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Bericht iiber die Fortschritte der chemischen Yineralogie und Krystallographie (April 1895 bis Oktober 1896) von G. BODL~NDER in Clausthal. Die Aufgaben und Methoden der chemischen Mineralogie und Krystallo- graphie fallen so vielfach mit denen der anorganischen Chemie zusammen, d a b sich unter der reichen Fulle der Arbeiten auf diesem Gebiete kaum eine findet, die fur den Anorganiker ohne Bedeutung ware. Wenn trotzdem in dem nach- folgenden Bericht nicht alle hierher gehiirigen Arbeiten eingehend besprochen werden, so mag das dadurch entschuldigt werden, dafs der Zeitraum, uber welchen sich der Bericht erstreckt - April 1895 bis Oktober 1896 - ein eu grofser ist, als dafs das ganze in ihm veroffentlichte Material genugend beruck- sichtigt werden konnte. Mineralanalyse. Als hauptsachlichste Aufgabe der chemischen Minera- logie ist die Untersuchung der Beziehungen zwischen chemischer Zusammen- setzung einerseits, geometrischer Form mid physikalischen Eigenschaften anderer- seits zn betrachten. Erste Voraussetzung fur die Losung dieser Aufgfibe ist die genaue Kenntnis der chemischen Zusammensetzung der Mineralien. Trotz der grofsen Zahl veroffentlichter Analysen ist aber selbst fur viele der gewohn- lichsten Mineralien die empirische Formel noch nicht genugend sicher gestellt. Die Ursache hiervon lie@ zum Teil daran, dafs unreine Substanzen zur Analyse verwendet wurden. Zur Isolierung reinen Materials dient die Fraktionierung des Mineral- pulvers in Anteile verschiedener Dichte durch Benutzung schwerer Fliissig- keiten, die durch leichtere allmahlich verdiinnt werden kiinnen. Fur Mineralien, die ein hiiheres spez. Gew. als 3.6 besitzen, hatte RETGERS das leicht schmelz- bare Gemisch von Thalliumnitrat rnit Silbernitrat vorgeschlagen , dessen spcz. Gew. 4.5 ist und welches durch Wasser verdunnt werden kann. S. L. PENFIELD (SiZL. [3] 50, 446) hat dielverwendbarkeit dieses Gemisches mit gutem Erfolge gepruft und einen Apparat fur die Trennung der Mineralien mit Hilfe dieser Substanz vorgeschlagen. Auch H. LASPEYRES (Zeitselw. K~yst. 27, 44) empfielilt eine Vorrichtung eur Scheidung von Mineralien mittels schwerer Losungen. Leider lakt sich, wie PENFIELD fand, das Thalliumsilbernitrat nicht zur Trennung der Sulfide benutzen, weil dieselben durch das Silbersalz angegriffen werden. Das wird auch durch J. W. RETGERS (1N. Jahrb. [1896] 1, 212) bestatigt. Ver- sucbe mit Thalliumsilberacetat gaben kein gunstigeres Resultat. Als brauchbar sind nur en empfehlen Thalliumacetat vom Schmelzpunkt llOo und dem spez. Gew. 3.9 und Thalliumnitratacetat vom Schmelzpunkt 65 O und dem spez. Gew. 4.5.

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Bericht iiber die Fortschritte der chemischen Yineralogie und Krystallographie

(April 1895 bis Oktober 1896) von G. BODL~NDER in Clausthal.

Die Aufgaben und Methoden der chemischen Mineralogie und Krystallo- graphie fallen so vielfach mit denen der anorganischen Chemie zusammen, d a b sich unter der reichen Fulle der Arbeiten auf diesem Gebiete kaum eine findet, die fur den Anorganiker ohne Bedeutung ware. Wenn trotzdem in dem nach- folgenden Bericht nicht alle hierher gehiirigen Arbeiten eingehend besprochen werden, so mag das dadurch entschuldigt werden, dafs der Zeitraum, uber welchen sich der Bericht erstreckt - April 1895 bis Oktober 1896 - ein eu grofser ist, als dafs das ganze in ihm veroffentlichte Material genugend beruck- sichtigt werden konnte.

M i n e r a l a n a l y s e . Als hauptsachlichste Aufgabe der chemischen Minera- logie ist die Untersuchung der Beziehungen zwischen chemischer Zusammen- setzung einerseits, geometrischer Form mid physikalischen Eigenschaften anderer- seits zn betrachten. Erste Voraussetzung fur die Losung dieser Aufgfibe ist die genaue Kenntnis der chemischen Zusammensetzung der Mineralien. Trotz der grofsen Zahl veroffentlichter Analysen ist aber selbst fur viele der gewohn- lichsten Mineralien die empirische Formel noch nicht genugend sicher gestellt. Die Ursache hiervon lie@ zum Teil daran, dafs unreine Substanzen zur Analyse verwendet wurden.

Zur Isolierung reinen Materials dient die Fraktionierung des Mineral- pulvers in Anteile verschiedener Dichte durch Benutzung schwerer Fliissig- keiten, die durch leichtere allmahlich verdiinnt werden kiinnen. Fur Mineralien, die ein hiiheres spez. Gew. als 3.6 besitzen, hatte RETGERS das leicht schmelz- bare Gemisch von Thalliumnitrat rnit Silbernitrat vorgeschlagen , dessen spcz. Gew. 4.5 ist und welches durch Wasser verdunnt werden kann. S. L. PENFIELD (SiZL. [3] 50, 446) hat dielverwendbarkeit dieses Gemisches mit gutem Erfolge gepruft und einen Apparat fur die Trennung der Mineralien mit Hilfe dieser Substanz vorgeschlagen. Auch H. LASPEYRES (Zeitselw. K ~ y s t . 27, 44) empfielilt eine Vorrichtung eur Scheidung von Mineralien mittels schwerer Losungen. Leider lakt sich, wie PENFIELD fand, das Thalliumsilbernitrat nicht zur Trennung der Sulfide benutzen, weil dieselben durch das Silbersalz angegriffen werden. Das wird auch durch J. W. RETGERS (1N. Jahrb. [1896] 1, 212) bestatigt. Ver- sucbe mit Thalliumsilberacetat gaben kein gunstigeres Resultat. Als brauchbar sind nur en empfehlen Thalliumacetat vom Schmelzpunkt l l O o und dem spez. Gew. 3.9 und Thalliumnitratacetat vom Schmelzpunkt 65 O und dem spez. Gew. 4.5.

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Von den in der Berichtsepoche veriiffentlichten Analysen von Mineralien konnten nur in einzelnen Frillen in der unten angefugten Zusammenstellung die Ergebnisse mitgeteilt merden. Ein Blick auf die Tabelle, die nur die Namen der Mineralien, die Autoren und die Litteratnrangabe enthalt, geniigt, um die Unmaglichkeit zu zeigen, in eiuem kurzen Bericht mehr mitzuteilen.

Sulfide. Antimonit, A. LIVERSIDQE (Chem. News 74, 113). Wismutglanz, W. H. MELVILLE (2. Kr. 24, 622). Zinkblende, H. v. FOULLON (2. Xr. 24, 642). Greenockit, CHRISTOMANOS (Compf. rend. 123, 62). Nickeleisensulfid (Polydymit mit Pyrit?), W. F. HILLEBRAND (2. Kr. 25, 284). Gersdorffit, F KLOCKMANN (Zeitschr. pr. GeoZ. 1893, 385). Safflorit, FeAs,.CoAs,, H. SJOGREN (2. Kr. 26, 94). Skutterudit, (Ni, Co, Fe)As,, MOSES, WALLER, HINKANN MATTHEW HEW (2. Kr. 23, 505). Cnproplumbit, F. P. DUNNINQTON (Z. Kr. 23, 504). Calaverit, F. W. HILLEBRAND (Sill. [3] 60, 128). Cuban, CuFe,S,, R. SCHNEIDER (Journ. p r . Chem. 62, 555). Bonrnonit, G. SMITH (AT. J. [lS96] 1, 397). Fahlerz, A. LIVERSIDGE (Chem. News 74, 113). Polybasid (Pearcit) S(AgCu&S.As,S,, S. L. PENFIELD (Sill. [4] 2, 17).

Oxyde. Zinnstein, A. LIVERSIDGE (Chem, News 74, 113). Zinnstein, W. KOHLMANN (2. Kr. 24, 350). Cuprocassiterit (wahrscheinlich unreiner Zinnstein), J. ULKE (2. Kr. 23, 509). Opal, F. KATZER (Tseh. 14, 4831. Fiorit (Wasser und Fluor enthaltende Kieselsaure), A. DAMOUR (A? J. [1896] 1,213). Eisenglanz, R. ROHRER (Tseh. 15, 184). Ilmenit, A. LIVERSLDQE (Chem. LV. 74, 113). Brannit, G. FLINK (A'. J. [lS95] 2, 232). Manganit, Mn,O,.H,O, W. H. HOBBS (Sill. [3] 60, 121). Pyraurit, Fe,O,.G(Mn, Mg)0.l5H2O, H. SJ~GREN (2. Kr. 26, 94).

Chloride, Karbonate, Sulfate, Phosphate etc. Sylvin, W. SCHIMPFF (2. Kr. 26, 92). Nantokit, CuC1, A. LIVERSIDGE (N. J. [lS96] 1, 13 nnd 8'. J. [1896] 1, 398). BoleYt, A. LIVERSIDQE ( N . J. [1896] 1, 398). Parisit, G. NORDENSKJ~LD (N. J. 118951 1, 455). Manganspath, H. v. FOULLON (2. Kr. 24, 642). Strontianit, G. C . HOFFMANN (2. Kr. 26, 278).

* Die Litteraturangaben beziehen sich in vielen Fallen nicht auf die Originalquellen, sondern auf Referate in leicht zuganglichen Zeitschriften Es bedeutet: 2. Kr. = Zeitschrift fur Krystallographie; N. J. = Neues Jahrbuch fiir Minerdogie, Geologie ulzd Palaeontologie; Sill. = America@ Journal of Science (Silliman); Twh. = Tsehermaks mineralogische u. petrographische Mitteilungen.

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Cerussit, PbCO,, W. H. HOBBS (Sill. 131 50, 121). Krokoit. A. LIVERSIDGE (Chem. A'ews 74, 113). Apatit, A. CARNOT (Compt. rend. 132, 1375). Spodiosit, 8Ca,Y,0,.3CaF2, G. NOKDENSXJ~LD (Z. lir. 25, 422). Wavellit, A. J. MOSES und L. Mc. J. LUQUER (Z. Kr. 3.3, 506). I'hosplioreisensinter, 5Fe2P,0,.2Fcz(S0,),.60H20, 0. RAU (Z, Kr. 24, 613). Karginit, rhombisch, (Ca, Mn, Mg, Fe, K2, Na,),As,O,, H. SJOGREN (2. K. 26, 94). Katronberzeliit, regular, (Ca, Mn, Mg, FeNa,),AsO,, H. S J ~ G R E N (2. hi.. 26, 94). Descloizit, A. BRUNNLECHNER (2. Kr. 24, 626). Monazit, ALBERT THORPE (Chem. Sews 72, 32). Mikrolith, Ca,Ta,O,, G. NORDENSEJ~LD (A? J. [1895] 2, 245). Samarskit, Pyrochlor, Tantalit und Niobit, K. VON CHRUSTSCHOPP (2. K. 26, 335). Pyrochlor, 3(Ca,Na,0,.Nb,0,,).(Na20Ti0,)(Na,F,Ti.Ka,F,Zr), P. J. HOLMQUIST

Fergusonit, G. T. PRIOR (Z. A: 25, 300). (LV. J. [1895] 2 , 15).

Silikate. Andalusit, F. KATZER (Tsch. 14, 483). Sillimariit, F. KATZER (Tsch. 14, 483). Topas, A. LIVERSIDGE (Chem. News 74, 113). Datolith, A. OSANN (2. Kr. 24, 543). ,,Ceritmineral", G. P. TSCHERNIK (K. J. 118961 1, 390). Tunnalin, W. H. MELVILLE (2. lir. 24, 622). Zoisit, E. WEINSCHENK (Z. Kr. 26, 156). Klinozoisit, E. WEINSCHENK (Z. IiT. 26, 156). Epidot, E. WEINSCHENK (2. Kr. 26, 156 und 26, 337). Epidot, E. H. FORBES (Sill. 141 1, 261 und MELVILLE, EAEINS und SCHNEIDER

Yrehuit, MELVILLE, EAKINS und SCHNEIDER (Z Kr. 25, 184). Vesuvian, 1'. JANNASCH und P. WEINGARTEN (Diese Zeitsehr. 11, 40). Vesiivian, SiO, : R,O, : It0 : Krystallwasser 10 : 3 : 12 : 1, W. WEIBULL (2. Kr. 25, 1). Granat, E. WEINSCHENK (Z. Iir. 26, 337), Spessartin, ders. (Z. Kr. 26, 357). Granat, MELVILLE, EAKINS und SCHNEIDER (Z. Kr. 25, 184). Melanit, L. GENTIL (2. Kr. 26, 223). Spessartin, W. H. MELvILLE (Z. Kr. 24, 622). Pyrop, C. v. JOHN (Z, Kr. 24, 645). ,,%hueebergit" (Granat), A. S. EAHLE und W. MUTHMANN (Sill. 131 50, 244). Audradit, F. D. ADAMS und B. J. HAR~UNGTON (SAIL. [4] 1, 210). Andradit, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 25, 278). Grossular, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 85, 278). Cordierit, (Mg, Fe),(Al, Fe),Si,O,,, F. KATZER (Tsch. 14, 483). Reryll, A. LIVERSIDGE (Chem. News 74, 113). Beryll, L. DUPARC und L. SfaRAsEC (z. Kr. 24, 647). Smaragd, P. LEBEAU (Compt. rend. 121, 601). Epididymit, Si,O,BeNaH, G. FLINK (Z lir. ?3, 344). Olivin, C. THADD~EPP (2. 1Lr- 26, 78). Fayalit, G. 0. SMITH (LV. J. 118931 2, 25). Fayalit, Fe,SiO,, S. L. PENFIELD und E. H. FORBES (S&. [4! 2, 129).

(Z. Kr. 26, 184).

Z anorg Chem. XIT. 25

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Monticellit, CaMgSiO,, S. L. PENFIELD und E. H. FORBES (SiZZ. [4] 2, 129). IIortonolith, (Fe, Mg, Mn),Si04, S. L. PENFIELD und E. H. FORBES (SiZZ. [4] 2, 129). Forsterit, Mg,SiO,, A. ARZRUNI (2. Kr. 25, 471). Chondrodit, MgsLMg(F.0H)]2(Si0,), Humit, Mg,[MgiF.0H)],(Si04)3 Klinohumit, Mg7[Mg(F.0H)],(Si0,), Kieselsinter, L. G. EAKINS und H. N. STOKES (2. Kr. 24, 624). Kieselsinter, F. P. DUNNINGTON (2. Kr. 23, 504). Ungbanit, H. SJOGREN (2. Kr. 26, 94). Kentrolith, (Pb, Mn),Si04.(Fe, Mn),SiO, (N. J. [I8951 2, 240). Kentrolith, G. NomENsK.riiLD (z. Kr. 26, 81). Melanotekit, G. NORDENSKJOLD (N. J. [1895] 2, 241). Diopsid, E. WEINSCHENE (2. Kr. 26, 337). Hedenbergit, E. A. W~LFINQ (Tsch. 15, 29). Diallag, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 26, 278). Pyroxen, MELVILLE, EAKINS und SCIINEIDER (2. Kr. 25, 184). Jadeit, Na,0.A1,0,.4Si02, 0. FARRINQTON (N. J. [l896] 1, 19). Jadeit, M. BAUER (A\'. J. [I8961 1, 18 und 85). Hornblende, F. D. ADAM und B. J. HARRINQTON (Sill. [4] 1, 210). Hornblende, P. FKANCO (Z. Kr. 25, 328). Hornblende, G. C. HOFFMANN (Z. IG. 26, 278). Hornblende, HYDA (2. hk. 25, 287). Aktinolith, G. C. HOFFMANN (2. ICr. 25, 278). Nephrit, A. ARXRUNI (Z. Kr. 24, 632). Arhedsonit, N. V. USING (Z. I</*. 26, 104). Glaukophan, M. HAUER (N. J. [1896] 1, 18). Glaukophan, L. COLOMBA (2. Kr. 26, 215). Natronrichterit, HJ. SJ~GREN (AT. J. [1896] 2, 20. Skapolith, F. P. DUNNINQTON (2. Kr. 23, 504). Wernerit (Dipyr), 3(Ca, Mg, Na,K,)(AI,),Si,O,,, W. SALOMON (Tsoh. 16, 159). Sodalith, L. M. LUQUER und H. J. VOLCKENING (SiZZ. [3] 49, 465). Sodalith, P. FRANCO (Z. 11%. 25, 328). Nosean, K. v. CHRUSTSCHOFF (2. Kr. 24, 647). Pollucit, H,Cs,Al,(SiO,),, H. W. FOOTE (Sill. [a] 1, 457). Orthoklas, J. FOMME (2. Kr. 25, 616). Orthoklas, MOSES, WELLER, HINMAN und MATTHEW (2. Kr. 23, 504). Orthoklas, W. H. MELVILJ~E (2. Kr. 24, 622). Mikroklin, W. F. HILLEBRAND (Z. h'r. 25, 284). Mikroklin, N. V. USSING (2. Kr. 26, 104). Anorthoklas, K. V. CHROUSTSCHOFF (2. hi. 24, 647). Anorthoklas, T. E. WOLFF und R. S. TARR (2. Kr. 26, 281). Kryptoperthit, N. V. USSINQ (2. ICY. 26, 104). Mikroklinmikroperthit, N. V. USSING (Z. Er. 26, 104). Albit, W. €1. MELVILLE (Z. Kr. 24, 622). Albit, C. VIOLA (Tsch. 15, 135). Albit, M. BAUER (A'. J. [lS961 1, 18). Albit, S. GLINPA (Z. Kr. 26, 309). Albit, E. WEINSCHENP (Z. Xr. 26, 337).

H. SJOGREN und MAUZELIUS (Chem. Zeitum,g 19, Rep. 315). 1

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Oligoklas, J. FOMME (2. Kr. 26, 616). Oligoklas, W. F. HILLEBRAND (2. Kr. 26, 284). Anorthit, MELVILLE, EAKINS und SCENEIDER (2. Kr. 25, 184). Natrolith, E. ZSCHAU (2. Kr. 26, 618). Natrolith, W. H. MELVILLE (2. Kr. 24, 622). Skolezit, MELVILLE, EAKINS und SCHNEIDER (2. Kr. 25, 184). Analcim, E. ZSCHAU (2. Kr. 25, 618). Analcim, H,Na,Al,Si,O,,, LEPIERRE (Bull. Soc. Chim. [3] 15, 561). Laumontit, (Ca, K,)0.Al,03.4Si0,.4H,0, P. ZJEMJATSCHENSKY (2. Kr. 25, 574). Laumontit, E. ZSCHAU (2. Kr. 26, 618). Apophyllit, G. HALLBERQ (2. hi.. 25, 424). Apophyllit, G. NORDENSKJ~LD (2. Kr. 26, 92). Heulandit, EAKINS und STOKES (2. Kr. 25, 624). Heulandit, J. FOMME (2. Kr. 24, 616). Beaumontit, H. SANTESSON (2. Kr. 26, 426). Desmin, Ca(K, Na),0.A1,0,.6Si0,.6H20, P. ZJEMJATSCH Desmin, J. FOXME (2. Kr. 25, 616). Chabasit, J. FOMME (2. Kr. 25, 616). Jnesit, (Mn, Ca)H2Si04 (Ar. J. [1896] 1, 20). Biotit (Lepidomelan), HYDA (2. Er. 25, 287). Biotit (Lepidomelan), G. C. HOFFMANN (2. Kr. 25, Biotit (Lepidomelan), J. FOMME (2. Kr. 26, 616). Sericit, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 26, 278). Lithionglimmer, F. W. CLARKE (2. Kr. 25, 282). Cookeit, G. C. HOFFMANN (2. Xi-. 26, 278). Damourit, G. C. HOFFNANN (2. Kr. 25, 278). Margarit, G. H. F. ULRICH (2. Kr. %5, 298). Friedelit, G. FL~NK (LV. J. [1895] 2, 242). Chloritoid, W. H. HOBBS (Sill. [3] 50, 121). Klinochlor, H,,Mg,,Al,Si,O,, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 25, 278). Ottrelith, MELVILLE, EAKINS und SCHNEIDER (2. Kr. 25, 184). Talk, G. C. HOFFMANN (2. Kr. 25, 278). Glaukonit, F. P. DUNNINGTON (2. Kr. 23, 504). Glaukonit, P. ZJEMJATSCHENSKY (Z. Kr. 26, 516). Pinielith, (Mg, Ni, H,)SiO,, E. GOLDSMITH (2. Kr. 25, 281). Pinguit, 2FeZ0,.6Si0,.3H,O f 8 Krystallw., F. KATZER (Tsch. 14, 483). Guarinit, 2(K, Na),O.8CaO .5(Al, Fe, Ce),03. lOSiO,, 0. REBUFFAT (N. J. [1896]

Garnieritahnliche Mineralien, H. v. FOULLON (2. Kr. 24, 643). Titnnit, R. SOLTMANN (2. Kr. 25, 617). Kataple'it, G. FLINK (2. Kr. 23, 344). Neptunit, 0. A. S J ~ S T R ~ M (N. J. [1895] 1, 457). Neptunit, (Fe, Mn)TiO,.(Na,, K,)Si,O,, G. FLINK (2. Kr. 23, 344). Petroleum, CHARLES F. MABERY (Am. Ch. 17, 713. Petroleum, CHARLES F. MABERY und ORTON C. DUNN (Am. Chem. J. 18, 215). Petroleum, C. ENGLER und L. JEZIORANSKI (Ber. deutsch. chem. Ges. 28, 2501). Grahamit (Asphalt), E. J. DUMBLE (2. Kr. 23, 509). Bergwachs, W. F. ALEXJEJEFF ( Z . Kr. 24, 504).

SEY (2. Kr. 25, 574).

78).

1, 28).

29 *

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Angefiigt ist eine Zusammexistellung der Untersuchungen iiber neu ent- deckte Mineralien oder neu benannte Mineralvarietateii.

Beue Mineralien. Josephinit, Fe,Ni,, W. H. M m v I r , m (2. A?. 26, 283). Willyamit, CoS,.NiS,.CoSb.NiSb, regulgr, E. F. ~ ' I T N A N (2, Kr. 25, 291). Willyamit, (Co,Ni)SbS, regular, GEORGE SMITH (N. J. [la961 1, 397). Andorit, 3Sb,S,.2PbS.Ag2S, rhombisch, J. A. KRENNER (2. h-r. 23, 497). Rathit, 2PbS.(As, Sb),S, + 2PbS.(As, Sb)&3z, rhombisch, H. UAUMEAUER(~. Iir. 26,593). Pearcei't (Arsenpolybasit), As,S3.9(Ag, Cu),S, rhombiscli, S. L. PEKFIELD (Sill. [41

Cuprocassiterit, 4Sii02.Cu,Sii(OH),(?), J. ULKE (Z. IG. 23, 509). Northupit, enthalt CO,, CI, Na, Mg, regular, WAXREN M. FOOTE (Sdl. 131 50,4801. Salvadorit, FeCu2(SO,),.2lH,O, monoklin, W. HERZ (Z. h-r. 26, 16). Pyrrhoarseuit, (Mu, Cu, Mg),As,O,, L. J. IGELSTRBM (2. Er. 23, 590). Retzian, Mangankalkarseiiiat, rhombisch, H. J. SJ~GREN uiid R. MAUZELIUS (Chew.

Bhodophosphit, 20[(Ca, Mn, Fe)O,.P,O,] 1- 4Ca(CI, F), + CaSO,, L. J. I o E r s T R 6 M

Tetragopbosphit , (Fe, Mn, Mg, Ca),P,O, + (AI,O,),.P,O, + 3H,O, L. J. IQELSTR~M

IVardit, 2Al1,O3.P,0,.4H,O, J. DAVISON (Sill. [4] 2, 154). Mayrietostibian, (MnO.FeO),,Sb,O, +(Fe~,0,)4Sb,0,? regular, L. J. IQELSTR~K (Z.

Protcctit (Humitviaretat), monoklin, H. SJOGREN (Z. fir. 26, 103). Urbanit (Augitvarietat),:2(Ca, Mn, Mg, Na2)O.Fe,0,.5SiO,, H. SJ~GREN (Z. hr. 26,991. Xiphonit (€fornblcndevarietii.t), Q. PLATANIA (2. Ii,. 25, 417). Asbeferrit (IToriiblendevarietat~, E. GOLL)SMITH (2. hi.. 25, 281). Crossit (NatroiihornbIende) Na,Al,Si,0,,.2Na,Fe,Si,0,2.S(Mg, Ca)SiO,, CH. PALACHE

Lindcsit, 3MiiSiO,(AI, Fe),SiO,, monoklin odcr trikliii , L. J. IGELSTR~M (2. k'r.

Lawsonit, H,CaAI,Si,O,,, rhomhiscli, F. 11. EANANSOIE uiid CH. PALACHE (Z. hi.

Alrxandrolit, 2[A1,0,.3Si0,.2H2O] + Cr,0,.3Si0,.2H20, S. M. LOSANITSCH (Ber.

Avalit 9[A1,0,.3SiO2.H,O] + 3[CrzC?,.3SiO,.H,O] + MgO.~fC,0.3SiO,.HZO, S. M. Lo-

Milosin, 5[A1,0,.2Si0,.2H20] + Cr20,.2Si0,.2H,0, S. M. LOSANITTRCH (Ber. deutsch.

Hiiferit (Noutronitgruppe), 2Fe,O,.4SiO,.7H,O, F. KATZER (Tsch. 14, 483). Kuopit, CaTiO,, cerhaltig, regular, stark doppelbrechend, P. J. HOLNQUIST (AT. J.

Geikielith, Mg'riO,, A. DICK (2. IG. 36, 296). Thaun~asit [(CaOH)C0,][(CaOH)S0,11CaOH1HSi04. 13H,O, hexagonal, S. L. PEN-

Elpidit, GSiO,.ZrO?.(Fc, Ca, Na,, 1<,)0.3H20, rhombisch, G. LINDSTR~M (AT. J. [la951

Rumiinit (E-Inrzj, C. J. IRTI~ATI, (B26ll. societ. di Sc. fix,. d iu &26CzlreS& 4, 59).

2 , 17).

Zig. 19, Rep. 315).

(2. lir. 36, 434').

(Z. fir. ?a, 434).

Kr. 93, 212).

(X. J. 11895.1 2, 438).

23, 590).

25, 531).

dezstsch. them. Qes. 26, 2631).

SANITSCH (Bey. deistsch. chem. Ges. 2S, 2631).

cltenz. aes. 25, 2631).

[18!35] 1, 412).

FIELD und J. H. PRATT (sill. 141 1, 229).

I, 457).

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S t r u k t u r f o r m e l n . Die Aiialyse giebt im gunstigsten Falle die empi- rische Formel des Minerals. Gerade fur den Mineralogen, der neben der Zu- sammensetzung auch die Form seiner Untersuchungsobjekte zu beachten ge- wiihnt ist, ist es cin erstrebenswertes Ziel, neben der Art und relativen Zahl der Atome im Molekul einer Verbindung auch deren absolute Zahl und namentlich ihre Gruppierung kennen zu lernen. Die Strukturformeln der organischen Chemie, namentlich aber die rgumlichen Formeln, erwecken den Wunsch gleiche rhmliche Gebilde auch fur die Konstitution der Mineralien konstruieren xu kiinnen und die Formen und Symmetrien dieser Gebilde in Beziehung zu bringen zu den Formen und Symmetrien der Krystalle. F. J. WIJK (Zeitsclrr. fcryst. 23, 379) hat versuclit fur die Silikate eine krystallochemische Theorie aufzustellen, in der mit grofser Kuhnheit Strukturformeln entworfen werden, die die Beziehungen xwischen dcr chemischen Zusammensetzung, der Krystall- form und den Zersetzungsprodukten zum Ausdruck briugeii sollen. In ghnlicher Weise versucht H. BAUMHAUER (Zeitschr. Krysf. 24, 555) eine Strukturformel fur den A n a t a s aufzustellen, die die Abhgngigkeit der Krystallstruktur von der Beschaffenheit der Molekel ausdruckt. Fur den Gyps stellt A. L. POTILIZIN (Plznrm. 2. f. Russl. 34, 664) Formeln auf, nacb denen das Krystallwasser cbeinisch gebunden ist. Die durcb allmahlichen Wasserverlust entstandenen Produkte erhalten gleichfalls besondere;Formeln und ebenso das polymere, bei langerer Erhitzung entstandene wasserfreie Calcinmsulfat, welches mit Wasser nicht mehr erhartet.

Etwas grBfsere Bedeutung besitzen die Strukturformeln, welche als Ergebnis nmfassender chemischer Untersuchungen fur dic verschiedenen Varietaten einer isomorphen Mineralgruppe oder fur Mineralieu komplizierter Zusammensetzung eine rationelle Auffassung darlegen sollen. Solche Formeln sind aufgestellt worden yon R. SCRNEIDER (Journ. prakf. CIL. 52. 555) fur den C u b a n , von S. L. PENFIELD und J. H. PRATT (Sill. [4] 1, 229) fur den T h a u m a s i t , von M. WEIBULL (Zeitschr. Kryst. 25, 1-32) fur den V e s u v i a n und G r a n a t , von P. JANNASCH und F. WEmaaRmN (Diese Zeitschr. 11, 40) fur den V e s u v i a n und W i l u i t , von R. WEINSCHENK (Zeitschr. Kryst. 26, 365) fur die Mineralien der G r a n a t g r u p p e , von C. LEPIERRE (BUZZ. SOC. Chirn. Prrr. [3] 15, 561) fur den A n a l c i m und von F. W. CLARKE (Zeitschr. IGyst. 25, 282) fur die L i t h i o n - g l immer .

Den Zusammenhang zwischen Krystallform und chemischer Struktur bei Mineralien festzustellen, scheint so lange ein aussichtsloses Bemiihen, als deren Konstitution unbekannt ist. Eher ware es zu hoffen, dafs die Untersuchung der o r g a n i s c h e n Verbindungen, deren Struktur meist bekanut ist, auf den Zusam- menhang zmischen dieser und der Krystallform einiges Licht werfen k6niite. Von den Methoden, durch die der Organiker die Struktur seiner Verbindungen feststellt, stehen dem Anorganiker und namentlieh dem Mineralogen nur wenige zu Gebote, da die Atomaggregate der anorganischen Chemie bei einem Angriff durch chemische Agentien zu leicht in die stabilsten einfachsten Ver- binduugen zerfallen, so dafs weder Gruppenreaktionen noch intermediare Ab- bauprodukte leicht erhalten werden kiinnen.

Einen glucklichen Anfang zum Studium des Abbaus yon Mineralien schienen CLARKE und SCHNEIDER gemacht zu haben, die durch die Einwirkung von Chlor- wasserstoffgas auf wasserhaltige Mineralien diejeuigen Hydroxylgruppen, welche

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an Metalle gebunden, also saurer Natur sind, durch Chlor ersetzen zu kiinnen glaubten, wiihrend die an Silicium gebundenen Hydroxylgruppen, die basischer Funktion sind , von Chlorwasserstoff nicht angegriffen werden. Eine Unter- suchung von A. LINDNER (Zeitschr. Kryst. 26, 589) ergab, dafs vom S e r p e n t i n keine bestimmte Menge Chlor aufgenommen wird, und dafs sogar Serpentine der gleichen Textur sich gegen Chlonvasserstoffgas nicht gleichartig verhielten. Es ist also noch nicht miiglich festzustellen, ob das in einem Mineral enthaltene Wasser mit Siliciumdioxyd eine Siiure oder mit einem Metalloxyd eine Base bildet, ob die Verbindung also ein saures oder ein basisches Salz ist.

H y d r a t e . Von einem allmahlichen Abbau kann bisher nur in Bezug auf das Krystallwasser gesprochen werden. Es ist bekannt, dafs fur viele Hydrate die Dampfspannung bei konstanter Temperatur so lange unverandert bleibt, bis eine bestimmte Menge Wasser verdampft ist. Dann sinkt die Dampfspannung plotzlich auf einen niedrigeren Wert oder auf Null, j e nachdem ein niedrigeres Hydrat oder das wasserfreie Salz zuruckbleibt. DaCs sich die Hydrate so ver- halten, wurde neuerdings von W. MZLLER-ERZBACH (Zeitschr. phys. Chern. 17, 446 nnd 19, 134) bestatigt. Unter Anwendung einer neueii sehr genauen M,e thode liefs sich feststellen, d a b bei der allmahlichen Entwasserung immer ganz bestimmte Hydrate zuruckbleiben, die zu dem wasserfreicn Salz und zu ein- ander etwa in dem Verhaltnis stchen, wie ein Metal1 und seine verschiedenen Oxydationsstufen zu einander. Es wurde die Existenz folgender Verbindungen ermittelt: BaCl,, RaC1, +H,O, BaCl, + 2H,O; CuSO,, CuSO, +H,O, CuSO +3H,O, CuSO, f 5H,O; ZnSO,, ZnSO, + H,O, %SO, + 6H,O, ZnSO, + 7H,O; Na,HPO,, Na,Hl’O, + 3H,O, Na,HPO, + 7H,O , Na,HPO, + 12H,O. Auch H. LESCOECR (Ann. chinz. phys. 171 7, 416) fand Analoges fur die Nitrate der Schwermetalle. Die meistcn krystallisieren mit sechs Molekulen Wasser und verlieren genau drei Molekule, ehe die Dissoziationsspannung sinkt. Ueber die Art der B i n - d u n g d e s K r y s t a l l w a s s e r s hat TH. SALZER (Ber. deutsch. Chem. Ges. 28,2033 und Zeilschr. phys. Chern. 19, 440) bestimmte Anschauungen entwickelt. E r nimmt an, d a b in gewissen Fiillcn das Wasser gleichsam eine Brucke bilde, durch die Atome mit einander verkettet werden, die weit von einander ent- fernt sind. So ist in den Kalksalzen der zmeibasischen organischen SIuren der Wassergehalt um so griiher, j e weiter die Karboxylgruppen von einander entfernt sind. Das die beiden Karboxylreste zusammenhaltende Calciumatom wurde diesen Zusammenhalt nur unter Eintritt starker Spannung im Molekul bewirken kiinnen, wenn nicht zwischen das Calcium und die Karboxylgruppen Wassermolekule treten wurden. DaQ auch schon in den Li i sungen mancher Hydrate das Wasser chemisch an das Salz gebunden sei, schliefst E. P. PERDIAB (Chem. A-ezcs 71, 256) daraus, dafs bei G l a u b e r s a l z l i i s u n g e n , welche Ain- moniak enthalten, das Ammoniak eine ebenso grofse Dampfspannung besitzt mie in reinen wasserigen Liisungen, bei denen das Verhaltnis von Wasser zu Am- moniak dasselbe ist, wie in den Glaubersalzltjsungen das des nicht an Pl’atrium- sulfat gebundenen Wassers zum Ammoniak.

Dem allmahliclien Abbau der kompliziertereu Molckiile ist in gewissem Sinne vergleichbar die kunstlich bewirkte oder durch die natiirlichen Agentien herbeigefuhrte Um- lagerung von Mineralien in allotrope Modifikationen oder in andere Produktc. Allerdings ist zu berucksichtigen, dafs eine solche Umlagerung nicht notwendig

Z e r s e tz u n g , P s e u d o m o rp h o s e n , U m 1 a g e r u n g.

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ein Zerfall ist, sonderii auch unter Polymerisierung oder allgemein unter Bil- dung komplizierterer Molekiile vor sich gehen kann. G. SPEZIA (Neues Jciliib. [1895] 2, 242) fand, dafs A p o p h y l l i t und G l a s bei Erhitzung unter Druck gelost nnd zersetzt werden und dafs hierbei die Teniperatur eineu starkwen Einflufs ausiibe ale der Druck, wiewohl auch diesem ein Teil der Wirkung zu- zuschreiben ist. H. B A R V I ~ berichtet (Neues Jahrb. [1895] 2, 5) uber die Um- wandlung von G r a n a t in diopsidartigen Pyroxen, gemeine Hornblende und basischen Plagioklas. F. RINNE (Neues Jahrb. [1896] 1, 139) erhielt durch langeres Kochen von H e u l a n d i t reines krystallisiertes Siliciumdioyd in einer bisher nicht bekannteii Modifikation, welches Pseudomorphosen nach Heulandit bildet. P s e u d o m o r p h o s e n werden beschrieben durch W. M. FOOTE (Sill. [3 ] 50, 991, von Calcit nach Leadhillit durch JEREMEJEFF (Zeitschr. hrjst. 24,501), von Realgar nach Arsenolith, von Brauneisen nach Markasit, von Vesnvian nach Epidot, von Klinochlor nach Epidot und von Magneteisen nach Perowskit, aukerdem (Zeifsehr. Rryst. 26, 333) von Tenorit und von Magnetkies nach Cuprit, von Kupferkies nach Kupferglanz, von Steinmaik nach Malachit und von Malachit nach Cuprit. F. BECKE (Iiais. Ak. d. Wiss., 1T'i;en 1896) stellte fest, dars bei der D y n a m o m e t a m o r p h o s e aus Plagioklas uud Orthoklas unter der Ein- wirkung von Wasser Albit, Muskowit, Zoisit nnd Quarz entstehen. Hierbei findet , wie sich aus dem Molekularvolumen der umgewandelten Verbindungen berechnen lafst, eine Kontraktion statt. Das war vorauszusehen, da nach einem allgemeinen Naturgesetz alle durch Druck bewirkten Umwandlungen von einer Volumverminderung begleitet sein miissen. - Ein der Entglasung entgegen- gesetzter Vorgang, der Ubergang krystallisierter Stoffe in Glaser , wird von W. C. RR~GQER (Zeilschr. Ifryst. 25, 427) am O r t h i t und alinliehen Mineralien beschrieben.

Eine sehr g d s e geologische Bedeutung besitzt die Urnwandlung d e s k o h l e n s a u r e n K a l k s i n Dolomi t . Infolge der Lebensprozesse von Meeres- tieren wird kohlensaurer Kalk am Meeresboden abgelagert oder zum Aufbau von Korallenriffeii verwendet. Eine Abscheidung von Magnesinmkarbonat durch tierisrhe Thiitigkeit findet, wenn iiberhaupt, nur in aukerst beschrankteni Make statt. Trotzdeni finden wir, dah machtige Schichtenkomplexe von zweifellos sedimentarem respektive organischem Urspruiig aus Dolomit bestehen. Das Auftreten von Dolomit muk auf eine Urnwandlung von ursprunglich ab- gelagerteni Calciumkaxhonat zuriickgefiihrt werden. Eine solche Umwand- lung erschien um so unerklarlicher , als Lasungen von Magnesiumsalzen sich mit Kalkspath keineswegs unter Bildung von kohlensaurem Magnesium- karbonat und lijslichen Kalksalzen umsetzen. Bei gewohnlicher Temperatur reagiert umgekehrt das Magnesiumkarbonat mit liislichen Kalksalzen unter Aus- scheidung von Calciumkarbonat. C. KLEMENT (Tseherm. Mitt. (21 14, 526) ging davon aus, dafs massige Dolomite meist in Form von Korallenriffen iiamentlicli von Atollen auftreten und dak das vou den Korallen abgeschiedene Calcium- karbonat nicht Kalkspat, soiidern Aragonit ist. Nun wird Aragonit, wie dieversuche des Verf. ergaben, von konzentrierten Losungen von Magnesiiimsulfat, namentlich hei Gegenwart von Kochsalz, bei Temperaturen iiber 60' angegriffen. Es ent- stehen Gemische oder Verbindungen von Calcium- mit Magnesiumkarbonat, die bis 41.5 o/i, von dem letzteren enthalten. Chlormagnesium greift den Aragonit weit weniger an. Korallen verhalten sich ebenso wie Aragonit. Kalkspath

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wird in geringem Make, aber weit weniger als Aragonit umgewandelt. Der Verf. hiilt es fur mijglich, dars inrierhalb der ringfijrrnigen Atolle das ab- geschlossenc Seewasser so weit konzentriert und durch die Sonnenstrahlen er- hitzt wird, dars der dureh organische Thatigkeit erzeugte Aragonit zunachst in ein Gemenge beider Karbonate wid darauf in ihre Verbindung, den Dolornit, umgewandelt wird. Es ist hierbei zu berucksichtigen, d d s die Bildung von Korallenriffen nur in den Tropen erfolgt. Dafs Magnesiumsulfat die Umsetzung mehr beflirdert als Chlormagnesium , findet seine einfache Deutung dariir, dafs bei Gegenwart von Magnesiumsulfat das eine Produkt der Uinwandlung , das Calciurnsulfat, sich grlifsten Teils ausscheidet, wahrend, wenn Chlormagnesium einwirkt, clas entstandene Chlorcalcium den Prozek schnell durch die nm- gekchrtc Reaktion der Xiickbildung vou Calciumkarbonat begrenzen wurde:

CaCO, +MgC1,TfCaCIB +MgCOS. Die haufige Begleitung des Dolomits voin Gyps findet durch die Versuche des Verf. eine ungezwungene Deutung.

Dafs Aragonit sich mit Magnesiumsalzen leichter nnrsetzt als Kalkspat, wird verstandlich , wcnn man sicli erinnert, daL Aragonit einen griirseren Inhalt an Energie besitzt als Kalkspat. Die Verschiedenheit im Energieirihalt polymorpher Modifikationen einer Substanz ergiebt sich auch ans

hatte gefunden, dafs C h l o r a l h y d r a t unmittelbar nach dem Erstarren RUS dem Schmelzflufs eine hlihere Verbrennungswiirme besitze als nach ILngerer Auf- hewahrung der festen Substanz, und gleiches beobachtete RRUNER bei dem B r o rn - a l h y dr a t . POPE fand, dak beirle Gubstanzen ursprunglich in einaxigen Krystallen erstarren, die eieh nur allmiihlich in nionokliuc Tafeln verwandeln; die Um- wantllung ist erst nach 6-8 Tagen vollendet nnd sie erfolgt wie die nreisten spontan verlaufenden Prozesse unter Warmeentwickelung. Der grlikere Eirergie- irihalt der einaxigen Krystalle bedingt deren grijkere Verbrennungswiirme. Nach Beobachtungen von H.T. BARENDRECHT (2eitschr.phys. Chem. 20, 234; Diese Zettschr. 11, 454) sol1 nnch E i s dimorph sein. Wenigqtens erhielt der Verf. bei der starken Abkiihlung von 50-75 O / , igem Alkohol neben den gewijhnlichen hexa- gonalen Eiskrystallen grofse regulare Wurfel, die zwar nicht von der zahflbssigen Mutterlange isoliert werden konnten, aber wohl aus reinem Wasser bestanden, da sie in gleieher Form beim Abkuhleii sehr konzentrierter IJiisungen von Propyl- alkohol, Isopropylalkohol, Allylalkohol und namentlich von Aldehyd in Wasser eritstanden. Dars unter den Mineralien Zois i t und E p i d o t irn VerhLltiiis der Dimorphie stehen, wurde von E. WEINS( HENK (Zeit.schl-. Krysf 26, 156) bestatigt. L. BRUGNATELLI und C. MONTEMARTINI (&it.schr. Kryst. 26, 198) fanden. dafs Kaliumflnoborat, KRF,, aurser in rcgulsren auch in rhombischen Krystallen erhalterr werden kann. Nach J. W. RETQEKS (Zeitschl-. Kryst. 23, 2661 giebt auch rlas reinste Natriumehlorat beim Eindampfen oft doppeltbrechende Krystalle, die aher sehr schnell in die stabilen regularen Krystalle ubergehen. Im Ver- hiiltnis der Tsodimorphie stehen nach HERXANN TRAUBE (Zeitschr. A?-y.q-yRt. 23, 131) Strontiumnitrat und Strontinmchlorat. Die Mischkrystalle mit uberwiegeil- dem Nitratgehalt sind regular, die mit itberwiegendem Chloratgehalt siiid rhom- bisch-hemirnorph.

Eine Untersuchung iiber die Form und Zusammensetzung der stabilen Blieder von i s o d i m o r p h e n M i s c h u n g s r e i h e n ruhrt von W. STORTENBEKEK

D i m o r p hie .

Reohnchtungeri von l?rILLIA?I JACKSON POPE (ChCW. fi’f?zo.S 74, 951. BERTHECOT

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Zeitsebr. phys. Chenz. 1 7 , 643) her. Zinksulfat und Magnesiumsulfat bilden Hydrate mit 7 und rnit 6 Mol. Wasser. Stabil sind nur die ersteren und auclr von den Mischkrystallen beider Salze sind nur die Heptahydrate stabil. Ferro- snlfat und Kupfersulfat bilden isomorphe Hydrate mit 7 und solche mit 5 Mol. Wasser. Hier sind aber vom Ferrosulfat die Heptahydrate , vom Kupfcrsulfat die Pentahydrate stabil, so dafs die Mischungsreihe unstetig ist, indem eisen- reiche Krystalle mit 7 Mol. Wasser neben kupferreichen mit 5 Mol. Wasser anftreten. Die Mischbarkeit ist aber nur scheinbar unvollkommen. Verfolgt man auch die labilen isomorphen Mischungen, so erkennt man eine vollstiindige Mischbarkeit der beiden Sulfate, sowohl in den Pentahydraten wie in den Hepta- hydraten. Aus Kupfersulfat und Mangansulfat erhalt man stabile isoniorphe Mischungen mit 7 Mol. Wasser, wiewohl die reinen Salze mit 5 Mol. Wasser stabile Krystalle bilden, die nicht in allen Verhiiltnissen mischbar sind. Es mag hier darauf hingewiesen werden, d a b ahnliche Verhaltnisse wahrscheinlich bei dem D i s k r a s i t obwalten. Wahrend Silber regular, Antimon rhomboedrisch krystallisirt, treten Mischungen beider Metalle ini Diskrasit in rhombischen Formen auf.

Durch die Erscheinungen dcr Polymorphie wird die Erkennung des gesetzmafsigen Zusammenhangs zwi- schen den Eigenschaften einer Substauz und ihrer Zusammensetzung oft erschwert. G. LINCK (Zeitsehr. Krvst. 26, 280) glaubt auch hier Beziehungen entdeckt zu haben. Rerechnet man aus den geometrischen Axen eines Krystalles das Volumen des daraus gebildeten Rotationsellipsoids, so stehen die so erhaltenen Krystallvolume bei polymorphen Modifikationen einer Substanz zu einander in umgekehrtem Verhaltnis wie die Dichten. Nur miisse man die Krystallvolume mit gewissen einfachcn Zahlen multiplizieren). Nimmt man z. B. das Krystallvolumen des Diamant dreimal so grok an, als dem Axenverhaltnis 1 : 1 : 1 entspricht, so stelit diese Zahl zum Krystallvolnmen des Graphits im umgekehrten Verhdtnis der Dichten. Fur Markasit und Pyrit ist der Faktor 'I2, fur Senarmontit und Antimonbluthe l/lo, fur Tridymit und Quarz 2, fur Anatas, Brookit und Rutil 1, fur Kalkspath und Aragonit 7 /4 , fur Cyanit, Andalusit und Sillimanit 1. Um diese einfachen Faktoren ZIX erhalten, mursten aber vielfach die iiblichen Axen- verhlltnisse abgeandert werden.

Derselbe Verfasser versucht (Zeitschr. phys. Chm. 19, 193) die Er- scheinungen der Isomorphie in einen niihereu Zusammenhang zum periodischen System zu bringen. Er nimmt a n , dafs nur solche Elemente und deren Ver- bindungen, die zu derselben Reihe des periodischen Systems gehoren, in iso- rnorphen Krystallen eine regelmafsige Anderung aller Eigenschaften mit dem Molekulargewicht zeigen. Die Eigenschaft gewisser Verbinduiigsreihen, diesen Zusammenhang aufzaweisen, bezeichnet LINCK als E u t ropie . Ccrussit ist zwar rnit Aragonit, Strontianit und Witherit isomorph, gehort aber nicht in die eutro- pische Reihe dieser drei Mineralien. sowohl nach der Stellung des Bleis im perio- dischen System, als nach den Eigenschaften des Cerussits. W. ORTLOFF (Zeztschr. phys. Chem. 19,201) hat auf Veranlassang von LINCK die Eigenschaften der Glieder einiger eutropischer Reihen verglichen. Er glaubt dabei, eine Bestatigung von LINCK'S Annahme gefunden zu haben und fuhrt die sehr zahlreichen Abweicbungen von dessen Regel auf Beobachtungsfehler und dergleichen zuriick. LINCK (Zeeitsehr. Kryst. 26, 280) hrilt in einer spateren Arbeit die Gesetze der Eu-

Zu sam m e n s e t z u n g u n d E i g e n s c h af t en.

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tropie noch immer Fur ,,absolute Thatsachen". E r glaubt, dafs in eutropi- schen Reihen die wie oben definierten Krystallvolume im umgekehrten Ver- haltnis der Dichten stehen mussen. D a das niemals der Fall ist, multipliziert LINCK die berechneten Krystallvolume mit solehen Zahlen, dafs sich eine Be- st5iti.gung seiner Annahme ergeben muk. Da die hierfiir benutzten Faktoren keineswegs einfache Zahlen sind, so kann eine solche Ubereinstimmung nicht Wun- der nehmen. Interressant ist es, dafs bei dieser Untersuchung von den fur die eutropischen Reihen angeblich gefundenen Gesetzmafsigkeiten kaum irgend etwas ubrig bleibt. In der Reihe des Aragonits und des Schwerspats verhalten sich in Bezug auf Krystallvolumen die isomorphen Substanzen wie die eutro- pischen. Cerussit und Anglesit passen weit besser in die Reihen a19 z. B. An- hydrit in die Sehwerspatreihe oder Auripigment in die Antimonglanzreihe.

Von griifserer Redeutung sind die Beobachtungen, die A. E. TUTTON ( C h e ~ . 12ew.s 73, 194 und 195) iiber das Volumen und die OptischenEigenschaften der monoklinen Doppelsulfate R2M(SO,),.6H,O angestellt hat. Fur R treten Kaliuin, Rubidium und Ciisinm ein und namentlich deren Einflufs auf die Eigenschaften wurde ermittelt. Es wurden insbcsondere dcr Einflurs des Ersatzes von Kalinm durch Rubidium und von Rubidium durch Casium auf folgende Eigen- schaften untersucht: Dichte, Molekularvolumen, Verlangerung der einzelnen Axen, Winkel der optischen Axen, Brechungsindices, Liehtgeschwindigkeit nach den drei Elastizitatsaxen, Doppelbrechung, spezifisehe Refraktion und Molekular- refraktion, Einflufs der Temperatur auf den Winkel der optischen Axen. In alleri FPllen nimmt die Rubidiumverbindung eine Mittelstellung zwischen der Kaliumverbindung und der Casiumverbindung ein , liegt aber ersterer naher a1s letzterer. Die Vertauschung der zweiwertigen Metalle ist von weit geringerem Einflufs als die der Alkalimetalle. Auch die einfaehen Alkalisulfate wurden zum Vergleich herangezogen. Der Verf. nimmt an , dafs die Doppelsalze und Hydrate sich erst beim Krystallisationsprozefs aus den Komponenten bilden.

In weleher Weise in den I\lischkrystallen die Eigenschaften vom Mischungs- verhaltnifs abhangig sind, untersuchten S. L. PWFIELD und J. H. PRATT (Szll. 131 60, 387 und Zeitschr. Krysf. 26, 13) am L i t h i o p h i l i t und T r i p h y l i n , in welchen sich Mangan und Eisen vertreten. C. THADDBEFF (Zeitschr. Kryst. 26, 25) zeigte an den isomorphen Misehungen der O l i v i n g r u p p e , dafs ihre Dichte sich aus der Zusammensetzung und den Dichten der Komponenten nach der Mischungsregel berechnen lafst. Ein ausgezeichnetes Beispiel der regelmafsigen Anderung aller Eigenschaften mit der Zusammensetzung der Mischkrystalle, bieten bekanntlich nach TSCHERMAK die t r i k l i n e n F e l d s p a t e . Neuerdings erhebt sich aber von einzelnen Seiten Einspruch gegen die Auffassung der Plagiolrlase als isomorpher Mischungen. FR. WALLERAXT (Con@. rend. 121, 740 uiid 122, 751) begriindet diesen Einsprueh auf optische Untersuchnngen nament- lich darauf, dak die Winkel der optischen Axen von den nach der Mischungs- regel berechneten Werten abweichen. FOUQU$ (Bull. SOC. Franc. Min. 17, No. 7 u. 8) hebt hervor, dafs die Misehungsrrihe Diskontinuitiiten aufweise, die durvh die Existenz von Molekularverbindungen zwischen Albit und Anorthit zu deuten seien, die zu einander nicht im Verhaltnisse der Isomorphie, sondern der Morphotropie stehen. Demgegeniiber erinnert BECXE ( N . Jahrb. [lS96] 1, 36) daran, dars diese scheinbaren Diskontinuitaten bei genauerer Untersuchung irnmer mehr verschwinden.

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Die Auffassung der Plsgioklase als isomorphe Mischungen begegnet wohl hauptsachlich deshalb Widerspruch, weil hier die Analogie in der Formel der Endglieder AlNaSi,O, und AI,CaSi,O, vollstandig zu fehlen scheint. Aber auch bei kiinstlich herstellbaren isomorphen Mischungen ist die erwartete Analogie in der Formel oft nur eine mehr iiulserliche durch den Verbindungstypus und nicht durch die Analogie der Elemente bewirkte. Das gilt z. B. fur die V a n a d i n a l a u n e NH4V(S0,),.12 H,O, RbV(SO4),.12H,O und CsV(S04),.12 H,O, welche naeh A. PIGCINI (L' Orosi 18, 253) regular sind, wahrend doch Vanadium, abgeseben von seiner FSihigkeit ein Sesquioxyd zu bilden, mit Aluminium, Eisen und Chrom keinerlei Analogie zejgt. Ebenso wird man auch Stickstoff nicht fur ein dem Chlor oder Brom analoges Element ansehen; trotzdem sind nach HERMANN TRAUBE (Zeifschr. Kryst. 23, 131) die N i t r a t e des Bariums und Strontiums den C h l o r a t e n und B r o m a t e n isomorph resp. isodimorph. Anderer- seits zeigen Elemente, bei denen man nach ihrer Stellung im periodischen System die Fiihigkeit erwarten sollte, isomorphe Verbindungen zu bilden, diese Fahigkeit keineswegs. So hat J. W. RETOERS (Zeitschr. phys. Chem. 20, 482) gezeigt, daQ die Berylliumsalze den analogen Salzen der iibrigen Metalle der Zinkgruppe nieht isomorph sind. Nach R. KRICEXEYER (Zeitschr. phys. Chem. 21, 5 3 ) sind N a t r i u m und K,alium auch in den Alaunen uicht isomorph. Aueh mit L i t h i u m s a l z e n bilden N a t r i u m s a l z e keine isomorphen Mischungen.

Anomale Mischungen. In seiner letzten Arbeit weist J. W. RETGERS (Zeitschr. phys. Chpm. 20, 482) auf die Beobaehtungen von HERXANN TRAUBE (K. Juhrb. 10 [Beilagebandl, 470) uber die anomalen Mischungen hin, welche Zinndioxyd undTitandioxyd rnit Eisenoxyd, Chromoxyd und Manganoxyd sowohl in natiirlichen als in kunstlichen Krystallen bilden. Hier zeigen die miseh- baren Substanzen weder eine Zusammengehorigkeit der Elemente , &us denen sie bestehen, noch eine auch nur entfcrnte Analogie in der Formel. Eine Mischbarkeit bei vollkommenem Mangel an chemischer Analogie tritt auch bei den d i l u t e n P a r b u n g e n hervor, die viele Mineralien durch Substanzen erleiden, welche ihnen keineswegs isomorph sind, die aber mit der cigentlichen Krystallsubstanz innig und in gesetzmafsiger Weise gernischt sind. Solche dilute Farbungen ruhren nacli E. WEINS~HENE (Diese Zeilschr. 12, 375), entgegen der ublichen Annahme, meist nicht von organiseben, sondern von anorganischen Beimengungen her. Wesentlich beteiligt sind an der diluten Farbung die Oxyde von Titan, Zirkon, Ziun, der Cermetalle und vielleicht des Vanadins. Einen wesentlichen Unterschied zwisehen den isomorphen Mischungen und den anomalen Beimengungen, die die Sanduhrstruktur der Krystalle herbeifuhren, erbliekt A. PELIKAN (Tsclzernz. Mit. 16, 1) darin, d a b isomorphe Substanzen sich mit einander mischen oder in Schichtkrystallen einander iiberwachsen kounen, ohne dars sich eine Auswahl der Flachen in Bezug auf die anzulagernde Substanz erkennen lalst, wahrend die nicht isomorphen Beimengungen, die von der Krystallsubstanz total verschieden sind , sich vorzugsweise auf bestimmten Flachen ablagern. Den anomalen Mischungen sind wohl auch die sogenannten , , fes ten Losui igen" derjenigen Stoffe zuzuzahlen, die beim Erstarren eines Losungsmittels sich mit demselben aus der Losung ausseheiden , ohne mit ihm isomorph zu sein. Bier scheinen indessen nach den Untersnchungen von CIAMICIAN und GARELLI (Zeitsrhr. phys. Chem. 18, 151 und GARELLI, Sttt'. R. Ace.

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de Lilzeei 151 4, 11, 294) gewisse Beziehungen zwischen der Konstitutioii des Liisungsmittels und des geltisten Stoffes zii bestehen.

Die Eigenschaft xweier Stoffe , krystallisierte homogene Mischungen zu bilden , ist demnach keineswegs immer an die chemisehe Analogie geknupft, und der Zusammenhang zwischen Eigenschaften und Zusammensetzung ist auch bei den isomorphen Mischuugen nicht immer so einfach, als es nach den typischen Fallen zu sein scheint. Jedenfalls bleibt das Studiuni der isomorphen Mischungen fiir die chemische Krystallographie von griifster Hcdeutnng. Das ergiebt, sich auch daraus, dafs nach den Darlegungen von VAN’T HOFF und NERIST aus Cnter- suehungen der Liislichkeit isomorpher Mischungen ein Aufschlufs iiber die Molekulargriifse drr festen Stoffe gewonncn merden kann. F. W. KUSTER (Zeitschr.. physik. Chem. 1 7 , 367 1 leitet aus solchen Loslichkeitsbestim- mungen die Folgerung ab, dafs Naplitalin urtd 8-Naphtol im festen Zu- stande aus Doppelmolekiilen bestellen, ihre Mischungen aus Mischmolekulen C,,H,O.C,,H,. A. FOCK (Be7-. deutsch.. them. Om. 25, 2734) findet auf Grund der Reobachtungeri von W. MWTHJIANK und 0. KUNTZE (Zeitschr. Kryst. 23, 368), dal‘s das Monokaliumphosphat und das Moilolraliumarseniat im festcn Zustande einfache Molekulargrofse besit.zen, wiilirend Kaliumperrnanganat und Kalium- perchlorat im fest,en Zustande Doppclmolekule bilden. Da bei den erstgenannteu Salzen das Krystallrnolekiil mit dem einfachen ehemischen Molekiil identisch ist, letzteres aber xweifellos eine anderc Symnietrie besitzt als die Iirystalle, so folgert FOCK (Zeitschr. Kmjst. 25, 56.51, dafs die SOIINCKE’SC~C Theorie dcr K struktir, bei welchcr die Krystallmolekiile eine aridere Symmetrie hesitzen kiiniieri als der Krystall, der Theorie von ~ S R A V A I S vorxuziehen sei. Der Re- ferent bezweifelt , dafs aus den bisher vorliegenden Liislichkeitsbestimniungen schon irgend ein Schlufs auf die Molekulargiiike der untersuchten Stoffe ge- zogen werden darf.

l i r y s t ,a l l is a t i o n s e r s c h e inungen. DaCs beim Krystallisieren chemische Prozesse erfolgen, hatte H. ROSE daraus geschlossen, dafs, wenn aus einer Liisung des glasigen Arsentrioxyds sich regnlare Krystalle bilden, eine L i c h t e r s c h e i - 11 u n g auftritt. ERNST BANDROWSKI (Zeitschr. physik. Chew. 1 7 , 234) aber fand, dal‘s bei der Krystallisation einer Lasung von Arsentrioxyd in sechs Molekulen Salzsaure immer ein starkes Licht auftritt, gleichviel, ob man zur Herstelluiig der L6sung amorphes oder krystallisiertes Arsentrioxyd beniitzt hatte. Auch das Doppelsalz 2K,SO4.Na,8O, krystallisiert unter Aufleuchten. Eine andere Licht- erscheinung (Triboluminescenz) trit,t nach WILLIAM J. POPE (Journ. Chem. Soc. 67, 985) auf, wenn man Krystalle von reinem S a c c h a r i n zerbricht. Bei der Bildung der Krystalle zeigt sich kein Licht.

J. IV. RETaERs (L\y. Jnhrb. 118951 2, 167) glanbte jeder Substanz eine gewisse maximale Dimension zuschreiben zu mussen, iibcr welche hinaus die Krystalle auch unter den gunstigsten Bedingungen nicht wachsen. Dieser Ansicht ist von L.VULFF (N. Juhrh. Llf396:I 2, 123) widei-sprochen worden. - Der H n b i t u s d e r K r y s t a l l e ist sehr wesentlich von der Zusammensetzung der Lijsung abhsngig, aus der sie sich abscheiden. Dilut fiirbende Substanzen niodifizieren nach H. VATER (Zt-ztseh-. Krysf . 24, 366 und 378) zwar nicht die Xrystallform, bewirken aber beim Kalkspat eine garbenahnliche Zerfaserung der Krystalle. Auf die K r y s t a l l f o r m d e s C h l o r n a t r i u m s ubt bekanntlich Harnstoff einen Einflufs.

D i e M o 1 e k n 1 argr ii fs e k r y s t a l l i s i e r t e r S toff e.

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P. P. OXLOW (Zeitschr. Kryst. 24, 515) zetgte, d a h auch Atznatron, Eisenchlorid nnd andere Chloride, Natriumphosphat, Thiophosphat und Karbonat und andere L6s~ngsgenossen bewirken , daB an Stelle oder neben den Wiirfeln Oktaeder oder andere Formen des reguyaren Systems auftreten. Fur die Erklarung rlieser Erscheinungen siiid Versuche von ST. BERENT (Zeitsehr. Kryst. 26, 529) von Wichtigkeit. E r fand, dai's die Krystallform abhgngig ist von dem Randwinkel, den die Mutterlauge auf den Krystallflachen bildet. Der Randwinkel einer geslttigten reinen Kochsalzlosung ist auf der Wiirfelfliiche beim Steinsalz kleiner als auf der Oktaederfllche. Dagegen bildet eine Harnstoff enthaltende Koch- salzl6snng auf der Oktaedediiche einen kleineren Randwinkel, als auf der Wiirfelflache. Es tritt bei einem Ki+ystnll diejenige Flaclie am haufigsten anf, cleren Adhasionskonstante gegen die Mutterlauge den grohten Wert besitzt. A. S. EAKLE (Zeitsdw. A-~yst. 26, 558) fand, dak Gegenwart von Natriumnitrat in einer Losung von Natriumperjodat nicht nur den Habitus des letzteren Salzes, sondern auch deli Sinn seines D r e h u n g s v e r m o g e n s beeinflukt. WLihrend sich am clcr LGsung des reinen Salzes etwa gleich vie1 reehts- und linksdrehende Krystalle ausscheiden, bewirkt Gegenwart von Xatriumnitrat in der Losung, ohne sich den Krystallen beizuniisclien, dars die Iiiiksdrehenden Krystalle die rechtsdrelienden an Zahl iiberwiegen und zwar um so mehr, j e mehr Natrium- nitrat in der Lasung vorhanden ist.

M i n e r a l s y n t h e s e . Die Aufschliisse, welche wir durch die Theorie von VAN'T HOFF iiber die bei der Auflosung stattfindenden Vorgange erhalten, labt hoffen, dak auch die Vorgange, die bei der Ausscheiduag aus Losungen durch den Krystallisationsprozek erfolgen, einst eine richtige Deutung erfahren werden. Fur die Erkenntnis der Koiistitution der M i n e r a l i e n wird es dann in erster Linie notig sein, die Bedingungen kennen zu lernen, unter welchen sich die Mineralien bilden konnen und unter welchen sie sich thatsachlich in der TSatur gebildet haben. Renntnis hiervon erhalten wir am besten durch die Mineralsynthese, iiber welche zahlreiche Arbeiten vorliegen. MOISSAN (Cow'onzpt. rend. 123,206) beschreibt die kiinst- liche Darstellung des Di a m a n t e n durch Eintropfen kohlenstoffreichen Eisens in Quecksilber. Es wurden gute, zum Teil durchsichtigc Krystalle erhalten. BOSSEL (Compt. g-end. 123, 113) fand in gewissen bei sehr hoher Temperatur dargestellten, sehr harten Stahlsorten kleine Diamanten bis zu 0.5 mm Durch- messer, die zum Teil gut krystallisiert waren. Kiinstlicher Magne t k i e s in kleinen hexagonalen Tafeln hatte sich nach BUCCA (Zeitschr. IGyst. 25, 398) in dem aus Schwefel, Eisenfeilspanen und Salmiak bestehenden Kitt gebildet, mit dem die Retorten einer Schwefelraffinerie verkittet waren. Die Formel ist Fe,S, =FeS+Fe,S,. Eine grokere Anzahl von Me t a l l s u l f i d e n , Seleniden und iihnliclien Mineralien ist von FEIEDRICH R~~SSLER (Diese Zeitschr. 9, 31) dargestellt worden. SPRING (Zeitschr. phys. Chenr. 18, 553) fand, dass viele Meta l l - s u l f i d e sich ails Schwefel uiid Metallen bilden, wenn dieselben im festen Zu- stande miteinander vermischt nnd ohne Zuberen Druck bei gewiihnlicher oder hiiherer Teuipcratur aufbewalirt werden. Narnentlich leicht krystallisieren Schwcfelsilber, Schwefclantinion und Schwefelwismut. Letzteres war nach elf- jahriger Aufbewahrung bei gewtihnlicher Temperatur krystalliniscb geworden. Bei 265' erfolgte die Brystallisation welt schneller. Kr y s t a l l i s i e r t e s S i l i c i u m - d i o x y d , welches weder mit Quarz noch niit Tridymit oder Christobalit identisch ist, erhielt F. RINNE (~1~. Jdzrb. [l896] 1, 139) durch Zersetzung von Heulandit.

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Kiinstlichen Z i n n s t e i n fand A. ARZRUNI (Zeitsehr. Kryst. 25, 467) in dem feuerfesten Material von Hochiifen. R u t i l wurde von HERMAMN TRAUBE (A\7. Jahrb. 10 [Beilageband] , 470) dargestellt. Aus Alkalithonerdeschmelzen erhielt J. MOROZEWICZ (Zeitsch. h>yst. 24, 281) K o r u n d und zwar krystallisierte die uber 3 0 ° / , betragende Menge Thonerde in dieser Form aus. Enthielt die Sclimelze Magnesia, so krystallisierte S p i n e l l aus. Im Anschluss an diese Versuche hebt A. LAGORIO (,Zeischr. hi-yst. 24, 285) hervor, dass viele fur sich nicht schmelzbare Mineralien sich leicht in geeigneten geschmolzenen Silikaten losen und aus diesen krystallisieren , ohne dafs Mineralisatoren notig waren. H. VATER (Zeitschr. h%yst. 24, 378) stellt fest, dafs die von GIJSTAV ROSE fur A r a g o n i t angesehenen kiinstlichen Krystalle aus Aggregat.en von K a l k s p a t - k r y s t a l l e n bestehen, welche infolge der Gegenwart bituminoser Substanzen eine garbenartige Zerfaserung erlitten haben. A. DE SCHULTEN (Cowzpt. rend. 122 [I], 1427) erhielt dnrch Erhitzen von Natriumkarbonat mit Chlornatrium, Chlor- magnesium und Wasser regulare Krystalle der Formel Na,CO,.MgCO,.NaCl, die vielleicht mit N o r t h u p i t identisch sind. Ein Doppelkarbonat Na,CO,.MgCO, wurde in Rhomboedern erhalten. D a r a p s k i t wurde in monoklinen Krystallen dargestellt. H y d r a r g i l l i t wurde durch Krystallisation von Thonerdehydrat aus heifser ammoniakalischer Losung gewonnen. Kiinstlichen Malac h i t skllte derselbe Verfasser (Comqt. rend. 192, 1352) dureh Erhitzung einer kleinen Stelle eines Gefafses dar, in welchem sich eine LSsung von Kupferkarbonat in kohlen- siiurehaltigem Wasser befand. L. MICHEL (Bull. soc. frumo. miner. 17, 612) stellte durch Zusammenschmelzen von Natriummolybdat, Natriumwolframat, Chlornatrium und Chlorcalcium grofse quadratische Krystalle von P o w e l l i t CalMo, W)O, dar. T o p a s k r y s t a l l e erhielt A. REICH (K. Ak. d. Wiss. Wien 1896, 38) durch die Einwirkung von Fluorsilicium auf Gemische von Alkali- silikaten mit Thonerde. Als Hiittenprodukte erhielt PH. HEBERDEY (Zeitschr. firyst. 26, 19) Krystalle von G e h l e n i t und W o l l a s t o n i t . A. HARPF (Ost. Zeitschr. Berg-Hiittenweseis 43) fand F a y a 1 i t in einer Martinschlacke. K. SCHMLTTZ (IN. Jnhrb. [1896] 1, 211) untersuchtc den Einflufs gewisser Chloride und Fluoride, deren Gegenwart bei den natiirlichen Prozessen wahrscheinlich ist, auf die Krystallisationen, die sich aus geschmolzenen Milikatgesteinen bilden. Es wiirden hierbei zahlreiche Mineralien synthetisch dargestellt.

Climsthal, Beryakndemie.