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Zeitschrift fiir Untersuchung der Lebensmittel Heft 1. Januar 1929. Band 57. Beitrag zur Geschichte der Bezeichnung .Nahrungs- und GenuttmitteP ~ und verwandter Begriffe. Von Heinrich Fincke-Kbln. [Eingegangen am 9. O~tober 1928.] ])as Lebensmittelgesetz -- Gesetz fiber den Verkehr mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenst~nden -- vom 5. Juli 1927 hat, indem es das ~ahrungsmittel- g e s e t z -- Gesetz, betreffend den u mit Nahrungsmitteln~ Genul~mitteln and Gebrauchsgegensti~nden -- yore 14. Mai 1879 ablbste, den Begriff des ,~ahrungs- u n d G e n u 1~ m it t e 1s" fallen gelassen und damit das Yerschwinden dieser Bezeichnung eingeleitet. Es scheifft daher angebracht zu sein. der Geschichte dieses Ausdruckes nachzugehen, der dreiviertel Jahrhundert fast ausschliel~lich das hauptsi~chliche Arbeits- gebiet des Nahrungsmittelchemikers~el~ennzeichnet ,hat., Zum Verscbwinden verurteilt ist -- darfiber kann kein Zweifel sein -- nur die zusammenfassende Bezeichnung ,~Nahrungs- and Genul~mittel", nicht etwa die Einzelbegriffe dieser Zusammenfassung. Der Begriff ,Lebensmittel" wird sich lediglich an die Stelle des Begriffes ,1Nahrungs- mittel" im weiteren, die Genul~mittel einschliefienden Sinne setzen, wi~hrend das ,Nabrungsmittel" im engeren Sinne eine nicht zu ersetzende alte und aberaus treffende Bezeichnung ist: auch far das Wort ,,Genufimittel" ist nach der Wandlung, die der Begriff ,Genul.~" durchgemaeht hat, schwerlich ein besseres zu finden. Dagegen ist die Berufsbezeichnung ,,l~ahrungsmittelchemiker" zu eng and wird yon einer neuen Prtffungsordnung dureh ,,Lebensmittelchemiker" zu ersetzen sein, wenn es nicht gelingt~ eine bessere and der weitergehenden T~tigkeit des Berufes gerecht'werdende kurze Benennung zu finden. Das Lebensmittelgesetz folgt mit der amtlichen Einffihrung des Begriffes ,L e b e n s- mittel" demVorbilde des Schweizerischen Lebensmittelbnches yon 1897 und des 0sterreichischen Lebensmittelbuches, dessert Herausgabe als zweite Auflage des Codex alimentarius austriacus ira Jahre 1926 begonnen hat. Der Einflu5 der amtliehen Namensi~nderung zeigt sieb bereits darin, dat3 die ,,Z eit s ch rift ffir Untersuchung der ~Nahrungs- and Genu~mittel sowie der Gebrauchs- gegenstiinde", die diesen Titel seit ihrer Begrfindnng im Jahre 1898 fahrte, sieh seit dem Jahre 1926 ,,Zeitschrift ffir Untersuehung der Lebensmittel" nennt, und dai~ neuere Werke ebenfalls die Bezeichnung ,,Lebensmittel" iibernommen haben: genannt seien J. Gro~feld, Anleitung zur Untersuchung der Lebensmittel, Berlin 1927 und J. Tillmans~ Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Berlin 1927. L..09. I

Beitrag zur Geschichte der Bezeichnung „Nahrungs- und Genußmittel” und verwandter Begriffe

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Zei t s chr i f t fiir

Untersuchung der Lebensmittel Heft 1. J a n u a r 1 9 2 9 . Band 57.

Beitrag zur Geschichte der Bezeichnung .Nahrungs- und GenuttmitteP ~ und verwandter Begriffe.

Von

H e i n r i c h Fincke-Kbln.

[Eingegangen am 9. O~tober 1928.]

])as L e b e n s m i t t e l g e s e t z - - Gesetz fiber den Verkehr mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenst~nden - - vom 5. Juli 1927 hat, indem es das ~ a h r u n g s m i t t e l - g e s e t z - - Gesetz, betreffend den u mit Nahrungsmitteln~ Genul~mitteln and Gebrauchsgegensti~nden - - yore 14. Mai 1879 ablbste, den Begriff des , ~ a h r u n g s - u n d G e n u 1~ m i t t e 1 s" fallen gelassen und damit das Yerschwinden dieser Bezeichnung eingeleitet. Es scheifft daher angebracht zu sein. der Geschichte dieses Ausdruckes nachzugehen, der dreiviertel Jahrhundert fast ausschliel~lich das hauptsi~chliche Arbeits- gebiet des Nahrungsmittelchemikers~el~ennzeichnet ,hat., Zum Verscbwinden verurteil t ist - - darfiber kann kein Zweifel sein - - nur die z u s a m m e n f a s s e n d e Bezeichnung ,~Nahrungs- and Genul~mittel", nicht etwa die Einzelbegriffe dieser Zusammenfassung. Der Begriff ,Lebensmit te l" wird sich lediglich an die Stelle des Begriffes ,1Nahrungs- mittel" im weiteren, die Genul~mittel einschliefienden Sinne setzen, wi~hrend das ,Nabrungsmittel" im engeren Sinne eine nicht zu ersetzende alte und aberaus treffende Bezeichnung ist : auch far das Wort ,,Genufimittel" ist nach der Wandlung, die der Begriff ,Genul.~" durchgemaeht hat, schwerlich ein besseres zu finden. Dagegen ist die Berufsbezeichnung ,,l~ahrungsmittelchemiker" zu eng and wird yon einer neuen Prtffungsordnung dureh ,,Lebensmittelchemiker" zu ersetzen sein, wenn es nicht gelingt~ eine bessere and der weitergehenden T~tigkeit des Berufes gerecht 'werdende kurze Benennung zu finden.

Das Lebensmittelgesetz folgt mit der amtlichen Einffihrung des Begriffes , L e b e n s - m i t t e l " demVorb i lde des S c h w e i z e r i s c h e n L e b e n s m i t t e l b n c h e s yon 1897 und des 0 s t e r r e i c h i s c h e n L e b e n s m i t t e l b u c h e s , dessert Herausgabe als zweite Auflage des C o d e x a l i m e n t a r i u s a u s t r i a c u s ira Jahre 1926 begonnen hat. Der Einflu5 der amtliehen Namensi~nderung zeigt sieb bereits darin, dat3 die ,,Z e i t s ch r i f t f f i r U n t e r s u c h u n g d e r ~ N a h r u n g s - a n d G e n u ~ m i t t e l s o w i e d e r G e b r a u c h s - g e g e n s t i i n d e " , die diesen Titel seit ihrer Begrfindnng im Jahre 1898 fahrte, sieh seit dem Jahre 1926 , , Z e i t s c h r i f t f f i r U n t e r s u e h u n g d e r L e b e n s m i t t e l " nennt, und dai~ neuere Werke ebenfalls die Bezeichnung ,,Lebensmittel" iibernommen haben: genannt seien J. G r o ~ f e l d , Anleitung zur Untersuchung der Lebensmittel, Berlin 1927 und J. T i l l m a n s ~ Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Berlin 1927.

L..09. I

2 If . F i n e k e, [Zeitschr. f. Un~.ersuchung L_ der Lebensmittel.

Die Gesetzessprache und der wissenschaftliehe Sprachgebrauch sind damit zu einem nur vortibergehend znrackgedrangten alten Wort, anseheinend der Mtesten deutschen Bezeiehnung far die darunter verstandenen Stoffe, zurtiekgekehrt. Nach J a c o b und W i l h e l m G r i m m ' s Deutschem Wbrterbneh (Bd. ~rI, Leipzig 1885) findet sieh das Wort ,,Lebensmittel" bereits im Sehrifttum der zweiten HNfte des 17. Jahrhunderts hanfiger, wahrend das Auftanchen des Wortes ,,Nahrungsmittel" dutch alas gleiehe Werk (Bd. VII, Leipzig 1889) erst far den Anfang des 18. Jahrhufiderts naehgewiesen wird. Die W6rter ,,Leben" und ,,Nahrung" sind natt'~rlieh alter als ihre Yerbindung mit dem Wort ,,Mittel ~' zu einem Wort. Das friihere Fehlen eines deutsehen Wortes far den Begriff des Lebensmittels erkennt man z. B. aus der ~ltesten, im Jahre 1532 erlassenen geichsordnung, die den Verkehr mit Dingen dieser Art regelt und die FNschung yon ,,Speiereien nnd anderem Kauflnannsgut" mit Strafe bedrohtl).

Von den bier zu erSrternden Einzelbegriffen ist derjenige des ,, O e n u g m i t t e 1 s" der jangste. Im Yergleieh zu den Begriffen ,,Nahrungsmittel" (ira engeren Sinne) und ,,Lebensmittel': ist er sehwieriger abgrenzbar; er entt~alt ferner als Wortbestandteil den Begriff ,,Genuil", dessen Bedeutung sieh im Lanfe der Zeit ge~ndert hat und heute zweierlei umfagt. Bei ,,Gennl~ "~' kann es sieh entweder um die normale Ein- ftihrung yon Speise oder Trunk i n den KSrper, also um Essen oder Trinken, handeln oder aber um ein angenehmes Empfinden, ein Lustgeftihl, bei irgendwelchen Ein- wirkungen auf unsere Sinne, z. B. beim AnhSren yon Musik. Unter Genul]mitteln verstehen wit acute im allgemeinen Dinge, bei denen ein ,,Genug" im Sinne der b ei d e n versehiedenen Bedeutungen zusammenfMlt; Genuihnittel sind also Stoffe, deren Zufuhr zum K(Srper - - unmittelbar oder aueh in Form eines ~kufg'nsses oder ihres Ruuehes oder Dampfes - - sofort oder naeh einiger Zeit ein angenehmes Empflnden bervorruft, und zwar dutch Beeinflussnng tier Nerventatigkeit, w~thrend ibnen eine nahrende Wirkung nieht zukommt bezw. nieht zuzukommen braueht. Die Tatsaehe, daft Essen und Trinken meistens mit Lustgeftihl verbunden ist, mug' dazu beigetragen haben, dag der Begriff ,,Genug ", der ursprtinglieh nut ein Nutzniegen oder Anteilhaben bedeutete - - man. vergleiehe das verwandte Wort Genosse - - , sieh in der Riehtung des oben angegebenen zweiten Sinnes entwiekelte.

Die Umgrenzung des Begriffes ,,Genugmittel" erfolgt in versehiedener Weise; frtiher rechnete man ihnen zuweilen die Gewttrze zu, zuweilen aneh die Riechmittel. C. H a r t w i c h geht in seinem Werk ,,Die mensehliehen Genugmittel:', Leipzig 1911, auf die Frage ein, wer das Wort ,,Genut3mittel" zuerst in seinem Sinne gebruueht babe; selbst zablt er dazu Mittel, die u geraueht werden, namlich Taba k, Opium, Hanf, dann die Purinbasen entbaltenden Pflan~enteile, wie Kaffee, Tee, Kakao u. a., ferner Genul~mittel mit anderen Alkaloiden, wie Koka, versehiedene Solanaeeen und Betel und endlieh die alkoholisehen Getranke. Als den Urheber der Bezeiehnung nennt er E r n s t F r e i h e r r n yon B i b r a mit seinem 1855 ersehienenen Werk ,,Die narkotisehen Genuflmittel nnd der Mensell ~', doeh ist sie in Wirkliehkeit etwus Mter. Die Gesehiehte des Wortes ,,Genufimittel ~' wird im naehstehenden noeh eingehender behandelt werden. Naehdem das Wort ,,Nahrungsmittel" li~ngst gebri~uehlich war, mul~te tier Begriff ,,Gennl~mittel" zuni~ehst auftanchen, damit der bier in erster Linie zur ErSrterung stehende Begriff ,,Nabrungs- und Genugmittel" entstehen konnte. Diese Bezeiehnung war dann in vielen Fallen niehts anderes als ein Ausdruek far die Summe

2) It. H o 1 t 115 t~e r und A. J u c k e n a c k, Lebensmittelgesetz-Kommentar. Berlin 1927. S. :-1.

57. Band. q ~Nahrungs- und Genu$mittel. 3 J a n u a r 1929.3

einerseits der ~ahrungsmitteL andererseits der Genul~mittel. Daneben und schlie~lich vorwiegend wurde die Bezeichnung mehr oder weniger unbewul]t ein Gesamtbegriffl), ein einheitlicher Begriff~), bei dem eine Abgrenzung der l'~ahrungsmittel gegent~ber den Genu~mitteln nicht mehr erfolg L sei es, dal~ die Scheidung entbehrlich oder unm6glieh ist, sei es, dag die Bezeichnung als Nahrungsmittel und als Genul~mittel gleichzeitig far dasselbe Lebensmittel zutriffL wie es am ausgeprhgtesten bei den Kakao- erzeugnissen der Fall ist. Nieht ausgeschlossen ist es, dal~ alas ,l~ahrungs- und Genul~- mittel" bereits far denjenigen , der den Ausdruck gepr~gt hat, ein Sammelbegriff war, in welchem dem W0rte Genul~mittel noch die ursprtinglichere Bedeutung zukam. Dal~ man im allgemeinen nicht das Bedt~rfnis hatte, eine Abgrenzung zwischen l~ahrungs- nnd Genu~]mitteln vorzunehmen, erhellt daraus, dal~ in den Werken, die sich mit ,Nahrungs- und Genugmitteln" befassen, der Stoff meist nicht in Nahrungsmittel und in Genul]mittel, sondern in anderer Weise eingeteilt ist. Vereinzelt werden in Titeln yon Bfichern, Zeitschriften nnd Gesetzen, die ,Nahrungs- und Genufimittel" behandeln~ statt dessen die Worte ,l~ahrungsmittel, Genu~mittel" ohne Zusammenfassung aufgeft~hrt. Das auffMligste Beispiel daf0r ist alas ~Nahrungsmittelgesetz yore 14. Mai 1879, das im Text Bur ,Nahrungs- und Genugmittel" kennt nnd keine Abgrenzung der Einzel- begriffe gegeneinander aufweist, aber die tJberschrift ffihrt: ,Gesetz , betreffend den Verkehr mit I~ahrungsmitteln, Genul]mitteln und Gebrauchsgegenst~nden". Der Grund liegt allerdings vielleicht nur darin~ dal~ man die zweimalige Anwendung des Wortes ,und" vermeiden wollte.

Um die Gesehiehte der B egriffe ,Genu~mittel:' und ,Nahrungs-und Genul~mittel" zu verfolgen, wurde eine grhl~ere Zahl einschl~giger Werke der letzten 150 Jahre durchgesehen; dabei wurde auch darauf geaehtet, welches Einteilungsprinzip far den behandelten Stoff zur Anwendung gekommen ist. J o h a n n F r i e d r . Z a c k e r t (All- gemeine Abhandlung yon den Nahrungsmitteln, Berlin 1775) unterscheidet als die 3 Hauptgruppen der • die Speisen~ Getrhnke und Gewt~rze. Z t~cker t hat kein Verst~ndnis f~ir die Bedeutung derjenigen Stoffe, die wir heute als GenuS- mittel ansehen und verneint das Bedarfnis nach Kaffee, Tee und Schokolade. Wenn er auch ,Diatetische Regeln aber den G e BUg der .Nahrungsmittel" aufstell L so kennt er das Wort ,~Genul~" doeh nnr im Sinne einer Zuffihrung in den menschlichen Khrper und besitzt den Ausdruek ,Genul~mittel" nicht. Aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts interessiert zunaehst alas leider unvollendet gebliebene Werk J o h ann H e r r m a n n B e c k e r , Versueh einer Literatur und Gesehichte der ~Nahrungsmittel- kunde, Stendal 1810--1822. Bircher mit dem Wort ,~Genul]mittel" im Titel finden wit darin nicht angegeben, sehen vielmehr~ dal~ die einschl~gigen Werke des Zeit- raumes yon 1775 bis 1810 teils das Wort ,l',!ahrungsmittel" teils das Wort ,Lebens- mittel" im Titel fahren. B e e k e r selbst faint die Lebensmittel als , G e n i e t ~ b a r - k e i t e n " zusammen und gibt daf~ir zwei Hauptklassen an~ nhmlich N a h r u n g s m i t t e L untergeteilt in Speisen und Getranke, und L e c k e r e i e n . Unter diesen versteht er ,jede Genie~barkei L die allein in der Absicht genossen wird~ um einen Reiz auf das Geschmacksorgan zu machen, ohne dabei zu beracksichtigen, ob dieser Reiz aberhaupt angenehm oder unangenehm sei"; er rechnet Kaviar, Traffel, einen Teil der Gewarze u. a. hierhin, also Dinge~ die schwer erreichbar sind und nicht eigentlich unter den

~) G. L ebb in und G. B aura, H~ndbuch des Nahrungsmittelrechtes. Berlin 1927. S. 70. ~) Amtliche Begrfindung zu w 1 des Lebensmittelgesetzes, g. H o l t h h f e r und A.

J u c ' k e n a e k a. ~. O. S. 36. 1"

[ Zeitschr. f. Untersuchung 4 }I. F i n c k e ~ [ der LebensmitteL

Begriff u n s e r e r Genugmittel fallen. B e c k e r weist bereits darauf hin, dag die Abgrenzung tier Gruppen Nahrungsmittel, Leekereien, Speisen, Getranke und Gewarze sehwierig sei. Wit massen auf dieses Werk naehher noeh einmal zuraekkommen. F r i e d r i c h Aeeum (Yon der Verfhlsehung tier Nahrungsmittel und yon den Ktiehen- giften . . . und yon den Mitteln, dieselben zu entdeeken. Naeh d. 2. Aufl. a. d. Engl. abets, yon L. C e r u t t i , m. e. Einl. yon C. G. Kt~hn, Leipzig 1822) teilt die Nahrung in Speisen und Getrhnke und sprieht yon ,,Dingen, deren t~glieher Genug uns zum ht}ehsten Bedt~rfnisse geworden." Um aueh ein Werk aus einem verwandten Wissensehaftsgebiete zu beraeksiehtigen, sei bemerkt, da6 A. W i g g e r ' s Grundri6 tier Pharmaeognosie, G6ttingen 1840, wohl ,,Nahrungsmittel", abet keine ,,Genugmittel': kennt, obwohl er z. B. die Purindrogen behandelt. A d o l f D u f l o s (Die wiehtigsten Lebens-Bedt~rfnisse, ihrer Aeehtheit und Gate . . . 2. Aufl. Breslau 1846; die erste Auflage ersehien 1842)gebraueht vorwiegend die Bezeiehnung Nahrungsmittel, nennt Tee ein ,,Lebensbedt~rfnis" und reiht Tabak - - zusammen mit Parft~ms und kosme- tisehen Mitteln - - unter ,,Luxusgegenstande" ein. J .B. F r i e d r e i e h (Handbueh der Gesundheitspolizei der Speisen, Getrhnke und der zu ihrer Bereitung gebrauehliehen Ingredienzien . . . Ansbaeh 1846) benutzt die Begriffe ,,Nahrungsmittel" und ,,Getrhnke", kennt dagegen ,,Genugmittel" ebenfalls noeh nieht. F . C . K n a p p gibt in seinern Werke ,,Die Nahrungsmittel in ihren ehemisehen und teehnisehen Beziehungen", Braun- sehweig 1848, den Wert und die Bedeutung z. B. yon Kaffee, Tee und Sehokolade riehtig an, findet aber far diese Mittel keinen zusammenfassenden Ansdruek, obwohl er naeh einer solehen Bezeiehnung zu suehen seheint. Von Tabak sagt er ausdraek- lieh, dag dieser kein Nahrungsmittel sei; yon Kaffee, Tee und Kakao bemerkt er ,,die Art dieser Wirksamkeit .auf den 0rganismus ist sehr versehieden yon der Funktion der Nahrungsmittel." K n a p p teilt im t~brigen die Nahrungsmittel - - aueh yon Lebensmitteln sprieht er - - ein in ,,plastisehe, blutbildende" und in ,,Whrme erzeugende" Stoffe. Zeitlieh folgen alsdann das Werk you Jae. M o l e s e h o t t , Die Physiologie der Nahrungsmittel. Ein ttandbueh der Di~tetik. F r i e d r i e h T i e d e m a n n ' s Lehre ,,yon dem Nahrungsbedarfnis, dem Nahrungstrieb und den Nahrungsmitteln des ~'[ensehen"~ naeh dem heutigen Standpunkte der physiologisehen Chemie v611ig umge- arbeitet, Darmstadt 1850. Die Einteilung dieses letzteren Buehes unterseheidet ,,einfaehe Nahrungsstoffe", ,,zusammengesetzte Nahrungsmittel" (tierisehe und pflanz- liehe), ,,Speisezushtze und Warzen" und ,,Getrhnke". Zu letzteren werden z. B. ?~Vasser, Fleisehbr~he, ,Getrhnke, die dutch ihren Gehalt au einem Alkaloid ausge- zeiehuet sind " und ,,gegohrene Getranke" gez~hlt. Die besonderen Wirkungen der Nahrungsmittel werden eingehend er6rtert, das Wort ,,Genugmittel" wird abet nieht gebraueht. Dies gilt aueh yon dem ,,Far das Yolk" bestimmten Buehe Jae. 3fole- s e h o t t ' s , Lehre tier Nahrungsmittel, 1. Aufl. Erlangen 1850, 2. Aufl. Erlangen 1853. Hier ist das Gebiet eingeteilt in Speisen, Getranke und Wt~rzen. Da6 um diese Zeit der Ausdruek ,,Genu6mittel" aueh anderen Kreisen noeh nieht gelhufig war, zeigen zwei wiehtige kulturgesehiehtliehe Werke, die die Nahrungsmittel, darunter Kaffee, Tee und Sehokolade sowie die Narkotika eingehend behandeln, sieh aber des Wortes ,,Genu6mittel" nieht bedienen; diese Bircher sind K. W. Volz, Beitrhge zur Kultur- gesehiehte. Der Einflu6 des ~{ensehen auf die Verbreitung der Haustiere und der Kulturpflanzen, Leipzig 1852, und G u s t a v K 1 e m m, Mlgemeine Culturwissenschaft. Die materiellen Grundlagen mensehlieher Cultur. Das Feuer, die Nahrung, Getrhnke, Nareotiea, Leipzig 1855.

57. Band. ] Januar 1929.! Nahrungs- und Genul~mittel. 5

Dieses war aber die Zeit, in der im engeren Fachschrifttum der Begri f f , Genui~- mittel" eingeftihrt wurde, indem F r i e d r i c h R o c h l e d e r das Buch ,,Die Genufmittel und Gewtirze in chemischer Beziehung", Wien 1852, herausgab, es seinem Lehrer J. yon L i e b i g widmend. In tier Vorrede verweist R o c h l e d e r darauf~ dab L i e b i g in den ,,Chemisehen Briefen;' und K n a p p in dem Werke ,,Die Iqahrungsmittel" die Bedeutung und Zusammensetzung der N a h r u n g s m i t t e l behandelt hi~tten, dem- gegentiber er das Bekannte tiber die G e n u ~ m i t t e l und G e w t i r z e zusammenzustellen versuehen wolle. Man bleibt im unklaren dartlber~ ob R o c h l e d e r das Wort ,Genuf- mittel" gepri~gt zu hubert glaubt. Zwar sagt er yon nieht ni~hrenden, aber auf den Stoffweehsel einwirkenden Stoffen, die besonders der auf einer hSheren Stufe der Zivilisation stehende Mensch geniefe, folgendes: ,,Alle diese verschiedenen Substanzen will ich mit dem Namen G e n u l ~ m i t t e l bezeichnen, am durch diesen Namen anzu- deuten, dal~ sie yore Menschen genossen werden, nicht aber ihn zu erni~hren fi~hig sind% Die Ieh-Form dieser 1Namengebung besagt jedoch nichts, da er geschmack- gebende Speisezushtze aufftihrt als ,~Substanzen, die ich mit dem l~amen G e w i i r z bezeiehne", obwohl diese Bezeichnung li~ngst gebrhuchlich war. Man mOehte eher glauben, daft R o c hl e d e r die Benennang ,, Genul.~mittel" einer vorerst nicht nachweis- baren Quelle entlehnt hat. Seinem Lehrer J. v o n L i e b ig ist der Ausdruck anscheinend nicht geli~ufig gewesen, denn er verwendet ihn in der 1859 erschienenen 4. Aufl. seiner ,,Chemischen Briefe ~' aueh bei der Behandlung der ulkoholischen und tier coffein- haltigen Getranke nicht. Dagegen schrieb F r i e d r . T i e d e m a a n zwei Jahre Bach dem Erscheinen von R o c h 1 e d e r's Genufmittel- und Gew~irzkunde das Bueh ,,Geschichte des Tabaks und anderer iihnlicher Genal~mittel", Frankfurt a .M. 1854, darin das Wort ,,Genui~mittel" selbstverstandlich and ohne jede Erkli~rang und Begrtindung be- nutzend. Ein Jahr spi~ter erscheint erst das Werk, auf das H a r t w i c h die Anwendung des Begriffes ,~ Genutlmittel" im heutigen Sinne zuriickffihrt, E r n s t F r e i h e r r v. B i b r a, Die narkotischen Genul]mi~tel und der Mensch, Ntirnberg 1855. Auch bier findet sieh keine Erkli~rung der Bedeutung des Wortes ,,Genufmittel", sondern seine selbstver. sti~ndliche Verwendung. Es ist daher nicht zu entscheiden, ob T i e d e m a n n und v. B i b r a das Wort yon dem Begriff ,,GenuB" im heutigen Sinne oder im Sinne R o c h l e d e r ' s ableiten, auf den noch einmal eingegangen werden maf: Denn es mu~ ausdrtlcklich betont werden, dab fiir R o c h l e d e r ein Genufimittel nicht etwa ein Mittel ist, das Genu~ bereitet, sondern das genossen wird; wie dieses ,,Geniel~en" zu verstehen ist, erkennen wir aus einem Satze R o c h l e d e r s , den er an die Tatsache ankntipft, dab man kaffee- und teetrinkende Menschen and V01ker unterscheiden k6nne, und der folgendermai~en lautet: ,,Bis auf einen gewissen Punkt schlieBt der Genul~ eines dieser Mittel den GeauI] der anderen, die in dieselbe Klasse gehSren, aus". Dal~ vor 1850 nicht etwa allgemein das Wort ,,Genuf" den Begriff der Lust noch nicht enthalten hat, li~l]t sich leicht durch den Hinweis aaf G o e t h e beweisen, der das Wort Genul~ in seinen Werken hundertfach - - wie k6nnte es bei G o e t h e anders sein - - i m Sinne frohen Geniefens benutztl). DaI] aber das Wort ,,Genul]- mittel" zwischen 1850 uad 1860 selbst in Fachschriften noch nicht Allgemeingut

1) Z. ]3. das Lied ,,Wahrer Genul]", in dem es heiBt ,,Sieh, Jiingling! dieses heist geniei~en, Sei Mug und suche diese Lust." Oder in den Elegien: ,In tier heroischen Zeit, da GStter und GSttinnen liebten, Folgte ]3egierde dem Blick, folgte Genu~ tier Begger." Und im 1)rometheus: ,Wenn Alles . . . In stiirmendem GenuB sich aufgel6st . . ." Und viele andere Stellen mehr.

6 H. F i n c k e I Zeitschr. f. Untersuchung 2 I der Lebensmittei

geworden, zeigt aul~er den bereits angeftihrten ,,Chemischen Briefen '' J. v. L i e b i g ' s (Ausgabe 1859) auch das Werk Yon H e r m a n n K l e n c k e , Die YerfMschung der Nahrungsmittel und Getr[mke, der Kolonialwaren, Droguen und Manufacte der gewerb- lichen und landwirtschaftlichen P r o d u k t e . . . , Leipzig 1858. Der Begriff Genul~- mittel ist bei der Einteilung des Buches 1) nicht verwertet nnd scheint - - nach fltich- tiger Durchsicht - - auch im Text nicht vorzukommen. Auffallenderweise findet sich unter dem vom Verfasser angefahrten Schrifttum keines der hier besprochenen schon vorher erschienenen Bficher, die sich auf ,Genu~mittel" beziehen.

Ira Jahre 1860 wird endlich der Begriff , , N a h r u n g s - und G e n u i ~ m i t t e l " ill den Sattel gehoben durch E d u a r d R e i c h , Die Nahrungs-und GenuBmittelkunde, G~ttingen 1860. Far die eigentlichen Speisen und Getrhnke, fC~r Gewarze und Warzen hat er den generellen Ausdruck ,,Bromatologische Potenzen". Er definiert als , ,N~chs te der bromatologischen GrSf~en oder G e n u f i m i t t e l jene Stoffe, deren sich der Mensch zum nicht aliment~ren Genul~ bedient; wir meinen den Tabak, die Kaumittel und ~hnliche K~rper". R e i c h teilt sein Werk ein in Getr~nke (Wasser, Milch, Kaffee, Tee, Schokolade, alkoholische Getr~nke), Speisen (Obst, Gemase, Ge- treide, Fleisch), Wiirzen (Honig~ Zucker, Salz, Essig, Fette, ()le n. a.), Gewtlrze und Rauch-, Schnupf- und Kaumittel. Eine dem Titel entsprechende Einteilung des Ge- bietes in Nahrungsmittel und GenuBmittel nimmt er also nieht vor. Aber yon der Zeit R ei c h's an ist die Bezeichnung ,,Nahrungs- und Genufimittel" ftir unser Arbeits- gebiet beherrschend.

Die Bildung dieses zusammenfassenden Begriffes um diese Zeit kann nicht auf- fallend, sondern muB notwendig erscheinen, nachdem die B ezeichnung ,,Genufimittel", wie wit gesehen haben, in den Jahren 1852--1855 durch die Titel dreier Werke in weitere Kreise getragen war. Recht eigenartig ist es nun, dab die Bezeichnung ,,Nahrungs-und Genu~mittel" schon 50 Jahre vor R e i c h geprggt worden ist, zu einer Zeit, in der ich das Wort ,,Genufimittel" allein bisher nicht naehweisen konnte, und daft innerhalb dieses fi~nfzigjhhrigen Zeitraumes anscheinend gar kein Gebrauch davon gemacht ist. Es wurde bereits der ,,Yersuch einer Literatur und Geschichte der Nahrungsmittelkunde" yon Job . H e r r m a n n B e c k e r (Stendal 1810--1822) und die darin u Einteilung besprochen. In Tell I, Abt. 2 (Stendal 1811) ist auf Seite 513 ein Ahschnitt tiberschrieben: ,,Schriften und Abhandlungen tiber die Classe yon Nahrungsmitteln, die man Gewarze, oder Zusgtze an den Speisen und Getr~nken nennt." Hierzu findet sich folgende FuBnote: ,,Bei der Zweideutigkeit des Ausdruckes ~Gewar# und bei der Willkarliehkeit, womit die meisten Schriftsteller dartiber dieses oder jenes N a h r u n g s - und G e n u B m i t t e l s) unter diese Rubrik ziehcn (s. Einleitung

1) Die Gegenstande des Buches sind eingeteilt in I. Kolonial- und Materialwaren (Kaffee, Tee, Ksd~ao~ Zucker u. a.)

II. Mehlwaren und Brot. III. Gewerbliche und Fabrikprodukte (Salz, Essig, Branntweiu, Bier, Tabak, Ole,

Fleisch, Bekleidungsstticke u. a.) IV. Produkte und Nutzstoffe tier Okonomie (Milch, Butter, K~se und andere land-

wirtschaftliehe Erzeugnisse sowie Dtingemittel u. a.) V. Parftimerien, Konfittiren und Weine.

YI. Eingemachte Sachen, verkgufliche Saucen, Fleischspeisen und Delikatessea in Btichsen.

VII. Drogen und Farbstoffe. ~) Im Original n i ch t durch Sperrung hervorgehoben.

57. Band. ] Nahrungs- und Genul~mittel. 7 J a n u a r 1929.J

w 15), mag das gerzeiehnis derjenigen Sehriften und Abhandlungen, welehe yon den Gew~rzen oder den Zus~tzen zu den Speisen und Getr~nken handeln, dieser Hanpt- abteilung unserer Literatur als Anhang folgen." Nirgendwo anders gebraucht B e e k e r die Bezeichnnng ,,Genul]mittel", keiner der -con ihm angeftihrten zahlreichen Biieher- titel enth~lt sie, auch die Oruppe der yon nns so benannten Stoffe wird yon ibm in anderer Weise benannt. Oanz unbewugt nnd nebensAchlich und dabei offensiehtlieh als einheitlicher Begriff ist lediglieh an der einen angefahrten Stelle die Benennung , ,Nahrungs-und (+enul~mittel" verwendet, die sich erst nach 1860 durchgerungen hat.

Wit haben nun noeh kurz die Zeit nach 1860 zu besprechen. 1872 erschien zu Wien ,,Nahrungs- und Genu6mittel aus dem Pflanzenreich" yon A. g o g l . 1879 kam als kleines bescheidenes Bueh der erste Band -con Dr. J. K/Snig ' s Chemie der menschlichen Nahrungs-und Oenugmittel heraus, ein Werk, das mit seinen' sp~teren, immer mehr anschwellenden Auflagen einem ffinfzigj~hrigen Zeitraum nahrungsmittel- chemisehen Schaffens den literarischen Ausdruck gegeben hat. Der Einflul~ des Nahrungsmittelgesetzes "corn 14. Mai 1879 und der sich im Anschlusse daran allm~hlich ausbauenden Nahrungsmittelkontrolle, verbunden mit der erfolgreichen Forschertatigkeit zahlreicher Fachgenossen, die aueh in anderen treffliehen, wenn auch weniger umfang- reichen Werken ihren Niederschlag land, gestattete J. K S n i g , sein Werk unter dem gleichen Titel immer mehr auszubauen nnd neu herauszugeben, so dab ihm neben dem erw~hnten N'ahrungsmittelgesetz ein Hauptanteil an der u und Aufreeht- erhaltung der Bezeichnung ,,Nahrungs- und OennBmittel" zugeschrieben werden mug. Die erste Auflage yon J. K 6 n i g ' s Chemie d e r menschlichen =XTahrungs- und Oennl3- mittel maeht aueh yon einer Einteilnng des Stoffes in ,,animalische Nahrnngsmittel", ,,vegetabilisehe Nahrungsmittel" nnd ;,Gennl]mittel" Oebraueh; der mir vorliegende Band II der dritten Auflage (1893) hat bereits die Dreiteilung in ,,tierische Nahrungs- und OenufCmittel", ,,pflanzliehe Nahrungs- und Gennl3mittel" und ,,Genul3mittel", w~hrend Band I der vierten Auflage (1903) richtiger in zwei Gruppen ,,tierische Nahrungs- und Genul3mittel" und ,,pflanzliche Nahrungs- und Oenugmittel" einteilt, wobei die eigentlichen Genul~mittel Absehnitte der letzteren Grnppe bilden. Wenn Band I I I der gleichen Auflage diese Einteilung wieder verl~Bt und den ,,tierisehen und pflanzliehen Nahrungsmitteln:' die ,,Genul~mittel" gegenfiberstellt, zu ihnen auch die Gewiirze rechnend, so beweist dieser 5Iangel an Folgeriehtigkeit, wie sehwankend die Begriffe ,,N~ahrungsmittel", ,Gennl3mittel" und ,Nahrungs- und Genugmittel" in unserem Bewul~tsein sind.

Aus der Zeit naeh dem Erseheinen der ersten Auflage yon J. K 6 n i g ' s Chemie der mensehliehen Nahrungs- und Genul3mittel bis 1900 seien folgende Titel ,con Bilchern ~md Zeitsehriften angegeben:

T. F. Ha n a u s e k, Die Nahrungs- und Genul~mittel aus dem Pflanzenreiehe, Kassel 188~. J. M o e l l e r , Mikroskopie der ~ahrungs- und Genul~mittel aus dem Pflanzenreicbe,

Berlin 1886. S c h i m p e r , Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Nahrungs- und Genul~-

mittel, gena 1886. V i e r t e l j a h r s s c h r i f t fiber die Fortschritte auf dem Gebiete der Chemie der Nah-

rungs- und Genul]mittel . . . . Seit 1886. F o r s c h u n g s b e r i c h t e fiber L e b e n s m i t t e l und ihre Beziehungen zur Hygiene . .

Seit 1886. C e n t r a 1 b 1 a t t fiir Nahrungs- und Genul~mittel-Chemie. Seit 1895. Lediglich Heft i und 2

dies er Zeitschrift ffihren den Titel, Centralblatt ffir Nahrungs m i t t e 1- und Genu6mittel-Chemie".

8 H. F i n c k e, ~ahrungs- und Genu~mittel. [Zei~szhr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel.

V e r e i n b a r u n g e n zur einheitIichen Untersuchung and Beurteilung yon Nahrungs- und Genu~mitteln sowie Gebr~uchsgegenst~nden, Berlin t897.

Z e i t s c h r i f t ffir Unte~'suchung der N~hrungs- und Genul~mittel, sowie tier Gebrauchs- gegenst~nde. Yon 1898--1925.

Der Hinweis ~uf d~s bereits erw~hnte, such heute noch wichtigste Werk fiber Genu~- mitt@ ~uf C. Har twich , Die menschlichen Genufimittel, Leipzig 1911, m~g diese Aufz~hlung beschliefien.

Einige Worte sind noch dem Vorkommen der bier besprochenen Begrfffe in der G e s e t z g e b u n g zu widmen. Das S t r a f g e s e t z b u c h yore 15. Mai 1871 verbietet in w 367, Ziffer 7 das Feilhalten oder u yon ,verf~lschten oder Yerdorbenep G e t r ~ n k e n oder El~waren"~ bedroht aber in w 370 Ziffer 5 die Entwendung yon , N a h r u n g s - ode r G e n u i ~ m i t t e l n " mit Strafe. Das Str~fgesetzbueh ist also in der Bezeichnung nicht folgerichtig und sieht Nahrungsmittel and Genu~mittel als ver- schiedene Stoffe, nicht ~ls eine Gesamtheit an. Das N a h r u n g s m i t t e l g e s e t z yore 15. Mai 1879 betrifft seiner Bezeichnung nach ,den ~Terkehr mit N a h r u n g s m i t t e l n , G e n u l ~ m i t t e l n and Gebrauchsgegenst~nden"~ faint aber~ wor~uf schon hingewiesen wurde, im Text stets , . N a b r u n g s - und G e n u ~ m i t t e l " einheitlich zusammen. Die gleiehe Versehiedenheit zwischen der Bezeichnung des Gesetzes und seinem Texte finder sich bei dem F a r b e n g e s e t z yore 5. Ju]i 1887. Das P a t e n t g e s e t z yore 7. April 1891 spricht im w 1 ~on ~ ,Nahrungs - , Genul~- und A r z n e i m i t t e l n " , das S a f i s t o f f g e s e t z veto 7. Juli 1902 dagegen wiederum --- wie das Strafgesetz- buch - - yon , , N ~ h r u n g s - o d e r G e n u ~ m i t t e l n ' . Gemhfi der Pr[ffungsordnung yon 1894 wird der Ausweis als ,geprafter Nahrungsmittelchemiker ~ erteilt~ wenn die Befghigung zur Untersuchung und Beurteilung yon , , N a h r u n g s m i t t e l n , Genaf i - m i t t e l n und G e b r a u c h s g e g e n s t h n d e n ; ' nachgewiesen ist.

Zusammenfassung. Die Bezeichnung ,,N~hrungs- and Genu~mittel", die im neuen Lebensmittelgesetz

durch ,,Lebensmittel" ersetzt ist und daher auger Gebrauch kommen dt~rfte, ist seit 1860 gebrguchlich gewesen, nachdem ira Jahrzehnt vorher die Bezeichnung ,,Genul~- mittel" eingefahrt worden war. Eine vSllig vereinzelt stehende Anwendung der Bezeiehnung ,,Nahrungs-und Genufimittel"~ in der zugleich zum ersten Male das Wort ,,Genul~mittel" vorzukommen scheint, wurde far 1811 n~chgewiesen. Die Bezeichnnngen ,,Nahrungsmittel" und vor allem ,,Lebensmittel" sind ~lter. Die Anwendung des Begriffes ,,Nahrungs- und Genul~mitte]'" bez~gtich Form und Inhatt ist weder im Schrifttum noch in der Gesetzgebung einheitlich, wie auch die Bedeutung des Begriffes ,Gennl~mittel" Verhnderungen unterworfen war und die Abgrenzung der Genul~mitteJ gegenfiber dem iNahrungsmittel verschieden erfolgte.