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Jg. 35 Nr. 1 März 2012 C OMMUNIO IN C HRISTO 1/12 Von Gott beauftragt Beim Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins „Hospiz Stella Maris“, dessen Schirm- herr er ist, singt der Startenor Johannes Kalpers. Bereits zum neunten Mal stellt der Startenor und Schirmherr des Fördervereins „Hospiz Stella Maris“ Johannes Kalpers seine Stimme ganz in den Dienst der guten Sache. Und zwar diesmal am Samstag, 9. Juni, ab 17.30 Uhr im Euskirchener Stadt- theater. Unter dem Titel „Dein ist mein ganzes Herz“ präsentiert Johannes Kal- pers zugunsten der Einrichtung der Communio in Christo die schönsten Melo- dien aus Operette, Musical, Schlager und Film des 19. und 20. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Künstler dabei von Martina Haeger (Sopran), Michael See- both (Bariton) und dem Kareol-Tanzorchester unter der Leitung des Trompeters und Sängers Klaus Huck. Die Gäste, so verspricht Johannes Kalpers, erwartet ein (gl)amouröser und stimmungsvoller Abend. Dein ist mein ganzes Herz Konzertkarten sind erhältlich in drei Preiskategorien ab 24 Euro zzgl. Vor- verkaufsgebühren (ermäßigt 19 Euro) bei allen Vorverkaufsstellen in Eus- kirchen: SVE-Geschäftsstelle am Bahnhof, Tel. 0 22 51/ 1 41 41 20, Ost- str. 1-3; ADAC-Geschäftsstelle am Eifelring 45. In Mechernich: KVS, Dr. Felix-Gerhardus-Str. 5 sowie über das Internet www.koelnticket.de. Parallelen zwischen Jeanne d‘Arc und Mutter Marie Therese

Beim Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins … · Unter dem Titel „Dein ist mein ganzes Herz“ präsentiert Johannes Kal- pers zugunsten der Einrichtung der Communio in Christo

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Mär

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COMMUNIO IN CHRISTO

1/12

Von Gott beauftragt

Beim Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins „Hospiz Stella Maris“, dessen Schirm-herr er ist, singt der Startenor Johannes Kalpers.

Bereits zum neunten Mal stellt der Startenor und Schirmherr des Fördervereins „Hospiz Stella Maris“ Johannes Kalpers seine Stimme ganz in den Dienst der guten Sache.

Und zwar diesmal am Samstag, 9. Juni, ab 17.30 Uhr im Euskirchener Stadt-theater. Unter dem Titel „Dein ist mein ganzes Herz“ präsentiert Johannes Kal-pers zugunsten der Einrichtung der Communio in Christo die schönsten Melo-dien aus Operette, Musical, Schlager und Film des 19. und 20. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Künstler dabei von Martina Haeger (Sopran), Michael See-both (Bariton) und dem Kareol-Tanzorchester unter der Leitung des Trompeters und Sängers Klaus Huck. Die Gäste, so verspricht Johannes Kalpers, erwartet ein (gl)amouröser und stimmungsvoller Abend.

Dein ist mein ganzes Herz

Konzertkarten sind erhältlich in drei Preiskategorien ab 24 Euro zzgl. Vor-verkaufsgebühren (ermäßigt 19 Euro) bei allen Vorverkaufsstellen in Eus-kirchen: SVE-Geschäftsstelle am Bahnhof, Tel. 0 22 51/ 1 41 41 20, Ost-str. 1-3; ADAC-Geschäftsstelle am Eifelring 45. In Mechernich: KVS, Dr. Felix-Gerhardus-Str. 5 sowie über das Internet www.koelnticket.de.

Parallelen zwischen Jeanne d‘Arc

und Mutter Marie Therese

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(Mutter Marie Therese)

Communio in Christo ist ...... ein Orden.

Ein Orden ist das Zeichen eines außerordentlichen

Eingreifens Gottes, das deutlich den Weg zum

Umdenken aufzeigt. Im Jahre 1984 hat sich diese

Communio in Christo in der Kirche nieder gelas-

sen, weil Gott es wollte. Unsere Aufgabe in der

Welt ist Gemeinschaft, die Verwirklichung des

Konzils ist die Communio in Christo.

Obwohl es ein Orden ist, habe ich nichts Neues

gegründet. Ich habe die Gründung Christi sichtbar

gemacht und bestätigt, die eine wahre Kirche. Ich

erkenne als Ordensgründerin, dass nicht ich gründe,

sondern Christus hat seine Kirche bestätigt.

Ich muss Christus nachfolgen in der Liebe, und nicht

dem oder dem in einem Orden oder diese oder jene

Gemeinschaft unterstützen. Ich muss den ganzen

Christus aussuchen. Christus ist für mich die Offen-

barung der Liebe.

Sonntag, 12.08.12

Montag, 13.08.12

Samstag, 01.09.12

Montag, 15.10.12

Sonntag, 01.12.12

Termine 2012

Communio-Treffen für Mitglieder, Freunde und in-teressierte Mitchristen Beginn: 17.35 mit Rosenkranz und hl. Messe in der Hauskapelle, Mechernich, Ein-gang Bruchgasse, danach Abendessen und geistlicher Austausch im Refektorium des Klosters. Gäste: Semi-naristen aus dem Priesterseminar in Pelplin/Polen

Für die „Offenen Communio-Treffen“ bitten wir um Anmeldung eine Woche vor dem Termin unter Tel.: 0 24 43/ 98 14-743! Danke!

Sommerfest in Blankenheim Beginn: 11 Uhr mit ei-ner Heiligen Messe im Park von Haus Effata. Musika-lische Gestaltung des Programms: Die „Dompiraten“

Communio-Treffen für Mitglieder, Freunde und interessierte Mitchristen Beginn: 16.35 mit Rosen-kranz und hl. Messe in der Hauskapelle, Mechernich, Eingang Bruchgasse, danach Abendessen und geistli-cher Austausch im Refektorium des Klosters. Anlass: Gründung der Unio vor 35 Jahren am 01.09.1977

Communio-Treffen für Mitglieder, Freunde und interessierte Mitchristen Beginn: 17.35 mit Rosen-kranz und hl. Messe in der Hauskapelle, Mechernich, Eingang Bruchgasse, danach Abendessen und geistli-cher Austausch im Refektorium des Klosters.

28. Ordensgedenktag Beginn: 10 Uhr mit einer feierlichen Eucharistiefeier in der Pfarrkirche von Mechernich-Holzheim mit Bi-schof Salutaris Libena aus Tansania. Thema: 50 Jahre II. Vatikanisches Konzil mit der Referentin Schwester Dr. Katharina Deifel OP, Wien

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Mutter Marie Therese und Jeanne d‘Arc: Hermann Multhaupt zeigt in einem Beitrag die Parallelen im Leben und Wirken der beiden Frauen auf.

I nhalt

E ditorial

K rankenbrief von Mutter Marie Therese

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Frauen und Männer spielen in der Heilsgeschichte oft unterschiedliche Rollen. Heili-ge Frauen haben in Gottes Auftrag häufig den Weg gewiesen, wenn die Männer nicht mehr weiter wussten. Und doch stießen von Gott mit außerordentlichem Charisma ausgestattete Frauen auf die Skepsis und Ablehnung traditioneller Autoritäten.

In diesem ersten Heft (Rundbrief) der Communio in Christo vor Ausrufung „Jahr des Glaubens“ durch Papst Benedikt XVI. am 11. Oktober 2012 geht es um zwei solcher Frauen des Glaubens mit konkretem Handlungsauftrag Gottes für Kirche und Welt: Jeanne d` Arc, die Heilige Johanna von Orleans, die vor 600 Jahren den Auftrag erlangte, das damals als sakramental verstandene Königtum Frankreichs wiederher-zustellen, und um Mutter Marie Therese, die vor knapp 30 Jahren den Befehl erhielt, den Orden Communio in Christo zu gründen - zur Unterstützung des Papstes bei der Verteidigung und Rechtfertigung des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Beide Frauen wurden abgewiesen, die Jungfrau von Orleans sogar auf dem Scheiter-haufen verbrannt und ihre Asche verstreut. Und doch besteht die berechtigte Hoff-nung, dass sich die Kirche schlussendlich stets der Botschaft Gottes zuwendet, die beiden Frauen innewohnte.

Gottes Wille und bedeutende Frauengestalten...

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8V on Gott beauftragt

S timme des Konzils

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S piritualität

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„Liebe leben, Gott erfahrbar machen“ Helmut Weber (83) spricht über seine radikale Le-benswende aus der Öffentlichkeit in die Stille einer geistlichen Gemeinschaft.

30

„Jesu Tod - unser Leben“ Eine besinnliche Wanderung entlang der Kreuzwegstationen auf dem Kalvarienberg am Karfreitag, 6. April.

„Sie wussten nicht, dass sie eine Heilige verurtei-len“ Im Interview spricht Generalsuperior Karl-Heinz Haus über die Berufung von Jeanne d‘Arc und Mutter Marie Therese.

41

„Fortwährende Bewegung des Geistes“ Betrachtung und Gebet von Mutter MarieTherese.

25

„Danke für alle Erfahrungen“ verfasst von Communio-Spiritual Hermann Walch anlässlich der Mitgliederver-sammlung des Vereins Communio in Christo e.V.

35

„Die Spuren der Gründerin“ Eine Wallfahrt in die niederländische Hei-mat der Ordensgründerin Mutter Marie Therese am Samstag, 2. Juni.

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O rdensleben - Nachrichten aus dem Mutterhaus und aller Welt

47„Die Gelübde abgelegt“ Pfarrer Markus Mjokonti aus Tansania ist dem Orden Communio in Christo beigetreten.

43„Im Zentrum steht die Liebe“ Der 27. Ordensgedenktag der Communio widmete sich der Neuevangelisie-rung, die auch in einer hochkarätig besetzten Talkrunde Thema war.

55

U nsere Werke/Gelebte Nächstenliebe

„Ein Mensch des Staunens“ Papst Benedikt XVI. hat den der Communio nahestehenden Bischof Waclaw Depo zum Erzbischof er-nannt.

48

„Grundsätzliche Liebe zu den Menschen“ Der 84-jährige Hans Müller lebt seit zwei Jahren in der Langzeitpflegeeinrichtung der Communio. Bei den Mitarbeitern ist er für seine fröhliche, lebensbejahende Art bekannt.

„Optimale Betreuung für die Hos-pizgäste“ Positive Bilanz bei der Jahreshauptversammlung des 324 Mitglieder zählenden För-dervereins Hospiz Stella Maris.

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Eine Wetterstation geht auf Reisen

Father Salutaris Libena wird Bischof von Ifakara (Tansania)

Termine 2012

K urznachrichten

C ommunio in Aktion

63

„Aids-Station in Sambia“ Jahreshauptver-sammlung des Communio in Christo e.V. in Mechernich mit Vorstandswahl.

57

„Hilfe zur Selbsthilfe“ Weihbischof Prof. Dr. Mar Stephanos warb wäh-rend seines Aufenthaltes bei der Communio um Unterstützung für seine Projekte in Indien.

61„Vorlesetag“ in Mechernich

62Haus Effata der Communio im Fastelovends-Fieber

59

63

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S timme des Konzils

Impressum - CommunIo In ChrIsto - ALS WEG ZUR VERWIRKLICHUNG DES ZWEITEN VATIKANISCHEN KONZILS - UNSER LEBEN - UNSERE WERKEJg. 35, Nr. 1, März 2012Herausgeber: Communio in Christo e.V., Bruchgasse 14, 53894 MechernichVerantwortlich: Pfarrer Hermann WalchTel.: 0 24 43 / 98 14-0, Fax: 0 24 43 / 98 14-8 24E-Mail: [email protected] – Internet: www.communio-in-christo.deRedaktion: Pfarrer Hermann Walch, Manfred Lang, Alice Gempfer, Renate Hotse, Agentur ProfiPressLayout und Umschlag: Alice Gempfer, Agentur ProfiPressDruck und Bindung: Bernardinum, Pelplin/PolenSpendenkonten:Communio in Christo e.V., Kreissparkasse Euskirchen, Kto.: 3 310 927, BLZ 382 501 10Förderverein Hospiz Stella Maris e.V., Kreissparkasse Euskirchen, Kto.: 3 300 340, BLZ 382 501 10Spendenkonto Österreich: Communio in Christo e.V., Sparkasse Imst, Kto.: 00400003406, BLZ 20502, Stichwort: „Spende für Men-schen in Not“

„In ihnen redet er selbst zu uns.“

In den Gedächtnisfeiern der Heiligen verkündet die Kirche das Pascha-Mysterium in den Heiligen, die mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind.

Sie stellt den Gläubigen ihr Beispiel vor Augen, das alle durch Christus zum Vater zieht, und sie erfleht um ihrer Verdienste willen die Wohltaten Gottes. (Sacrosantum Concilium - Liturgie 104)

157. Im Leben derer, die, zwar Schicksalsgenossen unserer Menschlichkeit, den-noch vollkommener dem Bilde Christi gleichgestaltet werden (vgl. 2 Kor 3,18), zeigt Gott den Menschen in lebendiger Weise seine Gegenwart und sein Antlitz.

In ihnen redet er selbst zu uns, gibt er uns ein Zeichen seines Reiches (158), zu dem wir, mit einer so großen Wolke von Zeugen umgeben und angesichts solcher Bezeugung der Wahrheit des Evangeliums, mächtig hingezogen werden. (Lumen Gentium - Kirche 50)

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E ditorial

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Liebe Leserinnen und Leser!Gründerin Mutter Marie Therese. Be-kenntnis und Zeugnis legt auch Commu-nio-Mitglied Helmut Weber, der lang-jährige Beschützer der Gründerin und Mit-Realisator ihrer Gründungen und ihres Sozialwerkes, in einem Interview für diesen Rundbrief ab. Wir berichten über den 27. Ordensgedenktag der Com-munio in Christo, den Beitritt von Pfarrer Markus Mjokonti aus Tansania zur Com-munio in Christo, die Jahreshauptver-sammlung des 324 Mitglieder zählenden Fördervereins Hospiz Stella Maris und die Hauptversammlung des Communio in Christo Mechernich e.V..Unter der Überschrift „Grundsätzliche Liebe zu den Menschen“ lernen Sie Hans Müller (84), einen lebensbejahenden Menschen in der Obhut der Langzeitpfle-geeinrichtung der Communio kennen. Wir beleuchten ein spannendes Selbst-hilfeprojekt unter christlicher Begleitung im indischen Hochland von Idduky durch Weihbischof Phili-pos Mar Stephanos, bei dem Politiker und Communio in Christo behilflich sind. Kurznachrich-ten und eine wie ge-wohnt informative Terminübersicht runden das Ange-bot ab. Ich wünsche Ihnen eine berei-chernde Lektüre und Gottes Segen!

Wem kommt die „Deutungshoheit“ über das zu, was Gott seinen Vertrauten mit-teilt? Wird Gottes Stimme überhaupt ver-nommen, wenn er sich schwacher Men-schen bedient, etwa völlig unscheinbarer Frauen? Will der Mensch Gottes Stimme überhaupt registrieren, wenn sie Uner-wartetes vorschlägt und realisiert oder wird sie dann zunächst einmal verlacht, verspottet, unmöglich gemacht – und notfalls mundtot? Liegt Prophetie über-haupt noch in Reichweite dessen, was wir haben wollen? In diesem Rundbrief geht es um zwei sol-cher Frauen, denen ihr außerordentliches Charisma kompromissunfähig ihren ge-radlinigen Weg zu dem wies, was Gott von ihnen verlangte. Jeanne d’ Arc hat das mit dem Leben bezahlt, unfähig vor Gericht anders zu reden und zu handeln als Gott es von ihr verlangte. Wie Mutter Marie Therese der Spott- und Sensati-onslust der Öffentlichkeit als Opfer dar-geboten wurde, unfähig zu revidieren, was ihr der Geist Gottes in mystischer Vermählung offenbart hatte.Lesen Sie einen spannenden Beitrag des früheren Kirchenzeitungs-Chefredak-teurs Hermann Multhaupt (Paderborn) zu Parallelen bei Jeanne d‘ Arc und Mut-ter Marie Therese sowie ein erhellendes und bekennendes großes Interview zum gleichen Thema. Lesen Sie das bewe-gende Vermächtnis von Communio-Spi-ritual Hermann Walch, des großartigen Freundes und Wegbegleiters des jungen Ordens Communio in Christo und seiner

Karl-Heinz Haus,Generalsuperior

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K rankenbrief von Mutter Marie Therese

Meine lieben Kranken!Krankenbrief „Unser Leben“ von Mutter Marie Therese vom Febru-ar 1992

Sie erwarten Angenehmes, damit Ihr All-tag einigermaßen zu verkraften ist. Sie erwarten Besuch, damit Sie vergessen können. Sie wollen etwas Freudiges erle-ben, um das Elend und das Älterwerden annehmen zu können.

Ich versuche, in Ihr Leben einzudringen, dorthin, wo Ihre Leiden die Einsamkeit erfahren. Ein betagter Mann sagte mir: „Mutter, als ich jung war, meinte ich, einen besseren Lebensabend zu bekom-men mit meinen Kindern. Ich habe gar nie daran gedacht, dass ich einmal in ein Heim sollte. Nun bin ich hier - allen zur Last…“ Ich spürte seine „Enttäuschung“ und meinte ihm sagen zu müssen: „Das Unvorhergesehene beantwortet unsre Frage: „Warum ich?“ Denn wer ahnte in seinen jungen Jahren etwas von dem, was er denkt? Sie sind 88…Ein schönes Alter. Sie sind gläubig, haben herrliche Kinder, auf die Sie stolz sein können. Regelmäßig kommen sie zu Ihnen. Und Sie haben einen guten Verstand, sind geistig voll und ganz da. Dass Sie hier sind, hat nur mit der notwendigen Pflege zu tun, und darüber können Sie wirklich froh sein, dass es solch ein Haus gibt, in dem Sie soviel Liebe erfahren.“

Er ist inzwischen verstorben, aber es ist für Sie trostvoll zu wissen, dass er sich

richtig zu Hause gefühlt hat und auch so heimgegangen ist. Ich will damit sagen, dass wir die eventuellen Schicksalsschlä-ge schon in jungen Jahren einkalkulieren müssen. Sie gehören zum Leben und unterstützen die Sehnsucht nach dem vollkommenen Glück. Kranke denken öfter an den Tod als Gesunde. Sie sind weggerückt von den weltlichen Genüs-sen, müssen sich in eine andere Situation hinein versetzen und verzichten können. Sie müssen in ein Erlebnis hinein wach-sen, das der Natur und dem Leben fremd ist. Kranke werden sich gläubig an Gott klammern müssen, der jetzt der einzige Halt ist. Das ist der Trost für jeden, der zu leiden hat. Sie finden Gott an Ihrer Seite, ihn, der Ihre Leiden kennt und Ih-nen Kraft spendet, Ihre Leiden wertvoll zu machen. Ohne diesen Trost ist Leiden brutal und hart.

Was ich sagen möchte: Ich bin bei Ihnen, inniger als Sie vermuten. Ich erfahre die Schmerzen auch an meinem eigenen Leib. Es gibt mehrere Menschen, die den Kranken viel Gutes erweisen. Mö-gen Sie und ich es immer zu verstehen wissen, dass diejenigen, die für Sie Tag und Nacht da sind, der große Trost für Ihr Leben sind, bis dieses sich einfinden wird in der unaufhaltsamen Einheit und Bindung mit Gott.“

Herzlichst mit Ihnen im Glauben und in der Liebe verbunden, Ihre Mutter Marie Therese

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V on Gott beauftragt

ihrer Sendung und einer nahezu inqui-sitorischen Pressekampagne zum Aus-druck kam, ausgesetzt.

Die Medien hatten sich geradezu auf sie „eingeschossen“ und versäumten keine Gelegenheit, Person und Anliegen in Frage zu stellen. Mutter Marie Therese schrieb: „Sie sind bei mir so weit gegan-gen wie bei Jeanne d`Arc. Sie haben eine Verurteilung ausgesprochen und wollen sie durchsetzen.“

Mutter Marie Therese sah und nahm die

Nach einem Beitrag von Hermann Mult-haupt

In den Jahren 1977 bis 1985, im Umfeld der Gründungsgeschichte des Ordens Communio in Christo, sah sich Mut-ter Marie Therese unter anderem in der Presse einem regelrechten Spießruten-laufen, das in falschen Interpretationen

Mutter Marie Therese und Jeanne d‘ArcEs gibt viele Parallelen im Leben der beiden von Gott berufenen Frauen Jeanne d‘Arc und Mutter Marie Therese.

Mutter Marie Therese: „Sie sind bei mir so weit gegangen wie bei Jeanne d`Arc. Sie haben eine Verurteilung ausgesprochen und wollen sie durchsetzen.“ Foto: Fotolia/Desscouleurs

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V on Gott beauftragt

Kampagne als Martyrium an, mit aus-drücklichem Vergleich zu Jeanne d‘Arc, dem lothringischen Bauernmädchen, das auf Geheiß des Himmels das Banner in die Hand nahm und Frankreich von der englischen Besatzung befreite so-wie dem rechtmäßigen König zu seinem Thron verhalf.

Diesem Mädchen war trotz seiner gött-lichen Sendung und ihrem Auftrag der Prozess im straf- und kirchenrechtlichen Sinne gemacht worden. Auf Mutter Ma-rie Therese, die sich vom Heiligen Geist berufen und zur Or-densgründung ge-drängt sah, wirkten die kirchliche Ableh-nung sowie Hetz- und Medienkampagne als „Verleumdungspro-zess der Öffentlich-keit“ gegen sie. „Keiner weiß, was ich in acht Jahren seit der ersten Gründung am 1. September 1977 an Not gehabt habe“, sagte Mutter Marie Therese am 17. De-zember 1985.

Die Parallelen zwischen der Jungfrau von Orléans und der Ordensgründe-rin Mutter Marie Therese sind in einer Dokumentation zusammengestellt. Im Grunde könnte man den Kreis der Per-sonen, die von Gott mit einem Grün-dungsauftrag bedacht wurden, aber bis zur Anerkennung ihrer Gemeinschaft mit Argwohn betrachtet, abgelehnt und diffamiert worden sind, noch beträcht-lich erweitern. Sie wurden vorverurteilt,

ohne sich rechtfertigen zu können, und nicht allen wurde – wie Jeanne d`Arc – das Glück zuteil, später rehabilitiert zu werden.

Jeanne d`Arc musste sich einem Ge-richtsverfahren unterwerfen, das von vornherein ihren Tod zum Ziel hatte. In die Hände ihrer burgundischen Feinde gefallen, war sie an die Eroberer Fran-kreichs, die Engländer, „verkauft“ wor-den, und schmachtete nun angeblich we-gen Ketzerei im Kerker in Rouen. Von

Januar bis Mai 1431 zog sich die Ver-handlung hin. Immer wieder wurde Jeanne d`Arc verhört, ver-glichen die Richter ihre Aussagen mit vorausgegangenen Bekenntnissen, um sie in Widersprüche

zu verwickeln und der Lüge zu überfüh-ren.

Als diese Methode schließlich erfolglos blieb, fälschte man ihre Aussagen und legte sie einer theologischen „Kommis-sion“ zur Begutachtung vor, die darauf-hin nicht anders konnte, als dem Inqui-sitionsgericht die Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen zu empfehlen. Den Vor-sitz bei Gericht hatte der Ex-Rektor der Universität von Paris und nunmehrige Bischof von Beauvais, Pierre Cauchon, ein Kollaborateur der Engländer.

Wie Mutter Marie Therese, so fühlte sich auch Jeanne d’Arc „von inneren

„Keiner weiß, was ich in acht Jahren seit der ersten Grün-dung am 1. September 1977

an Not gehabt habe.“

Mutter Marie Therese am 17. Dezember 1985

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V on Gott beauftragt

jungen Bauernmädchen Jeanne d’Arc Glaubenszuversicht in einer Zeit, in der die Geschichte der Kirche von Wirren, Unsicherheiten und Veränderungen be-stimmt war. Es war die Zeit eines großen, fast vier-zigjährigen „Schismas“, als mitunter zwei, ja drei Päpste gleichzeitig An-spruch auf den Stuhl Petri erhoben, und der vorausgegangenen „Babylonischen Gefangenschaft“ der Päpste in Avignon, die sechzig Jahre währte. Damals stan-den die Päpste unter der Herrschaft der Könige von Frankreich und dem Einfluss der Universität von Paris. Erst mit der Wahl Martins V. 1417 auf dem Konzil von Konstanz zum neuen Oberhaupt der Kirche beruhigten sich die Verhältnisse allmählich.

Jeanne d`Arcs Kindheit spiegelt diese Unruhe in der Geschichte der Kirche nicht wieder. Die Familie ist der ru-hende Pol, das tragende Fundament, das sich von äußeren Einflüssen nicht beein-trächtigen lässt. Die ersten Lebensjahre Jeannes sind „durchtränkt vom Evan-gelium“, d. h., alles Leben richtet sich nach den Geboten und Gebräuchen der Kirche mit regelmäßigem Gebet und Gottesdienst, mit der Ausrichtung des Lebens auf den Himmel. „Ich bin eine gute Christin und getauft“, sagt die An-geklagte im Verlauf der Vernehmungen vor Gericht.

Die Kindheit von Josephine Theresia Linssen, später Mutter Marie Therese, basiert auf einem vergleichbaren religi-

Eingebungen gedrängt“, zu handeln, wie sie handeln musste. Die Aufgabe des lo-thringischen Bauernmädchens aus Dom-rémy an der Maas, das Jahre nach seiner Hinrichtung rehabilitiert und schließ-lich heiliggesprochen wurde, bestand in nicht weniger als darin, sich als knapp 20jährige an die Spitze des Heeres zu setzen, Frankreich von den Engländern zu befreien und dem rechtmäßigen Kö-nig Karl VII. im sakramentalen Akt zur kirchlichen Krönung zu verhelfen.

Mutter Marie Therese wurde dahin ge-führt, den Orden Communio in Christo für die Verwirklichung des angegrif-fenen Zweiten Vatikanischen Konzils zu gründen, zur Sicherheit und zum Schutz des ebenfalls von vielen angegriffenen Papstes. Zur Bestätigung der dogma-tischen Dimension des II. Vatikanischen Konzils wurde ihr dies wieder gleichsam durch „Offenbarung“ aufgegeben: „Ich erstrebe die Einheit der Kirche durch die Verwirklichung der Konzilsbeschlüsse.“

Der Prozessverlauf Jeanne d’Arcs ist bis zu der Verurteilung aktenkundig und zeigt das hartnäckige Bemühen der Ankläger, ein unbescholtenes junges Mädchen zu diffamieren und der Lüge zu überführen. Rückhalt und Größe schöpfte die spätere französische Nati-onalheilige aus der religiösen Sicherheit in ihrer Familie.

Wie bei Mutter Marie Therese, in de-ren Familie die katholische Glaubens-bindung ebenfalls eine außerordent-lich große Rolle spielte, gab das dem

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V on Gott beauftragt

ösen Fundament. In der überzeugten katholischen Haltung der Eltern hat das Kind Marie Therese seine uner-schütterliche Gewissheit von der stän-digen Präsenz Gottes im Dasein eines jeden einzelnen Menschen erfahren – und entsprechend in späteren Jahren gehandelt.

Beide, Jeanne d`Arc und Mutter Marie Therese, sahen in der Taufe höchste Bedeutung für die Christwerdung und das ewige Leben der Menschen, ein Stellenwert des Sakramentes, das auch das II. Vatikanische Konzil mit Nachdruck hervorhebt. Jeanne d‘Arc hat verschiedentlich selbst „Kinder aus der Taufe gehoben“, war also Patin. Einmal brachte man ein Kind nach Lagny vor das Bild Unsrer Lie-ben Frau. Dort betete die Jungfrau für das Leben des Kindes. Das Bild der Jungfrau Maria hat im Leben von Mutter Marie Therese eine ähnliche Be-deutung. Immer wieder nimmt sie ihre Zuflucht zu ihr, betet gern und beson-ders bei wichtigen Entscheidungen vor ihrem Gnadenbild in der Basilika von Maastricht und gibt schließlich einer ihrer Gründungen, dem Mechernicher Hospiz, den Namen „Stella Maris“.

Beide Frauen waren von Gott auserwähl-te Persönlichkeiten mit einem besonde-ren Auftrag für ihre Zeit. Er selbst gab ihnen dazu die erforderliche Sensibilität für die Nöte der Menschen in ihrer Epo-che. Im Leben Jeanne d`Arcs stößt man nicht auf „wunderbare Geschehnisse“, das heißt auf Dinge, die von vornherein

auf ein auserwähltes Leben schließen lassen. Sie lebte nicht „abgehoben“ von anderen Menschen, war natürlich, offen, mit einer klaren Auffassungsgabe. Ganz ähnlich wird die junge Mutter Marie Therese geschildert. Die spätere Erwäh-lung durch Gott wird nicht durch auffäl-lige Eingriffe in den Lebenslauf vorbe-reitet, die für Dritte erkennbar wären.

Was von der Bedeutung der Taufe für Jeanne d’Arc bereits gesagt wurde, be-hielt im Leben der Jungfrau von Orléans auch Bedeutung für die anderen Sakra-mente.

Die Kirche selbst ist Sakrament des

Mutter Marie Therese stellte ihr Leben in den Dienst notleidender Menschen. Foto: Communio

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V on Gott beauftragt

Gottes Berufung traf in Jeanne d’Arc und Mutter Marie Therese zwei Men-schen, die nicht ahnten, dass sie zu wichtigen Aufgaben ausersehen waren, die aber in ihrer durch Gebet und Le-ben bestätigten Nähe zum Schöpfer die Aufmerksamkeit Gottes auf sich gezo-gen hatten. „Als ich dreizehn Jahre alt war, hatte ich eine Stimme, die von Gott kam, um mich zu leiten. Das erste Mal hatte ich große Furcht. Die Stimme kam zur Mittagsstunde; es war im Sommer, im Garten meines Vaters ...“ So berichtet Jeanne d`Arc.

Als Mutter Marie Therese während eines Gottesdienstes erstmals das Geheimnis der Eucharistie und seine Verbindung zum sakramentalen Priestertum erfährt, ist sie zwölf Jahre alt. Ihre Vision wird nicht durch Worte begleitet, sie ist reines Erleben.

Aber wie die Jungfrau von Orléans ge-lobt sie in jungen Jahren Jungfräulich-keit. Beide treten damit freiwillig in die lange Reihe geweihter Jungfrauen ein.

Es ist die Antwort auf die Liebe des Herrn, der zu Mutter Marie Therese selbst, zu Jeanne d`Arc durch die heilige Katharina und durch die heilige Marga-reta spricht. Die Jungfräulichkeit bei-der ist Garant innerer Freiheit für Gott und entwickelt eine eigene Dynamik im Dienst des Allerhöchsten. Diese Jung-fräulichkeit strahlt bei beiden Reinheit und Unantastbarkeit aus und erzeugt in ihrer Umgebung Achtung vor ihrer Per-sönlichkeit.

Heils, und die Inanspruchnahme der Sakramente bedeutet zugleich die Er-füllung der Pflichten gegenüber dieser Kirche. Gleiches kann man auch von Mutter Marie Therese sagen, deren Le-bensgestaltung ohne Kirche, ohne Got-tesdienstbesuch und der Gewissheit der ständigen Präsenz Gottes nicht denkbar gewesen wäre.

Das Leben Jeanne d`Arcs vollzieht sich im Einklang mit kirchlichen Gepflogen-heiten und Bräuchen; das Glockenläuten zum Beispiel empfindet sie als Tagesein-teilung eines Lebens in Gott. Nicht an-ders ist es bei der späteren Ordensgrün-derin Mutter Marie Therese. Sie, wie die Jungfrau von Orléans gehen beide gerne zur Beichte. Die Jungfrau hielt auch ihre Soldaten ständig an, zur Beichte zu ge-hen.

Die Liebe zur Gottesmutter hatten Jean-ne d`Arc und Mutter Marie Therese ge-meinsam. Die Sakramente der Kirche zu nutzen, war für beide selbstverständlich, ebenso der Glaube an ihre Wirksamkeit. Die Bedeutung der Sakramente und Sa-kramentalien als Heilshandeln Gottes an den Menschen wird bei Jeanne d‘Arc insbesondere bei der kirchlichen Krö-nung Karls VII. deutlich. Sie nannte ihn vor der Salbung nie „König“; er ist bis dahin der „edle Dauphin“. Erst mit dem „sakramentalen Akt“ der Salbung und der Thronbesteigung wird er gleichsam „Statthalter“ des Königs der Himmel, an dessen Stelle er auf Erden regiert. Durch Jeanne d`Arc erhält der Ritus wieder Sinn und Aufwertung.

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V on Gott beauftragt

Auch die Gabe zur Unterscheidung der Geister, die Fähigkeit Spreu von Weizen zu trennen, besaßen beide hier zur Rede stehenden von Gott begnadeten Frauen. Wie Jeanne d`Arc eine falsche Seherin entlarvte, so verblüffte auch Mutter Ma-rie Therese ihr Umfeld immer wieder durch Einschätzungen ihrer Besucher

und Gäste, die sich späterhin als spon-tan richtig erwiesen. Sie vermochte ihrem Gegenüber, wie sie es auch selbst ausge-drückt hat, durch „die Augen in die Seele“ zu schauen.

Frauen, die mitten in der Welt ein ge-

weihtes Leben führen, haben sowohl auf Jeanne d`Arc als auch auf Mutter Marie Therese einen großen Eindruck gemacht. Zur Zeit der Jungfrau waren es die Beginen, die, entgegen den Ge-pflogenheiten der Zeit, sich außerhalb der Klostermauern in Gemeinschaften zusammentaten, für Mutter Marie The-rese war der Eintritt in den Karmel ein still gehegtes, aber wegen Krankheit unerfüllt gebliebenes Ziel. Gleichwohl legt sie im Alter von 24 Jahren vor dem Provinzial der Karmeliten die Gelübde der drei Evangelischen Räte ab und ver-pflichtet sich gegenüber Gott zu Armut, Keuschheit und Gehorsam. Sie wählt den Schwesternamen Marie Thérèse de Jésus.

„Wenn man die Prozessakten genauer

Jeanne d`Arc ist zweifellos eine charis-matische Frau und außergewöhnliche Heilige, wobei das Wort charismatisch auf ihrer ohne jeden inneren Zweifel angenommenen Sendung und der da-raus entstandenen Tatkraft beruht und die Heiligkeit in einer ungezwungenen, natürlichen Religiosität ihre Wurzel hat, die auch in Kri-sen unerschütterlich bleibt. Das ist bei Mutter Marie There-se genau so, die trotz aller Anfeindungen, Verleumdungen und Falschaussagen über sie nie einen Zweifel an ihrer Berufung und Aufgabe aufkommen lässt und sich auch immer wieder zu ihrer tiefen religiösen Bindung an die Katholische Kirche be-kennt.

Kirchenpolitische Wirren und politische Auseinandersetzungen prägten die Le-benszeit beider Frauen, die ein zuvor geordnet erscheinendes Weltbild auf den Kopf stellten. Ihre beiden Familien aus dem so genannten „einfachen Volk“ sind in ihrem Glauben bemerkenswert gut unterrichtet und bleiben ihm vor allem treu. Es ist wohl so, dass das Evangelium stark und unumstößlich in den Menschen verwurzelt ist und es keinen Anlass gibt, bestimmte theologische Positionen an-zuzweifeln oder zu erneuern – wie es in der Zeit Mutter Marie Thereses geschah und schließlich das Zweite Vatikanische Konzil auslöste.

„Als ich dreizehn Jahre alt war, hatte ich eine Stimme,

die von Gott kam, um mich zu leiten. Das erste Mal hatte

ich große Furcht. Die Stimme kam zur Mittagsstunde; es war im Sommer, im Garten

meines Vaters ...“

Jeanne d‘Arc

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so fällt auf, dass beide sich nicht in den Vordergrund gedrängt oder sich Gott angebiedert haben. Sie haben nichts für sich gewollt, aber sie waren ganz Ohr für den Anruf Gottes und haben sich ihm sofort freiwillig und ohne Umschweife zur Verfügung gestellt.

Die Jungfrau von Orleans wäre nie von sich auf den Gedanken gekommen, mit Gottes Hilfe das erniedrigte Frankreich von den Engländern zu befreien und deshalb den Dauphin aufzusuchen mit der abwegigen Bitte, ihr ein Heer zur Verfügung zu stellen. Jeanne war eine im Kriegsdienst unerfahrene Frau. Wie auch Mutter Marie Therese von sich aus keinen Orden Communio in Christo mit Vorbild- und Modellcharakter für die ganze Kirche gegründet hätte, der als Gemeinschaft in Christus die Kirche un-ter dem Primat Petri einen soll.

Doch beide Frauen waren von dem Wunsch beseelt, dass sich etwas in ih-rem Umfeld ändern möge. Bei Jeanne d`Arc mag die Hoffnung auf ein freies Frankreich durchaus Herzenswunsch gewesen sein. Bei Mutter Marie Therese überwog die Hoffnung auf eine verän-derte Kirche, eine Kirche, die zum Ur-sprung der Liebe zurückfände, wozu das Zweite Vatikanische Konzil Ermutigung bot. Mutter Marie Therese hat nach vielen Zweifeln an sich selbst und kri-tischem Hinterfragen dem Geist Gottes Folge geleistet. Immer wieder hat sie ihre Würdigkeit und Erwählung in Frage gestellt, denn sie konnte sich – wie die Jungfrau von Orleans – nicht vorstel-

liest, ist man seltsam berührt zu sehen, wie Jeanne, dieses unwissende Mäd-chen, die grundlos komplizierten Fra-gen der sie verhörenden Gelehrten auf das Wesentliche zurückführt“, schreibt die Historikerin Régine Pernoud. Nicht anders geschieht es, wenn Mutter Marie Therese befragt wird.

Wiederholt betont sie, dass sie kein The-ologiestudium absolviert hat. Und doch überrascht sie durch verblüffende Ant-worten, die eine große Gottesnähe er-kennen und die Einwirkung des Geistes spüren lassen. Beiden Frauen ist eine visionäre Fähigkeit zu eigen, die mehr erfasst und tiefer dringt als fragende Personen erwarten.

Es gefiel Gott, durch eine einfache Jung-frau die Feinde des Königs zurückzu-schlagen. Und es gefiel Gott auch, durch eine einfache Frau einen neuen Orden zu gründen, der die Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Ziel hat als Hilfe für Kirche und Welt.

In beiden Verfahren, die zunächst zur Ablehnung beider durch die Kirche führten, spielten Gutachten eine große Rolle. Und in beiden Fällen kam es zu Fehleinschätzungen, Fehldeutungen und Fehlurteilen. So entstanden nicht wie-der gut zu machende Schäden, weil die distanzierenden Meinungen und die ne-gative Kritik Wasser auf die Mühlen der Gegner bedeuteten.

Vergleicht man das Leben von Jeanne d`Arc mit dem Mutter Marie Thereses,

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„in dieses Land, in diese Stadt“, wie sie in einem Gebet schreibt, „wo die Not am größten ist“.

Beide Frauen erweisen sich als überaus willensstark. Jeanne gerät ständig mit ih-ren Heerführern in Streit, wenn es um die nächsten taktischen Schritte geht. Mutter Marie Therese muss sich gegen ein kri-tisches Umfeld be-haupten, um Berufung und Auftrag deutlich zu machen. Beide sind stets bemüht, Gottes Plan deutlich zu ma-chen und nicht eigene Entscheidungen zu fällen.

Das Innere beider Frauen befindet sich in einem ständigen Horchprozess, sie ha-

ben nur eine Sorge, nämlich, dem Anruf Gottes zu entsprechen und seinen An-weisungen vorbehaltlos zu folgen. „Ich fürchte mehr, den Stimmen zu miss-fallen mit meinem Reden als Euch mit meinem Schweigen“, sagt Jeanne d`Arc in einem Verhör.

Woher kommt diese Sicherheit? Sie lässt sich nicht spielen, geschweige denn vor-täuschen. Beide Frauen wussten, dass auf die „Stimmen“ und den „Befehl des Geistes“ unbedingt Verlass ist! Aus sich

len, dass der Ruf des Himmels sie tref-fen sollte. Als sie schließlich von ihrer Sendung überzeugt waren, haben sich beide Frauen allerdings bedingungs-los in den Dienst Gottes gestellt – mit allen sich daraus erge-benden Konsequenzen, Missverständnissen, Anschuldigungen und Verfolgungen bis zum Tod. „Alles, was ich an Gutem getan habe, das habe ich auf Befehl der Stimmen getan“, bekennt die Jungfrau von Orléans vor Ge-richt. Ähnlich äußert sich auch die Ordens-gründerin aus Mecher-nich über den „Befehl des Geistes“, dem sie folgen musste, ohne wirklich eine Wahl zu haben.

Es ist allerdings kein blindes und unabgewo-genes Handeln, das daraus entsteht. Der Auftrag Gottes ist jedoch so mitreißend und überzeugend, dass beide alles da-ran setzen, ihn auszuführen. Die innere Überzeugung von der Wichtigkeit und Notwendigkeit der übertragenen Auf-gabe duldet keinen Aufschub. „Da Gott es befahl“, sagt Jeanne d`Arc einmal, „musste ich fort, und hätte ich hundert Väter und hundert Mütter gehabt.“ Aus der gleichen Notwendigkeit folgt auch die Niederländerin Mutter Marie The-rese dem Ruf Gottes nach Deutschland,

„Das Innere beider Frauen befindet sich in einem ständigen Horchpro-zess“, so Hermann Multhaupt. Foto: Fotolia/ Desscouleurs

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Sind die Parallelen zwischen den bei-den hier verglichenen Frauen auch be-reits signifikant geworden, so ist das für den Augenblick entscheidende Merkmal der Konflikt bei beiden zwischen ihrer unverbrüchlichen Treue zur Kirche und dem, was die „Stimmen“ beziehungs-weise der „Befehl des Geistes“ von ih-nen verlangen. „Jeanne, wenn Ihr Euch gegen unseren Glauben vergangen habt, werdet Ihr Euch dann der Entscheidung unserer heiligen Mutter, der Kirche un-terwerfen?“ wird Jeanne d’Arc im Pro-zess gefragt. Wie Mutter Marie Therese dem „Befehl des Geistes“, so empfindet sich Jeanne d`Arc ihren „Stimmen“ ver-antwortlich, und sie bittet, man möge ihr sagen, ob sich in ihren Antworten et-was befinde, das gegen den christlichen Glauben verstoße.

Die bohrenden Nachfragen in den Ver-hören versuchen diese Aussage zu zer-legen, offensichtlich mit dem Ziel, der Jungfrau Ungehorsam gegenüber den Richtlinien der Kirche nachzuweisen. Mutter Marie Therese musste auf gött-lichen Befehl – zwar gegen das Verbot des Bischofs – am 8. Dezember 1984 den Orden Communio in Christo grün-den, doch handelte sie damit nicht ge-gen die Lehren und Glaubensaussagen der Kirche.

Den Richtern im Prozess ging es darum, Jeanne mit Worten und Taten der Kirche zu unterwerfen. Die Jungfrau antwortet, wie auch Mutter Marie Therese stets betont: „Was die Kirche angeht: Ich lie-be sie und möchte sie gern für unseren

selbst heraus tun sie nichts, sie verlassen sich auf ihre Eingebungen – immer wie-der kommt diese Einstellung zur Spra-che. Ohne Gottes Geheiß geschieht hier nichts. Sie kommen damit der Haltung der Gottesmutter Maria recht nahe, die mit ihrem klaren Ja – „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ – sich ganz dem Wil-len Gottes unterwarf, sich völlig in den Dienst des Himmels stellte und eigene Lebenserwartungen aufgab. Weitere Ge-meinsamkeiten zwischen Jeanne d’Arc und Mutter Marie Therese: Weder die Jungfrau noch die Mutter haben sich je ihrer Leistungen und Verdienste wegen gerühmt. Es war kein blinder Gehorsam, der die Frauen trieb: Der gesunde Men-schenverstand war zu keinem Zeitpunkt ausgeschaltet.

Auffällige Wesenszüge beider junger Mädchen sind Freigebigkeit und Fröm-migkeit. Offensichtlich gingen sie frei-willig häufiger als andere Kinder zur Kirche oder zu Wallfahrtsorten und Ka-pellen. Im Übrigen sind wohl beide „wie die anderen“ gewesen. Die Erinnerung an die Frömmigkeit der jungen Men-schen ist bei allen befragten Personen gleich auffällig.

Ein bevorzugter Aufenthaltsort für Jeanne war die Einsiedelei von Notre-Dame de Bermont, für Mutter Marie Therese das Gnadenbild Stella Maris in Maastricht, vor dem sie im Alter von 19 Jahren ihr Leben der Heiligung der Prie-ster und dem Heil der Welt geweiht hat-te. Neben häufigem Gottesdienstbesuch machten beide gern Krankenbesuche.

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christlichen Glauben mit all meiner Kraft unterstützen ...“ Für Jeanne d`Arc sind „Unser Herr und die Kirche ein und dasselbe ... Man sollte darin nichts Schwieriges sehen. Warum macht Ihr daraus ein solches?“ Auf die Frage der Richter: „Glaubt Ihr, dass Ihr der Kirche Gottes untersteht, die auf Erden ist, das heißt unserem Herrn Papst, den Kardi-nälen, den Erzbischöfen, Bischöfen und Prälaten der Kir-che?“, antwortet Jeanne: „Ja, aber Unserem Herrn an erster Stelle.“ Mutter Marie The-rese hat immer wieder gefordert, man möge ihr eine Begegnung mit dem Heiligen Vater vermitteln, damit sie dort ihre von Gott aufgetragenen An-liegen vortragen könne. Jeanne d´Arc hat diese Bitte ebenfalls ausgesprochen: „Was all mein Sagen und Tun betrifft, so möge man es vor den Heiligen Vater, den Papst in Rom, bringen, auf welchen ich mich nächst Gott berufe.“ Dieser Wunsch wurde beiden nicht erfüllt.

In ihrem Buch „Jeanne d`Arc – Glaube, Kraft, Vision“ schreibt Régine Pernoud: „Heute erscheint die Spiritualität der Jeanne d`Arc vor dem Hintergrund einer durch das Zweite Vatikanische Konzil lebendiger gewordenen Kirche, die sich erneut als die Gemeinschaft der Getauf-ten versteht ...“ Genau dieser „leben-diger gewordenen Kirche als Gemein-

schaft in Christus“ wollte Mutter Marie Therese ihren Orden widmen, indem sie die Dekrete und Beschlüsse des Zweiten Vaticanums als Basis für ihre Gründung heranzog.

„Sie erweist sich als die Person, die in der allgemeinen Verzweiflung und Dun-kelheit ein Licht schwenkt und einen Sammelpunkt angibt“, notiert Régi-

ne Pernoud über Jeanne d`Arc.

Wollte Mutter Ma-rie etwas anderes mit ihrer Grün-dung, die zum Heil der Kirche und der Menschen gedacht ist, als ein Licht in der Dunkelheit

schwenken und einen Sammelpunkt an-geben?

Mutter Marie Therese berief sich in all den Jahren immer wieder auf den Wil-len Gottes, dem sie sich ganz unterwarf. „Ohne das Wort Gottes wüsste ich nichts zu tun“, sagte auch Jeanne d`Arc. Weil Gott befahl, mussten sie handeln.

Alles, was Jeanne d’Arc und Mutter Ma-rie Therese getan haben, haben sie auf das Geheiß Gottes getan. Beide Frauen zeichnet ein gemeinsames Merkmal aus: den ausgeprägten Sinn für die Entfaltung eines Innenlebens, in dem persönliche Wünsche keinen Platz finden, sondern das einen Freiraum hat für den Anruf Gottes. (ml)

„Das Innere beider Frauen befindet sich in einem ständigen Horch-

prozess, sie haben nur eine Sorge, nämlich, dem Anruf Gottes zu ent-sprechen und seinen Anweisungen

vorbehaltlos zu folgen.“

Hermann Multhaupt

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17jähriges Bauernmädchen, das nach ei-genen Worten “lieber weiter bei der Mut-ter sitzen und spinnen“ würde als ihren gottgewollten Auftrag zu erfüllen, und verlangt vom Stadtkommandanten von Baudricout, der sie natürlich zunächst nur auslacht, eine berittene Truppe, um den Dauphin zu befreien und das König-reich Frankreich wiederzuerlangen. Und da ist mit einem Mal im Pfarrhaus von Mechernich eine Niederländerin, die eigentlich lieber in aller Stille und für immer vor den Augen der Öffentlichkeit in den Karmel eingetreten wäre, und die vorgibt, Gott habe sie nach Deutsch-land, ja ganz konkret nach Mechernich gesandt, weil dort die Not am größten sei und sie dort Dinge tun, sagen und schreiben solle, die die Weltkirche und die ganze Welt verändern.

Aber die Theologen und Kirchenver-antwortlichen wissen doch im Grunde, dass Gott sich vorgeblich unscheinbarer Menschen, natürlich und gerade auch Frauen, als Träger außerordentlicher Charismen und „Führungsinstrumente“ der Kirche bedient?

GS Haus: Ja, es weiß jeder, und es ist gleichzeitig das Problem, weil es im Kirchenrecht von 1983 explizit nicht mehr vorgesehen ist. Außerordentliches

Ein Interview mit Communio-Gene-ralsuperior Karl-Heinz Haus zu den Parallelen zwischen dem Leben von Jeanne d‘ Arc und dem der Ordens-günderin Mutter Marie Therese.

Es ist vom menschlichen Verstand her schwer vorstellbar, dass sich Gott eines Bauernmädchens aus Lothringen be-dient, um ein Land, seine Kirche und seinen König zu retten, und einer nie-derländischen Gewerbelehrerin, um ein Konzil als geistgewirkt und dogmatisch zu bezeugen und seine Kirche als Com-munio in Christo wieder zu vereinen?

Generalsuperior Karl-Heinz Haus: Ihre Frage umschreibt das, was man au-ßerordentliches Charisma nennt. Damit hat Gott Menschen und vor allem auch Frauen in der Kirche hin und wieder be-schenkt, die sich sogar selbst für unfä-hig und unwürdig halten, die aber ganz da sind für Gott wie Maria, die sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“

Vielleicht ist das Geschehene in beiden Fällen auch zu groß gewesen, um es zu erfassen?

GS Haus: Ja, der Anspruch ist so groß, dass man erschrickt. Da kommt ein

Sie wussten nicht, dass sie eine Heilige verurteilen

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Charisma zieht sich als prophetisches Charisma wie ein roter Faden durch die ganze Heilsgeschichte, im Alten wie im Neuen Testament, vor wie nach der Aufklärung. Außerordentliches Grün-dungscharisma war in dem Begriff Or-den bis zur Novelle 1983 Bestandteil des Kirchenrechts. Jetzt sieht der Kodex die Führung des Geistes in einem außeror-dentlichen Charisma nicht mehr vor. Ein Paradoxon, dass dem besonderen Prophe-tentum, Grundfeste jüdisch-christlichen Glaubens, geradezu entgegenläuft.

Und ursächlich mit dafür verantwortlich ist, dass es für die Gründung von Mutter Marie Therese, den Orden Communio in Christo, bis heute kei-nen kirchenrechtlich vorgesehenen Weg zur Anerkennung zu geben scheint?

GS Haus: In der Tat sieht der Codex Iuris Canonici seit 1983 keine Neugrün-dung von „klassischen Orden“ mehr vor. Der CIC von 1917 unterschied nach Kongregationen und Orden, der von 1983 sieht „Institute des geweih-ten Lebens“ vor. Man hat Mutter Marie

Therese zu Lebzeiten und nach ihrem Tod uns als den Verantwortlichen in der Communio in Christo eine kirchenrecht-liche Anerkennung als „Pia unio“ (Con-sociatio privata), eine Vereinigung von

Gläubigen („Consoci-atio christifidelium“), nahegelegt.

Musste es denn ein Orden sein?

GS Haus: Mutter Marie Thereses au-ßerordentliches Grün-dungscharisma, aus dem heraus sie die Communio in Chri-sto als Orden grün-den musste, ließ ihr doch gar keine ande-re Wahl. Sie hat nach heftigen Gewissens-kämpfen und einer durchwachten, durch-beteten Nacht endlich die Ruhe und Gewiss-heit bei Gott gefunden, dass sie den Orden Communio in Christo

für Priester, Schwestern und Laien grün-den musste - selbst gegen den Willen des von ihr außerordentlich geschätzten und verehrten Bischofs Klaus Hemmer-le. Und sie hat in der Gründung in der mystischen Vermählung die Bestätigung gefunden, dass sie recht gehandelt hat.

Auch Jeanne d’Arcs göttlicher Auftrag wurde nicht anerkannt?

Mystische Vermählung der hl. Katha-rina von Siena (1347-1380) mit Chri-stus: Holzskulptur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Konferenzzimmer des Mutterhauses. Foto: Communio

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GS Haus: Papst Benedikt XVI. be-zeichnet das in der Generalaudienz über Johanna von Orleans vom 26.01.2011 als „erschütternden Abschnitt der Ge-schichte der Heiligkeit“, der gleichzei-tig ein zutreffendes Licht auf das im II. Vatikanischen Konzil (Lumen Gentium, 8) angesprochene Geheimnis der Kir-che wirft, wonach die Kirche tatsächlich „heilig“, aber auch „stets der Reinigung bedürftig“ ist. Der Papst beschreibt den damaligen Prozess als „dramatische Be-gegnung zwischen dieser Heiligen und ihren Richtern, die Kleriker sind“ und denen es „an Liebe und Demut mangelt, um in diesem jungen Mädchen das Han-deln Gottes zu sehen“.

Ein Charisma ist also – hier wie dort – nicht ohne Weiteres zu erkennen?

Haus: Bei allen offenkundigen Unter-schieden: Schon von Jeanne d’Arc ver-langten die Kleriker und die Theologen die Deutungshoheit über die inneren Stimmen, die dieses heilige Mädchen antrieben. Papst Benedikt XVI. sagt in seiner Ansprache, die Unfähigkeit der Richter die Heiligkeit Jeanne d’Arcs zu erkennen, erinnerten an die Worte Jesu, „denen zufolge Gottes Geheimnisse de-nen offenbart werden, die das Herz der Unmündigen haben, während sie den Weisen und Klugen, die keine Demut besitzen, verborgen bleiben (vgl. Lk 10,21). So waren Jeannes Richter nicht fähig, sie zu verstehen, die Schönheit ihrer Seele zu sehen: Sie wussten nicht, dass sie eine Heilige verurteilten“, so Papst Benedikt XVI.

Pfarrer Hermann Walch, der Spiritual der Communio in Christo und Wegge-fährte der Gründerin Mutter Marie The-rese, hat schwer krank in seinem „Dan-keschön“, einer Art Abschiedsbrief und geistlichem Testament, die Quelle der Erkenntnisse der Gründerin aufgezeigt?

GS Haus: Ja, Pfarrer Walch macht deut-lich, dass nicht Fleisch und Blut Mutter Marie Therese die Wahrheit über Gott, die Kirche und das Konzil offenbart ha-ben. „Was sie uns vermittelte, entsprang ihrem Schauen“, schreibt Hermann Walch, und es war, als wäre sie dabei ge-wesen, wenn sie von der Liebe Christi in seinem Leiden sprach. Ja, oft brannten unsere Herzen wie bei den Emmausjün-gern, wenn sie berichtete.

Hermann Walch schreibt in seinem letzten Brief an uns alle: „Wenn sie über Kirche, über die Sakramente und über Wahrheiten des Glaubens sprach, berief sie sich wie Paulus darauf, dass ihr dieses Wissen aus Offenbarung ge-schenkt wurde.“ Sie hatte dabei, wie er ausdrücklich vermerkt, einen uni-versellen Auftrag, nämlich der ganzen Kirche und der ganzen Menschheit, al-len Gemeinschaften und jedem einzel-nen Christen die unüberbietbare Liebe Gottes, die Fülle der Offenbarung der Liebe Gottes zu verkünden und gegen viele Widerstände zu verteidigen und mit ihrem Leben zu bezeugen.“

Es gibt für Sie, lieber Herr Generalsu-perior Haus, nicht nur grundsätzliche Parallelen zwischen Jeanne d’Arc und

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ßerordentlicher Schwierigkeiten und Schismen der katholischen Kirche.

Die meisten Katholiken haben hoffent-lich Ehrfurcht vor den Sakramenten als aktives Handeln Gottes an den Men-schen in wirksamen Zeichen; Sie, Herr Generalsuperior, meinen aber sicher bei Jeanne d’Arc und Mutter Marie Therese etwas Besonderes?

GS Haus: Ja, etwas lei-denschaftlich Berüh-rendes, elementar Erleb-bares, ja sie haben Gottes Wirken im sakramenta-len Handeln vermutlich unmittelbar gesehen, Gottes Eingreifen ge-spürt. Bei Mutter Marie Therese war der Grün-dungsakt der Communio in Christo wie eine Ver-schmelzung, das Eins-werden mit dem Willen Gottes. Die Mystik nennt das mystische Vermäh-lung, d.h. die Einheit von

göttlichem und menschlichem Willen. Aber ihr wurde auch bereits als junges Mädchen mit 12 Jahren während der Wandlung direkter Einblick in die Le-bendigkeit der Eucharistie in der erfah-renen Einheit von Eucharistie und sakra-mentalem Priestertum gewährt.

Bei Jeanne d’ Arc kam der kirchlichen Salbung und Königskrönung Karls VII. eine intensive „sakramentale Bedeu-tung“ zu. Die französische Historikerin

Mutter Marie Therese, sondern auch im Detail?

GS Haus: Es gibt viele solche Gemein-samkeiten, die man Details nennen könnte. Zum Beispiel die Seelenschau, es gibt bei beiden erschütternde Bei-spiele. Bei Mutter Marie Therese habe ich am eigenen Leib als ihr geistlicher Begleiter und Seelenführer erfahren müssen, was es bedeutet, wenn man bis auf den Grund seiner See-le erkannt ist, dass selbst Nebengedanken wie ein offenes Buch vor diesem gottbegnadeten Menschen liegen.

Darüber hinaus?

GS Haus: Beide kamen aus einfachen, aber nicht ungebildeten und vor allem aus tiefgläubigen Familien mit Gebets-, Buß- und Gottesdienstpraxis. Bei-de waren freigebig, kin-derlieb und menschen-freundlich, beide hatten große Ehrfurcht vor den Sakramenten, besonders vor der Eucharistie und dem Taufsakrament, sie verehrten tief die Gottesmutter Ma-ria, zeigten die Bereitschaft, auf Gottes Stimme in ihnen zu hören, entschieden sich schon als Jugendliche ausdrück-lich für ein gottgeweihtes Lebens als Jungfrauen, beide hatten die Gabe zur Unterscheidung der Geister und beide empfingen ihre Orientierung gebenden Offenbarungen von Gott in Zeiten au-

Im Interview: Generalsuperior Karl-Heinz Haus. Foto: Lang

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und Jeanne-d’Arc-Biographin Régi-ne Pernoud schreibt: „Ist es nicht der „sakramentale“ Akt, der dem Auftrag Jeannes in gewisser Weise seine Rich-tung gibt? Sie weigert sich, Karl König zu nennen, solange er nicht seine Sal-bung empfangen hat. Für Jeanne ist die Krönungszeremonie eines Königs nicht nur das Zeichen seiner Thronbesteigung: sie ist vielmehr ein ‚Sakrament’.“

Es gab zu Johan-nas Zeit zwei Strö-mungen: Ist eine Krönung nun ein rein menschlicher, weltlicher oder aber ein „sakramentaler“ göttlicher Akt?

GS Haus: Und in der Kirche von heute haben wir es ebenfalls mit zwei Strö-mungen zu tun: ob das Zweite Vatika-nische Konzil nun eine rein menschliche und weltliche Zusammenkunft von Kir-chenrepräsentanten und Theologen war, die sozusagen pastorale Ziele für die nahe Zukunft ausdiskutiert und formu-liert haben. Oder aber, ob das Konzil eine Initiative des Heiligen Geistes ist und damit in der untrennbaren Einheit von Gottes- und Nächstenliebe einen dog-matischen Charakter hat. Um diese gott-gewollte und geistgewirkte Dimension des Konzils zu beweisen, erhielt Mutter Marie Therese den Auftrag zum „sakra-mentalen“ Akt einer Ordensgründung. Dabei erfuhr sie ihre mystische Vermäh-lung, das Einswerden von Gottes Willen

und ihrem menschlichen Willen. Mutter Therese ist gefragt worden: „Warum ein neuer Orden?“ Und sie hat geantwortet: „Weil Gott es will.“

Mein Redakteurskollege Hermann Mult-haupt zieht in seinem ebenfalls in die-sem Rundbrief bearbeiteten Beitrag aus einem umfangreichen Vergleich zwi-

schen Jeanne d’Arc und Mutter Marie Therese eine ähnlich ernüchternd ein-fache und doch vom Glauben her über-zeugende Zwischen-bilanz. Multhaupt schreibt: „Es gefiel Gott, durch eine ein-fache Jungfrau die

Feinde des Königs zurückzuschlagen.

Und es gefiel Gott auch, durch eine ein-fache Frau einen neuen Orden zu grün-den, der die Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Ziel hat.“

GS Haus: Es ist, wie Jesus selbst es for-muliert hat in der bittersten Stunde der Erkenntnis, dass die Passion durchlebt und durchlitten werden muss, um die Liebe Gottes in das Herz jedes einzelnen Menschen zu tragen: Nicht mein Wille geschehe . . . In der Gründung der Com-munio in Christo hat sich nicht Mutter Marie Thereses Wille gezeigt, sondern Gottes Wille.

Und Mutter Marie Therese musste dafür leiden?

„In der Gründung der Communio in Christo hat sich nicht Mut-ter Marie Thereses Wille ge-zeigt, sondern Gottes Wille.“

Karl-Heinz HausGeneralsuperior

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Jeanne d’Arc ist 25 Jahre nachdem man sie zum Tode verurteilt, verbrannt und ihre Asche verstreut hatte in einem zweiten Prozess rehabilitiert worden. Was bringt die Zukunft für Mutter Marie Therese und die Communio in Christo?

GS Haus: Das ist die Frage. Ich kann sie nicht beantworten, das müssen ande-re tun. Wir sind zu allen diesbezüglichen Gesprächen und Konsultationen bereit.

Ich persönlich bin überzeugt: Dieser Or-den Communio in Christo ist zum Schutz des Papstes und zu seiner Sicherheit in der Beurteilung des Zweiten Vatika-nischen Konzils gegründet worden. Gott hat Mutter Marie Therese geschickt, um das Konzil zu retten, um Sicherheit im Umgang mit der Pius-Bruderschaft zu gewinnen. Dazu ist es notwendig, dass Mutter Marie Therese voll und ganz re-habilitiert wird. Auch ihr ist viel Leid zugefügt worden.

Sie haben in einem Brief geschrieben, Mutter Marie Therese habe noch vor mehr Spaltungstendenzen in der Kirche gewarnt als „nur“ denen der Pius-Brü-der, die sehr bestimmt gegen den Papst auftreten und von ihm Abkehr vom Kon-zil in wesentlichen Punkten einfordern?

GS Haus: Mutter Marie Therese hat ge-sagt: „Dass das Konzil dogmatisch war, weiß ich nicht von mir.“ Das wusste sie von Gott gleichsam durch „Offen-barung“. Sie hat unbeirrbar daran fest-gehalten bis zu ihrem Tod. Sie hat 60 Briefe an Kardinal Oddi in Rom und

GS Haus: Ja, sie ist dafür verleumdet worden, man hat ihr die Ehre relativie-ren wollen, sie hat wegen ihrer vielen Krankheiten unsägliche körperliche, aber durch die Zurückweisung der ihr gemachten Offenbarung noch viel mehr seelische Schmerzen erlitten. Aber sie war davon keineswegs überrascht, sie wusste, dass die Nachfolge Christi sol-che Dinge nach sich zieht. Um Christus zu verstehen, muss man die Passion verstehen. Das, was sie erfahren hat, ist nicht Oberammergau, das ist die harte Wirklichkeit.

Ihr Fazit im Vergleich Jeanne d’Arc / Mutter Marie Therese?

GS Haus: Beide sind aus Liebe zur Kir-che gestorben.

Sie hätten eigene Wege gehen können? GS Haus: Nein, das konnten sie nicht. Es ist einem von Gott mit außerordent-lichem Charisma beschenkten Mystiker, wie beide es waren, völlig unmöglich anders zu handeln als innerhalb der ka-tholischen Kirche.

Ketzer und Häretiker glauben irgend-wann selbst nicht mehr daran, dass das Heil aus der Kirche kommen kann und verabschieden sich. Prophetische Cha-rismatiker wirken auch gegen ihren ei-genen Willen, ihre eigenen Ansprüche und gegen ihre eigenen Ängste, gegen Leib und Leben, weil sie der Kirche und der Welt von innen heraus eine neue Perspektive eröffnen wollen.

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sprochen, die unterdessen ihre Einheit im Wesen spalten: Eine Kirche ohne Papst, eine Kirche ohne Dogma sowie eine Kirche ohne Kreuz. Alle existieren heute mit dem Anspruch, katholisch zu sein und katholisch bleiben zu wollen.

Mutter Marie Therese hat sich in dieser Zeit mehr und mehr mit den Folgen des II. Vatikanischen Konzils beschäftigt und sie ist über diese Folgen in das ei-

gentliche Anliegen des Konzils hineingeführt worden: in die volle Gemeinschaft in Christus (Einheit), wie sie in der katho-lischen Kirche realisiert ist und immer neu realisiert werden muss nach dem Wort und Bei-spiel Jesu durch die gelebte Lie-be in der untrennbaren Einheit von Gottesliebe und Nächsten-liebe.

Das ist der Schlüssel zur Ein-heit aller widerstrebenden Strö-mungen in der einen Kirche?

GS Haus: Der Schlüssel liegt in der Annahme von Gottes Liebe zu jedem einzelnen, wie sie von Mutter Marie Therese Besitz ergriffen hat und wie sie alle Menschen zur Gemeinschaft in Christus führen will. Als Instru-ment auf dem Weg dorthin ist der Orden Communio in Chri-sto gegründet worden.

Das Interview führte der Redakteur und Diakon Manfred Lang.

58 Briefe an Erzbischof Marcel Lefeb-vre geschrieben, um die Verblendung in demütiges Annehmen zu wandeln, um das Schisma abzuwenden, das aber dann doch durch die verbotene Bischofswei-he ausgelöst und mit Exkommunikation bestraft wurde.

Mutter Marie Therese hat bereits in den 70er Jahren im Ansatz von drei kom-menden Strömungen in der Kirche ge-

Dem göttlichen Auftrag folgte an diesem Ort Mutter Marie Therese mit der Gründung des Ordens Commu-nio in Christo im Mechernicher Mutterhaus. Foto: Communio in Christo

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Fortwährende Bewegung des Geistwirkens

Überraschend wendet sich diese Stun-de an die Kirche. Zweimal wurde ich betrachtend aufgerufen, das Erlebnis schriftlich festzuhalten. Der Aufruf heu-te wird zum Gehorsam eines von Gott bestellten Menschen, der sich im Be-wusstsein seiner Ohnmacht als Werk-zeug des Heiles bezeugen muss. Ich durchwandere in Gnade diese Zeit, in der viele Werte in Frage gestellt werden. Ich begegne den herrschenden Ideen unseres Jahrhunderts und stoße auf die Versuche, die Tore für die gewünsch-ten erwartungsvollen Erneuerungen zu schließen.

Die Kirche ist von Krisen gezeichnet, und sie zwingt zur neuen Bewertung je-ner Denkart, die für das Zeugnisgeben geeignet ist. Der Wille Christi ist der an uns gegebene Geist. Wir erleben die Autoritätskrise. Und diese Realität führt uns zurück zur Heiligen Schrift. Die Vertreter der Kirche werden aufgerufen, sie aufs neue zu lesen, um ihre Tiefe neu zu erkennen. Sie hat dieser Zeit etwas zu sagen. Etwas Neues? Nein! Was ich erlebe, ist eine lebendige Kirche, in der jetzigen Zeit. Da ist Bewegung wahrzu-

Betrachtung und Gebet von Mut-ter Marie Therese vom 9. Oktober 1991 aus dem Buch „Begegnung mit dem Erlöser“ .

nehmen. Charismen bewegen das Wort der Schrift und machen es lebendig. Der zerrissenen Kirche wird die Möglich-keit geboten zu lernen und der Autorität des Geistes zu gehorchen. Ihr wird das Licht gegeben, um die Stimme Gottes zu erkennen und diese Macht nicht zum Schweigen zu bringen. Unerwartetem Leben sollte erlaubt werden, sich inner-halb unseres Glaubens durchzusetzen.

Die Kirche wird eine Epoche der Cha-rismatiker erleben, von denen einige in neuester Zeit leben. Von der Kirche wird Mut verlangt, dem Neuen zuzustimmen. Demut wird gefordert für das geheim-nisvolle Wirken des Geistes, der lenkt und führt, wohin er will. Ich erlebe die Änderung ihrer Struktur, damit sie stär-ker wird. Die Kirche wird in die Absicht des Geistes einstimmen müssen, die ihr noch unbekannt ist. Jedes persönliche Interesse wird blockiert.

Es ist leicht, die Charismen zu prüfen, zumal der Charismatiker die Isolierung zu spüren bekommt. Die Kräfte, die der Kirche im Evangelium gegeben sind, dürfen ausgeschöpft werden, wenn sie vom Hl. Geist erfüllt und geführt sind. Was ich seit Jahren schmerzhaft erfahre, ist heute die Antwort auf eine dauernde Frage. Das Erlebnis mit meinem Jawort berücksichtigt die göttliche Inspiration,

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in der die Offenheit gegenüber dem ge-bieterischen Geist der Grundgedanke und das Grunderlebnis ist, zum Heil der Kirche zu wirken. Ich erfahre die Auf-forderung des Geistes, tolerant und mu-tig zu sein. Ich steige ein in das Innerste meines Fiats und bekenne mich dazu, eine Gabe erhalten zu haben, die schwer zu akzeptieren ist. Ich werde gebeten, dieses Charisma so einfach wie möglich in der Welt und in der Kirche a n n e h m b a r zu machen. Seine Kraft besteht in der Geduld und in der Liebe. Ich werde ge-beten, jede Verbitterung zu vermeiden. Kraft und Ausdauer be-weisen Gottes Stimme.

Ich erlebe den bitteren Kampf, um gehört zu werden, erleide die Unnachgiebigkeit als Zeichen der Echtheit. Das Erkennungszeichen der Geistesmacht ist die Ungebrochenheit, selbst dann, wenn Vergeltungsmaß-nahmen die Stimme des Charismatikers zum Schweigen bringen. Es wird mir nicht das Erlebnis vorenthalten, denje-nigen zu begegnen, die im Interesse der Kirche die Ursache für alle Verwirrung erkennen und zu feige sind zu sprechen.

Das Problem dieser Zeit ist die Span-nung, in der eigentlich mehr getan wird, um Christus als Erlöser loszuwerden, als nach Wegen zu suchen, ihn neu als die Liebe zu entdecken. Es wäre schade, meine Gefühle zu unterdrücken, die mir in dieser Betrachtung eine noch größe-re Gewissheit geben, mit einem großen Geschenk verbunden zu sein. Es richtet an mich die Bitte, es zu pflegen und es

nicht zu verra-ten. Das erlegt von neuem die Konsequenz auf, der Ge-w i s s e n s e n t -scheidung treu zu bleiben und sie der Kirche vorzu l egen , selbst auf die N o t w e n d i g -keit hin, das Gesetz zu er-weitern oder abzuändern.

Heute ist es selbst für den

Christen leicht geworden zu denken, rein zu handeln und Eifer für das Wort Gottes zu bezeugen. So mag es der Kir-che erlaubt sein, Gläubige vor dem Neu-en zu schützen. Es ist und bleibt aber der Gehorsam zu dem, was mehr zählt: Sich für das Geistwirken zu entscheiden, oder sich für die Angst und die Blockade des Geistwirkens zu entscheiden. Was ich hier im Gehorsam aufzeichne, ist der Liebe unterworfen, in der sich kein Stolz

„Von der Kirche wird Mut verlangt, dem Neuen zuzu-stimmen“, sagt Mutter Marie Therese in ihrer Betrach-tung vom 9. Oktober 1991.

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oder persönliches Lob Werte schafft, sondern das einfache Horchen und Han-deln, das der Macht des Geistes folgt.

Ich weiß als Charismatikerin um das Gute und das Unvollkommene meines Gehorsams gegenüber Gott, der mich im Jawort verpflichtet. Mein Wille, ihm treu zu bleiben, erhebt den Anspruch, alle sündhaften und egoistischen Gedan-ken und Neigungen fernzuhalten, damit der Zweck des mir Geschenkten sich auf das Wesentliche richtet. Lebt der Charismatiker, was von ihm gefordert wird, so ergibt sich daraus als näch-ste Konsequenz die Pflicht, den in ihm wirkenden Geist nicht daran zu hindern, den Gnadenstrom in der Kirche fließen zu lassen.

Meine verzweifelten Bemühungen, in der Kirche Menschen zum Vertrauen zu lenken, sind bis heute ohne Diskussion toleriert worden. Ich bin eingetaucht in neue Einsichten, denen Wohlwollen ent-gegengebracht werden muss, auch wenn sich dieses Charisma außerhalb des be-stehenden Rechtes entfaltet. Der Wert meines Gehorsams verringert in keiner-lei Weise meine Hochachtung vor de-nen, die die Pflicht haben, die Echtheit zu beurteilen. Der Weg des Schweigens wäre leichter, jedoch wenig bezeugend. Es ist eine tägliche Qual, den wirkenden Geist in einer Bewegung zu erkennen,

deren ausdrückliches Zeugnisgeben keine Möglichkeit findet, die Welt zu durchdringen. Meine Taten beweisen es. Meine Worte haben nur einen Sinn, wenn man sie in Einheit mit dem Cha-risma sieht.

Die jahrelange Ungeschicktheit vieler Gläubigen artete in eine Spaltung aus und forderte Gott heraus, seine macht-

volle Liebe erblühen zu lassen, um sie in einer Bewegung zu repräsentieren, da-mit die Erlösung in der lebendigen Lie-be zum Glaubensbe-kenntnis aufruft.

Was ich in dieser Stunde erlebe, ist die Erneuerung des Credos, in dem sich die tätige Liebe ent-faltet als Lob an Gott, und weniger das Recht berücksichtigt wird in dem Dialog mit dem Nächsten.

In der Nächstenliebe ist Christus immer gegenwärtig. Mein Glaube, ein Charis-ma zu tragen, erstreckt sich bis in die Tiefe des Wesens Gottes, wo er mit mir spricht, wo er seine Gegenwart offenba-rt und das Motiv begründet, in die Spal-tung der Kirche hineinzugehen und das zu leben, was Gott mir mitteilte, mit der Auflage, der Liebe den höchsten Wert zu geben, nicht mit den Lippen, sondern mit dem Herzen. Geben Sie mir dann die Chance, Gott in mir gerecht zu wer-den, den ich wirklich zu lieben vermag in der Zuneigung zum Nächsten.

„Der Weg des Schweigens wäre leichter, jedoch wenig

bezeugend.“

Mutter Marie Therese

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Vater

Deine Bitte erreichte mein schwaches Herz. Die Fülle Deiner Sehnsucht schenkst Du mir, damit ich Dich lieben kann, so wie Du mich liebst.

Der Friede in Deiner Kirche ist zerstört. Die Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils will nicht reifen, weil die Nahrung fehlt. In Deinem Reich auf Erden fehlt die Überzeugung, zumal das Gesetzesrecht die Vorstellung einer lebendigen Liebe zunichte macht.

Der Wert eines christlichen Lebens ist die Communio mit Christus, Deinem Sohn, der aus reiner, selbstloser Liebe unsere Natur annahm und sein Leben zugrunde richten ließ, damit der Tod als Frucht das Leben brachte. Die Kirche, die schöne Braut sei gepriesen. In ihr lebt Dein Reich, das hier schon mit Deiner Wesensnatur ausgestattet ist. Die Ausdrucksweise der Schrift führte zur Annahme, dass Recht und Gesetz ein höherer Wert seien als die Liebe, so dass das eigentliche Wesen Deines Reiches in ihr zerrissen ist.

In meinem Beten bist Du das Wort: „Wenn du vom Geist geführt bist, stehst du nicht unter dem Gesetz.“Starrheit ist in sie eingedrungen, in die so heilige Kirche, in der das Alte Testament neu wirksam ist. Du, o Vater, lädst ein zur persönlichen Gemeinschaft, Du versprichst den Frieden.

Deine Liebe gebietet meinem Herzen, dessen Gefühle sich mit der Seele verbünden. Du bist der vertrauensvolle Gott, dessen Kind ich bin. Im Glauben erkenne ich Dich,

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in meiner Natürlichkeit hast Du mich Dir wohlgefällig gemacht. Im Licht der Hoffnung wage ich, Dich als Retter zu loben. Aufmerksam höre ich Deine Worte, in denen Du lehrst, wie ich an Deiner Liebe teilhabe.

Im Abendmahl sprachst Du über den Kelch Worte, die heute und bis in die Ewigkeit Ehrfurcht abfordern. Der Wahrheit zum Zeugnis ist meine Berufung. Keine Bitternis erfüllt mich über das Unverständnis. Deine Macht ist nicht die Macht über Menschen. Du machtest Dich zur Macht meines Gewissens, der ich folgte, um Deine Liebe zu bezeugen. Ich höre Deine Stimme, o Vater, die mächtige Forderung, als Anspruch. Das Gesetz ist nicht das Evangelium, wenn in ihm die Liebe zerrissen ist. Noch ist die Kirche, die o so Reine, ein Reich, in dem der Liebe keine Dynamik zugrunde liegt.

O Vater, Dein Reich inmitten dieser Erde fällt auf,zumal in ihm viele Kräfte leben, die Deine Liebe bezeugen, nicht nur mit den Lippen, sondern in der Einheit von Wort und Tat. Sie preisen ewig Deine Größe. Sie sind von feurigem Brand erfüllt. In ihre Sprache mischt sich die Glut Deiner Liebe. Aufmerksam hören sie Deine Worte.

Sie sind es, die im Leben, Denken und Tun ein Zeugnis Deiner Gegenwart sind, Dir, o Vater, zum Dank und zur Ehre. Sie bezeugen, dass Du ein Gott der Liebe bist, der sie als einziges Gebot gelten ließ, damit sie in jedem Geschöpf die Vollendung erreiche, Dir zur Ehre in Ewigkeit.

Mutter Marie Therese, 9. Oktober 1991

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„Danke für alle Erfahrungen“

Anlässlich der Mitgliederversamm-lung des Communio in Christo e.V. im Februar 2012 fand der schwer erkrankte Pfarrer Hermann Walch berührende Dankesworte für alle Erfahrungen, die er mit der und durch die Communio in Christo machen durfte.

Meine fast 60–jährige Freundschaft mit P. Heribert Rasch OFM, dem Berchtes-gadener in Österreich, ist inzwischen schon längst zu einer echt franziska-nischen fröhlichen Freundschaft mit der Communio in Christo geworden. Der Salesianer-Don Bosco Bischof Ludwig Schwarz ernannte ihn kurz vor seinem 85. Geburtstag zum Bischöflichen Konsi-storialrat. Sein Kommentar dazu: „Mein Bischof hat sich wohl gedacht: Bevor er stirbt, möchte ich ihm eine kleine Freu-

de bereiten.“ In dieser Bischofsurkunde erweckte ein Zitat von Papst Benedikt XVI. aus seiner Botschaft zum Weltge-betstag um geistliche Berufungen 2009 meine Aufmerksamkeit:

Ohne auch nur im geringsten auf die per-sönliche Verantwortung zu verzichten, wird die freie Antwort des Menschen gegenüber Gott (…) zur „Mitverant-wortung“, zur Verantwortung in und mit Christus, kraft des Wirkens seines Heili-gen Geistes; sie wird zur Gemeinschaft mit Christus, der uns fähig macht, reiche Frucht zu bringen (vgl. Joh 15.5).

Dieses Zitat des Bischofs L. Schwarz erinnert mich an die Frische und Leben-digkeit eines anderen Salesianer-Don-Bosco Bischofs, an Erzbischof Alois Kothgasser von Salzburg. Mit ihm ver-

Der Communio-Spi-ritual Pfarrer Her-mann Walch war ein Wegbegleiter Mutter Marie Thereses, de-ren Schriften er auch niedergeschrieben hat Foto: Communio in Christo

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bindet uns seit seiner Zeit als Bischof von Innsbruck eine Freundschaft, die – wie er selbst schreibt – auf „Eurem Eintre-ten für das Zweite Vatikanische Konzil“ beruht. Mit ähnlichen Worten ermuti-gt er uns, auf diesem Weg weiterzuge-hen, der auch für ihn mit Mutter Marie Therese und mit ihrer Offenheit für das Wirken des Hl. Geistes verbunden ist. Er will uns in der neuen Erfahrung bestär-ken, die die Konzilsväter machten: die Erfahrung der Kirche als Communio in Christo. Diese neue Erfahrung wird nur möglich sein, wenn wir uns dem Geist Christi öffnen.

Ringen um Worte, mit Gott und um das eigene Leben

Ich bin immer wieder neu fasziniert von den herrlichen Aufnahmen der Fischwelt. Die kleinen Fischlein haben es verstan-den: Als Einzelne sind wir den großen Fischen hilflos ausgeliefert. Nur wenn wir uns zusammenschließen, damit wir wie ein einziger großer Fisch erschei-nen, werden wir überleben können.

Die Welt der Fische macht es uns vor, was uns die Theologen beizubringen versuchen: Die Gesamtkirche ist mehr als die Summe der einzelnen kleinen Kirchen. Im Kleinen: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, ge-schieht etwas Neues: Ich bin in Eurer Mitte, ich werde in neuer Weise sichtbar und erfahrbar (Mt 18,20). Es geschieht die Vollendung und Erfüllung des Pla-nes Gottes in Christus, nämlich alles zusammenzuführen in Christus. Paulus

beschreibt diesen Plan hymnusartig in seinen ersten Kapiteln des Epheser-briefes und des Kolosserbriefes. Schließ-lich sagt Christus selbst im Gespräch mit Nikodemus: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn in die Welt sandte. Er sandte ihn nicht in die Welt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird (vgl. Joh 3,16-17).

Dank anMutter Marie Therese

Welch große Berufung ist Mutter Ma-rie Therese anvertraut! Ihr schulden wir alle sehr großen Dank. Sie hat besonders in ihrem letzten Buch „Ich bitte dich, o hl. Kirche - Im Namen des Geistes“ der ganzen Kirche und der ganzen Mensch-heit, allen Gemeinschaften und jedem einzelnen Christen die unüberbietbare Liebe Gottes, die Fülle der Offenbarung der Liebe Gottes verkündet und gegen viele Widerstände verteidigt und mit ih-rem Leben bezeugt.

Mit allen möglichen Mitteln und Metho-den wurde versucht, sie in ihrer großen Berufung zu verunsichern und sie von ihr abzubringen – ähnlich wie Christus es erfahren musste. Was sie uns vermit-telte, entsprang bei ihr einem Schau-en, es war, als wäre sie dabei gewesen, wenn sie von der Liebe Christi in sei-nem Leiden sprach. Die Betrachtungen über die Geheimnisse Gottes entspran-gen bei ihr aus dem Erlebnis einer tie-fen „Verschmelzung“ mit Gott. Gott repräsentiert sich in meinem Jawort als

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der Retter, der nicht aufhört, mich davon zu vergewissern, dass er jegliche Schuld von mir genommen hat und dass der Mensch soviel wert ist, wie die Liebe zu seinem Mensch gewordenen Sohn. (Ich bitte dich, S.112)

Ich erlebe die ungeheure Tröstung für die ganze Welt, die Freundschaft bis in den Abgrund unserer Existenz. (Lei-densmeditation ebd. 126)

Wissen wurde geschenkt„aus Offenbarung“

Wenn sie über Kirche, über die Sakra-mente und über Wahrheiten des Glaubens sprach, berief sie sich wie Paulus darauf, dass ihr dieses Wissen „aus Offenba-rung“ geschenkt wurde. Es ging nicht nur mir, sondern vielen anderen ähnlich wie den Leuten, die damals sagten: Je-sus spricht nicht wie die Schriftgelehrten und Pharisäer, sondern wie einer, der Macht hat. Oft brannte dabei unser Herz wie bei den Emmausjüngern. In den Ge-sprächen mit meinen Geschwistern und Verwandten in Österreich erlebte ich, wie sie von der Schönheit und Intensität der Liebe Gottes zu jedem von ihnen tief betroffen waren. Wer wird nicht betrof-fen sein von dem Glauben des Apostels Paulus im Römerbrief (...): Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes in Je-sus Christus zu uns.

Besonders fühlte ich mich angespro-chen, wenn sie über die Kirche als Com-munio in Christo sprach und uns dabei den Aufbruch des Konzils erschloss. Sie

sah den dogmatischen Charakter des Konzils in der Einheit von Gottesliebe und Nächstenliebe. Diese Sicherheit, so sagt sie selbst in der Ordensregel – kann einer nur „aus Offenbarung“ erhalten haben. In der gegenwärtigen Auseinan-dersetzung um die Deutung des Konzils gibt dies die entscheidende Sicherheit. Es wird verständlich, wie Gott selbst der Kirche und der Autorität des Papstes zu Hilfe eilte in einer Ordensgründung für die rechte Deutung und Verwirklichung des Konzils. Im Kapitel über die äu-ßerste Liebe in der Ordensregel spricht Mutter Marie Therese die Einheit von Nächstenliebe und Gottesliebe an.

„Einer trage desanderen Last“

In der Nachfolge, die bereit ist, die Last und das Kreuz des Nächsten zu tragen, sieht sie die tiefe Form der Nächsten-liebe. Einer trage des anderen Last, so erfüllt ihr Christi Gesetz, sagt Paulus in seinem Brief an die Galater... Christus ging sogar soweit, dass er unsere ganze Schuld auf sich geladen hat, er ist unsre Gerechtigkeit geworden.

Wenn wir so dem Nächsten, unserem Bruder oder unserer Schwester begeg-nen, haben wir angefangen, unser Herz weit für Gott zu öffnen. Wir haben die Grenze unserer bisherigen Liebe er-kannt. Wir sind bereit, darüber hinaus zu gehen... Und jetzt ist es das Herz un-seres Nächsten geworden, ist es ihnen einverleibt, ist es Erbarmen geworden. Die Weite unseres Herzens ist bis zu

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dem Herzen Jesu vorgedrungen, ist ihm ähnlich geworden, es schlägt mit allen Herzen in der Welt zusammen, weil das Herz Jesu in unserer Brust schlägt. (Or-densregel 63-64). Hier hat Mutter Marie Therese festgehalten, worüber sie so oft mit uns sprach: Die Liebe ist die Kraft Gottes in uns. Die höchste Stufe der Lie-be nannte sie die gemeinsame Liebe, die Liebe in Communio in Christo.

Dank an denGeneralsuperior

Ich bin auch unserem Generalsuperior sehr dankbar, dass er uns die Communio in Christo in den Texten unserer Grün-derin so tief erschlossen hat und immer noch erschließt.

Das sagen auch alle unsere Gäste, die in der morgendlichen Betrachtung erfah-ren, wie er hier als ihr Seelenführer und Beichtvater aus dem Vollen schöpfen kann. Dankbar bin ich auch all jenen, die ein Zeichen ihres Vertrauens zu Mutter Marie Therese gesetzt haben, zu ihrer Wahrhaftigkeit und Integrität vor allem in der Liebe. Das sind die Kommunität und jene, die sich an die Communio in Christo durch das Gelübde der Nächsten-liebe gebunden haben. Dabei hat sie sich selber nach dem Wort Christi gerichtet, der so oft zu so genannten „Außenste-henden“ sagte: Einen solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Es ging bei ihr nicht in erster Linie um Mit-gliedschaft, sondern „um das Annehmen der Liebe Gottes“, dass wir durch unser Leben nicht einen strafenden, sondern

nur einen liebenden Gott bezeugen.

Liebe von den Fesselnder Paragraphen befreien

Ihre Berufung war es, die Liebe und die Barmherzigkeit, die Christus in die Welt gebracht hat, wieder von den Fesseln der Paragraphen zu befreien. Die Liebe bleibt so oft auf der Strecke. Mutter Ma-rie Therese kämpfte dafür, dass der Hei-lige Geist in der Kirche die Autorität hat. Die Lehre über die Geistesgaben wurde im Konzil und vor allem im kirchlichen Gesetzbuch beschränkt auf die allge-meinen Charismen, die selbstverständ-lich der kirchlichen Hierarchie unterste-hen – im Gegensatz zu den sehr seltenen außerordentlichen Charismen, wie wir sie bei den Propheten vorfinden. Durch sie mischt sich Gott unmittelbar und di-rekt in der Kirche ein, um ihr zu Hilfe zu eilen. Aber diese Führung des Heili-gen Geistes ist nicht mehr vorgesehen. Wenn eine Gründung im Auftrag und im Gehorsam gegenüber Gottes Willen als Orden gegründet werden muss, dann ist das die Bestätigung, dass hier ein außer-ordentliches Charisma vorliegt.

Danken möchte ich all jenen, die sich durch die letzten Jahrzehnte nicht verun-sichern ließen in ihrer Treue zum Wirken Gottes in einem Menschen. Dabei han-delte es sich nicht um die Angelegen-heit und um die Pläne eines Menschen und seine persönlichen Interessen. Man hatte es dabei immer mit Gott selbst zu tun.Sicher, wenn hier auch ein Mensch rehabilitiert werden muss, dann ist dies

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umso dringlicher notwendig, weil die Verurteilung des Menschen geschah, um Gott zu treffen. Am 600. Todestag der Jungfrau von Orleans, der Jeanne d’ Arc, ist der Aufruf zur Rehabilitierung besonders dringlich. Unser Papst hat dieses schreckliche Unrecht sehr deut-lich gebrandmarkt.

Großer Dank und ebenso viel Zukunfts-erwartung verbinden uns mit dem Com-munio in Christo e.V. Er hat sich zum Sprachrohr der Ziele von Mutter Ma-rie Therese gemacht. In der Sorge um die Veröffentlichung der Schriften und Rundbriefe der Communio. Überall, wo seine Mitglieder sind, kann die Commu-nio rechtlich tätig werden, Aktionen star-ten. Von daher bitten wir Herrn Schulz, der sich dankenswerterweise zum 1. Vorsitzenden für die heutige Wahl bereit erklärt hat, um seine starke Mithilfe.

Dankbar sind wir auch Herrn Arnold, das er bereit ist, sich zusätzlich zum Amt des Geschäftsführers auch als zweiten Vorsitzenden zur Wahl zu stellen. Für die Herausgabe des Rundbriefes sagen wir Herrn Multhaupt und Frau Neuhaus vielen herzlichen Dank. Sie wurden von Herrn Lang abgelöst, als der vor Ort die Öffentlichkeitsarbeit, hier besonders auch die Internetarbeit mit Fr. Jaison und dem ganzen Zuarbeiterstab unter den Mitarbeitern, übernahm. Dankbar sind wir Herrn Arnold und Frau Mül-ler, dass sie den Orden und das Sozial-werk als Ganzes in Erscheinung treten lassen. Nicht genug dankbar können wir dem Kapitel sein, das unter der Leitung

von Generalsuperior Haus mit seinen Fachleuten die rechtlichen Strukturen des Sozialwerkes und des Ordens bis hin zu den verschiedenen Satzungen auf sichere Beine stellt. Die Entstehung der Ordenssatzungen und die Abfassung der Dokumente für den Weg der kirchlichen Anerkennung kamen im Kapitel zustan-de und fanden ihren Abschluss unter der gemeinsamen Feder von Generalsuperi-or und von Herrn Fahnenstich. Das Ka-pitel führte auch die Verhandlungen mit den zuständigen Fachleuten der Amts-kirche. Die besondere Schwierigkeit da-bei war, dass es sich bei der Gründung des Ordens Communio in Christo um eine völlig neue Gründung handelt.

Communio-Vereinals Sprachrohr

Die Entstehung des Trägervereins So-zialwerk Communio in Christo e.V. am 16. 12.2002 und des Communio in Chri-sto e.V. am 21.01.2003 kam unter seiner Führung zustande. Auch sind der Wis-senschaftliche Rat und der Internationa-le Rat (Prof. Urbanski u. a.) des Ordens wichtige Instrumente für den Generalsu-perior. Dank gebührt auch allen Mitar-beitern der Sekretariate des Ordens und des Generalsuperiors, aber auch in allen anderen Bereichen. In der Langzeitpfle-ge, im Haus Effata, im Hospiz Stella Maris und in den Sozialtherapeutischen Diensten, der Verwaltung, der Küche, der Zentralen, der Cafeteria, der Reini-gung und der technischen Dienste – sie alle sind Botschafter der Communio in Christo. (hw)

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Helmut Weber (83) äußert sich im Interview zu seiner radikalen Le-benswende aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit in die Stille einer geistlichen Gemeinschaft, zu sei-nem Glauben an Jesus Christus und sein Kreuz, die ihm Mutter Marie Therese erfahrbar machte. Und zu der Frage, woher die Wider-stände und Blockaden stammen, die den Durchbruch der Communio in Christo immer noch verhindern.

Was heute an Widerständen, Missver-ständnissen und auch böswilligen Ver-leumdungen gegen die Communio in Christo grassiert, hat seinen Ursprung in Mechernich: Fazit eines Interviews mit Helmut Weber, dem Weggefährten der Gründerin und langjährigen früheren Geschäftsführer des Sozialwerks. Hel-mut Weber erzählte, wie sich von der ersten Begegnung im Mechernicher Pfarrhaus mit der späteren Mutter Marie Therese an sein Leben veränderte.

Der heute 83jährige war 1976 ein öf-fentlich hoch angesehener Mann in Mechernich. Er war Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, des regionalen und diözesanen Pastoralrates des Bistums Aachen, Mechernicher Stadtrats- und Kreistags-Fraktionsvorsitzender und Beamter in leitender Funktion bei der

Deutschen Bundespost. Im Januar 1980 gab Helmut Weber spontan alle diese politischen Ämter auf, um sich ganz in den Dienst der Gründerin Mutter Marie Therese und ihres Sozialwerks zu stel-len. Was war geschehen?

1975 waren die Pfarrer Karl-Heinz Haus und Wim Robben und später Hermann Walch neu nach Mechernich gekommen, im März 1976 lud ihn Pfarrer Haus, mit dem sich der engagierte Kirchenlaie be-reits angefreundet hatte, ins Pfarrhaus ein, weil die spätere Mutter Marie The-rese Weber persönlich kennenlernen wollte.

„Dieser Helmut Weber wirdein guter Freund von dir“

Helmut Weber: „Sie hatte im Vorfeld be-reits zum Generalsuperior gesagt: Die-ser Helmut Weber wird mal ein guter Freund von dir.“ Mutter Marie Therese war zu dem Zeitpunkt schwer erkrankt. Helmut Weber erinnert sich an die erste Begegnung: „Ihre positive Ausstrahlung hatte etwas Besonderes, Unbeschreib-liches und faszinierte mich“, so der heu-te 83jährige: „Sowas hatte ich bei einem Menschen noch nie erlebt.“

„Die Gespräche mit Mutter Marie The-rese häuften sich. Sie gaben mir Sicher-

Liebe leben, Gott erfahrbar machen...“

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ab, um sich ganz Mutter Marie Therese und ihren Gründungen zu widmen. Was war geschehen?

Helmut Weber nahm 1977 Mutter Ma-rie Thereses erstes Buch „Der Weg nach Golgotha“ mit in den Sommerurlaub mit Frau und Tochter auf die Insel Born-holm. „Während die beiden am Strand lagen, las ich fasziniert Seite um Seite

und verstand“, er-innert sich Helmut Weber, wie sich ihm die Texte der mitt-lerweile von katho-lischen Theologen anerkannte Mysti-kerin Mutter Marie Therese erschlossen. Was nicht selbstver-ständlich ist, denn manchen Menschen scheinen sich die Texte nicht zu „öff-nen“. Weber: „Ich glaube, ich habe sie verstanden, weil ich Mutter Marie The-rese kannte und weil ich begriff, was sie grundsätzlich mein-te.“ Er habe sozusa-gen „den Schlüssel

bereits in der Hand gehabt“, jene Worte zu verstehen, die Mutter Marie Therese nach seiner tiefsten Überzeugung in my-stischer Verbindung mit Gott empfing.

Helmut Weber: „Ich war gefesselt, ich spürte, dass Gott aus ihr sprach.“ Dieses

heit, Wahrhaftigkeit und Liebe in Glau-bensdingen.“ Was früher von ihm im Glauben eher vage angenommen worden sei, wurde für ihn plötzlich fast greif-bare Gewissheit. „Manchen Menschen in Mechernich war zu viel »Kreuz« in ihrer Botschaft, zu viel Leid und zu viel Krankheit, doch ich verstand, dass das Kreuz des Herrn, das sie mittrug, unsere Erlösung ist“, so Helmut Weber.

„Ihre selbstlose Liebewar ansteckend“

„Ihre selbstlose Lie-be war ansteckend, sie hatte kein böses Wort, selbst für die nicht, die ihr Schmerz zufügten.“ Zu diesem liebenden Verzeihen gab es reichlich Gele-genheit, wie Helmut Weber sich erinnert. In der Mechernicher Kommunalpolitik gab es öfters Hohn und Spott für den früher auch wegen seines starken Einflusses auf NRW-Landes- und Bundesebene bewun-derten Helmut Weber, den seine Gegner um die Wende 1977/1978 für religiös übermotiviert erklärten.

Knapp zwei Jahre nach seiner ersten Be-gegnung mit Mutter Marie Therese trat er ganz von der weltlichen Karriereleiter

Helmut Weber gab 1980 alle politischen Ämter auf, um sich ganz in den Dienst der Gründerin zu stellen. Fotos. Lang

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lik, ist zutiefst davon überzeugt, dass er bei Mutter Marie Therese prophetische Fähigkeiten wahrgenommen hat, wie auch „kleine Wunder“. Das größte „klei-ne Wunder“ wird von Weber und in der Kommunität nicht häufig kommuniziert - wie aus Respekt vor der „normalen Heiligkeit des Alltags“ ihrer Gründerin, die als unspektakulär und handfest, hu-morvoll und intelligent galt.

Das Wunderbare nahm seinen fürch-terlichen Auftakt mit einem Attentat. Hermann Walch, der damalige Kaplan und heutige Spiritual der Communio in Christo, wurde am Mittwoch, 1. Febru-ar 1978, einen Tag vor Weiberfastnacht, mit einem Pistolenschuss im Pfarrheim Johanneshaus gegenüber dem Mecher-nicher Pfarrhaus niedergestreckt. „Es war der Versuch eines Auftragsmordes, der eigentlich Mutter Marie Therese galt“, so Helmut Weber. Über Täter/in und Auftraggeber gibt es Vermutungen, keine Beweise. Monate vorher schon waren die Priester am Telefon bedroht und ihre Fahrten verfolgt worden; ein regelrechtes „Kesseltreiben“, so Weber.Hermann Walch überlebte das Attentat, rettete sich zunächst selbst zu Fuß ins nahe Kreiskrankenhaus Mechernich, wo er dann zusammenbrach und lebensge-fährlich verletzt in die Uniklinik Bonn gebracht wurde. Dort wurde er zunächst notoperiert.

„Ein persischer Arzt sprachdas Wort »Wunder« aus“

Die Kugel, die den jungen Unio-Priester

Gefühl verstärkte sich noch, als er am 1. September 1977 bei der Gründung der „Unio der Sühnenden Liebe“ in der Pfarrkirche St. Lambertus in Mecher-nich-Holzheim von dem deutlichen Ge-fühl erfasst wurde, dass er sich ganz in den Dienst Mutter Marie Thereses und ihrer Gründung stellen solle – und er spontan Mitglied dieser Unio wurde.

Anwesenheit Gottesnahezu körperlich gespürt

Helmut Weber: „Ich war fest entschlos-sen, diese heiligmäßige Frau zu vertei-digen, sie zu beschützen und erforderli-chenfalls für sie zu kämpfen und dadurch auch ihre Existenz in Mechernich zu ga-rantieren.“ Am 13. September 1981, bei der Gründung der Kollektiven Gemein-schaft Effata im niederländischen Steyl, einer weiteren Station auf dem Weg Mutter Marie Thereses zu ihrer späteren abschließenden Ordensgründung der Communio in Christo am 8. Dezember 1984 in Mechernich, befielen Helmut Weber noch stärkere Wahrnehmungen.

Er, der in der Unterkirche von Steyl praktisch Schulter an Schulter mit der Gründerin saß, ist noch heute davon überzeugt, dass er die Anwesenheit Gottes bei Mutter Marie Therese ge-radezu körperlich spüren konnte: „Sie selbst hat später gesagt, es sei eine ihrer intensivsten Gottesbegegnungen gewe-sen, die sie in dieser Messe hatte.“

Helmut Weber, der ehedem nüchterne, liberale, bodenständig gefestigte Katho-

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aus Tirol getroffen hatte, ging in den Hals, durchschlug die Speiseröhre und Luftröhre und blieb in unmittelbarer Nähe der Halswirbelsäule stecken. Eine Operation schien zunächst aussichtslos. Sollte Hermann Walch eine solche Ope-ration überleben, wären Lähmungen und der Verlust des Sprachvermögens wahr-scheinlich. In dieser fatalen Lage hatte Mutter Marie Therese Hermann Walch, den sie fast täglich besuchte, Heilung zugesichert. Sie sagte voraus, dass die Kugel ihren jetzigen Platz verlassen und sechs Zentimeter von der Wirbelsäule weg wandern würde, dort könne man sie entfernen.

„Als das tatsächlich eintrat, konnte es der behandelnde Arzt, ein Perser, gar nicht fassen. Er sprach das Wort »Wunder«“ aus. Wir alle waren be-rührt und sprachlos“, so Helmut Weber, der davon überzeugt ist, dass der Schuss der Höhepunkt einer Monate langen Hetz-jagd auf Mutter Marie Therese und die Priester um sie herum war, die ihren An-fang und ihre Dynamik in Mechernich nahm und ihre Energie aus dem bezog, was man das destruktive Element, das Böse oder den Teufel nennen kann.

Er habe Menschen gesehen, die sich ge-gen die Communio und ihre Gründerin in geradezu irrationaler hasserfüllter Weise echauffierten, Intrigen schmie-deten und Verleumdungen ausstreuten.

Umgekehrt habe die Mutter immer nur mit Verzeihen reagiert, er habe sie nie ein böses Wort gegen diejenigen sagen hören, die ihr ihre Berufung verdemüti-gend und zutiefst beleidigend zunichte machen wollten.

„Nicht der Mensch ist böse,das Böse ist in ihm“

Helmut Weber erklärte, von Mutter Ma-rie Therese habe er gelernt, angenommen und durch eigene Beobachtung für wahr befunden, dass „nicht der Mensch böse ist, sondern das Böse in ihm, er kann

es mit Gottes Gnade auch wieder verlieren oder ablegen.“

„Überall gab es Hin-dernisse, Blockaden, Anfeindungen und Verleumdungen, um den Aufbau und Fort-schritt der Communio in Christo zu behin-

dern. Honorige Leute waren dabei, die plötzlich der schiere Hass antrieb. Es gab anonyme Anrufe, Drohungen und Verfolgungsjagden mit dem Auto, egal wo die Mutter oder die Priester sich hin-bewegten“, so Helmut Weber.

Helmut Weber nahm sich bei Anfein-dungen gegen sich ein Beispiel an Mut-ter Marie Therese, die am schlimmsten verfolgt und verhöhnt wurde, gerade auch von Vertretern der Kirche, aber souverän in ihrer Ruhe und in ihrer Lie-be blieb. „Dann kam sie mir vor wie

„Ihre selbstlose Liebe war ansteckend, sie hatte kein

böses Wort, selbst für die nicht, die ihr Schmerz

zufügten.“

Helmut Weber

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Christus selbst, wenn sie das Böse vom Menschen trennte und Hass mit Liebe begegnete“, so erinnert Helmut Weber sich.

Seine Frau Agnes hieltfest zu ihm

Politiker im Stadtrat machten sich über Helmut Webers Beitritt zur „Unio der S ü h n e n d e n Liebe“ lustig. Der Begriff „ s ü h n e n d e Liebe“ wurde belächelt und verspottet, wie Helmut Weber berichtet.

Während einer G r e m i e n s i t -zung des Stadt-rates Mecher-nich, die sich ausschließlich mit dem Tages-ordnungspunkt „Pfarrhausque-relen“ befasste und in der Hel-mut Weber praktisch allein gegen alle agieren musste, verteilte eine Ratsfrau den Versprechenstext, den Helmut We-ber während der ersten Gründung am 1. September 1977 in einer öffentlichen heiligen Messe in der Holzheimer Pfarr-kirche gesprochen hatte, um ihn und Mutter Marie Therese der Lächerlich-keit preiszugeben.

Seine Frau Agnes hielt in diesen schlim-men Zeiten fest zu ihm.

Agnes Weber wurde selbst eine Anhän-gerin von Mutter Marie Therese, be-treute in Mechernich die Jugendunio, und wurde daraufhin im Lehrerkollegi-um der Hauptschule Mechernich, deren Vertrauenslehrerin sie lange gewesen war, gemieden, geächtet und isoliert, so

dass sie vorzei-tig den Schul-dienst verließ.

Helmut We-ber würde sich w ü n s c h e n , dass man sich endlich offen-siv, offen und vorurteilsfrei mit dem Phä-nomen dieser Gründung be-schäftigt, deren kirchenrecht-liche Konse-quenzen für Helmut Weber zum Zeitpunkt der Gründung

überhaupt nicht zur Debatte standen: „Mutter Marie Therese ist dem Willen des Heiligen Geistes gefolgt. Punkt. Sie konnte nicht anders.“

Das sei jenes außerordentliche Grün-dungscharisma, das vor der Novellie-rung des kanonischen Rechts auch als Möglichkeitsform göttlicher Offenba-

Den Aufbau der Communio-Einrichtungen in Me-chernich und Blankenheim erlebte Helmut Weber hautnah mit. Foto: Ziegler

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rung im Kirchengesetzbuch vorgesehen war.

Wie Mutter Marie Therese mit ihrer Gründung Zeugnis für die dogmatische Dimension des Zweiten Vatikanischen Konzils ablegen sollte, so auch für die Möglichkeit göttlichen Eingreifens in und durch Menschen hier und heute. Mutter Marie Therese habe sich ganz von Gott führen lassen, sagt Helmut Weber, der ihr Werk jahrzehntelang be-treute und begleitete. „Oft konnten wir gar nicht begreifen, wie sich die Din-ge fügten, um ihre Gründungen tätiger Nächstenliebe Wirklichkeit werden zu lassen“, berichtet der frühere Geschäfts-führer des Communio-Sozialwerks: „Es waren viele »kleine Wunder«, die über Menschen wirkten.“

Mutter Marie Therese habe der Kirche in

der Gründung der Communio in Christo ein Bild jener nachkonziliaren Kirche gegeben, wie sie hätte werden sollen: Eine Kirche der tätigen Nächstenliebe, die die Dekrete und Beschlüsse dieses geistgewirkten Konzils auch konsequent umsetzt und als Gemeinschaft in Chri-stus mit allen Menschen lebt.

Weber: „Ich sehe die Ordensgründung von Mutter Marie Therese am 8.12.1984 als einen wesentlichen Teil zur Erneue-rung der Kirche. Wenn eine Charisma-tikerin wie Mutter Marie Therese von kirchlicher Seite ignoriert wird, dann wundere ich mich nicht, dass die Kirche immer mehr an Boden verliert und die kirchliche Entwicklung diesen und kei-nen besseren Verlauf genommen hat.“

Mit Helmut Weber sprach Manfred Lang.

Heute gehört die Commu-nio in Christo fest zur gesell-schaftlichen wie kirch-lichen Reali-tät in Mecher-nich - doch das war nicht immer so. Foto: Communio

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Zu einem Besinnungstag in der Gemeinschaft lädt die Communio in Christo ein für Karfreitag, 6. April.

Das diesjährige Karfreitags-Thema lau-tet: „Jesu Tod – unser Leben: Keiner ist von seiner Liebe ausgeschlossen“. Der Communio-Priester Markus Mjokonti aus Rom gibt hierzu ab 9.15 Uhr eine Einführung in der Kapelle des Mecher-nicher Mutterhauses.

Anschließend geht es mit dem Bus zu den Jahrhunderte alten Kreuzwegsta-tionen am Kalvarienberg in Blanken-heim-Alendorf. Für die Wanderung wird festes Schuhwerk empfohlen. Wer aller-dings nicht so gut zu Fuß ist, hat auch die Möglichkeit, den Kreuzweg in der Gründungskapelle des Mechernicher Klosters zu beten. Um 13 Uhr gibt es

für alle Mittagessen im Speiseraum des Mutterhauses. Bevor um 15 Uhr in der Hauskapelle bei der Feier des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedacht wird, kann sich wer möchte einem Besuch am Grab der Ordensgründerin Mutter Ma-rie Therese anschließen. Gegen 16 Uhr klingt der Besinnungstag im Refektori-um aus.

Wer sich am Karfreitag in der wohltuen-den Atmosphäre des Klosters und beim gemeinsamen Beten auf dem Kalvari-enberg auf die Osterliturgie einstimmen möchte, wird gebeten, sich bei der Com-munio in Christo (Schwester Lidwina) ab 13 Uhr unter Telefon 0 24 43/98 14-743 anzumelden oder per E-Mail an: [email protected]. Der Ko-stenbeitrag für das Mittagessen und die Busfahrt beträgt zwölf Euro pro Person, für Kinder sechs Euro. (ag)

Jesu Tod - unser Leben

Schwester Little Flower (li) und Schwester Jasmin vor dem Mechernicher Mutterhaus. Von hier aus geht es mit dem Bus zum Kalvarien-berg in Blankenheim-Alendorf. Archivfoto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

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Zu einer Wallfahrt in die niederlän-dische Heimat der Ordensgründe-rin Mutter Marie Therese lädt die Communio in Christo ein am Sam-tag, 2. Juni.

Mit dem Bus geht es am Samstag, 2. Juni, auf den Spuren von Mutter Marie Therese in Richtung Niederlande. An-gesteuert wird dabei zu erst Maastricht. Hier besuchen die Gläubigen die Basili-ka „Onze Lieve Vrouw. Sterre der Zee“, die auch im Leben und für den Glauben der Gründerin Mutter Marie Therese eine bedeutende Rolle gespielt hat. Die Pilger feiern hier nicht nur gemeinsam den Gottesdienst, sondern nehmen auch an einer Führung durch die Basilika teil.

Nach der Einkehr zum Mittagessen in

einem Restaurant geht es weiter nach Valkenburg, wo Mutter Marie Therese 30 Jahre lang gelebt hat. Am Abschluss der Fahrt steht ein Besuch in der Taufkir-che der Gründerin in Oud-Valkenburg.

Weitere Informationen erhalten alle Teilnehmer nach ihrer Anmeldung zur Wallfahrt. (ag)

Die Spuren der Gründerin

Termin: Abfahrt:

Kosten:

Rückkehr:

Anmeldung:

Samstag, 2. Juni 2012

9 Uhr vor der Cafeteria der Langzeitpflegeeinrichtung Com-munio in Christo, Bruchgasse 10, 53894 Mechernich mit einem Bus der Firma Schäfer-Reisen.

22 Euro (Kinder 10 Euro) für Busfahrt, Eintopf, Kaffee und Kuchen).

gegen 18 Uhr

bis zum 17. Mai 2012 bei Schwester Lidwina unter Tel. 02443-9814-743 oder per E-Mail: info@communio-in-christo.

Die Basilika „Onze Lieve Vrouw Sterre der Zee“ in Maastricht. Foto: Communio

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Mit einem festlichen Gottesdienst in ei-ner reich mit Menschen gefüllten Kir-che beging die Communio in Christo im November 2011 den 27. Jahrestag ihrer Gründung am 8. Dezember 1984 in Me-chernich. Hauptzelebrant war Weihbi-schof Dr. Philipos Mar Stephanos (59)

aus dem indischen Idukky. An seiner Seite konzelebrierten Generalsuperior Karl-Heinz Haus von der Communio, Monsignore Lambert van den Hoven, der frühere Pfarrer an der Taufkirche der Communio-Gründerin Mutter Ma-rie Therese, Dr. Nicolaus Urs Buhlmann vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung aus Rom und Anto-ni Baczkowski, der Regens des Priester-seminars in Pelplin.

In der Kirche saßen Gläubige aus al-ler Welt, größtenteils Mitglieder und Freunde der Communio in Christo und

Im Zentrum steht die Liebe

Der indische Weihbischof Prof. Dr. Philipos Mar Stephanos (2.v.r.) bei der Eucharistiefei-er gemeinsam mit (v.l.) Antoni Baczkowski, dem Regens des Priesterseminars in Pelplin, Chorbischof Monsignore Lambert van den Hoven aus dem niederländischen Oud-Valken-burg und Generalsuperior Karl-Heinz Haus. Foto: Düster

Thema des 27. Ordensgedenk-tages der Communio in Christo war die Neuevangelisierung. Neben den Gläubigen in der voll besetzten Pfarr- und Gründungskirche St. Lambertus nahmen 33 Geistliche aus drei Kontinenten teil.

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ihrer Einrichtungen, aber auch Vertreter öffentlicher Hände wie Mechernichs Vi-ze-Bürgermeister Robert Ohlerth und die Euskirchener Vize-Landrätin Dr. Sabine Dierholt. Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst von dem 23-köpfigen Chor aus dem Priesterseminar im pol-nischen Pelplin unter der Leitung von Dr. Tomasz Rakowski.

Die Feier zur Wiederkehr des 27. Grün-dungstages stand ganz im Zeichen der Neuevangelisierung. „Die Neue Evan-gelisierung bedarf neuer Strategien, neuer Wege und einer neuen Haltung: Die Liebe Gottes demütig weiterzuge-ben“, sagte Pfarrer Karl-Heinz Haus, der Generalsuperior der Communio, in sei-nem einleitenden Begrüßungswort. „Die Liebe Gottes hat uns heute hier zusam-men geführt. Wir alle sollen Botschafter dieser Liebe Gottes sein in einer Welt, in der Gott in Vergessenheit geraten und ein Fremder geworden ist, dessen Schicksal aber Mutter Marie Therese als Gründe-rin der Communio geteilt hat.“

Bischof Mar Stephanos ging in seiner Predigt auf die Liebe Jesu ein, die er als „zentrale Glaubenserfahrung“ be-zeichnete. „Die Liebe Jesu ist die moti-vierende Kraft für die Liebe zum Näch-sten“, so der 59-jährige Moraltheologe vom indischen Subkontinent, wo die Ordensregel der Communio in Christo und die Schriften Mutter Marie Thereses Verbreitung finden.

Zwei indische Angehörige des Ordens der Samaritan-Schwestern und der Prie-ster Jaison Thazhathil leben und wirken bereits auf Zeit im Mechernicher Mut-terhaus der Communio in Christo. De-mütig und liebevoll dem Mitmenschen zu dienen und sich in Zuwendung, Für-sorge und Geschwisterlichkeit zu begeg-nen, wie das in den Pflegeeinrichtungen der Communio in Christo getan werde, seien die Gebote der Stunde, so Bischof Mar Stephanos.

Neuevangelisierung habe unmittelbar etwas mit Gotteserfahrung zu tun. Man

Bis auf den letzten Platz besetzt war die Kir-che in Mechernich-Holzheim. Foto: Vogt

Bischof Mar Stephanos (l.) und Augustiner-Chorherr Dr. Nicolaus Urs Buhlmann, Ver-treter des Päpstlichen Rates zur Neuevange-lisierung aus Rom. Foto: Düster

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wies auf die Wichtigkeit psycholo-gischer Gesichtspunkte hin, wenn man moderne Menschen auf ihrem Weg zu Glauben, Spiritualität und Sinnfindung begleite.

„Drei Dinge sind unabdingbar bei der Neuevangelisierung“, konstatierte Dr.

Nicolaus Urs B u h l m a n n aus Sicht des Päpstlichen Rates zur F ö r d e r u n g der Neue-vangelisie-rung: Ortho-doxie und O r t h o p r a -xie, rechter Glaube und rechtes Han-deln, dazu gehöre als

dritte Komponente unbedingt auch die Vermittlung religiösen Wissens. Gera-de im Dreiklang dieser Bestandteile der Neuevangelisierung sehe er vielfältige Chancen und Möglichkeiten für die Mit-arbeit der Communio in Christo.

In Indien erlebe er, dass Tausende Men-schen aus dem Westen auf der Suche nach Transzendenz in sein Land kämen, so Bischof Mar Stephanos: „Gerade wir als Christen müssen diesen Menschen ein offenes Haus und ein offenes Herz anbieten!“ „Es gibt die Sehnsucht der Menschen nach Glück“, stimmte Pater Rudolf Ammann, Theologe, Schönstatt-

müsse den Menschen in der säkulari-sierten Welt wieder Begegnungsmög-lichkeiten mit dem Gott verschaffen, der selbst die Liebe ist, und der jeden ein-zelnen auf höchst individuelle Art und Weise annimmt und liebt.

Nach dem Gottesdienst gab es eine T a l k r u n d e zum Thema „Neuevange-lisierung“ mit Communio-G e n e r a l s u -perior Haus, C h o r h e r r n Dr. Nicolaus B u h l m a n n , Pater Rudolf A m m a n n (Schönstatt) und Bischof Mar Stepha-nos. Es ging um die Frage, wie die Frohe Botschaft Christi in einer weitgehend säkularisier-ten und sogar entchristlichten westlichen Welt wieder neu, lebendig und überzeu-gend verkündet werden kann. Und es ging auch um die Frage, welche Rolle dabei die Communio in Christo spielt, die in der gelebten Nächstenliebe die Verwirklichung christlichen Lebens und gleichzeitig eine überzeugende Vermitt-lungsform des Evangeliums sieht.

Bischof Mar Stephanos bezeichnete das als „Banner der Liebe“, mit dem die christliche Botschaft überzeugend vor-gelebt werde. Pater Rudolf Ammann

Dr. Tomasz Rakowski und 23 angehende Priester aus dem Seminar Pelplin verschönerten die Heilige Messe musika-lisch. Foto: Düster

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Priester und Chefredakteur der Zeit-schrift „basis“, seinem Vorredner zu. Er bemerkte aber auch, dass die Menschen in einer säkularisierten westlichen Welt dieses Glück nicht mehr bei der Kirche suchen würden.

Nach Pontifikalamt und der von dem Mechernicher Journalisten und Diakon Manfred Lang geleiteten Talkrunde in der Holzheimer St.-Lambertus-Pfarr-kirche wurde in der Caféteria der Com-munio in Christo in der Mechernicher Bruchgasse weiter gefeiert. Es gab eine Filmvorführung, einen Basar von haupt-amtlichen und ehrenamtlichen Mitar-beiterinnen des Hospizes zugunsten des Hospizes „Stella Maris“ mit vielem Selbstgemachten, Gelegenheit zum Be-such des Grabs der Gründerin Mutter Marie Therese auf dem Mechernicher Friedhof – und natürlich ein leckeres Buffet.

Herr Dr. Nicolaus Urs Buhlmann nutzte

als Vertreter Roms seinen Besuch in Me-chernich, um auf die bekannten Schwie-rigkeiten im kirchlichen Anerkennungs-verfahren hinzuweisen, die aus dem Begriff „Orden“ erwachsen. Den hatte die Gründerin der Communio in Christo aber nicht kirchenrechtlich im Sinne des kanonischen Kirchenrechts verstanden, sondern als vom Geist empfangene Auf-gabe ihrer Gründung.

„Nämlich in der gelebten Nächstenliebe die Erfüllung dessen als gottgegeben zu sehen und zu bezeugen, was das Zweite Vatikanische Konzil in seinen Dekreten und Dokumenten festgelegt hat“, so Generalsuperior Karl-Heinz Haus unter dem spontanen Applaus des Talkrunden-Auditoriums.

Der von der Communio seit zweieinhalb Jahrzehnten gefeierte Ordensgedenktag fand mit einer feierlichen Vesper in der Hauskapelle der Communio in Christo seinen Abschluss. (es)

Zu den Klän-gen des Chorals „Christus vincit“ von Aloys Kunc zogen die Zele-branten aus der Kirche aus. Foto: Düster

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Der Generalsuperior selbst wies da-raufhin, dass Father Markus Mjokonti für die Kommunität im Mechernicher Mutterhaus kein Unbekannter sei: „Er war schon einige Male in Mechernich und lebte in seinen Ferien für einige Wochen bei uns in der Kommunität.“ Die Ordensfamilie sei dankbar, so Pfar-rer Haus, dass er da sei. Ebenso, wie er sehr erfreut gewesen sei, als Father Mar-kus den Wunsch geäußert hatte, in die von Mutter Marie Therese gegründete Communio in Christo aufgenommen zu werden. „Ein Wunsch, der heute in die-ser Eucharistiefeier in Erfüllung geht“, freute sich der Generalsuperior.

Beim anschließenden Communio-Tref-fen dankte Father Markus auch seinem Bischof für dessen Zustimmung dazu, der Communio beizutreten: „Er ist über-zeugt“, so Father Markus, „dass es fürdie Evangelisation ist.“ (ag)

Zum feierlichen Gottesdienst in der Hauskapelle der Communio waren zahl-reiche Gläubige gekommen um mit Pa-stor Markus, der in Rom am St. Ansel-mo College studiert, dessen Beitritt zur Communio zu feiern. Aus der Ferne hat-te auch der Bischof von Father Markus,Bischof Agapiti Ndorobo, seinen Segengegeben.

Die zu diesem Anlass ausgewählte Be-trachtung von Mutter Marie Therese im Rahmen der Messe war jene, die die Gründerin im Jahr 1986 gesprochen hatte, als ein Landsmann von Father Markus, Pfarrer Ntara, als erster afrika-nischer Priester in die Communio ein-getreten war. „Diese Betrachtung heu-te zuhören, ist sehr passend, da Pfarrer Markus Mjokonti, auch ein Priester aus Tansania, mit voller Überzeugung und in Loyalität seine Verbundenheit mit der Communio zeigt, indem er die Gelübde der ehelosen Keuschheit, der Demut, des Gehorsams und der äußersten Nächsten-liebe in die Hände von GeneralsuperiorHaus ablegt“, kündigte Father JaisonThazhathil die Betrachtung an.

Die Gelübde abgelegtPfarrer Markus Mjokonti aus Tan-sania, ein langjähriger Freund der Communio in Christo, hat am Tag des Communio-Nachtreffens zur Romreise seine Gelübde abgelegt und ist der Communio in Christo beigetreten.

In der Hauskapelle legte Father Markus die Gelübde ab. Foto: Communio in Christo

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ist, dass das Priesterseminar überhaupt gebaut werden konnte.

Erzbischof Depo selbst ist einer der über 30 Bischöfe, die mit der Ordensgrün-dung von Mutter Marie Therese aus-drücklich in Verbindung stehen.

So war es auch naheliegend, dass Gene-ralsuperior Karl-Heinz Haus und Com-munio-Spiritual Hermann Walch 2006 in Zamosc (Ostpolen) an der Heiligen Messe zur Ernennung des damaligen Priesters Waclaw Depo zum Bischof teilnahmen.

Auch jetzt, nachdem Papst Benedikt XVI. den polnischen Bischof zum Erz-bischof berufen hatte, war am 2. Februar bei der feierlichen Einführung in der Ka-

Der Mechernicher Communio in Christo ist Waclaw Depo, der neue Erzbischof der polnischen Diözese Tschenstochau, seit vielen Jahren verbunden. Mehrfach besuchte er das Mechernicher Mutter-haus der Communio, die das Priesterse-minar in Radom, an dem Waclaw Depo von 1992 bis 2006 Rektor war, seit der Errichtung im Jahr 1988 unterstützt hat. Ein „Saal des Dankes“ im Priestersemi-nars ist Mutter Marie Therese gewidmet, deren finanzieller Hilfe es zu verdanken

Ein Mensch des StaunensPapst Benedikt XVI. hat den der Communio in Christo naheste-henden Bischof Waclaw Depo im polnischen Tschenstochau zum Erzbischof ernannt. An den Feier-lichkeiten nahm euch eine Delega-tion der Communio teil.

Den Krummstab als Zeichen der bischöflichen Würde erhielt Erzbischof Depo aus der Hand von Erzbischof Celestino Migliore, dem Apostolischen Nuntius in Polen.

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thedrale der Heiligen Familie in Tschen-stochau wiederum eine Delegation der Communio unter den Gratulanten. Ihr gehörte unter anderem der in Polen für die Communio in Christo verantwort-liche Prälat Dr. Jozef Zielonka an.

Zu den Feierlichkeiten kamen zudem zahlreiche Würdenträger aus dem pol-nischen In- und Ausland, verlesen wur-de auch ein Gratulationsschreiben des p o l n i s c h e n S t a a t s p r ä s i -denten, Bronis-law Komorow-ski. Auch in den Medien erfuhr das Ereignis große Aufmerk-samkeit, über 70 Journalisten verfolgten die Zeremonie.

Die Messe wur-de von über 400 Priestern konze-lebriert, darunter auch der Communio-Pfarrer Prälat Dr. Jozef Zielonka.

Der Vorgänger des neuen Metropoliten, Erzbischof Stanislaw Nowak, sagte im Rahmen seiner Begrüßungsansprache: „Die apostolische Sukzession offenbart sich heute in ihrer ganzen Wahrheit. Der vierte Diözesanbischof spricht heute sei-nen Dank für 24 Jahre seines Dienstes aus. Der fünfte stellt der Kirche sein ganzes Leben und alle seine Kräfte zur Verfügung.“

Sein Nachfolger dankte es ihm mit sei-nen Worten. Erzbischof Depo sagte, dass er sein Hirtenamt von dem vierten Bischof von Tschenstochau und von dem ersten Metropoliten, Stanislaw No-wak, übernehme. Er trete diesen Dienst mit dem lebendigen Gefühl der aposto-lischen Sukzession und mit Dankbar-keit für Erzbischof Stanislaw und seine Weihbischöfe an. „Diese Sukzession, in der Tradition des Depots des Glaubens

ist eines der konstruktiven Elemente der Kirche Chri-sti“, so der neue Metropolit.

Den Krumm-stab als Zei-chen der bi-s c h ö f l i c h e n Würde erhielt E r z b i s c h o f Depo aus der Hand von Erz-bischof Celesti-

no Migliore, dem Apostolischen Nunti-us in Polen. Eine besondere Ehre: Der Krummmstab gehörte dem ersten Bi-schof von Tschenstochau, Bischof Teo-dor Kubina, der von 1926 bis 1951 im Amt war.

Der neue Metropolit selbst sagte in sei-ner Predigt: „Jeder von uns, bedingt durch die Gnade des Glaubens, muss ein Mensch des Staunens und des unruhigen Herzens sein, der sich für Gott und den Nächsten öffnen muss.“ Er müsse, so

Der „Saal des Dankes“ im Priesterseminar in Ra-dom ist Mutter Marie Therese gewidmet.

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Erzbischof Waclaw Depo weiter, ein Mensch der Gewissensstimme sein, die zum tieferen Erkennen Gottes und Annä-herung an ihn motivieren müsse, um ihn mehr kennenzulernen und mehr lieben zu wollen. Als fundamentales Merkmal des Glauben bezeichnete der Kirchen-hirte „das Geschenk des Gebetes“, in dem Gottes Nähe erfahrbar wird.

„Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, sich immer noch von der Gnade Jesu überraschen zu lassen, damit er persön-lich die Sehnsucht des menschlichen Herzens nach Gott stillen kann“, betonte Erzbischof Waclaw Depo. Er verfolgte diesen Gedanken noch weiter und sagte: „Jegliche Anthropologie, also die Lehre über den Menschen, ohne den Bezug auf Gott und ohne den Bezug auf Christus

ist eine zerstörerische Lüge, weil sich jeder Mensch dann zu einer Rechtsnorm machen könnte, was früher oder später zur Aggression, zum gesellschaftlichen Hass oder zur Selbstzerstörung führt. Der mutige Glaube an Gott scheine notwen-dig zu sein wie nie zuvor, damit Christus sich selbst durch uns als ein Geschenk der Erlösung an die Welt zeigen könne, so Erzbischof Waclaw Depo.

Erzbischof Waclaw Depo wurde im Sep-tember 1953 im polnischen Szydlowice geboren. Sein Theologiestudium schloss er 1974 mit einem Doktortitel in dog-matischer Theologie ab und lehrte unter anderem am Priesterseminar der Diö-zese Sandomierz-Radom. Im Juni 1978 erhielt der heutige Metropolit die Prie-sterweihe. (aw/ag)

Auch der Communio-Priester Prälat Dr. Jozef Zielonka (vorne links) war unter den über 400 Konzelebranten bei der Einführung von Erzbischof Waclaw Depo. Fotos: privat

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In seinem aktiven Berufsleben war der heute 84-jährige Hans Müller Finanzbe-amter. Ehrenamtlich arbeitete er zudem als Übersetzer, in der Freizeit war er im Skat- und Rommé-Club aktiv. Zuerst al-lerdings wurde jeden Morgen die Tages-zeitung studiert.

Und das ist auch heute noch so: Pünkt-lich um sieben Uhr fragt Hans Müller täglich nach der Zeitung und informiert sich eingehend über das aktuelle Tages-geschehen in der Welt. Auch, wenn sich die äußeren Umstände seines Lebens im Gegensatz zu früher drastisch verändert haben.

Denn Hans Müller, dessen gesundheit-licher Zustand sich mit einer Lungener-krankung immer weiter verschlechterte, lebt seit zwei Jahren in der Langzeitpfle-geeinrichtung der Communio in Christo. Da er permanent beatmet werden muss, wurde eine so genannte Trachealkanüle

gelegt, die ihn direkt über die Luftröhre mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgt.

„Leider“, erklärt Wohnbereichsleiterin Schwester Monika, „verträgt Herr Mül-ler den Sprachkanülen-Aufsatz nicht.“ Wie Schwester Monika, die seit nahezu 22 Jahren in der Langzeitpflegeeinrich-tung der Communio arbeitet, berichtet, erleichtert diese so genannte „Sprechka-nüle“ das Sprechen trotz Trachealkanü-le. Aus diesem Grund kann Hans Müller so gut wie nicht sprechen.

Was allerdings nicht bedeutet, dass er nicht kommuniziert – im Gegenteil. Hans Müller, der bei allen Mitarbei-tern für seine positive Einstellung und Lebensfreude bekannt ist, nimmt wach

„Grundsätzliche Liebe zu den Menschen“Hans Müller lebt seit zwei Jahren in der Langzeitpflegeeinrichtung der Communio. Aufgrund einer Lun-generkrankung muss er permanent beatmet werden. Die Betreuung von künstlich beatmeten Menschen ist für die Mitarbeiter ebenso eine He-rausforderung wie es die Situation für die Bewohner ist.

Neben der Pflege ist auch die menschliche Ansprache wichtig für die Bewohner.

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sind unter den Bewohnern. Ebenso, wie Heroinabhängige, deren Atemzentrum aufgrund des Drogenkonsums zerstört ist oder Menschen, die nach einer Reani-mation, einem Schlaganfall oder einem Hirninfarkt nicht mehr spontan atmen können.

Schwester Monika, verfügt - neben einer riesigen Portion Erfahrung - auch über die in ihrem Arbeitsbereich erforder-liche Zusatzausbildung zur Fachkraft für außerklinische Beatmung. Auch, wenn ihr anzumerken ist, dass sie mit Leib und Seele – und vor allem viel Herz – in ihrer Arbeit aufgeht, räumt sie ein: „Die Schwerstpflege ist nicht nur körperlich

an Gesprächen teil, lacht über Scherze, nickt zustimmend oder schüttelt den Kopf. „Manchmal“, ergänzt Schwester Monika, „schreibt er auch auf, was er uns sagen möchte.“

In dem Wohnbereich, den Schwester Monika leitet, leben vorwiegend Men-schen, die künstlich beatmet werden. Schwester Monika: „Das sind etwa Menschen mit Lungenerkrankungen oder Wachkoma-Patienten.“ Doch das Spektrum derer, die nicht (mehr) ohne äußere Hilfe atmen können, ist noch weit größer. Auch Bewohner, die unter einer fortschreitenden, mit Muskelabbau ein-hergehenden Krankheit wie MS leiden,

Hans Müller lebt aufgrund einer Lungenerkrankung seit zwei Jahren in der Langzeitpflege-einrichtung der Communio in Christo. Bei den Miarbeitern ist er für seine positive Einstel-lung und Lebensfreude bekannt. Fotos: Gempfer

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belastend, sondern auch eine fachliche Herausforderung.“ Das schließe auch den Umgang mit den Bewohnern ein, so Schwester Monika. Denn dass sich Menschen so gut mit ihrem Schicksal abfinden, wie Hans Müller, sei nicht der Regelfall: „Die Bewohner haben oft psychische Probleme, leiden unter Depressionen.“ Zudem löse drohende Atemnot ganz auto-matisch große Äng-ste aus. Schwester Monika: „Von einem Gerät abhängig zu sein – das ist schwer zu ertragen.“

Unter anderem bei der Aufgabe, dies aufzufangen, werden die Pflege-fachkräfte vom Sozialtherapeutischen Team der Einrichtung unterstützt. Dazu gehört auch die Logopädin Birgit Haas, die seit fast zehn Jahren in der Mechernicher Langzeitpflegeeinrichtung der Com-munio arbeitet. Sie berichtet: „Wir sind ein Team von insgesamt 13 Fachleuten verschiedener Berufsgruppen wie Er-gotherapeuten, Logopäden, Musikthe-rapeuten, Psychologen und Sozialpä-dagogen, die je nach Bedarf auf allen Stationen eingesetzt werden.“

Birgit Haas selbst ist als Logopädin nicht nur dafür zuständig, mit den Bewohnern an deren Kommunikationsfähigkeit zu arbeiten. Sie berichtet: „Die Logopäden hier im Haus arbeiten alle sehr spezia-lisiert und müssen sich auch dement-

sprechend qualifizieren und weiterbil-den.“ Der Grund sei ein ungewöhnlich hoher Prozentsatz (rund 80 Prozent) an Bewohnern mit Schluckbeschwerden, die dadurch teilweise auch nicht in der Lage sind, selbständig Nahrung aufzu-nehmen.

Grund dafür kann eine Hirnschädigung sein oder auch etwa, wie bei Herrn Müller, eine Trachealkanüle. „Ziel der Therapie kann beispielsweise sein, dass der Patient langsam lernt, seinen Speichel wieder nor-mal zu schlucken“, erklärt Birgit Haas. Mit Hans Müller ar-beitet die Logopädin

daran, wieder selbständig essen zu kön-nen. Überprüft werden die Fortschritte bei so genannten „Schlucktests“.

Birgit Haas: „Dabei beobachten wir, ob der Schluckvorgang normal verläuft, oder doch etwas in die Lunge gerät.“ Denn letzteres könnte für den Bewoh-ner lebensgefährlich werden. Wenn die Tests positiv verlaufen, kann die selb-ständige Nahrungsaufnahme langsam wieder aufgebaut werden, um letztlich die künstliche Ernährung zu ersetzen.

Birgit Haas liebt ihren Beruf, wie sie selbst sagt. Wie auch Schwester Monika, empfindet sie dabei „eine grundsätzliche Liebe zu den Men-schen“, mit denen sie arbeitet. Allerdings gebe es auch schwe-

„Obwohl man vermuten würde, dass es hier viel Schwermut und Trauer gibt, erlebt man

tatsächlich auch viele glück-liche Momente, gemeinsames

Lachen und Freude.“

Birgit HaasLogopädin

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re Momente: „Schwierig ist immer, wenn jemand verstirbt“, sagt sie.

Zwar könne sie zu Hause mit ihren zwei Kindern gut abschalten, aber „es gibt im-mer wieder Tage und Schicksale, die ei-nen besonders berühren“. Zumal, so die Logopädin, die Bewohner in der Com-munio-Einrichtung mit durchschnittlich 40 Jahren noch relativ jung seien.

Gleichzeitig aber, so bestätigt auch ihre Kollegin aus dem Sozialtherapeutischen Dienst, die Ergotherapeutin Melanie Meyer-Katenbring, gebe es auch immer wieder Glücksmomente, etwa, wenn einem Menschen etwa gelingt. „Obwohl man vermuten würde, dass es hier vier Schwermut und Trauer gibt, erlebt man

tatsächlich auch viele glückliche Mo-mente, gemeinsames Lachen und Freu-de.“

Schwester Monika erkennt dies auch als direkte Konsequenz dessen, was Mutter Marie Therese begründet hat. Die erste Zeit in der von Mutter Marie Therese 1990 gegründeten Einrichtung hat sie persönlich miterlebt und noch deutlich in Erinnerung: „Sie hatte so viel Liebe für die Bewohner – wir waren wirklich wie eine Familie. Für die Menschen war das hier weniger ein Heim als vielmehr ein Zuhause“, so Schwester Monika. Für sei es sehr wichtig, diese Anfänge miter-lebt zu haben: „Das Leben von Mutter Marie Therese ist mein Leitbild – nicht nur beruflich.“ (ag)

Was das gesamte Sozialtherapeutische Team arbeitet auch Logopädin Birgit Haas je nach Bedarf auf allen Stationen. Mit vielen Bewohnern übt sie das Schlucken.

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Das Open Air-Event im Juli auf Burg Satzvey oder das „Festtagszauber“-Konzert im Dezember 2010 im Euskir-chener Stadttheater mit Startenor Jo-hannes Kalpers – das waren nur die zwei bekanntesten Aktivitäten, die auf das Konto des Fördervereins Hospiz „Stella Maris“ gingen. Im November 2011 hatte der aktuell 324 Mitglieder zählende Ver-ein unter seinem Vorsitzenden Hans-Jür-gen Sauer zur Jahreshauptversammlung geladen. Sie fand in der Cafeteria der Langzeitpflegeeinrichtung „Communio in Christo“ statt.

Vor zwölf Jahren wurde der Förderver-ein des Hospizes Stella Maris aus ganz pragmatischen Gründen gegründet: Laut den Bestimmungen des Sozialgesetz-buches muss das Hospiz beziehungs-weise das ihn tragende Sozialwerk der Communio in Christo mindestens zehn Prozent seines Finanzbedarfs selbst er-wirtschaften. Das dies gelungen ist, konnte Ex-AOK-Direktor Hans-Jürgen Sauer mit eindrucksvollen Zahlen unter-

legen: Rund 600.000 Euro konnten seit Vereinsgründung an das Hospiz, das 12 Gästen Lebenswürde und Begleitung bis zum letzten Atemzug garantiert, über-wiesen werden. Das Geld wird nicht nur zur Deckung der laufenden Kosten, sondern auch zur Verbesserung der Be-treuung der im Hospiz lebenden Gäste verwendet.

Sauer sprach noch einmal dem Schirm-herren des Hospizes, dem Startenor Jo-hannes Kalpers, seinen Dank aus: Auch außerhalb seiner Konzerte engagiert sich Kalpers für „sein“ Hospiz. Für den Som-mer 2012 kündigte der Musiker bereits wieder ein Konzertevent an, und zwar am Samstag, 9. Juni, im Euskirchener Stadttheater. (Nähere Informationen

„Optimale Betreuung für die Hospizgäste“Jahreshauptversammlung des Fördervereins des Hospizes „Stel-la Maris“, dessen Schirmherr der Startenor Johannes Kalpers ist. Aktuell hat der Verein 324 Mit-glieder.

Die beiden Vorsitzenden des Fördervereins: Hans-Jürgen Sauer und Jürgen Schüffelgen (li.). Foto: Lang

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dazu finden Sie auf der Rückseite dieses Rundbriefes).

Zu den weiteren Aktivitäten, die Wasser auf die Mühlen des Fördervereins sind, zählen das Benefiz-Weihnachtskonzert im Dezember 2010 in der Nettersheimer Pfarrkirche. Die Hälfte des Erlöses des auf Initiative der Eheleute Breinig zu-stande gekommenen Konzerts ging an den Förderverein.

Sauer erwähnte zudem das Engagement der Familie Lie, die ihr Spezialitäten-Restaurant in Breitenbenden mit einer Spendensammlung für die Hospizein-richtung „Stella Maris“ eröffnete. Dem Vorstand, dem neben Sauer auch Jürgen Schüffelgen als Stellvertreter, Heribert Liermann als Kassierer und Schriftfüh-rerin Tatjana Kolb angehören, wurde

einstimmig Entlastung erteilt. Darüber hinaus gehören als Beisitzer Norbert Ar-nold, Maria Heinecke, Wilfried Schmidt, Heiner Dieroff und Pfarrer Karl-Heinz Haus, der Generalsuperior der Commu-nio in Christo, sowie Helmut Weber als Berater zum Führungsgremium des Ver-eins.

Im Herbst 2012 stehen bei der kom-menden Jahreshauptversammlung Neu-wahlen an. „Mit vielfältigen Maßnah-men haben wir dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad des Hospizes in der Öffentlichkeit weiter zu erhöhen und durch Finanzierungsmaßnahmen eine optimale Betreuung der Hospizgäste und die Betreibung des Hospizes zu realisie-ren“, konnte Fördervereinsvorsitzender Hans-Jürgen Sauer am Ende der Veran-staltung zufrieden feststellen. (ml)

Kassenwart Herribert Liermann (ganz rechts) informierte die Mitglieder über die Finanzla-ge des Fördervereins. Foto: Lang

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Aids-Station in Sambia

Der Communio in Christo e.V. Mecher-nich, der Verein also, der seit mehr als drei Jahrzehnten weltweit humanitäre Hilfe leistet, hat einen neuen Vorsit-zenden: In der kürzlich stattgefundenen Mitgliederversammlung wählten die Mitglieder Günther Schulz in diese Po-sition.

„Ich freue mich darauf – wohlwissend, dass ich eine schwere Nachfolge an-trete“, sagte der ehemalige Berufssoldat Schulz, der auch Mechernicher Ortsvor-steher und Kreistagsabgeordneter ist. Zweiter Vorsitzender des 52 Mitglieder zählenden Vereins ist Communio-Ge-schäftsführer Norbert Arnold.

Zuvor hatte Pfarrer Karl-Heinz Haus, der Generalsuperior des Ordens Communio in Christo, den Wunsch des amtierenden Vorsitzenden, der schwer erkrankte Pfar-rer Hermann Walch, bekanntgegeben, von seinem Amt zurückzutreten. „Die Mitgliederversammlung hat heute einen ungewöhnlichen Charakter. Sie findet statt, während sein erster Vorsitzender

sich auf einem schweren Krankenlager befindet und deswegen sein Amt un-möglich noch ausüben kann“, teilte Ge-neralsuperior Karl-Heinz Haus den Mit-gliedern zu Versammlungsbeginn mit.

Im Anschluss an seine Worte verlas Communio-Schwester Lidwina die Dankesworte, die Pfarrer Walch bereits vor einigen Wochen im Hinblick auf die Mitgliederversammlung formuliert hat-te. Dass der lebensbedrohlich erkrank-te Spiritual der Communio diesen Text überhaupt noch „unter Aufbietung seiner letzten Kräfte“ habe schreiben können, grenze für ihn an ein Wunder, so Pfarrer Karl-Heinz Haus.

Die von Geschäftsführer Norbert Arnold vorgetragenen Bilanzen dokumentierten die soliden finanziellen Verhältnisse des Vereins. Verwendet werden die erhal-

Jahreshauptversammlung des Ver-eins Communio in Christo Mecher-nich: Günther Schulz, Ortsvorste-her im Mechernicher Kernort, tritt die Nachfolge des schwer erkrank-ten Communio-Spirituals Pfarrer Hermann Walch als Vereinsvorsit-zender an.

Günther Schulz (rechts), hier mit Commu-nio-Geschäftsführer Norbert Arnold, ist neuer Vereinsvorsitzender. Foto: Hotse

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tenen Spenden vor allem für weltweite Hilfsprojekte. „Von Polen bis Papua-Neuguinea, von Afrika bis Indien: Das Einzugsgebiet wird immer größer“, be-richtete der Generalsuperior.

Beispielhaft gab Schwester Lidwina Einblick etwa in die Arbeit eines Aids-Projektes in Tansania. Dort werden 100 Aids-Patienten dank der Spenden von Commu-nio in Christo e.V. nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit Din-gen des täglichen Le-bens versorgt.

Im tiefsten Busch von Papua-Neuguinea ist der aus Polen stammende Communio-Priester Michal Szulc tätig, den der Verein beispielsweise mit 250 Euro pro Monat unterstützt. Damit zahlt er unter anderem auch den Sprit für sein Boot, mit dem er oft stundenlang unterwegs ist, um auch den abgelegen lebenden Eingeborenen helfen zu können.

Schließlich verlas Schwester Lidwina noch die Nachricht der Leiterin des „Hos-pizes Mutter Marie Therese“ in Mpans-hya in Sambia, Krankenschwester Mar-garet Strzeleczka. Dieses Hospiz wurde von den Borromäerinnen im Jahre 2001 im Anschluss an das Krankenhaus eröff-net. Auch sie unterstützt der Verein bei der nach ihren Worten „größten Heraus-forderung“, spezielle Nahrung für die Aidskranken zu organisieren.

Neben diesen und zahlreichen weiteren Hilfsprojekten ist es aber auch Aufgabe des Vereins Communio in Christo Me-chernich, über die Arbeit des Mecher-nicher Ordens zu informieren.

Das geschieht unter anderem mit Hilfe dieses Rundbriefes der Communio in

Christo, der zweimal jährlich in englischer und polnischer Spra-che erscheint sowie dreimal im Jahr auf Deutsch. „Der Rund-brief stößt auch in Rom auf Interesse“, konnte Generalsupe-rior Karl-Heinz Haus berichten, der just am Tag der Mitgliederver-

sammlung eine Interview-Anfrage aus dem Vatikanischen Fernsehzentrum er-halten hatte.

Erst wenige Tage zuvor hatte es ein Tref-fen der Communio-Ordensleitung mit Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gegeben, das laut Haus „in überaus angenehmer Atmosphäre“ statt-gefunden habe.

Für die Zukunft hat sich der neue Vorsit-zende unter anderem die Aktualisierung der Vereins-Homepage vorgenommen. Günther Schulz: „Jeder soll wissen, was wann wo im Verein passiert.“ Außerdem appellierte er an die Versammlung, eif-rig neue Mitglieder zu werben: „Wenn jeder nur ein neues Mitglied mitbringt, sind wir schon mehr als 100.“ (rh)

„Von Polen bis Papua-Neuguinea, von Afrika bis Indien: Das Einzugsgebiet

wird immer größer.“

Generalsuperior Karl-Heinz Hausüber die weltweiten Hilfsprojekte,

die der Verein unterstützt

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Mit der Bitte um Hilfe beim Aufbau einer Musterfarm mit Landwirtschafts-schule, Labor und gemeinsamem Ver-marktungsaufbau vor allem für Obst, Gemüse und Gewürze in der indischen Region Idukky im Bundesstaat Kerala hat sich Weihbischof Prof. Dr. Philipos Mar Stephanos während eines Besuches bei der Communio in Christo in Me-chernich an den Euskirchener Bundes-tagsabgeordneten Detlef Seif sowie den Landtagsabgeordneten Klaus Voussem gewandt.

Beide informierten sich in Gesprächen mit dem indischen Bischof detailliert über die Pläne von Mar Stephanos, der sich im Bergland von Idukky nicht nur für das Seelenheil, sondern auch für das ökonomische Fortkommen der 1,1 Millionen Einwohner verantwortlich fühlt, von denen mehr als 95 Prozent in Selbstversorgung von der Landwirt-schaft leben.

Weihbischof Mar Stephanos berichtete dabei auch von der Depression und der Selbstmordhäufigkeit unter der armen Landbevölkerung. Sein Ziel sei es, eine kleinbäuerliche ökologische Landwirt-schaft mit Gemüse- und Gewürzanbau sowie Kleinviehhaltung aufzubauen, die die Menschen mit der Vermittlung von Wissen und Technik in den Stand setzt, ihre Selbstversorgung zu verbessern und darüberhinaus Produkte für den Handel untereinander und auch für den Verkauf nach außen zu erwirtschaften und so den

Hilfe zur SelbsthilfeDer indische Weihbischof Prof. Dr. Philipos Mar Stephanos warb während seines Gastaufenthaltes bei der Communio in Christo in Mechernich um Unterstützung für seine 1,1 Millionen Schutzbefohlenen im Bergland von Idukky. MdB Detlef Seif und MdL Klaus Voussem haben ihre Hilfe zugesagt, Bayer Leverkusen erwägt Unterstützung von Indien aus.

Bischof Mar Stephanos erhielt 2010 von Landwirten der Buir-Bliesheimer Agrarge-nossenschaft in Lommersum verschiedene Sorten Bohnensamen zu Feldversuchen im Bergland des indischen Idukky. Das Bild zeigt den Weihbischof inmitten erfolgreich gedeihender Buschbohnensträucher aus Euskirchen. Foto: Privat

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allgemeinen Lebensstandard zu heben.

Die Kosten für den Aufbau der Musterfarm mit Landwirt-schaftsschule und Schule für Gastronomie und Tourismus be-zifferte Bischof Mar Stephanos auf etwa 150.000 Euro.

Sowohl Detlef Seif als auch Klaus Voussem sagten ihre Hil-fe zu. Schnell stellte sich heraus, dass beide dazu ähnliche Wege gingen. Um Irritationen vor-zubeugen, einigten beide sich darauf, dass sich zunächst Detlef Seiff weiter aktiv um die Angelegenheit küm-mert. Klaus Voussem: „Ich verfolge das Ganze aber natürlich gespannt weiter, weil mir das Projekt am Herzen liegt.“ MdB Seif will Kontakte sowohl zur Deutschen Gesellschaft für Internatio-nale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Bonn knüpfen als auch zum Bundesmi-

nisterium für wirtschaft-liche Zusam-menarbeit in Berlin und anderen.

Nach Mög-lichkeit soll Weihbischof Prof. Dr. Philipos Mar S t e p h a n o s kurzf r i s t ig die Gelegen-

heit bekommen, sein Projekt und seine Pläne für die Region Idukky in Bonn und/oder Berlin vorzustellen und im Ide-alfall Aussicht auf Förderung erhalten.

Hans-Josef Thelen, der direkte Mitar-beiter von MdB Detlef Seif in seinem Wahlkreisbüro in Euskirchen, teilte der Rundbrief-Redaktion kurz vor Redak-tionsschluss mit, dass es dem Bundes-tagsabgeordneten Seif gelungen sei, über einen Firmenmanager von Bayer Leverkusen auf das geplante Hilfspro-jekt von Weihbischof Mar Stephanos aufmerksam zu machen. Wegen des überschaubaren Finanzaufwands - die Rede ist von etwa 150.000 Euro - sei es sogar denkbar, dass der Bayerkonzern vor Ort in Indien die Musterfarm mit Landwirtschafts- und Tourismusschule, Bibliothek, Labor und Vermarktungsge-nossenschaft unterstütze. Bischof Mar Stephanos will außerdem Musterfelder und Obstplantagen anlegen lassen. (ml)

Bischof Prof. Dr. Philipos Mar Stephanos warb um Unterstützung, links neben ihm MdB Detlef Seif und dessen Wahlkreis-Mitarbeiter Hans-Josef Thelen, rechts Generalsuperior Karl-Heinz Haus. Foto: Lang

Auch Klaus Voussem sagte seine Unterstützung zu.

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C ommunio in Aktion

„Vorlesetag“ in Mechernich

Internet, Radio oder Fernsehen – ohne diese Medien kommt die Welt womöglich nicht mehr aus. Die so genannten moder-nen Medien sind aber nur Schall und Rauch, wenn es um die älte-ste Form der Unterhaltung geht – ums Vorlesen. Dass diese Art der Kommunikation nichts von ihre Frische und Authentizität verloren hat, zeigte sich beim „Vorlesetag 2011“ unter ande-rem auch in Mechernich.

Beim Vorlesetag an der Mechernicher Grundschule waren neben Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick unter anderem auch Schwester Lidwina von der Communio in Christo sowie der Mechernicher Ortsvorsteher Günther Schulz, der auch Vorsitzen-der des Vereins Comunnio in Christo ist, dabei.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick las „Die wilden Hühner auf Klassenfahrt“.Bevor der Verwaltungschef und Stadtratsvorsitzende mit Vorlesen loslegte, lies er sich von den Grundschulkindern ins Gespräch verwickeln. „Bist Du der Chef von Deutschland?“, wollte ein Dreikäsehoch wissen, was Schick dankend verneinte: „Nee, nee, das ist wie hier an der Grundschule Mechernich eine Frau . . .“ Mit Blick auf Rita Gerdemann fiel den „Pänz“ dann auch rasch selbst der Name der gesuchten Chefin ein: „Angela...“

Schwester Lidwina von der Communio in Chri-sto las aus dem Kinder-buch „Millie in Paris“ und der Mechernicher Ortsvorsteher und Communio-Vereins-vorsitzende Günther Schulz las „Der kleine Drache Kokosnuss fei-ert Weihnachten“. (ml)

Communio-Schwester Lidwina zog die Kinder in ihren Bann. Fotos: Lang

Bist Du der Chef von Deutschland?“, wollte ein Dreikäsehoch von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick wissen.

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C ommunio in Aktion

Haus Effata der Communio im Fastelovends-Fieber

Außer Rand und Band war Weiberdon-nerstag die Seniorenpflegeeinrichtung „Haus Effata“ des Mechernicher Ordens Communio in Christo in Blankenheim. Jecke Musik, bunte Kostüme, ein när-risches Programm und Polonaisen durch die Einrichtung ließen keinen Zweifel daran: Bewohner, Belegschaft und Gäste waren im Fastelovends-Fieber.

Es waren vergnügliche Stunden, in denen sich auch der Communio-Pfarrer Father Jaison und Heimleiterin Ulrike Müller zum Mitschunkeln einhakten und Norbert Arnold, Geschäftsführer der Communio, als jecke Biene verkleidet in der Mitarbei-ter-Polonaise durch das Gebäude zog. „Für viele Lacher und besondere Highlights sorgten die Sketche der Mitarbeiterinnen Angelika Schwahlen, Astrid Hermanns und Anita Leyendecker.

Als schließlich das Blankenheimer Prinzenpaar, Prinz Werner V. und Prinzessin Gaby (beide Poensgen) nebst Pagen, Jecken Böhnchen und Gefolge seine Aufwar-tung machte, war eines schnell klar: Hier handelte es sich auch für die „Blangemer“ Karnevalisten um einen ganz besonderen Termin. Ein Freundschaftsbesuch, den auch die Tollitäten sichtlich genossen - ebenso wie die heiße Suppe vom Küchen-team des Haus Effata, mit der sie wie in jedem Jahr versorgt wurden. Auch beim Blangemer „Zoch“, bei dem das Haus selbst diesmal als „Räuber aus Effata“ dabei

war, stärkte die Haus-Effata-Suppe wieder die Karnevalisten rund ums Prinzenpaar.

„Wir sind froh, dass es euch gibt – und wir hoffen, ihr seid froh, dass es uns gibt!“, bedankten sich die Blangemer Karnevalsiten um ih-ren Vorsitzenden Harry Balter und Präsidenten Stefan Meyer. Und na-türlich mit einem dreifachen, kräf-

tigen „Haus Efatta Juh Jah!“ (ag)

Um 11 Uhr 11 gab‘s im Haus Effata das er-ste Sektchen. Foto: Gempfer

Die „Räuber aus Effata“ im Zoch. Foto: Schmitz

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K urznachrichten

Ein Wetterstation geht auf Reisen

Eine etwas ungewöhnliche Anfrage erreichte die Communio in Christo im ver-gangenen Herbst. „Es geht um das Thermometer, welches auf der Gartenseite an der Wand hängt. Dieses würde ich gerne als Erinnerungsstück für meine Mutter erwer-ben“, schrieb Christian Bonack aus München.

Die Rede war von der kleinen Wetterstation an der Außenwand der Blankenheimer Seniorenpflegeeinrichtung „Haus Effata“, die der Münchner seiner Mutter Gerda Bonack anlässlich ihres 80. Geburtstages zu Erinnerung an ihre Zeit in dem Gebäu-de schenken wollte. Vor rund 50 Jahren nämlich, berichtet Bonack, sei seine Mutter Heimleiterin für den Bund der Kriegsblinden im heutigen „Haus Effata“ gewesen und habe dort auch ihren späteren Ehemann kennen gelernt.

Gerne wollte man bei der Communio dem Wunsch von Christian Bonack nachkom-men. So war es auch schon ein paar E-Mails später abgemachte Sache: Gegen die Beschaffung einer neuen Wetterstation für das Haus Effata konnte das alte Thermo-stat abgeholt werden und reiste nach München. Dort soll es nun bald für eine große Geburtstagsüberrschung sorgen. Christian Bonack, der sich mit einer Spende bei der Communio bedankte, hat versprochen, davon zu berichten... (ag)

Father Salutaris Libena wird Bischof von Ifakara (Tansania)

Der der Communio nahestehende tansanische Priester und Weihbischof Salutaris Libena wird in Tansania erster Bischof der neuen Diözese Ifakra. Papst Benedikt XVI. hatte Ifakara am Weltafrikatag am 14. Januar zum Bistum ernannt.

Die bisherige Diözese Mahenge wurde in die neue Diözese Mahenge (diese umfasst jetzt nur noch den Distrikt Ulanga) mit Bischofssitz in Mahenge, weiterhin unter der Leitung von Bischof Agapit Ndorobo und in die neue Diözese Ifakara mit dem Distrikt Kilombero und dem Bischofssitz in Ifakara geteilt. Zu seiner Weihe hat Bi-schof Salutaris, der bereits mehrfach im Mechernicher Mutterhaus zu Gast war, auch die Communio in Christo eingela-den. (ag)

Father Salutaris Libena im März 2010 bei seiner Weihe zum Bischof.

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K urznachrichten

Freitag, 06.04.12

Mittwoch, 11.04.12

Samstag, 02.06.12

Samstag, 09.06.12

Sonntag, 24.06.12

Termine 2012 Thematischer Besinnungstag mit Kreuzweg zum Alendorfer Kalvarienberg Beginn: 9.15 Uhr mit einer Einführung in der Mecher-nicher Hauskapelle der Communio in Christo, Ein-gang Bruchgasse. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 0 24 43/ 98 14-743.

Todestag von Mutter Marie Therese -Communio-Treffen für Mitglieder, Freunde und interessierte Mitchristen Beginn: 17.35 Uhr mit Rosenkranz und heiliger Messe in der Mechernicher Hauskapelle, Eingang Bruchgas-se. Danach Abendessen und geistlicher Austausch im Refektorium des Klosters.

Auf den Spuren von Mutter Marie Therese zur Basilika „Unsere liebe Frau Stella Maris“ nach Maastricht/Niederlande Abfahrt mit dem Bus: 9 Uhr vor dem Haupteingang der Communio in Christo, Bruchgasse 10. (um Anmeldung bis 15.05.12 wird gebeten unter Te-lefon 0 24 43/ 98 14-743)

Benefizkonzert mit Johannes Kalpers Der Startenor und Schirmherr des Hospiz „Stella Ma-ris“ in Mechernich singt zum neunten mal für die Ein-richtung der Communio in Christo: „Dein ist mein gan-zes Herz“ ab 17.30 Uhr im Stadttheater Euskirchen.

Sommerfest in MechernichBeginn: 11 Uhr mit einer Heiligen Messe unter freiem Himmel. Musikalische Gestaltung des Pro-gramms: „De Räuber“