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46 | Phys. Unserer Zeit | 35. Jahrgang 2004 | Nr. 1 © 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim MAGAZIN | Genau im richtigen Mo- ment konnten daher ein- flussreiche Freunde sei- ne beiden Vorbuchsta- ben plus Nachname fallen lassen – als nämlich wie- der einmal ein Nobelpreis zur Verga- be anstand. Das verhalf ihm zu einem Posten in den Reihen der Preisträger, obwohl er keineswegs der Einzige war, der auf seinem Forschungsgebiet – der Reflexion von Licht an Materie – gearbeitet hatte: Seine Ergebnisse waren fast auf den Tag genau auch zwei russischen Kollegen aufgefallen. Während der Gesuchte ein Jahr vor der Nobelpreisehrung obendrein vom britischen König geadelt wurde, fanden die beiden Physiker Lands- berg und Mandelstamm in der Nobel- preisrede keine Erwähnung. Und ge- rieten hinterher in Vergessenheit. Dabei hatten die beiden fast Das- selbe getan wie der Gesuchte: Sie hat- ten aus dem Spektrum einer hellen Lampe eine bestimmte Farbe ausge- koppelt und damit verschiedene Stof- fe bei verschiedenen Temperaturen beleuchtet. Im gestreuten Spektrum entdeckten die Physiker links und rechts neben der Primärlinie weitere, neue Spektrallinien: Die Rotations- und Schwingungsanregungen der Mo- leküle schluckten Energie aus dem einfallenden Licht oder gaben diese Energie wieder ab. Eine großartige Bestätigung für die Quantentheorie, und heute noch ungemein nützlich für die Untersuchung der Stoffe. Denn durch die Sekundärstrahlung, die unter dem Namen ihres indischen Entdeckers bekannt ist, kann man auf die Form der beleuchteten Moleküle schließen. Auf das Problem war der Gesuch- te gestoßen, nachdem er nach einem wissenschaftlichen Kongress in Eng- land per Schiff zurück in seine Hei- mat gereist war. Dabei war sein Blick auf das Mittelmeer gefallen – und das blaugrün opaleszierende Meerwasser hatte ihn verzaubert. Kein Wunder, dass er in den folgenden Jahren mit dem Licht seiner Quecksilberlampe nicht nur (Meer-)Wasser und andere Flüssigkeiten wie Benzol, sondern auch Kristalle und Edelsteine durch- leuchtete. Immer auf der Suche nach dem Geheimnis der Farbe. Der ästhetische Zugang zur Phy- sik – das war in seinem Fall kein Ein- zelfall: Vor dem Blau des Meerwassers hatte er nämlich jahrelang die Schwingungen von Saiteninstrumen- ten und Trommeln erforscht, zuletzt zusammen mit seiner Frau, einer Künstlerin. Einen Großteil dieser Ar- beiten erledigte er übrigens in seiner Freizeit, im Labor der Indian Associa- tion for the Cultivation of Science. Hauptberuflich arbeitete er während- dessen zehn Jahre lang als Finanzbe- amter. Zwei Jahre nachdem er diesen Job an den Nagel gehängt hatte, fasste er sein Wissen über Akustik und Musiktheorie in einem Buch über Sai- ten-, Blas- und Schlaginstrumente zu- sammen, das bald zum internationalen Wissenschafts-Bestseller wurde. Andreas Loos, Berlin Wer war der musengeküsste Physiker? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkar- te (keine Briefe oder Email) und schicken Sie diese an: Physik in unserer Zeit, Wiley- VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Einsendeschluss ist der 15.3.2003. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlo- sen drei Exemplare des Buches: Licht und Materie von O. Morsch. Auflösung aus Heft 6/2003 Der Professor für Theoretische Physik, der Telegrafiekabel im Atlantik verlegen ließ, war Sir William Thomson (Lord Kelvin of Largs, 26.6.1824 bis 17.12.1907). Die Gewinner aus Heft 5/2003 W. Kraus. Frankfurt, E. Moosbrugger, Stuttgart, Sawallisch, St.Augustin. Begeisterung für opalgrünes Meerwasser Seine beiden Vornamen führen leicht zu Knoten in untrainierten europäischen Zungen. Deshalb kürzte sie der Physiker in der Regel zu zwei Buchstaben ab. Das war sehr freundlich. Und sehr vorteilhaft für ihn selbst: Es erleichterte ihm, in aller Munde zu sein. HISTORISCHES RÄTSEL | TREFFPUNKT TV | Kern- spaltung und Kern- fusion. Dokumentation über die Ge- schichte und mögliche zukünfti- ge Nutzung dieser beiden Nukleartechniken. BR 3, 06.30 Uhr. Die Zukunft der Milchstraße. Das Verstehen der Gesetzmäßigkeiten von Entstehung und Bewegung der Sterne sowie anderer Galaxien erlaubt den Forschern Prognosen über die zukünftige Entwicklung der Milchstraße.22.1., 15.15 Uhr, ZDF. Komprimiertes Wissen. Wie könnte das Speichermedium der Zukunft aussehen? Hitec besucht Physiker im IBM-Forschungs- labor in Rüschlikon, am Zentrum für Mikrostrukturforschung der Universität Hamburg und der TU Berlin. 25.1., 16.00 Uhr, 3 Sat, hitec. Der langsame Tod der Filmrolle – Die Digitalisierung des Kinos. Ziel der Elektroniker ist es, die gesamte Film- Produktionskette bis zur Distribution der Kopien und der Projektion in den Kinos digital in den Griff zu bekommen. „hitec“ zeigt den Weg zum digitalen Kino. 1.2., 16.00 Uhr, 3 Sat, hitec. Planet aus Sternenstaub – de Laplace und die Entstehung der Erde. Pierre- Simone de Laplace entwickelte 1796 die Nebularhypothese, Carl Friedrich von Weizsäcker überarbeitete die Hypothese und erweiterte diese zur Protoplanetaren Hypothese. Sie ist heute von den meisten Astronomen übernommen worden und erklärt die Entstehung des Sonnensystems und der Planeten. 5.2., SWR 3, 06.45 Uhr. Logistik Der Weg ist das Ziel. An drei Beispielen zeigt die Sendung, wie Logistik im Idealfall funktioniert. Die Autoren waren hierfür im Volkswagen-Werk Hannover, im Seehafen Emden und in der Olympiastadt Athen. 15.2., 16.00 Uhr, 3 Sat, hitec. Zeitreisen – ein Menschheitstraum. Zeitreisen wären denkbar, wenn der Mensch sich schneller als das Licht bewegen könnte. Sind sie nur in der Theorie möglich, oder wird der Mensch irgendwann einen Einblick in die Zukunft der Menschheit haben? 22.2., 16.00 Uhr, 3 Sat, hitec.

Begeisterung für opalgrünes Meerwasser

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Page 1: Begeisterung für opalgrünes Meerwasser

46 | Phys. Unserer Zeit | 35. Jahrgang 2004| Nr. 1 © 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

M AG A Z I N |

Genau im richtigen Mo-ment konnten daher ein-flussreiche Freunde sei-ne beiden Vorbuchsta-ben plus Nachname

fallen lassen – als nämlich wie-der einmal ein Nobelpreis zur Verga-be anstand. Das verhalf ihm zu einemPosten in den Reihen der Preisträger,obwohl er keineswegs der Einzigewar, der auf seinem Forschungsgebiet– der Reflexion von Licht an Materie– gearbeitet hatte: Seine Ergebnissewaren fast auf den Tag genau auchzwei russischen Kollegen aufgefallen.Während der Gesuchte ein Jahr vorder Nobelpreisehrung obendreinvom britischen König geadelt wurde,fanden die beiden Physiker Lands-berg und Mandelstamm in der Nobel-preisrede keine Erwähnung. Und ge-rieten hinterher in Vergessenheit.

Dabei hatten die beiden fast Das-selbe getan wie der Gesuchte: Sie hat-ten aus dem Spektrum einer hellenLampe eine bestimmte Farbe ausge-koppelt und damit verschiedene Stof-fe bei verschiedenen Temperaturenbeleuchtet. Im gestreuten Spektrumentdeckten die Physiker links undrechts neben der Primärlinie weitere,neue Spektrallinien: Die Rotations-und Schwingungsanregungen der Mo-leküle schluckten Energie aus demeinfallenden Licht oder gaben dieseEnergie wieder ab. Eine großartigeBestätigung für die Quantentheorie,und heute noch ungemein nützlichfür die Untersuchung der Stoffe.Denn durch die Sekundärstrahlung,die unter dem Namen ihres indischenEntdeckers bekannt ist, kann man aufdie Form der beleuchteten Moleküleschließen.

Auf das Problem war der Gesuch-te gestoßen, nachdem er nach einem

wissenschaftlichen Kongress in Eng-land per Schiff zurück in seine Hei-mat gereist war. Dabei war sein Blickauf das Mittelmeer gefallen – und dasblaugrün opaleszierende Meerwasserhatte ihn verzaubert. Kein Wunder,dass er in den folgenden Jahren mitdem Licht seiner Quecksilberlampenicht nur (Meer-)Wasser und andereFlüssigkeiten wie Benzol, sondernauch Kristalle und Edelsteine durch-leuchtete. Immer auf der Suche nachdem Geheimnis der Farbe.

Der ästhetische Zugang zur Phy-sik – das war in seinem Fall kein Ein-zelfall: Vor dem Blau des Meerwassershatte er nämlich jahrelang dieSchwingungen von Saiteninstrumen-ten und Trommeln erforscht, zuletztzusammen mit seiner Frau, einer

Künstlerin. Einen Großteil dieser Ar-beiten erledigte er übrigens in seinerFreizeit, im Labor der Indian Associa-tion for the Cultivation of Science.Hauptberuflich arbeitete er während-dessen zehn Jahre lang als Finanzbe-amter. Zwei Jahre nachdem er diesenJob an den Nagel gehängt hatte, fassteer sein Wissen über Akustik und Musiktheorie in einem Buch über Sai-ten-, Blas- und Schlaginstrumente zu-sammen, das bald zum internationalenWissenschafts-Bestseller wurde.

Andreas Loos, Berlin

Wer war der musengeküsste Physiker?Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkar-te (keine Briefe oder Email) und schickenSie diese an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim,Einsendeschluss ist der 15.3.2003. DerRechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlo-sen drei Exemplare des Buches: Licht undMaterie von O. Morsch.

Auflösung aus Heft 6/2003Der Professor für Theoretische Physik, derTelegrafiekabel im Atlantik verlegen ließ,war Sir William Thomson (Lord Kelvin ofLargs, 26.6.1824 bis 17.12.1907).

Die Gewinner aus Heft 5/2003 W. Kraus. Frankfurt,E. Moosbrugger, Stuttgart,Sawallisch, St.Augustin.

Begeisterung für opalgrünes MeerwasserSeine beiden Vornamen führen leicht zu Knoten in untrainierten

europäischen Zungen. Deshalb kürzte sie der Physiker in der Regel zu zwei Buchstaben ab. Das war sehr freundlich. Und sehr vorteilhaft für ihn selbst: Es erleichterte ihm, in aller Munde zu sein.

H I S TO R I S C H E S R Ä T S E L |

T R E F F P U N K T T V |Kern-spaltungundKern-fusion.

Dokumentationüber die Ge-

schichte undmögliche zukünfti-

ge Nutzung dieserbeiden Nukleartechniken.

BR 3, 06.30 Uhr.

Die Zukunft der Milchstraße. DasVerstehen der Gesetzmäßigkeiten vonEntstehung und Bewegung der Sterne sowieanderer Galaxien erlaubt den ForschernPrognosen über die zukünftige Entwicklungder Milchstraße. 22.1., 15.15 Uhr, ZDF.

Komprimiertes Wissen. Wie könnte dasSpeichermedium der Zukunft aussehen?Hitec besucht Physiker im IBM-Forschungs-labor in Rüschlikon, am Zentrum fürMikrostrukturforschung der UniversitätHamburg und der TU Berlin. 25.1.,16.00 Uhr, 3 Sat, hitec.

Der langsame Tod der Filmrolle – Die Digitalisierung des Kinos. Ziel derElektroniker ist es, die gesamte Film-Produktionskette bis zur Distribution derKopien und der Projektion in den Kinos

digital in den Griff zu bekommen. „hitec“zeigt den Weg zum digitalen Kino. 1.2.,16.00 Uhr, 3 Sat, hitec.

Planet aus Sternenstaub – de Laplaceund die Entstehung der Erde. Pierre-Simone de Laplace entwickelte 1796 dieNebularhypothese, Carl Friedrich vonWeizsäcker überarbeitete die Hypotheseund erweiterte diese zur ProtoplanetarenHypothese. Sie ist heute von den meistenAstronomen übernommen worden underklärt die Entstehung des Sonnensystemsund der Planeten. 5.2., SWR 3,06.45 Uhr.

Logistik – Der Weg ist das Ziel. An dreiBeispielen zeigt die Sendung, wie Logistikim Idealfall funktioniert. Die Autorenwaren hierfür im Volkswagen-WerkHannover, im Seehafen Emden und in derOlympiastadt Athen. 15.2., 16.00 Uhr, 3Sat, hitec.

Zeitreisen – ein Menschheitstraum.Zeitreisen wären denkbar, wenn derMensch sich schneller als das Lichtbewegen könnte. Sind sie nur in derTheorie möglich, oder wird der Menschirgendwann einen Einblick in die Zukunftder Menschheit haben? 22.2.,16.00 Uhr, 3 Sat, hitec.