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75 Dri tte Abtheil ung. Natrirgesehichte rind Pharma- kognosie. Beitrage zur pharmakologischen Geschichte des Honigs; Professor Dr. Dierbach in Heidelberg. vom - Es gehiirt ewar der Honig zu den allbeltanntcsten Arzneimitteln, das in keiner Pharmakopije, in lreiner Apotheke fehlt: es ist ein Mittel, das die Jugend schon kennt, und auch in der Kuche vielfach benutzt wird, allein auch an ihm bewiihrt sich die alte Erfahrung, dars gerade die gewiihnlichsten und verbreitetsten Droguen weniger genau, weniger sorgfaltig untersuclit sind, als manche seltne Arcneiwaare, die aus fernen Landen kommt, und doch ist der Honig fur die Di6tetik fast noch wich- tiger, als fur die Therapie. Die jiingste Geschichte der Arxneikunde hat zur Geniige gelehrt, dafs die zahlrei- chen neuen Acquisitionen der Muteria medica, so interes- sant sie sonst sein miigen, nicht immer die gelicgten Er- wartungen erfullten, sie hat gelehrt, dafs so manche Krankheit ohne alle pharmaceutische Mittel geheilt wer- den kaiin, nnd hat dadurch die Wichtiglzeit der so oft vernachlsssigten Diatetik auf das bestinimteste bestatigt. So ist es nun wohl an der Zeit, die diatetischen Hiilfs- mittel etwas genauer xu untersucheo, und von dem Fa- den der Geschichte geleitet, ihre Wirksamkeit etwas naher zu beleuchten. Jedermann weirs, dab der Honig ein siirser zucker- artiger Saft ist, den die Bienen aus den Nectarien der Blumen saugen, und in ihrem Kiirper etwas modificirt wieder absetzen. Dieses Product ist aber keineswegs immer gleichfiirmig, es giebt im Gegentheil sehr ver- schiedene Sorten von Honig, und zwar hangen diase

Beiträge zur pharmakologischen Geschichte des Honigs

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Dri tte Abtheil ung.

Natrirgesehichte rind Pharma- kognosie.

Beitrage zur pharmakologischen Geschichte des Honigs;

Professor Dr. Dierbach in Heidelberg. vom

- Es gehiirt ewar der Honig zu den allbeltanntcsten

Arzneimitteln, das in keiner Pharmakopije, in lreiner Apotheke fehlt: es ist ein Mittel, das die Jugend schon kennt, und auch in der Kuche vielfach benutzt wird, allein auch an ihm bewiihrt sich die alte Erfahrung, dars gerade die gewiihnlichsten und verbreitetsten Droguen weniger genau, weniger sorgfaltig untersuclit sind, als manche seltne Arcneiwaare, die aus fernen Landen kommt, und doch ist der Honig fur die Di6tetik fast noch wich- tiger, als fu r die Therapie. Die jiingste Geschichte der Arxneikunde hat zur Geniige gelehrt, dafs die zahlrei- chen neuen Acquisitionen der Muteria medica, so interes- sant sie sonst sein miigen, nicht immer die gelicgten Er- wartungen erfullten, sie hat gelehrt, dafs so manche Krankheit ohne alle pharmaceutische Mittel geheilt wer- den kaiin, nnd hat dadurch die Wichtiglzeit der so oft vernachlsssigten Diatetik auf das bestinimteste bestatigt. So ist es nun wohl an der Zeit, die diatetischen Hiilfs- mittel etwas genauer xu untersucheo, und von dem Fa- den der Geschichte geleitet, ihre Wirksamkeit etwas naher zu beleuchten.

Jedermann weirs, dab der Honig ein siirser zucker- artiger Saft ist, den die Bienen aus den Nectarien der Blumen saugen, und in ihrem Kiirper etwas modificirt wieder absetzen. Dieses Product ist aber keineswegs immer gleichfiirmig, es giebt im Gegentheil sehr ver- schiedene Sorten von Honig, und zwar hangen diase

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Verschiedenheiten ab theils von den Bienenarten , die ihn sammelten, theils von den Pflanzen, die sie besuch- ten, WOEU noch die Verschiedenlieit der Jahrsceit kommt, i n der der Honig eingesammelt wurde, nebst noch man- chen anderen Umstanden, deren Einflufs schwieriger zu beurtheilen ist. Hiiclist verschieden in Hinsicht des Ge- ruchs, Geschmacks, der Farbe, der Consibtenz u. s. w. Rind die Honigarten verschiedener Provinzan, und man darf daher nicht ohne Grund schliefsen, dafs sie auch in Hinsicht ihrer Wirkung wesentlich von einander ab- weichen. Wenn da’ier deutsche, schwedische und an- dere Aerzte nordischer Gegenden das von dem Honig ihrer Heimath erwarten, was Griechen nnd Riimer von dern ihrigen riihnien, so werden sie sich wohl in ihrer Erwartung sehr getEuscht finden. Es wird darum zweck- mafsig sein, zuerst auf diesen Umstand einzugehen.

3. 1. Die Ronigarten des sudlichen Europa.

Die vortrefflichsten und geschstztesten Honigsorten liefern jene europaischen Provinzen, welche von dem mittellandischen Meere bespiilt werden, also Griechen- land, Italien, die pyrenaische Halbinsel, das siidliche Frankreich u. s. w. Die Liebliclikeit des dortigen Klima und der Reichthum der Vegetation begiinstigen da aus- nehmend die Bienenzucht und die Honigbereitung, der auch i n solcher Menge an manchen Orten erhalten wird, dars e r einen ansehnlichen Handelsartikel ausmacht. Die- ser Honig des Siidens diirfte i n medicinischer Hinsicht der interessanteste zu nennen sein, da er es ist, dessen sich die alten Aerzte bedienten und dessen Heilkrafte sie so sehr riihmen. Die lieblichste Honigsorte wurde und wird noch zumal da gewonnen, wo Pflanten aus der Familie der Lippenblume in Menge wachsen, daher man ihn auch wohl Lippenblumenhonig (Mel. Labiatarum) nennen konnte. Es lassen sich davon hauptsBchlich fol- gende zwei Sorten unterscheiden.

a) Zler Thymian - Honig, vorzugsweise gesammelt yon dem Thymus der Alten, der keineswegs mit unserm

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gemeinen Thymian verwechselt werden darf, sondern eine ganz verschiedene bei uns niir in den botanischen Garten xu findende A r t ist, die von L i n n k unter dem Nanien Salureja capitata beschrieben wurde. Diese Pflanze ist es, welche die kiistlichste aller Honigsorten liefert. Saporis praecipui mella reddit thymus sagt C o 1 u m e 1 1 a’), diesem zunachst folge der Honig von der Thymbra, dem Origanum und Serpillum, im dritten Range aber noch imnier vortrefflich sei der Honig voin Kosmarin und der Canila U. s. w., fur den schlechtesten erklsrt e r jenen, den die Bienen in den Waldern yon Spartum und Ar- butus eintragen. Den sicilischen Honig riihm t V a r 1; o als den vorziiglichsten, weil da so vie1 Thymus wachse. Auch Neuere riihmen den bicilischen Honig. B r y d o n e erzahlt, dafs er an verschiedenen Orten dieser Insel, zu- ma1 auf dem Berge Hybla, den kiistlichsten Honig ge- funden habe. B o c c o n e leitet den vortrefflichen Ge- schmack desselben von verschiedenen stark riechenden Pflanzen ab, die dort in Menge wachsen, z.B. Satureja capitala, Lavandula Stoechas, Teucriuiii Chamaedrys, Me- lissa Calamintha, Origanum Onites u. s. w. ”). Auch auf dem Hymettus bei Athen wachst in Menge dcr Thymus und P 1 i n i us nennt den dortigen Honig den vorziiglich- sten in der Wel t ; e r setzt hinzu, man kiinne sich auch an andern Orten Honig von gleicher Giite verschaffen, wenn man jenen Thymus des Berges Hymettus verpflanxe. Nach D i o s c o r i d e s ist der attische Honig der beste \on allen und unter diesem gehiire dem vom Hymettus der ersta Rang, dann komme der von den Cykladen und der hyblaische aus Sicilien. W h e e 1 e r berichtet, daTs auch in unsern Zeiten der Honig des Hymettus noch in gro- hem Ansehen stehe und eine grofse Menge davon nach Constantinopel gebracht werde, wo man ihn zur Berei-

1) De re rustica Lib. IX. Cap. 4. pag. 344 s) Bergius iiber die Leckereien. Aus

mit Aninerkungen von Fors ter und Hall9 1792. p. 35.

edition. 1,ugdunena. dem Schwedischen S p r e n g e l . Bd. 1.

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58 Dierbach :

tung des Scherbets gebrauche. Dieser Thymus - Honig ist, \vie P 1 i n i u s und W h e e 1 e r einstinirnig bezcugen, von dicker fester Consistenz, von goldgelber Farbe, da- bei ausgezeichnet siifs und so leicht zu ertragen, d a t man eine grorse Menge davon ohne alle nachtheilige Folgen verspeisen kiinne. Ein ganz 5hnlicher Honig wird auf der Insel Creta gewonnen, von deni S a v a r y sagt, e r sei klar wie Krystall, yon lriistlichem Geschmack, der dem der besten Confituren niclit nachstehe, und da e r engleicli so lieblich aromatiscli rieche, wie die Blumen selbst, aus denen e r gesamnielt wurde, so schmeichle e r eben so sehr dem Geruche wie dem Geschmack ". Dr. S i e be r aus Prag redet ebenfalls von dem kiistlichen Honig der Cretenser. Jeder, der ihn vorsetzt, riihmt dabei immer, dafs dieses achter Honig von Acrotiri sei.

Die Giitter, meint S i e b e r, miigen schon allein dar- urn nach Creta versetzt worden sein, weil nur auf die- ser Insel ein Nectar ihrer wiirdig zu finden war. Sein Geschmack ist lieblich aromatisch und sein Glanz ist dem eines Goldfirnisses gleich *). Die griifste Menge von griechischeni Honig wird noch immer in Attika gewonnen, dessen steiniger Boden mehr zur Bienenziiclit als zum Aclterbau sich eignet. Fur einen Umfang von 45 Quadratmeden rechnet man 12,000 BienenkBrbe, die jahrlicli einen Gewinn von 114,000 Piaster abwerfen 5 ) .

Schon P 1 i n i u s machte auf diese vorziigliche Sorte aufmerlisam und nannte sie iMel anthinurn oder aucli Mel uerntim. Es gehiirt dahili iiauptsachlich der Narhonrie - Honig, den man aucli bis- weileri in deutschen Apothelceii antrifft. S p i e l n i a n n beschreibt ihn folgenderniafsen ') : Mel quo pallidills est atque granosius, eo melius judicatur. flarbonense ad ci- cum il-arbonac proximum, Courbi6re collecturn albissirnum,

b) D e r Rosniarin - Honig.

3) Lettres sur la Grdce. Paris 1788 p.200. 4 ) Reiw nach Creta. Bd .I. p. 132 -. 133. 5 ) Mermbstadt's Museurn des Wissenswiirdigsten aus der Na-

6 , Pharmacopoea generalis. Argentorati 1783. p. 143. turwissenschaft. Berlin 1816. Bd. 7. Hft. 4. p. 302.

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gttanosissimum, Rosmarinuni olens: omnium princeps habe- tur. - Hr. Professor D ec a n d o 11 e sagt, er habe sich selbst uberzeugt, dafs der weifse Horlig von Narbonrle vom Rosmarin gesammelt werde, denn wenn in der Um- gegend von Narbonne irgend eine atmospharische Ver- anlassung den Rosmarin am Bliihen verhindere, so schlage die Ernte des weirsen Honigs fehl. R i o t habe die nam- liche Beobachtung auf den kanarischen Inseln bestatigt ’). Es ist dieses ubrigens eine Bemerliung, die der beriihmte L e m e r y schon lange vor den Herren D e c a n d o l l e und B i o t machte ”.

Nach der Ansicht einiger franc. Naturforscher wird dieser Rosmarin -Honig nicht von der gemeinen Biene (Apis mellifica), twndern von Apis fasciala Latreille, die anch in einigen Gegenden Italiens vorkommt, eingetra- gen; anch Apis ligustica Spinola sol1 iifters im siidlichen Enropa die Stelle der gemeinen Honigbiene vertreten.

Da der Narbonner Honig vielfach gesucht und vie1 theurer ist als die andern franz. Honigsorten, SO trieb nicht selten der Betrug sein Spiel; man sucht durch Zusatc von Rosmarin gewiihnlichem Honig den Geruch des Narbonner mitcutheilen, wie dies schon Schriftstel- l e r des 17. Jahrhunderts anfiihren, iind auch Neuere be- zeugen. Noch weifser als der Narbonner Honig ist der aus der Provence, aber e r erhiilt sein Arom nicht von dem Rosmarin, sondern vom Lavendel (Lavandula Spica und L, Vera) und auch Spanien liefert eine grofse Menge Lavendelhonig, da in keinem Lande mehre Arten von Lavandula so ‘grofse Streclren iiberziehen, als in Spa- nien. In Mingrelien und am Pontus erhalt der Honig seinen aromatischen Geruch von der Melisse u. s. w.

Dafs bei diesen Honigarten auch die Jahrszeiten in Betracht kommen, leuchtet von selbst ein, denn der Ros- marin bliiht friih im Priihjahr, weit spater und zum

’) Pflanzenphysiologie, ubersetzt von J o h a n n e s Riiper.

s, Trait6 des Drogues simples p. 482. Man sebe auch C l e g- Bd. 1. p. 43.

h o m Beschreibung der Insel Minorka, p. 302.

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Theil in den Sommermonaten bliihen die Arten von Sa- tureja, Thymus, Lauandula, Origanum, Melissa u. 8. w. Der so vortreffliche und beliebte durch seine Weirse ausgezeichnete Honig von Gatinois wird im Spatjahre von den Bliimen des officinelleri Safrans (Crocussativus) eirigesarnmelt und unterscheidet sich darum weseutlich von dem Honig der Labiaten.

§* 2. D i e Honigarten des nordlichen Europa.

Diesseits der Alpen mangeln die von Rosmarin, La- vendel und Saturei duftenden Hugel, welche den Auf- enthalt in jenen milderen Erdstrichen SO reizend machen, wi r niiisseri darum auch auf einen Honig verzichten, der mit dern vom Hymettus oder voin Hybla verglicheii werden kiinnte; dennoch ist es wohl der Miihe werth, auch auf die bei uns vorkommenden Honigsorten auf- merksam zu machen, nm so mehr, da alle nnserePhar- makopiien diesen so leicht zu bemerkenden und gewifs nicht gleichgiiltigen Umstand fast gant unberiicksichtigt gelassen haben. Auker mancherlei Varietaten wird man in den meisten deutschen Provinzen zmei scharf zu trennende Sorten antreffen, namlich:

a ) Haiden-Honfig, Me1 ericeum, wie ihn schon P l i - n i u s nannte; e r wird von den deutschen Haidearten, zumal von Erica vulgaris und E. Tetralix eingesammelt und ist leicht kennbar an seiner brannlichen Farbe und an dem eigenen, aber keineswegs lieblichen oder aro- matischen Geruch. Schon V a l e r i u s C o r d u s , der Ver- fasser des ersten nnd altesten deutschen Dispensatoriums, beschreibt ihn genau, indem e r sagt: Mel in Germania vuigatissimum est, quod ex Ericae sugitur poribus, gra- nulosum, gustu non adeo jucundum, ideoque non mulli faciendum, in medicina saltem, e Luneburgensis ducatus Ericetis allatum. - Nicht nur in der Liineburger Haide, aondern auch im Odenwalde und anderwarts wird reich- lich soicher Haidenhonig gewonnen, und ihn scheint die neueste Pharmacopoea borussica gemeint zu haben, indem sie sagt : Liquidum spissiusculum albo flavescens,

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magis minus ne in fuscum vergens colorem, saporis duicis odoris peculiaris.

Eine brPunliche Sorte wird auch von der Espar- sette (Hedysarum Onobrychis L.) und eine schwarzlich oder brauuiichgriine von dem Buchweizan oder Heide- korne (Polygonum Fagopyrum L.) erhalten, das ihm, wie deiitsche und auch franziisische Sch riftsteller sagen, einen eignen unangenehnien Nebengeschmack gieht 9).

Dies stellt Herr Prof. D e c a n d o l l e in Genf in Abrede, weil das Heidekorn kein wahres HoniggefaI's habe. Demnach kiinnte diese Pflanze gar keinen Honig liefero, nnd doch wird sie gerade fur eine derjenigen gehalten, von welchen ihn die Bienen am reichlichsten eintra- gen O ) ; was um so eher zu glauben ist , da die Pflanze allerdings Driisen in den Blumen besitzt, die sogar K o ch als ein charakteristisches Merkmal der Gruppe Fagopyrum anfiihrt 1). Uebrigens scheinen die Bienen eben nicht sehr den Buchweizen zu lieben, denn sie besuchen ihn nicht, so lange sie noch bluhenden Hanf und Mohn haben kiinnen ".

b) Lindenhonig. In Deutschland wiirde diese Sorte zum officinellen Gebrauche vor allen andern den Vorzug verdienen, da sie bei weitem die lieblichste ist, und durch ihre ziemlich weifse Farbe, angenehme SiiLig- keit und aromatischen Geruch sich auszeichnet. Der bereits oben angefiihrte V a 1 e r i u s C o r d u s kannte diese Sorte schon recht gu t , indem er sagt: Suavissi-

9 , En Bretagne ou prhdomine la culture du Sarrazin, le miel ordinairement brun, offre un arriere gout dbsagreable. Dict. des Sciences medical. T. XXXIII. 300. Mbrat et Lena Vol. IV. p. 419.

10) Man sehe T. H. V o g e l b a c h e r Anleitung zur nutzlichen Bienenzucht. 2. Autl. Freiburg im Breisgau 1832. p. 61 und besonders p. 115.

1 1 ) F a g o p y r u m : Flores racemosi. Stamina octo, interiora tria inter glandulas inserta. Synopsis Florae Germanicae. Sectio posterior. Francof. 1837. p. 619.

12) Bemerkungen der kurpfaleischen physikalisch-iikonomi- schen Gesellschaft vom Jahre 1770. p. 125 in der Mote.

Arch. d. Pharm. 11. Beihe. XXVI. Bds. 1. Hft. 6

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tnum vero eot tum gustu turn olfactu e Prussia, Livonia et Lithuania allatum Mel, quod fere e solis Tiliae flori- bus apes colligunt. Auch viele spatere Schriftsteller riihmen diesen lithauischen oder Lippitcenhonig , der seinen Wohlgeschmack und lieblichen Geruch vorziig- lich den dortigen gcohen Lindenwiildern verdanke ". Nach G e i g e r kommt der lithauische Lindenhonig dem Narbonner am nachsten und wird bisweilen in den Officinen unter den1 Namen Me1 album aufbewahrt. Aber nicht aller Honig aus Lithauen ist so vortrefflich, so sagt Vo ig te l : Der schlechteste und unreinste Ho- nig ist derjenige, den w i r aus Polen, Litliauen, Ruk- land u. S. w. in Tonnen erhalten'". Demnach wird man gut thun sich an den deutschen Lindenhonig EU

haltea, wie er selbst in der NIhe von Berlin erhalten werden kann nnd von dem Herr S c h w a n Nachricht giebt, dessen W o r t e hier eine Stelle verdienen. - ,,Dare die Gute des Honigs nnd Wachses hauptsiichlich von den Blumen und KrIutern abhange, die sich in der Gegend des Bienenstandes befinden, daran wird wohl Niemand cweifeln, der Unterschied ist gar zu grofs und augenscheinlich. Ich will nur denjenigen vortreff- lichen weiken und starkenden Lindenhonig cum Bei- spiele anfuhren, der in der Gegend von Berlin herum gewonnen wird, wo eine groLe Menge Linden auf eine Meile weit nnd noch weiter gepflanzt sind. Die Bie- nen tragen in Zeit von 6 -8 Tagen, gleich als aus dem dicksten Walde, welcher auf einmal bliihet, einen un- gemein starken Vorrathj das Gewiirke ist sehr weirs, und weit zarter als sonst, nnd der Honig von eineln angenehmen balsamischen Geschmacke. Dieser Honig wird vorziiglich gesucht und nngleich theurer bezahlt, als anderer 5)u.

--- 13) V o g e l , diiitetisches Lexicon. Bd. I. p.274. I d ) Vollstzndiges System der Arencimittellehre. Bd. 2. p. 174. Is) Beinerk. der pfdlzischen okonom. Gesellschaft. Bd. 1. Mann-

heim 1771. p. 129.

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Einige wollen, dab nicht sowohl der Nectarsaft der Lindenblumen, als vielmehr ein auf diesen Baumen vorkommender Honigthau von den Bienen eingesammelt werde, wie dies besonders N i e s e n in Schwetcingen beobachtet u,u haben versichert I ".

Einen recht guten und zum medicinischen Ge- brauche geeigneten Honig wird man in Deutschland iiberall da erhalten, wo der Quendel (Thymus Serpil- Zum L.) game Streclten uberzieht und eumal da, wo die Bienen aus dem bluhenden Weinstoclie ihren Ho- nig eintragen kihnen , der , wie schon P 1 i n i us versi- chert, einer der lieblichsten ist und vom Rheine her in Menge erhalten werden kiinnte, allein da, wo die Re- benkultur vorherrscht, wird nur selten die Bieuenzucht i n gehiiriger Ausdehnung betrieben.

Wie im sudlichen Europa hat auch bei uns die Jahresceit eineu wesentlichen Einflul's auf die Beschaf- fenheit des Honigs; im Friihjahre sammeln die Bienen gar oft einen schanen gelben Honig aus den Blumen der Brassica campestris und Rapa, wie sie denn iiber- haupt die Cruciferen vorzugsweise zu lieben scheinen, im Anfange des Sommers tragen sie ihn von den Lin- den und spater von dem Buchweizen und den Heiden ein. Ein Verzeichnifs derjenigen Gewachse und Blu- men, welche die Bienen vorzugsweise lieben , lieferte der Kaufmann D a u m in Berlin") und der schwedi- sche Pastor C l a u d i u s B i e r k a n d e r In).

5. 3. Bittre und schadliche Honigsorten.

Wenn noch irgend ein verniinftiger Zweifel ob- 16) Bemerk. der iikonomischen Gesellschaft in Lautern. Jahrg.

1769. p. 143. 1 7 ) Abhandlungen und Erfahrungen der Bienen-Gesellschaft in

Oberlausitz. Dritte Sammlung. Leipzig und bit tau 1770. p. 76 u. f.

18) Bienen-Flora, oder in natiirlicher Ordnung abgefal'ste Un- terweisung, von welchen Baumen und KrHutern die Bienen Honig und Wachs holen. Schwedisch. akadem. Abhand- lungen. Jahrg. 1774. p. 21.

6*

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walten kiinnte, dars die Honigsorten wirklich von den Pflanzen, aus denen clie gezogen wurden, besondere Eigenschaften erhalten, so wiirdeii sie durch die Erfah- rung widerlegt werden, dars es auch giftige Honigsor- ten giebt, was durch zahlreiche Zeugnisse erhhrtet wird, so dafs es sich kaum der Miihe lohnt, auf die Binwendungen einzqehen , welche Herr D e c a n d o 1 1 e deshalb gemacht hat. Es miigen hier nur folgendeNoti- cen eine Stelle finden:

Bittern Honig kannten die Alten schon. D i o s c o - r i d e s erwlhnt einen solchen aus Sardinien, wo e r vom Wermuth eingesammelt werden soll. Nach neuern Beobachtungen \vird dieser bittre Honig nur im Spat- jahre erhalten, und zwar von Arten der Cattung Arbu- tus, nicht aber, \vie die Alten glaubten , RUS Artemi- sien ’ ”. Nach Andern riihrt die Bitterkeit und Schiirfe des sardinischen Honigs von Daphne Cneorum her , die aber selbst in Deutschland schon iru J u n i bluht ”). Bittern Honig fan3 man auch auf Corsica, wo nach P l i n i u s und D i o d o r der durt hBufig wachsende Buchsbaum die Ursache ist , wahrend Neuere vielrnehr das dort hanfig vorkommende Nerium Oleander deshalb beschuldigen.

Der siifseste Honig soll selbst mit dem Alter einen bittern Geschmack annehmen, wie bereits G a 1 e n erin- nerte, er sagt: seinVater habe einst einen Vorrath von dem besten atheniensischen Honig gehabt, der mit der Zeit so bitter geworden sei, wie der vom Pontus, wo ihn die Bienen vorn Wermuth einsammelten.

Scharfer und giftiger Honig war ebenfalls schun den alten Aerzten wohl bekannt, und neuere haben die Richtigkeit ihrer Angaben bestiitigt. Am beriihmtesten ist jener Honig geworden, durch den, nach dem Be-

”) H i j r s c h e l i n a n n , Geschichte, Geographie und Statistik Sprengel Cornmentar in Diosco-

ottinger Magaein von Lichtenberg und F o r s t e r . 1781.

von Sardinien p. 405. ridem p. 452.

2 0 ) G”

Pt 213.

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Zur Geschichie des Honigs. 85

richte des X en op h o n, cehntansend Griechen anf ihrem Ruckzuge aus Persien am Pontus vergiflet warden, und derselbe war es wobl auch, von welchem S t r a b o er- ziihlt , dab, als drei Cohorten des P ompejua zu den oberhalb Colchis an dem Pontus auf dem rauhen Ge- birge Skydises wohnenden Heptakometern kamen, diese BeFaBe mit schadlichem Honig hinsetzten : nachdem die Pompejaner davon genossen hatten und erkrankt waren, wurden sie uberfallen und erschlagen. Man sieht Azalea pontica oder auch Rhododendron ponticum als die Pflanzen an, von denen dieser schadliche Honig eingetragen werde. Mit Uebergehnng des schon oft nacherzahlten 'Berichtes von T o u r n e f o r t iiber diese Sache, erwahne ich nur das neuere Zeugnib des brit- tischen Reisenden K e i t h A b b a t. Derselbe erwahnt in einem Briefe an den Secretair der coologischen Ge- sellschaft in London den Honig von Trapezunt, den auch er von der Azaleu pontica ableitet, die dort h a d g wachst und den herrlichsten Geruch verbreitet. Die .Wirkung des Honigs, setzt er hinzu, ist gant so, wie sie X e n o p h o n beschreibt nnd die Herr A b b a t an d c h selbst erfuhr. Geniett man nur wenig, so erfolgt heftiges Kopfweh nod Brbrechen mit einem Znstande von Trunkenheit, worde mehr gegessen , so erfolgte Besinnnngs~osigkeit und ein rnehrere Stunden lang dau- erndes Unvermogen sich zn bewegcn ' I ) .

Auch der Honig am Melianthus major L. ist nach S p r e n g e 1 schadlich , berauschend nnd betaubend a

In Nordamerika halt man die: aus den Arten von Azalee und Andromeda marianu gesammelten Honieorten fur gefiihrlich l ? ) .

Weit wichtiger fir uns ist noch die Kenntnifs jener einheimischen Pflanzen, welohe dem Honig =had-

Sc h m i t t Jahrbucher Bd. 13- 31) Atbemeum. April 1835.

3 2 ) Anleituq zur Pflanzenkenntnif6. Bd. 1. p. 163. 3 3 ) Barton in Nioholson's Jeutnal of natural p&L~ophSI.

pag. 12.

V. p. 159. 165, nach D e c a n d o l l e .

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86 Dierbach :

liche Eigenschaften mittheilen kiinnen. Als die Fran- eosen im Jahre 1607 die hohen und steilen Gebirge, welche Spanien von Portugal trennen , durchzogen und die Armee grofsen Mangel an Lebensmitteln litt, afsen viele Soldaten Honig von wilden Bienen, der in jenen Gebirgen in Menge gefunden wurde; or veranlafste so heftige Durchfalle, dal's viele diesem Zufalle nnlerlagen. Leider haben die Aerzte, welche die Armee begleiteten, nichts iiber die Pflanzen mitgetheilt, von denen die Bie- nen diesen drastisch wirkenden Honig eingesammelt haben mochten. Nach der Angabe von J o n a s Pe- r e i r a sammeln die Bienen einen giftigen Honig aua Allium ursinum L.24); es ist dies jedoch nicht sehr wahr- scheinlich, wohl aber darf man annehmen, dafs der von dieser Pflanze gewonnene Honig einen unangeneh- men lrnoblauchartigen Geruch und Geschmack besitze. Nach G m e l i n 2 5 ) sind die Blnmen des Daphne Meze- teum L. den Bienen gefiihrlich und oft tiidtlich. S c h w a n 2 6) macht darauf aufmerlcsam, d a b die Bienen aus den Blumen der Kaiserkrone, Frilillaria imperia- lis L., vielen Honig eintragen, der aber nach den Be- obachtungen verschiedener Kenner eine schadliche Eigenschaft habe, weshalb, wie e r hinmsetzt, man sich hiiten miisse, diese Zierpfladee an Orten zu ziehen, wo Bienenstijcke gehallen werden. Dzgegen behauptet Her r Dr. H a r a l d O t h m a r L e n z in Schnepfenthal, die Kaiserkrone werde von den Bienen nie beriihrt a 7).

Am meisten Beachtung verdient die Nachricht von S6- T i n g e , nach welcher zwei Schweizer Hirten durch Honig, der von Aconitum Napellus und Lyeoctonum her- riihrte , vergiftet wurden a Herr D e c a n d o 1 1 e zieht

2 4 ) Vorlesungen iiber Matcdu medica, deutsch bearbeitet von Behrend. Leipcig 1837. p. 249. Flora Badensis. Vol. 2. p. 168.

3 6 ) Bemerk. der kurpfalz. physikaLBkonomischen Gesellschaft. Bd. I . pag. 129. Gemeinniitzige Naturgeschichte. Dritter Band. Gotha 1836. pag. 376. MustSe helvetique. I. p. 126.

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Zur Geschichte des Eonigs. 87

diese Thatsache in Zweifel und fursert sich deshalb folgendermarsen : ,, Es giebt selbst in den Gegenden der Alpen, deren Honig fur den besten gilt, so vielen Eisenhut, dafs es, sollte sich die von S d r i n g e berich- tete Thatsache wirklich so verhalten , wie sie angege- bea worden, wirklich sonderbar sein wiirde, dafs ahn- liche Vergiftungen nicht haufiger vorkommen." Dem kann man nur beistimmen, urn so mehr, da Herr Prof. Leu k a r t in Freiburg versichert, selbst gesehen en haben, wie die Bienen die Blumen des Aconitum sehr gern besuchen a '). Nichtsdestoweniger ist der giftige Honig von Sturmhntarten bereits vor Jahrhnnderten beobachtet worden, so sagt A m a t u s L n s i t a n u s : Caetemm venenoswn mel, t;aria ymptomata inducens, va- riis in locis reperitzlr, praecipue ubi apes Rosa aNerienis, vel flore Aconiti, vel lvapelli cucullato, partae fuerint O).

Uebrigens sol1 der in der Schweiz beobachtete giftige Honig nicht von der gemeinen Biene, sondern von Apir terrestris gesammelt worden sein.

Q. 4; Einige Notizen uber exotische Honigsorten.

Nach K e f e r e t e i n findet man Honigbienen 00 eiem- lich in allen Klimaten; sie erstrecken sich bis cum sechszigsten Grade niirdlicher Breite. In der Regel zieht man in Europa nur die Apis mellifica, allein nach K y r by und F a b r i c i n s kiinnte es vortheilhaft sein, auch einige exotische stachellose Arten aufzuziehen, wozn besonders Apis acracensis und Apis iaboriosa in Vorschlag gebracht worden sind. - Unsere Hausbiene ist lediglich in dem alten Continente einheimisch, nach Amerika und Neu-Holland wurde sie erst durch Euro- pfer gebracht, hat sich aber in diesen Liindern auf er- stannliche Weise vermehrt.

I n Arabien fand F o r a k a l ganz flussigen Honig,

% 9 ) Magazin fir Pharm. Bd. 14. p. 194. 30) Examtiones in Dioscoridis libms de materia Inedica.

Argentorati 1562. p. 227.

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was vielleicht eben so gut der Hitne jener Gegenden, als der besondern Beschaffenheit des Honigs selbst ZU-

zuschreiben ist; aber so erklart sich recht gut jene nralte Verheilbung, nach welcher das bekannte Volk Gottes in ein Land gefiihrt werden Allte, worin Milch und Honig fliefst. In Indien zu Pondichery und Ben- galen wird Apis indica eben so in BienenkGrben gehal- ten, wie bei uns die A. meliifica. - Nach M o o r c r o f t ist die in Kaschmir gewiihnliche Biene etwas kleiner, als die europaische, aber griiber als die Bienen yon KUrnaun und Gurwhal. Die Felsenbiene der siidlichen Gebirge jener Gegend ist bei weitem grGfser als die europaische Honigbiene. Die Bienenstamnie sind un- gleich aahlreicher und die Waben sind bei weitem griifser und schwerer. Dagegen hat der Honig zuwei- len eine berauschende Eigenschaft, und die Biene selbst ist SO reizbar, dafs sie, durch die geringste Bewegung sich ihr zu nahern, in W u t h geratli, so dafs die Land- leute es nicht wagen, die Waben a~szunehmen~') . Apis Peronii Latreilie liefert auf Timor einen gelben vie1 flussigeren Honig, als der unsrige, von besonderer Giite. - O t t e r redet yon einer Art Erdbienen, die in Kurdistan vortrefflichen Honig und Wachs bereiten, welche einen der Ambra ahnlichen Geruch haben ">.

In Aegypten wird Apis fasciata Latreiiie gezogen ; es ist vielleicht die kleine schwarze Biene aus Aethiopien, von welcher mehre Reisende reden; s!e liefert einen vortrefflichen Honig und ein ausgezeichnet schiines weil'ses Wachs. Im innern Afrilra eritdeckte man eine neue Bienenart, die sich ein Nest von Pflanzenfasern baut: sie liefert einen griinen Honig von pomeranzen- iihnlichem Geschrnack und rothes Wachs ").

31) F r o r i e p , Notizen aUs dem Gebiete der Natur- undHeil- kunde. Bd. 36. p. 74. Voyage en Turquie. 11. p. 269. B e r g i u s p. 37.

33) F r o r i e p ' s Notizen. Bd. 32. p. 184. Ueber die mythologischen Bedeutungen der Biene ver-

dankt man den1 Gerichtsamtniann K e f e rs t e i n zu Erfurt

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Zur Geschichte des Honigs. 89

Auf Madagascar pflegt man Apis unicolor Latreille in Bienenstiicken ; sie iiefert einen griinlichen syrupar- tigenHonig, den man vie1 hiiher schatzt, als den euro- paischen. Nach dem Berichte der Herren H o a r a n und D u p e t i L - T h o u a r s findet man verschiedenfarbigen Honig in einem und ebendemselben Bienenstocke ; er ist weirs, ruth oder griin, je nachdem e r von der bourbonischen Facherpalme (Latania borbonica Lamark) von dem Stinkholzbaume (Mimosa heterophyffa) oder yon der Weinmannia glabra (Tan rouge der Franzosen) ein- gesammelt worden ist. - Im westlichen Afrika ist Apis Adansonii Latr . die gewiihnliche Honigbiene. Diesen Honig vom Senegal fand Ad a n s o n so kiistlich, dafs e r ihn hiiher schatzte als den besten des siidlichen Frank- reichs, e r ist flussig wie brauner Syrup. Eben dies bezeugt R i i m e r von dem Honig auf der Kiiste von Guinea, e r ist flussig und klar wie Wasser und hat einen sehr gewiirzhaften Geruch; die Europaer be- nutzen ihn deshalb ganz wie Zucker. - B u r c h e 11 fand am Kap der guten Hoffnung Honig von wilden Bienen, der fast wie Wasse;. fliissig war.

Sehr geschatzt ist der Honig von Cuba, wo ihn die Bienen aus den Blumen der da haufig cultivirten Pome- ranzen und Citronen entnehmen; einen ahnlichen findet man an manchen Orten i m siidlichen Italien, Sicilicn, Malta, Portugal u. s. w.

Die mexicanische Hausbiene gehiirt ihrem ganxen Habitus nach zur Gattung Melipona und steht M. fa- vosa Latreille und Apis favosa Fabric. sehr nahe. Die Structur ihrer Waben ist ganz verschieden von der bei der europlischen Hausbiene, und die ungewiihnliche Lage der Honigbentel kommt den mesicanischen Bie- nenwirthen sehr zu statten, indem sie, um in den Be- sitz dee, Honigs zu gelangen, nur das eine Ende des Stocks zu iiffnen und den Honig mit der Hand heraus- zunehmen brauchen. Die Bienen werden dadurch nicht

Isie 1837. eine hochst schiitzbare geistreiche Abhandlung. p. 8% a. f.

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im mindesten beschgdigt, j a kaum geatiirt. Man ver- &Opft die Offnung wieder, und die Bienen beeilen sich einen neuen Vorrath einzutragen 34) .

Doctor H a n c o k sammelte in den siidamerikani- schen Waldern Honig von sehr verschiedenen Arten von Bienen j sie aaren , obgleich von den Entomologen zur Gattung Apis gecahlt, sammtlich ohne Stachel. Das Wachs, welches sie lieferten, m-ar immer schwarz odor dunkelbraun, obgleich der Blunienstaub, von dem doch, wie man annimmt, die Farbe des Wachses ab- hiingt, in Amerika wie in Europa gelb ist. Herr D. H. will auch die Bemerknng gemacht haben, dafs die Bie- nen die Lippenblumen, wie Lavendel, Thymian, Munae, Majoran u. 6. w. vorziehen ".

Nach dem Berichte des Herrn v o n M a r t i n s ist Brasilien aufserordentlich reich an mannichfaltigen Bie- nenarten, welche theils in Baumen, theils in der Erde nisten. Ihr Product an Honig und Wachs ist so bedeu- tend, dafs manche Sertanejas sich ausschlierslich von dem Geschafte des Sammelns desselben ern6hren. Das rohe Wachs der meisten Arten ist schwarzlich und wohlriechend, dagegen ist der Honig sehr verschieden und einige sind wahres Gift, wie z. B. der griine, hef- tig purgirende Honig der Munbubinha. Die Sertanejas machten iibrigens die Bemerkung, dafs der Honig VOII

ein und eben derselben Bienenart in verschiedenen Jab- reszeiten schidlich und unsch6dlich sei, j e nachdem gewisse Pflancen bliihen. Als gute Bienenpflanzen be- trachtet man Palmen, Bignonien, Myrten u. s. w. Da- gegen sollen die Malpighien und Banisterien, der Tinghi- baum (Phaeocarpus campestris Martius), die Seifenb" aume nnd Paullinien dem Honige schadliche Eigenschaften ertheilen ".

Apis Amalthaea Olivier ist vie1 kleiner, alu unsre Biene, sie findet sich auf Surinam und Cayenne. Das

34) Froriep's Notizen. Rd. 31. p. 197. 3s) Daselbst Bd. 39. p. 202. ") Geiger's Magaain. Bd. 24. p. 286.

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Zur Geschichte de8 Eonigs. 91

Wachs, das sie liefert, ist dunkelfarbig, der Honig riith- lich und sebr fliissig, von besonders angenehmem Ge- schmacke, aber nicht leicht aufzubewahren. Die Indier bereiten durch Gahrnng sich ein geistiges Getrlnk dar- aus. Auf Surinam fand F e r m i n auch bernsteingelben Honig, der allezeit so flussig war wie Oel, besonders s u b schmeckte, und in den Apotheken sehr beliebt war. In Cayenne liefert Apis pallida Fabricius einen syrup- artigen Honig: endlich hat man auch auf Guadeloope einen flussigen Honig und schwarzes Wachs, das von einer sehr kleinen Bieoenart bereitet wird.

In Gujana fand man eine Wespenart, von den In- dianern Paroca genannt, welche einen angenehmen, dem nnsrigen an Farbe, SiiLigkeit und in der Gestalt dor Waben vollkommen ahnlichen Honig liefert, das Insect aber einen empfindlichen Stachel fuhrt. Dagegen beob- achtete Herr v. St. H i l a i r e eine andere Wespenart in Brasilien, die er Polictes Lecheguana nennt, deren Honig giftig ist; e r hat eine hellbraunlichgelbe Farbe, schwachen Geruch nach gegohrnem Syrup, die Consi- stenz eines Zuckersaftes und angenehmcn Geschmack ; er liist sich ganz in Alkohol auf und unterscheidet sich dadurch wesentlich von dem Bienenhonige, letzterer en& halt sowohl krystallinischeh als nicht krystallisirbaren Zucker, der Wespenhonig dagegen besitzt nur den un- krystallisirbaren Zuckerstoff. Herr V. s t. H i 1 a i r e beobachtete auch einen weirsen aber unschadlichen Wee- penhonig. Den giftigen sollen die Insecten von der Paullinia australis einsammeln ').

(Schlurs folgt.) - Ueber einige neue Chinarinden von Neu-

Granada; mitgetheilt von Dr. Biasoletto in Triest. -

I n der Sitznng fur Botanik bei der Versammlnng der italienischen Natnrforscher in Pisa hielt Hr. Prof. --

a') Magazin f~ir Pharmacie. Bd. 13. p. 72. Bd. 14. p, 193.