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Berg&Steigen

S P O N S O R E D B Y :

E D I T I O NBerg&Steigen

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wen wĂŒrden Sie hinter SĂ€tzen vermuten wie: „Ich plĂ€diere fĂŒr ein riskantesSportverstĂ€ndnis“ - oder: „Sport bewegt sich. Schnell, intensiv und begabt.Sport kennt keine BerĂŒhrungsĂ€ngste. Sport ist offen fĂŒr Neues – auch fĂŒr Ris-kantes“ - oder „Sport kann auch ausdrucks- und gefĂŒhlvolle Lebensphiloso-phie sein und muss nicht partout und ĂŒberall als staatlicher Agent fĂŒr dieSozialisation Heranwachsender wirken“ - oder „Ich meine, ein riskantes Sport-verstĂ€ndnis macht Sport und Sportler zukunftsfit“? Wen wĂŒrden Sie hinter die-sen SĂ€tzen vermuten, einen intellektuellen Adrenalin-Junkie, einen, der mitdem Sensenmann tanzt nach dem Motto: Wenn dich das Leben langweilt, ris-kiere es?

Sie wĂŒrden wohl immer daneben liegen: Der so etwas von sich gibt ist einBeamter. Im Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement GraubĂŒnden.Er heißt Dany Bazell und ist der Chef des dortigen Sportamtes. Als solcher ins-zenierte er den Event topspÂźt 01, eine Veranstaltung zum Thema „Extrem“.Bereits die Einladung versprach Mut fĂŒr GegensĂ€tzliches und die Bereitschaft,Unvereinbares nicht um jeden Preis harmonisieren zu mĂŒssen. Kein erhobenerZeigefinger, keine vordergrĂŒndige pĂ€dagogische Absicht. Von der erahntenSeelenverwandtschaft in den Bann gezogen, konnte die Berg&Steigen-Redak-tion nicht widerstehen und Walter WĂŒrtl startete zu seiner ersten Dienstreiseals freier Berg&Steigen Reporter. Seinen Bericht „Lust auf Angst“ finden Sie indieser Aufgabe.Die von WĂŒrtl mitgebrachten Aussagen des Herrn Bazell ließen mich aberauch noch aus einem anderen Grund aufhorchen. UnlĂ€ngst wieder einmal aufSubventionstour fĂŒr ein Lehrvideo zum Thema Sportklettern (Zielgruppe: Jugendliche) versuchte ich mein GlĂŒck auch in der Bundeshauptstadt, in jenemMinisterium, das fĂŒr Bildung und fĂŒr PĂ€dagogisches zustĂ€ndig ist. Nicht dieMitteilung, dass keinerlei finanzielle UnterstĂŒtzung möglich sei, ist der GrundfĂŒr die ErwĂ€hnung in diesem Editorial. Bemerkenswert waren vielmehr die ne-ben den finanziellen Nöten genannten BegrĂŒndungen. Zum Beispiel jene,dass man dem Klettern aufgrund seines Risikopotentials ohnedies skeptischgegenĂŒberstehe, zumal gerade im letzten Jahr ein Kletterunfall zum Tod einesSchĂŒlers fĂŒhrte. Der redlich um ErklĂ€rung bemĂŒhte Beamte meinte den Seilrut-sche-Unfall am Kanzianiberg. Mein Versuch, ein offensichtliches MissverstĂ€nd-nis aufzuklĂ€ren, scheiterte ebenso, wie der Hinweis auf die Tatsache, dassKlettern zunehmend Eingang in die TurnsĂ€le fĂ€nde, zumindest in ÖsterreichsWesten.Und viel mehr als den Hinweis, dass doch gerade die Beliebtheit und diepĂ€dagogischen Chancen des Kletterns einerseits und das nicht zu bagatellisie-rende Risiko auf der anderen Seite ein starkes Motiv fĂŒr ein Video zu dieserThematik abgeben, hatte ich dann auch nicht anzubieten. Völlig aus dem Ren-nen war ich allerdings, als ich mit einer von SchulsportpĂ€dagogen entwickel-ten Initiative konfrontiert wurde: „No risk but fun“ (kein Risiko aber Spaß) –,das sei eine Sache, die man seitens des Ministeriums unterstĂŒtzen wĂŒrde!

Mit dem PhĂ€nomen „Extrem“ immer schon ĂŒberfordert, bleibt der offiziellenPĂ€dagogik nur noch die Konstruktion mittels Sprache als Zufluchtsort: no riskbut fun. In der Schweiz wurde noch eine Frage gestellt: „Verschlampt derSportunterricht eine pĂ€dagogisch zentrale Aufgabe, deren Konsequenz vongesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist?“

Herzlich aus dem Alpenvereinshaus

Michael Larcher, Berg&Steigen Chefredakteur

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Liebe Leser innen,l iebe Leser,

Michael Larcher

Impressum:Berg&Steigen, Nr.2/2001, Jhg. 10 - Herausgeber und Medieninhaber: Oesterreichischer Alpenverein,Referat Bergsteigen, Wilhelm-Greil-Str. 15, 6010 Innsbruck, Tel.: 0512/59547-30, Fax 0512/575528, E-mail: [email protected] - Redaktion: Michael Larcher (Chefredakteur), Peter Plattner,Robert Renzler, Gerald Valentin - Aboverwaltung: Monika Kofler, - Korrektur: Petra Einberger - DTP, Filmherstellung: Grafik-Design PINXIT Druckerei (www.pinxit.at), 6067 Absam - Druck: DruckereiPaul Sappl, 6330 Kufstein - Leserbriefe: Die Redaktion behĂ€lt sich das Recht vor, Leserbriefe zu kĂŒr-zen bzw. zu redigieren – Erscheinungstermine: Berg&Steigen erscheint 4x jĂ€hrlich: MĂ€rz, Juni, Sep-tember, Dezember - Abonnement: Berg&Steigen kann als Jahresabo bezogen werden, der Preis fĂŒr 4Ausgaben betrĂ€gt ATS 160,– (Euro 11,63). Der Vertrag beginnt mit Datum der Bestellung und gilt min-destens fĂŒr das laufende Jahr. Der Vertrag verlĂ€ngert sich automatisch ab dem 1. JĂ€nner des Folge-jahres um ein weiteres Jahr. Eine KĂŒndigung ist bis zu diesem Termin möglich – Auflage: 10.000. Die Zeitschrift wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Titelbild: „Der mit dem Seil tanzt“ ist Dean Potter, Yosemite – C H. Zak

InhaltBerg&Steigen Dialog 4Leser schreiben, faxen, mailen

Kraut und Ruab’n 8

Ber(g)sönlichkeiten 10Berg&Steigen im GesprÀch mit Nicholas MailÀnder

Walter WĂŒrtl

Lust auf Angst? 13Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Pit Schubert

Karabiner zum Anseilen 17Welches Risiko und was dagegen tun?

Christian Damisch u. Michael Larcher

Twist or Schraub 19Karabiner mit Schnapperverschlusssicherung

Christian Damisch

Risikomanagement bei mobilenSeilrutschen 23oder: Flying Fox fĂŒr rutschende Gorillas

Walter Fimml u. Michael Larcher

Energie ist Kraft mal Weg 27Sicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

Elmar Sprenger

Schnell!! - und sicher? 34Der „Tibloc“ als SicherungsgerĂ€t

Walter WĂŒrtl u. Maria Sponring

Berg&mobil 36Dehnen und Mobilisieren fĂŒr BergsteigerInnen

Peter Plattner

Quo Vadis GPS? 41Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Karl Heinz Kaserer

My tent is my castle 44Zelte fĂŒr den Bergsport

Peter Plattner

Ausprobiert 47

Medien 48

Ausbildung, Fortbildung 49Programm Berg&Steigen, Lehrwarteausbildung

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Der Artikel zu den Erfrierungen war gut. Was mich aber gewunderthat, war, dass man um das erfrorene Gewebe aufzutauen, kĂŒhles bismaximal lauwarmes Wasser nehmen und dieses ĂŒber 30 Minuten auf380C erwĂ€rmen soll. Dies wĂ€re nĂ€mlich die langsame Methode, dienachweisbar ein schlechteres Outcome hat, wozu ich zwei ZitateanfĂŒhren möchte:1.) "... rapid rewarming in a water bath for which the temperature canbe precisely controlled is the preferred treatment. Slow rewarming isassociated with significant greater tissue damage. ... The water bathshould be maintained at a temperature between 38-420C for about 20min" (In: Wilkerson u. a.: Hypothermia, Frostbites and other Cold Injuries).2.) " ... rapid rewarming in a controlled water bath at 37-410C is associa-ted with much less tissue damage due to a smaller area of circulatoryarrest and the most adequate early function" (In: Heath and WilliamsWard: High altitude Medicine and Pathology).Was mich also im Artikel stört, ist die Anfangstemperatur des Wasserba-des, denn mit Brunnenwassertemperatur zu beginnen ist eindeutig dielangsame Methode, die schlechtere Ergebnisse erzielt.

Dr. Dagmar Wabnig

Die im Artikel beschriebene Methode des „vernĂŒnftigen, allmĂ€hlichenAufwĂ€rmens", die von der modernen alpinmedizinischen Literatur vertre-ten wird, ist eine anerkannte Konsensmethode. Dabei wird die ErwĂ€r-mungsgeschwindigkeit von den Schmerzen des Erfrierungsopfers abhĂ€n-gig gemacht. Dazu zweimal Univ. Prof. Dr. Gerhard Flora:1) „Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen werden Empfehlungen zurSofortbehandlung der örtlichen Erfrierung in einem Wasserbad mit stei-

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gender Temperatur bis auf 380C ... abgegeben." (In: Alpine Notfallmedizinund Rettungswesen im Winter, 1998, S. 236)2) „In den sechziger Jahren traten amerikanische Autoren, insbesondereMills aus Anchorage, fĂŒr ein rasches WiedererwĂ€rmen in einem ĂŒberkör-perwarmen Whirlbad von 42 Grad C ein. Dieses Vorgehen stand imWiderspruch zur Methode Campell`s, die eine langsame ErwĂ€rmung biszur Körpertemperatur empfahl. Die beiden Gegenpole Mills und Campelltrafen sich persönlich im Jahre 1964 anlĂ€sslich des denkwĂŒrdigen Sym-posiums ĂŒber "Arktische Medizin und Biologie" in Anchorage. Das RR - „Rapid Rewarming" von Mills wurde dabei schließlich imgegenseitigen Einvernehmen in ein RR - „Reasonable Rewarming", in einvernĂŒnftiges AufwĂ€rmen, umgewandelt. Das bedeutet, ein Wasserbad,dessen Temperatur gerade so warm ist, dass die Schmerzen noch zuertragen sind. (In: Lehrskriptum Alpin- und Höhenmedizin der ÖGAHM,2000, Kap. 6, S. 8)Als Laienhilfe wird daher an gleicher Stelle die im Berg&Steigen-Artikelbeschriebene Methode empfohlen, nĂ€mlich: „in ein lauwarmes Wasser-bad ... so viel heißes Wasser zugießen, wie es die Schmerzen des Pati-enten zulassen." Der Leserbrief zeigt klar auf, dass zu dieser Thematikdurchaus divergierende fachmedizinische AnsĂ€tze bestehen.

Mag. Christoph Höbenreich

Als Lehrwart der Naturfreunde erhalte ich seit kurzer Zeit Ihre wich-tige Zeitschrift ĂŒber meine Organisation. Es ist Ă€ußerst erfreulich, dass esauch fĂŒr Mitglieder der Naturfreunde möglich ist, Ihre informative undwichtige Zeitschrift zu erhalten und ich freue mich schon jetzt auf wei-tere interessante BeitrĂ€ge und Artikel. Dem Redakteursteam von „Berg& Steigen" möchte ich fĂŒr seine hervorragende Arbeit recht herzlichgratulieren. Helmut Pecoraro

Es heißt, moderne Bergseile reißen nicht, wenn man sie nichtgerade mit SĂ€ure begießt oder ĂŒber scharfe Kanten wetzt. Wie zuverlĂ€s-sig ist nun ein SeilstĂŒck, das als fixe Sanduhrschlinge seit vielen Jahrenim Fels hĂ€ngt und womöglich mehrmals unter Sturzbelastung stand?Muss ich schon im Jahr nach der Erschließung der Tour jede fixe Sand-uhrschlinge nachfĂ€deln? In welchen AbstĂ€nden sollten solche SeilstĂŒcke,die als fixe Absicherungsschlingen dienen, ausgetauscht und damit dieTour saniert werden? Peter Grausenburger, Sektion Krems/Donau

Wir baten Pit Schubert um eine Antwort: „Alles Polyamid (Perlon, Nylon),aus denen Seile, ReepschnĂŒre, BĂ€nder und Anseilgurte sind, wird seitwenigstens Ende der sechziger Jahre UV-stabilisiert, das heißt, dass zwardie Farbe mit der Zeit ausbleichen kann, jedoch die Festigkeit nicht nen-nenswert beeintrĂ€chtigt wird. Schlingen in Sanduhren können also nurreißen, wenn die Sanduhr scharfe Kanten aufweist, was bei vielen

Wir gratulieren!

Einen Leatherman Crunch hat Helmut DĂŒringer,je 4 StĂŒck Energizer-Lithium-Batterien habenKlaus Hoi und GĂŒnther Leicht gewonnen

Wir freuen uns ĂŒber Post und Emails:[email protected]

Unter allen Autoren verlosen wir: 1 Zelt „Salewa Expedition 2) (siehe Seite 46) gesponsert von:

Salewawww.salewa.at

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Sanduhren allerdings der Fall ist. Wir haben schon vor Jahren uralte,ĂŒber viele Jahre der UV-Strahlung im Gebirge ausgesetzte Schlingenuntersucht, vor allem auch solche, deren ursprĂŒngliche Farbe aufgrundder Ausbleichung gar nicht mehr zu erkennen war. Sofern diese Schlin-gen nicht durch Felskanten, Steinschlag oder wodurch auch immermechanisch beschĂ€digt waren, hielten sie noch nahezu soviel, wie dieNormen (EN, UIAA) dies im Neuzustand verlangen(!). Ein bekannter Seil-hersteller hat dies auch schon vor rund dreißig Jahren untersucht undauch publiziert. Er hat sich damit wohl aber den Zorn aller anderen Seil-hersteller zugezogen und fortan ĂŒber die Ergebnisse dieser Untersu-chung nichts mehr geĂ€ußert. VerstĂ€ndlich. Schließlich mĂŒssen die Seil-hersteller vom Umsatz leben.Nachsatz: Im Leserbrief wird vom „Wetzen" ĂŒber scharfe Kanten gespro-chen. Gemeint ist wohl: Sturzbelastung ĂŒber scharfe Kanten. Wenn einSeil ĂŒber scharfe Kanten wetzt (ohne Sturzbelastung), kann nur derMantel beschĂ€digt werden, zum Seilriss kann dies nicht fĂŒhren.“

(Pit Schubert)

Magic plate: Es hört mit dieser Platte einfach nicht auf! Aber dahaben wir mit Robert Purtscheller auf dem BergfĂŒhrerlehrgang „Eisfall-klettern“ noch ein Problem behandelt, und zwar: Wenn nach einemQuergang direkt der Stand folgt und ich zwei Personen mit der Magicnachsichere. Das Problem taucht dann auf, wenn der eine Nachsteigernoch eine Zwischensicherung zum Stand hat und der andere keinemehr! Sollte da der ohne Zwischensicherung stĂŒrzen, blockiert fĂŒr ihndie Sicherung (Magic) und der andere sollte jetzt nicht stĂŒrzen, anson-sten wird fĂŒr ihn die Magic nicht blockieren! Das gleiche kann auch

umgekehrt passieren, dorthin, wo die Magic mit mehr Gewicht gezogenwird, wird sie auch blockieren und fĂŒr das quer zur LĂ€ngsachse weglau-fende Seil nicht. Das Problem lĂ€sst sich gut lösen, wenn man unmittel-bar vor dem Stand fĂŒr beide Seile eine Zwischensicherung einhĂ€ngt.Dann wird die Magic immer auf die Seite gezogen und es gibt nur eineBelastungsrichtung! Schöne GrĂŒĂŸe

Helmut DĂŒringer, BergfĂŒhrer-AnwĂ€rter, Andelsbuch

Meines Wissens war es Wolfgang NeumĂŒller (AV-Sektion Edelweiss,Wien), der 1995 das erste mal auf dieses Problem aufmerksam machte.Zusammen veröffentlichten wir damals einen kleinen Beitrag zu diesemThema (Berg&Steigen 3/95). TatsĂ€chlich ist diese SicherheitslĂŒcke beiQuergĂ€ngen bis heute den wenigsten Plate-Anwendern bewusst (sieheAbbildung). Aber wie sagt Robert Purtscheller immer: „Nicht wie schwer,sonder wie quer“ – das ist die Frage bei gefĂŒhrten Klettertouren.

Michael Larcher

Es freut mich besonders, dass sich auch der OeAV wieder mitBergfĂŒhrern zu schmĂŒcken beginnt. Es ist aber den BergfĂŒhrern selbstĂŒberlassen, wie weit sie sich gegen die ĂŒbermĂ€chtige Konkurrenz derLehrwarte des Alpenvereins behaupten können. Beim PortrĂ€t von RobertPurtscheller hĂ€tten Sie auch den Urgroßvater Ludwig Purtscheller zumin-dest erwĂ€hnen können. Die Lebensgeschichte des „erfolgreichsten FĂŒh-rerlosen des vorigen Jahrhunderts“ (Zitat K. Maix) wĂ€re weit interessantergewesen, zumal es ein großes UnglĂŒck war, dass gerade Ludwig Purt-scheller durch das „Ungeschick“ eines BergfĂŒhrers abstĂŒrzte und an denVerletzungsfolgen starb.

Das von Helmut DĂŒringer dargestellte Sicherheitsproblem bei der Verwen-dung der Plate in QuergĂ€ngen ist kaum bekannt. In beiden FĂ€llen hĂ€tteder Sturz eines Nachsteigers zur Folge, dass der zweite im Falle einesSturzes ungesichert ist. Links stĂŒrzt der erste Nachsteiger - er hat die Zwi-schensicherung im Quergang bereits ausgehĂ€ngt - und hĂ€ngt im Seil. FĂŒrseinen Partner ist die Plate nun außer Kraft gesetzt! Rechts ist die Situa-tion umgekehrt. Abhilfe schafft eine Zwischensicherung knapp vor demStand. Âą W. NeumĂŒller

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Was uns der Urenkel Robert ĂŒber die BergfĂŒhrerausbildung erzĂ€hlt, istnicht ganz neu. Keine Ausbildung beginnt mit der Stunde Null. Bei derBewertung von Traditionen ist es wie mit Straßenlaternen: Betrunkeneklammern sich daran, wĂ€hrend sie anderen wiederum den Weg aus-leuchten.

Auch wir haben vor 30 Jahren von den VorgĂ€ngern das allermeiste Wis-sen und Erfahrungen ĂŒbernommen und nur behutsam im Laufe der Zeitkleine Änderungen herbeigefĂŒhrt und an die Zeit angepasst. Ob dasSplitten der Kursleitungen ein Vorteil ist, wird sich erst zeigen. Auf jedenFall ist es ein Nachteil, kein Gesamtkonzept und keinen „roten Faden“zu haben. Ich habe das Privileg gehabt, 20 Jahre eine sehr konsequenteAusbildungslinie verfolgen zu können. Die Umsetzung ist nur mit einemfachlich und persönlich harmonisierenden Ausbildungsteam möglichgewesen. Ich hoffe und wĂŒnsche, dass alle aus dieser Zeit hervorgegan-genen BergfĂŒhrer absolut berufstauglich ausgebildet wurden. Es ist abervom Geschick und Talent jedes Absolventen abhĂ€ngig, was aus denermittelten Grundlagen gemacht wird. Betroffen machen mich lediglichzwei Neuerungen in der BergfĂŒhrerausbildung: die RĂŒckkehr in denLehrsaal in Form eines Theorielehrganges ist in meinen Augen einetotale Fehlentscheidung, ebenso die Verlagerung der Ausbildung inandere LĂ€nder. Der enorme Standortvorteil der Alpenbewohner in Öster-reich wird leichtfertig vergeben und das stĂ€dtische Wander-BergfĂŒhrer-wesen wird ĂŒbermĂ€ĂŸig gefördert. Damit leitet man einen Wandel desBerufsbildes der Österr. BergfĂŒhrer ein: Woche fĂŒr Woche im Auto undim Stau unterwegs als Reiseleiter und Animateur des neuen outdoorfeelings ohne jeden Heimatbezug.

Klaus Hoi, langjĂ€hriger Ausbildungsreferent des Öst. Berg- u. SchifĂŒhrerverbandes, Öblarn

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Es ist eine Menge Stoff, die da auf einen BergfĂŒhrer-Aspirantenzukommt! Einen großen Teil davon – Erste Hilfe, Rechtskunde, Sportbio-logie, Trainingslehre, Methodik, Wetterkunde, etc. - in einen eigenenLehrgang „Theoretische Grundlagen“ zu verpacken, erscheint schon des-halb sinnvoll, da die Unterrichtssituation in Innsbruck (Sportuni, BafL) mitvöllig anderen Möglichkeiten gestaltet werden kann (ganz zu schweigenvom Anreise-Aufwand der Fachreferenten). Das fĂŒhrt dann auch zu einerdeutlichen Entlastung der PraxislehrgĂ€nge, in denen die Grundlagen nurmehr vertieft und wiederholt werden mĂŒssen. Die Verlagerung der Aus-bildung in andere LĂ€nder als totale Fehlentscheidung zu bewerten, istunhaltbar. Erstens ist es ein einziger Kurs, der Abschlusslehrgang „Hoch-touren 2“, der im Ausland stattfindet, zweitens ist es doch ein giganti-scher Erfahrungsgewinn fĂŒr einen angehenden Bergprofi, sich seinen„letzten Schliff“ dort zu holen, wo die Alpen am höchsten sind – in Cha-monix. Die BergfĂŒhrer, die mit den Möglichkeiten vor der eigenen Hau-stĂŒre auskommen, sind rasch gezĂ€hlt. Ein paar wohnen in Kals oderHeiligenblut, einige in Vent oder Sölden. Der Rest sollte möglichst mobilsein und bereit, seinen Heimatbezug zumindest auf die Alpen auszu-dehnen.

Nachsatz: Sicherlich hĂ€tte der Ludwig einen wĂŒrdigen Urgroßvater fĂŒrRobi Purtscheller abgegeben, leider sitzt der aber auf einem anderenStammbaum. Michael Larcher

Über die Bundesleitung der Naturfreunde erhielt ichzum zweiten Mal die Zeitschrift „Berg&Steigen“. Ich möchte mich bedan-ken, dass Sie durch Ihre Berichte und BeitrĂ€ge wesentlich zur Sicherheitim Bergsteigen und Schitourengehen beitragen, aber auch aufklĂ€rend

Thema Spaltenbergung: Die LastĂŒbertragung auf die Verankerung (Pickel, Schi) wird im allge-meinen mittels Reepschnur hergestellt. Ob es nun im Anschluss notwendig ist, das Seil direktin die Bandschlinge der Verankerung zu hĂ€ngen (siehe Detailskizze) oder ob darauf verzichtetwerden kann, stellt GĂŒnther Leicht, Berg- u. SchifĂŒhrer aus Mittenwald, zur Diskussion.Antwort: Die Sache kann‘s nur verbessern, notwendig erscheint uns dieser Schritt allerdingsnicht, angesichts der KrĂ€fte, die zu erwarten sind. Die staatl. Ausbildungen in Österreich ver-zichten darauf.Âą W. NeumĂŒller

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wirken. Den ĂŒberaus interessanten Vortrag „Stop or Go“ von Michael Lar-cher konnte ich persönlich in Hintermoos mit verfolgen und daraus ent-nehmen, wie wichtig es ist, immer wieder auf den neuesten Stand inder Lawinenkunde hingewiesen zu werden. Objektive Beschreibungenvon AusrĂŒstungen, Rechtsfragen bei UnfĂ€llen sind ebenso wertvolleBeitrĂ€ge zur Weiterbildung.

Franz Kubesch, Skitourenwart, Kapfenberg

Ich stelle mich gerne in die Reihe der vielen Gratulanten zueurer Zeitschrift „Berg&Steigen". Ihr habt sicherlich eine MarktlĂŒcke fĂŒralle, die in der alpinen Ausbildung tĂ€tig sind/oder FĂŒhren geschlossen.Bei einer derartigen „Fach"-Zeitschrift mit dem Thema Risikomanage-ment kann man nur hoffen, dass die Auflage rasch und enorm steigt.Ganz aufmerksam lese ich alle BeitrĂ€ge der Rubrik „Dialog", dies ist eintolles Forum fĂŒr Fachleute. Und von unterschiedlichen Meinungen istnoch keiner dĂŒmmer geworden. Ein großes Kompliment auch fĂŒr die„Sprache" in euren BeitrĂ€gen, die ich sehr ansprechend und kurzweiligfinde.Ein Hinweis zum Schluss, betreffend den Beitrag zur Spaltenbergung(1/01): Die LastĂŒbertragung auf die Verankerung sollte nicht ausschließ-lich mit einer Prusikschlinge erfolgen, sondern zusĂ€tzlich mit dem SeilrĂŒckgesichert werden. Die Festigkeit einer (möglicherweise) alten Prusik-schlinge ist nicht mehr zu kalkulieren. Am Gletscher werden meist nurHalbseile verwendet, die hĂ€ufig nass und vereist sind, dadurch ist dieKlemmwirkung des Prusikknotens nicht immer 100%ig.

GĂŒnther Leicht, Berg- u. SchifĂŒhrer, Mittenwald

Zweifellos kann eine RĂŒcksicherung mit dem Bergseil, wie sie inDeutschland gelehrt wird, die Sache nur verbessern. Notwendigerscheint uns dieser Schritt nicht, angesichts der KrĂ€fte, die zu erwartensind. Die staatl. Ausbildungen in Österreich verzichten darauf.Ihr Leserbrief enthĂ€lt aber noch ein Reizwort: die „alte Prusikschlinge“.Dieses PhĂ€nomen beobachte ich nun seit 15 Jahren und es gehört fĂŒrmich zu den großen RĂ€tseln des Alpinismus: der geradezu fanatischeSparwille, wenn es um ReepschnĂŒre geht. Da erscheint die Ă€lteste, aus-gebleichteste, abgewettertste gerade schlecht genug. Aber wie sagteschon Freud: die Bergsteigerseele ist ein weites Geröllfeld (... oder wardas ein anderer). Michael Larcher

Tolles Heft, tolle Ideen, ein absolutes Standardwerk fĂŒr alleAlpinisten, die up to date bleiben wollen. Besonders gefallen mir „rea-lity" Berichte wie der Spaltensturz am Maurerkees. In den normalen ein-schlĂ€gigen Printmedien werden solche Ereignisse immer nur erwĂ€hntoder teilweise mit falschen Angaben wiedergegeben. Aus solchenBerichten kann man meiner Meinung so einiges lernen, und es entstehtvor allem nicht der Eindruck, dass immer der Mensch durch Fehlverhal-ten oder ungenĂŒgende Ausbildung und Erfahrung verantwortlich ist fĂŒrdiverse UnfĂ€lle. Gerade das Beispiel vom Maurerkees zeigt, dass aucherfahrene und ausgebildete Berg- und SchifĂŒhrer nicht von dem „gewis-sen" Restrisiko verschont bleiben. Solche Nachbetrachtungen sindimmens wichtig und sollten ein fixer Bestandteil von Berg&Steigen wer-den.Auch die Materialtests, wie ĂŒber die AbseilgerĂ€te und die neuen Fleece-produkte, geben mir endlich die Information, die ich beim Kauf brauche

und die man in BergsportfachgeschĂ€ften und Bergsportmagazinen sel-ten bekommt. Themen und Testberichte wĂŒrde es meiner Meinung nachgenug geben, um die Veröffentlichung von vier auf zwölf Ausgaben aus-zudehnen, sofern die Zeit eures Teams das zulĂ€sst. Macht weiter so!

Thomas Wolf, Wien

Hallo, ihr Könner! Mit den schönen, dicken Schneeflocken hatÂŽsheute das neue Berg&Steigen hereingeschneit. Das „Titelbild“ alleinschon und die erfrischend grĂŒne Linie bringen mich zum Jubeln. Nach„Aufnahme“ auch des letzten Leserbriefes kann eins nicht mehr lĂ€ngerwarten: ein paar Worte von mir.

Über das Abo meines Freundes ja eigentlich viel zu langsam (d. h. nach4 Ausgaben) zur „SĂŒchtigen“ geworden –, muss ich nun Kommendeslos werden: Style, Inhalt und Ausdruck entsprechen voll und ganz mei-nen Anforderungen an Klarheit, KreativitĂ€t, Kompetenz und Menschlich-keit. – Große Worte und noch grĂ¶ĂŸere Eigenschaften - die ich euch jetzteinfach unterstelle! Schon der Dialog zu Beginn bringt eine Vielzahl voninteressanten Infos und Menschen. Dazu (und natĂŒrlich auch zum Rest)fĂ€llt mir einfach „positive ReizĂŒberflutung“ ein - die sich bis zur nĂ€chstenAusgabe super „kontrollieren“ lĂ€sst! Magdalena Brandstötter

Mir fÀllt auf, dass ich seit vielen Jahren mit lebensgefÀhrlichenGerÀten abseile, aber immer noch gut unten angekommen bin, nochschlimmer - diese sogar empfehle! Das kann doch nicht sein, dass vieleFirmen, die AbseilgerÀte herstellen auf dem falschen Dampfer sind.

Meine Erfahrung zu den Bremssystemen zeigt, dass es große Unter-schiede zu den Bremswirkungen gibt, wenn man die Faktoren Gewicht,SeilstĂ€rke, SeiloberflĂ€che, ohne Handschuhe bzw. Art der Handschuhe,Sicherungsprusik, freihĂ€ngend oder SchrofengelĂ€nde, Abseilhöhe undGewicht des Restseiles auf unterschiedlichen OberflĂ€chen mit einberech-net. Dann schaut‘s wieder ganz anders aus. Vielleicht pauschal gesehenso: die Noten 4 und 5 wĂ€ren dann plötzlich unter 1 und 2 zu finden.

Meine Beurteilung ist, dass es sehr wohl feine Unterschiede gibt, wĂŒrdeaber davon absehen, etwas als „lebensgefĂ€hrlich" einzustufen, wenn eswirklich gut funktioniert. Reserven habe ich mit jedem VC, ATC etc., ichkann einen zusĂ€tzlichen Karabiner einhĂ€ngen und somit die Reibungerhöhen. Paul Koller,

BergfĂŒhrer, Alpine Equipment Handelsagentur

Zu Leitartikel 4/00: Durch den Deutschen Alpenverein (SektionOberland/MĂŒnchen) fĂ€llt mir heute Ihre Zeitschrift in die HĂ€nde. Gleich auf der ersten Seite bleiben meine Augen hĂ€ngen, denn Ihr Bei-trag macht mich sehr nachdenklich. Sie haben die Thematik: „Sinn,Leben, Tod" außergewöhnlich klar und treffend dargestellt. Ich kannIhnen in allen Punkten nur zustimmen. Auch deshalb, weil eine leiseMelancholie zwischen den Zeilen hindurchklingt ĂŒber diese, unseremoderne Menschheit.

Zusammenfassend fĂ€llt mir nur noch ein Satz ein (den Sie wahrschein-lich auch kennen): „Viele Wege fĂŒhren zu Gott, einer fĂŒhrt ĂŒber dieBerge." Doris Neumayr

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Kraut undRuab’nKraut undRuab’n100.000 mal 29 16 00Zwei Millionen mal pro Jahr wird der Alpenverein-Wetterdienst im Inter-net angesurft, zusĂ€tzlich gibtÂŽs eine Million Anrufe am Telefon-Tonband.Den einhunderttausendsten (!) Anrufer beim legendĂ€ren persönlichenBeratungsdienst nimmt der Alpenverein nun zum Anlass, um auf dieBreitenwirkung dieses weltweit einzigartigen Angebots aufmerksam zumachen. Zu den Nutzern gehören neben Bergsteigern und Wanderernauch Mountainbiker, Flugsportler, Bergbauern – einfach Menschen, diein den Bergen unterwegs sind.Der Wetterdienst basiert auf einer Zusammenarbeit von Deutschemund Oesterreichischem Alpenverein mit der Wetterdienststelle Inns-bruck. AuskĂŒnfte gibtÂŽs ĂŒber den gesamten Alpenraum, auch Expedi-tionen in die Weltberge nutzen fallweise dieses Angebot. Mag. Bern-hard Thurner, Mag. Harald Schellander, Dr. Andreas Schaffhauser undMag. Susanne Lentner (v.l.n.r.) sind nicht nur versierte Meteorologensondern auch begeisterte Bergsteiger und verstehen die BedĂŒrfnissegleichgesinnter Anrufer.Der 100.000ste Anrufer beim persönlichen Beratungsdienst ist Seba-stian Huber, langjĂ€hriges Mitglied bei der Sektion Haag des DAV. Ergewann ein Wochenende fĂŒr 2 Personen mit gefĂŒhrter Glocknerbestei-gung, Schönwettergarantie inklusive.

Persönliche Beratung: 0043 (0)512 291600Internet: www.alpenverein.at/wetterTelefon-Tonband:Gesamtes Alpenwetter 0900 91 1566 80Regionales Alpenwetter 0900 91 1566 81Ostalpenwetter 0900 91 1566 82Schweizer Alpenwetter 0900 91 1566 83Gardasee-Wetter 0900 91 1566 84

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*Frank Tschirky gestorben(pp) Am 25. April dieses Jahres ist der SchweizerBergfĂŒhrer Frank Tschirky auf einer Trekkingtourin Nepal in seinem 46. Lebensjahr an einemplötzlichen Herzversagen gestorben. FrankTschirky wurde 1994 an das SLF in Davos beru-fen und hat dort mit großem persönlichen Ein-satz die neuen Entwicklungen in der Lawinen-warnung und der UnfallprĂ€vention mitgeprĂ€gt.Mehrere Jahre lang war er PrĂ€sident der Schwei-zer Arbeitsgruppe fĂŒr Gutachten bei BergunfĂ€llen.Er leitete 1983 eine Annapurna-Expedition, warVizeprĂ€sident des Schweizer BergfĂŒhrerverban-des und ĂŒber zehn Jahre lang in der BergfĂŒhrer-ausbildung tĂ€tig.Trotz seiner großen Engagements hat sich Frankimmer Zeit genommen, wenn wir Fragen zumThema „Lawinen“ hatten und uns laufend mitden neuesten Forschungsergebnissen versorgt.Wir werden seine Offenheit und Fachkompetenz,vor allem aber seine Freundschaft vermissen.

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Neue Gesichter im SpotPersonelle VerĂ€nderungen gibt es bei der Alpenvereinsjugend: Die Lei-tung des erlebnispĂ€dagogischen Ausbildungszentrums des Oesterrei-chen Alpenvereins ĂŒbernimmt ab sofort Michael Kurz. Der 32-jĂ€hrigeReuttener studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und arbei-tete als Schileher und CanyoningfĂŒhrer.Mit der pĂ€dagogischen Leitung der „Obernberger Seminare“ wurde JĂŒr-gen Einwanger beauftragt. JĂŒrgen, 34 Jahre, wohnt in Kiefersfelden undist diplomierter SozialpĂ€dagoge und geprĂŒfter Lehrwart Hochalpin.Berg&Steigen-Lesern ist er als Leitungsmitglied des Projektes „risk andfun“ bekannt. www.alpenverein.at/jugend

www.obernberger-seminare.atâ–Č

oben: JĂŒgen Einwangerrechts: Michael Kurz

Skript SeiltechnikSeiltechnik und behelfsmĂ€ĂŸige Bergrettung bilden den Schwerpunkteines Skriptums von Markus Eck, erstellt fĂŒr die Österreichische Berg-fĂŒhrerausbildung. Das Skriptum - 24 Seiten mit zahlreichen Zeichnun-gen und Fotos - ist ein Beginn, weitere Lernbehelfe sollen folgen.Bestellungen an: Christian Gabl, Tel.: 05442/6969-120,

E-Mail: [email protected]: ATS 95,--/€ 7, exkl. Versand

AlpintriathlonAm 31. August und 1. September 2001 findet der Mountain Treck Car-nico, ein Extremtriathlon fĂŒr 2er Teams, zum 3. Mal in Kötschach-Maut-hen statt. Über die Grenzberge zwischen Österreich und Italien, wirdeine Strecke von 140 km mit einer Höhendifferenz von 13 000 m inden Disziplinen Mountainbike, Klettern und Canyoning bewĂ€ltigt. DerWettkampf geht ĂŒber zwei Tage und beinhaltet vorgeschriebene Ruhe-zeiten. www.bergfestival.at

Page 8: Berg Steigen - alpenverein.at

@lpin ternetBergsport-Links

W E T T E R

Es ist unmöglich und auch nicht Aufgabe der Rubrik, die gesamte Palette derInternet Websites zum Thema Wetterberichte, -vorhersage und -satellitenbil-der vollstĂ€ndig darzustellen. Die Adressenliste soll vielmehr einen ÜberblickĂŒber die interessantesten Websites geben, die Informationen fĂŒr die alpineTourenplanung bieten.

Alpenraum: http://www.alpenverein.at/wetter/index.htm➟ OeAV mit ZAMG-Wetterdienststelle Innsbruck; Alpinwetter-bericht fĂŒr den Ost- und Westalpenraum, Satellitenbild, Wetter-kartehttp://www.alpenwetter.com➟ Salzburg, Nord-, SĂŒd-, Osttirol, Veneto

Österreich: http://www.zamg.ac.at➟ Zentralanstalt fĂŒr Meteorologie und Geodynamikhttp://www.austrocontrol.at/wetter➟ Flugwetterbericht der Österreichischen Gesellschaft fĂŒrZivilluftfahrt; kostenlose Registrierung erforderlich und auch fĂŒrNicht-Piloten möglichhttp://www.tiscover.com/wetter➟ Österreichische BundeslĂ€nderhttp://www.aldis.at➟ Österreichisches Blitzortungssystem

Deutschland: http://www.dwd.dehttp://www.meteomedia.ch/bodensee/stgallen.asp

Italien: http://www.provinz.bz.it/wetter ➟ SĂŒdtirolhttp://www.meteo.it ➟ Italien

Schweiz: http://www.meteo.chhttp://www.sma.ch/de/wetterhttp://www.meteotest.chhttp://www.soaringwetter.ch ➟ Flugwetter

Frankreich: http://www.clubalpin.com ➟ Club Alpine Francaishttp://meteo.chamonix.org ➟ Chamonixhttp://www.chamonix.com➟ fĂŒhrt auf den offiziellen Wetterbericht von Meteo-France fĂŒrChamonix/Mt.Blanchttp://www.meteo.fr/meteonethttp://www.nicematin.fr ➟ SĂŒdfrankreich, Korsika

Europa: http://www.uni-koeln.de/math-nat-fak/geomet/meteo/winfos/euisoTTPPWW.gif➟ Sehr detaillierte Wetterkarte - bedarf aber professionellerInterpretationskenntnissehttp://www.ecmwf.int ➟ Langfristprognosen

Wettersatellitenbilder/-filmehttp://www.wetterzentrale.de➟ Die beste Sammlung von Wetterkarten, Wettersatellitenbildern und Spezialkartenhttp://www.sat.dundee.ac.uk➟ Sensationelle Satellitenbilder der ganzen Erde; kostenlose Registrierungerforderlichhttp://www.sat.dundee.ac.uk/movie.html➟ Wettersatellitenfilm von Europa der vergangenen Wochehttp://wetter.abacho.de➟ Guter Wettersatellitenfilm, der vergangenen 3 Tagehttp://www.dfd.dlr.de/index.html➟ Sehr gute und aktuelle Farbsatellitenbilder und Spezialthemenkarten vonverschiedenen europĂ€ischen Großregionenhttp://met.gov.pk/Subpage1/hrpt/satellite_image.html➟ Diverse Satellitenbilder von Indien, Nepal und Pakistan

... recherchiert von Christoph Höbenreich

I N F OI N F O 9

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Aus der AV-KartographieNeuauflage:5/2 Karwendelgebirge, Mitte

Neuauflage im Dezember 2000 (letzte Auflage 1993). Durchgezo-genes UTM-Gitter und verdichtetes Gradnetz (Minutenteilung) amKartenrand.Ausgabe mit Wegmarkierung.

GPS-taugliche AlpenvereinskartenStand: Juni 2001

Mit aufgedrucktem UTM-Gitter

● 30/4 Ötztaler Alpen, Nauderer Berge● 30/3 Ötztaler Alpen, Kaunergrat● 30/5 Ötztaler Alpen, Geigenkamm● 30/1 Ötztaler Alpen, Gurgl ● 36 Venedigergruppe● 34/2 KitzbĂŒheler Alpen, Ost● 35/1 Zillertaler Alpen, West● 35/2 Zillertaler Alpen, Mitte● 26 Silvrettagruppe● 10/1 Steinernes Meer● 2/1 AllgĂ€uer-Lechtaler Alpen, West● 14 Dachsteingebirge● 0/3a Cordillera Blanca, Nord (Peru)● 5/2 Karwendelgebirge, Mitte

Mit Bundesmeldenetz (Gauß-KrĂŒger) 4cm-Gitter und mit geographischer LĂ€nge und Breite am Kartenrand(Das geographische Netz muss durchgezogen werden)

● 31/5 Innsbruck-Umgebung● 31/3 Brennerberge● 45/1 Niedere Tauern I● 45/2 Niedere Tauern II● 45/3 Niedere Tauern III

Mit geographischer LĂ€nge und Breite am Kartenrand(Das geographische Netz muss durchgezogen werden)

● 34/1 KitzbĂŒheler Alpen, West

Als nÀchste Neuauflagen mit UTM-Gitter werden erscheinen

15/2 Totes Gebirge, Mitte (Herbst 2001)30/2 Ötztaler Alpen, Weißkugel (Herbst 2001)10/2 Hochkönig-Hagengebirge (Herbst 2001)4/2 Wetterstein-Mieminger Gebirge, Mitte (Ende 2001)2/2 AllgĂ€uer- u. Lechtaler Alpen, Ost (Ende 2001)

Gerhart Moser, Alpenvereinskartographie

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Du bist vor circa 10 Jahren beimDeutschen Alpenverein als „Kon-fliktmanager“ in Sachen „Kletter-verbote in den deutschen Mittel-gebirgen“ angetreten. Wie hastdu diese Zeit erlebt, was konntestdu bewirken und wie siehst dudie Entwicklung heute?

Als ich im Jahr 1991 beim DAVangefangen habe, sah es aus alsob die Felssperrungen in dendeutschen Mittelgebirgen um sichgreifen wĂŒrden wie ein Busch-feuer. Wir haben das Problemdurch ein flĂ€chendeckendesBetreuungssystem fĂŒr alle außer-alpinen Gebiete in den Griffgekriegt. Die Rechte und Pflichtender Kletterer wurden in den mei-sten BundeslĂ€ndern mit Felsan-teilen detailliert in sogenanntenKletterkonzeptionen festgeschrie-ben. Damit hatten die Behördendie GewĂ€hr, dass die Erholungbeim Klettern naturvertrĂ€glichablief und die Aktiven erlangtendadurch, dass sie die jeweiligeGebietsverantwortung ĂŒbernah-men, so etwas wie Rechtssicher-heit. Außer in Nordrhein-Westfa-

len, wo sich die Behörden sturgestellt haben, konnten wir Ver-hÀltnisse schaffen, mit denenman als Kletterer leben kann,wenn auch zum Teil mit Schmer-zen in der Herzgegend. DerFlÀchenbrand ist vor allem des-wegen ausgeblieben, weil dieKletterer die besseren Problemlö-sungen hatten und bereit waren,sich zu engagieren. Wenn dieseBereitschaft nachlÀsst, sind wirbald wieder da, wo wir angefan-gen haben.

Dein Vater ist Deutscher, deineMutter stammt aus Irland. Du bistzweisprachig aufgewachsen undhattest wĂ€hrend deines Lebensals „Bergsportler“ immer auchengen Kontakt zur angelsĂ€chsi-schen Kletterszene. Gibt es mar-kante Unterschiede zur deutsch-sprachigen Szene und wie wĂŒr-dest du diese charakterisieren?

Die EnglĂ€nder und Amerikanernehmen den Stil der Begehungeiner KletterfĂŒhre oder der Bestei-gung eines Berges deutlich wich-tiger als wir und sind viel eher

bereit, dabei auf Hilfsmittel zuverzichten. Das „by fair means“spielt ja spĂ€testens seit Mum-mery eine wichtige Rolle in ihrerAlpinkultur. Wörter wie „adven-ture“ und „discovery“ sind in ihrzentrale Begriffe. Das erklĂ€rt auch,warum nicht nur die britischeElite an irgendwelchen unbe-kannten Sechs- und Siebentau-sendern unterwegs ist sondernauch viele Normalbergsteiger. DasSammeln von „prestigetrĂ€chtigen“Paradebergen ist inzwischen einMarkenzeichen der deutschspra-chigen Bergsteiger, ĂŒber das sichLeute wie Stephan Venables undGreg Child köstlich amĂŒsierenkönnen. Ein feiner, distanzierterHumor und die FĂ€higkeit, ĂŒbersich selbst zu spötteln, ist beson-ders fĂŒr die EnglĂ€nder typisch.Das blitzt sogar in den interes-santesten Situationen auf, sodass sich beim Klettern nie eineso bierernste Nordwandstimmungbreit macht. Allerdings verbirgtsich hinter dieser lockeren Fas-sade eine unwahrscheinlicheZĂ€higkeit und hinter dem selbst-ironischen Gejammer eine Durch-haltekraft, die einen immer wie-der erstaunt. Was mich auchwundert ist, dass die EnglĂ€nderihre Ausdauer praktisch nur inden Klettererpubs trainieren undihre Leistungen dennoch bringen.

Wenn du jetzt eine „Rede an dieNation“ (der Kletterer und Berg-steiger) halten mĂŒsstest, waswĂ€ren deine wesentlichen Bot-schaften?

Ich bin fest davon ĂŒberzeugt,dass jeder von uns auf der Weltist, um spezifische Erfahrungenzu machen und aus ihnen zu ler-nen. Euer Innsbrucker AltbischofReinhold Stecher war es glaubeich, der gesagt hat, dass es einenWeg gibt, der ĂŒber die Berge

fĂŒhrt. Mein Freund Reinhard Karlhat gezeigt, dass das funktionie-ren kann. Als ich ihn kennenlernte, war er ein neurotischerNeunzehnjĂ€hriger, der vor Min-derwertigkeitskomplexen und Ehr-geiz strotzte. SpĂ€ter hat erkapiert, dass es zur „Kunst einenBerg zu besteigen“ gehört, sichselber zurĂŒckzunehmen und fĂŒrandere da zu sein. Ob wir einpaar Berge mehr bestiegenhaben oder welchen Schwierig-keitsgrad wir klettern konnten, istam Ende belanglos. Was dannzĂ€hlt, ist wie wir unterwegs miteinander umgegangen sind unddie anderen Erlebnisse, die wirganz persönlich am Berg gehabthaben.Der Bergsport in all seinen Aus-prĂ€gungen ist so schön, dass essich lohnt, mit unserem Körperin einer Weise umzugehen, dasswir bis ins hohe Alter kraxeln undwandern können. Deshalb solltenwir in der Hochleistungsphasedas Hirn einschalten und recht-zeitig daran denken, dass dasBergsteigerleben mit vierzig nochlange nicht vorbei ist. Wer mitsiebzehn daherkommt wie einGorilla und schon alle Fingerge-lenke tapen muss, hat verdammtschlechte Karten. Ich habe dasauf schmerzhafte Weise lernenmĂŒssen. Heute weiß ich, dassAuf- und AbwĂ€rmen mit Stret-ching keine lĂ€stige Pflicht ist, son-dern Spaß macht und uns davorbewahren kann, zu SportkrĂŒppelnzu werden.Die beste Voraussetzung, um sichbeim Steigen keine Verletzungenzu holen oder gar ĂŒber den Jor-dan zu gehen, ist eine realisti-sche EinschĂ€tzung unseres Kön-nens. Reinhold Messner z. B. hatseine FĂ€higkeiten systematischentwickelt – die körperlichen wiedie geistigen. Als er sich daran-machte, in fast allen Bereichen

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Ber(g)sönlichkeitenBerg&Steigen im GesprÀch mit Nicholas MailÀnder

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Ber(g)sönlichkeitenBerg&Steigen im GesprÀch mit Nicholas MailÀnder

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des Bergsports die anerkanntenGrenzen hinter sich zu lassen,hatte er sein Können zur Perfek-tion gebracht. Er wusste draußenin Fels und Eis so gut bescheidwie drinnen in seinem Kopf. Dahat er jahrzehntelang dran gear-beitet. Dass er noch am Lebenist, dĂŒrfte auch darauf zurĂŒckzu-fĂŒhren sein, dass er sich am Bergtotal unabhĂ€ngig macht vomUrteil anderer. Hier darf nichtzĂ€hlen, was die Sponsoren, diePresse, die Kameraden daheimoder unsere „Mitbewerber“ den-ken, sondern nur ob die Ă€ußerenund inneren Bedingungen stim-men!Vor zwanzig Jahren versuchte ich,beim Klettern vorne mitzumi-schen. Dabei habe ich mich ganzschön unter Druck gesetzt.Erstens, weil es mich reizte,Sachen zu machen, die damalsals unmöglich galten. Zum ande-ren aber, weil mir die Anerken-nung wichtig war. Jetzt betreibenmeine Frau Liz und ich denBergsport genau so, wie es unse-ren FĂ€higkeiten und BedĂŒrfnissenentspricht. Ob wir damit anderebeeindrucken oder nicht, ist unsso egal wie Schwierigkeitsgrade,der Ruf einer Tour oder die Höheeines Berges. Was zĂ€hlt, ist dasErlebnis. Dabei ist es uns wichtig,eine Tour in gutem Stil abzuzie-hen. Ohne zu hetzen oder her-umzutrödeln und mit einemordentlichen Sicherheitspolster.

Obwohl ich gerne zum Sportklet-tern gehe und es gut ist, dass soviele Menschen daran Freudehaben, finde ich es eigentlichschade, dass die hoffnungsvollen

AnsĂ€tze des Clean Climbing ver-sandet sind. Es ist einfach einunendlich besseres GefĂŒhl, eineRoute zu machen, in der wenigbis nichts steckt als sich eine vor-programmierte Kletterloipe hinauf-zuklinken. Die EnglĂ€nder und dieAmis wissen noch, was es einempersönlich bringt, mit seiner Angstumzugehen und die Kunst desKlemmkeillegens zu beherrschen.Vielleicht schaffen es aber Leutewie Mick Fowler, Darshano, JimBridwell, Andi Orgler und GeorgKronthaler den Weg aus derSackgasse zu zeigen, in die dasKlettern wieder mal geraten ist.Im Gegensatz zu vielen meinerFreunde ist es fĂŒr mich ok, wennhier und da ein Bohrhaken steckt,es sollten aber so wenig wiemöglich sein.

Gut finde ich, dass bei uns inden Ostalpen das PrĂ€pariereneiner alpinen KletterfĂŒhre vonoben nicht geduldet wird. Wennwir hier nach dem Laisser-faire-Prinzip verfahren wĂŒrden, wĂ€redie kostbare Ressource Fels ruck-zuck aufgebraucht. Ohne RĂŒck-sicht auf kommende Generatio-nen und mögliche Entwicklungendes Leistungsniveaus im Kletter-sport, von denen wir heute nochnicht mal trĂ€umen. Vor zwanzigJahren habe ich den Dieter Hasseausgelacht als er uns vor derAbseilerschließung in denaußeralpinen Gebieten gewarnthat. Dass heute in den deut-schen KlettergĂ€rten bis aufwenige LĂŒcken der letzte Qua-dratmeter eingebohrt ist, beweist,dass Dieter recht hatte. Wir soll-ten deshalb unbedingt vermei-den, diesen Fehler im Gebirge zuwiederholen!

Das wird nur funktionieren, wenndie Bergsteiger und Kletterer ĂŒbe-rall in den Ostalpen die Verant-wortung fĂŒr ihre Gebiete ĂŒber-nehmen und zu einem noch akti-veren Faktor im Naturschutz wer-den. Die Zeiten, in denen der ein-same Bergvagabund auf dasumweltpolitische Geschehen pfei-fen konnte, sind ein fĂŒr allemalvorbei. Erst wird eine Straße insKaisertal gebaut, dann stehtplötzlich in HinterbĂ€renbad einGrandhotel und ums Rum-schauen turnen Manager-Trai-ningskurse auf dem neuen Erleb-

nisklettersteig ĂŒber den Kopftörl-grat. Solche Entwicklungen gilt esdurch einen Schulterschluss mitden NaturschutzverbĂ€nden unterallen UmstĂ€nden zu verhindern!

Unsere Gesellschaft pflegt einenfast schizophrenen Umgang mitdem Begriff Risiko: auf der einenSeite - wenn wir zum Beispiel anden Formel 1-Zirkus denken - dietotale Heroisierung und imGefolge eine astronomischeHöhen erreichende Kommerziali-sierung, auf der anderen Seite -und hier mĂŒssen sich auch diealpinen Vereine an die Brust klop-fen - steht ein fast ersatz-religiö-ses Sicherheitsdenken. Wasbedeutet fĂŒr dich der BegriffRisiko, welche Rolle spielt er imextremen Bergsteigen?

Wir sollten uns nichts vormachen:Klettern und Bergsteigen sind nunmal gefĂ€hrlich. Die Möglichkeit,dabei zu sterben, muss man ein-fach akzeptieren und gleichzeitigalles daransetzen, um am Lebenzu bleiben. Ich habe zu viele Kin-der als Halbwaisen aufwachsensehen, um das Sterben am Bergleicht zu nehmen. Fast alle Leute,die zu lange hart am Wind gese-gelt sind, haben das mit demLeben bezahlt. Auf der anderenSeite killen wir das Abenteuerund damit den tieferen Wert desBergsteigens, wenn wir unsereFelsen und Berge in sicherheits-technisch perfektionierte Erleb-nisparks verwandeln.Um die QualitĂ€t des Erlebnisseszu wahren, halte ich es deshalbfĂŒr besser, der Gefahr durch Kön-nen zu begegnen als durch denEinsatz von Technologie. Geradein Tirol kenne ich einige Bergstei-ger, die bereits seit einem rundenhalben Jahrhundert unfallfrei imschweren Fels unterwegs sind.Da passt Wollen und Könnenzusammen! Da diese Leute ihreFĂ€higkeiten im Gebirge normaler-weise nur zu rund 80 Prozentausreizen, haben sie noch eini-ges auf der Pfanne, wenn malwas Unvorhergesehenes passiert.Das praktisch flĂ€chendeckendeund oft plaisirmĂ€ĂŸige Einbohrender KlettergĂ€rten steht im ekla-tanten Widerspruch zum eigentli-chen Ausbildungsziel der Alpen-

vereine, nĂ€mlich der FĂ€higkeitzum selbstĂ€ndigen Klettern undBergsteigen. Wo sollen die Kidsheute die Einstellung lernen, dasssie fĂŒr ihre Sicherheit selbst ver-antwortlich sind, wenn von vornherein ein eurogenormtes StĂŒckMechanik die geistigen und kör-perlichen FĂ€higkeiten ersetzt? Dasist ungefĂ€hr so reizvoll wie einStierkampf mit einem Ochsen.Deshalb plĂ€diere ich dafĂŒr, dieBohrhaken in jenen Passagen zuentfernen, die mit Sanduhrschlin-gen, Klemmkeilen oder Friendsabgesichert werden können.

Der Alpinismus hat wohl als welt-weit einzige Sportart eine eigeneLiteratur geschaffen. Der Journalistund ehemalige Verleger NichoMailĂ€nder ist ein profunder Ken-ner dieses Genre. Wie schautdeine persönliche Hitliste aus -mit BegrĂŒndung?

Eigentlich bin ich kein großer Fander alpinen Literatur. Das meiste,was in der Sparte produziert wird,inklusive meines eigenenGeschreibsels, verdient eigentlichdie Bezeichnung „Literatur“ nicht.Außerdem ist das Leben nicht nurzu kurz, um schlechten Wein zutrinken sondern auch um BĂŒcherzu lesen, in denen – von weni-gen Ausnahmen abgesehen – ehimmer das gleiche drinsteht. Einedieser Ausnahmen ist der Jung-born von Eugen Guido Lammer,der mich immer wieder in seinenBann zieht, obwohl ich in vielemganz anderer Meinung bin. Bei

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aller Ideologie, die der LammerverbrĂ€t, zĂ€hlen seine Darstellun-gen des psychischen Geschehensbeim Bergsteigen – so zum Bei-spiel die Schilderung seinesAbsturzes am Matterhorn - immernoch zum Besten, was die Alpin-literatur zu bieten hat. Starkbeeinflusst hat mich natĂŒrlich dasKultbuch einiger Bergsteigergene-rationen: Hermann Buhls „Acht-tausend, drĂŒber und drunter“. Es ist wahrscheinlich das einflus-sreichste Bergbuch, das jemalsgeschrieben wurde und hat diebrave bĂŒrgerliche Existenz unzĂ€h-liger hoffnungsvoller junger Men-schen auf dem Gewissen. Ähnli-ches gilt bestimmt fĂŒr die ersteVersion von Reinhold Messners„Der siebte Grad“. Obwohl litera-risch bestimmt nicht das Über-werk, hat es meine Freunde undmich doch klettersportlich durch-starten lassen. Von Reinhard KarlgefĂ€llt mir „Unterwegs nachHause“ am besten. Der Essay istrelaxed und genau beobachtend,frisch von der Leber weggeschrieben, mit einer unwahr-

scheinlichen Lebensfreunde. Vonden neueren englischsprachigenSchreibern ist John Long fĂŒr michder beste GeschichtenerzĂ€hler.Storys, wie die von den Bigwall-Ratten in Yosemite bringen dieEssenz des Kletterns zum Vor-schein und lassen ahnen, dasses vielleicht doch mehr ist als nurein Sport.

Du kennst die Arbeit der AlpinenVereine sowohl aus der Distanzeines langjĂ€hrigen Mitglieds alsauch aus der Sicht eines profes-sionellen Mitarbeiters. Zu welcherÜberlebensstrategie wĂŒrdest duihnen raten im Umfeld einer Frei-zeitgesellschaft, deren Trends undModen schneller wechseln alsExpeditionsbergsteiger ihre Unter-hose?

Die Alpinen Vereine im deutsch-sprachigen Raum machen imgroßen und ganzen einen gutenJob. Sonst könnten sie ja, beson-ders im Jugendbereich, keineZuwachsraten verzeichnen. Schonaus personellen GrĂŒnden wird

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12den BergsportverbĂ€nden garnichts anderes ĂŒbrigbleiben, alssich weiterhin primĂ€r um jenesGeschĂ€ft zu kĂŒmmern, von demsie wirklich was verstehen. Unddieses KerngeschĂ€ft ist nun maldas Bergsteigen und Klettern.Dabei dĂŒrfen wir nie vergessen,welcher Tradition wir verpflichtetsind und mĂŒssen gleichzeitig dieTrends am „Cutting Edge“ desBergsports im Auge haben. DazumĂŒssen die VerbĂ€nde engenKontakt halten zu den Leuten ander Leistungsspitze, damit derenErfahrungen den Mitgliedernzugute kommen können.

Klettern ist eine Sportart, dieboomt. Es ist nach meiner Auffas-sung die gesellschaftliche Auf-gabe der alpinen Vereine, diesesInteresse in die richtigen Bahnenzu lenken. In Bayern machen wirhervorragende Erfahrungen mitder Kooperation von Schule undAlpenverein. An vielen Ortenbetreuen die Sektionen im Rah-men des Schulsports Kletter-Arbeitsgemeinschaften. Es wĂ€reein Riesenfehler, das privatenAnbietern zu ĂŒberlassen, weil dieweder von den ungeschriebenenGesetzen des Kletterns eineAhnung haben noch von seinenökologischen Aspekten. Damit dieSektionen ĂŒber die notwendigenAusbildungskapazitĂ€ten verfĂŒgen,um die Nachfrage zu bewĂ€ltigen,brauchen wir ausreichend qualifi-zierte FachĂŒbungsleiter. Wenn ichmir die Lage in anderen Sportver-bĂ€nden anschaue, halte ich esnicht fĂŒr unmöglich, dass auchdie Alpinen Vereine auf Sektions-ebene ĂŒber kurz oder lang zueinem halbprofessionellen Ausbil-dungssystem ĂŒbergehen werden.

Die Basisausbildung sollte unbe-dingt in der Kletteranlage stattfin-den. Wie die Erfahrung zeigt, gibtsich ein guter Teil des Nachwuch-ses damit zufrieden, an den Pla-stikwĂ€nden herumzuturnen. DasÜberwechseln in die Felsgebietesollte durch eine kargesicherungstechnische Ausstattungder Felsen soweit erschwert wer-den, dass es schon eine echteBegeisterung braucht, um vomKlink-Climbing zum Klettern in derNatur „aufzusteigen“. Dasselbegilt nach meiner Auffassung fĂŒrden Schritt ins Gebirge.

Steckbrief:❒ Geboren am 5. September 1949 in Stuttgart❒ Erste Bergtour im Jahre 1954, erste Klettertour 1964❒ Wohnhaft in der MaikĂ€fersiedlung zu MĂŒnchen❒ Berufliche Laufbahn: Studium der PĂ€dagogik in Reut-

lingen und TĂŒbingen, Abschluss mit Diplom 1981,Lehrer und FreizeitpĂ€dagoge an der Odenwaldschulein Oberhambach 1981 - 1984, Verleger und freierJournalist 1984 - 1989, Redakteur bei Alpin 1989 -1991, beim Deutschen Alpenverein zustĂ€ndig fĂŒrKlettern und Naturschutz 1991 - 1999, freier Journa-list 1999 - . . .

❒ Eindrucksvollstes Bergerlebnis: Winter-Erstbegehungder Haupt-Lömpel-FĂŒhre in der Nordwestwand derPiccola Civetta mit Georg Kronthaler

❒ Berg der Sehnsucht: Eine versteckte Wand an einemunbekannten Berg im Garwhal-Himalaya

❒ Lieblingsautor/Musik: Meister Eckhard/Bob Dylan❒ Was stört den kritischen Nicho am meisten?

Meine Fehler❒ Weitere Ziele: Die Entwicklung und Verbreitung einer

lehrbaren Methode zur Verbesserung der „inneren“Sicherheit beim Bergsport

*

Ein weiteres zentrales Aufgaben-feld der Alpinen Vereine, einesdas bislang meiner Meinungnach nicht ausreichend beackertwird, ist das Kinder- und Famili-enbergsteigen. Viele junge Fami-lien wĂŒrde ihre Freizeit gar zugerne in den Bergen zubringen,aber es fehlt den Eltern amKnow-How. Die FachĂŒbungsleiter-ausbildung in diesem Bereich zuintensivieren und ihr in denAlpenvereinszentralen die not-wendigen personellen KapazitĂ€-ten zukommen zu lassen, wĂ€rebestimmt keine Fehlinvestition.

Ähnliches gilt fĂŒr eine Intensivie-rung des Engagements im Seni-orenbergsteigen, wobei ich denSeniorenbegriff sehr weit fassenwĂŒrde. Viele FrĂŒhrentner undandere Ă€ltere Bergfreunde, dienoch total fit sind, fristen in denSektionen ein eher passivesDasein. Wenn wir diese Frauenund MĂ€nner mit speziellen Pro-grammen – Kletterkursen, Kultur-reisen oder Ausfahrten in unbe-kannte Alpengebiete ansprechenkönnten – wĂŒrde das bestimmtKreise ziehen. Auch um die wirk-lich „Alten vom Berg“ sollten wiruns viel intensiver kĂŒmmern, alsdas derzeit passiert.

Die wichtigste politische Aufgabeder Alpinen Vereine ist heutenatĂŒrlich die Wahrung des Rech-tes auf Zugang zu unseren Akti-vitĂ€tsrĂ€umen zusammen mit derökologischen Durchformung desBergsports. Hier tritt die europĂ€i-sche Perspektive immer mehr inden Vordergrund. Deshalb mĂŒs-sen die im Alpenraum zustĂ€ndi-gen VerbĂ€nde unbedingt eingemeinsames Konzept fĂŒr diesportliche Nutzung des Ödlandesentwickeln und politisch durch-setzen, das auch den Schutz die-ser LebensrĂ€ume garantiert.

All diese Aufgaben mĂŒssen pro-fessionell angegangen werden.Als Freizeitjob ist das heute nichtmehr zu schaffen! Um so wichti-ger ist es, dass zwischen derehrenamtlichen und der haupt-amtlichen Ebene die Chemiestimmt und sich beide Seiten vollaufeinander verlassen können.

Das Interview mit Nicholas MailÀnder

fĂŒhrte Robert Renzler

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Die Veranstaltung

Dany Bazzell, Chef des Sportam-tes GraubĂŒnden, inszenierte denEvent topspÂźt 01 nach demPrinzip des „Infotainments“. Diegesamte Veranstaltung des Erzie-hungs-, Kultur- und Umwelt-schutzdepartement GraubĂŒndenwar der Dramaturgie nach Ă€hnlicheinem Kinofilm aufgebaut. EinprĂ€zise geplantes und durchdach-tes Drehbuch steuerte den Ein-satz eines jeden ReprĂ€sentations-mittels (Interview, Videoclip, Per-formance), das dem Sinn und derMessage der jeweiligen Sequenzangepasst war. Mittels „Infotain-ment“ und „multimedia basedinstruction“ als Methoden post-moderner Wissensvermittlungsollte die Form der Veranstaltungden QualitĂ€ten der behandeltenThemen gerecht werden.

19 Akteure, vom Sport-SoziologenĂŒber den Venture-Capitalisten bishin zu den verschiedenen „Risi-kosportlern“ versuchten dieMotive, Erlebnisse und die Dyna-mik des Risikoverhaltens zureflektieren, um Perspektiven auf-zuzeigen.

Das Forum zur VeranstaltungZum Thema „Lust auf Angst“wurde auf der Homepage vontopsp¼t 01 (www.topspot.ch)ein Diskussionsforum zu dreibrisanten Fragestellungen einge-richtet.

Frage 1:

Verschlampt der Sportunterrichteine pÀdagogisch zentrale Auf-gabe, deren Konsequenz vongesamtgesellschaftlicher Bedeu-tung ist?

Hinter dieser etwas kryptischenFormulierung steht die pĂ€dagogi-sche Bedeutung der EinschĂ€tzungvon Risiken und des Umgangsmit der damit verbundenenAngst. Eine Mehrheit der SchĂŒlerInnenverspĂŒrt eine Lust nach Risiko.Der Sportunterricht in seiner„Sicherheit geht ĂŒber alles“ Hal-tung verhindert jedoch eineSimulation von Grenzerfahrungen,in denen die SchĂŒlerInnen einAugenmaß fĂŒr Risikosituationenbekommen. Die Chance (beauf-

Lust auf Angst?Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Lust auf Angst?Auf der Jagd nach Kick, Thrill und Flow

Davos, 19. Mai 01. Extremes ist angesagt: Snowboarden in Lawi-nenhĂ€ngen, Skateboarden auf Passstraßen, Soloklettern, Kopf-sprĂŒnge mit Seil und SeitensprĂŒnge ohne. Die letzten Grenzen wer-den gesucht – mit dem Ziel, sie als erster zu ĂŒberschreiten. Der Kickist „hip“! Doch was ist Kick, Thrill, Flow? Woher stammt die Lust aufAngst? Und was haben Base Jumper, Ice Climber, Extreme Boardermit einem Risikokapitalgeber, einem Wilderer oder mit Ihnen undmir gemeinsam? Walter WĂŒrtl berichtet ĂŒber „topspÂźt 01“, den Ver-such einer AnnĂ€herung.

von Walter WĂŒrtl

sichtigt) Selbsterfahrungen mitRisiko und Angst zu machen,wird dabei vertan. Entwicklungvon eigenverantwortlichem Han-deln durch den Sportunterrichtnicht gefördert. UnfĂ€hig, Risikenrichtig einzuschĂ€tzen, probenSchĂŒlerInnen ihren Mut unbeauf-sichtigt in der Freizeit mit oftlebensgefĂ€hrlichen Spielen.

Gerade im Hinblick auf bergsport-liche FĂŒhrungstĂ€tigkeit erscheintdiese Fragestellung interessant,da in diesem Bereich Eigenver-antwortlichkeit (Selbstverantwort-lichkeit) aber auch Gruppenbe-wusstsein eine zentrale Rollespielen. Kinder, Jugendliche und

Erwachsene können mit Hilfe vonrisikobewussten FĂŒhrern Kompe-tenzen erwerben, die beispiels-weise die Schule oder das Eltern-haus in dieser Weise nicht ver-mitteln können. (Im anglo-ameri-kanischen Raum als „Outdoor-Education“ bekannte Konzepte imSchulunterricht versuchen dieserProblemstellung gerecht zu wer-den.)

Frage 2:

Wird die Sportartikel- und Touris-musindustrie des 21. Jahrhundertsdas totale Risiko anbieten? Wirddie Zukunft das Erlebnis mitErnstfallcharakter bringen unddem Gast den nÀchtlichen Zim-merbrand bescheren, dem er nurmit einem Satz aus dem Fensterins Sprungtuch entkommt?

Die Sportartikelindustrie und dieTourismusbranche werben mit

’Wie kann man sich von einer Generation abgrenzen, die bereitsalle Extreme ausprobiert hat?‘Grey Strategic Planing, DĂŒsseldorf: Teens 2000

faszinierenden Bildern fĂŒr Aben-teuer und Erlebnis. Take risk, getthe kick, have fun verspricht dieWirtschaft den erlebnishungrigenMitgliedern der Freizeit-Society.Risikosportarten wie Freestyle-boarden, Downhillbiken, Eisklet-tern, Basejumpen, Canyoningwerden als bedenkenlos ange-priesen. Die Liste der Angebote

auf Erregung ist endlos. Der Kickist „in“!

Wird der „Nervenkitzel“ jedochimmer auf dieselbe Art undWeise erfahren oder verliert er mitder Zeit an Wirkung? Die QualitĂ€t des Kicks leidet! Nur,der Konsument und Gast istunerbittlich und verlangt nachimmer mehr. Andernfalls drohtder Todfeind des Tourismus: dieLangeweile. Wer fortdauernd Kickanbieten will, muss dafĂŒr sorgen,dass die IntensitĂ€t zunimmt oderes muss die Inhalte Ă€ndern.

Sind erst einmal alle „Risikoange-bote“ durchprobiert, bringt nurnoch ein gesteigertes Risiko dengewĂŒnschten Erfolg. Eine Berg-sportfĂŒhrern wohlbekannte Spi-rale, die zwangslĂ€ufig frĂŒher oderspĂ€ter in der Katastrophe endet,sofern nicht Strategien entwickelt

’Ohne die Lust nach Abenteuer in der Jugend muss jede Zivilisa-tion dahinschwinden.‘ Kurt Hahn, Erziehung zur Verantwortung (1958)

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nun durch handfeste Erlebnisseerfahrbar gemacht. Risiko zeigtGrenzen und schafft Sinn.

Statements von Akteuren„In Höchstgeschwindigkeit einePiste herunterstechen, die Flieh-kraft meistern, den Druck abfan-gen, welcher den Körper schierzerquetscht, wenn man nacheinem Sprung landet; diesesunbeschreibliche GefĂŒhl vonBefriedigung zu erleben, wennman mit höchster Konzentrationund vollster Spannung im Körperdie KrĂ€fte der Natur beherrschenvermag.“ (Daniel Mahrer, Ex-Ski-rennlĂ€ufer, Chur)

„Ich kann mir keinen Sturz lei-sten. Die Nordwand des Bec desRosses ist ein AbsturzgelĂ€nde mitbis zu 550 GefĂ€lle. Wenn manstĂŒrzt, dann stĂŒrzt man tief. (...)Angst habe ich keine; abergroßen Respekt. (...) HĂ€tte ichAngst, wĂŒrde ich es nichtmachen. Das wĂ€re mir zu gefĂ€hr-lich, man verkrampft sich undfĂ€hrt unsicher. (...) Ich bin auf Risi-kosport versichert und habeeinen Rega-Pass.“ (Ralph Castel-berg, 21, Extrem Freerider, ZĂŒrich)

„Wie schnell – was weiss ich?Einfach am Limit!“ (...) Das Geilsteist bei Nacht zu fahren. (...) AufSchnee 110 km/h. (...) Fußball-spielen ist gefĂ€hrlicher als Stunt-biken. (...) B.A.S.E. Jumpen? DieTypen sind irre. Das könnte ichnie.“ (Marc Woodtli, Stunt Biker,Flims)

„Basejumpen ist gut und recht –wĂŒrde bei mir aber viel zu wenigAdrenalin produzieren. (...) DieNacht, die Ruhe im Wald, dasKnistern im Unterholz – die ste-tige Unsicherheit, ob mich

und angeboten werden, die mehrauf Erlebnis als auf „Kick“ setzen!

Frage 3:

Liefern die Höchstleistungen undGeschwindigkeitsrekorde, der freieFall und die Konfrontation miteinem Krokodil dem Menschendes 21. Jahrhunderts (zumindestin den hochzivilisierten Gesell-schaften) Grenzen und damitSinn?

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Es herrscht ein Überangebot anSinnfindungsmöglichkeiten, ander die heutige Welt verrĂŒckt zuwerden droht. Eine Kultur derBeliebigkeit auf allen Ebenenmenschlichen Seins macht sichbreit. Ein zu offener HorizontĂŒberfordert. Die Verschwommen-heit des Cyberspace, das atembe-raubende Tempo der digitalenWelt und die grenzenlose Freiheitmachen Angst und produzierenLeere.Wer schafft Grenzen? Kultur undTradition haben an Kraft verloren.Schule und Politik haben diesbe-zĂŒglich lĂ€ngst abgedankt. Mamaund Papa stehen auf verlorenemPosten und der Himmel istohnehin lĂ€ngst leergefegt. DerZerfall allgemeingĂŒltiger Orientie-rungen zwingt jeden einzelnen,sich höchst individuelle Lebens-werte zu zimmern.Die LĂŒcke, die Tradition und Kulturhinterlassen haben, fĂŒllen Risikound Abenteuer. Die These: Diemoderne Leidenschaft fĂŒr Risiko-handlungen entspringt der Suchenach Grenzen. Waren sie frĂŒhersymbolischer Natur, werden sie

’Grenzen!? Ich habe niemals Grenzen gesehen.‘Thor Heyerdahl, Pazifikreisender mit dem Floß Kon-Tiki 1947

’Extremsport ist nur fĂŒrdenjenigen extrem, der ihnnicht beherrscht.‘Heiner Geisler, Politiker

’Warum ist Klettern so lustvoll? Weil man bei jedem Schritt Unsi-cherheit in Sicherheit verwandelt.‘Felix von Cube, GefĂ€hrliche Sicherheit 1990

„ ... mir geht es um Erleben, Empfinden, das GefĂŒhl der Freiheit, denTanz auf dem seidenen Faden, die Bewegung in Perfektion. (...)Frauen und MĂ€nner haben gleiches Risikobewusstsein in Gefah-rensituationen (...) Ich suche nicht die Gefahr, sondern die Kontrollein einer Situation der Angst.“

Daniela Jasper, Extrembergsteigerin und Erstbegeherin schwierigster alpiner Routen

jemand beobachtet, die Un-gewissheit, ob ich es heute wie-der schaffe, das Wissen, dass 10Minuten nach der Schussabgabedas ganze Dorf auf den Beinenist, und ich mit der Beute nochnach Hause kommen muss – alldas trieb mich an .....“ (Ille Galer,Wilderer, CH)

„FrĂŒher waren Sportler frisch, frei,fromm. Der Kommerz korrum-pierte die Freiheit, kiffende Snow-boarder ruinierten das Fromme –und jetzt attackieren Adrenalin-junkies unsere Frische. (...) IchplĂ€diere fĂŒr ein riskantes Sport-verstĂ€ndnis. Sport bewegt sich.Schnell, intensiv und begabt.Sport kennt keine BerĂŒhrungs-Ă€ngste. Sport ist offen fĂŒr Neues– auch fĂŒr Riskantes. Sport adap-tiert blitzschnell. Er tut dies vorur-teilslos, nicht ohne Filter aber mitder Courage der Avantgarde.Sport kann auch ausdrucks- undgefĂŒhlvolle Lebensphilosophiesein und muss nicht partout und

ĂŒberall als staatlicher Agent fĂŒrdie Sozialisation Heranwachsen-der wirken. (...) Ich meine, ein ris-kantes SportverstĂ€ndnis machtSport und Sportler zukunftsfit.“(Dany Bazzell, Chef SportamtGraubĂŒnden)

ErklÀrungsversuche

Martin Venetz, Assistent an derAbteilung fĂŒr angewandte Psy-chologie der UniversitĂ€t ZĂŒrich,erklĂ€rt das Risikoverhalten mitdem Flow-Modell von M. Csik-sentmihalyi. Schon 1975beschrieb dieser damit das holi-stische GefĂŒhl bei völligem Aufge-hen in einer TĂ€tigkeit.„Im Idealfall stehen die Anforde-rungen in einem Gleichgewichtmit dem eigenen Können. Ist die-ses Optimum erreicht, geratenLeistungswillige in den Zustanddes Flows. Beim Klettern ver-schmelzen Körper und Geist zueinem Ganzen. Es verschwindenSelbstzweifel und ZeitgefĂŒhl.

’Wahrscheinlich geht es uns zu gut, dass man solche abartigenReize sucht. Wir kĂ€mpfen ja nicht ums Überleben.‘Joseph Ratzinger, PrĂ€fekt der Kongregation fĂŒr Glaubensfragen und PapstanwĂ€rter

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ein stellt die einfachen ErklĂ€run-gen und Rezepte in Frage. „DasRisikoverhalten ist vielfĂ€ltiggerichtet und daher vielfĂ€ltigbegrĂŒndet. Aktuelle gesellschaftli-che Faktoren (Vollkasko-Menta-litĂ€t, Verflachung des Alltags ...)mischen sich mit anthropologi-schen Konstanten (Initiation ...)und individuellen Lebensvorstel-lungen. Auch das Konzept derAngstlust kann fallweise ErklĂ€run-gen liefern (Mutproben, Thrillsu-che ...).“Explizit fĂŒhrt Töchterle folgendeGrĂŒnde fĂŒr Risikoverhalten - spe-ziell das von Jugendlichen - an:

❍ Exploration der Umwelt, Unsi-cherheit in Sicherheit verwan-deln. In diesem Zusammen-hang spielt die tiefgreifendverĂ€nderte Naturbeziehungeine wichtige Rolle.

❍ Erfahren und Hinausschiebeneigener Grenzen (Funktions-lust, Körpererfahrung)

❍ Bildung von persönlicher undsozialer IdentitĂ€t, mit Risiko-verhalten kann man auch denEltern klar machen, dass mankein zu behĂŒtendes kleinesKind mehr ist.

❍ Zugewinn an Selbstwert undStatus in der Peergroup(Gruppe der Gleichgesinnten)

❍ Wirksame Reaktion auf Über-oder Unterforderung.

Die „leise“ KritikTrotz des sehr innovativen Kon-zeptes entwickelte sich wĂ€hrendder Veranstaltung weder Span-nung noch Dynamik im Publikum

Walter WĂŒrtl, 32,studiert Alpinistik ander UniversitĂ€t Inns-bruck. Als BergfĂŒhrerarbeitet er seit JahrenfĂŒr Globetrek, die Berg-steigerschule desAlpenvereins, und imLehrteam des OeAV. Im Moment sucht erseine Grenzen geradein Alaska, am MountMcKinley - Flow oderKick?

„ ... man kann sich an Grenzen im Extremsport herantasten. (...) Die risikoreichste Sportart ist extremes Alpinbergsteigen. (...) ...möchte mich verwirklichen und Herausforderungen annehmen (...) Es gibt mir ein GefĂŒhl der SelbstbestĂ€tigung und dazu stehe ich. (...)Ich will etwas leisten, ohne andere damit zu stören oder etwas zuzerstören. (...) Risikosportler sind Menschen, die Verantwortung fĂŒrsich selber tragen und solche Leute braucht die Gesellschaft um sichvorwĂ€rts zu entwickeln.“

Hannes Arch, Extremsportler, der u.a. als Erster einen Base Jump aus der Eiger Nordwand wagte

Ohne zu zaudern, spielen dieSportler ihren ganzen Erfahrungs-schatz aus, um die Aufgabe zumeistern.“

Nach Max Stierlin, Sportsozio-loge aus ZĂŒrich, „gibt es nurwenige Spielertypen, die dasunkontrollierte Risiko suchen undihre Existenz dabei aufs Spiel set-zen. Es gibt etwas mehr Thrill-SĂŒchtige, die den Kick suchen,wenn es hart ans Limit geht, wiedie U-Bahn-Surfer oder die Steil-wandskifahrer. Und dann lotenviele Extremsportler ihre Grenzenaus und wollen sie hinaus schie-ben mit Trainieren und gewissen-hafter Vorbereitung. Ihr Anspornliegt darin, eine unsichere Situa-tion unter Kontrolle zu bekom-men.“ Nach Stierlin sucht jederMensch irgendwie seine Grenzenund versucht sie zu ĂŒberwinden.Ohne das gĂ€be es keine Entwick-

lung. Auch die Erwartungshaltungdes modernen Abenteuer-Konsu-menten wird von Stierlein ange-sprochen: „Die meisten Leute, dieein Adventure erleben wollen,möchten den Kick eines mitSpannung und ungewohntenErfahrungen verbundenen Wag-nisses erleben. Dabei muss vielgeschehen aber es darf nichtspassieren. Trotz schaurigem Krib-beln und der mit einem Bilddokumentierten Ein-Minuten-Hel-dentat suchen die Leute eineGarantie fĂŒr Sicherheit und Unver-sehrtheit; ganz nach dem Motto:EntfĂŒhrt mich ins Reich des Aben-teuers – aber bringt mich pĂŒnkt-lich zum Abendessen wiederzurĂŒck.“

Luis Töchterle, Risiko-PÀdagogeund Leiter des Jugendreferatesbeim Oesterreichischen Alpenver-

und die prickelnde Begeisterungder Akteure fĂŒr ihr persönlichesTun blieb ein weiteres mal ihnenselbst ĂŒberlassen. Zu Außenste-henden (Außensitzenden) degra-diert, blieben die vielen Besucherstaunender Fremdkörper,wĂ€hrend der Abwicklung von iso-liert nebeneinanderstehendenZugĂ€ngen zum eigentlichenThema „Risiko“.Zum Großteil konventionell undoberflĂ€chlich blieben auch dieErklĂ€rungsversuche. Das ThemaLust auf Angst wurde zu sehr aufRisikosportarten reduziert. Wowaren die U-Bahn Surfer, die Air-bager, die Prostituierten, die Hoo-ligans oder die Ladendiebe? Ein-zig der Wilderer hob sich von derbreiten Masse der Individualistennoch wirklich ab. Die verspro-chene Suche nach Unterschiedenund Gemeinsamkeiten in allenBereichen des riskanten Lebensblieb leider aus.

ResĂŒmee

Ist der Kick Krankheit oder Medi-zin, Sucht oder Bereicherung?Macht er uns lebensfĂ€higer odertreibt er uns in den Abgrund? Istdie Lust auf Angst das tragendeFundament außergewöhnlicherLeistungen in der gesamtenMenschheitsgeschichte? Oder Zei-chen der Dekadenz und Degene-ration in einer ĂŒbersĂ€ttigtenGesellschaft? Spannende Fragen,die weiter bestehen. DurchtopspÂźt 01 wurde das Thema„Lust auf Angst“ um einige Facet-ten bereichert.

’Es ist diese sehnsuchtsvolle Leere die uns antreibt zum Spielen– zu Schlachten – zu Reisen – zu zĂŒgellosen, aber heftig empfun-denen Unternehmungen.‘ Lord Byron 1788, Briefe und TagebĂŒcher

’Das Risiko im realen Leben hat eine ganz andere elementarereAntriebskraft: die Furcht davor, nichts zu tun. In einer dynamischenGesellschaft ist der Stillstand wie der Tod.‘ Richard Sennett

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Karabiner zum AnseilenWelches Risiko und was dagegen tun?

GlĂŒcklicherweise sind die UnfĂ€llenicht hĂ€ufig, dafĂŒr oft genug miternsten Folgen. Sowohl bei zuge-schraubtem (?) Schraubverschlussals auch bei Twistlock Karabinernhat sich das Seil selbsttĂ€tig aus-gehĂ€ngt, was man sich beierstem Andenken eigentlich garnicht recht vorstellen kann.

UnfÀlle mit SchraubkarabinernVier UnfÀlle bzw. Beinahe-UnfÀllemit Schraubkarabinern sind dem

DAV-Sicherheitskreis bekanntgeworden. Bei allen haben dieAkteure Stein und Bein geschwo-ren, dass der Schraubverschlussmit Sicherheit (?) zugeschraubtgewesen sei.

➠ An der kĂŒnstlichen Kletteran-lage in MĂŒnchen-ThalkirchenstĂŒrzte ein toprope-gesicherterKletterer in vier Metern Höhe undfiel mit einem „kleinen Zwischen-ruck“ bis zum Boden. Der „mit Sicherheit zugeschraubtgewesene Karabiner“ hatte sich

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geöffnet und aus der Anseil-schlaufe des HĂŒftgurtes aus-gehĂ€ngt. Die Verletzungen waren glĂŒckli-cherweise nicht besonders ern-ster Art. Sofort kletterte ein Freund derSeilschaft hinauf zum Seil undfand den Karabiner „geradesoweit aufgeschraubt, dass sichder Schnapper öffnen ließ“.

➠ In Konstein (sĂŒdlicher Franken-jura) versuchte sich ein Klettererbewusst an einer fĂŒr ihn viel zuschwierigen Route. Er wusste also, dass er mitSicherheit stĂŒrzen wĂŒrde, deshalbachtete er ganz besonders aufseinen Achterknoten und darauf,dass sein Schraubkarabiner auchwirklich zugeschraubt war. In achtMetern Höhe wurde es ihm zuschwierig. Er ließ sich glĂŒcklicher-weise nicht ins Seil fallen, son-dern von seinem Seilpartner„straff nehmen“. Dabei bemerkteer, dass sich das Seil aus demSchraubkarabiner aushing undder Achterknoten nach oben ent-

schwand. Er konnte gerade nocheineinhalb Meter zurĂŒckkletternund sich an einem BĂŒhlerhakenfesthalten.➠ Ähnliches ereignete sich eben-falls in Konstein. Ein Vater, einsehr erfahrener Kletterer, sicherteseinen zehnjĂ€hrigen Sohn ineiner IVer-Route nach. Damit die-sem nichts passieren konnte(Garantenstellung!), hatte derVater „den Sackstich gewissenhaftgeknĂŒpft, den Schraubkarabinerebenso gewissenhaft zuge-schraubt und beides noch einmalĂŒberprĂŒft“. Als der Bub in zehnMetern Höhe war, sah ein ande-rer Kletterer in einer Parallelroute,wie bei dem Buben die Sack-stichschlinge im geöffneten Kara-biner hing und sich jeden Augen-blick hĂ€tte aushĂ€ngen können(siehe Abb. oben). Der Klettererquerte zum Buben, fĂŒhrte dasSeil wieder richtig in den Karabi-ner und konnte so einen Unfallverhindern.➠ Der letzte zufĂ€llig bekanntgewordene Unfall mit Schraubka-

Karabiner zum AnseilenWelches Risiko und was dagegen tun?

Beim Topropeklettern wird zum schnelleren Wechseln von einer Routezur anderen gern mit Karabiner angeseilt. Auch beim Flying-Fox (Seil-rutschen) und anderen Outdoor-AktivitĂ€ten wird die Verbindung zumAnseilgurt meist mit einem Karabiner hergestellt. Es werden Karabinermit Verschluss-Sicherung verwendet (Schraub- oder Twistlock-Ver-schluss). Inzwischen haben sich einige UnfĂ€lle und Beinahe-UnfĂ€lledurch selbsttĂ€tig geöffnete Karabiner ereignet, davon ein tödlicher inÖsterreich. Im nachfolgenden Beitrag analysiert Pit Schubert bekanntgewordene UnfĂ€lle und zieht seine Schlussfolgerungen.

von Pit Schubert

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rabiner ereignete sich im vergan-genen Sommer in Meteora.WĂ€hrend einer Ausbildung setztesich ein 16-jĂ€hriger AnfĂ€nger amUmlenkhaken ins Seil und stĂŒrztezehn Meter ab. Das Seil hattesich aus dem Karabiner selbst-tĂ€tig ausgehĂ€ngt. Folge: Quer-schnittlĂ€hmung.

Wie ist das möglich?

Ein Aufschrauben durch Schwin-gungen ist eine vielfache Vermu-tung. Trotz verschiedener Versu-che (DAV-Sicherheitskreis) konntedies allerdings nicht nachgewie-sen werden, denn schließlichsind alle Gewinde selbsthem-mend, d.h. eine fest angezogeneSchraube (bei Karabinern derSchraubverschluss) kann sichzwar lockern, aber nicht auf-schrauben. Bleibt nur die Mög-lichkeit, dass die Sackstich- oderAchterschlinge, wenn derSchraubverschluss nicht festgezo-gen ist (was wegen des spĂ€terenLösens gerne vermieden wird),tangential an diesem entlang

fĂ€hrt und diesen so aufschraubt.Kommt dann eine ungĂŒnstigeBelastung hinzu, kann sich dasSeil aushĂ€ngen. Oder die Mög-lichkeit, dass der Karabiner ebendoch nicht zugeschraubt gewe-sen ist. Man mache einen Ver-such. WĂ€hrend eines Eiskursesbeispielsweise, wo auch mitSchraubkarabiner angeseilt wird,vergisst mindestens tĂ€glichwenigstens ein Teilnehmer, ein-mal den Karabiner zuzuschrau-ben.

UnfÀlle mit Twistlock-KarabinernZehn UnfÀlle mit Twistlock-Karabi-nern wurden bekannt, siebendavon aus dem Bereich der UIAA-Sicherheitskommission:

➠ Inn Stetten (bei Stuttgart) ver-wendete ein extremer Sportklette-rer und Journalist eines bekann-ten Klettermagazins einenTwistlock-Karabiner. Als er sich amUmlenkhaken ins Seil setzen

wollte, um abgelassen zu wer-den, stĂŒrzte er fĂŒnf Meter ab.Folge: TrĂŒmmerbruch eines Fuß-gelenks. Es ist kaum davon aus-zugehen, dass ihm beim Seilein-hĂ€ngen ein Fehler unterlaufensein könnte. Abgesehen davontaucht die Frage auf, welcherFehler ĂŒberhaupt möglich seinkönnte, wenn die Sackstichschlinge nach dem Sturzgenauso aussieht wie zuvor. EinFehler ist nicht vorstellbar!➠ Im Prinzip ein jeweils völliggleicher Unfall mit Twistlock-Kara-biner ereignete sich beim Indoor-klettern in NĂŒrnberg und in Mit-tenwald, jeweils mit Ă€hnlichenFolgen.➠ Auch bei einem internen Wett-kampf in Bulgarien ereignete sichein Unfall mit Twistlock-Karabiner.Folge: beide Beine gebrochen (eshandelte sich nicht um einenUIAA-Wettkampf; die UIAA lĂ€sstbei WettkĂ€mpfen grundsĂ€tzlichkein Anseilen mit Karabiner zu).➠ Allein sechs (!) UnfĂ€lle ereigne-ten sich in Tschechien. Die Fol-

gen: einmal Beinfraktur, einmalArmfraktur, einmal Fersenbeinzer-trĂŒmmerung und dreimal Wirbel-sĂ€ulenverletzungen, eine davonmit QuerschnittslĂ€hmung.

Wie ist das möglich?

Das selbsttĂ€tige Öffnen kann sichdadurch ereignen, dass sich eineFaserschlaufe des Seilmantels aneiner der scharfen Kanten desTwistlock-Verschlusses verhaktund diesen bei der anschließen-den Belastung aufdreht (Bilder).

UnfĂ€lle bei Flying FoxIm Januar vergangenen Jahreskam es in der Berninaschluchtbei Punta Ota (nahe Pontresina)zu einem Unfall. Als ein Teilneh-mer einer Abenteuerveranstaltungbis etwa Seilmitte gerutscht war,hing sich eine Bandschlinge, diedie Verbindung zur Rolle amStahlseil herstellte, selbsttĂ€tig auseinem Twistlock-Karabiner aus,der Seilrutschende stĂŒrzte 20Meter in die Schlucht, durch-schlag das Eis, konnte aber

Wird der Schraubverschluss nicht festgezogen, kann er durch Bewe-gung der Seilschlinge aufgedreht werden.

Typisches Verfangen einer Faserschlaufe des Seilmantels an einer der Ecken eines Twistlock-Verschlusses und selbsttĂ€tiges Öffnen derVerschlusssicherung.

6.6.2000, Kanzianiberg:Nachdem zuerst der Lehrer und danach einer der SchĂŒler die Seilrut-sche absolviert hatten, folgte der zweite SchĂŒler. Als er sich etwasjenseits der Drahtseilmitte befand, wurde das mitlaufende Seilbewusst abgebremst, um eine vertikale Schwingung herbeizufĂŒhren.Dabei dĂŒrfte sich die Bandschlinge ĂŒber den Twistlock-Verschlussgelegt und diesen bei der anschließenden Belastung aufgedrehthaben. So konnte sich die Bandschlinge aushĂ€ngen. Dieses Aufdre-hen des Twistlock-Verschlusses erfolgte nicht durch VerhĂ€ngen einerFaserschlaufe, weil solche an BĂ€ndern nicht möglich sind (nur amSeilmantel), sondern allein durch den Andruck des Bandes amTwistlock-Verschluss. Möglicherweise hat die Bandkante der Verbin-dungsnaht, die sich an den Vertiefungen des Twistlock-Verschlussesverfangen hat, dies unterstĂŒtzt.

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Typisches Anseilen beim Toprope-Klettern (links). Zwei Karabiner, parallel und gegenlĂ€ufig eingehĂ€ngt, schaffen Redundanz. Dass sichbeide Karabiner ungewollt öffnen, ist technisch und statistisch auszuschließen.

glĂŒcklicherweise schnell geborgenwerden. Der GestĂŒrzte zog sichnur einen Armbruch und weitere,weniger ernste Verletzungen zu.Tödlich dagegen endete einUnfall im Juni vergangenen Jahresam Kanzianiberg (nahe Villach):

Im Rahmen einer OutdoorbetĂ€ti-gung einer Schulklasse warenzunĂ€chst der Lehrer und ansch-ließend einer der SchĂŒler amStahlseil ĂŒber die Schluchtgerutscht, dies von einem Berg-fĂŒhrer kontrolliert. Beim nĂ€chstenSchĂŒler hing sich - Ă€hnlich wiebeim Unfall in der Ber-ninaschlucht - eine BandschlingeselbsttĂ€tig aus dem Karabiner, derdie Verbindung zum Anseilgurtherstellte, aus. Der SchĂŒler stĂŒrzte40 Meter ab und erlag seinenVerletzungen. GemĂ€ĂŸ den Zeu-genaussagen konnte anhand derAsservate das vermutliche Öffnenund selbsttĂ€tige AushĂ€ngen desTwistlock-Karabiners nachvollzo-gen werden. Das wĂ€hrend desRutschens ĂŒber die Schlucht mit-laufende Seil wurde vom Berg-fĂŒhrer, wie geplant und schonmehr als tausend Mal durchge-fĂŒhrt, plötzlich abgebremst. DabeigerĂ€t der am Drahtseil HinĂŒberrut-schende mit dem Drahtseil in ver-tikale Schwingungen (die dasbesondere ErlebnisgefĂŒhl nochsteigern sollen). WĂ€hrend einersolchen SchwingungsphasedĂŒrfte sich die Bandschlinge ĂŒber

den Twistlock-Verschluss gelegtund diesen bei der anschließen-den Belastung aufgedreht haben.So konnte sich die BandschlingeaushĂ€ngen (Bilder). Dieses Auf-drehen des Twistlock-Verschlusseserfolgte nicht durch VerhĂ€ngeneiner Faserschlaufe, weil solchean BĂ€ndern nicht möglich sind(nur am Seilmantel), sondernallein durch den Andruck desBandes am Twistlockverschluss;möglicherweise hat die Band-kante der Verbindungsnaht, diesich an den Vertiefungen desTwistlock-Verschlusses verfangenhat, dies unterstĂŒtzt.

Was tun?

Ganz einfach: zwei Karabiner ver-wenden, parallel und gegenlĂ€ufigeingehĂ€ngt (Rendundanz, Bild).Dabei mĂŒssen es nicht etwa bau-gleiche Karabiner sein, nur solchemit Verschlusssicherung. Dasssich beide Karabiner ungewolltöffnen, ist technisch und stati-stisch auszuschließen. Nachgrober SchĂ€tzung tritt ein selbst-tĂ€tiges AushĂ€ngen eines Karabi-ners einmal in etwa einer MillionFĂ€lle auf (1:1.000.000).

Das EinhĂ€ngen eines zweitenKarabiners ist vom Material- undZeitaufwand durchaus zumutbar.Meist fĂŒhrt man eh einen zwei-ten Karabiner mit und ob manihn an der Materialschlaufe trĂ€gt

oder zum Anseilen am HĂŒftgurt,ist gehupft wie gesprungen.Schraubkarabiner sind nur danneine Lösung, wenn sie auch wirk-lich zugeschraubt werden, wasgelegentlich vergessen wird.Somit sind Schraubkarabinerkeine Lösung.Verwendet man den „Ball-Lock“von Petzl mit dem Verriegelungs-mechanismus oder den „Belay-master“ von DMM mit der Siche-rungsklappe, erĂŒbrigt sich theore-tisch ein zweiter Karabiner. Daman aber bei jeder Lehrmeinungnach Möglichkeit eine Differenzie-rung vermeiden sollte, weil siesonst zu unĂŒbersichtlich wird(wann darf ich, wann nicht?),sollte es grundsĂ€tzlich beimzweiten Karabiner bleiben. Sowird auch UnfĂ€llen durch Materi-albruch vorgebeugt, wie sie durchschlampige Fertigung und unzu-reichende Herstellerkontrolle auf-treten können.Wenn kein zweiter Karabiner mitVerschlusssicherung zur Hand ist,dann wenigstens einen zweitenNormalkarabiner dazu hĂ€ngen.

Was tun auf Gletschern?

Auf Gletschern wird schon immermit einem Karabiner (mit Ver-schlusssicherung) angeseilt. Nochsind keine diesbezĂŒglichenUnfĂ€lle bei Verwendung nur eines

Karabiners bekannt geworden.Dies aber wohl nur deshalb, weilsich ein Spaltensturz wesentlichseltener ereignet als eine Seilbe-lastung beim Topropeklettern.Denkbar ist ein solcher Unfall aufGletschern natĂŒrlich genauso.Man mĂŒsste nur oft genug ineine Spalte stĂŒrzen, um diespraktisch nachzuweisen. Deshalbempfiehlt sich auf Gletschern dievorgeschlagene redundanteMetzhode mit zwei parallel undgegenlĂ€ufig eingehĂ€ngten Karabi-nern.

Was erlauben die Normen?Die lassen alle Verschlusssiche-rungen zu, auch die einfachsteForm, den Schraubverschluss.Eine Differenzierung, welcher Ver-schluss sicherer ist und welcherweniger sicher (?), wird nicht vor-genommen. KombinierteTwistlock-Schiebe-VerschlĂŒssesind zweifelsohne sicherer als derreine Twistlock-Verschluss, mitdiesen ist bisher auch noch keinUnfall bekannt geworden. Dochwerden diese Karabiner nichtgerne verwendet, weil in derHandhabung erheblich umstĂ€ndli-cher. So wird solchen UnfĂ€llenvon der Normseite nicht vorge-beugt.

Pit SchubertPit Schubert ist PrÀsident der UIAA-Sicherheitskommission

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Sinn und Zweck

Die Definition des Karabiners alseine „Vorrichtung, die sich öffnenlĂ€sst und von einem Bergsteigerdirekt oder indirekt in eine Veran-kerung eingehĂ€ngt werden kann“,deutet bereits auf die Schwach-stelle eines jeden Karabiners hin.

Die perfekte Abhilfe wĂ€re einKarabiner ohne Schnapper, eingeschlossener Ring, allerdingshĂ€tten wir dann ein neues Pro-blem. Die Schwachstelle bestehtin dreifacher Hinsicht: Zum einensinkt die Bruchlast bei geöffne-tem Schnapper dramatisch, vonĂŒber 20 kN auf unter 10 KN, beiQuerbelastung ist die SituationĂ€hnlich, und zum anderenbesteht die Gefahr, dass sich dasSeil ungewollt aushĂ€ngt!

Das selbsttÀtige AushÀngen zuverhindern ist die Aufgabe vonSchnapper-Verschlusssicherungen.

wann und wo?

Wann mĂŒssen Karabiner mit Ver-schlusssicherung verwendet wer-den, wann genĂŒgen „Basis-Kara-biner“ (so sagt die Norm zuunseren „Schnappern“)? Ohne alleAnwendungsbereiche einzeln auf-zuzĂ€hlen, mĂŒsste die Antwortlauten: Schnapper-Verschlusssi-cherung immer dann, wenn einunbeabsichtigtes AushĂ€ngen zumAbsturz einer oder mehrerer Per-son fĂŒhren kann.

Man kann sich dem Thema auchvon der anderen Seite nĂ€hernund die Frage stellen: WanngenĂŒgen Schnapper? Eine gene-ralisierende Antwort wĂŒrde lau-ten: Dann, wenn eine Sicherungs-kette besteht und man sich dasVersagen eines Kettengliedes „lei-sten“ kann. Eine einfache, praxis-bezogene Antwort wĂ€re: bei Zwi-schensicherungen. Dass die Sache nicht völlig wider-

Twist or Schraub?Karabiner mit Schnapper-Verschlusssicherung

Twist or Schraub?Karabiner mit Schnapper-Verschlusssicherung

Am Anfang war der „Schrauber“ - und bis heute dient der prĂ€gnanteBegriff als Zusammenfassung fĂŒr all das, was in der Norm prĂ€ziser,dafĂŒr etwas umstĂ€ndlich, als „Karabiner mit Schnapper-Verschluss-sicherung“ bezeichnet wird. Nun, „der Schrauber ist zum Schraubenda“ - und: Menschen machen Fehler. Vor etwa 20 Jahren erschienendie ersten menschenunabhĂ€ngigen, automatischen Verschlusssysteme. Der „Twistlock“ avancierte zum Star und wurde als Inno-vation gefeiert. UnfĂ€lle – trotz Twistlock – zwingen uns heute zueiner differenzierteren Sicht. Christian Damisch und Michael Larcheranalysieren die Problematik und versuchen den Entwurf einer Lehr-meinung.

von Michael Larcher und Christian Damisch

spruchsfrei ist, fĂ€llt spĂ€testenshier auf. Denn auch das Versageneiner einzigen Zwischensicherungkann verheerende Folgen haben1.Im Bergsport ist eben auch„Zumutbarkeit“ eine Kategorie, diein Lehrmeinungen zu berĂŒcksich-tigen ist, und die Grenze derZumutbarkeit ist eindeutig ĂŒber-schritten, wenn wir an jeder Zwi-schensicherung einen „Schrauber“verlangen.

Anseilen

Karabiner werden als Verbindungzwischen Seil und Anseilgurt ver-wendet beim Toprope-Klettern(direktes Einbinden wird als zuaufwendig empfunden), in derGletscherseilschaft, am Grat,wenn mehrere Personen aneinem Seil nachzusichern sind,sowie bei seiltechnischen Übun-gen und Seilrutschen. Auch amKlettersteig kann die Verbindungzwischen Gurt-Klettersteigset mit-tels Karabiner hergestellt werden,wenngleich einer möglichst direk-ten Verbindung auch hier der Vor-tritt zu geben ist.In all diesen FĂ€llen stellt der Kara-biner ein zusĂ€tzliches Glied in derSicherungskette dar und esbesteht grundsĂ€tzlich das Risiko,das sich das Seil ungewollt aus-hĂ€ngt.

Abseilen

Beim Abseilen verbindet ein Kara-

biner das AbseilgerĂ€t mit demGurt. Die VerschlusssicherunggewĂ€hrleistet, dass bei einerunbeabsichtigten Verdrehung desAbseilachters der Schnapper nichtaufgedrĂŒckt werden kann. (DieGefahr einer ungĂŒnstigen Querbe-lastung des Schnappers nachinnen mit Durchstanzen derHĂŒlse ist trotzdem gegeben.)

Partnersicherung

Nicht das eigene aber das Lebenmeines Partners ist in Gefahr,wenn sich das Seil beim Sichernmit HMS verabschiedet, dahersind im Rahmen der Partnersiche-rung – egal welches Sicherungs-gerĂ€t verwendet wird - einzigKarabiner mit Verschlusssicherungakzeptabel.

Selbstsicherung

Selbstsicherung, ob mit Seil undMastwurf oder mit Bandschlinge -wie hĂ€ufig beim Sportklettern,aber auch beim Abseilen ĂŒbermehrere SeillĂ€ngen - erfolgt mit-tels Karabiner mit Verschlusssi-cherung. Das war nicht immer so:Bei der Verwendung eines Mast-wurfes als Selbstsicherung amStandplatz war uns vor einigen

1 Daher wurde auch einmal der Begriff„neuralgische Zwischensicherung“ gebo-ren. Einen Vertreter dieser Spezies hatman z.B. dann vor sich, wenn man denersten Haken 10 m ĂŒber dem Boden ein-hĂ€ngt (bis dahin war’s leicht) und an-schließend auf seine SchlĂŒsselstelle trifft.

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Jahren auch ein Schnapper gutgenug. Unser Argument damals.Der Mastwurf liegt fest am Kara-binerschenkel, eine Bewegungdes Seiles, wie bei einer Achter-schlinge, ist hier nicht möglich.Heute sind wir strenger, was dieSache vereinfacht: Selbstsiche-rung immer mit Verschlusssiche-rung. Ohne wenn und aber.

Bergrettung

Die behelfsmĂ€ĂŸige Bergrettungbildet ein weites Einsatzfeld fĂŒrKarabiner mit Verschlusssicherungund es macht wenig Sinn, hieralle Verbindungen aufzuzĂ€hlen,an denen man auch „ohne“ darf.Es genĂŒgt, wenn man sich obigeRegel merkt. Schnapper-Ver-schlusssicherung immer dann,wenn ein unbeabsichtigtes Aus-hĂ€ngen zum Absturz einer odermehrerer Personen fĂŒhren kann.

Damit ist klar, dass z.B. fĂŒr alleUmlenkungen bei FlaschenzĂŒgeneinfache Schnapper genĂŒgen.Anders, wenn es um die RĂŒcksi-cherung bei einer Spaltenbergunggeht.Da einem gerade bei Bergret-tungsaktionen die Karabiner mitVerschlusssicherung ausgehenkönnen, ein Tipp: Zwei gegen-gleich eingehĂ€ngte Schnapperbieten einen adĂ€quaten Ersatz.

Klettersteig

Eine Sonderstellung nimmt dasThema Klettersteigtechnik ein.Einige Jahre wurde fĂŒr diesenBereich Karabiner angeboten, miteinem automatischen Schiebver-schluss, die meisten davonwaren eine absolute Zumutung!Nachdem sich inzwischen Kletter-steigsets in Y-Bauweise durchge-setzt haben (wesentliche Impulse

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kamen von Berg&Steigen), kön-nen immer beide SeilstrĂ€nge ein-gehĂ€ngt werden und auf Karabi-ner mit Verschlusssicherungkönnte verzichtet werden, wasdas Handling ungemein erleich-tern wĂŒrde. Gleichzeitig bieten heute mancheHersteller Spezialkarabiner (z.B.Salewa Attac) fĂŒr den Klettersteig-bereich an, deren Verschlusssi-cherung sich ohne zusĂ€tzlicheManipulation öffnen lĂ€sst –sicherlich die beste Lösung! DerSonderfall Klettersteig soll in die-sem Beitrag nicht nĂ€her beleuch-tet werden, abschließend festzu-stellen ist nur, dass automatischeSchiebverschlĂŒsse in allen ande-ren Bergsportbereichen völligunzureichend (!) sind und ambesten gar nicht zur Gruppe derSchnapper-Verschlusssicherungenzu zĂ€hlen sind.

Manuelle Verschlusssysteme

Der Versuch, derzeit ĂŒblicheSchnapper-Verschlusssicherungenzu systematisieren, fĂŒhrt zu einergrundsĂ€tzlichen Unterscheidung:entweder arbeiten Verschlusssi-cherungen automatisch oder siemĂŒssen aktiv von Hand betĂ€tigtwerden. ZunĂ€chst zur Gruppe derSchraubkarabiner:

Das Risiko

Menschen machen Fehler undMenschen vergessen. Zum Bei-spiel das Zudrehen des Schraub-karabiners. Aber auch dann,wenn die VerschlusshĂŒlse nichtvollstĂ€ndig zugeschraubt wird,wenn sie nur ein, zwei Windun-gen ĂŒber jene Position gedrehtwird, in der sich der Schnapperöffnen lĂ€sst, besteht das Risiko,

Auch beim Partnersichern und Ablassen mit HMS besteht das Risiko des SelbstaushĂ€ngens, wenn das Seil ĂŒber den Verschluss lĂ€uft. Besonders bei klassischen Twistlock-Karabinern, deren Schnapper-Verschlusssicherungen hĂ€ufig sehr rauhe OberflĂ€chen aufweisen, kann auseiner HMS blitzschnell eine Knicksicherung werden (!). Rechts lĂ€uft das Seil ĂŒber den „gesunden“ Schenkel.

Menschen machen Fehler und Menschen vergessen. Zum Beispiel das Zudrehen des Schraubkarabiners. Macht dann der Schutzengel geradePause, genĂŒgt eine ungĂŒnstige Stellung der Seilschlinge beim Belasten um zum AushĂ€ngen des Seiles aus dem Karabiner zu fĂŒhren.

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dass durch die Seil- oder Band-reibung beim Klettern die HĂŒlseunbeabsichtigt aufgedreht wird.Macht dann der Schutzengelgerade Pause, genĂŒgt eineungĂŒnstige Stellung der Seil-schlinge beim Belasten um zumAushĂ€ngen des Seiles aus demKarabiner zu fĂŒhren. Auch dieVibrationen bei einer Seilrutsche(Flying Fox) können einenSchraubverschluss öffnen.

Problem-(Teil)-Lösungen

Einen sehr einfachen, intelli-genten Lösungsansatz fĂŒr dasVergessen-Problem bietet Petzl.Ein auffallender, roter Farbringam Schnapper verschwindeterst, wenn die VerschlusshĂŒlseganz zugedreht ist. Das Pro-blem wird durch diese einfacheMaßnahme zwar nicht völligeliminiert, aber doch ein gutesStĂŒck entschĂ€rft.Perfekt löst DMM das Verges-sen-Problem mit dem HMSKarabiner „Belay Master“. Hiersorgt eine Plastikmanschette,die sich nur dann schließenlĂ€sst, wenn Verschluss vollstĂ€n-dig zugedreht wurde, fĂŒr dienotwendige Erinnerung.Zur Familie der SchrauberzĂ€hlen wir auch jene Aus-fĂŒhrung (z.B. Petzl „Attache“),bei der ein Schrauben ĂŒber

mehrere GewindegĂ€nge nichtmehr notwendig ist. Eine kurzeDrehung genĂŒgt, und die Ver-schlusshĂŒlse rastet in eineArretierungsposition ein. Ein all-mĂ€hliches, unbeabsichtigtesAufdrehen durch eine Seil-schlinge wird dadurch ausge-schaltet. Aber: Diese eine Dre-hung muss gemacht werden!

Der Partnercheck

Was sich als „Vier-Augen-Prinzip“in anderen Risikobereichen schonlange etabliert hat, beginnt auchim Bergsport langsam unter demBergriff „Partnercheck“ Fuß zu fas-sen. Der Auftrag lautet: Vor demEintritt in eine Risikosituationsorge ich dafĂŒr, dass mein Partnerdie Sicherheitsvorkehrungen kon-trolliert (und ich seine). Niemandklettert los oder springt in eineGletscherspalte, bevor er nichtvon einem Partner ĂŒberprĂŒftwurde. Und dazu gehört auch derTest, ob die VerschlusshĂŒlse voll-stĂ€ndig zugedreht wurde. Mankann eine ganze Reihe vonSituationen finden, in denen derPartnercheck eine sehr sinnvolleMaßnahme ist und mithilft, einegroße Zahl gefĂ€hrlicher Blackoutszu vermeiden. Eine unabdingbareVoraussetzung fĂŒr die Wirksam-keit des Partnercheck ist die Stan-dardisierung. In einem Grundkurs,

der seiltechnische Fertigkeitenvermittelt – egal ob in Fels oderEis – ist er die wichtigste Strate-gie, die es zu vermitteln gilt.

Automatische Verschlusssysteme

In dieser Gruppe haben sich mitt-lerweile recht unterschiedlichetechnische Lösungen etabliert:

„Klassische“ Twistlock-Karabiner,bei denen durch Federkrafteine Vierteldrehung der HĂŒlsebewirkt wird, die den Schnap-per verriegelt;Twistlock-Karabiner mit Arretie-rung verschließen nicht nurautomatisch, man kann sieauch in eine Position bringen,in der sie durch eine einfacheDrehbewegung nicht mehrgeöffnet werden können! Nurdurch zwei verschiedeneBewegungen (schieben + dre-hen, drĂŒcken + drehen) gelingtes, den Verschluss zu öffnen.Die Arretierung kann manuelloder automatisch erfolgen.Schiebe-Verschlusssystemewerden noch bei Klettersteig-karabinern verwendet. In allenanderen Bergsportbereichensind sie völlig ungeeignet!

Das Risiko

Der klassische Twistlock-Karabinereliminierte das Schließen-Verges-sen-Problem. Allerdings genĂŒgteine Vierteldrehung, um die Ver-schlusshĂŒlse wieder zu öffnen.Und genau darin besteht dasRisiko. Bewegt sich in diesemKarabiner ein Seil (oder eineBandschlinge), kann dieses derartungĂŒnstig zu liegen kommen,dass bei anschließender Bela-stung der Verschluss geöffnet undgleichzeitig der Schnapper aufge-drĂŒckt wird. Auch eine abste-hende Seilfaser kann die HĂŒlsebeim Twistlock-Karabiner öffnen.Beim Sichern oder Ablassen mit-tels HMS kann das ĂŒber denSchnapper laufende Seil dieVerschlusssicherung aufdrehenund bei ungĂŒnstiger Belastungden Schnapper öffnen. Aus derHMS wird dann blitzschnell eineKnicksicherung.

Problem-(Teil)-Lösungen

Die Schwachstelle des klassi-schen Twistlockkarabiners wirdheute durch Modelle beseitigt,deren Schnapper-Verschlusssiche-rungen automatisch schließenund zusĂ€tzlich – hĂ€ndisch oderwiederum automatisch – in eineArretierungsposition einrasten. Ein

Der Schraubkarabiner ist nach wir vor „in“. Einige Hersteller bemĂŒhensich, die bestehenden Risiken zu minimieren. So Petzl mit einemroten Ring (Pfeil), der an das Zudrehen erinnern soll. DMM bieteteinen HMS-Karabiner mit KunststoffbĂŒgel, der nur geschlossen wer-den kann, wenn vollstĂ€ndig zugedreht ist. Die Verschlusssicherungdes HMS-Karabiners ganz rechts (Petzl) muss zwar manuell geschlos-sen werden, arretiert aber nach einer einfachen Vierteldrehung. EinallmĂ€hliches Aufdrehen durch Seilreibung ist bei diesem Modell nichtmöglich.

Was sich als „Vier-Augen-Prinzip“ inanderen Risikoberei-chen schon langeetabliert hat, beginntauch im Bergsportlangsam unter demBergriff „Partnercheck“Fuß zu fassen. DerAuftrag lautet: Vordem Eintritt in eineRisikosituation sorgeich dafĂŒr, dass meinPartner die Sicher-heitsvorkehrungenkontrolliert (und ichseine). Niemand klet-tert los oder springt ineine Gletscherspalte,bevor er nicht voneinem Partner ĂŒber-prĂŒft wurde.

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Twistlock-Karabiner mit automati-scher Arretierung reprÀsentierenderzeit eindeutig den höchstenSicherheitslevel im BereichSchnapper-Verschlusssicherung!

Empfehlung (Entwurf)PrÀambel

Der Einsatzbereich von Karabinernmit Schnapper-Verschlusssiche-rungen im Bergsport ist vielfĂ€ltig.Obwohl das bestehende Risikodes SelbstaushĂ€ngens dabeiunterschiedlich groß (wahrschein-lich) ist, muss eine Empfehlungmöglichst einfach und allgemein-gĂŒltig sein.

Beurteilung verschiedener Ver-schlusstypen

Twistlock-Karabiner mit auto-matischer Arretierung reprÀsen-tieren derzeit eindeutig denhöchsten Sicherheitslevel imBereich Schnapper-Verschluss-sicherung. Karabiner mit manuell zu

betĂ€tigender Verschlusssiche-rung bergen grundsĂ€tzlich dasRisiko, dass auf das Schließenvergessen wird. Unter der PrĂ€-misse eines standardisierten„Partnerchecks“ ist der erreichteSicherheitslevel eindeutig alsausreichend zu bewerten. Klassische Twistlock-Karabiner(keine Arretierung; eine einfa-che Vierteldrehung der Ver-schlusshĂŒlse genĂŒgt zur Öff-nung) bergen ein auch mittels„Partnercheck“ nicht zu beherr-schendes Risiko. Von einer Ver-wendung ist generell abzura-ten.

Strategische Maßnahmen

Der „Partnercheck“ mit dermanuellen Kontrolle derSchnapper-Verschlusssicherungbegleitet als Standardmaß-nahme alle seiltechnischenAktionen.Redundanz durch die Verwen-dung von zwei Karabinern mitVerschlusssicherung fĂŒr den

Bereich „Anseilen“ (VerbindungGurtsystem-Seilsytem) ist imZero-Accident-Bereich (Outdoor-Activities, ErlebnispĂ€dagogik,SeilgĂ€rten, Seilrutschen, etc.) zuempfehlen.

Die generelle Forderung vonRedundanz fĂŒr den Bereich„Anseilen“ in allen Bergsportbe-reichen ist unangemessen.

Abschließend

Let‘s twist or let‘s schraub? Doppelt, dreifach, gegengleich,umverkehrt? Die Diskussion darfund soll weitergehen.

Christian DamischDI Christian Damisch, 47, Bauingenieur

(steht als Techniker auf „schraub“)und BergfĂŒhrer, arbeitete von 1979bis 1987 im Sicherheitsreferat des

Oesterreichischen Alpenverein

Michael LarcherAlpenverein Ausbildungsleiter

einfache Drehbewegung, wiebeim klassischen Twistlock, reichtnun nicht mehr aus, um den Ver-schluss zu öffnen. Entweder manmuss schieben und drehen oder– wie beim Ball-Lock – manmuss zuerst die Sperre auf-drĂŒcken, bevor man die HĂŒlseaufdrehen kann.Wie unterschiedlich die techni-sche Umsetzung dieser Arretie-rung bei den verschiedenen Her-stellern auch sein mag, daswesentlichste Differenzierungs-merkmal liegt darin, ob dieseArretierung automatisch oderhĂ€ndisch hergestellt wird. Beiletzterem stehen wir wieder vorunserem Vergessen-Problem, bzw.vor der Wichtigkeit des Partner-checks.

R I S I K OR I S I K O22Eine der hĂ€ufigsten Anwendungen fĂŒr das Anseilen mit Karabiner ist der Bereich Toprope-Klettern. Die per-fekte Lösung bietet heute der Petzl „Ball Lock“, ein Twistlock, der automatisch arretiert. Derselbe Standardkann durch zwei gegengleich eingehĂ€ngte Karabiner mit Verschlusssicherung erreicht werden,.Dieser Sicherheitslevel ist beim Toprope-Klettern immer dann anzustreben, wenn keine klettertechnischeVorbildung gegeben ist (wie hĂ€ufig an mobilen Kletteranlagen bei Dorffesten, etc.) und daher auch kein„Partnercheck“ durchgefĂŒhrt werden kann (Zero Accident Situation).

C H. Zak

VERSCHLUSSHERSTELLER BESCHREIBUNG MODELL GEWICHT PREIS

Autoblock(Twistlock mit Arretierung)

KONG Bolzen rastet automatisch in eine eckige Aussparung derSicherungsrolle ein; zum Öffnen anheben und drehen

HMS Autoblock AluX-Large StahlX-Large Inox

105 g

255 g255 g

Blank ATS 199,–Eloxiert ATS 219,–ATS 179,–ATS 259,–

Selbstsichernder Drehver-schluss mit verriegelbarerSicherungsrolle (Twistlockmit Arretierung)

AustriAlpin Sicherungsrolle kann angehoben und weitergedreht werden, bis der Bolzen in einer Aussparung einrastet

S.o.; zusĂ€tzlich „glatte“ Nase

HMS Classic

HMS Magic

85 g

95 g

ATS 189,–

ATS 199,–

Schrauber mit Sicherungs-manschette

DMM Nur bei zugeschraubtem Karabiner kann ein KunststoffbĂŒgelzugeklappt werden;

Belay Master 100 g ATS 359.–

Spinball(„Schrauber“ mit Arretierung)

Ball Lock(Twistlock mit Arretierung)

Petzl Plastikmanschette wird von Hand zugedreht und arretiert auto-matisch; zum Öffnen grĂŒnen Ball drĂŒcken und zurĂŒckdrehen;(3 verschiedene GrĂ¶ĂŸen/Formen)

Kunststoffmanschette arretiert automatisch; zum Öffnen grĂŒnenBall drĂŒcken und gleichzeitig drehen; 2 verschiedene Formen

Attache SpinballAm’D SpinballWilliam Spinball

Am’D Ball Lock

74 g71 g85 g

75 g

ATS 259,–ATS 269,–ATS 299,–

ATS 329,–

Alternativen zu „klassischem“ Twistlock und Schrauber

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www.kong.it

www.dmmwales.com

www.austrialpin.at

www.petzl.com

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Risikomanagementbei mobilen Seilrutschenoder: Flying Fox fĂŒr rutschende Gorillas

Risikomanagementbei mobilen Seilrutschenoder: Flying Fox fĂŒr rutschende Gorillas

Anders als beim alpinen Berg-sport, wo ein gewisses Restrisikodurch die alpine Umgebung vonallen Teilnehmern bewusst einge-gangen und auch akzeptiert wird,ist die Erwartungshaltung inBezug auf Sicherheit bei Aktionenwie Seilrutschen und SeilgĂ€rtenanders. Die Teilnehmer kommen meistohne spezielle Kenntnisse ĂŒberdie verwendete Seiltechnik unddie Risiken. Sie erwarten vielAbenteuer - „Action" - und einmöglichst aufregendes Erlebnis.Auch bei der Arbeit fĂŒr Firmen -„Teamteaching" - wird verlangt,dass ein Unfall oder eine Verlet-zung ausgeschlossen sein mĂŒs-sen (Auf die grundsĂ€tzliche Frag-wĂŒrdigkeit dieser „no risk but fun"

- Philosophie soll hier nicht nĂ€hereingegangen werden). BesondersKinder sind von einer SeilrutscheĂŒber einen Bach oder von einemFelsen fasziniert. Ein Risikobe-wusstsein kann hier natĂŒrlichnicht vorausgesetzt werden.Eine weitere Gefahr in diesenSituationen ist der Gruppendruckund der unsensible Umgang mitAngst. Angst ist ein wichtigerSchutzmechanismus, der abergerade bei AbenteueraktionenhĂ€ufig in den HintergrundgedrĂ€ngt wird. UnfĂ€lle in denletzten Jahren zeigen die Gefah-ren dieses Trends. Gerade der Bau von mobilenSeilrutschen verlangt besondersstrenge Sicherheitsbestimmungenund QualitĂ€tskriterien.

Der Trend zu Abenteuersportarten und erlebnispĂ€dagogischen Aktio-nen ist auch in Österreich unĂŒbersehbar. SeilgĂ€rten und Seilrutschenbilden dabei hĂ€ufig eingesetzte Elemente, bieten sie doch Nervenkit-zel und einen hohen „Fun-Faktor". Neben den professionell betriebe-nen stationĂ€ren SeilgĂ€rten mit Masten und Stahlseilen werden hĂ€u-fig auch mobile SeilgĂ€rten aufgebaut. Der Aufbau einer solchen„Gorilla"-Rutsche - auch „Flying Fox" genannt - mit Bergsport-AusrĂŒstung verlangt fundierte Kenntnisse in der Seiltechnik undauch SicherheitsĂŒberlegungen fĂŒr das gesamte System. Einemoderne Alpin-Ausbildung, insbesondere von Ausbildern, wirdzunehmend auch diesen Bereich in den Lehrplan integrieren mĂŒs-sen. Die Alpenvereinsjugend hat es sich letztes Jahr zum Zielgesetzt, Sicherheitsstandards fĂŒr SeilgĂ€rten festzulegen. Feder-fĂŒhrend an diesem Projekt arbeitete Christian Damisch.

von Christian Damisch

Alle C Ch. Damisch

Zero AccidentAls Leitsatz kann gelten, dassOutdoor AktivitĂ€ten mit wahrge-nommenem Risiko arbeiten sol-len, wĂ€hrend die tatsĂ€chlichenGefĂ€hrdungen gegen Null gehen.Das Sicherheitsziel muss sein,physische und psychische Verlet-zungen auszuschließen (Zero-Accident-Ansatz).

Wichtig ist deshalb, schon im Vor-feld der Übung eine Risikoauf-klĂ€rung durchzufĂŒhren. Auf Gefah-renstellen soll, wie auch bei deralpinen FĂŒhrungstĂ€tigkeit ĂŒblich,genau hingewiesen werden. DieTeilnehmer mĂŒssen auf die Fol-gen eines Fehlers und dessenVermeidung aufmerksamgemacht werden. Bei diesenÜbungen wird nicht mit einer Ver-letzung wie bei den klassischenAlpinsportarten gerechnet. BeimSchifahren oder Gehen mit Steig-eisen z. B. ist jedem bewusst,dass ein Sturz passieren und einverstauchtes Handgelenk, einblauer Fleck, ein gezerrter Muskelund im schlimmsten Fall eingebrochener Fuß die Folge seinkann.Aus dieser Forderung sind allge-meine Rahmenbedingungen fĂŒrein Sicherheitssystem abzuleiten:

❍ FreiwilligkeitKein Teilnehmer darf gezwun-gen oder zur Aktion gedrĂ€ngtwerden.

❍ Stopp Regel

Jeder Teilnehmer kann ausder Aktion oder dem Prozessaussteigen, wenn er sich nichtmehr wohl fĂŒhlt.

❍ Schattenprinzip

Jeder Teilnehmer bekommteinen Partner, der ĂŒber einenbestimmten Zeitraum auf ihnachtet.

❍ Redundanz

Jedes Sicherheitssystem mussnach Möglichkeit doppeltgefĂŒhrt werden.

❍ Vier-Augen-Prinzip, „Partner-check"

Jeder lebenswichtige Handgriffmuss nach Möglichkeit voneiner weiteren Person ĂŒber-prĂŒft werden.

FĂŒr ein vollstĂ€ndiges Sicherheits-system sind zusĂ€tzlich folgendePunkte erforderlich:

❍ Schriftliche Sicherheitsprozedu-ren: sicherheitsrelevante An-forderungen und Handlungenwerden dokumentiert (z.B.durch diesen Beitrag).

❍ Kontrolle: durch einen externenExperten wird das Sicherheits-system ĂŒberprĂŒft (z.B. durchStellungnahmen zu diesemBeitrag).

❍ Evaluation: durch Aufzeichnenund Analysieren vonZwischenfĂ€llen werden dieSicherheitsmaßnahmen weiter-entwickelt.

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RisikofelderIm folgenden sollen die Gefah-renmomente rund um einemobile Seilrutsche möglichstlĂŒckenlos erfasst werden:

Zu- und Abstieg

Ideal ist, wenn der Zustieg zurStartposition und der Abstiegnach der Landestelle so einfachsind, dass kein Absturz erfolgenkann. Besteht Absturzgefahr, istein SeilgelÀnder anzubringenoder eine Abseilstelle einzurich-ten.

Start

Am Startplatz sollen sich nur dieBetreuer und ein Teilnehmerbefinden. Jeder Teilnehmer wirdfĂŒr die Übung eingewiesen unddie AusrĂŒstung muss vomBetreuer genau ĂŒberprĂŒft werden.Ist nur eine ausgebildete Personam Startplatz, erfolgt die Kontrolleder AusrĂŒstung mittels verbaler,visueller und hĂ€ndischerKontrolle, das heißt, der Betreuernimmt den Karabiner in die Hand, kontrolliert den Verschlussund sagt laut: „Karabiner geschlossen".

Achtung: Der Start erfolgt erstnach Freigabe durch denBetreuer, der genau darauf achtet,dass die Rutschstrecke frei ist. Bei einer Seilrutsche auf derRudolfshĂŒtte fĂŒhrte der eigen-mĂ€chtige Start eines Teilnehmerszu einem Kollisionsunfall mit Kör-perverletzungen. Der untere hattedie Rutschstrecke noch nicht ver-lassen!

Rutsch- und Bremsstrecke

Das GefĂ€lle - der Neigungswinkelvon Landepunkt zu Startpunkt -darf nicht zu steil gewĂ€hlt wer-den. 200 wirken von oben bereitssehr steil und dĂŒrften einen obe-ren Grenzwert darstellen. 300 wir-ken von oben, als wĂŒrde manfrei abstĂŒrzen!Besondere Aufmerksamkeit ver-langt die Herstellung einer ausrei-chenden Bremsmöglichkeit bzw.Bremsstrecke. HĂ€ufig wird derTeilnehmer durch ein DurchhĂ€n-gen der Seile vor dem Lande-punkt von selbst abgebremst. Istdiese Bremswirkung nicht sichergegeben oder nicht ausreichend,muss ein Bremsseil verwendenwerden. Die richtige Einstellungder Bremsvorrichtung muss am

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Beginn der Aktion vorsichtig vonden Betreuern getestet werden.Zu bedenken sind auchGewichtsunterschiede, besondersein möglicher Bodenkontaktschwergewichtiger Teilnehmer.Und nicht zu vergessen: KeineHindernisse in der Rutschstrecke!

Verankerungen

Die zwei Seile sind auf getrenn-ten Verankerungen zu befestigen.An einem Baum werden zweiBandschlingen angebracht, imFels bestehen wir auf zweiSicherheitshaken. Das freie Seilnach der Spannvorrichtung wirdauf einen eigenen Verankerungs-punkt oder kreuzweise auf dieandere Verankerung gefĂŒhrt undso rĂŒckgesichert. FĂŒr Verankerun-gen im Fels mĂŒssen gebohrteund geklebte Haken mit ausrei-chender axialer Auszugskraft ver-wendet werden. Als Knoten ander Verankerung kann ein Mast-wurf-, ein Achter- oder der „nach-gesteckte Bulinknoten"1 verwen-det werden. Der gute alte Bulin-knoten lĂ€sst sich von allen Kno-ten eindeutig am leichtestenlösen. Allerdings birgt der Bulineinige Risiken, daher sollte er nur

in der Form des „nachgestecktenBulin" angewendet werden (sieheAbbildung). Ein Lösen - auch beiRingbelastung der Seilschlaufe -ist dadurch ausgeschlossen.

Seil- und Spannsystem

Redundanz ist gefordert: ZweiSeile werden ĂŒbereinander oderca. 10 bis 50 cm parallel neben-einander verankert und mit ca.320 daN, das entspricht etwadem vierfachen Körpergewicht, sostark gespannt, dass der Durch-hang in der Mitte der Seile beiBelastung durch den Teilnehmermind. 10 % betrĂ€gt2. Dadurch istsichergestellt, dass die KrĂ€fte aufdie Verankerungen in einem gĂŒn-stigen Bereich bleiben (unter1000 daN).Alle Komponenten der Seilrut-sche, wie Seile, Umlenk-, Spann-und Rollensysteme sowie Brems-system und AbhĂ€ngevorrichtung,sind wiederholt auf Verschleißund Deformation zu ĂŒberprĂŒfen.Als Seile sollen nur Statikseile mitmind. 10 mm Durchmesser(Höhlenseil) verwendet werden.Sie haben eine geringere Seildeh-nung und eine höhere Bruchlastals Bergseile zum Klettern, die fĂŒr

Mobile Seilrutsche - ÜbersichtZustieg gesichert

Betreuer

Betreuer

Abstieg gesichert

InterventionsseilRutschbahn hindernisfrei

Durchhang mind.10 % d. SeillÀnge

max. 20 0

Bremsseil

Alle Âą A. Zak

Spannvorrichtung,kreuzweise

RĂŒcksicherung

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eine Sturzbelastung gebaut sind.Als Sicherungsseile wie Brems-oder Interventionsseil sind nor-male Bergseile zu bevorzugen.Die Seile werden mit Hilfe eineseinfachen Flaschenzugsystemsgespannt. Als automatische RĂŒck-laufsicherungen haben sich Grigrioder Plate bewĂ€hrt. Die Umlen-kung fĂŒr den Flaschenzug kanndurch eine beliebige Klemmeerfolgen (Tibloc, JĂŒmar, Basic,

Ropeman, etc.). ReepschnĂŒre sindweder als RĂŒcklaufsicherungnoch zum Spannen geeignet (!),da deren Bruchlasten bei großerBelastung ĂŒberschritten werdenkönnen. Nach dem Spannvor-gang wird jedes Seil entwederkreuzweise oder auf einen eige-nen Verankerungspunkt rĂŒckge-sichert.Tipp: FĂŒr ein eventuelles Nach-spannen der Seile empfiehlt es

sich, das Spannsystem wÀhrenddes Betriebes eingebaut zulassen.

Bremsseil, Interventionsseil

Das Bremsseil muss so abgelĂ€ngtwerden, dass der Zielpunktgefahrlos erreicht wird. Ein Kno-ten im Bremsseil stoppt den Teil-nehmer vor dem Hindernis. DasBremsseil wird nach den Testsder Bremsstrecke bei jedem Teil-nehmer so schnell ausgegeben,dass keine ruckartigen Belastun-gen auftreten. Auf provozierte,extreme Schwingungen durchplötzliches stoppen sollte beimobilen Seilrutschen grundsĂ€tz-lich verzichtet werden. Der Ver-zicht auf das Bremsseil darf nurnach mehrmaligen Tests erfolgen.Auf wechselnde Masse der Rut-schenden ist zu achten. Zwei Per-sonen gleichzeitig rutschen las-sen ist in Ordnung, wenn dasSystem darauf ausgelegt ist. DergrĂ¶ĂŸere Durchhang und die lĂ€n-gere Bremsstrecke mĂŒssenbeachtet werden.Ist eine Hilfestellung bei Proble-men wĂ€hrend der Rutschphasenicht ohne Verwendung der Seil-bahn möglich, ist ein Interven-tionsseil vorzusehen. Das Inter-ventionsseil fĂŒhrt am besten zumLandeplatz. Durch Brems- undInterventionsseil ist es möglich,den Teilnehmer auf jeden derbeiden Standpunkte einzuholen.

HĂŒftgurt oder Kombigurt?

Die alleinige Verwendung einesHĂŒftgurtes ist wegen der aus-schließlichen Verwendung inHĂ€ngeposition sinnvoll. Die Kara-biner oder die Bandschlinge wirddirekt in der Abseilschlaufe desHĂŒftgurtes angebracht. Beibesonders schwergewichtigenoder extrem schmalen Teilneh-

Die Seile werden mit Hilfe eines einfachen Flaschenzugsystemsgespannt. Als automatische RĂŒcklaufsicherungen haben sich Grigrioder Plate bewĂ€hrt. Die Umlenkung fĂŒr den Flaschenzug kann durcheine beliebige Klemme erfolgen (Tibloc, JĂŒmar, Basic, Ropeman, etc.).ReepschnĂŒre sind weder als RĂŒcklaufsicherung noch zum Spannengeeignet (!).Die Seile werden so stark gespannt, dass der Durchhang in der Mittebei Belastung durch den Teilnehmer mind. 10 % betrĂ€gt. Dadurch istsichergestellt, dass die KrĂ€fte auf die Verankerungen in einem gĂŒnsti-gen Bereich bleiben.Nach dem Spannvorgang wird jedes Seil entweder kreuzweise oderauf einen eigenen Verankerungspunkt rĂŒckgesichert.

Der „nachgesteckte Bulinknoten"

Als Knoten an der Verankerung kann ein Mast-wurf-, ein Achter- oder der „nachgesteckte Bulin-knoten" verwendet werden. Der gute alte Bulin-knoten lĂ€ĂŸt sich von allen Knoten eindeutig amleichtesten lösen. Allerdings birgt der Bulin einigeRisiken, daher sollte er nur in der Form des„nachgesteckten Bulinknoten" angewendet wer-den. Ein Lösen - auch bei Ringbelastung der Seil-schlaufe - ist dadurch ausgeschlossen.

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mern muss die HĂ€ngepositionĂŒberprĂŒft werden und gegebe-nenfalls ein Kombigurt oderzusĂ€tzlich ein Brustgurt verwen-det werden.

Verbindungen mittels Karabiner

Ein fest zugedrehter Schraub-oder Twistlock-Karabiner mit Arre-tierung wird gegengleich, mitSchnapper nach außen (wenndie Seile nebeneinander gefĂŒhrtwerden), in jedes Seil eingehĂ€ngt.Werden Schraubkarabiner ver-wendet, mĂŒssen diese kopfĂŒberpositioniert werden, so, dass dieSchraubhĂŒlse nach unten gerich-tet ist und sich bei Vibrationennicht durch die Schwerkraft öff-nen kann. Beim Anseilgurt wer-den zwei Schraub- oderTwistlock-Karabiner gegengleich indie Anseilgurtschlaufe einge-hĂ€ngt.Achtung: Der „Rutsch"-Karabinerkann auf schmutzigem Seildurchgescheuert werden! Beizwei Seilen ĂŒbereinander kannauch das Schlauchband am un-teren Seil scheuern.

HĂ€ngeposition

Der Teilnehmer soll die Seile nurmit ausgestreckten Armen errei-chen können, um Verbrennungenbeim Rutschen vorzubeugen. Beizwei ĂŒbereinander liegenden Sei-len werden die laufenden Karabi-

ner mit einer oder zwei Band-schlingen verbunden und zu denAnseilkarabinern gefĂŒhrt. Beiparallel liegenden Seilen wird dieVerbindung ebenfalls durch Band-schlingen hergestellt. Die Teilneh-mer werden angewiesen, nicht indie Karabiner oder die Seile zugreifen. Vor dem Start ist es hilf-reich, wenn die genaue Positionder HĂ€nde an den Bandschlingenvereinbart und durch HineinhĂ€n-gen in das Seil geĂŒbt wird.

Ökologische Aspekte

Ökologische Aspekte, die es zubeachten gilt, betreffen in ersterLinie Bruder Baum. Gesunde, ca.15 bis 20 m hohe BĂ€ume miteinem Durchmesser von minde-stens 25 cm, ergeben grundsĂ€tz-lich ideale Verankerungen. ZumSchutz der Rinde sind möglichstbreite Bandschlingen einem Seilvorzuziehen, eventuelle Unterla-gen verstĂ€rken den Schutz. Erosi-onsschĂ€den und die Verdichtungdes Wurzelbereichs sind bei hĂ€u-figer Verwendung weitereAspekte, die es zu berĂŒcksichti-gen gilt.

Nun kann's aber losgehen. Einen guten Rutsch wĂŒnscht

Christian DamischDI Christian Damisch, 47, Bauingenieur

und BergfĂŒhrer, arbeitete von 1979 bis 1987 im Sicherheitsreferatdes Oesterreichischen Alpenverein

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Mobile Seilrutsche - Checkliste

✔ Redundanz ➟ Zwei Seile parallel nebeneinander oder zwei Seilevertikal ĂŒbereinander anordnen.

✔ Partnercheck ➟ Verbale, visuelle und hĂ€ndische Kontrolle✔ Startplatz - Landeplatz ➟ Zustieg und Abgang gesichert, ausreichend

Platz fĂŒr Warte- und Hilfsposition, ĂŒbersichtliche Anordnung desSystems.

✔ Spannvorrichtung ➟ Befestigungspunkte ĂŒberprĂŒft, Seile rĂŒck-gesichert.

✔ Rutschbahn ➟ Auf Hindernisse ĂŒberprĂŒfen.✔ Bremsseil ➟ Das Bremsseil muss so abgelĂ€ngt werden, dass der Ziel-

punkt gefahrlos erreicht wird. Knoten vor Hindernis stoppt Teilnehmer.✔ Interventionsseil ➟ PrĂŒfen auf Notwendigkeit✔ „Rutsch"-Karabiner ➟ (oder Karabiner in der Seilrolle) mit dem

Schnapper nach außen und Verschluss nach unten in die Seile ein-hĂ€ngen.

✔ „Anseil"-Karabiner ➟ Zwei gegengleich eingehĂ€ngte Karabiner mitVerschlusssicherung. Alternative: SchlauchbĂ€nder mit Ankerstich imHĂŒftgurt.

✔ Gurte ➟ Alleinige Verwendung des HĂŒftgurtes nur, wenn optimaler SitzgewĂ€hrleistet ist.

✔ Helmpflicht✔ Richtige HĂ€ngeposition ➟ Kopf deutlich unterhalb der Seile. Seil kann

gerade noch mit den HĂ€nden erreicht werden.✔ Bewegungsanweisung ➟ HĂ€nde nur an die SchlauchbĂ€nder!✔ Aufsicht (Betreuer) bei Ein- und Ausstieg ➟ Start nur nach

Freigabe durch den Betreuer am Startpunkt. Anlage nicht unbeaufsichtigtlassen

✔ Wiederholte Verschleißkontrolle aller Anlagenteile✔ Ökologische Aspekte beachten

Anmerkungen:1 Die Namensgebung „nachgesteckter Bulin" erfolgte wĂ€hrend der Redaktion dieses Beitra-

ges. Die Bezeichnung „doppelter Bulin" stand zunĂ€chst zur Diskussion, wurde dann aberaufgegeben, da diese Bezeichnung bereits fĂŒr einen anderen Knoten verwendet wird.

2 Bei einem Durchhang von 10 % kommt es an der Verankerung zu einer ca. 2,5-fachenKraft des Körpergewichtes (2,5 * 80 = 200 daN). Bei 320 daN Vorpannung ergibt sichsomit eine max. Belastung fĂŒr die Verankerung (bzw. die gesamte Sicherungskette) von ca.520 daN (320 + 200 = 520 daN), wenn im Extremfall nur ein Seil belastet wird. Das istweit unter den ĂŒblichen Bruchlasten von Karabinern und SicherungsgerĂ€ten.

Einige wichtige Details einer Seilrutsche:● Redundanz durch zwei parallele

statische Seile an getrennten Fix-punkten.

● Um Verbrennungen vorzubeugen,muss die HĂ€ngeposition bei einerSeilrutsche so gestaltet werden,dass die Seile nur bei absoluterStreckung der Arme erreicht wer-den können.

● Ein Betreuer bedient das Brems-seil.

● Ein zweites „Interventionsseil"wurde in diesem Fall auch vorge-sehen (nicht immer notwendig).

● Redundanz durch zwei Anseil-Karabiner, die in den HĂŒftgurtringeingehĂ€ngt werden. Je eine Bandschlinge fĂŒhrt zu den„Rutsch"-Karabinern bzw. zu denSeilen. Brems- und Interventions-seil werden ebenfalls hier einge-hĂ€ngt.

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Wie standfest sindBergsteigerInnen ?

Wird kein fixer Sicherungspunktverwendet, so entscheidet amBeginn eines Sturzes dieStandfestigkeit und - wenn diesenicht ausreicht den Sturz abzu-fangen - die Reibung ĂŒber denAusgang des Abenteuers. DieFrage „wie standfest sind Berg-steigerInnen“ ist also im folgen-den ganz wörtlich zu nehmen.ZunĂ€chst eine physikalischeAnnĂ€herung: Ein Körper kippt,wenn der Fußpunkt des Schwer-punktes ĂŒber die Kippkante hin-aus gerĂ€t - so steht es zumindestim Physikbuch (siehe S. 28).

Die energetische Standfestigkeitbeschreibt, welche Mindestener-gie notwendig ist, um einenGegenstand umzuwerfen. Der

Schwerpunkt muss beim Kippengehoben werden, dazu ist Ener-gie notwendig. Beim stehendenMenschen ist der notwendigeWeg (h) und damit die Standfe-stigkeit praktisch gleich Null (!),besonders wenn man beimgleichzeitigen Gehen im haken-freien SchrofengelÀnde auchnoch weiche Knie hat und weitvom physikalischen Ideal desstarren Körpers entfernt ist.

Etwas besser sieht die Situationim Sitzen aus, z. B. nach einemschulmĂ€ĂŸig gehaltenen Spalten-sturz: der Schwerpunkt ist tief,das gestreckte Bein vorne imweichen Firn. Hier mĂŒĂŸte dasKörpergewicht ĂŒber dasgestreckte Bein nach oben gehe-belt werden, um aus dem Stand- oder besser Sitz - gerissen zuwerden.

Die dynamische Standfestigkeitbeschreibt die Mindestkraft dieman braucht, um jemanden ausdem Gleichgewicht zu bringen.MĂ€ĂŸig starkem Wind hĂ€lt manstundenlang stand, eine kurzekrĂ€ftige Windbö wirft einen um,obwohl die eingesetzte Winden-ergie jeweils gleich groß war. Auf den Punkt gebracht: Je grĂ¶ĂŸerdas Gewicht und die StandflĂ€chebzw. je geringer die Höhe einesKörpers, desto schwerer ist erumzuwerfen! Wenn man auf aus-gesetzten Graten auf allen Vierenkrabbelt, vergrĂ¶ĂŸert man alsonicht nur seine StandflĂ€che, son-dern senkt auch den Schwer-punkt ab, und von „Eleganz“ istin der Formel ja keine Rede. EineWindbö hat es damit schwerer,den Kletterer von Luv nach Leezu transportieren.

Ein Rechenbeispiel

Wieder einmal muss unser Norm-bergsteiger herhalten: Mit seinerMasse von 80 kg entwickelt ereine Gewichtskraft von ca. 800 N,die Höhe des Anseilpunktes ist jenach Anseilmethode im Bereichvon 1 – 1,4 m. Die Breite derrelevanten StandflĂ€che hĂ€ngt vonder Zugrichtung - nach vorne/hin-ten oder seitlich - und der Schritt-position - Beine geschlossen,Spreizschritt, Ausfallschritt - abund liegt im Bereich von 5 cm -seitlicher Zug wĂ€hrend desGehens - bis 50 cm - Zug nachvorne bei stabilem Ausfallschritt.Daraus kann man die KrĂ€fteerrechnen (S. 28), die notwendig

sind, um einen umzuwerfen -und die sind erstaunlich gering:Bei stabilem Stand, angeseilt in1m Höhe genĂŒgen 400 N (40kp), bei seitlichem Zug wĂ€hrenddes Gehens 40 N (4 kp).

Noch einmal

Eine Kraft von 40 – 400 N ( ent-spricht 4 – 40 „kg“) reicht, umauch einen krĂ€ftigen Bergsteigerumzulegen! Und dabei gelten dieFormeln fĂŒr den ebenen Boden.Schotter oder harter Firn verbes-sern die Situation nicht wirklich.Pit Schubert hat praktische Testsund Messungen durchgefĂŒhrt, diediese Zahlen sehr gut bestĂ€tigen:Beim Gehen variiert die Standfe-stigkeit in einem sinusförmigenVerlauf, je nach Schrittphase undSchrittgrĂ¶ĂŸe im Bereich von 0 bisca. 400 N.Computerberechnungen habengezeigt, dass es wĂ€hrend desGehens keine einzige stabilePosition gibt. WĂŒrde man zueinem beliebigen ZeitpunktwĂ€hrend des Gehens erstarren,man wĂŒrde immer umfallen. Daslabile Gleichgewicht der aufrech-ten Körperhaltung ergibt sich nuraus Bewegung. Jeder der einmalmit den Steigeisen eingefĂ€delthat und in der Bewegung„erstarrt“ ist, wird das bestĂ€tigenkönnen.

Mitreißend : „Gehen am kurzen Seil“Wenn man in sehr alten Lehr-bĂŒchern schmökert und dort die

Energieist Kraft mal WegSicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

Energieist Kraft mal WegSicherungstheoretische Grundlagen, Teil 3

In den ersten beiden Teilen wurden die KrĂ€fte, die beim Sturz einesKletterers auf Seil, Standplatz, Zwischensicherungen und Körper ein-wirken, nĂ€her unter die Lupe genommen. Ausgangspunkt war - mitAusnahme des Toprope-Kletterns - jeweils die Sicherung an einemfixen Standplatz. Dabei werden zwar schnell einige 100 daNerreicht, aber moderne Bohrhaken und Karabiner halten das lockeraus, und auch Seilrisse sind praktisch kein Thema mehr. Einzig imalpinen Reich der Rostgurken und Mini-Stopper oder bei sicherungs-technischen Fehlern scheint das Material ein relevanter Sicherheits-faktor zu sein.Dieser Teil widmet sich der Verwendung des Seils ohne Fixpunkt -auf steilen Schneefeldern, am Gletscher, beim Klettern im „leichten“SchrofengelĂ€nde und beim Gehen am kurzen Seil als FĂŒhrungs-technik.

von Walter Fimml und Michael Larcher

C H. Zak

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Abbildungen zum Thema Partner-sicherung studiert, bleibt auchabgebrĂŒhten Alpinisten eine GĂ€n-sehaut nicht erspart, und manfreut sich ĂŒber die Erfindung derStandplatzes bzw. die (Selbst-)Sicherung an Fixpunkten.Im wesentlichen sind es heutenoch zwei Bereiche, in denen wirauf die strikte Aufgabenteilung in„Sichern“ und „Klettern/Gehen“verzichten: Bei der „Gletscherseil-schaft“ und beim „Gehen am kur-zen Seil“. Fortbewegung undSicherungsarbeit werden hiergleichzeitig geleistet.Dabei hat die Gletscherseilschaftmeistens gute Voraussetzungen,da sie im Ernstfall nicht auf dieStandfestigkeit einer einzelnenPerson angewiesen ist. DasRisiko, mitgerissen zu werden, isthier vor allem bei der Zweier-Seil-schaft ein heißes Thema oder beientsprechender Hangneigung.

Unvergleichlich brisanter ist dasgleichzeitige Gehen am Seil inFirn- und EishĂ€ngen, im Schrofen-gelĂ€nde, auf Graten – kurz im„AbsturzgelĂ€nde“, wenn einePerson, die sich meistens „FĂŒhrer“nennt, die Aufgabe hat, eineneventuellen Sturz unter Kontrollezu bringen. Mit den Daten ĂŒberdie menschliche Standfestigkeitim Hinterkopf, erscheint dasdabei bestehende Risiko nochweit dramatischer. DiesegrundsĂ€tzlich heikle Sicherungs-aufgabe hat sich in der Technik„Gehen am kurzen Seil“ etabliert,einer FĂŒhrungstechnik, die fĂŒrviele BergfĂŒhrer zum Alltaggehört.

„Gehen am kurzen Seil“ ist nichtzu verwechseln mit der Methode„verkĂŒrztes Seil“, wenn nur 20 bis30 m des Seiles verwendet wer-den, um nicht den Sichtkontaktzum Nachsteiger zu verlieren undum unnötige Seilreibung unddauerndes Restseil einziehen zuvermeiden. (Hier wĂ€re anzumer-ken, dass bei der Sicherung derNachsteiger immer eine Bandsch-linge mit SicherungsgerĂ€t verwen-det werden muss. Das Seil nurum einen Felskopf oder um denSteckpickel zu legen, ist keinegeeignete Sicherungsmethode.)Zum Thema „Gehen am kurzenSeil“ wurde schon viel geschrie-

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Sicherungstechnik anno 1907und noch weitere Jahrzehntestate of the art. Wem solcheAbbildungen eine GĂ€nsehautverursachen oder mitleidigesKopfschĂŒtteln abringen, solltenicht vergessen, dass unser„Gehen am kurzen Seil“ in Firn-flanken oder auf Graten eineSicherungstechnik darstellt, diesehr rasch zu RisikosituationenfĂŒhrt, die der dargestellten umnichts nachstehen. Zumindesthat hier der Sichernde festenStand und ein scharfes Auge aufseine Herrschaft. Und natĂŒrlichwaren FĂŒhrer damals noch ganzandere Kerle ...Aus: Zsigmondy, Paulcke: Die Gefahrender Alpen, S. 58

Die StandfestigkeitDie energetische Standfestigkeit beschreibt, wie hoch der Schwerpunktgehoben werden muss (%h) und welche Energie dazu notwendig ist: E = mg% h

Die dynamische Standfestigkeit beschreibt die MindestgrĂ¶ĂŸe einer Kraft,die notwendig ist, um einen Körper zu kippen. Liegt die Resultierende(R) aus Gewichtskraft (G) und seitlicher Kraft (F) innerhalb der Stand-flĂ€che (wie unten), dann ist kein Kippen möglich, egal wie lange dieKraft einwirkt.

Mathematisch: h * F > b * G, der Block kippt bei

F = seitliche AngriffskraftG = GewichtR = Resultierende, Vektorsumme aus F und Gh = Angriffshöhe der Kraft (entspricht beim Kletterer der Höhe des

Anseilpunktes, nicht des Schwerpunktes!)h = Höhe, um die der Schwerpunkt angehoben werden muss, damit der Körper

kippen kann.b = (waagrechter) Abstand des Schwerpunktes von der Kippkante

(zumeist halbe Breite der StandflÀche)

F > b * Gh

a b c d e

Beim Gehen variiert die Standfestigkeit in einem sinusförmigen Verlauf,je nach Schrittphase und SchrittgrĂ¶ĂŸe im Bereich von 0 bis ca. 400 N.Computerberechnungen haben gezeigt, dass es wĂ€hrend des Gehenskeine einzige stabile Position gibt. WĂŒrde man zu einem beliebigen Zeit-punkt wĂ€hrend des Gehens erstarren, man wĂŒrde immer umfallen, daslabile Gleichgewicht der aufrechten Körperhaltung ergibt sich nur ausBewegung.

2 b

F

G R

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ben und noch mehr an BergfĂŒh-rertischen diskutiert. NationaleLehrmeinungen und kontrĂ€reErfahrungen treffen hier aufeinan-der. Nachfolgend einige Überle-gungen und VorschlĂ€ge:

Kurzes Seil fĂŒr ehrenamtlicheFĂŒhrerInnen (Vereinstouren)

„Gehen am kurzen Seil“ ist fĂŒrehrenamtliche FĂŒhrer tabu. In derstaatlichen Lehrwarte-Ausbildung1

haben wir diese Grenze bereitsvor vielen Jahren vereinbart unddie Ausbildung danach ausgerich-tet. „Besteht Absturzgefahr?“ –das ist die Gretchenfrage. Wenn„JA“, dann ist an Fixpunkten zusichern, wenn „NEIN“, kann dasSeil abgelegt werden oder manbleibt am Seil, wenn abzusehenist, dass in KĂŒrze wieder gesi-chert werden muss (wir sprechenin diesem Fall vom „gemeinsa-men Seiltransport“). Dass sich inder Praxis von Vereinstourenimmer wieder Grauzonen erge-ben werden, soll hier nicht ver-schleiert werden, dennocherscheint die Grundregel sinnvoll.Und es ergeben sich darauswichtige Konsequenzen fĂŒr dieTourenplanung, die so abge-stimmt werden muss, dass derZeitfaktor es erlaubt, kritische Pas-sagen von Standplatz zu Stand-platz zu sichern. Der Biancogratist eben keine FĂŒhrungstour fĂŒreinen Lehrwart. Genauso derHörnligrat und andere langeFĂŒhrungstouren, die ein Gehenam kurzen Seil notwendigmachen, wenn man seinen Zeit-plan einhalten will.Als Argumente fĂŒr diese Abgren-zung gegenĂŒber dem Berufsberg-fĂŒhrer mĂŒssen nicht nur dieumfassendere Ausbildung undweit grĂ¶ĂŸere Praxis des BergfĂŒh-rers ins Treffen gefĂŒhrt werden.Ein ehrenamtlicher FĂŒhrer hat eseinfach nicht notwendig, sich insolche Graubereiche zumanövrieren, er hat nicht denwirtschaftlichen Druck des Mark-tes, der FĂŒhrungstouren wie„Rochefortgrat“, „Weisshorn“ undandere Schreckensfahrten fordert.Wenn schon ehrenamtlich, danndoch bitte ohne Bauchweh!

Kurzes Seil fĂŒr Profis

„Gehen am kurzen Seil“ ist fĂŒrBerufsbergfĂŒhrer eine leider nichtvermeidbare „Sicherungsme-thode“ mit vielen Graubereichenund SicherheitslĂŒcken, die auchdann nicht immer geschlossenwerden können, wenn nur einGast zu betreuen ist. Auch aufdie Gefahr hin, als realitĂ€tsferneingestuft zu werden, behauptenwir, dass viele Profis das Gehenam kurzen Seil eindeutig ĂŒber-strapazieren, indem sie es auchdann anwenden, wenn der Fak-tor Zeit keine Rolle spielt. Geradediese Sicherungstechnik wird sehrschnell zur „gefĂ€hrlichen Routine“.

Auf scharfen Graten gibt‘s dannnoch die Illusion vom Sprung aufdie andere Seite, wenn sich einSeilschaftsmitglied plötzlich ent-schließt, dem freien Lauf der Gra-vitationskrĂ€fte zu folgen. Das magzwar da und dort gelungen seinaber hĂ€ufig ist man einige Meterunterhalb des Grates und mehrals eine Sekunde Reaktionszeithat man nicht.

Aus der Sicht des Alpinstatistikerssollte man auch noch folgendesĂŒberlegen: Der nicht geringenAnzahl jener, die erzĂ€hlen, mitkurzem Seil schon erfolgreichStĂŒrze gehalten zu haben unddass auch vier Nachsteiger keinProblem sind, wenn man es nurrichtig macht, stehen all jenestummen Zeugen gegenĂŒber, dieweniger GlĂŒck hatten, es aberniemanden mehr erzĂ€hlen kön-nen. Und selbst wenn man 90 %der StĂŒrze irgendwie unter Kon-trolle bringen könnte, wĂ€re dasnicht besonders beruhigend.

Provokant: Das Gehen am kurzenSeil ist neben der Schneebrettge-fahr die zweite Achillesferse desProfifĂŒhrers!

Kurzes Seil privat

„Gehen am kurzen Seil“ im priva-ten Bereich bei gleich starkenBergsteigern ist ein Unsinn, dermeist in dem Mythos begrĂŒndetist: „Seil ist gleich Sicherheit.“Diese falsche SchlussfolgerungfĂŒhrt nicht selten zum Supergau,

Der „formelle” Sturz im SchneeDie Geschwindigkeit beim Rutschen auf einer schrĂ€gen FlĂ€che wirdmathematisch wie folgt ermittelt:

, die Geschwindigkeit im freien Fall

v = Geschwindigkeit in m/sg = Erdbeschleunigung 9.81 m/sh = Fallhöhe bzw. Rutschhöhe, (Höhenunterschied, nicht LÀnge)a = Hangneigung in Gradm = Reibungswert, dimensionslos

Vom DAV-Sicherheitskreis wurden bei Sturzversuchen folgende Reibungs-werte (m) ermittelt:

m = 0,03 - Bergsteiger auf Eis oder hartem Firn, unabhÀngig von derBekleidung

m = 0,2 - weicher Schnee, Perlonbekleidungm = 0,3 - weicher Schnee, normale Bekleidung

Diagramm und Tabelle zeigen die Rutschgeschwindigkeit in % derGeschwindigkeit beim freien Fall fĂŒr vier verschiedene Reibungswerte inAbhĂ€ngigkeit von der Hangneigung.

Rutschgeschwindigkeit in % der Geschwindigkeit des freien Falles

a m = 0,03 m = 0,1 m = 0,2 m = 0,3

200 96 85 67 42

300 97 91 81 69

400 98 94 87 80

500 99 96 91 87

600 99 97 94 91

700 99 98 96 94

v = 2gh (1–mcotakllllll

*100 = 1– mcotakllllv rutsch

v frei

% der Geschwindigkeit des freien Falles:

1 Gemeint sind die LehrgĂ€nge „Lehrwart Alpin“ und „Lehrwart Hochalpin“, die von der BAfl-Innsbruck veranstaltet werden und in denen das Lehrteam des Alpenvereins die praktischeAusbildung bestreitet.

Hangneigung α in Grad

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

00 10 20 30 40 50 60 70 80

” = 0,01

” = 0,1

” = 0,2

” = 0,3

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dann meist ohnehin seilfreigegangen. Schon bei 200 Hang-neigung können bei harten Firn95 % der Geschwindigkeit unddamit der Sturzenergie des freienFalles erreicht werden. Jeder Wanderer sollte daher dieBremstechnik („LiegestĂŒtztechnik“)beherrschen. Auch eine gut ange-legte Spur, Skistöcke zum Stabi-lisieren oder ein Pickel undHandschuhe fĂŒr den Fall desFalles, erhöhen die SicherheitbetrĂ€chtlich.

Ein Rechenbeispiel

Eine Zweierseilschaft ist im 10 m-Abstand angeseilt auf einem 300

„steilen“ Gletscher unterwegs.Wegen des harten Firns habensie die Steigeisen angezogen.Beim bergab gehen stolpert derSeilzweite - unser 80 kg-Freundvom Normsturzverein - mit seinenSteigeisen, kann sich mit denSchistöcken aber nicht mehr hal-ten und auch der Pickel amRucksack ist keine Hilfe. SeinKamerad hört den Schrei, kauertsich nieder und spannt seineMuskeln, wĂ€hrend sein Kollegean ihm vorbeisaust. Hat er eineChance, ihn zu halten?

Aus dem Seilabstand vom 10 mergibt sich eine SturzlÀnge von20 m und damit auf einem Hangmit 300 Neigung eine Sturzhöhevon 10 m. Im freien Fall erreichtman aus dieser Höhe eineGeschwindigkeit von gut 50

zum Absturz der ganzen Seil-schaft.

Anwendung des kurzen Seiles

Gehen am kurzen Seil bedarfeiner permanenten, Ă€ußerstselbstkritischen Aufmerksamkeit,einer ausgefeilten Technik undmuss auf ganz wenige Situatio-nen beschrĂ€nkt bleiben:

Ein BergfĂŒhrer mit einer Person,max. zwei. Der Abstand istextrem verkĂŒrzt und der Gastist immer leicht „auf Zug“.Sicherung von Kindern aufWegen mit Absturzgefahr. Andie Leine nehmen ist beischmalen Wegen besser undangenehmer als an der HandfĂŒhren.„Gemeinsamer Seiltransport“(das kurze Seil hat keineSicherungsfunktion!) im leich-ten GehgelĂ€nde zwischenSteil- bzw. Kletterpassagen.

Schnee & Firn: Reibungwird vorgetĂ€uschtAbsturz auf Schneefeldern imFrĂŒhsommer ist eine hĂ€ufige

Ursache tödlicher AlpinunfĂ€lle.Auch erfahrene Alpinisten kom-men beim Zu- und Abstieg vonKlettertouren auf den Schneefel-dern am Wandfuß ins Schwitzenund zum Teil auch ins Rutschen.Falsche EinschĂ€tzung der Gefahr,unzureichendes Schuhwerk undschlechte Gehtechnik sind dieHauptabsturzursachen. Die ehersanfte Optik einer Schnee- oderGrasflanke tĂ€uscht ĂŒber die har-ten physikalischen Tatsachen hin-weg. Nur ein geringer Teil derSturzenergie wird durch Reibungaufgenommen.Die Sturzenergie nach 10, 50oder 100 Höhenmetern Rutsch-partie ist fast identisch mit einemAbsturz aus eben dieser Höhe.Nur bei einem sanften, hindernis-freien Auslauf besteht die Chance,halbwegs glimpflich davonzu-kommen, allerdings ist durchÜberschlag und Aufschlag auchauf glatten HĂ€ngen mit schwerenVerletzungen zu rechnen. Bei HĂ€ngen ab etwa 400 fĂŒhrt einRutschen zu Beschleunigungenund KrĂ€ften im Bereich von 80 –100 % des freien Falles, und zwarziemlich unabhĂ€ngig davon, ob

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man mit modischen Hochglanz-Leggins oder der waschechtenSchnĂŒrlsamt-Knickerbocker undrotweißkariertem Flanellhemdunterwegs ist.

Nur bei sehr flachen HĂ€ngen(<200) oder wirklich tiefem Firn istgenug Reibung vorhanden, damitein kleiner Rutscher nicht zumAbsturz wird - allerdings wird

Nach einem Stolperer auf Schnee- und Firnfeldern möglichst rasch zum Stillstand zu kommen, ist eine derelementarsten Rettungstechniken. Große Sorgfalt verlangt die Wahl des ÜbungsgelĂ€ndes.Achtung: Diese Rutsch- und BremsĂŒbungen niemals mit Steigeisen durchfĂŒhren. Das Verletzungsrisiko istzu groß (Passiert‘s wirklich, dann mĂŒssen die FĂŒĂŸe hoch).

Alle Âą A. Zak

Das „Mitreißrisiko“ erhĂ€lt seine Brisanz hĂ€ufig durch das zusammen-treffen dreier Faktoren:1. Die menschliche Standfestigkeit beim Gehen ist nahezu Null, d.h.es genĂŒgen geringe KrĂ€fte um einen Menschen zu Sturz zu bringen.2. Der tĂ€uschende Eindruck einer Firnflanke hinsichtlich der vorhande-nen Reibung bzw. die UnterschĂ€tzung der Rutschbeschleunigung.3. Das stark erhöhte Stolperrisiko beim Gehen mit Steigeisen!

Alle C Larcher

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selbst wenn man auf den Sturzgefasst ist. Etwas besser stehendie Chancen, wenn der untereKletterer stĂŒrzt oder bei Hangque-rungen der Seilabstand sehr kurzist. Wichtig ist, dass der GestĂŒrzteaugenblicklich in Bremsposition(LiegestĂŒtzstellung) kommt. Aufnicht zu harten FirnhĂ€ngenbesteht dann mit Übung vielleichtnoch eine Chance, bei hartemFirn oder Blankeis ist es nachden ersten Metern so als wollteman sich nach einem 10 m Sturzim Fels an einem guten Griff fan-gen (das schaffte bisher nur Syl-vester Stallone in „Cliffhanger“und Tom Cruise in „MI 2“). Nurbeim Zusammentreffen einigerglĂŒcklicher ZufĂ€lle ist ein synchro-nes Bremsen aller Teilnehmermöglich, ansonsten reißt ein ein-ziger Teilnehmer die anderenwieder recht locker aus ihrer Posi-tion und weiter geht die wildeJagd.

Fazit

Bei hartem Firn oder Blankeissind bereits mittelsteile HĂ€nge(ab 200) AbsturzgelĂ€nde und esmuss, wenn eine Sicherungerforderlich ist, von Fixpunkt zuFixpunkt gesichert werden. GeĂŒbte Geher sollten im Firnseilfrei gehen, wenn keineSpaltengefahr besteht bzw. dieAbsturzgefahr grĂ¶ĂŸer einge-schĂ€tzt wird als die Spalten-sturzgefahr.Ein Fixseil in der Form eines„GelĂ€nderseiles“ ist immerdann eine saubere undschnelle Lösung, wenn dieabsturzgefĂ€hrdete Passage kurzist: Der FĂŒhrer steigt ungesi-chert hoch und fixiert das Seilmit Steckpickel oder totemMann. Der letzte der Gruppebleibt eingebunden und hĂ€ltdas Seil gespannt, wĂ€hrend

km/h. Nehmen wir den Reibungs-wert seiner Bekleidung großzĂŒgi-gerweise mit 0,1 an, so könnenwir bei 300 Hangneigung mit ca.90 % der Geschwindigkeit desfreien Falles, also 45 km/h (oder12,6 m/s) rechnen. Die Sturzener-gie betrĂ€gt 6350 Joule.Dies entspricht immerhin einemSprung aus gut 8 m Höhe!Ebenso hart wie fĂŒr den GestĂŒrz-ten ein Aufprall aus dieser HöhewĂ€re, ist nun der Katapultstartseines Kameraden, der jetzt mitihm in WechselfĂŒhrung dieStrecke bis zum Hangauslauf –so es einen gibt – zurĂŒcklegt. Die KrĂ€fte, die in dem Moment, indem sich das Seil spannt, auftre-ten, hĂ€ngen bei einem fixiertenSeil vom Fangstoß des Seiles abund liegen bei etwa 8-10 kN.Diese werden aber bei weitemnicht erreicht, denn je nach Tritt-stufen und Position wird unserKletterer im Firn schon bei KrĂ€ftenweit unter 1 kN aus dem Standgerissen, bei ca. 50-200 N ( ent-spricht 5-20 „kg“) wenn er vomSturz ĂŒberrascht wird.Und mit einer Pickelsicherung?Die Haltekraft einer Pickelsiche-rung liegt bei ca. 200 daN (200kp). Das heißt, nur bei genĂŒgen-dem Seildurchlauf und einem Fußam Pickel hĂ€tte ein Steckpickelgehalten. Der Bremsweg bzw. derSeildurchlauf mĂŒsste grĂ¶ĂŸer alsetwa 3,5 Meter sein. So viel Seil-durchlauf ist nur mit viel Übungund mit einem sanft bremsendenSicherungsgerĂ€t (und Handschu-hen) zu erreichen, sonst packtman zu fest zu und der Pickelwird ausgerissen.

Bescheidenheit ist angesagt

Bei vielen Kursen und leider auchbei vielen UnfÀllen hat sichgezeigt, dass das Halten einessolchen Sturzes unmöglich ist,

die Gruppe mit Prusik dem Seilentlang aufsteigt. Der Letztewird nachgesichert.FĂŒhrungen ĂŒber lange Grateoder Gletscherflanken sind oftschwer in vernĂŒnftiger Zeitabzusichern, Hörndligrat oderRochefortgrat bringen aucherfahrene BergfĂŒhrer insschwitzen, und einigePassagen solcher Tourenwerden nur durch Psychologieund einen gut gesinntenSchutzengel abgesichert, der -wie auch das Abenteuer - abund zu Pause macht.

Der SpaltensturzNoch ein kurzer physikalischerBlick auf den Spaltensturz:Im gĂŒnstigsten Fall bricht mannur mit einem oder beiden FĂŒĂŸendurch die Schneedecke, wirft sichnach vorne und die Schnee-brĂŒcke ist stabil genug, um dasDurchbrechen des ganzen Kör-pers und somit einen Absturz zuverhindern.Der Physiker sagt dazu „Druck istKraft pro FlĂ€che“, stellt erfreut fest,dass durch VergrĂ¶ĂŸerung der Auf-lageflĂ€che der Druck kleiner als

die lokale Belastbarkeit derSchneebrĂŒcke wurde, wirft nocheinen Blick in den schwarzenAbgrund und setzt seine Tour fort,Seil und Nerven jetzt etwas mehrgespannt als vorhin.Aufmerksame Leser von Berg&Steigen werden zurecht ein-wenden, dass die StabilitĂ€t derSchneedecke auch von der Be-lastungsgeschwindigkeit (z. B.Sprung, Sturz oder Abschwingengenau auf der SpaltenbrĂŒcke)abhĂ€ngt. Beim Stehen wirken ca.100 daN (Kletterer und Rucksack),beim Wippen mit Skiern etwadas doppelte, beim Springenoder Sturz wurden Werte ĂŒber500 daN gemessen. Die Theorie der Belastbarkeit derSchneedecke ist ein endlosesGebiet, daher noch kurz einigeKonsequenzen fĂŒr die Praxis:

In Spaltenzonen sturzfreiabfahren, am besten mitStemmbogen und nicht abruptabschwingen, Schier nicht oderimmer nur einzeln ausziehen(z.B. beim Auffellen).Beim Überqueren heikler Stel-len im Sommer eventuell aufallen Vieren krabbeln oder

Ein Fixseil in der Form eines „GelĂ€nder-seiles“ ist immer dann eine saubere und

schnelle Lösung, wenn die absturzgefĂ€hrdetePassage mit einer SeillĂ€nge ĂŒberwunden werden

kann. Der FĂŒhrer steigt ungesichert hoch und fixiertdas Seil (toter Mann, Eisschraube). Der letzte der Gruppebleibt eingebunden und hĂ€lt das Seil gespannt, wĂ€hrend

die Gruppe mit Prusik dem Seil entlang aufsteigt. Der Letztewird nachgesichert. Runter funktioniert das Ganze Àhnlich, auf

den Spanner kann man verzichten.

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Aerodynamisches Modell eines Bergsteigers:Der Kopf wird durch eine Kugel mit dem Durchmesser 20 cm idealisiert, der Einflussdes Halses wird vernachlĂ€ssigt. Der Rumpf wird mittels eines Zylinders mit einemDurchmesser von 40 cm und einer Höhe von 70 cm modelliert. Die Beine werdendurch zwei zylindrische Röhren mit 15 cm Durchmesser und 80 cm HöheangenĂ€hert.Die Oberarme sind im Rumpf mit berĂŒcksichtigt, die Unterarme stehen zumeist paral-lel zur Windrichtung und werden nicht modelliert.

Die aerodynamischen Beiwerte betragen:

fĂŒr den Kopf: cw = 0,5fĂŒr den Rumpf: cw = 0,75fĂŒr die Beine: cw = 0,85

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StrömungskrÀfte auf einen Körper

StrömungskrĂ€fte auf den Bergsteiger:FĂŒr Luft mit einer Dichte r = 1,25 kg/m3 berechnet sich der Staudruck inAbhĂ€ngigkeit der Geschwindigkeit zu q = 0,625 v2 wenn dieGeschwindigkeit in Meter pro Sekunde (m/s) angegeben wird. Die Tabelle listet die StrömungskrĂ€fte in Newton als Funktion derGeschwindigkeit auf, welche auf unseren rudimentĂ€ren, sturmumtostenBergsteiger wirken. Fgesamt wirkt im FlĂ€chenschwerpunkt des Körpers, derin etwa dem Massenschwerpunkt entspricht.

Somit wirkt bei 100 km/h eine Kraft von etwa 200 N, also 20 kp (∌ kg). Als ÜberprĂŒfung, ob das Modell sinnvolle Ergebnisse geliefert hat, nochein Vergleich mit einem Fallschirmspringer im freien Fall: Ein Fallschirm-springer beschleunigt im freien Fall auf ca. 200 km/h, dann bleibt seineGeschwindigkeit konstant. Das bedeutet, dass sich bei dieser Geschwin-digkeit die Strömungskraft infolge des Luftwiderstandes und das Eigen-gewicht die Waage halten mĂŒssen. Wenn der Fallschirmspringer einGewicht von 80 kg hat, dann muss die resultierende Kraft 800 N betra-gen. Bei 130 km/h betrĂ€gt die resultierende Strömungskraft 350 N undes gilt:

vgesucht2 : v1302 = 800 : 350

und somit ist die gesuchte Geschwindigkeit vgesucht = 130 (800*350)0,5 =196.5 km/h, was einem realistischen Wert entspricht.

Standfestigkeit bei Wind:

Wie schon weiter oben dargelegt, wĂŒrde eine plötzliche Windkraft schonbei einer Windgeschwindigkeit von 50 km/h ausreichen, um einen Berg-steiger umzuwerfen. BlĂ€st der Wind mit konstanter Geschwindigkeit, sokann man sich der Windkraft durch SchrĂ€glage entgegen stemmen.Ungut wird das Ganze bei böigem Wind. Hat man sich zu weit aus derstatischen Schwerpunktslage entfernt – die Wirkungslinie der Schwer-kraft liegt außerhalb der StandflĂ€che – und der Wind lĂ€sst nur geringfĂŒ-gig nach, so muss man die Gleichgewichtslage durch Ausgleichsbewe-gungen wiederfinden.

Strömungskraft im Wasser:

Die Staudruckformel (q = v 2 r / 2) gilt auch fĂŒr eine Anströmung mitWasser. Aufgrund der wesentlich höheren Dichte von Wasser (= 1000 kg/m3) erhöht sich der Staudruck sehr stark auf:

q = v 2 r / 2 = 500 v 2, bei v in m/s und aufq = 38,58 v 2, bei v in km/h.

Die Widerstandsbeiwerte cw von oben gelten nur nĂ€herungsweise fĂŒreine Wasserströmung. Wenn ein Bergsteiger einen Bach quert und ihmdas Wasser bis zum Schritt reicht, so liegt die Strömungskraft bei nur 10 km/h Fließgeschwindigkeit bei ca. 390 N pro Bein! Bei tiefem Wasserkommt die immer schlechtere Standfestigkeit aufgrund des Auftriebesnoch hinzu.

DI Michael Fiedlerstaatl. gepr. Berg- und SchifĂŒhrer, Innsbruck

Wird ein Körper von Luft oder Wasser umströmt, so wirkt auf ihn ein Strömungsdruck q, der von der Strömungsgeschwindigkeit v und der Dichte rdes Mediums abhÀngt: q = v 2 r / 2r = Dichte (kg/m3): Luft 0m : ca. 1.25 kg/m3, Luft 5000 m Seehöhe ca. 0.7 kg/m3, Wasser 1000 kg/m3

Die Kraft F, die auf einen Körper einwirkt, lÀsst sich mit folgender Formel berechnen:

F = cw q ADer aerodynamische Beiwert cw hÀngt von der Form und der OberflÀchenbeschaffenheit des Körpers und von der Windgeschwindigkeit ab und liegtin etwa zwischen 0.5 und 1.2. Die Kraft ist proportional zu jener QuerschnittsflÀche A, die im rechten Winkel zur Anströmungsrichtung gemessen wird.

v (km/h v (m/s) FKopf FRumpf FBeine Fgesamt

30 8,3 0,7 9,1 8,9 18,750 13,9 1,9 25,3 24,6 51,870 19,4 3,7 49,6 48,2 101,5

100 27,8 7,6 101,3 98,4 207,2130 36,1 12,8 171,2 166,3 350,2

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abwĂ€rts am Allerwertesten drĂŒ-berrutschen, um die Auflage-flĂ€che zu vergrĂ¶ĂŸern.

Ein typischer Sturz

Der Seilerste bricht durch eineSchneebrĂŒcke, fĂ€llt je nach Seil-disziplin 1 - 3 m fast im freienFall, bevor der Sturz von seinenSeilpartnern mit einigen MeternBremsweg gehalten werdenkann. Die Sturzenergie mussdabei durch Reibung (Seilpartnerauf der Schneedecke, Seil undevtl. Bremsknoten am Spalten-rand) und Verformungsarbeitumgewandelt werden. Die auftre-tenden KrĂ€fte sind eher gering,zumindest aus der Sicht des Sei-les: 150 – 250 daN je nach Kör-pergewicht und Sturzhöhe tretenals Kraftspitze auf, damit sindauch Halb- und Zwillingsseilenicht zu beeindrucken.Aus der Sicht des Seilzweitenbedeutet diese Kraft eineprompte Geschwindigkeitszu-nahme in Richtung Spaltenrand,bei gleich schweren Partnern undZweierseilschaft im Abstieg aucheinen fast sicheren Seilschaftsab-sturz. Selbst wenn man beiÜbungen mit gespanntem Seilgeht und den Sturzzug erwartet,

hat man wenig Chancen. Seilkno-ten haben sich sehr bewĂ€hrt undkönnen zum Teil die gesamteSturzenergie aufnehmen. Wurde der Sturz erst einmalgehalten, so wirken etwa 40 –60 % der Gewichtskraft auf denSeilzweiten. Unter dieser Zugbe-lastung muss die Sicherung auf-gebaut werden.

Tipps fĂŒr die Praxis

Die Gletscher-Zweierseilschaftbewegt sich sicherheitstech-nisch immer an der Grenzedes „haltbaren“. Bergauf solltedem schwereren Kletterer, ber-gab dem leichteren der Vortrittgelassen werde. Bei grĂ¶ĂŸeremGewichtsunterschied hebt derSeilzweite richtiggehend abund folgt ohne nennenswerteBodenberĂŒhrung seinem Seil-partner.Ein Halbseil und auch ein Zwil-lingsseil sind am Gletscher keinProblem, allfĂ€llige Kletterstellenam scharfkantigen GipfelgratdĂŒrfen allerdings nicht verges-sen werden.Immer dĂŒnnere Seile verlangennach entsprechendenReepschnĂŒren, wenn der Prusikseine Funktion erfĂŒllen soll.

Wurden viele Jahre 6 mm emp-fohlen, so tendieren wir heuteeher zu einem Reepschnur-durchmesser von 5 mm fĂŒrden Bereich der behelfsmĂ€ĂŸi-gen Bergrettung.Zu Vermeidung von Übungsun-fĂ€llen: Spaltensprung immerohne Steigeisen, Pickel undEisschrauben! Den Pickel fĂŒrden Bau der VerankerungerhĂ€lt der Seilzweite erst nachdem Sturz.Eine Steckpickel, der die Belas-tung des GestĂŒrzten (ca. 50daN) statisch hĂ€lt, wird wĂ€hrendder Bergung mit Seilrolle beijedem Ho-Ruck etwa doppeltso stark belastet und kann sichlockern und ausreißen. Er mussdaher immer zusĂ€tzlich gesi-chert werden (draufsteigenoder einen zusĂ€tzlichen Siche-rungspunkt schaffen).

Walter FimmlDr. Walter Fimml, 37, studierte Chemieund arbeitet als IT-Verantwortlicher beieiner großen Medizintechnik-Firma in

Innsbruck. Als BergfĂŒhrer ist er seitvielen Jahren im Lehrteam des OeAV

im Einsatz.

Michael LarcherMag. Michael Larcher, 41,

ist Alpenverein Ausbildungsleiter

C Larcher

„Gehen am kurzen Seil“ als Tabuzone fĂŒr ehrenamtliche FĂŒhrer! Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen fĂŒr die Tourenplanung, die soabgestimmt werden muss, dass der Zeitfaktor es erlaubt, kritische Passagen von Standplatz zu Standplatz zu sichern. Wie hier am Nordgrat zurHohen Riffl im Rahmen eine Lehrwartekurses. Besteht Absturzgefahr? - wenn „JA“, dann ist an Fixpunkten zu sichern, wenn „NEIN“, kann dasSeil abgelegt werden oder man bleibt am Seil, wenn abzusehen ist, dass in KĂŒrze wieder gesichert werden muss. Das Seil hat keine Siche-rungsfunktion, wir sprechen von „gemeinsamem Seiltransport“

Der berĂŒhmteste Mitreißunfall inder Alpingeschichte: Am 18. Juli1865 kommt es nach der Erst-besteigung des Matterhornsbeim Abstieg zur Tragödie. DerUnfall entfaltet sich zum media-len Großereignis und wird alseiner der ersten AlpinunfĂ€llezum Gegenstand gerichtlicherUntersuchungen.Gustave DorĂ©, Eugene Ciceri: La Chute,Lithographie 1869

Literatur: Schubert P.: Sicherheit & Risiko in Fels und Eis, Bergverlag Rother, 1994MĂ€gdefrau H.: Die Belastung des menschlichen Körpers beim Sturz ins Seil und deren Folgen, Dissertation, MĂŒnchen 1989Dullnig P.: Physikalische Aspekte beim Bergsteigen, Diplomarbeit, Graz 1996Schubert P.: Alpin-Lehrplan 6, AusrĂŒstung -Sicherung - Sicherheit, BLV Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, 1991Schubert P, StĂŒckl P.: Alpin-Lehrplan 5, Sicherheit am Berg, AusrĂŒstung, Sicherheit, BLV Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, 1999

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muss vom Vorsteiger ein weitererinstalliert werden. Dann erst darfder Nachsteiger den ersten ent-fernen und weiter klettern. Nun wird dieser Rhythmus inAbhĂ€ngigkeit von GelĂ€nde undverfĂŒgbarem Material beliebigwiederholt. Aufgelöst wird erdadurch, dass der VorsteigerStand macht und seinen Partnerkonventionell nachsichert.

Der EinsatzbereichDas Einsatzfeld des Tibloc alsSicherung einer Seilschaft plat-ziert sich in einer speziellenNische der alpinen Sicherungs-technik, dem „gleichzeitigenGehen bzw. Klettern am Seil“.Dieses „gesicherte“ Fortbewegenwird meist in einem GelĂ€ndepraktiziert, das unter der individu-ellen Leistungsgrenze der jeweili-gen Seilschaft liegt und wenn dieKletterer schnell unterwegs seinwollen bzw. mĂŒssen, aber trotz-dem ein vertretbares Maß anSicherheit genießen möchten.Inwieweit diese Methode beimprofessionellen FĂŒhren eingesetztwerden kann und in gewissenSituationen das „Gehen am kur-zen Seil“ sicherer macht, kannvielleicht eine Diskussion klĂ€ren,die mein Artikel anregt. Ich denke z.B. an das Begehenvon mittelsteilen Eisflanken imÜbergangsbereich zwischen„gehen am kurzen Seil“ unddurchgehendem Sichern anStandplĂ€tzen. Wiederum soll dieZĂŒgigkeit des VorwĂ€rtskommens,

sei es wegen TageserwĂ€rmung,drohender Dunkelheit oder sichĂ€ndernder Wettersituation, beigleichzeitig hoher SicherheitgewĂ€hrleistet werden. Auch inSituationen, in denen der FĂŒhrernormalerweise keine Sicherungbraucht, jedoch durch einen Sturzdes Nachsteigers selbst ernsthaftgefĂ€hrdet ist, könnte sich dieseTibloc-Variante als sehr nĂŒtzlicherweisen.

Voraussetzungen

Dass dieser Ablauf entsprechendversierte Alpinisten voraussetzt,die mit ausreichender Disziplinund Erfahrung gemeinsam klet-tern können, versteht sich vonselbst. Wie oben bereits ange-fĂŒhrt, soll diese Methode eineMöglichkeit anbieten, das oftunumgĂ€ngliche „gemeinsameKlettern“ sicherer zu machen.

FĂŒr die Anbringung des Tibloc hatsich ein HMS-Karabiner ambesten bewĂ€hrt. Bei zwei Nach-steigern können in diesen Karabi-ner auch zwei Tibloc eingehĂ€ngtwerden - in jedem Fall sollte esaber ein Schraubkarabiner sein.

Der Sicherungspunkt, an demdiese „neuralgische Zwischensi-cherung“ fixiert wird, muss hun-dertprozentig sein! Zudem istunbedingt darauf zu achten, dassdas nach oben aus dem Tiblocherauslaufende Seil durch denKarabinerschenkel lĂ€uft. Nur so,wird bei einem Sturz des Vorstei-gers in den „Tibloc“, die Kraft

Die Methode

Die im folgenden beschriebeneMethode haben Heinz Zak undich aus Amerika importiert undverfeinert. Gemeinsam haben wirsie bereits wiederholt angewen-det, sei es in den „leichteren“SeillĂ€ngen am Cerro Torre, an denSonnenplatten in Arco oder ingroßen DolomitenwĂ€nden - ĂŒber-all hat sie sich bewĂ€hrt. Und sofunktioniert‘s:

Der Seilerste klettert vom Stand-platz weg, wird von seinem Part-ner gesichert und bringt, seinem

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SicherheitsbedĂŒrfnis entspre-chend, Zwischensicherungen an.Am nĂ€chsten Standplatz ange-kommen, spĂ€testens jedochwenn das Seil vollstĂ€ndig ausge-geben ist, installiert der Vorsteigereinen Tibloc und lĂ€sst das Seildurch diesen laufen.Ab diesem Zeitpunkt klettern nunbeide Partner gemeinsam, wobeider Vorsteiger weitere Zwi-schensicherungen anbringt unddamit wie bisher beim „gemein-samen Klettern“ durch dasGewicht des nachsteigendenSeilzweiten gesichert ist. Das Neue und der große Vorteilist nun, dass im Falle eines Stur-zes des Nachsteigers der Vorstei-ger nicht aus dem Gleichgewichtgerissen wird, da der Zug vomTibloc abgefangen wird!SpĂ€testens dann, wenn derSeilzweite zum Tibloc kommt,

Schnell !! - und sicher?Der „Tibloc“ als SicherungsgerĂ€t

Schnell !! - und sicher?Der „Tibloc“ als SicherungsgerĂ€t

Im letzten Jahr kam der „Tibloc“ auf den Markt. In der Zwischenzeithat sich die ultrakompakte Seilklemme der Firma PETZL bestensbewĂ€hrt und ist in manchen Anwendungsbereichen dabei, denPrusikknoten abzulösen. Elmar Sprenger stellt eine in unseren Brei-ten noch weitgehend unbekannte Anwendungsmöglichkeit vor undlĂ€dt zur Diskussion ein.

von Elmar Sprenger

Der Verschlusskarabiner mit „Tibloc" wird in eine„100%ige" Zwischensicherung (oder Standplatz)eingehĂ€ngt. Es ist darauf zu achten, dass das SeiltatsĂ€chlich durch den Karabinerschenkel lĂ€uft undim Falle eines Sturzes ĂŒber diesen umgelenktwird. Der Vorsteiger wird bei einem Sturz lediglichdurch das Gewicht des Nachsteigers „gesichert",der Seilzweite durch die blockierende Wirkung desTibloc.

C H. Zak

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„Tibloc“ als unersetzlicherSicherheitsfaktorIm Herbst letzten Jahres kletterte ich mit einem Schotten durch dieEiger Nordwand. Im Götterquergang ĂŒberraschte uns ein Gewitter. Es hagelte Steine. Eine englische Seilschaft, die im zweiten Eisfeldkletterte, geriet in Panik - beide kletterten gleichzeitig, wahrschein-lich, um dem Steinschlag auszuweichen. Der Seilerste rutschte ausund riss den Partner mit in den Tod.Mit einem Tibloc als Zwischensicherung wĂ€ren beide gewiss gleichschnell gewesen und hĂ€tten ĂŒberlebt! Der Tibloc birgt gewiss Gefah-ren, bei richtiger Anwendung ist er jedoch ein Sicherheitsfaktor, aufden ich heute nicht mehr verzichten möchte.ErgĂ€nzend zu Elmar Sprenger möchte ich Folgendes anmerken:

● Ich glaube nicht, dass nur versierte und erfahrene Kletterer mitdem „Tibloc“ arbeiten können. Jede Seilschaft kann damit umge-hen, wichtig ist in erster Linie, dass der Seilerste den Tibloc rich-tig installieren kann.

● Grundvoraussetzung ist, dass der Seilerste entscheiden kann, obdie Zwischensicherung, in die der Tibloc gehĂ€ngt wird, die Qua-litĂ€t eines Standplatzes hat (in der Regel setzt man den Tibloc jaam Standplatz)!

● Die grĂ¶ĂŸte Gefahr einer Fehlfunktion entsteht bei nassen, verei-sten oder zu dĂŒnnen Seilen! Gerade bei vereisten Seilen klemmtder Tibloc das durchlaufende Seil manchmal nicht ab! Jede Seil-schaft muss also immer wieder kontrollieren, ob der Tibloc dasnachlaufende Seil auch hundertprozentig blockiert.

● Betonen möchte ich auch, dass man das richtige Einlegen desSeiles in den Schraubkarabiner unbedingt ĂŒben muss! Der Vor-steiger muss immer wieder kontrollieren, dass sein Vorstiegsseilim Fall seines Sturzes ĂŒber den Schenkel des Karabiners lĂ€uftund nicht direkt ĂŒber den Tibloc!

● Der Nachsteiger muss sehr diszipliniert absolut am Ende desSeiles klettern. Es darf kein nennenswertes Schlappseil zum Vor-steiger entstehen. StĂŒrzt der Nachsteiger in ein Schlappseil oderkurz vor Erreichen des Tibloc‘s, kann der Seilmantel beschĂ€digtwerden.

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durch den Schraubkarabiner ĂŒber-tragen.Achtung: Beim Hantieren mit dem„Tibloc“ kann es leicht vorkom-men, dass einem das Teil aus derHand rutscht, vor allem, wennman im kombinierten GelĂ€ndemit Handschuhen unterwegs ist.Abschließend möchte ich nocheinmal betonen, dass die vorge-stellte Methode umfassend geĂŒbtwerden muss, bevor man sie im„Ernstfall“ einsetzt. Zur Wechsel-wirkung zwischen Schnelligkeitund Sicherheit in AbhĂ€ngigkeitvon GelĂ€nde und eigenen FĂ€hig-keiten muss sich jeder seineeigene Meinung bilden.

Diese Methode des „gleichzeitigen Kletterns" kann sowohl mit Ein-fach- als auch mit Doppelseil praktiziert werden. Die Anzahl der not-wendigen Tibloc-Klemmen verdoppelt sich allerdings bei der Verwen-dung von zwei SeilstrĂ€ngen.

Elmar Sprenger arbeitet als EDV-Betriebsmanager. Diesen Sommerbeendet er seine Ausbildung zumstaatlich geprĂŒften Berg- undSchifĂŒhrer.

Heinz Zak und PeterJanschek kletterten dieNose am El Cap und dieHalf Dome NW-Wand alserste EuropĂ€er in einemTag (22 Stunden 02 Minu-ten). Normalerweise wer-den fĂŒr die Nose ein hal-ber Tag zum Seilfixierenund ca. zweieinhalb Tagereine Kletterzeit veran-schlagt. Unter Verwendungdes Tibloc zur Sicherungbenötigten sie fĂŒr die 700m am Half Dome sechsSeillĂ€ngen (bzw. Stand-plĂ€tze zum Nachsichern)und vier Stunden. Schwie-rigkeitsgrad etwa VIII-/A2.

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C E. Sprenger

von Heinz Zak

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Die LeistungsfĂ€higkeit beimBergsport hĂ€ngt wie bei jedersportlichen BetĂ€tigung von unter-schiedlichen Faktoren ab. Dabeiwirken konditionelle (Ausdauer,Kraft, Schnelligkeit) und koordina-tive Aspekte (Beweglichkeit,Gewandtheit), Persönlichkeitsei-genschaften (kognitive FĂ€higkei-ten, moralische und psychischeEigenschaften), konstitutionelleund gesundheitliche Faktoren,technisch-taktische FĂ€higkeitenund Fertigkeiten sowie Umwelt-einflĂŒsse (KĂ€lte, Höhe, Strahlung...) auf die LeistungsfĂ€higkeit unddie Leistungsbereitschaft des ein-zelnen Alpinisten ein. Doch auchdie AusrĂŒstung und sportartspezi-fische Besonderheiten (Gefah-rensituationen ...) spielen bei derLeistungsentfaltung im Bergsporteine Rolle.WĂ€hrend mitunter intensiv Kraftund Kondition trainiert wird, bleibtdas Beweglichkeitstraining meistauf der Strecke, obwohl es einguter und auch nicht allzuschwieriger Weg wĂ€re, gesund, fitund leistungsfĂ€hig zu bleiben.Durch einseitige Belastung imBergsport entstehen nĂ€mlich oft-mals muskulĂ€re Dysbalancen(Unausgewogenheit der Muskel-

krÀfte zueinander), die sich nega-tiv auf die Beweglichkeit auswir-ken, was einerseits die motori-schen Eigenschaften und ande-rerseits Gesundheit und Konstitu-tion nachteilig beeinflusst.

Ziele des Beweglichkeitstrainings

Wesentliche Ziele eines Beweg-lichkeitstrainings (Dehnen undMobilisieren) sind daher: bessereLeistungsentfaltung (Kraft, Aus-dauer Schnelligkeit), prĂ€zise Aus-fĂŒhrung und Kontrolle technischanspruchsvoller Bewegungsab-lĂ€ufe, Verletzungsprophylaxe,Reduzierung der ErmĂŒdbarkeitvon Muskeln, positive Beeinflus-sung von RegenerationsvorgĂ€n-gen, bessere Gewandtheits- undSchnelligkeitsleistungen, Bewe-gungsökonomisierung und dieVermeidung von HaltungsschĂ€denoder Organstörungen.

Tonisch – phasisches Muskelsystem

In Bezug auf Beweglichkeit las-sen sich die Muskeln in pha-sische (zu AbschwĂ€chung nei-gend) und tonische (zu VerkĂŒr-zung neigend) Muskeln untertei-

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len. Zur Vermeidung von Muskel-ungleichgewichten ist es wichtig,die phasischen Muskeln zu krĂ€fti-gen und die tonischen Muskelnzu dehnen. Ein wesentliches Pro-blem der muskulĂ€ren Dysbalan-cen ist, dass die verkĂŒrzten toni-schen Muskeln eine Innervation(Erregung) der phasischen Anta-gonisten stören und es dadurchzu einer weiteren AusprĂ€gungdes Muskelungleichgewichteskommt!

Beispielsweise kann bei einerVerkĂŒrzung des (tonischen) zwei-köpfigen Oberarmmuskels (m.biceps brachii), der „hinten“ lie-gende dreiköpfige Oberarmmus-kel (m. triceps brachii) als pha-sischer Antagonist (muskulĂ€rer„Gegenspieler“) nicht genĂŒgendgut trainiert werden und einUngleichgewicht ist die Folge.

Beim Bergsteigen be-sonders beanspruchteMuskelgruppenNeben den im folgendenbeschriebenen Muskeln gibt esnatĂŒrlich noch eine Vielzahl vonMuskeln und Muskelgruppen, diebei alpinsportlicher BetĂ€tigungbeansprucht werden und dem-entsprechend auch gedehnt wer-den sollten. Zum Beispiel mussbeim Klettern den Unterarm- undHandmuskeln durch die spezifi-sche Belastung besonderesAugenmerk geschenkt werden.Nur die wichtigsten Muskeln wer-den nachfolgend berĂŒcksichtigt.

RĂŒckenmuskulatur und WirbelsĂ€ule

Die aus beweglichen Segmentenzusammengesetzte WirbelsÀule

Berg&mobilDehnen und Mobilisieren fĂŒr BergsteigerInnen

Berg&mobilDehnen und Mobilisieren fĂŒr BergsteigerInnen

Von der eigenen Unbeweglichkeit in die Knie gezwungen, versuchenallmorgentlich stöhnende Bergsteiger mit schmerzverzerrten Gesich-tern krampfhaft ihre SchuhbĂ€nder zu erreichen – oft vergeblich! Walter WĂŒrtl und Maria Sponring beleuchten die HintergrĂŒnde vonVerkĂŒrzungen im muskulĂ€ren System und stellen ein einfachesDehnungs- und Mobilisationsprogramm vor, welches in kurzer Zeitund ohne GerĂ€teaufwand beinahe â€žĂŒberall“ durchgefĂŒhrt werdenkann. Bedenkt man, wie lange eine Bergtour dauert, ist in An-betracht der positiven Effekte, die AusfĂŒhrung dieses 15-minĂŒtigenÜbungsprogramms kein besonderer Aufwand, sondern die perfekteAbrundung einer tollen Tour. Gerade als BergfĂŒhrer könnte man diesals Chance sehen – fĂŒr sich selbst und fĂŒr seine GĂ€ste.

von Walter WĂŒrtl und Maria Sponring

KoordinationAusdauer ‱ SchnelligkeitBeweglichkeit ‱ Kraft Sportspezifische Besonderheiten

AusrĂŒstung

Wetter ‱ Höhe

PsychischeEigenschaften

KognitiveFĂ€higkeiten

Gesundheit

Konstitution

TaktikTechnik Alpin-

SportlicheLeistungs-fÀhigkeit

Faktoren alpinsportlicher LeistungsfÀhigkeit. Durch Mobilisationund Dehnung sind Gesundheit, Konstitution, Koordination, Aus-dauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kraft direkt beeinflusst.

Entwurf: WĂŒrtl

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ist die zentrale StĂŒtze unseresOberkörpers. Sie ist vergleichbarmit einer doppel-S-förmiggekrĂŒmmten, gegliederten, freibeweglichen SĂ€ule, die aus denWirbeln, den Bandscheiben undden BĂ€ndern besteht. Die Wirbel-sĂ€ule ist normalerweise aus ins-gesamt 25 Bewegungssegmen-ten (zwei benachbarte Wirbel mitder dazwischen liegenden Band-scheibe) aufgebaut. Die MobilitĂ€tjedes einzelnen Bewegungsseg-mentes ist sehr klein. Die guteBeweglichkeit der WirbelsĂ€uleergibt sich erst aus der Summa-tion der Teilbewegungen. Diesmacht den Stellenwert von Mobi-lisationsĂŒbungen ĂŒberdeutlich,denn sind bestimmte Bereichenur gering beweglich, kommt esan anderen Bewegungssegmen-ten zu Überlastungen undschließlich auch zu irreversiblenSchĂ€den. Die Biegsamkeit istjedoch aufgrund der unterschied-lichen Baumerkmale der Wirbel,der Wirbelgelenke und der Wir-belsĂ€ulenkrĂŒmmungen in deneinzelnen Abschnitten sehr varia-

bel. Drehungen um die LĂ€ngs-achse (Rotation) sind in der Hals-und BrustwirbelsĂ€ule am bestenmöglich. SeitwĂ€rtsneigungen kön-nen von der Hals- und der Len-denwirbelsĂ€ule gut ausgefĂŒhrtwerden. Vor- und RĂŒckwĂ€rtsbe-wegungen vollziehen sichhauptsĂ€chlich an den ÜbergĂ€n-gen von der LendenwirbelsĂ€ulezum Kreuzbein, von der Brust-zur LendenwirbelsĂ€ule sowie ander HalswirbelsĂ€ule.

Die Muskeln, die fĂŒr die Wirbel-sĂ€ulenbewegung zustĂ€ndig sindund unmittelbar auf der Wirbel-sĂ€ule aufliegen, werden alsautochthone RĂŒckenmuskelnbzw. in ihrer Gesamtheit alsRĂŒckenstrecker (musculus erectorspinae) bezeichnet. Sie lassensich als Wulst links und rechtsneben dem RĂŒckgrat ertasten.Fehlstellungen der WirbelsĂ€ule(RundrĂŒcken) gehen meist mitDysbalancen der „tiefen“ RĂŒcken-muskulatur einher.

Bergsteiger leiden hÀufig unterhartnÀckigen BrustwirbelsÀulen-beschwerden. Ursache ist oft der

zu schwach ausgebildeteRĂŒckenstrecker im Brustwirbelbe-reich. Gezielte KrĂ€ftigung dieserzur AbschwĂ€chung neigendenRĂŒckenmuskulatur bei gleichzeiti-ger Dehnung der meist verkĂŒrztenBrustmuskulatur kann hierbeiAbhilfe schaffen.

Schulter und SchultergĂŒrtel

In vielen Bergsportarten spielt dieBeweglichkeit der Arme in derSchulter bzw. im SchultergĂŒrteleine große Rolle. Diese Beweg-lichkeit, wie sie beispielsweisedas Klettern erfordert, wird erstdurch ein enges Zusammenspieldes Schultergelenkes mit denNebengelenken ermöglicht. EineVielzahl von Muskeln bewegen ineinem komplexen Wechselspieldie Arme nach allen Richtungen.Verletzungen der Schulter (durchStĂŒrze) sind aufgrund des kompli-zierten Aufbaus langwierig undauch schmerzhaft. Verspannun-gen in diesem Bereich (z.B. durchdas Tragen schwerer RucksĂ€cke)fĂŒhren lĂ€ngerfristig hĂ€ufig zuFehlstellungen der Halswirbel-

sÀule bzw. zu Kopf- und Nacken-schmerzen.

HĂŒftbeuger

Der HĂŒftbeuger (musculus iliop-soas) ist einer der wichtigstenMuskeln fĂŒr die Funktion und dieStatik des HĂŒftgelenks und derWirbelsĂ€ule. Er ist der stĂ€rksteBeuger im HĂŒftgelenk und des-halb gerade beim Gehen, Laufenoder Klettern der am meistenbeanspruchte Muskel. Neben derHĂŒftbeugung richtet er den Ober-körper aus der liegenden oderhalbliegenden Position zum Sit-zen auf. Durch die hĂ€ufige Bela-stung in Alltag und Sport kommtes in vielen FĂ€llen zu einer aus-geprĂ€gten VerkĂŒrzung, wenn dasmuskulĂ€re Gleichgewicht nichtdurch Dehnen aufrechterhaltenwird. Die Folgen sind u.a. ein ver-stĂ€rktes Hohlkreuz und eine ver-mehrte Beckenkippung. Letzterekann wiederum zu außerordentli-chen Belastungen und in vielenFĂ€llen zu anhaltenden Beschwer-den der LendenwirbelsĂ€ulefĂŒhren.

Links: Teile der WirbelsĂ€ule mit cha-rakteristischen KrĂŒmmungen.Die KrĂŒmmungen sind daraufzurĂŒckzufĂŒhren, dass durch sieder Körperschwerpunkt ĂŒber dieHĂŒfte gebracht werden kann(Voraussetzung fĂŒr den aufrech-ten Gang).

Rechts: Bewegungssegment mit zweibenachbarten Wirbeln und derdazwischen liegenden Band-scheibe, die aus einem Gallert-kern B (nucleus pulposus) undeinem Faserring A (anulus fibro-sus) besteht. Der Gallertkern hatdie Aufgabe, BelastungengleichmĂ€ĂŸig auf die ganzeBandscheibe bzw. den Wirbel-körper zu verteilen.

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Oberschenkel

Die Muskulatur des Oberschen-kels besteht aus einer Reihe vongroßen und kleineren Muskeln,die in Beuge- und Streckmuskelneingeteilt werden können. Beijeder Fortbewegung werden dieMuskeln des Oberschenkelsbeansprucht und sind dement-sprechend auch wichtig fĂŒr denBergsportler. Besonders bedeut-sam ist dabei der vierköpfigeOberschenkelmuskel (musculusquadriceps). Er ist der grĂ¶ĂŸte undkrĂ€ftigste Muskel des Menschenund seine Aufgabe besteht in derStreckung des Kniegelenks ausder Beugestellung heraus. Nebender Bewegung beim Gehen, wodas Schwungbein ĂŒber dieStreckung im Kniegelenk nachvorne gebracht wird oder beimAufstehen aus der sitzenden oderhockenden Position, spielt erauch beim Abfedern von SprĂŒn-gen oder beim Bergabgehen dieHauptrolle. Außer den dynami-schen, erfĂŒllt der Quadrizeps auchstatische Aufgaben. So verhinderter beim Stehen, dass wir mit denBeinen einknicken. Die Knie-scheibe ist gewissermaßen einTeil des Quadrizeps, da sie inseine Sehne eingelagert ist. Über-lastungen dieses Muskels fĂŒhrendeshalb meistens an der Knies-cheibe zu Schmerzen.Eine Verspannung der Beugemus-kulatur an der OberschenkelrĂŒck-seite (ischiocrurale Muskulatur)kann zu einer Überforderung derStrecker (Quadrizeps) und damitzu einem Überlastungsschadenan der Patellasehne fĂŒhren. Die Beugemuskulatur als „Gegen-spieler“ der Streckmuskulatur istim allgemeinen erheblich ver-letzungsanfĂ€lliger als die Strecker.Dies hat mehrere GrĂŒnde, diejedoch fast alle auf einem mus-kulĂ€ren Ungleichgewicht derOberschenkelmuskulatur beruhen.Die Beuger der Oberschenkelhin-terseite können normalerweisenur 2/3 der Kraft der Strecker ent-wickeln. Hinzu kommt noch, dassdie Beuger zu den tonischenMuskeln gehören und besondersstark zu VerkĂŒrzungen und Ver-spannungen neigen. Dies kannjeder selbst ausprobieren, indemer versucht, den Fußboden mitden Fingern bei gestreckten

Knien zu erreichen. Das unange-nehme Ziehen in der Kniekehle,welches in fast allen FĂ€llen auf-tritt, wird als Folge verkĂŒrzterBeugemuskulatur verursacht.Zur Vermeidung von Verletzungenist es deshalb besonders wichtig,dass man die gesamte Ober-schenkelmuskulatur (besondersdie Beuger) intensiv dehnt unddass man auf ein ausgewogenesTraining fĂŒr beide Muskelgruppenachtet, damit das ohnehin schonvorhandene muskulĂ€re Ungleich-gewicht nicht noch verschlimmertwird.

Wadenmuskulatur

So wie an der Hand ein Großteilder Handgelenk- und Fingermus-keln in den Unterarm verlagert ist,so befinden sich die meistenMuskeln fĂŒr Sprunggelenk undFuß am Unterschenkel. DieHauptfunktionen der Unterschen-kelmuskeln bestehen darin, denFuß gegen den Unterschenkel zubewegen und so einen harmoni-schen Gang zu gewĂ€hrleisten.Eine weitere wichtige Funktionliegt in der aktiven Verspannungund Aufrechterhaltung der Fußge-wölbe.Die Muskeln des Unterschenkelsstehen hĂ€ufig in einem Ungleich-gewicht zueinander. WĂ€hrend dieMuskeln, die den Fußinnenrandheben (Supinatoren) zu den toni-schen Muskeln gehören, neigendie Fußaußenrandheber (Pronato-ren), wie der kurze und der langeWadenbeinmuskel, zurAbschwĂ€chung. Dies fĂŒhrt dazu,dass der hĂ€ngende Fuß immerdie Tendenz besitzt, eine Supina-tionsstellung einzunehmen, unddass Bergsteiger meistens mitdem Fuß nach außen umknickenund sich dabei Zerrungen oderZerreißungen der AußenbĂ€nderim oberen Sprunggelenk zuzie-hen. Gezielte KrĂ€ftigung und Deh-nung der Wadenmuskulatur sinddaher besonders fĂŒr jene wichtig,die sich auf unebenem Unter-grund bewegen.

Brustmuskulatur

Die Brustmuskulatur gehört funk-tionell eigentlich zu den Schulter-gĂŒrtelmuskeln, da sie beispiels-weise fĂŒr das kraftvolle Heranzie-hen des Armes an den Körper

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38zustĂ€ndig ist. Doch auch zurUnterstĂŒtzung der Atmung sinddie Brustmuskeln (musculus pec-toralis maior und minor) vonBedeutung. Neben dem Heran-ziehen kann der große Brustmus-kel gemeinsam mit dem breitenRĂŒckenmuskel den erhobenenArm auch unter großer Kraftent-wicklung nach unten ziehen(Hauptbewegung beim Gehen mitStöcken). StĂŒtzt man sich in derHĂŒfte ab, so ist er einer der wich-tigsten Muskeln die das Einatmenerleichtern.Aufgrund ihrer ausgeprĂ€gten Nei-gung sich zu verkĂŒrzen, sind dergroße und der kleine Brustmuskelteilweise fĂŒr erhebliche mus-kulĂ€re Ungleichgewichte, bis hinzu schweren Haltungsfehlern, ver-antwortlich. Bei Verspannungenwerden die Schultern nach vorngezogen. Bei gleichzeitigschwach ausgebildeter RĂŒcken-muskulatur an der Brustwirbel-sĂ€ule (phasische Muskulatur)kommt es zur Ausbildung einesRundrĂŒckens.

NachsatzMobilisations- und Dehnungs-ĂŒbungen können zwar die ver-kĂŒrzte oder verspannte Muskula-tur wieder „auf Vordermann“ brin-gen, trotzdem sollte man geradeim Bergsport darauf achten mög-

lichst „vielseitig“ zu trainieren.Ausgleichssportarten (z.B.Schwimmen) helfen, muskulĂ€reDysbalancen zu vermeiden.Neben den hier angesprochenentrainingsbedingten Ursachen kön-nen bei alpinsportlichen TĂ€tigkei-ten aber auch KĂ€lte und NĂ€sseoder unpassende AusrĂŒstung zuProblemen (Verspannungen)fĂŒhren. RucksĂ€cke ohne anatomi-sches Tragesystem oder schlechteSchuhe mit ungenĂŒgender DĂ€m-pfung und Funktion, sollten des-halb nicht weiter verwendet wer-den. Doch das ist eine andereGeschichte ...

Maria SponringMaria Sponring ist angehende Sport-

wissenschafterin mit SchwerpunktPrÀvention an der UniversitÀt Inns-

bruck.

Walter WĂŒrtlWalter WĂŒrtl, von muskulĂ€ren

Dysbalancen geplagter BergfĂŒhrer imOeAV-Lehrteam, beschĂ€ftigt sich

theoretisch und praktisch mit den ver-schiedensten Bereichen alpin-

sportlicher TĂ€tigkeit.

Literatur:Gehrke T.: Sportanatomie, Reinbek beiHamburg 1999Kandolf W.: Alpine Trainingslehre, Wien1999Michaelis P.: Moderne funktionelle Gymnas-tik, Aachen 2000Michler P., M. Graß: Gymnastik aber richtig,Hard 1996Platzer W.: Taschenatlas der Anatomie,Bewegungsapparat, Stuttgart 1999

Allgemeine Hinweise zum Dehnen und Mobilisieren:● Dehnen muss individuell (nach der eigenen Beweglichkeit) gesteuert

werden und ist kein Wettkampf.● Langsam, kontrolliert und ohne „Ausweichbewegungen“ ĂŒben.● Nie ruckhaft oder mit Schwung arbeiten.● In der Muskulatur soll ein spĂŒrbares Ziehen, jedoch kein Schmerz

auftreten.● Keine Hohlkreuzstellungen oder KopfĂŒberstreckungen einnehmen.● Ruhig und gleichmĂ€ĂŸig atmen.● Ist das Bewegungsende erreicht, langsam in die Ausgangsstellung

zurĂŒckgehen.● Die Dehnung sollte ca. 20 - 30 Sekunden gehalten werden.

Am Anfang geringe Wiederholungszahl (ca. 2 - 3). Im Laufe der Zeitkann gesteigert werden (4 - 6).

● Treten bei einer bestimmten Übung Schmerzen auf, ist diese erst ein-mal wegzulassen. Bestehen sie weiter, ist ein Arzt oder Therapeutaufzusuchen.

● Erschwerte Variationen erst ausfĂŒhren, wenn die einfachen Übungensicher beherrscht werden.

● Übungen auf einer Matte oder einer Decke am Boden ausfĂŒhren.Matratzen oder Betten sind zu weich!

● Funktionelle (bequeme) Kleidung anziehen.

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Dehnungs- und MobilisationsĂŒbungen

RĂŒckenmuskulatur, WirbelsĂ€uleÜbungsziel: Dehnen der RĂŒckenmuskulatur, Mobilisieren der WirbelsĂ€ule

Ausgangsposition: VierfĂŒĂŸlerstand, gerader RĂŒckenDurchfĂŒhrung: Kinn zur Brust ziehen und langsam Wirbel fĂŒr Wirbel zum

„runden RĂŒcken“ aufrollen (Katzenbuckel)Tipp: AufstĂŒtzen mit der flachen Hand dehnt zusĂ€tzlich die Beugemuskula-

tur des Handgelenkes

RĂŒckenmuskulatur, WirbelsĂ€uleÜbungsziel: Dehnen der unteren RĂŒckenmuskulatur, Mobilisieren der WirbelsĂ€uleAusgangsposition: VierfĂŒĂŸlerstand im UnterarmstĂŒtz, gerader RĂŒckenDurchfĂŒhrung: Kinn zur Brust ziehen und langsam Wirbel fĂŒr Wirbel zum„runden RĂŒcken“ aufrollen (Katzenbuckel)Tipp: In der Ausgangsstellung den Kopf nicht nach hinten ĂŒberstrecken

SchultergĂŒrtelÜbungsziel: Mobilisation des SchultergĂŒrtelsAusgangsposition: Aufrechter Stand, leicht gebeugte KnieDurchfĂŒhrung: Schultern vorne zusammenziehen Zug langsam lösen – SchulterblĂ€tter hintenzusammenziehenVariationen: Schultern heben und fallen lassen / Schultern vorwĂ€rts- und rĂŒckwĂ€rtskreisenTipp: Oberkörper gerade halten, auf stabilen Stand achten

HĂŒftbeugemuskulaturÜbungsziel: Dehnung der HĂŒftbeugemuskulatur

Ausgangsposition: Ausfallschritt, hinteres Knie amBoden

DurchfĂŒhrung: Becken nach vorne schieben, Ober-körper aufrecht halten, Bein wechseln

Tipp: Oberkörper mit beiden HĂ€nden am vorderenKnie leicht abstĂŒtzen

Oberschenkel vorneÜbungsziel: Dehnung der vorderen

OberschenkelmuskulaturAusgangsposition: Ausfallschritt, hinteres Knie am

Boden (weiche Unterlage)DurchfĂŒhrung: Hinteres Bein am Rist fassen und

Ferse behutsam zum GesĂ€ĂŸ ziehen, Oberkörperaufrecht halten

Tipp: Dehnung durch Vorschieben der HĂŒfte verstĂ€r-ken, bei Gleichgewichtsproblemen festhalten, zur

Beckenstabilisierung Bauchmuskeln anspannen

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40Oberschenkel hintenÜbungsziel: Dehnung der hinteren OberschenkelmuskulaturAusgangsposition: Langsitz, ein Bein anwinkelnDurchfĂŒhrung: Zehen vom gestreckten Bein herziehen, Oberkörper gerade halten undaus der HĂŒfte nach vorne beugenTipp: Kopf nicht einrollen, WirbelsĂ€ule gerade halte

Oberschenkel, WadeÜbungsziel: Dehnung der

hinteren Oberschenkel- undWadenmuskulatur

Ausgangsposition: Ausfall-schritt, hinteres Bein am BodenDurchfĂŒhrung: Vorderes Bein

strecken, Zehenspitzen herziehen und Oberkörper

nach vorne kippen, RĂŒckengerade lassen

Tipp: Kopf in VerlÀngerung der WirbelsÀule halten

WadeÜbungsziel: Dehnung der Waden-muskulaturAusgangsposition: Fußballen aufeine Stufenkante stellenDurchfĂŒhrung: Ferse nach untendrĂŒcken und dabei das Beingestreckt haltenTipp: Bei Gleichgewichtsproble-men (an einem GelĂ€nder) fest-halten

Brust, ArmeÜbungsziel: Dehnung der Brust- und ArmbeugemuskulaturAusgangsposition: VierfĂŒĂŸlerstand, Arme in Vorhalte aufgestĂŒtzt, Hand-flĂ€chen schulterbreit am BodenDurchfĂŒhrung: HandflĂ€chen auf den Boden drĂŒcken und langsam nach hinten ziehen (nicht auf Fersen absetzen)Tipp: Gewicht auf linken/rechten Arm verlagern, um Dehnung zu verstĂ€rken

RumpfÜbungsziel: Dehnung der seitli-chen RumpfmuskulaturAusgangspositionAusgangsposition: stabiler Ein-beinkniestand, ein Bein zur SeitegestrecktDurchfĂŒhrung: Auf den gestreck-ten Arm stĂŒtzen und Oberkörperzur Seite neigen, langsames Ziehendes oberen ArmesTipp: Auf gerade Körperachse ach-ten (keine Ausweichbewegungen)

Rumpf, WirbelsĂ€uleÜbungsziel: Dehnung der Rumpfmuskulatur, Mobilisation der WirbelsĂ€ule

Ausgangsposition: RĂŒckenlage, Arme in „U – Halte“, Beine anwinkelnDurchfĂŒhrung: Beine nach links/rechts absenken, Ellbogen und Gegenschulter sollten

Bodenkontakt behaltenTipp: Bei ÜbungsdurchfĂŒhrung „Hohlkreuz“ vermeiden.

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Beispiel 1Silvrettadurchquerung, Schihoch-touren-Ausbildung: Orientierungwird ein wichtiges Thema seinund GPS gehört inzwischen ein-fach dazu. Die Teilnehmer fragendanach, sind neugierig. Morgenin der FrĂŒh ist Treffpunkt und ichsollte noch die wichtigsten Weg-punkte ins GerĂ€t einspeichern:HĂŒtten, ÜbergĂ€nge und ein paarGipfel.Nein, ich fange jetzt nicht an, ausder Karte Koordinaten herauszu-messen - sofern diese ĂŒberhauptein brauchbares Netz besitzt -und diese Daten anschließendhĂ€ndisch ins GPS-GerĂ€t einzuge-ben. Es geht eleganter: Ich fahreden PC hoch, starte eine entspre-chende Software, lege die „Aus-

tria-Map“- CD ein und lade denKartenausschnitt von der Silvretta-gegend. Mit der Maus klicke ichhintereinander die interessantenPunkte in der Karte an, benennesie und erstelle so meine Weg-punkteliste. Das Transferkabel anden seriellen Anschluss, GPSdranhĂ€ngen und herunterladen –das war‘s. In der gerĂ€teinternenDatenbank befinden sich nunjene charakteristischen GelĂ€nde-punkte, die mir bei schlechterSicht die Orientierungsarbeiterleichtern können.

Beispiel 2

GPS und Franz Senn HĂŒtte – eineperfekte Kombination! Nicht nurweil der Alpeiner-Ferner ideales

GPS-Terrain ist, sondern vor allemweil Thomas Fankhauser, derSohn des HĂŒttenwirtes, alle Stan-dardtouren mit dem GPS abge-gangen ist und „Waypoints“ (Weg-punkte) sowie „Tracks“ (Routen)im „HĂŒttencomputer“, der allenGĂ€sten zur VerfĂŒgung steht,gespeichert hat. Eine mit einge-schaltetem GerĂ€t abgegangene

Tour ist, was Genauigkeit undNachvollziehbarkeit betrifft, dasOptimum. Die gespeicherte Routewird in den PC geladen und dortin einer Karte automatisch „nach-gezeichnet“. Man kann also„anschauen“, wo man gegangenist. Die Franz Senn HĂŒtte bietetfĂŒr alle Interessierten oder fĂŒrAusbildungskurse zusĂ€tzlich die

„Ach Gottchen, Alter!“sagt der Hiker von heute. „GPS, nie gehört?!“

„Ha!“ trumpft der Wanderer auf.„Und wenn nun ein Meteorit euren

Navigationssatelliten in StĂŒcke fetzt?!“Wer sich im Jahr 2000 ins Gebiet jenseits der

geteerten Straßen aufmacht, nutzt einfach beides –wenn er klug ist.

„Sag ich ja“, brummt der Hiker.„Mein ich doch“, grinst der Wanderer.

Franz LerchenmĂŒller

Quo Vadis GPS?Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Quo Vadis GPS?Aktueller Stand der GPS-Navigation im Bergsport

Das Image des GPS-GerĂ€tes hat sich verĂ€ndert. In Zeiten eines kon-tinuierlich steigenden Handy-Booms fĂ€llt es nicht weiter auf, wennman an einem kleinen elektronischen Ding herumfummelt. Auchnicht neben einem Gipfelkreuz und in einer Aufstiegsspur. VerdĂ€chtigist lediglich das fehlende Durchgeben wichtiger Mitteilungen wie z.B.„Ich bin jetzt auf dem Gipfel!“ Durch den permanenten Umgang mitHandy und PC fehlt inzwischen jede Scheu der BerĂŒhrung mit einemGPS-EmpfĂ€nger. Der alpine Anwender muss kein Technikfreak sein.Durch Windows-Ă€hnliche OberflĂ€chen und einfache MenĂŒfĂŒhrung istdas Handling immer unkomplizierter geworden. Seitdem in Berg&Steigen 4/96 zuletzt ĂŒber GPS-EmpfĂ€nger berichtetwurde, hat sich aber nicht nur auf dem GerĂ€tesektor einiges geĂ€n-dert. Mit entsprechender Software und digitalem Kartenmaterial las-sen sich inzwischen einfach und rasch Wegpunkte in das GerĂ€tspeichern.

von Peter Plattner

„RĂŒckwĂ€rts Abschneiden“ mit Hilfe des GPS. In der Praxis hat sichdiese Methode, die ohne vorheriges Übertragen von Daten funktio-niert, bestens bewĂ€hrt. Ein markanter, in der Karte codierter GelĂ€nde-punkt (HĂŒtte, Gipfel, ...), wird wĂ€hrend der Tour mit dem GPS-EmpfĂ€n-ger gemessen und als Wegpunkt abgespeichert. Möchte man spĂ€terauf der Karte seinen aktuellen Standort bestimmen, wĂ€hlt man die-sen abgespeicherten Punkt an. Die „GOTO“ Seite zeigt die genauePeilung und Entfernung zu ihm an. Mit Hilfe des Kompasses werdendiese Informationen in die Karte ĂŒbertragen und man erhĂ€lt seinePosition in der Landkarte. Vorausgesetzt, man kann mit dem Kom-pass umgehen.

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GLOBETREK bietet spezielle Seminare fĂŒr GPS-BenĂŒtzer an, die je nach Wissenstand maßgeschneidert sind:

Modul 1: ATS 480,–

Abendveranstaltung, ca. 3h, Innsbruck, AV-Haus BasisgerĂ€teschulung fĂŒr Normalanwender

Termine: 3.7.2001, 4.9.2001, 6.11.2001

Modul 2: ATS 1.980,–

Basiswissen und VerstÀndnis zur Orientierung, Kartenkunde, Grund-funktionen des GPS 1.Tag: Nachmittag Theorie , 2.Tag: Praxis mit Karte und GPS imGelÀnde

Termine: 14. / 15.7.2001 Alpinzentrum RudolfshĂŒtte21. / 22.7.2001 Franz – Senn - HĂŒtte

Modul 3: ATS 1.640,–

Voraussetzung: Besuch des Modul 1 oder nachweislich gleicher Wis-sensstand 1.Tag: Aufstieg zur HĂŒtte und Theorievorbereitung GPS + PC, arbeitenmit Gitternetzen, gescannte und digitale Karten 2.Tag: Tourenvormittag im GelĂ€nde mit anschließender Auswertungam PC

Termin: 18. / 19.8.2001 Alpinzentrum RudolfshĂŒtte

Weitere Termine auf Anfrage.

Information & Anmeldung:

OeAV–Globetrek ‱ Die Bergsteigerschule des AlpenvereinsTel. 0512 – 59547-34, Fax: 575528, Email: [email protected]

Möglichkeit, GPS-EmpfÀnger aus-zuleihen und die aktuellstenGerÀte zu testen.

Aber

Ein GPS mit eingegebener Routeausleihen und bei miesem Wetterhinausgehen, nach dem Motto:„Was soll‘s, ich hab eh‘ ein GPS!“– das kann es nicht sein. Wiebereits erwĂ€hnt, stellt die Technikkaum ein Hindernis zur Anwen-dung dar, sehr wohl aber dasnavigatorische Wissen des Benut-zers. Kann jemand mit Karte und

Kompass nichts anfangen, dannbringt ihm ein GPS-GerĂ€t nichtwirklich etwas. Der richtigeUmgang mit Landkarte und Bus-sole, sowie entsprechende Hin-tergrundkenntnisse, sind meinerMeinung nach unabdingbare Vor-aussetzungen fĂŒr den effektivenGPS-Einsatz. Dann erst kann mansich mit GPS-spezifischen Begrif-fen wie Kartendatum oder Positi-onsformat auseinander setzenund die Bedienung des GerĂ€tesĂŒben. Am besten, es wird beiWanderungen oder Mountain-bike-Touren mitgenommen und

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ohne Stress ausprobiert, wasman alles damit anfangen kann.Erst wenn man zumindest dieStandardfunktionen beherrscht,macht es Sinn, mit dem Ding insGebirge aufzubrechen.

GerĂ€te und SoftwareAls Bergsteiger stellt man gewisseAnforderungen an seine AusrĂŒ-stung. Leicht und robust soll siesein - und nicht zu teuer. DerGarmin „e-trex“ erfĂŒllt all dieseEigenschaften: GrĂ¶ĂŸe einesHandy, inkl. Batterien nur 150 gschwer, wasserdicht, einfach zubedienen und um knapp 3.000,-Schilling zu haben. Als er vor ca.zwei Jahren auf den Markt kam,nahm er vielen Alpinisten dieletzten Hemmungen, ein GPS inden Rucksack einzupacken.Danach kam der „e-trex SUMMIT“,das ultimative GipfelstĂŒrmer-GerĂ€twie der Name verspricht. ZusĂ€tz-

lich hat der SUMMIT einen elek-tronischen Kompass und einbarometrisches HöhenmessgerĂ€tintegriert, ohne an Gewicht oderGrĂ¶ĂŸe zuzulegen. Somit zeigt erdie genaue Höhe an und kannauch ein Höhenprofil der gesam-ten Tour aufzeichnen (GrĂŒĂŸe analle Biker und Drachenflieger). UmBatterien zu sparen, funktioniertder Höhenmesser auch bei aus-geschalteter GPS-Funktion. FĂŒrden „Fußsportler“ interessant istvor allem der elektronische Kom-pass. Bisher musste man einenicht unerhebliche Wegstreckemöglichst geradlinig und konstantzurĂŒcklegen, bis das GerĂ€t ermit-teln konnte, in welche Richtungman sich bewegt bzw. wo Nor-den ist. Erst danach pendelte sichz.B. der Richtungspfeil der„GOTO“-Seite richtig ein. Jetzt weißdas GPS schon „im Stand“ woNorden ist, die Karte kann ausge-richtet werden und der Rich-

Trotz SatellitenunterstĂŒtzung sind Karte, Höhenmesser und Kompasszur Orientierung im GelĂ€nde unverzichtbar. Ein GPS-EmpfĂ€nger bildetdie ideale ErgĂ€nzung. In vielen Situationen kann er helfen, Ergebnissezu ĂŒberprĂŒfen und Entscheidungen zu treffen.

Der VISTA kann bis zu 24MB Kartendetails von MapSource CDs laden.Auch „Interessante Punkte“ können gesucht und mit Zusatzinforma-tionen angezeigt werden – das AV Museum in Innsbruck darf danatĂŒrlich nicht fehlen. Diese Möglichkeiten sind bis jetzt auf den alpi-nen Bereich aber noch nicht umgesetzt worden.

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tungspfeil zeigt sofort zum ange-wĂ€hlten Wegpunkt.Der seit FrĂŒhjahr erhĂ€ltliche „e-trex VISTA“ bietet zusĂ€tzlich zuKompass und Barometer noch 24MB internen Speicherplatz. Damitkann man nicht nur einenganzen Haufen mehr Wegpunkteund Tracks abspeichern, sondernauch digitales Kartenmaterial.Bereits in der Auslieferung enthal-ten ist eine Basiskarte vonEuropa, Afrika und dem mittlerenOsten mit Seen, FlĂŒssen, StĂ€dten,Autobahnen und KĂŒstenlinien.Detailliertere Karten können vonso genannten „MapSource“ CDsgeladen werden. Radfahrer undKanuten werden jubeln, fĂŒr denBergsteiger gibt es zurzeit aber

noch keine „alpinen“ Karten. Werzur RudolfshĂŒtte fĂ€hrt, kann sichmit dem Auto zwar bis zumEnzinger Boden lotsen lassen,danach sind aber nur noch dieStauseen eingezeichnet. HĂŒtten,Wege, Gipfel oder ÜbergĂ€ngesucht man vergebens. Bestrebun-gen, zu diesen Daten zu gelan-gen und sie in ein kompatiblesFormat zu bringen, sind bereitsim laufen.In hoffentlich naher Zukunft spieltman sich von einer „MapSource-Alpin“-CD die entsprechendeGebirgsgruppe ins GerĂ€t und hatalle HĂŒtten, die wichtigsten Über-gĂ€nge und markantesten Gipfelauf dem Display. Das schwarzeDreieck, das den aktuellen Stan-

dort anzeigt, bewegt sich zwi-schen diesen geographischenPunkten und ich kann sofortabschĂ€tzen, wo ich umgehe oderauf dem Display z.B. eine HĂŒtteals Zielpunkt anwĂ€hlen und michdorthin fĂŒhren lassen. Komplettetopographische Karten mit exak-ten Höhenlinien und all denInformationen, mit denen wir vongedruckten Karten verwöhnt wer-den, wird es demnĂ€chst wahr-scheinlich nicht geben.

Bei der GrĂ¶ĂŸe des Display deraktuellen HandgerĂ€te, die jamöglichst klein sein soll, wĂŒrdeman sich bei entsprechendenZoomstufen vor lauter Linien undSymbolen nicht mehr auskennen.

Bereits in diesem Jahr sollenHybrid-Handy‘s auf den Marktkommen, eine Kombination vonGSM-Mobiltelefon und GPS-Emp-fĂ€nger. Bei einem Notruf können der Ein-satzleitstelle die Koordinaten desUnfallortes gleich ĂŒbermittelt wer-den, die diese dann dem Ret-tungshubschrauber weitergibt, derselbstverstĂ€ndlich auch mit GPSausgerĂŒstet ist.Sollte es dennoch irgendwelcheUnklarheiten geben, z.B. bezĂŒg-lich des verwendeten Kartenda-tums, kann er beim Verunfalltennachfragen - denn ein Handy hater auch, der Hubschrauber.

Peter Plattner

GerÀt Displayauflösung Max.(Pixel) Batteriebetriebsdauer Besonderheiten Gewicht Preis

e-trex 64 x 100 22 Stunden Leichtestes GPS mit einfachster Bedienung 150 g ATS 2.990,-

e-trex 64 x 100 16 Stunden Wie e-trexSummit (mit Kompass u. Höhenmesser)

+ Höhenmesser+ Kompass 150 g ATS 4.990,-

e-trex Vista 160 x 288 12 Stunden 24 MB fixer Speicher(Metro Guide CDs ladbar)+ Höhenmesser+ Kompass 150 g ATS 7.690,-

GPS GerĂ€te Ideal fĂŒr den Bergsteiger sind die GARMIN GerĂ€te der e-trex-Familie

Im Anschluss ein kurzer Abriss einiger interessanten Adressen im World WideWeb zum Thema digitales Kartenmaterial und GPS. Zurzeit sind die oft recht auf-wendigen Homepages teilweise nur durch Zufall bzw. durch Hinweise Gleichge-sinnter auffindbar. WĂŒnschenswert fĂŒr die Zukunft wĂ€re ein gemeinsames Portal,ein Marktplatz, in dem sich Interessierte völlig frei aus der Vielzahl an Angebotenbedienen können.

www.alpenverein.at/huetten ‱ Der OeAV bietet auf seiner Homepage dieKoordinaten aller AlpenvereinshĂŒtten, sowie HĂŒtten anderer Vereine.www.bergwelt.de ‱ Nettes Portal mit einer Vielzahl an Zusatznutzen.Das Tourenarchiv ist mit generiertem Kartenmaterial hinterlegt.www.austrianmap.at ‱ Basis ist die Österreichkarte des Bundesamtes fĂŒrEich- und Vermessungswesen. Diese Site ist eine abgespeckte Version derAustrian Map mit voller Suchfunktion.www.adv-online.de ‱ Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwal-tungen bieten hier ein recht interessante Basis an Informationen, auch zudigitalem Material wie z.B. Top50.www.the-map-store.com ‱ Ein nettes Portal zur Suche nach weltweitemKartenmaterial.www.falk.de ‱ Ein gelungener Mix zwischen Routenplaner, Stadtplan undgeneralisierter Kartewww.kompass.at ‱ Interessantes Tourenarchiv fĂŒr Biker, Wanderer odereinfach nur Naturliebhaber, mit hinterlegtem Kartenmaterial.www.geolife.de ‱ Portal fĂŒr Wandern, Radeln und Kanuwandern inDeutschland.www.swisstopo.ch ‱ Steigen Sie ein in die Welt der digitalen Produkte derSchweiz. Ein ganz besonderer Leckerbissen ist der „Atlas der Schweiz inter-aktiv“, ein neuer Meilenstein in der Schweizer Kartographie.www.garmin.com ‱ GARMIN Homepage mit der kompletten Produktpaletteaus allen Bereichen. Die jeweils aktuellste Softwareversion fĂŒr einen GPS-EmpfĂ€nger kann heruntergeladen werden.www.garmin.at ‱ ProduktĂŒbersicht des Österreich Importeurs (GARMIN, TTQV, FUGAWI, etc.)

WWW

TT-QVEs handelt sich um die ehemalige „Quo Vadis“ Software die lediglich ihren NamengeĂ€ndert hat. Sie eignet sich zur Kommunikation zwischen PC und einem GARMIN-EmpfĂ€nger der ĂŒber ein serielles Kabel angeschlossen ist. Per Mausklick werdenWegpunkte und Routen am PC erzeugt, welche bequem ĂŒbertragen werden können.Umgekehrt können aufgezeichnete Daten auf den PC ĂŒberspielt werden. ZusĂ€tzlichzu bereits digitalisierten Karten können eigene gescannte Karten kalibriert werden.AUSTRIA-MAP, die offizielle Karte des Österr. Bundesamtes fĂŒr Eich- und Vermes-sungswesen, sowie die offizielle Bayern- und Schweizkarte auf CD-Rom, werdenohne weitere Konvertierung verarbeitet. www.ttqv.com

MapSource CD-ROMsIst eine Serie mit Kartendaten und Points of Interest fĂŒr GARMIN-GerĂ€te. Zurzeit nurvon urbanen Gebieten erhĂ€ltlich. FĂŒr EmpfĂ€nger ohne Kartenfunktion (e-trex, SUM-MIT) sind sie ein ideales Werkzeug, um Wegpunkte und Routen am PC zu erstellen. InGerĂ€te mit entsprechendem Speicher (VISTA) können die kompletten DatensĂ€tzeninkl. detaillierte KĂŒstenlinien, Strassen, Point‘s of Interest usw. direkt ĂŒbertragen wer-den. MapSource CDs sind inzwischen vom Großteil Europas erhĂ€ltlich.

www.garmin.com

FUGAWIFUGAWI ist eine leistungsfÀhige GPS-Software. Echtzeitnavigation, Wegpunkte-/Rou-tenverwaltung und die Darstellung von Höhenprofilen aus Wegaufzeichnungen sindnur einige der vielen Möglichkeiten. Abgespeicherten Wegpunkten können zuÀtzlichGrafiken, Fotos oder Wave-Dateien zugeordnet werden.

www.fugawi.de

GPS-Software

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Über den vorrangigen Verwen-dungszweck sollte man sich imKlaren sein, bevor man insGeschĂ€ft geht. Drei Monate Pata-gonien erfordert ein anderes Zeltals Pfingsten in Arco mit Über-nachtung am Gardasee. Wenndas Zelt getragen werden muss,spielt das Gewicht eine wesentli-che Rolle. FĂŒr lĂ€ngere stationĂ€reAufenthalte mit viel AusrĂŒstung isteine zweite Apside von Vorteil.Letztendlich sollte man sich auchĂŒberlegen, was man fĂŒr seinneues „castle“ auslegen will.Die heute angebotenen Zeltesind nahezu ausschließlich dop-pelwandig ausgefĂŒhrt, wobei sichAußen- und Innenzelt nichtberĂŒhren sollten. „Singlewall“-Zelte finden nur im Expeditions-

bereich Verwendung (Kondens-wasser-Problem). Die Wasserdichtheit ist bei Ver-wendung von besten Materialienheute kein Thema mehr. JedochVorsicht bei billigen Produkten:Laut Norm darf alles ab einerWassersĂ€ule von 1500 mm alswasserdicht bezeichnet werden!Das Außenzelt sollte jedocheinen Wert von 3000 - 4000 mmerreichen und das Bodenmaterialnoch mehr.Anders sieht es mit der Kondens-wasserbildung aus. Es gibt keinkondenswasserfreies Zelt, jedochist dieses Problem durch entspre-chende und richtige BelĂŒftung inden Griff zu bekommen. EinigeungĂŒnstige Bedingungen (nasseAusrĂŒstung oder Kochen im Zelt,

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My tent is my castleZelte fĂŒr den Bergsport

My tent is my castleZelte fĂŒr den Bergsport

Wer nach diesem Grundsatz im Freien ĂŒbernachten will, kann ausdem Vollen schöpfen. Vom ultraleichten Ein-Mann-Zelt bis zur Luxus-hĂŒtte, bei der nur mehr das Kaminfeuer und ein BĂ€renfell fehlen -natĂŒrlich sollte dann auch „die entsprechende Begleitung“ vor Ortsein -, gibt es heute alles zu kaufen. Dass solche Hightech-Aus-rĂŒstung oder Luxusbuden natĂŒrlich auch stolze Preise haben kön-nen, liegt in der Natur der Sache.

von Karl Heinz Kaserer

Lagerplatz in der NĂ€he von Seenoder FlĂŒssen, usw.) können dieBildung von Kondenswasser abergeradezu heraufbeschwören.

KonstruktionKuppelzelte

Dabei handelt es sich um freiste-hende oder selbsttragende Zelte.Das heißt, dass zum Aufstellen inder Regel keine Heringe notwen-dig sind, nur die Apsiden mĂŒssenabgespannt werden (bei einigenspeziellen Konstruktionen, z.B.dem „Staika“ von Hilleberg, istauch dies nicht notwendig). Dieshat auf Bergtouren, bei denendas Zelt an einem Platz nur fĂŒreine Nacht aufgestellt wird,erhebliche Vorteile. Harter Unter-

grund oder Fels erschweren nĂ€m-lich oft das Einschlagen vonHeringen, oder machen es garunmöglich. Die SeitenwĂ€nde sindjedoch bei dieser Art von Zeltrelativ flach, sodass das Rauman-gebot oft nicht allzu ĂŒppig aus-fĂ€llt. Kuppelzelte lassen sichdurch die meist vorhandenezweite Apside sehr gut belĂŒften.

Tunnelzelte

Sie benötigen zum Aufbau min-destens vier Heringe. Durch diesteil ansteigenden ZeltwĂ€ndeentsteht ein großzĂŒgiger Innen-raum, bei dem auch in denEcken fast die gesamte Raum-höhe zur VerfĂŒgung steht. Das DurchlĂŒften ist jedoch meist

Viele Zelte werden als „expeditionstauglich“ angepriesen. Nebeneiner entsprechend stabilen Konstruktion, die dem Wind möglichstwenig AngriffsflĂ€che bietet, sind gute Abspannmöglichkeiten Voraus-setzung fĂŒr den anspruchsvollen alpinen Einsatz. Die Ösen beim„Stardome 2“ von MOSS sind breitflĂ€chig angenĂ€ht und verteilen dieBelastung optimal. ZusĂ€tzlich sind die Heringlaschen so großgeschnitten, dass sie auch problemlos mit Schi gespannt werden können.

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schlechter möglich, ebenso kannman das Innenzelt alleine alsMoskitoschutz bis auf einigeAusnahmen (z.B. mit seperatenGestĂ€ngefĂŒĂŸen bei Hilleberg)nicht aufstellen.

GeodÀtische Zelte

Bei dieser Form handelt es sichum die windstabilste Form. Eskreuzen sich dabei 4-5 GestĂ€nge-bögen so, dass das Zelt nachallen Richtungen optimal abge-stĂŒtzt wird. Auch hier bedingt dieKonstruktion flache SeitenwĂ€ndeund es werden Heringe zum Auf-bau benötigt. Ein GeodĂ€t ist dasklassische Expeditionszelt, dasauf Grund seiner aufwĂ€ndigenKonstruktion nicht zu den Leicht-gewichten zĂ€hlt.

Materialien

Moderne Zelte werden aus-schließlich aus Kunstfasern gefer-tigt. Naturstoffe, wie z.B. Baum-wolle, können mit den Eigen-schaften von Nylon und Co. nichtmithalten.

Polyester

Nicht so leicht wie Nylon, aberbilliger. Reißfestigkeit und UV-BestĂ€ndigkeit sind nicht herausra-

GeodÀt2 Personengelb4.38 kg (incl.)ATS 8.499,-

Absoluter Klassiker im Alpin/Expeditions-bereich.

THE NORTH FACE www.thenorthface.com

Mountain 25

Mit den von HILLEBERG verwen-deten Stangenschuhen lĂ€ĂŸt sichein Zelt einfach und rasch auf-bauen und dennoch perfektspannen. Der gleiche Herstellerproduziert auch Zelte, bei denendas Innenzelt quasi im ÜberzelthĂ€ngt. Zelt auflegen, Stangenhinein und fertig – vor allem beistarkem Wind und Regen einRiesenvorteil.

Biwakzelt1 PersongrĂŒn0.94 kg (incl.)ATS 4.999,-Gore-Tex Biwakzelt

fĂŒr spezielleEinsĂ€tze und Indivi-dualisten. Leichtergeht‘s nicht mehr.

THE NORTH FACE www.thenorthface.com

Soloist

Kuppelzelt2 Personenrot oder grĂŒn2.8 kg (incl.)ATS 8.200,-Ideales

Raum/Gewichtsver-hĂ€ltnis fĂŒr den alpi-nen Einsatz. Aussen-und Innenzelt wirdgemeinsam aufge-stellt.

HILLEBERG www.hilleberg.com

Niak

gend. Polyesterzelte sind mei-stens PU-beschichtet.

Nylon

Das wohl geeignetste Zeltmate-rial. Es ist leicht, die UV-BestÀn-digkeit ist höher als bei anderenMaterialien und kann durch ver-schiedene Beschichtungen nocherhöht werden. Nylongewebekönnen in unzÀhligen QualitÀtenverarbeitet werden, wobei diebesten Materialien ein Zelt ganzschön teuer werden lassen. BeiRippstop-Nylon sind zur VerstÀr-kung dickere QuerfÀden einge-webt. Höherwertige Nylonzeltesind zusÀtzlich mit Silikon behan-delt.

Polyamid

Ähnlich wie Nylon, jedoch schwe-rer. Wird oft fĂŒr Zeltböden ver-wendet.

GestĂ€ngeEin gutes ZeltgestĂ€nde ist ausAluminium gefertigt, wobei esauch hier große Unterschiedegibt. Mehrere Legierungen undEloxierungen sind auf dem Markt,wobei die beste QualitĂ€t ausdem Hause „Easton“ kommt.Manche Zelthersteller verwendenverschiedenfarbige GestĂ€nge undentsprechende EinschubkanĂ€le,die den raschen Aufbau, beson-ders bei GeodĂ€ten, erleichtern.FieberglasgestĂ€nge kommen nurbei absoluten Billigproduktenzum Einsatz. Als Standard ist beiguten Zelten ein ErsatzgestĂ€nge-segment, eine ReparaturhĂŒlseoder beides beigelegt.

HeringeFĂŒr fast jede Bodenart gibt esspezielle Heringe in unterschied-lichsten QualitĂ€ten und Preiskate-gorien. Von der ultraleichten Alu-Magnesiumlegierung ĂŒber Kunst-stoff, bis zum ĂŒber ein Meter lan-gen Schneeanker wird hier allesgeboten.

PflegeIm Allgemeinen bedĂŒrfen Zeltekeiner besonderen Pflege. Diewichtigste Regel lautet, niemalsein noch feuchtes oder nasses

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Zelt einlagern oder an einemfeuchten Ort aufbewahren! ZurReinigung genĂŒgt es, das Zeltma-terial mit einem nassen Lappenabzuwischen. Sind die NĂ€hteundicht geworden, werden siemit Nahtdichter, der einfach auf-gepinselt wird, wieder auf Vorder-mann gebracht. Kleinere Risseoder Löcher lassen sich z.B. mit„Seam-Grip“ rasch schließen –oder man verwendet Reparatur-flicken.Obwohl eine Vielzahl von unter-schiedlichsten Zelten im Fachhan-del angeboten werden gibt esdas absolute Ideal nicht. DasKleine, Leichte, Windstabile dasfast nix kostet – aber expediti-onstauglich muss es schon sein.

Karl Heinz Kaserer, 40, ist Inhaberdes AusrĂŒstungsgeschĂ€ftes „OUT-DOOR“ in Innsbruck und hatjahrzehntelange Zelterfahrung (vomeigenen Garten bis zur Sahara).

Tunnelzelt2 Personenrot oder grĂŒn3.5 kg (incl.)ATS 10.400,-

HILLEBERGwww.hilleberg.com

Nammatji GT

GeodÀt2 Personengelb3.2 kg (incl.)ATS 4.499,-

Zelt mit gutem Preis/LeistungsverhĂ€ltnis fĂŒr den gemĂ€ssigten alpinen Einsatz.

SALEWAwww.salewa.at

Expedition 2

GeodÀt2 Personenocker3.88 kg (incl.)ATS 9.999,-

Extrem stabilesExpeditionszelt mitperfekten Abspann-möglichkeiten.

MOSS www.mosstents.com

Stardome 2

Der geplante Einsatzbereich beeinflusst die Wahl des Zeltes mass-geblich. FĂŒr die North-Ridge der Ama Dablam stehen geringesGewicht, WindstabilitĂ€t und kleine Abmessungen im Vordergrund. Inder Sahara, mit dem GelĂ€ndewagen unterwegs, darf es ruhig etwaskomfortabler sein – vielleicht sogar mit aufzippbarer Kuppelöffnungzum Sterne schauen, wie es das „Stardome 2“ anbietet.

Top-Zelt mit grossemRaumangebot undvielseitigem Einsatzbe-reich. Aussen- undInnenzelt wird gemein-sam aufgestellt. Mindestens 4 Heringezum aufstellen not-wendig. Riesige Apside.

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Hersteller Modell Gewicht Preis

GARMONT Tower GTX ca. 600 g ATS 2.499,–

Hersteller Modell Gewicht Preis

SIMOND Aerofrein 520 g ATS 1.290,–

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PETZL „Reverso“Der „Reverso“ kombiniert die Vorteile einer selbstblockierenden Siche-rungsplatte und eines Tuber zu einem kompakten Sicherungs- undAbseilgerĂ€t. Die Bremswirkung ist in etwa mit der des ATC (Air TrafficController) von Black Diamond zu vergleichen, bei dĂŒnnen Seilen kanndiese problemlos durch einem zweiten HMS-Karabiner erhöht werden.Bei unseren Tests funktionierte der Reverso sowohl mit Einfach- alsauch mit Doppel- bzw. Zwillingsseilen nahezu einwandfrei. Einzig 8mm-Seile wurden in der Position als Sicherungsplatte nicht immer100%ig abgeklemmt. Teilweise kamen die StrĂ€nge im relativ breitenSchlitz so zu liegen, dass sie aneinander vorbeirutschten, was laut Her-stellerangabe nicht passieren dĂŒrfte.Der Einsatzbereich des Reverso reicht vom dynamischen Sichern desVorsteigers ĂŒber selbstklemmendes Nachsichern von einem oder zweiKletterern bis hin zum Abseilen. In Klemmstellung kann er natĂŒrlich auchfĂŒr alle Bergungstechniken als RĂŒcklaufsperre eingesetzt werden.Der „Reverso“ besitzt zwei Karabinerösen: In die grĂ¶ĂŸere wird der „Siche-rungs-Karabiner“ eingehĂ€ngt durch den das Seil lĂ€uft, in die andere - beiVerwendung als Sicherungsplatte zum Nachsichern - der „Fixpunkt-Kara-biner“. Positiv zu bemerken ist, dass diese Öffnung relativ groß ist undso ein lĂ€stiges Festklemmen am Fels verhindert. Vielleicht wĂ€re einefarbliche Trennung der zwei EinhĂ€ngeösen fĂŒr den weniger geĂŒbtenAnwender gĂŒnstig.Ideal ist der „Reverso“ fĂŒr FĂŒhrungsarbeiten, da durch die Kombinationeines selbstklemmenden SicherungsgerĂ€tes mit einem AbseilgerĂ€t ineinem AusrĂŒstungsgegenstand alle Einsatzbereiche abgedeckt sind. Ein-zige Gefahr bei der etwas exotischen Form ist ein blauer Fleck am Hin-tern, wenn man sich zu schnell auf den am Gurt hĂ€ngenden „Reverso“setzt.Fazit: Ein geniales GerĂ€t fĂŒr BergfĂŒhrer und fortgeschrittene Anwender.(wz) www.petzl.com

AUSPROBIERTAUSPROBIERT. . . von Peter Plattner

Hersteller Modell Gewicht GrĂ¶ĂŸen Preis

PETZL Reverso ca. 81 g 10-11 mm Einfachseil ATS 295,–8(?!)-9 mm Doppelseil

GARMONT „Tower GTX“Der “Tower GTX” ist mit seinen 660 g extrem leicht, aber trotzdemunglaublich vielseitig einzusetzen. Man schlĂŒpft hinein und fĂŒhlt sich

sofort „turnpatschenĂ€hnlich“ wohl. Durch seinenangenehmen Flex und seine wasserdichte Gore-Membrane ist er fĂŒr anspruchsvolles Wandernebenso wie fĂŒr das Allroundbergsteigen

bestens geeignet. Durch einen sehr direktenund guten Kontakt zum Fels können auch

leichtere Klettertouren oder Kletter-steige problemlos bewÀltigt wer-

den. Die spezielle Gummimi-schung der Vibram-Sohle „Nepal“ trĂ€gtdas ihre dazu bei.Eine eingebaute

SIMOND “Aerofrein“Klettersteigsets gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Eines der feinsten, die es zur Zeit zu kaufen gibt, ist das „Aerofrein“ des französischen Herstellers SIMOND. Die ganze Konstruktion ist sauber durchdacht: Als Karabiner wurde derSIMOND „Bullfrog“ verwendet, welcher vom System Ă€hnlich wie der„Attac“ von SALEWA funktioniert. Der Schnapper kann nur durch Druckauf die Hinterseite des Karabiners geöffnet werden und arretiert selbst-tĂ€tig. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist der „Bullfrog“ problem-los zu bedienen. Ein Endlosseil ist direkt in die Karabiner eingenĂ€ht - dieNĂ€hte in Kunststoff eingeschweißt - und wird durch eine angenehmkleine Bremsplatte gefĂŒhrt. Das lose Bremsseil wird in einem Cordu-ratĂ€schchen verstaut, das mittels Klettverschluss am Klettergurt oderRucksack befestigt wird. Bei einem Sturz wird dieses Restseil aus derTasche herausgerissen. Es gibt somit keine losen, herumhĂ€ngenden Seil-oder Bandenden, die beim Klettern stören oder sich dauernd irgendwoverhĂ€ngen.Beide SeilstrĂ€nge sind vor der Platte ein kurzes StĂŒck lang miteinandervernĂ€ht, wahrscheinlich um anzuzeigen, dass man das Seil nicht mehrweiter herausziehen darf. Möchte man die SeilstrĂ€nge zum besserenHandling verkĂŒrzen, steht man allerdings bei dieser Naht an – manmuss dann in jeden Strang entsprechende Knoten machen. An sich istdas ĂŒberhaupt kein Problem aber eben nicht besonders elegant. Das„Aerofrein“ ist selbstverstĂ€ndlich ein so genanntes Y-förmiges Set, d.h. eskönnen beide StrĂ€nge gleichzeitig in das Stahlseil eingehĂ€ngt werden,was ein effizienteres und angenehmeres Höhersteigen ermöglicht.

www.simond.com

Nylon-Zwischensohle gewĂ€hrleistet sehr gute StabilitĂ€t im Kantenbereichund in der Schuhspitze. Im Fersenbereich ist die Sohle stabil mit Kunst-stoff verstĂ€rkt und erlaubt die Verwendung von Steigeisen mit Kipphe-belbindung. Als Obermaterial wird Dynatec von Schöller verwendet, das extrem reiß-und abriebfest ist.Der „Tower GTX“ ist ein sauber gearbeiteter Allroundschuh, der auch fĂŒrden Spezialisten höchst interessant ist. Vor allem BergfĂŒhrer werden ihnauf fast jedem Terrain schĂ€tzen. Einzigartig ist die Kombination Kipphe-bel-Tauglichkeit und wasserdichte Gore-Membrane bei diesem Gewicht.

www.garmont.com

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MedienMedienSTIMMEN VOM GIPFEL ‱ Die bedeutendsten Berg-steiger zur Zukunft des AlpinismusHerausgeber: Bernadette McDonald und John Amatt255 Seiten mit zahlreichen FotografienG+J/RBA Hamburg 2001 ‱ ISBN 3-934385-13-3Preis: ATS 365,-

www.nationalgeographie.de

Das auf der Umschlagseite abgebildete Logo der„National Geographic Society“ bĂŒrgt fĂŒr außergewöhn-liche QualitĂ€t und lĂ€sst Vorfreude aufkommen. DerUntertitel „mit BeitrĂ€gen u.a. von Reinhold Messner undSir Edmund Hillary“ bringt den potenziellen KĂ€ufer aber rasch wieder auf denBoden der RealitĂ€t zurĂŒck: Nicht schon wieder Gedanken von altgedienten,zweifelsohne unglaublichen Bergsteigern, die aber seit Jahren nicht mehraktiv sind! Doch kein Grund zur Panik. Neben den genannten wird die breiteMasse nur noch mit Kurt Diemberger und Anderl Heckmair etwas anfangenkönnen. Alle anderen Kletterer, Alpinisten und Expeditionsbergsteiger, die indiesem Buch zu Wort kommen, genießen meist nur in der Szene bzw. inihren Heimatstaaten höchstes Ansehen. Eines haben sie aber alle gemein-sam: Sie verbindet die Leidenschaft fĂŒr die Berge und sie alle waren bereitsals GĂ€ste beim Banff-Bergfilm-Festival geladen. Seit 25 Jahren gibt es in denRocky Mountains dieses jĂ€hrliche Zusammentreffen der Bergfilmer, dasinzwischen weltweit einzigartig ist. „Stimmen vom Gipfel“ prĂ€sentiert unter-schiedliche Meinungen zu Fragen des Stils, der Moral, der Vergangenheitund der Zukunft des Bergsteigens. Portrait-Aufnahmen der Autoren stehenjedem Beitrag voran und lassen den Leser endlich erfahren, wer sich hinterbereits oft gehörten Namen verbirgt. Will Gadd, Greg Child, Kitty Calhoun undLeo Houlding sind nur einige der vielen Autoren. Das Buch schließt mit einerBeschreibung der Höhepunkte der Banff-Bergfilm-Festivals von 1976 bis2000. Ein wunderschönes Buch, das in keiner alpinen Bibliothek fehlen darf.(pp)

HOW TO SHIT IN THE WOODS(Wie man im Wald sch . . .)Outdoor-Handbuch, Band 103 ‱ Autor: Kathleen Meyer, 1. Auflage119 Seiten mit zahlreichen SW-AbbildungenConrad Stein-Verlag ‱ ISBN 3-89392-503-1Preis: ATS 108,- www.outdoor.tng.de

Der Reim eines unbekannten Autors lautet:

„In days of oldWhen knights were boldAnd toilets weren‘t invented,They left their loadAlong the roadAnd walked off so contented.”

Diese (guten?) alten Zeiten sind nicht nur im urbanen Gebiet vorbei. Zu vieleMenschen verbringen ihre Freizeit in der Natur, als dass man hemmungsloshinter jeden Busch oder Stein scheißen könnte. Verzeihung - jetzt ist es pas-siert, dass ich ohne nachzudenken dieses verpönte Wort geschrieben habe.Nach der LektĂŒre des vorliegenden Buches aber auch kein Wunder. Schon inder Einleitung wird die Kulturgeschichte und ungerechtfertigte Ausrottungdieses Wortes erlĂ€utert. Die folgenden Kapitel beschĂ€ftigen sich mit der Wis-senschaft des Sch....., wie man ein Loch grĂ€bt und was zu tun ist, wenn diesauf Grund der Bodenbeschaffenheit nicht möglich ist. Besondere KapitelĂŒber den einsamen Kackpacker, Montezumas Rache und unbezahlbareTipps, damit Frau sich nicht in die Stiefel pinkelt, runden das Werk ab. Kath-leen Meyer schreibt mit einer gehörigen Portion Humor ĂŒber ein ernst zunehmendes Thema und erklĂ€rt, wie man im GelĂ€nde seine Exkremente öko-logisch richtig entsorgt bzw. was passieren kann, wenn man das nicht tut.Neben den besten Spaten zum Graben und diversen hier zu Lande weitge-

hend unbekannten BehĂ€ltern fĂŒr menschliche AbfĂ€lle werden auch allemechanischen und chemischen Möglichkeiten der Trinkwasseraufbereitungvorgestellt. Obwohl immer wieder auf die besonderen Probleme von Berg-steigern und Kletterern eingegangen wird, fehlt leider ein entscheidendesKapitel: zu welchem strategisch gĂŒnstigen Zeitpunkt oder mit welchen Tricksman auf ĂŒberfĂŒllten HĂŒtten in Ruhe und ganz entspannt sein GeschĂ€ft ver-richten kann. (pp)

MTV: EXTREMEAlpine Chills & Glacial BeatsLieferant: EMV (Exclusa) ‱ Label: PLASDoppel CD ‱ Bestellnummer: 5440002023Preis: ATS 379,- www.mtveurope.com

KOPFWEHBERGEEine Geschichte der HöhenmedizinAutor: Elisabeth Simins, Oswald Oelz, ZĂŒrich 2001231 Seiten mit zahlreichen AbbildungenAS Verlag & Buchkonzept AG ‱ ISBN 3-905111-59-4Preis: ATS 364,- www.as-verlag.ch

„Als nĂ€chstes“, beschreibt ein chinesischer Text aus der Zeit der westlichen Han-Dynastie, „gelangt man zu den Großen und KleinenKopfwehbergen.“ Ein frĂŒhes Zeugnis der Höhenkrankheit, die allerdings auchschon den alten Griechen nicht unbekannt war. Im christlichen Abendlandfreilich war das PhĂ€nomen lĂ€ngst in Vergessenheit geraten – im Mittelalterstieg niemand zum VergnĂŒgen im GelĂ€nde herum, im Gegenteil: Die kargeBergwelt erschien den Menschen wie eine Strafe Gottes. Erst die Renais-sance begann die Welt mit anderen Augen zu betrachten; manche derhumanistischen Gelehrten wurden so zu Pionieren der Alpinistik und,zwangslĂ€ufig, der Erforschung der Bergkrankheit. Elisabeth Simons undOswald Oelz, beide Ärzte und begeisterte Bergsteiger, erzĂ€hlen in „Kopfweh-berge“ die Geschichte der Erforschung und Entdeckung der Höhenkrankheit.Die Entwicklung der Höhenmedizin bietet gerade in der Anfangszeit eineninteressanten, ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Medizin- und Alpinge-schichte: Einzelne Figuren wie der Schweizer Arzt Johann Jakob Scheuchzer,der in den Alpen noch Anfang des 18. Jahrhunderts Drachen begegnet seinwollte, oder der von der Romantik beeinflusste Horace BĂ©nĂ©dict de Saus-sure, der 1787 nach mehreren gescheiterten Versuchen den Montblancbestieg und detaillierte Beschreibungen der Symptome lieferte, werden pla-stisch beschrieben. Ebenso die vielen Ideen und Theorien, die sich im Laufeder Zeit um die Höhenkrankheit bildeten. So glaubten zahlreiche alpine Ver-eine bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, dass es eigentlich gar keine Berg-krankheit gĂ€be – Schwindel, SchwĂ€che, Kopfschmerzen und Ă€hnlicheBeschwerden seien im Gegenteil nur Ausdruck von SchwĂ€che, die bei den„harten MĂ€nnern“ nichts verloren hĂ€tte. Das 20. Jahrhundert wiederum bringtdie Besteigung der 8000er und damit neue Möglichkeiten, Ursachen undWirkung der Höhe zu untersuchen. Gerade die Erstbesteigung des MountEverest ist eng mit der Erforschung der Höhenphysiologie verbunden.Den beiden Autoren gelingt es, aus ihrem doch sehr unterschiedlichen Mate-rial – bergsteigerische Pionierleistungen neben medizinischer Forschung,Berichte von Symptomen und Theorien ĂŒber die Ursachen – ein gut lesba-res, auch fĂŒr Laien verstĂ€ndliches Buch zu schaffen. Zwar könnte die„Geschichte der Höhenmedizin“ manchmal etwas mehr in die Tiefe gehen,doch gelingt die Gratwanderung zwischen Medizin und Alpinismus insge-samt ohne dramatische AbstĂŒrze. (liz)

„Alpine Chills & Glacial Beats” - das muss richtig zĂŒnftige Bergsteigermusiksein. Ist es auch, und zwar gesampelt aus den Spots vom MTV Magazin„Snowball“. CD Nummer eins verwöhnt mit genialem Chillout. Funk, Grooveund Acid verwöhnen nicht nur den Boarder nach getaner Arbeit. Schon dererste Track, „Sunset“ von Fatboy-Slim, lĂ€sst auch den Wanderer sentimentalwerden. Die „Glacial Beats“ auf CD Nummer zwei sollte man sich zumindestin der Bruchzone nicht zu laut und mit maximalem Bass anhören, denn dieAuswirkungen von Trance, House, Drumm2Bass und Trip-Hop auf die Glet-schertektonik sind noch nicht wirklich erforscht! Je nach Stimmung und alpi-ner Notwendigkeit hat man die Möglichkeit, sich mit den vorliegendenMusikstĂŒcken total zu motivieren und das Letzte aus sich herauszuholenoder sogar in der grimmigsten Nordwand ein entspannendes BalearicAmbient aufkommen zu lassen. (pp)

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B e r g & S t e i g e n 2 / 0 1

Programm Berg&Steigen Fortbildung exklusiv fĂŒr OeAV Touren- und JugendfĂŒhrer

Programm Berg&SteigenFortbildung exklusiv fĂŒr OeAV Touren- und JugendfĂŒhrer

‘2001‘2001Berg&SteigenBerg&Steigen

Mountainbike-Touren

26. - 29.7.2001 Ruhpolding, SB ATS 1.000,—

Sportklettern Übungsleiter 1

5. - 7.10.2001 Innsbruck, SB ATS 750,—

Sportklettern Übungsleiter 2

11. - 14.10.2001 Innsbruck, SB ATS 1.000,—

Orientierung

26. - 28.10.2001 Spot Obernberg, SB ATS 750,—

Erste Hilfe

16. - 18.11.2001 Innsbruck, SB ATS 750,—

Mountainbiketouren26. - 29.7.2001, Ruhpolding, SB 1.000,--

Ziel

Mountainbiketouren erlebnisreich, risiko- und umweltbewusst planenund durchfĂŒhren.

Inhalte

GerÀtekunde, Tourenplanung, Fahr- und Techniktraining, Trainingslehre.

Sportklettern Übungsleiter 15. - 7.10.2001, Innsbruck, SB ATS 750,--

Voraussetzungen

Keine Voraussetzungen erforderlich.

Ziele

Risikobewusstes Betreuen von Kinder- u. Jugendgruppen an kĂŒnstlichenKletteranlagen und in KlettergĂ€rten. Dieser Kurs berechtigt nicht zurAbnahme von Kletterscheinen!

Inhalte

Risiken und Sicherheitsstandards beim Sportklettern, Sicherungstechnik,SicherungsgerÀte, spielerische Formen des Techniktrainings mit Kindern,Gestaltung von Spielstunden an der Kletterwand, Organisation einesKletterwandbetriebs.

Sportklettern Übungsleiter 211. - 14.10.2001, Innsbruck, SB ATS 1.000,--

Voraussetzungen

Schwierigkeitsgrad 5, seiltechnische Grundfertigkeiten (Partnersicherung,Abseilen, Umbau am Umlenkpunkt).

Ziele

BefĂ€higung zur Abnahme der Kletterscheine „Mini“ und „Spider". DerKurs endet mit einer PrĂŒfung ĂŒber die Inhalte des Kletterscheins „Allro-und“.

Inhalte

Inhalte der Kletterscheine „Mini“, „Spider“ und „Allround“, weiters Routen-bau fĂŒr verschiedene Trainingsmethoden, methodischer Aufbau einesTechnik- u. Konditionstrainings, spielerische Trainingsformen.

Orientierung26. - 28.10.2001, Spot Obernberg, SB 750,--

Ziel

Kompetenter Umgang mit Karte, Höhenmesser und Bussole, AnfÀngerndie Kunst des Kartenlesens vermitteln.

Inhalte

Trainings- und Spielformen zum Erlernen des Kartenlesens, Umgang mitHöhenmesser und Bussole, GPS (Möglichkeiten und Bedeutung fĂŒr Berg-steiger).

Erste Hilfe16. - 18.11.2001, Innsbruck, SB 750,--

Ziel

Nach UnfĂ€llen rasch und kompetent helfen, Rettungsmaßnahmen orga-nisieren.

Inhalte

Theorie und Praxis des Herz-Kreislauf-Notfalls, Praktikum Einhelferreani-mation, lebensrettende Sofortmaßnahmen, allgemeine UnterkĂŒhlung,lokale Erfrierung, BrĂŒche, stumpfe Verletzungen, starke Blutung, prakti-sche Wundversorgung, Fixierung und Ruhigstellung mit SAM-Splint,Schock, SchĂ€del-Hirn-Trauma, gestellte Unfallsituationen selbstĂ€ndigbewĂ€ltigen.

Anmeldung siehe Seite 50Bitte die Anmeldung vollstĂ€ndig und gut leserlich ausfĂŒllenAuskĂŒnfte und Informationen: 0512 / 59547-30 Monika Kofler

SB = Sektionbeitrag (kein Teilnehmerbeitrag)

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Oesterreichischer Alpenverein

Alpinreferat

Wilhelm

-Greil-Straße 15

A-6010 Innsbruck

Bitteausreichendfrankieren

Anmeldung

per Fax an: 0512 / 57 55 28per Post an: Oesterreichischer Alpenverein, Alpinreferat, W

ilhelm-Greil-Straße 15, A-6010 Innsbruck

Ich melde m

ich verbindlich fĂŒr folgenden Kurs an:

Kurs, Datum

❑ Anreise m

it Bahn(W

ir organisieren die Weiterfahrt)

❑ Anreise m

it PKW(Fahrgem

einschaften bilden!)

Unbedingte Voraussetzung fĂŒr eine Kursteilnahme:

❑ Ich bin aktiver TourenfĂŒhrer oder JugendfĂŒhrer

❑ M

eine Sektion ist informiert und einverstanden

BestÀtigung der Sektion

Name:

Adresse:

Telefon:

E-Mail:

Sektion:

AusbildungslehrgĂ€nge zum staatlich geprĂŒften Lehrwart

Lehrwart ’2001Lehrwart ’2001AusbildungslehrgĂ€nge

zum staatlich geprĂŒften Lehrwart

Sportklettern - LeistungssportVeranstalter BAfL Innsbruck

EignungsprĂŒfung und 1. Kursteil: 17. - 23.9.20012. Kursteil und AbchlussprĂŒfung: 22. - 25.11.2001Anmeldeschluss: 10. August 2001

Lehrwart WandernVeranstalter BAfL Linz

EignungsprĂŒfung, 1. Kursteil: 18. - 28.10.2001, Spital/Pyhrn2. Kursteil: 22. - 23.11.2001, Spital/PyhrnAbschlussprĂŒfung: 24. - 25.11.2001, Spital/PyhrnAnmeldeschluss: 10.9.2001

SkitourenwartVeranstalter BAfL Wien

EignungsprĂŒfung: 11.11.2001, DachsteinAnmeldungen bis 5. Oktober 2001 an: Karl Riedler, 4962 Mining, Mamling 17c

SkilehrwartVorbereitungskurs und EignungsprĂŒfung: 30.11. - 2.12.2001, Schladming

AuskĂŒnfte und Informationen: 0512 / 59547 - 30 (Monika Kofler)Die Ausschreibungen zu den Lehrwarte-Kursen können mit beiliegen-der Anmeldekarte angefordert werden. Aktive Jugend- und TourenfĂŒh-rer erhalten nach abgeschlossener Ausbildung die AufenthaltskostenrĂŒckvergĂŒtet.

ErlebnispÀdagogik in der MÀdchenarbeit 21. 9. - 23. 9. 2001

Bunte Welt - ErlebnispÀdagogik als SuchtprÀvention 12. 10. - 14. 10. 2001

Neben der bewĂ€hrten berufsbegleitenden Zusatzqualifikation lĂ€ufterstmals ein vierteiliger Lehrgang „Spiel und Abenteuer" - Methodenaus der ErlebnispĂ€dagogik. In die beiden letzten Module kann nocheingestiegen werden:

Modul 3 - Naturerfahrungsspiele und Land Art 5. 10. - 7. 10. 2001

Modul 4 - Schneeschuhwandern und Spiele im Schnee 14. 12. - 16. 12. 2001

Anmeldung und nĂ€here Informationen dazu:Jugendhaus Spot ObernbergA- 6156 Obernberg am Brenner , Innerthal 49 Tel.: ++43 (0) 5274/87475, Fax.: ++43 (0) 5274/87475/43E-Mail: [email protected]: www.obernberger-seminare.at

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*Obernberger

SeminareObernberger

Seminare


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