer Law Clinic, wieDr. Barbara Mayer von der Freiburger Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen & Partner.Gerade in den Law Clinics oder den Fachschafts-Gruppen finden sich die Studierenden,

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„Wir arbeiten ineinem eher un -konventionellenRechtsgebiet. Wirhatten schon immerBewerber, die kreativsind oder sich sozialengagieren.“ Julia Ziegeler, Horak Rechtsanwälte

„Sozialrecht, dasergibt gesamtgesell-schaftlich Sinn.“Anna Gilsbach, Anwaltsbüro Gerloff & Gilsbach

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die sich nicht scheuen, schon früh praktische Erfahrungen zu sammeln und mit anzu-packen. „Frühzeitiges soziales Engagement halten wir für sehr wichtig und spielt beiunseren Einstellungsentscheidungen eine große Rolle. Gerade potenzielle Partnermüssen auch charakterlich überzeugen. Die Mandanten wollen am Ende doch Men-schen, die kreativ sind und im Leben Erfahrung gesammelt haben.“ Auch wenn dieUmfrage von Anwaltsblatt Karriere ergeben hat, dass Pro Bono für Bewerberinnenund Bewerber oft erst nach dem Einstieg in den Anwaltsberuf interessant wird, rech-net Peter Braun, Partner bei Dentons in Frankfurt, für die Zukunft mit einem anstei-genden Interesse auch auf Bewerberseite: „Seit circa vier oder fünf Jahren stellen wirfest, dass sich gerade für uns spannende Kandidaten für das Thema interessieren. Undgesellschaftliches Engagement hebt einen Kandidaten ab.“ Julia Ziegeler von der Kanzlei Horak in Hannover berichtet, dass Pro Bono Tätigkeit

meist Vorarbeit bedeutet: „Im ehrenamtlichen Bereich geht es bei uns, egal ob wirKirchen, Sportvereine oder soziale Einrichtungen beraten, oft um urheberrechtlicheFragen, wie: Was passiert eigentlich mit den Fotos des Urhebers, wenn er ausscheidet?Welche finanziellen Konsequenzen sowas mit sich bringen kann, wissen viele oft nicht.“Karin Fletcher, die hauptberuflich als Pro Bono Managerin bei Freshfields Bruckhaus

Deringer tätig ist, erklärt, dass es in Bezug auf die Pro Bono Mandatsarbeit grundsätz-lich zwei Schwerpunkte gibt: Zum einen werden Studien, zuletzt beispielsweise zuKinderrechten in verschiedenen EU-Staaten erstellt. Auf der anderen Seite werdengemeinnützige Institutionen zu ihren organisatorischen rechlichen Fragestellungenberaten. Hier können auch oft schon junge Associates unter Anleitung eines versiertenKollegen oder einer Kollegin mitarbeiten und frühzeitig Verantwortung übernehmen.Gerade Partner wolle man animieren, als gutes Beispiel voranzugehen, so Fletcher.„Der Grundsatz war und ist schon immer: Pro Bono-Arbeit ist Mandatsarbeit. Die orga-nisatorische Einbettung in die Kanzleiprozesse und das Management der Mandats-beziehung sind vollkommen identisch. Als Associate kann man so schon sehr frühintensiv mit Mandanten zusammenarbeiten.“ Gerade in Rechtsgebieten wie dem Sozial-recht, in denen Anwältinnen und Anwälte wie Anna Gilsbach täglich mehr arbeiten,als sie unterm Strich verdienen, ist es wichtig die richtigen Rahmenbedingungen zusetzen, um überhaupt mehr leisten zu können. Darauf, dass man im Sozialrecht nichtso viel verdient wie in anderen Rechtsgebieten, wird bürointern Rücksicht genommen.

Einsatz gefragt!

Deutlich wird: Wer sich für den Anwaltsberuf entscheidet, hat die Chance, die Zivilgesell-schaft aktiv mitzugestalten. Wie aber können sich die Rechtsanwältinnen und Rechts-anwälte von morgen schon vor den Examina engagieren? Anna Gilsbach erzählt unsvon ihrer Mitgliedschaft in der Amnesty International Gruppe während des Studiums.Barbara Mayer von der Freiburger Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen & Partner,unterstützt neben dem privaten Engagement in lokalen Vereinen die Legal Clinic Freiburg und legt eine Teilnahme jedem interessierten Studierenden ans Herz. „DieUni hat uns damals als Kanzlei angesprochen. Wir bieten Workshops an, unterstützenaber auch die praktische Betreuung von konkreten Fällen.“ Dabei kann die Law Clinic auch eine erste Anlaufstelle für zukünftige Praktika oder Referendarstationensein, wie Barbara Mayer berichtet: „Wir freuen uns sehr, wenn ehemalige Teilnehme-rinnen und Teilnehmer sich bei uns für Praktika bewerben. Das sind ja oft doch geradedie Engagierten, die schon während der Ausbildung rechts und links schauen.“ Auch Peter Braun, Partner in der Kanzlei Dentons bestätigt: „Die Leute in den Law Clinicssind die nächste Generation von Pro Bono Anwälten.“ //

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„Nach gesellschaft-lichem Engagementsucht man förmlichim Lebenslauf.“ Dr. Peter Braun, Dentons

Für unseren Report führten wir Inter-views mit Anwältinnen und Anwältenund schickten Fragebögen an zahlrei-che Kanzleien. Beteiligt haben sich:

Freshfields Bruckhaus DeringerFriedrich Graf von Westphalen & Partner Gerloff & GilsbachDentons Horak Rechtsanwälte Simmons & SimmonsHogan LovellsBaker McKenzieHengeler MüllerDLA Piper Oppenhoff & Partner Mayer Brown

Für weitere Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Pro Bono undBerufseinstieg in Großkanzleien, besucht uns online unter https://anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/studium-und-referendariat/nachrichten.

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Wo Rechtshilfe direkt wirkt: Als Freiwillige auf Lesbos

Text: Julia Amberger, Berlin

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anwaltsblatt karriere / 25

Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos zeigt sich, wie EuropasFlüchtlingspolitik versagt. 3.100 Menschen kann das ehemalige Militärgelände auf-nehmen. Momentan leben dort rund 5.500, zusammengepfercht in einem Container- dorf oder in Zeltsiedlungen im nahegelegenen Olivenhain. Die meisten müssen dortnoch zwei bis drei Jahre verharren – erst dann wird über ihren Fall und ihre Zukunftentschieden.Katharina von Schack, 29 Jahre, war von Juli bis September 2018 auf Lesbos – als

das Flüchtlingslager über 10.000 Menschen zählte. „Die Geflüchteten wurden häufigerniedrigend behandelt“, sagt sie. „Auf alles mussten sie warten: auf Essen, sanitäreAnlagen, Behördentermine.“ Trotzdem hätten sie es geschafft, ihre Würde zu er -halten, erzählt von Schack. „Ich war überrascht, dass die Menschen trotz all dieserUmstände immer höflich zu uns waren.“

Permanent Feuer und Flamme im Einsatz

Von Schack absolvierte einen Teil ihres Referendariats im Pro-Bono-Projekt „European Lawyers in Lesvos“, das im Juni 2019 mit dem Friedenspreis von PaxChristi in Brüssel ausgezeichnet wurde. Fünf Tage die Woche klärte sie Asylbewerbe-rinnen und Asylbewerber in einem Container im Camp über ihre Rechte auf, be -reitete sie unter Aufsicht auf ihre Anhörung vor und sammelte Dokumente für dieZusammenführung von Familien. Flüchtlingsrecht hat von Schack schon immerinteressiert. Zuvor hatte sie sich bei Amnesty International und in der Refugee LawClinic in Leipzig für Geflüchtete engagiert. Ihre Zeit auf Lesbos beschreibt sie als „sehr herausfordernd“, auf allen Ebenen:

psychisch, physisch und inhaltlich. Alle Freiwilligen seien permanent mit Feuer undFlamme bei der Sache gewesen, auch abends nach dem Essen hätten sie über dieeinzelnen Fälle diskutiert. „Der Container, in dem die Rechtsberatung stattfindet, ist in vier Teile unterteilt. Im Sommer steigen die Temperaturen auf über 40 Grad“,sagt sie. „Trotz dieser schwierigen Bedingungen wird dort genauso professionell gearbeitet wie in klimatisierten Büros.“ELiL – eine Art anwaltlicher Rettungsdienst für Geflüchtete – startete 2016,

auf Initiative des Deutschen Anwaltvereins (DAV) und des Rats der Europäischen Anwaltschaften (CCBE). Sie wollten damit ein Zeichen setzen: Auch Rechtsrat gehörtzur humanitären Hilfe. Laut den Mindeststandards der Europäischen Union hat jederund jede Asylsuchende ein Recht darauf, zu jedem Zeitpunkt eine Anwältin oder einenAnwalt zu kontaktieren. Aber die Anwaltskammer auf Lesbos ist damit vollkommenüberfordert. Europa kann die Anwältinnen und Anwälte an den EU-Außengrenzennicht alleine lassen, so die Botschaft von DAV und CCBE.

9000-mal beraten, 900 Familien zusammengeführt

In dem britischen Rechtsanwalt Phil Worthington, der zuvor als Freiwilliger für dieNichtregierungsorganisation „Better Days for Moria“ arbeitete, fanden DAV undCCBE einen Koordinator. Heute ist er Geschäftsführer. Die griechische AnwältinChrysoula Archontaki lernt die Freiwilligen an und betreut sie in wöchentlichen

170 Anwältinnen und Anwälte haben imPro-Bono-Projekt „European Lawyers inLesvos“ (ELiL) seit 2016 auf der griechi-schen Insel Asylbewerberinnen und -bewerber über ihre Rechte informiert –und sich dabei nicht nur fachlich, sondern auch persönlich entwickelt.

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Schaffe ich das?Feedback-Runden. Insgesamt 148 Asylrechtsanwälte und -anwältinnen aus ganz Europa, überwiegend Frauen, opferten bislang ihren Urlaub und halfen mindestensdrei Wochen bei ELiL mit. 22 Studierende und Referendare unterstützten sie dabei.Gemeinsam haben sie 900 Familien zusammengeführt, in mehr als 9000 FällenAsylbewerberinnen und -bewerber beraten. In drei von vier Fällen erhielten die vonELiL betreuten Menschen Asyl – ohne anwaltliche Beratung gelang das nicht einmaljedem Zweiten. 37.000 Stunden brachten die Anwältinnen und Anwälte dazu unent-geltlich auf.„Inhaltlich unterscheidet sich die Arbeit bei ELiL nur marginal von der eines

Asylrechtsanwalts in einem anderen europäischen Land“, erklärt Phil Worthington.80 Prozent ihrer Zeit verbrächten die Freiwilligen damit, die Asylbewerber auf ihreAnhörung vorzubereiten: Sie klären sie über ihre Rechte, die Dublin-Regelung undden EU-Türkei-Deal auf. Dann gehen die Freiwilligen mit ihren Mandanten Schrittfür Schritt deren Schicksal durch.

Vertraulichkeit steht bei ELiL ganz oben

„Viele Menschen wissen nicht, wie entscheidend die Anhörung für ihre Zukunft ist“,erklärt Worthington. Sie schämten sich etwa, zu erzählen, dass sie homosexuellseien oder vergewaltigt wurden. Deshalb bräuchten die Freiwilligen auch Geduldund psychologisches Geschick. Die Asylbewerber würden einzeln befragt, in ge-schützten Räumen. Die restlichen 20 Prozent der Zeit sammelten die FreiwilligenDokumente wie Heiratsurkunden für die Familienzusammenführung und kommu-nizierten mit Behörden.„Die Rechtshilfe bei ELiL erfolgt direkt“, sagt Worthington. „Deshalb bietet das

Pro-Bono-Projekt Studierenden die beste Möglichkeit, ihr Wissen in der Praxis ein -zusetzen – mit Menschen, die Rechtsrat dringend benötigen.“ Die Freiwilligen entwickelten dabei die Fähigkeit, auf Menschen in Extremsituationen zuzugehen,unter Druck und in einer rauen Umgebung zu arbeiten. Bei ELiL lernten sie auch die Arbeit in einer Nichtregierungsorganisation kennen. Katharina von Schack hat sich durch ihre Referendariatsstation verändert. „Erst

konnte ich all die Probleme, die einem in Deutschland entgegenschlagen, nichtmehr ernst nehmen, weil ich alles in Relation gesetzt habe zu Moria“, sagt sie. Zwarwar sie schon in der Asylberatung bei Amnesty International mit harten Schicksalenkonfrontiert. „Aber die Menschen in Moria haben immer noch schlimmere Ge-schichten zu erzählen.“

Professionelle Distanz zu Schicksalen

Im Laufe der Zeit habe sie gelernt, eine professionelle Distanz zu den einzelnenSchicksalen aufzubauen. „Es ist wichtig, dass man alles für den jeweiligen Fall gibtund sich einsetzt, aber zugleich darf man sich persönlich nicht so sehr in Mitleiden-schaft ziehen lassen, dass man arbeitsunfähig wird“, sagt sie. Denn in jedem einzel-nen Fall gehe es um existentielle Fragen. Man werde mit viel bedeutsameren Pro-blemfällen konfrontiert als etwa am Amtsgericht, wo zum Beispiel um ein kaputtesSofa gestritten wird. „Dabei lernt man mit jedem Mandanten dazu und entwickeltsich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiter.“Heute ist Katharina von Schack wissenschaftliche Mitarbeiterin der flüchtlings-

politischen Sprecherin des Bündnis 90/Die Grünen, Luise Amtsberg. Dort hat sieviel mit europäischer Flüchtlingspolitik zu tun – und kann die Situation an denAußengrenzen nun viel besser einschätzen. Sie will auf jeden Fall in ihrem Urlaubwieder für ELiL arbeiten und empfiehlt das jedem, der „einigermaßen resilient“ sei. Als Ausgleich zu all den tragischen Geschichten habe das Leben als Freiwillige

auf Lesbos zudem allerhand zu bieten: Von Schack war jeden Tag Schwimmen imMeer. Auch der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen habe ihr sehr geholfen.„Die Gespräche und das gute griechische Essen haben wieder ein Stück Leichtigkeitzurückgebracht“, sagt sie.Die Autorin ist Journalistin in Berlin.

Insgesamt 148Asylrechtsanwälte und-anwältinnen aus ganzEuropa, überwiegendFrauen, opferten bis-lang ihren Urlaub undhalfen mindestens dreiWochen bei ELiL mit.

22 Studierende undReferendare unter-stützten sie dabei.

Gemeinsam haben sie900 Familien zusam -mengeführt, in mehr

als 9000 FällenAsylbewerberinnen

und -bewerber beraten.

In drei von vier Fällenerhielten die von ELiLbetreuten MenschenAsyl – ohne anwalt -

liche Beratung gelangdas nicht einmaljedem Zweiten.

37.000 Stunden brach-ten die Anwältinnenund Anwälte dazuunentgeltlich auf.

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anwaltsblatt karriere / 27

Um-die-Ecke-Denker gesucht Lichtblick ist ein Ökostromanbieter. Über eine Million Menschen vertrauenbereits auf den Anbieter für Ökostrom und Ökogas. Das Unternehmen ent-wickelt Ladelösungen für Firmen und für Zuhause und bietet bundesweitenFahrstrom für E-Fahrzeuge an. Lichtblick beschäftigt 500 Mitarbeiter und

erzielte 2018 einen Umsatz von 700 Millionen Euro.

Wann und wofür braucht Lichtblick einen Anwalt?

Lichtblick steigert die Lebensqualität der Menschen mit Lösungen, die der Um-welt und der Energiewende nutzen. Dafür treten wir in den Dialog mit Kunden,um ihre Probleme und Ideen kennenzulernen und Lösungen dafür zu finden.Zur Erreichung dieser Ziele ist es erforderlich, dass wir neue Lösungen zusam-men mit unseren Kunden entwickeln und gestalten. Dabei bedarf es der Unter-stützung in energie-, vertriebs-, verbraucher- und kartellrechtlichen Themen.

Worauf kommt es Ihnen bei der Wahl des Anwalts an?

Als Pionier und Innovator sprechen wir Unstimmigkeiten und Hürden offen an.So ist eine gute Zusammenarbeit mit Anwälten, die ebenso kreativ sind wie wir,unumgänglich. Wir suchen keine Theoretiker, sondern Über-den-Tellerrand- Gucker und Um-die Ecke-Denker. Für uns ist nicht nur die Kenntnis von Vor-schriften entscheidend, sondern auch der Wille und das Interesse, gesellschaft -liche und wirtschaftliche Zusammenhänge und die komplexen Strukturen derEnergiewelt weiterzuentwickeln.

Wann hat Ihnen ein Anwalt mal wirklich aus der Patsche geholfen?

Wer über Hürden springt, fällt auch mal hin. Sicherlich gibt es auch Fälle, in denen wir nicht Kläger, sondern Beklagter sind. Aufgabe eines Anwalts ist, seineMandanten bestmöglich zu beraten, egal ob man am Ende gewinnt oder verliert.Wichtig ist, dass ein Vertrauensverhältnis besteht und man am Ende das Gefühlhat, gut aufgehoben zu sein. Unser jüngster Erfolg beim BGH zu den Renditender Stromnetzbetreiber ist ein gutes Beispiel. Dank der Entscheidung werdenwir nun als Netznutzer an den Genehmigungsverfahren beteiligt.

Gibt es etwas, das Sie bei Anwälten so richtig stört?

Das ist dann der Fall, wenn der Anwalt seine Fähigkeiten und Kenntnisse zwaranwendet, aber nicht im Interesse und nach den Bedürfnissen seines Mandan-ten handelt. Und das passiert oft, wenn der Rechtsanwalt weiß, dass ihn die Bearbeitung des Mandats überfordern wird und er dieses trotzdem annimmt. //

einstieg

mandantenfragebogen

existenzgründung >berufswege >

Anwaltsluft schnuppern

Auf dem Stellenmarkt des Anwaltsblatts findet ihr Stellenangebote für Anwälte undAnwältinnen, Referendare und Referen darinnen,Praktikanten und Praktikantinnen. Auch Wahl -stationen im Ausland werden hier angeboten! • anwaltsblatt.de/de/stellenmarkt

International Network

Dem DAV gehören 255 Anwaltvereine an,davon 243 in Deutschland. Aber auch inGroßbritannien, Italien, Polen oder derUkraine ist der DAV vertreten. So entsteht ein Netzwerk aus 63.000 Anwältinnen und Anwälten. • anwaltverein.de/de/mitgliedschaft

anwaltseinstieg

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springWorauf es beim Spin-off ankommt

Text: Malte Varnhagen, Düsseldorf

Aus einer der fü

hrenden Baurechtssozietäten Deutschlands hat Dr. B

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mit fünf K

ollegen den Schritt

in die eigene Kanzlei g

ewagt. Mit j

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Expertise und einem großen Schatz aus K

ontakten und Mandanten wird

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onkrete Ziele, die deine Kanzle

i besonders machen!

Entscheide dich für eine Branche und M

andanten, für d

ie du brennst!

Achte beim Timing auf Priva

tleben und Marktbewegungen!

Nutze eine passende Softw

are für das Kanzle

imanagement!

Gründe erst, wenn du

(ein wenig) Ahnung vo

n der Praxis

hast!

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Die Sozietät residiert in einer vornehmen Stadtvilla im KölnerAgnesviertel. 450 Quadratmeter, hohe Decken, moderneKunst. In Sichtweite fließt der Rhein. Durch den alten Baum-bestand der Gärten huscht ein Eichhörnchen. Vögel zwit-schern. Das Tosen der Großstadt ist nur gedämpft wahrzuneh-men. Die Visitenkarten „franz + partner“ sind schwarz-weißesUnderstatement. Hier, daran scheint kein Zweifel, sitzt eine alt eingesessene Anwaltskanzlei mit jahrelang gewachsenemMandantenstamm. Doch die Kanzlei von Dr. Birgit Franz, Dr. Andreas Bahner und vier weiteren Anwälten ist gerade ein-mal vier Wochen alt.

Ausgründung: der richtige Schritt zur richtigen Zeit

Seit neun Jahren ist Franz (56) als Anwältin in Köln tätig – nachStationen in München, Dresden und Berlin. Bis Ende Mai war Franz als Senior-Partnerin Leiterin des Kölner Büros der Baurechtskanzlei Leinemann. Sie hat den Rohbau des Berliner Flughafens BER juristisch begleitet und den Bau desBerliner Hauptbahnhofs, vertritt die mittelständische Bau -industrie bei Auseinandersetzungen mit Auftraggebern wieder Deutschen Bahn. „Wir sind überzeugt davon, dass es der richtige Schritt zur

richtigen Zeit war“, sagt Franz. „Das bekommen wir auch vonunseren Mandanten bestätigt. Da mache ich mir keine Gedan-ken.“ Es ist ein Start mit gut gefüllten Auftragsbüchern: „AlleMandate, die wir betreut haben, führen wir hier fort“, sagt sie. Was sie dagegen unterschätzt habe: „Den verwaltungstech-

nischen Aufwand, den es erfordert, eine neue Kanzlei ans Laufen zu bringen: Datenübertragung, Rechnungsadressen,alles, was not wendig ist, damit ein Büro funktioniert. Man soll-te sich über legen, ob man sich nicht jemanden sucht, der dieseAufgaben übernimmt, um das Sekretariat zu entlasten, alsodiese Sachen in dritte Hände geben.“ Noch dazu entschiedensich die Anwälte, den Start mit einer neuen Software für dasKanzleimanagement zu wagen. „Das hat den Einarbeitungs-aufwand nochmal erhöht.“

Lebensstil, Spezialisierung und Unternehmensphilosophieverbinden

Doch wozu der Stress? „Es gibt immer Gründe, die einen be-wegen. Nicht alles gehört nach außen. Wir wollten eine eigeneUnternehmensphilosophie: ein Miteinander im Sinne einerechten Teamarbeit, wobei jeweils derjenige die Mandantenfra-gen bearbeitet, der die Materie am besten kann.“ Ob Baurechtoder Vergaberecht: „Wir wollen immer denjenigen hinzuzie-hen, der das jeweilige Detailproblem am besten beherrscht.“Denn auch wenn sie die meiste Erfahrung und die meistenVerbindungen hat: „Der Erfolg der Kanzlei hängt doch an derLeistung und den Fähigkeiten jedes Einzelnen.“ Seit 23 Jahren ist Franz Anwältin, davon war sie 17 Jahre

bei Leinemann. Die Ausgründung hat auch einen privaten Fak-tor. Die Lebensumstände passen gerade: „Mein Sohn ist jetztaus dem Haus und studiert. Alles im Leben hat seine Zeit.“ DieStadt noch einmal zu wechseln, kam dagegen nicht in Frage.„Wir haben uns hier so viele Kontakte aufgebaut. Es wäre fahr-lässig, das jetzt aufzugeben.“ Franz und ihre Kollegen haben in

ihrem Geschäft keine Eintagsmandate, sie betreuen keineHäuslebauer, sondern langfristige Großbauvorhaben und In-frastrukturprojekte. „Wir sind in einem Segment tätig, in demman sich immer wieder begegnet.“Franz führt viele Verfahren gegen den größten deutschen

Bauauftraggeber, die Deutsche Bahn. „Die Vereinbarungenmit der Bahn sind speziell. Wenn man da einige Verfahren er-folgreich geführt hat, verselbständigt sich das.“ Wie viele Ver-fahren sie inzwischen gegen die Bahn begleitet hat: „Ich weißes nicht mehr. Eins hat zehn Jahre gedauert, ein anderes fünf.Es ist bestimmt ein Fünftel meiner Arbeit – mindestens.“

Keine Scheu vor großen Zielen

Was Franz bei ihrer Kanzleigründung noch geholfen habendürfte: Es war nicht die Erste. „Ich habe mich 1998 in Dresdenschon einmal selbstständig gemacht. Da war ich erst sechs Jah-re Anwältin. Ich habe dann aber irgendwann gesehen, dass derMarkt, den ich dort bearbeitet habe, keine echte Herausforde-rung ist.“ Sie wollte etwas richtig Großes machen: Zum Bei-spiel den Bau des Berliner Hauptbahnhofs juristisch betreuen.Kurze Zeit später war es soweit. Wichtig war dafür aber auch,die Selbstständigkeit aufzugeben und bei einer renommiertenKanzlei in Berlin anzuheuern. „Ich habe mich initiativ beworben und einige Fragen offen-

siv angesprochen: Dass ich zwar nicht zwei Jahre im Auslandwar und nicht fünf Fremdsprachen fließend spreche, aberschon etwas aufgebaut hätte.“ Sie bekommt die Stelle. Aber dieKarriere hat ihren Preis: „Die ersten Jahre habe ich meinen Sohnunter der Woche abends nicht gesehen. Ich war auch regelmäßigam Wochenende einen Tag im Büro. Das macht heute keinermehr. Das hat sich sehr geändert. Ich bin aber schon der Über-zeugung, dass eine Unternehmensgründung mehr Einsatz vor-aussetzt als eine 50-Stunden-Woche. Ich muss viel Kontaktpflegebetreiben, muss als Gründerin wahrgenommen werden.“

Zwei Voraussetzungen: Leidenschaft und Kompetenz

Franz gibt Seminare, ist in berufsständischen Vereinigungenaktiv, geht zum Neujahrsempfang des Berufsverbandes dermittelständischen Bauwirtschaft. „Ich mache das gerne. Manmuss wirklich Freude haben, an dem, was man macht. Ich habe, als wir hier eingezogen sind, auch jedes Wochenendemit angepackt. Klar hätte ich das auch delegieren können. Aberdas hat eben auch mit Teamverständnis zu tun.“ Franz würde keinem Berufsanfänger empfehlen, „irgend-

wo eine Kanzlei zu eröffnen und sein Schild rauszuhängen“.Es sei schon von Vorteil, Erfahrungen bei einer guten Adressezu sammeln und sich einen Namen zu erarbeiten. „Der Juristspezialisiert sich ja nicht im Studium, sondern erst in derKanzlei und wächst in einen Bereich hinein. Bei mir waren dasBauvorhaben.“ Dadurch hatte sie ihr Sprungbrett, um ein eige-nes Unternehmen zu gründen. „Das ist ein deutlich einfache-rer Start.“ Als Einzelkämpfer zum hochqualifizierten Spezia-listen zu werden, das wird in den seltensten Fällen funktionie-ren. „Man muss ja nicht so lange warten wie ich.“

Der Autor ist Journalist in Düsseldorf und schreibt regelmäßig für Anwaltsblatt Karriere.

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Wer muss eigentlich klüger sein – Anwalt oder Richter? Text: Rechtsanwalt Bertin Chab, München

Eigentlich sollte das Gericht das Recht kennen. Bei Lückenim Wissen kann auch schon mal der Anwalt dafür haften.

„Jura novit curia“ (das Gericht kennt das Recht). Dieser alteRechtssatz beschreibt den Grundsatz, dass sich die Parteien eines Rechtsstreits darauf beschränken können, den Lebens-sachverhalt und ihr Begehren vorzutragen. Ob die geltendenRechtssätze die Forderung tragen oder nicht, sollte das Gerichtwissen und dementsprechend entscheiden. Diese frühergrundlegende Verteilung der Aufgaben zwischen Parteien undGericht gilt heute nur noch ausnahmsweise, nämlich nur dort,wo die Partei nicht anwaltlich vertreten wird. Das ist selten derFall, zumal vom Landgericht aufwärts ohnehin Anwaltszwangherrscht. Es schließt sich die Frage an, was denn nun im soge-nannten Anwaltsprozess anders ist und wie die Rollen dort ver-teilt sind. Wird vom Rechtsanwalt mehr erwartet als von derPartei selbst? Das darf man wohl annehmen; schließlich stehtder Rechtsanwalt von seiner Ausbildung her („Befähigungzum Richteramt“) auf einer Stufe mit dem Richter. Was aberbedeutet das in der Praxis für den Prozessvortrag? Und welcheFolgen ergeben sich, wenn die Erwartungen an den Anwalt vondiesem nicht erfüllt werden? Wer sich über den Pflichtenkatalog kundig machen möch-

te, der für Anwälte gilt, wird die BGH-Rechtsprechung zurHaftung des Rechtsanwalts gegenüber seinem Mandanten zuRate ziehen müssen. Zwei Entscheidungen aus der jüngerenZeit sind näher zu betrachten. - Mit Urteil vom 18.12.2008 (IX ZR 179/07) bestätigte der

IX. Zivilsenat des BGH die Haftung eines Anwalts, der das Be-rufungsgericht nicht auf einschlägige aktuelle Rechtsprechungzugunsten seines Mandanten hingewiesen hatte. Das Gerichtentschied daraufhin fehlerhaft. Der Irrtum war allerdingsschon zuvor aus einem gerichtlichen Hinweis herauszulesen.Bleibt der Anwalt bei vorhersehbar inkorrekten Entscheidun-gen untätig, kann es zur Haftung kommen.- Dem Haftungsurteil vom 10.12.2015 (IX ZR 272/14) ging

ein Prozess voraus in dem der später verklagte Anwalt zwarknapp, aber durchaus vollständig und schlüssig über zwei In-stanzen in einer versicherungsrechtlichen Angelegenheit vor-getragen hatte. Dabei war er wohl davon ausgegangen, dassdem Gericht das Wesen einer „All-Risk-Versicherung“ geläu-

fig sei und erläuterte deren Umfang nicht weiter. Das Gerichtschenkte dem Umstand dann zu Lasten des Mandanten zu we-nig Beachtung. Der BGH vertrat, der Anwalt habe die Pflicht,zugunsten des Mandanten für das Gericht „das Rechtsdickichtzu lichten“. Er müsse notfalls „mit Nachdruck“ für seine Posi-tion werben.Damit wird in letzter Konsequenz nichts anderes erwartet,

als dass der Rechtsanwalt in seinen Schriftsätzen den relevan-ten Sachverhalt vollständig darstellt, die zur Entscheidung her-anzuziehenden Rechtsnormen nennt und erläutert sowie dieSubsumtion vorgibt, dem Gericht also gleichsam schon eineEntscheidungsvorlage mit vollständiger Begründung liefert.Damit nicht genug soll er auch noch Rechtsbegriffe erläutern,die dem Gericht vielleicht nicht so geläufig sind. Die Ansicht,allein das entspreche optimalem anwaltlichen Vorgehen unterBerücksichtigung der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen, isterst einmal schwer zu widerlegen. Andererseits könnte das aufdie Spitze getrieben zu völlig überfrachteten und deshalbschwer lesbaren Schriftsätzen führen, was dann vielleichtschon wieder die Prozesssituation verschlechtert, statt sie zuverbessern. Man kann eben schlecht vorhersagen, was für dasGericht noch selbstverständlich ist und wo Missverständnisseauftreten.Damit bleibt die in der Überschrift gestellte Frage offen.

Unvollständiger Vortrag durch den Anwalt kann denknotwen-dig nur dann zum Auslöser für Haftung werden, wenn das Ge-richt die fehlenden Aspekte auch nicht beachtet. Falsch wäre esjedenfalls, aus einer in diesem Sinne fehlerhaften Entschei-dung immer auf eine anwaltliche Pflichtverletzung zu schlie-ßen. Dem Anwalt kann nur sauberes Arbeiten und Wachsam-keit im Hinblick auf gerichtliche Reaktionen in Verfügungenoder in der mündlichen Verhandlung empfohlen werden. //

Der Autor ist Rechtsanwalt und bei der Allianz Versicherungs-AG tätig.Der Beitrag gibt seine persönliche Meinung wieder.

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Talente gesuchtFür Jura-Absolventen sieht der derzeitige Arbeitsmarkt so gut aus wie schon lange nicht mehr.Der vor 10 Jahren in jedem Juridicum gefürchtete Begriff der Juristenschwemme bringt heutekaum noch Studierende aus der Ruhe. Und das zu Recht: Weniger Absolventen mit zweitemStaatsexamen und ein gestiegener internationaler Wettbewerb bieten Juristen heute rosigeZukunftsaussichten – und stellen Arbeitgeber zunehmend vor massive Herausforderungen.

Die Autorin ist für die Pressearbeit bei TalentRocket –Deutschlands führender Karriereplattform für Juristen– verantwortlich. Im Zuge der Studie „Schöne neueJurawelt“ hat sie den derzeitigen Arbeitsmarkt fürJuristen genauer unter die Lupe genommen.

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„Wohin nur mit all den Anwälten?“ titelte das Manager Maga-zin noch 2013 und prognostizierte weiter: „jungen Juristen drohen schwere Zeiten“. Gerade einmal sechs Jahre spätersieht der Arbeitsmarkt für Rechtswissenschaftler gänzlich an-ders aus: Die Arbeitslosigkeit der Juristen sinkt seit einigenJahren kontinuierlich. Waren 2004 nach Angaben der Bundes-agentur für Arbeit noch 9.467 Juristen arbeitslos, lag die Zahl2018 bei 4.300. Der Fachkräftemangel in Deutschland machtsich damit nicht nur in den MINT-Berufen und im Pflegebe-reich bemerkbar, auch Rechtswissenschaftler werden heute inallen Bereichen händeringend gesucht. Allein in Bayern fehlenderzeit mehr als 150 Staatsanwälte und Richter. Laut aktuellenPrognosen werden bis 2030 deutschlandweit rund 40 Prozentder Juristen aus dem Staatsdienst ausscheiden, womit die Jus-tiz in kürzester Zeit mehr als 10.000 Richter und Staatsanwälteverliert.

Nur noch 6.500 neue Volljuristinnen und -juristen im Jahr

Zeitgleich halten die sinkenden Zahlen der NachwuchsjuristenArbeitgeber im „War for Talents“ ziemlich auf Trab. Währendvor zwanzig Jahren noch über 10.500 Studierende das zweiteStaatsexamen erfolgreich absolvierten, waren es 2017 laut Angaben des Bundesamtes für Justiz noch in etwa 7.500. ImJahr 2019 werden voraussichtlich noch 6.500 neue Volljuristenauf den Arbeitsmarkt kommen, was einem Rückgang um fast40 Prozent innerhalb der letzten zwanzig Jahre entspricht.Zwar ist ein akuter Juristenmangel noch nicht ausgebrochen,trotzdem können Juristen, im Kontext dieses Arbeitnehmer-marktes, potenziellen Arbeitgebern ungewohnt selbstbewusstentgegentreten – und tun dies auch! Zu eben diesem Ergebnis kommt die Studie von TalentRo-

cket, Karriereplattform speziell für Juristen. In ihr wurde kürz-lich das Nutzerverhalten von rund 100.000 Website-Besuchernanalysiert und durch Umfragen unter knapp 200 zukünftigenArbeitnehmern und 50 der wichtigsten juristischen Arbeitge-bern in Deutschland ergänzt. Ziel war es, die Wünsche undAnsprüche der Nachwuchsgeneration an den Arbeitsmarktund die Angebote der Arbeitgeber zu erforschen – mit eindeu-tigem Resultat: Die konservative Rechtsbranche kommt denVorstellungen der sinnsuchenden Generation „why?“ der Juris-ten heute nur unzureichend entgegen. Impact, Flexibilität undWork-Life-Balance nehmen im Vergleich zu tradierten Wertenwie Fleiß und Loyalität auch unter Juristen einen immer grö-ßeren Stellenwert ein. Selbst die traditionell hohen Gehälterkönnen den Verlust an Lebenszeit in der für Juristen typischen60+-Stunden-Woche für einen Großteil der Arbeitnehmer heutenicht mehr wettmachen. Der drängende Wunsch nach flachenHierarchien und persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten wirdfür die neue Generation der Juristen immer wichtiger.

Geld und Prestige allein ziehen nicht mehr …

Diese, in der veränderten Marktsituation begründete und in densich wandelnden Werten der jungen Generation zeigende Aus-gangslage, stellt Arbeitgeber derzeit vor eine doppelte Heraus-forderung. Zum einen ist der Kampf um den juristischenNachwuchs heute per se schon verschärft – denn es gibtschlichtweg zu wenige Juristen, um den Bedarf des Marktes zudecken – zum anderen ziehen die bisherigen Mittel und Wege– höhere Einstiegsgehälter und die Aussicht auf Prestige imJob – für viele Absolventen einfach nicht mehr. Das zwingt Ar-beitgeber heute zu Anpassungen, sowohl hinsichtlich des Um-gangs mit Mitarbeitern, als auch in Bezug auf die Erwartungs-haltung gegenüber potenziellen Bewerbern. Sichtbar wird die-ser Wandel momentan im Hinblick auf die hohen Ansprüchean die Noten, welche bei vielen Arbeitgebern gerade notge-drungen aufgeweicht werden. Auch Anpassungen bei der Fle-xibilität am Arbeitsplatz und zunehmend flache Hierarchienwerden inzwischen von manchen Kanzleien vorangetrieben –jedoch bei weitem nicht von den Meisten. Diese Veränderun-gen sind indes offensichtlich keine natürliche Entwicklung –sie werden erkämpft, verhandelt und gefordert. Und skalierenden Arbeitsmarkt für Juristen damit jeden Tag aufs Neue. Sehr wohl wird sich der Markt an die veränderten Gegeben-

heiten anpassen müssen. Nicht allein, um auch in Zukunft im„War for Talents“ nicht das Nachsehen zu haben, sondern auchaus folgendem Grund: Die Millennials und ihre Nachfolge -generation – die Generation Z – sind für Kanzleien und Unter-nehmen nicht nur die zukünftigen Mitarbeiter, sondern auchkünftige Mandanten. Den neuesten Daten des Statistischen Bun-desamtes zufolge liegt der Anteil der 20- bis 35-Jährigen an der er-werbstätigen Bevölkerung bei knapp 20 Prozent. Schon in zweiJahren werden die Millennials nach aktuellen Schätzungen welt-weit mehr als ein Drittel der berufstätigen Bevölkerung stellen.Die neuen Werte, Wünsche und Erwartungen der Arbeitnehmerwerden somit auch die zukünftigen Werte, Wünsche und Erwar-tungen der Mandanten sein. Deshalb tun Kanzleien gut daran,sich auf diese Ansprüche einzulassen und sich die vielfältigenpositiven Eigenschaften der Generation Y zu Nutze zu machen.Der Wettbewerb um die klugen juristischen Köpfe des Landes

wird zur Zeit um einige wichtige Faktoren erweitert, welche vonallen beteiligten Akteuren viel zusätzliche Bemühungen erfor-dern. Nicht zuletzt von den Nachwuchsjuristen selbst! Alleinmit Fachwissen und juristischen Kernqualifikationen, wie Ver-handlungsmanagement und serviceorientierter Mandantenak-quise, wird man als Jurist im digitalen Zeitalter nicht mehr weitkommen. Vielmehr kommen mit dem technischen Fortschrittund dem Wandel des Arbeitsmarktes heute weitere Anforderun-gen hinzu, für die sich nicht nur Arbeitgeber, sondern auch dieNachwuchsjuristen des Landes bei Zeiten wappnen müssen. //

Die neue Generation der Juristen oder warum der Arbeitsmarkt für Rechtswissenschaftler heute so gut ist wie nie

Text: Carina Knipping, Berlin

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„Sie als Frau werden mit der Aufgabe keine Probleme haben.“Sätze wie dieser wirken auf den ersten Blick fast positiv. Je- doch sollten junge Juristinnen und Juristen im Bewerbungs-gespräch die Ohren spitzen, wenn ihnen derartige Aussagenbegegnen. Denn sie sind ein deutliches Signal dafür, dassdas Gegenüber sie anhand eines vorgeprägten Bildes beurteilt – und nicht anhand der individuellen beruflichenFähigkeiten. Und das zumeist nicht einmal mit Absicht. „Unbewusste Vorteile hat jeder von uns, das ist ganz normal.

Der Arbeitgeber ist jedoch in der Verantwortung, Bewerbe-rinnen und Bewerbern faire Chancen im Auswahlprozess zuermöglichen – und so Diversität den Weg zu ebnen“, sagtStephanie Schnabel, M&A Human Resources & DiversityTalent Acquisition Lead von Accenture. Mit Voreingenom-menheit umzugehen lässt sich zudem auch trainieren: ImGespräch mit Anwaltsblatt Karriere gibt Schnabel Tipps,wie Bewerberinnen und Bewerber Vorurteilen – freundlichund souverän – begegnen können.

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Vorurteile identifizieren

Doch woran lässt sich Voreingenommenheiterkennen? „Eine abwehrende Körperhaltungwie etwa das Verschränken der Arme oder einZurücklehnen demonstrieren Distanzierung undmanchmal sogar Ablehnung“, sagt Schnabel.„Hier sollten Bewerberinnen und Bewerberauf mögliche Unsachlichkeiten achten.“„Unconscious bias“ allein stellten dabei jedochnoch keine Diskriminierung dar, so Schnabel,denn Kindheit, Sozialisierung und Lebens er fah -rung prägten nun einmal unsere Erwartungenan bestimmte Situationen im Leben. Proble ma -tisch werde es erst, wenn der Gesprächs part nersich seiner Voreinge nom menheit nicht bewusstist oder sich gar von ihr leiten lässt. „Wir führenzum Beispiel gezielte Trainings zum Abbau von‚unconscious bias‘ durch und sen sibilisierenUnternehmen und Kanzleien“, sagt Schnabel.

Angriffsfläche verringern

Fragen, die hierfür Nährboden bieten, beziehensich etwa auf die Kinderplanung oder privateVorstellungen vom Leben. Aber auch Hobbieskönnen von einer sachlichen Ein schätzungablenken. „Extremsportarten? Da denken vieleArbeitgeber an unfallbedingte Krankschrei -bung“, erklärt Schnabel. „Aber natürlich kannein besonderes Hobby auch gerade dieGemeinsamkeit sein, die den Pluspunkt aufzwischenmenschlicher Ebene bringt.“ Ratsamsei es daher, vor dem Bewerbungsgespräch zuüberlegen, welche Assoziationen eine Antwortauslösen könnte. „Es ist aber ebenso legitim,die Frage gar nicht zu beantworten und dasGespräch wieder auf fachliche Themen zulenken“, sagt Schnabel. Man könne etwafreundlich darum bitten, weiter über dieberuflichen Erfahrungen zu sprechen.

Grenzüberschrei -tungen aufdecken

Sollten dennoch Vorurteile erkennbar werden,kann dies angesprochen werden. „Bewerbersollten dabei bewusst auf ihr Gegenüberzugehen, jedoch nicht versuchen, die anderePerson offensiv vom eigenen Standpunkt zuüberzeugen“, sagt Schnabel. Geschickter seies, durch Fragen herauszufinden, woher dieVorurteile rühren. Etwa: „Wieso denken Sie,dass ich als Jurist froh bin, dass die Stellekeine mathematischen Kenntnisse erfordert?“„Wieso sollte ich Konflikte mit einem Augen -klimpern lösen können?“ So werden vorge-fertigte Bilder hinterfragt und können durcheine tatsächliche Beurteilung der fachlichenKompetenzen ersetzt werden. Das liefert diebesten Voraussetzungen für ein diversesTeam: Gleiche Chancen für alle Bewerbe -rinnen und Bewerber – ganz bewusst.

Das sehe ich Ihnen doch an!Versteckte Diskriminierung im Bewerbungsgespräch – und was man dagegen tun kann

Text: Nora Zunker, Berlin

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Ein Berufslebenist lang, die Juristen-ausbildung viel kürzer.Daher sollten Studiumund Referendariat genutztwerden, die für einen richti-gen Rechts gebiete und denpassenden Beruf zu finden.Und: Auf dem aktuellen Arbeitsmarkt spielen dieExamensnoten immerhäufiger keine Rollemehr.

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Wieviel Berufsorientierung steckt in der Ausbildung?Text: Rechtsanwältin Karoline Fritz, Passau

Als Antwort auf diese Frage kam mir spontan ein „zu wenig“ in den Sinn. Bei näherer Betrachtung der Thematik musste ich jedoch feststellen, dass Studierende und Referendare nicht nur erwarten sollten, dass ihnen die Vielzahlder beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt wird. Sie sollten vielmehr im Rahmen einer Selbsteinschätzung auch überlegen, wo Interessen, Stärken und Schwä-chen liegen. Die Angebote (sofern es sie gibt) können daher noch so umfassend sein:

Wenn ich mich damit nicht auseinandersetze, bleibt eine erste berufliche Orien-tierung auf der Strecke. Das mag mitunter immer noch an dem herrschendenMythos liegen, dass man „nur dann was werden kann“, wenn die Punkte im Examen stimmen und die Mehrheit der Studierenden daher nur das Ziel des Bestehens/Überstehens des Ersten Staatsexamens verfolgt. Aus rückblickenderBetrachtung kann ich jedoch jedem nur anraten, diesen Äußerungen keinenGlauben zu schenken. Auch wenn den jungen Leuten im Studium selber keineBerufsfelder vorgestellt werden, kann die Wahl des Schwerpunktes zumindestthematisch für eine erste Ausrichtung sorgen. Hinzukommen (können) auf freiwilliger Basis Schlüsselqualifikationen oder die Mitarbeit in studentischenRechtsberatungen. Im Referendariat hingegen wird den angehenden Volljuristen durch die

Stationen die Möglichkeit gegeben, die Justiz, Verwaltung und Anwaltschaft näher kennenzulernen – und sich tatsächlich mit der Praxis zu beschäftigen.Auch wenn gewisse Pflichtarbeiten zu erledigen sind, liegt es doch an einem selber, die Intensität seiner praktischen Ausbildung zu bestimmen. Es muss einem bewusst werden, dass es nur (noch) diese Abschnitte gibt, bevor das rich-tige Berufsleben losgeht. Von Tauchstationen halte ich daher nichts. Auch hiergilt: Vom Notendruck sollte man sich frei machen. Ich will nicht abstreiten, dassdas Interesse von Ausbilderinnen und Ausbildern an einer guten Referendaraus -bildung unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Einsatz und Engagement wird je-doch kaum ein Ausbilder abwehren. Ich konnte meine Referendarzeit in Justizund Anwaltschaft ausleben, sei es bei Sitzungsdiensten, bei der Zeugenverneh-mung oder beim Verfassen von Schriftsätzen. Es kann sicherlich noch einiges in der Juristenausbildung verbessert werden. Den Status-quo zu nutzen, liegt jedoch bei einem selbst. //

ausbildung

kommentar

prüfer >examen >

taktiktipps

Im Zweiten Staatsexamen braucht es mehrals nur Fachwissen. Ausführliche Tipps fürdas Assessorexamen haben wir aufunserer Webseite gesammelt. Reinschauenlohnt sich – garantiert! • anwaltsblatt.de/klausurtaktik

#digitalstudy2019

Über 2.500 Studierende und Referendarehaben an der Digital Study 2019 von Lexsuperior teilgenommen und fordern einezeitgemäße Juristenausbildung. Die Ergebnisse der Studie gibt’s online: anwaltsblatt.de/de/studium-und-referendariat.

Die Autorin istRechtsanwältin,Fachanwältin für Sozialrechtund bei derStudentischenRechtsberatungder UniversitätPassau e.V. tätig.

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Herr Prof. Paal, wiefinde ich die besteMethode, mich aufdas Erste Examenvorzubereiten?

Man sollte zunächst vor allem auch den eige-nen Lerntyp kennen – lerne ich am bestenvisuell oder auditiv, interaktiv oder selbststän-dig? Hierbei werden insbesondere eigeneErfahrungen aus dem Pflichtfach- undSchwerpunkt studium sowie Erfahrungs -berichte höherer Semester aus derExamensvorbereitung hilfreich sein. An derFreiburger Rechtswissen schaftlichen Fakultäterfolgt im Examen ohne Repetitor-Programminsoweit eine institutionalisierte Erfahrungs -weitergabe durch ein Mentoring. Zudem solltedie individuelle Lernmethode regelmäßig re -flektiert und erforderlichenfalls fortentwickeltbeziehungsweise angepasst werden.

Der Autor ist Professor für Zivil- undWirtschafts recht und Direktor des Instituts für Medien- und Informationsrecht, Abt. I (Privatrecht), an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

Tipps und Ratschläge

für die Klausuren im Ersten

Juristischen Examen

Text: Prof. Dr. Boris P. Paal, M.Jur. (Oxford)

Kenntnis des mate-riellen Rechts istdas eine – welchepraktischen Tippskönnen zu einernoch besserenNote verhelfen?

Welcher Lerntyp binich? Lerne ich ambesten visuell oderauditiv, interaktiv oderselbstständig?

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• Unerlässlich ist das regelmäßige Lösenvon Fällen und Schreiben vonKlausuren unter Examensbedingungen.Hierdurch gewinnt man Routine undSicherheit in der Klausurpraxis, was fürsämtliche Prüfungen elementar ist.

• Entscheidend für ein erfolgreichesAbschneiden ist stets die Verwertung(möglichst) aller im Sachverhaltangesprochenen Probleme, denn nurdafür erhält man (viele) Punkte.

• Die Klausur immer zu Ende bringen.Lieber das eine oder andere Problem nichtganz so ausführlich thematisieren, dafüreine vollständige Bearbeitung abliefern.Das erforderliche Zeitmanagement kannman lernen! Zu Trainingszwecken kann eshilfreich sein, Probeexamens klausurenbewusst in nur vier oder viereinhalbStunden zu schreiben. Dann sindKlausuren unter „scharfen“ Bedingungen infünf Stunden leichter zu handhaben.

• (Juristische) Werkzeuge wie das souveräne Verwenden desGutachtenstils, eine optisch anspre-chende und inhaltlich sinnvolleGliederung und (vor allem auch) eineleserliche Handschrift sind zentraleVoraussetzungen für das Gelingen –für das ich allen Examenskandi -datinnen und -kandidaten, viel Glückund den besten Erfolg wünsche!

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Während der Exa -mensvorbereitungscheint die Fülle anLernstoff grenzenlos:Wie wähle ich rele-vante Inhalte für dasStaatsexamen aus?

Grundsätzlich sollte der erste Blick stets in diejeweilige Prüfungsordnung fallen; dort findensich viele wertvolle Hinweise zum Prüfungs -stoff. Elementar ist sodann die Erstellungeines Lernplans für die Vorbereitungszeit.Dadurch beschäftigt man sich mit der Stoff -fülle – und behält den Überblick. WeitereOrientierung bringt ein Blick in das Inhaltsver -zeich nis „bewährter“ Lehr- und Fallbücherspeziell zur Examensvorbereitung. DasSchreiben einer Vielzahl von Probeexamens -klausuren führt zu dem dazu, dass man ein –immer besseres – Gefühl für die erforderlicheSchwerpunkt setzung, die „relevanteren“Inhalte und das Zeitmanagement erhält. DerPrüfungsstoff erscheint so endlich(er) undbewältigbar(er). Empfehlenswert ist der Besuch von Veran -staltungen der Fakultät (in Freiburg etwa derWiederholungs- und Vertiefungskurse), diegezielt auf das Examen vorbereiten. DieseExamensvorbereitungskurse vermitteln einenhilfreichen Überblick über die relevanten The -men. Eine gute und verlässliche Lerngruppehilft schließlich, sich auf die wesentlichenDinge zu konzentrieren und die Lernzielesowie den Lernplan einzuhalten. Nicht zuletztentsteht so ein regelmäßiger Austausch überrelevante Probleme und neue Rechtsprechungsowie eine Auffanghilfe bei Durchhängern.

Das Staatsexamenbedeutet zweiWochen lang höch-ste Intensität undKonzentration.Worauf sollte ich inso einer Ausnahme -situation achten?

Wichtig ist es, den „Lkw vor der Kurve nichtzu voll zu beladen, damit man innerhalb derKlausurenphase nicht aus der Kurve rutscht“– soll heißen: gezielte Ruhepausen kurz vorden Klausuren einplanen (z.B. einige Tageoder jedenfalls das Wochenende vor denKlausuren frei machen). Denn die steigendeNervosität kostet Kraft und regelmäßig hatüberdies die intensivste Lernphase unmittel-bar vor dem Examen stattgefunden.Nach der jeweiligen Klausur sollte manselbstverständlich ausreichend Ruhephaseneinbauen sowie für einen Ausgleich sorgen,etwa durch Sport. Die Bedeutung der psychi-schen und physischen Verfassung währenddes Examens ist nicht zu unter schätzen.Gerne kann während der Pausen zwischenden Klausuren zur Beruhigung ein Blick aufdie Grundlagen geworfen werden. Mit derLektüre aktueller Rechtsprechung mag maneinen Glückstreffer landen. Es droht zugleichaber auch die Gefahr, dass dann in derKlausur Probleme „gesehen“ werden, diedort gar nicht angelegt sind.

Sachverhalt über -flogen, dann derSchock: Wie geheich mit überraschen-den oder ganzungewöhnlichenKlausuren um?

Ruhe bewahren, sich Zeit nehmen und denSachverhalt nochmal lesen – häufig erschei-nen Konstellationen auf den zweiten Blickdoch bekannt(er). Insbesondere ein zunächstbedrohlich wirkender „Einstieg über dieNebengebiete“ (etwa das Zwangsvoll -streckungs recht) ist oftmals weniger schwie-rig zu handhaben als es auf den ersten Blickscheint. Allgemein gilt: Man sollte sich aufdas juristische „Handwerk“ und diebekannte Methodik konzentrieren.Fallkonstellationen sind durch eine Skizze zuerfassen und es ist anhand des Gesetzes einlogischer Aufbau zu entwickeln, in dem allebeziehungweise jedenfalls die meisten imSachverhalt angesprochenen Probleme ver-ortet werden können. Diesen Lösungswegsollte man dann konsequent bei derNiederschrift durchziehen. Der anzuwenden-de Gutachtenstil hilft insofern, die relevantenProbleme in der Fallbe arbeitung zu erkennenund sauber zu lösen.Bestenfalls trainiert man solche Situationengezielt durch viel Klausurpraxis in der Vo r -bereitungszeit, insbesondere durch dieTeilnahme an den fakultären Probeexamens -klausuren. Falls ein „echtes“ Probeexamenangeboten wird, sollte man ein solchesTrainingsangebot unbedingt nutzen.

Nach der jeweiligenKlausur sollte manausreichendRuhephasen einbauensowie für einenAusgleich sorgen,etwa durch Sport.

Man sollte sich aufdas juristische„Handwerk“ und diebekannte Methodikkonzentrieren.

Empfehlenswert ist der Besuch vonVeranstaltungen derFakultät, die gezieltauf das Examen vorbereiten.

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Wünsche für das Jurastudium

Text: Sophia von Bültzingslöwen, Klara Nejati, David Wienfort, Nora Zunker

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Sachsen-Anhalt und eine Initiative der Hamburger Bürgerschaft haben es vorgemacht: Die Frage ist nicht ob, sondern wann

das computergestützte Staatsexamen flächendeckend eingeführt wird. Vieles spricht für ein digitales Examen, lesbare Klausuren

können fairer bewertet werden (und die Bewertung kann leichter überprüft werden). Und: Dem Vorwurf, die Prüfer würden

(unterbewusst) anhand von Handschriften differenzieren, wären sie auch nicht mehr ausgesetzt.

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rnDie meisten Einführungsveranstaltungen dienen vor allem als Kontaktbörse unter den Studierenden.

Zusätzlich zu den allgemeinen Mentoren- und Buddyprogrammen freuen wir uns deshalb über Veranstaltungen,

die Studierenden die Grundbegriffe des juristischen Einmaleins vermitteln. So kann der Grundstein für ein

breites Systemverständnis schon zu Beginn des Studiums gelegt werden.

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An einigen wenigen Universitäten gibt es ihn bereits: den integrierten Bachelor of Law. Er wird meist mit dem Verfassen

einer Bachelorarbeit nach dem Schwerpunktstudium erworben. Seine Vorteile sind offensichtlich: Er nimmt

Examenskandidaten das Risiko, nach mehrjährigem Studium ohne Abschluss dazustehen. Gleichzeitig ist er auch völlig

ausreichend für all diejenigen, die bereits frühzeitig wissen, dass sie nie als Richterin oder als Anwalt praktizieren möchten.

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Jeder erlebt diese Situation früher oder später im Studium: A und B schreiben eine Klausur mit nahezu identischem Inhalt.

Trotzdem kann sich nur einer über seine zweistellige Note freuen, während die andere sich mit einem „ausreichend“ zufrieden

geben muss. Objektive Gründe? Fehlanzeige! Frust und Missgunst scheinen in diesem System vorprogrammiert. Begegnen

könnte man diesem Problem mit konstruktiveren Feedback-Formaten, zum Beispiel in Form von Videokorrekturen.

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nIm Vergleich zu anderen Studiengängen mit dem Abschlussziel Staatsexamen sind die Abbruchquoten im Fach Jura relativ

hoch. Eine vom Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegebene Studie hat die Gründe dafür untersucht.

Laut der Studie ist für das Jurastudium bezeichnend, dass sich (anders als in anderen Fachbereichen) nie ein lebendiger Diskurs

zwischen Studierenden und Lehrenden entwickelt hat. Wir wünschen uns deshalb flachere Hierarchien und weniger

Distanz zwischen Studierenden und Lehrenden, damit einem Dialog auf Augenhöhe nichts mehr im Wege steht.

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eDie meisten angehenden Juristen kennen das Gefühl: Die Klausur ist bestanden, mit der Note ist man eigentlich auch ganz

zufrieden. Doch während der Klausurbesprechung breitet sich plötzlich ein ungutes Gefühl aus. Das hätte man alles noch prüfen

sollen? Die hohen Anforderungen der 18-Punkte-Lösungsskizze erschüttern das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Deshalb sollte daneben anhand von studentischen Lösungen auch ein realistischer Maßstab gezeigt werden.

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leIn den Studierendenschaften der rechtswissenschaftlichen Fakultäten sind Frauen mittlerweile in der Überzahl.

Doch wie sieht es an den Lehrstühlen aus? Erschreckend! Nur etwa 15 Prozent der Professuren werden von Frauen besetzt.

Es ist dringend an der Zeit, dass die alten Strukturen und Machtverhältnisse an den Universitäten Platz machen

für eine junge, gleichberechtigte Lehre.

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Der praktische Schwerpunkt der juristischen Ausbildung liegt ganz klar im zweiten Examen.

Um das Studium trotzdem so praxisnah wie möglich zu gestalten, wünschen wir uns mehr interdisziplinäre Bezüge.

Denn erst das Verständnis, welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Konsequenzen eine Norm mit sich bringt,

lässt Jura lebensnah und lebendig werden. Also, gerne mehr davon!

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Ein Studium, das nicht ausreichend auf seine entsprechende Abschlussprüfung vorbereitet? Unter Nicht-Juristen erntet man

hierfür nur ungläubige Blicke. Leider ist es an fast allen Universitäten bis heute völlig selbstverständlich, zur Vorbereitung auf

das Staatsexamen einen kommerziellen Repetitor zu besuchen. Die Fakultäten sind gefragt: Chancengleichheit kann nur garan-

tiert werden, wenn allen Studierenden ein gutes und anspruchsvolles Uni-Rep angeboten wird.

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Von einer ursprünglich guten Idee sind die Schlüsselqualifikationsveranstaltungen vielerorts zu einem ungeliebten, aber

notwendigen Übel verkommen. Wirklich interessante Kurse sind überfüllt, ausgewählt wird lieber nach dem geringsten Aufwand

als nach dem spannendsten Thema. Höchste Zeit also für Angebote, die wirklich fit für die Praxis machen. Wir finden:

Auch persönliches Engagement oder besondere psychologische Kompetenzen sollten geschult und belohnt werden.

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Vol. 3 Frag einen Prüfer …

Die Faszination des Echten

Text: Sophia von Bültzingslöwen, Berlin

Dr. Dr. Christian Schulte, M.A., ehemaliger langjähriger Prü-fer und Prüfungsausschussvorsitzender, heute Coach undPrüfungstrainer, gibt Tipps und Hinweise für die mündlichePrüfung im juristischen Staatsexamen.

Die mündliche Examensprüfung – der Stoff, aus dem Alb - träume sind oder die ultimative Möglichkeit zur Notenverbes-serung? Auf die Klausuren im juristischen Staatsexamen berei-ten sich Examenskandidatinnen und Kandidaten systematischund akribisch vor. Die mündliche Prüfung in Jura wird in derVorbereitung oft vernachlässigt. Das ist sicher ein Fehler. Siebietet mehr Chancen für die Gesamtnote als Risiken. DerSchlüssel für den Erfolg im „Mündlichen“ ist eine gute Vorbe-reitung und die gelingt, wenn man im Voraus die richtigenFragen stellt, zum Beispiel einem ehemaligen Prüfer!Anwaltsblatt Karriere und seinen Leserinnen und Lesern

steht Dr. Dr. Christian Schulte hier im Heft und im Netz Redeund Antwort zu allen Themen rund um die mündliche Prü-fung: Von Softskills, über die optimale Vorbereitung bis hinzum Blackout. Stellt die Fragen, die euch interessieren undseid gespannt auf authentische Antworten – denn wer gut vor-bereitet ist, ist weniger nervös und wer weniger nervös ist,macht weniger Fehler.

Ganz nach dem Motto „die Faszination des Echten gehtüber alles“ nutzt diese Chance und sammelt Informationen,schaut euch echte Prüfungen an, lernt mit echten Fällen und:Fragt einen echten Prüfer!

Zur Person: Wer könnte bessere Antworten geben, als je-mand, der den Prüflingen viele Jahre in der mündlichenPrüfung gegenüber gesessen hat? Höchstens vielleicht,wer hunderte von Absolventinnen und Absolventen erfolg-reich auf die mündliche Prüfung vorbereitet hat. Gut, dasswir einen Gesprächspartner gefunden haben, auf den bei-des zutrifft: Dr. Dr. Christian Schulte ist im HauptberufRichter in Berlin, bereitet für das Kammergericht Referen-darinnen und Referendare in speziellen Arbeitsgemein-schaften auf den Aktenvortrag im mündlichen Staats exa-men vor und war viele Jahre Prüfer sowie Ausschussvor - sitzender beim Gemeinsamen Landesjustizprüfungsamtfür Berlin und Brandenburg. Außerdem unterstützt er alsTrainer-Dozent für die Deutsche Notarakademie angehen-de (Anwalts-)Notarinnen und (Anwalts-)Notare bei derVorbereitung auf das „dritte Staatsexamen“.

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11) Wie wichtig ist der Kontakt zu den Mitprüflingen? Soll ich meine Prüfungsgruppe vorher kennen lernen?

Es ist sicher nicht von Nachteil, die Stärkenund Schwächen seiner Mitkandidatinnenoder Mitkandidaten realistisch einschätzen zukönnen. Man sollte jedoch nicht vergessen,dass die Mitprüflinge einer Prüfungsgruppe in der Prüfungssituation natürlich auchKonkurrenten/innen sind.

5 Fragen zur mündlichen Prüfungan…

14)Wie vermeide ich es, in einer sehr starken Gruppe unterzugehen?Wie kann ich in einer schwachen Gruppe glänzen?

Eine starke Gruppe kann auch schwacheKandidatinnen und Kandidaten durchausvom Niveau her mitreißen, man sollte sichdaher nicht von vornherein durch starkeMitprüflinge einschüchtern lassen. In einerschwachen Gruppe kann man durch„Aushelfen“ glänzen, wenn das Prüfungs -gespräch stockt. Dann sollte man durchKörpersprache Kontakt mit der oder demjeweils Prüfenden aufnehmen und dadurchsignalisieren, dass man die Antwort weißoder das Gespräch weiter vorantreiben kann.Es versteht sich von selbst, dass dabei nichtdie „unwissenden“ Mitprüflinge diskreditiertwerden sollten.

12)Ist der Aktenvortrag wie ein gesproche-nes Gutachten? Was macht ihn gut?

Das kann man beim besten Willen nicht inein paar Sätzen beantworten. Der guteAktenvortrag folgt einer ganz anderenDynamik als ein „gesprochenes Gutachten“.Es gibt ganze Bücher zu diesem Thema,Workshops, Seminare…Hier sollte mandurchaus professionelle Vorbereitungs -angebote nutzen, auch die Oberlandes -gerichte bieten ja in der Regel spezielleVorbereitungs-Arbeitsgemeinschaften dazu an.

13) Wie wird sichergestellt, dass die Benotung nachvollziehbar und fair ist? Kann ich remonstrieren/die Protokolleeinsehen?

Dadurch, dass es sich in der mündlichenPrüfung um die Entscheidung eines aus mindestens drei Prüferinnen und Prüfernbestehenden Kollegialorgans handelt, ist einhohes Maß an Objektivität gewährleistet. DiePrüfungsunterlagen können nach der Prüfungnach Maßgabe der jeweils gültigen Prüfungs -ordnung eingesehen werden und natürlichstehen die prüfungsrechtlichen Rechtsbehelfeauch gegen Entscheidungen des Prüfungs -ausschusses in der mündlichen Prüfunguneingeschränkt zur Verfügung. Meist siehtdie Prüfungsordnung vor, dass bereits gleichnach Verkündung des Ergebnisses dermündlichen Prüfung in diesem Fall Widerspruchzu Protokoll erklärt werden muss. Hier sollteman sich in jedem Fall anhand der geltendenPrüfungsordnung genau informieren, diessollte man von Juristinnen und Juristen aucherwarten können... Prüfungsrechtliche Ver -fahren vor den Verwaltungsgerichten könnenerfahrungsgemäß allerdings sehr lange dauern.

… frag weiter unter anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/frag-einen-pruefer

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Folge 3Du hast unsere ersten Folgen verpasst? Kein Problem. Die Fragen 1 bis 10 kannst du ganz einfach nachlesen unter: anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/frag-einen-pruefer

15)Welche Bedeutung hat der hand-schriftliche Lebenslauf und gucktsich den überhaupt je ein Prüfer an?

Die oder der Prüfungsvorsitzende verwal-tet in der mündlichen Prüfung die Aktenund informiert die Beisitzerinnen undBeisitzer. Wie „tief“ dabei in Persona l -akten eingestiegen wird, liegt jeweils imErmessen. Da lassen sich keine allge-meinen Regeln benennen. In jedem Fallsollten bei einer professionell agierendenPrüfungskommission seitens der Kandi -datinnen und Kandidaten geäußerteBerufswünsche keinerlei Auswirkungenauf den Verlauf oder gar das Ergebnisder Prüfung haben. Dies würde gegenden Grundsatz der Chancengleichheitverstoßen. Wer also zum Beispiel imVorgespräch äußert, in eine Großkanzleieinsteigen zu wollen, darf keinerleiVorteile bekommen gegenüber jeman-dem, der als Berufswunsch „Busfahreroder Busfahrerin“ angeben würde.

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Das Endziel des Referendariats ist das zweite Staatsexa-men – dies zu wieder holen werden Dozierende selbst in denersten Tagen des Referendariats nicht müde. Ein Examenist aber kein großer Motivator, wenn man mit der Planungdes Referendariats beginnt. Als angehende Referendarinoder angehender Referendar hat man also entweder dieMöglichkeit schon im Vorfeld strategisch zu sein und dieStationen so auszuwählen, dass man möglichst nur mitExamens stoff konfrontiert wird. Das Referendariat bietetaber auch die einmalige Chance, unverbindlich in eine Viel-zahl juristischer Berufe reinzuschnuppern. Wer es richtigmacht, kann ausloten, wie das (Arbeits-)Leben nach zweiStaatsexamina aussehen könnte.

Bevor die Planung der Stationen losgehen kann, muss mansich für ein Bundesland entscheiden. Das Referendariat ist einguter Anlass, nach dem Studium noch einmal etwas anderesvon Deutschland zu sehen. Der Blick über den Tellerrand hin-aus kann sich insbesondere lohnen, wenn die Wartezeiten sehrlang sind, wie etwa in Berlin und Hamburg. Die jährlichenEinstellungstermine variieren stark: Nordrhein-Westfalenstellt monatlich ein, Bayern und Baden-Württemberg hinge-gen nur halbjährlich. Sobald die Zusage ins Haus flattert, mussman sich schnell entscheiden. Wer sich während der Promo-

tion bewirbt, sollte sich vorher genau darüber informieren, wielange die Bewerbung im Notfall zurückgesetzt werden kann.Der Ablauf des Referendariats ist in allen Bundesländern

im Wesentlichen gleich – mit einigen Abweichungen im De-tail. Es gliedert sich in die Zivilstation bei Gericht, die Strafsta-tion bei der Staatsanwaltschaft oder dem Strafrichter, eine Sta-tion in der Verwaltung, die Anwaltsstation und zum Abschlussdie Wahlstation. Eine ausführliche Übersicht der Stationenund ihrer Dauer sowie Details zu Vergütung und Abschluss -noten gibt es auf der Website von Anwaltsblatt Karriere.Sobald die organisatorischen Grundfragen geklärt sind, be-

ginnt der spannende Teil: die Planung der einzelnen Statio-nen. Es gibt keine allgemein gültige Antwort auf die Frage,wann man sich für eine Station bewerben sollte. Aber wie sooft gilt: so früh wie möglich. Wer sich beispielsweise für dieVerwaltungsstation bei einem Bundesministerium interes-siert, sollte sich mindestens ein Jahr vor Stationsbeginn bewer-ben. Dennoch ist es auch nicht nötig, bei Referendariatsbeginnbereits die Wahlstation organisiert zu haben. Wer nicht vonvornherein eine bestimmte Station im Auge hat, kann sichauch von den Erfahrungen aus dem Referendariat bei der Ent-scheidung leiten lassen.

Chance zur Selbstfindung:

Das ReferendariatText: Lisa Angela Gut, Berlin

Wer sich vomExamensstressfrei macht, kann aus demReferendariatmehr fürsLeben heraus-holen.

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Die Zivilstation

Die Gestaltungsfreiheit der Stationen nimmt mit dem Fort-gang des Referendariats zu. Die Zuweisung zum Zivilgerichterfolgt automatisch. Die Zivilstation verbringt man als Refe-rendarin oder Referendar entweder am Amtsgericht oder amLandgericht. Ob es hier – offiziell oder inoffiziell – Wahlmög-lichkeiten gibt, erfragt man entweder bei dem Oberlandesge-richt, dem Personalrat der Referendare oder bei Freunden undBekannten, die schon im Referendariat sind. Gibt es bei derZuweisung Gestaltungsspielraum, ist das besonders für dieje-nigen spannend, die sich für ein Rechtsgebiet interessieren,für das es Spezialkammern an den Landgerichten gibt, wie pri-vates Baurecht oder Versicherungsrecht.

Die Verwaltungsstation

Die Verwaltungsstation bietet für Referendarinnen und Refe-rendare einen großen Gestaltungsspielraum, da man sich hier-für eigenständig bei der begehrten Stelle bewirbt. Hier ist dieDiskrepanz zwischen examensnahen und -fernen Stationenbesonders groß – doch das muss kein Nachteil sein. Wer examenstaktisch planen möchte, entscheidet sich für

die Station bei einer Behörde, die selbst Bescheide anfertigt.Infrage kommt etwa das Ordnungsamt einer Kreisverwaltungoder die Widerspruchsbehörde einer Stadt. Hier erwarten Re-ferendarinnen und Referendare Baurecht, Gewerberecht oderVersammlungsrecht – alles typische Themen von Examens-klausuren. Im Examen sind auch Gerichtsentscheidungen zuverfassen, so dass eine Station beim Verwaltungsgericht mitBlick auf das Examen hilfreich sein kann. Die Möglichkeit, ei-nen Teil der Station beim Verwaltungsgericht zu verbringen,haben zum Beispiel Referendarinnen und Referendare inSchleswig-Holstein und Hessen. Wer offen ist für andere Themen, hat die Qual der Wahl.

Ob Landratsamt, Theater, Handwerkskammer oder gesetzlicheKrankenkasse, Schulbehörde, Vergabekammer oder Bundes-tag – die deutsche Verwaltung ist vielfältig und die Auswahl anpotenziellen Stationen groß. Auch wer sich nicht für eine spä-tere Tätigkeit im öffentlichen Dienst interessiert, kann die Sta-tion nutzen, um die Arbeitsweise der Behörden kennenzuler-nen. Eine Station beim Bundeskartellamt kann interessantsein, wenn die berufliche Zukunft im Kartellrecht liegen soll;das Landeskriminalamt ist für diejenigen interessant, die spä-ter zur Staatsanwaltschaft wollen.In der Verwaltungsstation hat man auch die Möglichkeit,

seinen Gerichtsbezirk zu verlassen, um beispielsweise nachBerlin zu einem Bundesministerium oder nach Frankfurt amMain zur Bundesbank zu gehen. In einigen Gerichtsbezirkenist es auch möglich, die Station im Ausland zu absolvieren, soin Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Stationsplätze bie-ten beispielsweise das Auswärtige Amt oder die Institutionender Europäischen Union an. Diese Möglichkeit ist für diejeni-gen interessant, die nicht in der Anwaltsstation, also unmittel-bar vor den Prüfungen, die Planung eines Auslandsaufenthaltsauf sich nehmen wollen. Eine ganz andere Art der Verwaltungs-station bietet ein Semester an der Deutschen Universität fürVerwaltungswissenschaften in Speyer. Der Fokus des Studiumsliegt auf den Verwaltungswissenschaften. Darüber hinaus gibtes aber ein umfangreiches Angebot an Kursen und Veranstal-tungen, die über den Examensstoff hinaus interessant sind.

Die Strafstation

Als nächstes folgt in der Regel die Ausbildung bei der Staatsan-waltschaft, wobei die Station etwa in Baden-Württemberg undNordrhein-Westfalen auch beim Strafrichter absolviert werdenkann. Wer sich für eine bestimmte Abteilung thematischinteressiert, kann sich gezielt zuweisen lassen. Bei der Ent-scheidung helfen die Personalräte der Referendare bei denenBewertungen früherer Referendarinnen und Referendareeingesehen werden können, um einen Eindruck von potenziel-len Ausbilderinnen und Ausbildern zu bekommen. Straf-rechtsbegeisterte können in dieser Station auch tief in einbestimmtes Fachgebiet eintauchen, wie die organisierte Krimi-nalität oder Kapitaldelikte.Wer die Station examensorientiert verbringen möchte, lässt

sich am besten einer Buchstabenabteilung zuweisen. Dortsieht man das Strafrecht in seiner ganzen Breite: von Betrugs-delikten, Verstößen gegen das Waffengesetz hin zu Körperver-letzungen. Zu den Aufgaben gehört es, Anklageschriften undEinstellungsbescheide zu verfassen oder den Ausbilderinnenund Ausbildern Akten aufzubereiten.

DieVerwaltungs -station bietetfürReferenda-rinnen undReferendareeinen großenGestaltungs -spielraum.

Wer offen ist für andereThemen, hat die Qual der

Wahl.

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Die Anwaltsstation

Die Anwaltsstation ist die letzte Station vor den schriftlichenPrüfungen. Diese Aussicht verführt dazu, eine möglichst kur-ze Station anzustreben und zum Lernen zu „tauchen“. Aberbei guter Planung trägt die Anwaltsstation maßgeblich zu einer guten Examensvorbereitung bei – und sie bietet vieleFreiheiten bei der Wahl der Kanzlei und des Ausbilders.Wer die Station auf das Examen ausrichten will, sollte auf

die Rechtsgebiete der Kanzlei achten. Wenige Kanzleien de-cken alle drei großen Rechtsgebiete umfassend ab, aber geradekleine und mittelständische Kanzleien bearbeiten ein breitesSpektrum an Rechtsgebieten, die klausurrelevant sind. Wermöglichst viel Examenswissen sammeln möchte, kann die Sta-tion auch aufteilen. In Baden-Württemberg und dem Saarlandist dies von vornherein vorgesehen. Die Stationen sind dafürjeweils kürzer als in den anderen Bundesländern. Im rest-lichen Bundesgebiet ist es möglich, nach einigen Monaten zuwechseln. Wer sich für den Anwaltsberuf interessiert, kann die An-

waltsstation nutzen, um verschiedene anwaltliche Berufsbilderkennenzulernen. Denkbar sind Stationen in einer Großkanzleioder einer Boutique, beim Einzelanwalt oder einer mittelstän-dischen Kanzlei, in der Rechtsabteilung eines Unternehmensoder Verbands. Dies kann sich auch perspektivisch auszahlen:Kanzleien sind immer auf der Suche nach engagierten jungenKolleginnen und Kollegen, und die Anwaltsstation ist eine guteMöglichkeit für beide Seiten, sich kennenzulernen. Die Wahlstation

An die schriftlichen Prüfungen schließt sich die Wahlstationan, die den Abschluss des Referendariats bildet. Der Name istProgramm und für die Auswahl der Station gibt es quasi keineEinschränkungen. Wer eine exotische Station, sei es im Inlandoder Ausland, wählt und keinen deutschen Volljuristen alsAusbilderin oder Ausbilder hat, sollte nur im Vorfeld beim je-weiligen Oberlandesgericht klären, ob die Station auch aner-kannt wird. Viele Referendarinnen und Referendare nutzen die Zeit für

einen Auslandsaufenthalt. Besonders beliebt ist eine Stationbeim Auswärtigen Amt in einer Botschaft irgendwo auf derWelt. Es gibt daneben aber noch viele weitere Möglichkeiten:Die Europäische Union unterhält ebenfalls Auslandsvertretun-gen, die Außenhandelskammern und die Gesellschaft fürInternationale Zusammenarbeit bieten Stationsplätze an. Fürdiese Stellen gibt es regelmäßig feste Bewerbungsfristen, sodass eine gute Planung unerlässlich ist. Auch die großen inter-nationalen Kanzleien eignen sich gut für die Wahlstation imAusland, da sie – anders als die meisten anderen Stellen – dieNebentätigkeit entlohnen und so höhere Lebenshaltungs kos-ten leichter geschultert werden können. Aber auch abseits der Großkanzleien kann man in der Wahlstation anwaltlich tätig sein.

https://anwaltsblatt.anwaltverein.de/de/referendariat/internationale

Die Autorin ist Rechtsreferendarin in Berlin.

Für dieAuswahl derWahlstationgibt es quasi keine Ein-schränkungen.

DieAnwaltsstation

bietet vieleFreiheiten bei derWahl der Kanzlei

und desAusbilders.

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Was bringt dasReferendariat?

Betreuung eins zu eins

Text: Jörg Kanzler, Berlin

Was lernt man in der Anwaltsstation? Eigentlich alles. Die Anwaltsstation bietet dieMöglichkeit, sich in ein Rechtsgebiet zu vertiefen, für das man brennt. Der Berufs -alltag wird erprobt: Aktenbearbeitung, Fallrecherche, Mandantengespräche, Finger-spitzengefühl, Netzwerkaufbau. Und das Beste: Hierbei stehen einem Ausbilderinnenund Ausbilder zur Seite, die die Entwicklung der juristischen und persönlichen Kompetenzen fordern und fördern. Dieser intensive Austausch kann schon einmalüber den beruflichen Werdegang entscheiden.

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„Was hat mir das Referendariat für meinen späteren Weg ge-bracht?“ Es liegt in der Natur der Sache, dass Referendare inder Ausbildung diese Frage noch nicht umfassend beantwor-ten können. Umso aufschlussreicher verlief die Rückschauzwischen Susanne Helweg, Fachanwältin für Familienrecht inLeipzig, und ihrer ehemaligen Referendarin Maria Neßmannin Helwegs Kanzlei, die sich in einem ausnehmend hübschenhistorischen Gebäude am Leipziger Südplatz befindet. Hier ab-solvierte Neßmann 2013/2014 sowohl ihre Anwaltsstation alsauch ihre Wahlstation.

In der Branche Fuß fassen

Schon die herzliche Begrüßung zwischen beiden lässt daraufschließen, dass Neßmann damals zur richtigen Zeit am richti-gen Ort war, um sich für ihren weiteren Berufsweg juristischauszuprobieren. Bei Helweg bewarb sie sich, weil sie sich un-bedingt im Familienrecht weiterbildenwollte und weil man „bei diesem Themaim Internet ziemlich schnell auf Susan-ne Helweg stößt. Sie ist in diesemRechtsgebiet sehr engagiert und präsent,auch ihre Bewertungen sind top.“ IhrInteresse für das Familienrecht erklärtdie Ex-Referendarin mit dem „besondersgroßen Bezug zum tagtäglichen Lebender Menschen und zu dem, was sie wirk-lich bewegt.“ Abends bleibe oft das Ge-fühl, „jemandem tatsächlich geholfen zu haben.“ Kein Wunderalso, dass sie nach dem Referendariat selbst als Anwältin in ei-ne Kanzlei für Familienrecht wechselte.

Fachspezifische Kompetenzen erwerben

Doch was macht eine gute Familienrechtsanwältin aus? „Es istsehr hilfreich“, so Helweg, „wenn ich für die Mandanten Empathie empfinde und ihnen genügend Raum gebe, ihreProbleme darzustellen.“ Oft höre sie von ihren Mandanten:„Sie nehmen mich ernst und hören mir zu.“ Den Reiz des Familienrechts mache für sie aus, dass es sehr umfassend seiund es viele Berührungspunkte mit anderen Rechtsgebieten ge-be, ob Erbrecht, Steuerrecht oder Sozialrecht: „Wenn Menschenverletzt sind – und das sind sie in der Regel, wenn sie hier an-kommen – dann haben sie auch viel zu besprechen. Dann kannich nicht nur zu einem Thema beraten, ohne andere Themenzu streifen.“ Wichtig, so fügt Neßmann hinzu, sei gleichzeitig

die Fähigkeit zur emotionalen Abgrenzung: „Zur Wahrheit ge-hört, dass man nicht jeden ‚retten‘ kann. Schwere beruflicheThemen wie Scheidung oder Streit um die Kinder möchte icheinfach nicht mit nach Hause nehmen.“

Die Leidenschaft für das eigene Rechtsgebiet teilen

Ihre Entscheidung, selbst ins Familienrecht zu gehen, habe„komplett“ mit ihren durchweg positivenErfahrungen im Referendariat zu tun:„Frau Helweg betreut einen eins zu eins,es geht um echte Mitarbeit und Teilnahme.Das heißt, man muss Zeit und Energieinvestieren, kann sich als Referendarinnicht ,verstecken‘. Andererseits bekommtman von ihr nicht einfach zehn Akten indie Hand gedrückt: ,Bearbeiten Sie diemal!‘ Von den Auf gaben des Sekretariatsüber die Erstellung von Schriftsätzen in-

klusive intensiver Besprechung bis zur selbstständigen Führungvon Mandantengesprächen durfte ich hier alles kennenlernen,was für meine spätere Praxis wichtig war. Besonders habe ichmir von Susanne aber ihr Durchsetzungsvermögen und ihreklare Ansprache abgeschaut.“ Helweg lädt Bewerber um einReferendariat stets zum persönlichen Gespräch ein: „Da gehtes nicht nur um die Noten, sondern um Leidenschaft für dasFamilienrecht und die Bereitschaft, sich im Kanzleialltag einzu-bringen.“ Die erfahrene Anwältin engagiert sich in Netzwerkenzu Themen wie häuslicher Gewalt. Neben handfesten juristi-schen Fähigkeiten will sie auch die Wertschätzung für die an-deren Beteiligten vermitteln: „Ob Richter oder gegnerischerAnwalt – in unserem Rechtssystem hat die Gegenseite einegrundlegend wichtige Funktion. Entsprechend offen und wert-schätzend sollte ich auf sie zugehen können.“ Und Neßmannergänzt: „Wir brauchen gute Anwälte. Die Entscheidung, alsAnwalt zu arbeiten, ist keine Notlösung, wie mancher Jura -student vielleicht denken mag, sondern eine große und wichtigeAufgabe.“ Um an diese herangeführt zu werden, bedarf es inder Ausbildung Persönlichkeiten wie Susanne Helweg. //

Der Autor ist selbstständiger Journalist, Master of Laws (LL.M.) und PR-Fachmann in Berlin.

„Besonders habe ich mir ihr Durch -setzungs vermögen und ihre klareAnsprache abgeschaut.“

„Bei der Bewerbung für dieReferendariatsstation geht es nichtnur um die Noten, sondern umLeidenschaft für das Familienrechtund die Bereitschaft, sich imKanzleialltag einzubringen.“

Susanne Helweg, Fachanwältin für Familienrecht in Leipzig,und ihre ehemalige Referendarin Maria Neßmann

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Die letzte Hürde auf dem Weg zur Volljuristin, zum Volljurist ist die mündlichePrüfung des Assessorexamens. In fast allen Bundesländern gehört dazu der Aktenvortrag. Er ist gefürchtet, zu Unrecht, denn man kann sich auf ihn wie aufdas Klausurenschreiben vorbereiten. Mit dem Original-Aktenvortrag des Gemeinsamen Juristischen Prüfungsamts der Länder Berlin und Brandenburg(GJPA) sind Referendarinnen und Referendare auf Prüfungsniveau.

Die Muster akte mit einer Lösungsskizze (auf der Grundlage des amtlichen Vermerks) gibt es unter www.anwaltsblatt.de/de/studium-und-referendariat/pruefungscoach.

Der Fall: Blumenbeet

Worum es in dem Aktenauszug geht? Der Aktenvortrag ist aus Sicht eines Anwalts,einer Anwältin zu bearbeiten. Der Mandant erscheint bei seiner Rechtsanwältin undschildert, er habe einen Strafbefehl vom Amtsgericht Tiergarten erhalten. Dieser seiaber bei seinen Eltern eingegangen, bei denen sei er bereits vor einiger Zeit ausgezogen.Das Problem: Die Einspruchsfrist ist schon abgelaufen. Der Vorwurf: Er habe einBlumenbeet mit dem Auto überrollt, beinahe eine Frau überfahren und sei dann ein-fach weggefahren. Die Klassiker des Strafrechts sind in einer Stunde zu bearbeiten.

Original-Aktenvortrag

Teste dich!Der Aktenvortrag im Zweiten Examen kann richtig Punkte bringen

Der Tipp derRedaktion vonAnwaltsblatt Karriere:Löst den Aktenvortragunter echten Bedingungen.60 Minuten Vorbereitungund dann zehn MinutenVortrag. Und: Lasst euchdabei mit dem Handy filmen, ihr seht dann, wieihr auf die Prüferinnen undPrüfer wirkt.

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FAQ

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KleinerPraktikumskniggeVon A wie Anschreiben bis Z wie Zeugnis

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Text: Klara Nejati, Berlin

Jeder muss sie absolvieren, doch einerichtige Vorbereitung auf die Pflicht-praktika gibt es an den meisten Uni-versitäten nicht. Anwaltsblatt Karrierehat deshalb euren Kompass für denPraktikums-Dschungel.

1 Informiert suchenJeder erfolgreiche Bewerbungsprozess fängtmit einer intelligenten Suche an. Die Recherchebeginnt deshalb idealerweise damit, dass dieeigenen Ziele konkret benannt werden. Wasmöchte ich langfristig erreichen? Wie kann mirdas Praktikum dabei helfen? An einem striktenZehnjahresplan muss dabei selbstverständlichnoch niemand basteln. Ausflüge in andere(Rechts-)Bereiche können einen guten Karriere -weg durchaus sinnvoll ergänzen, wenn nichtsogar die eigenen Ziele verfestigen. Die Frage„Was wäre wenn?“ braucht sich später niemandzu stellen, der jede für ihn sinnvolle Option aus- probiert hat. Wer sich für sehr unterschiedlicheStellen bewirbt, sollte sich aber die Mühemachen, mindestens das Anschreiben anzu-passen. Insgesamt sollte im Anschreiben zumAusdruck gebracht werden, dass verstandenwurde, was die Kanzlei, die Institution oder dasUnternehmen von einem Bewerber erwartetund inwieweit die Kandidatin, der Kandidatdiese Anforde rungen erfüllt. In diesem Stadiumzahlen sich außerdem kurze eigene Notizen zurUnter neh menskultur, zu Mandaten oder Wertendes Unternehmens aus. In der Vorbereitungauf das Bewerbungsgespräch kann dann ein- fach wieder darauf zurückgegriffen werden.

wird das einem Profi nicht verborgen bleiben.Schließlich haben beide Seiten nur dannetwas von einer Zusammenarbeit, wenn siezueinander passen – ansonsten droht min-destens einem von beiden eine Enttäuschung.

3 Learning on the JobGerade am Anfang des Praktikums kanneinen die Fülle an Informationen überfordern.Daher empfiehlt es sich, auf einem separatenBlock oder Dokument auf dem PC, Namenund andere wichtige Informationen zu notieren.Hier können Zuständigkeiten, administrativeAbläufe, Termine et cetera strukturiert festge-halten werden. Alle, die lieber mit hand schrift-lichen Notizen arbeiten, sollten für jedesPrakti kum eine einzelne Mappe oder eineneigenen Ordner anlegen. Auch wenn selbst-ständiges Arbeiten gern gesehen wird: Wenndu dir unsicher bist, scheu dich nicht nachzu-fragen. Für die meisten wird es ganz selbst- verständlich sein, dass Praktikantinnen undPraktikanten nun mal keine fertigen Anwältin -nen und Anwälte sind. In Zeiten drohenderLangeweile ist Eigeninitiative gefragt: Warumnicht mal einen Tag den Rechtsanwalts fach -angestellten oder Rechtspflegerinnen über dieSchulter schauen? Euer Vorgesetzter wird essicher positiv anerkennen. Gleichzeitig hastdu so die Chance, die gesamte Belegschaftbesser kennenzulernen, um insgesamt inguter Erinnerung behalten zu werden.Außerdem: Wer weiß, wer später euerArbeitszeugnis schreibt…

2 Der erste Eindruck zähltDie erste Hürde ist genommen – Gratulation!Eine Einladung zum Vorstellungsgesprächsollte immer auch als Lob verstanden werden:Man interessiert sich genug für mich, um sichdie Zeit für ein persönliches Treffen zu nehmen.Das sollte im Hinterkopf behalten werden,schon allein um im Bewerbungs gesprächselbstbewusst performen zu können. ImGegenzug muss mein Gegenüber dafür abereinen respektvollen Umgang mit seiner Zeiterwarten können. Das bedeutet daher zum einen, dem Anderendie Chance zu geben, mein Können, aberauch meine Persönlichkeit im Gespräch kennenzulernen.Wie das geht? Stärken (aber auch Schwächen)lassen sich beispielsweise gut in kleinen Ge -schichten verpacken: „Wo bin ich in der Ver -gangenheit an meine Grenzen gegangen?“„Was konnte ich daraus lernen?“ Um die eigeneGesprächskompetenz zu verbessern könnenFreunde und Familie während der VorbereitungFeedback zum eigenen Auftreten geben. Fälltes mir schwer im Vieraugengespräch Augen -kontakt zu halten? Werde ich als körperlichangespannt wahrgenommen? Auf der anderen Seite sollte man sich aberauch als Bewerber unvoreingenommen aufdas Gespräch einlassen. Trotz aller Euphoriemuss man sich fragen, ob man nach demsubjektiven Empfinden zu der Stelle passt.Schließlich muss aller Vorbereitung in Ehrengenug Raum für das tatsächlich stattfindendeGespräch bleiben. Ein eingeübtes Skript abzu- spulen hat sich selten bewährt und ist schlichtnicht authentisch. Verstellt man sich zu sehr,

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ImpressumAnwaltsblatt Karriere

Herausgeber Deutscher Anwaltverein e.V., Littenstr. 1110179 Berlin (Mitte), T 030-72 61 52-0, F -191, [email protected]

Redaktion Dr. Nicolas Lührig (Leitung),Bettina Bachmann, Nicole Narewski Koordination und ProduktionAntje BusseGrafik Eggers + Diaper, Potsdam

Verlag Deutscher Anwaltverlag und Institut der Anwaltschaft GmbHRochusstraße 2–4, 53123 Bonn, T 0228 / 919 11-0, F -23, [email protected]

Anzeigen ad Sales & Services, Ingrid A. Oestreich, Pikartenkamp 1422587 Hamburg, T 040 / 86 62 84-67, F [email protected]

Druck pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbHIndustriestraße 15D-76829 Landau in der Pfalz

Erscheinungsweise halbjährlich, Mai / November.Bezugspreis Heft 5 Euro zzgl.Versandkosten.Bestellungen Über jedeBuchhandlung und beim Verlag.

BildnachweiseAndrekart Photography/Shutterstock.com: S. 12

ArdeaA/Shutterstock.com: S. 5, 42–44Birgit Eggers: S. 3cosendolas/photocase.de: S. 36ELIL/Phil: S. 24Franz Josef: S. 14 (Bildbearbeitung:Birgit Eggers), 17

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LichtBlick SE: S. 27Männer Ähm / photocase.de: S. 4, 20Master1305/Shutterstock.com: S. 5, 28MSSA/Shutterstock.com: S. 36Paul Wagner: S. 13Peter Adamik: S. 8–11Privat: S. 7, 16, 19, 32, 35, 36, 41simonthon.com/photocase.de: S. 40sudowoodo/Shutterstock.com: S. 12Sven Serkis: Titel, S. 16 (Bildbearbeitung: Birgit Eggers)

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Zuschriften Für die Redaktion be-stimmte Zuschriften sind nur an dieAdresse des Herausgebers zu richten.Honorare werden nur bei ausdrück-licher Vereinbarung gezahlt.

V.i.S.d.P. für den redaktionellen Teil:Dr. Nicolas Lührig, Anschrift des Her aus gebers; für Anzeigen: Ingrid A. Oestreich, Anschrift Anzeigen.

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ISSN 1864-4236

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