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5. JUNI 1937 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 16. JAHRGANG. Nr. 23 8o7 BEOBACHTUNGEN 0BER DEN LACTOFLAVIN- GEHALT DER FRAUENMILCH UND SEINE BEEINFLUSSUNG DURCH DIE ERNJ~HRUNG. Yon Dr. phil. RUDOLF MOLLER. Ans der Landesfraaenklinik Erfurt (Dir.: Obermedizinalrat Dr. KONRADKAYSER). Einleitung: M. E. ~4]:AYSER 9' l0 u n d GERNGROSS u n d SCHULZ6 fanden, unabh~ingig voneiliander, schon im Jahre 1927, dab sich ~uhmilch und Frauenmilch im Ultraviolettlieht der Quarzlampe, deren sichtbare Strahlung dutch ein Vorsatz- filter absorbiert wird, verschieden verhalten: Frauenmilch Iluoresciert mehr oder weniger stark blau, Kuhmilch kanarien- gelb. Seitdem benutzt I(AYSER diesen Untersehied, um die in den Frauenmilchsammelstellen eingelieferte Milch auf Ver- I~ilschung mit Kuhmilch zu prfifeli. KUHN und Mitarbeiter konnten 1933 den Farbstoff, der die Gelbfluorescenz der Kuhmolke bedingt, isolieren. Sie nannten ihn Lactoflavin*. Seine KonstitutionsaufklXrung und Synthese ge- langen in den letzten Jahren durch die Arbeiten yon I~UHN, KAR~ER, V. ]~ULER 11. a. CH2OH ttO--C--H HO--C--H ] Laetoflavin ttO--C--H I C17Hs~176 CH 2 (6.7-Dimetyl-9-d-lRiboflavin) I CIt3\/~/N\~N\ CO CH3/~/\N//'\C/ O Das Luctofiavin ist aller Wahrscheinlichkeit nach chemisch identisch mit den aus Hefe, Leber und Eiern isoIierten Fiavinen. Biologische Bedeutung erlangte es dadurch, dab es naeh G,Z6RGY identisch ist mit dem Vitamin B 2. Zwar ist i~ber die klinische 13e- deutung des Vitamins B~ ft~r den Menschen noch nichts bekannt, aber Ftitterungsversuche an Ratten haben gezeigt, dab es flit den tierischen Organismus nnentbehrlich ist: B~-freie Ernghrung be- dingt Wachstumsstillstand. Einblick in die Funktionen des Vitamins B e brachte die Ent- deckung von THEORELL und WARBURG, dab der Phosphors~ure- ester des Lactoflavins mit EiweiB das sog. gelbe OxydationsJer~nent bildet. Dieses ist als omnicellul~res und lebensnotwendiges De- hydrierungsferment yon maBgebender Bedeutung ffir die Zell- atmung. ]3ei der seit Jahren an der Erfurter Frauenmilchsamliiel- stelle durchgeffihrten Kontrolle aller eingelieferteli Milch auf ihre Fluorescenzfarbwerte, wurde festgestelltm' ~" I. Die Milch jeder Frau hat eine bestimmte Fluorescenz- farbe, die fiber l~tngere Zeitr~ulne gleich bleibt ulid personen- spezifisch ulid yon der Art der Ern~hrung unabhgngig zu sein seheint. Sie differiert zwischeli stark blau ulid leicht gelb. Unter 85 Franen wareli nur 3 mit schwach gelb fiuorescieren- der Milch**. 2. Gelegentlich komlnt es vor, dab Frauen, deren Milch IIormalerweise die typische Blaufluorescenz zeigt, Milch ab- geben, die ausgesprochen gelb fluoresciert und unter der Quarz- lampe nicht yon Kuhmilch zu unterscheiden ist. Die Ersehei- hung ist selten und rasch vorfibergehend. Die M6glichkeit einer Kuhmilchpanschung konnte durch andereUiitersuchuligs- methoden ausgeschaltet werden. Sowohl ]5~AYSER 1~ wie GRIEB~L 7 waren von vornherein der Meinulig, dab es sich bei den unter 2. beschriebenen F~tleli um einen ts der Ern~hrung handelt, dab also ein gelb- fluorescierelider Stoff aus der Nahrung in die Milch fibergeht. GRIEBEL vermutet bereits, dab auch hier die Gelbfluorescenz * weitere Literaturangabenfiberdas Laetoflavin,seinebiologische Bedeutung und sein Vorkommen in den mensehliehen Nahrungsmitteln sind in dem ausgezeiehneten zu- sammenfassenden Werk yon BOMSKOV: Metbodik der Vitaminforschung,zu findell. ** Es sei ausdrficklieh betont, dab die besproehenen Farbuntersehiedeerst unter der Quarzlampe sichtbarwerden. Die Eigenfarbe der Frauenmilch im Tageslieht ist wie die der Kuhmileh inlmer reinweiB. Nut Colostralmilch besitzt aueh im Tagesliehteine Gelb- f~irbung, die aber andere Ursachen hat. durch das Lactoflavin bedingt wird, ffihrt als Beweis aber auBer der Yv'asserlSslichkeit und der Liehtempfindlichkeit des ,,Gelbstoffes" nut an, dab sich die betreffende Milchliefe- rantin vegetarisch ern~hrte. Dagegen land KAYSER in Di~ttversuchen mit Ammen nach ausschlieBlich vegetabiler Ern~.hrung keine Gelbfiuores- cenz in der Milch. Woht aber erschien diese in allen Fallen nach einer Lebermahlzeit -- und zwar sowohl in der Milch wie im Urin. Die Leber selbst zeigt die Gelbfluorescenz erst nach den1 Aufkochen. KAYSZR laBt die Frage, um wel- chen Stoff es sich hier handelt, noch offen und schliegt ihre Ver6ffentlichung mit der Frage: Welcher Leberbestandteil geht in die Frauenmilch fiber? Meine Untersuchung soU den schli~ssigen Beweis erbringen, daft die nach Lebergenufl in der Milch erscheinende Gelb]luores- cenz wirklieh dutch das Lacto]lavb~ bedingt wird. 2'erner soll ]estgestellt werden, ob und in welcher Menge das Lacto]lavin auch aus anderen Nahrungsraitteln in die 3lilch i~bergeht. Ich m6chte auch an dieser Stelle dem Provinzialverband Sachsen, dem Direktor der Landesfrauenklinik :Erfurt, tterrn Ober- medizinalrat Dr. KAYSER, und der Leiterin der Erfurter Frauen- milchsammelstelle, Frau Dr. KaYs~a, dafiar danken, dab sic mir dutch ihre Unterstfitzung die Durchftihrung der Arbeit erm6gliehten. Verhalten des Gelbsto]/es in der ~'rauenmilch. Zunfichst wurde geprfift, ob das Verhalten des naeh LebergenuB in der Frauenmilch erscheinenden Gelbstoffes mit dem bekann- ten Verhalten des Lactoflavins der Kuhmilch fibereinstimmt. In S~iuregrad, spezifischem Gewicht, Fettgehalt, fettfreier Trockensubstanz und Gefrierpunktserniedrigung zeigt die gelbfluorescierende Frauenmilch keine Unterschiede gegen- fiber der normalen, blaufluorescierenden. Wie bei der Kuhmilch, bleibt bei der Frauenmilch der Gelbstoff nach dem Zentrifugieren in der unteren fettarmen Flfissigkeits- schicht. Auch durch Aussehfitteln mit PetroHither kann er nicht entfernt werden. Er ist also wasserl6slieh. Auch (tie Lichtempfindlichkeit hat er mit dem Lacto- flavin gemeinsam: Bestrahlung mit Sonnenlicht verwandelt, die Gelbfluorescenz fiber WeiB in die normale Blaufluores- cenz*. Durch schwachen Alkalizusatz wird die Lichtempfind- lichkeit verst~trkt, dutch schwadhes Ans~uern herabgesetzt. Bei gleichem S~uregrad verschwindet die Gelbfluorescenz im Sonnenlicht langsamer in abgekfihlter Milch (+8 ~ als in solcher ohne Kfihlung (+2o~ Der Lumiflavintest konnte nicht gemacht werden, da nicht die dazu II6tigen Mengen gelbfluorescierender Frauemnilch zur Verffigung standeli. Wie die Gelbfiuorescenz der t(uhmilch, ist aueh die der Frauenmilch VOlii/)a abh~ngig, sie hat ihr Maximum zwischen p~ 6 und 7 und verschwindet sowohl bei Zusatz yon S~uren bei I)~ 4 wie bei Zusatz yon Alkali bei pa 8--9. W~thrend starkes Alkali den Gelbstoff irreparabel zerstSrt, ist er gegen S~ture unempfindlicher: nach dem Neutralisieren erscheint die Gelbfluorescenz wieder. Auch die HitzebestXndigkeit des Gelbstoffes in Frauen- milch und Kuhmilch ist die gleiche: 5-minutenlaliges Kochen bei IOO ~ -- entsprechend der in der Frauenmilchsammelstelle fiblichen Sterilisationsdauer -- schwXcht die Gelbfluorescenz geringffigig ab, 1/2--istfilidiges Kochen bei lO 5 ~ zerst6rt sie. Gegen Oxydationsmittel ist die Geibfluorescenz best~ndig, Reduktiolismittel lassen sic verschwinden. Entsprechend wird das Lactoflavin durch Reduktionsmittel in das nicht- fluorescierende Leuko-Lactoflavin fibergeftihrt. Dieses rever- sible Hydrierungsverm6gen bedingt ja die Bedeutung des Lactoflavins ftir die Zellatmung. Schon diese ~bereinstimmung lassen wohl kaum eineli Zweifel darfiber zu, dab die Gelbfluorescenz der Frauenmilch nach LebergenuB dutch Lactotlavin verursaeht wird. :Die weiterhin angestellten DiXtversuche zeigeli, dab die Gelb- fluorescenz nach GenuB aller Stoffe erscheint, naeh denen, ihrem Lactofiavingehalt entsprechend, eilie solche Wirkung zu erwarten ist. * Der die Blaufluoreseenz verursaehendeStoff, der in der Frauenmilchwie in der Kuh- milch vorkommt,in letztereraber zunRehst durchdas Laetoflavin verdeektwird. konnte noch nleht isoliert werden. Das durch die Einwirkungyon Licht auf Lactoflavinent- stehende6.7.-Dimethylalioxazin fluoreseiert zwarebenfalls blau, seheintabet nieht iden- tisch zu seinmit dem yon Haus aus in Kuh-und Frauenmilch vorhandenen ,,Blaustoff".

Beobachtungen Über den Lactoflavin-Gehalt der Frauenmilch und Seine Beeinflussung Durch die Ernährung

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5. JUNI 1937 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 23 8o7

BEOBACHTUNGEN 0 B E R DEN LACTOFLAVIN- GEHALT DER FRAUENMILCH UND SEINE BEEINFLUSSUNG DURCH DIE ERNJ~HRUNG.

Yon

Dr. phil. RUDOLF MOLLER. Ans der Landesfraaenklinik Erfurt (Dir.: Obermedizinalrat Dr. KONRAD KAYSER).

Einleitung: M. E. ~4]:AYSER 9' l0 und GERNGROSS und SCHULZ 6 fanden , unabh~ingig vonei l iander , schon im Jah re 1927, dab sich ~ u h m i l c h und Frauenmi lch im Ul t r av io l e t t l i eh t der Quarz lampe , de ren s ich tbare S t rah lung d u t c h ein Vorsa tz- f i l ter abso rb ie r t wird, verschieden v e r h a l t e n : F rauenmi l ch I luorescier t m e h r oder weniger s t a rk blau, Kuhmi l ch kanar ien- gelb. Se i tdem b e n u t z t I(AYSER diesen Unte r seh ied , u m die in den F rauenmi l chsammel s t e l l en eingel iefer te Milch auf Ver- I~ilschung mi t K u h m i l c h zu prfifeli.

KUHN und Mitarbeiter konnten 1933 den Farbstoff, der die Gelbfluorescenz der Kuhmolke bedingt, isolieren. Sie nannten ihn Lactoflavin*. Seine KonstitutionsaufklXrung und Synthese ge- langen in den letzten Jahren durch die Arbeiten yon I~UHN, KAR~ER, V. ]~ULER 11. a.

CH2OH

t t O - - C - - H

H O - - C - - H ] Laetoflavin

t t O - - C - - H I C17Hs~176 CH 2 (6.7-Dimetyl-9-d-lRiboflavin) I

C I t 3 \ / ~ / N \ ~ N \ CO

C H 3 / ~ / \ N / / ' \ C / O

Das Luctofiavin ist aller Wahrscheinlichkeit nach chemisch identisch mit den aus Hefe, Leber und Eiern isoIierten Fiavinen. Biologische Bedeutung erlangte es dadurch, dab es naeh G,Z6RGY identisch ist mit dem Vitamin B 2. Zwar ist i~ber die klinische 13e- deutung des Vitamins B~ ft~r den Menschen noch nichts bekannt, aber Ftitterungsversuche an Ratten haben gezeigt, dab es flit den tierischen Organismus nnentbehrlich ist: B~-freie Ernghrung be- dingt Wachstumsstillstand.

Einblick in die Funktionen des Vitamins B e brachte die Ent- deckung von THEORELL und WARBURG, dab der Phosphors~ure- ester des Lactoflavins mit EiweiB das sog. gelbe OxydationsJer~nent bildet. Dieses ist als omnicellul~res und lebensnotwendiges De- hydrierungsferment yon maBgebender Bedeutung ffir die Zell- atmung.

]3ei der seit J a h r e n an der E r f u r t e r Frauenmi lchsaml i ie l - s tel le durchgef f ih r t en Kont ro l le aller eingeliefertel i Milch auf ihre F luorescenzfa rbwer te , wurde fes tges te l l t m' ~"

I. Die Milch j eder F rau h a t eine b e s t i m m t e Fluorescenz- farbe, die fiber l~tngere Zeitr~ulne gleich b le ib t ulid pe rsonen- spezif isch ulid yon der A r t der E r n ~ h r u n g u n a b h g n g i g zu sein seheint . Sie d i f fer ie r t zwischeli s t a r k blau ulid le icht gelb. U n t e r 85 F r a n e n wareli nu r 3 mi t schwach gelb f iuorescieren- der Milch**.

2. Gelegent l ich komln t es vor, dab Frauen , deren Milch IIormalerweise die typ i sche Blauf luorescenz zeigt, Milch ab- geben, die ausgesprochen gelb f luorescier t und u n t e r der Quarz- l ampe n i ch t yon K u h m i l c h zu un t e r s che iden ist. Die Ersehe i - h u n g ist se l ten und rasch vor f ibergehend. Die M6glichkeit einer K u h m i l c h p a n s c h u n g konn te d u r c h andereUi i te rsuchul igs - m e t h o d e n ausgescha l t e t werden .

S o w o h l ]5~AYSER 1~ wie GRIEB~L 7 waren von vornhe re in der Meinulig, dab es sich bei den u n t e r 2. besch r i ebenen F~tleli u m einen ts de r E r n ~ h r u n g hande l t , dab also ein gelb- f luorescierel ider Stoff aus der N a h r u n g in die Milch f ibergeht . GRIEBEL v e r m u t e t berei ts , dab auch hier die Gelbf luorescenz

* weitere Literaturangaben fiber das Laetoflavin, seine biologische Bedeutung und sein Vorkommen in den mensehliehen Nahrungsmitteln sind in dem ausgezeiehneten zu- sammenfassenden Werk yon BOMSKOV: Metbodik der Vitaminforschung, zu findell. ** Es sei ausdrficklieh betont, dab die besproehenen Farbuntersehiede erst unter der Quarzlampe sichtbar werden. Die Eigenfarbe der Frauenmilch im Tageslieht ist wie die der Kuhmileh inlmer reinweiB. Nut Colostralmilch besitzt aueh im Tageslieht eine Gelb- f~irbung, die aber andere Ursachen hat.

durch das Lac tof lav in bed ing t wird, f f ihr t als Beweis aber auBer der Yv'asserlSslichkeit und der L i eh t empf ind l i chke i t des , ,Gelbs tof fes" n u t an, dab sich die be t r e f f ende Milchliefe- r an t in vege ta r i sch ern~hr te .

Dagegen l and KAYSER in Di~ttversuchen mi t A m m e n nach ausschlieBlich vege tab i le r Ern~.hrung keine Gelbfiuores- cenz in der Milch. Woht aber erschien diese in al len Fa l len nach einer Lebermahlzeit - - u n d zwar sowohl in der Milch wie im Urin. Die Lebe r se lbs t zeigt die Gelbf luorescenz ers t nach den1 Aufkochen. KAYSZR laBt die Frage, u m wel- chen Stoff es sich hier hande l t , noch offen u n d sch l ieg t ihre Ver6f fen t l ichung mi t der F rage : Welcher L e b e r b e s t a n d t e i l geh t in die F r a u e n m i l c h fiber?

Meine Untersuchung soU den schli~ssigen Beweis erbringen, daft die nach Lebergenufl in der Milch erscheinende Gelb]luores- cenz wirklieh dutch das Lacto]lavb~ bedingt wird. 2'erner soll ]estgestellt werden, ob und in welcher Menge das Lacto]lavin auch aus anderen Nahrungsraitteln in die 3lilch i~bergeht.

Ich m6chte auch an dieser Stelle dem Provinzialverband Sachsen, dem Direktor der Landesfrauenklinik :Erfurt, t terrn Ober- medizinalrat Dr. KAYSER, und der Leiterin der Erfurter Frauen- milchsammelstelle, Frau Dr. KaYs~a, dafiar danken, dab sic mir dutch ihre Unterstfitzung die Durchftihrung der Arbeit erm6gliehten.

Verhalten des Gelbsto]/es in der ~'rauenmilch. Zunfichst wurde geprfift , ob das Verha l t en des naeh LebergenuB in der F r a u e n m i l c h e r sche inenden Gelbstoffes mi t d e m bekann - t en Ve rha l t en des Lac tof lav ins der K u h m i l c h f ibe re ins t immt .

In S~iuregrad, spezif ischem Gewicht , F e t t g e h a l t , f e t t f r e ie r T rockensubs t anz und Gef r i e rpunk t se rn ied r igung zeigt die gelbf luorescierende F rauenmi lch keine Un te r sch i ede gegen- fiber der normalen , b lauf luoresc ierenden. Wie bei der Kuhmi lch , b le ib t bei der F rauenmi l ch der Gelbs toff nach d e m Zentr i fugieren in der u n t e r en f e t t a r m e n Flfissigkeits- schicht . Auch du rch Aussehf i t te ln mi t Pe t roHi ther kann er n i ch t e n t f e r n t werden . E r is t also wasserl6sl ieh.

Auch (tie L i ch t empf ind l i chke i t h a t er m i t d e m Lac to - f lavin geme insam: B e s t r a h l u n g mi t Sonnen l i ch t ve rwande l t , die Gelbfluorescenz fiber WeiB in die no rma le Blauf luores- cenz*. Durch schwachen Alkal izusatz wird die L i ch t empf ind - l ichkei t verst~trkt, d u t c h schwadhes Ans~uern he rabgese t z t . Bei g le ichem S~uregrad v e r s c h w i n d e t die Gelbf luorescenz im Sonnenl ich t l angsamer in abgekf ihl ter Milch ( + 8 ~ als in solcher ohne Kf ih lung ( + 2 o ~ Der Lumi f l av in t e s t konn t e n ich t g e m a c h t werden , da n i ch t die dazu II6tigen Mengen ge lbf luoresc ierender F rauemni l ch zur Verff igung s tandel i .

Wie die Gelbf iuorescenz der t (uhmi lch , ist aueh die der F r a u e n m i l c h VOlii/)a abh~ngig, sie h a t ihr M a x i m u m zwischen p~ 6 und 7 und v e r s c h w i n d e t sowohl bei Zusa tz yon S~uren bei I)~ 4 wie bei Zusatz yon Alkali bei pa 8 - -9 . W~thrend s ta rkes Alkali den Gelbstoff i r r eparabe l zers tSr t , ist er gegen S~ture unempf ind l i che r : nach d e m Neut ra l i s i e ren e r sche in t die Gelbf luorescenz wieder .

Auch die Hi tzebes tXndigkei t des Gelbstoffes in F r a u e n - milch und K u h m i l c h ist die gleiche: 5-minutenla l iges K o c h e n bei IOO ~ - - e n t s p r e c h e n d der in der F r a u e n m i l c h s a m m e l s t e l l e f iblichen S te r i l i sa t ionsdauer - - schwXcht die Gelbf luorescenz geringffigig ab, 1 /2-- is t f i l id iges K o ch en bei lO 5 ~ ze r s t6 r t sie. Gegen O x y d a t i o n s m i t t e l is t die Geibf luorescenz bes t~ndig , Reduk t io l i smi t t e l lassen sic ve r schwinden . E n t s p r e c h e n d wird das Lac to f l av in durch R e d u k t i o n s m i t t e l in das n ich t - f luorescierende Leuko-Lac to f l av in f ibergeft ihr t . Dieses rever - sible H y d r i e r u n g s v e r m 6 g e n bed ing t ja die B e d e u t u n g des Lac to f l av ins ftir die Ze l la tmung .

Schon diese ~ b e r e i n s t i m m u n g lassen wohl k a u m eineli Zweifel dar f iber zu, dab die Gelbf luorescenz der F r a u e n m i l c h nach LebergenuB d u t c h Lac to t l av in v e r u r s a e h t wird. :Die we i te rh in anges te l l t en DiXtversuche zeigeli, dab die Gelb- f luorescenz nach GenuB aller Stoffe erscheint , naeh denen, ih rem Lac to f i av ingeha l t en t sp rechend , eilie solche W i r k u n g zu e r w a r t e n ist .

* Der die Blaufluoreseenz verursaehende Stoff, der in der Frauenmilch wie in der Kuh- milch vorkommt, in letzterer aber zunRehst durch das Laetoflavin verdeekt wird. konnte noch nleht isoliert werden. Das durch die Einwirkung yon Licht auf Lactoflavin ent- stehende 6.7.-Dimethylalioxazin fluoreseiert zwar ebenfalls blau, seheint abet nieht iden- tisch zu sein mit dem yon Haus aus in Kuh- und Frauenmilch vorhandenen ,,Blaustoff".

808 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . ~6. J A H R G A N G . N r . 23 5. JUNI 1937

Di~itversuche. 2Leber. Rinde r l ebe r h a t den h6chs ten Lac to- f lavingehal t , de r f ibe rhaup t Ifir f r ische N a h r u n g s m i t t e l an- gegeben ist, n~imlich 15,9 mg pro K i l o g r a m m Fr i schgewicht . Nach einer Mahlzei t von 25 ~ g Lebe r kann, wenn nur wenig Milch abgegeben wird, die St/irke der Gelbf luorescenz die der K u h m i l c h erre ichen. ]3ei st~irkerer Mi lchproduk t ion is t sie e n t s p r e c h e n d der gr613eren Verdf in l lung geringer. Tabelle I g ib t e inen zei t l ichen fJberbl ick fiber das E r sche inen u n d Ver schwinden der Gelbfluorescenz in Milch und Urin.

Tabelle I. F l u o r e s c e n z yon M i l c h u n d U r i n vo r u n d n a c h e i n e r L e b e r m a h l z e i t .

Zeit {{ Milch I Urin

I 3 U h r I] blau [ blau

Um 13 lJhr wurden 250 g Leber gegessen

14 15 ~6 17 18 19 20 21 22

5

Uhr leicht ,, leicht

blau gelb

stark gelb am st~irksten gelb stark gelb stark gelb leicht gelb leich~c gelb leicht blau blau blau

leicht gelb stark gelb leicht gelb leicht gelb schwach blau schwach blau blau blau blau blau blau

Es m a c h t sich also in der Milch bere i t s eine S tunde n a c h d e m LebergenuB ein F luorescenzumsch lag zum Gelb h in be- merkbar , nach 4 S tunden is t die Wi rkung am stXrksten und nach i o - - i 2 S tunden abgeklungen . Iml Ur in i s t bere i t s nach 2 S t u n d e n der H 6 h e p u n k t e r re ich t und schon nach 6 - - 7 S tun- dell e r sche in t wieder die normale Blaufluorescenz.

Q u a n t i t a t i v l~iBt sich fiber die mi t de r Milch ausgeschiedene Lac to I l av inmenge nu r in roher Sch~tzung e twas aussagen. Z u s a m m e n mi t dem, was das K i n d t r ink t , g ib t die F rau e twa 1 1 Gelbmilcll ab, de ren Gelbf luorescenz ungef~ihr der der I (uh- milch en t spr ich t , die also ann~thernd den gleichen Lac tof lav in- geha l t h a t wie jene, n/ imlich I mg pro Li ter . In der Leber - mah lze i t von 25o g Lebe r s ind e twa 4 mg Lac tof lav in ent - ha l ten . D a v o n gelangen also e twa 25 % in die Milch. Bei e iner a l lerdings ebenso rohen l Jbersch lags rechnung k o m m t KUHN 16 ffir die K u h zu e inem ~ihnlichen Ergebnis : Die K u h n i m m t mi t 7 kg H e u m e h l (ge t rocknete Luzerne) e twa 5o mg Lac to f l av in auf. N i m m t m a n an, dab diese K u h IO 1 Milch mi t e inem du rchschn i t t l i chen Lac to f l av ingeha l t yon I mg pro L i t e r liefert, so wi i rden e twa 2o % des mi t der N a h r u n g auf- g e n o m m e n e n Lac tof lav ins in der Milch wiedererscheinel l .

Wahrsche in l i ch wird ein grol3er Tell des mi t der N a h r u n g a u f g e n o m m e n e n Lac tof lav ins zuni ichst im K6rp e r zurfickge- ha l t en und yon der Leber gespeicher t . Bei Bedar f g ib t diese es in das Blur ab, regul ier t also den , ,Lactoflavinspiegel" des Blutes . Vielleicht ist auch die l a n g a n d a u e r n d e Nachwi rkung tier Lac to f l av ingabe in de r Milch mi t d iesem regul ie renden Spe iche rungsve rm6gen der Lebe r zu erkl~iren.

Die Leber enth/ilt - - ebenso wie die anderen untersuchten Nah- rungsmittel auBer der Kuhmilch -- das Lactoflavin nicht in freier Form, sondern, als Farbkomponente des Warburgschen Oxydations- fermentes, noch an einen EiweiBk6rper gebunden. Erst dutch Auf- kochen oder dutch Behandlung mit Aceton oder Methanol wird es frei und bewirkt die leuchtend gelbe Fluorescenz. Bemerkenswert ist, dab diese Spaltung auch durch die T~itigkeit der Faulnisbakterien erfolgt, denn auch faulende 1Rohleber fluoresciert in der F~iulnis- schicht stark gelb is.

Fiir die St~irke der Gelbfluorescenz in der Milch ist es gleich- gfiltig, in wetcher Form die Leber - - wie auch die anderen, spiiter besprochenen Nahrungsmittel - - gereicht werden : ob rob, gekocht, oder gebraten. In einem Versuch wurde die gut zerkleinerte Leber aufgekocht und filtriert. Nur das Fi l t rat zeigte unter der t t6hen- sonne die Lactoflavinfluorescenz und verursachte nach dem GenuB eine Gelbfluorescenz der Milch.

tm Blur war das Lactoflavin nach einer Lebermahlzeit nieht nachzuweisen -- wohl infolge der groBen Verdtinnung (auf etwa 7 1 Blut) und vielleicht auch wegen der SpeichertAtigkeit der Leber. Dagegen konnte KAYSER ~ zeigen, dab nach einer Lebermahlzeit der Mutter die Gelbfluorescenz auch in dem Urin des mit der Gelb-

milch genahrten Kindes erscheint. Es geht also das Lactoflavin aus der Nahrung der Mutter fiber deren Milch in den Stoffwechsel des Kindes fiber.

Niere: Fiir R inde rn ie re is t ein ebenso h o h e r Lac to f l av in - gehal t angegeben wie Ifir Lebe r ( lO--2o mg pro K i l o g r a m m Fr ischgewicht ) . E n t s p r e c h e n d f luorescier t die Milch auch nach einer Nie renmahlze i t in ungef~hr gleicher St~rke gelb wie nach Lebergenu3 .

Die Ergebnisse der Di~tversuche mit schierem Rindfleisch sind nicht eindeutig. Es scheint nach einer ausgiebigen Fleischmahlzeit ein leichter Farbumschlag zum Gelb hin stattzufinden.

Vegetabilien: In Di&tversuchen m i t Lebe r wurde fes t - gestell t , dab 4 o - - 5 o g Leber (mit e inem Lac to f l av ingeha l t yon ungef&hr 0,75 rag) die ger ingste Menge ist, nach dc ren G e n u s noch eine e r k e n n b a r e Gelbf luorescenz in der Milch erscheint . Tabelle 3 gibt e inen f3herblick, in welchen Mengen der ve rsch iedenen Vegetabi l ien diese Mindes tdos i s yon Lac to - flavin enthalten ist.

Tabelle3. o,75 mg L a c ~ o f l a v i n s i n d e n t h a l t e n i n : etwa I kg Tomatenmark,

3,75 kg frischen Karotten, 1,3 kg frischem Spinat,

IO kg I(artoffeln, 0, 7 kg Honig,

IO Eiern, 3/4 1 Vollmilch.

Nur Vollmilch k 6 n n t e gelegent l ich in e iner Menge genossen werden, die nach dieser Aufs te l lung eine Gelbf luorescenz der Milch e r w a r t e n l~13t. Versuche ergabel l jedoch, dab nach GenuB yon I 1 Vollmilch noch kein F a r b u m s c h l a g in der Milch zu e rk en n en ist. Da die angegebenen W e r t e ja n u r D u r c h s c h n i t t s w e r t e sind, ist es m6glich, dab die v e r w e n d e t e Hande l smi lch gerade einen ger ingeren Lac to f l av ingeha l t be- s a i l Es k6nn te aber auch sein, dab die I (uhmi lch mi t i h r e m hohen Wasse rgeha l t das Lac tof lav in zu rasch aus dem K6rpe r herausspf i l t . Denn nach GennB yon 125 g T r o c k e n m i l c h p u l v e r ; die I 1 Vollmilch en t sp rechen , erschien eine zwar schwache, aber deut l ich e rkennba re Gelbfluorescellz in der Milch. Je gr613ere Mengen yon Trockenmi lchpu lve r gegehen werden , des to s t a rke r wird sie.

GERNGROSS und SCHULZ 6 geben an, dab Trockenmilch und kondensierte Milch v o n d e r I~uh keine Gelbfluorescenz besitzen. Dies st inlmt nicht ft~r das nach dem Krause-Verfahren her- gestellte Trockenmilchpulver, das leuchtend gelb fluoresciert. Oa~ gegen fand ich die evaporierte Bfichsenmilch Marke ,,Gl~lcksklee" blaufluorescierend.

S~mtl iche Di~ tversuche mi t Vegetabi l ien der ve r sch ieden- s ten A r t - - auch mi t Spinat , de r den re ichs te l l Geha l t an Lac tof lav in h a t - - ver l iefen negat iv , Ffir die Prax is der Milchsammels te l le e rg ib t sich daraus , dab Gelbmilch nur nach Leber- und Nie renmah lze i t en zu e r w a r t e n ist. , ,Da Lebe r n ich t j e d e r m a n n s Geschmack, z u d e m verh~Itnism~Big teuer ist, is t die Se l tenhei t der E r sche inung n i ch t v e r w u n d e r - l ich" i~.

U m aber zu zeigen, da~ das Lac~oflavin aus allen Nahrungs - mi t t e ln in die Milch f ibergeht , wenn diese nur in den n6 t igen 1VIengen genossen werden , w u rd en noch folgende Oi~ tve rsuche anges te l l t :

1/~ kg I-Iefe (Lactoflavingehalt ungef~hr I rag) wurde nach dem Aufkochen filtriert und das Fil trat einer Amine zu sonst lactoflavin- armer Kost zu trinken gegeben. Die Milch zeigte einen Fluorescenz- farbumschlag yon schwach blau (personenspezifisch) zu leicht gelb.

Eine andere Amme bekam das EiweiB yon io Htihnereiern zu essen (Lactoflavingehalt ungef~hr 0,75 rag). Der Farbumschlag in der Milch war zwar schwach, aber noch deutlich erkennbar zu leicht gelb.

Beiges Lactoflavin: Wei te rh in wurde versucht , ob auch reines Lactof lavin , das d e m m f i t t e r l i c h e n Organismus zu- geff ihr t wird, in der Milch wieder erscheint .

Die Bayer-Werke Leverkusen stellten uns freundlicherweise ihr Lactoflavin , ,Bayer" zur Verf~gung, das als biologisch standardi- siertes Vitamin Bs in Ampullen zu 2 ccm = I lag Lactoflavin in dell I~iandel kommt. Es soll intramuskul~r gespritzt werden, kann aber auch, mit etwas Himbeerwasser verdt~nnt, per os gereicht wer- den. Der Geschmack ist stark bitter.

5. JUNI 1937 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 23 809

Die n a c h GenuB v o n r e i n e m L a c t o f l a v i n in de r Milch er- s c h e i n e n d e Gelbf luorescenz e n t s p r i c h t ill i h r e r StArke ungefXhr der , die n a c h e iner L e b e r m a h l z e i t m i t g le ichem L a c t o f l a v i n - g e h a l t b e o b a c h t e t wird. Die Minimaldos is , die s ich ge rade n o c h in e inem F a r b u m s c h l a g de r Milch z u m Gelb b e m e r k b a r m a c h t , l iegt - - wie bei den L e b e r v e r s u c h e n - - u m 0,75 nlg.

D u r c h I n j e k t i o n k 6 n n e n gr6t3ere M e n g e n L a c t o f l a v i n in d e n Kre i s lauf g e b r a c h t werden , ohne den U m w e g f iber den M a g e n - D a r m k a n a l .

Tabelle 2. F l u o r e s c e n z y o n M i l c h u n d U r i n v o r u l ld n a c h e i n e r L a c t o f l a v i n i n j e k t i o n .

II

Zeit ][ Milch Urill

io Uhr leicht blau blau I2 ,, leicht blau blau

12 Uhr 3 ~ Min. wurden 5 ccm Lactofiavin-Bayer in t ragluteal gespri tzt

14 Uhr ~ s tarkgelb , wie Kuh- leuchtend gelb, wie 16 ,, [ milch konz. Lactoflavin 18 ,, gelb gelb 20 ,, gelb blau

5 ,, leicht gelb blau 9 ,, leicht blau blau

A u c h i n t r a m u s k u l ~ r in j iz ie r tes L a c t o f l a v i n e r s c h e i n t also i m U r i n u n d in de r Mi lch - - u n d zwar in l e t z t e r e r in ge r ingere r Menge, abe r n o c h n a c h l~ngerer Zei t als i m Ur in .

I~/2 S t u n d e n n a c h de r In j ek t ion , zu e iner Zei t also, als die ~Virkung in Milch a n d Ur in schon m a x i m a l war , w u r d e der A r m v e n e 131ut e n t n o m m e n . I m S e r u m w a r deu t l i ch eine Gelb- f luorescenz b e m e r k b a r , die abe r bei w e i t e m n i c h t so s t a r k war , wie die in Milch u n d U r i n b e o b a c h t e t e .

Die D i g t v e r s u c h e h a b e n gezeigt , d a b die s t i l l ende F r a u e inen b e s t i m m t e n P r o z e n t s a t z des m i t t ier N a h r u n g auf- g e n o m m e n e n L a c t o f l a v i n s d u r c h die Milch a n das K i n d wei ter - g ib t . D a v i d e M e n s c h e n e inen Wide rwi l l en gegen Leber - u n d N i e r e n g e n u g h a b e n u n d die a n d e r e n N a h r u n g s m i t t e l d a s L a c t o f l a v i n niche in genf igender Menge e n t h a l t e n , i s t es wicht ig , da~ m a n m i t d e m P r g p a r a t yon ]3ayer d e m Orga- n i s m u s bel iebige M e n g e n L a e t o f l a v i n pe r os oder in t r amusku l~ t r zuf f ih ren k a n n .

Beobachtungen ~ber den Lactoflavinhaushalt der Kuh. R e c h t u n e r w a r t e t e E rgebn i s se b r a c h t e die U n t e r s u c h u n g y o n Milch, ]31ut u n d U r i n e iner I~uh u n t e r der t I 6 h e n s o n n e : w ~ h r e n d die Milch die n o r m a l e l e u c h t e n d gelbe L a k t o f l a v i n - f luorescenz zeigte, w a r weder i m U r i n n o c h i m ]31ut - - a u c h n i c h t n a c h d e m K o c h e n - - eine deu t l i che Gelbf luorescenz fes tzus te l len . De r U r i n f luoresc ier te a u s g e s p r o c h e n b lau , n o c h i n t e n s i v e r als de r mensch l iche . Ffir das R i n d e r b l u t g e b e n a u c h EULER u n d AI)LER 5 den sehr ge r ingen L a c t o f l a v i n g e h a l t y o n 0,025 m g in I kg an, den sie d u r c h q u a n t i t a t i v e F luores - c e n z m e s s u n g b e s t i m m t h a b e n .

Es b e d a r f n o c h de r Aufkl~rung, wie die K u h m i l c h zu i h r e m h o h e n L a c t o f l a v i n g e h a l t k o m m t . Dieses s t a m m t s icher l ich aus de r N a h r u n g . Vie l le ich t wi rd d u r c h das regu- l i e rende S p e i e h e r u n g s v e r m 6 g e n de r L e b e r de r Lac to f l av in - spiegel des B lu t e s so n iedr ig geha l t en , die Milchdrf isen be- s i t zen abe r ein se lekt ives Res o r p t i ons ve r m 6gen , d u r c h das sie d e m vorbe i f l i eBenden B l u t e das L a c t o f l a v i n e n t z i e h e n u n d in i h r e m Sekre t a n r e i c h e r n k6nnen . E ine A u f k l g r u n g dieser F r a g e n wi rd wohl n u r d u r e h T i e r ve r s uche he rbe i zu f f ih r en sein.

Fo lgende 13eobach tungen e r sche inen m i r geeignet , die F r a g e s t e l l u n g n o c h yon e iner a n d e r e n Sei te au fzuro l l en : Es w u r d e u n t e r s u c h t , wieviel Lac tof lav in-13ayer m a n Milch, S e r u m u n d U r i n y o n K u h u n d F r a u zuse t zen mug , u m i . e inen e r k e n n b a r e n F l u o r e s c e n z u m s c h l a g z u m Gelb h in zu b e k o m - m e n u n d 2. u m die S tg rke de r Ge lbf luorescenz de r K u h m i l c h zu e r re ichen . Die Ver suche w u r d e n m i t je io ccm Flf iss igkei t ausgeff ihr t , d e n e n m i t W a s s e r au f 1/i 0 v e r d f i n n t e s Lae to f l av in - B a y e r zugese tz t wurde . Der ~3bers icht l ichkei t wegen s ind die E rgebn i s se auf M i l l i g r a m m L a e t o f l a v i n p ro L i t e r Flf iss igkei t u m g e r e c h n e t .

I ) iese A n g a b e n s ind n o c h r e c h t r ohe S c h g t z u n g s w e r t e ; d e n n e i n m a l is t de r Vergle ich zweier F a r b i n t e n s i t g t e n ohne

T a b e l l e 4.

Auf i I

Serum der Frau . . . Milch der Frau . . . Urin der Frau . . . Serum der tr . . . Urin der Kuh . . . .

Zusatz i11 mg Lactoflavin

bis crkennbare Gelb- fluorescenz

0 ,2 5 0 ,2 5 0 ,5 0,4 7,5

bis GeIbfluorescenz gleich der der Kuhrnilch

2,5 1,5

7,5 7,5 ~

60

H i l f smi t t e l s chon a n sich r e c h t s u b j e k t i v , in d iesem Fa l l e a b e r n o c h d a d u r c h e r schwer t , d a b die v e r s c h i e d e a e n Flfissig- ke i t en yon v o r n h e r e i n e ine ve r s ch i edene E igen f luo re scenz h a b e n , die die F luo rescenz des Lac to f l av in s v e r d e e k t .

T r o t z d ieser E i n s c h r ~ n k u n g sche in t m i r das E r g e b n i s k l a r daff ir zu sprechen , d a b n iche a l le in de r L a c t o f i a v i n g e h a l t d ie S t~ rke de r Ge lbf luorescenz bed ing t , s o n d e r n a u c h das M e d i u m y o n Einf luB d a r a u f is t (vgl. die e n t s p r e c h e n d e n ] 3 e o b a c h t u n g e n yon KAYSER14). De r U r i n de r K u h , , s ch luck t " ge radezu die Lac to f l av in f luo rescenz . W o r a u f dies zur f ickzuf f ih ren ist , k o n n t e n i c h t fes tges te l l t werden , pH-Unte rsch iede s ind w a h r - sche in l ich n i c h t daff ir v e r a n t w o r t l i c h zu m a c h e n . Ob Ver - s eh i edenhe i t en des R e d o x p o t e n t i a l s ode r d e r c h e m i s c h e n Z u s a m m e n s e t z u n g de r Fl f i ss igkei ten de r G r u n d daff i r s ind , m u g noch u n t e r s u c h t werden . Jedenfa l l s lassen diese 13eobach- t u n g e n es m6gl i ch e rsche inen , d a b das S e r u m u n d v o r a l l em de r U r i n de r K u h L a c t o f l a v i n e a t h a l t e n , das a b e r n i c h t d u r c h die Ge lbf luorescenz in E r s c h e i n u n g t r i t t .

Vitamin B2-Gehalt der normalen _Frauenmilch. Die nor - ma le rwe i se b l a u e F luo rescenz de r F r a u e n m i l c h lgBt d a r a u f schlieBen, d a b i h r G e h a l t a n V i t a m i n 132 sehr ge r ing ist , wesen t l i ch ger inger j edenfa l l s als de r de r K u h m i l c h * . KUH~ k a m d u r e h W a c h s t u m s v e r s u c h e a n de r R a t t e zu d e m g le ichen Ergebn i s . (Nach br ie f l i cher Mi t te i lung . ) Die g l t e r en A u t o r e n , die den B~-Geha l t de r F r a u e n m i l c h biologisch d u r c h d e n sog. R a t t e n w a c h s t u m s t e s t prfifen, v e r s t e h e n n n t e r B~ den g a n z e n ]32-Komplex, de r auBer d e m e igen t l i chen W a c h s t u m s f a k t o r 132, d e m Lac to f l av in , n o c h das A n t i p e l l a g r a v i t a m i n ]36 ( n a c h GY6RGY) u n d d e n ex t r ins i c f ac to r (nach CASTLE) umfal3t . I h r e A n g a b e n s ind d e s h a l b ffir die F r a g e n a c h d e m e igen t - l i chen B~ n u r yon b e d i n g t e m W e r t - - a u B e r d e m r e c h t wider - sp ruchsvo l l . So k o n n t e n EDDY u n d MORRIS 4 in de r F r a u e n - mi lch ke in t32 nachweisen , w ~ h r e n d DONELSON u n d MAcY 3 die r e c h t h o h e V i t a m i n 132-Konzent ra t ion y o n 0,2 E i n - he i t en** p ro K u b i k z e n t i m e t e r F r a u e n m i l c h f anden , die u n - gef~hr den G e h a l t de r K u h m i l c h a n d e m e igen t l i chen V i t a - ra in ]3~, d e m Lac to f l av in , en t sp r i ch t . ]3ei t gg l i che r Z u g a b e yon io g Hefe zu r N a h r u n g s t ieg n a c h i h r e n 13efunden die K o n z e n t r a t i o n sogar au f 0, 3 E i n h e i t e n . D a g e g e n f a n d e n a n d e r e A u t o r e n (MAcCosH, SCmMMEL, MACYI?), d a b eine Hefezu lage yon io g zu r mf i t t e r l i chen K o s t den V i t a m i n t3 -Geha l t de r Milch p r a k t i s c h unver~ tnder t lgBt. Meine Dig t - v e r s u c h e m i t Hefe sprechen , was das L a c t o f l a v i n a n b e l a n g t , f fir das l e t z t e re Ergebn i s .

N u n g ib t es - - wie b e s p r o c h e n - - F r a u e n , die a u c h be i n o r m a l e r Ern~ th rung st~tndig eine l e i ch t gelb f luoresc ie rende Milch - - also e ine Milch m i t e r h 6 h t e m V i t a m i n ]32-Gehalt - - abgeben . Ob bei d iesen F r a u e n ein gr613erer P r o z e n t s a t z des m i t de r N a h r u n g a u f g e n o m m e n e n L a c t o f l a v i n s in die Mi lch t i b e r g e h t als sonst , oder ob a n d e r e Grf inde daff i r v e r a n t - wor t l i ch zu m a c h e n sind, b l e i b t eine offene, a b e r phys io log i sch sehr i n t e r e s s a n t e Frage . Sowei t aus den wen igen b i s h e r zu r ] 3eobach tung g e l a n g t e n Fg l l en gesch lossen w e r d e n k o n n t e , i s t bei den Sgugl ingen, die m i t d ieser V i t a m i n ]32-reicheren Milch e r n ~ h r t wurden , eine W a c h s t u m s b e s c h l e u n i g u n g oder E n t w i c k l u n g s b e g f i n s t i g u n g n i c h t fes tzus te l len . A u c h s ind

* K I E F E R L E 1~ konnte zwar gelegentlich bel der Kuhmilch -- sowohl bei Einzel- gemelken wie bei Mischmilch -- das Fehlen jeder Gelbluminescenz beobachten. Die yon mir untersuchte Handelsmilch fluorescierte aber in allen F~llen stark gelb, ohne wesentliche Unterschiede. ** Unter i Rattcneinheit (RE.) versteht man diejenige kleinste Menge Lactoflavin, die man jungcn Rattcn, welche bei geeigneter Mangeldif~t im Gewicht stehengeblieben sind, t~glich per os verabfolgen nmB, urn eine Gewichtszunahme yon durnhschnittlich 20 g in 2o Tagen zu erzielen. Sie entspricht ungef~ihr 4 te Lactoflavin.

8 1 o I(LINISCHE WOCHENSCH

L a c t o f l a v i n - A v i t a m i n o s e n oder H y p o v i t a m i n o s e n beirn Men- s c h e n n o c h n i c h t b e k a n n t . Bei de r b io logischen B e d e u t u n g , die d e m L a c t o f l a v i n als B a u s t e i n des ge lben O x y d a t i o n s - f e r m e n t e s z u k o m m t , i s t abe r als s icher a n z u n e h m e n , d a b a u c h de r m e n s c h l i c h e O r g a n i s m u s ein V i t a m i n Ba-Bedfi r fnis h a t . JuNG s sch~itzt den t~iglichen ]3edarf des e r w a c h s e n e n M e n s c h e n an /32 au f i5o RE. , das e n t s p r i c h t ungef~ihr 0,6 m g Lac to f l av in . B e i m S~tugling s c h e i n t der ]3edarf j edenfa l l s so ge r ing zu sein, dab bere i t s in der n o r m a l e n b lauf luoresc ie ren- d en Milch der L a c t o f l a v i n g e h a l t o p t i m a l i s t u n d eine Er - h 6 h u n g desse lben ohne W i r k u n g bleibt .

Ob die Fe s t s t e l l ung , d a b s ich de r L a c t o f l a v i n g e h a l t de r Milch d u r c h gee igne te Ern~ihrung de r M u t t e r e r h 6 h e n l~il3t, e i n m a l k l in ische ]3edeu tung e r l angen wird, wird s ich e r s t f e s t s t e l l en lassen, w e n n eine t h e r a p e u t i s e h e A n w e n d u n g s - m 6 g l i c h k e i t ftir das L a c t o f l a v i n g e f u n d e n ist . ] ) a v o n ab- g e seh en i s t ab e r s chon die T a t s a c h e y o n W i c h t i g k e i t , d a b wieder fiir e inen Stoff de r I~lbergang y o n der N a h r u n g de r M u t t e r in de ren Milch n a c h g e w i e s e n ist . I )eren s ind b i sher n i c h t al lzu viele b e k a n n t * .

Z u s a m m e n / a s s u n g : I. Der n a c h L e b e r g e n u B in der F r a u e n - m i l ch e r sche inende ge lb f luoresc ie rende Stoff is t n a c h se inen E i g e n s c h a f t e n u n d s e i n e m V e r h a l t e n i d e n t i s c h m i t d e m Lac to f l av in , d e m W a c h s t u m s v i t a m i n B 2.

2. Die Gelbf luorescenz t r i t t in der Milch n a c h Genul3 a l ler N a h r u n g s m i t t e l auf , n a c h d e n e n sie i h r e m L a e t o f l a v i n - g e h a l t e n t s p r e c h e n d zu e r w a r t e n ist . N u r die K u h m i l c h n i m m t eine S o n d e r s t e l l u n g ein. A u c h re ines L a e t o f l a v i n g e h t in die Milch fiber.

3. N a c h de r F luo re scenz zu ur te i len , e r s che inen ungef i ih r 25 % des m i t der N a h r u n g a u f g e n o m m e n e n L a c t o f l a v i n s in der Milch wieder . Die Minirnaldosis an Lac to f l av in , die m i t der N a h - r u n g a u f g e n o m m e n w e r d e n muD, u m e inen n o c h e r k e n n b a r e n F l u o r e s c e n z u m s c h l a g de r Milch z u m Gelb h in zu bewirken , l iegt u m 0,75 m g h e r u m . N u r Lebe r u n d Niere w e r d e n n o r m a l e r - weise in M e n g e n genossen , die diese Min imaldos i s e n t h a l t e n .

4. B l u t s e r u m u n d Ur in der K u h zeigen keine L a e t o f l a v i n - f luorescenz . Es we rden v e r s e h i e d e n e Erk l~ i rungsm6gl ich- ke i t en daf i i r d i s k u t i e r t .

5. Es sche in t , d ab bere i t s die n o r m a l e b l au f luo re sc i e r ende F r a u e n m i l e h die ffir den S/tugling a u s r e i c h e n d e K o n z e n t r a t i o n an V i t a m i n B 2 bes i tz t .

L i t e r a t u r : ~ CHR. BOMSKOV, Methodik der Vitaminforschung. Leipzig 1927 (enth~ilt weitere Literatur) . - - 2 I)ANCKWORTT, Luminescenzanalyse im filtrierten Ultraviolett l icht. Leipzig 1929. _ 3 DONELSON U. MACY, Amer. J. Physiol. 1oo, 420 (1932) - - J. Nutr i t . 7, 231 (1934). - - 4 EDDY n. MORRIS, J. Paediatrics 4, 208 (1934). - - 5 EULER U. ADLER, Z. physiol. Chem. 233, Io8 (1934) . __ 6 GERNGROSS U. SCHULZE, Chem. Ztg. 5I, 5 ol (1927). - - 7 GRIEBEL, Z. Unters. Lebensmit t . 72, 46 (1936). - - s JUNG, Z. Vitaminforsch. I, 212 (1932). - - 9 KAYSER, Bericht in der Ver- s a m m l u n g der Vereinigung zur F6rderung des Hebammenwesens in t3on~, 7 - J u n i 1927. - - 10 I~AYSER, Mfinch. reed. Wschr. 1927 ' 2142 . _ 11 I~AYSER, Mflnch. reed. Wschr. I935, 1447. - - 12 KAYSER, Mschr. Kinderheilk. 68, 317 (1937). - - 13 KAYSER, Dtsch. med. Wschr. 1937, 136. - - 14 I~AYSER, Dtsch. med. Wschr. I937 (ira I)ruck). - - 1~ ~I]~FERLE, S~lddtsch. Molkerei-Ztg. 1928, 1714. - - 16 KUHN, ~VVAGNER-JAUREGG, Ber. dtsch, chem. Ges. 67, 1452 (1934). _ 17 McGosH, SCHIM~EL, J. of biol. Chem. 9 o, i (1931). - - is NEU- ~VEILER, Die Vitamine der Milch. ]3ern 1936.

U B E R EINE BIOCHEMISCHE METHODE ZUR QUANTITATIVEN BESTIMMUNG DES ,,INTRINSIC FACTOR" NACH CASTLE

IM MAGENSAFT**. Yon

FRITZ LASCH. Aus der L Medizinischen Universit~tsklinik ill Wien (Vorstand: Prof. Dr. H. EPPIN GER).

Seit d e n g r u n d l e g e n d e n U n t e r s u c h u n g e n y o n CASTLE 1 i s t die U r s a c h e de r pe rn iz i6sen A n ~ m i e a ls M a n g e l k r a n k h e i t ohne

* FERDINAND-(Klin. Wschr. 1936. Nr 37) zeigte, dab sich auch der Vitamin C. Gehalt der Ammenmilch steigern l~iI3t, wenn man den Amnlen 1-Ascorbins~ure oder Vitamin C-reiche Nahrungsmittel gibt. ** Vorgetragen in der Sitzung der Ges. f. inn. Med. in Wien am I4. Januar 1937.

RIFT. 16. J A H R G A N G . N r . 23 5. JUNI 1937

Zweifel. Sie wi rd h e r v o r g e r u f e n d u r c h die U n f ~ h i g k e i t so lcher P a t i e n t e n , a u s de r N a h r u n g i m M a g e n den a n t i a n A m i s c h e n Stof f zu b i lden, de r fiir de n A u f b a u de r r o t e n B l u t k 6 r p e r c h e n bzw. ftir die n o r m a l e K n o c h e n m a r k s t ~ i t i g k e i t u n e n t b e h r l i c h is t . CASTLE f a n d i m M a g e n s a f t des n o r m a l e n , g e s u n d e n Men- s c he n ein f e r m e n t a r t i g e s , t h e r m o l a b i l e s Pr inz ip , den in t r i n s i c f ac to r oder a u c h C a s t l e - F e r m e n t g e n a n n t , we lches bei E i n - w i r k u n g a u f Muske l f l e i sch a u s e iner in i h m v o r h a n d e n e n a l le in u n w i r k s a m e n V o r s t u f e (ext r ins ic factor) de n w i r k s a m e n , t h e r - m o s t a b i l e n A n t i p e r n i c i o s a s t o f f (Ant ipe rn ic iosapr inz ip n a c h K. SINGER) he rs te l l t , l~lber die Chemie d ieser Stoffe l iegen h e u t e wohl s c h o n zah l re iche A r b e i t e n vor , die eine gewisse IKlars te l lung g e b r a c h t h a b e n ; e ine v o l l k o m m e n e R e i n i g u n g bzw. c h e m i s c h e I d e n t i f i z i e r u n g i s t abe r n o c h n i c h t ge lungen .

Die ausffihrliche Li tera tur hierfiber f indet sich in der aus- gezeichneten Zusammenste l lung yon IK. SINGER ,,Ober Physiologie und Pathologie des Antiperniciosaprinzips" in den Erg. inn. Med. 1934 und in einem Aufsatz fiber die Wirkstoffe zur BekXmpfung der pernizi6sen AnXmie yon HERMANN FRIEDRICH in Bd. I I I (1936) yon Medizin und Chemie (I.G. Farben). Nu t das fiir das Ver- stXndnis des Folgenden unbedingt Notwendige sei in Kfirze ge- bracht . Der extr insic factor (auch HXmogen genannt) ist thermo- stabil und findet sich in den eiweiBhaltigen Substauzen, Muskel- fleisch, Here, Leber, Eier u . a . Er ist vielleicht n icht das Protein selbst, sondern nur an diese gebunden und davon abzutrennen (CoHN und MINOr2). Die Vermutung yon CASTLE, dab das H~mogen mit dem Vitamin ]32 identisch ist, ist bis heute noch nicht bewiesen und dfirfte unricht ig sein. Der intrinsic factor (H~tmogenase) ist thermolabil (er wird schon bei 45 ~ zerst6rt) und wird auch bei l~ngerem Verweilen yon Pepsin und Trypsin angegriffen. Er ist eine organische Substanz komplexer Na tur (Protein?) yon Enzym- charakter und nicht idenfisch mit Pepsin oder Trypsin. Sein Reak- t ionsbereich erstreckt sich yon /)n 2,o--7,o, nach neueren Unter- suchungen yon FLOOD und WEST a auch bis io, o. Wichtig ist, dab der intrinsic factor yon Pepsin im Magensaft durch Ausf~tllen des- selben oder Zerst6ren vollkommen abget rennt werden kann, wie aus den Versuchen y o n CASTLE, I~. SINGER und WECHSLER 4 sowie FLOOD und W E s t hervorgeht. Die in jiingster Zeit yon GREENSPON 5 vertretene Ansicht, der intrinsic factor bewirke nur die Pepsin- neutralisation, wurde in eingehenden Untersuchungen yon UNGLEY und MOFFErT 6, FLOOD und WEST durch Pepsinausf~illungsversuche widerlegt. Durch die Einwirkung des intrinsic factor auf den extrinsic factor in vivo im Magen oder in vitro bei entsprechender Tempera tu r und P~I (CAstLE, REIMANN) en ts teh t das thermostabile Antiperniciosaprinzip (H~imon), das zur Resorption und Wirksam- keit gelangt. Es wird yon Fermenteu wenig angegriffen, f indet sich fast nur in der Leber und scheint vielleicht eine seknndlire oder terti~ire Stickstoffbase (MINor und MURPI~EY) oder ein Amino- hexosepolypeptid (DANIN und WEST) zu sein; vielleicht besteht es auch aus mehreren Stoffen, wie aus 1-Tyrosin, einem Polypeptid, sowie den Uropterinen, d . s . komplexe, den Schmetterl ingsfarb- stoifen iihnliche Purine (SUBAROW und JAKOBSOHN, TSCHECHE und WOLF 7).

Zum Nachweis des intrinsic factor standen bisher die bei- den, die Auswertung des in vitro gebildeten Antiperniciosa- prinzips benfitzenden Versuchsanordnungen yon CASTLE nnd REIMANN zur Verf f igung.

Das Prinzip beider ist gleich: der zu untersuchende Magensaft wird unter Salzs~urezusatz (PH 3,5--4, ~ nlit einem den extrinsic factor enthal tenden Stoffe im Bru t schrank zusammengebrach t und dann die Reticulocytenkrise und Anstieg der Blutwerte nach per- oraler Werabreichung bei unbehandel ten Perniciosakranken ver- folgt. CASTLE verwendet als extr insic factor Muskelfleisch, REI- MANN hingegen Leber, die besonders reich an extrinsic factor ist (Vorstufe), wodurch nur kleine Mengen erforderlich sind, die leicht verabreicht werden k6nnen; auBerdem kann das Magensaft-Leber- gemisch durch Abblasen bei niederer Tempera tur getrocknet und auch noch Wochen sp~tter verabreicht werden. Eine quant i ta t ive Bes t immung jedoch lied keine der beiden Methoden zu; auBerdem erfordern sie das Vorhandensein eines Pat ienten mit unbehandel ter perniziSser AnXmie an der Klinik, was oft nicht der Fall ist. Ffir Reihenuntersuchungen kommen sie also keineswegs in Betracht .

E i n e n a n d e r e n W e g g e h t die y o n K. SINGER s a n g e g e b e n e A u s w e r t u n g des in t r ins i c f ac to r i m M a g e n s a f t m i t Hi l fe der R e t i c u l o c y t e n r e a k t i o n ( R R R . ) .

Das Auftreten des Reticulocytenanst iegs nach subcutaner Injekt ion yon mehreren Kubikzent imetern filtrierten Magen- saftes bei weiBen Labora tor iumsra t ten yon etwa 15o g geht mit dem Vorhandensein des intrinsic factor parallel. Nach vor-