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2/01 Zeitschrift für Risikomanagement im Bergsport Erscheinungsort Innsbruck • Verlagspostamt 6020 Innsbruck - P.b.b. • „01 Z 022132 V“ Berg&Steigen Lust auf Angst? Energie ist Kraft mal Weg 3 Twist or Schraub Mobile Seilrutschen www.alpenverein.at Berg&Steigen SPONSORED BY: E D I T I O N Berg&Steigen

Berg Steigen - alpenverein.at

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Page 1: Berg Steigen - alpenverein.at

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Berg&Steigen

S P O N S O R E D B Y :

E D I T I O NBerg&Steigen

Page 2: Berg Steigen - alpenverein.at

wen würden Sie hinter Sätzen vermuten wie: „Ich plädiere für ein riskantesSportverständnis“ - oder: „Sport bewegt sich. Schnell, intensiv und begabt.Sport kennt keine Berührungsängste. Sport ist offen für Neues – auch für Ris-kantes“ - oder „Sport kann auch ausdrucks- und gefühlvolle Lebensphiloso-phie sein und muss nicht partout und überall als staatlicher Agent für dieSozialisation Heranwachsender wirken“ - oder „Ich meine, ein riskantes Sport-verständnis macht Sport und Sportler zukunftsfit“? Wen würden Sie hinter die-sen Sätzen vermuten, einen intellektuellen Adrenalin-Junkie, einen, der mitdem Sensenmann tanzt nach dem Motto: Wenn dich das Leben langweilt, ris-kiere es?

Sie würden wohl immer daneben liegen: Der so etwas von sich gibt ist einBeamter. Im Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden.Er heißt Dany Bazell und ist der Chef des dortigen Sportamtes. Als solcher ins-zenierte er den Event topsp®t 01, eine Veranstaltung zum Thema „Extrem“.Bereits die Einladung versprach Mut für Gegensätzliches und die Bereitschaft,Unvereinbares nicht um jeden Preis harmonisieren zu müssen. Kein erhobenerZeigefinger, keine vordergründige pädagogische Absicht. Von der erahntenSeelenverwandtschaft in den Bann gezogen, konnte die Berg&Steigen-Redak-tion nicht widerstehen und Walter Würtl startete zu seiner ersten Dienstreiseals freier Berg&Steigen Reporter. Seinen Bericht „Lust auf Angst“ finden Sie indieser Aufgabe.Die von Würtl mitgebrachten Aussagen des Herrn Bazell ließen mich aberauch noch aus einem anderen Grund aufhorchen. Unlängst wieder einmal aufSubventionstour für ein Lehrvideo zum Thema Sportklettern (Zielgruppe: Jugendliche) versuchte ich mein Glück auch in der Bundeshauptstadt, in jenemMinisterium, das für Bildung und für Pädagogisches zuständig ist. Nicht dieMitteilung, dass keinerlei finanzielle Unterstützung möglich sei, ist der Grundfür die Erwähnung in diesem Editorial. Bemerkenswert waren vielmehr die ne-ben den finanziellen Nöten genannten Begründungen. Zum Beispiel jene,dass man dem Klettern aufgrund seines Risikopotentials ohnedies skeptischgegenüberstehe, zumal gerade im letzten Jahr ein Kletterunfall zum Tod einesSchülers führte. Der redlich um Erklärung bemühte Beamte meinte den Seilrut-sche-Unfall am Kanzianiberg. Mein Versuch, ein offensichtliches Missverständ-nis aufzuklären, scheiterte ebenso, wie der Hinweis auf die Tatsache, dassKlettern zunehmend Eingang in die Turnsäle fände, zumindest in ÖsterreichsWesten.Und viel mehr als den Hinweis, dass doch gerade die Beliebtheit und diepädagogischen Chancen des Kletterns einerseits und das nicht zu bagatellisie-rende Risiko auf der anderen Seite ein starkes Motiv für ein Video zu dieserThematik abgeben, hatte ich dann auch nicht anzubieten. Völlig aus dem Ren-nen war ich allerdings, als ich mit einer von Schulsportpädagogen entwickel-ten Initiative konfrontiert wurde: „No risk but fun“ (kein Risiko aber Spaß) –,das sei eine Sache, die man seitens des Ministeriums unterstützen würde!

Mit dem Phänomen „Extrem“ immer schon überfordert, bleibt der offiziellenPädagogik nur noch die Konstruktion mittels Sprache als Zufluchtsort: no riskbut fun. In der Schweiz wurde noch eine Frage gestellt: „Verschlampt derSportunterricht eine pädagogisch zentrale Aufgabe, deren Konsequenz vongesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist?“

Herzlich aus dem Alpenvereinshaus

Michael Larcher, Berg&Steigen Chefredakteur

I N T E R NI N T E R N 3

B e r g & S t e i g e n 2 / 0 1

Liebe Leser innen,l iebe Leser,

Michael Larcher

Impressum:Berg&Steigen, Nr.2/2001, Jhg. 10 - Herausgeber und Medieninhaber: Oesterreichischer Alpenverein,Referat Bergsteigen, Wilhelm-Greil-Str. 15, 6010 Innsbruck, Tel.: 0512/59547-30, Fax 0512/575528, E-mail: [email protected] - Redaktion: Michael Larcher (Chefredakteur), Peter Plattner,Robert Renzler, Gerald Valentin - Aboverwaltung: Monika Kofler, - Korrektur: Petra Einberger - DTP, Filmherstellung: Grafik-Design PINXIT Druckerei (www.pinxit.at), 6067 Absam - Druck: DruckereiPaul Sappl, 6330 Kufstein - Leserbriefe: Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kür-zen bzw. zu redigieren – Erscheinungstermine: Berg&Steigen erscheint 4x jährlich: März, Juni, Sep-tember, Dezember - Abonnement: Berg&Steigen kann als Jahresabo bezogen werden, der Preis für 4Ausgaben beträgt ATS 160,– (Euro 11,63). Der Vertrag beginnt mit Datum der Bestellung und gilt min-destens für das laufende Jahr. Der Vertrag verlängert sich automatisch ab dem 1. Jänner des Folge-jahres um ein weiteres Jahr. Eine Kündigung ist bis zu diesem Termin möglich – Auflage: 10.000. Die Zeitschrift wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Titelbild: „Der mit dem Seil tanzt“ ist Dean Potter, Yosemite – C H. Zak

InhaltBerg&Steigen Dialog 4Leser schreiben, faxen, mailen

Kraut und Ruab’n 8

Ber(g)sönlichkeiten 10Berg&Steigen im Gespräch mit Nicholas Mailänder

Walter Würtl

Lust auf Angst? 13Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Pit Schubert

Karabiner zum Anseilen 17Welches Risiko und was dagegen tun?

Christian Damisch u. Michael Larcher

Twist or Schraub 19Karabiner mit Schnapperverschlusssicherung

Christian Damisch

Risikomanagement bei mobilenSeilrutschen 23oder: Flying Fox für rutschende Gorillas

Walter Fimml u. Michael Larcher

Energie ist Kraft mal Weg 27Sicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

Elmar Sprenger

Schnell!! - und sicher? 34Der „Tibloc“ als Sicherungsgerät

Walter Würtl u. Maria Sponring

Berg&mobil 36Dehnen und Mobilisieren für BergsteigerInnen

Peter Plattner

Quo Vadis GPS? 41Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Karl Heinz Kaserer

My tent is my castle 44Zelte für den Bergsport

Peter Plattner

Ausprobiert 47

Medien 48

Ausbildung, Fortbildung 49Programm Berg&Steigen, Lehrwarteausbildung

Page 3: Berg Steigen - alpenverein.at

Berg&SteigenDialog

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Der Artikel zu den Erfrierungen war gut. Was mich aber gewunderthat, war, dass man um das erfrorene Gewebe aufzutauen, kühles bismaximal lauwarmes Wasser nehmen und dieses über 30 Minuten auf380C erwärmen soll. Dies wäre nämlich die langsame Methode, dienachweisbar ein schlechteres Outcome hat, wozu ich zwei Zitateanführen möchte:1.) "... rapid rewarming in a water bath for which the temperature canbe precisely controlled is the preferred treatment. Slow rewarming isassociated with significant greater tissue damage. ... The water bathshould be maintained at a temperature between 38-420C for about 20min" (In: Wilkerson u. a.: Hypothermia, Frostbites and other Cold Injuries).2.) " ... rapid rewarming in a controlled water bath at 37-410C is associa-ted with much less tissue damage due to a smaller area of circulatoryarrest and the most adequate early function" (In: Heath and WilliamsWard: High altitude Medicine and Pathology).Was mich also im Artikel stört, ist die Anfangstemperatur des Wasserba-des, denn mit Brunnenwassertemperatur zu beginnen ist eindeutig dielangsame Methode, die schlechtere Ergebnisse erzielt.

Dr. Dagmar Wabnig

Die im Artikel beschriebene Methode des „vernünftigen, allmählichenAufwärmens", die von der modernen alpinmedizinischen Literatur vertre-ten wird, ist eine anerkannte Konsensmethode. Dabei wird die Erwär-mungsgeschwindigkeit von den Schmerzen des Erfrierungsopfers abhän-gig gemacht. Dazu zweimal Univ. Prof. Dr. Gerhard Flora:1) „Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen werden Empfehlungen zurSofortbehandlung der örtlichen Erfrierung in einem Wasserbad mit stei-

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gender Temperatur bis auf 380C ... abgegeben." (In: Alpine Notfallmedizinund Rettungswesen im Winter, 1998, S. 236)2) „In den sechziger Jahren traten amerikanische Autoren, insbesondereMills aus Anchorage, für ein rasches Wiedererwärmen in einem überkör-perwarmen Whirlbad von 42 Grad C ein. Dieses Vorgehen stand imWiderspruch zur Methode Campell`s, die eine langsame Erwärmung biszur Körpertemperatur empfahl. Die beiden Gegenpole Mills und Campelltrafen sich persönlich im Jahre 1964 anlässlich des denkwürdigen Sym-posiums über "Arktische Medizin und Biologie" in Anchorage. Das RR - „Rapid Rewarming" von Mills wurde dabei schließlich imgegenseitigen Einvernehmen in ein RR - „Reasonable Rewarming", in einvernünftiges Aufwärmen, umgewandelt. Das bedeutet, ein Wasserbad,dessen Temperatur gerade so warm ist, dass die Schmerzen noch zuertragen sind. (In: Lehrskriptum Alpin- und Höhenmedizin der ÖGAHM,2000, Kap. 6, S. 8)Als Laienhilfe wird daher an gleicher Stelle die im Berg&Steigen-Artikelbeschriebene Methode empfohlen, nämlich: „in ein lauwarmes Wasser-bad ... so viel heißes Wasser zugießen, wie es die Schmerzen des Pati-enten zulassen." Der Leserbrief zeigt klar auf, dass zu dieser Thematikdurchaus divergierende fachmedizinische Ansätze bestehen.

Mag. Christoph Höbenreich

Als Lehrwart der Naturfreunde erhalte ich seit kurzer Zeit Ihre wich-tige Zeitschrift über meine Organisation. Es ist äußerst erfreulich, dass esauch für Mitglieder der Naturfreunde möglich ist, Ihre informative undwichtige Zeitschrift zu erhalten und ich freue mich schon jetzt auf wei-tere interessante Beiträge und Artikel. Dem Redakteursteam von „Berg& Steigen" möchte ich für seine hervorragende Arbeit recht herzlichgratulieren. Helmut Pecoraro

Es heißt, moderne Bergseile reißen nicht, wenn man sie nichtgerade mit Säure begießt oder über scharfe Kanten wetzt. Wie zuverläs-sig ist nun ein Seilstück, das als fixe Sanduhrschlinge seit vielen Jahrenim Fels hängt und womöglich mehrmals unter Sturzbelastung stand?Muss ich schon im Jahr nach der Erschließung der Tour jede fixe Sand-uhrschlinge nachfädeln? In welchen Abständen sollten solche Seilstücke,die als fixe Absicherungsschlingen dienen, ausgetauscht und damit dieTour saniert werden? Peter Grausenburger, Sektion Krems/Donau

Wir baten Pit Schubert um eine Antwort: „Alles Polyamid (Perlon, Nylon),aus denen Seile, Reepschnüre, Bänder und Anseilgurte sind, wird seitwenigstens Ende der sechziger Jahre UV-stabilisiert, das heißt, dass zwardie Farbe mit der Zeit ausbleichen kann, jedoch die Festigkeit nicht nen-nenswert beeinträchtigt wird. Schlingen in Sanduhren können also nurreißen, wenn die Sanduhr scharfe Kanten aufweist, was bei vielen

Wir gratulieren!

Einen Leatherman Crunch hat Helmut Düringer,je 4 Stück Energizer-Lithium-Batterien habenKlaus Hoi und Günther Leicht gewonnen

Wir freuen uns über Post und Emails:[email protected]

Unter allen Autoren verlosen wir: 1 Zelt „Salewa Expedition 2) (siehe Seite 46) gesponsert von:

Salewawww.salewa.at

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Sanduhren allerdings der Fall ist. Wir haben schon vor Jahren uralte,über viele Jahre der UV-Strahlung im Gebirge ausgesetzte Schlingenuntersucht, vor allem auch solche, deren ursprüngliche Farbe aufgrundder Ausbleichung gar nicht mehr zu erkennen war. Sofern diese Schlin-gen nicht durch Felskanten, Steinschlag oder wodurch auch immermechanisch beschädigt waren, hielten sie noch nahezu soviel, wie dieNormen (EN, UIAA) dies im Neuzustand verlangen(!). Ein bekannter Seil-hersteller hat dies auch schon vor rund dreißig Jahren untersucht undauch publiziert. Er hat sich damit wohl aber den Zorn aller anderen Seil-hersteller zugezogen und fortan über die Ergebnisse dieser Untersu-chung nichts mehr geäußert. Verständlich. Schließlich müssen die Seil-hersteller vom Umsatz leben.Nachsatz: Im Leserbrief wird vom „Wetzen" über scharfe Kanten gespro-chen. Gemeint ist wohl: Sturzbelastung über scharfe Kanten. Wenn einSeil über scharfe Kanten wetzt (ohne Sturzbelastung), kann nur derMantel beschädigt werden, zum Seilriss kann dies nicht führen.“

(Pit Schubert)

Magic plate: Es hört mit dieser Platte einfach nicht auf! Aber dahaben wir mit Robert Purtscheller auf dem Bergführerlehrgang „Eisfall-klettern“ noch ein Problem behandelt, und zwar: Wenn nach einemQuergang direkt der Stand folgt und ich zwei Personen mit der Magicnachsichere. Das Problem taucht dann auf, wenn der eine Nachsteigernoch eine Zwischensicherung zum Stand hat und der andere keinemehr! Sollte da der ohne Zwischensicherung stürzen, blockiert für ihndie Sicherung (Magic) und der andere sollte jetzt nicht stürzen, anson-sten wird für ihn die Magic nicht blockieren! Das gleiche kann auch

umgekehrt passieren, dorthin, wo die Magic mit mehr Gewicht gezogenwird, wird sie auch blockieren und für das quer zur Längsachse weglau-fende Seil nicht. Das Problem lässt sich gut lösen, wenn man unmittel-bar vor dem Stand für beide Seile eine Zwischensicherung einhängt.Dann wird die Magic immer auf die Seite gezogen und es gibt nur eineBelastungsrichtung! Schöne Grüße

Helmut Düringer, Bergführer-Anwärter, Andelsbuch

Meines Wissens war es Wolfgang Neumüller (AV-Sektion Edelweiss,Wien), der 1995 das erste mal auf dieses Problem aufmerksam machte.Zusammen veröffentlichten wir damals einen kleinen Beitrag zu diesemThema (Berg&Steigen 3/95). Tatsächlich ist diese Sicherheitslücke beiQuergängen bis heute den wenigsten Plate-Anwendern bewusst (sieheAbbildung). Aber wie sagt Robert Purtscheller immer: „Nicht wie schwer,sonder wie quer“ – das ist die Frage bei geführten Klettertouren.

Michael Larcher

Es freut mich besonders, dass sich auch der OeAV wieder mitBergführern zu schmücken beginnt. Es ist aber den Bergführern selbstüberlassen, wie weit sie sich gegen die übermächtige Konkurrenz derLehrwarte des Alpenvereins behaupten können. Beim Porträt von RobertPurtscheller hätten Sie auch den Urgroßvater Ludwig Purtscheller zumin-dest erwähnen können. Die Lebensgeschichte des „erfolgreichsten Füh-rerlosen des vorigen Jahrhunderts“ (Zitat K. Maix) wäre weit interessantergewesen, zumal es ein großes Unglück war, dass gerade Ludwig Purt-scheller durch das „Ungeschick“ eines Bergführers abstürzte und an denVerletzungsfolgen starb.

Das von Helmut Düringer dargestellte Sicherheitsproblem bei der Verwen-dung der Plate in Quergängen ist kaum bekannt. In beiden Fällen hätteder Sturz eines Nachsteigers zur Folge, dass der zweite im Falle einesSturzes ungesichert ist. Links stürzt der erste Nachsteiger - er hat die Zwi-schensicherung im Quergang bereits ausgehängt - und hängt im Seil. Fürseinen Partner ist die Plate nun außer Kraft gesetzt! Rechts ist die Situa-tion umgekehrt. Abhilfe schafft eine Zwischensicherung knapp vor demStand. ¢ W. Neumüller

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Was uns der Urenkel Robert über die Bergführerausbildung erzählt, istnicht ganz neu. Keine Ausbildung beginnt mit der Stunde Null. Bei derBewertung von Traditionen ist es wie mit Straßenlaternen: Betrunkeneklammern sich daran, während sie anderen wiederum den Weg aus-leuchten.

Auch wir haben vor 30 Jahren von den Vorgängern das allermeiste Wis-sen und Erfahrungen übernommen und nur behutsam im Laufe der Zeitkleine Änderungen herbeigeführt und an die Zeit angepasst. Ob dasSplitten der Kursleitungen ein Vorteil ist, wird sich erst zeigen. Auf jedenFall ist es ein Nachteil, kein Gesamtkonzept und keinen „roten Faden“zu haben. Ich habe das Privileg gehabt, 20 Jahre eine sehr konsequenteAusbildungslinie verfolgen zu können. Die Umsetzung ist nur mit einemfachlich und persönlich harmonisierenden Ausbildungsteam möglichgewesen. Ich hoffe und wünsche, dass alle aus dieser Zeit hervorgegan-genen Bergführer absolut berufstauglich ausgebildet wurden. Es ist abervom Geschick und Talent jedes Absolventen abhängig, was aus denermittelten Grundlagen gemacht wird. Betroffen machen mich lediglichzwei Neuerungen in der Bergführerausbildung: die Rückkehr in denLehrsaal in Form eines Theorielehrganges ist in meinen Augen einetotale Fehlentscheidung, ebenso die Verlagerung der Ausbildung inandere Länder. Der enorme Standortvorteil der Alpenbewohner in Öster-reich wird leichtfertig vergeben und das städtische Wander-Bergführer-wesen wird übermäßig gefördert. Damit leitet man einen Wandel desBerufsbildes der Österr. Bergführer ein: Woche für Woche im Auto undim Stau unterwegs als Reiseleiter und Animateur des neuen outdoorfeelings ohne jeden Heimatbezug.

Klaus Hoi, langjähriger Ausbildungsreferent des Öst. Berg- u. Schiführerverbandes, Öblarn

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Es ist eine Menge Stoff, die da auf einen Bergführer-Aspirantenzukommt! Einen großen Teil davon – Erste Hilfe, Rechtskunde, Sportbio-logie, Trainingslehre, Methodik, Wetterkunde, etc. - in einen eigenenLehrgang „Theoretische Grundlagen“ zu verpacken, erscheint schon des-halb sinnvoll, da die Unterrichtssituation in Innsbruck (Sportuni, BafL) mitvöllig anderen Möglichkeiten gestaltet werden kann (ganz zu schweigenvom Anreise-Aufwand der Fachreferenten). Das führt dann auch zu einerdeutlichen Entlastung der Praxislehrgänge, in denen die Grundlagen nurmehr vertieft und wiederholt werden müssen. Die Verlagerung der Aus-bildung in andere Länder als totale Fehlentscheidung zu bewerten, istunhaltbar. Erstens ist es ein einziger Kurs, der Abschlusslehrgang „Hoch-touren 2“, der im Ausland stattfindet, zweitens ist es doch ein giganti-scher Erfahrungsgewinn für einen angehenden Bergprofi, sich seinen„letzten Schliff“ dort zu holen, wo die Alpen am höchsten sind – in Cha-monix. Die Bergführer, die mit den Möglichkeiten vor der eigenen Hau-stüre auskommen, sind rasch gezählt. Ein paar wohnen in Kals oderHeiligenblut, einige in Vent oder Sölden. Der Rest sollte möglichst mobilsein und bereit, seinen Heimatbezug zumindest auf die Alpen auszu-dehnen.

Nachsatz: Sicherlich hätte der Ludwig einen würdigen Urgroßvater fürRobi Purtscheller abgegeben, leider sitzt der aber auf einem anderenStammbaum. Michael Larcher

Über die Bundesleitung der Naturfreunde erhielt ichzum zweiten Mal die Zeitschrift „Berg&Steigen“. Ich möchte mich bedan-ken, dass Sie durch Ihre Berichte und Beiträge wesentlich zur Sicherheitim Bergsteigen und Schitourengehen beitragen, aber auch aufklärend

Thema Spaltenbergung: Die Lastübertragung auf die Verankerung (Pickel, Schi) wird im allge-meinen mittels Reepschnur hergestellt. Ob es nun im Anschluss notwendig ist, das Seil direktin die Bandschlinge der Verankerung zu hängen (siehe Detailskizze) oder ob darauf verzichtetwerden kann, stellt Günther Leicht, Berg- u. Schiführer aus Mittenwald, zur Diskussion.Antwort: Die Sache kann‘s nur verbessern, notwendig erscheint uns dieser Schritt allerdingsnicht, angesichts der Kräfte, die zu erwarten sind. Die staatl. Ausbildungen in Österreich ver-zichten darauf.¢ W. Neumüller

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wirken. Den überaus interessanten Vortrag „Stop or Go“ von Michael Lar-cher konnte ich persönlich in Hintermoos mit verfolgen und daraus ent-nehmen, wie wichtig es ist, immer wieder auf den neuesten Stand inder Lawinenkunde hingewiesen zu werden. Objektive Beschreibungenvon Ausrüstungen, Rechtsfragen bei Unfällen sind ebenso wertvolleBeiträge zur Weiterbildung.

Franz Kubesch, Skitourenwart, Kapfenberg

Ich stelle mich gerne in die Reihe der vielen Gratulanten zueurer Zeitschrift „Berg&Steigen". Ihr habt sicherlich eine Marktlücke füralle, die in der alpinen Ausbildung tätig sind/oder Führen geschlossen.Bei einer derartigen „Fach"-Zeitschrift mit dem Thema Risikomanage-ment kann man nur hoffen, dass die Auflage rasch und enorm steigt.Ganz aufmerksam lese ich alle Beiträge der Rubrik „Dialog", dies ist eintolles Forum für Fachleute. Und von unterschiedlichen Meinungen istnoch keiner dümmer geworden. Ein großes Kompliment auch für die„Sprache" in euren Beiträgen, die ich sehr ansprechend und kurzweiligfinde.Ein Hinweis zum Schluss, betreffend den Beitrag zur Spaltenbergung(1/01): Die Lastübertragung auf die Verankerung sollte nicht ausschließ-lich mit einer Prusikschlinge erfolgen, sondern zusätzlich mit dem Seilrückgesichert werden. Die Festigkeit einer (möglicherweise) alten Prusik-schlinge ist nicht mehr zu kalkulieren. Am Gletscher werden meist nurHalbseile verwendet, die häufig nass und vereist sind, dadurch ist dieKlemmwirkung des Prusikknotens nicht immer 100%ig.

Günther Leicht, Berg- u. Schiführer, Mittenwald

Zweifellos kann eine Rücksicherung mit dem Bergseil, wie sie inDeutschland gelehrt wird, die Sache nur verbessern. Notwendigerscheint uns dieser Schritt nicht, angesichts der Kräfte, die zu erwartensind. Die staatl. Ausbildungen in Österreich verzichten darauf.Ihr Leserbrief enthält aber noch ein Reizwort: die „alte Prusikschlinge“.Dieses Phänomen beobachte ich nun seit 15 Jahren und es gehört fürmich zu den großen Rätseln des Alpinismus: der geradezu fanatischeSparwille, wenn es um Reepschnüre geht. Da erscheint die älteste, aus-gebleichteste, abgewettertste gerade schlecht genug. Aber wie sagteschon Freud: die Bergsteigerseele ist ein weites Geröllfeld (... oder wardas ein anderer). Michael Larcher

Tolles Heft, tolle Ideen, ein absolutes Standardwerk für alleAlpinisten, die up to date bleiben wollen. Besonders gefallen mir „rea-lity" Berichte wie der Spaltensturz am Maurerkees. In den normalen ein-schlägigen Printmedien werden solche Ereignisse immer nur erwähntoder teilweise mit falschen Angaben wiedergegeben. Aus solchenBerichten kann man meiner Meinung so einiges lernen, und es entstehtvor allem nicht der Eindruck, dass immer der Mensch durch Fehlverhal-ten oder ungenügende Ausbildung und Erfahrung verantwortlich ist fürdiverse Unfälle. Gerade das Beispiel vom Maurerkees zeigt, dass aucherfahrene und ausgebildete Berg- und Schiführer nicht von dem „gewis-sen" Restrisiko verschont bleiben. Solche Nachbetrachtungen sindimmens wichtig und sollten ein fixer Bestandteil von Berg&Steigen wer-den.Auch die Materialtests, wie über die Abseilgeräte und die neuen Fleece-produkte, geben mir endlich die Information, die ich beim Kauf brauche

und die man in Bergsportfachgeschäften und Bergsportmagazinen sel-ten bekommt. Themen und Testberichte würde es meiner Meinung nachgenug geben, um die Veröffentlichung von vier auf zwölf Ausgaben aus-zudehnen, sofern die Zeit eures Teams das zulässt. Macht weiter so!

Thomas Wolf, Wien

Hallo, ihr Könner! Mit den schönen, dicken Schneeflocken hat´sheute das neue Berg&Steigen hereingeschneit. Das „Titelbild“ alleinschon und die erfrischend grüne Linie bringen mich zum Jubeln. Nach„Aufnahme“ auch des letzten Leserbriefes kann eins nicht mehr längerwarten: ein paar Worte von mir.

Über das Abo meines Freundes ja eigentlich viel zu langsam (d. h. nach4 Ausgaben) zur „Süchtigen“ geworden –, muss ich nun Kommendeslos werden: Style, Inhalt und Ausdruck entsprechen voll und ganz mei-nen Anforderungen an Klarheit, Kreativität, Kompetenz und Menschlich-keit. – Große Worte und noch größere Eigenschaften - die ich euch jetzteinfach unterstelle! Schon der Dialog zu Beginn bringt eine Vielzahl voninteressanten Infos und Menschen. Dazu (und natürlich auch zum Rest)fällt mir einfach „positive Reizüberflutung“ ein - die sich bis zur nächstenAusgabe super „kontrollieren“ lässt! Magdalena Brandstötter

Mir fällt auf, dass ich seit vielen Jahren mit lebensgefährlichenGeräten abseile, aber immer noch gut unten angekommen bin, nochschlimmer - diese sogar empfehle! Das kann doch nicht sein, dass vieleFirmen, die Abseilgeräte herstellen auf dem falschen Dampfer sind.

Meine Erfahrung zu den Bremssystemen zeigt, dass es große Unter-schiede zu den Bremswirkungen gibt, wenn man die Faktoren Gewicht,Seilstärke, Seiloberfläche, ohne Handschuhe bzw. Art der Handschuhe,Sicherungsprusik, freihängend oder Schrofengelände, Abseilhöhe undGewicht des Restseiles auf unterschiedlichen Oberflächen mit einberech-net. Dann schaut‘s wieder ganz anders aus. Vielleicht pauschal gesehenso: die Noten 4 und 5 wären dann plötzlich unter 1 und 2 zu finden.

Meine Beurteilung ist, dass es sehr wohl feine Unterschiede gibt, würdeaber davon absehen, etwas als „lebensgefährlich" einzustufen, wenn eswirklich gut funktioniert. Reserven habe ich mit jedem VC, ATC etc., ichkann einen zusätzlichen Karabiner einhängen und somit die Reibungerhöhen. Paul Koller,

Bergführer, Alpine Equipment Handelsagentur

Zu Leitartikel 4/00: Durch den Deutschen Alpenverein (SektionOberland/München) fällt mir heute Ihre Zeitschrift in die Hände. Gleich auf der ersten Seite bleiben meine Augen hängen, denn Ihr Bei-trag macht mich sehr nachdenklich. Sie haben die Thematik: „Sinn,Leben, Tod" außergewöhnlich klar und treffend dargestellt. Ich kannIhnen in allen Punkten nur zustimmen. Auch deshalb, weil eine leiseMelancholie zwischen den Zeilen hindurchklingt über diese, unseremoderne Menschheit.

Zusammenfassend fällt mir nur noch ein Satz ein (den Sie wahrschein-lich auch kennen): „Viele Wege führen zu Gott, einer führt über dieBerge." Doris Neumayr

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Kraut undRuab’nKraut undRuab’n100.000 mal 29 16 00Zwei Millionen mal pro Jahr wird der Alpenverein-Wetterdienst im Inter-net angesurft, zusätzlich gibt´s eine Million Anrufe am Telefon-Tonband.Den einhunderttausendsten (!) Anrufer beim legendären persönlichenBeratungsdienst nimmt der Alpenverein nun zum Anlass, um auf dieBreitenwirkung dieses weltweit einzigartigen Angebots aufmerksam zumachen. Zu den Nutzern gehören neben Bergsteigern und Wanderernauch Mountainbiker, Flugsportler, Bergbauern – einfach Menschen, diein den Bergen unterwegs sind.Der Wetterdienst basiert auf einer Zusammenarbeit von Deutschemund Oesterreichischem Alpenverein mit der Wetterdienststelle Inns-bruck. Auskünfte gibt´s über den gesamten Alpenraum, auch Expedi-tionen in die Weltberge nutzen fallweise dieses Angebot. Mag. Bern-hard Thurner, Mag. Harald Schellander, Dr. Andreas Schaffhauser undMag. Susanne Lentner (v.l.n.r.) sind nicht nur versierte Meteorologensondern auch begeisterte Bergsteiger und verstehen die Bedürfnissegleichgesinnter Anrufer.Der 100.000ste Anrufer beim persönlichen Beratungsdienst ist Seba-stian Huber, langjähriges Mitglied bei der Sektion Haag des DAV. Ergewann ein Wochenende für 2 Personen mit geführter Glocknerbestei-gung, Schönwettergarantie inklusive.

Persönliche Beratung: 0043 (0)512 291600Internet: www.alpenverein.at/wetterTelefon-Tonband:Gesamtes Alpenwetter 0900 91 1566 80Regionales Alpenwetter 0900 91 1566 81Ostalpenwetter 0900 91 1566 82Schweizer Alpenwetter 0900 91 1566 83Gardasee-Wetter 0900 91 1566 84

*Frank Tschirky gestorben(pp) Am 25. April dieses Jahres ist der SchweizerBergführer Frank Tschirky auf einer Trekkingtourin Nepal in seinem 46. Lebensjahr an einemplötzlichen Herzversagen gestorben. FrankTschirky wurde 1994 an das SLF in Davos beru-fen und hat dort mit großem persönlichen Ein-satz die neuen Entwicklungen in der Lawinen-warnung und der Unfallprävention mitgeprägt.Mehrere Jahre lang war er Präsident der Schwei-zer Arbeitsgruppe für Gutachten bei Bergunfällen.Er leitete 1983 eine Annapurna-Expedition, warVizepräsident des Schweizer Bergführerverban-des und über zehn Jahre lang in der Bergführer-ausbildung tätig.Trotz seiner großen Engagements hat sich Frankimmer Zeit genommen, wenn wir Fragen zumThema „Lawinen“ hatten und uns laufend mitden neuesten Forschungsergebnissen versorgt.Wir werden seine Offenheit und Fachkompetenz,vor allem aber seine Freundschaft vermissen.

Neue Gesichter im SpotPersonelle Veränderungen gibt es bei der Alpenvereinsjugend: Die Lei-tung des erlebnispädagogischen Ausbildungszentrums des Oesterrei-chen Alpenvereins übernimmt ab sofort Michael Kurz. Der 32-jährigeReuttener studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und arbei-tete als Schileher und Canyoningführer.Mit der pädagogischen Leitung der „Obernberger Seminare“ wurde Jür-gen Einwanger beauftragt. Jürgen, 34 Jahre, wohnt in Kiefersfelden undist diplomierter Sozialpädagoge und geprüfter Lehrwart Hochalpin.Berg&Steigen-Lesern ist er als Leitungsmitglied des Projektes „risk andfun“ bekannt. www.alpenverein.at/jugend

www.obernberger-seminare.at▲

oben: Jügen Einwangerrechts: Michael Kurz

Skript SeiltechnikSeiltechnik und behelfsmäßige Bergrettung bilden den Schwerpunkteines Skriptums von Markus Eck, erstellt für die Österreichische Berg-führerausbildung. Das Skriptum - 24 Seiten mit zahlreichen Zeichnun-gen und Fotos - ist ein Beginn, weitere Lernbehelfe sollen folgen.Bestellungen an: Christian Gabl, Tel.: 05442/6969-120,

E-Mail: [email protected]: ATS 95,--/€ 7, exkl. Versand

AlpintriathlonAm 31. August und 1. September 2001 findet der Mountain Treck Car-nico, ein Extremtriathlon für 2er Teams, zum 3. Mal in Kötschach-Maut-hen statt. Über die Grenzberge zwischen Österreich und Italien, wirdeine Strecke von 140 km mit einer Höhendifferenz von 13 000 m inden Disziplinen Mountainbike, Klettern und Canyoning bewältigt. DerWettkampf geht über zwei Tage und beinhaltet vorgeschriebene Ruhe-zeiten. www.bergfestival.at

Page 8: Berg Steigen - alpenverein.at

@lpin ternetBergsport-Links

W E T T E R

Es ist unmöglich und auch nicht Aufgabe der Rubrik, die gesamte Palette derInternet Websites zum Thema Wetterberichte, -vorhersage und -satellitenbil-der vollständig darzustellen. Die Adressenliste soll vielmehr einen Überblicküber die interessantesten Websites geben, die Informationen für die alpineTourenplanung bieten.

Alpenraum: http://www.alpenverein.at/wetter/index.htm➟ OeAV mit ZAMG-Wetterdienststelle Innsbruck; Alpinwetter-bericht für den Ost- und Westalpenraum, Satellitenbild, Wetter-kartehttp://www.alpenwetter.com➟ Salzburg, Nord-, Süd-, Osttirol, Veneto

Österreich: http://www.zamg.ac.at➟ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamikhttp://www.austrocontrol.at/wetter➟ Flugwetterbericht der Österreichischen Gesellschaft fürZivilluftfahrt; kostenlose Registrierung erforderlich und auch fürNicht-Piloten möglichhttp://www.tiscover.com/wetter➟ Österreichische Bundesländerhttp://www.aldis.at➟ Österreichisches Blitzortungssystem

Deutschland: http://www.dwd.dehttp://www.meteomedia.ch/bodensee/stgallen.asp

Italien: http://www.provinz.bz.it/wetter ➟ Südtirolhttp://www.meteo.it ➟ Italien

Schweiz: http://www.meteo.chhttp://www.sma.ch/de/wetterhttp://www.meteotest.chhttp://www.soaringwetter.ch ➟ Flugwetter

Frankreich: http://www.clubalpin.com ➟ Club Alpine Francaishttp://meteo.chamonix.org ➟ Chamonixhttp://www.chamonix.com➟ führt auf den offiziellen Wetterbericht von Meteo-France fürChamonix/Mt.Blanchttp://www.meteo.fr/meteonethttp://www.nicematin.fr ➟ Südfrankreich, Korsika

Europa: http://www.uni-koeln.de/math-nat-fak/geomet/meteo/winfos/euisoTTPPWW.gif➟ Sehr detaillierte Wetterkarte - bedarf aber professionellerInterpretationskenntnissehttp://www.ecmwf.int ➟ Langfristprognosen

Wettersatellitenbilder/-filmehttp://www.wetterzentrale.de➟ Die beste Sammlung von Wetterkarten, Wettersatellitenbildern und Spezialkartenhttp://www.sat.dundee.ac.uk➟ Sensationelle Satellitenbilder der ganzen Erde; kostenlose Registrierungerforderlichhttp://www.sat.dundee.ac.uk/movie.html➟ Wettersatellitenfilm von Europa der vergangenen Wochehttp://wetter.abacho.de➟ Guter Wettersatellitenfilm, der vergangenen 3 Tagehttp://www.dfd.dlr.de/index.html➟ Sehr gute und aktuelle Farbsatellitenbilder und Spezialthemenkarten vonverschiedenen europäischen Großregionenhttp://met.gov.pk/Subpage1/hrpt/satellite_image.html➟ Diverse Satellitenbilder von Indien, Nepal und Pakistan

... recherchiert von Christoph Höbenreich

I N F OI N F O 9

B e r g & S t e i g e n 2 / 0 1

Aus der AV-KartographieNeuauflage:5/2 Karwendelgebirge, Mitte

Neuauflage im Dezember 2000 (letzte Auflage 1993). Durchgezo-genes UTM-Gitter und verdichtetes Gradnetz (Minutenteilung) amKartenrand.Ausgabe mit Wegmarkierung.

GPS-taugliche AlpenvereinskartenStand: Juni 2001

Mit aufgedrucktem UTM-Gitter

● 30/4 Ötztaler Alpen, Nauderer Berge● 30/3 Ötztaler Alpen, Kaunergrat● 30/5 Ötztaler Alpen, Geigenkamm● 30/1 Ötztaler Alpen, Gurgl ● 36 Venedigergruppe● 34/2 Kitzbüheler Alpen, Ost● 35/1 Zillertaler Alpen, West● 35/2 Zillertaler Alpen, Mitte● 26 Silvrettagruppe● 10/1 Steinernes Meer● 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen, West● 14 Dachsteingebirge● 0/3a Cordillera Blanca, Nord (Peru)● 5/2 Karwendelgebirge, Mitte

Mit Bundesmeldenetz (Gauß-Krüger) 4cm-Gitter und mit geographischer Länge und Breite am Kartenrand(Das geographische Netz muss durchgezogen werden)

● 31/5 Innsbruck-Umgebung● 31/3 Brennerberge● 45/1 Niedere Tauern I● 45/2 Niedere Tauern II● 45/3 Niedere Tauern III

Mit geographischer Länge und Breite am Kartenrand(Das geographische Netz muss durchgezogen werden)

● 34/1 Kitzbüheler Alpen, West

Als nächste Neuauflagen mit UTM-Gitter werden erscheinen

15/2 Totes Gebirge, Mitte (Herbst 2001)30/2 Ötztaler Alpen, Weißkugel (Herbst 2001)10/2 Hochkönig-Hagengebirge (Herbst 2001)4/2 Wetterstein-Mieminger Gebirge, Mitte (Ende 2001)2/2 Allgäuer- u. Lechtaler Alpen, Ost (Ende 2001)

Gerhart Moser, Alpenvereinskartographie

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Du bist vor circa 10 Jahren beimDeutschen Alpenverein als „Kon-fliktmanager“ in Sachen „Kletter-verbote in den deutschen Mittel-gebirgen“ angetreten. Wie hastdu diese Zeit erlebt, was konntestdu bewirken und wie siehst dudie Entwicklung heute?

Als ich im Jahr 1991 beim DAVangefangen habe, sah es aus alsob die Felssperrungen in dendeutschen Mittelgebirgen um sichgreifen würden wie ein Busch-feuer. Wir haben das Problemdurch ein flächendeckendesBetreuungssystem für alle außer-alpinen Gebiete in den Griffgekriegt. Die Rechte und Pflichtender Kletterer wurden in den mei-sten Bundesländern mit Felsan-teilen detailliert in sogenanntenKletterkonzeptionen festgeschrie-ben. Damit hatten die Behördendie Gewähr, dass die Erholungbeim Klettern naturverträglichablief und die Aktiven erlangtendadurch, dass sie die jeweiligeGebietsverantwortung übernah-men, so etwas wie Rechtssicher-heit. Außer in Nordrhein-Westfa-

len, wo sich die Behörden sturgestellt haben, konnten wir Ver-hältnisse schaffen, mit denenman als Kletterer leben kann,wenn auch zum Teil mit Schmer-zen in der Herzgegend. DerFlächenbrand ist vor allem des-wegen ausgeblieben, weil dieKletterer die besseren Problemlö-sungen hatten und bereit waren,sich zu engagieren. Wenn dieseBereitschaft nachlässt, sind wirbald wieder da, wo wir angefan-gen haben.

Dein Vater ist Deutscher, deineMutter stammt aus Irland. Du bistzweisprachig aufgewachsen undhattest während deines Lebensals „Bergsportler“ immer auchengen Kontakt zur angelsächsi-schen Kletterszene. Gibt es mar-kante Unterschiede zur deutsch-sprachigen Szene und wie wür-dest du diese charakterisieren?

Die Engländer und Amerikanernehmen den Stil der Begehungeiner Kletterführe oder der Bestei-gung eines Berges deutlich wich-tiger als wir und sind viel eher

bereit, dabei auf Hilfsmittel zuverzichten. Das „by fair means“spielt ja spätestens seit Mum-mery eine wichtige Rolle in ihrerAlpinkultur. Wörter wie „adven-ture“ und „discovery“ sind in ihrzentrale Begriffe. Das erklärt auch,warum nicht nur die britischeElite an irgendwelchen unbe-kannten Sechs- und Siebentau-sendern unterwegs ist sondernauch viele Normalbergsteiger. DasSammeln von „prestigeträchtigen“Paradebergen ist inzwischen einMarkenzeichen der deutschspra-chigen Bergsteiger, über das sichLeute wie Stephan Venables undGreg Child köstlich amüsierenkönnen. Ein feiner, distanzierterHumor und die Fähigkeit, übersich selbst zu spötteln, ist beson-ders für die Engländer typisch.Das blitzt sogar in den interes-santesten Situationen auf, sodass sich beim Klettern nie eineso bierernste Nordwandstimmungbreit macht. Allerdings verbirgtsich hinter dieser lockeren Fas-sade eine unwahrscheinlicheZähigkeit und hinter dem selbst-ironischen Gejammer eine Durch-haltekraft, die einen immer wie-der erstaunt. Was mich auchwundert ist, dass die Engländerihre Ausdauer praktisch nur inden Klettererpubs trainieren undihre Leistungen dennoch bringen.

Wenn du jetzt eine „Rede an dieNation“ (der Kletterer und Berg-steiger) halten müsstest, waswären deine wesentlichen Bot-schaften?

Ich bin fest davon überzeugt,dass jeder von uns auf der Weltist, um spezifische Erfahrungenzu machen und aus ihnen zu ler-nen. Euer Innsbrucker AltbischofReinhold Stecher war es glaubeich, der gesagt hat, dass es einenWeg gibt, der über die Berge

führt. Mein Freund Reinhard Karlhat gezeigt, dass das funktionie-ren kann. Als ich ihn kennenlernte, war er ein neurotischerNeunzehnjähriger, der vor Min-derwertigkeitskomplexen und Ehr-geiz strotzte. Später hat erkapiert, dass es zur „Kunst einenBerg zu besteigen“ gehört, sichselber zurückzunehmen und fürandere da zu sein. Ob wir einpaar Berge mehr bestiegenhaben oder welchen Schwierig-keitsgrad wir klettern konnten, istam Ende belanglos. Was dannzählt, ist wie wir unterwegs miteinander umgegangen sind unddie anderen Erlebnisse, die wirganz persönlich am Berg gehabthaben.Der Bergsport in all seinen Aus-prägungen ist so schön, dass essich lohnt, mit unserem Körperin einer Weise umzugehen, dasswir bis ins hohe Alter kraxeln undwandern können. Deshalb solltenwir in der Hochleistungsphasedas Hirn einschalten und recht-zeitig daran denken, dass dasBergsteigerleben mit vierzig nochlange nicht vorbei ist. Wer mitsiebzehn daherkommt wie einGorilla und schon alle Fingerge-lenke tapen muss, hat verdammtschlechte Karten. Ich habe dasauf schmerzhafte Weise lernenmüssen. Heute weiß ich, dassAuf- und Abwärmen mit Stret-ching keine lästige Pflicht ist, son-dern Spaß macht und uns davorbewahren kann, zu Sportkrüppelnzu werden.Die beste Voraussetzung, um sichbeim Steigen keine Verletzungenzu holen oder gar über den Jor-dan zu gehen, ist eine realisti-sche Einschätzung unseres Kön-nens. Reinhold Messner z. B. hatseine Fähigkeiten systematischentwickelt – die körperlichen wiedie geistigen. Als er sich daran-machte, in fast allen Bereichen

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Ber(g)sönlichkeitenBerg&Steigen im Gespräch mit Nicholas Mailänder

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Ber(g)sönlichkeitenBerg&Steigen im Gespräch mit Nicholas Mailänder

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des Bergsports die anerkanntenGrenzen hinter sich zu lassen,hatte er sein Können zur Perfek-tion gebracht. Er wusste draußenin Fels und Eis so gut bescheidwie drinnen in seinem Kopf. Dahat er jahrzehntelang dran gear-beitet. Dass er noch am Lebenist, dürfte auch darauf zurückzu-führen sein, dass er sich am Bergtotal unabhängig macht vomUrteil anderer. Hier darf nichtzählen, was die Sponsoren, diePresse, die Kameraden daheimoder unsere „Mitbewerber“ den-ken, sondern nur ob die äußerenund inneren Bedingungen stim-men!Vor zwanzig Jahren versuchte ich,beim Klettern vorne mitzumi-schen. Dabei habe ich mich ganzschön unter Druck gesetzt.Erstens, weil es mich reizte,Sachen zu machen, die damalsals unmöglich galten. Zum ande-ren aber, weil mir die Anerken-nung wichtig war. Jetzt betreibenmeine Frau Liz und ich denBergsport genau so, wie es unse-ren Fähigkeiten und Bedürfnissenentspricht. Ob wir damit anderebeeindrucken oder nicht, ist unsso egal wie Schwierigkeitsgrade,der Ruf einer Tour oder die Höheeines Berges. Was zählt, ist dasErlebnis. Dabei ist es uns wichtig,eine Tour in gutem Stil abzuzie-hen. Ohne zu hetzen oder her-umzutrödeln und mit einemordentlichen Sicherheitspolster.

Obwohl ich gerne zum Sportklet-tern gehe und es gut ist, dass soviele Menschen daran Freudehaben, finde ich es eigentlichschade, dass die hoffnungsvollen

Ansätze des Clean Climbing ver-sandet sind. Es ist einfach einunendlich besseres Gefühl, eineRoute zu machen, in der wenigbis nichts steckt als sich eine vor-programmierte Kletterloipe hinauf-zuklinken. Die Engländer und dieAmis wissen noch, was es einempersönlich bringt, mit seiner Angstumzugehen und die Kunst desKlemmkeillegens zu beherrschen.Vielleicht schaffen es aber Leutewie Mick Fowler, Darshano, JimBridwell, Andi Orgler und GeorgKronthaler den Weg aus derSackgasse zu zeigen, in die dasKlettern wieder mal geraten ist.Im Gegensatz zu vielen meinerFreunde ist es für mich ok, wennhier und da ein Bohrhaken steckt,es sollten aber so wenig wiemöglich sein.

Gut finde ich, dass bei uns inden Ostalpen das Präpariereneiner alpinen Kletterführe vonoben nicht geduldet wird. Wennwir hier nach dem Laisser-faire-Prinzip verfahren würden, wäredie kostbare Ressource Fels ruck-zuck aufgebraucht. Ohne Rück-sicht auf kommende Generatio-nen und mögliche Entwicklungendes Leistungsniveaus im Kletter-sport, von denen wir heute nochnicht mal träumen. Vor zwanzigJahren habe ich den Dieter Hasseausgelacht als er uns vor derAbseilerschließung in denaußeralpinen Gebieten gewarnthat. Dass heute in den deut-schen Klettergärten bis aufwenige Lücken der letzte Qua-dratmeter eingebohrt ist, beweist,dass Dieter recht hatte. Wir soll-ten deshalb unbedingt vermei-den, diesen Fehler im Gebirge zuwiederholen!

Das wird nur funktionieren, wenndie Bergsteiger und Kletterer übe-rall in den Ostalpen die Verant-wortung für ihre Gebiete über-nehmen und zu einem noch akti-veren Faktor im Naturschutz wer-den. Die Zeiten, in denen der ein-same Bergvagabund auf dasumweltpolitische Geschehen pfei-fen konnte, sind ein für allemalvorbei. Erst wird eine Straße insKaisertal gebaut, dann stehtplötzlich in Hinterbärenbad einGrandhotel und ums Rum-schauen turnen Manager-Trai-ningskurse auf dem neuen Erleb-

nisklettersteig über den Kopftörl-grat. Solche Entwicklungen gilt esdurch einen Schulterschluss mitden Naturschutzverbänden unterallen Umständen zu verhindern!

Unsere Gesellschaft pflegt einenfast schizophrenen Umgang mitdem Begriff Risiko: auf der einenSeite - wenn wir zum Beispiel anden Formel 1-Zirkus denken - dietotale Heroisierung und imGefolge eine astronomischeHöhen erreichende Kommerziali-sierung, auf der anderen Seite -und hier müssen sich auch diealpinen Vereine an die Brust klop-fen - steht ein fast ersatz-religiö-ses Sicherheitsdenken. Wasbedeutet für dich der BegriffRisiko, welche Rolle spielt er imextremen Bergsteigen?

Wir sollten uns nichts vormachen:Klettern und Bergsteigen sind nunmal gefährlich. Die Möglichkeit,dabei zu sterben, muss man ein-fach akzeptieren und gleichzeitigalles daransetzen, um am Lebenzu bleiben. Ich habe zu viele Kin-der als Halbwaisen aufwachsensehen, um das Sterben am Bergleicht zu nehmen. Fast alle Leute,die zu lange hart am Wind gese-gelt sind, haben das mit demLeben bezahlt. Auf der anderenSeite killen wir das Abenteuerund damit den tieferen Wert desBergsteigens, wenn wir unsereFelsen und Berge in sicherheits-technisch perfektionierte Erleb-nisparks verwandeln.Um die Qualität des Erlebnisseszu wahren, halte ich es deshalbfür besser, der Gefahr durch Kön-nen zu begegnen als durch denEinsatz von Technologie. Geradein Tirol kenne ich einige Bergstei-ger, die bereits seit einem rundenhalben Jahrhundert unfallfrei imschweren Fels unterwegs sind.Da passt Wollen und Könnenzusammen! Da diese Leute ihreFähigkeiten im Gebirge normaler-weise nur zu rund 80 Prozentausreizen, haben sie noch eini-ges auf der Pfanne, wenn malwas Unvorhergesehenes passiert.Das praktisch flächendeckendeund oft plaisirmäßige Einbohrender Klettergärten steht im ekla-tanten Widerspruch zum eigentli-chen Ausbildungsziel der Alpen-

vereine, nämlich der Fähigkeitzum selbständigen Klettern undBergsteigen. Wo sollen die Kidsheute die Einstellung lernen, dasssie für ihre Sicherheit selbst ver-antwortlich sind, wenn von vornherein ein eurogenormtes StückMechanik die geistigen und kör-perlichen Fähigkeiten ersetzt? Dasist ungefähr so reizvoll wie einStierkampf mit einem Ochsen.Deshalb plädiere ich dafür, dieBohrhaken in jenen Passagen zuentfernen, die mit Sanduhrschlin-gen, Klemmkeilen oder Friendsabgesichert werden können.

Der Alpinismus hat wohl als welt-weit einzige Sportart eine eigeneLiteratur geschaffen. Der Journalistund ehemalige Verleger NichoMailänder ist ein profunder Ken-ner dieses Genre. Wie schautdeine persönliche Hitliste aus -mit Begründung?

Eigentlich bin ich kein großer Fander alpinen Literatur. Das meiste,was in der Sparte produziert wird,inklusive meines eigenenGeschreibsels, verdient eigentlichdie Bezeichnung „Literatur“ nicht.Außerdem ist das Leben nicht nurzu kurz, um schlechten Wein zutrinken sondern auch um Bücherzu lesen, in denen – von weni-gen Ausnahmen abgesehen – ehimmer das gleiche drinsteht. Einedieser Ausnahmen ist der Jung-born von Eugen Guido Lammer,der mich immer wieder in seinenBann zieht, obwohl ich in vielemganz anderer Meinung bin. Bei

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aller Ideologie, die der Lammerverbrät, zählen seine Darstellun-gen des psychischen Geschehensbeim Bergsteigen – so zum Bei-spiel die Schilderung seinesAbsturzes am Matterhorn - immernoch zum Besten, was die Alpin-literatur zu bieten hat. Starkbeeinflusst hat mich natürlich dasKultbuch einiger Bergsteigergene-rationen: Hermann Buhls „Acht-tausend, drüber und drunter“. Es ist wahrscheinlich das einflus-sreichste Bergbuch, das jemalsgeschrieben wurde und hat diebrave bürgerliche Existenz unzäh-liger hoffnungsvoller junger Men-schen auf dem Gewissen. Ähnli-ches gilt bestimmt für die ersteVersion von Reinhold Messners„Der siebte Grad“. Obwohl litera-risch bestimmt nicht das Über-werk, hat es meine Freunde undmich doch klettersportlich durch-starten lassen. Von Reinhard Karlgefällt mir „Unterwegs nachHause“ am besten. Der Essay istrelaxed und genau beobachtend,frisch von der Leber weggeschrieben, mit einer unwahr-

scheinlichen Lebensfreunde. Vonden neueren englischsprachigenSchreibern ist John Long für michder beste Geschichtenerzähler.Storys, wie die von den Bigwall-Ratten in Yosemite bringen dieEssenz des Kletterns zum Vor-schein und lassen ahnen, dasses vielleicht doch mehr ist als nurein Sport.

Du kennst die Arbeit der AlpinenVereine sowohl aus der Distanzeines langjährigen Mitglieds alsauch aus der Sicht eines profes-sionellen Mitarbeiters. Zu welcherÜberlebensstrategie würdest duihnen raten im Umfeld einer Frei-zeitgesellschaft, deren Trends undModen schneller wechseln alsExpeditionsbergsteiger ihre Unter-hose?

Die Alpinen Vereine im deutsch-sprachigen Raum machen imgroßen und ganzen einen gutenJob. Sonst könnten sie ja, beson-ders im Jugendbereich, keineZuwachsraten verzeichnen. Schonaus personellen Gründen wird

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12den Bergsportverbänden garnichts anderes übrigbleiben, alssich weiterhin primär um jenesGeschäft zu kümmern, von demsie wirklich was verstehen. Unddieses Kerngeschäft ist nun maldas Bergsteigen und Klettern.Dabei dürfen wir nie vergessen,welcher Tradition wir verpflichtetsind und müssen gleichzeitig dieTrends am „Cutting Edge“ desBergsports im Auge haben. Dazumüssen die Verbände engenKontakt halten zu den Leuten ander Leistungsspitze, damit derenErfahrungen den Mitgliedernzugute kommen können.

Klettern ist eine Sportart, dieboomt. Es ist nach meiner Auffas-sung die gesellschaftliche Auf-gabe der alpinen Vereine, diesesInteresse in die richtigen Bahnenzu lenken. In Bayern machen wirhervorragende Erfahrungen mitder Kooperation von Schule undAlpenverein. An vielen Ortenbetreuen die Sektionen im Rah-men des Schulsports Kletter-Arbeitsgemeinschaften. Es wäreein Riesenfehler, das privatenAnbietern zu überlassen, weil dieweder von den ungeschriebenenGesetzen des Kletterns eineAhnung haben noch von seinenökologischen Aspekten. Damit dieSektionen über die notwendigenAusbildungskapazitäten verfügen,um die Nachfrage zu bewältigen,brauchen wir ausreichend qualifi-zierte Fachübungsleiter. Wenn ichmir die Lage in anderen Sportver-bänden anschaue, halte ich esnicht für unmöglich, dass auchdie Alpinen Vereine auf Sektions-ebene über kurz oder lang zueinem halbprofessionellen Ausbil-dungssystem übergehen werden.

Die Basisausbildung sollte unbe-dingt in der Kletteranlage stattfin-den. Wie die Erfahrung zeigt, gibtsich ein guter Teil des Nachwuch-ses damit zufrieden, an den Pla-stikwänden herumzuturnen. DasÜberwechseln in die Felsgebietesollte durch eine kargesicherungstechnische Ausstattungder Felsen soweit erschwert wer-den, dass es schon eine echteBegeisterung braucht, um vomKlink-Climbing zum Klettern in derNatur „aufzusteigen“. Dasselbegilt nach meiner Auffassung fürden Schritt ins Gebirge.

Steckbrief:❒ Geboren am 5. September 1949 in Stuttgart❒ Erste Bergtour im Jahre 1954, erste Klettertour 1964❒ Wohnhaft in der Maikäfersiedlung zu München❒ Berufliche Laufbahn: Studium der Pädagogik in Reut-

lingen und Tübingen, Abschluss mit Diplom 1981,Lehrer und Freizeitpädagoge an der Odenwaldschulein Oberhambach 1981 - 1984, Verleger und freierJournalist 1984 - 1989, Redakteur bei Alpin 1989 -1991, beim Deutschen Alpenverein zuständig fürKlettern und Naturschutz 1991 - 1999, freier Journa-list 1999 - . . .

❒ Eindrucksvollstes Bergerlebnis: Winter-Erstbegehungder Haupt-Lömpel-Führe in der Nordwestwand derPiccola Civetta mit Georg Kronthaler

❒ Berg der Sehnsucht: Eine versteckte Wand an einemunbekannten Berg im Garwhal-Himalaya

❒ Lieblingsautor/Musik: Meister Eckhard/Bob Dylan❒ Was stört den kritischen Nicho am meisten?

Meine Fehler❒ Weitere Ziele: Die Entwicklung und Verbreitung einer

lehrbaren Methode zur Verbesserung der „inneren“Sicherheit beim Bergsport

*

Ein weiteres zentrales Aufgaben-feld der Alpinen Vereine, einesdas bislang meiner Meinungnach nicht ausreichend beackertwird, ist das Kinder- und Famili-enbergsteigen. Viele junge Fami-lien würde ihre Freizeit gar zugerne in den Bergen zubringen,aber es fehlt den Eltern amKnow-How. Die Fachübungsleiter-ausbildung in diesem Bereich zuintensivieren und ihr in denAlpenvereinszentralen die not-wendigen personellen Kapazitä-ten zukommen zu lassen, wärebestimmt keine Fehlinvestition.

Ähnliches gilt für eine Intensivie-rung des Engagements im Seni-orenbergsteigen, wobei ich denSeniorenbegriff sehr weit fassenwürde. Viele Frührentner undandere ältere Bergfreunde, dienoch total fit sind, fristen in denSektionen ein eher passivesDasein. Wenn wir diese Frauenund Männer mit speziellen Pro-grammen – Kletterkursen, Kultur-reisen oder Ausfahrten in unbe-kannte Alpengebiete ansprechenkönnten – würde das bestimmtKreise ziehen. Auch um die wirk-lich „Alten vom Berg“ sollten wiruns viel intensiver kümmern, alsdas derzeit passiert.

Die wichtigste politische Aufgabeder Alpinen Vereine ist heutenatürlich die Wahrung des Rech-tes auf Zugang zu unseren Akti-vitätsräumen zusammen mit derökologischen Durchformung desBergsports. Hier tritt die europäi-sche Perspektive immer mehr inden Vordergrund. Deshalb müs-sen die im Alpenraum zuständi-gen Verbände unbedingt eingemeinsames Konzept für diesportliche Nutzung des Ödlandesentwickeln und politisch durch-setzen, das auch den Schutz die-ser Lebensräume garantiert.

All diese Aufgaben müssen pro-fessionell angegangen werden.Als Freizeitjob ist das heute nichtmehr zu schaffen! Um so wichti-ger ist es, dass zwischen derehrenamtlichen und der haupt-amtlichen Ebene die Chemiestimmt und sich beide Seiten vollaufeinander verlassen können.

Das Interview mit Nicholas Mailänder

führte Robert Renzler

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Die Veranstaltung

Dany Bazzell, Chef des Sportam-tes Graubünden, inszenierte denEvent topsp®t 01 nach demPrinzip des „Infotainments“. Diegesamte Veranstaltung des Erzie-hungs-, Kultur- und Umwelt-schutzdepartement Graubündenwar der Dramaturgie nach ähnlicheinem Kinofilm aufgebaut. Einpräzise geplantes und durchdach-tes Drehbuch steuerte den Ein-satz eines jeden Repräsentations-mittels (Interview, Videoclip, Per-formance), das dem Sinn und derMessage der jeweiligen Sequenzangepasst war. Mittels „Infotain-ment“ und „multimedia basedinstruction“ als Methoden post-moderner Wissensvermittlungsollte die Form der Veranstaltungden Qualitäten der behandeltenThemen gerecht werden.

19 Akteure, vom Sport-Soziologenüber den Venture-Capitalisten bishin zu den verschiedenen „Risi-kosportlern“ versuchten dieMotive, Erlebnisse und die Dyna-mik des Risikoverhaltens zureflektieren, um Perspektiven auf-zuzeigen.

Das Forum zur VeranstaltungZum Thema „Lust auf Angst“wurde auf der Homepage vontopsp®t 01 (www.topspot.ch)ein Diskussionsforum zu dreibrisanten Fragestellungen einge-richtet.

Frage 1:

Verschlampt der Sportunterrichteine pädagogisch zentrale Auf-gabe, deren Konsequenz vongesamtgesellschaftlicher Bedeu-tung ist?

Hinter dieser etwas kryptischenFormulierung steht die pädagogi-sche Bedeutung der Einschätzungvon Risiken und des Umgangsmit der damit verbundenenAngst. Eine Mehrheit der SchülerInnenverspürt eine Lust nach Risiko.Der Sportunterricht in seiner„Sicherheit geht über alles“ Hal-tung verhindert jedoch eineSimulation von Grenzerfahrungen,in denen die SchülerInnen einAugenmaß für Risikosituationenbekommen. Die Chance (beauf-

Lust auf Angst?Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Lust auf Angst?Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Davos, 19. Mai 01. Extremes ist angesagt: Snowboarden in Lawi-nenhängen, Skateboarden auf Passstraßen, Soloklettern, Kopf-sprünge mit Seil und Seitensprünge ohne. Die letzten Grenzen wer-den gesucht – mit dem Ziel, sie als erster zu überschreiten. Der Kickist „hip“! Doch was ist Kick, Thrill, Flow? Woher stammt die Lust aufAngst? Und was haben Base Jumper, Ice Climber, Extreme Boardermit einem Risikokapitalgeber, einem Wilderer oder mit Ihnen undmir gemeinsam? Walter Würtl berichtet über „topsp®t 01“, den Ver-such einer Annäherung.

von Walter Würtl

sichtigt) Selbsterfahrungen mitRisiko und Angst zu machen,wird dabei vertan. Entwicklungvon eigenverantwortlichem Han-deln durch den Sportunterrichtnicht gefördert. Unfähig, Risikenrichtig einzuschätzen, probenSchülerInnen ihren Mut unbeauf-sichtigt in der Freizeit mit oftlebensgefährlichen Spielen.

Gerade im Hinblick auf bergsport-liche Führungstätigkeit erscheintdiese Fragestellung interessant,da in diesem Bereich Eigenver-antwortlichkeit (Selbstverantwort-lichkeit) aber auch Gruppenbe-wusstsein eine zentrale Rollespielen. Kinder, Jugendliche und

Erwachsene können mit Hilfe vonrisikobewussten Führern Kompe-tenzen erwerben, die beispiels-weise die Schule oder das Eltern-haus in dieser Weise nicht ver-mitteln können. (Im anglo-ameri-kanischen Raum als „Outdoor-Education“ bekannte Konzepte imSchulunterricht versuchen dieserProblemstellung gerecht zu wer-den.)

Frage 2:

Wird die Sportartikel- und Touris-musindustrie des 21. Jahrhundertsdas totale Risiko anbieten? Wirddie Zukunft das Erlebnis mitErnstfallcharakter bringen unddem Gast den nächtlichen Zim-merbrand bescheren, dem er nurmit einem Satz aus dem Fensterins Sprungtuch entkommt?

Die Sportartikelindustrie und dieTourismusbranche werben mit

’Wie kann man sich von einer Generation abgrenzen, die bereitsalle Extreme ausprobiert hat?‘Grey Strategic Planing, Düsseldorf: Teens 2000

faszinierenden Bildern für Aben-teuer und Erlebnis. Take risk, getthe kick, have fun verspricht dieWirtschaft den erlebnishungrigenMitgliedern der Freizeit-Society.Risikosportarten wie Freestyle-boarden, Downhillbiken, Eisklet-tern, Basejumpen, Canyoningwerden als bedenkenlos ange-priesen. Die Liste der Angebote

auf Erregung ist endlos. Der Kickist „in“!

Wird der „Nervenkitzel“ jedochimmer auf dieselbe Art undWeise erfahren oder verliert er mitder Zeit an Wirkung? Die Qualität des Kicks leidet! Nur,der Konsument und Gast istunerbittlich und verlangt nachimmer mehr. Andernfalls drohtder Todfeind des Tourismus: dieLangeweile. Wer fortdauernd Kickanbieten will, muss dafür sorgen,dass die Intensität zunimmt oderes muss die Inhalte ändern.

Sind erst einmal alle „Risikoange-bote“ durchprobiert, bringt nurnoch ein gesteigertes Risiko dengewünschten Erfolg. Eine Berg-sportführern wohlbekannte Spi-rale, die zwangsläufig früher oderspäter in der Katastrophe endet,sofern nicht Strategien entwickelt

’Ohne die Lust nach Abenteuer in der Jugend muss jede Zivilisa-tion dahinschwinden.‘ Kurt Hahn, Erziehung zur Verantwortung (1958)

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nun durch handfeste Erlebnisseerfahrbar gemacht. Risiko zeigtGrenzen und schafft Sinn.

Statements von Akteuren„In Höchstgeschwindigkeit einePiste herunterstechen, die Flieh-kraft meistern, den Druck abfan-gen, welcher den Körper schierzerquetscht, wenn man nacheinem Sprung landet; diesesunbeschreibliche Gefühl vonBefriedigung zu erleben, wennman mit höchster Konzentrationund vollster Spannung im Körperdie Kräfte der Natur beherrschenvermag.“ (Daniel Mahrer, Ex-Ski-rennläufer, Chur)

„Ich kann mir keinen Sturz lei-sten. Die Nordwand des Bec desRosses ist ein Absturzgelände mitbis zu 550 Gefälle. Wenn manstürzt, dann stürzt man tief. (...)Angst habe ich keine; abergroßen Respekt. (...) Hätte ichAngst, würde ich es nichtmachen. Das wäre mir zu gefähr-lich, man verkrampft sich undfährt unsicher. (...) Ich bin auf Risi-kosport versichert und habeeinen Rega-Pass.“ (Ralph Castel-berg, 21, Extrem Freerider, Zürich)

„Wie schnell – was weiss ich?Einfach am Limit!“ (...) Das Geilsteist bei Nacht zu fahren. (...) AufSchnee 110 km/h. (...) Fußball-spielen ist gefährlicher als Stunt-biken. (...) B.A.S.E. Jumpen? DieTypen sind irre. Das könnte ichnie.“ (Marc Woodtli, Stunt Biker,Flims)

„Basejumpen ist gut und recht –würde bei mir aber viel zu wenigAdrenalin produzieren. (...) DieNacht, die Ruhe im Wald, dasKnistern im Unterholz – die ste-tige Unsicherheit, ob mich

und angeboten werden, die mehrauf Erlebnis als auf „Kick“ setzen!

Frage 3:

Liefern die Höchstleistungen undGeschwindigkeitsrekorde, der freieFall und die Konfrontation miteinem Krokodil dem Menschendes 21. Jahrhunderts (zumindestin den hochzivilisierten Gesell-schaften) Grenzen und damitSinn?

R I S I K OR I S I K O

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Es herrscht ein Überangebot anSinnfindungsmöglichkeiten, ander die heutige Welt verrückt zuwerden droht. Eine Kultur derBeliebigkeit auf allen Ebenenmenschlichen Seins macht sichbreit. Ein zu offener Horizontüberfordert. Die Verschwommen-heit des Cyberspace, das atembe-raubende Tempo der digitalenWelt und die grenzenlose Freiheitmachen Angst und produzierenLeere.Wer schafft Grenzen? Kultur undTradition haben an Kraft verloren.Schule und Politik haben diesbe-züglich längst abgedankt. Mamaund Papa stehen auf verlorenemPosten und der Himmel istohnehin längst leergefegt. DerZerfall allgemeingültiger Orientie-rungen zwingt jeden einzelnen,sich höchst individuelle Lebens-werte zu zimmern.Die Lücke, die Tradition und Kulturhinterlassen haben, füllen Risikound Abenteuer. Die These: Diemoderne Leidenschaft für Risiko-handlungen entspringt der Suchenach Grenzen. Waren sie frühersymbolischer Natur, werden sie

’Grenzen!? Ich habe niemals Grenzen gesehen.‘Thor Heyerdahl, Pazifikreisender mit dem Floß Kon-Tiki 1947

’Extremsport ist nur fürdenjenigen extrem, der ihnnicht beherrscht.‘Heiner Geisler, Politiker

’Warum ist Klettern so lustvoll? Weil man bei jedem Schritt Unsi-cherheit in Sicherheit verwandelt.‘Felix von Cube, Gefährliche Sicherheit 1990

„ ... mir geht es um Erleben, Empfinden, das Gefühl der Freiheit, denTanz auf dem seidenen Faden, die Bewegung in Perfektion. (...)Frauen und Männer haben gleiches Risikobewusstsein in Gefah-rensituationen (...) Ich suche nicht die Gefahr, sondern die Kontrollein einer Situation der Angst.“

Daniela Jasper, Extrembergsteigerin und Erstbegeherin schwierigster alpiner Routen

jemand beobachtet, die Un-gewissheit, ob ich es heute wie-der schaffe, das Wissen, dass 10Minuten nach der Schussabgabedas ganze Dorf auf den Beinenist, und ich mit der Beute nochnach Hause kommen muss – alldas trieb mich an .....“ (Ille Galer,Wilderer, CH)

„Früher waren Sportler frisch, frei,fromm. Der Kommerz korrum-pierte die Freiheit, kiffende Snow-boarder ruinierten das Fromme –und jetzt attackieren Adrenalin-junkies unsere Frische. (...) Ichplädiere für ein riskantes Sport-verständnis. Sport bewegt sich.Schnell, intensiv und begabt.Sport kennt keine Berührungs-ängste. Sport ist offen für Neues– auch für Riskantes. Sport adap-tiert blitzschnell. Er tut dies vorur-teilslos, nicht ohne Filter aber mitder Courage der Avantgarde.Sport kann auch ausdrucks- undgefühlvolle Lebensphilosophiesein und muss nicht partout und

überall als staatlicher Agent fürdie Sozialisation Heranwachsen-der wirken. (...) Ich meine, ein ris-kantes Sportverständnis machtSport und Sportler zukunftsfit.“(Dany Bazzell, Chef SportamtGraubünden)

Erklärungsversuche

Martin Venetz, Assistent an derAbteilung für angewandte Psy-chologie der Universität Zürich,erklärt das Risikoverhalten mitdem Flow-Modell von M. Csik-sentmihalyi. Schon 1975beschrieb dieser damit das holi-stische Gefühl bei völligem Aufge-hen in einer Tätigkeit.„Im Idealfall stehen die Anforde-rungen in einem Gleichgewichtmit dem eigenen Können. Ist die-ses Optimum erreicht, geratenLeistungswillige in den Zustanddes Flows. Beim Klettern ver-schmelzen Körper und Geist zueinem Ganzen. Es verschwindenSelbstzweifel und Zeitgefühl.

’Wahrscheinlich geht es uns zu gut, dass man solche abartigenReize sucht. Wir kämpfen ja nicht ums Überleben.‘Joseph Ratzinger, Präfekt der Kongregation für Glaubensfragen und Papstanwärter

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ein stellt die einfachen Erklärun-gen und Rezepte in Frage. „DasRisikoverhalten ist vielfältiggerichtet und daher vielfältigbegründet. Aktuelle gesellschaftli-che Faktoren (Vollkasko-Menta-lität, Verflachung des Alltags ...)mischen sich mit anthropologi-schen Konstanten (Initiation ...)und individuellen Lebensvorstel-lungen. Auch das Konzept derAngstlust kann fallweise Erklärun-gen liefern (Mutproben, Thrillsu-che ...).“Explizit führt Töchterle folgendeGründe für Risikoverhalten - spe-ziell das von Jugendlichen - an:

❍ Exploration der Umwelt, Unsi-cherheit in Sicherheit verwan-deln. In diesem Zusammen-hang spielt die tiefgreifendveränderte Naturbeziehungeine wichtige Rolle.

❍ Erfahren und Hinausschiebeneigener Grenzen (Funktions-lust, Körpererfahrung)

❍ Bildung von persönlicher undsozialer Identität, mit Risiko-verhalten kann man auch denEltern klar machen, dass mankein zu behütendes kleinesKind mehr ist.

❍ Zugewinn an Selbstwert undStatus in der Peergroup(Gruppe der Gleichgesinnten)

❍ Wirksame Reaktion auf Über-oder Unterforderung.

Die „leise“ KritikTrotz des sehr innovativen Kon-zeptes entwickelte sich währendder Veranstaltung weder Span-nung noch Dynamik im Publikum

Walter Würtl, 32,studiert Alpinistik ander Universität Inns-bruck. Als Bergführerarbeitet er seit Jahrenfür Globetrek, die Berg-steigerschule desAlpenvereins, und imLehrteam des OeAV. Im Moment sucht erseine Grenzen geradein Alaska, am MountMcKinley - Flow oderKick?

„ ... man kann sich an Grenzen im Extremsport herantasten. (...) Die risikoreichste Sportart ist extremes Alpinbergsteigen. (...) ...möchte mich verwirklichen und Herausforderungen annehmen (...) Es gibt mir ein Gefühl der Selbstbestätigung und dazu stehe ich. (...)Ich will etwas leisten, ohne andere damit zu stören oder etwas zuzerstören. (...) Risikosportler sind Menschen, die Verantwortung fürsich selber tragen und solche Leute braucht die Gesellschaft um sichvorwärts zu entwickeln.“

Hannes Arch, Extremsportler, der u.a. als Erster einen Base Jump aus der Eiger Nordwand wagte

Ohne zu zaudern, spielen dieSportler ihren ganzen Erfahrungs-schatz aus, um die Aufgabe zumeistern.“

Nach Max Stierlin, Sportsozio-loge aus Zürich, „gibt es nurwenige Spielertypen, die dasunkontrollierte Risiko suchen undihre Existenz dabei aufs Spiel set-zen. Es gibt etwas mehr Thrill-Süchtige, die den Kick suchen,wenn es hart ans Limit geht, wiedie U-Bahn-Surfer oder die Steil-wandskifahrer. Und dann lotenviele Extremsportler ihre Grenzenaus und wollen sie hinaus schie-ben mit Trainieren und gewissen-hafter Vorbereitung. Ihr Anspornliegt darin, eine unsichere Situa-tion unter Kontrolle zu bekom-men.“ Nach Stierlin sucht jederMensch irgendwie seine Grenzenund versucht sie zu überwinden.Ohne das gäbe es keine Entwick-

lung. Auch die Erwartungshaltungdes modernen Abenteuer-Konsu-menten wird von Stierlein ange-sprochen: „Die meisten Leute, dieein Adventure erleben wollen,möchten den Kick eines mitSpannung und ungewohntenErfahrungen verbundenen Wag-nisses erleben. Dabei muss vielgeschehen aber es darf nichtspassieren. Trotz schaurigem Krib-beln und der mit einem Bilddokumentierten Ein-Minuten-Hel-dentat suchen die Leute eineGarantie für Sicherheit und Unver-sehrtheit; ganz nach dem Motto:Entführt mich ins Reich des Aben-teuers – aber bringt mich pünkt-lich zum Abendessen wiederzurück.“

Luis Töchterle, Risiko-Pädagogeund Leiter des Jugendreferatesbeim Oesterreichischen Alpenver-

und die prickelnde Begeisterungder Akteure für ihr persönlichesTun blieb ein weiteres mal ihnenselbst überlassen. Zu Außenste-henden (Außensitzenden) degra-diert, blieben die vielen Besucherstaunender Fremdkörper,während der Abwicklung von iso-liert nebeneinanderstehendenZugängen zum eigentlichenThema „Risiko“.Zum Großteil konventionell undoberflächlich blieben auch dieErklärungsversuche. Das ThemaLust auf Angst wurde zu sehr aufRisikosportarten reduziert. Wowaren die U-Bahn Surfer, die Air-bager, die Prostituierten, die Hoo-ligans oder die Ladendiebe? Ein-zig der Wilderer hob sich von derbreiten Masse der Individualistennoch wirklich ab. Die verspro-chene Suche nach Unterschiedenund Gemeinsamkeiten in allenBereichen des riskanten Lebensblieb leider aus.

Resümee

Ist der Kick Krankheit oder Medi-zin, Sucht oder Bereicherung?Macht er uns lebensfähiger odertreibt er uns in den Abgrund? Istdie Lust auf Angst das tragendeFundament außergewöhnlicherLeistungen in der gesamtenMenschheitsgeschichte? Oder Zei-chen der Dekadenz und Degene-ration in einer übersättigtenGesellschaft? Spannende Fragen,die weiter bestehen. Durchtopsp®t 01 wurde das Thema„Lust auf Angst“ um einige Facet-ten bereichert.

’Es ist diese sehnsuchtsvolle Leere die uns antreibt zum Spielen– zu Schlachten – zu Reisen – zu zügellosen, aber heftig empfun-denen Unternehmungen.‘ Lord Byron 1788, Briefe und Tagebücher

’Das Risiko im realen Leben hat eine ganz andere elementarereAntriebskraft: die Furcht davor, nichts zu tun. In einer dynamischenGesellschaft ist der Stillstand wie der Tod.‘ Richard Sennett

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Karabiner zum AnseilenWelches Risiko und was dagegen tun?

Glücklicherweise sind die Unfällenicht häufig, dafür oft genug miternsten Folgen. Sowohl bei zuge-schraubtem (?) Schraubverschlussals auch bei Twistlock Karabinernhat sich das Seil selbsttätig aus-gehängt, was man sich beierstem Andenken eigentlich garnicht recht vorstellen kann.

Unfälle mit SchraubkarabinernVier Unfälle bzw. Beinahe-Unfällemit Schraubkarabinern sind dem

DAV-Sicherheitskreis bekanntgeworden. Bei allen haben dieAkteure Stein und Bein geschwo-ren, dass der Schraubverschlussmit Sicherheit (?) zugeschraubtgewesen sei.

➠ An der künstlichen Kletteran-lage in München-Thalkirchenstürzte ein toprope-gesicherterKletterer in vier Metern Höhe undfiel mit einem „kleinen Zwischen-ruck“ bis zum Boden. Der „mit Sicherheit zugeschraubtgewesene Karabiner“ hatte sich

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geöffnet und aus der Anseil-schlaufe des Hüftgurtes aus-gehängt. Die Verletzungen waren glückli-cherweise nicht besonders ern-ster Art. Sofort kletterte ein Freund derSeilschaft hinauf zum Seil undfand den Karabiner „geradesoweit aufgeschraubt, dass sichder Schnapper öffnen ließ“.

➠ In Konstein (südlicher Franken-jura) versuchte sich ein Klettererbewusst an einer für ihn viel zuschwierigen Route. Er wusste also, dass er mitSicherheit stürzen würde, deshalbachtete er ganz besonders aufseinen Achterknoten und darauf,dass sein Schraubkarabiner auchwirklich zugeschraubt war. In achtMetern Höhe wurde es ihm zuschwierig. Er ließ sich glücklicher-weise nicht ins Seil fallen, son-dern von seinem Seilpartner„straff nehmen“. Dabei bemerkteer, dass sich das Seil aus demSchraubkarabiner aushing undder Achterknoten nach oben ent-

schwand. Er konnte gerade nocheineinhalb Meter zurückkletternund sich an einem Bühlerhakenfesthalten.➠ Ähnliches ereignete sich eben-falls in Konstein. Ein Vater, einsehr erfahrener Kletterer, sicherteseinen zehnjährigen Sohn ineiner IVer-Route nach. Damit die-sem nichts passieren konnte(Garantenstellung!), hatte derVater „den Sackstich gewissenhaftgeknüpft, den Schraubkarabinerebenso gewissenhaft zuge-schraubt und beides noch einmalüberprüft“. Als der Bub in zehnMetern Höhe war, sah ein ande-rer Kletterer in einer Parallelroute,wie bei dem Buben die Sack-stichschlinge im geöffneten Kara-biner hing und sich jeden Augen-blick hätte aushängen können(siehe Abb. oben). Der Klettererquerte zum Buben, führte dasSeil wieder richtig in den Karabi-ner und konnte so einen Unfallverhindern.➠ Der letzte zufällig bekanntgewordene Unfall mit Schraubka-

Karabiner zum AnseilenWelches Risiko und was dagegen tun?

Beim Topropeklettern wird zum schnelleren Wechseln von einer Routezur anderen gern mit Karabiner angeseilt. Auch beim Flying-Fox (Seil-rutschen) und anderen Outdoor-Aktivitäten wird die Verbindung zumAnseilgurt meist mit einem Karabiner hergestellt. Es werden Karabinermit Verschluss-Sicherung verwendet (Schraub- oder Twistlock-Ver-schluss). Inzwischen haben sich einige Unfälle und Beinahe-Unfälledurch selbsttätig geöffnete Karabiner ereignet, davon ein tödlicher inÖsterreich. Im nachfolgenden Beitrag analysiert Pit Schubert bekanntgewordene Unfälle und zieht seine Schlussfolgerungen.

von Pit Schubert

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rabiner ereignete sich im vergan-genen Sommer in Meteora.Während einer Ausbildung setztesich ein 16-jähriger Anfänger amUmlenkhaken ins Seil und stürztezehn Meter ab. Das Seil hattesich aus dem Karabiner selbst-tätig ausgehängt. Folge: Quer-schnittlähmung.

Wie ist das möglich?

Ein Aufschrauben durch Schwin-gungen ist eine vielfache Vermu-tung. Trotz verschiedener Versu-che (DAV-Sicherheitskreis) konntedies allerdings nicht nachgewie-sen werden, denn schließlichsind alle Gewinde selbsthem-mend, d.h. eine fest angezogeneSchraube (bei Karabinern derSchraubverschluss) kann sichzwar lockern, aber nicht auf-schrauben. Bleibt nur die Mög-lichkeit, dass die Sackstich- oderAchterschlinge, wenn derSchraubverschluss nicht festgezo-gen ist (was wegen des späterenLösens gerne vermieden wird),tangential an diesem entlang

fährt und diesen so aufschraubt.Kommt dann eine ungünstigeBelastung hinzu, kann sich dasSeil aushängen. Oder die Mög-lichkeit, dass der Karabiner ebendoch nicht zugeschraubt gewe-sen ist. Man mache einen Ver-such. Während eines Eiskursesbeispielsweise, wo auch mitSchraubkarabiner angeseilt wird,vergisst mindestens täglichwenigstens ein Teilnehmer, ein-mal den Karabiner zuzuschrau-ben.

Unfälle mit Twistlock-KarabinernZehn Unfälle mit Twistlock-Karabi-nern wurden bekannt, siebendavon aus dem Bereich der UIAA-Sicherheitskommission:

➠ Inn Stetten (bei Stuttgart) ver-wendete ein extremer Sportklette-rer und Journalist eines bekann-ten Klettermagazins einenTwistlock-Karabiner. Als er sich amUmlenkhaken ins Seil setzen

wollte, um abgelassen zu wer-den, stürzte er fünf Meter ab.Folge: Trümmerbruch eines Fuß-gelenks. Es ist kaum davon aus-zugehen, dass ihm beim Seilein-hängen ein Fehler unterlaufensein könnte. Abgesehen davontaucht die Frage auf, welcherFehler überhaupt möglich seinkönnte, wenn die Sackstichschlinge nach dem Sturzgenauso aussieht wie zuvor. EinFehler ist nicht vorstellbar!➠ Im Prinzip ein jeweils völliggleicher Unfall mit Twistlock-Kara-biner ereignete sich beim Indoor-klettern in Nürnberg und in Mit-tenwald, jeweils mit ähnlichenFolgen.➠ Auch bei einem internen Wett-kampf in Bulgarien ereignete sichein Unfall mit Twistlock-Karabiner.Folge: beide Beine gebrochen (eshandelte sich nicht um einenUIAA-Wettkampf; die UIAA lässtbei Wettkämpfen grundsätzlichkein Anseilen mit Karabiner zu).➠ Allein sechs (!) Unfälle ereigne-ten sich in Tschechien. Die Fol-

gen: einmal Beinfraktur, einmalArmfraktur, einmal Fersenbeinzer-trümmerung und dreimal Wirbel-säulenverletzungen, eine davonmit Querschnittslähmung.

Wie ist das möglich?

Das selbsttätige Öffnen kann sichdadurch ereignen, dass sich eineFaserschlaufe des Seilmantels aneiner der scharfen Kanten desTwistlock-Verschlusses verhaktund diesen bei der anschließen-den Belastung aufdreht (Bilder).

Unfälle bei Flying FoxIm Januar vergangenen Jahreskam es in der Berninaschluchtbei Punta Ota (nahe Pontresina)zu einem Unfall. Als ein Teilneh-mer einer Abenteuerveranstaltungbis etwa Seilmitte gerutscht war,hing sich eine Bandschlinge, diedie Verbindung zur Rolle amStahlseil herstellte, selbsttätig auseinem Twistlock-Karabiner aus,der Seilrutschende stürzte 20Meter in die Schlucht, durch-schlag das Eis, konnte aber

Wird der Schraubverschluss nicht festgezogen, kann er durch Bewe-gung der Seilschlinge aufgedreht werden.

Typisches Verfangen einer Faserschlaufe des Seilmantels an einer der Ecken eines Twistlock-Verschlusses und selbsttätiges Öffnen derVerschlusssicherung.

6.6.2000, Kanzianiberg:Nachdem zuerst der Lehrer und danach einer der Schüler die Seilrut-sche absolviert hatten, folgte der zweite Schüler. Als er sich etwasjenseits der Drahtseilmitte befand, wurde das mitlaufende Seilbewusst abgebremst, um eine vertikale Schwingung herbeizuführen.Dabei dürfte sich die Bandschlinge über den Twistlock-Verschlussgelegt und diesen bei der anschließenden Belastung aufgedrehthaben. So konnte sich die Bandschlinge aushängen. Dieses Aufdre-hen des Twistlock-Verschlusses erfolgte nicht durch Verhängen einerFaserschlaufe, weil solche an Bändern nicht möglich sind (nur amSeilmantel), sondern allein durch den Andruck des Bandes amTwistlock-Verschluss. Möglicherweise hat die Bandkante der Verbin-dungsnaht, die sich an den Vertiefungen des Twistlock-Verschlussesverfangen hat, dies unterstützt.

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Typisches Anseilen beim Toprope-Klettern (links). Zwei Karabiner, parallel und gegenläufig eingehängt, schaffen Redundanz. Dass sichbeide Karabiner ungewollt öffnen, ist technisch und statistisch auszuschließen.

glücklicherweise schnell geborgenwerden. Der Gestürzte zog sichnur einen Armbruch und weitere,weniger ernste Verletzungen zu.Tödlich dagegen endete einUnfall im Juni vergangenen Jahresam Kanzianiberg (nahe Villach):

Im Rahmen einer Outdoorbetäti-gung einer Schulklasse warenzunächst der Lehrer und ansch-ließend einer der Schüler amStahlseil über die Schluchtgerutscht, dies von einem Berg-führer kontrolliert. Beim nächstenSchüler hing sich - ähnlich wiebeim Unfall in der Ber-ninaschlucht - eine Bandschlingeselbsttätig aus dem Karabiner, derdie Verbindung zum Anseilgurtherstellte, aus. Der Schüler stürzte40 Meter ab und erlag seinenVerletzungen. Gemäß den Zeu-genaussagen konnte anhand derAsservate das vermutliche Öffnenund selbsttätige Aushängen desTwistlock-Karabiners nachvollzo-gen werden. Das während desRutschens über die Schlucht mit-laufende Seil wurde vom Berg-führer, wie geplant und schonmehr als tausend Mal durchge-führt, plötzlich abgebremst. Dabeigerät der am Drahtseil Hinüberrut-schende mit dem Drahtseil in ver-tikale Schwingungen (die dasbesondere Erlebnisgefühl nochsteigern sollen). Während einersolchen Schwingungsphasedürfte sich die Bandschlinge über

den Twistlock-Verschluss gelegtund diesen bei der anschließen-den Belastung aufgedreht haben.So konnte sich die Bandschlingeaushängen (Bilder). Dieses Auf-drehen des Twistlock-Verschlusseserfolgte nicht durch Verhängeneiner Faserschlaufe, weil solchean Bändern nicht möglich sind(nur am Seilmantel), sondernallein durch den Andruck desBandes am Twistlockverschluss;möglicherweise hat die Band-kante der Verbindungsnaht, diesich an den Vertiefungen desTwistlock-Verschlusses verfangenhat, dies unterstützt.

Was tun?

Ganz einfach: zwei Karabiner ver-wenden, parallel und gegenläufigeingehängt (Rendundanz, Bild).Dabei müssen es nicht etwa bau-gleiche Karabiner sein, nur solchemit Verschlusssicherung. Dasssich beide Karabiner ungewolltöffnen, ist technisch und stati-stisch auszuschließen. Nachgrober Schätzung tritt ein selbst-tätiges Aushängen eines Karabi-ners einmal in etwa einer MillionFälle auf (1:1.000.000).

Das Einhängen eines zweitenKarabiners ist vom Material- undZeitaufwand durchaus zumutbar.Meist führt man eh einen zwei-ten Karabiner mit und ob manihn an der Materialschlaufe trägt

oder zum Anseilen am Hüftgurt,ist gehupft wie gesprungen.Schraubkarabiner sind nur danneine Lösung, wenn sie auch wirk-lich zugeschraubt werden, wasgelegentlich vergessen wird.Somit sind Schraubkarabinerkeine Lösung.Verwendet man den „Ball-Lock“von Petzl mit dem Verriegelungs-mechanismus oder den „Belay-master“ von DMM mit der Siche-rungsklappe, erübrigt sich theore-tisch ein zweiter Karabiner. Daman aber bei jeder Lehrmeinungnach Möglichkeit eine Differenzie-rung vermeiden sollte, weil siesonst zu unübersichtlich wird(wann darf ich, wann nicht?),sollte es grundsätzlich beimzweiten Karabiner bleiben. Sowird auch Unfällen durch Materi-albruch vorgebeugt, wie sie durchschlampige Fertigung und unzu-reichende Herstellerkontrolle auf-treten können.Wenn kein zweiter Karabiner mitVerschlusssicherung zur Hand ist,dann wenigstens einen zweitenNormalkarabiner dazu hängen.

Was tun auf Gletschern?

Auf Gletschern wird schon immermit einem Karabiner (mit Ver-schlusssicherung) angeseilt. Nochsind keine diesbezüglichenUnfälle bei Verwendung nur eines

Karabiners bekannt geworden.Dies aber wohl nur deshalb, weilsich ein Spaltensturz wesentlichseltener ereignet als eine Seilbe-lastung beim Topropeklettern.Denkbar ist ein solcher Unfall aufGletschern natürlich genauso.Man müsste nur oft genug ineine Spalte stürzen, um diespraktisch nachzuweisen. Deshalbempfiehlt sich auf Gletschern dievorgeschlagene redundanteMetzhode mit zwei parallel undgegenläufig eingehängten Karabi-nern.

Was erlauben die Normen?Die lassen alle Verschlusssiche-rungen zu, auch die einfachsteForm, den Schraubverschluss.Eine Differenzierung, welcher Ver-schluss sicherer ist und welcherweniger sicher (?), wird nicht vor-genommen. KombinierteTwistlock-Schiebe-Verschlüssesind zweifelsohne sicherer als derreine Twistlock-Verschluss, mitdiesen ist bisher auch noch keinUnfall bekannt geworden. Dochwerden diese Karabiner nichtgerne verwendet, weil in derHandhabung erheblich umständli-cher. So wird solchen Unfällenvon der Normseite nicht vorge-beugt.

Pit SchubertPit Schubert ist Präsident der UIAA-Sicherheitskommission

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Sinn und Zweck

Die Definition des Karabiners alseine „Vorrichtung, die sich öffnenlässt und von einem Bergsteigerdirekt oder indirekt in eine Veran-kerung eingehängt werden kann“,deutet bereits auf die Schwach-stelle eines jeden Karabiners hin.

Die perfekte Abhilfe wäre einKarabiner ohne Schnapper, eingeschlossener Ring, allerdingshätten wir dann ein neues Pro-blem. Die Schwachstelle bestehtin dreifacher Hinsicht: Zum einensinkt die Bruchlast bei geöffne-tem Schnapper dramatisch, vonüber 20 kN auf unter 10 KN, beiQuerbelastung ist die Situationähnlich, und zum anderenbesteht die Gefahr, dass sich dasSeil ungewollt aushängt!

Das selbsttätige Aushängen zuverhindern ist die Aufgabe vonSchnapper-Verschlusssicherungen.

wann und wo?

Wann müssen Karabiner mit Ver-schlusssicherung verwendet wer-den, wann genügen „Basis-Kara-biner“ (so sagt die Norm zuunseren „Schnappern“)? Ohne alleAnwendungsbereiche einzeln auf-zuzählen, müsste die Antwortlauten: Schnapper-Verschlusssi-cherung immer dann, wenn einunbeabsichtigtes Aushängen zumAbsturz einer oder mehrerer Per-son führen kann.

Man kann sich dem Thema auchvon der anderen Seite nähernund die Frage stellen: Wanngenügen Schnapper? Eine gene-ralisierende Antwort würde lau-ten: Dann, wenn eine Sicherungs-kette besteht und man sich dasVersagen eines Kettengliedes „lei-sten“ kann. Eine einfache, praxis-bezogene Antwort wäre: bei Zwi-schensicherungen. Dass die Sache nicht völlig wider-

Twist or Schraub?Karabiner mit Schnapper-Verschlusssicherung

Twist or Schraub?Karabiner mit Schnapper-Verschlusssicherung

Am Anfang war der „Schrauber“ - und bis heute dient der prägnanteBegriff als Zusammenfassung für all das, was in der Norm präziser,dafür etwas umständlich, als „Karabiner mit Schnapper-Verschluss-sicherung“ bezeichnet wird. Nun, „der Schrauber ist zum Schraubenda“ - und: Menschen machen Fehler. Vor etwa 20 Jahren erschienendie ersten menschenunabhängigen, automatischen Verschlusssysteme. Der „Twistlock“ avancierte zum Star und wurde als Inno-vation gefeiert. Unfälle – trotz Twistlock – zwingen uns heute zueiner differenzierteren Sicht. Christian Damisch und Michael Larcheranalysieren die Problematik und versuchen den Entwurf einer Lehr-meinung.

von Michael Larcher und Christian Damisch

spruchsfrei ist, fällt spätestenshier auf. Denn auch das Versageneiner einzigen Zwischensicherungkann verheerende Folgen haben1.Im Bergsport ist eben auch„Zumutbarkeit“ eine Kategorie, diein Lehrmeinungen zu berücksich-tigen ist, und die Grenze derZumutbarkeit ist eindeutig über-schritten, wenn wir an jeder Zwi-schensicherung einen „Schrauber“verlangen.

Anseilen

Karabiner werden als Verbindungzwischen Seil und Anseilgurt ver-wendet beim Toprope-Klettern(direktes Einbinden wird als zuaufwendig empfunden), in derGletscherseilschaft, am Grat,wenn mehrere Personen aneinem Seil nachzusichern sind,sowie bei seiltechnischen Übun-gen und Seilrutschen. Auch amKlettersteig kann die Verbindungzwischen Gurt-Klettersteigset mit-tels Karabiner hergestellt werden,wenngleich einer möglichst direk-ten Verbindung auch hier der Vor-tritt zu geben ist.In all diesen Fällen stellt der Kara-biner ein zusätzliches Glied in derSicherungskette dar und esbesteht grundsätzlich das Risiko,das sich das Seil ungewollt aus-hängt.

Abseilen

Beim Abseilen verbindet ein Kara-

biner das Abseilgerät mit demGurt. Die Verschlusssicherunggewährleistet, dass bei einerunbeabsichtigten Verdrehung desAbseilachters der Schnapper nichtaufgedrückt werden kann. (DieGefahr einer ungünstigen Querbe-lastung des Schnappers nachinnen mit Durchstanzen derHülse ist trotzdem gegeben.)

Partnersicherung

Nicht das eigene aber das Lebenmeines Partners ist in Gefahr,wenn sich das Seil beim Sichernmit HMS verabschiedet, dahersind im Rahmen der Partnersiche-rung – egal welches Sicherungs-gerät verwendet wird - einzigKarabiner mit Verschlusssicherungakzeptabel.

Selbstsicherung

Selbstsicherung, ob mit Seil undMastwurf oder mit Bandschlinge -wie häufig beim Sportklettern,aber auch beim Abseilen übermehrere Seillängen - erfolgt mit-tels Karabiner mit Verschlusssi-cherung. Das war nicht immer so:Bei der Verwendung eines Mast-wurfes als Selbstsicherung amStandplatz war uns vor einigen

1 Daher wurde auch einmal der Begriff„neuralgische Zwischensicherung“ gebo-ren. Einen Vertreter dieser Spezies hatman z.B. dann vor sich, wenn man denersten Haken 10 m über dem Boden ein-hängt (bis dahin war’s leicht) und an-schließend auf seine Schlüsselstelle trifft.

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Jahren auch ein Schnapper gutgenug. Unser Argument damals.Der Mastwurf liegt fest am Kara-binerschenkel, eine Bewegungdes Seiles, wie bei einer Achter-schlinge, ist hier nicht möglich.Heute sind wir strenger, was dieSache vereinfacht: Selbstsiche-rung immer mit Verschlusssiche-rung. Ohne wenn und aber.

Bergrettung

Die behelfsmäßige Bergrettungbildet ein weites Einsatzfeld fürKarabiner mit Verschlusssicherungund es macht wenig Sinn, hieralle Verbindungen aufzuzählen,an denen man auch „ohne“ darf.Es genügt, wenn man sich obigeRegel merkt. Schnapper-Ver-schlusssicherung immer dann,wenn ein unbeabsichtigtes Aus-hängen zum Absturz einer odermehrerer Personen führen kann.

Damit ist klar, dass z.B. für alleUmlenkungen bei Flaschenzügeneinfache Schnapper genügen.Anders, wenn es um die Rücksi-cherung bei einer Spaltenbergunggeht.Da einem gerade bei Bergret-tungsaktionen die Karabiner mitVerschlusssicherung ausgehenkönnen, ein Tipp: Zwei gegen-gleich eingehängte Schnapperbieten einen adäquaten Ersatz.

Klettersteig

Eine Sonderstellung nimmt dasThema Klettersteigtechnik ein.Einige Jahre wurde für diesenBereich Karabiner angeboten, miteinem automatischen Schiebver-schluss, die meisten davonwaren eine absolute Zumutung!Nachdem sich inzwischen Kletter-steigsets in Y-Bauweise durchge-setzt haben (wesentliche Impulse

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kamen von Berg&Steigen), kön-nen immer beide Seilstränge ein-gehängt werden und auf Karabi-ner mit Verschlusssicherungkönnte verzichtet werden, wasdas Handling ungemein erleich-tern würde. Gleichzeitig bieten heute mancheHersteller Spezialkarabiner (z.B.Salewa Attac) für den Klettersteig-bereich an, deren Verschlusssi-cherung sich ohne zusätzlicheManipulation öffnen lässt –sicherlich die beste Lösung! DerSonderfall Klettersteig soll in die-sem Beitrag nicht näher beleuch-tet werden, abschließend festzu-stellen ist nur, dass automatischeSchiebverschlüsse in allen ande-ren Bergsportbereichen völligunzureichend (!) sind und ambesten gar nicht zur Gruppe derSchnapper-Verschlusssicherungenzu zählen sind.

Manuelle Verschlusssysteme

Der Versuch, derzeit üblicheSchnapper-Verschlusssicherungenzu systematisieren, führt zu einergrundsätzlichen Unterscheidung:entweder arbeiten Verschlusssi-cherungen automatisch oder siemüssen aktiv von Hand betätigtwerden. Zunächst zur Gruppe derSchraubkarabiner:

Das Risiko

Menschen machen Fehler undMenschen vergessen. Zum Bei-spiel das Zudrehen des Schraub-karabiners. Aber auch dann,wenn die Verschlusshülse nichtvollständig zugeschraubt wird,wenn sie nur ein, zwei Windun-gen über jene Position gedrehtwird, in der sich der Schnapperöffnen lässt, besteht das Risiko,

Auch beim Partnersichern und Ablassen mit HMS besteht das Risiko des Selbstaushängens, wenn das Seil über den Verschluss läuft. Besonders bei klassischen Twistlock-Karabinern, deren Schnapper-Verschlusssicherungen häufig sehr rauhe Oberflächen aufweisen, kann auseiner HMS blitzschnell eine Knicksicherung werden (!). Rechts läuft das Seil über den „gesunden“ Schenkel.

Menschen machen Fehler und Menschen vergessen. Zum Beispiel das Zudrehen des Schraubkarabiners. Macht dann der Schutzengel geradePause, genügt eine ungünstige Stellung der Seilschlinge beim Belasten um zum Aushängen des Seiles aus dem Karabiner zu führen.

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¢ A. Zak

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dass durch die Seil- oder Band-reibung beim Klettern die Hülseunbeabsichtigt aufgedreht wird.Macht dann der Schutzengelgerade Pause, genügt eineungünstige Stellung der Seil-schlinge beim Belasten um zumAushängen des Seiles aus demKarabiner zu führen. Auch dieVibrationen bei einer Seilrutsche(Flying Fox) können einenSchraubverschluss öffnen.

Problem-(Teil)-Lösungen

Einen sehr einfachen, intelli-genten Lösungsansatz für dasVergessen-Problem bietet Petzl.Ein auffallender, roter Farbringam Schnapper verschwindeterst, wenn die Verschlusshülseganz zugedreht ist. Das Pro-blem wird durch diese einfacheMaßnahme zwar nicht völligeliminiert, aber doch ein gutesStück entschärft.Perfekt löst DMM das Verges-sen-Problem mit dem HMSKarabiner „Belay Master“. Hiersorgt eine Plastikmanschette,die sich nur dann schließenlässt, wenn Verschluss vollstän-dig zugedreht wurde, für dienotwendige Erinnerung.Zur Familie der Schrauberzählen wir auch jene Aus-führung (z.B. Petzl „Attache“),bei der ein Schrauben über

mehrere Gewindegänge nichtmehr notwendig ist. Eine kurzeDrehung genügt, und die Ver-schlusshülse rastet in eineArretierungsposition ein. Ein all-mähliches, unbeabsichtigtesAufdrehen durch eine Seil-schlinge wird dadurch ausge-schaltet. Aber: Diese eine Dre-hung muss gemacht werden!

Der Partnercheck

Was sich als „Vier-Augen-Prinzip“in anderen Risikobereichen schonlange etabliert hat, beginnt auchim Bergsport langsam unter demBergriff „Partnercheck“ Fuß zu fas-sen. Der Auftrag lautet: Vor demEintritt in eine Risikosituationsorge ich dafür, dass mein Partnerdie Sicherheitsvorkehrungen kon-trolliert (und ich seine). Niemandklettert los oder springt in eineGletscherspalte, bevor er nichtvon einem Partner überprüftwurde. Und dazu gehört auch derTest, ob die Verschlusshülse voll-ständig zugedreht wurde. Mankann eine ganze Reihe vonSituationen finden, in denen derPartnercheck eine sehr sinnvolleMaßnahme ist und mithilft, einegroße Zahl gefährlicher Blackoutszu vermeiden. Eine unabdingbareVoraussetzung für die Wirksam-keit des Partnercheck ist die Stan-dardisierung. In einem Grundkurs,

der seiltechnische Fertigkeitenvermittelt – egal ob in Fels oderEis – ist er die wichtigste Strate-gie, die es zu vermitteln gilt.

Automatische Verschlusssysteme

In dieser Gruppe haben sich mitt-lerweile recht unterschiedlichetechnische Lösungen etabliert:

„Klassische“ Twistlock-Karabiner,bei denen durch Federkrafteine Vierteldrehung der Hülsebewirkt wird, die den Schnap-per verriegelt;Twistlock-Karabiner mit Arretie-rung verschließen nicht nurautomatisch, man kann sieauch in eine Position bringen,in der sie durch eine einfacheDrehbewegung nicht mehrgeöffnet werden können! Nurdurch zwei verschiedeneBewegungen (schieben + dre-hen, drücken + drehen) gelingtes, den Verschluss zu öffnen.Die Arretierung kann manuelloder automatisch erfolgen.Schiebe-Verschlusssystemewerden noch bei Klettersteig-karabinern verwendet. In allenanderen Bergsportbereichensind sie völlig ungeeignet!

Das Risiko

Der klassische Twistlock-Karabinereliminierte das Schließen-Verges-sen-Problem. Allerdings genügteine Vierteldrehung, um die Ver-schlusshülse wieder zu öffnen.Und genau darin besteht dasRisiko. Bewegt sich in diesemKarabiner ein Seil (oder eineBandschlinge), kann dieses derartungünstig zu liegen kommen,dass bei anschließender Bela-stung der Verschluss geöffnet undgleichzeitig der Schnapper aufge-drückt wird. Auch eine abste-hende Seilfaser kann die Hülsebeim Twistlock-Karabiner öffnen.Beim Sichern oder Ablassen mit-tels HMS kann das über denSchnapper laufende Seil dieVerschlusssicherung aufdrehenund bei ungünstiger Belastungden Schnapper öffnen. Aus derHMS wird dann blitzschnell eineKnicksicherung.

Problem-(Teil)-Lösungen

Die Schwachstelle des klassi-schen Twistlockkarabiners wirdheute durch Modelle beseitigt,deren Schnapper-Verschlusssiche-rungen automatisch schließenund zusätzlich – händisch oderwiederum automatisch – in eineArretierungsposition einrasten. Ein

Der Schraubkarabiner ist nach wir vor „in“. Einige Hersteller bemühensich, die bestehenden Risiken zu minimieren. So Petzl mit einemroten Ring (Pfeil), der an das Zudrehen erinnern soll. DMM bieteteinen HMS-Karabiner mit Kunststoffbügel, der nur geschlossen wer-den kann, wenn vollständig zugedreht ist. Die Verschlusssicherungdes HMS-Karabiners ganz rechts (Petzl) muss zwar manuell geschlos-sen werden, arretiert aber nach einer einfachen Vierteldrehung. Einallmähliches Aufdrehen durch Seilreibung ist bei diesem Modell nichtmöglich.

Was sich als „Vier-Augen-Prinzip“ inanderen Risikoberei-chen schon langeetabliert hat, beginntauch im Bergsportlangsam unter demBergriff „Partnercheck“Fuß zu fassen. DerAuftrag lautet: Vordem Eintritt in eineRisikosituation sorgeich dafür, dass meinPartner die Sicher-heitsvorkehrungenkontrolliert (und ichseine). Niemand klet-tert los oder springt ineine Gletscherspalte,bevor er nicht voneinem Partner über-prüft wurde.

¢ A. Zak

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Twistlock-Karabiner mit automati-scher Arretierung repräsentierenderzeit eindeutig den höchstenSicherheitslevel im BereichSchnapper-Verschlusssicherung!

Empfehlung (Entwurf)Präambel

Der Einsatzbereich von Karabinernmit Schnapper-Verschlusssiche-rungen im Bergsport ist vielfältig.Obwohl das bestehende Risikodes Selbstaushängens dabeiunterschiedlich groß (wahrschein-lich) ist, muss eine Empfehlungmöglichst einfach und allgemein-gültig sein.

Beurteilung verschiedener Ver-schlusstypen

Twistlock-Karabiner mit auto-matischer Arretierung repräsen-tieren derzeit eindeutig denhöchsten Sicherheitslevel imBereich Schnapper-Verschluss-sicherung. Karabiner mit manuell zu

betätigender Verschlusssiche-rung bergen grundsätzlich dasRisiko, dass auf das Schließenvergessen wird. Unter der Prä-misse eines standardisierten„Partnerchecks“ ist der erreichteSicherheitslevel eindeutig alsausreichend zu bewerten. Klassische Twistlock-Karabiner(keine Arretierung; eine einfa-che Vierteldrehung der Ver-schlusshülse genügt zur Öff-nung) bergen ein auch mittels„Partnercheck“ nicht zu beherr-schendes Risiko. Von einer Ver-wendung ist generell abzura-ten.

Strategische Maßnahmen

Der „Partnercheck“ mit dermanuellen Kontrolle derSchnapper-Verschlusssicherungbegleitet als Standardmaß-nahme alle seiltechnischenAktionen.Redundanz durch die Verwen-dung von zwei Karabinern mitVerschlusssicherung für den

Bereich „Anseilen“ (VerbindungGurtsystem-Seilsytem) ist imZero-Accident-Bereich (Outdoor-Activities, Erlebnispädagogik,Seilgärten, Seilrutschen, etc.) zuempfehlen.

Die generelle Forderung vonRedundanz für den Bereich„Anseilen“ in allen Bergsportbe-reichen ist unangemessen.

Abschließend

Let‘s twist or let‘s schraub? Doppelt, dreifach, gegengleich,umverkehrt? Die Diskussion darfund soll weitergehen.

Christian DamischDI Christian Damisch, 47, Bauingenieur

(steht als Techniker auf „schraub“)und Bergführer, arbeitete von 1979bis 1987 im Sicherheitsreferat des

Oesterreichischen Alpenverein

Michael LarcherAlpenverein Ausbildungsleiter

einfache Drehbewegung, wiebeim klassischen Twistlock, reichtnun nicht mehr aus, um den Ver-schluss zu öffnen. Entweder manmuss schieben und drehen oder– wie beim Ball-Lock – manmuss zuerst die Sperre auf-drücken, bevor man die Hülseaufdrehen kann.Wie unterschiedlich die techni-sche Umsetzung dieser Arretie-rung bei den verschiedenen Her-stellern auch sein mag, daswesentlichste Differenzierungs-merkmal liegt darin, ob dieseArretierung automatisch oderhändisch hergestellt wird. Beiletzterem stehen wir wieder vorunserem Vergessen-Problem, bzw.vor der Wichtigkeit des Partner-checks.

R I S I K OR I S I K O22Eine der häufigsten Anwendungen für das Anseilen mit Karabiner ist der Bereich Toprope-Klettern. Die per-fekte Lösung bietet heute der Petzl „Ball Lock“, ein Twistlock, der automatisch arretiert. Derselbe Standardkann durch zwei gegengleich eingehängte Karabiner mit Verschlusssicherung erreicht werden,.Dieser Sicherheitslevel ist beim Toprope-Klettern immer dann anzustreben, wenn keine klettertechnischeVorbildung gegeben ist (wie häufig an mobilen Kletteranlagen bei Dorffesten, etc.) und daher auch kein„Partnercheck“ durchgeführt werden kann (Zero Accident Situation).

C H. Zak

VERSCHLUSSHERSTELLER BESCHREIBUNG MODELL GEWICHT PREIS

Autoblock(Twistlock mit Arretierung)

KONG Bolzen rastet automatisch in eine eckige Aussparung derSicherungsrolle ein; zum Öffnen anheben und drehen

HMS Autoblock AluX-Large StahlX-Large Inox

105 g

255 g255 g

Blank ATS 199,–Eloxiert ATS 219,–ATS 179,–ATS 259,–

Selbstsichernder Drehver-schluss mit verriegelbarerSicherungsrolle (Twistlockmit Arretierung)

AustriAlpin Sicherungsrolle kann angehoben und weitergedreht werden, bis der Bolzen in einer Aussparung einrastet

S.o.; zusätzlich „glatte“ Nase

HMS Classic

HMS Magic

85 g

95 g

ATS 189,–

ATS 199,–

Schrauber mit Sicherungs-manschette

DMM Nur bei zugeschraubtem Karabiner kann ein Kunststoffbügelzugeklappt werden;

Belay Master 100 g ATS 359.–

Spinball(„Schrauber“ mit Arretierung)

Ball Lock(Twistlock mit Arretierung)

Petzl Plastikmanschette wird von Hand zugedreht und arretiert auto-matisch; zum Öffnen grünen Ball drücken und zurückdrehen;(3 verschiedene Größen/Formen)

Kunststoffmanschette arretiert automatisch; zum Öffnen grünenBall drücken und gleichzeitig drehen; 2 verschiedene Formen

Attache SpinballAm’D SpinballWilliam Spinball

Am’D Ball Lock

74 g71 g85 g

75 g

ATS 259,–ATS 269,–ATS 299,–

ATS 329,–

Alternativen zu „klassischem“ Twistlock und Schrauber

B e r g & S t e i g e n 2 / 0 1

www.kong.it

www.dmmwales.com

www.austrialpin.at

www.petzl.com

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Risikomanagementbei mobilen Seilrutschenoder: Flying Fox für rutschende Gorillas

Risikomanagementbei mobilen Seilrutschenoder: Flying Fox für rutschende Gorillas

Anders als beim alpinen Berg-sport, wo ein gewisses Restrisikodurch die alpine Umgebung vonallen Teilnehmern bewusst einge-gangen und auch akzeptiert wird,ist die Erwartungshaltung inBezug auf Sicherheit bei Aktionenwie Seilrutschen und Seilgärtenanders. Die Teilnehmer kommen meistohne spezielle Kenntnisse überdie verwendete Seiltechnik unddie Risiken. Sie erwarten vielAbenteuer - „Action" - und einmöglichst aufregendes Erlebnis.Auch bei der Arbeit für Firmen -„Teamteaching" - wird verlangt,dass ein Unfall oder eine Verlet-zung ausgeschlossen sein müs-sen (Auf die grundsätzliche Frag-würdigkeit dieser „no risk but fun"

- Philosophie soll hier nicht nähereingegangen werden). BesondersKinder sind von einer Seilrutscheüber einen Bach oder von einemFelsen fasziniert. Ein Risikobe-wusstsein kann hier natürlichnicht vorausgesetzt werden.Eine weitere Gefahr in diesenSituationen ist der Gruppendruckund der unsensible Umgang mitAngst. Angst ist ein wichtigerSchutzmechanismus, der abergerade bei Abenteueraktionenhäufig in den Hintergrundgedrängt wird. Unfälle in denletzten Jahren zeigen die Gefah-ren dieses Trends. Gerade der Bau von mobilenSeilrutschen verlangt besondersstrenge Sicherheitsbestimmungenund Qualitätskriterien.

Der Trend zu Abenteuersportarten und erlebnispädagogischen Aktio-nen ist auch in Österreich unübersehbar. Seilgärten und Seilrutschenbilden dabei häufig eingesetzte Elemente, bieten sie doch Nervenkit-zel und einen hohen „Fun-Faktor". Neben den professionell betriebe-nen stationären Seilgärten mit Masten und Stahlseilen werden häu-fig auch mobile Seilgärten aufgebaut. Der Aufbau einer solchen„Gorilla"-Rutsche - auch „Flying Fox" genannt - mit Bergsport-Ausrüstung verlangt fundierte Kenntnisse in der Seiltechnik undauch Sicherheitsüberlegungen für das gesamte System. Einemoderne Alpin-Ausbildung, insbesondere von Ausbildern, wirdzunehmend auch diesen Bereich in den Lehrplan integrieren müs-sen. Die Alpenvereinsjugend hat es sich letztes Jahr zum Zielgesetzt, Sicherheitsstandards für Seilgärten festzulegen. Feder-führend an diesem Projekt arbeitete Christian Damisch.

von Christian Damisch

Alle C Ch. Damisch

Zero AccidentAls Leitsatz kann gelten, dassOutdoor Aktivitäten mit wahrge-nommenem Risiko arbeiten sol-len, während die tatsächlichenGefährdungen gegen Null gehen.Das Sicherheitsziel muss sein,physische und psychische Verlet-zungen auszuschließen (Zero-Accident-Ansatz).

Wichtig ist deshalb, schon im Vor-feld der Übung eine Risikoauf-klärung durchzuführen. Auf Gefah-renstellen soll, wie auch bei deralpinen Führungstätigkeit üblich,genau hingewiesen werden. DieTeilnehmer müssen auf die Fol-gen eines Fehlers und dessenVermeidung aufmerksamgemacht werden. Bei diesenÜbungen wird nicht mit einer Ver-letzung wie bei den klassischenAlpinsportarten gerechnet. BeimSchifahren oder Gehen mit Steig-eisen z. B. ist jedem bewusst,dass ein Sturz passieren und einverstauchtes Handgelenk, einblauer Fleck, ein gezerrter Muskelund im schlimmsten Fall eingebrochener Fuß die Folge seinkann.Aus dieser Forderung sind allge-meine Rahmenbedingungen fürein Sicherheitssystem abzuleiten:

❍ FreiwilligkeitKein Teilnehmer darf gezwun-gen oder zur Aktion gedrängtwerden.

❍ Stopp Regel

Jeder Teilnehmer kann ausder Aktion oder dem Prozessaussteigen, wenn er sich nichtmehr wohl fühlt.

❍ Schattenprinzip

Jeder Teilnehmer bekommteinen Partner, der über einenbestimmten Zeitraum auf ihnachtet.

❍ Redundanz

Jedes Sicherheitssystem mussnach Möglichkeit doppeltgeführt werden.

❍ Vier-Augen-Prinzip, „Partner-check"

Jeder lebenswichtige Handgriffmuss nach Möglichkeit voneiner weiteren Person über-prüft werden.

Für ein vollständiges Sicherheits-system sind zusätzlich folgendePunkte erforderlich:

❍ Schriftliche Sicherheitsprozedu-ren: sicherheitsrelevante An-forderungen und Handlungenwerden dokumentiert (z.B.durch diesen Beitrag).

❍ Kontrolle: durch einen externenExperten wird das Sicherheits-system überprüft (z.B. durchStellungnahmen zu diesemBeitrag).

❍ Evaluation: durch Aufzeichnenund Analysieren vonZwischenfällen werden dieSicherheitsmaßnahmen weiter-entwickelt.

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RisikofelderIm folgenden sollen die Gefah-renmomente rund um einemobile Seilrutsche möglichstlückenlos erfasst werden:

Zu- und Abstieg

Ideal ist, wenn der Zustieg zurStartposition und der Abstiegnach der Landestelle so einfachsind, dass kein Absturz erfolgenkann. Besteht Absturzgefahr, istein Seilgeländer anzubringenoder eine Abseilstelle einzurich-ten.

Start

Am Startplatz sollen sich nur dieBetreuer und ein Teilnehmerbefinden. Jeder Teilnehmer wirdfür die Übung eingewiesen unddie Ausrüstung muss vomBetreuer genau überprüft werden.Ist nur eine ausgebildete Personam Startplatz, erfolgt die Kontrolleder Ausrüstung mittels verbaler,visueller und händischerKontrolle, das heißt, der Betreuernimmt den Karabiner in die Hand, kontrolliert den Verschlussund sagt laut: „Karabiner geschlossen".

Achtung: Der Start erfolgt erstnach Freigabe durch denBetreuer, der genau darauf achtet,dass die Rutschstrecke frei ist. Bei einer Seilrutsche auf derRudolfshütte führte der eigen-mächtige Start eines Teilnehmerszu einem Kollisionsunfall mit Kör-perverletzungen. Der untere hattedie Rutschstrecke noch nicht ver-lassen!

Rutsch- und Bremsstrecke

Das Gefälle - der Neigungswinkelvon Landepunkt zu Startpunkt -darf nicht zu steil gewählt wer-den. 200 wirken von oben bereitssehr steil und dürften einen obe-ren Grenzwert darstellen. 300 wir-ken von oben, als würde manfrei abstürzen!Besondere Aufmerksamkeit ver-langt die Herstellung einer ausrei-chenden Bremsmöglichkeit bzw.Bremsstrecke. Häufig wird derTeilnehmer durch ein Durchhän-gen der Seile vor dem Lande-punkt von selbst abgebremst. Istdiese Bremswirkung nicht sichergegeben oder nicht ausreichend,muss ein Bremsseil verwendenwerden. Die richtige Einstellungder Bremsvorrichtung muss am

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Beginn der Aktion vorsichtig vonden Betreuern getestet werden.Zu bedenken sind auchGewichtsunterschiede, besondersein möglicher Bodenkontaktschwergewichtiger Teilnehmer.Und nicht zu vergessen: KeineHindernisse in der Rutschstrecke!

Verankerungen

Die zwei Seile sind auf getrenn-ten Verankerungen zu befestigen.An einem Baum werden zweiBandschlingen angebracht, imFels bestehen wir auf zweiSicherheitshaken. Das freie Seilnach der Spannvorrichtung wirdauf einen eigenen Verankerungs-punkt oder kreuzweise auf dieandere Verankerung geführt undso rückgesichert. Für Verankerun-gen im Fels müssen gebohrteund geklebte Haken mit ausrei-chender axialer Auszugskraft ver-wendet werden. Als Knoten ander Verankerung kann ein Mast-wurf-, ein Achter- oder der „nach-gesteckte Bulinknoten"1 verwen-det werden. Der gute alte Bulin-knoten lässt sich von allen Kno-ten eindeutig am leichtestenlösen. Allerdings birgt der Bulineinige Risiken, daher sollte er nur

in der Form des „nachgestecktenBulin" angewendet werden (sieheAbbildung). Ein Lösen - auch beiRingbelastung der Seilschlaufe -ist dadurch ausgeschlossen.

Seil- und Spannsystem

Redundanz ist gefordert: ZweiSeile werden übereinander oderca. 10 bis 50 cm parallel neben-einander verankert und mit ca.320 daN, das entspricht etwadem vierfachen Körpergewicht, sostark gespannt, dass der Durch-hang in der Mitte der Seile beiBelastung durch den Teilnehmermind. 10 % beträgt2. Dadurch istsichergestellt, dass die Kräfte aufdie Verankerungen in einem gün-stigen Bereich bleiben (unter1000 daN).Alle Komponenten der Seilrut-sche, wie Seile, Umlenk-, Spann-und Rollensysteme sowie Brems-system und Abhängevorrichtung,sind wiederholt auf Verschleißund Deformation zu überprüfen.Als Seile sollen nur Statikseile mitmind. 10 mm Durchmesser(Höhlenseil) verwendet werden.Sie haben eine geringere Seildeh-nung und eine höhere Bruchlastals Bergseile zum Klettern, die für

Mobile Seilrutsche - ÜbersichtZustieg gesichert

Betreuer

Betreuer

Abstieg gesichert

InterventionsseilRutschbahn hindernisfrei

Durchhang mind.10 % d. Seillänge

max. 20 0

Bremsseil

Alle ¢ A. Zak

Spannvorrichtung,kreuzweise

Rücksicherung

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eine Sturzbelastung gebaut sind.Als Sicherungsseile wie Brems-oder Interventionsseil sind nor-male Bergseile zu bevorzugen.Die Seile werden mit Hilfe eineseinfachen Flaschenzugsystemsgespannt. Als automatische Rück-laufsicherungen haben sich Grigrioder Plate bewährt. Die Umlen-kung für den Flaschenzug kanndurch eine beliebige Klemmeerfolgen (Tibloc, Jümar, Basic,

Ropeman, etc.). Reepschnüre sindweder als Rücklaufsicherungnoch zum Spannen geeignet (!),da deren Bruchlasten bei großerBelastung überschritten werdenkönnen. Nach dem Spannvor-gang wird jedes Seil entwederkreuzweise oder auf einen eige-nen Verankerungspunkt rückge-sichert.Tipp: Für ein eventuelles Nach-spannen der Seile empfiehlt es

sich, das Spannsystem währenddes Betriebes eingebaut zulassen.

Bremsseil, Interventionsseil

Das Bremsseil muss so abgelängtwerden, dass der Zielpunktgefahrlos erreicht wird. Ein Kno-ten im Bremsseil stoppt den Teil-nehmer vor dem Hindernis. DasBremsseil wird nach den Testsder Bremsstrecke bei jedem Teil-nehmer so schnell ausgegeben,dass keine ruckartigen Belastun-gen auftreten. Auf provozierte,extreme Schwingungen durchplötzliches stoppen sollte beimobilen Seilrutschen grundsätz-lich verzichtet werden. Der Ver-zicht auf das Bremsseil darf nurnach mehrmaligen Tests erfolgen.Auf wechselnde Masse der Rut-schenden ist zu achten. Zwei Per-sonen gleichzeitig rutschen las-sen ist in Ordnung, wenn dasSystem darauf ausgelegt ist. Dergrößere Durchhang und die län-gere Bremsstrecke müssenbeachtet werden.Ist eine Hilfestellung bei Proble-men während der Rutschphasenicht ohne Verwendung der Seil-bahn möglich, ist ein Interven-tionsseil vorzusehen. Das Inter-ventionsseil führt am besten zumLandeplatz. Durch Brems- undInterventionsseil ist es möglich,den Teilnehmer auf jeden derbeiden Standpunkte einzuholen.

Hüftgurt oder Kombigurt?

Die alleinige Verwendung einesHüftgurtes ist wegen der aus-schließlichen Verwendung inHängeposition sinnvoll. Die Kara-biner oder die Bandschlinge wirddirekt in der Abseilschlaufe desHüftgurtes angebracht. Beibesonders schwergewichtigenoder extrem schmalen Teilneh-

Die Seile werden mit Hilfe eines einfachen Flaschenzugsystemsgespannt. Als automatische Rücklaufsicherungen haben sich Grigrioder Plate bewährt. Die Umlenkung für den Flaschenzug kann durcheine beliebige Klemme erfolgen (Tibloc, Jümar, Basic, Ropeman, etc.).Reepschnüre sind weder als Rücklaufsicherung noch zum Spannengeeignet (!).Die Seile werden so stark gespannt, dass der Durchhang in der Mittebei Belastung durch den Teilnehmer mind. 10 % beträgt. Dadurch istsichergestellt, dass die Kräfte auf die Verankerungen in einem günsti-gen Bereich bleiben.Nach dem Spannvorgang wird jedes Seil entweder kreuzweise oderauf einen eigenen Verankerungspunkt rückgesichert.

Der „nachgesteckte Bulinknoten"

Als Knoten an der Verankerung kann ein Mast-wurf-, ein Achter- oder der „nachgesteckte Bulin-knoten" verwendet werden. Der gute alte Bulin-knoten läßt sich von allen Knoten eindeutig amleichtesten lösen. Allerdings birgt der Bulin einigeRisiken, daher sollte er nur in der Form des„nachgesteckten Bulinknoten" angewendet wer-den. Ein Lösen - auch bei Ringbelastung der Seil-schlaufe - ist dadurch ausgeschlossen.

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mern muss die Hängepositionüberprüft werden und gegebe-nenfalls ein Kombigurt oderzusätzlich ein Brustgurt verwen-det werden.

Verbindungen mittels Karabiner

Ein fest zugedrehter Schraub-oder Twistlock-Karabiner mit Arre-tierung wird gegengleich, mitSchnapper nach außen (wenndie Seile nebeneinander geführtwerden), in jedes Seil eingehängt.Werden Schraubkarabiner ver-wendet, müssen diese kopfüberpositioniert werden, so, dass dieSchraubhülse nach unten gerich-tet ist und sich bei Vibrationennicht durch die Schwerkraft öff-nen kann. Beim Anseilgurt wer-den zwei Schraub- oderTwistlock-Karabiner gegengleich indie Anseilgurtschlaufe einge-hängt.Achtung: Der „Rutsch"-Karabinerkann auf schmutzigem Seildurchgescheuert werden! Beizwei Seilen übereinander kannauch das Schlauchband am un-teren Seil scheuern.

Hängeposition

Der Teilnehmer soll die Seile nurmit ausgestreckten Armen errei-chen können, um Verbrennungenbeim Rutschen vorzubeugen. Beizwei übereinander liegenden Sei-len werden die laufenden Karabi-

ner mit einer oder zwei Band-schlingen verbunden und zu denAnseilkarabinern geführt. Beiparallel liegenden Seilen wird dieVerbindung ebenfalls durch Band-schlingen hergestellt. Die Teilneh-mer werden angewiesen, nicht indie Karabiner oder die Seile zugreifen. Vor dem Start ist es hilf-reich, wenn die genaue Positionder Hände an den Bandschlingenvereinbart und durch Hineinhän-gen in das Seil geübt wird.

Ökologische Aspekte

Ökologische Aspekte, die es zubeachten gilt, betreffen in ersterLinie Bruder Baum. Gesunde, ca.15 bis 20 m hohe Bäume miteinem Durchmesser von minde-stens 25 cm, ergeben grundsätz-lich ideale Verankerungen. ZumSchutz der Rinde sind möglichstbreite Bandschlingen einem Seilvorzuziehen, eventuelle Unterla-gen verstärken den Schutz. Erosi-onsschäden und die Verdichtungdes Wurzelbereichs sind bei häu-figer Verwendung weitereAspekte, die es zu berücksichti-gen gilt.

Nun kann's aber losgehen. Einen guten Rutsch wünscht

Christian DamischDI Christian Damisch, 47, Bauingenieur

und Bergführer, arbeitete von 1979 bis 1987 im Sicherheitsreferatdes Oesterreichischen Alpenverein

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Mobile Seilrutsche - Checkliste

✔ Redundanz ➟ Zwei Seile parallel nebeneinander oder zwei Seilevertikal übereinander anordnen.

✔ Partnercheck ➟ Verbale, visuelle und händische Kontrolle✔ Startplatz - Landeplatz ➟ Zustieg und Abgang gesichert, ausreichend

Platz für Warte- und Hilfsposition, übersichtliche Anordnung desSystems.

✔ Spannvorrichtung ➟ Befestigungspunkte überprüft, Seile rück-gesichert.

✔ Rutschbahn ➟ Auf Hindernisse überprüfen.✔ Bremsseil ➟ Das Bremsseil muss so abgelängt werden, dass der Ziel-

punkt gefahrlos erreicht wird. Knoten vor Hindernis stoppt Teilnehmer.✔ Interventionsseil ➟ Prüfen auf Notwendigkeit✔ „Rutsch"-Karabiner ➟ (oder Karabiner in der Seilrolle) mit dem

Schnapper nach außen und Verschluss nach unten in die Seile ein-hängen.

✔ „Anseil"-Karabiner ➟ Zwei gegengleich eingehängte Karabiner mitVerschlusssicherung. Alternative: Schlauchbänder mit Ankerstich imHüftgurt.

✔ Gurte ➟ Alleinige Verwendung des Hüftgurtes nur, wenn optimaler Sitzgewährleistet ist.

✔ Helmpflicht✔ Richtige Hängeposition ➟ Kopf deutlich unterhalb der Seile. Seil kann

gerade noch mit den Händen erreicht werden.✔ Bewegungsanweisung ➟ Hände nur an die Schlauchbänder!✔ Aufsicht (Betreuer) bei Ein- und Ausstieg ➟ Start nur nach

Freigabe durch den Betreuer am Startpunkt. Anlage nicht unbeaufsichtigtlassen

✔ Wiederholte Verschleißkontrolle aller Anlagenteile✔ Ökologische Aspekte beachten

Anmerkungen:1 Die Namensgebung „nachgesteckter Bulin" erfolgte während der Redaktion dieses Beitra-

ges. Die Bezeichnung „doppelter Bulin" stand zunächst zur Diskussion, wurde dann aberaufgegeben, da diese Bezeichnung bereits für einen anderen Knoten verwendet wird.

2 Bei einem Durchhang von 10 % kommt es an der Verankerung zu einer ca. 2,5-fachenKraft des Körpergewichtes (2,5 * 80 = 200 daN). Bei 320 daN Vorpannung ergibt sichsomit eine max. Belastung für die Verankerung (bzw. die gesamte Sicherungskette) von ca.520 daN (320 + 200 = 520 daN), wenn im Extremfall nur ein Seil belastet wird. Das istweit unter den üblichen Bruchlasten von Karabinern und Sicherungsgeräten.

Einige wichtige Details einer Seilrutsche:● Redundanz durch zwei parallele

statische Seile an getrennten Fix-punkten.

● Um Verbrennungen vorzubeugen,muss die Hängeposition bei einerSeilrutsche so gestaltet werden,dass die Seile nur bei absoluterStreckung der Arme erreicht wer-den können.

● Ein Betreuer bedient das Brems-seil.

● Ein zweites „Interventionsseil"wurde in diesem Fall auch vorge-sehen (nicht immer notwendig).

● Redundanz durch zwei Anseil-Karabiner, die in den Hüftgurtringeingehängt werden. Je eine Bandschlinge führt zu den„Rutsch"-Karabinern bzw. zu denSeilen. Brems- und Interventions-seil werden ebenfalls hier einge-hängt.

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Wie standfest sindBergsteigerInnen ?

Wird kein fixer Sicherungspunktverwendet, so entscheidet amBeginn eines Sturzes dieStandfestigkeit und - wenn diesenicht ausreicht den Sturz abzu-fangen - die Reibung über denAusgang des Abenteuers. DieFrage „wie standfest sind Berg-steigerInnen“ ist also im folgen-den ganz wörtlich zu nehmen.Zunächst eine physikalischeAnnäherung: Ein Körper kippt,wenn der Fußpunkt des Schwer-punktes über die Kippkante hin-aus gerät - so steht es zumindestim Physikbuch (siehe S. 28).

Die energetische Standfestigkeitbeschreibt, welche Mindestener-gie notwendig ist, um einenGegenstand umzuwerfen. Der

Schwerpunkt muss beim Kippengehoben werden, dazu ist Ener-gie notwendig. Beim stehendenMenschen ist der notwendigeWeg (h) und damit die Standfe-stigkeit praktisch gleich Null (!),besonders wenn man beimgleichzeitigen Gehen im haken-freien Schrofengelände auchnoch weiche Knie hat und weitvom physikalischen Ideal desstarren Körpers entfernt ist.

Etwas besser sieht die Situationim Sitzen aus, z. B. nach einemschulmäßig gehaltenen Spalten-sturz: der Schwerpunkt ist tief,das gestreckte Bein vorne imweichen Firn. Hier müßte dasKörpergewicht über dasgestreckte Bein nach oben gehe-belt werden, um aus dem Stand- oder besser Sitz - gerissen zuwerden.

Die dynamische Standfestigkeitbeschreibt die Mindestkraft dieman braucht, um jemanden ausdem Gleichgewicht zu bringen.Mäßig starkem Wind hält manstundenlang stand, eine kurzekräftige Windbö wirft einen um,obwohl die eingesetzte Winden-ergie jeweils gleich groß war. Auf den Punkt gebracht: Je größerdas Gewicht und die Standflächebzw. je geringer die Höhe einesKörpers, desto schwerer ist erumzuwerfen! Wenn man auf aus-gesetzten Graten auf allen Vierenkrabbelt, vergrößert man alsonicht nur seine Standfläche, son-dern senkt auch den Schwer-punkt ab, und von „Eleganz“ istin der Formel ja keine Rede. EineWindbö hat es damit schwerer,den Kletterer von Luv nach Leezu transportieren.

Ein Rechenbeispiel

Wieder einmal muss unser Norm-bergsteiger herhalten: Mit seinerMasse von 80 kg entwickelt ereine Gewichtskraft von ca. 800 N,die Höhe des Anseilpunktes ist jenach Anseilmethode im Bereichvon 1 – 1,4 m. Die Breite derrelevanten Standfläche hängt vonder Zugrichtung - nach vorne/hin-ten oder seitlich - und der Schritt-position - Beine geschlossen,Spreizschritt, Ausfallschritt - abund liegt im Bereich von 5 cm -seitlicher Zug während desGehens - bis 50 cm - Zug nachvorne bei stabilem Ausfallschritt.Daraus kann man die Kräfteerrechnen (S. 28), die notwendig

sind, um einen umzuwerfen -und die sind erstaunlich gering:Bei stabilem Stand, angeseilt in1m Höhe genügen 400 N (40kp), bei seitlichem Zug währenddes Gehens 40 N (4 kp).

Noch einmal

Eine Kraft von 40 – 400 N ( ent-spricht 4 – 40 „kg“) reicht, umauch einen kräftigen Bergsteigerumzulegen! Und dabei gelten dieFormeln für den ebenen Boden.Schotter oder harter Firn verbes-sern die Situation nicht wirklich.Pit Schubert hat praktische Testsund Messungen durchgeführt, diediese Zahlen sehr gut bestätigen:Beim Gehen variiert die Standfe-stigkeit in einem sinusförmigenVerlauf, je nach Schrittphase undSchrittgröße im Bereich von 0 bisca. 400 N.Computerberechnungen habengezeigt, dass es während desGehens keine einzige stabilePosition gibt. Würde man zueinem beliebigen Zeitpunktwährend des Gehens erstarren,man würde immer umfallen. Daslabile Gleichgewicht der aufrech-ten Körperhaltung ergibt sich nuraus Bewegung. Jeder der einmalmit den Steigeisen eingefädelthat und in der Bewegung„erstarrt“ ist, wird das bestätigenkönnen.

Mitreißend : „Gehen am kurzen Seil“Wenn man in sehr alten Lehr-büchern schmökert und dort die

Energieist Kraft mal WegSicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

Energieist Kraft mal WegSicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

In den ersten beiden Teilen wurden die Kräfte, die beim Sturz einesKletterers auf Seil, Standplatz, Zwischensicherungen und Körper ein-wirken, näher unter die Lupe genommen. Ausgangspunkt war - mitAusnahme des Toprope-Kletterns - jeweils die Sicherung an einemfixen Standplatz. Dabei werden zwar schnell einige 100 daNerreicht, aber moderne Bohrhaken und Karabiner halten das lockeraus, und auch Seilrisse sind praktisch kein Thema mehr. Einzig imalpinen Reich der Rostgurken und Mini-Stopper oder bei sicherungs-technischen Fehlern scheint das Material ein relevanter Sicherheits-faktor zu sein.Dieser Teil widmet sich der Verwendung des Seils ohne Fixpunkt -auf steilen Schneefeldern, am Gletscher, beim Klettern im „leichten“Schrofengelände und beim Gehen am kurzen Seil als Führungs-technik.

von Walter Fimml und Michael Larcher

C H. Zak

Page 27: Berg Steigen - alpenverein.at

Abbildungen zum Thema Partner-sicherung studiert, bleibt auchabgebrühten Alpinisten eine Gän-sehaut nicht erspart, und manfreut sich über die Erfindung derStandplatzes bzw. die (Selbst-)Sicherung an Fixpunkten.Im wesentlichen sind es heutenoch zwei Bereiche, in denen wirauf die strikte Aufgabenteilung in„Sichern“ und „Klettern/Gehen“verzichten: Bei der „Gletscherseil-schaft“ und beim „Gehen am kur-zen Seil“. Fortbewegung undSicherungsarbeit werden hiergleichzeitig geleistet.Dabei hat die Gletscherseilschaftmeistens gute Voraussetzungen,da sie im Ernstfall nicht auf dieStandfestigkeit einer einzelnenPerson angewiesen ist. DasRisiko, mitgerissen zu werden, isthier vor allem bei der Zweier-Seil-schaft ein heißes Thema oder beientsprechender Hangneigung.

Unvergleichlich brisanter ist dasgleichzeitige Gehen am Seil inFirn- und Eishängen, im Schrofen-gelände, auf Graten – kurz im„Absturzgelände“, wenn einePerson, die sich meistens „Führer“nennt, die Aufgabe hat, eineneventuellen Sturz unter Kontrollezu bringen. Mit den Daten überdie menschliche Standfestigkeitim Hinterkopf, erscheint dasdabei bestehende Risiko nochweit dramatischer. Diesegrundsätzlich heikle Sicherungs-aufgabe hat sich in der Technik„Gehen am kurzen Seil“ etabliert,einer Führungstechnik, die fürviele Bergführer zum Alltaggehört.

„Gehen am kurzen Seil“ ist nichtzu verwechseln mit der Methode„verkürztes Seil“, wenn nur 20 bis30 m des Seiles verwendet wer-den, um nicht den Sichtkontaktzum Nachsteiger zu verlieren undum unnötige Seilreibung unddauerndes Restseil einziehen zuvermeiden. (Hier wäre anzumer-ken, dass bei der Sicherung derNachsteiger immer eine Bandsch-linge mit Sicherungsgerät verwen-det werden muss. Das Seil nurum einen Felskopf oder um denSteckpickel zu legen, ist keinegeeignete Sicherungsmethode.)Zum Thema „Gehen am kurzenSeil“ wurde schon viel geschrie-

P H Y S I KP H Y S I K

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Sicherungstechnik anno 1907und noch weitere Jahrzehntestate of the art. Wem solcheAbbildungen eine Gänsehautverursachen oder mitleidigesKopfschütteln abringen, solltenicht vergessen, dass unser„Gehen am kurzen Seil“ in Firn-flanken oder auf Graten eineSicherungstechnik darstellt, diesehr rasch zu Risikosituationenführt, die der dargestellten umnichts nachstehen. Zumindesthat hier der Sichernde festenStand und ein scharfes Auge aufseine Herrschaft. Und natürlichwaren Führer damals noch ganzandere Kerle ...Aus: Zsigmondy, Paulcke: Die Gefahrender Alpen, S. 58

Die StandfestigkeitDie energetische Standfestigkeit beschreibt, wie hoch der Schwerpunktgehoben werden muss (%h) und welche Energie dazu notwendig ist: E = mg% h

Die dynamische Standfestigkeit beschreibt die Mindestgröße einer Kraft,die notwendig ist, um einen Körper zu kippen. Liegt die Resultierende(R) aus Gewichtskraft (G) und seitlicher Kraft (F) innerhalb der Stand-fläche (wie unten), dann ist kein Kippen möglich, egal wie lange dieKraft einwirkt.

Mathematisch: h * F > b * G, der Block kippt bei

F = seitliche AngriffskraftG = GewichtR = Resultierende, Vektorsumme aus F und Gh = Angriffshöhe der Kraft (entspricht beim Kletterer der Höhe des

Anseilpunktes, nicht des Schwerpunktes!)h = Höhe, um die der Schwerpunkt angehoben werden muss, damit der Körper

kippen kann.b = (waagrechter) Abstand des Schwerpunktes von der Kippkante

(zumeist halbe Breite der Standfläche)

F > b * Gh

a b c d e

Beim Gehen variiert die Standfestigkeit in einem sinusförmigen Verlauf,je nach Schrittphase und Schrittgröße im Bereich von 0 bis ca. 400 N.Computerberechnungen haben gezeigt, dass es während des Gehenskeine einzige stabile Position gibt. Würde man zu einem beliebigen Zeit-punkt während des Gehens erstarren, man würde immer umfallen, daslabile Gleichgewicht der aufrechten Körperhaltung ergibt sich nur ausBewegung.

2 b

F

G R

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ben und noch mehr an Bergfüh-rertischen diskutiert. NationaleLehrmeinungen und konträreErfahrungen treffen hier aufeinan-der. Nachfolgend einige Überle-gungen und Vorschläge:

Kurzes Seil für ehrenamtlicheFührerInnen (Vereinstouren)

„Gehen am kurzen Seil“ ist fürehrenamtliche Führer tabu. In derstaatlichen Lehrwarte-Ausbildung1

haben wir diese Grenze bereitsvor vielen Jahren vereinbart unddie Ausbildung danach ausgerich-tet. „Besteht Absturzgefahr?“ –das ist die Gretchenfrage. Wenn„JA“, dann ist an Fixpunkten zusichern, wenn „NEIN“, kann dasSeil abgelegt werden oder manbleibt am Seil, wenn abzusehenist, dass in Kürze wieder gesi-chert werden muss (wir sprechenin diesem Fall vom „gemeinsa-men Seiltransport“). Dass sich inder Praxis von Vereinstourenimmer wieder Grauzonen erge-ben werden, soll hier nicht ver-schleiert werden, dennocherscheint die Grundregel sinnvoll.Und es ergeben sich darauswichtige Konsequenzen für dieTourenplanung, die so abge-stimmt werden muss, dass derZeitfaktor es erlaubt, kritische Pas-sagen von Standplatz zu Stand-platz zu sichern. Der Biancogratist eben keine Führungstour füreinen Lehrwart. Genauso derHörnligrat und andere langeFührungstouren, die ein Gehenam kurzen Seil notwendigmachen, wenn man seinen Zeit-plan einhalten will.Als Argumente für diese Abgren-zung gegenüber dem Berufsberg-führer müssen nicht nur dieumfassendere Ausbildung undweit größere Praxis des Bergfüh-rers ins Treffen geführt werden.Ein ehrenamtlicher Führer hat eseinfach nicht notwendig, sich insolche Graubereiche zumanövrieren, er hat nicht denwirtschaftlichen Druck des Mark-tes, der Führungstouren wie„Rochefortgrat“, „Weisshorn“ undandere Schreckensfahrten fordert.Wenn schon ehrenamtlich, danndoch bitte ohne Bauchweh!

Kurzes Seil für Profis

„Gehen am kurzen Seil“ ist fürBerufsbergführer eine leider nichtvermeidbare „Sicherungsme-thode“ mit vielen Graubereichenund Sicherheitslücken, die auchdann nicht immer geschlossenwerden können, wenn nur einGast zu betreuen ist. Auch aufdie Gefahr hin, als realitätsferneingestuft zu werden, behauptenwir, dass viele Profis das Gehenam kurzen Seil eindeutig über-strapazieren, indem sie es auchdann anwenden, wenn der Fak-tor Zeit keine Rolle spielt. Geradediese Sicherungstechnik wird sehrschnell zur „gefährlichen Routine“.

Auf scharfen Graten gibt‘s dannnoch die Illusion vom Sprung aufdie andere Seite, wenn sich einSeilschaftsmitglied plötzlich ent-schließt, dem freien Lauf der Gra-vitationskräfte zu folgen. Das magzwar da und dort gelungen seinaber häufig ist man einige Meterunterhalb des Grates und mehrals eine Sekunde Reaktionszeithat man nicht.

Aus der Sicht des Alpinstatistikerssollte man auch noch folgendesüberlegen: Der nicht geringenAnzahl jener, die erzählen, mitkurzem Seil schon erfolgreichStürze gehalten zu haben unddass auch vier Nachsteiger keinProblem sind, wenn man es nurrichtig macht, stehen all jenestummen Zeugen gegenüber, dieweniger Glück hatten, es aberniemanden mehr erzählen kön-nen. Und selbst wenn man 90 %der Stürze irgendwie unter Kon-trolle bringen könnte, wäre dasnicht besonders beruhigend.

Provokant: Das Gehen am kurzenSeil ist neben der Schneebrettge-fahr die zweite Achillesferse desProfiführers!

Kurzes Seil privat

„Gehen am kurzen Seil“ im priva-ten Bereich bei gleich starkenBergsteigern ist ein Unsinn, dermeist in dem Mythos begründetist: „Seil ist gleich Sicherheit.“Diese falsche Schlussfolgerungführt nicht selten zum Supergau,

Der „formelle” Sturz im SchneeDie Geschwindigkeit beim Rutschen auf einer schrägen Fläche wirdmathematisch wie folgt ermittelt:

, die Geschwindigkeit im freien Fall

v = Geschwindigkeit in m/sg = Erdbeschleunigung 9.81 m/sh = Fallhöhe bzw. Rutschhöhe, (Höhenunterschied, nicht Länge)a = Hangneigung in Gradm = Reibungswert, dimensionslos

Vom DAV-Sicherheitskreis wurden bei Sturzversuchen folgende Reibungs-werte (m) ermittelt:

m = 0,03 - Bergsteiger auf Eis oder hartem Firn, unabhängig von derBekleidung

m = 0,2 - weicher Schnee, Perlonbekleidungm = 0,3 - weicher Schnee, normale Bekleidung

Diagramm und Tabelle zeigen die Rutschgeschwindigkeit in % derGeschwindigkeit beim freien Fall für vier verschiedene Reibungswerte inAbhängigkeit von der Hangneigung.

Rutschgeschwindigkeit in % der Geschwindigkeit des freien Falles

a m = 0,03 m = 0,1 m = 0,2 m = 0,3

200 96 85 67 42

300 97 91 81 69

400 98 94 87 80

500 99 96 91 87

600 99 97 94 91

700 99 98 96 94

v = 2gh (1–mcotakllllll

*100 = 1– mcotakllllv rutsch

v frei

% der Geschwindigkeit des freien Falles:

1 Gemeint sind die Lehrgänge „Lehrwart Alpin“ und „Lehrwart Hochalpin“, die von der BAfl-Innsbruck veranstaltet werden und in denen das Lehrteam des Alpenvereins die praktischeAusbildung bestreitet.

Hangneigung α in Grad

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

00 10 20 30 40 50 60 70 80

µ = 0,01

µ = 0,1

µ = 0,2

µ = 0,3

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dann meist ohnehin seilfreigegangen. Schon bei 200 Hang-neigung können bei harten Firn95 % der Geschwindigkeit unddamit der Sturzenergie des freienFalles erreicht werden. Jeder Wanderer sollte daher dieBremstechnik („Liegestütztechnik“)beherrschen. Auch eine gut ange-legte Spur, Skistöcke zum Stabi-lisieren oder ein Pickel undHandschuhe für den Fall desFalles, erhöhen die Sicherheitbeträchtlich.

Ein Rechenbeispiel

Eine Zweierseilschaft ist im 10 m-Abstand angeseilt auf einem 300

„steilen“ Gletscher unterwegs.Wegen des harten Firns habensie die Steigeisen angezogen.Beim bergab gehen stolpert derSeilzweite - unser 80 kg-Freundvom Normsturzverein - mit seinenSteigeisen, kann sich mit denSchistöcken aber nicht mehr hal-ten und auch der Pickel amRucksack ist keine Hilfe. SeinKamerad hört den Schrei, kauertsich nieder und spannt seineMuskeln, während sein Kollegean ihm vorbeisaust. Hat er eineChance, ihn zu halten?

Aus dem Seilabstand vom 10 mergibt sich eine Sturzlänge von20 m und damit auf einem Hangmit 300 Neigung eine Sturzhöhevon 10 m. Im freien Fall erreichtman aus dieser Höhe eineGeschwindigkeit von gut 50

zum Absturz der ganzen Seil-schaft.

Anwendung des kurzen Seiles

Gehen am kurzen Seil bedarfeiner permanenten, äußerstselbstkritischen Aufmerksamkeit,einer ausgefeilten Technik undmuss auf ganz wenige Situatio-nen beschränkt bleiben:

Ein Bergführer mit einer Person,max. zwei. Der Abstand istextrem verkürzt und der Gastist immer leicht „auf Zug“.Sicherung von Kindern aufWegen mit Absturzgefahr. Andie Leine nehmen ist beischmalen Wegen besser undangenehmer als an der Handführen.„Gemeinsamer Seiltransport“(das kurze Seil hat keineSicherungsfunktion!) im leich-ten Gehgelände zwischenSteil- bzw. Kletterpassagen.

Schnee & Firn: Reibungwird vorgetäuschtAbsturz auf Schneefeldern imFrühsommer ist eine häufige

Ursache tödlicher Alpinunfälle.Auch erfahrene Alpinisten kom-men beim Zu- und Abstieg vonKlettertouren auf den Schneefel-dern am Wandfuß ins Schwitzenund zum Teil auch ins Rutschen.Falsche Einschätzung der Gefahr,unzureichendes Schuhwerk undschlechte Gehtechnik sind dieHauptabsturzursachen. Die ehersanfte Optik einer Schnee- oderGrasflanke täuscht über die har-ten physikalischen Tatsachen hin-weg. Nur ein geringer Teil derSturzenergie wird durch Reibungaufgenommen.Die Sturzenergie nach 10, 50oder 100 Höhenmetern Rutsch-partie ist fast identisch mit einemAbsturz aus eben dieser Höhe.Nur bei einem sanften, hindernis-freien Auslauf besteht die Chance,halbwegs glimpflich davonzu-kommen, allerdings ist durchÜberschlag und Aufschlag auchauf glatten Hängen mit schwerenVerletzungen zu rechnen. Bei Hängen ab etwa 400 führt einRutschen zu Beschleunigungenund Kräften im Bereich von 80 –100 % des freien Falles, und zwarziemlich unabhängig davon, ob

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man mit modischen Hochglanz-Leggins oder der waschechtenSchnürlsamt-Knickerbocker undrotweißkariertem Flanellhemdunterwegs ist.

Nur bei sehr flachen Hängen(<200) oder wirklich tiefem Firn istgenug Reibung vorhanden, damitein kleiner Rutscher nicht zumAbsturz wird - allerdings wird

Nach einem Stolperer auf Schnee- und Firnfeldern möglichst rasch zum Stillstand zu kommen, ist eine derelementarsten Rettungstechniken. Große Sorgfalt verlangt die Wahl des Übungsgeländes.Achtung: Diese Rutsch- und Bremsübungen niemals mit Steigeisen durchführen. Das Verletzungsrisiko istzu groß (Passiert‘s wirklich, dann müssen die Füße hoch).

Alle ¢ A. Zak

Das „Mitreißrisiko“ erhält seine Brisanz häufig durch das zusammen-treffen dreier Faktoren:1. Die menschliche Standfestigkeit beim Gehen ist nahezu Null, d.h.es genügen geringe Kräfte um einen Menschen zu Sturz zu bringen.2. Der täuschende Eindruck einer Firnflanke hinsichtlich der vorhande-nen Reibung bzw. die Unterschätzung der Rutschbeschleunigung.3. Das stark erhöhte Stolperrisiko beim Gehen mit Steigeisen!

Alle C Larcher

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selbst wenn man auf den Sturzgefasst ist. Etwas besser stehendie Chancen, wenn der untereKletterer stürzt oder bei Hangque-rungen der Seilabstand sehr kurzist. Wichtig ist, dass der Gestürzteaugenblicklich in Bremsposition(Liegestützstellung) kommt. Aufnicht zu harten Firnhängenbesteht dann mit Übung vielleichtnoch eine Chance, bei hartemFirn oder Blankeis ist es nachden ersten Metern so als wollteman sich nach einem 10 m Sturzim Fels an einem guten Griff fan-gen (das schaffte bisher nur Syl-vester Stallone in „Cliffhanger“und Tom Cruise in „MI 2“). Nurbeim Zusammentreffen einigerglücklicher Zufälle ist ein synchro-nes Bremsen aller Teilnehmermöglich, ansonsten reißt ein ein-ziger Teilnehmer die anderenwieder recht locker aus ihrer Posi-tion und weiter geht die wildeJagd.

Fazit

Bei hartem Firn oder Blankeissind bereits mittelsteile Hänge(ab 200) Absturzgelände und esmuss, wenn eine Sicherungerforderlich ist, von Fixpunkt zuFixpunkt gesichert werden. Geübte Geher sollten im Firnseilfrei gehen, wenn keineSpaltengefahr besteht bzw. dieAbsturzgefahr größer einge-schätzt wird als die Spalten-sturzgefahr.Ein Fixseil in der Form eines„Geländerseiles“ ist immerdann eine saubere undschnelle Lösung, wenn dieabsturzgefährdete Passage kurzist: Der Führer steigt ungesi-chert hoch und fixiert das Seilmit Steckpickel oder totemMann. Der letzte der Gruppebleibt eingebunden und hältdas Seil gespannt, während

km/h. Nehmen wir den Reibungs-wert seiner Bekleidung großzügi-gerweise mit 0,1 an, so könnenwir bei 300 Hangneigung mit ca.90 % der Geschwindigkeit desfreien Falles, also 45 km/h (oder12,6 m/s) rechnen. Die Sturzener-gie beträgt 6350 Joule.Dies entspricht immerhin einemSprung aus gut 8 m Höhe!Ebenso hart wie für den Gestürz-ten ein Aufprall aus dieser Höhewäre, ist nun der Katapultstartseines Kameraden, der jetzt mitihm in Wechselführung dieStrecke bis zum Hangauslauf –so es einen gibt – zurücklegt. Die Kräfte, die in dem Moment, indem sich das Seil spannt, auftre-ten, hängen bei einem fixiertenSeil vom Fangstoß des Seiles abund liegen bei etwa 8-10 kN.Diese werden aber bei weitemnicht erreicht, denn je nach Tritt-stufen und Position wird unserKletterer im Firn schon bei Kräftenweit unter 1 kN aus dem Standgerissen, bei ca. 50-200 N ( ent-spricht 5-20 „kg“) wenn er vomSturz überrascht wird.Und mit einer Pickelsicherung?Die Haltekraft einer Pickelsiche-rung liegt bei ca. 200 daN (200kp). Das heißt, nur bei genügen-dem Seildurchlauf und einem Fußam Pickel hätte ein Steckpickelgehalten. Der Bremsweg bzw. derSeildurchlauf müsste größer alsetwa 3,5 Meter sein. So viel Seil-durchlauf ist nur mit viel Übungund mit einem sanft bremsendenSicherungsgerät (und Handschu-hen) zu erreichen, sonst packtman zu fest zu und der Pickelwird ausgerissen.

Bescheidenheit ist angesagt

Bei vielen Kursen und leider auchbei vielen Unfällen hat sichgezeigt, dass das Halten einessolchen Sturzes unmöglich ist,

die Gruppe mit Prusik dem Seilentlang aufsteigt. Der Letztewird nachgesichert.Führungen über lange Grateoder Gletscherflanken sind oftschwer in vernünftiger Zeitabzusichern, Hörndligrat oderRochefortgrat bringen aucherfahrene Bergführer insschwitzen, und einigePassagen solcher Tourenwerden nur durch Psychologieund einen gut gesinntenSchutzengel abgesichert, der -wie auch das Abenteuer - abund zu Pause macht.

Der SpaltensturzNoch ein kurzer physikalischerBlick auf den Spaltensturz:Im günstigsten Fall bricht mannur mit einem oder beiden Füßendurch die Schneedecke, wirft sichnach vorne und die Schnee-brücke ist stabil genug, um dasDurchbrechen des ganzen Kör-pers und somit einen Absturz zuverhindern.Der Physiker sagt dazu „Druck istKraft pro Fläche“, stellt erfreut fest,dass durch Vergrößerung der Auf-lagefläche der Druck kleiner als

die lokale Belastbarkeit derSchneebrücke wurde, wirft nocheinen Blick in den schwarzenAbgrund und setzt seine Tour fort,Seil und Nerven jetzt etwas mehrgespannt als vorhin.Aufmerksame Leser von Berg&Steigen werden zurecht ein-wenden, dass die Stabilität derSchneedecke auch von der Be-lastungsgeschwindigkeit (z. B.Sprung, Sturz oder Abschwingengenau auf der Spaltenbrücke)abhängt. Beim Stehen wirken ca.100 daN (Kletterer und Rucksack),beim Wippen mit Skiern etwadas doppelte, beim Springenoder Sturz wurden Werte über500 daN gemessen. Die Theorie der Belastbarkeit derSchneedecke ist ein endlosesGebiet, daher noch kurz einigeKonsequenzen für die Praxis:

In Spaltenzonen sturzfreiabfahren, am besten mitStemmbogen und nicht abruptabschwingen, Schier nicht oderimmer nur einzeln ausziehen(z.B. beim Auffellen).Beim Überqueren heikler Stel-len im Sommer eventuell aufallen Vieren krabbeln oder

Ein Fixseil in der Form eines „Geländer-seiles“ ist immer dann eine saubere und

schnelle Lösung, wenn die absturzgefährdetePassage mit einer Seillänge überwunden werden

kann. Der Führer steigt ungesichert hoch und fixiertdas Seil (toter Mann, Eisschraube). Der letzte der Gruppebleibt eingebunden und hält das Seil gespannt, während

die Gruppe mit Prusik dem Seil entlang aufsteigt. Der Letztewird nachgesichert. Runter funktioniert das Ganze ähnlich, auf

den Spanner kann man verzichten.

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Aerodynamisches Modell eines Bergsteigers:Der Kopf wird durch eine Kugel mit dem Durchmesser 20 cm idealisiert, der Einflussdes Halses wird vernachlässigt. Der Rumpf wird mittels eines Zylinders mit einemDurchmesser von 40 cm und einer Höhe von 70 cm modelliert. Die Beine werdendurch zwei zylindrische Röhren mit 15 cm Durchmesser und 80 cm Höheangenähert.Die Oberarme sind im Rumpf mit berücksichtigt, die Unterarme stehen zumeist paral-lel zur Windrichtung und werden nicht modelliert.

Die aerodynamischen Beiwerte betragen:

für den Kopf: cw = 0,5für den Rumpf: cw = 0,75für die Beine: cw = 0,85

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Strömungskräfte auf einen Körper

Strömungskräfte auf den Bergsteiger:Für Luft mit einer Dichte r = 1,25 kg/m3 berechnet sich der Staudruck inAbhängigkeit der Geschwindigkeit zu q = 0,625 v2 wenn dieGeschwindigkeit in Meter pro Sekunde (m/s) angegeben wird. Die Tabelle listet die Strömungskräfte in Newton als Funktion derGeschwindigkeit auf, welche auf unseren rudimentären, sturmumtostenBergsteiger wirken. Fgesamt wirkt im Flächenschwerpunkt des Körpers, derin etwa dem Massenschwerpunkt entspricht.

Somit wirkt bei 100 km/h eine Kraft von etwa 200 N, also 20 kp (∼ kg). Als Überprüfung, ob das Modell sinnvolle Ergebnisse geliefert hat, nochein Vergleich mit einem Fallschirmspringer im freien Fall: Ein Fallschirm-springer beschleunigt im freien Fall auf ca. 200 km/h, dann bleibt seineGeschwindigkeit konstant. Das bedeutet, dass sich bei dieser Geschwin-digkeit die Strömungskraft infolge des Luftwiderstandes und das Eigen-gewicht die Waage halten müssen. Wenn der Fallschirmspringer einGewicht von 80 kg hat, dann muss die resultierende Kraft 800 N betra-gen. Bei 130 km/h beträgt die resultierende Strömungskraft 350 N undes gilt:

vgesucht2 : v1302 = 800 : 350

und somit ist die gesuchte Geschwindigkeit vgesucht = 130 (800*350)0,5 =196.5 km/h, was einem realistischen Wert entspricht.

Standfestigkeit bei Wind:

Wie schon weiter oben dargelegt, würde eine plötzliche Windkraft schonbei einer Windgeschwindigkeit von 50 km/h ausreichen, um einen Berg-steiger umzuwerfen. Bläst der Wind mit konstanter Geschwindigkeit, sokann man sich der Windkraft durch Schräglage entgegen stemmen.Ungut wird das Ganze bei böigem Wind. Hat man sich zu weit aus derstatischen Schwerpunktslage entfernt – die Wirkungslinie der Schwer-kraft liegt außerhalb der Standfläche – und der Wind lässt nur geringfü-gig nach, so muss man die Gleichgewichtslage durch Ausgleichsbewe-gungen wiederfinden.

Strömungskraft im Wasser:

Die Staudruckformel (q = v 2 r / 2) gilt auch für eine Anströmung mitWasser. Aufgrund der wesentlich höheren Dichte von Wasser (= 1000 kg/m3) erhöht sich der Staudruck sehr stark auf:

q = v 2 r / 2 = 500 v 2, bei v in m/s und aufq = 38,58 v 2, bei v in km/h.

Die Widerstandsbeiwerte cw von oben gelten nur näherungsweise füreine Wasserströmung. Wenn ein Bergsteiger einen Bach quert und ihmdas Wasser bis zum Schritt reicht, so liegt die Strömungskraft bei nur 10 km/h Fließgeschwindigkeit bei ca. 390 N pro Bein! Bei tiefem Wasserkommt die immer schlechtere Standfestigkeit aufgrund des Auftriebesnoch hinzu.

DI Michael Fiedlerstaatl. gepr. Berg- und Schiführer, Innsbruck

Wird ein Körper von Luft oder Wasser umströmt, so wirkt auf ihn ein Strömungsdruck q, der von der Strömungsgeschwindigkeit v und der Dichte rdes Mediums abhängt: q = v 2 r / 2r = Dichte (kg/m3): Luft 0m : ca. 1.25 kg/m3, Luft 5000 m Seehöhe ca. 0.7 kg/m3, Wasser 1000 kg/m3

Die Kraft F, die auf einen Körper einwirkt, lässt sich mit folgender Formel berechnen:

F = cw q ADer aerodynamische Beiwert cw hängt von der Form und der Oberflächenbeschaffenheit des Körpers und von der Windgeschwindigkeit ab und liegtin etwa zwischen 0.5 und 1.2. Die Kraft ist proportional zu jener Querschnittsfläche A, die im rechten Winkel zur Anströmungsrichtung gemessen wird.

v (km/h v (m/s) FKopf FRumpf FBeine Fgesamt

30 8,3 0,7 9,1 8,9 18,750 13,9 1,9 25,3 24,6 51,870 19,4 3,7 49,6 48,2 101,5

100 27,8 7,6 101,3 98,4 207,2130 36,1 12,8 171,2 166,3 350,2

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abwärts am Allerwertesten drü-berrutschen, um die Auflage-fläche zu vergrößern.

Ein typischer Sturz

Der Seilerste bricht durch eineSchneebrücke, fällt je nach Seil-disziplin 1 - 3 m fast im freienFall, bevor der Sturz von seinenSeilpartnern mit einigen MeternBremsweg gehalten werdenkann. Die Sturzenergie mussdabei durch Reibung (Seilpartnerauf der Schneedecke, Seil undevtl. Bremsknoten am Spalten-rand) und Verformungsarbeitumgewandelt werden. Die auftre-tenden Kräfte sind eher gering,zumindest aus der Sicht des Sei-les: 150 – 250 daN je nach Kör-pergewicht und Sturzhöhe tretenals Kraftspitze auf, damit sindauch Halb- und Zwillingsseilenicht zu beeindrucken.Aus der Sicht des Seilzweitenbedeutet diese Kraft eineprompte Geschwindigkeitszu-nahme in Richtung Spaltenrand,bei gleich schweren Partnern undZweierseilschaft im Abstieg aucheinen fast sicheren Seilschaftsab-sturz. Selbst wenn man beiÜbungen mit gespanntem Seilgeht und den Sturzzug erwartet,

hat man wenig Chancen. Seilkno-ten haben sich sehr bewährt undkönnen zum Teil die gesamteSturzenergie aufnehmen. Wurde der Sturz erst einmalgehalten, so wirken etwa 40 –60 % der Gewichtskraft auf denSeilzweiten. Unter dieser Zugbe-lastung muss die Sicherung auf-gebaut werden.

Tipps für die Praxis

Die Gletscher-Zweierseilschaftbewegt sich sicherheitstech-nisch immer an der Grenzedes „haltbaren“. Bergauf solltedem schwereren Kletterer, ber-gab dem leichteren der Vortrittgelassen werde. Bei größeremGewichtsunterschied hebt derSeilzweite richtiggehend abund folgt ohne nennenswerteBodenberührung seinem Seil-partner.Ein Halbseil und auch ein Zwil-lingsseil sind am Gletscher keinProblem, allfällige Kletterstellenam scharfkantigen Gipfelgratdürfen allerdings nicht verges-sen werden.Immer dünnere Seile verlangennach entsprechendenReepschnüren, wenn der Prusikseine Funktion erfüllen soll.

Wurden viele Jahre 6 mm emp-fohlen, so tendieren wir heuteeher zu einem Reepschnur-durchmesser von 5 mm fürden Bereich der behelfsmäßi-gen Bergrettung.Zu Vermeidung von Übungsun-fällen: Spaltensprung immerohne Steigeisen, Pickel undEisschrauben! Den Pickel fürden Bau der Verankerungerhält der Seilzweite erst nachdem Sturz.Eine Steckpickel, der die Belas-tung des Gestürzten (ca. 50daN) statisch hält, wird währendder Bergung mit Seilrolle beijedem Ho-Ruck etwa doppeltso stark belastet und kann sichlockern und ausreißen. Er mussdaher immer zusätzlich gesi-chert werden (draufsteigenoder einen zusätzlichen Siche-rungspunkt schaffen).

Walter FimmlDr. Walter Fimml, 37, studierte Chemieund arbeitet als IT-Verantwortlicher beieiner großen Medizintechnik-Firma in

Innsbruck. Als Bergführer ist er seitvielen Jahren im Lehrteam des OeAV

im Einsatz.

Michael LarcherMag. Michael Larcher, 41,

ist Alpenverein Ausbildungsleiter

C Larcher

„Gehen am kurzen Seil“ als Tabuzone für ehrenamtliche Führer! Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen für die Tourenplanung, die soabgestimmt werden muss, dass der Zeitfaktor es erlaubt, kritische Passagen von Standplatz zu Standplatz zu sichern. Wie hier am Nordgrat zurHohen Riffl im Rahmen eine Lehrwartekurses. Besteht Absturzgefahr? - wenn „JA“, dann ist an Fixpunkten zu sichern, wenn „NEIN“, kann dasSeil abgelegt werden oder man bleibt am Seil, wenn abzusehen ist, dass in Kürze wieder gesichert werden muss. Das Seil hat keine Siche-rungsfunktion, wir sprechen von „gemeinsamem Seiltransport“

Der berühmteste Mitreißunfall inder Alpingeschichte: Am 18. Juli1865 kommt es nach der Erst-besteigung des Matterhornsbeim Abstieg zur Tragödie. DerUnfall entfaltet sich zum media-len Großereignis und wird alseiner der ersten Alpinunfällezum Gegenstand gerichtlicherUntersuchungen.Gustave Doré, Eugene Ciceri: La Chute,Lithographie 1869

Literatur: Schubert P.: Sicherheit & Risiko in Fels und Eis, Bergverlag Rother, 1994Mägdefrau H.: Die Belastung des menschlichen Körpers beim Sturz ins Seil und deren Folgen, Dissertation, München 1989Dullnig P.: Physikalische Aspekte beim Bergsteigen, Diplomarbeit, Graz 1996Schubert P.: Alpin-Lehrplan 6, Ausrüstung -Sicherung - Sicherheit, BLV Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, 1991Schubert P, Stückl P.: Alpin-Lehrplan 5, Sicherheit am Berg, Ausrüstung, Sicherheit, BLV Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, 1999

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muss vom Vorsteiger ein weitererinstalliert werden. Dann erst darfder Nachsteiger den ersten ent-fernen und weiter klettern. Nun wird dieser Rhythmus inAbhängigkeit von Gelände undverfügbarem Material beliebigwiederholt. Aufgelöst wird erdadurch, dass der VorsteigerStand macht und seinen Partnerkonventionell nachsichert.

Der EinsatzbereichDas Einsatzfeld des Tibloc alsSicherung einer Seilschaft plat-ziert sich in einer speziellenNische der alpinen Sicherungs-technik, dem „gleichzeitigenGehen bzw. Klettern am Seil“.Dieses „gesicherte“ Fortbewegenwird meist in einem Geländepraktiziert, das unter der individu-ellen Leistungsgrenze der jeweili-gen Seilschaft liegt und wenn dieKletterer schnell unterwegs seinwollen bzw. müssen, aber trotz-dem ein vertretbares Maß anSicherheit genießen möchten.Inwieweit diese Methode beimprofessionellen Führen eingesetztwerden kann und in gewissenSituationen das „Gehen am kur-zen Seil“ sicherer macht, kannvielleicht eine Diskussion klären,die mein Artikel anregt. Ich denke z.B. an das Begehenvon mittelsteilen Eisflanken imÜbergangsbereich zwischen„gehen am kurzen Seil“ unddurchgehendem Sichern anStandplätzen. Wiederum soll dieZügigkeit des Vorwärtskommens,

sei es wegen Tageserwärmung,drohender Dunkelheit oder sichändernder Wettersituation, beigleichzeitig hoher Sicherheitgewährleistet werden. Auch inSituationen, in denen der Führernormalerweise keine Sicherungbraucht, jedoch durch einen Sturzdes Nachsteigers selbst ernsthaftgefährdet ist, könnte sich dieseTibloc-Variante als sehr nützlicherweisen.

Voraussetzungen

Dass dieser Ablauf entsprechendversierte Alpinisten voraussetzt,die mit ausreichender Disziplinund Erfahrung gemeinsam klet-tern können, versteht sich vonselbst. Wie oben bereits ange-führt, soll diese Methode eineMöglichkeit anbieten, das oftunumgängliche „gemeinsameKlettern“ sicherer zu machen.

Für die Anbringung des Tibloc hatsich ein HMS-Karabiner ambesten bewährt. Bei zwei Nach-steigern können in diesen Karabi-ner auch zwei Tibloc eingehängtwerden - in jedem Fall sollte esaber ein Schraubkarabiner sein.

Der Sicherungspunkt, an demdiese „neuralgische Zwischensi-cherung“ fixiert wird, muss hun-dertprozentig sein! Zudem istunbedingt darauf zu achten, dassdas nach oben aus dem Tiblocherauslaufende Seil durch denKarabinerschenkel läuft. Nur so,wird bei einem Sturz des Vorstei-gers in den „Tibloc“, die Kraft

Die Methode

Die im folgenden beschriebeneMethode haben Heinz Zak undich aus Amerika importiert undverfeinert. Gemeinsam haben wirsie bereits wiederholt angewen-det, sei es in den „leichteren“Seillängen am Cerro Torre, an denSonnenplatten in Arco oder ingroßen Dolomitenwänden - über-all hat sie sich bewährt. Und sofunktioniert‘s:

Der Seilerste klettert vom Stand-platz weg, wird von seinem Part-ner gesichert und bringt, seinem

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Sicherheitsbedürfnis entspre-chend, Zwischensicherungen an.Am nächsten Standplatz ange-kommen, spätestens jedochwenn das Seil vollständig ausge-geben ist, installiert der Vorsteigereinen Tibloc und lässt das Seildurch diesen laufen.Ab diesem Zeitpunkt klettern nunbeide Partner gemeinsam, wobeider Vorsteiger weitere Zwi-schensicherungen anbringt unddamit wie bisher beim „gemein-samen Klettern“ durch dasGewicht des nachsteigendenSeilzweiten gesichert ist. Das Neue und der große Vorteilist nun, dass im Falle eines Stur-zes des Nachsteigers der Vorstei-ger nicht aus dem Gleichgewichtgerissen wird, da der Zug vomTibloc abgefangen wird!Spätestens dann, wenn derSeilzweite zum Tibloc kommt,

Schnell !! - und sicher?Der „Tibloc“ als Sicherungsgerät

Schnell !! - und sicher?Der „Tibloc“ als Sicherungsgerät

Im letzten Jahr kam der „Tibloc“ auf den Markt. In der Zwischenzeithat sich die ultrakompakte Seilklemme der Firma PETZL bestensbewährt und ist in manchen Anwendungsbereichen dabei, denPrusikknoten abzulösen. Elmar Sprenger stellt eine in unseren Brei-ten noch weitgehend unbekannte Anwendungsmöglichkeit vor undlädt zur Diskussion ein.

von Elmar Sprenger

Der Verschlusskarabiner mit „Tibloc" wird in eine„100%ige" Zwischensicherung (oder Standplatz)eingehängt. Es ist darauf zu achten, dass das Seiltatsächlich durch den Karabinerschenkel läuft undim Falle eines Sturzes über diesen umgelenktwird. Der Vorsteiger wird bei einem Sturz lediglichdurch das Gewicht des Nachsteigers „gesichert",der Seilzweite durch die blockierende Wirkung desTibloc.

C H. Zak

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„Tibloc“ als unersetzlicherSicherheitsfaktorIm Herbst letzten Jahres kletterte ich mit einem Schotten durch dieEiger Nordwand. Im Götterquergang überraschte uns ein Gewitter. Es hagelte Steine. Eine englische Seilschaft, die im zweiten Eisfeldkletterte, geriet in Panik - beide kletterten gleichzeitig, wahrschein-lich, um dem Steinschlag auszuweichen. Der Seilerste rutschte ausund riss den Partner mit in den Tod.Mit einem Tibloc als Zwischensicherung wären beide gewiss gleichschnell gewesen und hätten überlebt! Der Tibloc birgt gewiss Gefah-ren, bei richtiger Anwendung ist er jedoch ein Sicherheitsfaktor, aufden ich heute nicht mehr verzichten möchte.Ergänzend zu Elmar Sprenger möchte ich Folgendes anmerken:

● Ich glaube nicht, dass nur versierte und erfahrene Kletterer mitdem „Tibloc“ arbeiten können. Jede Seilschaft kann damit umge-hen, wichtig ist in erster Linie, dass der Seilerste den Tibloc rich-tig installieren kann.

● Grundvoraussetzung ist, dass der Seilerste entscheiden kann, obdie Zwischensicherung, in die der Tibloc gehängt wird, die Qua-lität eines Standplatzes hat (in der Regel setzt man den Tibloc jaam Standplatz)!

● Die größte Gefahr einer Fehlfunktion entsteht bei nassen, verei-sten oder zu dünnen Seilen! Gerade bei vereisten Seilen klemmtder Tibloc das durchlaufende Seil manchmal nicht ab! Jede Seil-schaft muss also immer wieder kontrollieren, ob der Tibloc dasnachlaufende Seil auch hundertprozentig blockiert.

● Betonen möchte ich auch, dass man das richtige Einlegen desSeiles in den Schraubkarabiner unbedingt üben muss! Der Vor-steiger muss immer wieder kontrollieren, dass sein Vorstiegsseilim Fall seines Sturzes über den Schenkel des Karabiners läuftund nicht direkt über den Tibloc!

● Der Nachsteiger muss sehr diszipliniert absolut am Ende desSeiles klettern. Es darf kein nennenswertes Schlappseil zum Vor-steiger entstehen. Stürzt der Nachsteiger in ein Schlappseil oderkurz vor Erreichen des Tibloc‘s, kann der Seilmantel beschädigtwerden.

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durch den Schraubkarabiner über-tragen.Achtung: Beim Hantieren mit dem„Tibloc“ kann es leicht vorkom-men, dass einem das Teil aus derHand rutscht, vor allem, wennman im kombinierten Geländemit Handschuhen unterwegs ist.Abschließend möchte ich nocheinmal betonen, dass die vorge-stellte Methode umfassend geübtwerden muss, bevor man sie im„Ernstfall“ einsetzt. Zur Wechsel-wirkung zwischen Schnelligkeitund Sicherheit in Abhängigkeitvon Gelände und eigenen Fähig-keiten muss sich jeder seineeigene Meinung bilden.

Diese Methode des „gleichzeitigen Kletterns" kann sowohl mit Ein-fach- als auch mit Doppelseil praktiziert werden. Die Anzahl der not-wendigen Tibloc-Klemmen verdoppelt sich allerdings bei der Verwen-dung von zwei Seilsträngen.

Elmar Sprenger arbeitet als EDV-Betriebsmanager. Diesen Sommerbeendet er seine Ausbildung zumstaatlich geprüften Berg- undSchiführer.

Heinz Zak und PeterJanschek kletterten dieNose am El Cap und dieHalf Dome NW-Wand alserste Europäer in einemTag (22 Stunden 02 Minu-ten). Normalerweise wer-den für die Nose ein hal-ber Tag zum Seilfixierenund ca. zweieinhalb Tagereine Kletterzeit veran-schlagt. Unter Verwendungdes Tibloc zur Sicherungbenötigten sie für die 700m am Half Dome sechsSeillängen (bzw. Stand-plätze zum Nachsichern)und vier Stunden. Schwie-rigkeitsgrad etwa VIII-/A2.

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C E. Sprenger

von Heinz Zak

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Die Leistungsfähigkeit beimBergsport hängt wie bei jedersportlichen Betätigung von unter-schiedlichen Faktoren ab. Dabeiwirken konditionelle (Ausdauer,Kraft, Schnelligkeit) und koordina-tive Aspekte (Beweglichkeit,Gewandtheit), Persönlichkeitsei-genschaften (kognitive Fähigkei-ten, moralische und psychischeEigenschaften), konstitutionelleund gesundheitliche Faktoren,technisch-taktische Fähigkeitenund Fertigkeiten sowie Umwelt-einflüsse (Kälte, Höhe, Strahlung...) auf die Leistungsfähigkeit unddie Leistungsbereitschaft des ein-zelnen Alpinisten ein. Doch auchdie Ausrüstung und sportartspezi-fische Besonderheiten (Gefah-rensituationen ...) spielen bei derLeistungsentfaltung im Bergsporteine Rolle.Während mitunter intensiv Kraftund Kondition trainiert wird, bleibtdas Beweglichkeitstraining meistauf der Strecke, obwohl es einguter und auch nicht allzuschwieriger Weg wäre, gesund, fitund leistungsfähig zu bleiben.Durch einseitige Belastung imBergsport entstehen nämlich oft-mals muskuläre Dysbalancen(Unausgewogenheit der Muskel-

kräfte zueinander), die sich nega-tiv auf die Beweglichkeit auswir-ken, was einerseits die motori-schen Eigenschaften und ande-rerseits Gesundheit und Konstitu-tion nachteilig beeinflusst.

Ziele des Beweglichkeitstrainings

Wesentliche Ziele eines Beweg-lichkeitstrainings (Dehnen undMobilisieren) sind daher: bessereLeistungsentfaltung (Kraft, Aus-dauer Schnelligkeit), präzise Aus-führung und Kontrolle technischanspruchsvoller Bewegungsab-läufe, Verletzungsprophylaxe,Reduzierung der Ermüdbarkeitvon Muskeln, positive Beeinflus-sung von Regenerationsvorgän-gen, bessere Gewandtheits- undSchnelligkeitsleistungen, Bewe-gungsökonomisierung und dieVermeidung von Haltungsschädenoder Organstörungen.

Tonisch – phasisches Muskelsystem

In Bezug auf Beweglichkeit las-sen sich die Muskeln in pha-sische (zu Abschwächung nei-gend) und tonische (zu Verkür-zung neigend) Muskeln untertei-

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len. Zur Vermeidung von Muskel-ungleichgewichten ist es wichtig,die phasischen Muskeln zu kräfti-gen und die tonischen Muskelnzu dehnen. Ein wesentliches Pro-blem der muskulären Dysbalan-cen ist, dass die verkürzten toni-schen Muskeln eine Innervation(Erregung) der phasischen Anta-gonisten stören und es dadurchzu einer weiteren Ausprägungdes Muskelungleichgewichteskommt!

Beispielsweise kann bei einerVerkürzung des (tonischen) zwei-köpfigen Oberarmmuskels (m.biceps brachii), der „hinten“ lie-gende dreiköpfige Oberarmmus-kel (m. triceps brachii) als pha-sischer Antagonist (muskulärer„Gegenspieler“) nicht genügendgut trainiert werden und einUngleichgewicht ist die Folge.

Beim Bergsteigen be-sonders beanspruchteMuskelgruppenNeben den im folgendenbeschriebenen Muskeln gibt esnatürlich noch eine Vielzahl vonMuskeln und Muskelgruppen, diebei alpinsportlicher Betätigungbeansprucht werden und dem-entsprechend auch gedehnt wer-den sollten. Zum Beispiel mussbeim Klettern den Unterarm- undHandmuskeln durch die spezifi-sche Belastung besonderesAugenmerk geschenkt werden.Nur die wichtigsten Muskeln wer-den nachfolgend berücksichtigt.

Rückenmuskulatur und Wirbelsäule

Die aus beweglichen Segmentenzusammengesetzte Wirbelsäule

Berg&mobilDehnen und Mobilisieren für BergsteigerInnen

Berg&mobilDehnen und Mobilisieren für BergsteigerInnen

Von der eigenen Unbeweglichkeit in die Knie gezwungen, versuchenallmorgentlich stöhnende Bergsteiger mit schmerzverzerrten Gesich-tern krampfhaft ihre Schuhbänder zu erreichen – oft vergeblich! Walter Würtl und Maria Sponring beleuchten die Hintergründe vonVerkürzungen im muskulären System und stellen ein einfachesDehnungs- und Mobilisationsprogramm vor, welches in kurzer Zeitund ohne Geräteaufwand beinahe „überall“ durchgeführt werdenkann. Bedenkt man, wie lange eine Bergtour dauert, ist in An-betracht der positiven Effekte, die Ausführung dieses 15-minütigenÜbungsprogramms kein besonderer Aufwand, sondern die perfekteAbrundung einer tollen Tour. Gerade als Bergführer könnte man diesals Chance sehen – für sich selbst und für seine Gäste.

von Walter Würtl und Maria Sponring

KoordinationAusdauer • SchnelligkeitBeweglichkeit • Kraft Sportspezifische Besonderheiten

Ausrüstung

Wetter • Höhe

PsychischeEigenschaften

KognitiveFähigkeiten

Gesundheit

Konstitution

TaktikTechnik Alpin-

SportlicheLeistungs-fähigkeit

Faktoren alpinsportlicher Leistungsfähigkeit. Durch Mobilisationund Dehnung sind Gesundheit, Konstitution, Koordination, Aus-dauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kraft direkt beeinflusst.

Entwurf: Würtl

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ist die zentrale Stütze unseresOberkörpers. Sie ist vergleichbarmit einer doppel-S-förmiggekrümmten, gegliederten, freibeweglichen Säule, die aus denWirbeln, den Bandscheiben undden Bändern besteht. Die Wirbel-säule ist normalerweise aus ins-gesamt 25 Bewegungssegmen-ten (zwei benachbarte Wirbel mitder dazwischen liegenden Band-scheibe) aufgebaut. Die Mobilitätjedes einzelnen Bewegungsseg-mentes ist sehr klein. Die guteBeweglichkeit der Wirbelsäuleergibt sich erst aus der Summa-tion der Teilbewegungen. Diesmacht den Stellenwert von Mobi-lisationsübungen überdeutlich,denn sind bestimmte Bereichenur gering beweglich, kommt esan anderen Bewegungssegmen-ten zu Überlastungen undschließlich auch zu irreversiblenSchäden. Die Biegsamkeit istjedoch aufgrund der unterschied-lichen Baumerkmale der Wirbel,der Wirbelgelenke und der Wir-belsäulenkrümmungen in deneinzelnen Abschnitten sehr varia-

bel. Drehungen um die Längs-achse (Rotation) sind in der Hals-und Brustwirbelsäule am bestenmöglich. Seitwärtsneigungen kön-nen von der Hals- und der Len-denwirbelsäule gut ausgeführtwerden. Vor- und Rückwärtsbe-wegungen vollziehen sichhauptsächlich an den Übergän-gen von der Lendenwirbelsäulezum Kreuzbein, von der Brust-zur Lendenwirbelsäule sowie ander Halswirbelsäule.

Die Muskeln, die für die Wirbel-säulenbewegung zuständig sindund unmittelbar auf der Wirbel-säule aufliegen, werden alsautochthone Rückenmuskelnbzw. in ihrer Gesamtheit alsRückenstrecker (musculus erectorspinae) bezeichnet. Sie lassensich als Wulst links und rechtsneben dem Rückgrat ertasten.Fehlstellungen der Wirbelsäule(Rundrücken) gehen meist mitDysbalancen der „tiefen“ Rücken-muskulatur einher.

Bergsteiger leiden häufig unterhartnäckigen Brustwirbelsäulen-beschwerden. Ursache ist oft der

zu schwach ausgebildeteRückenstrecker im Brustwirbelbe-reich. Gezielte Kräftigung dieserzur Abschwächung neigendenRückenmuskulatur bei gleichzeiti-ger Dehnung der meist verkürztenBrustmuskulatur kann hierbeiAbhilfe schaffen.

Schulter und Schultergürtel

In vielen Bergsportarten spielt dieBeweglichkeit der Arme in derSchulter bzw. im Schultergürteleine große Rolle. Diese Beweg-lichkeit, wie sie beispielsweisedas Klettern erfordert, wird erstdurch ein enges Zusammenspieldes Schultergelenkes mit denNebengelenken ermöglicht. EineVielzahl von Muskeln bewegen ineinem komplexen Wechselspieldie Arme nach allen Richtungen.Verletzungen der Schulter (durchStürze) sind aufgrund des kompli-zierten Aufbaus langwierig undauch schmerzhaft. Verspannun-gen in diesem Bereich (z.B. durchdas Tragen schwerer Rucksäcke)führen längerfristig häufig zuFehlstellungen der Halswirbel-

säule bzw. zu Kopf- und Nacken-schmerzen.

Hüftbeuger

Der Hüftbeuger (musculus iliop-soas) ist einer der wichtigstenMuskeln für die Funktion und dieStatik des Hüftgelenks und derWirbelsäule. Er ist der stärksteBeuger im Hüftgelenk und des-halb gerade beim Gehen, Laufenoder Klettern der am meistenbeanspruchte Muskel. Neben derHüftbeugung richtet er den Ober-körper aus der liegenden oderhalbliegenden Position zum Sit-zen auf. Durch die häufige Bela-stung in Alltag und Sport kommtes in vielen Fällen zu einer aus-geprägten Verkürzung, wenn dasmuskuläre Gleichgewicht nichtdurch Dehnen aufrechterhaltenwird. Die Folgen sind u.a. ein ver-stärktes Hohlkreuz und eine ver-mehrte Beckenkippung. Letzterekann wiederum zu außerordentli-chen Belastungen und in vielenFällen zu anhaltenden Beschwer-den der Lendenwirbelsäuleführen.

Links: Teile der Wirbelsäule mit cha-rakteristischen Krümmungen.Die Krümmungen sind daraufzurückzuführen, dass durch sieder Körperschwerpunkt über dieHüfte gebracht werden kann(Voraussetzung für den aufrech-ten Gang).

Rechts: Bewegungssegment mit zweibenachbarten Wirbeln und derdazwischen liegenden Band-scheibe, die aus einem Gallert-kern B (nucleus pulposus) undeinem Faserring A (anulus fibro-sus) besteht. Der Gallertkern hatdie Aufgabe, Belastungengleichmäßig auf die ganzeBandscheibe bzw. den Wirbel-körper zu verteilen.

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Oberschenkel

Die Muskulatur des Oberschen-kels besteht aus einer Reihe vongroßen und kleineren Muskeln,die in Beuge- und Streckmuskelneingeteilt werden können. Beijeder Fortbewegung werden dieMuskeln des Oberschenkelsbeansprucht und sind dement-sprechend auch wichtig für denBergsportler. Besonders bedeut-sam ist dabei der vierköpfigeOberschenkelmuskel (musculusquadriceps). Er ist der größte undkräftigste Muskel des Menschenund seine Aufgabe besteht in derStreckung des Kniegelenks ausder Beugestellung heraus. Nebender Bewegung beim Gehen, wodas Schwungbein über dieStreckung im Kniegelenk nachvorne gebracht wird oder beimAufstehen aus der sitzenden oderhockenden Position, spielt erauch beim Abfedern von Sprün-gen oder beim Bergabgehen dieHauptrolle. Außer den dynami-schen, erfüllt der Quadrizeps auchstatische Aufgaben. So verhinderter beim Stehen, dass wir mit denBeinen einknicken. Die Knie-scheibe ist gewissermaßen einTeil des Quadrizeps, da sie inseine Sehne eingelagert ist. Über-lastungen dieses Muskels führendeshalb meistens an der Knies-cheibe zu Schmerzen.Eine Verspannung der Beugemus-kulatur an der Oberschenkelrück-seite (ischiocrurale Muskulatur)kann zu einer Überforderung derStrecker (Quadrizeps) und damitzu einem Überlastungsschadenan der Patellasehne führen. Die Beugemuskulatur als „Gegen-spieler“ der Streckmuskulatur istim allgemeinen erheblich ver-letzungsanfälliger als die Strecker.Dies hat mehrere Gründe, diejedoch fast alle auf einem mus-kulären Ungleichgewicht derOberschenkelmuskulatur beruhen.Die Beuger der Oberschenkelhin-terseite können normalerweisenur 2/3 der Kraft der Strecker ent-wickeln. Hinzu kommt noch, dassdie Beuger zu den tonischenMuskeln gehören und besondersstark zu Verkürzungen und Ver-spannungen neigen. Dies kannjeder selbst ausprobieren, indemer versucht, den Fußboden mitden Fingern bei gestreckten

Knien zu erreichen. Das unange-nehme Ziehen in der Kniekehle,welches in fast allen Fällen auf-tritt, wird als Folge verkürzterBeugemuskulatur verursacht.Zur Vermeidung von Verletzungenist es deshalb besonders wichtig,dass man die gesamte Ober-schenkelmuskulatur (besondersdie Beuger) intensiv dehnt unddass man auf ein ausgewogenesTraining für beide Muskelgruppenachtet, damit das ohnehin schonvorhandene muskuläre Ungleich-gewicht nicht noch verschlimmertwird.

Wadenmuskulatur

So wie an der Hand ein Großteilder Handgelenk- und Fingermus-keln in den Unterarm verlagert ist,so befinden sich die meistenMuskeln für Sprunggelenk undFuß am Unterschenkel. DieHauptfunktionen der Unterschen-kelmuskeln bestehen darin, denFuß gegen den Unterschenkel zubewegen und so einen harmoni-schen Gang zu gewährleisten.Eine weitere wichtige Funktionliegt in der aktiven Verspannungund Aufrechterhaltung der Fußge-wölbe.Die Muskeln des Unterschenkelsstehen häufig in einem Ungleich-gewicht zueinander. Während dieMuskeln, die den Fußinnenrandheben (Supinatoren) zu den toni-schen Muskeln gehören, neigendie Fußaußenrandheber (Pronato-ren), wie der kurze und der langeWadenbeinmuskel, zurAbschwächung. Dies führt dazu,dass der hängende Fuß immerdie Tendenz besitzt, eine Supina-tionsstellung einzunehmen, unddass Bergsteiger meistens mitdem Fuß nach außen umknickenund sich dabei Zerrungen oderZerreißungen der Außenbänderim oberen Sprunggelenk zuzie-hen. Gezielte Kräftigung und Deh-nung der Wadenmuskulatur sinddaher besonders für jene wichtig,die sich auf unebenem Unter-grund bewegen.

Brustmuskulatur

Die Brustmuskulatur gehört funk-tionell eigentlich zu den Schulter-gürtelmuskeln, da sie beispiels-weise für das kraftvolle Heranzie-hen des Armes an den Körper

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38zuständig ist. Doch auch zurUnterstützung der Atmung sinddie Brustmuskeln (musculus pec-toralis maior und minor) vonBedeutung. Neben dem Heran-ziehen kann der große Brustmus-kel gemeinsam mit dem breitenRückenmuskel den erhobenenArm auch unter großer Kraftent-wicklung nach unten ziehen(Hauptbewegung beim Gehen mitStöcken). Stützt man sich in derHüfte ab, so ist er einer der wich-tigsten Muskeln die das Einatmenerleichtern.Aufgrund ihrer ausgeprägten Nei-gung sich zu verkürzen, sind dergroße und der kleine Brustmuskelteilweise für erhebliche mus-kuläre Ungleichgewichte, bis hinzu schweren Haltungsfehlern, ver-antwortlich. Bei Verspannungenwerden die Schultern nach vorngezogen. Bei gleichzeitigschwach ausgebildeter Rücken-muskulatur an der Brustwirbel-säule (phasische Muskulatur)kommt es zur Ausbildung einesRundrückens.

NachsatzMobilisations- und Dehnungs-übungen können zwar die ver-kürzte oder verspannte Muskula-tur wieder „auf Vordermann“ brin-gen, trotzdem sollte man geradeim Bergsport darauf achten mög-

lichst „vielseitig“ zu trainieren.Ausgleichssportarten (z.B.Schwimmen) helfen, muskuläreDysbalancen zu vermeiden.Neben den hier angesprochenentrainingsbedingten Ursachen kön-nen bei alpinsportlichen Tätigkei-ten aber auch Kälte und Nässeoder unpassende Ausrüstung zuProblemen (Verspannungen)führen. Rucksäcke ohne anatomi-sches Tragesystem oder schlechteSchuhe mit ungenügender Däm-pfung und Funktion, sollten des-halb nicht weiter verwendet wer-den. Doch das ist eine andereGeschichte ...

Maria SponringMaria Sponring ist angehende Sport-

wissenschafterin mit SchwerpunktPrävention an der Universität Inns-

bruck.

Walter WürtlWalter Würtl, von muskulären

Dysbalancen geplagter Bergführer imOeAV-Lehrteam, beschäftigt sich

theoretisch und praktisch mit den ver-schiedensten Bereichen alpin-

sportlicher Tätigkeit.

Literatur:Gehrke T.: Sportanatomie, Reinbek beiHamburg 1999Kandolf W.: Alpine Trainingslehre, Wien1999Michaelis P.: Moderne funktionelle Gymnas-tik, Aachen 2000Michler P., M. Graß: Gymnastik aber richtig,Hard 1996Platzer W.: Taschenatlas der Anatomie,Bewegungsapparat, Stuttgart 1999

Allgemeine Hinweise zum Dehnen und Mobilisieren:● Dehnen muss individuell (nach der eigenen Beweglichkeit) gesteuert

werden und ist kein Wettkampf.● Langsam, kontrolliert und ohne „Ausweichbewegungen“ üben.● Nie ruckhaft oder mit Schwung arbeiten.● In der Muskulatur soll ein spürbares Ziehen, jedoch kein Schmerz

auftreten.● Keine Hohlkreuzstellungen oder Kopfüberstreckungen einnehmen.● Ruhig und gleichmäßig atmen.● Ist das Bewegungsende erreicht, langsam in die Ausgangsstellung

zurückgehen.● Die Dehnung sollte ca. 20 - 30 Sekunden gehalten werden.

Am Anfang geringe Wiederholungszahl (ca. 2 - 3). Im Laufe der Zeitkann gesteigert werden (4 - 6).

● Treten bei einer bestimmten Übung Schmerzen auf, ist diese erst ein-mal wegzulassen. Bestehen sie weiter, ist ein Arzt oder Therapeutaufzusuchen.

● Erschwerte Variationen erst ausführen, wenn die einfachen Übungensicher beherrscht werden.

● Übungen auf einer Matte oder einer Decke am Boden ausführen.Matratzen oder Betten sind zu weich!

● Funktionelle (bequeme) Kleidung anziehen.

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Dehnungs- und Mobilisationsübungen

Rückenmuskulatur, WirbelsäuleÜbungsziel: Dehnen der Rückenmuskulatur, Mobilisieren der Wirbelsäule

Ausgangsposition: Vierfüßlerstand, gerader RückenDurchführung: Kinn zur Brust ziehen und langsam Wirbel für Wirbel zum

„runden Rücken“ aufrollen (Katzenbuckel)Tipp: Aufstützen mit der flachen Hand dehnt zusätzlich die Beugemuskula-

tur des Handgelenkes

Rückenmuskulatur, WirbelsäuleÜbungsziel: Dehnen der unteren Rückenmuskulatur, Mobilisieren der WirbelsäuleAusgangsposition: Vierfüßlerstand im Unterarmstütz, gerader RückenDurchführung: Kinn zur Brust ziehen und langsam Wirbel für Wirbel zum„runden Rücken“ aufrollen (Katzenbuckel)Tipp: In der Ausgangsstellung den Kopf nicht nach hinten überstrecken

SchultergürtelÜbungsziel: Mobilisation des SchultergürtelsAusgangsposition: Aufrechter Stand, leicht gebeugte KnieDurchführung: Schultern vorne zusammenziehen Zug langsam lösen – Schulterblätter hintenzusammenziehenVariationen: Schultern heben und fallen lassen / Schultern vorwärts- und rückwärtskreisenTipp: Oberkörper gerade halten, auf stabilen Stand achten

HüftbeugemuskulaturÜbungsziel: Dehnung der Hüftbeugemuskulatur

Ausgangsposition: Ausfallschritt, hinteres Knie amBoden

Durchführung: Becken nach vorne schieben, Ober-körper aufrecht halten, Bein wechseln

Tipp: Oberkörper mit beiden Händen am vorderenKnie leicht abstützen

Oberschenkel vorneÜbungsziel: Dehnung der vorderen

OberschenkelmuskulaturAusgangsposition: Ausfallschritt, hinteres Knie am

Boden (weiche Unterlage)Durchführung: Hinteres Bein am Rist fassen und

Ferse behutsam zum Gesäß ziehen, Oberkörperaufrecht halten

Tipp: Dehnung durch Vorschieben der Hüfte verstär-ken, bei Gleichgewichtsproblemen festhalten, zur

Beckenstabilisierung Bauchmuskeln anspannen

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40Oberschenkel hintenÜbungsziel: Dehnung der hinteren OberschenkelmuskulaturAusgangsposition: Langsitz, ein Bein anwinkelnDurchführung: Zehen vom gestreckten Bein herziehen, Oberkörper gerade halten undaus der Hüfte nach vorne beugenTipp: Kopf nicht einrollen, Wirbelsäule gerade halte

Oberschenkel, WadeÜbungsziel: Dehnung der

hinteren Oberschenkel- undWadenmuskulatur

Ausgangsposition: Ausfall-schritt, hinteres Bein am BodenDurchführung: Vorderes Bein

strecken, Zehenspitzen herziehen und Oberkörper

nach vorne kippen, Rückengerade lassen

Tipp: Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule halten

WadeÜbungsziel: Dehnung der Waden-muskulaturAusgangsposition: Fußballen aufeine Stufenkante stellenDurchführung: Ferse nach untendrücken und dabei das Beingestreckt haltenTipp: Bei Gleichgewichtsproble-men (an einem Geländer) fest-halten

Brust, ArmeÜbungsziel: Dehnung der Brust- und ArmbeugemuskulaturAusgangsposition: Vierfüßlerstand, Arme in Vorhalte aufgestützt, Hand-flächen schulterbreit am BodenDurchführung: Handflächen auf den Boden drücken und langsam nach hinten ziehen (nicht auf Fersen absetzen)Tipp: Gewicht auf linken/rechten Arm verlagern, um Dehnung zu verstärken

RumpfÜbungsziel: Dehnung der seitli-chen RumpfmuskulaturAusgangspositionAusgangsposition: stabiler Ein-beinkniestand, ein Bein zur SeitegestrecktDurchführung: Auf den gestreck-ten Arm stützen und Oberkörperzur Seite neigen, langsames Ziehendes oberen ArmesTipp: Auf gerade Körperachse ach-ten (keine Ausweichbewegungen)

Rumpf, WirbelsäuleÜbungsziel: Dehnung der Rumpfmuskulatur, Mobilisation der Wirbelsäule

Ausgangsposition: Rückenlage, Arme in „U – Halte“, Beine anwinkelnDurchführung: Beine nach links/rechts absenken, Ellbogen und Gegenschulter sollten

Bodenkontakt behaltenTipp: Bei Übungsdurchführung „Hohlkreuz“ vermeiden.

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Beispiel 1Silvrettadurchquerung, Schihoch-touren-Ausbildung: Orientierungwird ein wichtiges Thema seinund GPS gehört inzwischen ein-fach dazu. Die Teilnehmer fragendanach, sind neugierig. Morgenin der Früh ist Treffpunkt und ichsollte noch die wichtigsten Weg-punkte ins Gerät einspeichern:Hütten, Übergänge und ein paarGipfel.Nein, ich fange jetzt nicht an, ausder Karte Koordinaten herauszu-messen - sofern diese überhauptein brauchbares Netz besitzt -und diese Daten anschließendhändisch ins GPS-Gerät einzuge-ben. Es geht eleganter: Ich fahreden PC hoch, starte eine entspre-chende Software, lege die „Aus-

tria-Map“- CD ein und lade denKartenausschnitt von der Silvretta-gegend. Mit der Maus klicke ichhintereinander die interessantenPunkte in der Karte an, benennesie und erstelle so meine Weg-punkteliste. Das Transferkabel anden seriellen Anschluss, GPSdranhängen und herunterladen –das war‘s. In der geräteinternenDatenbank befinden sich nunjene charakteristischen Gelände-punkte, die mir bei schlechterSicht die Orientierungsarbeiterleichtern können.

Beispiel 2

GPS und Franz Senn Hütte – eineperfekte Kombination! Nicht nurweil der Alpeiner-Ferner ideales

GPS-Terrain ist, sondern vor allemweil Thomas Fankhauser, derSohn des Hüttenwirtes, alle Stan-dardtouren mit dem GPS abge-gangen ist und „Waypoints“ (Weg-punkte) sowie „Tracks“ (Routen)im „Hüttencomputer“, der allenGästen zur Verfügung steht,gespeichert hat. Eine mit einge-schaltetem Gerät abgegangene

Tour ist, was Genauigkeit undNachvollziehbarkeit betrifft, dasOptimum. Die gespeicherte Routewird in den PC geladen und dortin einer Karte automatisch „nach-gezeichnet“. Man kann also„anschauen“, wo man gegangenist. Die Franz Senn Hütte bietetfür alle Interessierten oder fürAusbildungskurse zusätzlich die

„Ach Gottchen, Alter!“sagt der Hiker von heute. „GPS, nie gehört?!“

„Ha!“ trumpft der Wanderer auf.„Und wenn nun ein Meteorit euren

Navigationssatelliten in Stücke fetzt?!“Wer sich im Jahr 2000 ins Gebiet jenseits der

geteerten Straßen aufmacht, nutzt einfach beides –wenn er klug ist.

„Sag ich ja“, brummt der Hiker.„Mein ich doch“, grinst der Wanderer.

Franz Lerchenmüller

Quo Vadis GPS?Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Quo Vadis GPS?Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Das Image des GPS-Gerätes hat sich verändert. In Zeiten eines kon-tinuierlich steigenden Handy-Booms fällt es nicht weiter auf, wennman an einem kleinen elektronischen Ding herumfummelt. Auchnicht neben einem Gipfelkreuz und in einer Aufstiegsspur. Verdächtigist lediglich das fehlende Durchgeben wichtiger Mitteilungen wie z.B.„Ich bin jetzt auf dem Gipfel!“ Durch den permanenten Umgang mitHandy und PC fehlt inzwischen jede Scheu der Berührung mit einemGPS-Empfänger. Der alpine Anwender muss kein Technikfreak sein.Durch Windows-ähnliche Oberflächen und einfache Menüführung istdas Handling immer unkomplizierter geworden. Seitdem in Berg&Steigen 4/96 zuletzt über GPS-Empfänger berichtetwurde, hat sich aber nicht nur auf dem Gerätesektor einiges geän-dert. Mit entsprechender Software und digitalem Kartenmaterial las-sen sich inzwischen einfach und rasch Wegpunkte in das Gerätspeichern.

von Peter Plattner

„Rückwärts Abschneiden“ mit Hilfe des GPS. In der Praxis hat sichdiese Methode, die ohne vorheriges Übertragen von Daten funktio-niert, bestens bewährt. Ein markanter, in der Karte codierter Gelände-punkt (Hütte, Gipfel, ...), wird während der Tour mit dem GPS-Empfän-ger gemessen und als Wegpunkt abgespeichert. Möchte man späterauf der Karte seinen aktuellen Standort bestimmen, wählt man die-sen abgespeicherten Punkt an. Die „GOTO“ Seite zeigt die genauePeilung und Entfernung zu ihm an. Mit Hilfe des Kompasses werdendiese Informationen in die Karte übertragen und man erhält seinePosition in der Landkarte. Vorausgesetzt, man kann mit dem Kom-pass umgehen.

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GLOBETREK bietet spezielle Seminare für GPS-Benützer an, die je nach Wissenstand maßgeschneidert sind:

Modul 1: ATS 480,–

Abendveranstaltung, ca. 3h, Innsbruck, AV-Haus Basisgeräteschulung für Normalanwender

Termine: 3.7.2001, 4.9.2001, 6.11.2001

Modul 2: ATS 1.980,–

Basiswissen und Verständnis zur Orientierung, Kartenkunde, Grund-funktionen des GPS 1.Tag: Nachmittag Theorie , 2.Tag: Praxis mit Karte und GPS imGelände

Termine: 14. / 15.7.2001 Alpinzentrum Rudolfshütte21. / 22.7.2001 Franz – Senn - Hütte

Modul 3: ATS 1.640,–

Voraussetzung: Besuch des Modul 1 oder nachweislich gleicher Wis-sensstand 1.Tag: Aufstieg zur Hütte und Theorievorbereitung GPS + PC, arbeitenmit Gitternetzen, gescannte und digitale Karten 2.Tag: Tourenvormittag im Gelände mit anschließender Auswertungam PC

Termin: 18. / 19.8.2001 Alpinzentrum Rudolfshütte

Weitere Termine auf Anfrage.

Information & Anmeldung:

OeAV–Globetrek • Die Bergsteigerschule des AlpenvereinsTel. 0512 – 59547-34, Fax: 575528, Email: [email protected]

Möglichkeit, GPS-Empfänger aus-zuleihen und die aktuellstenGeräte zu testen.

Aber

Ein GPS mit eingegebener Routeausleihen und bei miesem Wetterhinausgehen, nach dem Motto:„Was soll‘s, ich hab eh‘ ein GPS!“– das kann es nicht sein. Wiebereits erwähnt, stellt die Technikkaum ein Hindernis zur Anwen-dung dar, sehr wohl aber dasnavigatorische Wissen des Benut-zers. Kann jemand mit Karte und

Kompass nichts anfangen, dannbringt ihm ein GPS-Gerät nichtwirklich etwas. Der richtigeUmgang mit Landkarte und Bus-sole, sowie entsprechende Hin-tergrundkenntnisse, sind meinerMeinung nach unabdingbare Vor-aussetzungen für den effektivenGPS-Einsatz. Dann erst kann mansich mit GPS-spezifischen Begrif-fen wie Kartendatum oder Positi-onsformat auseinander setzenund die Bedienung des Gerätesüben. Am besten, es wird beiWanderungen oder Mountain-bike-Touren mitgenommen und

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ohne Stress ausprobiert, wasman alles damit anfangen kann.Erst wenn man zumindest dieStandardfunktionen beherrscht,macht es Sinn, mit dem Ding insGebirge aufzubrechen.

Geräte und SoftwareAls Bergsteiger stellt man gewisseAnforderungen an seine Ausrü-stung. Leicht und robust soll siesein - und nicht zu teuer. DerGarmin „e-trex“ erfüllt all dieseEigenschaften: Größe einesHandy, inkl. Batterien nur 150 gschwer, wasserdicht, einfach zubedienen und um knapp 3.000,-Schilling zu haben. Als er vor ca.zwei Jahren auf den Markt kam,nahm er vielen Alpinisten dieletzten Hemmungen, ein GPS inden Rucksack einzupacken.Danach kam der „e-trex SUMMIT“,das ultimative Gipfelstürmer-Gerätwie der Name verspricht. Zusätz-

lich hat der SUMMIT einen elek-tronischen Kompass und einbarometrisches Höhenmessgerätintegriert, ohne an Gewicht oderGröße zuzulegen. Somit zeigt erdie genaue Höhe an und kannauch ein Höhenprofil der gesam-ten Tour aufzeichnen (Grüße analle Biker und Drachenflieger). UmBatterien zu sparen, funktioniertder Höhenmesser auch bei aus-geschalteter GPS-Funktion. Fürden „Fußsportler“ interessant istvor allem der elektronische Kom-pass. Bisher musste man einenicht unerhebliche Wegstreckemöglichst geradlinig und konstantzurücklegen, bis das Gerät ermit-teln konnte, in welche Richtungman sich bewegt bzw. wo Nor-den ist. Erst danach pendelte sichz.B. der Richtungspfeil der„GOTO“-Seite richtig ein. Jetzt weißdas GPS schon „im Stand“ woNorden ist, die Karte kann ausge-richtet werden und der Rich-

Trotz Satellitenunterstützung sind Karte, Höhenmesser und Kompasszur Orientierung im Gelände unverzichtbar. Ein GPS-Empfänger bildetdie ideale Ergänzung. In vielen Situationen kann er helfen, Ergebnissezu überprüfen und Entscheidungen zu treffen.

Der VISTA kann bis zu 24MB Kartendetails von MapSource CDs laden.Auch „Interessante Punkte“ können gesucht und mit Zusatzinforma-tionen angezeigt werden – das AV Museum in Innsbruck darf danatürlich nicht fehlen. Diese Möglichkeiten sind bis jetzt auf den alpi-nen Bereich aber noch nicht umgesetzt worden.

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tungspfeil zeigt sofort zum ange-wählten Wegpunkt.Der seit Frühjahr erhältliche „e-trex VISTA“ bietet zusätzlich zuKompass und Barometer noch 24MB internen Speicherplatz. Damitkann man nicht nur einenganzen Haufen mehr Wegpunkteund Tracks abspeichern, sondernauch digitales Kartenmaterial.Bereits in der Auslieferung enthal-ten ist eine Basiskarte vonEuropa, Afrika und dem mittlerenOsten mit Seen, Flüssen, Städten,Autobahnen und Küstenlinien.Detailliertere Karten können vonso genannten „MapSource“ CDsgeladen werden. Radfahrer undKanuten werden jubeln, für denBergsteiger gibt es zurzeit aber

noch keine „alpinen“ Karten. Werzur Rudolfshütte fährt, kann sichmit dem Auto zwar bis zumEnzinger Boden lotsen lassen,danach sind aber nur noch dieStauseen eingezeichnet. Hütten,Wege, Gipfel oder Übergängesucht man vergebens. Bestrebun-gen, zu diesen Daten zu gelan-gen und sie in ein kompatiblesFormat zu bringen, sind bereitsim laufen.In hoffentlich naher Zukunft spieltman sich von einer „MapSource-Alpin“-CD die entsprechendeGebirgsgruppe ins Gerät und hatalle Hütten, die wichtigsten Über-gänge und markantesten Gipfelauf dem Display. Das schwarzeDreieck, das den aktuellen Stan-

dort anzeigt, bewegt sich zwi-schen diesen geographischenPunkten und ich kann sofortabschätzen, wo ich umgehe oderauf dem Display z.B. eine Hütteals Zielpunkt anwählen und michdorthin führen lassen. Komplettetopographische Karten mit exak-ten Höhenlinien und all denInformationen, mit denen wir vongedruckten Karten verwöhnt wer-den, wird es demnächst wahr-scheinlich nicht geben.

Bei der Größe des Display deraktuellen Handgeräte, die jamöglichst klein sein soll, würdeman sich bei entsprechendenZoomstufen vor lauter Linien undSymbolen nicht mehr auskennen.

Bereits in diesem Jahr sollenHybrid-Handy‘s auf den Marktkommen, eine Kombination vonGSM-Mobiltelefon und GPS-Emp-fänger. Bei einem Notruf können der Ein-satzleitstelle die Koordinaten desUnfallortes gleich übermittelt wer-den, die diese dann dem Ret-tungshubschrauber weitergibt, derselbstverständlich auch mit GPSausgerüstet ist.Sollte es dennoch irgendwelcheUnklarheiten geben, z.B. bezüg-lich des verwendeten Kartenda-tums, kann er beim Verunfalltennachfragen - denn ein Handy hater auch, der Hubschrauber.

Peter Plattner

Gerät Displayauflösung Max.(Pixel) Batteriebetriebsdauer Besonderheiten Gewicht Preis

e-trex 64 x 100 22 Stunden Leichtestes GPS mit einfachster Bedienung 150 g ATS 2.990,-

e-trex 64 x 100 16 Stunden Wie e-trexSummit (mit Kompass u. Höhenmesser)

+ Höhenmesser+ Kompass 150 g ATS 4.990,-

e-trex Vista 160 x 288 12 Stunden 24 MB fixer Speicher(Metro Guide CDs ladbar)+ Höhenmesser+ Kompass 150 g ATS 7.690,-

GPS Geräte Ideal für den Bergsteiger sind die GARMIN Geräte der e-trex-Familie

Im Anschluss ein kurzer Abriss einiger interessanten Adressen im World WideWeb zum Thema digitales Kartenmaterial und GPS. Zurzeit sind die oft recht auf-wendigen Homepages teilweise nur durch Zufall bzw. durch Hinweise Gleichge-sinnter auffindbar. Wünschenswert für die Zukunft wäre ein gemeinsames Portal,ein Marktplatz, in dem sich Interessierte völlig frei aus der Vielzahl an Angebotenbedienen können.

www.alpenverein.at/huetten • Der OeAV bietet auf seiner Homepage dieKoordinaten aller Alpenvereinshütten, sowie Hütten anderer Vereine.www.bergwelt.de • Nettes Portal mit einer Vielzahl an Zusatznutzen.Das Tourenarchiv ist mit generiertem Kartenmaterial hinterlegt.www.austrianmap.at • Basis ist die Österreichkarte des Bundesamtes fürEich- und Vermessungswesen. Diese Site ist eine abgespeckte Version derAustrian Map mit voller Suchfunktion.www.adv-online.de • Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwal-tungen bieten hier ein recht interessante Basis an Informationen, auch zudigitalem Material wie z.B. Top50.www.the-map-store.com • Ein nettes Portal zur Suche nach weltweitemKartenmaterial.www.falk.de • Ein gelungener Mix zwischen Routenplaner, Stadtplan undgeneralisierter Kartewww.kompass.at • Interessantes Tourenarchiv für Biker, Wanderer odereinfach nur Naturliebhaber, mit hinterlegtem Kartenmaterial.www.geolife.de • Portal für Wandern, Radeln und Kanuwandern inDeutschland.www.swisstopo.ch • Steigen Sie ein in die Welt der digitalen Produkte derSchweiz. Ein ganz besonderer Leckerbissen ist der „Atlas der Schweiz inter-aktiv“, ein neuer Meilenstein in der Schweizer Kartographie.www.garmin.com • GARMIN Homepage mit der kompletten Produktpaletteaus allen Bereichen. Die jeweils aktuellste Softwareversion für einen GPS-Empfänger kann heruntergeladen werden.www.garmin.at • Produktübersicht des Österreich Importeurs (GARMIN, TTQV, FUGAWI, etc.)

WWW

TT-QVEs handelt sich um die ehemalige „Quo Vadis“ Software die lediglich ihren Namengeändert hat. Sie eignet sich zur Kommunikation zwischen PC und einem GARMIN-Empfänger der über ein serielles Kabel angeschlossen ist. Per Mausklick werdenWegpunkte und Routen am PC erzeugt, welche bequem übertragen werden können.Umgekehrt können aufgezeichnete Daten auf den PC überspielt werden. Zusätzlichzu bereits digitalisierten Karten können eigene gescannte Karten kalibriert werden.AUSTRIA-MAP, die offizielle Karte des Österr. Bundesamtes für Eich- und Vermes-sungswesen, sowie die offizielle Bayern- und Schweizkarte auf CD-Rom, werdenohne weitere Konvertierung verarbeitet. www.ttqv.com

MapSource CD-ROMsIst eine Serie mit Kartendaten und Points of Interest für GARMIN-Geräte. Zurzeit nurvon urbanen Gebieten erhältlich. Für Empfänger ohne Kartenfunktion (e-trex, SUM-MIT) sind sie ein ideales Werkzeug, um Wegpunkte und Routen am PC zu erstellen. InGeräte mit entsprechendem Speicher (VISTA) können die kompletten Datensätzeninkl. detaillierte Küstenlinien, Strassen, Point‘s of Interest usw. direkt übertragen wer-den. MapSource CDs sind inzwischen vom Großteil Europas erhältlich.

www.garmin.com

FUGAWIFUGAWI ist eine leistungsfähige GPS-Software. Echtzeitnavigation, Wegpunkte-/Rou-tenverwaltung und die Darstellung von Höhenprofilen aus Wegaufzeichnungen sindnur einige der vielen Möglichkeiten. Abgespeicherten Wegpunkten können zuätzlichGrafiken, Fotos oder Wave-Dateien zugeordnet werden.

www.fugawi.de

GPS-Software

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Über den vorrangigen Verwen-dungszweck sollte man sich imKlaren sein, bevor man insGeschäft geht. Drei Monate Pata-gonien erfordert ein anderes Zeltals Pfingsten in Arco mit Über-nachtung am Gardasee. Wenndas Zelt getragen werden muss,spielt das Gewicht eine wesentli-che Rolle. Für längere stationäreAufenthalte mit viel Ausrüstung isteine zweite Apside von Vorteil.Letztendlich sollte man sich auchüberlegen, was man für seinneues „castle“ auslegen will.Die heute angebotenen Zeltesind nahezu ausschließlich dop-pelwandig ausgeführt, wobei sichAußen- und Innenzelt nichtberühren sollten. „Singlewall“-Zelte finden nur im Expeditions-

bereich Verwendung (Kondens-wasser-Problem). Die Wasserdichtheit ist bei Ver-wendung von besten Materialienheute kein Thema mehr. JedochVorsicht bei billigen Produkten:Laut Norm darf alles ab einerWassersäule von 1500 mm alswasserdicht bezeichnet werden!Das Außenzelt sollte jedocheinen Wert von 3000 - 4000 mmerreichen und das Bodenmaterialnoch mehr.Anders sieht es mit der Kondens-wasserbildung aus. Es gibt keinkondenswasserfreies Zelt, jedochist dieses Problem durch entspre-chende und richtige Belüftung inden Griff zu bekommen. Einigeungünstige Bedingungen (nasseAusrüstung oder Kochen im Zelt,

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My tent is my castleZelte für den Bergsport

My tent is my castleZelte für den Bergsport

Wer nach diesem Grundsatz im Freien übernachten will, kann ausdem Vollen schöpfen. Vom ultraleichten Ein-Mann-Zelt bis zur Luxus-hütte, bei der nur mehr das Kaminfeuer und ein Bärenfell fehlen -natürlich sollte dann auch „die entsprechende Begleitung“ vor Ortsein -, gibt es heute alles zu kaufen. Dass solche Hightech-Aus-rüstung oder Luxusbuden natürlich auch stolze Preise haben kön-nen, liegt in der Natur der Sache.

von Karl Heinz Kaserer

Lagerplatz in der Nähe von Seenoder Flüssen, usw.) können dieBildung von Kondenswasser abergeradezu heraufbeschwören.

KonstruktionKuppelzelte

Dabei handelt es sich um freiste-hende oder selbsttragende Zelte.Das heißt, dass zum Aufstellen inder Regel keine Heringe notwen-dig sind, nur die Apsiden müssenabgespannt werden (bei einigenspeziellen Konstruktionen, z.B.dem „Staika“ von Hilleberg, istauch dies nicht notwendig). Dieshat auf Bergtouren, bei denendas Zelt an einem Platz nur füreine Nacht aufgestellt wird,erhebliche Vorteile. Harter Unter-

grund oder Fels erschweren näm-lich oft das Einschlagen vonHeringen, oder machen es garunmöglich. Die Seitenwände sindjedoch bei dieser Art von Zeltrelativ flach, sodass das Rauman-gebot oft nicht allzu üppig aus-fällt. Kuppelzelte lassen sichdurch die meist vorhandenezweite Apside sehr gut belüften.

Tunnelzelte

Sie benötigen zum Aufbau min-destens vier Heringe. Durch diesteil ansteigenden Zeltwändeentsteht ein großzügiger Innen-raum, bei dem auch in denEcken fast die gesamte Raum-höhe zur Verfügung steht. Das Durchlüften ist jedoch meist

Viele Zelte werden als „expeditionstauglich“ angepriesen. Nebeneiner entsprechend stabilen Konstruktion, die dem Wind möglichstwenig Angriffsfläche bietet, sind gute Abspannmöglichkeiten Voraus-setzung für den anspruchsvollen alpinen Einsatz. Die Ösen beim„Stardome 2“ von MOSS sind breitflächig angenäht und verteilen dieBelastung optimal. Zusätzlich sind die Heringlaschen so großgeschnitten, dass sie auch problemlos mit Schi gespannt werden können.

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schlechter möglich, ebenso kannman das Innenzelt alleine alsMoskitoschutz bis auf einigeAusnahmen (z.B. mit seperatenGestängefüßen bei Hilleberg)nicht aufstellen.

Geodätische Zelte

Bei dieser Form handelt es sichum die windstabilste Form. Eskreuzen sich dabei 4-5 Gestänge-bögen so, dass das Zelt nachallen Richtungen optimal abge-stützt wird. Auch hier bedingt dieKonstruktion flache Seitenwändeund es werden Heringe zum Auf-bau benötigt. Ein Geodät ist dasklassische Expeditionszelt, dasauf Grund seiner aufwändigenKonstruktion nicht zu den Leicht-gewichten zählt.

Materialien

Moderne Zelte werden aus-schließlich aus Kunstfasern gefer-tigt. Naturstoffe, wie z.B. Baum-wolle, können mit den Eigen-schaften von Nylon und Co. nichtmithalten.

Polyester

Nicht so leicht wie Nylon, aberbilliger. Reißfestigkeit und UV-Beständigkeit sind nicht herausra-

Geodät2 Personengelb4.38 kg (incl.)ATS 8.499,-

Absoluter Klassiker im Alpin/Expeditions-bereich.

THE NORTH FACE www.thenorthface.com

Mountain 25

Mit den von HILLEBERG verwen-deten Stangenschuhen läßt sichein Zelt einfach und rasch auf-bauen und dennoch perfektspannen. Der gleiche Herstellerproduziert auch Zelte, bei denendas Innenzelt quasi im Überzelthängt. Zelt auflegen, Stangenhinein und fertig – vor allem beistarkem Wind und Regen einRiesenvorteil.

Biwakzelt1 Persongrün0.94 kg (incl.)ATS 4.999,-Gore-Tex Biwakzelt

für spezielleEinsätze und Indivi-dualisten. Leichtergeht‘s nicht mehr.

THE NORTH FACE www.thenorthface.com

Soloist

Kuppelzelt2 Personenrot oder grün2.8 kg (incl.)ATS 8.200,-Ideales

Raum/Gewichtsver-hältnis für den alpi-nen Einsatz. Aussen-und Innenzelt wirdgemeinsam aufge-stellt.

HILLEBERG www.hilleberg.com

Niak

gend. Polyesterzelte sind mei-stens PU-beschichtet.

Nylon

Das wohl geeignetste Zeltmate-rial. Es ist leicht, die UV-Bestän-digkeit ist höher als bei anderenMaterialien und kann durch ver-schiedene Beschichtungen nocherhöht werden. Nylongewebekönnen in unzähligen Qualitätenverarbeitet werden, wobei diebesten Materialien ein Zelt ganzschön teuer werden lassen. BeiRippstop-Nylon sind zur Verstär-kung dickere Querfäden einge-webt. Höherwertige Nylonzeltesind zusätzlich mit Silikon behan-delt.

Polyamid

Ähnlich wie Nylon, jedoch schwe-rer. Wird oft für Zeltböden ver-wendet.

GestängeEin gutes Zeltgestände ist ausAluminium gefertigt, wobei esauch hier große Unterschiedegibt. Mehrere Legierungen undEloxierungen sind auf dem Markt,wobei die beste Qualität ausdem Hause „Easton“ kommt.Manche Zelthersteller verwendenverschiedenfarbige Gestänge undentsprechende Einschubkanäle,die den raschen Aufbau, beson-ders bei Geodäten, erleichtern.Fieberglasgestänge kommen nurbei absoluten Billigproduktenzum Einsatz. Als Standard ist beiguten Zelten ein Ersatzgestänge-segment, eine Reparaturhülseoder beides beigelegt.

HeringeFür fast jede Bodenart gibt esspezielle Heringe in unterschied-lichsten Qualitäten und Preiskate-gorien. Von der ultraleichten Alu-Magnesiumlegierung über Kunst-stoff, bis zum über ein Meter lan-gen Schneeanker wird hier allesgeboten.

PflegeIm Allgemeinen bedürfen Zeltekeiner besonderen Pflege. Diewichtigste Regel lautet, niemalsein noch feuchtes oder nasses

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Zelt einlagern oder an einemfeuchten Ort aufbewahren! ZurReinigung genügt es, das Zeltma-terial mit einem nassen Lappenabzuwischen. Sind die Nähteundicht geworden, werden siemit Nahtdichter, der einfach auf-gepinselt wird, wieder auf Vorder-mann gebracht. Kleinere Risseoder Löcher lassen sich z.B. mit„Seam-Grip“ rasch schließen –oder man verwendet Reparatur-flicken.Obwohl eine Vielzahl von unter-schiedlichsten Zelten im Fachhan-del angeboten werden gibt esdas absolute Ideal nicht. DasKleine, Leichte, Windstabile dasfast nix kostet – aber expediti-onstauglich muss es schon sein.

Karl Heinz Kaserer, 40, ist Inhaberdes Ausrüstungsgeschäftes „OUT-DOOR“ in Innsbruck und hatjahrzehntelange Zelterfahrung (vomeigenen Garten bis zur Sahara).

Tunnelzelt2 Personenrot oder grün3.5 kg (incl.)ATS 10.400,-

HILLEBERGwww.hilleberg.com

Nammatji GT

Geodät2 Personengelb3.2 kg (incl.)ATS 4.499,-

Zelt mit gutem Preis/Leistungsverhältnis für den gemässigten alpinen Einsatz.

SALEWAwww.salewa.at

Expedition 2

Geodät2 Personenocker3.88 kg (incl.)ATS 9.999,-

Extrem stabilesExpeditionszelt mitperfekten Abspann-möglichkeiten.

MOSS www.mosstents.com

Stardome 2

Der geplante Einsatzbereich beeinflusst die Wahl des Zeltes mass-geblich. Für die North-Ridge der Ama Dablam stehen geringesGewicht, Windstabilität und kleine Abmessungen im Vordergrund. Inder Sahara, mit dem Geländewagen unterwegs, darf es ruhig etwaskomfortabler sein – vielleicht sogar mit aufzippbarer Kuppelöffnungzum Sterne schauen, wie es das „Stardome 2“ anbietet.

Top-Zelt mit grossemRaumangebot undvielseitigem Einsatzbe-reich. Aussen- undInnenzelt wird gemein-sam aufgestellt. Mindestens 4 Heringezum aufstellen not-wendig. Riesige Apside.

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Hersteller Modell Gewicht Preis

GARMONT Tower GTX ca. 600 g ATS 2.499,–

Hersteller Modell Gewicht Preis

SIMOND Aerofrein 520 g ATS 1.290,–

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PETZL „Reverso“Der „Reverso“ kombiniert die Vorteile einer selbstblockierenden Siche-rungsplatte und eines Tuber zu einem kompakten Sicherungs- undAbseilgerät. Die Bremswirkung ist in etwa mit der des ATC (Air TrafficController) von Black Diamond zu vergleichen, bei dünnen Seilen kanndiese problemlos durch einem zweiten HMS-Karabiner erhöht werden.Bei unseren Tests funktionierte der Reverso sowohl mit Einfach- alsauch mit Doppel- bzw. Zwillingsseilen nahezu einwandfrei. Einzig 8mm-Seile wurden in der Position als Sicherungsplatte nicht immer100%ig abgeklemmt. Teilweise kamen die Stränge im relativ breitenSchlitz so zu liegen, dass sie aneinander vorbeirutschten, was laut Her-stellerangabe nicht passieren dürfte.Der Einsatzbereich des Reverso reicht vom dynamischen Sichern desVorsteigers über selbstklemmendes Nachsichern von einem oder zweiKletterern bis hin zum Abseilen. In Klemmstellung kann er natürlich auchfür alle Bergungstechniken als Rücklaufsperre eingesetzt werden.Der „Reverso“ besitzt zwei Karabinerösen: In die größere wird der „Siche-rungs-Karabiner“ eingehängt durch den das Seil läuft, in die andere - beiVerwendung als Sicherungsplatte zum Nachsichern - der „Fixpunkt-Kara-biner“. Positiv zu bemerken ist, dass diese Öffnung relativ groß ist undso ein lästiges Festklemmen am Fels verhindert. Vielleicht wäre einefarbliche Trennung der zwei Einhängeösen für den weniger geübtenAnwender günstig.Ideal ist der „Reverso“ für Führungsarbeiten, da durch die Kombinationeines selbstklemmenden Sicherungsgerätes mit einem Abseilgerät ineinem Ausrüstungsgegenstand alle Einsatzbereiche abgedeckt sind. Ein-zige Gefahr bei der etwas exotischen Form ist ein blauer Fleck am Hin-tern, wenn man sich zu schnell auf den am Gurt hängenden „Reverso“setzt.Fazit: Ein geniales Gerät für Bergführer und fortgeschrittene Anwender.(wz) www.petzl.com

AUSPROBIERTAUSPROBIERT. . . von Peter Plattner

Hersteller Modell Gewicht Größen Preis

PETZL Reverso ca. 81 g 10-11 mm Einfachseil ATS 295,–8(?!)-9 mm Doppelseil

GARMONT „Tower GTX“Der “Tower GTX” ist mit seinen 660 g extrem leicht, aber trotzdemunglaublich vielseitig einzusetzen. Man schlüpft hinein und fühlt sich

sofort „turnpatschenähnlich“ wohl. Durch seinenangenehmen Flex und seine wasserdichte Gore-Membrane ist er für anspruchsvolles Wandernebenso wie für das Allroundbergsteigen

bestens geeignet. Durch einen sehr direktenund guten Kontakt zum Fels können auch

leichtere Klettertouren oder Kletter-steige problemlos bewältigt wer-

den. Die spezielle Gummimi-schung der Vibram-Sohle „Nepal“ trägtdas ihre dazu bei.Eine eingebaute

SIMOND “Aerofrein“Klettersteigsets gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Eines der feinsten, die es zur Zeit zu kaufen gibt, ist das „Aerofrein“ des französischen Herstellers SIMOND. Die ganze Konstruktion ist sauber durchdacht: Als Karabiner wurde derSIMOND „Bullfrog“ verwendet, welcher vom System ähnlich wie der„Attac“ von SALEWA funktioniert. Der Schnapper kann nur durch Druckauf die Hinterseite des Karabiners geöffnet werden und arretiert selbst-tätig. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist der „Bullfrog“ problem-los zu bedienen. Ein Endlosseil ist direkt in die Karabiner eingenäht - dieNähte in Kunststoff eingeschweißt - und wird durch eine angenehmkleine Bremsplatte geführt. Das lose Bremsseil wird in einem Cordu-ratäschchen verstaut, das mittels Klettverschluss am Klettergurt oderRucksack befestigt wird. Bei einem Sturz wird dieses Restseil aus derTasche herausgerissen. Es gibt somit keine losen, herumhängenden Seil-oder Bandenden, die beim Klettern stören oder sich dauernd irgendwoverhängen.Beide Seilstränge sind vor der Platte ein kurzes Stück lang miteinandervernäht, wahrscheinlich um anzuzeigen, dass man das Seil nicht mehrweiter herausziehen darf. Möchte man die Seilstränge zum besserenHandling verkürzen, steht man allerdings bei dieser Naht an – manmuss dann in jeden Strang entsprechende Knoten machen. An sich istdas überhaupt kein Problem aber eben nicht besonders elegant. Das„Aerofrein“ ist selbstverständlich ein so genanntes Y-förmiges Set, d.h. eskönnen beide Stränge gleichzeitig in das Stahlseil eingehängt werden,was ein effizienteres und angenehmeres Höhersteigen ermöglicht.

www.simond.com

Nylon-Zwischensohle gewährleistet sehr gute Stabilität im Kantenbereichund in der Schuhspitze. Im Fersenbereich ist die Sohle stabil mit Kunst-stoff verstärkt und erlaubt die Verwendung von Steigeisen mit Kipphe-belbindung. Als Obermaterial wird Dynatec von Schöller verwendet, das extrem reiß-und abriebfest ist.Der „Tower GTX“ ist ein sauber gearbeiteter Allroundschuh, der auch fürden Spezialisten höchst interessant ist. Vor allem Bergführer werden ihnauf fast jedem Terrain schätzen. Einzigartig ist die Kombination Kipphe-bel-Tauglichkeit und wasserdichte Gore-Membrane bei diesem Gewicht.

www.garmont.com

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MedienMedienSTIMMEN VOM GIPFEL • Die bedeutendsten Berg-steiger zur Zukunft des AlpinismusHerausgeber: Bernadette McDonald und John Amatt255 Seiten mit zahlreichen FotografienG+J/RBA Hamburg 2001 • ISBN 3-934385-13-3Preis: ATS 365,-

www.nationalgeographie.de

Das auf der Umschlagseite abgebildete Logo der„National Geographic Society“ bürgt für außergewöhn-liche Qualität und lässt Vorfreude aufkommen. DerUntertitel „mit Beiträgen u.a. von Reinhold Messner undSir Edmund Hillary“ bringt den potenziellen Käufer aber rasch wieder auf denBoden der Realität zurück: Nicht schon wieder Gedanken von altgedienten,zweifelsohne unglaublichen Bergsteigern, die aber seit Jahren nicht mehraktiv sind! Doch kein Grund zur Panik. Neben den genannten wird die breiteMasse nur noch mit Kurt Diemberger und Anderl Heckmair etwas anfangenkönnen. Alle anderen Kletterer, Alpinisten und Expeditionsbergsteiger, die indiesem Buch zu Wort kommen, genießen meist nur in der Szene bzw. inihren Heimatstaaten höchstes Ansehen. Eines haben sie aber alle gemein-sam: Sie verbindet die Leidenschaft für die Berge und sie alle waren bereitsals Gäste beim Banff-Bergfilm-Festival geladen. Seit 25 Jahren gibt es in denRocky Mountains dieses jährliche Zusammentreffen der Bergfilmer, dasinzwischen weltweit einzigartig ist. „Stimmen vom Gipfel“ präsentiert unter-schiedliche Meinungen zu Fragen des Stils, der Moral, der Vergangenheitund der Zukunft des Bergsteigens. Portrait-Aufnahmen der Autoren stehenjedem Beitrag voran und lassen den Leser endlich erfahren, wer sich hinterbereits oft gehörten Namen verbirgt. Will Gadd, Greg Child, Kitty Calhoun undLeo Houlding sind nur einige der vielen Autoren. Das Buch schließt mit einerBeschreibung der Höhepunkte der Banff-Bergfilm-Festivals von 1976 bis2000. Ein wunderschönes Buch, das in keiner alpinen Bibliothek fehlen darf.(pp)

HOW TO SHIT IN THE WOODS(Wie man im Wald sch . . .)Outdoor-Handbuch, Band 103 • Autor: Kathleen Meyer, 1. Auflage119 Seiten mit zahlreichen SW-AbbildungenConrad Stein-Verlag • ISBN 3-89392-503-1Preis: ATS 108,- www.outdoor.tng.de

Der Reim eines unbekannten Autors lautet:

„In days of oldWhen knights were boldAnd toilets weren‘t invented,They left their loadAlong the roadAnd walked off so contented.”

Diese (guten?) alten Zeiten sind nicht nur im urbanen Gebiet vorbei. Zu vieleMenschen verbringen ihre Freizeit in der Natur, als dass man hemmungsloshinter jeden Busch oder Stein scheißen könnte. Verzeihung - jetzt ist es pas-siert, dass ich ohne nachzudenken dieses verpönte Wort geschrieben habe.Nach der Lektüre des vorliegenden Buches aber auch kein Wunder. Schon inder Einleitung wird die Kulturgeschichte und ungerechtfertigte Ausrottungdieses Wortes erläutert. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit der Wis-senschaft des Sch....., wie man ein Loch gräbt und was zu tun ist, wenn diesauf Grund der Bodenbeschaffenheit nicht möglich ist. Besondere Kapitelüber den einsamen Kackpacker, Montezumas Rache und unbezahlbareTipps, damit Frau sich nicht in die Stiefel pinkelt, runden das Werk ab. Kath-leen Meyer schreibt mit einer gehörigen Portion Humor über ein ernst zunehmendes Thema und erklärt, wie man im Gelände seine Exkremente öko-logisch richtig entsorgt bzw. was passieren kann, wenn man das nicht tut.Neben den besten Spaten zum Graben und diversen hier zu Lande weitge-

hend unbekannten Behältern für menschliche Abfälle werden auch allemechanischen und chemischen Möglichkeiten der Trinkwasseraufbereitungvorgestellt. Obwohl immer wieder auf die besonderen Probleme von Berg-steigern und Kletterern eingegangen wird, fehlt leider ein entscheidendesKapitel: zu welchem strategisch günstigen Zeitpunkt oder mit welchen Tricksman auf überfüllten Hütten in Ruhe und ganz entspannt sein Geschäft ver-richten kann. (pp)

MTV: EXTREMEAlpine Chills & Glacial BeatsLieferant: EMV (Exclusa) • Label: PLASDoppel CD • Bestellnummer: 5440002023Preis: ATS 379,- www.mtveurope.com

KOPFWEHBERGEEine Geschichte der HöhenmedizinAutor: Elisabeth Simins, Oswald Oelz, Zürich 2001231 Seiten mit zahlreichen AbbildungenAS Verlag & Buchkonzept AG • ISBN 3-905111-59-4Preis: ATS 364,- www.as-verlag.ch

„Als nächstes“, beschreibt ein chinesischer Text aus der Zeit der westlichen Han-Dynastie, „gelangt man zu den Großen und KleinenKopfwehbergen.“ Ein frühes Zeugnis der Höhenkrankheit, die allerdings auchschon den alten Griechen nicht unbekannt war. Im christlichen Abendlandfreilich war das Phänomen längst in Vergessenheit geraten – im Mittelalterstieg niemand zum Vergnügen im Gelände herum, im Gegenteil: Die kargeBergwelt erschien den Menschen wie eine Strafe Gottes. Erst die Renais-sance begann die Welt mit anderen Augen zu betrachten; manche derhumanistischen Gelehrten wurden so zu Pionieren der Alpinistik und,zwangsläufig, der Erforschung der Bergkrankheit. Elisabeth Simons undOswald Oelz, beide Ärzte und begeisterte Bergsteiger, erzählen in „Kopfweh-berge“ die Geschichte der Erforschung und Entdeckung der Höhenkrankheit.Die Entwicklung der Höhenmedizin bietet gerade in der Anfangszeit eineninteressanten, ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Medizin- und Alpinge-schichte: Einzelne Figuren wie der Schweizer Arzt Johann Jakob Scheuchzer,der in den Alpen noch Anfang des 18. Jahrhunderts Drachen begegnet seinwollte, oder der von der Romantik beeinflusste Horace Bénédict de Saus-sure, der 1787 nach mehreren gescheiterten Versuchen den Montblancbestieg und detaillierte Beschreibungen der Symptome lieferte, werden pla-stisch beschrieben. Ebenso die vielen Ideen und Theorien, die sich im Laufeder Zeit um die Höhenkrankheit bildeten. So glaubten zahlreiche alpine Ver-eine bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, dass es eigentlich gar keine Berg-krankheit gäbe – Schwindel, Schwäche, Kopfschmerzen und ähnlicheBeschwerden seien im Gegenteil nur Ausdruck von Schwäche, die bei den„harten Männern“ nichts verloren hätte. Das 20. Jahrhundert wiederum bringtdie Besteigung der 8000er und damit neue Möglichkeiten, Ursachen undWirkung der Höhe zu untersuchen. Gerade die Erstbesteigung des MountEverest ist eng mit der Erforschung der Höhenphysiologie verbunden.Den beiden Autoren gelingt es, aus ihrem doch sehr unterschiedlichen Mate-rial – bergsteigerische Pionierleistungen neben medizinischer Forschung,Berichte von Symptomen und Theorien über die Ursachen – ein gut lesba-res, auch für Laien verständliches Buch zu schaffen. Zwar könnte die„Geschichte der Höhenmedizin“ manchmal etwas mehr in die Tiefe gehen,doch gelingt die Gratwanderung zwischen Medizin und Alpinismus insge-samt ohne dramatische Abstürze. (liz)

„Alpine Chills & Glacial Beats” - das muss richtig zünftige Bergsteigermusiksein. Ist es auch, und zwar gesampelt aus den Spots vom MTV Magazin„Snowball“. CD Nummer eins verwöhnt mit genialem Chillout. Funk, Grooveund Acid verwöhnen nicht nur den Boarder nach getaner Arbeit. Schon dererste Track, „Sunset“ von Fatboy-Slim, lässt auch den Wanderer sentimentalwerden. Die „Glacial Beats“ auf CD Nummer zwei sollte man sich zumindestin der Bruchzone nicht zu laut und mit maximalem Bass anhören, denn dieAuswirkungen von Trance, House, Drumm2Bass und Trip-Hop auf die Glet-schertektonik sind noch nicht wirklich erforscht! Je nach Stimmung und alpi-ner Notwendigkeit hat man die Möglichkeit, sich mit den vorliegendenMusikstücken total zu motivieren und das Letzte aus sich herauszuholenoder sogar in der grimmigsten Nordwand ein entspannendes BalearicAmbient aufkommen zu lassen. (pp)

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Programm Berg&Steigen Fortbildung exklusiv für OeAV Touren- und Jugendführer

Programm Berg&SteigenFortbildung exklusiv für OeAV Touren- und Jugendführer

‘2001‘2001Berg&SteigenBerg&Steigen

Mountainbike-Touren

26. - 29.7.2001 Ruhpolding, SB ATS 1.000,—

Sportklettern Übungsleiter 1

5. - 7.10.2001 Innsbruck, SB ATS 750,—

Sportklettern Übungsleiter 2

11. - 14.10.2001 Innsbruck, SB ATS 1.000,—

Orientierung

26. - 28.10.2001 Spot Obernberg, SB ATS 750,—

Erste Hilfe

16. - 18.11.2001 Innsbruck, SB ATS 750,—

Mountainbiketouren26. - 29.7.2001, Ruhpolding, SB 1.000,--

Ziel

Mountainbiketouren erlebnisreich, risiko- und umweltbewusst planenund durchführen.

Inhalte

Gerätekunde, Tourenplanung, Fahr- und Techniktraining, Trainingslehre.

Sportklettern Übungsleiter 15. - 7.10.2001, Innsbruck, SB ATS 750,--

Voraussetzungen

Keine Voraussetzungen erforderlich.

Ziele

Risikobewusstes Betreuen von Kinder- u. Jugendgruppen an künstlichenKletteranlagen und in Klettergärten. Dieser Kurs berechtigt nicht zurAbnahme von Kletterscheinen!

Inhalte

Risiken und Sicherheitsstandards beim Sportklettern, Sicherungstechnik,Sicherungsgeräte, spielerische Formen des Techniktrainings mit Kindern,Gestaltung von Spielstunden an der Kletterwand, Organisation einesKletterwandbetriebs.

Sportklettern Übungsleiter 211. - 14.10.2001, Innsbruck, SB ATS 1.000,--

Voraussetzungen

Schwierigkeitsgrad 5, seiltechnische Grundfertigkeiten (Partnersicherung,Abseilen, Umbau am Umlenkpunkt).

Ziele

Befähigung zur Abnahme der Kletterscheine „Mini“ und „Spider". DerKurs endet mit einer Prüfung über die Inhalte des Kletterscheins „Allro-und“.

Inhalte

Inhalte der Kletterscheine „Mini“, „Spider“ und „Allround“, weiters Routen-bau für verschiedene Trainingsmethoden, methodischer Aufbau einesTechnik- u. Konditionstrainings, spielerische Trainingsformen.

Orientierung26. - 28.10.2001, Spot Obernberg, SB 750,--

Ziel

Kompetenter Umgang mit Karte, Höhenmesser und Bussole, Anfängerndie Kunst des Kartenlesens vermitteln.

Inhalte

Trainings- und Spielformen zum Erlernen des Kartenlesens, Umgang mitHöhenmesser und Bussole, GPS (Möglichkeiten und Bedeutung für Berg-steiger).

Erste Hilfe16. - 18.11.2001, Innsbruck, SB 750,--

Ziel

Nach Unfällen rasch und kompetent helfen, Rettungsmaßnahmen orga-nisieren.

Inhalte

Theorie und Praxis des Herz-Kreislauf-Notfalls, Praktikum Einhelferreani-mation, lebensrettende Sofortmaßnahmen, allgemeine Unterkühlung,lokale Erfrierung, Brüche, stumpfe Verletzungen, starke Blutung, prakti-sche Wundversorgung, Fixierung und Ruhigstellung mit SAM-Splint,Schock, Schädel-Hirn-Trauma, gestellte Unfallsituationen selbständigbewältigen.

Anmeldung siehe Seite 50Bitte die Anmeldung vollständig und gut leserlich ausfüllenAuskünfte und Informationen: 0512 / 59547-30 Monika Kofler

SB = Sektionbeitrag (kein Teilnehmerbeitrag)

Page 49: Berg Steigen - alpenverein.at

B e r g & S t e i g e n 2 / 0 1

Oesterreichischer Alpenverein

Alpinreferat

Wilhelm

-Greil-Straße 15

A-6010 Innsbruck

Bitteausreichendfrankieren

Anmeldung

per Fax an: 0512 / 57 55 28per Post an: Oesterreichischer Alpenverein, Alpinreferat, W

ilhelm-Greil-Straße 15, A-6010 Innsbruck

Ich melde m

ich verbindlich für folgenden Kurs an:

Kurs, Datum

❑ Anreise m

it Bahn(W

ir organisieren die Weiterfahrt)

❑ Anreise m

it PKW(Fahrgem

einschaften bilden!)

Unbedingte Voraussetzung für eine Kursteilnahme:

❑ Ich bin aktiver Tourenführer oder Jugendführer

❑ M

eine Sektion ist informiert und einverstanden

Bestätigung der Sektion

Name:

Adresse:

Telefon:

E-Mail:

Sektion:

Ausbildungslehrgänge zum staatlich geprüften Lehrwart

Lehrwart ’2001Lehrwart ’2001Ausbildungslehrgänge

zum staatlich geprüften Lehrwart

Sportklettern - LeistungssportVeranstalter BAfL Innsbruck

Eignungsprüfung und 1. Kursteil: 17. - 23.9.20012. Kursteil und Abchlussprüfung: 22. - 25.11.2001Anmeldeschluss: 10. August 2001

Lehrwart WandernVeranstalter BAfL Linz

Eignungsprüfung, 1. Kursteil: 18. - 28.10.2001, Spital/Pyhrn2. Kursteil: 22. - 23.11.2001, Spital/PyhrnAbschlussprüfung: 24. - 25.11.2001, Spital/PyhrnAnmeldeschluss: 10.9.2001

SkitourenwartVeranstalter BAfL Wien

Eignungsprüfung: 11.11.2001, DachsteinAnmeldungen bis 5. Oktober 2001 an: Karl Riedler, 4962 Mining, Mamling 17c

SkilehrwartVorbereitungskurs und Eignungsprüfung: 30.11. - 2.12.2001, Schladming

Auskünfte und Informationen: 0512 / 59547 - 30 (Monika Kofler)Die Ausschreibungen zu den Lehrwarte-Kursen können mit beiliegen-der Anmeldekarte angefordert werden. Aktive Jugend- und Tourenfüh-rer erhalten nach abgeschlossener Ausbildung die Aufenthaltskostenrückvergütet.

Erlebnispädagogik in der Mädchenarbeit 21. 9. - 23. 9. 2001

Bunte Welt - Erlebnispädagogik als Suchtprävention 12. 10. - 14. 10. 2001

Neben der bewährten berufsbegleitenden Zusatzqualifikation läufterstmals ein vierteiliger Lehrgang „Spiel und Abenteuer" - Methodenaus der Erlebnispädagogik. In die beiden letzten Module kann nocheingestiegen werden:

Modul 3 - Naturerfahrungsspiele und Land Art 5. 10. - 7. 10. 2001

Modul 4 - Schneeschuhwandern und Spiele im Schnee 14. 12. - 16. 12. 2001

Anmeldung und nähere Informationen dazu:Jugendhaus Spot ObernbergA- 6156 Obernberg am Brenner , Innerthal 49 Tel.: ++43 (0) 5274/87475, Fax.: ++43 (0) 5274/87475/43E-Mail: [email protected]: www.obernberger-seminare.at

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*Obernberger

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