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XXV. JAHRG. Heft 5 Mai 1952 BEGRUNDET VON PROFESSOR DR. DR. h. c. K. ESCHERICH "~ UND PROFESSOR DR. F. STELLWAAG I I INHALT E. LEIB: Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 E. BENDr.R: Kann die ~berwachung der Eiablage des Apfelwicklers Carpocapsa (Cydia) pomoneila L. die Flug- kontrolle erseBen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 R. WOLFRAM: Zur Einstiiubung von Getreide mit Kontaktinsektiziden " 73 A. H~,sE: Schiiden an Wa|lniissen durch Krlihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 K I e i n e M i t t e i 1 u n g e n : Personalien, Budlbesprechungen, Zeitschriftenschau, Patentschau, Kurzberichte, Gesch/iftliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 II I I IIII I I I Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland*) Von Reg.-Rat Dr. Edmund LEIB, Saarbriicken Mit 6 Abbildungen Eines der Hauptziele der Europiiischen Pflanzenschutz- Organisation (Organisation Europ6enne pour la Protec- tion des Plantes), der bereits fast zwei Dutzend Liinder anKehi~ren, ist auch der weitgehende In f o r m a- tionsaustausch fiber besondere Befallsbeobach- tungen in einzelnen Teilen des europiiischen Raumes und zwar mit dem uns gelliufigen Ziel, einmal an Hand zahlreidler Einzelbefunde eine schnellere Charakterisie- rung der Gesamtlage herbeizufiihren und zum andern eine wirksamere groflrliumige Abwehr und Bekllmpfung zu ermilglichen. Es scheint, dab wit uns gerade in dieser Hinsicht noch mehr von politisehen Grenzen li~sen miissen, um im Gedankenaustausch wissenschaft- lieher und technisdler Art mit anderen Liindern mand~e kostspieligen und langwierigen Eigenuntersudlungen ab- zuklirzen bzw. zu ersparen nnd vielleicht dadurch auch zu schnelleren Gesamterfolgen zu kommen. Kein anderes Ziel haben letzten Endes auch die im LandesmaBstab durehgefiihrten und durchzufiihrenden F a c h t a g u n - g en sowie die im internationalen Rahmen, nach dem letzten Krieg im steigenden Mage, stattfindenden Fach- konferenzen. Dem gleichen Zweck dienen auch VerSffent- lidmngen fiber Umfang und Stlirke des Auftretens der versehiedenen Pflanzenfeinde in den verschiedenen Lan- desteilen und innerhalb bestimmter Vegetationsperioden, wobei Befallslagekarten wertvolle Beziehungen und Zu- sammenhiinge aufde&en ki~nnen. Im Hinblick auf die Sonderstellung des Saarlandes, seine stark parzellierte landwirtsehaftlidle und gartenbau- lid~e Struktur auf relativ kleinem Raum und das Fehlen eines regelmitBigen Austausches fiber Besallsbefunde er- scheint es gerechtfertigt, fiber bemerkenswerte Befalls- beohaditungen, namentlida aus dem Jahre 1951, einiges kurz zu berichten. Aus dem Obstbau: 1. P firsich.Kriluselkrankheit (Taphrina deformans Tul.) Diese Krankheit trat, bedingt durch niederschlag. reiche Witterung wilhrend des Austriebs, allgemein *) A, nm. d. Sehriftl.,: Im Interesse der Gesdllossenheit der Vom Verfasser im Saar|and gemadl~en Beobachtungen und im Hinhtiek auf don in der Einleitung dos AufsatSes zum Ausdruek gebradatea zielstrebig6n Grundgedanken, glauben wir os ausnahms- Weise verantworten zu diirfen, den unserer geitsdlrift bewullt ge- Steekten Rahmen, nut yon tierisehen Sdaiidlingen zu beriehten, in diesem zusammenfassendenBeitrag zu iibersdlreiten. s e h r h e f t i g auf (1951), eine Tatsache, die sida aueh fiir andere Anbaugebiete bestiitigen lassen diirfte. Mit Ausnahme des fiir Pfirsiehkuhur vorwiegend und rela- tiv geeigneten Grenzgebietes Saarland-Luxemburg an der Mosel, wo die Fortsehrittlid~keit der Anbauer die Durchfiihrung von Kupfer- bzw. Sd~wefel- spritzungen vor dem Knospenaustrieb sicherte, hatten im iibrigen Saarland die meist in mittleren and kleinen Obstgiirten stehenden Pfirsichbiiume, trotz einer z. T, durdlgefiihrten Winterbehandlung A b b. 1. Erdbeersorte ,,Oberschlesien", 2. Anbaujahr, stark befallen yon Tarsonemus [ragariae, verzwergt und mit gekrliuselten Bl~ttern. Aufn. November, Vierlanden. (A.us dem Hamburgischen Steatsinstitut fiir Angew, Botanik, Pflanaenschul~amt) mit Gelbspritzmitteln so stark gelitten, dab hier die E r n t e fast vollstiindig verloren ging und der in Normal- befallsjahren in der ersten Junihiilfte beginnende N e u- austrieb in einer groBen Anzahl yon Fiillen ganz ausblieb oder erst Ende August bescheidene Anfiinge zeigte. Der starke Befall drfiekte sich ~uch an zahl- reichen abgestoBenen F r iie h t e n aus, deren Haut frostblasenartlge, verfiirbte Schwellungen aufwies, und in der Tatsache, dal~ auch die als resistenter hekannte Sorte A m s d e n in der Befallsstiirke kaum hinter an- flilligeren Sorten wie Kerneehter yore Vor- g e b i r g e zuriickstand. Der Umfang der Sehiidigung

Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland

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Page 1: Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland

XXV. JAHRG. Heft 5 Mai 1952

B E G R U N D E T V O N P R O F E S S O R D R . D R . h. c. K. E S C H E R I C H "~ U N D P R O F E S S O R D R . F. S T E L L W A A G

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I N H A L T E. LEIB: Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 E. BENDr.R: Kann die ~berwachung der Eiablage des Apfelwicklers Carpocapsa (Cydia) pomoneila L. die Flug-

kontrolle erseBen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 R. WOLFRAM: Zur Einstiiubung von Getreide mit Kontaktinsektiziden " 73 A. H~,sE: Schiiden an Wa|lniissen durch Krlihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 K I e i n e M i t t e i 1 u n g e n : Personalien, Budlbesprechungen, Zeitschriftenschau, Patentschau, Kurzberichte,

Gesch/iftliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 II I I IIII I I I

Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland*) Von Reg.-Rat Dr. Edmund LEIB, Saarbriicken

Mit 6 Abbildungen

Eines der Hauptziele der Europiiischen Pflanzenschutz- Organisation (Organisation Europ6enne pour la Protec- tion des Plantes), der bereits fast zwei Dutzend Liinder anKehi~ren, ist auch der weitgehende I n f o r m a- t i o n s a u s t a u s c h fiber besondere Befallsbeobach- tungen in einzelnen Teilen des europiiischen Raumes und zwar mit dem uns gelliufigen Ziel, einmal an Hand zahlreidler Einzelbefunde eine schnellere Charakterisie- rung der Gesamtlage herbeizufiihren und zum andern eine wirksamere groflrliumige Abwehr und Bekllmpfung zu ermilglichen. Es scheint, dab wit uns gerade in dieser Hinsicht noch mehr von p o l i t i s e h e n G r e n z e n li~sen miissen, um im Gedankenaustausch wissenschaft- lieher und technisdler Art mit anderen Liindern mand~e kostspieligen und langwierigen Eigenuntersudlungen ab- zuklirzen bzw. zu ersparen nnd vielleicht dadurch auch zu schnelleren Gesamterfolgen zu kommen. Kein anderes Ziel haben letzten Endes auch die im LandesmaBstab durehgefiihrten und durchzufiihrenden F a c h t a g u n - g e n sowie die im internationalen Rahmen, nach dem letzten Krieg im steigenden Mage, stattfindenden Fach- konferenzen. Dem gleichen Zweck dienen auch VerSffent- lidmngen fiber Umfang und Stlirke des Auftretens der versehiedenen Pflanzenfeinde in den verschiedenen Lan- desteilen und innerhalb bestimmter Vegetationsperioden, wobei Befallslagekarten wertvolle Beziehungen und Zu- sammenhiinge aufde&en ki~nnen.

Im Hinblick auf die Sonderstellung des Saarlandes, seine s ta rk parzellierte landwirtsehaftlidle und gartenbau- lid~e Struktur auf relativ kleinem Raum und das Fehlen eines regelmitBigen Austausches fiber Besallsbefunde er- scheint es gerechtfert igt , fiber bemerkenswerte Befalls- beohaditungen, namentlida aus dem Jahre 1951, einiges kurz zu berichten.

Aus dem Obstbau: 1. P firsich.Kriluselkrankheit (Taphrina deformans Tul.)

Diese Krankheit trat, bedingt durch niederschlag. reiche Witterung wilhrend des Austriebs, allgemein

*) A, n m . d. S e h r i f t l . , : I m I n t e r e s s e d e r G e s d l l o s s e n h e i t der V o m V e r f a s s e r i m S a a r | a n d g e m a d l ~ e n B e o b a c h t u n g e n u n d i m Hinhtiek auf don in der Einleitung dos AufsatSes zum Ausdruek gebradatea zielstrebig6n Grundgedanken, glauben wir os ausnahms- Weise verantworten zu diirfen, den unserer geitsdlrift bewullt ge- Steekten Rahmen, nut yon tierisehen Sdaiidlingen zu beriehten, in diesem zusammenfassenden Beitrag zu iibersdlreiten.

s e h r h e f t i g auf (1951), eine Tatsache, die sida aueh fiir andere Anbaugebiete bestiitigen lassen diirfte. Mit Ausnahme des fiir Pfirsiehkuhur vorwiegend und rela- tiv geeigneten Grenzgebietes Saarland-Luxemburg an der Mosel, wo die Fortsehrittlid~keit der Anbauer die Durchfiihrung von Kupfer- bzw. Sd~wefel- spritzungen vor dem Knospenaustrieb sicherte, hatten im iibrigen Saarland die meist in mittleren and kleinen Obstgiirten stehenden Pfirsichbiiume, trotz einer z. T, durdlgefiihrten Winterbehandlung

A b b. 1. Erdbeersorte ,,Oberschlesien", 2. Anbaujahr, stark befallen yon Tarsonemus [ragariae, verzwergt und mit gekrliuselten Bl~ttern. Aufn. November, Vierlanden. (A.us dem Hamburgischen Steatsinstitut

fiir Angew, Botanik, Pflanaenschul~amt)

mit Gelbspritzmitteln so stark gelitten, dab hier die E r n t e fast vollstiindig verloren ging und der in Normal- befallsjahren in der ersten Junihiilfte beginnende N e u - a u s t r i e b in einer groBen Anzahl yon Fiillen ganz ausblieb oder erst Ende August bescheidene Anfiinge zeigte. Der starke Befall drfiekte sich ~uch an zahl- reichen abgestoBenen F r i ie h t e n aus, deren Haut frostblasenartlge, verfiirbte Schwellungen aufwies, und in der Tatsache, dal~ auch die als resistenter hekannte Sorte A m s d e n in der Befallsstiirke kaum hinter an- flilligeren Sorten wie K e r n e e h t e r y o r e V o r - g e b i r g e zuriickstand. Der Umfang der Sehiidigung

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6 6 E. LEn~: Bemerkenswerte Befallsheobachtungen im Saarland

wird sich erst im Friihjahr ]952 richtig ahsch~itzen lassen. Seit 1937, wo Verfasser seine Arbeit im Saarland auf- nahm, ist sine Befallsstiirke wie 1951 nicht beobachtet worden.

A b b. 2. Erdbeersorte ,,Oberschlesien", 2. Anbaujahr, au8 derselben Anlage wie Pflahze in Abb. 1. Dreimal gespri~st nach der Ernte mit E 605 forte, 0,03 %. Aufn, November, Vierlanden. (Aus dem Hamburgischen Staatsinstitut fllr Angew. Botanik,

Pflanzensdm~amt)

.2. Blattbrllune an Ki~schen

(Gnomonia erythrostoma Auersw.)

Mit Sicherheit konnte diese Krankheit an Siil~kirschen e r s t m a f i g 1951 im Saarland festgestelh werden. ZweifeUos steht ouch deren Auftreten mit der regne- rischen zweiten Maihiilfte, der verhliltnism~il~ig hohe Nie- derschlagsmengen auch zu Monatsbeginn vorausgegangen sind, in Verbindung. Der ersten Befallsmeldung am 6. Juni aus einer T a I 1 a g e folgten im Laufe dieses und des nllchsten Monats aus gleichartigen Anbaugebieten so zahlreid~e, dab unsere voile A'ufmerksamkeit auf die k a l a m i t i i r e Ersd~tinung erst gelenkt worden ist, zu- mai anf~ingliche Krankheitsbeschreibungen auf die zur gleichen Zeit stark aufgetretene Schrotschuflkrankheit (Clasterosporium earpophilum,Aderh.) schlieBen liel~en. Dal~ es sich in der Tat um die durd~ Gnomonia erythrostoma hervorgerufene Blatthr~iune handelte, beweist ouch dos zur Zeit dieser Niedersdtrift (No- vember 1951) zu Tage tretende t y p i s c h e K r a n k - h e i t s b i l d : Die zuniichst unter Vergiibung, spiiter B raun -h i s Schwarzflirbung abgestorbenen und vertrodc- neten B lli t t e r sind his jetzt zum groBen Tell auf den befallenen Biiumen verblieben, so dab diese sich aus dem winterkahlen Zustand der iibrigen Vegetation deutlich herausheben. Kranke Bl~itter zeigen die charak- teristische unregelm~il]ige Deformierung, wobei die diir- ten Blattspreiten in der Regel nach oben eingerollt, die B l a t t s t i e l e hliufig S-fi~rmig verbogen sind und in diesem Zustand his zur niid~sten Vegetationsperiode an den Zweigen hlingen bleiben. (best~itigt: 1.~. 1952). - - Es nimmt deshalb nicht wunder, wenn die meisten Besitzer der etwa 30 stark befallenen Einzelbiiume (ira Alter yon 10 bis 35 Jahren) yon der totalen Vernichtung ihrer B~iume iiberzeugt und ent- schlossen waren, diese zu beseitigen. Da der Pilz aher nur das Laub bis einsd~lieB]idt Trennungsgewebe der Blattstlele erfaBt, weshalb aud~ die herbstllche LUsung yore Zwelg unterbleibt, und nid~t auf die Zweige und ~.ste iibergreift, besteht nach einmaligem Befall kein An- la6, die befallenen Biiume abzusd~reiben. Im Frilhjahr 1952 diirfte sich also das seltene Biid ergeben, dal~

zwischen vertrockneten Bl~ttern des Jahres 1951 die neuen Blilten ersd~einen. Inwieweit sich dis Schwiidmng durch den Ausfall an Assimilationszeit des Jahres 1951 auswlrkt, wird sid~ erst in der Wachstumsperiode

1952 entscheiden lassen. Gnomonia-Befall an F r ii c h t e n (Verunstaltung und Risse) lieB sich nur in einigen Fiillen sid~er nachweisen, well g l e i e h z e i t i g e r S c h r o t s e h u B - b e f a l I (siehe unten!) mit ~iihnlichen Sympto- men die Krankheitsmerkmale verwischte. ~2ber geeignete und erfolgreid~e B e k ii m p - f u n g i s t noda so wenig bekannt, daft aud~ in vorliegendem Falle sichere Anwelsungen noch nidzt gegeben werden konnten. Zur Sd~affung yon Anhaltspunkten wurde veranlaflt, in eini- gen Fiillen (kleine Obstglirten) dos abgestor- bene Laub auf und unter den Biiumen zu sam- main und zu vernichten bzw. griindliche Win- terspri~ungen 1951/52 mit GelbspriBmitteln und Kupferzusa~ durchzufiihren. Im Falle eines Erfolges werden sich ]952 Unterschiede gegen- fiber v~ilig unbehandelten, 1951 befallenen Biiumen ergeben miissen.

3. S~hrotschuflkrankheit (Clasterosporium carpophilum Aderh.)

Das Saarland muB allgemein als nieder- schlagsreiches Gebiet mit feuchten ~nd nebelreichen Tiilern gelten. Dis Sd~rot-

sd~uBkrankheit gehi~rt deshalb, namentlid~ in den Kleingiirten mit noch nid~t geniigend zeitgemiiBen Vor- und Nachbiiitespritsungen, zu den fast regel- miil~igen, wenn gebietsweise auda untersdaiedl~daen Be- failserscheinungen an Kirschen, Mirabellen, Zwetsdaen und Pflaumen. Im Jahre 1951 hat sie aber deshalb be- sonders yon sich reden gemacht, well sic genere]i s e h r s t a r k auftrat und vor allem bei Kirsdaen seltenen F r i i e h t e b e f a l l verursad~te. Die im Mai und Juni eingegangenen Meldungen bewiesen bereits starke Ein- bul~en an Assimilationsfl~iche bel allen oben genannten Steinobstarten und hohe E r n t e v e r l u s t e b e i K i r s e h e n . Die bei Besid~tigungen im Juni fest- gestelhe weitgehende E n t I a u b u n g red~tfertigte die Besorgnis der Anbauer um den Bliitenansatz 1952. D e r SchrotschuBIoch-Besatz der Bliitter war bisweilen so dicht, dal~ diese .ein zerfetztes Aussehen aufwiesen und dos sonst typische Krankheitshild ebenso sdawer erkennen liel~en, wie den Flecken-Besatz abgestorbenen Gewebes

A b b. 3, Raupenfrafl (Hyponomeuta mallnella) an einem im Win- ter 1950/51 nicht $espri~ten Bourn, weitgehende Skelettierung his auf Blattspreitenreste und Blattstiele. Aura. Wellingen/Biisehdorf (Sssr),

5.7. 1951: L. Leib

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E. Lm~: Bemerkenswerte Befallsbeobad~tungen im Saarland 6 7

vor dessen Herausfallen aus dem Gewebeverband der Bl~itter. Selbst im fortschrittlichen Mirabellenanbau- gebiet der Dreiliinderecke (Frankreich, Luxemburg, Saar) bei Perl war der Befall trotz Vorblfitespritzung rait schwefelhahigen Mitteln sebr bemerkenswert. An iiiteren S i i l l k i r s e h e n trat zu der schweren Erkran- kung an Laub und Frfid~ten durch Clasterosporium car.

A b b. 4. Vain Befall durdt Hyponomeuta malinella v/~llig versd~onte Apfelaniage, die 1950/51 eine Gelb- spr i~ung e rh ieh , etwa 1 km veto Standoff des in Abb. 3 gezelgten Baumes entfernt . Aufn. 5 .7 . 1951: E. Le ib .

(Abb. 3 u. 4 aus Kr. Merzig-West)

pophilum hiiufig der oben bereits besehriebene Befall durch Gnomonia erythrostoma, wodurch die Bestimmung des dominierenden Befallgrades ersdawert wurde. Wenn Meldungea vom ,,Faulen der Kirsahen auf dem Baum" sprachen, handelte es sid~ um die typi- sehen Erkrankungsmerkmale: Eingefallene, dunkle Stellen und der Fruchtscbale unreifer Frlichte bezw. gri~Bere Partien der Oberhaut und des Frucht- fleisches reifer Kirsehen, deren Gewebe dunkel-

A b b. 5. Raupen . Ge- meinsdmftsgespins t you Hyponomeuta malinello (Aufn. K o t t e , Inst i- rut fiir PflanzenschuB,

Fre ibur 8 i. Br.)

braun bis sahwarz verfiirbt und tlef eingesunken war sowie faulige Beschaffenheit besall. Xhnlich dem Monilia- befall wiesen diese Stellen nicht selten die Merkmale konzentrischer Binge durd~ entsprechende Schrumpfun- g e n d e r Oberhaut auf, wodurd~ der Zustand der Frudlt- verkriippelung nod~ mehr hervorgehoben wurde. Nach Tagen fehlenderNiedersch|iige ersdfienen diese Stellen des Fruchtbefalls als vertrocknete Tells, an deren Riinder noch die Sptt~en r~tlicher Gewebeverfiirbung zu erkennen waren, die vat allem des Sdladbild bei unreifen Frlid~ten kennzeichnet and elne Verwechslung mlt anderen Ur- sadlen ausschliellt. Wo bei sehr stark befallenen Kirsahen und Zwetsdlen auf jungen T r i e b e n Wundgummi aus-

trat, liel3 sich auch hier SchrotschuBinfektion an Hand rotumsliumter, brauner und eingesunkener Rindenflecken feststellen. - - Bei der fiberraschenden Stlirke der dazu nod~ in Gemelnschaft mit der Blattbr~iune aufgetretenen SchrotschuBkrankheit ist es verstiindlid% dal~ sich der betroffenen Obstbauer und Kleingiirtner eine Art Ver- zweiflung bemllchtigte, die wohl als beste Voraussetzung fiir die Propagierung sadlgemiiBer Pflege- und Spritz- mal~nahmen auch genutzt worden ist und noch genutzt werden wird.

4. Erdbeermilbe (Tarsonenrus ]ragariae Zimm.)

Die Befallsmeldtmgen der ]etzten Jahre aus dem Vier- lilnder Erdbeeranbaugebiet, aus Diinemark, Holland, der Sd~weiz und USA beweisen, dab es sial1 bei der Erdbeer- milbe um einen wirtsd~aftlich ernst zu nehmenden Sdfiid- ling bandelt, der neben anderen neueren Funden Ende Mai 1951 e r s t m a I i g such im Saarland und zwar in einem Garten bei Saarbrficken entdeckt worden ist. Der Befall konnte als s t a r k , der Verlust an Pflanzen und Ertrag sis empfindlich bezeid~net werden. Mitre Mai 1951 hatte der Gartenbesitzer des nesterweise Kiimmern und Ah- sterben der Pflanzen erstmalig beobachtet und die Erschei- ~ ~.!~ hung. mit ,,Zurfickgehen der Kuhur" bzw. mit ,,Weniger- i ~ werden" besdlrieben. Das ausgepriigt - typische Krank- heitsbild trat um den20. Juni ;~ zutage (vergl. Abb. 1!). Mit reichlichen Niederschliigen in ' ~ ' ~ der zweiten Maihtilfte, d.h. . 'I~~ mit evtL neuem Blattaustrieb .~:~!'• nach einerTrockenperiode ist ..... ~i! die Aussage des Gartenbesit- ~ ' zers in Verbindung zu brin- :,:~ gen, dell der Befall Ende Mai ~ " gegenfiber dem der Monats- mitte zurfickgegangen gewe- ~ sen sei. DaB der Milbenbefall ~ nicht auf s c h w e r e B i i d e n beschriinkt bleibt, zeigt der bier besprocheneBefund, der A b b. 6. Eigelege von Hypo.

nomeuta malinella im Winter auf einem l e i c h t e n , s a n- (Aufn. K o t t e, Institut fiir d i g - h u m o s e n B o d e n PflanzensdmB, Freiburg i. Br.) feStgestellt worden ist. Da- gegen liell sich in unserem Fall bestlitigen, dab feucht- warms Sommer die Milbenvermehrung f6rdern und die Feuchtlgkeitsverhiiltnisse der Luft nnd des Bodens den Krankheitsverlauf beeinflussen: D]e im Befallsgebiet registrlerten Niederschliige yon Frfihjahr bis Ende Juni 1951 liegen fiber dem langj~ihrigen Jahresdurdlschnitt, andererseits steht des Befallsgeliinde unter dem Einfluli des feuchten Saartals und seiner hliufigen NebeL - - t)ber die Herkunft der befallene n Erdbeerpflanzen, Sorts, Unterschiede in der Sortenanfiilllgkeit, die versuchsweise angewandten Bekiimpfungsverfahren mit Phosphorsliure- esterprilparaten (vergl. Abb. 2!) sowie fiber die Gegen- iiberstellung der Untersuchungen yon HAMANN und MOLLER (Nachr. B1. Dtsch. Pflzschd. Brschw. 3, 1951; Gesd. Pits. 5, 1951; Sonderdr. ,,Bayer" 1951)**) sowie RDESLER

*) Den Her ren Prof . Dr . H a l t m e n n und Dr. H , W . K . M i i l - I e r , Hamburg , sei an dieter Stelle flit freundliehe UnterstllBung gedankt .

**) ~ b e r neueste Versuchsergebnine mi t Gamma.Hexa-Emul- sionen, Systox, E 605 (im Fr i ih jahr) , mi t E-Pr~pareten, Systox, DDT, DDT-Hexa, NeBschwefe|, St~ubemitteln auf Hexa*, E* uud DDT- Basis (hash der Ernte) sowle mi t Gamma-Emulsioneu, E -P r ipa ra t en , Systox und Ne~sd~wefel (Taudleu der Jungptlauzen) beriehtea H a h - m a n n und M ii 1 | e r im Nechr.BI. Dtsch. Pfllgttchd. Brschw., 3, 1952, dss erst bei Drucklegung des AufsaBes sur Verfiigung stand.

Page 4: Bemerkenswerte Befallsbeobachtungen im Saarland

68 E. BENDER: Kann die I3berwaehung der Eiablage des Apfelwicklers die Flugkontrolle ersegen?

(Naehr. B1. Dtsch. Pflzschd. Brschw. 3, 1951) soil naeh weiteren Beobachtungen am Befallsherd 1952 berichtet werden.

5. Apfelbaumgespinstmotte (Hyponomeuta malinella ZetL)

Dieser Sehiidling hat die Eigenart , in mandaen Jahren sd~lagartig in Massen zu ersdaeinen, um im folgenden Jahr nahezu viillig wieder zu versehwinden. Nad~ iiher zehn Jahren hat das Saarland 1951 wieder oinen solehen M a s s e n w e e h s e l erlebt. Wie so hliuflg, wurde aueh diesmal der katastrophale Befall z .T. erst beachtet, als Kahlfrafl sd~on zutage t ra t und die Sammelgespinste fiir Spritzbri ihen undurd~dringlich geworden wareu. We nach den ersten Befallsmeldungen Anfang Juni die Spritz- anweisungen (DDT und E) ve t Erseheinen tier Sammel- gespinste noeh befo lg t worden sind, blieb es bei ertriig- lichen Blattfragschiiden. In allen anderen Fiillen k a m es his Anfang Juli zu weitgehendem K a h l f r a f l , der sich im Jahre 1952 auswirken diirfte. Von soicheu Schii- den verschont wurden in recht eindeutiger und fiir die Obstbauer eindringlicher Weise die Anbaubezirke und Aulagen, in denen 1950/51 eine Winterspri tzung, nament- iieh mit G e l b s p r i t z m i t t e l n , durehgefiihrt wor- den war (Abb. 3 u. 4). Der Unterschled war fi ir die ,,ewigen Besserwisser ~nd Unbe lehrbaren" so verbliiffend, dab sich gerade zur Zeit der Vorberei tungen zur Winter- spritzung 1951/52 die Lehre aus der Kalamitiit in einer seltenen Emsigkeit der Betroffenen ausdriickte. So kann also das iiberrasehend starke Auft re ten einer Krankhe i t oder eines Schiidiings, wie auch in den hesdarie- benen Fiillen der Pfirsichkrliuselkrankheit, der Kirsdaen- blat tbri iune und der Schrotsehul3krankheit, in heleh- render Hinsicht oft mehr ausriehten, ais eine systema- tisdae Aufkliirungsaktion.

Bemerkenswert ist immerhin, dab das Auft re ten der Apfelbaumgesplnstmotte diesmal so v e r h e e r e n d gewesen ist, wie w i r e s sonst nu t bei der Pflaumen- gespinstmotte kennen. Fiir die Obstbauer des Haupt- befallsgehietes (Kreis Merzig-Wadern zwisehen Saar und

Mosel), vor allem in den Gemarkungen mit didlten Apfel- bestiinden( Borg, Wehingen, Wellingen, Tiinsdorf), ergab sich besonders ab Anfang September 1951 insofern eine d e m o n s t r a t i v e B e o b a e h t u n g , als sic bei abendlicher kiinstlicher Beleuchtung Tausende yon Mot- ten aus Wohnung und S t a l l abzuwehren hat ten, deren Ursprung ihnen anfangs ein Riitsel war. Daft der A~uto - fahrer vor seinen Scheinwerfern iihnlidae Feststeilungen treffen konnte, braud~t nidl t hervorgehoben zu werden.

Von besonderem Interesse diirfte noch der wiederholt hest~tigte Befund sein, dab nehen einigen Lokalsorten besonders s tark W e i l 3 e r u n d R o t e r T r i e r o r und R h e i n i s e h e r B o h n ' a p f e l versponnen und ske- let t ier t waren (vergl. Abb. 5!)**) Allgemein ge- ringeren Befall wiesen die Soften G e h e i m r a t O l d e n b u r g , O n t a r i o , W e i B e r K l a r a p f e l , L u x e m b u r g e r R e n e t t e und J a k o b L e b e l auf, wiihrend der R h e i n i s e h e W i n t e r - r a m b o u r am wenigsten unter Befall und FraB gelitten hatte. Diese Befallsuntersdliede lassen es wiinsdlenswert erseheinen, iihnlicho Beobaeh- tungen aus anderen Anbaugebieten bekanntzugeben bzw. anzustellen, um den Ursachen auf den Grund zu kommen. - - Merkliche Untersddede in der Befallsstiirke bestanden iibrigens aueh zwisehen dem westlichen und ilstlichen Teil des Kreises Merzig-Wadern, die dutch das FluBbett der Saar get rennt werden. Bis auf die Gemar- kungen mit dichten und gesdilossenen Apfelbest;inden blieb der Sehiidlingsbesatz ~istlich der Saar h in te r dem des westliehen Anbaugebietes zuriick, eine Tatsad~e, die in der Hauptsache in den t rennenden ausgedehnten Berg- wiildern und in dem milderen Klima des Westbezirkes als priidestiniertes Obstbaugebiet ihre Erkliirung finden diirfte.

~ b e r weitere aufschlul~reiche Befallsersdaeinungen aus Gemiisebau und Landwirtschaft des Saarlandes sell zu einem spiiteren Zei tpunkt berichtet werden.

**) Flit die freundlidle ()berlassung yon Bildmaterial sage idt Herrn Prof. Dr. K o t t e , Freibnrg i, Br., Dank.

Aus dem Staatl. lnstitut filr P[lanzenscbutz Freiburg - - Bezirksstelle Meersburg-Bodensee

Kann die berwachung der Eiablage des Apfelwicklers Carpocapsa (Cydia) pomonella L. die Flugkontrolle

ersetzen? Von Dr. E. BENDER, Meersburg-Bodensee

Mit 4 Abbildungen und 2 Tabellen

Die Bekiimpfung des Apfelwicklers und seiner Larve, der Ohstmade, ist t rotz der vielen Veriiffentlichungen noch nicht befriedigend gelllst. Sy (Sa) weist mit Recht darauf hin, dab das P r o b l e m der Obstmade einer l~ber- prllfung auf breitesti~r Grundlage harr t . Untersuchungen fiber den Massenwechsel, den Flugverlauf, da~ Auft re ten dcr zweiten Generat ion und die Bekiimpfung des Apfel- wi&lers lagen fiir das Obstbaugebiet am Bodensee nicht vet. Aus Riicksprachen mi't iilteren, erfahrenen Ohst- ziidltern ergab sich, dab der Befall der Xpfel und Birnen dural1 die Obstmade irn Laufe der Jahre sehr unterschied- lieh ist. Auf Jahre mit geringem, ja sehenem Obstmaden- befall folgen soidle mit s tarkem Auftreten des Sehiidlings und bedeutendem wirtsdlaftlichem Schaden. Aus anderen Ohstbaugehieten, wie Nordbaden und der Rheinpfalz, ist dagegen bekannt , dal3 def t der Apfelwickler in jedem

Sommer mehr ode1" minder stark auftr i t t . Neben der Arhei t im praktischen Pflanzenschutz hefassen wit uns seit 1948 mit dem Apfelwiekler und einigen anderen Tortrioiden. In zwangloser Folge werden wir i iber unsere Ergebnisse berichten und vorerst die Fragen be- handeln, die fiir die Beki/mpfung Bedeutung haben. Fiir die Bestimmung des ersten Spritztermins ist der Beglnn des Falterfluges, insbesondere die Feststellung der Haupt- flugtage, yon Bedeutung. LEHMANN (4) sd~reibt nach Be- obaehtungen in der Vorder-Rheinpfaiz: ,,Die Motte er- scheint im Fr i ih jahr zur Zeit der Apfelbliite." MIESTXNGER (5) gibt f i i r 0sterreich (Oft?) als Flugbeginn ebenfalls das Ende der Blfite oder die Zeit sofort danach an. Beide Autoren verraten leider nicht, wie sie zu diesen Erkenntnissen kamen und wieviel Beobadttungs~jahre diesen zugrunde liegen. WIESMANN (9) stellte 1926 und