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328 Zuschri~tcu ~m dic IIcra, usge, bcr. I)i~) l%tu~'- w~ssenschaft~m zu ~etzeiL Mlid~ daher erscbeiat e~ wMli~chei~lich, daiJ iliutiehe Beziehungen zwischen t{o~see uud Australien vorhanden sind. David empfiehlt daher, Material zur Feststellung des K~.tltepols beizubriugen and in deii Tiefdruckgebieteu tier RoB- und Wedellsee Statione~ zu errichten. Noeh eine gauze Reihe yon weiteren Problemen empfiehlt Dcvid: Untersuchung fiber das Zuriickgehen des Eises, Bestimmung der Eism~tchtig- keit im Innern und seiner Beschaffenheit, Entwicklung des kontinentaleii ShMfs und der unterseeischen ]~iieken. So wird in Antarktika eine Fiille yon Arbeit zu ieisten sein. Die von Penclc aufgeworfenen Probleme steheu abet zun:,tchst noch im Vordergrunde des inter- esses. Zwei groftangelegte Expeditionen wollen Klarheit in diese Frag~en bringen und beide haben sich die Wedelt- see zum Ausgangspunkt gew~thlt. Es w~re daher aufter- ordentlich dringend nStig, daft Shalvleton sich mit K6nig, dessen Plan der ~ltere ist, in Verbindung setzt. Es ging vor einiger Zeit die Nachricht yon einer ,,Sfid- polkonierenz" durch die BlOtter. Leider beruht diese auf einem Irrtum. Es handelte sich lediglich um eine rein private Unterhaltung zwischen Amundsen, Evans and Filchner, fiber welche miftverstandene Aufterungen in die Presse gelangt sind. Der Umstand aber beweist die unumgiCngliehe Notwendigkeit einer solchen Konferenz. Auf keinen Fall sollte Shakleton die iDsterreiehische Expedition einfaeh ignorieren, wie er es am 14. Februur 1914 (,,Wiener Neue Presse") getan hat. Daraus wer- den sich unabsehbare Sehwierigkeiten entwiekeln. IIier heil~t es, die Sache vielmehr iiber den persgnliehen Ehr- geiz zu stellen. Eine GewMtleistung wie die Durehquerung'Antark- tikas ist veto Standpunkt der wissenschaftlichen Aus- beute eine Energieverschwendung. Wenn dieselbe Energie an die systematische Bearbeitung eines yon Sachverst~tndigen aufgestellten Yrogramms gewendet wird, so wird die Wissenschaft einen ungleich gri/fteren Nutzen davon haben, und die Ehre, welche einem er- folgreichen Forscher zuteil wird; ist ungleich grSger und dauerhafter, als die, welche ein sensationsltisternes Zeitungspublikum fiJr eine aufterordentliehe sport- liehe Leistung zolleu kann. Dazu kommt noch ein zweiter Ged~mke. K6nig ist mit der ~¢Vedellsee vertraut und Shakleton kennt die RoBsee auf Grund zweier Expeditionen. Es scheint mir daher tatM'tehlieh ratsam zu sein, daft Shakleto~ den reichen Sehatz seiner Erfghrungen in der Rol~see ausn[itzt und nieht Zeit und Energie in der Wedell- see, die ibm vSllig unbekannt ist, verschwendet. Was ,Zeit" bedeutet, hat uns doch das tra gische Ende tier Scottsehen Expedition gelehrt. Amundse~ war elnen Mount friiher fertig und traf am Pol sehr viel giinsti- gere Witterungsverhiltnisse Ms Scott. Zweifellos wird Shalcleton in tier WedeIlsee sehr viel mehr Zeit bis zum Beginn der wirklichen Arbeit auiwenden m~tssen, als in der Roftsee. Die Aufgabe abet bleibt dieselbe, ob Shakleto~ yon der Wedellsee octet yon der I¢oftsee ausgeht. In der Re,see aber kann er seine friiheren Forsehungen zum Abschlut~ bringeu, wenn er bei dieser Gelegenheit auch die 5stliche Um- randung der l~oftsee festlegt. Jedenf~.lls wird Shakte~ ton, tier Wissenschaft einen welt grSt~eren Dienst leisten, wean er unterstiitzt durch reiche Erfahrungen ein groftes Problem seiner LSsung entgegenfiihrt, als wenn er mit tier Durchquerung Antarktikas eine sport- licbe Gewaltleistnng zustande bringt. Ich brauehe wohl nicht erst darauf aufmerksam zu machen, dab das Gelingen der Durehquerung noeh durehaus nieht sichergestellt ist. Da.s Kt~uigin-Maud-Gebirge mit seiner GipfelbShe yon etwa 5000 m kann dem Unter- nehmen unter Umst[tndei~ ein sehnelles Ende bereiten. Darliber scheint auch Sha~leton sieh klar geworden sein, sonst kSnnte er persSnlich j~ ruhig yon der IloBsee aus- gehen. Wenn aueh eine solehe Schwierigkeit dem For- scher den Mut nicht nehmen daft, so soltte sie ihn doch aliregen, Wege zu suehen, welche das Ziel auf besserem Wege erreichen lassen. Zu diesem Zwecke ist eine Verst:,~udigung Shakl~tons mit Kgnig, welcher sofort mit dem Plan aufgetreten ist, die Filchnerscbe Expe- dition fortzusetzen, unbedingt erforderlich. Zuschriften an~ die Herausgeber. Beobachtungen iiber RSntgenstrahlinterferenzen. Von M. v, Laue und J. ~te~h,. van tier Lingcn. 1. Die Tatsache, daft der Diamant im Gegensatz zu "allen anderen bisher mit RBntgenstrahlen untersuchten KristMlen auch unter stumpfen Winkeln gegen den einfallenden Strahl .tnterferenzmaxima liefert, hingt be- kanntlich naeh der Debyeschen Theorie des Tempera- tureinflusses aufs engste' mit der geringen Atomw~Lrme des Diamantes zusammen. Da auch das Silicium bei Zimmertemperatur erhebliche, wenu aueh kleinere Ab- weiehungen veto Dulong-Petitschen Gesetz zeigt (seine Atomwirme betrggt 4,85), so untersuehten die Ver- ~asser anch diesen Kristalt d~raufhin, fanden aber keine Spur einer derartigen Strahlung ,nach hinten". Ob dieser Unterschied gegen den Diamant auf der W~rmebewegung oder nur daranf beruht, dMt beim Si- licium infolge einer anderen Gitterkonstanten solche Wellenlingen nach hinten gestrahl~ werden miiftten, welche im kontinuierlichen Spektrum der einfallenden Strahlung nieht mehr vorhanden sind, mu8 dabinge- stellt bleiben. /)ell Debyeeffekt zeigt Siticium sehr deutlich. Bei Erw~trmung auf 520 0 C. in dem an anderer Stelle be- schriebenen Ofen1) verschwinden die schw'~tcheren bei --110 0 (Kristall im Dewargef[iit unmittelbar fiber fllissiger Luft) auftretenden Interferenzpunkte voll- stlindig, die st~rkeren b]eiben zwar bestehen, zei- gen aber eine erhebliche Abnahme der Inten- sitar. Da kein einheitliche Siliziumkristall und auch keine zwei iibereinstimmenden Stiicke davon zu erhalten waren, wurde dasselbe Stiick einmal bei der hSheren, das andere 5[al bei der tieferen Temperatur untersucht. Trotzdem so die Schwankungen in der H~irte der RSntgenrShre in ihrer Wirkung auf das Interferenzbild nicht ebensogut ausgeschaltet wareu wie bei den frfiheren Versuctlen, bei denen stets zwei nur in der Temperatur verscbiedene Kristalle gleieh- zeitig un~ersucht warden, so scheint uns das Er- gebnis doch beweisend, well die Belichtungszeit bei --110 o nur 1½, bei +5200 hingegen 6 Stunden bei gleicher Belastung der R(ihre und gleieh starker Ab- sorption tier RSntgenstrahlen (in den Wii.nden des DewargefiSes im einen Fall, in Asbestschichten im an- deren) betrug. 2. Herr Friedrich beschreibt in seinem Vortrag auf der 85. Naturforseherversammlung in Wien ge- wisse neben den Interferenzpunkten auftretende Kreuz- gitterspektren~): E.~ schien uns wahrseheinlich, dab ~) M. v. Laue und J. Steph. van der Lingen, Phys. Z.-S. 15, 75, 1914. 0-) W. Fricdricll, Phys. Z.-S. 14, 1079, t913.

Beobachtungen über Röntgenstrahlinterferenzen

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328 Zuschri~tcu ~m dic IIcra, usge, bcr. I)i~) l%tu~'- w~ssenschaft~m

zu ~etzeiL Mlid~ daher erscbeiat e~ wMli~chei~lich, daiJ iliutiehe Beziehungen zwischen t{o~see uud Australien vorhanden sind. David empfiehlt daher, Material zur Feststellung des K~.tltepols beizubriugen and in deii Tiefdruckgebieteu tier RoB- und Wedellsee Statione~ zu errichten. Noeh eine gauze Reihe yon weiteren Problemen empfiehlt Dcvid: Untersuchung fiber das Zuriickgehen des Eises, Bestimmung der Eism~tchtig- keit im Innern und seiner Beschaffenheit, Entwicklung des kontinentaleii ShMfs und der unterseeischen ]~iieken.

So wird in Antarkt ika eine Fiille yon Arbeit zu ieisten sein. Die von Penclc aufgeworfenen Probleme steheu abet zun:,tchst noch im Vordergrunde des in ter- esses. Zwei groftangelegte Expeditionen wollen Klarheit in diese Frag~en bringen und beide haben sich die Wedelt- see zum Ausgangspunkt gew~thlt. Es w~re daher aufter- ordentlich dringend nStig, daft Shalvleton sich mit K6nig, dessen Plan der ~ltere ist, in Verbindung setzt. Es ging vor einiger Zeit die Nachricht yon einer ,,Sfid- polkonierenz" durch die BlOtter. Leider beruht diese auf einem Irr tum. Es handelte sich lediglich um eine rein private Unterhal tung zwischen Amundsen, Evans and Filchner, fiber welche miftverstandene Aufterungen in die Presse gelangt sind. Der Umstand aber beweist die unumgiCngliehe Notwendigkeit einer solchen Konferenz. Auf keinen Fall sollte Shakleton die iDsterreiehische Expedition einfaeh ignorieren, wie er es am 14. Februur 1914 (,,Wiener Neue Presse") getan hat. Daraus wer- den sich unabsehbare Sehwierigkeiten entwiekeln. IIier heil~t es, die Sache vielmehr iiber den persgnliehen Ehr- geiz zu stellen.

Eine GewMtleistung wie die Durehquerung 'Antark- tikas ist veto Standpunkt der wissenschaftlichen Aus- beute eine Energieverschwendung. Wenn dieselbe Energie an die systematische Bearbeitung eines yon Sachverst~tndigen aufgestellten Yrogramms gewendet wird, so wird die Wissenschaft einen ungleich gri/fteren Nutzen davon haben, und die Ehre, welche einem er- folgreichen Forscher zuteil wird; ist ungleich grSger und dauerhafter, als die, welche ein sensationsltisternes Zeitungspublikum fiJr eine aufterordentliehe sport- liehe Leistung zolleu kann.

Dazu kommt noch ein zweiter Ged~mke. K6nig ist mit der ~¢Vedellsee ver t raut und Shakleton kennt die RoBsee auf Grund zweier Expeditionen. Es scheint mir daher tatM'tehlieh ratsam zu sein, daft Shakleto~ den reichen Sehatz seiner Erfghrungen in der Rol~see ausn[i tz t und nieht Zeit und Energie in der Wedell- see, die ibm vSllig unbekannt ist, verschwendet. Was ,Zei t" bedeutet, hat uns doch das tra gische Ende tier Scottsehen Expedition gelehrt. Amundse~ war elnen Mount friiher fertig und traf am Pol sehr viel giinsti- gere Wit terungsverhi l tn isse Ms Scott. Zweifellos wird Shalcleton in tier WedeIlsee sehr viel mehr Zeit bis zum Beginn der wirklichen Arbeit auiwenden m~tssen, als in der Roftsee. Die Aufgabe abet bleibt dieselbe, ob Shakleto~ yon der Wedellsee octet yon der I¢oftsee ausgeht. In der Re,see aber kann er seine friiheren Forsehungen zum Abschlut~ bringeu, wenn er bei dieser Gelegenheit auch die 5stliche Um- randung der l~oftsee festlegt. Jedenf~.lls wird Shakte~ ton, tier Wissenschaft einen welt grSt~eren Dienst leisten, wean er untersti i tzt durch reiche Erfahrungen ein groftes Problem seiner LSsung entgegenfiihrt, als wenn er mit tier Durchquerung Antarkt ikas eine sport- licbe Gewaltleistnng zustande bringt. Ich brauehe wohl nicht erst darauf aufmerksam zu machen, dab das Gelingen der Durehquerung noeh durehaus nieht

sichergestellt ist. Da.s Kt~uigin-Maud-Gebirge mit seiner GipfelbShe yon etwa 5000 m kann dem Unter- nehmen unter Umst[tndei~ ein sehnelles Ende bereiten. Darliber scheint auch Sha~leton sieh klar geworden sein, sonst kSnnte er persSnlich j~ ruhig yon der IloBsee aus- gehen. Wenn aueh eine solehe Schwierigkeit dem For- scher den Mut nicht nehmen daft, so soltte sie ihn doch aliregen, Wege zu suehen, welche das Ziel auf besserem Wege erreichen lassen. Zu diesem Zwecke ist eine Verst:,~udigung Shakl~tons mit Kgnig, welcher sofort mit dem Plan aufgetreten ist, die Filchnerscbe Expe- dition fortzusetzen, unbedingt erforderlich.

Zuschr i f ten an~ die Herausgeber . Beobachtungen

iiber RSntgenstrahlinterferenzen. Von M. v, Laue und J. ~te~h,. van tier Lingcn.

1. Die Tatsache, daft der Diamant im Gegensatz zu "allen anderen bisher mit RBntgenstrahlen untersuchten KristMlen auch unter stumpfen Winkeln gegen den einfallenden Strahl . tnterferenzmaxima liefert, h i n g t be- kanntlich naeh der Debyeschen Theorie des Tempera- tureinflusses aufs engste' mit der geringen Atomw~Lrme des Diamantes zusammen. Da auch das Silicium bei Zimmertemperatur erhebliche, wenu aueh kleinere Ab- weiehungen veto Dulong-Petitschen Gesetz zeigt (seine Atomwirme betrggt 4,85), so untersuehten die Ver- ~asser anch diesen Kristal t d~raufhin, fanden aber keine Spur einer derartigen Strahlung ,nach hinten". Ob dieser Unterschied gegen den Diamant auf der W~rmebewegung oder nur daranf beruht, dMt beim Si- licium infolge einer anderen Gitterkonstanten solche Wellenlingen nach hinten gestrahl~ werden miiftten, welche im kontinuierlichen Spektrum der einfallenden Strahlung nieht mehr vorhanden sind, mu8 dabinge- stellt bleiben.

/)ell Debyeeffekt zeigt Siticium sehr deutlich. Bei Erw~trmung auf 520 0 C. in dem an anderer Stelle be- schriebenen Ofen 1) verschwinden die schw'~tcheren bei - - 1 1 0 0 (Kristall im Dewargef[iit unmittelbar fiber fllissiger Luft) auftretenden Interferenzpunkte voll- stlindig, die st~rkeren b]eiben zwar bestehen, zei- gen aber eine erhebliche Abnahme der Inten- sitar. Da kein einheitliche Siliziumkristall und auch keine zwei iibereinstimmenden Stiicke davon zu erhalten waren, wurde dasselbe Stiick einmal bei der hSheren, das andere 5[al bei der tieferen Temperatur untersucht. Trotzdem so die Schwankungen in der H~irte der RSntgenrShre in ihrer Wirkung auf das Interferenzbild nicht ebensogut ausgeschaltet wareu wie bei den frfiheren Versuctlen, bei denen stets zwei nur in der Temperatur verscbiedene Kristalle gleieh- zeitig un~ersucht warden, so scheint uns das Er- gebnis doch beweisend, well die Belichtungszeit bei - - 1 1 0 o nur 1½, bei + 5 2 0 0 hingegen 6 Stunden bei gleicher Belastung der R(ihre und gleie h starker Ab- sorption tier RSntgenstrahlen (in den Wii.nden des DewargefiSes im einen Fall, in Asbestschichten im an- deren) betrug.

2. Herr Friedrich beschreibt in seinem Vortrag auf der 85. Naturforseherversammlung in Wien ge- wisse neben den Interferenzpunkten auftretende Kreuz- gitterspektren~): E.~ schien uns wahrseheinlich, dab

~) M. v. Laue und J. Steph. van der Lingen, Phys. Z.-S. 15, 75, 1914.

0-) W. Fricdricll, Phys. Z.-S. 14, 1079, t913.

Page 2: Beobachtungen über Röntgenstrahlinterferenzen

Heft 18. ] ~27. 3; 19MJ

diese nieht eigentlieh dem Raumgitter des Kristalles ihre Ents tehung verdanken, sond.ern wesentlieh an das Auitreten vieler die Regelm:iBigkeit des Raumgitters stSrenden Spaltfl~ehen gebunden sind; Is t nimlieh diese t~egelm[iftigkeit in ether 3Riehtung h~tufig gestSrt, so bleiben yon den drei bekannten Bedingungen ffir das Auftreten einer merkliehen Intensifier nur zwei bestehen, ganz wie das in der Theorie der ebenen Kreuzgit ter der Full ist.

Wir sind nun zu einer ]3eobachtung gelangt, welche diese Ansieht stiitzt. Ein Stfiek trigonalen 5Iagnesium-JYydroxydes ergab bet der Durehstrah- lung l~tngs der dreiz~hligen Aehse zun~ehst Inter- ferenzpun]~te; als es aber auf 340 0 erw:~rmt und bet dieser Temperatur untersueht wurde, fanden wir aus- sehliefllieh 6 yore Mi t t e lpunk t ansgehende Striehe, welche offenbar den yon Friedrich beschriebenen Kreuzgitterspekt.ren wesensverwandt sind; sie sind nahe dem Mit tetpunkt verh~ltnism~l~ig schwach, nehmen mit waehsender Entfernung davon an Intensi t~t zu- n ichs t zu, um nach ~berschrei tung eines ]Viaximums wieder abzuklingen. Die Intensit~tsverteilung im Spektrum der einfallenden RSntgenstrahlung (d. h. abgesehen yon den spektral homogenen Fluoreszenz- anteilen) spiegel t sich unseres Erachtens in dieser Energieverteilung wieder. Nach der Abkfihlung auf Zimmertemperatur t ra ten bei erneuter Durchstrahlung noch mehr dero:rtige Striche, aber kein Interferenz- punkt auf. Zugleieh zeigte sieh, dab der anfangs durchsichtige KristaI1 vollst~ndig trfib und sehr br5ckelig geworden war, daf~ also zahlreiche none Spa]t- flachen bet der Erwarmung in ibm entstanden waren.

Diese Versuche sind mit den vom Ins t i tu t interna- tional de physique Solvay und yon der Kgl. PreuBischen Akademie der Wissenschaften gewiihr$en Mitteln im physikalischen Ins t i tu t der Universit~it Ziirich durch- gefiihrt.

B e m e r k u n g z u d e m Aufsa tz v o n H o l l e , , G e h i r n u n d S e e l e " .

Zu tier interessanten Frage, in welcher W-else sinn- gem:riB die Gehirngewiehte versebiedener Tiere ver-

g l iehen werden kSnnen, mSehte ieh mir einige Worte der Erg~nzung im AnschluB an den Aa~satz von Holle, ,,Gehirn und Scele" in Nr. 12 erlauben.

DaB ein Vergleich der t t i rngewichte mit den Ober- fl~ehen zn besseren Resu]taten ffihrt, als der Vergleich mit den KSrpergewichten, geht aus Hotlcs Ausffihrun- gen klar hervor, doch ist diese Betrachtung noch ether Vertiefung f~hig, die E. Dubois l) schon 1898 erreicht und in einer Arbeit, die soeben ersehienen iste), weiter ausgearbeitet hat. Wenn man ohne eine Voraussetzung fiber die Form des Gesetzes, nach dem bet Tieren yon gleiehen geistigen F~higkeiten das Gehirngewicht als Funktion der KSrpergrSBe variiert, die tats~chlichen Werte ffir Formen vergleicht, die mSglichst verschieden groB sind, so e rh i l t man eine zablenm~Bige Beziehung, die nicht einfach auf die KSrperfl~che hinweist. Die

Dimension tier KSrperfl~iche ist 8 ~/~, wenn s

~) E. Dubois, Ltber die Abh~ngigkeit des Hirn- gewichtes yon der KSrpergrSf~e bet den S~ugetieren. Arch. f. Anthropologie Bd. 25, 1898, p. 1--28 und 423 bis 44t.

~) E. Dubois, On the relation between the quanti ty o f bra;in and the size of the body in Vertebrates. Koninktljke Akad. van ~Vestenschappen te Amster- dam VoL XVI , 1914, p. 1--22,

Zuschr i f ten an ,die Herausgeber . 329

das KSrporgewieht bedeutet, oder s0,066. Ver- gleicht ina~ ausgewaehsene Tiere, die mSglichst nahe verwandt sind und au f etwa gleicher Stufe der Ent- wicklung des Nervensystems stehen, z. ]3. :~aus und Ratte, Katze und LSwen usw., so ergibt sieh, daf~ die Dimension des Gehirns proportional dem Ausdruck 80,555 ist, d. h., dal~ mi~ zunehmender GrS~e das Gehirngewicht noch etwas langsamer als die Ober- fl~ehe w~tehst.

Dubois hat den ,Relationsexponenten", den wir r n e n n e n wollen, ffir alle groBe n Klassen des WirbeI- stammes bestimml und g ib t ihn folgendermaBen an:

fiir S~ugetiere r == 0,5613 VSgel r = 0,558 Reptilien r = 0,5436 Amphibien r = 0,550J Fische r = 0,5576

ffir Wirbeltiere im h~[ittel r = 0,5554

Die relative GrSi3e eines Gehirns wird dann ge- messen dureh eine Zahl c, die Dubois als den ,,Cepha- lisationsfaktor" bezeichnet nnd die sieh nach der For- reel bereehnet:

e c ~ - - - ~

8 r

wenn c das G ehirngewicht, s das K5rpergewicht und r den i~elationsexponenten 0,555 bedeutet.

Setzen wir den Cephalisationsfaktor fiir den ~[eu- schen gleieh 100, so erhalten wir ffir andere Tiere die folgenden VVerfe, einerseits naeh Hollo, andererseits naeh Dubois (umgerechnet) 1) :

nach Holle ~{ensch Elefant Orang Pferd hiakak Hund Katze ~Val . . . . Maus . . . .

nach Dubois 100 100

33 44,5 33 26,4 14,2 16,3 26 12,9 14,2 ~0,6 bis 12,7 14,2 t l ,7 1,88 9,80 6,4 2,77

Bei den sehr grot~en und sehr kleinen Tieren wei- chert die Werte naeh den beiden Berechnungsarten am meisten voneinander ab.

E . ])~tbois hat aber noch eine weitere bemerkens- werte Beobaehtung gemaeht, die f~ir die Vergleichung verschieden groBer Exemplare derselben Spezies wieh- rig ist: Innerhalb der Ar t gilt ifir die Vergleichung tier Ihdividu.en nieht der oben angegebene Relations- exponent r = 0,555, sondern ein viel kleinerer. E r land ihn

~ir den Oehsenfrosch zu 0,2316 0,245

ffir den Mensehen zu 0,228

also im Mittel zu 0,23! Das Gewicht des Gehirns eines Menschen yon 50 kg und eines solchen yon 80 kg sind in ihrem Gewicht viel weniger Voneinander verschie- den, als die Gehirne zweier ausgewachsener Tiere ver- schiedener Spezies yon dense]ben KSrpergewichtsdiffe- renzen. Will man also die relative Gebirnentwick- lung verschiedener Rassen vergleichen, so dart man 5hnliche Gehirngewiehte nieht, wie Hollo es tut, pro- portional 80,666 setzen, sondern nur proportional 302-3. Das Gehirn des 3-apaners mit 1300 g bet 60 kg

l) Umgerechnet aus den Faktoren c yen Dubois, indem der Wert fiir den Menschen Willkiirlich gleich I00 gesetzt wurde,