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Erfahrungsbericht Austauschsemester Deakin University
Melbourne, Trimester 1 2014 Kontakt: Mara Wild [email protected]
Gliederung 1. Deakin University allgemein
2. Studieren an der Deakin/in Australien
3. Standorte
4. Melbourne Campus
5. Creative Arts
6. Als (Austausch-‐)Student in Deakin
7. Benotung
8. Accommodation
9. Melbourne und Umgebung
10. Soziale Aspekte
11. Kosten
12. Fazit, Empfehlung
1. Deakin University allgemein Deakin ist eine der größten Universitäten
Australiens mit derzeit über 47.000
Studierenden. Allerdings verteilen sich diese
auf vier Campi in drei unterschiedlichen
Städten. Außerdem sind 28% dieser
Studenten off-‐Campus Studenten, das heißt,
sie studieren über das Internet und kommen
kaum auf den Campus, 13% von ihnen
studieren sogar komplett online. 17% sind International Students, das heißt Vollzeit-‐
Studierende aus dem Ausland, die keine Daueraufenthaltsgenehmigung in Australien
besitzen. Hinzu kommt eine größere Anzahl von Austauschstudenten von theoretisch
über 100 Partneruniversitäten.
Die 440 (!) verschiedenen Studiengänge sind in vier Fakultäten unterteilt: Arts and
Education, Business and Law, Health und Science, Engineering and Built Environment.
Innerhalb der Departments sind die Studiengänge wiederum in Unterkategorien wie
„Creative Arts“ oder „Information Technology“ zusammengefasst.
Arts and Education und Business and Law sind die beiden größten Departments,
Science, Engineering and Built Environment ist das kleinste. Soweit ich es mitbekommen
habe, genießen vor allem die Nursing und Law Studiengänge einen guten Ruf.
In Arts and Education, dem Department, dem ich angehörte, studieren derzeit rund
14.000 Studierende.
2. Studieren an der Deakin/in Australien Deakin University hat Trimester anstatt von Semestern. Das heißt, dass das Trimester
1, an dem HAW-‐Studenten teilnehmen können, von Anfang März bis Mitte Juni geht,
wobei die letzten drei Wochen Prüfungsphase sind und kein Unterricht mehr stattfindet.
In Arts und Education sind die meisten Projekte aber bereits vor oder zu Beginn der
Prüfungsphase einzureichen.
Die erste Woche des Trimesters ist die sogenannte O-‐Week, in denen sich die
verschiedenen Studentenclubs vorstellen, ein paar Kurse Einführungsveranstaltungen
haben und eine Reihe von Informationsveranstaltungen angeboten werden, von
Bibliotheksführungen bis zu Hilfestellungen beim Schreiben von Essays. Auf dem
Campus findet dafür eine Art „Jahrmarkt“ statt mit freiem Essen, lauter Musik, Buden
mit Sponsoren, die Studenten anwerben wollen und sogar wechselnden Fahrgeschäften
(!). Auch wenn die ein oder andere Informationsveranstaltung sicherlich hilfreich ist, ist
die O-‐Week ehrlich gesagt nicht sonderlich interessant. Es macht kaum etwas, sie zu
verpassen, außer man hat ein großes Interesse an den Universitätsclubs. Die
Informationsveranstaltungen werden auch in den folgenden Wochen noch angeboten.
Essentieller Bestandteil des Studiums ist die CloudDeakin, das Online Portal der
Universität. Hier kann man auf Informationen und Materialen zu den einzelnen Kursen
zugreifen, es gibt kursinterne Foren, Assignments werden hier hochgeladen und auch
die Note mit dem Feedback der Dozenten erhält man über die Cloud. Man findet hier
auch den Course Guide: Eine genaue Ausführung, was wann im Kurs behandelt werden
wird, was für Aufgaben wann anstehen und was von den Studenten erwartet wird. Und
tatsächlich wird dem Course Guide meiner Erfahrung nach strickt gefolgt.
Unter dem Trimester müssen in den meisten Kursen kleinere und größere Aufgaben
erfüllt werden, die mit unterschiedlicher Gewichtung in die Endnote einfließen. Solche
Prüfungsleistungen sind Essays, Präsentationen, schriftliche (manchmal Online-‐)Tests
und Projektaufgaben. Meistens hat die letzte Aufgabe/Prüfung das meiste Gewicht.
Sobald man mit den kleineren Aufgaben aber 50% erreicht hat, ist der Kurs bestanden
und die Note kann nur noch verbessert werden.
Kurse können recht unterschiedliche Form haben: große Vorlesungen mit Tutorien
oder Worshops mit eher kleinerer Teilnehmerzahl. Deakin-‐Studierende können
sogenannte „Electives“ wählen, Kurse, die bis zu einem gewissen Grad mit ihrem
Studiengang vereinbar sind, und so ist es meist eine bunte Mischung aus Studiengängen,
die in den Kursen zusammenkommen. Dadurch werden die Kurse auch sehr groß und
teils von verschiedenen Dozenten an unterschiedlichen Terminen angeboten. Painting A
hatte zum Beispiel 6 verschiende Dozenten an 5 verschiedenen Terminen. Seinen
Wunschstundenplan stellt man über das Internet selbst zusammen, solange noch Plätze
beim Wunschtermin frei sind. Vorlesungen finden für alle an einem festen Termin statt.
Manchmal lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden; das ist, soweit ich
mitbekommen habe, der häufigste Grund, weshalb Austauschstudenten ihre
Wunschkurse nicht belegen konnten. Man kann aber auch aus eigenem Antrieb heraus
zu Hause gewählte Kurse ändern; dazu wird ein Formblatt benötigt. Die ersten drei
Wochen dürfen die Kurse noch gewechselt werden, nach dieser Frist gilt man als fest
eingeschrieben. Manche Dozenten führen eine Anwesenheitskontrolle durch, bei den
meisten wird aber auf Anwesenheit nicht so sehr geachtet – viele Vorlesungen werden
sogar aufgezeichnet und über die Cloud zugänglich gemacht, sodass man verpasste
Inhalte leicht nachholen kann.
Insgesamt ist das Universitätssystem aber sehr verschult; gerade die Assignments
gemahnen an Hausaufgaben und haben mich eher genervt, gerade auch weil sie meist
relativ strikte Vorgaben haben.
3. Standorte Deakin University hat, wie schon erwähnt, vier Campi in Victoria: Melbourne
(Burwood), zwei in Geelong (Waurn Ponds und Waterfront) und Warrnambool. Manche
Fächer kann man an mehreren Campi studieren, andere gibt es nur an einem Campus. Geelong und Warranambool sind kleinere Städte entlang der Küste von Victoria.
Geelong ist am Anfang der landschaftlich sehr schönen Great Ocean Road,
Warranambool an ihrem Ende. Ansonsten ist Melbourne aber sicher das aufregendere
Pflaster.
Allerdings darf man sich nicht täuschen lassen: Die Universität liegt keineswegs im
Herzen Melbournes; Burwood ist eine der inneren östlichen Suburbs; mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln braucht man doch eine knappe Stunde den Central
Business District. Burwood selbst hat nichts zu bieten; kleine Einfamilienhäuser mit
Vorgärten prägen das Straßenbild. Viele von ihnen sind sogenannte Shared Houses; das
bedeutet, dass zwar viele Studenten rund um den Campus wohnen. Will man aber etwas
unternehmen, ist man auf öffentliche Verkehrsmittel und/oder fahrbaren Untersatz
angewiesen, und muss Zeit für das Pendeln einplanen.
4. Melbourne Campus
Der Burwood Campus wurde gerade
umgebaut, als ich dort studiert habe, über das
Gesamtbild kann ich also schlecht urteilen.
Die meisten Gebäude sind aber ziemlich neu
und sehr modern. An sich ist der Campus
nicht sehr groß, aber recht beeindruckend.
Die Lehrräume sind mit Beamer,
Whiteboard und häufig auch digitaler Tafel
ausgestattet.
Auf dem gesamten Campus ist rauchen verboten.
Facilities (Allgemein/Creative Arts): Art Gallery: Deakin hat eine eigene kleine
Galerie auf dem Gelände, in der kurzzeitige
Ausstellungen australischer Künstler zu sehen
sind. Außerdem besitzt Deakin eine
Kunstsammlung; ausgewählte Werke sind über
den Campus verteilt zu sehen, vor allem in der
Bibliothek.
Bibliothek: Schöne moderne und recht
umfangreiche, dreistöckige Bibliothek. 7 Tage die Woche geöffnet, unter der Woche bis
12 Uhr nachts. Es gibt Ruhebereiche und Bereiche, in denen geredet werden darf, sowie
mit Multimediaequipment ausgestattete
Gruppenarbeitsräume, die man im Voraus
buchen kann. Es gibt viele
Computerarbeitsplätze, die aber am Ende des
Semesters schwer zu ergattern sind. Ein paar
Macs. Viele Couchen, auf denen man auch mal
ein Nickerchen machen kann, und ein bisschen
Belletristik für die Pause.
Scanner/Kopier/Druckergeräte vorhanden;
Drucken und Kopieren wird über das Geld bezahlt, dass man mit Automaten auf den
Studentenausweis lädt.
Bookstore: Auf dem Campus kann man sich die benötigten Bücher und wichtigsten
Materialien besorgen; am Ende des Semesters kann man manchmal Bücher
zurückverkaufen. Ist mit Kunstbedarf nur dürftig ausgestattet.
Building P: In Building P sind die Creative Arts untergebracht; viele Arbeitsräume mit
IMacs, die bis 6 Uhr abends frei zugänglich sind. Aber meistens finden hier bis 4 Uhr
nachmittags Klassen statt. In meiner Zeit gab es leider keine Raumbelegungspläne,
sodass das Planen des Arbeitens an Projekten schwierig war. Wenn man einen
entsprechenden Kurs belegt, kann man sich den Studentenausweis für die Türen
freischalten und eine Aufenthaltsgenehmigung ausstellen lassen. Ein ganz großes Manko
ist aber der eklatante Mangel an hochwertigen Scannern; ich habe nur einen einzigen
guten (aber wenigstens A3!) Scanner finden können. Die Kombigeräte, die es stattdessen
gibt, sind nicht für hochwertige Scans gemacht. Das gleiche gilt für Drucker.
Außerdem in Building P:
Filmstudios: Filmstudenten können Studioräume nutzen und das entsprechende
Equipment – auch für Außendrehs – von der Uni leihen.
Tonlabor: Ein Aufnahmeraum mit Flügel.
Atelier: Es gibt leider nur ein (relativ kleines) Atelier für alle Studenten der Fine
Arts; wenn es offen ist kann man darin arbeiten, außer Freitags finden allerdings
fast immer Klassen darin statt, man muss also fragen, ob es in Ordnung ist, nebenher
zu arbeiten. Es gibt keine Möglichkeit,
Materialien in der Uni zu lassen; allerdings
kann man Leinwände in einem dafür
vorgesehenen Regal unterbringen.
Fundus: Noch kann man im kleinen
Campuseigenen Fundus Kostüme für
diverse Projekte ausleihen; die Stelle der
dort arbeitenden Dame soll aber abgebaut
werden.
Career Service Büro: Hilft bei der Jobsuche und dem Anfertigen von
Bewerbungsunterlagen.
Computer: Mit Benutzername und Kennwort logt man sich auf ein personalisiertes
Konto ein. Jeder Rechner ist mit den wichtigsten Office-‐ und Adobeprogrammen (auch
After Effects) ausgestattet. Außerdem
kann man online eine Microsoft Office
Suite für den eigenen Rechner
bekommen, die allerdings nur so lange
gültig ist, wie man in Deakin
eingeschrieben ist.
Computerräume: Ein rund um die Uhr
geöffnetes Gebäude bietet Zugang zu
Computerräumen, in denen man jederzeit
arbeiten kann. Die relativ wenigen Macräume sind am Tag häufig von Klassen belegt.
Auch hier gibt einige Kombigeräte zum Scannen und Drucken.
Digitales Animationslabor: Das Animationslabor ist zwar mit vielen, aber leider
veralteten IMacs ausgestattet, dafür hat man als Animationsstudent freien Zugang. Es
lohnt sich aber, an die neueren Geräte in der Bibliothek oder in Building P zu gehen. Es
gibt auch kleine analoge Werkstätten, die man buchen kann; allerdings habe ich diese
nicht gesehen und es schien mir nicht so, als könne man über längere Zeit dort arbeiten.
Generell wird der Schwerpunkt eher auf digitales Arbeiten gelegt.
Essen: Es gibt mehrere kleine Cafés und einen Foodcourt auf dem Campus; allerdings
ist dies keineswegs mit einer Mensa zu vergleichen. Ein belegtes Brötchen liegt um 9$,
Pommes immerhin um 6$.
Medical Centre: Auf dem Campus arbeiten mehrere Ärzte, die man kostenlos aufsuchen
kann.
Motion.Lab -‐ motion capture facility: Extrem modernes, großes und gut ausgestattetes
Motion Tracking Labor für Lehre und Forschung.
Psycholgischer Dienst
Security: 24-‐Stunden Dienst. Auf Anruf Begleitservice über den Campus bei Nacht.
Sporthalle: Es gibt mehrere Sportmannschaften, die auch staatsweite und -‐
übergreifende Turniere abhalten; Training ist in der Sporthalle und auf der Wiese neben
dem Campus. In der Prüfungsphase werden die schriftlichen Tests hier geschrieben.
Sportstudio: Ein voll ausgestattetes Fitnessstudio steht bereit, allerdings muss man
dafür Mitgliedschaft bezahlen. Es gibt Sportprogramme (wie Pilates etc.), die in der
Mitgliedschaft enthalten sind. Man kann aber auch ohne Mitgliedschaft gegen eine
Gebühr an ihnen teilnehmen.
WiFi: Auf dem gesamten Campus.
5. Creative Arts Unter dem Begriff „Creative Arts“ sind folgende Studiengänge, die sich wiederrum in
Schwerpunkte aufspalten, zusammengefasst:
• Animation and Motion Capture
• Film and Television
• Visual Communication Design
• Dance
• Photography
• Drama
• Visual Arts
Da Deakin keinen Illustrationsstudiengang hat, habe ich frei Kurse wählen können, die
in den Rahmen meines Studienganges passen. Ich habe dabei versucht, Kurse zu wählen,
die so im Department Design nicht angeboten werden. Grundsätzlich ist es problemlos,
in Level 1 und 2 Kurse zu kommen; ein paar Austauschstudenten hatten Probleme mit
Level 3 Kursen – hier muss man entsprechende Kenntnisse vorweisen, die manchmal
nicht anerkannt werden.
Meine Kurse:
• Painting (A) Grundlagen der Porträtmalerei. Vermittlung von Grundlagen von Komposition,
Farbenlehre, Farbenmischung, Porträtzeichnen. Zu jeder Stunde eine kleine theoretische
Einführung (in den späteren Stunden recht interessant, in denen kontemporäre
australische Künstler vorgestellt wurden), dann praktische Übungen bzw. später Arbeit
an den Projekten.
Prüfungsleistungen waren ein über das Trimester kontinuierlich zu führendes „Visual
Diary“, in dem eine Reihe von Übungen erledigt werden mussten sowie Material
gesammelt, anhand dessen die Arbeit an den Projekten nachvollziehbar sein sollte.
Hinzu kamen eine Reihe von Projektarbeiten, die in zwei A3 Porträtstudien anhand
selbst geschossener Fotos endeten.
Ich hatte diesen Kurs belegt, weil ich bisher eine klassische Grundlage der Malerei
vermisst habe und außerdem noch nie Porträtmalerei probiert hatte; leider war dieser
Kurs dann doch zu grundlegend; ich hatte das verschulte System nicht in Betracht
gezogen. Die kleinen Aufgaben waren eher hinderlich (da zeitintensiv) bei der
Entwicklung und dem Ausprobieren von Malerei; leider wurde es nicht erlaubt, eigene
Projekte einzubringen (außer später bei der Abgabe zusätzliche Skizzenbücher, die auf
beobachtender Zeichnung basieren). Die einzelnen Arbeiten wurden kaum in der
Gruppe besprochen, Diskussionen kamen trotz Ermutigungen keine auf, und da der Kurs
von allen Studenten des Art-‐Departments belegt werden kann, war das Niveau
gemessen an einer deutschen Hochschule mit Aufnahmeprüfungen relativ niedrig
(trotzdem einige sehr spannende Ergebnisse!). Außerdem kann man hinterfragen, ob
Porträtmalerei anhand eines Fotos sehr sinnvoll ist. Dennoch: ich habe einiges über
Farben gelernt und denke, meine malerischen Fähigkeiten weiterentwickelt zu haben.
Die Einzelkritiken und Tipps der beiden Lehrenden während des Arbeitens waren sehr
hilfreich. Die rigide Struktur des Kurses ist aber der Kreativität und der Entfaltung
seines Potentials eher hinderlich. Leider sind alle Malkurse auf diese Weise strukturiert.
• Visual Narratives
In diesem Kurs wurden die Grundlagen der Erzählweisen einer Geschichte in einem
visuellen Medium (Bilderbuch und Comic) vermittelt. U.a. ging es um klassische
Handlungsstruktur, Charaktere, Setting und Reflektionsmethoden. Auch diese Klasse
hatte zwei Dozenten; einer kam aus dem visuellen, der andere aus dem literarischen
Bereich. Auch hier bestand die Stunde aus einem theoretischen Teil und dann einer
Übung bzw. später im Trimester Zeit, an der Geschichte zu arbeiten und sich die
Meinung der Dozenten einzuholen.
Die Prüfungsleistung bestand aus drei Teilen: einem Visual Journal, in dem die Arbeit
an der Geschichte nachvollziehbar wurde, einem Storyboard von 28 oder 32 Seiten und
dem ausgearbeiteten Buchumschlag sowie zwei Spreads (Bilderbuch)/Seiten (Comic).
Auch in diesem Kurs fand ich schade, dass die Arbeiten nicht gemeinsam besprochen,
noch nicht einmal am Ende präsentiert wurden. Die Herangehensweise an Geschichten
war ziemlich klassisch und „mainstream“, auch wenn ungewöhnliche Ideen gefördert
wurden. Insgesamt wurde ein starker Schwerpunkt auf Vermarktbarkeit gelegt und
weniger auf künstlerischen Anspruch als ich es von Kursen an der HAW gewohnt bin;
durchaus auch mal interessant zur Abwechslung, aber weniger befriedigend im
Ergebnis. Leider wurde der visuelle Teil im Vergleich zur Erzähltechnik eher
vernachlässigt. Im Einzelgespräch war es jedoch möglich, mit dem jeweiligen Dozenten
zu sprechen, der auf das Gebiet spezialisiert war, für das man gerade Rat benötigte.
Meistens war dieser Rat auch hilfreich. Wieder war das Niveau – soweit ich das sehen
konnte – sehr gemischt, vor allem im visuellen Bereich. Viele der Studierenden waren
Film-‐ oder Creative Writing-‐Studenten. Insgesamt empfand ich den Kurs als
verhältnismäßig einfach.
• Effects, Graphics and Compositing In diesem Kurs wurden Special Effects, Colour Management und der Umgang mit
Greenscreenfootage unterrichtet. Vor allem wurde mit After Effects gearbeitet; wenn
man mit diesem Programm schon mal zu tun hatte, kennt man einiges bereits, aber es
gibt bestimmt für jeden etwas zu entdecken. Teil der Prüfungsleistung ist zudem ein
Referat über Typographie im Film, was ich als etwas aus dem Kontext gerissen
empfunden habe.
Viel Spaß hat das Aufnehmen und Bearbeiten von eigenem Greenscreen-‐Footage
gemacht. Weitere Teile der Prüfungsleistung waren eine schriftliche Projektplanung
sowie die Durchführung besagten Projektes (20 sekündiger Film – entweder reine
Animation oder bearbeitetes Real-‐live-‐Footage).
In diesem Kurs wurde sehr viel Inhalt in sehr kurzer Zeit vermittelt – er war mehr eine
Art Überblick über diverse digitale Editing-‐Methoden. Für das finale Projekt musste man
selbst sehr viel Recherche betreiben. Das war anstrengend, hat mir aber auch gut
gefallen, da es wichtige Ressourcen zum Erstellen eigener Projekte vermittelt. Es gab
aber auch die Möglichkeit, dem Dozenten (auch er Mail) Fragen zu stellen. Ich bin in
After Effects wesentlich besser geworden in diesem Kurs, bin aber auch froh, dass ich
vorher schon einige Grundlagen hatte, da das Mitkommen aufgrund des Tempos sonst
manchmal schwer gefallen wäre.
• Moving Pictures: Screening Film History Filmgeschichts-‐Vorlesung mit zugehörigem Tutorium. Von den Anfängen des Films
wird über die wichtigsten Bewegungen und Genres bis zum Künstlerfilm ein Bogen
geschlagen. Außerdem wird auf wichtige inhaltliche und formale Filmprinzipien
eingegangen. Leon Marvel versteht es, hochamüsant und informativ sein unglaublich
breit gefächertes Wissen nicht nur im Filmbereich sondern durch sämtliche
Kunstgattungen zu vermitteln. Nach 45minütigem Theorieteil wurde ein Film passend
zum Thema unter Beachtung bestimmter Gesichtspunkte geschaut, der dann in der
nächsten Stunde und im Tutorium besprochen wurden.
Prüfungsleistungen waren die Gruppenpräsentation eines Filmgenres/einer
Filmbewegung, zwei Onlinequizze und ein finales Essay über ein Filmgenre/einer
Filmbewegung.
Dieser Kurs war mein absoluter Lieblingskurs dieses Semester, bei dem ich definitiv am
Meisten gelernt habe. Außerdem schließt er eine Lücke in meiner bisherigen
Unilaufbahn; filmtheoretische Kurse sind am Department Design eher dünn gesät. Ich
empfinde dieses Wissen aber als sehr hilfreich, sowohl für Animation als auch für
sämtliche anderen dramaturgischen Arbeitsfelder, in denen man als Illustrator tätig
sein kann.
Einziger Wehmutstropfen waren die Gruppenpräsentationen im Tutorium; häufig blieb
durch diese wenig Zeit für Diskussionen der vorhergegangenen Stunden. Aber
wenigstens hat sich hier mal so etwas wie eine Diskussionskultur entwickelt, etwas, was
ich in sämtlichen Kursen in Australien vermisst habe.
6. Als (Austausch-‐)Student in Deakin Deakin macht es Austauschstudenten relativ einfach: das beginnt schon bei der
Bewerbung, zu der man als Deutscher Staatsbürger keinen TOEFL-‐Test, sondern
lediglich einen DAAD-‐Sprachtest braucht. Und sie bietet Austauschstudenten einige
Hilfestellungen: Regelung der Krankenversicherung während des Studienaufenthalts,
falls gewünscht Hilfe bei der Wohnungssuche (inklusive eines Online-‐Portals, in dem
Angebote von Vermietern gepostet werden), einen Abholdienst vom Flughafen bis zur
gebuchten Unterkunft. Es gibt ein Buddy-‐Programm; und wie überall kann man Glück
oder Pech mit seinem Buddy haben. Manche Kommilitonen haben echte Freundschaften
geknüpft, andere Buddys kümmern sich gar nicht oder sind sogar Off-‐Campus-‐
Studenten.
Was ein echtes Highlight gleich zu Anfang ist, ist ein dreitägiger Ausflug nach Lorne an
der Great Ocean Road. Die Unterbringung ist in einem wunderbaren Hotel oder in
Strandhütten, das Frühstück und Abendeseen wird gestellt. In feste Gruppen aufgeteilt
kann man an diversen Angeboten wie Hiking, Yoga und Surfing teilnehmen, abends gibt
es Spiele. Zu Beginn sind aus jeder Fakultät Verwaltungsmitglieder dabei, mit denen
man offene Fragen klären kann. Den Lorne-‐Trip muss man aber schon von zu Hause aus
bestätigen; nachträglich gibt es keine Möglichkeit, mitzufahren. Er ist für alle
Austauschstudenten kostenlos – dieses Trimester waren wir um die 250 Personen.
Für Austauschstudenten gibt es Anfang des Semesters in der „O-‐Week“ außerdem eine
Informationsveranstaltung, in der die wichtigsten Punkte und Hilfestellungen beim
Studium angesprochen werden. Für International Students und Austauschstudenten gibt
es außerdem eine Stadtführung.
Deakin hat einen Austauschstudentenclub, der einige Veranstaltungen wie Trips zu
einem AFL-‐Spiel, Podluck-‐Diner oder die Abschlussparty organisiert. Die Beitrittsgebühr
liegt bei 15$, für Mitglieder sind alle Aktivitäten kostenlos. Meistes gibt es eine bis zwei
Veranstaltungen im Monat. Ich kann den Club nur jedem empfehlen; von Studenten
organisiert machen die Ausflüge und Veranstaltungen echt Spaß, und es ist eine gute
Gelegenheit, mit einer größeren Gruppe von Austauschstudenten in Kontakt zu bleiben.
Es gibt auch andere Studierendenclubs mit unterschiedlichen
Interessensschwerpunkten, die alle verschiedene Aktivitäten anbieten. Es lohnt sich,
sich umzusehen. Dachorganisation ist DUSA, bei dem eine Mitgliedschaft zwischen 15
und 50 $ kostet. Als Mitglied bekommt man einige Vergünstigungen, zum Beispiel bei
Mitgliedschaften in anderen Clubs, oder auch mal eine freie Mahlzeit auf dem Campus.
Außerdem veranstaltet DUSA Tagestouren in die Umgebung und auch Parties, zu denen
man als „Gold“-‐Member Vergünstigungen bekommt. Wenn man nicht vorhat, vielen
Clubs beizutreten oder an DUSA-‐Veranstaltungen teilzunehmen, lohnt sich die
Mitgliedschaft meiner Meinung nach für nur ein Trimester nicht (Mitgliedschaften
gelten für jeweils ein Jahr).
7. Benotung Feedback fällt in Australien häufig verblüffend positiv aus, „excellent“ und „great“
bekommt man häufig hören. Allerdings werden Noten dabei anders vergeben; selten so
gut, wie die positive Kritik einen erwarten lassen würde, wenn sie mit dem Feedback
aus Deutschland vergleicht.
Das System fällt wie folg aus:
HD High Distinction 80% and over
D Distinction 70 -‐ 79%
C Credit 60 -‐ 69%
P Pass 50 -‐ 59%
N Fail below 50%
Allerdings wird 100% so gut wie nie vergeben. Wie diese Noten sich letztlich in
Deutschland entschlüsseln, weiß ich (noch) nicht.
Die Noten werden nach Ende der Benotungsphase postalisch nach Hause geschickt. Im
Moment habe ich das Problem, dass die Noten eines Kurses im System noch ausstehen,
obwohl ich vom Dozenten meine Note mitgeteilt bekommen habe. Ich hoffe, das klärt
sich bald.
7. Accomodation Grundsätzlich muss man leider sagen, dass die Miete in Melbourne sehr hoch ist.
Abgerechnet wird wöchentlich, manchmal auch zweiwöchentlich. Deakin hat
Wohnheime, in denen man in kleinen modernen Einheiten direkt auf dem Campus
wohnt, aber leider sind diese sehr teuer.
Häufig sind sogenannte shared houses, bei denen der Eigentümer Mieter für die
einzelnen Zimmer sucht. Es sind also Zweck-‐WGs, die aber durchaus sehr nett sein
können.
Gerade um den Campus herum gibt es viele shared houses, hier geht es sogar
verhältnismäßig mit den Kosten, man kann schon Zimmer ab 150$ die Woche
bekommen. Meistens muss man sich Decke, Kissen und Bettwäsche selbst besorgen,
manchmal ist auch die Küche so schlecht ausgestattet, dass man sich selbst Geschirr und
Kochutensilien besorgen muss.
Allerdings hat man sicher wesentlich mehr von der Stadt, wenn man näher am
Zentrum wohnt. Man kommt zwar mit der Straßenbahn relativ bequem in die Stadt,
muss aber für den Weg mindestens 50 Minuten einrechnen und bedenken, dass unter
der Woche keine Nachtbusse fahren. Außerdem ist Burwood einfach ziemlich
unattraktiv. Dafür muss man weiter im Stadtinneren mit wesentlich höheren Mieten
rechnen. Es ist aber auch durchaus üblich, sich ein Zimmer mit jemandem zu teilen.
Wahrscheinlich muss man sich danach entscheiden, wie viele Tage die Woche man in
der Uni ist, wie häufig man dort arbeiten will und wie sehr einen Pendeln nervt. Ich habe
in der Nähe des Campus gewohnt und es etwas bereut.
9. Melbourne und Umgebung Melbourne ist vielleicht nicht die schönste, aber eine quirlige, kunst-‐ und
kulturverrückte Stadt. Kein Wunder, gilt sie doch als die Multikulti-‐Hauptstadt
Australiens. Sowohl die CBD, das Zentrum, als auch einige zentrumsnahe Stadtteile
lohnen sich sehr für Erkundungsstreifzüge. In den Straßen sieht und hört man
Straßenkünstler, so gut wie jedes Wochenende findet ein Festival auf Federation Square
statt, und in die meisten Museen kommt man ohne Eintritt. Subkultur und alternative
Lebensweisen werden großgeschrieben. Melbourne besitzt außerdem eine rege Street-‐
Art-‐Kultur. Es gibt viele kleine Cafés (seit der letzten Weltmeisterschaft im Kaffeekochen
ist es offiziell: der beste Kaffee der Welt kommt aus Melbourne!), ziemlich tolle Bars
(einige von ihnen Rooftop-‐Bars mit spektakulärem Blick) und außerhalb der
Shoppingzentren interessante kleine Läden. Leider eignet sich Melbourne, wie die
meisten Australischen Städte, nicht sonderlich zum Radfahren; man muss ziemlich
aufpassen. Aber das öffentliche Nahverkehrsnetz ist ziemlich gut, wenn man davon
absieht, dass nachts nichts mehr fährt. Neben Zügen und Bussen besitzt Melbourne das
größte Straßenbahnnetz der Welt. Zur Benutzung benötigt man eine Myki-‐Card, auf die
man Geld lädt und dann beim Einsteigen aktivieren und beim Aussteigen deaktivieren
muss. Allerdings wird in Bussen und Straßenbahnen selten die Haltestelle angezeigt,
sodass es schwierig werden kann, den richtige Stopp zu erwischen.
Rund um Melbourne gibt es einige attraktive Ziele; im Osten befinden sich die
Dandenong-‐Ranges, ein Nationalpark, in den man bequem mit Bussen und Bahnen
kommt. Südlich lohnen sich Ausflüge auf die Mornington-‐Peninsular und nach Phillip
Island. Es gibt große Weinanbaugebiete, die zum Weintasting einladen, und wenn man
etwas mehr Zeit hat, zum Beispiel in den Osterferien, kann man einen der großen
Nationalparks von Victoria erkunden oder die Great Ocean Road entlangfahren. Zu
einigen dieser Ziele bietet DUSA Tagesausflüge an. Nur eine Flugzeugstunde ist
Tasmanien entfernt, was mein persönliches Highlight von Australien war. Ist im Winter
dann aber recht frisch (sowieso sollte man den australischen Winter nicht
unterschätzen; richtig kalt ist es zwar nicht, aber heizen ist in Australien so eine Sache).
Rechtzeitig gebucht sind Inlandsfüge recht preiswert, sodass man durchaus ein bisschen
was vom Land erkunden kann, wenn man die Zeit dazu hat. Reisen an sich ist aber
ziemlich teuer, wie die Lebenserhaltungskosten ja auch grundsätzlich. Man muss sich
darauf einstellen, dass man sowieso nicht alles sehen kann.
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Wie teuer es tatsächlich ist, richtet sich natürlich letztlich nach dem jeweiligen
Lebensstil, den man an den Tag legt; je nachdem, wie viele Ausflüge man unternimmt, ob
man gerne Parties besucht, wo man wohnt etc. kann es zu sehr unterschiedlichen
Kalkulationen kommen. Ich denke aber, wenn man auch etwas von seinem Semester
haben möchte, ohne zu sehr zu knausern, sollte man auf jeden Fall mindestens 8000 €
einplanen; kleinere Reisen sollten damit aber auch drin sein. Wer mehr sehen will vom
Land, muss sich natürlich auf zusätzliche Reisekosten einstellen.
Jobben: Ich habe persönlich nicht gejobbt, auch wenn das erlaubt gewesen wäre. Wenn man
vier Kurse belegt (Voraussetzung für das Stipendium) und diese einigermaßen gut
abschließen möchte sowie auch etwas von der Stadt, dem Land und der grundsätzlichen
Erfahrung haben möchte, dann ist ein Job am Rande etwas viel. Man kann aber auch in
Erwägung ziehen, nur drei Kurse zu belegen und sich statt dem vierten einen Job zu
suchen; meist gibt es ziemlich gute Stundenlöhne in Australien – das könnte vielleicht
günstiger kommen und weitere Einblicke und Erfahrungen liefern als das Studieren mit
dem Stipendium. Ich kann schlecht einschätzen, wie leicht oder schwer man einen Job
bekommt; einige koreanische Mädchen, die ich kennen gelernt habe, hatten es sehr
einfach in koreanischen Restaurants unterzukommen, ein anderer Freund hat es,
obwohl unterstützt vom Deakin-‐Career Service, wochenlang vergeblich mit
Bewerbungen versucht, obwohl er viel Erfahrung vorzuweisen hatte. Meistens wollten
die Arbeitgeber Leute, die länger bleiben als ein Trimester.
12. Fazit, Empfehlung Ich würde Deakin an Illustrationsstudenten nur bedingt empfehlen. Ich habe nicht das
Gefühl, wahnsinnig viel gelernt zu haben, außer im Filmbereich, da wie gesagt
filmtheoretische Klassen an der HAW kaum angeboten werden. Künstlerisch betrachtet
ist die Schule eher auf mäßigem Niveau; die stark verschulte Grundstruktur erschwert
individuelle Entwicklung und Problemstellungen, auf der an der HAW sehr viel wert
gelegt wird. Auch wird ein kommerziellerer Ansatz gelehrt, was sehr frustrierend sein
kann. Ich habe auch mit anderen Austauschstudenten gesprochen, die Design-‐
Studiengänge belegt hatten, und diesen ging es z.T. ähnlich.
Animation, weswegen ich Deakin vor allem gewählt hatte, hat einen digitalen
Schwerpunkt, was leider nicht der meine ist. Ich habe allerdings keinen der
Einführungskurse belegt, in denen auch analoge Techniken vermittelt werden. Auch
wenn die Dozenten sehr engagiert sind, ist die Studierendenzahl pro Dozent so hoch,
dass viel Feedback eher oberflächlich ausfällt (in meiner Special-‐Effects-‐Klasse saßen
pro Termin zwar nur ca. 25 Teilnehmer, dafür unterrichtete der Dozent aber auch 4
oder sogar 5 verschiedene Termine!).
Die kurze Trimesterzeit resultiert in sehr vollgepackten Stundenplänen bei gleichzeitig
mangelnder Vertiefung, was mich ziemlich frustriert hat. Es gab wenig Zeit und
Gelegenheit (und durch zu positives Feedback Anreiz), ein Projekt auszuarbeiten und zu
verfeinern. Schon allein die ganzen kleinen Assignments ließen das kaum zu. Dadurch
war auch in keinem der Kurse Zeit, Arbeiten in der Gruppe zu besprechen oder die
finalen Produkte zu präsentieren – zumal diese oft beim letzten Termin noch nicht fertig
sind. Meiner Meinung nach ist das ein echtes Defizit. Es wird in einem Jahr 1 und 2 Kurs
meist ein relativ niedriges Niveau voraus gesetzt – niedriger als wir es von unseren
Grundkursen gewöhnt sind. Auch das kann nerven und in mangelnder Inspiration von
seiten der Kommilitonen resultieren.
Für Studenten, die Film machen oder sich für Motion Capturing interessieren, kann ich
Deakin wiederrum wärmstens empfehlen. Motion Capturing ist ein eigener Studiengang,
und angeblich übersteigt auf der Südhalbkugel nur das Studio von Peter Jackson das
Deakinsche „Motion.Lab“ an Größe.
Ob sich Deakin für Studierende außerhalb von Illustration/Kommunikationsdesign
eignet, kann ich nicht beurteilen, genauso wie meine Einschätzung nur auf den von mir
belegten Kursen basiert und darauf, was ich gehört habe.
Melbourne ist aber auf jeden Fall eine klasse Stadt, gerade für Kunst-‐/Design-‐
Studenten, und Australien natürlich ein sehr spannendes und vielseitiges Reiseziel. Man
darf sich nur nicht unter Stress setzen, zu viel davon sehen zu wollen.