10
SEIN CHART-SOUND SO GELINGT ELECTRO BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ - ING # 148 / 04 - 2018 AUF DVD ROEHRICH 12AX7 * DRECKSCHLEUDER FÜR LEADS *Online-Registrierung erforderlich 8,5 GB FACEBOOK-FANS IRREN NICHT 3 2 5 3 3 ELECTRO DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN TESTS BEHRINGER MODEL D ROLAND D-05 KORG KRONOS 2 RELOOP TOUCH UVM. 04-2018 VIDEO DAW-WORKFLOW MIT ICON TESTS KORG COLLECTION | ARK 3 | KRONOS 2 ZAMPLER EDM PUNK * 710 MB BÄSSE & LEADS MIT HALTUNG Get loud: Dubstep, Dub, Disco & Co. 1,8 GB Sounds & Loops für VOLLVERSION AIR MUSIC HYBRID 3 * VA-SYNTH FÜR SCHRAUBER SO GEHT’S! BEHRINGER MODEL D MOOG-KILLER MIT WUCHT ROLAND D-05 LINEAR-SYNTHESE FÜR DEN DESKTOP ON AIR INS RADIO KOMMT WIE IHR TRACK STUDIO MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN FELIX JAEHN FEEL GOOD D  6,99 € AT  7,90 € CH  12,90 CHF LUX  8,20 € IT  8,70 € 4 196779 606997 04 IM WERT VON $ 149 

BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

SEIN CHART-SOUNDSO GELINGT

ELECTRO

BEAT.D E SKILLS FÜR MACHER M USIK PRODUKTION DJ-ING

#148

/04-

2018

AUF DVD

ROEHRICH 12AX7*DRECKSCHLEUDER FÜR LEADS

* Onli

ne-R

egist

rieru

ng er

ford

erlic

h

8,5 GB

FACEBOOK-FANS IRREN NICHT 3 2 5 3 3

ELECTRO DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN TESTS BEHRINGER MODEL D ROLAND D-05 KORG KRONOS 2 RELOOP TOUCH UVM

.04-2018

VIDEO DAW-WORKFLOW MIT ICON TESTS KORG COLLECTION | ARK 3 | KRONOS 2

ZAMPLER EDM PUNK*710 MB BÄSSE & LEADS MIT HALTUNG

Get loud:

Dubstep, Dub, Disco & Co.

1,8 GB Sounds & Loops für

VOLLVERSION AIR MUSIC HYBRID 3*VA-SYNTH FÜR SCHRAUBER

SO GEHT’S!

BEHRINGER MODEL DMOOG-KILLER MIT WUCHT

ROLAND D-05LINEAR-SYNTHESEFÜR DEN DESKTOP

ON AIRINS RADIO KOMMTWIE IHR TRACK

STUDIO

MIT SAMPLER TRACKREVERSE-TRICKSCUBASE INSIDE

ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIERENDIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

FELIX JAEHNFEEL GOOD

D  6,

99 €

AT  

7,90 €

CH  

12,9

0 CHF

LUX

  8,2

0 € I

T  8,70

4 196779 606997

04

IM WERT VON

$ 149 

Page 2: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

Schau dir das Video an P I O N E E R D J . C O M

DDJ-1000REKORDBOX DJ-CONTROLLER

REKORDBOX DJ NEU ERLEBEN

NXS2-Style-Layout, leichtes Gehäuse – für einfachen Transport

Jog-Wheels und Crossfader mit sehr niedriger Latenz

Anpassbares und hochauflösendes On-Jog-Display

14 Beat-FX, 4 Sound-Color-FX, 16 Performance-Pads

2 USB-Anschlüsse, vielfältige Ein- & Ausgänge

rekordbox dj-Lizenz im Lieferumfang enthalten

Page 3: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

Drei Top-DVD-Vollversionen!JETZT STARTEN

Beat 04 | 2018 • 3

Exklusive Vollversion

Air Music Tech Hybrid 3Auf den ersten Blick ist der Hybrid 3 ein gefälliger Subtraktiver mit zwei

Layern zu drei Oszillatoren, Hüllkurven und LFOs. Auf den zweiten Blick

aber zeigen sich die wahren Features: Wavetables, ein Sequenzer mit

MIDI-Import, Multi-Filter mit Drive-Sektion, über 40 Effekte(!) und jede

Menge Raum für Modulationen. Das Ergebnis: Ob Synths, Bässe, Pads,

ob weich gespült oder knüppelhart, mit Arpeggio oder ohne – Hybrid 3

empfiehlt sich als vielseitiges Arbeitstier. Ihr neuer Lieblings-Synth!

www.airmusictech.com | Seriennummer unter: www.serialcenter.de win | mac

Alle Seriennummern sicher im Zugriff:

Das Beat Serial-CenterDamit künftig keine Ihrer Seriennummern (z.B. bei einer Neuinstallation,

Outlook-Absturz oder Platten-Crash) verloren geht, können Sie diese

nun bequem online verwalten.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Redaktion kann Ihnen gezielt

Software-Updates zusenden, Sie haben alle Serials jederzeit und von

überall im Zugrif und alles wird an zentraler Stelle verwaltet und ge-

speichert. Das Serial-Center wird so zu Ihrem persönlichen Passwort-

Archiv im Web.

www.serialcenter.de

Dreckschleuder

Beat Roehrich 12AX7Vorhang auf für unsere erste Synth-Eigenentwicklung auf Basis von Stein-

bergs HALion Sonic SE. Beim „Roehrich“ dreht sich alles ums Zerstören

und Kaputten. Im Ergebnis produziert der Synthesizer aus der Feder unse-

res Sound-Gurus Marco Scherer ausgesprochen raue und analog wirkende

Klänge, die sich für viele moderne Musikstile eignen. Das Instrument lässt

sich problemlos in jede VST2-, VST3- und AU-fähige DAW laden.

www.beat.de | www.steinberg.de win | mac

710 MB Premium Pack

Zampler EDM PunkWohin man auch blickt, EDM ist überall. Kaum ein anderes Genre hat es in

den letzten Jahren geschaft, eine derartige Präsenz in Medien und Produk-

tionen aufzubauen. Trotz aller Vielfalt ist die Basis immer gleich: massiv und

elektronisch. Da liegt es nur nahe, Ihnen eine passende Soundbank mit 44

starken Bässen und Lead-Sounds zu liefern, die für fette Fundamente und

präsente Hooklines geschafen sind. Übrigens nicht nur für EDM!

zampler.de | zamplersounds.com | Passwort unter: www.serialcenter.de win | mac

BEATDVDÜber 8 GB Daten für Musiker!

Page 4: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

4 • Beat 04 | 2018

Aalto SoloSemi-modularer Analoger

für knackige Bässe & Leads

U-he BeatzilleDigital-Modular-Synthese:

Geiles Ding!

Dirty HarryLoFi-Experte mit zwanzig

digitalen Wellenformen

Zampler//RXREX- und SFZ-Player mit Mod-

Matrix & Parameter-Sequenzer

FXpansion Geist LiteBeat-Baukasten für rainierte

Grooves und Sequenzen

Exklusiv auf DVD: Das Beat-Studio

Chillout ExpanderAbhängen und sich treiben lassen, das kann man mit den warmen Flächen

und soften Klängen aus unserem 1 GB großen ROMpler namens „Chillout

Expander“. Einfach in die DAW laden und inspirieren lassen.

www.beat.de win | mac

SampleTank 3.7 CSDrei Synth-Engines, FX-Slots, hochwertige DSP-Efekte und nicht zuletzt

über 400 MB ausgewählte Vintage-Synth- und Drumsounds machen den

SampleTank 3 CS zur Kreativzentrale für das Songwriting.

www.ikmultimedia.com win | mac

1 GB ROMPLER 400+ MB SAMPLES

Beat-Heft-DVD #148Ideen galore: 8,5 GB Plug-ins, Loops, Samples & mehr

Dubstep, Dub und Disco bilden die Schwerpunk-

te unserer Sample-Sammlung auf der DVD, für die

wir neben den Danceloor-Experten von Prime Lo-

ops auch wieder die UK-Sample-Gurus von Cyclick und

Groove Criminals gewinnen konnten. So inden sich ne-

ben Taster-, Teaser- und Collector-Packs namens Dub

Percussion, Dubstep Gladiator, Dubstep Drum Loops

und Ultimate Percussion auch Allrounder wie Vintage

Synths oder Disco Fever auf dem Silberling. Highlight

darunter aber ist die über 600 MB große Sammlung ori-

ginaler Sounds aus Yamahas Analog-Legende CS-80.

Noch mehr klangliche Flexibilität verspricht unse-

re VST-/AU-Vollversion: Der Hybrid 3 empiehlt sich als

vielseitiges Arbeitstier.

Alle Sounds liegen in verschiedenen Formaten vor

und sind lizenzfrei und zur freien Verwendung in eige-

nen Produktionen freigegeben. Bitte beachten Sie die

den Paketen beiliegenden Lizenzbestimmungen.

DVD zusammengestellt von der Beat-Redaktion

710 MB:ZamplerEDM Punk

77 MB:FXp Geist LitePlastic Machine

1,8 GB:Loops & Samples

für Dubstep, Dub, Disco & Co.

BEATDVDÜber 8 GB Daten für Musiker!

Page 5: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

Beat 04 | 2018 • 5

TonespaceHut ab, Tonespace erweist sich im Studio als wahrhaft genialer Musik-Theo-

retiker, der, als VST oder AU in eine MIDI-Spur geladen, unermüdlich Akkor-

de analysiert und den Musiker bei der Findung von Ideen unterstützt.

www.mucoder.net win | mac

Retrox„Stranger Things“ lässt grüßen, begeistert doch der Retrox mit 1A-Re-

tro-Sounds, basierend auf rund 100 MB Original-Samples aus den Achtzi-

gern. Für die Veredlung sorgen FX und eine subtraktive Klangformung.

www.beatmaker.xyz win | mac

Cloudrum 1.0Als Basis für das Percussion-Instrument Cloudrum dient das 2007 von

Dennis Havlen erdachte Konzept einer Stahlzungen-Trommel, das klanglich

stark an die legendären Hang Drums erinnert. 1 GB Entspannung pur.

www.amplesound.net win | mac

Music Studio 2018Music Studio 2018 ist ein ausgereiftes Programm, um Musik-Dateien lexibel

zu bearbeiten und zu brennen. Das beliebte Rippen von CDs geht schnell

von der Hand und ergänzt fehlende Track-Info aus einer Online-Datenbank.

www.ashampoo.com win

Little-VDass Little-V ein wenig an Novations V-Station erinnert, ist kein Zufall. Wie

beim Vorbild donnern im VST-Klon drei Oszillatoren, gefolgt von einer cle-

veren Klangformung. Wir meinen: Reinhören!

bryntebengal.wixsite.com/infected-sounds win

Beatoskop: Felix Jaehn – Feel GoodFelix’ lang erwartetes Debütalbum begeistert mit ebenso mitreißenden wie

eingängigen Songs zwischen Pop und Melodic House. Beat baut drei Sounds

aus der Hit-Single „Feel Good“ nach.

www.felix-jaehn.com win | mac

HANK DRUM

ACHTZIGER!

CHORD FINDER

MIDI & PLUGS AUF DVD

VA-POWER

TOP CD-RIPPER

BEATDVDÜber 8 GB Daten für Musiker!

Page 6: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

6 Beat 04 | 2018

Standards003 Beat-DVD #148

Geile Sache: Air Music Tech Hybrid 3, Beat Roehrich 12AX7, Chillout Expander, 710 MB „EDM Punk“ sowie 1,8 GB Drums & Sounds für Dubstep, Dub, Disco & Co.

006 Inhalt

008 Navigator: Best of Beat #148

096 Filesharing – Label, Artist, Rezis

097 ExtraBeat – Händlerverzeichnis

Kompetenz vor Ort

098 Impressum

Beat 05|2018 erscheint am 04.04.2018

Musik & Technik010 Magazin – Fakten, Interviews, Produkte

040 Digitale Kultur: Fade-out

Ist der Fade-out am Ende? Von Produzen-ten geschmäht und von Hörern verachtet scheint das einstmals beliebte Produkti-onsmittel von der Bildläche verschwun-

den zu sein. Dabei war er noch vor knapp

zwei Jahrzehnten eine ungemein beliebte

Technik – und hätte auch in Zukunft in

den richtigen Händen weiterhin viel zu

bieten.

086 DJ-Interview: Mollono.Bass

Produzent, Live-Act, Booker, Label-Grün-

der und Veranstalter – Ronny Mollen-

hauer lebt seine Liebe zur Musik sehr

vielseitig aus. Als Mollono.Bass ist er

zudem ein gefragter Remixer und DJ.

Tobias Fischer sprach mit ihm über die

Kombination verschiedener Stile, Erinne-

rungen an exzessive Nächte und Remixe,

die dem Original schmeicheln.

WorkBeat016 Felix Jaehn – Feel Good

Sein Chart-Sound im Nachbau

Inhaltsverzeichnis

Entdeckt: Ken IshiiSeit nunmehr einem Vierteljahrhun-

dert ist Ken Ishii Japans Tech-

no-Botschafter. Nach einer Handvoll

klassischen Alben in den 90ern

widmete sich Ishii vor allem seiner

Karriere als DJ. Um so erfreulicher,

dass er nun mit einigen furiosen

EPs sein Comeback als Produzent

feiert. Beat sprach mit ihm über

seine lebenslange Leidenschaft für

Club-Musik, sein Studio und warum

er keine Kunst, sondern Unterhal-

tung machen möchte. Seite 32

Top-Mitmach-WorkshopsDVD: Air Music Hybrid 3Der Synth-McGyverSeite 42

Cubase-Tipps:Reverse-Tricks mit SamplerSeite 55

Studio Producer:Richtig pannen mit Split-StereoSeite 53

ELECTROOb mit Vierviertel-Bassdrum oder gebrochenen Beats, Vocal-Chops, knarzenden Sägezäh-

nen oder Wobble-Bässen – mittlerweile sind Electro-Sounds praktisch allgegenwärtig und

auch aus einer massentauglichen Klangästhetik nicht mehr wegzudenken. In unserem gro-

ßen Spezial lernen Sie nicht nur die verschiedenen Subgenres kennen, sondern erfahren

auch, wie Sie Schritt für Schritt mitreißende Electro-Tracks produzieren. Seite 20

INBEATInhaltsverzeichnis

Page 7: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

Beat 04 | 2018 7

042 Auf DVD: Air Music Hybrid 3

Die McGyver der Synths

044 Track-Spotlight

Top-Ten-Sounds aus Beatport & Co. dekonstruiert

046 Plug Insider

(Freie) Plug-ins entdeckt & erklärt

048 De-constructed mit Novation Peak

Nils Frahm – „For“

049 NI Maschine Producer

Arrangements in-the-box

050 DAW-Worklow

Automation mit Controllern II

051 Power Producer: FL Studio

Helfer für spannende Loops

052 Power Producer: Reason

Beats mit Grips aus Arps

053 Power Producer: Live

Pannen mit Split-Stereo

Beat-DVD 148Alle Achtung, die Crew von Air Music Tech

hat sich nicht lumpen lassen, und spendiert

Beat-Lesern die phänomenale Vollversion

des Synth-Allrounders „Hybrid 3“ im Wert

von 149 US-Dollar. Wer’s klanglich spezieller

mag, freut sich über die Beat-Eigenentwick-

lung „Roehrich 12AX7“ auf Basis von Stein-

bergs HALion Sonic SE. Sounds mit Haltung

gibt es im 710 MB großen Zampler-Pack na-

mens „EDM Punk“ und für alle anderen Mu-

sikstile hat die Redaktion noch 1,8 GB Loops

& Samples renommierter Klangschmieden

mit auf den Silberling gepackt. Nicht fehlen

dürfen Free- und Shareware, viele Klangbei-

spiele und Presets plus das Begleitmaterial

zu den Workshops. Seite 3

054 Power Producer: Studio One

Klarspüler für das Reverb

055 Power Producer: Cubase

Reverse-Tricks mit Sampler Track

SoftBeat058 Test: Korg Collection 2

Hat auch V2 das Zeug zum Klassiker?

059 Test: Zynaptiq Design Bundle

Drei Dinge auf einmal? Doch, das geht!

060 Neue Synth-Plug-ins

Aktuelles aus der Welt der VSTs & AUs

064 Test: Metropolis Ark 3

Spezialist für perkussive Klänge

065 Test: Scheps Omni Channel

Channel Strip von Andrew Scheps

066 Neue Efekt-Plug-ins

Efektöses für die VST- & AU-Schnittstelle

068 Aktuelle Free- und Shareware

Freie VSTs und AUs für das virtuelle Studio

HardBeat070 Desktop-Audio

Alles, was auf dem Desktop nützlich ist

072 Test: Behringer Model D

Moog-Killer zum Budget-Preis?

075 Test: ROLI Seaboard & Touch Block

Spielen und Modulieren in 5G

076 Test: Erica Fusion Drone System

Mit Dampf aus sechs Röhren!

078 Test: Roland D-05

(Neue) Linear-Synthese für den Desktop

080 Test: Korg Kronos 2

Der Workstation-Synthesizer-Hybride?

084 Test: Elektron Oktatrack mkII

Sampeln in zweiter Generation

On Stage088 Test: Reloop Touch

Vierdeck-Controller für VirtualDJ 8

089 Test: djay Pro 2

Neues Aulegen. Loht der Umstieg?

090 Test: Ebo Suite

DJing und VJing wachsen zusammen

092 Digital DJing

Hybrid-Sets in Live anlegen

093 EDM Builder

John Dahlbäck – Find A Home

094 Power Producer: Traktor Pro

Traktor mit Hardware syncen

095 Power Producer: Push-DJing

Producer-Tricks mit Beat Tools

Test: Behringer Model DJa, er kommt doch noch, der Behringer

Model D, der ganz ofensichtlich ein Klon

des berühmten Minimoog Model D sein

will. Rund ein Jahr nach der Vorstellung

des Prototyps auf der Berliner Superboo-

th geht der Analoge jetzt oiziell an den

Start. Hat er das Potenzial, zum Renner

2018 zu werden? Seite 72

Freunde werden?www.facebook.de/beat.magazin

Top Workshop-Videoswww.youtube.com/c/BeatMagazin

Die neusten News aufwww.beat.de

INBEATInhaltsverzeichnis

Page 8: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

SEIN CHART-SOUNDSO GELINGT

ELECTRO

BEAT.D E SKILLS FÜR MACHER M USIK PRODUKTION DJ-ING

#148

/04-

2018

AUF DVD

ROEHRICH 12AX7* DRECKSCHLEUDER FÜR LEADS

* Onli

ne-R

egist

rieru

ng er

ford

erlic

h

8,5 GB

FACEBOOK-FANS IRREN NICHT 3 2 5 3 3

ELECTRO DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN TESTS BEHRINGER MODEL D ROLAND D-05 KORG KRONOS 2 RELOOP TOUCH UVM

.04-2018

VIDEO DAW-WORKFLOW MIT ICON TESTS KORG COLLECTION | ARK 3 | KRONOS 2

ZAMPLER EDM PUNK* 710 MB BÄSSE & LEADS MIT HALTUNG

Get loud:

Dubstep, Dub, Disco & Co.

1,8 GB Sounds & Loops für

VOLLVERSION AIR MUSIC HYBRID 3*VA-SYNTH FÜR SCHRAUBER

SO GEHT’S!

BEHRINGER MODEL DMOOG-KILLER MIT WUCHT

ROLAND D-05LINEAR-SYNTHESEFÜR DEN DESKTOP

ON AIRINS RADIO KOMMTWIE IHR TRACK

STUDIO

MIT SAMPLER TRACKREVERSE-TRICKSCUBASE INSIDE

ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIERENDIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

FELIX JAEHNFEEL GOOD

D  6,

99 €

AT  

7,90 €

CH  

12,9

0 CHF

LUX

  8,2

0 € I

T  8,70

4 196779 606997

04

IM WERT VON

$ 149 

78 • Beat 04 | 2018

Test: Erica Fusion Drone SystemDas Fusion Drone System arbeitet mit sechs Röhren, die ordentlich Dampf machen und gebändigt werden wollen. von Kai Chonishvili

Features

Modularsystem aus:

Fusion VCO

Fusion Ring Modulator V2

Fusion VCF V2

Black Modulator

Fusion VCA V2

Black EG (ADSR)

Fusion Modulations-FX

104 HP Skif-Case

inkl. 20 Patch-Kabel

Das lettische Unternehmen Erica Syn-

ths hat sich in der Modularszene be-

reits einen Namen gemacht und

begeistert unter anderem mit Röhren-ba-

sierten Modulen der härteren Gangart.

Das Fusion Drone System widmet sich

genau diesem Genre und präsentiert sich

als Spezialisten für Röhren-Sounds, Dro-

nes und Noise.

ÜberblickMit dem Fusion Drone System bekom-

men Anwender ein komplettes Modu-

larsystem zum direkten Loslegen. Acht

Module hausen in einem hochwertig

verarbeiteten Gehäuse mit Seitenteilen

aus Holz, die alles mitbringen, um Bäs-

se, Leads, Pads, aber vorwiegend Drones

kreieren zu können: Oszillator, Ringmo-

dulator, Filter, Verstärker und Ensemble

aus der Fusion-Serie sowie LFO, Hüllkur-

ve und Multi aus der Black-Serie. Das Be-

sondere an diesem System sind die insge-

samt sechs verbauten Elektronenröhren,

mit denen der Klang drastisch verzerrt

werden kann. Auf diese Weise bekommt

das Modularsystem eine große Porti-

on Eigenleben und mehr als nur einen

Klangerzeuger, die immer für eine Über-

raschung gut sind – doch eins nach dem

anderen …

Hybrider OszillatorDer Fusion VCO ist ein hybrider Oszil-

lator und erzeugt auf digitale Weise die

Wellenformen Sinus, Dreieck und Recht-

eck, die sich über Kippschalter anwählen

lassen. Diese klingen schön kernig und

sind dank digitaler Schaltung stimmsta-

bil. Ein stufenloses Überblenden oder

getrenntes Abnehmen der Wellenfor-

men über CV-Ausgänge ist leider nicht

möglich. Schade! Allerdings gibt es ei-

nen zusätzlichen Waveshape-Regler, mit

dessen Hilfe jede Wellenform stufenlos

verändert werden kann, um auch dy-

namische Klangformungen zu ermögli-

chen. Über den eigenen CV-Eingang ist

es zudem möglich, die Wellenform-Än-

derung über externe Modulatoren – wie

beispielsweise einen LFO – zu beeinlus-

sen. Auch für die Oszillator-Frequenz

gibt es einen separaten CV-Eingang, wo-

mit metallisch-aggressive Sounds ohne

weiteres möglich sind.

Das Besondere an diesem Oszilla-

tor ist jedoch die doppelte Suboszilla-

tor-Schaltung, die über zwei (analoge)

Röhren das Signal in zwei unabhängi-

ge Sub-Oktaven unterteilt. Werden die-

se zum reinen Oszillator-Signal hinzuge-

mischt, klingt das Ergebnis richtig fett,

druckvoll und dreckig. Möchte man

nun noch Frequenzen in höheren La-

gen direkt rausfiltern und den Bass an-

dicken, so hilft der Colour-Regler wei-

ter. Dieser steuert die Cutoff-Frequenz

des passiven Tiefpassfilters, der eben-

falls im Oszillator Platz gefunden hat.

Doch nun kommt der Clou: über den

Audioeingang des VCOs kann man auch

Samples/Drum Machines etc. einschlei-

fen und über den Röhren-basierten Sub-

oszillator ein analoges Fundament hin-

zufügen, welches auf dem externen

Signal basiert. Somit eignet sich der Fu-

sion VCO nicht nur zu Kreation deftiger

Wellenformen, sondern auch zum An-

dicken und „Analogisieren“ externer

Signalquellen.

RingmodulatorDas zweite Modul des Fusion Drone Sys-

tem heißt Fusion Ring Modulator, der

auf Basis zweier Signale einen „neuen“

Sound generiert und diesen über einen

Audio-Ausgang ausgeben kann. Wie für

einen Ringmodulator gewohnt, können

die Ergebnisse leicht metallisch und „spa-

cig“ klingen. Entgegen dem Standard in-

det man auch hier wieder eine verbaute

Röhre, die bei höheren Pegeln angeneh-

me und sehr gut klingende Verzerrungen

erzeugt. Der Colour-Wahlschalter fügt

dabei entweder mehr oder eben weniger

Obertöne hinzu. Generell eignet sich die-

ser Ringmodulator hervorragend dazu,

einem Grund-Sound eine mystische

Klangschicht aufzutragen, die ins Unbe-

rechenbare abdriften kann.

Für die Form: FilterGeht man beim Fusion Drone System

weiter nach rechts, so landet man beim

Fusion VCF, dem Tiefpass-Filter mit

wählbarer Flankensteilheit (12dB bzw.

24dB). Dieser verfügt zudem über drei se-

parate Audioeingänge, die sich in ihrem

Eingangs-Level unabhängig steuern las-

sen und das Filter um eine Mixer-Funk-

tion ergänzen. Generell iltert der Fusion

Alternative

S-2000 Synthesizer 1900 Euro

www.metasonix.com

Fakten

Hersteller: Erica Synths

Web: www.ericasynths.lv

Bezug: Fachhandel

Preis: 2329 Euro

J hochwertiger (Röhren-)Sound

J sehr gute Verarbeitung

J unkonventioneller Klangerzeuger

n kein Osc.-Finetuning

n starkes Rauschen beim Ensemble-Modul

n nur ein CV-Eingang beim VCF & VCO

Klang: Verarbeitung: Preisleistung:

Gesamt:

Das Fusion Drone System ist kein Modularsystem für schwache Nerven, denn hier sind Übersteuerungen, Feedback-Schleifen und Resonanz-Ausbrecher an der

Tagesordnung.

HARDBEATTest: Erica Fusion Drone System

Beat 04 | 2018 • 77

D-50-KlangerzeugungDie im D-05 verbaute Klangerzeugung entspricht bis

ins kleinste Detail dem Vorbild D-50, der Klon ist da-

her Patch-kompatibel. Es gibt pro Stimme zwei Tones

(Upper/Lower), die jeweils aus zwei Partials beste-

hen. Ein Partial nimmt eine vergleichbare Rolle mit

einem Oszillator eines analogen Synthesizers ein und

kann die Wellenformen Sägezahn oder Pulswelle er-

zeugen. Beide Wellenformen (auch die SAW!) sind für

lebendigere und volle Klänge in der Pulsweite mo-

dulierbar. Ein Tiefpassilter, Hüllkurven und LFO for-

men den Klang. Neben dieser klassischen subtrakti-

ven Synthese in digitaler Form kann ein Partial aber

auch ein kurzes Sample abspielen. Auch wenn es

heutzutage schwer nachvollziehbar ist: Ende der 80er

Jahre lechzten die Musiker nach Synthesizern, die

glasklare und durchsetzungsfähige Sounds und mög-

lichst naturgetreue Nachbildungen von Naturinstru-

menten wie Klavier liefern konnten – also genau die

Klänge, bei denen sich die gängigen Analogsynthe-

sizer schwer taten. Da Speicherplatz aber teuer war,

entwickelte Roland die innovative LA-Synthese und

kombinierte dabei typische Analogklänge mit kurzen

Samples. So kann ein Analogsynth zwar einen schö-

nen Streicherteppich erzeugen, das charakteristi-

sche Streichen des Bogens über die Saiten einer Vio-

line aber nicht überzeugend nachbilden. Und da das

menschliche Ohr dem Anfang eines Klanges beson-

dere Aufmerksamkeit widmet, hat Roland zum Spa-

ren von Speicherplatz dem D-50 und natürlich auch

dem D-05 jede Menge sehr kurzer Attack-Samples

spendiert, die genau diese prägende Anfangsphase

des Sounds abbilden. Für den Bauch des Klanges ist

dann die subtraktive Synthese verantwortlich.

Hybrid-SynthesizerDieses Hybrid-Konzept machte den D-50 direkt

nach Erscheinen zu einem absoluten Renner. Allein

die Presets wurden damals gefühlt in jedem zweiten

Song im Radio und fast jedem Werbe-Jingle einge-

setzt, bis ein Jahr später mit der Korg M1 der nächs-

te Digital-Bestseller erschien. Auch heutzutage ist

die Kombination durchaus noch interessant, und

zwar nicht nur für Nostalgiker. Aufgrund der oben

bemängelten komplizierten Bedienung steht aber

zu befürchten, dass sich kaum jemand die Program-

mierung eigener Sounds antun wird und der D-05

wie sein Vorbild zur reinen Preset-Schleuder ver-

kommt. Immerhin hat Roland dem D-05 zusätzliche

Presets inklusive der optionalen Expansion-Karten

und auch moderne Variationen spendiert, sodass

mehr Auswahl als beim Original besteht und nicht

allein auf die altbekannten Standardsounds zurück-

gegrifen werden muss. Die klanglichen Stärken des

D-05 liegen bei glockigen Flächen (Fantasia), Pads

(Soundtrack), allen Arten „röchelnder“ Sounds so-

wie dank einiger kurzer Loops im Samplespeicher

auch Digitalsequenzen und Efekten. Das Digitalil-

ter hat ebenfalls einen ganz besonderen Klang mit

hohem Wiedererkennungswert vor allem bei höhe-

ren Resonanzwerten, der sich deutlich von klassi-

schen Analogiltern abhebt.

Eingebaute EfekteEine weitere Besonderheit, die ebenfalls einen er-

heblichen Beitrag zum Erfolg des D-50 geleistet

hat, war das eingebaute Efektgerät. Zum damali-

gen Zeitpunkt gab es in bezahlbaren Synthesizern

bestenfalls ein Delay oder einen Chorus. Der D-50

bot aber neben einen Stereochorus (der noch wei-

tere klassische Modulationsefekte wie Flanging be-

herrschte) auch einen eingebauten Stereohall sowie

einen einfachen Equalizer. Diese Efekte sind auch

im D-05 vorhanden, sind aber eher als nette Zuga-

be zu betrachten. Hier bieten aktuelle Digitalefek-

te deutlich besseren Klang, und die Efekte des D-50

haben auch nicht den Charakter und Charme bei-

spielsweise eines analogen Juno-Chorus.

Step-SequenzerEin besonderes Extra hat Roland dem D-05 spen-

diert, was sich viele bestimmt auch schon im D-50

gewünscht hätten: Einen polyphonen Step-Se-

quenzer. Bis zu 64 Schritte lassen sich Step-by-Step

eingeben. Die 16 unteren Tasten dienen als Lauf-

lichtanzeige und erlauben das Aktivieren und De-

aktivieren einzelner Steps. Der Sequenzer verar-

beitet allerdings nur Tonhöhe, Notenlänge und

Shule-Intensität, aber keine Automation einzel-

ner Parameter wie Filter-Cutof. Dafür bietet er zu-

mindest verschiedene Abspielrichtungen. Alterna-

tiv zum Sequenzer gibt es auch einen Arpeggiator

mit Hold-Funktion.

Als weiteres Performance-Feature wurde vom

D-50 die Chase-Funktion übernommen. Dies ist

quasi ein MIDI-Delay, wie es in älteren Digitalsyn-

thesizern oftmals als kostengünstigere Alternative

für einen „echten“ Audioefekt eingesetzt wurde.

Im Prinzip wird hierbei eine gespielte Note erneut

getriggert, meist mit absteigender Lautstärke/Velo-

city, um einen Echo-Efekt zu erzeugen. Klingt zu-

nächst nicht sehr spannend, allerdings wechseln

sich beim D-50 und auch beim D-05 dabei Lower

und Upper Tone ab, was interessante Klangvariati-

onen ermöglicht.

Klon oder Original?Wenn Klangerzeugung und Bedienung identisch

sind, weshalb sollte man dann zum D-05 greifen

und nicht zum Original oder dessen tastaturloser

Variante D550? Diese Frage hat sich bei den bis-

herigen Boutique-Geräten nicht gestellt,

da ein Jupiter-8 oder eine TR-808

nur schwer und zum vielfachen

Preis auf dem Gebrauchtmarkt

zu ergattern sind. Beim D-50

sieht dies aktuell anders aus, auf-

grund seiner hohen Verkaufszah-

len und dem geringeren Kultstatus ist er re-

lativ leicht und zu einem vergleichbaren Preis zu

bekommen.

Vorteil des D-05 ist das platzsparende und

transportfreundliche Format, hinzu kommen der

Step-Sequenzer/Arpeggiator sowie die moderne-

ren Anschlüsse. Zudem ist der D-05 dank moder-

nerer Technik auch nahezu rauschfrei. Dafür teilt

der D-05 aber auch das gleiche Schicksal seiner Ge-

schwister aus der Boutique-Serie: Er klingt unver-

kennbar nach dem Original, und Sounds lassen sich

durchaus ähnlich nachbauen. Es fehlt aber das letz-

te Quäntchen Charme und Charakter, das die Vor-

bilder auszeichnet. Bei der digitalen Nachbildung

analoger Schaltkreise ist das aus unserer Sicht noch

eher nachvollziehbar als bei der Neuaulage eines

digitalen Synthesizers. Aber bei unserem Vergleich

zwischen dem D-05 (bereits im „Original“-Mo-

dus) und D-50 klang Letzterer einfach ein Stück-

chen druckvoller, runder und voller, und selbst der

oben bereits erwähnte V-Synth mit D-50-Emulator

war klanglich etwas dichter am Original dran. Aber

das ist alles natürlich hochgradig Geschmackssa-

che, es gibt sicherlich auch einige, denen der etwas

sterilere und rauschfreie Klang des D-05 besser ge-

fällt oder die den klanglichen Unterschied für un-

wesentlich erachten. Wer z.B. regelmäßig mit ei-

ner Top40-Band tourt und für die Hits der 80er und

90er die typischen D-50-Presets benötigt, wird den

kompakten und robusten D-05 lieben! Für Studio-

produzenten wäre allerdings das D-50-Plug-in, das

Roland über seine Cloud anbietet und das dank auf-

klappbarer Bedienoberläche eine deutlich bessere

Bedienung bei gleicher Klangqualität ermöglicht,

wohl die bessere Wahl.

FazitDer D-05 von Roland hinterlässt im Test ein ge-

mischtes Bild. So reizvoll ein D-50-Nachbau mit sei-

nen typisch nasalen Röchelsounds, den glasklar-di-

gitalen Klängen und den Hybrid-Sounds ist, so

unattraktiv ist die Bedienung geblieben. Hinzu

kommt, dass klanglich nicht ganz der Druck und

Charakter des Originals erreicht wird. Für den D-05

spricht das kompakte Format und der zusätzliche

Step-Sequenzer, Nostalgiker sollten aber besser zum

Original greifen und Laptop-Nutzer inden in dem

D-50-Plug-in von Roland eine bessere Alternative. r

Der D-05 ist

kompatibel zu dem

optionalen Keyboard K-25m,

das Bedienfeld kann in zwei

Winkeln aufgestellt werden.

HARDBEATTest: Roland D-05

Weitere Infos:

DVD-VOLLVERSION IM FOKUS

Gratis auf DVD: Air Music Tech Hybrid 3

Der McGyver unter den SynthsAuf den ersten Blick ist der Hybrid 3 ein gefälliger Subtraktiver mit zwei Layern zu drei Oszillatoren, Hüllkurven und LFOs. Auf den zweiten Blick aber zeigen sich die wahren Features: Wavetables, ein Sequenzer mit MIDI-Import, Multi-Filter mit Drive-Sektion, über 40 Efekte(!) und jede Menge Raum für Modulationen. Das Ergebnis: Ob Synths, Bässe, Pads, ob weich gespült oder knüppelhart, mit Arpeggio oder ohne, trocken oder mit vielen Efekten – Hybrid 3 empiehlt sich als vielseitiges Arbeitstier. Ihr neuer Lieblings-Synth! von A. Bota-Weber & M. Scherer

www.airmusictech.com

Seriennummer: www.serialcenter.de FilterZwei Filter mit zahlreichen

Modi lassen sich parallel

oder in Reihe schalten. Ein

Highlight: die vielseitige

Distortion-Sektion.�

OszillatorenJeder Part bietet

drei Oszillatoren

mit unzähligen

Wellenformen, zwei

davon sogar mir

Wavetables.�

SequenzerDer Hybrid 3 verfügt

nicht nur über die

beiden Sound-Parts

A und B, sondern in-

tegriert in jeden auch

noch einen umfang-

reichen Arpeggiator

und Mod-Sequenzer.�

ModulatorenNeben dem Sequenzer bietet

Hybrid 3 auch zwei Hüllkurven

sowie drei LFOs zur Modulation

diverser Ziele.�

MorphingVier Morph-Potis erlau-

ben das Konzentrieren

von verschiedenen Mo-

dulations-Verknüpfunge-

na auf einen Regler.�

AmpWie jeder Subtraktive bietet auch der Hybrid

3 eine Amp-Sektion. Das Besondere sind die

globalen Efekte Chorus, Delay und Reverb.

Die FX-Sektion selbst begeistert darüber

hinaus mit über 40 Einzel-Efekten.�

42 • Beat 04 | 2018

AUDIODEMO UNTER bit.ly/EDMremix

fi nden, natürlich kostenlos. Ausserdem ist uns Artikel und Videos gefunden werden können. Durch die Greensafe Zertifi zierung stellen wir sicher,

WARUM GIK ANDERS IST

1 Satter Lead-SoundDruckvoll soll er sein und schön breit.

Also stapeln wir für den Anfang mehre-

re Oszillatoren auf verschiedenen Oktaven

übereinander. OSC 1 transponieren wir mit

SEMI +24 zwei Oktaven höher, OSC 3 und

den SUB drehen wir voll auf. Als Wellenform

wählen wir Tri(angle), die liefert ein super

Fundament. Drehen Sie CUTOFF bis auf etwa

9 Uhr herunter, den ENV-Regler dafür auf

volle Pulle. 1

4 Zweites FilterWechseln Sie zurück zum Part A, klicken

auf die 2 neben FILTER und wählen bei

ROUTING die Option Serial. Damit läuft Filter

1 durch Filter 2. Als TYPE wollen wir einen

Hochpass (z.B. HP4), CUTOFF stellen wir

auf 10 Uhr, damit die Tiefen abgeschnitten

werden. Mit RESO auf 1 Uhr wird das Filter

knackiger. Jetzt muss nur der Bass wieder

her und den holen wir aus der Engine von

Part B. 1

2 FilterDamit das Filter kurz öfnet, ziehen wir

den zweiten weißen Punkt (Decay) bei

FILTER ENV nach unten und soweit nach

rechts, bis 700 ms für erreicht sein. Als

DISTortion-Modul beim Filter wählen wir

Rectify und drehen der Regler voll auf. Das

macht den Sound so richtig bratzelig. Die

gewünschte Stereobreite erzeugen wir über

die Efektsektion. Klicken Sie auf EFFECTS

und wählen Quad Chorus für Part A. 1

5 Sub-BassOSC 1 und 2 LEVEL fahren wir dort auf

null, dafür OSC 3 LEVEL auf Maximum.

Auch hier wählen wir wieder Tri(angle) als

Wellenform und transponieren den Oszillator

per OCTAVE -1 eine Oktave herunter. Jetzt

rappelt es auch wieder untenrum. Wenn Sie

den Bass auf die Kick legen wollen, fahren Sie

in Part A und B bei AMPLIFIER ENV die At-

tack auf etwa 500 ms zurück. Damit schleppt

der Bass dann schön. 1

3 Stereo-EfekteSchon mit den Standard-Einstellungen

zieht der Chorus den Sound angenehm

in die Breite, ohne ihn aufdringlich zu ma-

chen. In den INSERT 2 laden wir das Room

Reverb, fahren MIX auf 10 Uhr zurück, TIME

fast auf Minimum, Lowcut auf null und SIZE

auf etwa 1 Uhr. Mission erfüllt, allerdings ha-

ben wir jetzt extrem schwammige Tiefen, da

auch der Bass den Chorus abbekommt. Hier

hilft FILTER 2. 1

6 Mehr AggressionTipp: Wenngleich der Bass jetzt schon

mächtig ausfällt, können Sie ihn noch

eine Spur aggressiver machen, indem Sie

OSC 2 von Part A mit SEMI +12 eine Oktave

nach oben transponieren (diese Oktave

haben wir bislang noch nicht belegt), SHAPE

auf etwa 12 Uhr stellen und ihn nach Belieben

beimischen. Auch OSC 1 LEVEL können Sie

voll aufdrehen und NOISE beimischen, um

noch mehr Fülle rauszuholen. r

WORKBEATWorkshop: Air Music Tech Hybrid 3

Beat 04 | 2018 • 43

ABSORPTION DIFFUSION ISOLATION

DIE BESTEN TOOLS SIND

unplugged.

+49 (0) 69 96759110Bestellen Sie direkt in unserem Onlineshop

GIK Acoustics Produkte werden nach hohen QUALITÄTSSTANDARDS gefertigt. Wir sind stolz auf unsere INNOVATIVE

und kreative Produktreihe, welche wir stetig erweitern. Die Schallabsorptionswerte unserer Produkte sind unübertroffen.

Die BERATUNG unserer Kunden liegt uns sehr am Herzen! Wir helfen ihnen dabei, die richtigen Produkte für ihren Raum zu

fi nden, natürlich kostenlos. Ausserdem ist uns BILDUNG sehr wichtig, weshalb auf unserer Webseite zahlreiche informative

Artikel und Videos gefunden werden können. Durch die Greensafe Zertifi zierung stellen wir sicher, UMWELT- UND

GESUNDHEITSFREUNDLICHE Produkte anbieten zu können. Dies alles zu einem FAIREN PREIS!

WARUM GIK ANDERS IST

PATENTIERTViele unsere Produkte sind patentiert und werden an der Salford University

in Manchester getestet.

BRANDSCHUTZKLASSE A IN DEN USA

Unsere Produkte sind in den USA unter Brandschutzklasse A eingestuft.

GREENSAFEWir nutzen natürlich vorkommende und

/ oder recycelte Rohmaterialien. Alle Klebstoffe sind auf biologischer Basis hergestellt und frei von Formaldehyd.

-Rupert Neve Studio HQ -Bob Katz, Mastering Engineer - Luca Barassi, Abbey Road Institute.

“Der klangliche Unterschied nach der Installation der GIK Acoustics Produkte ist verblüffend.”

“Die GIK Acoustics Monster Bassfalle war das perfekte Werkzeug, um eine Resonanz in meinem Studio B zu entfernen.”

“Waren wir in der Lage, eines unserer Studios sehr zeitnah einzurichten und das auch noch mit großem Erfolg. ”

WARUM GIK ANDERS IST

KOSTENLOSE AKUSTISCHE

BERATUNG

gikacoustics.de

34 • Beat 04 | 2018

Entdeckt: Blindsmyth

Die Magie des menschlichen SwingsAuf seinem Debüt als Blindsmyth forscht Simon Schmidt an der Grenze zwischen melancholischem Post-Dubstep und sensiblem Pop nach der perfekten Kombination aus Konzept und Gefühl. Dafür bastelt er an seinen eigenen Instrumenten – und baut gerne versteckte Botschaften in seine Musik ein. von Tobias Fischer

Die meisten Produzenten suchen Inspiration

gemeinhin auf den Online-Seiten gut sortier-

ter Equipment-Händler. Simon Schmidt sucht

sie in der Ferne. Als ich im Dezember meine Inter-

viewanfrage an ihn verschicke, ist er gerade für ei-

nen mehrwöchigen Trip in Uganda und Kenia, ei-

nen Aufenthalt, der Urlaub und Forschungsprojekt

miteinander verbindet. Der Aufschub erweist sich

schließlich als Segen, gibt er mir doch die Zeit, mich

immer tiefer in das Debüt-Album hineinzuhören,

das er unter dem Namen Blindsmyth aufgenom-

men hat: Ein facettenreiches, unglaublich ambiti-

oniertes, einstündiges Gesamtkunstwerk aus leicht

federnden Club-Beats, klappernden Polyrhythmen,

aus einem virtuellen akustischen Kammermusi-

kensemble und schwebend harmonisierten Vo-

cals. Dass das Ganze funktioniert, nicht auseinan-

derbricht, einen stattdessen sanft umschlungen hält

und niemals anmaßend wirkt, ist nur eines der vie-

len Wunder, die diese Scheibe zu bieten hat. Auch

wenn es über einen Zeitraum von mehreren Jahren

und in verschiedenen Städten aufgenommen wur-

de, ist „Blind“ kein klischeehaft-zusammengestü-

ckeltes Multikulti-Album, wie es beispielsweise in

den frühen 90ern hätte entstehen können. Doch

es ist durchaus das Dokument einer Reise – wenn-

gleich eher einer „persönlichen, selbstrelektieren-

den“, wie mir Simon nach seiner Rückkehr nach

Berlin erzählen wird.

Wir treffen uns für das Gespräch in seiner

Wohnung, einem Hobbithaus-ähnlichen Hinter-

hof-Anbau, klein aber einladend, warm und ge-

mütlich. Während es draußen bereits dunkel wird

und im hinteren Bereich seine teilweise selbst ge-

bauten Instrumente auf uns warten, kocht mir Si-

mon in der Küche einen Tee mit frischen Kräutern

und berichtet von der kreativen Energie, die er in

Afrika getankt hat. Der Besuch hatte zunächst gar

keine musikalische Motivation, galt vielmehr seiner

Freundin, die in der ugandischen Hauptstadt Kam-

pala – einer sympathischen, modernen Metropole

von 1,5 Millionen Einwohnern – lokale Mode-De-

signer unterstützt. Eher durch Zufall kam der Kon-

takt zu der ugandischen Plattenirma Nyege Nye-

ge zustande, die unter der Aufsicht ihrer Betreiber

Arlen Dilsizian und Derek Debru mit einem visio-

nären Electro-Sound aus afrikanischen Trommeln

und westlicher Club-Kultur zu einem Insider-Ge-

heimtipp geworden ist. Schmidt entschließt sich

kurzerhand, anlässlich einer Label-Nacht vorbei

zu schauen und ist von der Vielseitigkeit und In-

tensität der Musik sowie dem kreativen Umgang

der ugandischen Live-Acts mit ihrem Equipment

fasziniert: Nur mit Virtual DJ und einer Maus ent-

stehen hier auf einem hervorragenden Sound-Sys-

tem einzigartige Elektronik-Ansätze zwischen ex-

perimentellem House und wuchtigem Hard-Core.

Später geht die Fahrt dann nach Kenia weiter, doch

wird ihr Bus wegen eines vorübergehend verhäng-

ten Nachtfahrverbots unterwegs aufgehalten, man

verliert wertvolle Zeit. Dennoch hinterlassen die

wenigen Tage vor Ort bleibende Eindrücke: „Kenia

hat eine sehr ausgefeilte Kultur. In Uganda läuft im

Radio vor allem Plastik-Dancehall, in Kenia spielt

man auch traditionellere Sachen. Das Land hat

eine markante Esskultur. Man indet dort starke in-

dische und arabische Einlüsse. Ich hatte den Ein-

druck: So wie das Essen gewürzter ist, ist auch die

Musik ausgefuchster!“

Musikalische Sinnsuche

Auf „Blind“ ist von diesen Eindrücken noch keine

Spur. Die Scheibe macht eher einen hermetisch ver-

schlossenen, intimen Eindruck. Für Schmidt mar-

kiert sie den aktuellen Endpunkt einer sehr privaten

musikalischen Sinnsuche, die in seiner Heimatstadt

Schweinfurt beginnt. Sein Vater Lorenz ist ein an-

gesehener Komponist und Gitarrist, Simon erlernt

schon früh verschiedene Instrumente, gründet mit

Freunden die Bands Into Black Mirror und Maeror.

Auch, wenn diese eher hartes, schleppendes Doom-

und Crust-Metal-Territorium beackern, wird bereits

in dieser Phase die Basis für seine spätere Leiden-

schaft für elektronische Klänge gelegt: „Uns ging

es mit unseren Songs um etwas Atmosphärisches,

Träumerisches. Mich interessiert auch heute eher

das Physikalische von elektronischer Musik. Bei

Doom geht es gar nicht so sehr um Brutalität, son-

dern um das Mächtige, das Gefühl für den Klang,

die tiefen Frequenzen.“ Während der Aufnahmen

zu dem ersten Into-Black-Mirror-Album (das letz-

ten Endes in der Schublade liegen bleibt, weil sich

die Band vorher aulöst) nimmt Simon die Datei-

en mit zu sich nach Hause, schichtet am Rechner

seines Vaters die Gitarren übereinander, program-

miert Schlagzeugspuren, legt mit VSTs eingespiel-

te Keyboardlines darüber und de- und rekonstru-

iert die Songs in der DAW. Irgendwann entdeckt er

Aphex Twin für sich – es soll der Beginn einer musi-

kalischen Neuerindung sein, die 2015 in der Grün-

dung von Blindsmyth kulminiert.

Auf der Universität im niederländischen Gro-

ningen, für die er sich aufgrund ihrer Kombinati-

on aus technischem Know-how und angewandtem

Wissen entscheidet, werden diese ersten Ansät-

ze schon rasch vertieft. Dabei heißt das Projekt zu-

nächst Farbenrausch und hat noch keinen sehr klar

umrissenen Rahmen. Zusammen mit einem visuel-

len Künstler entstehen psychedelisch angehauchte

Performances, bei denen die Besucher durch schil-

lernde Projektionen auf dem Boden eines Aquari-

ums zu tanzen scheinen. Eine grobe stilistische Ori-

entierung bieten die Post-Dubstep-Melancholiker

von Mount Kimbie und Gold Panda, die ebenfalls

von einer Mischung aus Tanzbarkeit und Kopfki-

no, von Energie und Melancholie leben. Doch ent-

deckt Simon im Laufe der Zeit, dass ihm ein anderes

Element in seiner eigenen Musik sogar noch mehr

am Herzen liegt: Die Einbettung dieser clubbigen,

stets von einer warmen Four-to-the-Floor-Kick ge-

tragenen Tracks in ein persönliches Konzept: „Field

Recordings spielen bei Blindsmyth eine wichti-

ge Rolle. Die ganzen Percussions sind aus Alltags-

gegenständen entstanden.“ Er klopft kurz auf den

Tisch. „Okay, das klingt jetzt nicht so spannend,

aber nimm beispielsweise den Schlüsselbund hier.

BEATPERSONALITYEntdeckt: Blindsmyth

Oder ...“ er bewegt sich zum Fenster, „die Heizung

… Diese Sounds haben sehr viel Charakter. Teil-

weise haben sich daraus auch Konzepte ergeben.

Der Opener „Secret Walls“ hat beispielsweise in

Schweinfurt angefangen, bei einer Performance in

einem Bunker. Nach dem Auftritt kam mir die Idee,

das als Metapher zu sehen: Jeder Mensch hat einen

„Struggle“, etwas, was er in seinem eigenen Bun-

ker zu verbergen versucht. Ich fand es eine interes-

sante Idee, eine Einheit zu schafen, zwischen den

Texten und den Sounds. Das Stück besteht in sei-

ner aktuellen Version mit Ausnahme der Vocals zu

100% aus Zoom-Klängen.“ Für „Wacklige Brücken“

samplet er ebenso passend die berühmte Rotterda-

mer Erasmus-Brücke, eine imposante Schrägseil-

konstruktion, welche die Nieuwe Maas überspannt:

„Ich habe mich dabei aufgenommen, wie ich gegen

die Pfeiler der Brücke geschlagen habe. Es ist kein

essenzielles Element, wichtig aber war es mir trotz-

dem. Ich weiß es auch als Hörer eigentlich immer

zu schätzen, wenn man in die Musik eintauchen

kann, wenn es eine Balance aus Konzept, Ästhetik

und Gefühl gibt.“

Spuren der VergangenheitWer genau hinhört, wird sogar seine Bandvergan-

genheit in den zehn Tracks des Albums erkennen.

Obwohl sich der Endabmischungs-Prozess man-

cher Stücke bis zu vier Jahre hinzog und Schmidt

im letzten Abschnitt sogar erneut in die Arrange-

ments einstieg, um der fertigen Scheibe den end-

gültigen Schlif und einen gleitenden Flow zu verlei-

hen, ist ihm ein Live-Gefühl, eine Art menschlicher

Swing unglaublich wichtig: „Der Swing macht es für

mich erst lebendig. Maschinen quantisieren alles.

Das ist natürlich auch eine gewisse Ästhetik, aber es

ist eben nicht alles.“ Diese Liebe für den Groove hat

er auf seiner aktuellen Afrikareise sogar noch ver-

tieft, bei der auch einige gut gelaunte Jam-Sessions

aufnahm: „Ich fand es unglaublich interessant, wie

die Musiker dort mit Trommeln einen Techno-Beat

erzeugen. Die Musik kehrt wieder an ihre Ursprün-

ge zurück. Ich persönlich fände es spannend,

wenn Elektronikmusiker mehr in Echtzeit mit

akustischen Musikern spielen. Bei vielen Gerä-

ten fehlt ein Tap-Tempo. Ich fände es gut, wenn

es kein statisches Metronom gäbe, sondern dass

du mit dem ersten Loop eine Referenz schafst

und das Gerät daraus eine Clock erstellt.“ Aus

diesem Grund bastelt Schmidt im Studio auch

an seinen eigenen Instrumenten, baut sich

in einem anderthalbjährigen Trial-and-Er-

ror-Prozess ein tragbares Inspirations-Tool

mit Loop-Funktionen, Efekten und einem

bemerkenswert klaren Speaker („Mir ist er

schon zu clean“, gibt Schmidt zu, „ich hät-

te gerne noch ein bisschen mehr Crunch“).

Und nutzt vor allem die Gitarre als Interface,

mit der er sämtliche Harmonien und Melo-

dien einspielt – in seinem Set-up beindet

sich kein einziges Tasteninstrument. „Ob-

wohl Push ja eine Art Tasteninstrument

ist“, lacht er, „Das Spielerische habe ich

eher mit der Gitarre. Und im Zweifelsfall

weiß ich halt auch, welche Töne ich haben

will. Dann zeichne ich schnell die MIDI-No-

ten ein. Ich höre es schon im Kopf und muss

es dann nur reinkloppen.“

Schnell reinkloppen wird er aber ganz

bestimmt auch das nächste Album oder die

nächste EP nicht, über die er bereits nach-

denkt und in die er wohl auch die Jam-Ses-

sions einließen lassen wird, die er in Ugan-

da mit einem Harfenspieler aufgenommen hat.

Denn wenn er aus seiner langen Reise zum ers-

ten Album etwas gelernt hat, dann dies: dass sich

Ausdauer und Geduld letzten Endes auszahlen. r

www.facebook.com/blindsmyth

www.cosmicsociety.de

» Ich weiß es zu schätzen, wenn man in die Musik eintauchen kann. Wenn es eine Balance aus Konzept,

Ästhetik und Gefühl gibt. «Begibt sich für seine

Musik gerne in entlegene

Winkel: Simon Schmidt

alias BlindsmythBeatoskop: Felix Jaehn – Feel Good

»Ich habe 200 Demos pro Tag verschickt!«Er ist seit vier Jahren erfolgreich im Musikgeschäft und produzierte bereits mit Größen wie Steve Aoki und Herbert Grönemeyer. Nun bringt der DJ und Produzent Felix Jaehn sein erstes Album heraus. von Mario Schumacher und Thomas Raukamp

DJs, so geht die alte Mär, schlagen sich die Näch-

te um die Ohren und halten sich mit viel Alko-

hol und diversen Aufputschmitteln wach, um

danach erschöpft in einem Hotelbett und besten-

falls mit irgendeinem weiblichen Fan einzuschla-

fen – immer auf der Flucht vor dem Jetlag, die dunk-

len Augenringe hinter der Sonnenbrille verbergend.

Felix Jaehn ist der Prototyp einer neuen Gene-

ration an der Schnittstelle zwischen Plattenaule-

gern und Musikproduzenten. Fragt man ihn, was

auf seinen Club-Abenden und Tourneen auf keinen

Fall fehlen darf, so verweist er auf „gesundes Essen

und Trinken“. „Der Entsafter für Smoothies und le-

ckere Getränke“, so verrät der Musiker, auf den seit

seinem 2014er-Remix des Songs „Cheerleader“ des

jamaikanischen Reggae-Sängers Omi vor knapp

vier Jahren die Gold- und Platin-Auszeichnungen

nur so niederregnen, dem „Oberstufen-Magazin“

„Absolut Karriere“ in einem Interview.

Soundtrack der Generation FunktionFelix Jaehn schreibt den Soundtrack für eine Ge-

neration, die ihre Jugend und Adoleszenz längst

nicht mehr an ihren Exzessen misst. Die sich am

Sonntagmorgen lieber im Fitnesscenter für die he-

rannahende Woche stählt, statt ihren Rausch der

zurückliegenden Samstagnacht auszuschlafen.

Und die genau auf ihren optimalen Abitur-Schnitt

hin plant, statt sich irgendwie bis zum Studium

durchzumogeln.

Der gebürtige Hamburger Felix Jaehn brach

nach seinem Abitur im Alter von 17 Jahren nach

London auf, um am Point Blank Music College, das

auch schon Leona Lewis und Goldie besuchten,

„Musikproduktion und Musikwirtschaft“ zu studie-

ren. „Ich war das erste Mal länger als drei Monate

von zu Hause weg“, erinnert sich der heute 23-Jäh-

rige. Eine Zeit der Veränderung begann. Musste er

vorher auf Abipartys alles aulegen, was irgendwie

die Tanzläche füllte, deinierte Jaehn nun seinen

eigenen Sound. Und lernte mit Deep House eine

langsamere und intensivere Form des House ken-

nen, die sich mit ihren Melodien von der reinen

Funktion absetzt. Diese Begeisterung führte ihn

schließlich zu einem Support-Set im „Ministry of

Sound“, dem vielleicht berühmtesten und größten

Nachtclub der britischen Hauptstadt.

Zurück in Deutschland, schlug Felix Jaehn zu-

nächst sichere Pfade ein, studierte in Berlin. In den

Vorlesungen schob er aber lieber Beats zusammen

und verschickte Musik an Freunde und Plattenir-

men, als sich den Vorlesungen der BWL zu wid-

men. Also verließ er die Humboldt-Universität, um

sich bei dem Hamburger Label Edel um ein dua-

les Studium zu bemühen. Antreten musste er es nie

– der Erfolg kam ihm zuvor. Und der strahlte bald

bis in die USA – sogar der heutige Bundespräsident

Frank-Walter Steinmeier gratulierte dazu – natür-

lich standesgemäß auf Facebook.

ZeitverschwendungAnders würde Felix Jaehn heute wenig machen.

Wahrscheinlich würde er aber nicht mehr so viel

Zeit verlieren – um etwa ganz klassisch Demoauf-

nahmen an Plattenirmen zu versenden. „Teilweise

habe ich 200 E-Mails mit Songs pro Tag verschickt“,

sagt er. Viel eizienter erwies sich hingegen der

Weg, seine Stücke in dem Musik-Netzwerk Sound-

Cloud hochzuladen, von wo aus sie sich auf Fa-

cebook, Twitter und auf Blogs verbreiteten und

schließlich auch in die Ohren der Industrie ge-

langten. Jaehn: „Die Plattenirmen werden zum Bei-

spiel durch Blogcharts wie ,Hype Machine’ auf neue

Künstler aufmerksam. Es ist schlauer, sich auf die

Musik zu konzentrieren und im Netz sichtbar zu wer-

den – dann kommen die Anfragen von selbst.“

Felix Jaehn wird im Februar sein erstes Album

veröfentlichen. Es ist schlicht „I“ betitelt.

16 • Beat 04 | 2018

MIDI-Daten, Plug-ins & Presets auf DVD

1 Pluck-SoundFelix Jaehns lang erwartetes Debütalbum

„I“ begeistert mit ebenso mitreißenden wie

eingängigen Songs zwischen Pop und Melodic

House. Im Folgenden bauen wir drei Klänge aus

der Hit-Single „Feel Good“ nach. Erzeugen Sie

zunächst in Ihrer DAW ein neues Projekt mit 126

BPM. Eines der prägnantesten musikalischen

Elemente in „Feel Good“ ist die melodische Syn-

th-Sequenz, die den Song einleitet. 1

4 SequenzStellen Sie Dry/Wet auf 300, Damp auf

325, Decay auf 385 und Color auf 425. Mit

den Efekten X-Comp und EQ verleihen Sie dem

Sound mehr Präsenz. Geben Sie schließlich die

abgebildete Sequenz im Piano-Roll-Editor Ihrer

DAW ein. Um die kurze Hallfahne und den mar-

kanten Attack nachzubilden, nutzen wir die Plug-

ins ValhallaPlate [2] sowie IKM T-RackS Black 76

[3] mit den gezeigten Einstellungen. 1

7 BasslineProgrammieren Sie anschließend die abge-

bildete Bassline inklusive der Pitch-Bends

im Piano-Roll-Editor. Was fehlt? Na klar, der ge-

wünschte Biss. Diesen spendieren wir dem Bass-

Sound mit dem Verzerrer-Plug-in d16 Devastor

2 [4], während Kickstart [5] der Bassline den

angestrebten pumpenden Rhythmus aufprägt.

Der Limiter d16 Frontier [4] rückt den Klang noch

ein wenig mehr in den Vordergrund. 1

2 GrundsoundFür diese indet ein House-typischer Pluck-

Klang Verwendung, der sich mit Reveal

Sound Spire [1] gut nachprogrammieren lässt.

Laden Sie den Synth und klicken Sie auf Init.

Wählen Sie für Oszillator 1 die Wellenform Bayan

1 an, die für einen obertonreicheren Klang sorgt.

WT Mix stellen wir auf 190. Durch den Uni-

son-Modus mit 4 Voices erhält der Sound mehr

Fülle. Drehen Sie den Wide-Regler voll auf. 1

5 BassAls Nächstes widmen wir uns der Bassline,

für die wir zwei Sounds kombinieren. Laden

Sie für den ersten Synapse Audio DUNE LE von

der Heft-DVD als virtuelles Instrument und wech-

seln Sie zu dem Init-Preset in Bank C. Aktivieren

Sie den Wiedergabemodus Mono und stellen

Sie Glide auf 57%. Wählen Sie für den ersten

Oszillator die Rechteckwellenform und stimmen

Sie diesen um eine Oktave tiefer. 1

8 Bass 2Unterstützend kommt ein obertonreicher,

perkussiver Bass aus Arturia DX7 V [6] zum

Einsatz, den wir dem ersten Bassklang in geringe-

rer Lautstärke beimischen. Wir nutzen das Preset

Bass > Percusquare Bass und reduzieren Cutof

und Res wie dargestellt. Wie viele House-Produ-

zenten greift Felix Jaehn gerne auf die charakter-

vollen Sounds aus der Software-Emulation des

Korg M1-Synthesizers zurück. 1

3 KlangverlaufWählen Sie den Filtertyp Acido und den

Modus LP2, stellen Sie Cut 1 auf 190 und

passen Sie die Parameter der Hüllkurven 1 und 3

wie auf dem Bild an. Wechseln Sie zu Env2 und

wählen Sie Osc1 WTMix als Modulationsziel.

Dadurch wird der Anschlag des Klangs etwas

betont. Hüllkurve 2 ist wie gezeigt zu justieren.

Spire‘s Delay-Efekt stellen wir wie gezeigt ein.

Aktivieren Sie auch den Reverb-Efekt. 1

6 TuningKlicken Sie bei Oszillator 2 auf Sel und

wählen Sie die Wellenform 22 an. Für den

gewünschten dumpfen Klang sorgt der Filter-

modus Lowpass 24dB mit einem Cutof-Wert

von 19%. Stellen Sie Reso auf 9% und Env auf

58%. Die Hüllkurven sind für den angestrebten

Soundverlauf wie gezeigt anzupassen. Noch kna-

ckiger wird der Klangverlauf durch die gezeigte

Modulationszuweisung. 1

9 PianoSo auch für die mitreißenden Pianoakkorde

aus „Feel Good“. Um diese nachzuprogram-

mieren, laden wir das Plug-in Korg M1 und wäh-

len das Preset M1HousePiano [7] an. Alternativ

inden Sie auch kostenlose Samples des Sounds

im Netz [8]. Geben Sie dann im Piano-Roll-Editor

Ihrer DAW die gezeigte Akkordprogression ein.

Für den gewünschten Hallefekt sorgt das Plug-in

ValhallaDSP ValhallaVintageVerb [2]. r

[1] www.reveal-sound.com; [2] www.valhalladsp.com; [3] www.ikmultimedia.com; [4] www.d16.pl; [5] www.kickstart-plugin.com;

[6] www.arturia.com; [7] www.korg.de; [8] www.failedmuso.com/blog/korg-m1-piano-samples

WORKBEATBeatoskop: Felix Jaehn – Feel Good

Beat 04 | 2018 • 17

Der Abschied von etwas Geliebtem tut eigentlich immer weh. Das ist auch bei

einem guten Song so. Manchmal aber schmerzt er ganz besonders – wenn

beispielsweise die Band zum großen Finale ansetzt und der Engineer mit

gnadenloser Gelassenheit den Lautstärkeregler nach unten fährt. Klassisches

Beispiel: „Sultans of Swing“ von den Dire Straits. Fünf Minuten lang groovt der

Song lässig vor sich hin, ehe Mark Knopler in der abschließenden Coda mit

quecksilbrigen Arpeggios Schwindel errgende Höhen ansteuert. Doch gerade

in dem Augenblick, in dem sich sein Solo dem emotionalen Höhepunkt nähert,

verschwindet die Musik in einer bemerkenswerten Anti-Klimax aus dem Blick-

feld. Der Fade-out von „Sultans of Swing“ ist ein besonders drastisches Bei-

spiel für die Probleme, die bei einem ungeschickt platzierten Fade-out entste-

hen können – so drastisch sogar, dass er auf nachfolgenden Neuaulagen des

Albums um mehr als zehn Sekunden nach hinten verlegt wurde – doch ist er

keineswegs der Einzige. Spätestens seit den 80ern, als diese Produktionstechnik

seine maximale Beliebtheit erreichte, scheinen sich immer mehr Hörer für ein

„richtiges“ Ende aus zu sprechen. Und die Produzenten haben diesem Wunsch

Folge geleistet: Heute ist der Fade-out nahezu von der Bildläche verschwun-

den, kommt höchstens gelegentlich als Zitat für Retro-Produktionen zum Ein-

satz. Doch geht dabei auch ein Stück Musikkultur verloren.

Junge GeschichteDer Fade-out mag zwar allgemeine Bekanntheit genießen, doch ist seine Ge-

schichte noch verhältnismäßig jung. Der Journalist William Weir hat sie in ei-

nem Artikel für die Chicago Tribune Revue passieren lassen. [1] Das frühes-

te Beispiel für einen Fade-out ist aus seiner Sicht das Ende von Gustav Holst‘s

epochaler Komposition „Die Planeten“, bei dem im letzten Satz ein Frauenchor

hinter einer Wand steht. Ihr Gesang dringt durch eine Tür in den Konzertsaal

und diese wird allmählich geschlossen, bis die Stimmen nur noch aus der Fer-

ne ans Ohr dringen – eine sehr efektive Metapher für die Endlosigkeit und Wei-

te des Weltalls. Die ersten Fade-outs und -Ins bei Plattenaufnahmen waren ver-

gleichsweise krude. Diese wurden realisiert, indem man das Aufnahmegerät

langsam aber sicher an die Klangquelle heranführte und dann ebenso lang-

sam wieder von ihr wegbewegte. Erst in den 30ern und 40ern war es Toninge-

nieuren möglich, die Lautstärke der Aufnahme stufenlos zu erhöhen und abzu-

senken. Die Gründe für einen Fade-out waren zunächst rein praktischer Natur:

Um die übliche Radiolaufzeit von drei Minuten pro Song nicht zu überschrei-

ten, beispielsweise, oder das Lied gerade noch auf die Single pressen zu können.

Niemand hätte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, dass der Fade-out

schon bald zu einem vielseitigen Kreativmittel werden würde.

Die Emanzipation des Fade-outs fällt nicht zufällig mit dem Aufblühen des

Recordings als eigenständiger Kunstform zusammen. Die Beatles beispielsweise

nutzten für ihre frühen Songs nahezu ausschließlich sogenannte „kalte“ Enden,

bei denen die Musik mit einer komponierten Coda zum Abschluss gebracht wur-

de. Sobald sie sich aber von der Bühne zurückzogen, das Touren aufgaben und

Digitale Kultur: Fade-out

Der Abschied vom EndeIst der Fade-out am Ende? Von Produzenten geschmäht und von Hörern verachtet scheint das einstmals beliebte Pro-duktionsmittel von der Bildläche verschwunden zu sein. Dabei war er noch vor knapp zwei Jahrzehnten eine ungemein

beliebte Technik – und hätte auch in Zukunft in den richtigen Händen weiterhin viel zu bieten. von Tobias Fischer

ihre Kreativität vor allem im Studio auslebten, entdeckten sie den Fade-out als in-

teressante Option. [2] So gehen einige der bekanntesten Fade-outs auf ihr Konto:

„A Day in the Life“, mit seinem lang verhallenden Pianocluster, oder „Hey Jude“,

das über unglaubliche vier Minuten ganz behutsam leiser und leiser wird. „Stra-

wberry Fields Forever“ wiederum setzt scheinbar konventionell in der abschlie-

ßenden Jam-Session zum Fade-out an, kehrt dann aber mit einem unerwarteten

Fade-In wieder zurück, ehe sich die Band dann beim zweiten Anlauf endgültig

verabschiedet – laut George Martin ein einfacher Trick, um eine schwache Passa-

ge in der Improvisation zu kaschieren. Bis in die 80er und frühen 90er hinein ent-

wickelte sich so der Fade-out zu einem beliebten Produktionsmittel und ersetzte

das kalte Ende zeitweise nahezu komplett: Noch 1985 verwendeten die zehn er-

folgreichsten Chart-Hits in den USA alle einen Fade-out. Der Vergleich zu heute

ist eklatant. Nahezu sämtliche Songs werden inzwischen mit „kalten“ Enden ver-

sehen und, wie der Produzent Dan Cooper berichtet, beauftragen ihn sogar im-

mer mehr Künstler damit, einige ihrer ursprünglich mit Fade-outs abgemischten

Songs mit einem „richtigen“ Abschluss umzustrukturieren. [3]

Mehr als ein AuswegDass dabei laut Cooper oft der komplette Song umgebaut werden muss, belegt

bereits, dass ein Fade-out weitaus mehr ist, als nur ein leichter Ausweg für Mu-

siker, die sich kein packenderes Finale ausdenken können. Hinter der Technik

steht vielmehr eine vielseitige und tiefe Psychologie, welche die Produktions-Pa-

lette bedeutend erweitert hat. So hat bereits William Weir darauf hingewiesen,

dass ein Fade-out in der Lage ist, das endgültige Ende eines konventionellen

Schlusses zu umgehen. Manche Psychologen mutmaßen bereits, dass die zuge-

nommene Präferenz für eindeutigere Song-Abschlüsse seit den 90ern mit einem

gesellschaftlich zunehmenden Wunsch nach klaren Brüchen und Lösungen zu-

sammenhängt – eine gewagte, wenngleich nicht völlig unplausible hese. Auf

einer eher funktionalen Ebene führt das ewige Weiterleben eines Songs dazu,

dass dieser in unserer Vorstellung auch nach dem Abklingen noch weiterspielt

und dabei genau die Art von Endlosschleifen erzeugt, die uns als Ohrwürmer

noch lange danach zugleich quälen und beglücken. Forscher der Universität

Hannover haben das als ein „verlängertes Erleben“ bezeichnet und dabei im-

plizit erklärt, warum der Fade-out in gewisser Weise einen deutlichen emotio-

nalen Vorsprung vor anderen Möglichkeiten, einen Song abzuschließen, be-

sitzt. Dieser Vorsprung wird sogar noch verstärkt, wenn er mit der hypnotischen

Qualität eines großen Refrains kombiniert wird, der gegen Ende des Lieds als

Loop wiederholt wird.

Was ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist: Ein guter Fade-out will

gelernt sein und geht weit über das mechanische Herunterfahren des Lautstär-

kereglers hinaus. Ein anonymer, ehemaliger Mixing-Engineer hat in einem On-

line-Forum zwei besonders prägende Erlebnisse aufgeführt, welche die hand-

werklichen Fähigkeiten belegen, die man dabei für unerlässlich hielt. [4] Das

erste fand 1988 während einer Session mit der britischen Singer/Songwriterin

[1] http://trib.in/2nrgGlH; [2] http://bit.ly/2FuAZWV; [3] http://bit.ly/2DUsx6j; [4] http://bit.ly/2nlFQD6; [5] http://bit.ly/2DNSroT

BEATKULTURDigitale Kultur: Der Abschied vom Ende

40 • Beat 04 | 2018

Julia Fordham statt. Meister-Produzent Hugh Padgham ließ die Bänder bei den

Aufnahmen einfach weiterlaufen, ohne auch nur einen einzigen Fade-out selbst

vorzunehmen. Darauf angesprochen meinte er zum bafen Erstaunen der An-

wesenden: „Das überlasse ich Bob Ludwig, er hat dafür ein besseres Gespür als

ich.“ Das zweite Erlebnis hatte bereits zwei Jahre zuvor stattgefunden, als der

Forums-Teilnehmer, ebenfalls als Assistant Engineer, bei den Aufnahmen von

Rosie Vela‘s einzigem Album dabei gewesen war. Während die meisten Produ-

zenten durchschnittlich kaum mehr als drei Minuten in einen Fade-out inves-

tierten, schlug sich Gary Katz zwischen ein und drei Uhr nachts zwei Stunden

lang mit einem einzigen Fade-out herum, bis er endlich den perfekten Take ge-

funden hatte. Diese Anekdoten belegen vor allem eines: Kein Fade-out ist wie

der andere. Vielmehr gibt es eine Vielzahl verschiedener Varianten und Variati-

onen, die zu unterschiedlichen Zielen und Zwecken Einsatz inden können. Bei

Stücken wie „Not in Love“ von 10cc oder „Under the Gun“ der Sisters of Mercy

treten während des Fade-outs neue Elemente in den Mix, die wir nur noch sche-

menhaft erkennen können, die auf ein zukünftiges Ereignis hinweisen, welches

allerdings unseren Erfahrungshorizont nicht mehr erreichen wird. Bei Mike

Oldield‘s „Make Make“ fadet der Song nahezu komplett aus und endet dann,

praktisch in der Stille, doch noch „kalt“ (ein besonders befremdliches Konzept).

Viele Songs der Songwriting-Legen-

de Burt Bacharach wiederum schlep-

pen sich mit hypnotischer Langsam-

keit einem kalten Ende entgegen und

werden dann doch noch ausgeblen-

det. Der Bacharach-Efekt ist traum-

gleich, ganz so, als löse sich die Mu-

sik zart und geisterhaft auf.

Die Musik als NaturerscheinungDie Vorstellung, dass ein „echtes“

Ende und ein „echter“ Anfang einen

künstlerisch höheren Stellenwert ge-

nießen, ist eng mit der ebenso frag-

würdigen Vorstellung verbunden,

die Live-Perfomance sei das eigentli-

che Optimum der Musik. Interessan-

terweise haben aber einige der he-

rausragendsten Live-Künstler auch

auf der Bühne Fade-outs eingesetzt

– dazu zählt neben Burt Bacharach

auch Bruce Springsteen, der wäh-

rend seiner The-River-Tournee bei

dem Konzert-Highlight „Fade Away“

(Nomen est Omen) die gesamte Band

langsam herunterfuhr. Was diese Mu-

siker wussten und erkannten, ist: Ein

Fade-in oder Fade-out ist etwas an-

deres, als wenn eine Band oder ein

Symphonieorchester einfach nur zu-

nehmend leiser wird. Denn in dem

letztgenannten Fall geht das Stück ir-

gendwann dann doch zu Ende, wenn

nämlich die Musiker ihre Instrumen-

te zur Seite legen. Bei einem Fade-out

hingegen passiert das nie. Wo auch

immer die Dinge abstrakter, atmo-

sphärischer und unfassbarer werden, bekommt das langsame Hineingleiten

in den Klang, das allmähliche Sich-Entfernen eine tiefere Bedeutung. Die Mu-

sik wird zu einer Art Naturerscheinung, zu etwas Nichtfassbarem, das in unser

Leben tritt und wieder verschwindet, ohne dass wir Einluss darauf haben. Fa-

de-In und Fade-out verstärken die mystische, magische Ebene der Musik. Kein

Wunder also, dass gerade diejenigen Bands und Künstler den Fade-out zur Per-

fektion brachten, die genau diese Qualitäten in ihrer Musik betonen wollten:

Pink Floyd zum Beispiel oder die Ambient-Gitarrenpop-Formation Slowdive.

Letztgenannte vermieden eindeutige Enden sogar mit nahezu militanter Hart-

näckigkeit: Auf dem Slowdive Album „Souvlaki“ endet praktisch jeder einzelne

Song mit einem Fade-out.

Kein Wunder auch, dass die Abneigung gegenüber dem Fade-out eng ver-

bunden ist mit der Abneigung vor Unschärfe im Allgemeinen. Der Choreograph

Justin Stadnyk hat lebhaft beschrieben, wie verwirrend es für manche Zuschau-

er sein kann, wenn ein Musikstück kein eindeutiges Ende hat: „Keiner will der

Erste sein, der klatscht, wenn ein Stück noch nicht wirklich zu Ende ist (…).

Ein Publikum möchte und sollte durch das Erlebnis einer Auführung gelotst

werden. Als Choreograf solltest du deine Absichten klar erkennbar machen.

(…) Du musst dem Publikum sagen, wie es sich fühlen soll.“ [5] Ein dramati-

sches Paukenschlag-Finale tut

genau das und lässt keine Zwei-

deutigkeiten zu. So inden sich

auf den Live-Gigs von Pink Flo-

yd einige epische Gitarrensoli,

die weit über das hinausgehen,

was auf dem Studio-Album ge-

boten wurde und mit einer erlö-

senden Klimax enden, statt sich

langsam in die ewigen Jagd-

gründe zu verabschieden.

Im Vergleich dazu fühlen

sich viele Album-Fade-outs

unbefriedigend an, kommen

„zu früh“. In gewisser Wei-

se müssen sie das aber auch.

Während das Konzert von gro-

ßen Gesten und emotionalen

Wellenritten lebt, muss eine

Aufnahme subtiler vorgehen,

um beim wiederholten Hören

nicht überzogen und abgestan-

den zu wirken. Das bewusste

Vorenthalten der Auflösung,

die Vermeidung des hymni-

schen Finales durch einen Fa-

de-out mag uns enttäuschen.

Doch es lässt uns auch immer

wieder zurückkommen. Genau

genommen erlöst uns der Fa-

de-out nicht wirklich von dem

Schmerz der Trennung. Aber

er wandelt ihn in eine Schlau-

fe aus Abschied und Neuan-

fang um, ein bittersüßes Ver-

sprechen darauf, dass man sich

vielleicht eines Tages wiederse-

hen – und -hören – kann. r

BEATKULTURDigitale Kultur: Der Abschied vom Ende

Beat 04 | 2018 • 41

8 Beat 04 | 2018

Navigator: Best of Beat # 148Der rote Faden: Ideen galore!Seit über zwölf Jahren begeistert Beat seine Leser nicht nur durch praxisnahe, musikalische Themen, sondern vor allem durch

die enge Verzahnung redaktioneller Inhalte. Von Beginn an geht es bei Beat um das Machen, um das strukturierte Aufbauen

von Ideen und den roten Faden – im Heft wie in den Tracks. Dieser Navigator zeigt ihnen die Highlights dieser Ausgabe und

erlaubt den Blick aufs große Ganze�

Gratis auf DVD: Hybrid 3Auf den ersten Blick ist der Hybrid 3 ein gefälliger Subtraktiver mit zwei Layern zu drei Oszillatoren,

Hüllkurven und LFOs. Auf den zweiten Blick aber zeigen sich die wahren Features: Wavetables, ein

Sequenzer mit MIDI-Import, Multi-Filter mit Drive-Sektion, über 40 Efekte(!) und jede Menge Raum

für Modulationen. Das Ergebnis: Ob Synths, Bässe, Pads, ob weich gespült oder knüppelhart – Hybrid 3

empfiehlt sich als vielseitiges Arbeitstier. Ihr neuer Lieblings-Synth! Seite 42

Test: Fusion Drone SystemDas lettische Unternehmen Erica Synths hat sich in der Modularszene bereits einen Namen

gemacht und begeistert unter anderem mit Röhren-basierten Modulen der härteren Gangart. Das

Fusion Drone System widmet sich genau diesem Genre und präsentiert sich als Spezialisten für

Röhren-Sounds, Drones und Noise. Seite 76

Entdeckt: BlindsmythAuf seinem Debüt als Blindsmyth forscht Simon Schmidt an der Grenze zwischen melancho-

lischem Post-Dubstep und sensiblem Pop nach der perfekten Kombination aus Konzept und

Gefühl. Dafür bastelt er an seinen eigenen Instrumenten – und baut gerne versteckte Botschaf-

ten in seine Musik ein. Seite 34

Beatoskop: Felix Jaehn – Feel GoodEr ist seit vier Jahren erfolgreich im Musikgeschäft und produzierte bereits mit Größen wie Steve Aoki

und Herbert Grönemeyer. Nun bringt der DJ und Produzent Felix Jaehn sein erstes Album heraus.

Seite 16

Digitale Kultur: Fade-outIst der Fade-out am Ende? Von Produzenten geschmäht und von Hörern verachtet scheint das

einstmals beliebte Produktionsmittel von der Bildfläche verschwunden zu sein. Dabei war er noch

vor knapp zwei Jahrzehnten eine ungemein beliebte Technik – und hätte auch in Zukunft in den

richtigen Händen weiterhin viel zu bieten. Seite 40

INBEATNavigator

Page 9: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN
Page 10: BEAT.DE SKILLS FÜR MACHER MUSIK PRODUKTION DJ ......2018/02/28  · MIT SAMPLER TRACK REVERSE-TRICKS CUBASE INSIDE ERFOLGS-TRACKS SCHREIBEN & PRODUZIEREN DIE DNA DER TOP-40-HITS ENTSCHLÜSSELN

10 Beat 04 | 2018

Magazinvon Kai Chonishvili

Fakten | Meinung | News | Produkte

Analogue Solutions TreadstoneTreadstone aus der Synthblocks-Reihe von Analogue Solution ist ein äu-

ßerst kompakter, semi-modularer Mono-Synth in einem robusten Stahl/

Aluminium-Gehäuse. Der gesamte Audioweg – mit Ausnahme der Post-Ef-

fekte – und alle Modulatoren sind vollständig analog aufgebaut, wobei Schal-

tungen verwendet werden, die laut Hersteller auf ein „fantastisch klingen-

des“ Vintage-Design der 70er-Jahre basieren. Geformt wird sein Sound durch

ein resonanzfähiges 24-dB-Tiefpassilter im „SSM-Style“ sowie ein digitales

LoFi Delay. Eine ADS(R)-Hüllkurve, Noise, zahlreiche Patch-Möglichkei-

ten und ein LFO vervollständigen den dritten Ableger der Synth Block Se-

rie. Darüber hinaus verfügt Treadstone über einen einfachen und kreativen

MIDI-Loop-Sequenzer.

www.analoguesolutions.com

Mackies neue Kopfhörer-VerstärkerDer super-kompakte 4-fach Kopfhörer-Verstärker Mackie HM-4 besitzt ei-

nen Stereo-Eingang und vier Kopfhörer-Ausgänge mit individueller Lautstär-

ke-Regelung. Alle Anschlüsse sind als 6-mm-Klinkenbuchsen ausgeführt. Der

HM-4 ist erstaunlich preiswert und bietet sich somit besonders für das Bud-

get-Studio, den Übungsraum oder sogar für den Heimbereich an.

Der Mackie HM-400 4-Kanal Kopfhörer-Verstärker im Rack-Format soll

auch professionelle Aufgaben mühelos meistern. Auf nur einer Höheneinheit

inden sich ein Main-Input mit Lautstärke-Regler, Stereo-Outs, Aux-Ins, ein

EQ pro Kanal sowie 12 Kopfhörer-Anschlüsse.

ADAM T-Serie am StartDie in Berlin entwickelte T-Serie bietet viele der technischen Neuerungen, die

für die Flaggschif-Produktlinie von ADAM Audio, die S-Serie, entworfen wur-

den. Zu den Eigenschaften der neuen Monitore gehören die „akkurate, präzi-

se“ Abstrahlcharakteristik und der breite Dynamikumfang. Die T-Serie verfügt

über einen U-ART-Hochtöner (der nach der bekannten Accelerated Ribbon

Technology von ADAM mit einer gefalteten Membran arbeitet) und einen neu

entwickelten Polypropylen-Tieftöner, der die Basswiedergabe verzerrungsfrei

in tiefere Frequenzen führen soll.

Die Serie umfasst zwei Modelle: Die T5V ist mit einem 5“-Tieftöner aus-

gestattet, die T7V mit einem 7“-Tieftöner. Mehrere der technischen Neue-

rungen, die für die S-Serie und die AX-Serie entwickelt wurden, kennzeich-

nen auch diese neuen Monitore. Dazu gehören das ADAM High-frequency

Propagation System (HPS), das im gesamten Frequenzbereich – laut Herstel-

ler – ein horizontal wie vertikal ausgesprochen homogenes Abstrahlverhal-

ten ermöglicht. Weitere Merkmale sind DSP-Funktionen für die Übergangs-

frequenzen und Class-D-Verstärker.

www.adam-audio.com

Bestens geeignet für komplexe Kopfhörer-Monitoring-Situationen ist der Ma-

ckie HM-800 8-Kanal-Kopfhörer-Verstärker. Er stellt bis zu zehn Mixe zur Ver-

fügung und bietet nicht weniger als 16 Kopfhörer-Ausgänge. Komplettiert wird

die Ausstattung des HM-800 durch zwei separate Main-Inputs mit Lautstär-

ke-Regelung, Stereo-Outs und Aux-Ins pro Kanal.

www.mackie.de