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Belozwetoff ¶ Die Christuswirkung in den drei Kulturströmungen

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DIE CHRISTUSWIRKUNG IN DEN DREI KULTURSTROMUNGEN Nikolai Belozwetow (1892-1950) Will man die Menschheit von einem höheren Standpunkte aus betrachten, so tut man es am besten, wenn man den Standpunkt der Drei wählt. Denn während die Natur von der Vier beherrscht wird, ist alles, was in der Welt ein Ausdruck des Geistig-Seelischen ist, der drei untergeordnet. Versucht man aber bei der Betrachtung der Menschheit die Drei anzuwenden, indem man sie in drei Hauptströmungen zergliedert, so wird man feststellen müssen, daß jedes von den drei Gliedern der dreigliederigen Menschheit seinerseits wiederum der Drei untergeordnet ist. Wie das Fühlen und Wollen im Denken, das Denken und Wollen im Fühlen und das Fühlen und Denken im Wollen inbegriffen sind, so kann man in der östlichen Menschheitsströmung die Mitte und den Westen finden, in der Mitte den Osten und den Westen und im Westen die Mitte und den Osten. Hier muß uns ausschließlich der Osten, die Mitte und der Westen in der Mitte, d. h. die europäische Menschheit beschäftigen, die im gewissen Sinne das Herz der gesamten Menschheit ist und den ganzen planetarischen Menschheitsorganismus belebt. Denn das Schicksal des fernen Ostens und des fernen Westens hängt in hohem Maße davon ab, wie die dreigliedrige Mitte ihre kulturelle Aufgabe lösen wird. Um jedoch die Mission der dreigliedrigen europäischen Menschheit zu erkennen, muß man sie erst mit dem Allerhöchsten, mit der göttlichen Dreieinigkeit auf eine organische Weise verbinden können. Dazu ist allerdings notwendig, die Idee der Dreieinigkeit von einer ganz bestimmten Seite zu charakterisieren. Dem Anthroposophen ist ja bekannt, daß der Mensch während seines Schlafes unbewußt im Schoße der geistigen Wesenheiten lebt und mit ihren Augen den verflossenen Tag betrachtet. Der Nachklang dieser nächtlichen Erlebnisse bleibt auch nach dem Erwachen im Unterbewußtsein leben und offenbart sich im Laufe des Tages als die Stimme seines Gewissens. Daher kann gesagt werden, daß der Mensch im Laufe des Tages die Impulse seiner Nacht verwirklicht, diejenigen Impulse, die in seinem Unterbewußtsein walten. In dem Unterbewußtsein des Menschen lebt eine Nacht. Und die geistige Welt hat ebenfalls ein solches Unterbewußtsein, das nichts anderes ist als die Weltennacht, das Pralaya.- Wahrlich ist Pralaya das Unterbewußtsein der geistigen Welt, das in Manvantara hineinwirkt. Und genauso, wie der Mensch sein Bewußtsein verliert, wenn er in der Nacht einschläft, verlieren ihr Bewußtsein auch alle Wesenheiten der geistigen Welt,wenn sie in den Weltenschlaf, in den Zustand des Pralaya versinken. Nur ein einziqes Wesen behält sein Bewutsein auch während der Weltennacht, wie ein menschlicher Eingeweihter sein bewußtsein auch nächtlichen Schlafes behält. Dieses einzige Wesen überschaut dann die Ergebnisse des abgelaufenen

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Weltentages und bestimmt die Taten des Kommenden. Dieses über alles erhabene Wesen ist der Vater-Gott. In diesem Sinne ist Er das Bewußte im Unterbewußtsein der Welt, in der Weltennacht, dem Pralaya. Und Gott, der Sohn, Er ist dasjenige Wesen, das auf eine vollkommene Weise die sonst unterbewußt wirkenden Impulse des Vater-Gottes in Sein Ich aufnimmt. Er ist das Welten-Ich, das in das ewige Geheimnis des Vater-Gottes umfaßt, das Göttliche Gewissen der Weit, das alles in sich offenbart, was von anderen Wesenheiten nur im Zustande des Pralaya, des Weltenschlafes in dem der Weltennacht unbewußt erlebt wurde, nämlich den Sinn des kommenden Weltentages. Nun hat aber der Mensch neben dem dem Unterbewußtsein auch noch ein Überbewußtsein. Während nämlich im Unterbewußtsein dasjenige lebt, was vom Mensschen in irgendwelchem Sinne erlebt worden ist, umfaßt das Überbewustsein des Menschen alles, was noch in der Zukunft und erlebt werden soll. Und wie der Vater-Gott das Unterbewußtsein der Welt ist, so ist der Heilige Geist ihr Überbewußtsein. Er ist diejenige Wesenheit, die in sich das Noch-nie-Erlebte, die geistige Zukunft der Welt umschließt. Demnach ist der Vater-Gott in seinem Verhältnis zur Welt ein Unterbewußtsein der Welt, während Gott, der Heilige Geist, ihr Überbewußtsein ist. Und zwischen den beiden weilt der Sohn, das Ich der Welt, Christus. Daraus ist zu ersehen, daß Gott sich nicht anders zur Welt verhält als der Mensch in seinem Leibe. Wie das geistige Wesen des Menschen in seinen Kinderjahren den Leib unterbewußt aufbaut und ihn dann erhält, so baut und erhält der Vater die ganze Welt, indem Er in deren Unterbewußtsein waltet. Wie der mensch in reiferen Jahren zum bewußten Ich-Erleben kommt, so kommt die die Welt zum Christus-Erlebnis, zum Erleben des Welten-Ich, zur Zeit ihrer Reife. Und wie das menschliche Überbewußtsein als ein Zukunftsideal vor dem Menschen steht, so tut es der Heilige Geist in Bezug auf die ganze Welt. Und da die Menschheit ein Ebenbild des dreieinigen Gottes ist, ist sie ebenfalls keine einfache Einheit, sondern eine Dreieinigkeit. Betrachtet man die dreigliedrige Mitte der Menschheit, nämlich das heutige Europa in seiner Beziehung zur Dreieinigkeit, so findet man drei europäische Völker, die am meisten dieser Dreieinigkeit entsprechen. Man findet, daß in der Hypostase (soviel wie Unterteilung, Red.) der Vater dem englischen Volk entspricht, denn nirgends wirkt das Unterbewußtsein so stark auf das Leben des Volkes, wie es in England der Fall ist. Und ebenso kommt bei dem deutschen Volke die Hypostasie des Sohnes zum Ausdruck, denn nirgends walten so stark die Ich-Kräfte wie in Deutschland. Was aber.die Hypostasie des Heiligen Geistes aobetrifft, so wird von ihr das russische Volk überschattet, sofern dieses junge Volk seine ganze Zukunftskultur noch als ein Ideal im Überbewußtsein trägt. Diese Unterordnung der drei Völker den drei Hypostasien der Dreieinigkeit bedingt wie die Licht- so auch die Schattenseiten dieser Völker. Daher gibt ein jedes von diesen drei Völkern einen Schauplatz für den Kampf der Mächte des Guten gegen die Mächte des Bösen ab. Während die Mächte des Guten auf den positiven Eigenschaften dieser drei Völker bauen wollen, nützen die Mächte des Bösen ihre negativen Eigenschaften aus, um ihre finsteren Ziele zu erreichen.

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Will man in das Schicksal der drei repräsentativen Völker Europas tiefer eindringen, so muß man sich die Frage aufwerfen: was bezwecken die Mächte des Bösen, die die göttlichen Absichten durchkreuzen wollen? ' Wenden wir uns zunächst dem englischen Volke zu. Schon allein die geographische Lage Englands macht das englische Volk zu einem isolierten Inselvolke, das sowohl wirtschaftlich als auch geistig auf andere Völker angewiesen ist. Nur das seelische Element der Erde, nämlich der Ozean, bildet ein Bindeglied zwischen diesem Volke und der ganzen übrigen Welt. Es ist leicht einzusehen, daß diese besondere geographische Lage wie ihre Vorteile so auch ihre Nachteile besitzt. Einerseits erweckt sie im englischen Volke einen Drang, die übrige Welt wie physisch so auch geistig reisend zu erforschen und sich mit anderen Völkern bekannt zu machen. Anderseits aber bewirkt diese geographische Lage auch eine Isolierung anderen Kulturen gegenüber, was ein Gefühl der eigenen Überlegenheit und Gleichgültigkeit gegenüber den Schicksalen anderer Völker zur Folge hat. Siegt der erste Drang, der Drang zur Welterkenntnis, so wird durch ihn auch der unberechtigte nationale Übermut überwunden werden können; siegt dagegen das eines isolierten Inselvolkes, so wird der Welterkenntnisdrang in einen primitiven Reisedrang sich verwandeln müssen. Wer wir nun en Sieg davontragen? Der Ozean über die Insel oder die Insel über den Ozean? Wird der Welterkenntnisdrang, der dieses englische Volk dazu bewegt, andere Länder zu erforschen und ihre Kulturen zu ergründen, sich bis zur geistigen Erkenntnis vertiefen? Wird er über die Isoliertheit der Insel siegen können? Oder findet das Gegenteil davon statt, wird die isolierte Insel in ihrem Übermut alle anderen Völker verschlingen? Darin besteht das große Problem der englischen Kultur der isolierten Bewußtseinsseele. Und man muß schon zugeben, daß die Mächte des Bösen in England vieles unternommen haben, um den englischen Welterkenntnisdrang bis zu einem gewöhnlichen Reisetriebe abzudämpfen. Der nach außen gerichtete Reisedrang vermochte nicht dem Volke die Tore der geistigen Welt zu öffnen, wohl aber vermochte er die kleine Insel zum Metropol eines mächtigen Weltimperiums zu machen. Wahrlich ist England dasjenige Land, das den ganzen Erdball mit seinem Netze wirtschaftlicher Interessen umspannen hat. Es hat eine riesige Maschine der Weltwirtschaft errichtet, deren Hebel es fest in seinen Händen hält. Diese einseitige Entwicklung der englischen Kultur, die eine Abdämpfung der universellen geistigen Interessen hervorgerufen hat, erschwert in hohem Maße die Erfüllung derjenigen Aufgabe, welche die Mächte des Guten vor das englische Volk gestellt haben. Es wurde von diesen Mächten des Guten vorgeplant, daß das englische Volk eine Regelung des Wirtschaftslebens auf dem ganzen Erdballe aus den geistigenForderungen heraus zustandebringen soll! Die probleme des Marktes, der Arbeit und des Kapitals müßten von England so gelöst werden, daß ihre Lösung der ganzen Menschheit zu Nutze kommem könnte. Diese englische Mission ist umso wichtiger, als gerade auf dem englischen Boden im Laufe der Zeit der mechanische Okkultismus noch in einem Keimzustande, aber seine Maschine, die angelsächsische Weltwirtschaft, ist schon da und kann zu jeder Zeit mit den Kräften dieses mechanischen Okkultismus in Bewegung gebracht werden. Die Frage besteht ja nur darin, welchen Zwecken dieser mechanische Okkultismus in der Zukunft dienen wird, den Zwecken des Guten oder denen des Bösen. Leider muß man feststellen, daß die Mächte des Bösen schon vieles erreicht haben, um die hohe

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Mission des englischen Volkes durch die erwähnte Veräußerlichung des Welterkenntnisdranges zu pervertieren, das Gewissen der englischen Bewußtseinsseele einzuschläfern und in ihr Machtgelüste wach zu rufen. Wenn im physischen Sinne das englische Volk sich bis zu einem Weltimperium erweitert hat, so ist es geistig erst recht ein Inselvolk geblieben. Und diese geistige Isoliertheit verhindert das Erwachen des allmenschlichen Gewissens, ohne welches das britische Imperium für die Menschheit zum Verhängnis und nicht zum Wohle werden muß. Daher ist es auch durchaus nicht ausgeschlossen, daß der mechanische Okkultismus, der auf englischem Boden sich entwickeln soll, durch die Kräfte des Bösen und nicht die des Guten in Bewegung gesetzt werden wird. Nicht die gewissenhafte Liebe zu den Elementarwesenheiten wird dann die Räder und Kurbeln bewegen, sondern der finstere Wille zur Macht wird die Elementarwesenheiten vergewaltigen. Mit anderen Worten: falls das englische Volk seine geistige Isoliertheit nicht überwinden wird, so wird die Macht des Todes und nicht die des Lebens die Mechanismen bewegen. Auch in diesem Falle wird ein mechanischer Okkultismus auf englischem Bodenlentstehen, doch wird es ein schwarzer und kein weißer Okkultismus sein, der dem Ahriman und nicht dem Christus dienen wird. So liegen die Verhältnisse im Westen Europas. Ein ganz anderes Bild kann man in mitteleuropäischen, dem Sohne entsprechenden Gegenden beobachten. Die Grundeigenschaft der mitteleuropäischen Menschheit ist der Selbsterkenntnisdrang, der Drang, den Mittelpunkt des menschlichen Seelenlebens, das Ich, zu ergründen und es wie im persönlichen so auch sozialen Leben auf eine richtige Weise zu inkarnieren. Und dieses Streben ur Selbsterkenntnis und zur richtigen Verkörperung des Ich ist ja nichts anderes, als das Streben nach geistig-seelisch-leiblicher Gesundheit. Daraus muß begreiflich erscheinen, daß eben diese mitteleuropäische Menschheit dazu berufen ist, in der Zukunft den hygienischen Okkultismus zu entwickeln. Ihre Zukunft besteht in einer geistig-seelisch-leiblichenchen Therapie, in der Kunst, alle drei menschlichen Wesensglieder in einer normalen Weise zu verkörpern, wodurch im menschlichen Organismus ein harmonischer Dreiklang von Geist, Seele und Leib und im sozialen Organismus eine Dreigliederung von Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben erzielt werden soll. Jedoch ist diese Entwicklung nur unter einer bestimmten Bedingung möglich: es muß nämlich das Ich selbst gesund sein. Das Ich ist aber nur dann gesund, wenn es von sich aus das Blut beinflußt und nichrt vonm Blute beeinflußt wird. Eine vollständige iinnere Befreiunq von den Blutsbanden ist demnach die Forderung, die an die mitteleuropäische Menschheit gestellt werden soll. Doch kann eine Befreiung von den Blutbanden nur im Falle eines ständigen geistigen Verkehrs mit den anderen Kulturvölkern erreicht werden. Das wußten die Feinde der Menschheit, und weil sie es wußten, beschlossen sie, das deutsche Volk von der übrigen Kulturwelt seelisch zu isolieren. (Das betrifft selbstverständlich nur für die Zeit des Naziregimes zu, Red.) Wie wir wissen, wurde dieses Ziel erfolgreich erreicht: die durch den Weltkrieg erreichte seelische Isoliertheit Deutschlands war mit einer eisigen seelischen Kälte, welcher die Eigenwärme des deutschen Volkes nicht gewachsen

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war. Eine Art astralische Windzugs, der dabei entstand, hat eine seelische Erkältung beim deutschen Volke hervorgerufen, die in einer Art seelischen Fiebers heute (in der N.-S.-Zeit, Red.) zum Ausdruck kommt. Denn wahrlich ist dasjenige, was im heutigen Deutschland geschieht, eine schwere seelische Erkrankung des deutschen Volkes, eine Art Fieberzustandes, der zur völligen Perversion der ursprünglichen deutschen Mission führen muß, sofern das Prinzip der Blutsverwandtschaft ein Gegenbild dessen ist, was die Mächte des Guten für Deutschland beabsichtigen und was von der mittäleuropäischen Menschheit erreicht werden soll. Wie die geistige Isoliertheit des englischen Volkes es zur schwarzen Magie des Todes führen kann, so verursacht die kulturelle geistige Isolierung Deutschlands ein seelisches Fieber, eine Erkrankung des deutschen Volkes. Noch tragischer ist jedoch das Schicksal der osteuropäischen Menschheit, nämlich des russischen Volkes. Während der englische Mensch zu tief in seinem Leibe sitzt, ganz isoliert, ganz in sich eingeschlossen, während der deutsche Mensch sich nach einer harmonischen Verkörperung sehnt, sind die russischen Seelen noch nicht vollständig in ihren physischen Leibern inkarniert und müßten erst in der Zukunt eine vollständige Verkörperung erreichen. Aber gerade aus diesem Grunde hat dieses noch so junge, halbinkarnierte Volk ganz besonders große Entwicklungsmöglichkeiten. Es soll in der Zukunft die Manas-Kultur, die Kultur des Heiligen Geistes gründen. Wie das englische Volk zur Welterkenntnis veranlagt ist, so ist dem russischen Volke das Streben zu der Gotteserkenntnis eigen. Und wie das englishce Volk die göttliche Dreieinigkeit auf dem Gebiete des Wirtschaftslebens in einer allmenschlichen, im väterlichen Aspekte der Dreigliederung verherrlichen soll (nach den Absichten der Mächte des Guten), wie das deutsche Volk diese Dreieinigkeit als eine Dreigliederung des menschlichen und sozialen Organismus, also im Sohnesaspekte verherrlichen soll, so soll das russische Volk die Einheit der Drei als Sophia im dritten Aspekte, im Aspekte des heiligen Geistes, schauen und die Ergebnisse dieses Schauens in einer Manas-Kultur, in einer Kultur, die vom Himmel kommt, verkörpern. Und eben in diesem Sinne kann von einer eugenetischen Mission Rußlands gesprochen werden. Die Aufgabe des eugenetischen Okkultismus, der auf dem russischen Boden aufblühen soll, wird vorerst darin bestehen, die Geburt der Manas-Kultur zu fördern. Das russische Volk muß die Manas-Kultur gebären. Im Vergleich mit dieser großen Aufgabe haben alle anderen Aufgaben des eugenetischen Okkultisnius nur die Bedeutung einer Vorbereitung für die erhabene Kultur der Zukunft. Nun ist aber das Manas-Prinzip selbst, an sich und für sich genommen , schon ein gebärendes Prinzip, denn es obliegt ihm, aus sich das Buddhi-Prinzip zu gebären. Diese Geburt des Buddhi-Prinzips, des Maytreya Buddha, ist die Aufgabe de!r Manas-Kultur ganz so, wie die Geburt der Manas-Kultur schon in unserem Zeitalter vorbereitet werden soll. Aus diesem Grunde kann der russische Volksgeist im Sinnbilde der Gottesmutter Sophia mit dem Kinde auf den Armen veranschaulicht werden. Wie jedoch das Buddhi-Prinzip nur in dem Falle geboren werden kann, wenn ihm eine normale Geburt des Manas-Prinzips vorangeht, so kann seinerseits auch das Manas-Prinzip nur dann geboren werden, wenn ihm die normale Entwicklung der Bewußtseinsseele vorangeht.

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Unter der normal entwickelten Bewußtseinsseele haben wir aber eine solche Bewußtseinsseele uns vorzustellen, welche als ein Organ der gewissenhaften geistigen Welterkenntnis im Menschen wirsam ist. Das Ergebnis, die Frucht der normalen Bewußtseinseele ist die Geisteswissenschaft. Eine verkümmerte Bewußtseinsseele führt dagegen zu , einer materialistisch und atheistisch orientierten Wissenschaft. Wie die positiven, so sind auch die negativen Früchte der Bewußtseinsseele in dem heutigen Europa zu finden, die in der Form eines materialistischen, marxistischen Weltbildes dem negativen, in positiver Form in der modernen Geisteswissenschaft erscheinen. Nun könnte jedoch die russische Bewußtseinsseele sich nur dann in richtiger normaler Weise entwickeln, wenn Rußland imstande wäre, die positiven Früchte der europäischen Bewußtseinsseelen-Kultur sich anzueignen, nämlich die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Da nun aber diese Geisteswissenschaft erst vor kurzem in der Welt erschienen ist und die Anthroposophische Bewegung noch am Anfange steht, kann die ihr entsprechende Entwicklung der Bewußtseinsseele in Rußland erst in der Zukunft geschehen. Und darin liegt die große Tragik Rußlands, daß es von den Mächten des Bösen dazu verführt wurde, zu frühzeitig von den Früchten der europäischen Erkenntnis zu kosten, als diese Früchte noch recht bitter und schädlich waren. Es war das große Unglück Rußlands, seine Kinderjahre im Kreise atheistischer und materialistisch gestimmter Völker zu verbringen. Diese materialistischen Völker Europas haben Rußland mit den negativen und nicht mit den positiven Gaben des Bewußtseinsseelen-Zeitalters beschenkt. Ja, man kann sogar recht deutlich erkennen, wie in der Geschichte Rußlands sich die gesamte Weltgeschichte wiederholt, wie sich dort im Kleinen das Große abspiegelt. Auch in dieser Geschichte Rußlands findet man eine Art luziferischer Versuchung, eine Verführung der ursprünglichen Gruppenseelenhaftigkeit des russischen Volkes, nämlich in der Reform Peters des Großen, durch welche das Zeitalter der Empfindungsseele von einem neuen Zeitalter der Verstandesseele abgelöst wurde. Wahrlich kann man diese zu frühzeitig erfolgte Reform als eine luziferische Versuchung Rußlands betrachten. Die Gründung St. Petersburgs, dieser abstraktesten aller Städte, war das Ergebnis dieser Versuchung. Dann beobachten wir, wie im Laufe von zwei Jahrhunderten die karmischen Folgen dieser luziferischen Versuchung Rußlans immer mehr sich häufen und endlich in der Oktoberrevolution 1917 ihren Abschluß finden. So wird das ahrimanische Leningrad als die karmische Folge des luziferischen St. Petersburg. Und so wird diese wichtige Zeitspanne der russischen Geschichte zur Geschichte des Sündenfalls Rußlands. Und wie der allmenschliche Abstieg zu frühzeitig geschehen ist, so war auch der Abstieg Rußlands verfrüht. Die Entwicklung der russischen Verstandesseele wurde künstlich beschleunigt, was zu einer Frühgeburt der russischen Bewußtseinsseele führte. Alles, was im heutigen Rußland sich an Grausamem, Finsterem, Menschen- und Gottfeindlichem Abspielt, ist nichts anderes als die Folge dieser verhängnisvollen Frühgeburt der russischen Bewußtseinsseele. Und darin haben wir auch die Ausführung eines weitgehenden Planes der Mächte des Bösen zu erblicken, der Mächte des Bösen, die danach trachten, durch eine abnorme Frühgeburt der Bewußtseinsseele in Rußland, sie zu verkümmem und zu einer Geburt der Manas-Kultur zu machen.

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So sehen wir, daß allen drei Kulturströmungen gegenüber, die Mächte des Bösen dem berechtigten römischen Spruche treu bleiben wollen: "Divide et impera." Im Westen nötigen sie das englische Volk, sich den physischen geographischen Verhältnissen auch geistig anzupassen. In der Mitte Europas versuchen sie mit Hilfe des Krieges eine seelische Isolierung des deutschen Volkes, die zu einer Erkrankung dieses Volkes führt. Was Rußland anbetrifft, so wirken sie dort rein geistig durch eine materialistische und atheistische Klassenideologie, wodurch aber das russische Volk auch physisch von der übrigen Welt isoliert bleibt. Während die physische Isoliertheit Englands auf seiner Insel zur geistigen Isoliertheit führte bewirkte die geistige ideologische Isoliertheit Rußlands auch seine physische Isolierung, indem sie Rußland in eine Art Insel verwandelt. Was aber Rußland anbetrifft, so wird es infolge seiner seelischen Erkrankung sowohl physisch als auch geistig isoliert. Und diese Isolierung von der übrigen Menschheit muß im Westen Europas den Tod, in der Mitte Europas die Krankheit und im Osten Europas eine verhängnisvolle Frühgeburt hervorrufen. Dies ist die tragische Situation, in der wir heute leben. Und es ist wirklich leicht zu der Meinung zu kommen, daß die hohen Absichten der Mächte des Guten durch das finstere Treiben der Mächte des Bösen vereitelt seien und daß unsere menschlichen Fähigkeiten und Kräfte keineswegs ausreichen können, um das Versäumte nachzuholen und das Zerstörte wieder aufzubauen. Und in der Tat müßte die Lage dermenschheit hoffnungslos erscheinen, falls inder Zukunft ein erhabenes und heiliges Ereignis nicht eintreten würde, ein Ereignis, auf das Rudolf Steiner vor Jahren seine Schüler hinwies, nämlich die ätherische Christus-Offenbarung des 20. Jahrhunderts. Es ist sehr schwer darüber zu sprechen. Einerseits fühlt man deutlich, daß man eigentlich kein Recht dazu besitzt, anderseits aber ebenso deutlich, daß man in Hinsicht auf die katastrophalen Zustände unseres Zeitalters es dennoch tun soll. Ist denn dieses Allerheiligste unsere einzige, unsere letzte, unsere höchste Hoffnung in dieser sonst so hoffnungslosen Zeit? Wer könnte noch den dumpfen Schlaf der Menschheit besiegen und das Gewissen in ihr erwecken, wenn nicht Derjenige, der den Tod bezwungen hat, das Gewissen der göttlichen Welt? Bringen wir daher alles Persönliche zum Schweigen, fragen wir aus der ganzen Not unserer Zeit danach, wie man die künftige Christus-Wirkung auf die Menschheit sich denken soll. Fragen wir mit heiliger Scheu danach, was für einen Einfluß diese Christus-Offenbarung auf die drei gekennzeichneten Kulturströmungen haben wird.

Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, darf man vor der Anstrengung nicht zurückscheuen, sich die Menschheit als ein Ganzes zu denken. Dann erscheint vor unserem Seelenblicke eine riesengroße planetarische Wesenheit, deren Unterbewußtsein die Unterwelt ist, während deren Überbewußtsein mit dem ätherischen Plane zusammenfällt. Indem der Kommende der Menschheit erscheinen wird, wird er aus dem allmenschlichen Überbewußtsein, durch das allmenschliche Tagesbewußtsein in das Unterbewußtsein, wo gegenwärtig die schlimmsten Kräfte des Bösen walten, heruntersteigen und die ganze planetarische Wesenheit der Menschheit auf diesem Wege durchstrahlen und durchleuchten. Wie die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht, so wird auch

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Christus erst im Osten das überbewußstsein der Menschheit durchleuchten und dann im Westen in ihr Unterbewußtsein hinuntersteiqen. Zu diesem siegreichen Sonnenzuge des Kommenden mußte die Menschheit erst in gewissem Sinne vorbereitet werden. Und zwar bestand diese Vorbereitung im Erleben der Schicksalsleiden. Denn nur der Weg der Schicksalsleiden kann die Menschheit zum Christus führen. Je mehr ein Volk gelitten hat, desto näher ist es dem Christus-Erlebnis. Daraus ist aber ersichtlich, daß die einzelnen Völker in Bezug auf ihre Reife für die Christus-Offenbarung sich stark voneinander unterscheiden müssen. Da die englische Menschheit im Vergleich mit den anderen Menschheit-Charakteren am wenigsten zu leiden hatte, wird sie auch am wenigsten bewußt die ätherische Christus-Offenbarung erleben können. Diese englische Menschheit wird gar nicht spüren können, wie die Strahlen der Christus-Sonne aus der Sphäre des Überbewußtseins in das Wachbewußtsein der Menschheit eindringen. Dafür aber wird diese englische Menschheit in ihrem Unterbewußtsein diese Christus-Strahlen spüren können. Eigentlich sollte man eher sagen, gaß nicht die englische Menschheit selbst von sich aus, sondern die Dämonen, die in ihrem Unterbewußtsein walten, den Abstieg der Christus-Sonne in ihr unterirdisches Reich als erste erleben und Christus erkennen werden. In das Reich der Hölle, der Unterwelt, des Todes, wird Christus im Westen hinunter steigen, wie es die Sonne am Himmel tut. Und wir dürfen daran glauben, daß durch diesen Abstieg in die Unterwelt Christus ebenso den Tod innerhalb der westlichen Menschheit besiegen wird, wie Er es nach Golgatha einst für die ganze Menschheit getan hat. Er wird den Tod im Bereiche des mechanischen Okkultismus besiegen. Die im Unterbewußtsein der westlichen Menschheit walzenden dämonischen Todesmächte, die den schwarzenmechanischen Okkultismus heraufbeschwören wollen, werden durch diese künftige Christus-Wirkuhg im Unterbewußtsein der Menschheit qebunden bleiben. Und dieser Sieg über en Tod im Unterbewußtsein der westlichen Menschheit wird von ihr wie in einem Schlafzustande dumpf erlebt werden können, so daß sie dadurch liebefähiger und gewissenhafter werden wird. Statt Machtgelüste zu entwickeln wie heute, wird diese westliche Menschheit die Möglichkeit erhalten, auch anderen Menschen gegenüber Liebe zu empfinden. Dann wird in dieser westlichen Menschheit statt des schwarzen mechanischen Okkultismus ein weißer mechanischer Okkultismus entstehen können, ein Okkultismus des Vater-Gottes, ein Okkultismus der Liebe und nicht des Hasses, des Lebens und nicht des Todes. Christus und nicht Ahriman wird da dann das planetarische Wirtschaftsleben der Menschheit in Einklang bringe mit dem Willen des Vaters. Das tägliche Brot wird dann vom Vater-Gotte und nicht von Ahriman gespendet werden können. Die von den Dämonen befreite westliche Menschheit wird dann ihre edelsten Veranlagungen zur Entfaltung bringen kÖnnen und mit Liebe den anderen Völkern dienen, statt sie knechten zu wollen. Sie wird dann eine soziale reigliederung über den ganzen Erdball zum allgemeinen Wohl verwirklichen können.

Eine wesentlich andere Wirkung muß die künftige Christus-Offenbarung für die mitteleuropäische Menschheit haben. Sofern das deutsche Volk viel mehr gelitten hat als die westliche Menschheit, wird auch die Christus-Offenbarung von ihm viel klarer erlebt werden können als in der

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westlichen Menschheit. In dem mitteleuropäischen Gebiete wird Christus schon nicht im dumpfen Schlafe, sondern in einem klaren Traumbilde erlebt werden dürfen. Und es wird der mitteleuropäische Mensch den Christus als einen All-Menscben erleben können und wird auf diese Weise der all-menschlichen Mission seines Volkes wieder bewußt werden können. Dieser Impuls zur All-Menschlichkeit wird auch nach dem Erwachen aus dem Traum im Tagesbewußtsein weiter tönen und die nationalistischen Vorurteile niederkämpfen. So wird durch einen gewaltigen Wirklichkeitstraum das Ich-Bewußtsein der mitteleuropäischen Menschheit bzw. des deutschen Volkes befruchtet und geheilt werden. Wie Christus in Westeuropa, im Bereiche des mechanischen Okkultismus,den Tod besiegen wird, so wird er im Bereiche des hygienischen Okkultismus in Mitteleuropa in Seinem eigenen Aspekt als der große, göttliche auftreten und die Krankheit der europäischen Menschheit sowohl im menschlichen als auch im sozialen Organismus heilen.

Wieder anders haben wir die Christus-Wirkung in der osteuropäischen Menschheit vorzustellen. Wenn wir die Eigentümlichkeit des russischen Volkes berücksichtigen wollen, nämlich, daß das Ällerwesentlichste, was es zu vollbringen hat, noch im Überbewußtsein, als ein Zukunftsideal lebt, so werden wir leicht einsehen können, daß die Begegnung mit Christus bei diesem Volke weder im Unterbewußtsein, wie im Westen Europas, noch im Tagesbewußtsein, wie in Mitteleuropa, sondern im allmenschlichen Überbewußtsein, also im Ätherischen, zu geschehn hat. Weder werden die Dämonen im Unterbewußtsein des Menschen den Christus spüren, wie es im Westen der Fall sein wird, noch wird der russische Mensch in seinem Tagesbewußtsein die Wirklichkeits-Traumbilder der Nacht erleben, sondern er wird in der Sphäre des Heiligen Geistes, im Überbewußtsein der Menschheit, den Christus schauen dürfen. Denn kein anderes Volk ist für die ChristusOffenbarung durch die unerträglichen Leiden der letzten Jahrzehnte so vorbereitet wie eben das russische. Während im Westen es die Dämonen sein werden, die den Christus als erste erkennen werden, wird in Russland der russische Volksgeist es sein, der das Morgenrot der künftigen Christus-Offenbärung als erster schauen wird. Von den Höhen, auf denen er weilt, wird er die Strahlen der Christus-Offenbarung, die Strahlen der geistigen Christus-Sonne, mit seinen Schwingen auffangen und sie auf sein leidendes Volk ausgießen. Und wie man vom englischen Menschen sagen darf, daß er noch ganz im Hause seiner Leiblichkeit eingesperrt bleibt und nur durch die Spalten am Boden das Licht der Christus-Sonne in einem Abglanze erblicken wird, und wie man dem deutschen Volke gegenüber hoffen darf, daß es den vor den Türen stehenden Christus auch in sein irdisches Haus einlassen wird, so kann man vom russischen Menschen erwarten, daß er selbst, von seinem erhabenen Volksgeiste gerufen, aus dem Hause seiner Leiblichkeit dem Christus entgegen eilen wird. Und zwar wird dieser teilhaf" te Austritt aus dem physischen Leibe infolge einer inneren Buße geschehen. Denn eine aufrichtige Buße ist ja immer mit einem Austritte bestimmter Partien des Ätherleibes aus dem physischen Leibe verbunden. Und die Aufgabe des Beichtvaters besteht ja im Wesentlichsten darin, diesen Austritt bestimmter Partien des Ätherleibes dadurch zu erleichtern und so die Seele durch die Beichte vorzubereiten für ein geistiges Erleben des Abendmahles.

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Und es wird Christus für eine Anzahl russischer Seelen ein solcher Beichtvater und Priester sein. Denn, indem Er eine teilhafte Befreiung des Ätherleibes fördern wird, wird Er zugleich auch die Möglichkeit gewähren, Ihn im Ätherischen im Überbewußtsein..im Heiligen Geiste, zu schauen und von Ihm das Abendmahl zu empfangen. Was aber das gesamte russische Volk anbetrifft, so wird es im ÜberbAwußtsein vom Volksgeiste begnadet werden, was in einer Woge die das ganze weite Land überströmen werden, sich äußern wird. Die überbewußte Christus-Wirkung wird im irdischen Bewußtsein vieler russischer Seelen als ein geistiges Glockenläuten wahrgenommen werden können. Diese Osterglocken, die, für einen materialistischen Sinn unvernehmbar, über das ganze weite Land ertönen werden, werden eine tiefe Veränderung in den russischen Seelen bewirken, wodurch die Folgen der verhängnisvollen Frühgeburt der Bewußtseinsseele ausgeglichen werden. So wird das russische Volk die Fähigkeit wieder erlangen, in der Zukunft die Manas-Kultur aus seinem Schoße zu gebären.

Daher kann gesagt werden: während Christus im Westen wie ein göttlicher Dämonenbeschwörer (gemeint Austreiber, Exorzist, Red.) wirken wird, während Er in der europäischen Mitte als Therapeut die Seelen heilen wird, wird Er im Osten Europas eugenetisch als Priester sich offenbaren, sofern man unter dem eugenetischen Okkultismus die Herstellung solcher Bedingungen zu verstehen hat, die eine Manas-Kultur des Heiligen Geistes ermöglichen. (Eugenik = soviel wie "Förderung des Erbgutes", was auch geistig verstanden werden kann, Red.) So dürfen wir uns die Christus-Wirkung in den Kulturströmungen der Menschheit vorstellen.

Wie die Morgensonne wird Er im Osten aufgehen, vom Volksgeist Rußlands demutsvoll begrüßt, und wie eine Abendsonne im Westen in die Tiefen der Unterwelt hinuntersteigen. Im Osten wird Er das Überbewußtsein des russischen Volkes wie ein Morgenrot durchglühen, in Mitteleuropa das Bewußtsein erwärmen und erhalten, im Westen die Dämonen der Unterwelt mit seinen Flammen verdrängen. Der osteuropäische Mensch wird diese Christus-Offenbarung als eine Himmelfahrt erleben, der mitteleuropäische Mensch wird den Christus auf Erden als seelische Wärme und geistiges Licht erleben dürfen, der westeuropäische Mensch wird durch Seinen Abstieg in die Unterwelt erschüttert werden. Und wie infolge des finsteren Treibens der Mächte des Bösen eine Isolierung aller drei Kulturströmungen zustande kam,-was'zum Walten des Todes im Westen, zur Krankheit in der Mitte, zur Frühgeburt im Osten geführt hat, so muß infolge der ätherischen Christus-OffenbArung im Westen der Tod besiegt, in der Mitte die Krankheit geheilt, im Osten die Folgen der Frühgeburt aufgehoben und so eine Dreieinigkeit des Menschengeschlechts erreicht werden, auf daß durch die drei gekennzeichneten Kulturströmungen die heilige Dreieinigkeit verherrlicht werden könne.- So soll in einer erhabenen Weise durch die ätherische Offenbarung des Christus die ganze Menschheit von der Christus-Sonne durchleuchtet und der Gott dreifach in ihr geheiligt werden: im Westen der Vater, in der Mitte der Sohn, im Osten der Heilige Geist.

NACHBEMERKUNG DER REDAKTION

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Nicht jedem unserer Leser werden Sprache, Ausdrucksweise und Gedankengänge Belozwetows ohne weiteres zugänglich sein. Es wird aber besser gehen, wenn man bedenkt, daß Belozwetow ganz und gar Russe ist und als eine russische Seele zu uns spricht. Es ist ein glücklicher Umstand, daß uns die Gedanken und Empfindungen in von ihm selbst formuliertem Deutsch zugänglich sind. Als kritisch lesender Schriftleiter meint man nach dem ersten Eindrucke man müsse Belozwetow grammatisch bearbeiten, findet aber bereits beim ersten Versuch, daß wir dann zwar einen deutschen Text bekämen, der Russe aber, auf den es ankommt, hinausgrammatisiert würde. Belozwetow ist kein Denker, sondern ein Seher und ein Priester. Als ein Russe sucht er nicht, wie ein Deutscher, einfach nur den Geist oder den "ethischen Individualismus", er sucht vielmehr den H e i l i g e n Geist, jederzeit bereit, in tiefer Ehrfurcht vor ihm niederzuknien. Wir sind gute Menschen, wenn wir uns auf Wanderschaft begeben, um in geistige Bereiche zu dringen; der Russe findet sich sich nur als guter Mensch, wenn er auf Pilgerschaft ist, demütig und mit Gebeten auf den Lippen. Er sucht nicht den Glanz ausgereifter Denkmethoden" sondern die still brennende Opferflamme im inneren Herzen, zu entfachen, vom härenen Gewand des Bettlers um Geist verhüllt. Es wird, vertiefen wir uns in die uns fremden Regionen dieses Geistes, etwas durchsichtig vom geheimnisvollen Wesen des weiten Rußland und seiner Menschen. Man muß natürlich nicht außer Acht lassen, daß die vorliegende Betrachtung um 1940 herum abgefaßt worden sein dürfte. Manche der Belozwetowschen Prophetien beginnen sich auch - oder besonders? im Osten schon behutsam zu erfüllen, wovon die überfüllten Kirchen Sowjetrußlads Zeugnis ablegen. Wenn von "England" die Rede ist, so muß dieser Volksbegriff aus heutiger Sicht auf die Vereinigten Staaten von Amerika ausgedehnt werden. Hellmut Finsterlin