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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT · 2014. 11. 4. · BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT CEDEFOP 1 Editorial Diese Ausgabe erscheint anläßlich des Beitritts

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

CEDEFOP

Chefredakteurin: Fernanda Oliveira Reis

Redaktioneller Beirat:

Vorsitzender:Jean François Germe Conservatoire National des Arts et Métiers

(CNAM), Frankreich

Matéo Alaluf Université Libre de Bruxelles (ULB), BelgienTina Bertzeletou CEDEFOPKeith Drake Manchester University, Vereinigtes KönigreichJulio Sanchez Fierro Asociación de Mutuas de Trabajo, SpanienGunnar Eliasson The Royal Institute of Technology (KTH),

SchwedenPaolo Garonna Istituto nazionale di statistica (ISTAT), ItalienEduardo Marçal Grilo Fundação Calouste Gulbenkian, PortugalAlain d’Iribarne Laboratoire d’Economie et de Sociologie du

Travail (LEST-CNRS), FrankreichBernd Möhlmann CEDEFOPFernanda Oliveira Reis CEDEFOPArndt Sorge Humboldt-Universität Berlin, DeutschlandEnrique Retuerto de la Torre CEDEFOPReinhard Zedler Institut der deutschen Wirtschaft Köln,

Deutschland

Vertreterin des Verwaltungsrates:Anne-Françoise Theunissen Confédération des Syndicats Chrétiens de

Belgique (CSC), Belgien

CEDEFOPEuropäisches Zentrum

für die Förderungder Berufsbildung

Marinou Antipa 12GR - 57001 Thessaloniki

(Thermi)

Tel.: 30-31+490 111Fax: 30-31+490 102

Das CEDEFOP ist eine Gemein-schaftseinrichtung, die durch Ver-ordnung (EWG) Nr. 337/75 desRates der Europäischen Gemein-schaften vom 10. Februar 1975 er-richtet wurde. Es wird von einemviertelparitätisch zusammenge-setzten Verwaltungsrat geleitet,dem Vertreter der Arbeitnehmer-und Arbeitgeberorganisationen,der Regierungen der Mitglied-staaten und der EuropäischenKommission angehören.

Gemäß Artikel 2 der Gründungs-verordnung hat das Zentrum “dieAufgabe, die Kommission zu unter-stützen, um die Berufsbildung unddie ständige Weiterbildung aufGemeinschaftsebene zu fördernund weiterzuentwickeln”.

Durch seine wissenschaftliche undpraktische Tätigkeit soll dasCEDEFOP zweckdienliche, strin-gente und zielgerichtete Informa-tionen zu Fragen von europäi-schem Interesse im Rahmen sei-nes jährlichen Arbeitsprogram-mes liefern.

Im Mittelpunkt des vom Verwal-tungsrat in Übereinstimmung mitder Kommission festgelegten Ar-beitsprogrammes stehen derzeitdie Themen❏ Qualifikationsentwicklung❏ Entwicklung der Berufsbil-dungssysteme.

Zur Umsetzung des Arbeitspro-grammes bedient sich dasCEDEFOP folgender Instrumente:❏ Studien und Analysen❏ Verbreitung von Informationen(in unterschiedlicher Form)❏ Bereitstellung von Möglichkei-ten für den Meinungsaustauschund Wissenstransfer.

Verantwortlich:Johan van Rens, DirektorEnrique Retuerto de la Torre,stellvertretender DirektorStavros Stavrou,stellvertretender Direktor

Technische Redaktion und Koordination:Bernd MöhlmannBarbara de Souza

Übersetzung:Michael Vogt

Layout:Zühlke Scholz & PartnerWerbeagentur GmbH, Berlin

Technische Produktion mit DTP:Axel Hunstock, Berlin

Redaktionsschluß: 16.02.1995

Nachdruck – ausgenommen zu kommerziellenZwecken – mit Quellenangabe gestattet

Katalognummer: HX-AA-95-001-DE-C

Printed inthe Federal Republic of Germany, 1996

Diese Zeitschrift erscheint dreimal jährlich inDänisch, Deutsch, Englisch, Französisch,Griechisch, Italienisch, Niederländisch,Portugiesisch und Spanisch.

Kenntnis. Die Beiträge selbst solltenzwischen drei und zehn Seiten lang sein(Seite à 30 Zeilen, Zeile à 60 Anschläge)und sind an die Redaktion der Zeitschriftzu r ichten. Eine Rücksendung derManuskripte an die Autoren ist nichtmöglich.

Der redaktionelle Beirat würde sich überdie unaufgeforderte Einsendung vonBeiträgen freuen. Die Beiträge werden imBeirat diskutiert werden, wobei es ihmvorbehalten bleibt, über ihre Veröffent-lichung zu entscheiden. Der Beirat setztdie Autoren von seiner Entscheidung in

Aufforderung zur Einreichung von Beiträgen

Die von den Autoren geäußerten Ansichten decken sich nicht notwendigerweise mit der Positi-on des CEDEFOP. In der Europäischen Zeitschrift für Berufsbildung haben die Autoren das Wort,um ihre Analysen und unterschiedlichen, teilweise sogar gegensätzlichen Standpunkte darzule-gen. Auf diese Weise will die Zeitschrift einen Beitrag zur kritischen Diskussion, die für die Zu-kunft der beruflichen Bildung auf europäischer Ebene unerläßlich ist, leisten.

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EditorialDiese Ausgabe erscheint anläßlich desBeitritts von drei neuen Mitgliedern zurEuropäischen Union. Von den nordischenLändern ist Dänemark bereits langjähri-ges Mitglied, Finnland und Schweden sindjetzt beigetreten, Norwegen und Islandbleiben weiterhin außerhalb der Union.Österreich ist beigetreten, nicht aber dieSchweiz. Der statistische Teil dieser Ver-öffentlichung gibt Auskunft über denmateriellen Status der neuen Mitglieder:demographische Daten, Struktur des Ar-beitsmarktes und das Schulwesen. DaßVergleichsdaten zur beruflichen Bildung- anders als im staatlich finanzierten all-gemeinen Bildungswesen der Primar-,Sekundar- und Tertiarstufe - fehlen,spricht für sich. Zwar gibt es für alle dreiNeu-Mitglieder nationale Statistiken überBerufsbildung, aber das im Rahmen desFORCE-Programms entwickelte “Tableaude Bord zur beruflichen Weiterbildung”1

hat gezeigt, daß die meisten Daten derMitgliedstaaten zur Berufsbildung nichtvergleichbar sind. Wenn aber noch keinezuverlässigen Daten vorhanden sind, dannführt der Versuch einer statistischen Dar-stellung eher in die Irre als zu informie-ren. Die Herzlichkeit, mit der Österreich,Finnland und Schweden als neue Mitglie-der begrüßt wurden, beruht auf der Tat-sache, daß diese Länder sich den demo-kratischen Werten verpflichtet fühlen undsoziale Solidarität praktizieren und daßdiese Werte auch in ihren beruflichenBildungssystemen zum Ausdruck kom-men.

Finnland und Schweden haben vieles mitden anderen nordischen Ländern gemein-sam. Lundborg würdigt die 40jährige Er-fahrung, die diese fünf Länder mit ihremintegrierten Arbeitsmarkt nachweisen kön-nen. Aufgrund dieser Erfahrungen kommter zu dem Schluß, daß die zunehmendeEinkommensnivellierung in den EU-Mitgliedstaaten zur Reduzierung derMigrationsströme beitragen wird - was jatatsächlich in den 80er Jahren im Verhält-nis zwischen Finnland und Schweden derFall war. Lundborg vertritt außerdem dieAuffassung, daß Migrationsbewegungen,die durch zunehmenden Bedarf an Ar-beitskräften in den wohlhabenderen

Mitgliedstaaten ausgelöst werden, politi-sche Maßnahmen erforderlich machenkönnten, um sicherzustellen, daß dieHöhe der Arbeitslosenunterstützung dieMenschen nicht von der Jobsuche abhält.Darüber hinaus entwickelt Lundborg neueIdeen über das Funktionieren der nordi-schen Arbeitsmärkte - ein Thema, das ineiner früheren Ausgabe (2/94) bereits vonEliasson und Skedinger behandelt wurde(Eliasson: Ineffektive Ausrichtung desArbeitsmarktes kann auch das beste allge-meine und berufliche Bildungssystemineffektiv machen; Skedinger: Die Vorteileder aktiven Arbeitsmarktpolitik Schwe-dens wurden wohl überschätzt).

Die spezifischen Eigenschaften und Wer-te, die für politische Systeme kennzeich-nend sind, beeinflussen nicht nur dasWirtschaftsleben, sondern auch die Struk-tur und Leistungsfähigkeit des Berufs-bildungssystems. Mit einer weiblichenBeschäftigungsquote von 58% im Jahr1992 liegt Österreich in etwa auf dem glei-chen Niveau wie Westdeutschland. ImVergleich dazu beträgt die Quote in Finn-land 71%, in Schweden 79%, in Dänemark79% (1991) und in Norwegen 71%. Allevier Länder nutzen Berufsbildung (undBeschäftigung im öffentlichen Dienst) alsInstrument, um bestimmte Zielgruppen zuerreichen. In diesem Fall wurde den Frau-en durch Ausweitung flexibler Arbeitsan-gebote die Möglichkeit gegeben, Familieund Beruf zu vereinbaren. Lange Phasenpolitischer Stabilität haben in einigen nor-dischen Ländern eine Allianz zwischenden Sozialpartnern und der Zentralregie-rung entstehen lassen, die dazu genutztwurde, ein ungewöhnlich breites An-gebotsspektrum für verschiedene Bevöl-kerungsgruppen zu schaffen: für die Be-wohner entlegener ländlicher Gebieteebenso wie für die Städter, für Frauen wiefür Männer, für die älteren, von Arbeits-losigkeit bedrohten Arbeitnehmer eben-so wie für die jungen Berufsanfänger. InÖsterreich wird ebenso wie in Schwedenbei der Festlegung und Umsetzung derBerufsbildungspolitik ein betrieblicherAnsatz verfolgt. Allerdings praktizieren dieÖsterreicher eine andere Spielart dessel-ben, die stark sozialdemokratisch geprägt

1) Europäische Kommission, FORCE(1994), “Tableau de Bord” zur beruf-lichen Weiterbildung, Luxemburg:Amt für amtliche Veröffentlichungender Europäischen Gemeinschaften.

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und den Prinzipien der sozialen Markt-wirtschaft verpflichtet ist.

Riemer weist darauf hin, daß Österreichdurch den Beitritt neue Impulse zu einerrealistischen und selbstkritischen Analy-se erhalten hat: das Land zeigt sich offenfür neue Lösungen und versucht, Integra-tion nicht nur im wirtschaftlichen Bereichzu erreichen, sondern durch Schaffungeines “Europas der Bürger”. Wie inDeutschland und der Schweiz orientiertsich Berufsbildung in Österreich am Mo-dell der Lehrlingsausbildung: 41% der jun-gen Österreicher legen alljährlich mit Er-folg die Lehrlingsprüfung nach dem dua-len System ab. Allerdings ist die berufli-che Erstausbildung keineswegs dasdrängendste Problem. Sorge bereitet viel-mehr die Weiterbildung, denn auf diesemGebiet kommen gewaltige Aufgaben aufdas Land zu. Eliasson hat schon vor eini-ger Zeit (in Ausgabe 2/94) eine institutio-nelle Reform gefordert, die den einzel-nen motiviert, mehr in die eigene Ausbil-dung zu investieren. Riemer greift dieseForderung auf und plädiert für erhöhteInvestitionsanreize auf dem Gebiet derWeiterbildung, die sowohl den einzelnenals auch den Unternehmen zugute kom-men sollen.

Finnland und Schweden teilen die nordi-sche Wertschätzung für eine starke Ge-werkschaftsbewegung. Deshalb wird demAusbildungswesen in den zentralenTarifverhandlungen große Bedeutung bei-gemessen. Selbstverständlich sind diewirtschaftlichen Voraussetzungen in deneinzelnen Ländern Skandinaviens sehrunterschiedlich. Norwegens Wirtschaftwar aufgrund seiner Ölvorkommen langevor internationalem Wettbewerb ge-schützt, die finnische Wirtschaft nicht.Auch institutionell gibt es Unterschiede.Während die Lehrlingsausbildung in dennordischen Ländern generell nur einemarginale Rolle spielt, ist das in Däne-mark nicht der Fall. Dort gab es zwar inden 70er Jahren einen Rückgang der tra-ditionellen Lehrverhältnisse, der aberdurch die Einführung des EFG-Modells(zur beruflichen Grundausbildung) undseine Verknüpfung mit der Lehrlingsaus-bildung erfolgreich gebremst wurde. ImGegensatz dazu erprobt Finnland die Ver-lagerung von Zuständigkeiten auf dieKommunen. Außerdem gewinnen dieneuen branchenübergreifenden polytech-

nischen Ausbildungsgänge an Bedeutung,das heißt, daß sich in Finnland eine Wei-terentwicklung des Berufsschulsystemsvollzieht (siehe Kämäräinen).

Nordische Autoren orientieren sich natur-gemäß an den anderen nordischen Län-dern. Finnen und Schweden fühlen sichals Angehörige eines besonderen Kultur-kreises. Und Kultur ist ebenso wichtig wieStrukturen. Das wußten auch die Grün-dungsväter der EU. Der große dänischePhilosoph Grundtvig brachte dies zumAusdruck, als er erklärte: “Erst fühle ich,dann denke ich.” Die kulturellen Bindun-gen, die Finnland und Schweden zu ih-ren nordischen Nachbarn außerhalb derUnion haben, werden durch den Beitrittzu einer nach außen offenen Union nichtzwangsläufig lockerer. Auch einige derälteren Mitglieder - z.B. Frankreich, Spa-nien oder das Vereinigte Königreich -unterhalten enge kulturelle Beziehungenzu Ländern außerhalb der Union.

Alle drei Länder sehen in dem Beitritt zurEU die Anwort auf den starken interna-tionalen Wettbewerbsdruck. Zu Anfangdieses Jahrzehnts haben zum Beispiel dieSchweden mehr oder weniger akzeptiert,daß eine gleichzeitige Reform des Bil-dungswesens und des Arbeitsmarktesüberfällig war (siehe Ottersten). Dasschwedische Modell hat nicht nur eineungewöhnlich niedrige Arbeitslosenquo-te, sondern auch Nachteile gebracht: z.B.waren die Prämien, die für die Teilnah-me an Weiterbildungsmaßnahmen gezahltwurden, im internationalen Vergleich sehrniedrig; der Nichthandelssektor war starkaufgebläht; die Unternehmen verzeichne-ten einen starken Lohnanstieg durch über-tarifliche Bezahlung; und die Wettbe-werbsfähigkeit der heimischen Industrieging zurück. Die nun eingeleiteten Refor-men sollen dazu beitragen, die Flexibili-tät des Arbeitsmarktes und die Wettbe-werbsfähigkeit zu erhöhen. Unter ande-rem versucht man, durch bessere indivi-duelle Förderung und Erhöhung derFördermittel für Arbeitgeber Anreize fürInvestitionen im Ausbildungssektor zugeben, damit die schwedische Wirtschaftdie Kompetenzen erhält, die sie benötigt.Ottersten weist darauf hin, daß diesesunvollendete Vorhaben auch innerhalbder Europäischen Union zur Debatte ge-stellt werden soll, denn auch die EU istkeineswegs frei von eben diesen institu-

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tionellen Hindernissen und Arbeitsmarkt-praktiken, die in Schweden Besorgnisauslösen.

In Finnland versucht man, durch eineNeubelebung der Lehrlingsausbildungmehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.Dieses Ausbildungsangebot gilt für Er-wachsene ebenso wie für Jugendliche. Eswurde auf eine größere Zahl von Beru-fen ausgedehnt und bietet die Möglich-keit, einen kompetenzbezogenen Prü-fungsabschluß zu erwerben. Dabei spieltes keine Rolle, auf welche Weise der Prüf-ling seine Kenntnisse oder Fähigkeitenerworben hat (siehe Vartiainen). Da abernur 5% aller Ausbildungsverhältnisse da-von betroffen sind, hängt der Erfolg derDezentralisierung und Verlagerung vonFinanzmitteln auf die zunehmend amMarkt orientierten Berufsschulen davonab, ob die Ausbildung stärker auf denBedarf der Geschäftswelt und der Indu-strie abgestimmt wird (siehe Kyrö).Kämäräinen weist darauf hin, daß diewiederholten Versuche zur Überbrückungder Kluft zwischen akademischer undberuflicher Bildung in den nordischenLändern bislang ebenso erfolglos geblie-ben sind wie die Bemühungen um einebessere Verzahnung von schulischer undbetrieblicher Ausbildung - wobei Däne-mark in einigen Bereichen die Ausnahmebildet.

Sowohl Finnland als auch Schweden rich-ten ihren Blick jetzt wieder auf die Funk-tion der Arbeitsmärkte, Informationen zuvermitteln und Anreize zu schaffen. Diestarke Zentralisierung der betrieblichenAusbildung hat sich als zu schwerfälligerwiesen; sie erschwert eine angemesse-ne Reaktion auf Qualifikationsdefizite undneue Qualifikationsanforderungen derIndustrie. Jetzt versucht man in beidenLändern, die sichtbaren Mechanismenstaatlichen Handelns und die unsichtba-ren Mechanismen des Marktes miteinan-der zu verknüpfen. Die Fehlerhaftigkeitdes Systems gab den Anstoß zu seiner

Reform (siehe Ottersten, Kyrö, Kämä-räinen und Goetschy).

Vierzig Jahre lang verlief die Entwicklungin den nordischen Ländern nahezu paral-lel. Sie war geprägt von einem stark aus-geweiteten öffentlichen Sektor, in dem derStaat in Zusammenarbeit mit den Sozial-partnern eine starke Rolle spielte. In derBerufsbildung sah man ein Schlüssel-element aktiver Arbeitsmarktpolitik, mitdem eines der wichtigsten Ziele verwirk-licht werden sollte, nämlich jeden einzu-binden - das heißt Vollbeschäftigung. Alsder Pakt zwischen den Gewerkschaften,den Arbeitgebern und der Regierungauseinanderbrach, war - vor allem inSchweden - der Weg frei zu einer Neuori-entierung in der Berufsbildung. Ihr Zielwar die Verbesserung der Wettbewerbs-fähigkeit, die Abkehr von der Verteil-Wirt-schaft und die Hinwendung zur Produk-tion. Allerdings ist dies in Wirklichkeitkeine Frage von “entweder/oder”, denndie Situation in Österreich, Finnland undSchweden unterscheidet sich nicht vonder in den anderen Mitgliedstaaten. Füralle gilt der Satz: “Um die Beschäftigungin der Gemeinschaft erhöhen zu können,müssen die Unternehmen auf offenenMärkten im freien Wettbewerb weltweitwettbewerbsfähig werden”2, d. h. inner-halb und außerhalb Europas.

Goetschy weist nach, daß die Integrationin die Europäische Union für Finnland undSchweden eine ebenso große Herausfor-derung bedeutet wie die Bewältigung derKrise, die ihnen ihr Modell des Wohlfahrts-staates beschert hat. Die Internationalisie-rung ihrer Volkswirtschaften und die kri-tische Situation ihrer öffentlichen Finan-zen bedeuten eine Herausforderung fürdie Institutionen, aber nicht für die de-mokratischen und sozialen Werte dieserLänder. Die Neuorientierung und Neu-strukturierung der Berufsbildungssystemeist nur als Teil eines umfassenden und tief-greifenden Reformprozesses in den neu-en Mitgliedstaaten zu verstehen.

Keith Drake

2) Weißbuch “Wachstum, Wettbe-werbsfähigkeit , Beschäft igung”(1993), Brüssel: Europäische Kommis-sion, S.63

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Die neuen Mitgliedstaaten:Österreich, Finnland,Schweden

Die Entwicklung der “nordischen Sozialmodelle”

Der schwierige Wandel des Sozialstaats in den nordischen Ländern ............ 7Janine GoetschyDie Autorin skizziert die Wesensmerkmale der nordischen Sozialmodelle undihre innere Dynamik in den letzten 15 Jahren.

Bildungs- und Ausbildungssysteme in den neuenMitgliedstaaten

Das schwedische Berufsbildungssystem -Was bringt die europäische Integration? ........................................................... 19Eugenia Kazamaki OtterstenIn diesem Beitrag wird das schwedische Berufsbildungssystem beschrieben, seineIntegration in die Europäische Union und seine Zukunftserwartungen.

Berufsbildung in Finnland ....................................................................................26Matti KyröDie Grundprinzipien der derzeitigen Verwaltungsreform in Finnland sind dieAbschaffung von Vorschriften und die Delegierung vonEntscheidungsbefugnissen.

Hochkonjunktur für die Lehrlingsausbildung in Finnland ............................ 33Henry VartiainenLernen bei der Arbeit ist als eine Möglichkeit des Kompetenzerwerbs zu sehen,die dem Lernen in öffentlichen Berufsbildungseinrichtungen gleichwertig ist,und muß Zugang zu Prüfungen bieten.

Berufsbildung in Österreich .................................................................................41Gerhard RiemerDie Struktur des österreichischen Berufsbildungssystems und die Erwartungenan die Gemeinschaftspolitik im Bereich von Bildung und Ausbildung.

Reform der Berufsbildungssysteme in den nordischen Ländern.................. 45Pekka KämäräinenDen jüngsten Entwicklungen zufolge befinden sich die nordischen Länder ineinem Übergangsprozeß in Richtung einer neuartigen Konstellation zwischenPolitik, Bildungsmanagement und Lehrplanentwicklung.

Die nordischen Länder: ein integrierter Arbeitsmarkt

Erfahrungen mit dem integrierten nordischen Arbeitsmarkt ....................... 56Per LundborgDie Mobilität der Arbeitnehmer ist heute in den meisten Staaten sehr beschränkt;in dieser Hinsicht könnten die mit dem nordischen Arbeitsmarkt gewonnenenErfahrungen sehr wohl von Interesse sein.

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Die neuen Mitgliedstaaten: einige Daten

Statistische Daten .................................................................................................. 62

Bibliographische Angaben ....................................................................................65

Nützliche Adressen ................................................................................................ 67

Lektüre zum Thema

Literaturhinweise .................................................................................................. 71

Neu eingegangen ................................................................................................... 91

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JanineGoetschywissenschaftlicheMitarbeiterin desCNRS -ForschungsbereichArbeit und Mobilität,Universität Nanterre

Nach dem Beitritt Schwedens und Finn-lands zur Europäischen Union und demInkrafttreten des Vertrags über den Euro-päischen Wirtschaftsraum (1.1.94) er-scheint eine vergleichende Evaluierungder nordischen Sozialstaatsmodelle(Schweden, Norwegen, Finnland, Island)besonders angezeigt. Obwohl diese Sy-steme ein zentrales Element der Politikjener sozialdemokratischen Regierungendarstellten, die ihre Entstehung ermöglich-ten, wurde ihr Fortbestand durch spätereliberale Regierungskoalitionen nicht inFrage gestellt. Für die Einführung dieserSysteme waren unserer Auffassung nachvor allem politische und institutionelleund nicht so sehr wirtschaftliche Fakto-ren ausschlaggebend. Nichtsdestowenigersind die Entstehungsgründe und die Ziel-setzungen der nordischen Sozialstaats-systeme, und hier insbesondere die Be-ziehungen zwischen den Sozialpartnern,vor allem ökonomischer Natur. Die Insti-tutionen dieser Systeme haben einzigarti-ge Synergien zwischen dem wirtschaftli-chen und dem sozialen Bereich geschaf-fen, und dies insbesondere, weil siePartikularinteressen und Gemeinwohl imRahmen einer auf Verhandlungen zwi-schen den Sozialpartnern basierendenWirtschaft zu vereinbaren wußten. Gleich-zeitig ermöglichten sie es, die sozial nach-teiligen Folgen der Marktwirtschaft ein-zudämmen.

Dennoch hatten die Sozialstaatssystemeder nordischen Staaten in den achtzigerJahren eine schwere Belastungsprobe zubestehen. Dies war insbesondere zurück-zuführen auf die zunehmende Internatio-nalisierung ihrer Volkswirtschaften, aufdas Erstarken liberalistischer Strömungen,auf den inneren Wandel der Sozialdemo-kratie, auf die Diversifizierung der Ge-werkschaftsbewegung und den Anstieg

Der schwierige Wandeldes Sozialstaats in dennordischen Ländern(Schweden, Norwegen, Finn-land, Island)

der Arbeitslosigkeit. In der jüngeren Ver-gangenheit stellte die Aussicht auf eineIntegration in die Europäische Union nocheine zusätzliche Herausforderung dar.

Angesichts dieser neuen Gegebenheitensoll hier versucht werden, auf die folgen-den Fragen eine Antwort zu geben: Wel-che sind die konstitutiven Merkmale dernordischen Sozialstaatssysteme, und wel-che innere Dynamik hat dazu geführt, daßman sie als “nordische Sozialstaats-modelle” bezeichnete? Welche Entwick-lungen haben in den letzten fünfzehn Jah-ren auf diese Systeme eingewirkt, vondenen behauptet wird, daß sie sich in ei-ner Krise befinden?1

Ursprünge und charakteri-stische Merkmale der nor-dischen Modelle

1. Die verschiedenen nationalen Varian-ten der nordischen Modelle und davonausgehend die Beziehungen zwischen denSozialpartnern gründen sich historischgesehen in erster Linie auf einen Klassen-kompromiß zwischen Arbeitgebern undGewerkschaften. Dieser nahm in dendreißiger Jahren in Schweden, Norwe-gen, Island und nach dem Zweiten Welt-krieg in Finnland mit der Unterzeichnungvon Grundsatzabkommen konkrete Ge-stalt an. Die Kompromisse waren meistin akuten Konfliktsituationen ausgehan-delt worden und beendeten harte Arbeits-kämpfe mit Streiks und Aussperrungen.Sie institutionalisierten dauerhaft dieRechte der Arbeitgeber, erkannten aberauch den Gewerkschaften bestimmteRechte zu und schrieben das Prinzip derTarifverhandlungen fest.

Die Sozialstaatssysteme dernordischen Länder (Schwe-den, Norwegen, Finnland, Is-land), das heißt, die wohl-fahrtsstaatlichen Einrichtun-gen und die Beziehungen zwi-schen den Sozialpartnerndurchlaufen gegenwärtig eineentscheidende Phase des Wan-dels. Im folgenden werden mit-tels eines vergleichenden An-satzes die konstitutiven Merk-male dieser Sozialstaats-modelle und die neuen Heraus-forderungen dargelegt, denensie sich seit etwa fünfzehn Jah-ren stellen müssen. Bei demBemühen, die Vollbeschäfti-gung bei gleichzeitiger Moder-nisierung der Wirtschaft zugarantieren, spielten einer-seits eine aktive Beschäfti-gungspolitik (und hier insbe-sondere die Berufsbildungs-politik) und andererseits ma-kroökonomische Maßnahmen(Ausweitung des öffentlichenSektors und wiederholte Geld-abwertungen) eine Schlüssel-rolle. Die Europäische Unionstellt diese traditionellen wirt-schaftspolitischen Instrumen-te teilweise in Frage, und diePlanung und Verwaltung desWohlfahrtsstaates gestaltetsich heute schwierig. Gleich-wohl leiden die nordischenSozialstaatsmodelle vor allemunter einer Finanzkrise undweniger unter einer Krise ih-rer Werte und Institutionen(auf der einen Seite repräsen-tative, einflußreiche und diszi-plinierte Sozialpartner und aufder anderen Staaten, die umdie Aushandlung nationalerKompromisse bemüht sind),die entscheidende Trümpfe fürihre derzeitige und zukünftigeIntegration in die EuropäischeUnion darstellen.

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2. Die Aushandlung dieser historischenKlassenkompromisse zwischen Kapitalund Arbeit und ihr dauerhafter Fortbe-stand wurden durch günstige politischeBedingungen ermöglicht, nämlich durchdie Existenz politischer Koalitionen, indenen die Sozialdemokraten ab dendreißiger Jahren über einen langen Zeit-raum hinweg eine herausragende Rollespielten. In Schweden und Norwegenhatten die Sozialdemokraten eine politi-sche Vormachtstellung. In Finnland undIsland präsentierte sich die Situation et-was anders, weil die politische Linke ge-spalten war. Die Position der Sozialdemo-kraten war hier nicht ganz so stark, aberdie Partei übte dennoch kontinuierlichgroßen Einfluß aus.

Es sei jedoch hinzugefügt, daß nicht nurdie linken und rechten Parteien traditio-nell unterschiedliche politische Interessenvertreten. Auch zwischen den ländlichenRegionen, den von der Fischerei abhän-gigen Küstenregionen und den abgelege-nen Gebieten einerseits und den Städtenandererseits bestehen Interessengegensät-ze. Im Zuge der aktuellen Diskussion überdie Internationalisierung und Europäisie-rung der nordischen Wirtschaftssystemewerden diese Interessengegensätze zwi-schen Stadt und Land besonders deutlich.

Die Entwicklung der sozialdemokrati-schen Vormachtstellung in der erstenHälfte dieses Jahrhunderts ist wiederumselbst das Resultat von vier politischenFaktoren: Erstens fehlte in jener histori-schen Phase die politische Alternative ei-ner starken und geeinten Rechten, diekapitalistischen Kräften einen Rückhaltgeboten hätte. In Norwegen war sogar,abgesehen von den Reedern, überhauptkeine kapitalistische Klasse von Gewichtvorhanden, denn die Wirtschaft wurde zuBeginn des Jahrhunderts insbesondere imPrimärsektor von ausländischen Investo-ren beherrscht. In Schweden hingegengab es während der Industrialisierung einebeeindruckende Anzahl von schwedi-schen Großunternehmern, die an der Spit-ze einer stark exportorientierten Ferti-gungsindustrie standen und sich um denAufbau eines starken, zentralisierten undunabhängigen Arbeitgeberverbandes be-mühten, anstatt die direkte Unterstützungeiner politischen Partei zu suchen. DieSituation in Finnland unterscheidet sichauch in dieser Hinsicht von den anderen

nordischen Ländern, da die Arbeitgeberbis zum Zweiten Weltkrieg enge Verbin-dungen zu den rechten Parteien unterhiel-ten. In Finnland war bis 1950 die Forst-wirtschaft der beherrschende ökonomi-sche Faktor, so daß besonders die Arbeit-geber der Papierindustrie in den dreißigerJahren den Ton angaben und mit denrechten Regierungen zusammenarbeite-ten, um die Gewerkschaften zu unterdrük-ken.

Zweitens konnte sich die sozialdemokra-tische Bewegung im 20. Jahrhundert indiesen vier Ländern durchsetzen, weil esihr gelang, sachbezogene Bündnisse mitden sogenannten Agrarparteien zu schlie-ßen, welche die Belange von Landwirten,Fischern und Forstarbeitern vertraten.

Drittens wurde die Macht der Sozialde-mokratie durch die Existenz einer früh-zeitig geeinten Gewerkschaftsbewegunggefestigt, die enge und bevorzugte Bezie-hungen zur sozialdemokratischen Parteiunterhielt. Dies trifft zumindest für Schwe-den und Norwegen zu. In Finnland undIsland war das Verhältnis zwischen Ge-werkschaften und Sozialdemokratie bis indie siebziger Jahre hinein durch eine Ge-schichte politischer Auseinandersetzungenbeeinträchtigt, die in beiden Ländern dieFührungsspitze der vereinigten Gewerk-schaften spaltete. In den siebziger Jahrenkam es jedoch in beiden Ländern zu ei-ner erneuten Vereinigung der Gewerk-schaftsbewegung und einer verstärktenZusammenarbeit der politischen Kräfte,was zu einer Annäherung an die Situati-on in Norwegen und Schweden führte.

Viertens liegt die wesentliche Stärke derSozialdemokratie in den nordischen Län-dern in ihrem Reformcharakter und ih-rer Reformfähigkeit, die dem nordischenModell mit seinen verschiedenen natio-nalen Varianten Gestalt verlieh. So akzep-tierte die Sozialdemokratie im Rahmenihres reformistischen Vorhabens die tech-nologische Entwicklung, die Rationalisie-rung der Unternehmen, die Mobilität aufdem Arbeitsmarkt sowie maßvolle Lohn-steigerungen, die zu einem aktiven Wirt-schaftswachstum und zur Preisstabilitätbeitragen sollten. Im Gegenzug verhießdieser soziale Kompromiß zwischen Ge-werkschaften, Arbeitgebern und StaatVollbeschäftigung, Lohnsolidarität und dieVorteile des Wohlfahrtsstaates.

1) Dieser Beitrag stützt sich im we-sentlichen auf die Schlußfolgerungeneiner breiter angelegten Vergleichs-studie über die nordischen Länder, dievon der Kommission der Europäi-schen Gemeinschaften finanziert wur-de. Sie wurde unter folgendem Titelveröffentlicht: Les modèles nordiquesà l ’épr euve de l ’Europe , LaDocumentation Française, Paris, 1994,147 S.

“Während der achtzigerJahre hatten die Sozial-systeme der nordischen

Staaten eine schwereBelastungsprobe zu

bestehen. ... In der jünge-ren Vergangenheit stellte

die Aussicht auf eineIntegration in die Euro-

päische Union noch einezusätzliche Herausforde-

rung dar.”

“Die verschiedenen natio-nalen Varianten der

nordischen Modelle unddavon ausgehend die

Beziehungen zwischen denSozialpartnern gründen

sich historisch gesehen inerster Linie auf einen

Klassenkompromißzwischen Arbeitgebernund Gewerkschaften.”

“Es sei jedoch hinzuge-fügt, ... daß auch zwischen

den ländlichen Regionen,den von der Fischerei

abhängigen Küsten-regionen und den abgele-genen Gebieten einerseitsund den Städten anderer-

seits Interessengegensätzebestehen. Im Zuge der

aktuellen Diskussion überdie Internationalisierungund Europäisierung der

nordischen Wirtschaftssy-steme werden diese

Interessengegensätzezwischen Stadt und Land

besonders deutlich.”

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3. Über diese politische Dimension hin-aus verdanken die nordischen Modelleund der ihnen zugrundeliegende Sozial-vertrag ihre Existenz zentral organisier-ten und mächtigen Gewerkschaften undArbeitgeberverbänden, die zu Beginn die-ses Jahrhunderts entstanden. In Schwe-den wurde der erste Gewerkschaftsver-band (LO) 1898 gegründet, in Norwegen(LO) 1899, in Finnland (SAK) 1907 undin Island (FTI) 1916. Der von den Ge-werkschaftsbewegungen ausgehendeDruck veranlaßte die Arbeitgeber frühzei-tig, sich in ähnlich zentralisierter Weisewie die Gewerkschaften zu organisieren.So wurde in Schweden 1902 der SAF ge-gründet, in Norwegen 1900 der NAF, inFinnland 1907 der STK und in Island 1934der FEI. In Finnland jedoch entschlossensich die Arbeitgeber erst in den fünfzigerJahren zu einer wirklich zentral gesteuer-ten Verbandsorganisation.

❏ Durch die Entscheidung der Gewerk-schaften und Arbeitnehmerverbände füreine zentralisierte Organisationsform wur-de die Möglichkeit geschaffen, ein relativhohes Maß an innerer Disziplin unter denMitgliedern durchzusetzen. Diese stellteeine notwendige organisatorische Voraus-setzung für das Funktionieren des be-rühmten nordischen Modells dar, das ent-wickelt werden sollte. Eine zentralisierteOrganisation ist jedoch keineswegs gleich-bedeutend mit dem Fehlen innerer De-mokratie. So besteht ganz im Gegenteileine der häufig übersehenen Charakteri-stika der nordischen Gewerkschaftsbewe-gungen darin, daß sie fähig sind, bei in-ternen Entscheidungsprozessen Zentrali-sierung und Dezentralisierung relativ er-folgreich miteinander zu verknüpfen.Gewiß gestaltet sich die innere Demokra-tie in den Gewerkschaftsapparaten vonLand zu Land anders. Wollte man denZentralisierungsgrad der Gewerkschafts-bewegungen beispielsweise anhand derinternen Zustimmungsverfahren zu Tarif-verhandlungen messen, dann sind dieschwedischen Gewerkschaften am stärk-sten zentralisiert, gefolgt von den nor-wegischen, den finnischen und denisländischen. Manche Autoren vertretendie Auffassung, daß die etwas demokra-tischer strukturierten Entscheidungspro-zesse in den Gewerkschaften Norwegens,Finnlands und Islands zwar die vorhan-dene Meinungsvielfalt offener zutage tre-ten lassen; gleichzeitig müsse aber der

Staat häufig in die Tarifverhandlungeneingreifen, um zentrale Kompromisse zuermöglichen und Interessensgegensätzedurch Vermittlung oder sogar obligatori-sche Schlichtungsverfahren auszuglei-chen.

Insgesamt ist in folgenden Bereichen im-mer noch eine stark zentralisierte gewerk-schaftliche Entscheidungsfindung zu be-obachten: bei der Neuaushandlung dersogenannten Basisvereinbarungen, wel-che die sozialen Spielregeln bei einer gro-ßen Zahl von Fragen festlegen; bei derEinflußnahme auf die Regierung im Be-reich von Wirtschaftspolitik und Gesetz-gebung; sowie in den öffentlichen oderhalböffentlichen Instanzen, die paritätischoder drittelparitätisch zusammengesetztsind.

❏ Die nordischen Gewerkschaftsverbän-de sind mächtig aufgrund ihrer hohenMitgliederzahlen, die immer noch anstei-gen. Der hohe gewerkschaftliche Organi-sationsgrad in den nordischen Ländernist in der Welt einmalig: gegenwärtig be-trägt er in Island über 85%, in Finnland85%, in Schweden 81%, in Norwegen 57%.Im Gegensatz zu anderen europäischenLändern war in den Gewerkschaften Skan-dinaviens in den letzten fünfzehn Jahrenkein nennenswerter Mitgliederschwundzu verzeichnen. Als weitere Erklärungenfür den hohen gewerkschaf t l ichenOrganisationsgrad sind vor allem zu nen-nen: der hohe gewerkschaftliche Organi-sationsgrad bei Frauen; die Tatsache, daßim Zuge des relativen Niedergangs derIndustrie bei gleichzeitigem Wachstum imDienstleistungsbereich die Zahl der Ge-werkschaftsmitglieder in letzterem Bereichmassiv zugenommen hat; schließlich diequalitativ hohen Ergebnisse der Gewerk-schaftsarbeit sowohl auf sozialpolitischerals auch auf betrieblicher Ebene.

4. Begünstigt durch das zentral organi-sierte Handeln der Gewerkschafts- undArbeitgebervertreter und durch das sozi-aldemokratische Vorhaben einer dynami-schen und interaktiven Abstimmung zwi-schen makroökonomischer Politik undSozialpolitik sind die Tarifverhandlungenim nordischen System zentraler struktu-riert als anderswo. Dies war erforderlich,um das wirtschaftliche Gleichgewicht auf-rechtzuerhalten und um die Politik derGehaltssolidarität fortzuführen.

“Die Sozialdemokratieakzeptierte im Rahmenihres reformistischenVorhabens die techno-logische Entwicklung, dieRationalisierung derUnternehmen, die Mobili-tät auf dem Arbeitsmarktsowie maßvolle Lohnstei-gerungen .... Im Gegenzugverhieß dieser sozialeKompromiß ... Vollbe-schäftigung, Lohnsolida-rität und die Vorteile desWohlfahrtsstaates.”

“Über die politischeDimension hinaus verdan-ken die nordischen Model-le und der ihnen zugrun-deliegende Sozialvertragihre Existenz zentralorganisierten und mächti-gen Gewerkschaften undArbeitgeberverbänden, diezu Beginn dieses Jahrhun-derts entstanden.”

“... eine der häufig überse-henen Charakteristika dernordischen Gewerk-schaftsbewegungenbesteht darin, daß siefähig sind, bei internenEntscheidungsprozessenZentralisierung undDezentralisierung relativerfolgreich miteinanderzu verknüpfen.”

Der “hohe gewerkschaftli-che Organisationsgrad inden nordischen Ländernist in der Welt einmalig:gegenwärtig beträgt er inIsland über 85%, in Finn-land 85 %, in Schweden81% und in Norwegen57%.”

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Welche spezifisch nordischen Ziele hattedie Politik der Gehaltssolidarität? Hierwären vier Punkte zu nennen: a) In er-ster Linie ging es darum, eine Lohn- undGehaltsstruktur zu schaffen, die sich nichtauf die wirtschaftliche Leistung der ein-zelnen Sektoren oder Unternehmen grün-dete, sondern auf die Art und die Anfor-derungen der ausgeführten Tätigkeit, umdie Gehaltsdifferenzen zwischen Sektorenmit hohen und niedrigen Gewinnen, zwi-schen rentablen und weniger rentablenUnternehmen, zwischen qualifizierten undnicht-qualifizierten Tätigkeiten zu verrin-gern (letzteres Ziel wurde etwas späterim Zuge der Politik zur Anhebung derNiedriglöhne formuliert); b) mittels derzentralen Festlegung von Durchschnitts-normen sollte die Solidaritätspolitik aufmaßvolle Gehaltsabschlüsse hinwirken,welche die Gehaltsforderungen in denprofitablen, dynamischen und exportori-entierten Branchen ‘eindämmen’ sollten,die den Unwägbarkeiten der internatio-nalen Konkurrenz ausgeliefert waren undeine bedeutende Rolle für die Wirtschaftder nordischen Länder spielten; c) diebranchenübergreifend festgelegte durch-schnittliche Gehaltsnorm sollte dazu bei-tragen, unrentable Unternehmen, die sol-che Lohn- und Gehaltskosten nicht tra-gen konnten, vom Markt zu verdrängen,und dadurch den Betrieben einen Anreizzu frühzeitiger Rationalisierung von Pro-duktion und Management zu geben; d)die Politik der Gehaltssolidarität sollteüberdies die Mobilität der Arbeitnehmererleichtern: In einem Gehaltssystem, wel-ches wenig Unterschiede zwischen deneinzelnen Sektoren und zwischen wirt-schaftlich starken und schwachen Unter-nehmen aufweist, muß ein Arbeitnehmerbeim Arbeitsplatzwechsel nur selten umden Verlust erworbener Vorteile fürchten;die geographische und sektorenüber-greifende Mobilität war ja gerade eine dergrundlegenden Voraussetzungen für dieVollbeschäftigung.

Gleichwohl darf man kein simplizistischesBild der Tarifverhandlungen in den nor-dischen Ländern zeichnen. Tatsächlichfinden diese auf vier Ebenen statt: auf derEbene der Betriebe, auf Branchenebene,auf branchenübergreifender Ebene unterEinschluß mehrerer Sektoren (beispiels-weise dem öffentlichen Sektor und demprivaten Sektor) sowie auf nationaler,branchenübergreifender Ebene. Die Be-

sonderheit der nordischen Modelle liegtin dem Bestreben, die Tarifverhandlun-gen, die auf den untergeordneten Ebenenstattfinden, durch zentrale, branchenüber-greifende Tarifverhandlungen zu steuern,bei denen auf einer festen Basis ein all-gemeiner Rahmen für Gehaltserhöhungenvorgegeben wird.

Während das System der zentralen Tarif-verhandlungen in den sechziger und sieb-ziger Jahren relativ gut funktionierte, tra-ten in den beiden folgenden Jahrzehntenzahlreiche Probleme auf. Diese entstan-den aufgrund eines verstärkten Drucks zurSchaffung dezentral organisierter Struktu-ren.

5. Die Beziehungen zwischen den Sozi-alpartnern in den nordischen Ländern sindparadoxerweise sowohl durch eine aus-geprägte Autonomie der Sozialpartnergekennzeichnet als auch durch ein mas-sives Eingreifen des Staates.

Meist haben sich die sozialen Akteureautonome Strukturen gegeben, um eineEinmischung des Staates zu vermeiden.Nichtsdestoweniger kommt es in den vierLändern häufig zu einer solchen Einmi-schung bei den Tarifverhandlungen, weilder Staat die Akzeptanz von Lohn-beschränkungen durch umfassendere po-litische Maßnahmen, die ausschließlich inseiner Verantwortung liegen, erhöhenmöchte (soziale Transferleistungen, eineangepaßte Steuerpolitik, verstärkter Woh-nungsbau, Preisgarantien, Beschäftigungs-förderungspolitik, etc...). Diese Politik derLohnbeschränkung verfolgte ein zweifa-ches wirtschaftspolitisches Ziel, nämlichdie Sicherung der Vollbeschäftigung undden Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit derWirtschaft.

Traditionell ist ein staatliches Eingreifenhäufiger in jenen Ländern zu beobach-ten, in denen die Gewerkschaftsbewegun-gen weniger geschlossen auftreten, wiezum Beispiel in Norwegen - dort sinddie Angestelltengewerkschaften stärkerzersplittert und der gewerkschaftlicheOrganisationsgrad ist nicht so hoch - oderauch in Finnland, wo die Gewerkschafts-bewegung entsprechend den in ihr ver-tretenen, unterschiedlichen politischenOrientierungen aufgespalten ist. In Nor-wegen zeigte sich der Staat anfangs imwirtschaftlichen, industriellen und sozia-

“Die Besonderheit dernordischen Modelle liegt

in dem Bestreben, dieTarifverhandlungen, die

auf den untergeordnetenEbenen stattfinden, durch

zentrale branchenüber-greifende Tarifverhand-

lungen zu steuern, beidenen auf einer festenBasis ein allgemeiner

Rahmen für Gehaltserhö-hungen vorgegeben wird.”

“Während das System derzentralen Tarifverhand-lungen in den sechziger

und siebziger Jahrenrelativ gut funktionierte,

traten in den beidenfolgenden Jahrzehnten

zahlreiche Probleme auf.Diese entstanden auf-

grund eines verstärktenDrucks zur Schaffung

dezentral organisierterStrukturen.”

“Die Beziehungen zwi-schen den Sozialpartnern

in den nordischen Ländernsind paradoxerweise

sowohl durch eine ausge-prägte Autonomie derSozialpartner gekenn-

zeichnet als auch durchein massives Eingreifen

des Staates.”

“Traditionell ist ein staat-liches Eingreifen häufiger

in jenen Ländern zubeobachten, in denen dieGewerkschaftsbewegun-gen weniger geschlossen

auftreten wie zum Beispielin Norwegen ... oder auch

in Finnland.”

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len Bereich auch deswegen interventions-freudiger, weil während der Industriali-sierung umfangreiche ausländische Inve-stitionen ins Land flossen, welche beson-ders die Exportbranchen (Reedereien,Forstwirtschaft, Halbfertigprodukte, Che-mie) betrafen. Sowohl in Norwegen alsauch in Finnland wurde massiv und wie-derholt eine echte Einkommenspolitikbetrieben. In Schweden, wo die Sozial-partner sich weit mehr zu einer autono-men Regulierung der Wirtschaft befähigtzeigten, kam es erst in den achtziger Jah-ren zu einem verstärkten Eingreifen derRegierung. Dies war bedingt durch dieFragment ierung der Arbei tnehmer-interessen sowie durch den verstärktenDruck der Arbeitgeber, die eine Dezen-tralisierung der Tarifverhandlungen an-strebten. Die schwedischen Arbeitgeberwaren der Auffassung, daß die legalisti-sche Welle der siebziger Jahre, die ausder massiven Einflußnahme der Gewerk-schaften auf die sozialdemokratische Re-gierung resultiere, das Ende für die Auto-nomie der Sozialpartner bedeutete undden Einsatz einer neuen Strategie auf sei-ten der Arbeitgeber rechtfertige.

6. Welche Rolle haben wirtschaftlicheFaktoren bei der Entwicklung der nordi-schen Modelle gespielt? Es ist offensicht-lich, daß die wirtschaftlichen Ausgangs-bedingungen und das Tempo der Indu-strialisierung in den einzelnen Ländernsehr unterschiedlich waren. Schwedenhatte sehr bald eine offene, exportorien-tierte Wirtschaft aufgebaut, die zur Siche-rung ihrer Wettbewerbsfähigkeit eben je-nes Modell geschaffen hatte, das auf Lohn-beschränkung, einer hohen Mobilität derArbeitnehmer sowie der Bereitschaft ba-sierte, den technologischen Wandel zuakzeptieren. In Norwegen, Finnland undIsland soll dagegen die geschützte natio-nale Wirtschaft die Aushandlung nationa-ler Kompromisse gefördert haben.

7. Vergleicht man die jeweilige Entwick-lung der Beziehungen zwischen den So-zialpartnern in den vier Ländern bis indie siebziger Jahre, dann sind große Ähn-lichkeiten zwischen Schweden und Nor-wegen festzustellen, während sich dieSituation in Finnland und Island andersund jeweils unterschiedlich darstellte. ImLaufe der Jahre entwickelten die Systemeder vier Länder jedoch immer mehr Ge-meinsamkeiten.

In Finnland setzte die Industrialisierungerst spät ein, und der Klassenkampf setz-te sich bis nach dem Zweiten Weltkriegfort. Die gewerkschaftlichen Akteure zeig-ten sich häufig uneins, die politischenKonstellationen waren sehr komplex unddie sozialdemokratische Partei von inter-nen Konflikten zerrissen; die Arbeitgeberorganisierten sich erst relativ spät, undauch Tarifverhandlungen wurden erst späteingeführt. Vor allem der Klassenkampfund die politischen Konstellationen erklä-ren den anfänglich so besonderen Cha-rakter des Sozialstaatssystems in Finnland.Allerdings hat sich dieses nach dem Zwei-ten Weltkrieg allmählich an das norwegi-sche und schwedische System angenä-hert. Dies war darauf zurückzuführen, daßsich die Arbeitgeber letztlich mit einemSystem zentraler Tarifverhandlungen ein-verstanden erklärten, daß die Gewerk-schaften ab 1969 wieder geschlossen auf-traten sowie darauf, daß sich die Span-nungen in der politischen Linken legten.

In Island wurden die Beziehungen zwi-schen den Sozialpartnern ursprünglichebenfalls durch die schwache Stellung derSozialdemokratie und durch einen nochwenig entwickelten Wohlfahrtsstaat ge-prägt, vor allem aber durch den eher in-formellen Charakter der Beziehungen zwi-schen Arbeitnehmern und Arbeitgebern,der durch die geringe Größe der isländi-schen Unternehmen bedingt war. Gleich-wohl näherte sich Island zunehmend denanderen nordischen Ländern an; der vor-läufige Endpunkt dieses Anpassungspro-zesses waren die oft erwähnten nationa-len Sozialpakte von 1989 und 1990, durchdie es zum ersten Mal gelang, eine Volks-wirtschaft zu stabilisieren, die aufgrund desFischereisektors im Prinzip instabil ist.

Diese allmähliche Angleichung der Bezie-hungen zwischen den Sozialpartnern inden vier Ländern ist bedingt durch dierelative Homogenität der für den Arbeits-markt bestimmenden institutionellen, kul-turellen und politischen Faktoren; durchdie intensive Zusammenarbeit zwischender Regierung und den politischen undsozialen Akteuren in den einzelnen Län-dern; aber auch durch Nachahmungs-effekte, die durch die enge Zusammenar-beit der nordischen Länder gefördert wur-den, welche mit der Gründung des Nor-dischen Rates im Jahre 1952 einen insti-tutionellen Rahmen erhielt.

“Vergleicht man diejeweilige Entwicklung derBeziehungen zwischen denSozialpartnern in den vierLändern bis in die siebzi-ger Jahre, dann sindgroße Ähnlichkeitenzwischen Schweden undNorwegen festzustellen,während sich die Situati-on in Finnland und Islandanders und jeweils unter-schiedlich darstellte. ImLaufe der Jahre entwickel-ten die Systeme der vierLänder jedoch immermehr Gemeinsamkeiten.”

Diese Angleichung “istbedingt durch die relativeHomogenität der für denArbeitsmarkt bestimmen-den institutionellen,kulturellen und politi-schen Faktoren; durch dieintensive Zusammenarbeitzwischen der Regierungund den politischen undsozialen Akteuren in deneinzelnen Ländern; aberauch durch Nach-ahmungseffekte, die durchdie enge Zusammenarbeitder nordischen Ländergefördert wurden, ...welche ... im Jahre 1952einen institutionellenRahmen erhielt.”

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II. Modelle in der Krise?

1. Die Auswirkungen der wirtschaftli-chen Internationalisierung

Verglichen mit anderen OECD-Ländernzeichnen sich die Volkswirtschaften dervier Länder durch folgende Besonderhei-ten aus: Vor allem wird ein sehr scharferKontrast offenbar zwischen den wettbe-werbsfähigen, der internationalen Konkur-renz ausgesetzten Exportbranchen undeinem großen öffentlichen Sektor sowiegeschützten Sektoren (Landwirtschaft,Wohnungsbau, Verkehrswesen, privateDienstleistungen und bestimmte Industrie-zweige). Letztere genießen bis heute Vor-teile bei sozialen Leistungen und Gehäl-tern. Für die nordischen Länder typischsind also offene, exportorientierte Volks-wirtschaften, wobei Rohstoffe (Erdöl,Erdgas in Norwegen), Forstwirtschaft(Finnland) und Fischerei (Island) einezentrale Rolle spielen; nur Schwedenweicht insofern von diesem Muster ab, alses eine bedeutende Fertiggüterproduktionvorweisen kann. In Finnland sehen sichdie traditionell exportorientierten Bran-chen der Metall- und Textilindustrie nachdem Auslaufen der Clearingabkommenmit der UdSSR im Jahre 1990 schwerwie-genden Problemen gegenüber. Norwegen,Finnland und Island sind also von denschwankenden Weltmarktpreisen für Roh-stoffe und den unsicheren Erträgen derFischereiwirtschaft besonders stark betrof-fen. Überdies ist der öffentliche Sektor inallen vier Ländern seit Mitte der sechzigerJahre unaufhörlich gewachsen, was ins-besondere für Schweden und Norwegenund in etwas geringerem Umfang auchfür Finnland und Island gilt.

Alle vier Länder haben Ende der achtzigerund zu Beginn der neunziger Jahre eineschwere Rezessionsphase erlebt. Diealarmierendste Folge dieser neuen Phaseder Internationalisierung der nordischenVolkswirtschaften ist der für diese Staa-ten beispiellose Anstieg der Arbeitslosen-quote, die 1994 in Finnland 19,9%, inSchweden 10,4% und in Norwegen 5,6%betrug (Statistiken des Nordischen Rates).In Island beläuft sich die Quote nur auf3,1%, ist aber im Steigen begriffen; au-ßerdem muß berücksichtigt werden, daßdie Beschäftigungszahlen in zwei Schlüs-selbranchen - der Fischerei und der Bau-

wirtschaft - im Winter zwangsläufig starkzurückgehen. Aufgrund klimatischer Fak-toren, der Bodenbeschaffenheit und derisolierten geographischen Lage sind inden nordischen Ländern beträchtliche re-gionale Unterschiede bei den Arbeitslo-senzahlen zu verzeichnen, wobei diese inabgelegenen Regionen Rekordhöhen er-reichen.

Angesichts dieser Lage wurde eine Spar-und insbesondere Einkommenspolitik ein-geleitet, die sich auf bisher beispiellosenationale Kompromisse gründet. DieseKompromisse stützen sich erneut in ho-hem Maße auf das Prinzip der nationalenSolidarität, das bereits in der Vergangen-heit eine so wichtige Rolle spielte. Gleich-zeitig verabschiedeten die Regierungeneine Reihe von Notmaßnahmen zurBeschäftigungsförderung, die insbesonde-re auf Langzeitarbeitslose und Jugendli-che abzielen.

Bereits in den achtziger, aber vor allemzu Beginn der neunziger Jahre leiteten dievier Länder eine Politik der Liberalisie-rung der Märkte und der Finanzinstitu-tionen ein, und banden mit Ausnahmevon Island ihre nationalen Währungenan den ECU an. Dies führte zu einer Ein-schränkung ihrer Währungsautonomie,denn es waren nun keine regelmäßigenAbwertungen mehr möglich, derer sichdie Regierungen traditionell zur wirt-schaftlichen Stabilisierung ihrer Länderbedient hatten. Gleichwohl kam es Ende1992 zu Finanzkrisen, aufgrund dererNorwegen, Finnland und Schweden sichgezwungen sahen, ihre Währungen ab-zuwerten oder floaten zu lassen. Sowohlrechte als auch sozialdemokratische Re-gierungen betrieben in den letzten zehnJahren eine deutlich liberaler ausgerich-tete Wirtschaftspolitik, um die Kräfte desMarktes zu reaktivieren und die Integra-tion ihrer Volkswirtschaften in die inter-nationale und insbesondere in die euro-päische Wirtschaft zu beschleunigen.

In allen vier Ländern war man währenddes gleichen Zeitraums um die Eindäm-mung der Kosten des Wohlfahrtsstaatesbemüht, und es wurden zahlreiche Maß-nahmen ergriffen, um einen Teil der so-zialen Dienste zu ‘entstaatlichen’, um dieWettbewerbsfähigkeit des öffentlichenSektors zu stärken (Staat und Gemein-den), um die Zahl der dort Beschäftig-

“Seit Mitte der sechzigerJahre ist der öffentlicheSektor in allen vier Län-

dern unaufhörlich ge-wachsen, was insbesonde-

re für Schweden undNorwegen und in etwas

geringerem Umfang auchfür Finnland und Island

gilt.”

“Alle vier Länder habenEnde der achtziger und zu

Beginn der neunzigerJahre eine schwere Rezes-

sionsphase erlebt.”

“Aufgrund klimatischerFaktoren, der Bodenbe-

schaffenheit und derisolierten geographischen

Lage sind in den nordi-schen Ländern beträchtli-che regionale Unterschie-

de bei den Arbeitslosen-zahlen zu verzeichnen,

wobei diese in abgelege-nen Regionen Rekordhö-

hen erreichen.”

“In allen vier Ländern warman (zu Beginn der

neunziger Jahre) um dieEindämmung der Kosten

des Wohlfahrtsstaatesbemüht”, und es wurdenzahlreiche Maßnahmen

ergriffen.”

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ten zu senken und um die sozialen Lei-stungen einzuschränken (beispielsweiseReduzierung des Krankengeldes, derAnzahl der Urlaubstage, des Arbeitslo-sengeldes, Anhebung des Rentenaltersetc.). Dementsprechende Reformen wur-den für die nationalen Arbeitsbehördenin Schweden und Finnland durchgeführt.Seit Beginn der neunziger Jahre wurdenvor allem in diesen beiden Ländern um-fassende Haushaltskürzungen vorgenom-men.

Neben dem Verlust der Währungs-autonomie und einer notwendigen Ver-besserung der Wettbewerbsfähigkeit hatsich durch die Internationalisierung dernordischen Volkswirtschaften noch eindrittes Problem ergeben: Die Ausweitungder Auslandsinvestitionen der großenschwedischen, aber auch norwegischenund finnischen Konzerne stellt eine Be-drohung für die nationale Wirtschaft dar,denn diese Investitionen erfolgen auf de-ren Kosten. Beispielsweise in Schwedenübersteigt die Produktion schwedischerUnternehmen im Ausland gegenwärtig dieexportierte Inlandsproduktion dieser Un-ternehmen.

2. Das Ende der sozialdemokratischenVormachtstellung, der politische Wan-del und wechselnde politische Bünd-nisse

In den achtziger und neunziger Jahrenhaben die Sozialdemokraten, vor allem inSchweden und Norwegen und in etwasgeringerem Maße auch in Finnland undIsland, ihre dominierende politische Stel-lung verloren. Überall erstarkten die Par-teien der Rechten und der Mitte und eswurden Regierungskoalitionen unter-schiedlicher Zusammensetzung gebildet.Gegenwärtig haben Norwegen (seit 1990)und Schweden (seit 1994) eine sozialde-mokratische Minderheitsregierung. In Is-land führt seit 1991 eine Koalition ausSozialdemokraten und Rechten die Regie-rungsgeschäfte und in Finnland eine Mit-te-Rechts-Koalition. Die sozialdemokrati-schen Parteien selbst haben sich unterdem Druck parteiinterner liberaler Denk-strömungen gewandelt. Zudem sind ne-ben dem traditionellen Gegensatzpaarlinks-rechts neue politische Kräfte (ins-besondere die Grünen) aufgetaucht: Diepolitische Landschaft präsentiert sich heu-

te also vielfältiger und stärker zersplittertals früher.

3. Hat das Prinzip der zentral gelenk-ten Tarifverhandlungen Zukunft?

In den achtziger und neunziger Jahrengriff der Staat immer häufiger in die Ta-rifverhandlungen ein. In Finnland undNorwegen war dies bereits vorher oft derFall gewesen; in Schweden jedoch fanddie Autonomie der Sozialpartner durch dieIntervention der Regierung ein recht ab-ruptes, deutlich spürbares Ende.

Welche gemeinsamen Gründe veranlaß-ten die Regierungen aller vier Länder zueinem verstärkten Eingreifen in die Tarif-verhandlungen? Die wachsende Konkur-renz zwischen den Angestelltengewerk-schaften, den Gewerkschaften des öffent-lichen Sektors und den Arbeitergewerk-schaften (LO), die zunehmenden Span-nungen zwischen Sektoren, die einer star-ken Konkurrenz ausgesetzt waren, undgeschützten Sektoren führte zu einem star-ken Lohnanstieg, zu einer Fragmentierungder zentralen Tarifverhandlungen, zuGehaltsverschiebungen und zu vermehr-ten Konflikten. Die Arbeitgeber, die aufdezentral geführte Tarifverhandlungendrängten, förderten diese Aufspaltungnoch. Angesichts der Sachzwänge durchdie zunehmende Internationalisierung derWirtschaft war die Regierung bemüht, dieGehaltskosten zugunsten der Profite zureduzieren und das wirtschaftliche Gleich-gewicht der Vergangenheit wiederherzu-stellen. Um diese Ziele zu verwirklichen,versuchte sie, der Aufspaltung der zen-tralen Tarifverhandlungen entgegenzuwir-ken und betrieb eine Einkommenspolitik,die sich insbesondere durch eine ‘Politikder ausgehandelten Einkommen’ unddurch den häufigen Einsatz von Vermitt-lern und Schiedsleuten auszeichnete.

Was wird in diesem Spannungsfeld zwi-schen zentralisierenden und dezentrali-sierenden Kräften aus den zentralen Ta-rifverhandlungen werden, die für die viernordischen Länder so typisch sind? Dienationalen Notsozialpakte (wie jene, dieEnde der achtziger und zu Beginn derneunziger Jahre geschlossen wurden),um akuten wirtschaftlichen Krisensitua-tionen zu begegnen, funktionieren nurdann, wenn sie der Ausnahmefall blei-

“In den achtziger undneunziger Jahren habendie Sozialdemokraten, vorallem in Schweden undNorwegen und in etwasgeringerem Maße auch inFinnland und Island, ihredominierende politischeStellung verloren.”

“In den achtziger undneunziger Jahren griff derStaat immer häufiger indie Tarifverhandlungenein.”

“Angesichts der zuneh-menden Internationalisie-rung der Wirtschaft wardie Regierung bemüht, ...der Aufspaltung derzentralen Tarifverhand-lungen entgegenzuwirken....”

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ben, und die Erfahrung hat gezeigt, daßman nicht ständig die Schwere der Re-zession als Handlungsargument anführenkann. Überdies scheint der dauerhafteBestand nationaler Kompromisse, dieunter staatlicher Federführung zustande-kamen, zunehmend gefährdet, weil derStaat sich immer weniger in der Lagezeigt, einen sozialen Ausgleich für dieSparpolitik zu bieten, weil die Arbeitge-ber aus zentralen Tarifverhandlungenkeine so großen Vorteile mehr ziehenkönnen wie früher (insbesondere, weiles nicht mehr möglich ist, Gehalts-verschiebungen zu verhindern, und weilsie eine Diversifizierung und Flexibilisie-rung der Lohn- und Gehaltspolitik wün-schen), und weil die Interessen der Ar-beitnehmer zunehmend divergieren. DieRegierungen sind sich dieser Schwierig-keiten sehr wohl bewußt, und in Finn-land und Schweden wird überdies offen-bar, daß sie die Beziehungen zwischenden Sozialpartnern und damit die Tarif-verhandlungen weitgehend von der Pla-nung und Verwaltung des Wohlfahrts-staates trennen möchten. In Schweden,wo das nordische Modell am stärkstenbedroht ist, treten die Sozialdemokratenweiterhin für ein System zentraler Tarif-verhandlungen ein, das jedoch denMarktkräften mehr Raum zugesteht undgewisse Mängel des Prinzips der Gehalts-solidarität beheben soll.

Durch die Umgestaltung des Tarifver-handlungssystems soll ein neues Gleich-gewicht geschaffen werden zwischen demGrad, bis zu dem eine Koordinierungzwischen den Tarifabkommen der einzel-nen Branchen wünschenswert ist, und derGliederung in Branchentarifabkommenund betrieblichen Tarifverträgen in jedemSektor (welcher Toleranzrahmen soll da-bei für Gehaltsverschiebungen gelten?).

Eine strategische Schlüsselrolle wird indiesem Zusammenhang die Tendenz zurKartellbildung (das heißt der Zusammen-schluß mehrerer Gewerkschaftsverbändezu Kartellen, um die Tarifverhandlungenfür einen bestimmten Sektor, wie beispiels-weise den öffentlichen, zu führen) spie-len, die zum einen einen Zusammenschlußvielfältiger Akteure sowie eine Zentralisie-rung zur Folge hat, zum anderen eine Auf-spaltung der Tarifverhandlungen aufgrundder wachsenden Zahl von Kartellen.

Die Tarifverhandlungen in den nordischenLändern sind gegenwärtig mit dem fol-genden Dilemma konfrontiert: Einerseitswird die Bedeutung der einzelnenVerhandlungsebenen zunehmend davonabhängen, wie die Akteure der Gewerk-schaften und Arbeitgeberverbände sichreorganisieren, um neue Verhandlungs-einheiten (Kartelle) zu bilden, die sie fürzweckdienlich und ihren Interessen an-gemessener halten. Andererseits müssendiese Anpassungen, die ja gerade einigeder Auswüchse der nordischen Modellekorrigieren (unzureichende Vergütunghöherer Qualifikation aufgrund mangeln-der Gehaltsabstufungen, niedrige Entloh-nung von Facharbeitern im Vergleich zunicht qualifizierten Angestellten usw.) undauf dezentrale Strukturen hinwirken sol-len, so vorgenommen werden, daß sie dasgesamtwirtschaftliche Gleichgewicht nichtgefährden.

4. Gewerkschaften und Arbeitgeber-verbände: Wandel von Organisations-strukturen, Programmen und Strate-gien

In den achtziger und neunziger Jahrenbemühten sich sowohl die Gewerkschaf-ten als auch die Arbeitgeberverbände uminterne Umstrukturierungen. Auf Ge-werkschaftsseite waren Umstrukturie-rungen aufgrund der notwendigen Verän-derungen des Tarifverhandlungssystemsund der wachsenden Spannungen zwi-schen den traditionellen Gewerkschafts-verbänden der Arbeiter und den An-gestelltengewerkschaften notwendig ge-worden. Die gewerkschaftliche Topogra-phie der nordischen Länder ist relativ ein-fach und in allen Ländern recht ähnlich.So sind in der Regel drei Typen von Ak-teuren anzutreffen: eine Arbeitergewerk-schaft, eine Gewerkschaft für Angestellteim technischen Bereich und eine Gewerk-schaft für Arbeitnehmer mit einemHochschul- oder gleichwertigem Ab-schluß. Im allgemeinen deckt jede dieserGewerkschaften sowohl den öffentlichenals auch den privaten Sektor ab.

Aufgrund ihrer wachsenden Mitglieder-zahlen in den letzten zwanzig Jahren ha-ben die Angestelltengewerkschaften (ein-schließlich der Hochschulabsolventen) zuden traditionellen Arbeitergewerkschaftenaufgeschlossen und ihnen ihre einst vor-

“(...) in Finnland undSchweden wird überdies

offenbar, daß (die Regie-rungen) die Beziehungenzwischen den Sozialpart-nern und damit die Tarif-

verhandlungen weitgehendvon der Planung und

Verwaltung des Wohl-fahrtsstaates trennen

möchten.”

“Die Tendenz zur Kartell-bildung, ... die zum einen

einen Zusammenschlußvielfältiger Akteure sowie

eine Zentralisierung zurFolge hat, zum anderen

eine Aufspaltung derTarifverhandlung auf-

grund der wachsendenZahl von Kartellen, wird

eine strategischeSchlüsselrolle spielen.”

“Auf Gewerkschaftsseitewaren Umstrukturierun-

gen aufgrund der notwen-digen Veränderungen des

Tarifverhandlungssystemsund der wachsenden

Spannungen zwischen dentraditionellen Gewerk-schaftsverbänden der

Arbeiter und den An-gestelltengewerkschaften

notwendig geworden.”

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herrschende Rolle streitig gemacht. Über-dies haben in den Arbeitergewerkschaftendie Angehörigen des öffentlichen Sektorseine einflußreiche, ja dominierende Stel-lung errungen, was Anlaß zu heftigen in-ternen Auseinandersetzungen gab. Dienorwegische LO hat im Rahmen der Vor-bereitungen für ihre nationale Tagung imJahre 1993 die weitreichendsten Um-strukturierungsvorschläge unterbreitet.Dabei ging es darum, ob eine gewerk-schaftliche Neuorganisation nach Bran-chen, nach Berufen bzw. ausgeübten Tä-tigkeiten oder nach Sektoren (öffentlich/privat) erfolgen sollte. Schon 1988 aberwar es zu einem Zusammenschluß zwi-schen fünf Industriegewerkschaften desprivaten Sektors gekommen, wodurch einGegengewicht zu den Gewerkschaftendes öffentlichen und des Dienstleistungs-sektors geschaffen werden sollte. Auch beider Tagung der schwedischen LO im Jah-re 1991 wurden Fusionsvorschläge ge-macht.

Trotz dieser Spannungen haben sich dieLO (Arbeiter) und die TCO in Schwedenin für die anderen nordischen Länder ex-emplarischer Weise zu Austausch undZusammenarbeit fähig gezeigt.

Auch auf Arbeitgeberseite wurden inden achtziger und neunziger Jahren vorallem im privaten Sektor interne Umstruk-turierungen vorgenommen. So kam es zuZusammenschlüssen zwischen Arbeitge-berverbänden mit sozialer Prägung undArbeitgeberverbänden mit wirtschaftli-chen Zielsetzungen. Dies geschah inFinnland und Schweden auf nationalerEbene und in Norwegen in bestimmtenSektoren. Der Zweck dieses Einigungs-prozesses besteht darin, die Tätigkeit derArbeitgeberverbände effizienter und ko-stengünstiger zu gestalten und insbeson-dere auf europäischer Ebene gemeinsamfür die Wahrung der Arbeitgeberinteresseneinzutreten. Überdies entscheiden sich- nach dem Vorbild der Gewerkschaften -auch zahlreiche kleine Arbeitgeberverbän-de zur Fusion. Große Verbände wie derder Metallarbeitgeber nehmen eine inter-ne Neuzuweisung von Funktionen vor, umsich an die stufenweise Dezentralisierungder Tarifverhandlungen anzupassen: DerVerband wird für seinen Mitglieder nunzunehmend eine Beraterrolle einnehmenund weniger als direkter Verhandlungs-führer auftreten.

In allen vier Ländern sind die Spannun-gen im Verhältnis zwischen Gewerkschaf-ten und Arbeitgeberverbänden, die in denachtziger Jahren und zu Beginn derneunziger Jahre auftraten, im wesentli-chen auf die offenkundigen wiederholtenSchwenks der Arbeitgeberstrategie zurück-zuführen. Diese zielten auf eine Dezen-tralisierung der Tarifverhandlungen ab,auf die Flexibilisierung der Arbeits-beziehungen und hier insbesondere dieFlexibilisierung der Gehälter und derArbeitsorganisation, auf eine weniger star-re Sozialgesetzgebung sowie auf einenteilweisen Abbau des Wohlfahrtsstaates.Die liberalistische Offensive der Arbeit-geber gestaltete sich in Schweden amspektakulärsten und war am stärkstenpolitisiert. Sie erreichte ihren Höhepunktim Jahre 1992 mit dem Rückzug der SAFaus den Dreiergremien.

Die Konflikte, die in den letzten zehn Jah-ren in den vier Ländern auftraten, zeich-nen sich unter anderem durch folgendeEigenheiten aus: Die Ausdehnung desSystems der zentralen Tarifverhandlungenauf alle Gewerkschaftsverbände gab An-laß zu Vergleichen zwischen den an denVerhandlungen beteiligten Gruppen undKartellen, was oftmals zu Auseinanderset-zungen führte; die Streikbereitschaft derAngestellten des öffentlichen Sektors– und hier insbesondere der Frauen – so-wie ihre Militanz sind gestiegen; Streik-grund sind vor allem die Gehälter; in dennordischen Ländern kommt es überdieshäufig zu kurzen Arbeitsniederlegungenauf betrieblicher Ebene, vor allem im An-schluß an Umstrukturierungsmaßnahmen.

Im Vergleich zu den siebziger Jahren wa-ren die in den achtziger Jahren erstelltenGewerkschaftsprogramme in den nordi-schen Ländern weder besonders neuartignoch originell. In den siebziger Jahrenwaren auf gewerkschaftlichen Vorschlaghin einige spektakuläre Fortschritte in derSozialgesetzgebung erzielt worden, diesich vor allem auf die folgenden vier Be-reiche bezogen: Arbeitssicherheit undArbeitsbedingungen, Sicherung von Ar-beitsplätzen, innerbetriebliche Demokra-tie, Chancengleichheit und Vermeidungder Diskriminierung von Frauen. In denletzten zehn Jahren vollzogen sich diegesetzlichen (bzw. rahmentarifvertrag-lichen) Fortschritte in diesen Bereichenmit weniger großem Aufsehen.

“Schon 1988 aber war es ...zu einem Zusammen-schluß zwischen fünfIndustriegewerkschaftendes privaten Sektorsgekommen, wodurch einGegengewicht zu denGewerkschaften desöffentlichen und desDienstleistungssektorsgeschaffen werden sollte.”

In bestimmten Sektoren“kam es zu Zusammen-schlüssen zwischenArbeitgeberverbänden mitsozialer Prägung undArbeitgeberverbänden mitwirtschaftlichen Zielset-zungen ... Der Zweckdieses Einigungsprozessesbesteht darin, die Tätig-keit der Arbeitgeberver-bände effizienter undkostengünstiger zu gestal-ten und insbesondere aufeuropäischer Ebenegemeinsam für die Wah-rung der Arbeitgeber-interessen einzutreten.”

“Die offenkundigen wie-derholten Schwenks derArbeitgeberstrategie ...zielten auf eine Dezentra-lisierung der Tarifver-handlungen ab, auf dieFlexibilisierung derArbeitsbeziehungen, undhier insbesondere dieFlexibilisierung derGehälter und der Arbeits-organisation, auf eineweniger starre Sozialge-setzgebung sowie aufeinen teilweisen Abbau desWohlfahrtsstaates.”

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Verglichen mit den gewerkschaftlichenBewegungen in anderen Ländern fällt anden Programmen der nordischen Gewerk-schaften auf, daß sie gesamtgesell-schaftlichen Fragen wie zum Beispiel derUmweltpolitik und dem Verbraucher-schutz mehr Raum gewähren und auchkonkrete Vorschläge zur Reform des Wohl-fahrtsstaates machen. Ebenso hat die in-ternationale Ebene an Bedeutung gewon-nen: Trotz der Besorgnis über die mögli-chen Folgen der europäischen Integrati-on wurde der Wille zu einer wachsendenEuropäisierung und Internationalisierungder betreffenden Gewerkschaftsbewe-gungen deutlich. Die nordische Zusam-menarbeit zwischen Gewerkschaftsver-bänden intensivierte sich erneut im Be-reich der Information und Konsultationder Arbeitnehmer, die zur Einrichtung dernordischen Gruppenausschüsse geführthat.

Zu betonen ist überdies das fortgesetzteBemühen der nordischen Gewerkschaf-ten, wirtschaftspolitische Maßnahmen zurFörderung der Vollbeschäftigung zu un-terstützen. Nachdem die Arbeitslosenzah-len seit Beginn der neunziger Jahre be-unruhigende Ausmaße erreicht haben,gehört das Bemühen um die Sicherungvon Arbeitsplätzen wieder zu den vorran-gigen Bereichen der Gewerkschaftsarbeit.Zwar sind sich die Gewerkschaften derNotwendigkeit einer weitgehenden Fle-xibilisierung der Arbeitszeit bewußt, dochsind sie keineswegs überzeugt, daß eineReduzierung der Arbeitszeit (oder aucheine Teilung der vorhandenen Arbeitsplät-ze) ein wirksames Mittel zur Bekämpfungder Arbeitslosigkeit ist. Obwohl ihneneine solche Maßnahme legitim erscheint,um die Lebensqualität am Arbeitsplatz undin der Freizeit zu verbessern, sehen siedarin - anders als die meisten Gewerk-schaften in den Ländern der EuropäischenUnion - keineswegs ein Allheilmittel fürBeschäftigungsprobleme. Überdies vertre-ten sie zwar die Auffassung, daß eineaktive Arbeitsmarktpolitik dazu beiträgt,das Qualitätsniveau des Arbeitskräfte-potentials aufrechtzuerhalten, doch sindsie gleichwohl überzeugt, daß es vor al-lem die Wirtschaftspolitik ist, die einenhohen Beschäftigungsgrad garantierenmuß.

Seit den Anfängen der Gewerkschaftsbe-wegung stellte daher die Berufsbildung

eine zentrale Forderung der Gewerk-schaftspolitik dar. Und jenes oft erwähn-te schwedische Modell , das in denfünfziger Jahren geschaffen wurde und zudessen Grundlagen die Förderung derUmstrukturierung des Produktionsappa-rates gehörte, beruhte auf einer aktivenBerufsbildungspolitik, die die negativenAuswirkungen der Rationalisierung auf dieBeschäftigung abfangen sollte: Daherwurde ein umfassendes System vonWeiterbi ldungs- und Umschulungs-maßnahmen für Arbeitslose, aber auch fürvon Arbeitsplatzverlust bedrohte Arbeit-nehmer geschaffen. Auf diesem Wege soll-te die strategische Rolle von Weiterbildungund Umschulung, die sowohl gesamtwirt-schaftlich als auch für den einzelnen Ar-beitnehmer sinnvoller ist, ausgebaut wer-den, um “passiv” empfangene Hilfen(Arbeitslosenunterstützung) oder Hilfengegen bloße Kompensationsleistungen(gemeinnützige Arbeit) abzubauen. Die-se gesamte Berufsbildungspolitik ist dasErgebnis einer engen Zusammenarbeitzwischen den Gewerkschaften und dersozialdemokratischen Partei. Den Ge-werkschaften, die für ihren Entwurf undihre Entwicklung verantwortlich sind,obliegt auch eine umfassende Verantwor-tung für ihre Umsetzung und Verwaltung,und dies insbesondere durch das “Arbeits-marktbüro”, das auf nationaler, regiona-ler und lokaler Ebene tätig ist.

5. Eine Lockerung der Beziehungenzwischen Parteien und Gewerkschaf-ten

Wie haben sich in den letzten Jahren dieBeziehungen zwischen den Gewerkschaf-ten und den sozialdemokratischen Partei-en entwickelt? Sie haben sich etwas ge-lockert, weil beide Seiten zunehmend umAutonomie bemüht waren. Zunächst ha-ben sich die sozialdemokratischen Partei-en bemüht, sich von ihren gewerkschaft-lichen Gegenparts (LO in Schweden undNorwegen, SAK in Finnland, FTI in Island)abzuheben. Dies geschah aus verschie-denen Gründen: die sozialdemokratischenParteien wollten mehr Raum für Bündnis-se mit Parteien der Mitte und anderengewerkschaftlichen Organisationen als derLO haben; unter dem Druck parteiinter-ner liberaler Strömungen favorisierten dieSozialdemokraten eine Politik, die mehrauf die Kräfte des Marktes setzte; sie

“Verglichen mit den ge-werkschaftlichen Bewe-gungen in anderen Län-

dern fällt an den Program-men der nordischen

Gewerkschaften auf, daßsie gesamtgesellschaft-lichen Fragen wie zum

Beispiel der Umweltpolitikund dem Verbraucher-

schutz mehr Raum gewäh-ren und auch konkreteVorschläge zur Reformdes Wohlfahrtsstaates

machen.”

“Zu betonen ist überdiesdas fortgesetzte Bemühen

der nordischen Gewerk-schaften, wirtschaftspoli-

tische Maßnahmen zurFörderung der Vollbe-

schäftigung zu unterstüt-zen.”

“Seit den Anfängen derGewerkschaftsbewegungstellte die Berufsbildungeine zentrale Forderung

der Gewerkschaftspolitikdar. ... die strategische

Rolle von Weiterbildungund Umschulung, die

sowohl gesamtwirtschaft-lich als auch für den

einzelnen Arbeitnehmersinnvoller ist, sollte

ausgebaut werden, um‘passiv’ empfangene Hilfen

(Arbeitslosenunterstüt-zung) und Hilfen gegen

bloße Kompensations-leistungen (gemeinnützige

Arbeit) abzubauen.”

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mußten daher ein Interessenspektrumvertreten, das über die Belange der Mit-glieder ihrer tradit ionellen Partner-gewerkschaft hinausging.

Auf seiten der Gewerkschaften offenbar-ten zahlreiche Untersuchungen, daß einzunehmender Teil der Klientel von LOund SAK (Schweden, Norwegen, Finn-land) nicht sozialdemokratisch wählten,und daß überdies die Gewerkschaftsbasiswünschte, daß ihre Organisation mehrAbstand von ihrem natürlichen Verbün-deten gewinne. Symbol für die Lockerungdieser Bindung war die offizielle Aufga-be des Prinzips der “kollektiven Mitglied-schaft” (der Gewerkschaft zur Partei) inSchweden oder der stillschweigende Ver-zicht darauf in Norwegen. In dem Maße,wie sich zudem die regierenden sozial-demokratischen Parteien immer wenigerin der Lage sehen, für gewerkschaftlicheZugeständnisse einen Ausgleich durchwirtschafts-, steuer- und sozialpolitischeMaßnahmen zu bieten, nimmt das Inter-esse der Gewerkschaften an einer engenBindung an die Partei ab. Mit der Libera-lisierung und Internationalisierung derWirtschaftspolitik, die den Handlungs-spielraum der Regierungen einschränken,und infolge des Anstiegs der Arbeitslo-sigkeit ergeben sich für die Gewerkschaf-ten aus dem Rückgewinn an Autonomieauch Vorteile.

6. Das Ende der Politik der Vollbe-schäftigung?

Obwohl die Arbeitslosigkeit in den nor-dischen Ländern (mit Ausnahme vonFinnland) immer noch unter dem Durch-schnitt der Europäischen Union liegt(11% im Jahre 1994), wird ihr massiverAnstieg als alarmierend betrachtet, unddies um so mehr, als 3 bis 4% derErwerbsbevölkerung an Umschulungs-,Weiterbildungs- und Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen teilnehmen und damiteiner sogenannten ‘verdeckten’ Beschäf-tigung nachgehen.

Die niedrige Arbeitslosigkeit, die für dienordischen Länder bis Ende der achtzigerJahre so charakteristisch war, erklärtesich durch eine Vielzahl von Faktoren.Die Zentralisierung der Tarifverhandlun-gen ermöglichte eine Koordinierung derLohn- und Gehaltserhöhungen. Dadurch

konnten, um des Gemeinwohls willen,Einkommenssteigerungen vermiedenwerden, die die Leistungsfähigkeit derWirtschaft überstiegen hätten, und eineInflationsspirale abgewendet werden, dieArbeitsplätze vernichtet hätte. Im Unter-schied zu anderen europäischen Länderntrug schließlich eine ausgereifte unddurchdachte ‘aktive Beschäftigungspoli-tik’ - mit berufsbildenden Praktika (ins-besondere Umschulungen) und gemein-nütziger Arbeit - dazu bei, Arbeitslosig-keit zu verhindern oder Arbeitslosenrasch wieder zu einer Beschäftigung zuverhelfen. Die nordischen Regierungenwaren bestrebt, mehr Geld für Um-schulungsmaßnahmen aufzuwenden alsfür passiv empfangene Unterstützungs-leis tungen. Während jedoch akt ivebeschäftigungspolitische Maßnahmenfrüher üblicherweise 80% der Arbeitslo-sen erreichten, konnten 1992 nur noch50% der Arbeitslosen (in Schweden undNorwegen) auf diese Weise gefördertwerden, ein Prozentsatz, der so niedrigwar wie zuletzt 1950.

Schließlich und vor allem konnte die Ar-beitslosigkeit bis Ende der achtziger Jah-re mehr als anderswo durch makroöko-nomische Maßnahmen aufgefangen wer-den. Dies erfolgte zum einen durch eineAusweitung des öffentlichen Sektors,womit Arbeitsplatzverluste, die durchindustrielle Umstrukturierungen bedingtwaren, ausgeglichen werden konnten,und zum anderen durch wiederholteWährungsabwertungen, die Exportunter-nehmen günstigere Terms of Trade ver-schafften. All diese traditionellen wirt-schaftspolitischen Maßnahmen werdenaber gegenwärtig von den Regierungenund den Arbeitgebern in Frage gestellt,da sie angesichts der neuen Phase derwirtschaftlichen Internationalisierung undder Integration in die Europäische Unionnicht mehr opportun erscheinen. InSchweden beispielsweise warfen die Ge-werkschaften LO und TCO der Regierung1992 vor, die Arbeitslosigkeit bewußt zurEindämmung des Preisanstiegs einzuset-zen, und forderten ein nationales Pro-gramm zur Schaffung von Arbeitsplätzen.Vor allem in dem Maße, in dem die Voll-beschäftigung nicht weiterhin das Haupt-ziel der Wirtschafts- und Sozialpolitikdarstellt, ist die Frage nach den Überle-benschancen der nordischen ‘Modelle’angebracht.

“Während ... aktivebeschäftigungspolitischeMaßnahmen früherüblicherweise 80% derArbeitslosen erreichten,konnten 1992 nur noch50% der Arbeitslosen (inSchweden und Norwegen)auf diese Weise gefördertwerden, ein Prozentsatz,der so niedrig war wiezuletzt 1950.”

“Mehr als anderswokonnte die Arbeitslosigkeitbis Ende der achtzigerJahre durch makroökono-mische Maßnahmenaufgefangen werden ....Diese traditionellenwirtschaftspolitischenMaßnahmen werden abergegenwärtig von denRegierungen und denArbeitgebern in Fragegestellt, da sie angesichtsder neuen Phase derwirtschaftlichen Interna-tionalisierung und derIntegration in die Euro-päische Union nicht mehropportun erscheinen.”

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EugeniaKazamakiOtterstenarbeitet alsForschungsstipendiatinam IUI (demWirtschafts- und

SozialwissenschaftlichenInstitut der Industrie),Stockholm.

Wird Schweden in der Lage sein, zusätz-lich zu den Problemen, die sich aus derIntegration in die Europäische Union er-geben, auch diese neuen Herausforderun-gen zu meistern? Schweden ist bekanntfür seine zahlreichen Arbeitsmarkt-Insti-tutionen, die sich im neuen europäischenUmfeld als hilfreich, aber auch als hin-derlich für die Anpassung des allgemei-nen und beruflichen Bildungswesens andie Erfordernisse des Arbeitsmarktes er-weisen können. Durch die Einbindung indie Europäische Union wird das schwe-dische Ausbildungssystem stärker unterDruck geraten. Die Frage lautet: Verfügtdas schwedische Ausbildungssystem überdas geeignete Instrumentarium und dieerforderliche Flexibilität, um die notwen-digen Reformen in Angriff zu nehmen? Indiesem Artikel werden das schwedischeBerufsbildungssystem, seine Einbindungin das berufliche Bildungswesen der Eu-ropäischen Union und die Erwartungenin bezug auf die zukünftige Entwicklunguntersucht.

Einige Hintergrundinfor-mationen

Im schwedischen Schulsystem sind 9Pflichtschuljahre vorgesehen, an die sichwahlweise der Besuch der höheren Schuleanschließt, in der sowohl allgemeine alsauch berufliche Ausbildungsgänge ange-boten werden. In den meisten Industrie-staaten gibt es eine Mindestpflicht-schulzeit, in der Regel 9 Jahre. In einigeneuropäischen Ländern dauert sie länger,z.B. 10 Jahre in Belgien, Finnland, Frank-reich und Deutschland, 11 Jahre in Hol-land und für einige Schulabschlüsse 12Jahre in Belgien und Deutschland. Auf

Das schwedischeBerufsbildungssystemWas bringt die europäischeIntegration?“Eine fundierte Ausbildung macht sich bezahlt” (US-Arbeitsministerium, 1991).

Mit dem Problem der Höherqualifizierungder Arbeitnehmerschaft sind die meistenhochentwickelten Industrieländer kon-frontiert. Es ist paradoxerweise genau zuder Zeit offenkundig geworden, als fastüberall in der Welt immer mehr Jugendli-che immer länger zur Schule gingen. Invielen Berufen übersteigt das Bildungs-niveau bereits die beruflichen Anforde-rungen.

Das Problem der Humanressourcen erle-digt sich allerdings nicht durch Anhebungdes Bildungs- und Qualifikationsniveaus.Die derzeitige Situation auf dem schwe-dischen Arbeitsmarkt erfordert zwingendeine Reform des gesamten Berufs-bildungssystems. Schon in der Schulemüssen die Grundlagen zum Weiterlernenwährend des Arbeitslebens vermitteltwerden (Kazamaki Ottersten 1994). Inso-fern gewinnt das sekundare Bildungs-wesen zunehmend an Bedeutung. Jederwird sich darauf einstellen müssen, daßsich sein Arbeitsplatz immer wieder ver-ändert. Deshalb werden Lernen, Ausbil-dung und Umschulung künftig zu einerlebenslangen Investition und einer Erfah-rung, die den gesamten beruflichen Wer-degang begleitet. Eine derart kontinuier-liche Investitionsbereitschaft muß durchentsprechende Anreize gefördert werden.Eine spürbare Anhebung des Lohn- undGehaltsniveaus für gut ausgebildete Kräftewäre ein erster Schritt. Heute sind dieUnternehmen bei der Einstellung von Mit-arbeitern weitaus kritischer als früher: eskommen nur Bewerber zum Zuge, dielernfähig und intellektuell flexibel genugsind, um sich auf neue Anforderungen amArbeitsplatz einzustellen. Wenn es bei derAuswahl auf “Lernfähigkeit” ankommt,dann wird ein höheres Bildungsniveauvorrangiges Qualitätsmerkmal sein.

Lange Zeit wurde Schwedenauch von vielen anderen euro-päischen Ländern wegen sei-nes Arbeitsmarktsystems, sei-ner kompetenten Arbeitneh-merschaft und der Qualität sei-nes beruflichen Bildungs-systems als beispielhaft ange-sehen. Die nachhaltig niedrigeArbeitslosenquote galt als Be-weis für den Erfolg der schwe-dischen Arbeitsmarktpolitik.In letzter Zeit hat die schwedi-sche Wirtschaft jedoch ebensowie andere europäische Län-der mit Problemen zu kämp-fen, z.B. hohe offene Arbeits-losigkeit und eine Verschlech-terung der Qualifikationsbasisbei der Arbeitnehmerschaft.Um es genauer zu sagen: DieQualifikationen, die von denSchulen und über beruflicheBildungsprogramme vermit-telt werden, werden den An-forderungen der Arbeitgebernicht gerecht. Das ist zum Teildarauf zurückzuführen, daßsich das Bildungssystem nochnicht auf die Veränderungeneingestellt hat, die sich in denletzten zehn Jahren in der in-dustriellen Produktion und aufdem Arbeitsmarkt vollzogenhaben. Infolgedessen ist dertechnologische Wandel in derschwedischen Industrie mitPersonalproblemen behaftet.Ohne qualifizierte Arbeitskräf-te wird sich der technologi-sche Übergangsprozeß ver-langsamen und die Arbeitneh-mer stark belasten. Chancenauf dem Arbeitsmarkt wird inZukunft nur derjenige haben,der über die entsprechendenBildungsvoraussetzungen ver-fügt und bereit ist, sich stän-dig weiterzubilden.

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internationaler Ebene besteht die Ten-denz, das Einschulungsalter vorzuziehen.Außerdem bleiben immer mehr Schülerlänger in Ausbildung.

Etwa 90% besuchen nach Abschluß derElementarschule die höhere Schule. SeitBeginn der 80er Jahre entscheiden sichweniger Schüler der höheren Schule fürden allgemeinbildenden Zweig, der zumHochschulstudium führt. Die berufsbezo-genen Ausbildungsgänge rücken in denVordergrund. Diese Entwicklung ist auchin vielen anderen Ländern zu beobach-ten, mit Ausnahme der USA und Japans.Darüber hinaus besteht die Möglichkeitder betrieblichen Ausbildung, die entwe-der als arbeitsmarktpolitische Maßnahmeoder von öffentlichen und privaten Insti-tutionen angeboten wird.

Im internationalen Vergleich liegen diedurchschnittlichen Aufwendungen deröffentlichen Hand für das Bildungswesenin Schweden höher als der OECD-Durch-schnitt (OECD, 1992). Das Ausgabenvo-lumen ist höher als in Frankreich,Deutschland und im Vereinigten König-reich, aber niedriger als in Dänemark,Norwegen und Finnland. Das Schulwesenwird überwiegend aus öffentlichen Mit-teln finanziert. Die betriebliche Ausbil-dung wird selbstverständlich privat finan-ziert, allerdings erhalten viele Firmen be-trächtliche staatliche Zuschüsse. Sie sol-len die Betriebe zur Bereitstellung vonAusbildungsplätzen und zur Durchfüh-rung von Fortbildungsmaßnahmen veran-lassen. Aus dem Fonds “Arbeitsleben”haben die Betriebe erhebliche Unterstüt-zung für Ausbildunszwecke erhalten. Dieweitere Entwicklung wird zeigen, ob die-se Mittel erfolgreich eingesetzt wurden(Lindh, Mellander, Kazamaki Ottersten1994).

Untersuchungen haben gezeigt, daßSchweden in den 80er Jahren ein ziem-lich kostspieliges Elementarschulsystemunterhalten hat. Im internationalen Ver-gleich lagen die Gesamtkosten pro Schü-ler zwischen 23% und 28% höher als dieunserer skandinavischen Nachbarn.

Garantiert uns das aber auch eine hoheQualität? Da die schwedischen Schuleneine größere “Lehrerdichte” haben undgeringere Schülerzahlen pro Klasse alsandere Länder, sollte man auch bessere

Leistungen erwarten dürfen. Ob dies tat-sächlich der Fall ist und die Schüler unterdiesen Voraussetzungen bessere Leistun-gen erbringen, darüber gibt es bislangnoch keine einschlägigen Untersuchun-gen. Der Vergleich zu anderen Ländernzeigt, daß die schwedischen Schüler übergute Kenntnisse im Lesen und in denFremdsprachen verfügen, aber unbefrie-digende Kenntnisse im Schreiben und inMathematik (Fägerlind, 1993). Die schwe-dischen Schüler vollbringen keine Spit-zenleistungen. Das ist keine ideale Vor-aussetzung für eine Wirtschaft, die sichan der Schwelle zu einem tiefgreifendentechnologischen Wandel befindet. Inzwi-schen können wir feststellen, daß die jün-gere Generation besser ausgebildet ist alsdie ältere, und zwar in der gesamten Eu-ropäischen Gemeinschaft. In den skandi-navischen Ländern, in Deutschland, Öster-reich, England und in der Schweiz ist derAnteil der Arbeitnehmer mit Abschluß-zeugnis einer höheren Schule sehr hoch.

Lebenslanges Lernen

Die früheren tayloristischen Produktions-methoden werden allmählich durchleistungsfähigere Formen der Arbeitsor-ganisation abgelöst. Neue Firmen undBranchen haben sich an die Spitze dieserEntwicklung gesetzt. Die Veränderungen,die sich auf dem Arbeitsmarkt und amArbeitsplatz vollziehen, machen es erfor-derlich, daß “das Bildungswesen und derArbeitsmarkt miteinander verzahnt wer-den” (Eliasson 1994). Die Schulen müs-sen ihren Schülern das Rüstzeug für denArbeitsmarkt vermitteln - eine Aufgabe,die Vorrang hat vor al len anderen(Eliasson 1992).

Weiterbildung am Arbeitsplatz entwickeltsich zu einem typischen Merkmal dermodernen Arbeitswelt. Nur Bewerber miteinem zufriedenstellenden Bildungsni-veau werden bei der Besetzung von Stel-len, für die Weiterbildung erforderlich ist,berücksichtigt. Die Auswahlverfahren derUnternehmen werden immer selektiver,und rigorose Einstellungspraktiken wer-den zur Regel. Mehrere empirische Studi-en, in denen eine größere Zahl von Un-ternehmen befragt wurden, haben gezeigt,daß moderne Industriebetriebe bei derEinstellung von Fabrikarbeitern das Ab-

“Die derzeitige Situationauf dem schwedischenArbeitsmarkt erfordert

zwingend eine Reform desgesamten Berufsbildungs-

systems.”

“Etwa 90% besuchen nachAbschluß der Elementar-

schule die höhere Schule.”

“Im internationalenVergleich liegen die

durchschnittlichen Auf-wendungen der öffentli-chen Hand für das Bil-

dungswesen in Schwedenhöher als der OECD-

Durchschnitt.”

“Untersuchungen habengezeigt, daß Schweden in

den 80er Jahren einziemlich kostspieligesElementarschulsystem

unterhalten hat.”

“Weiterbildung am Arbeits-platz entwickelt sich zu

einem typischen Merkmalder modernen Arbeitswelt.

Nur Bewerber mit einemzufriedenstellenden

Bildungsniveau werdenbei der Besetzung von

Stellen, für die Weiterbil-dung erforderlich ist,

berücksichtigt.”

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schlußdiplom der höheren Schule alsMindestvoraussetzung ver langen(Kazamaki Ottersten 1994). Zu den Min-destanforderungen gehören oft auch fol-gende Qualifikationen: kommunikativeFertigkeiten in Schwedisch, Fremd-sprachenkenntnisse und Mathematik.Ganz oben auf der Wunschliste der Ar-beitgeber rangieren Mitarbeiter, die “lern-fähig” sind, die über ausgeprägte Fähig-keiten zur Problemlösung verfügen unddie im Team arbeiten können (sozialeFähigkeiten). Diese Entwicklung hat dazugeführt, daß sogar bei der Besetzung vonStellen im Produktionsbereich nur derje-nige eine Chance hat, der zumindest diehöhere Schule abgeschlossen hat. Aussichtauf Beschäftigung werden in Zukunft nurMenschen mit entsprechenden Bildungs-voraussetzungen haben.

Kurzum: Ausbildung wird zu einer Le-bensaufgabe. Ausbildung und Umschu-lung finden in verschiedenen Lebensab-schnitten und an unterschiedlichen Ortenstatt. Unter diesem Aspekt gewinnt dieschulische Ausbildung infolge der euro-päischen Integration eine neue Dimensi-on: Es werden mehr Sprachkenntnissegefordert und auch die Fähigkeit zur Zu-sammenarbeit in einem multikulturellenTeam von Arbeitskollegen. Für den ein-zelnen ebenso wie für das Schulsystembedeutet dies eine Erweiterung des Hori-zonts und der Chancen. Arbeitnehmer ausLändern mit hohem Bi ldungs- undQualifikationsniveau werden stärker ge-fragt sein als andere. Insofern wird derKonkurrenzdruck alle Länder zur Anhe-bung des Bildungsstandards zwingen.Kompetenz ist andererseits auch eine Ei-genschaft, die auf dem ArbeitsmarktSchwierigkeiten bereitet (Eliasson 1994).Arbeitskräfte mit hoher Kompetenz sind,gemessen an dem Wert ihrer Leistung fürden Arbeitgeber, in der Regel unterbe-zahlt. Das gleiche gilt mit umgekehrtemVorzeichen für ungelernte Arbeitskräfte(Eliasson 1992). Dies wirkt sich negativauf den Lerneifer in Schule und Betriebaus. Gerade weil Kompetenz kumulativerworben wird und weil in der Schulzeitdie Grundlagen für weiteres Lernen amArbeitsplatz vermittelt werden, erwartetjeder, daß sich seine Ausbildung langfri-stig auszahlt. Wenn diese Erwartung ent-täuscht wird, bedeutet das einen schlech-ten Start ins Erwachsenenleben. In einemintegrierten Europa ergeben sich negati-

ve Folgen für den einzelnen auch dann,wenn er oder sie nicht in der Lage ist, ineinem internationalen Umfeld zu arbei-ten und sich flexibel auf dieses einzustel-len.

Lohnt sich Bildung?

Nach konventioneller Auffassung solltes ich Lernen auszahlen (KazamakiOttersten, Mellander, Meyerson, Nilsson1994). In Schweden ist dieser Lohnzu-wachs im internationalen Vergleich jedochsehr niedrig.

Seit Becker (1962), Mincer (1958, 1962,1974) und Schultz (1960, 1961) ihre grund-legenden Arbeiten zu diesem Thema ver-öffentlicht haben, wird unablässig undintensiv über die Zusammenhänge zwi-schen Einkommenshöhe und Human-ressourcen diskutiert. Lohnformeln (wageequations) sind inzwischen klassischerBestandteil der Wirtschaftswissenschaftenund häufiger Gegenstand empirischerForschungen. Ausführliche Untersuchun-gen gibt es auch über die Defizite derursprünglichen Lohnformeln (KazamakiOttersten, Mellander, Meyerson undNilsson 1994).

In Schweden beträgt der relative Lohnzu-wachs, der aufgrund eines zusätzlichenAusbildungsjahres erzielt wird, ca. 3 - 4%. Dieser Lohnzuwachs ist in der Zeit von1984 bis 1991 relativ konstant geblieben.Allerdings sollte man als Vergleichswertden OECD-Durchschnitt von ca. 10 - 12% berücksichtigen. Es soll aber nicht un-erwähnt bleiben, daß trotz des im inter-nationalen Vergleich relativ niedrigen Ni-veaus einige Berufsgruppen, z.B. Inge-nieure, einen höheren Lohnzuwachs er-zielen konnten. Das bedeutet jedoch nur,daß diese Gruppe jetzt endlich die glei-chen Steigerungsraten erreicht wie derschwedische Durchschnitt (Mellander1994).

Der niedrige Lohnzuwachs gibt Anlaß zufragen, ob wir nicht mit der Abwande-rung der Intelligenz und einer Neuvertei-lung der Kompetenz im erweiterten eu-ropäischen Markt rechnen müssen.Höchstwahrscheinlich hat diese Abwan-derung schon eingesetzt. Menschen mithohem Bildungsniveau werden selbstver-

(...) “Industriebetriebeverlangen bei der Einstel-lung von Fabrikarbeiterndas Abschlußdiplom derhöheren Schule alsMindestvoraussetzung.”

“In Schweden ist derLohnzuwachs im interna-tionalen Vergleich sehrniedrig.”

“Der niedrige Lohnzu-wachs gibt Anlaß zufragen, ob wir nicht mitAbwanderung der Intelli-genz und einer Neuvertei-lung der Kompetenz imerweiterten europäischenMarkt rechnen müssen.”

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ständlich die ersten sein, die wegziehen.Selbst wenn es nur wenige sind, kann daserhebliche negative Folgen für die Wett-bewerbsfähigkeit der schwedischen Wirt-schaft haben (Braunerhjelm und Eliasson,1994). Hochentwickelte Arbeitsmärktewerden einen höheren Bedarf an hoch-gebildeten Arbeitskräften haben und die-se abwerben. Wenn man von Abwande-rung der Intelligenz spricht, sollte mansich darüber im klaren sein, daß Bildungund Migration in erheblichem Maße vonder Einkommenshöhe beeinflußt werden(Lundborg 1991). Dabei können auchlandesspezifische Unterschiede eine Rol-le spielen. Wird die Integration in die EUzu einer diesbezüglichen Sensibilisierungführen? Welche Faktoren spielen bei derAbwanderung von Menschen mit höhe-rem Bildungsniveau eine Rolle? Diese Fra-gen müssen dringend und gründlich un-tersucht werden.

Institutionelle Hemmnisse

Die Flexibilität des Arbeitsmarktes wirdentscheidend beeinflußt vom Bildungsni-veau der Menschen und von der Qualitätder Arbeitsmarktinstitutionen. Viele die-ser Institutionen - vor allem solche, diemit der Kartellisierung der Märkte durchdie Gewerkschaften zu tun haben - sindzu einem Hemmschuh für die Flexibili-sierung des Arbeitsmarktes geworden.Arbeitsrecht und Gewerkschaftspraktikenin Schweden könnten dazu beitragen, dieUmstrukturierung des Arbeitsmarktes zuverlangsamen. Umfragen bei Unterneh-men haben in der Tat ergeben, daß dasDurchschnittsalter der Belegschaft in derschwedischen Fertigungsindustrie sehrhoch ist. Dieser Zustand ist zum Teil eineFolge des schwedischen Arbeitsrechts.Inzwischen wissen wir, daß die jüngereGeneration über ein höheres Bildungsni-veau verfügt, wenngleich die Älteren denVorteil langjähriger Erfahrung im Arbeits-leben mitbringen.

Weil das Arbeitsrecht mit dem Grundsatz“zuerst geheuert, zuletzt gefeuert” dieKündigung langjähriger Mitarbeiter ver-hindert, werden langfristig gerade die al-ten Firmen Produktivitätseinbußen erlei-den, vor allem diejenigen, die in rückläu-figen oder stagnierenden Märkten aktivsind (Kazamaki Ottersten 1993). Dieser

negative Effekt wird noch dadurch ver-stärkt, daß den Arbeitnehmern nur gerin-ge Anreize geboten werden, sich durcheinen Wechsel des Arbeitsplatzes oder desArbeitgebers weiterzubilden. Aus diesemGrund dürfte bei manchem Unternehmenwenig Neigung zu Invest i t ionen inHumanressourcen bestehen, vor allem beisolchen mit überalterter Arbeitnehmer-schaft, bei der sich Umschulung nichtlohnt. Obwohl die jüngere Generationbesser informiert und in den neuen Tech-niken besser ausgebildet ist, wird auchsie Schwierigkeiten beim Eintritt ins Ar-beitsleben haben. Dieser negative Effektbeeinträchtigt indirekt auch die Beschäfti-gungsaussichten der Jugendlichen. Er wirdzusätzlich verstärkt, wenn die tarifvertrag-lich festgelegten Eingangslöhne zu hochsind.

In einer immer enger zusammenwachsen-den Welt müssen diese institutionellenHemmnisse beseitigt werden. Einige dürf-ten bei einer effizienteren Verhandlungs-führung der Tarifparteien von selbst ver-schwinden. Bis zu einem gewissen Gradwird die Einbindung in die EuropäischeUnion die Situation am Arbeitsmarkt ver-bessern und zu seiner Deregulierung bei-tragen (siehe Eliasson 1994). Wenn es tat-sächlich dazu kommt, dann wird dies auchdie Qualität des Sekundarschulwesensverbessern und Anreize zum “Lernen”schaffen. Allerdings bestehen in der Eu-ropäischen Gemeinschaft auch heute nochinstitutionelle Hemmnisse und problema-tische Arbeitsmarktpraktiken. Deshalbmuß man darauf hoffen, daß in Zukunftein Vorstoß zur Deregulierung des gesamt-europäischen Arbeitsmarktes unternom-men wird, damit Europa angesichts derneuen Herausforderungen aus West undOst wettbewerbsfähig bleibt.

Das schwedischeBerufsbildungssystem auseuropäischer Perspektive

Wie sollte das Ausbildungswesen organi-siert werden? Wer soll dafür bezahlen? Dassind die Fragen, die sich im Zusammen-hang mit einem europäischen Berufsbil-dungssystem stellen. Welche Möglichkei-ten sollen geschaffen werden, und wel-che Hindernisse gilt es zu überwinden?Wie soll ein gutes Bildungswesen gewähr-

“Viele (...) Institutionen(des Arbeitsmarktes), vor

allem solche, die mit derKartellisierung der Märk-

te durch die Gewerkschaf-ten zu tun haben, sind zu

einem Hemmschuh für dieFlexibilisierung des

Arbeitsmarktes gewor-den.”

“(...) das Durchschnittsal-ter der Belegschaften in

der schwedischenFertigungsindustrie ist

sehr hoch. (...) Inzwischenwissen wir, daß die

jüngere Generation überein höheres Bildungsni-

veau verfügt, wenngleichdie Älteren den Vorteil

langjähriger Erfahrung imArbeitsleben mitbringen.”

“Bei manchem Unterneh-men besteht wenig Nei-

gung zu Investitionen inHumanressourcen, vor

allem bei solchen mitüberalterter Arbeitneh-merschaft, bei der sich

Umschulung nicht lohnt.”

“Obwohl die jüngereGeneration besser infor-

miert und in den neuenTechniken besser ausgebil-

det ist, wird auch sieSchwierigkeiten beim

Eintritt ins Arbeitslebenhaben.”

“In der EuropäischenGemeinschaft bestehen

auch heute noch institu-tionelle Hemmnisse und

problematischeArbeitsmarktpraktiken.”

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leistet werden? Wer wird verantwortlichsein? Wieviel Bildung wird benötigt? Müs-sen wir alle das Abschlußdiplom einerhöheren Schule in der Tasche haben, umfür einen Job in Frage zu kommen? Wirdes einen gespaltenen Arbeitsmarkt und eingespaltenes Europa geben mit einer Be-völkerung, die sich aufteilt in schlechtausgebildete Arbeitskräfte einerseits,hochqualifizierte Arbeitskräfte anderer-seits und entsprechend gegeneinander ab-geschottete Arbeitsmärkte?

Der rapide Wandel in der industriellenTechnologie bringt neue Herausforderun-gen für die Bildungssysteme und die Ar-beitsmärkte in Europa mit sich (Eliassonund Kazamaki Ottersten 1994). Die Inte-gration Schwedens hat bereits eingesetzt,z.B. im Rahmen des ERASMUS-Programmsund durch Interaktion im Hochschulbe-reich und in der Forschung. Das schwe-dische System der Berufsbildung hat guteChancen, die europäische Integration mitErfolg zu bestehen. Schon jetzt sind dieschwedischen Schüler und Studenten sehrdaran interessiert, im Ausland zu studie-ren. Die europäische Integration erwei-tert den Horizont und eröffnet neue Aus-bildungsmöglichkeiten.

Es gibt allerdings einige zusätzliche Pro-bleme, die hier nicht unerwähnt bleibensollen:

❏ Die Betriebe legen besonders großenWert auf kommunikative Fähigkeiten, undzwar sowohl im sprachlichen als auch immathematischen Bereich. Mathematik ge-winnt auf allen Ebenen zunehmend anBedeutung, auch in den Fabrikhallen.Dennoch sinkt an den höheren Schulendie Zahl der Schüler, die mathematischeund naturwissenschaftliche Fächer bele-gen. Obwohl diese Tendenz in allen hoch-entwickelten Industrieländern zu beob-achten ist, läßt sie doch ernsthafte Pro-bleme für die Zukunft befürchten. Außer-dem werden die neuen Einstellungs-praktiken der Unternehmen eine Reorga-nisation des Bildungssystems erforderlichmachen. Die von der Wirtschaft vorgege-benen Standards müssen erfüllt werden,damit die Schüler auch in Zukunft gutbezahlte Jobs finden können.

❏ Eine weitere Frage, die gründlich un-tersucht werden sollte und schon jetzt aufeiniges Interesse stößt, lautet: Wird der

Gemeinsame Markt in einigen Ländern zueiner Abwanderung der Intelligenz füh-ren, von der andere dann profitieren? Län-der, in denen eine Politik der Lohn-nivellierung betrieben wird, werden ihrePolitik revidieren müssen. Diese Fragewird auch in einem Artikel von Per Lund-borg, der in dieser Ausgabe erscheint,angesprochen.

❏ Wir sollten im Auge behalten, daßmultilaterale Abkommen oft nur schwerin die Praxis umzusetzen sind, vor allem,wenn diese Abkommen auf zu hoher Ebe-ne geschlossen werden. Eine weitere Aus-weitung der Bürokratie ist für die schwe-dische Wirtschaft keineswegs wünschens-wert. Die europäische Integration erfor-dert Flexibilität sowohl bei der prakti-schen Umsetzung als auch beim Abschlußmultilateraler Vereinbarungen. Wenn maneinen Teil dieser Vereinbarungen auf eineniedrigere Entscheidungsebene verlagernkönnte, wäre das sicherlich vorteilhaft.

Was dürfen wir also in Anbetracht dieserProbleme von der europäischen Integra-tion erwarten? Im günstigsten Fall tretenfolgende Entwicklungen ein:

1) Eine schnellere Anpassung des Bil-dungsmarktes an die gemeinsamen Erfor-dernisse und Bildungsziele sowie eineErweiterung der Wahlmöglichkeiten. Au-ßerdem werden sich hoffentlich die Vor-aussetzungen für Wissenschaft und For-schung verbessern.

2) Die verstärkte Interaktion der europäi-schen Arbeitsmärkte und die größereKonkurrenz werden zu einer Anhebungdes Bildungsniveaus führen, und zwarsowohl in der schulischen als auch in derbetrieblichen Ausbildung. Dieser Effektwird wahrscheinlich in allen europäischenLändern eintreten. Die Lohnprämie fürbesser ausgebildete Arbeitskräfte dürftesteigen.

3) Der stärkere Wettbewerb wird Kosten-druck erzeugen und zu Qualitätssteige-rungen zwingen. Für Schweden mit sei-nem relativ teuren Bildungswesen dürftedieser Aspekt besonders wichtig sein.

Selbst unter Berücksichtigung der obenbeschriebenen Einschränkungen dürfteder Gesamteffekt für das schwedischeAusbildungssystem positiv sein.

“Mathematik gewinnt aufallen Ebenen zunehmendan Bedeutung, auch in denFabrikhallen. Dennochsinkt an den höherenSchulen die Zahl derSchüler, die mathemati-sche und naturwissen-schaftliche Fächer bele-gen.”

“Multilaterale Abkommensind oft nur schwer in diePraxis umzusetzen, vorallem, wenn diese Abkom-men auf zu hoher Ebenegeschlossen werden.”

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Das Berufsbildungssystem in Schweden

❏ In der Vorschulerziehung gibt es mehrere Institutionen, die für die Betreuung der 0 - 6/7 Jahre alten Kinder zuständig sind: Tagesstätten, Teilzeitgruppenund offene Vorschule.

❏ Seit 1991 können Kinder im Alter von 6 Jahren eingeschult werden, wenn die Eltern dies wünschen und die Kommune die entsprechenden Aufnahme-kapazitäten hat. Diese Option soll ab dem Schuljahr 1997/98 überall möglich sein.

❏ Der Schulpflicht unterliegen alle Kinder von 6/7-16 Jahre. Zuständige Einrichtung ist die koedukative Gesamtschule, die von allen Kindern besuchtwird. Seit der Einführung der 9jährigen Schulpflicht im Jahre 1962 ist die Pflichtschulzeit in 3 Blöcke mit jeweils 3 Schuljahren unterteilt: Unter-, Mittel-und Oberstufe. Vom Schuljahr 1995/96 an wird ein neuer, landesweit gültiger Lehrplan für die Klassen 1-7 eingeführt. Im Schuljahr 1996/97 wird die 8.Klasse und im Schuljahr 1997/98 die 9. Klasse einbezogen.

❏ Bei der 1992 eingeführten Sekundarstufe II handelt es sich um ein Gesamtschulsystem, das ab dem Schuljahr 1995/96 voll verwirklicht sein wird. AlleBildungsgänge erstrecken sich über eine Dauer von 3 Jahren. Entsprechend den landesweit gültigen Vorschriften werden 16 Bildungsgänge angeboten:14 sind überwiegend berufsorientiert, und 2 befähigen zum Hochschulstudium. Alle Bildungsgänge haben jedoch 8 gemeinsame Kernfächer, nämlichSchwedisch, Englisch, Staatsbürgerkunde, Religion, Mathematik, Naturwissenschaften, Sport und Gesundheitserziehung, Kunsterziehung. Zusätzlichbelegen die Schüler Wahlfächer entsprechend dem von ihnen gewählten Bildungsgang.

❏ Voraussetzung für den Erwerb eines Universitäts- oder Fachhochschulabschlusses ist ein Studium von unterschiedlicher Dauer (2-5,5 Jahre). Die Studi-engänge sind fachspezifisch und ermöglichen den Einstieg in eine Vielzahl von Berufen, z.B. Medizin oder Pädagogik für die Sekundarstufe II.

Graphik: Rudolf G. Schmitt, Berlin; technische Produktion: Axel Hunstock, Berlin; Beratung im Auftrag von CEDEFOP: Pekka Kämäräinen

höhere akademische Grundbildung

zusätzliche berufsbezogene Studien

Universitätsabschluß

Kurzstudiengänge

Vordiplom, Zwischenprüfung

post-sekundäre Weiterbildung

Qualifizierungskurse, Abendschulen

Schu

lpfli

cht

Vorschule

Hochschule

Primarstufe

Sekundarstufe II

1817

1615

1413

1211

109

87

65

43

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Schlußfolgerungen

Durch die europäische Integration wirddas Bildungswesen aufregender werden,denn sie ermöglicht gemeinsame For-schungsprojekte und interessante Ent-wicklungsvorhaben. Wenn die Integrati-on erfolgreich sein soll, muß der natio-nale Arbeits- und Ausbildungsmarkt funk-tionieren und flexibel sein. Integrationbeginnt immer auf nationaler Ebene. DasProblem eines leistungsfähigen Arbeits-

marktes und Bildungssystems stellt sichja nicht nur in Schweden. Dennoch glau-ben wir, daß die enge Verzahnung mitEuropa sich in vielerlei Hinsicht positivauf das Bildungsniveau in Schweden aus-wirken wird. Höhere Bildung wird einhöheres Ansehen genießen und sich aus-zahlen. Allerdings dürfte dies auch miteinigen Nachteilen verbunden sein; sowerden die Probleme mit auf hoher Ebe-ne geschlossenen multilateralen Abkom-men durch die europäische Integrationwahrscheinlich noch verschärft.

Becker, G.S., 1962, Investment in Human Capital:A Theoretical Analysis, Journal of Political Economy,Bd.70 Nachtrag, Teil 2, S. S9 - 549.

Braunerhjelm, P., Eliasson, G., 1994, Finan-stidningen.

Eliasson, G., 1992, Arbetet - dess betydelse, dessinnehåll, dess kvalitet och dess ersättning (Arbeit -ihre Bedeutung, ihr Inhalt, ihre Qualität und ihreBezahlung), IUI, Stockholm.

Eliasson, G., 1994, Bildungseffizienz und Kompe-tenzmärkte, in: Europäische Zeitschrift für Berufs-bildung, Nr. 2/94.

Eliasson, G., Kazamaki Ottersten, E., 1994, Omförlängd skolgång (Verlängerte Schulzeit), IUI,Almqvist och Wiksell International, Stockholm.

Fagerlind, I. (1993), Utbildningen i Sverige och detmänskliga kapitalet. Nya villkor för ekonomin ochpolitiken (Das Bildungswesen in Schweden und dasHumankapital. Neue Anforderungen an Wirtschaftund Politik), Rapport till Ekonomikommission.

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Kazamaki Ottersten, 1994, Trends in der Einstel-lungspraxis schwedischer Unternehmen. Europäi-sche Zeitschrift für Berufsbildung, Nr. 1/94.

Kazamaki Ottersten, E. , Mellander, E. ,Meyersson, E., Nilsson J., 1994, Pitfalls in theMeasurement of the Return to Education: AnAssessment Using Swedish Data, IUI ArbeitspapierNr.414.

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Literaturhinweise

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Lundborg, P., 1991, Determinants of Migration inthe Nordic Labor Market, The Scandinavian Jour-nal of Economics, Bd.93, Nr.3.

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“Wenn die Integrationerfolgreich sein soll, mußder nationale Arbeits- undAusbildungsmarkt funktio-nieren und flexibel sein.Integration beginnt immerauf nationaler Ebene.”

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Berufsbildung im histori-schen Überblick

In Finnland liegt die berufliche Erstaus-bildung in staatlicher Hand und wird über-wiegend durch öffentliche Bildungsein-richtungen vermittelt. Mit anderen Wor-ten: Sie wird hauptsächlich aus öffentli-chen Mitteln finanziert, und es ist Aufga-be der Behörden sicherzustellen, daß dieallgemein verbindlichen Zielvorgaben derBerufsbildung überall im Lande beachtetwerden. Im finnischen Berufsschulsystemerfolgt auch die praktische Ausbildunghauptsächlich an Schulen.

Durch diese Strukturen sollen gleiche Bil-dungschancen für alle gewährleistet wer-den, und zwar unabhängig von Wohnort,wirtschaftlichem Status oder Sprache. ImEinklang mit den nordischen Grundsät-zen der Demokratie wurde die Verwirkli-chung gleicher Bildungschancen für alleschon Ende der 60er Jahre zum vorrangi-gen Ziel erklärt. Bildung gilt als Schlüsselzu internationaler Wettbewerbsfähigkeitund nationalem Wohlstand.

Mit den zentralstaatlichen Planungsdatender 70er und 80er Jahre wurde eine Stei-gerung der Ausbildungsplätze in der be-ruflichen Erstausbildung garantiert. IhreZahl hat sich in der Zeit von 1970-1994verdoppelt. Gleichzeitig reduzierte sichdie Altersgruppe der 16-18jährigen von85 000 auf 65 000. In Finnland ist das Bil-dungsniveau der einzelnen Altersgruppensehr unterschiedlich: von den 25-29jähri-gen haben 80% einen anerkannten Berufs-abschluß oder ein Universitätsdiplom,während es bei den 45-49jährigen nurweniger als 50% sind.

Die Trennung des allgemeinen und be-ruflichen Bildungswesens in der sekun-daren Oberstufe ist international durch-aus üblich, z.B. auch in Frankreich.

Ende der 80er Jahre gab es eine breiteDiskussion über die Neuformulierung der

Bildungsziele. Mit großem Nachdruckwurden individuelle Entscheidungs- undWahlmöglichkeiten gefordert, weil manglaubte, nur so in einer sich verschärfen-den Wettbewerbssituation bestehen zukönnen. Diesen Bildungszielen wurdegleiche Priorität zuerkannt wie denen desvorausgegangenen Jahrzehnts, nämlichChancengleichheit, umfassende Allge-meinbildung und Vermittlung humanisti-scher Werte.

Wichtigstes Ziel dieses Konzeptes ist derAufbau eines Gesamtschulsystems, in demdie Jugendlichen die Möglichkeit haben,allgemeine und berufliche Bildungsgän-ge zu kombinieren oder sich für einender beiden zu entscheiden. Das Niveauder post-sekundaren beruflichen Bil-dungsgänge soll durch Gründung berufs-qualifizierender Fachhochschulen - ähn-lich wie in Deutschland - angehobenwerden. An diesen sollen die Studentendurch wissenschaftliche Arbeit einenBerufsabschluß erwerben. Voraussetzungfür die Zulassung zur Universität wird dererfolgreiche Abschluß einer allgemeinbil-denden Schule oder einer Fachschule sein.Diese strukturellen Planungen befindensich zur Zeit noch im Fluß. Alle Versuchs-projekte, die in diese Richtung zielen,basieren weiterhin auf den derzeitigenLehrplänen.

Die Veränderungen derletzten Jahre

Aufgrund der Veränderungen, die sich seitEnde der 80er Jahre in Europa vollziehen,steht Finnland unter starken Wettbewerbs-druck von außen. Für das Bildungswe-sen wurde die Anhebung des allgemei-nen Bildungsniveaus wichtiger denn je.Wichtigste Ursachen hierfür waren dereuropäische Integrationsprozeß, der wirt-schaftliche Umbruch, die rapide techno-logische Entwicklung und demographi-sche Faktoren. Vor diesem Hintergrundwurden die Grundsätze der ständigen

Matti Kyröist Mitarbeiter des

NationalenBildungsrates

(Zentralstelle fürEntwicklung undEvaluierung des

Bildungswesens), Finnland.Er leitet die Abteilung fürInformation, Forschungs-koordination und quanti-

tative Ermittlung vonBildungsdaten.

Berufsbildung inFinnland

“Die Trennung des allge-meinen und beruflichen

Bildungswesens in dersekundaren Oberstufe ist(...) durchaus üblich, z.B.

auch in Frankreich.”

“Finnland hat sich für eineTrennung des allgemeinenund beruflichen Bildungs-wesens entschieden. Es gibtallgemeinbildende Schulenund arbeitsmarktorientier-te Schulen, aber einer derGrundsätze ist, daß dieSchule markt- und service-orientiert sein soll. Die be-rufsbildenden Angebote fürErwachsene orientierensich schon jetzt ausschließ-lich am Bedarf des Arbeits-marktes (...).In den letzten Jahren habensich zwei Schwerpunkteherauskristallisiert: die Aus-weitung der Lehrlingsaus-bildung und die Einführungkompetenzgestützter Ab-schlußprüfungen in der Be-rufsbildung - analog zu denNVQ’s (National VocationalQualifications) im Vereinig-ten Königreich.”

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Deutschland

Österreich

Schweden

Italien

Niederlande

Dänemark

Belgien

Finnland

Frankreich

Spanien

Irland

Vereinigtes Königreich

Portugal

Berufsschulen allgemeinbildende Schulen

100%90%80%70%60%50%40%30%20%10%0%

Abb. 1: Anteil der Schüler in der Sekundarstufe II der allgemeinbildenden und be-rufsbildenden Schulen in den EU-Staaten 1991.(Von Griechenland und Luxemburg liegen keine Daten vor.)

Weiterbildung und eine entsprechendeUmstrukturierung des Bildungssystemsmit großer Intensität diskutiert.

Zielgruppe der Berufsausbildung in Finn-land sind die Jugendlichen. BeruflicheBildungsangebote für Erwachsene wur-den, abgesehen von Beschäftigungs- undPersonalmaßnahmen, erst gegen Ende der80er Jahre ausgebaut. In der Berufsbil-dung für Jugendliche geht man davon aus,daß so gut wie alle jungen Leute mehroder weniger die gleichen Bildungsvor-aussetzungen mitbringen. Deshalb wur-den die Ausbildungsgänge so strukturiert,daß individuelle Unterschiede nur dannberücksichtigt werden, wenn Lern-schwierigkeiten auftreten. Innerhalb dereinzelnen Ausbildungsgänge gibt es kaumfachliche Differenzierungsmöglichkeiten.

Der Abbau von Arbeitsplätzen wird vor-aussichtlich weiter fortschreiten. Die Ar-beitskräfte scheinen vom Arbeitsmarktverdrängt zu werden und in die Weiter-bildung oder in den Vorruhestand zu ge-hen. Die gegenwärtige Wirtschaftsflauteführt zu einer steigenden Nachfrage nachBildungsmöglichkeiten. Bei den 16-19jäh-rigen sind einige Berufe, die vorher über

Mangel an Auszubildenden geklagt hat-ten, nun wieder attraktiv geworden.

Ende der 80er Jahre war der Anteil derSchüler, die ihre Ausbildung nach Erfül-lung der Schulpflicht fortsetzten, am nied-rigsten. Sie nimmt zur Zeit wieder leichtzu, wird aber Mitte der 90er erneutschrumpfen. Dann werden wir voraus-sichtlich erneut einen Mangel an Fachkräf-ten in einigen wichtigen Produktions- undDienstleistungsbereichen haben. Die zah-lenmäßigen Schwankungen in der Alters-gruppe der Jüngeren erschweren die Pla-nungen ganz erheblich, denn die Behör-den sind gesetzlich verpflichtet, Ausbil-dungsplätze für alle Schulabgänger bereit-zustellen.(Hier Graphik einfügen:)

Aktuelle Zielvorgaben

Die finnische Bildungspolitik zielt in zweiRichtungen: Erstens sucht man nach Lö-sungen, die der schwierigen Situation derWirtschaft und den Problemen des Ar-beitsmarktes gerecht werden; und zwei-tens will man ein Bildungssystem aufbau-en, das qualifizierte und kompetente Ar-

Quelle: Education at a Glance, OECD.

“Das Niveau der post-sekundaren beruflichenBildungsgänge soll durchGründung berufsqualifi-zierender Fachhochschu-len - ähnlich wie inDeutschland - angehobenwerden. An diesen sollendie Studenten durchwissenschaftliche Arbeiteinen Berufsabschlußerwerben.”

“Berufliche Bildungsange-bote für Erwachsenewurden im Gegensatz zuBeschäftigungs- undPersonalmaßnahmen erstgegen Ende der 80er Jahreausgebaut”

“In den 70er Jahren hattenvor allem Chancengleich-heit und Hilfe für dieSchwächsten höchstePriorität. Seitdem hat sichder Schwerpunkt aufindividuelle Belangeverlagert, besonders aufdie Begabtenförderung.”

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Abb. 2: Vergleich der durchschnittlichen Jahreseinkommen von Beschäftigtenmit tertiärem Bildungsabschluß (ohne Universität) in einigen EU-Staaten, aufge-schlüsselt nach Alter und Geschlecht.

Dänemark Finnland Niederlande Portugal SchwedenBelgien0

20

40

60

80

100

120

140

160

Frauen, 25-34 Männer, 25-34 Frauen, 45-64 Männer, 45-64

Quelle: Education at a Glance, OECD

beitskräfte hervorbringt, und zwar nichtnur für den heutigen Bedarf, sondern auchnoch am Ende dieses Jahrzehnts.

Die bildungspolitische Situation ist auchdeshalb so kompliziert, weil sich in derGesellschaft eine Werteverschiebung voll-zieht und die Wertvorstellungen zum Teilnoch recht verschwommen sind. Die Ziel-vorgaben, die in den finnischen Bildungs-gesetzen enthalten sind, stammen aus den70er Jahren, als vor allem Chancengleich-heit und Hilfe für die Schwächsten höch-ste Priorität hatten. Seitdem hat sich derSchwerpunkt auf individuelle Belangeverlagert, besonders auf Begabtenförde-rung. Es bedarf einer ausführlichen Dis-kussion über diese unterschiedlichenWertvorstellungen, damit die Lehrplänefür die Primar- und Sekundarschulen ent-sprechend gestaltet werden können.

Die Schulreform der 70er Jahre war dasErgebnis von Kompromissen. Die Tren-nung von beruflicher und allgemeinerBildung wurde beibehalten. Grundlage für

die Zuordnung und Quantifizierung be-ruflicher Bildungsgänge war der geschätz-te Bedarf an ausgebildeten Arbeitskräften.

Vor der Wahl zwischen den beiden paral-lelen Schulformen entschieden sich im-mer mehr Schüler der Sekundarstufe II fürden allgemeinbildenden Zweig, so daßdessen Kapazität bald erschöpft war. Dieabgewiesenen Schüler mußten nun imberufsbildenden Zweig untergebrachtwerden. Dadurch wurde die Zusammen-führung beider Schulformen erschwert.

Als ein Land mit relativ geringen Boden-schätzen mußte Finnland schon immer aufdie Entwicklung seiner Humanressourcenachten. Die Qualität des Bildungsab-schlusses war und ist ein wichtigesEntscheidungskriterium bei Einstellungenund bei der Festlegung der Vergütung.Beim internationalen Vergleich der Durch-schnittseinkommen, gemessen am Bil-dungsstand, wird dies deutlich. Die Ein-kommen in Finnland sind im Vergleich zuanderen EU-Ländern relativ hoch. Aller-

“Die Schulreform der 70erJahre war das Ergebnisvon Kompromissen. Die

Trennung von beruflicherund allgemeiner Bildung

wurde beibehalten. Grund-lage für die Zuordnung

und Quantifizierungberuflicher Bildungsgängewar der geschätzte Bedarf

an ausgebildeten Arbeits-kräften.”

“Die Qualität des Bil-dungsabschlusses war

und ist ein wichtigesEntscheidungskriterium

bei Einstellungen und beider Festlegung der Vergü-

tung.”

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dings ist der Unterschied bei den Jünge-ren aufgrund des deutlich gestiegenenallgemeinen Bildungsniveaus geringer.

In den 70er Jahren hat man sich daraufgeeinigt, den Bedarf an ausgebildetenArbeitskräften zur Grundlage für dieQuantifizierung des Bildungsangebots zumachen. Dies unterstreicht die Bedeutung,die man der quantitativen Planung beige-messen hat. Dabei wurden inhaltliche Fra-gen nur zum Teil berücksichtigt. Das Bil-dungswesen unterlag somit einer starkenzentralen Kontrolle. Die Kapazitäten inden einzelnen Fachbereichen und ihreregionale Verteilung wurden in einemmehrstufigen Planungsverfahren sehr de-tailliert festgelegt. Diese Quantifizierungs-pläne wurden in letzter Instanz von derRegierung beschlossen.

Heute wird von den Berufsschulen inFinnland eine verstärkte Zusammenarbeitmit der Wirtschaft und Industrie gefordert.Berufsbildung muß attraktiver werden.Besonders in einer Phase wirtschaftlichenAufschwungs, wenn die Nachfrage nachArbeitskräften höher ist als die Zahl derArbeitsuchenden, wird diese Forderunghochaktuell. Im finnischen System derberuflichen Erstausbildung spielen Wirt-schaft und Industrie keine herausragen-de Rolle. Da die Behörden gesetzlich ver-pflichtet sind, in den weiterführendenSchulen Plätze für alle Schulabgängerbereitzustellen, haben die Jugendlicheneine große Auswahl an Bildungsmöglich-keiten. Weil einige Berufe sehr populärsind, ist die Zahl der Interessenten in deneinzelnen Berufsfeldern sehr unterschied-lich.

Vertreter von Wirtschaft und Industrie sindaufgrund ihrer Präsenz in verschiedenenberatenden Ausschüssen an der Bildungs-planung beteiligt. Sie stellen einen gro-ßen Anteil der Mitglieder im BeratendenAusschuß für Bildungsplanung, der sichvor allem mit der Quantifizierung der Bil-dungsangebote befaßt. Es gibt sowohlfachspezifische landesweite Bildungs-ausschüsse als auch regionale und insti-tutionelle Ausschüsse, in denen die Ar-beitgeber- und Arbeitnehmerorganisatio-nen vertreten sind.

Der rapide technologische Fortschritt stelltdie allgemeinen und beruflichen Bildungs-institutionen gegenwärtig vor immense

Herausforderungen. Das trifft besondersauf Finnland zu, wo das Schulsystem sehrgut ausgebaut ist. Es gibt ca. 500 berufli-che Bildungseinrichtungen, in denen proJahr 200 000 Schüler unterrichtet werden.Diesen Berufsschulen ist es unmöglich,bei Investitionen in Unterrichtsmittel mitUnternehmen Schritt zu halten, die sichmit Spitzentechnologie ausrüsten. Deshalbist es zwingend erforderlich, wesentlicheTeile der praktischen Ausbildung in die-se fortschrittlichen Betriebe zu verlagern.

Besonders in den 90er Jahren hat ein star-ker Trend zu kundenorientierten Bil-dungsangeboten eingesetzt. Der Kundeentscheidet, welche Ausbildung er inwelcher Qualität haben möchte. Auf die-se Weise werden die Bildungsplanung unddas Bildungsangebot durch die Nachfra-ge gesteuert. Die finnische Regierung hatbeschlossen, bei der Quantifizierung nachdiesem Prinzip zu verfahren.

Finnland hat sich für eine Trennung desallgemeinen und beruflichen Bildungswe-sens entschieden. Es gibt allgemeinbilden-de Schulen und arbeitsmarktorientierteSchulen, aber einer der Grundsätze ist,daß die Schule markt- und service-orientiert sein soll. Die berufsbildendenAngebote für Erwachsene orientieren sichschon jetzt ausschließlich am Bedarf desArbeitsmarktes.

Schule und Arbeitsleben

Problematisch bei der schulischen Berufs-ausbildung ist der Kontakt zur Arbeitsweltund die Anpassung an neue Anforderun-gen der Wirtschaft. In der Bildungspoli-tik legt man großen Wert auf Praxisnähe.In den letzten Jahren wurde in den Be-rufsschulen der Anteil des praktischenUnterrichts erheblich erweitert. Ein opti-males Gleichgewicht zwischen theoreti-scher und praktischer Ausbildung herzu-stellen sowie Schule und Arbeitswelt bes-ser miteinander zu verzahnen, das ist zurZeit das entscheidende Problem.

Die Neuorientierung der Bildungspolitikin Richtung auf Individualisierung, Flexi-bilisierung, Wahlfreiheit und kommunaleZuständigkeit hat mehr Ausbildungs-alternativen gebracht. In den letzten Jah-ren haben sich zwei Schwerpunkte her-auskristallisiert: die Ausweitung der Lehr-

“Heute wird von denBerufsschulen in Finnlandeine verstärkte Zusam-menarbeit mit der Wirt-schaft und Industriegefordert. Berufsbildungmuß attraktiver werden.”

“Besonders in den 90erJahren hat ein starkerTrend zu kundenorientier-ten Bildungsangeboteneingesetzt. Der Kundeentscheidet, welche Ausbil-dung er in welcher Quali-tät haben möchte. Aufdiese Weise werden dieBildungsplanung und dasBildungsangebot durch dieNachfrage gesteuert.”

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l ingsausbildung und die Einführungkompetenzgestützter Abschlußprüfungenin der Berufsbildung - analog zu denNVQ’s (National Vocational Qualifications)im Vereinigten Königreich.

In den letzten Jahren haben sich sowohldie Arbeitgeber- als auch die Arbeitneh-merorganisationen nachdrücklich für dieLehrlingsausbildung eingesetzt. In den90er Jahren ist die Zahl der Lehrverträgeum fast 40% von 7 200 auf 10 000 ge-wachsen. Das sind allerdings nur 5% desgesamten berufl ichen Ausbildungs-volumens. Aufgrund der traditionellenEinbindung der Berufsbildung ins Schul-system ist es nicht leicht, Lehrlingsausbil-dung in neuen Berufsfeldern einzuführen.In vielen Fachbereichen gibt es keineLehrpläne für die Lehrlingsausbildung.Außerdem fehlt es in den Betrieben anausgebildeten Ausbildern.

Das neue Gesetz zur Einführung kompe-tenzgestützter Prüfungen trat dieses Jahrin Kraft. Bisher wurden nur sehr wenigePrüfungen nach der neuen Prüfungsord-nung abgelegt. Die ersten Erfahrungendeuten darauf hin, daß nur wenige Leutein der Lage sind, ohne formale Ausbil-dung die neuen Prüfungen zu bestehen.Die Kenntnisse und Fähigkeiten, die sieim Betrieb erwerben, sind nicht hinrei-chend breit gefächert, um den Prüfungs-anforderungen gerecht zu werden.

Charakteristisch für das gegenwärtigeBildungssystem in Finnland ist die Tatsa-che, daß sich die Berufsbildung für Ju-gendliche und die Erwachsenenbildungauf getrennten Schienen entwickelt haben.Das allgemeine und berufliche Bildungs-angebot wird zwar vielfältiger, aber gleich-zeitig entwickeln sich starke Leistungsun-terschiede zwischen den einzelnen Schu-len und Regionen.

Administrative Reformen

Die Entwicklungen der letzten Zeit habeneinen Abbau der zur Zeit noch geltendenzentralen Zuständigkeiten erforderlichgemacht, und zwar im wesentlichen auszwei Gründen: zum einen sind die Ver-treter des heutigen Neo-Liberalismus derAuffassung, daß Dienstleistungsunterneh-men und Industrie selbst die Verantwor-tung für das Ausbildungswesen tragen; der

zweite Grund ist die wirtschaftliche Ent-wicklung. Infolge des Niedergangs derindustriellen Produktion wird der Anteilder öffentlichen Hand am Bruttosozialpro-dukt wachsen.

Oberste Pr inzipien der derzei t igenVerwaltungsreform in Finnland sindDeregulierung und Delegation von Ent-scheidungsbefugnissen. Aufgrund der sichverschlechternden Wirtschaftslage müssenArbeitskräfte abgebaut werden. Auch imBereich der Schulverwaltung sind bereitsentsprechende Entscheidungen gefallen.

In der finnischen Verwaltung ist dieKommunalaufsicht eine Aufgabe staatli-cher Behörden, die auf drei Instanzenverteilt ist. Fast alle Ministerien haben einenationale Zentralbehörde, der die regio-nalen Verwaltungen (Provinzverwal-tungen) unterstellt sind. Diese mehrstufi-gen Entscheidungs- und Planungsebenenhaben sich als äußerst schwerfällig erwie-sen. Entscheidungs- und Planungs-befugnisse sollen also auf die kommuna-le Ebene delegiert werden. Für das Bil-dungswesen sollen nationale Rahmenbe-dingungen ausgearbeitet werden, inner-halb derer die Bildungsinstitutionen rela-tiv frei über ihr eigenes, am lokalen Be-darf orientiertes Bildungsangebot ent-scheiden können.

Mehr kommunale Autonomie ist ein we-sentliches Prinzip der Verwaltungsreformim Bildungswesen. Innerhalb großzügigerRahmenvorschriften können die Kommu-nen selbst entscheiden, welche Bildungs-gänge sie anbieten wollen. Dadurch ge-winnt das Bildungswesen an Flexibilität.Außerdem hofft man, daß mehr kommu-nale Autonomie auch zu größerer Effizi-enz im Bildungsbereich führen wird. Dieunterschiedlichen Interessengruppen wer-den die Aktivitäten der Bildungsträgergenauer verfolgen können als bisher.

Der gegenwärtige Entwicklungsstand imadministrativen Bereich ist relativ vage.Einige Beobachter befürchten, daß dieVerlagerung von staatlichen Zuständigkei-ten auf die kommunale Ebene die Sozial-partner zu den eigentlichen Entschei-dungsträgern macht. Es besteht die Ge-fahr, daß der Entwicklungsrahmen vonInteressengruppen bestimmt wird, z.B.von der Lehrergewerkschaft, die bei derFestlegung der Stundenzahl ihren Einfluß

“In den 90er Jahren ist dieZahl der Lehrverträge um

fast 40% von 7 200 auf10 000 gewachsen. Das

sind allerdings nur 5% desgesamten beruflichen

Ausbildungsvolumens.”

“Das neue Gesetz zurEinführung kompetenz-

gestützter Prüfungen tratdieses Jahr in Kraft.

Bisher wurden nur sehrwenige Prüfungen nachder neuen Prüfungsord-

nung abgelegt. Die erstenErfahrungen deutendarauf hin, daß nur

wenige Leute in der Lagesind, ohne formale Ausbil-dung die neuen Prüfungenzu bestehen. Die Kenntnis-se und Fähigkeiten, die sieim Betrieb erwerben, sindnicht breit genug, um denPrüfungsanforderungen

gerecht zu werden.”

“Die Entwicklungen derletzten Zeit haben einen

Abbau der zur Zeit nochgeltenden zentralen

Zuständigkeiten erforder-lich gemacht.”

“Für das Bildungswesensollen nationale Rahmen-bedingungen ausgearbei-

tet werden, innerhalbderer die Bildungs-

institutionen relativ freiüber ihr eigenes, am

lokalen Bedarf orientier-tes Bildungsangebot

entscheiden können.”

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auf die zuständigen nationalen Behördengeltend macht, und von den Arbeitgeber-verbänden, die auf nationaler Ebene ander Ausarbeitung der Prüfungsordnungenmitwirken.

Es besteht immer noch die Gefahr, daßDezentralisierung lediglich Bürokratisie-rung auf kommunaler Ebene bedeutet. DieInfrastruktur des Bildungswesens ist nichtso flexibel, daß sie als wirklich kunden-orientiertes System bezeichnet werdenkönnte. Das Netzwerk der Bildungsein-richtungen dient dazu, die regional-politischen Belange eines Landes zu un-terstützen, das von der Fläche her an fünf-ter Stelle in Europa steht und eine Bevöl-kerung von fünf Millionen Einwohnernhat.

Finanzierung

In Finnland wird die Pflicht zur Unterhal-tung von beruflichen Bildungseinrichtungschrittweise auf die Kommunen übertra-gen. Zur Zeit ist die Hälfte der Berufs-schulen in kommunaler Hand. Dafür er-halten sie Zuschüsse, deren Höhe sich amAusgabenvolumen und an der Finanz-ausstattung der jeweiligen Gemeinde ori-entiert.

Im Rahmen der Einführung zielorientierterManagementstrukturen und aus Gründender Rationalisierung und Dezentralisie-rung soll die Mittelzuweisung künftig nacheinem neuen System erfolgen. Die Trä-ger von Bildungseinrichtungen werdeneine Pauschale erhalten, für deren Höhedrei Faktoren ausschlaggebend sind: die

Zahl der Unterrichtsstunden, die Schüler-zahl und die Größe der Einrichtung. DerTräger kann die Mittel nach eigenem Er-messen verwenden. Die Ausgaben wer-den also nicht mehr unterteilt in subven-tionierte und nicht subventionierte Posten.

Mit dieser Neuregelung hofft man, denQualitätsstandard der Bildungsangebotezu verbessern und den Trägern die Mög-lichkeit zu geben, sich stärker als bisherauf den örtlichen Bedarf einzustellen.Gleichzeitig werden die Kommunen ver-anlaßt, kostengünstige Lösungen zu ent-wickeln und ihren Verwaltungsapparat zuverschlanken.

Das Parlament hat in seiner Stellungnah-me zum Bildungsbericht der Regierungbetont, daß die Reform des staatlichenZuschußwesens nicht dazu führen darf,daß der Staat seinen Anteil an denBildungsausgaben verringert. Wenn denKommunen neue Aufgaben und Zustän-digkeiten übertragen werden, dann müs-sen sie dafür auch die Mittel erhalten. Au-ßerdem hat das Parlament ausdrücklichdarauf bestanden, daß in Zeiten der Re-zession keine Einsparungen im Bildungs-etat vorgenommen, sondern daß im Ge-genteil zusätzliche Mittel bereitgestelltwerden sollten.

Allgemeine und berufliche Bildung gel-ten seit jeher als Bürgerrechte, und des-halb ist auch ihre Finanzierung vor allemeine Aufgabe der öffentlichen Hand. Auf-grund dieser traditionellen Einstellung istin naher Zukunft nicht mit einer Ände-rung der Finanzierungsmodalitäten zurechnen.

“In Finnland wird diePflicht zur Unterhaltungvon beruflichen Bildungs-einrichtung schrittweiseauf die Kommunen über-tragen. (...) Dafür erhaltensie Zuschüsse, deren Höhesich am Ausgabenvolumenund an der Finanz-ausstattung der jeweiligenGemeinde orientiert.”

“Das Parlament hatausdrücklich daraufbestanden, daß in Zeitender Rezession keineEinsparungen imBildungsetat vorgenom-men werden, sondern daßim Gegenteil zusätzlicheMittel bereitgestellt wer-den sollten.”

Literaturhinweise

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Graphik: Rudolf J. Schmitt; technische Produktion: Axel Hunstock, Berlin; Konsultation im Auftrag von CEDEFOP: Pekka Kämäräinen

Das Bildungssystem in Finnland

Vorschule

Primarstufe

Sekundarstufe I

Sekundarstufe II

Schu

lpfli

cht

Aufnahmeprüfung für die Universität

höheres Sekundarniveau

Universitäten und Fachhochschulen

Fachhochschule für Betriebswirtschaft

Höhere Handelsschulen

Handelsschulen

Lehre

Abendschule, 2. und 3. Bildungsweg, z. B. Lehrvertrag

Akademischer Grad, Dipl.-Ing., Dipl.-Päd.

Lizenziat

Technische Schulen

1817

1615

1413

1211

109

87

65

43

Kivinen, Osmo & Rinne, Risto & Ahola, Sakari:Koulutuksen rajat ja rakenteet (Grenzen und Struk-tur des Bildungssystems). Hanki ja jää, Helsinki,1989.

Kyrö, Matti & Vasiljeff, Miliza & Virtanen, Kirsi:Ammatillisen koulutuksen kehitys vuosina 1960-1987 (Die Entwicklung des beruflichen Bildungs-wesens in den Jahren 1960-1987). Nationaler Ratfür Berufsbildung, Planungs- und Entwicklungsab-teilung, Berichte 16/1988.

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Volanen, Matti Vesa & Jalkanen, Hannu (Hrsg.):Koulutuksen kuninkaat ja kulkurit (Die Bevorteil-ten und Benachteiligten des Bildungswesens). Päd-agogisches Forschungs ins t i tu t , Jyväskylä ,Publikationsreihe B, Theorie und Praxis. 24/1988.

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Henry J.Vartiainenist Mitarbeiter derUniversität Helsinki,Finnland. Stationenseiner beruflichenLaufbahn in den

Jahren davor waren dasWirtschaftswissenschaftlicheForschungsinstitut der Bankvon Finnland, das OECD-Sekretariat in Paris und dasOECD-Konferenzbüro inBrüssel, der FinnischeArbeitgeber- undIndustrieverband und dasFinnische Management-Institut (LIFIM).

Nach Beginn des Industria-lisierungsprozesses in Finn-land in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts war die Be-rufsbildung vor allem die Auf-gabe des öffentlichen Schulwe-sens.Seit Beginn der 80er Jahre hatman besonders auf die Ent-wicklung individuellerLeistungsnachweise und dieDifferenzierung der Bildungs-angebote geachtet. Durch dasneue Berufsbildungsgesetz, das1993 in Kraft getreten ist, wur-de das Recht zur Lehrlings-ausbildung erweitert: alle Be-rufsgruppen und Weiter-bildungseinrichtungen dürfennun Lehrlinge ausbilden. DieSchulen erhielten größerenSpielraum zur eigenverant-wortlichen Planung von Kur-sen und Unterrichtsmodulen.Die Prüfungsordnungen sindnun kompetenzbezogen; dieArt und Weise, wie jemand sei-ne Fähigkeiten und Kenntnis-se erworben hat (Schule, Leh-re, praktische Erfahrung), istunerheblich. Die Zuständigkeitfür das Prüfungswesen liegt beiden Prüfungsausschüssen, indenen die Tarifpartner, dieSchulen und die Kommunalbe-hörden vertreten sind. Diegrößte Herausforderung be-steht heute darin, die Arbeitge-ber zu interessieren und zumEngagement zu bewegen.

Lehrlingsausbildung - einwiederentdeckter Weg insArbeitsleben

Unabhängig vom Stand der Arbeitslosig-keit und Umfang des strukturellen Wan-dels besteht nachhaltiger Bedarf an gutausgebildeten und qualifizierten Arbeits-kräften. Ausnahmslos deuten die Entwick-lungen der letzten Jahre und die Progno-sen für die Zukunft in den Industrielän-dern auf eine steigende Nachfrage nachhochqualifizierten Arbeitskräften und aufrückläufigen Bedarf an ungelernten Kräf-ten hin. Viele Routine-Jobs werden durchden Automatisierungsprozeß überflüssig.Einige gewerbliche und handwerklicheBerufe sowie ganze Produktionsbereicheund industrielle Branchen werden ver-schwinden. Vor diesem Hintergrund sindneue Schlüsselqualifikationen gefragt, aufdie sich Individuen und Schulen einstellenmüssen, z.B.: Flexibilität, Aufgeschlossen-heit für Ausbildung und Umschulung, Be-reitschaft zu beruflichem Wechsel, Orien-tierung am Kunden. Die beruflichenTätigkeitsmerkmale ändern sich derart ra-pide, daß es im Grunde unmöglich ist,künftige Anforderungen vorherzusehenund in die Personalplanung einzubeziehen.

Eine qualifizierte Arbeitnehmerschaft mitguter Ausbildung und der Fähigkeit, un-abhängig und innovativ zu denken und zuhandeln, ist eine unerläßliche Vorausset-zung für die eigene Wettbewerbsfähigkeitauf freien und ständig wachsenden Märk-ten. Angesichts knapper öffentlicher Mit-tel und hochgesteckter Erwartungen ge-genüber dem Bildungswesen muß sich dieGesellschaft der Herausforderung stellen,Qualifikationsbedarf und Qualifikations-angebot ins Gleichgewicht zu bringen.

Aufgrund der hohen und weiter steigen-den Arbeitslosigkeit ist das Bildungsinter-

esse gewachsen. Allgemeine und berufli-che Ausbildungsinitiativen wurden des-halb stärker als bisher in das arbeitsmarkt-politische Instrumentarium integriert. An-gesichts der größeren Diversifizierung derMärkte und der wachsenden Bedeutungdes Dienstleistungssektors läßt sich einehohe Beschäftigungsquote heute nichtmehr durch einfache Maßnahmen - z.B.durch eine erhöhte Nachfrage der öffent-lichen Hand - sicherstellen. In einem Land,in dem die Tarifpolitik traditionell einenhohen Stellenwert hat, ist es politischkaum durchsetzbar, das Problem der Ar-beitslosigkeit den Mechanismen des Mark-tes zu überlassen und durch Lohnsenkun-gen die Zahl der Arbeitslosen zu vermin-dern. Weitaus erfolgversprechender ist esunter diesen Umständen, die Menschenbesser zu qualifizieren und die Zusam-menarbeit zwischen den Unternehmenund den Bildungsinstitutionen zu verbes-sern. Nur so kann man sicherstellen, daßSchüler und Studenten dem Bedarf ent-sprechend ausgebildet werden.

In Finnland hat man die offensichtlichen,aber fundamentalen Fakten erst spät er-kannt: die Unternehmen als Anbieter vonWaren und Dienstleistungen sind Aus-bildungsinstanzen par excellence, bes-ser als jede andere und dennoch bisherdafür zu wenig in Anspruch genommen.Ein Unternehmen muß, wenn es erfolg-reich sein will, Schritt halten mit der tech-nologischen und organisatorischen Ent-wicklung und sich den Märkten und Kun-denwünschen anpassen. Unter diesem Ge-sichtspunkt ist die betriebliche Ausbildungeine effiziente Methode des Lernens: derAuszubildende erhält die Möglichkeit, sichfrüh an Unternehmenskultur und Arbeits-welt zu gewöhnen. Der Betrieb ist derrichtige Ort für alle, die eine beruflicheGrundausbildung anstreben, aber auch fürdiejenigen, die sich weiterbilden wollenoder eine Umschulung benötigen.

Hochkonjunktur fürdie Lehrlingsausbil-dung in Finnland

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Rapider Übergang zurIndustriegesellschaft

Die Umwandlung von einer autarkenAgrargesellschaft zu einer offenen Markt-wirtschaft setzte in Finnland in der zwei-ten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein undkam danach zügig in Schwung. Die forst-wirtschaftlichen Ressourcen, die bis da-hin eher nebenbei und hauptsächlich vonPrivathaushalten genutzt wurden, wurdenmit Hilfe der holzverarbeitenden Industrieund entsprechenden Transportmitteln deninternationalen Märkten zugeführt. Han-dels- und Produktionshindernisse wurdendurch eine liberale Gesetzgebung besei-tigt (z.B. wurden die Zünfte 1897 aufge-löst). Die wachsenden Märkte des russi-schen Zarenreiches öffneten sich für fin-nische Produzenten. Aus dem Westenkamen qualifizierte und einfallsreicheWirtschaftsfachleute nach Finnland undengagierten sich in der Zellstoff-, Papier-und Textilindustrie sowie im Maschinen-bau. Einige wichtige Unternehmen wur-den von ihnen gegründet.1

Mit Beginn der Zellstoff- und Papierher-stellung entwickelte sich sehr schnell eineerfreuliche Wachstumsphase: die holzver-arbeitende Industrie gab den Anstoß zur

Entwicklung und Produktion der benö-tigten Maschinen und Ausrüstung. Vondieser Symbiose profitierten beide Bran-chen. Weltweit ist jede siebte Maschinezur Herstellung von Papier finnischenUrsprungs.

In den 30er Jahren hatte der Sektor Ma-schinenbau noch ein recht bescheidenesVolumen. Nach dem Zweiten Weltkriegerwies sich die Verpflichtung zur Zahlungvon Kriegsentschädigungen an die Sowjet-union als Glück im Unglück: sie gab denImpuls zum Aufbau einer modernen Ma-schinenbau-Industrie, die u.a. Maschinenfür die Zellstoff- und Papierherstellung,Motoren und Schiffe produzierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zuerheblichen strukturellen Umschichtungenin der finnischen Bevölkerung. Der An-teil der Erwerbstätigen im Primärsektor(Land- und Forstwirtschaft) fiel von 36%im Jahr 1960 auf 5% im Jahr 1994. Auchdie Altersstruktur hat sich verändert: derAnteil der unter 15-jährigen, der 1960noch 30% betrug, war 1994 auf 19% ge-sunken, während sich der Anteil der 15-bis 64-jährigen von 62% auf 67% erhöhte.Die demographische Entwicklung zeigtalso sehr deutlich, wie wichtig Erwachse-nenbildung ist.

“Die Unternehmen alsAnbieter von Waren und

Dienstleistungen sindAusbildungsinstanzen parexcellence, besser als jede

andere und dennochbisher dafür zu wenig in

Anspruch genommen.”

1) Der Zustrom von Immigranten be-gann bereits viel früher, als nämlichNapoleon den kontinentalen LändernEuropas per Dekret den Handel mitGroßbritannien und seinen Kolonienuntersagte. Er konnte zwar den Wa-renaustausch verhindern, nicht aberdie Abwanderung von Menschen. In-sofern wirkte sich die damalige In-ternationalisierung Finnlands für dasLand positiv aus.

0

2

4

6

8

10

71 75 80 85 90 93

Zahl der Lehrverhältnisse in Finnland in den Jahren 1970-1994 (in 1000)

Quelle: Vartiainen, Henry J.: Lehrlingsausbildung (in Finnisch), in: Taloustieto, August 1994

gesamt (1994: 10 000)neue Lehrverträge (1993: 8 830)

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Dominanz des öffentli-chen Schulwesens

Es war ursprünglich Sache der Unterneh-men, für die notwendige Berufsausbil-dung zu sorgen, aber schon sehr früh hatdie Regierung das Ausbildungswesen indie eigene Zuständigkeit übernommen. ImJahr 1840 richtete sie Sonntagsschulen fürLehrlinge in den Handwerksberufen einund gründete in den größeren Städtentechnische Fachschulen. Dort konntenSchüler vom 12. Lebensjahr an eine vier-jährige Ausbildung absolvieren. Der Un-terricht umfaßte sowohl allgemeinbilden-de Fächer als auch eine technische Aus-bildung in all den Fächern, die für Indu-strie und Handwerk als relevant angese-hen wurden. Die Auffassung, daß Berufs-bildung - wie in den anderen nordischenLändern - eine öffentliche Aufgabe ist, warunbestritten. Deshalb wurde die Berufs-bildung nach Erlangung der Unabhängig-keit überwiegend auf staatliche Institutio-nen verlagert und unter staatliche Kon-trolle gestellt.

Umfang der betrieblichenAusbildung

Über viele Jahrzehnte hin war der Um-fang der betrieblichen Lehrlingsausbil-dung eher bescheiden. In den 70er Jah-ren gab es nur etwa 4 000 Lehrverhältnissepro Jahr. In den folgenden zehn Jahrenerhöhte sich diese Zahl auf 8 000 undüberschritt 1993 die 10 000er- Marke. Imselben Jahr verdreifachte sich die Zahl derneuen Lehrverträge auf 8 830, nachdemfür die gleichen Fachrichtungen wie in derschulischen Ausbildung auch betrieblicheAusbildungsverträge abgeschlossen wer-den konnten. 1995 wird sich die Zahl derAusbildungsplätze voraussichtlich auf ca.17 000 erhöhen. Die Hälfte davon wirdauf Erwachsene und Weiterbildungsmaß-nahmen entfallen.

Gleichwohl betreffen diese Angaben nureinen Bruchteil der 200 000 Auszubilden-den, die sich in einer Berufsausbildungbefinden. Betriebliche Ausbildungsmög-lichkeiten werden vor allem in den Beru-fen angeboten, in denen diese Form derUnterweisung traditionell und aus Grün-den der Effizienz bevorzugt wird (Gra-

phiker, Friseur, Bäcker, Konditor usw.).Beliebt ist die betriebliche Ausbildungauch im Handel, in der Verwaltung, in denBereichen Elektrotechnik und sozialeDienste.

Für die nach wie vor geringe Zahl vonAusbildungsplätzen gibt es mehrere Grün-de. Zum einen genoß die Lehrlingsaus-bildung in der Vergangenheit kein allzuhohes gesellschaftliches Ansehen. Undzweitens hatten die Gewerkschaften er-hebliche Vorbehalte gegenüber der be-trieblichen Ausbildung. Nach ihrer Defi-nition waren Lehrverträge in erster LinieArbeitsverträge, auf die alle arbeitsrecht-lichen Vorschriften rigoros anzuwendenwaren, einschließlich der Verpflichtungzur Zahlung der Mindestlöhne. Die Be-geisterung der Arbeitgeber, sofern vorhan-den, wurde im Papierkrieg erstickt. Garmancher Schneiderbetrieb ist aus diesemGrund von der Bildfläche verschwunden.

------Hier Graphik einfügen:

Neues Denken

In den 80er Jahren gab es erheblicheDebatten über die Bildungsziele. Die in-dividuellen Bedürfnisse und die Wahlfrei-heit des einzelnen wurden nun alsSchwerpunkte herausgestellt. In den Jah-ren davor waren Gleichheit, Vereinheitli-chung des Bildungswesens und Einfüh-rung bedarfsorientierter, standardisierterNormen noch die vorrangigen Ziele ge-wesen. In den neuen Denk-Kategorienwurden die Bedürfnisse der Wirtschaftzwar zur Kenntnis genommen, aber eherauf theoretischer Ebene. Man war derAuffassung, daß die betriebliche Ausbil-dung die gleichen Chancen zum Erwerbvon Kompetenz und Prüfungsabschlüssenbieten sollte wie die Teilnahme am Un-terricht einer öffentlichen Berufsschule.

Flexibilität wurde zum Schlüsselwort.Nach den Plänen der Bildungsbehördensoll die Möglichkeit geschaffen werden,auch die praktische Ausbildung mit eineranerkannten Prüfung abzuschließen, denndie Unterschiede zwischen geistiger undpraktischer Arbeit verwischen sich immerstärker. Andererseits kommt dem Bil-dungswesen die Verbesserung der stati-stischen Grundlagen zugute: spezielleZielgruppen, bei denen ein besondererAusbildungsbedarf besteht, können heu-te besser identifiziert werden, weil das

“Die Berufsbildung wurde(...) überwiegend aufstaatliche Institutionenverlagert und unterstaatliche Kontrollegestellt.”

“Für die nach wie vorgeringe Zahl von Ausbil-dungsplätzen gibt esmehrere Gründe. Zumeinen genoß die Lehrlings-ausbildung in der Vergan-genheit kein allzu hohesgesellschaftliches Anse-hen. Und zweitens hattendie Gewerkschaftenerhebliche Vorbehaltegegenüber der betriebli-chen Ausbildung.”

“Nach den Plänen derBildungsbehörden soll dieMöglichkeit geschaffenwerden, auch die prakti-sche Ausbildung mit eineranerkannten Prüfungabzuschließen.”

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Arbeitsministerium über bessere statisti-sche Daten verfügt. Auf Umschulung sindz.B. folgende Gruppen angewiesen:Schulabbrecher ohne Berufsausbildung,Leute im Vorruhestand oder auch arbeits-lose Jugendliche.

Die Industrie ist ein eifriger Verfechter derLehrlingsausbildung und betrachtet sie alsdie zeitgemäße Antwort auf die komple-xen Erfordernisse des Arbeitsmarktes. DieVorteile der betrieblichen Ausbildung sindevident: die Ausbildungsberufe existierenin Realität; die Beschäftigungssituationkann berücksichtigt werden; die Ausbil-dung kann jederzeit beginnen und orien-tiert sich am aktuellen technologischenStand (als Prüfungskriterium wird mansich allerdings eher am Durchschnitts-standard als an der Spitzentechnologieorientieren müssen). In dünn besiedeltenGegenden ist die betriebliche Ausbildungdie einzige Möglichkeit der Berufsbildung.

Organisationsreform

Das neue Denken hat sich in neuen Ge-setzen niedergeschlagen. Bis vor einigenJahren lag die Zuständigkeit für das beruf-liche Bildungswesen ausschließlich bei denBerufsschulen. Dies war und ist immernoch der markanteste Unterschied zumdeutschen Berufsbildungssystem. DieSchulen organisierten Betriebspraktika, dieentweder während der Schulstunden oderals betreute außerschulische Ausbildungstattfanden. Den Arbeitgebern wurden dieKosten, die ihnen aufgrund der Aus-bildungskontrakte entstanden, aus öffent-lichen Mitteln erstattet. Ein Kontrakt wareine Vereinbarung zwischen einer Berufs-schule und einem Arbeitgeber, mit dem dieDurchführung eines betrieblichen Prakti-kums für einen Schüler geregelt wurde. DerLehrplan unterlag den strengen Vorschrif-ten des Nationalen Bildungsrates.

1993 trat ein neues Gesetz zur Lehrlings-ausbildung in Kraft , durch das dieWettbewerbsfähigkeit der betrieblichenAusbildung gegenüber anderen beruflichenBildungsangeboten verbessert werden soll-te. Die Möglichkeit zum Abschluß vonAusbildungskontrakten und Erwerb einesAusbildungsabschlusses wurde auf sämtli-che Unterrichtsfächer der Berufsschulenausgeweitet. Die Berufsschulen erhieltenweitgehende Autonomie bei der Einrich-

tung neuer Kurse und der Lehrplan-gestaltung. Durch die Reform wurden dieVoraussetzungen für eine bessere Zusam-menarbeit zwischen den lokalen Behördenund den Schulen geschaffen. Nach demWortlaut des neuen Gesetzes ist ein Lehr-vertrag eine Vereinbarung zwischen einemArbeitgeber, der sich verpflichtet, die indem Kontrakt festgelegte Ausbildung zugewähren, und einem Auszubildenden, dersich im Gegenzug zu einer bestimmtenArbeitsleistung verpflichtet. Der Terminus“Lehrvertrag” unterstreicht dessen pädago-gischen Charakter.

Die wichtigsten Zuständigkeiten bliebenvon den Reformen unberührt, aber es gabeine gewisse Dezentralisierung. Die Schu-len haben nun größere Entscheidungsfrei-heit in der Gestaltung der Lehrpläne. DieNotengebung ist zwar nach wie vor Sa-che der Schulbehörden, aber diese stüt-zen sich auf die Beurteilung der Arbeit-geber.

Für das Prüfungswesen und die Zuerken-nung von Ausbildungsabschlüssen sinddie lokalen oder nationalen Prüfungsaus-schüsse zuständig, die sich aus Vertreternder Tarifparteien, der Schulen und derKommunalbehörden zusammensetzen.Mit der Durchführung der Prüfung gemäßden Vorschriften des Nationalen Bildungs-rates wird in der Regel eine Schule oderein örtliches Unternehmen betraut.

Curricula-Planung und finanzielle Zustän-digkeit befinden sich jetzt in einer Hand.Die lokale Schulverwaltung beauftragteine Einrichtung der Berufsbildung, einStudienzentrum oder ein Unternehmenmit der Durchführung des theoretischenUnterrichts und bezahlt für diese Leistung.Die Fächerauswahl hat sich erheblich er-höht. Die berufl ichen Bildungsein-richtungen haben nun freie Hand bei derEinrichtung von Kursen und Ausbildungs-modulen. Nachdem die Berufsbildungbisher in ein relativ stark zentralisiertesSystem eingebunden war, bedeutet dieseReform eine erhebliche Herausforderungfür die Schulen. Aktive und innovatorischePersönlichkeiten sind nun gefragt.

Größere Reichweite

Seit 1993 kommt Lehrlingsausbildung fürfolgende Fallgruppen in Frage: für Schü-

“1993 trat ein neuesGesetz zur Lehrlingsaus-

bildung in Kraft, durchdas die Wettbewerbsfähig-

keit der betrieblichenAusbildung gegenüber

anderen beruflichenBildungsangeboten verbes-

sert werden sollte.”

“Die wichtigsten Zustän-digkeiten blieben von den

Reformen unberührt, aberes gab eine gewisseDezentralisierung.”

“Die beruflichen Bildungs-einrichtungen haben nun

freie Hand bei der Ein-richtung von Kursen und

Ausbildungsmodulen.”

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ler, die bisher noch keine Berufsausbil-dung hatten; für diejenigen, die eineHöherqualifizierung anstreben und einenentsprechenden Abschluß erwerben wol-len; für Berufstätige, die neue oder er-weiterte Aufgaben übernehmen sollen;wenn anerkannte Qualifikationsnachwei-se verlangt werden; wenn die Belegschafteines Unternehmens für neue Tätigkeitenoder Spezialgebiete umgeschult werdensoll; wenn auf dem Arbeitsmarkt keinegeeigneten Fachkräfte zur Verfügung ste-hen.

Das neue Gesetz zur Einführung kompe-tenzbezogener Prüfungsordnungen ist seitMai 1994 in Kraft. Inhalt von Prüfungensind nun eindeutig festgelegte Kompe-tenz-Module; die Art und Weise, wie diegeforderten Fähigkeiten und Kenntnisseerworben wurden, spielt keine Rolle. Ent-scheidend für den Wert einer Prüfung sindvor allem folgende Kriterien: die Qualitätder Prüfungsstandards, ihr Ansehen in derÖffentlichkeit und Effektivität. WichtigeIndikatoren sind außerdem ihr Rang undStatus im strukturellen Gefüge des Arbeits-marktes. Beides sollte genau beobachtetwerden.

Auch für Erwachsene

Seit 1993 wird Lehrlingsausbildung ent-weder als Vollzeitausbildung von 1 bis 4Jahren Dauer oder als ergänzende Aus-bildung von 4 bis 12 Monaten Dauer an-geboten. Sie endet nicht mehr in einerSackgasse, sondern ist eine Etappe in ei-ner logisch aufgebauten Reihe von Bil-dungsangeboten.

Die berufliche Grundausbildung war ur-sprünglich auf die Bedürfnisse der Jugend-lichen zugeschnitten. Erst gegen Ende der80er Jahre begann die Erwachsenenbildungeine Rolle zu spielen. Man schätzt, daßjährlich etwa 35 000 Erwachsene eine er-gänzende Ausbildung oder Umschulungbenötigen. Erwachsenenbildung gibt demeinzelnen die Möglichkeit, seine Aus-bildungswünsche zu realisieren, und bie-tet der Wirtschaft das geeignete Instrumen-tarium zur Schulung von Mitarbeitern. Mehrals die Hälfte der Verträge wird für Auszu-bildende abgeschlossen, die bereits eineberufliche Grundausbildung abgeschlossenhaben. Auch Teil-Examina können auf die-sem Weg abgelegt werden.

Langfristig wird die Kombination von Er-wachsenenbildung und betrieblicher Aus-bildung die wirtschaftliche Situation unddie Entwicklung von Ausbildungsmodulengünstig beeinflussen. Von den Auszubil-denden wird größere Flexibilität gefordertwerden: sie müssen die Initiative ergrei-fen und sich selbst um die gewünschteAusbildung bemühen.

Kosten

Die Höhe der Kostenerstattung für Berufs-schüler und Teilnehmer an beruflichenWeiterbildungsmaßnahmen wird von derRegierung festgelegt. Sie orientiert sich anden Sätzen, die für staatliche Mittelzu-weisung an die Kommunen maßgeblichsind.

Die neuen Finanzierungsregelungen be-deuten eine Verlagerung der Kontrolle vonder zentralen auf die lokale Ebene. Vieleder bisher von der Zentralverwaltung er-lassenen Vorschriften kommen nicht mehrzur Anwendung. Die Kommunalverwal-tungen haben nun das Recht, die staatli-chen Mittel nach eigenem Ermessen zuverwenden.

Die generellen Finanzierungsgrundlagenfür die Lehrlingsausbildung sind unver-ändert geblieben: abgesehen von einigenwenigen und zeitlich befristeten Ausnah-men wird die Lehrlingsvergütung im Rah-men der Tarifabschlüsse und entspre-chend den Vorschriften des Arbeitsrechtsfestgelegt. Da die Ausbildungskosten nachden derzeitigen Tarifregelungen zu hochsind, erhalten die Unternehmen staatlicheZuschüsse. Zur Zeit liegen die Lohn-kostenerstattungen zwischen FMK 1.400,-und FMK 2.100,- im ersten Ausbildungs-jahr. Sie reduzieren sich in den folgen-den Jahren auf die Hälfte des vorher ge-zahlten Betrages und werden auch fürFortbildungsmaßnahmen gezahlt. Diestaatlichen Zuschüsse werden pro Kopfberechnet, unabhängig von der Qualitätder Ausbildung. Den Kommunalbehördenist es freigestellt, den Unternehmen, dieneue Ausbildungsplätze bereitstellen, einezusätzliche Prämie zu zahlen. Das ist zumBeispiel in der Stadt Helsinki der Fall.

Die Nachteile diese Verfahrens dürftenoffenkundig werden, wenn das Zuschuß-volumen aufgrund von Haushaltseng-

“Das neue Gesetz zurEinführung kompetenz-bezogener Prüfungs-ordnungen ist seit Mai1994 in Kraft. Inhalt vonPrüfungen sind nuneindeutig festgelegteKompetenz-Module; dieArt und Weise, wie diegeforderten Fähigkeitenund Kenntnisse erworbenwurden, spielt keineRolle.”

“Seit 1993 wird Lehrlings-ausbildung entweder alsVollzeit-Ausbildung von 1bis 4 Jahren Dauer oderals ergänzende Ausbil-dung von 4 bis 12 MonatenDauer angeboten.”

“Langfristig wird dieKombination von Erwach-senenbildung und betrieb-licher Ausbildung diewirtschaftliche Situationund die Entwicklung vonAusbildungsmodulengünstig beeinflussen.”

“Die neuen Finanzierungs-regelungen bedeuten eineVerlagerung der Kontrollevon der zentralen auf dielokale Ebene.”

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pässen eingeschränkt werden muß. Wenndie öffentliche Hand die Zuschüsse zuniedrig ansetzt, wird die Motivation derArbeitgeber zur Bereitstellung von Aus-bildungsplätzen sicherlich zurückgehen.

Bis jetzt gibt es noch keine Pläne zur Ein-führung einer Ausbildungsabgabe, wie sieDänemark von allen Unternehmen erhebt,um die Ausbildungskosten gleichmäßigauf alle - ausbildende und nicht ausbil-dende Betriebe - zu verteilen. Die inFrankreich praktizierte Methode, wonachdie Firmen zur Ausbildung verpflichtetsind, hat in Finnland keine Unterstützunggefunden.

Ausbildung für Ausbilder

In einem Punkt ist die finnische Gesetz-gebung lückenhaft: die Qualifikation derAusbilder ist nirgendwo geregelt. Die Sa-che hat aber dennoch immer irgendwiefunktioniert. Erst jetzt beginnt man, überdie Entwicklung eines Ausbildungspro-gramms für Ausbildungsfachleute zu dis-kutieren. An diese Experten könnten sichdie Betriebe wenden, wenn ihre eigeneAusbildungskapazität nicht ausreicht.

ArbeitsmarktstrategienDie rapiden technologischen Entwicklun-gen haben zu einer Depression von bis-lang noch nicht erlebten Ausmaßen undzu erheblichen strukturellen Veränderun-gen geführt, die sich in einem dramatischenAnstieg der Arbeitslosenzahlen niederge-schlagen haben: in den 3 Jahren von 1990bis 1993 ist die Produktivität um 15% zu-rückgegangen, das Investitionsvolumen hatsich halbiert, und die Zahl der Arbeitslo-sen ist schließlich auf fast 500 000 gestie-gen, was einer Arbeitslosenquote von 20%entspricht. Bildung als arbeitsmarkt-politische Maßnahme hat immer mehr anBedeutung gewonnen. Gerade die Arbeits-losen hatten nun Zeit zur Weiterbildung.

Wohlmeinende Ratschläge zur Schaffungvon Arbeitsplätzen gibt es reichlich. DenBehörden macht vor allem die Jugendar-beitslosigkeit zu schaffen, die übrigensgerade in den Ländern besonders hochist, in denen die Lehrlingsausbildung kei-ne große Rolle spielt. Neben anderenarbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zahltdas Arbeitsministerium deshalb Zuschüs-

se an die Arbeitgeber, die bereit sind,Lehrverträge abzuschließen. Einige Kriti-ker sind der Meinung, daß diese Zuschüs-se im Vergleich zur Erstattungen der Aus-bildungskosten nicht zu großzügig bemes-sen werden sollten.

Bei der Verteilung der öffentlichen Mittelmüssen sowohl die Belange der Jugend-lichen als auch die der Erwachsenen be-rücksichtigt werden: für die einen gehtes um den ersten Ausbildungsplatz; dieanderen sind auf die Umschulungs-angebote des Arbeitsministeriums ange-wiesen. Im allgemeinen funktioniert dieZusammenarbeit zwischen der Arbeitsver-waltung und den Schulbehörden bei derLehrlingsausbildung recht gut. Die Mitar-beiter der Arbeitsämter kennen sich beiden Unternehmen aus, und die Fachleuteaus der Schulverwaltung kennen die An-gebote die berufsbildenden Institutionen.

Die Meinung der Inspekto-ren und anderer Betroffe-ner

Im beruflichen Bildungswesen gibt es eineGruppe von Beamten, die eine besonderswichtige Aufgabe erfüllen, nämlich dieetwa 50 Inspektoren. Sie arbeiten in denkommunalen Beratungsgremien mit, sor-gen für die Ausführung von Beschlüssen,setzen die Verträge auf und führen dieVerhandlungen zwischen Auszubildendemund Ausbilder. Sie entscheiden über dieMittelzuweisung, z.B.: Lohnkostenerstat-tungen an die Arbeitgeber, Ankauf dertheoretischen Kurse, Zahlung von Unter-haltszuschüssen an Schüler und Verwal-tungskosten.

In einer vor kurzem durchgeführten Um-frage (Lapiolahti 1992) wurden die Inspek-toren um ihre Bewertung der Berufs-bildungsangebote und ihre Meinung zurweiteren Entwicklung gebeten. Sie stell-ten Engpässe beim Angebot von Lehrstel-len fest, vor allem im Gesundheitswesenund in den sozialen Diensten, aber auchin einigen seltenen Handwerksberufen,wie dem des Goldschmieds. Für proble-matisch hielten sie auch die zeitliche Ver-dichtung der Produktionsprozesse, weilAusbildung unter diesen Umständen kaumnoch möglich ist. Außerdem beanstande-ten sie, daß die Unternehmen sich nicht

“Es gibt noch keine Plänezur Einführung einer

Ausbildungsabgabe wie inDänemark. (...) Die in

Frankreich praktizierteMethode, wonach die

Firmen zur Ausbildungverpflichtet sind, hat in

Finnland keine Unterstüt-zung gefunden.”

“Die Jugendarbeitslosig-keit ist (...) gerade in denLändern besonders hoch,

in denen die Lehrlingsaus-bildung keine große Rolle

spielt.”

“Die Zusammenarbeitzwischen der Arbeitsver-

waltung und den Schulbe-hörden bei der Lehrlings-

ausbildung funktioniertrecht gut.”

“Die Inspektoren (...)stellten Engpässe beimAngebot an Lehrstellen

fest.”

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darüber im klaren sind, wie wichtig Aus-bildung ist, und beklagten die Unerfah-renheit der Ausbilder. Beiden Seiten -Schülern und Ausbildungsinstanzen -seien Fehler vorzuwerfen: z.B. den Schü-lern mangelndes Interesse und extremhäufige Abwesenheit. Viele Schulen mes-sen dem normalen Schulunterricht zumNachteil der Lehrlinge zu hohes Gewichtbei.

Die Inspektoren stellten weiterhin fest,daß finanzielle Engpässe nur ein be-schränktes Kursangebot erlauben. Keineeindeutige Anwort gab es auf die Frage,ob man die vorhandenen Mittel lieber zurErhaltung der gängigen Kursangeboteoder zur Finanzierung neuer Risiko-Pro-jekte einsetzen sollte. Entscheidend für dieWeiterentwicklung der Lehrlingsausbil-dung ist nach Meinung der Inspektoreneine Änderung der Wertmaßstäbe: diebetriebliche Ausbildung muß der schuli-schen gleichgestellt werden.

Auch der Informationsbereich steckt ineinem Teufelskreis: Je niedriger das Aus-bildungsniveau, desto dürftiger sind dieInformationen über Ausbildungsmöglich-keiten, die den Betreffenden erreichen.Leute mit geringer oder gar keiner Aus-bildung sind außerdem weniger an Aus-bildung interessiert. Für einige Sektorenist die Lehrlingsausbildung nicht geeig-net: z.B. für Kleinunternehmer, die kaumZeit haben auszubilden, geschweige denndie erforderlichen Berichtsformulare aus-zufüllen. Auch für Teilzeitbeschäftigtekann es Schwierigkeiten geben: Sie ha-ben zwar genügend Zeit, Kurse zu besu-chen, aber viele nutzen diese Chancenicht.

Die befragten Personen erklärten, daß siedas erste Berufsschuljahr für entscheidendhalten. Sie räumten ein, daß der Mangelan betrieblichen Ausbildungsangebotenzum Teil durch Schulunterricht oderBetriebspraktika - wie in Dänemark oderNorwegen - ausgeglichen werden kann.Generell wurde die Auffassung vertreten,daß die Möglichkeit der betrieblichenAusbildung flexibel gehandhabt werdensollte.

In einer anderen Umfrage (Järvenpää &Nuppola 1992) hat man festgestellt, daßdie Einstellung der Arbeitgeber zur Aus-bildung über Erfolg oder Mißerfolg ent-

scheidet. Als wichtigste Hindernisse, diees zu überwinden gilt, wurden z.B fol-gende Faktoren genannt: Vorrangstellungder Produktion, Vernachlässigung derAusbildung, Gleichgültigkeit und unkla-re Zuständigkeiten. Andererseits erklärtendie Arbeitgeber, daß sie Wert darauf le-gen, den fachlichen Horizont der Auszu-bildenden zu erweitern.

Bei einer Befragung von Berufsschul-direktoren (1994) stellte sich heraus, daßdie meisten von ihnen die Zusammenar-beit mit anderen Instanzen als unproble-matisch ansahen, während die Inspekto-ren gerade diesen Punkt als Handicapbezeichneten. Gleichwohl wurden einigegravierende Probleme angesprochen:mangelnde Koordination in der Lehrplan-gestaltung, Mangel an Räumlichkeiten undUnterrichtsmaterialien, Festhalten an Tra-ditionen, eifersüchtige Abgrenzung dereigenen Domäne, Abschottung von derArbeitswelt, gegenseitige Abgrenzung dereinzelnen Fachbereiche.

Die Kleinbetriebe würden den Aufbau vonzyklischen Ausbildungsstrukturen begrü-ßen. Sie klagen darüber, daß die Berufs-schulen wenig Bereitschaft zeigen, ihrenUnterricht entsprechend den Bedürfnis-sen der Arbeitgeber zu organisieren. Au-ßerdem weisen sie darauf hin, daß dieLehrlingsausbildung im Vergleich zu an-deren arbeitsmarktpolitischen Maßnah-men benachteiligt ist: für die Schaffungeines Arbeitsplatzes erhalten die Arbeit-geber höhere Zuschüsse als für die Be-reitstellung eines Ausbildungsplatzes. ZurZeit gibt es starken politischen Druck, dieBelastung der Arbeitgeber mit Sozialab-gaben zu mindern, aber vor dem Herbst1995 wird sich auf diesem Gebiet nichtstun, weil im Frühjahr erst noch Parla-mentswahlen stattfinden.

Das Gesetzgebungsverfahren zur Reformder Berufsbildung ist mittlerweile abge-schlossen. Jetzt müssen alle Kräfte auf dieUmsetzung und Weiterentwicklung kon-zentriert werden. Die Reformen sind nichtallzu radikal ausgefallen, denn die Haupt-kriterien, Organisation und Finanzierung,sind unverändert geblieben. Geändertwurden die Zuständigkeiten: sie sollenstark dezentralisiert werden. Vor allemwurden die Voraussetzungen zur Weiter-entwicklung der Berufsbildung in folgen-den Bereichen geschaffen:

“Viele Schulen messen demnormalen Schulunterrichtzum Nachteil der Lehrlin-ge zu hohes Gewicht bei.”

“Die Einstellung derArbeitgeber zur Ausbil-dung entscheidet überErfolg oder Mißerfolg. Alswichtigste Hindernisse,die es zu überwinden gilt,wurden folgende Faktorengenannt: Vorrangstellungder Produktion, Vernach-lässigung der Ausbildung,Gleichgültigkeit undunklare Zuständigkeiten.”

“Die Kleinbetriebe würdenden Aufbau von zyklischenAusbildungsstrukturenbegrüßen. Sie klagendarüber, daß die Berufs-schulen wenig Bereit-schaft zeigen, ihrenUnterricht entsprechendden Bedürfnissen derArbeitgeber zu organisie-ren.”

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❏ Ausweitung der betrieblichen Aus-bildungsangebote.

❏ Gleichstellung der betrieblichenund schulischen Ausbildungsgänge.Ein Schritt in diese Richtung ist die Ein-führung kompetenzbezogener Prüfungs-ordnungen, in denen die Art und Weisedes Qualifikationserwerbs unberücksich-tigt bleibt.

❏ Einbindung der Schulen in das bil-dungspolitische Gesamtsystem, indem sie eine aktive Rolle übernehmenmüssen. Dazu gehören auch funktio-nierende Kontakte zur Wirtschaft.

Schulen und Pädagogen mit innovativenIdeen, die bereit sind, mit Bildungs-institutionen in anderen Ländern Europaszusammenzuarbeiten, werden davon pro-fitieren.

Es ist allerdings dringend erforderlich, dasInteresse der Arbeitgeber zu wecken undsie zum Engagement zu motivieren. Hiergibt es noch viele ungenutzte Möglich-keiten. Darauf wollte auch Vilho Hirvi,der Generaldirektor des NationalenBildungsrates aufmerksam machen, als ervor kurzem vorschlug, eine “nationaleKampagne für mehr Ausbildungsplätze”zu starten.

Juhani Lapiolahti, Lehrlingsausbildung im betrieb-lichen Alltag (in Finnisch), Nationaler Bildungsrat,1992.

Järvenpää & Nuppola, Ausbildungsmethoden inder kühltechnischen Industrie (in Finnisch), Uni-versität Tampere, Pädagogisches Institut, 1992.

Bibliographie

Henri J. Vartiainen, Lehrlingsausbildung in eini-gen ausgewählten Ländern (in Finnisch), Nationa-ler Bildungsrat, 1994.

“Es ist (...) dringenderforderlich, das Interesseder Arbeitgeber zu wecken

und sie zum Engagementzu motivieren.”

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Ein klares Ja zu Europa

Als im Mai 1987 der Vors tand derIndustriellenvereinigung (I.V.) – der größ-ten freiwilligen ArbeitgeberorganisationÖsterreichs – den Beschluß faßte “Öster-reich muß Mitglied der EG werden” warweder sicher ob, noch wann diese Visiongelingt; aber die erste politische Weichenach Europa war gestellt. Im Vordergrundder Argumente standen nicht nur ökono-mische Fragen (2/3 der Ex- und Importekommen aus bzw. gehen in die EG-Län-der) – sondern auch das Zusammenwach-sen eines “Europas der Bürger”.

Von Beginn an war klar, daß ein funktio-nierender gemeinsamer Wirtschaftsraumnicht durch Vorschriften, Gesetze undRichtlinien verordnet werden kann, son-dern vor allem von den Menschen gestal-tet und getragen werden muß. Die Ge-danken Jean Monnets waren Leitlinie fürdie I.V., sich mit den Auswirkungen ei-nes EU-Beitrittes auf Bildung, Qualifika-tion, Wissenschaft und Lehre intensiv zubefassen. Und keine Vision, kein Anlaßhat in den letzten Jahrzehnten im öster-reichischen Bildungswesen einen ver-gleichbaren Diskussions- und Reform-schub ausgelöst wie die europäische In-tegration.

Der 12. Juni 1994 – ein historisches Da-tum – mit dem überwältigenden in die-sem Ausmaß überraschend klaren JA zuEuropa von 66,6% der Österreicher(Innen)war zum einen eine fast untypisch klareWillenskundgebung für den Weg in eineungewisse Zukunft, eine deutliche Absa-ge an Angstparolen – vor Ausländern, vordem Abschied von der Neutralität – undvor allem vom Vertrauen in die Politikdieses Landes getragen. Zum anderen aberauch von europäischer Bedeutung, dennnoch nie hatte bisher ein Land so einmü-tig für die EU nach Maastricht gestimmt.

Das berufsbildende Schul-wesen in Österreich

Die Vielfalt der Möglichkeiten nach derPflichtschule (9 Jahre) ist zweifellos eineunbestrittene Stärke des österreichischenBildungswesens und wenn von vier“Bildungsstraßen” drei eine berufliche Bil-dung ermöglichen, zeigt dies den hohenStellenwert beruflicher Bildung in Öster-reich, die als wesentliches Element derWirtschaftserfolge der vergangenen Jahr-zehnte angesehen wird.

Folgende Bildungswege können nach derPflichtschule eingeschlagen werden:

❏ Die vierjährige Oberstufe der Allge-meinbildenden Höheren Schulen, dieUniversitätszugang vorsieht (Gymnasien),❏ die fünfjährigen vollzeitlichen Berufs-bildenden Höheren Schulen, die nebender beruflichen Ausbildung auch denUniversitätszugang ermöglichen (z.B.technische und kaufmännische Lehranstal-ten),❏ die drei- bis vierjährigen vollzeitlichenBerufsbildenden Mittleren Schulen (z.B.technische und wirtschaftliche Fachschu-len), die keine Hochschulberechtigunggeben,❏ die in der Regel drei- bis dreiein-halbjährige Ausbildung in Betrieben undteilzeitlichen Berufsschulen im Rahmendes dualen Berufsausbildungssystems.

16% der Jugendlichen (in % der altersmä-ßig vergleichbaren Bevölkerung; s. Tabel-le 1) schließen die fünfjährigen Berufs-bildenden Höheren Schulen ab, 13% dievierjährige Allgemeinbildende HöhereSchule, 8% die drei- bis vierjährige Be-rufsbildende Mittlere Schule. 41% der Ju-gendlichen schließen eine duale Berufs-bildung ab.

Obwohl – dies wird als Stärke der öster-reichischen Bildungslandschaft gesehen –nur ca. 2% der Jugendlichen nach derPflichtschule keinen weiteren Bildungs-

Berufsbildungin Österreich

GerhardRiemerLeiter der AbteilungBildungs- undGesellschaftspolitikder Industriellen-vereinigung, Wien

Der Autor erklärt die Umris-se des Bildungswesens inÖsterreich, und legt dabeidie Betonung darauf, daßdrei von vier möglichen“Bildungsstraßen” nach derPflichtschule eine berufli-che Bildung ermöglichen.Abschließend legt er diewichtigsten Erwartungender österreichischen Indu-strie an die europäische In-tegration dar, wobei er un-terstreicht, daß “(…) keineVision, kein Anlaß (…) inden letzten Jahrzehnten imösterreichischen Bildungs-wesen einen vergleichba-ren Diskussions- und Re-formschub ausgelöst (hat),wie die europäische Inte-gration.”

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weg einschlagen, bleiben 21% der Jugend-lichen ohne einen mindestens dreijähri-gen Abschluß; ein Problem, das noch ei-ner Lösung harrt.

------Tabelle1------Der wohl wichtigste Weg für die Siche-rung des qualifizierten Fachkräftenach-wuchses führt über die Berufsausbildungim dualen System und wird von 46% deraltersmäßig vergleichbaren Jugendlicheneingeschlagen.

In Österreich standen Ende 1993 131.359Lehrlinge in der Wirtschaft in Ausbildung(vgl. Tab. 2). Der Rückgang der Lehrlings-zahlen ist vor allem auf die demographi-sche Entwicklung zurückzuführen, wirdjedoch durch den zunehmenden Wettbe-werb zwischen der praktischen Ausbil-dung in den Betrieben und den weiter-führenden Schulen sowie ein wenn auch

vorsichtiges Umdenken in der Industrieverstärkt.

------Tabelle2------

Erwartungen an dieBerufsbildungspolitik derEUDrei Bemerkungen sind bei der Formu-lierung österreichischer Anliegen an eineeuropäische Berufsbildungspolitik – ausder Sicht der I.V. – voranzustellen:

1. Seit dem 1.1.95, dem Beginn der Mit-gliedschaft, steht nicht mehr die Informa-tions- und Motivationsarbeit für die EU,sondern das Mitgestalten, Mitentscheidenund Mitverantworten im Vordergrund. DieErfahrungen des Dabeiseins werden dieMöglichkeiten und Grenzen der Umset-zung politischer Ziele aufzeigen.

2. Je breiter und stärker der nationaleKonsens bei politischen Anliegen, destogrößer sind die Chancen diese zu reali-sieren.

Die österreichische Politik ist noch damitbeschäftigt, die gemeinsamen inhaltlichenPrioritäten festzusetzen; die Industrie hatihre Anliegen deponiert; wichtige Ansät-ze werden zur Zeit für ein “Österreichi-sches Weißbuch” formuliert.

3. In einem “größeren Ganzen”, wie derEU werden Ziele einzelner Partner vorallem dann Chancen auf Erfolg haben,wenn sie sich mit den Vorhaben andererLänder decken. Daher wird es für dieösterreichische Berufsbildungspolitikwichtig sein, gemeinsam mit Kollegen undFreunden aus anderen MitgliedstaatenWege zu suchen und diese umzusetzen.

So wichtig die formellen Kompetenzender Europäischen Union für Bildungs-fragen im Rahmen des Vertrages vonMaastricht sind, so wichtig ist die Auto-nomie der Staaten in der Bildungs- undKulturpolitik.

Aus der Sicht der I.V. zeichnen sich fol-gende Schwerpunkte im Rahmen einereuropäischen Berufsbildungspolitik (BbP)ab:

1. Vielfalt bedeutet Erfahrungsreich-tum, daher kommt dem Informations-und Erfahrungsaustausch der europäi-

Tab. 1: Erreichte Bildung der Jugendlichen 1991in % der altersmäßig vergleichbaren Bevölkerung*

5jährige berufsbildende höhere Schule 164jährige allgemeinbildende höhere Schule 133- oder 4jährige berufsbildende mittlere Schule1) 8duale Berufsausbildung1) 41allgemeine Pflichtschule2) 21

gesamt 99

* Durchschnitt der 17- bis l9jährigen (n=104 920)1) inklusive land- und forstwirtschaftliche Berufsschüler2) oder unter 3jährige FachschuleQuelle: BMUK; ÖSTAT; ibw-Berechnungen

Tab. 2: Lehrlingsstand nach Wirtschaftsbereichenund demographisches Ausbildungspotential

Sektion 1980 1993abs. % abs. % d %

Gewerbe und Handwerk 102.051 53 72.449 55 + 2Industrie 28.668 15 18.076 14 - 1Handel 40.536 21 22.251 17 - 4Tourismus und Freizeitwirtschaft 16.232 8 11.562 9 + 1Verkehr 3.001 2 2.565 2 0Geld-/Kredit-/Versicherungswesen 524 0 728 1 + 1Nichtkammerbereich 3.077 2 3.728 3 + 1

gesamt 194.089 101 131.359 101

Quelle: Wirtschaftskammer Österreich

“Obwohl (…) nur ca. 2%der Jugendlichen nach der

Pflichtschule keinenweiteren Bildungsweg

einschlagen, bleiben 21%der Jugendlichen ohne

einen mindestens dreijäh-rigen Abschluß (…)”

“Der wohl wichtigste Wegfür die Sicherung des

qualifizierten Fach-kräftenachwuchses führt

über die Berufsausbildungim dualen System und

wird von 46% der alters-mäßig vergleichbaren

Jugendlichen eingeschla-gen.”

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schen Länder in der Berufsbildung ent-scheidende Bedeutung zu. Wir wollenmehr über die Ideen, Maßnahmen undVerfahren in anderen Ländern erfahrenund diskutieren, um daraus die eigenenProbleme besser beurteilen, Stärken aus-bauen und Schwächen beseitigen zu kön-nen.

Wir müssen alle mehr über die anderen,die anderen mehr über uns wissen.

Das heißt: Intensivierung des Erfahrungs-austausches zwischen Bildungspraktikern,Experten, Ausbildern der Unternehmen;auch um die Besonderheiten des öster-reichischen berufsbildenden Schulwesens,der für uns bewährten Kombination für14 bis 19-jährige aus Allgemeinbildung,Berufsbildung und praktischer Ausbildungan anderen Beispielen zu prüfen.

2. Wenn im Jahr 2000 ca. 80% der Tech-nologien veraltet und durch neue ersetztsein werden und gleichzeitig 80% derdann im Erwerbsleben stehenden heuteschon beschäftigt sind, muß eine euro-päische BbP ihr Hauptaugenmerk nebender Ausbildung auf die Weiterbildungrichten. 50% des Lernens in unserer Ge-sellschaft wird nach der Schule bzw. derUniversität stattfinden.

Das heißt: Schwerpunkt Weiterbildung(Wb) in der europäischen Bildungspoli-tik, der eine umfassende Analyse derWeiterbildungsaktivitäten in den einzel-nen Ländern (Wb an Schule, Universitä-ten, Unternehmen ... ) und den europäi-schen Vergleich verlangt, um darauf auf-bauend politische Maßnahmen zu setzen;z.B. erhöhte steuerliche Absetzbarkeit fürBildungsinvestitionen der Unternehmen.

3. Wenn die “Cerebral Skills” in moder-nen Berufen zu Lasten der “Manual Skills”immer mehr an Bedeutung gewinnen,werden Berufsausbilder immer rascher anneue Anforderungen angepaßt werdenmüssen, muß die Berufsbildungspolitikihre Anpassungsgeschwindigkeit erhöhen.Eine europäische Berufsbildungspolitik istdaher verstärkt – auch aus österreichischerErfahrung – auf länderübergreifendeBildungs- und Qualifikationsfor-schung angewiesen. Einer gezieltenFörderung und Unterstützung von Aus-bildungs- und Bildungsinnovationen,besonders in Zusammenarbeit mit den Un-

ternehmen, kommt besondere Bedeutungzu.

4. Die “neue europäische Dimension”des Bildungswesens muß verstärkt auchin die Berufsbildung einfließen. Dies be-deutet nicht nur eine Verbesserung derFremdsprachenkenntnisse etwa der Ju-gendlichen im dualen System, eine ge-zielten Förderung deren internationalerMobilität (länderübergreifende Aus-tauschprogramme auch für Jugendlichein der Berufsbildung und nicht nur odervorrangig für höhere Schüler und Studen-ten), sondern auch eine Erweiterung ih-res Wissens über die anderen europäi-schen Kulturen.

5. Zur Berufsausbildung im dualen Sy-stem – in Österreich ähnlich wie inDeutschland und der Schweiz – gibt es,aus unserer Sicht, keine Alternative. Die-ser Berufsbildungsweg wird nur dann sei-ne Bedeutung erhalten können, wennseine Attraktivität und die Durchlässigkeitin höhere Bildungsebenen verbessertwird. Dennoch gilt es, diese Ansicht imDialog mit anderen Mitgliedsländer kri-tisch zu überprüfen.

6. Nicht zuletzt erwarten wir eine realisti-sche Diskussion von Bildungsutopien, wiez.B. der Forderung nach Bildungsurlaub.

Angesichts des Strukturwandels, des in-ternationalen Kostendruckes und der ho-hen Bildungsinvestitionen der Wirtschaftin Österreich (1% des BIP) ist es für dieUnternehmen unmöglich neue Belastun-gen zu verkraften. Andererseits sind bes-ser qualifizierte Mitarbeiter eine der wich-tigsten Vorraussetzungen für wettbewerbs-fähige Unternehmen. Ein Spannungsfeld,das nur durch eine Politik der kleinenSchritte lösbar ist und die unterschiedli-che Situation der Länder zu berücksichti-gen hat.

Das heißt: u.a. intensive Motivation derArbeitnehmer sich weiterzubilden undihre Freizeit für Bildungsmaßnahmen zunutzen, verstärkte Investitionen der Un-ternehmen in Ausbildung, Verbesserungder steuerl ichen Absetzbarkeit vonBildungsausgaben (für den einzelnen unddas Unternehmen).

“Vielfalt bedeutetErfahrungsreichtum,daher kommt demInformations- und Erfah-rungsaustausch dereuropäischen Länder inder Berufsbildung ent-scheidende Bedeutung zu.”

“(…) eine europäischeBbP (muß) ihr Hauptau-genmerk neben der Ausbil-dung auf die Weiterbil-dung richten.”

“Zur Berufsausbildung imdualen System (…) gibt es,aus unserer Sicht, keineAlternative.”

“Angesichts (…) derhohen Bildungsinvesti-tionen der Wirtschaft inÖsterreich (…) ist es fürdie Unternehmen unmög-lich neue Belastungen zuverkraften.” Daher sollteman u.a. die steuerlicheAbsetzbarkeit vonBildungsausgaben (fürden einzelnen und dasUnternehmen) verbessern.

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Schlußfolgerung

Österreich erwartet sich aufgrund der imVertrag über die Europäische Union for-mulierten Ziele einer gemeinschaftlichenPolitik der beruflichen Bildung ein hohesMaß an Unterstützung und Ergänzungseiner Politik. Eine zentrale Rolle werdendie Möglichkeiten des LEONARDO-Pro-grammes bieten. Österreich ist bestensvorbereitet, das Österreich-Büro hat sei-ne Arbeit bereits aufgenommen und wirdin enger Zusammenarbeit mit den Wirt-schaftsverbänden und den Unternehmen

Programme initiieren, unterstützen undbegleiten.

Eine verantwortungsvolle Mitgestaltungder Berufsbildungspolitik im Rahmen derEuropäischen Union verlangt von Öster-reich und unseren Experten drei Dinge:

Eine selbstkritische realistische Analyseder Situation und Probleme, eine unvor-eingenommene Offenheit bei der Beur-teilung anderer vielleicht neuer Problem-lösungen und den Mut und die Durchset-zungskraft, wenn notwendig, in einemgemeinsamen Europa auch neue Wege zugehen.

Aufbau und Struktur des österreichischen Bildungswesens

Legende:AHS-lang: Allgemeinbild. höhere

Schule, LangformAHS-kurz: Allgemeinbild. höhere

Schule, OberstufenformBHS: Berufsbild. höhere Schule

*) einschl. d. höh. Lehr-anstaltenI. Kindergarten-pädagogik etc.

BMS: Berufsbild. mittl. SchulePTL: Polytechn. LehrgangSS: Sonderschule

Quelle: ibw, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, Das berufliche Bildungswesen in der Republik Österreich, Vorlagebericht an das EuropäischeZentrum für die Förderung der Berufsbildung, (CEDEFOP), Wien , Dezember 1991;Grafik: Rudolf J. Schmitt, Berlin; Technische Produktion: Axel Hunstock, Berlin

“Eine verantwortungsvolleMitgestaltung der Berufs-bildungspolitik im Rah-men der EuropäischenUnion verlangt (…)eine selbstkritische reali-stische Analyse der Situa-tion und Probleme, eineunvoreingenommeneOffenheit bei der Beurtei-lung anderer vielleichtneuer Problemlösungenund den Mut und dieDurchsetzungskraft, wennnotwendig, in einemgemeinsamen Europaauch neue Wege zu gehen.”

AHS

kurz

AHS

lang

SS

Kindergärten

Volksschulen

BHS* BMS PTL

LehreSekundarbereich II

Tertiärer Bereich

Sekundarbereich I

Universitäten

Kurzstudiengänge

Berufsbildende Akademien

KollegsSpeziallehrgänge

Aufbaulehrgänge

(Werk-)Meisterschulen

Schu

lpfli

cht

1817

1615

1413

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Zwei Vorbemerkungen

Zu den nordischen Berufsbildungs-konzepten

In den meisten nordischen Ländern sinddie Berufsbildungssysteme gleichzeitig mitdem späten Industrialisierungsprozeß ent-standen und gewachsen. Staatliche Ein-richtungen der Berufsbildung (d.h. Berufs-fachschulen und höhere Fachschulen)wurden geschaffen und ausgebaut mitdem Ziel, die neu entstehenden Industri-en in ihrer Anlaufphase zu unterstützen.Die betriebliche Ausbildung spielt nachwie vor nur eine marginale oder ergän-zende Rolle. Wichtigste Ausnahme istDänemark, wo die traditionelle Lehrlings-ausbildung und ein spezifisches “alternie-rendes Ausbildungsmodell” die Grundla-gen der beruflichen Grundbildung bilden.

Die wichtigsten Institutionen der berufli-chen Erstausbildung sind die Vollzeit-Be-rufsfachschulen (für die berufliche Grund-bildung) und die Fachschulen (für höhe-re berufliche Qualifikationen). Beide sindintegrierter Bestandteil des öffentlichenBildungssystems (und unterstehen derZuständigkeit des Bildungsministers). Derallgemeine Begriff für Berufsbildung inden einzelnen Sprachen läßt eine eindeu-tige Zuordnung zur Bildungspolitik (SV:yrkesutbildning, NO: yrkesutdanning, DA:erhvervsuddannelse oder FI: ammatillinen

Reformen derBerufsbildungssystemein dennordischen LändernEntwicklung der Reform-konfigurationen und Modifika-tionen der ursprünglichenZielvorstellungen

PekkaKämäräinenhat als Wissen-schaftler an derUniversität vonTampere, Finnland(Wissenschaftliches

Zentrum für Arbeitsfor-schung) gearbeitet. Im Juni1994 wurde er als wissen-schaftliche Fachkraft von derfinnischen Regierung füreine zeitlich befristeteTätigkeit zu CEDEFOPentsandt.

Gegenstand der vorliegen-den Untersuchung ist dieÄra der Reformprozesse,denen die Berufsbildungs-systeme in den nordischenLändern (von 1970 bis heu-te) unterzogen wurden. Da-bei werden zwei Reforman-sätze deutlich:

1. Versuche zur Überbrük-kung der Kluft zwischen“allgemeinen” und “berufli-chen” Bildungsgängen und

2. Bemühungen um besse-re Kooperation zwischenden staatlichen, d.h. schu-lischen Institutionen derBerufsbildung und der Ar-beitswelt.

In diesem Artikel wird un-tersucht, auf welche Weisediese beiden Ansätze die na-tionalen Berufsbildungs-konzepte beeinflußt haben(und inwieweit sie tatsäch-lich umgesetzt wurden).Außerdem werden die na-tionalen Unterschiede inder Lehrplanentwicklungbeleuchtet. ThematischerSchwerpunkt ist die Be-schreibung der verschiede-nen Systeme der berufli-chen Grundbildung, aberein Kapitel ist auch denReformtendenzen auf demGebiet der Weiterbildunggewidmet.

koulutus) und vor allem zu den obengenannten Institutionen erkennen.

Die Entwicklung von Weiterbildungsan-geboten erfolgte nach dem Bedarf desMarktes oder im Rahmen der Beschäfti-gungspolitik. In den 60er und 70er Jah-ren wurde in den meisten nordischen Län-dern eine Infrastruktur beschäftigungs-fördernder Ausbildungsangebote geschaf-fen. Im Lauf der Zeit wurden die einschlä-gigen Ausbildungsprogramme und -zentren zu staatlichen Ausbildungszentrenmit einem vielseitigen Weiterbildungsan-gebot zusammengefaßt. Der ursprünglicheBegriff für diese Angebote betont vor al-lem das Ziel der Beschäftigungsförderung(SV: arbetsmarknadsutbildning, NO:arbeidsmarkedsopplaering; DA: arbeids-markedsuddannelse, FI: työllisyyskou-lutus).

Zu den Reformkonfigurationen aufdem Gebiet der beruflichen Erstaus-bildung und Weiterbildung

In den folgenden Kapiteln wird unter demBegriff “Reformkonfiguration” das bil-dungspolitische Gesamtkonzept für denBereich der Berufsbildung verstanden.Untersucht wird mithin, inwieweit dieursprünglichen Zielvorstellungen nochBestand haben oder aber modifiziert wur-den und welche neuen Reformansätze zuverzeichnen sind. Die wichtigsten Unter-scheidungskriterien zwischen den einzel-

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nen Reformkonfigurationen lassen sichwie folgt charakterisieren:

1. Bildungssysteme:

Es wird unterschieden zwischen

a) Reformen, durch die die Rolle derBerufsbildung neu definiert wird, und

b) Reformen, die nur die Weiterbildungbetreffen und deren Rolle im Zusammen-hang mit Beschäftigungsförderung oderals Instrument der Arbeitsmarktpolitik neudefiniert wird.

2. Institutionelle und konzeptionelleAspekte:

Es wird unterschieden zwischen

a) Reformen zur strukturellen Vereinheit-lichung, durch die die berufliche Grund-bildung in die Sekundarstufe II des allge-meinen Bildungswesens (oder in neu zuentwickelnde Bildungsgänge) integriertwird und

b) Reformen zur Zusammenführung derverschiedenen Angebotsformen auf demGebiet der Berufsbildung im Rahmen derbestehenden Strukturen.

3. Lehrplanentwicklung:

Es wird unterschieden zwischen

a) einer gründlichen Änderung der Lehr-pläne, die eine völlige Neuorientierungbei der Entwicklung des Lehr- und Lern-stoffs erforderlich macht, und

b) einer eingeschränkten Überarbeitungder Lehrpläne bzw. einem pragmatischenÜbergang zu neuen Lehrplanformen.

Bezüglich der Dynamik der nationalenReformprozesse unterscheiden wir zwi-schen

1) den Planungs- oder Einführungsphasenund

2) den Revisions- oder Modifikations-phasen.

Je nach den nationalen Gegebenheitenlassen sich im Verlauf der Reformprozesseauch Interimsphasen erkennen. Sie sind

geprägt vom Widerspruch zwischen denpolitischen Vorgaben und den tatsächli-chen Möglichkeiten der Umsetzung.

Die ursprünglichenReformmodelle und dieEntwicklung der Reform-konfigurationen in den70er Jahren

Dieses Kapitel beschreibt die ursprüngli-chen Reformmodelle, die seinerzeit für dieberufliche Grundbildung entwickelt wor-den waren und in den 70er (bzw. späte-stens in den 80er) Jahren zum Teil auchumgesetzt wurden. Die nationalen Ent-wicklungen werden hier in der chronolo-gischen Reihenfolge dargestellt, in der diejeweiligen Reformdebatten geführt wur-den. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daßeinige der nationalen Reformen Pilot-funktion für die Nachbarländer hatten.Infolgedessen lassen sich sowohl “Fami-lienähnlichkeiten” als auch Modellvarian-ten zwischen den einzelnen Reform-konzepten feststellen.

Schweden: Vereinheitlichung derSekundarstufe II als Basismodell

Das ursprüngliche Reformmodell für dieSekundarstufe II in Schweden (eingeführtin den 70er Jahren) war Vorläufer derReformen zur strukturellen Vereinheitli-chung in den nordischen Ländern. Durchdie Reform wurden die bislang getrenn-ten allgemeinen Bildungsgänge der Gym-nasien und die vollzeitschulische Berufs-bildung an Berufsfachschulen (yrkesskola)und höheren Fachschulen (fackskola) zueiner integrierten Gesamtschule (gymna-sieskola) für die Sekundarstufe II zusam-mengefaßt. Gleichzeitig mit der Reformwurde eine neue Terminologie eingeführt,bei der integrative Strukturen und dieGleichwertigkeit zwischen allgemein- undberufsbildenden Zügen im Vordergrundstanden (konsequenter Gebrauch desBegriffes “gymnasial” für sämtliche Fach-richtungen). Parallel dazu wurden Aus-drücke, die den spezifischen Charakterder Berufsbildung betonten, vermiedenoder auf ein Minimum reduziert.

Die Kernidee, die diesem Vorgehen zu-grunde lag, beruhte auf der Vorstellung,

“Die betriebliche Ausbil-dung spielt nach wie vornur eine marginale oder

ergänzende Rolle. Wichtig-ste Ausnahme ist Däne-

mark, (...)”

“Die wichtigsten Institu-tionen der beruflichen

Erstausbildung sind dieVollzeit-Berufsfachschulen(für die berufliche Grund-

bildung) und die Fach-schulen (für höhere

berufliche Qualifikatio-nen).”

“Das ursprünglicheReformmodell für die

Sekundarstufe II inSchweden (eingeführt in

den 70er Jahren) warVorläufer der Reformen

zur strukturellen Verein-heitlichung in den nordi-

schen Ländern.”

“Die Kernidee (...) beruhteauf der Vorstellung, eine

Vereinheitlichung desSchulsystems zu erreichen

und für alle Stufen dieintegrierte Gesamtschule

einzuführen (...)”

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eine Vereinheitlichung des Schulsystemszu erreichen und für alle Stufen die inte-grierte Gesamtschule einzuführen (Ge-samtschule, integrierte Sekundarstufe, in-tegrierte Hochschule). Ziel der Reformwar es, die Zahl der Qualifikationsstufenzu reduzieren und Statusunterschiededurch eine horizontale Differenzierungzwischen gleichwertigen Bildungsgängenzu ersetzen.

Die Hauptstoßrichtung der Reform zieltein der ersten Phase nicht auf eine radika-le Integration von allgemeinen, berufli-chen und technischen Bildungsgängen.Die Umstellung der Lehrpläne war folg-lich nur ein pragmatischer Übergang zulinearen Strukturen. Die bislang getrenntangebotenen Bildungsgänge erhielten ei-nen gemeinsamen strukturellen Rahmenmit linearen Optionen.

Ende der 70er Jahre hat man versucht, einModell für eine umfassende Lehrplan-reform zu entwickeln und dadurch dieKluft zwischen “allgemeiner” und “beruf-licher” Bildung noch besser zu überbrük-ken. Ziel war der Aufbau einer fachüber-greifenden Makrostruktur für das ersteBerufsbildungsjahr. Als jedoch der zustän-dige Ausschuß seine vorbereitenden Ar-beiten für diese Lehrplanreform abge-schlossen hatte, hatten sich die politischenund wirtschaftlichen Voraussetzungenverändert. Zur Durchsetzung einer derar-tigen Reform fehlte sowohl der politischeWille als auch die wirtschaftlichen Mög-lichkeiten.

Finnland: Kompromiß auf ein zwei-gleisiges Modell mit integrativenStrukturen für die berufliche Erstaus-bildung

In Finnland wurde Anfang der 70er Jahreein ähnliches Modell zur institutionellenVereinheitlichung entwickelt. Auch hierwar im ursprünglichen Konzept eineLehrplanreform vorgesehen, die für einebreit gefächerte berufliche Grundbildung(für einzelne Berufsfelder) mit nach-folgender Spezialisierung sorgen sollte.Aufgrund politischer und pädagogischerKontroversen wurde das Modell überar-beitet und ein Kompromiß auf der Basiseines zweigleisigen Systems gefunden(Regierungsbeschluß von 1974, Rahmen-gesetz von 1978). Hauptziel der Reformwar es nun, die beruflichen und techni-

schen Bildungsgänge in ein einheitlichesSubsystem zu integrieren, dieses konkur-renzfähig zu den allgemeinen Bildungs-gängen zu machen und alternative Zu-gangsmöglichkeiten zu den Hochschulenzu schaffen.

Die Lehrplanreform stützte sich auf fol-gende drei Vorgaben:

1. Zusammenfassung der bislang ge-trennten berufsbildenden und technischenLehrpläne; Konzentration auf 25 Berufs-felder;

2. Einführung einer gemeinsamenGrundstufe (1. Jahr der integriertenSekundarstufe II), an die sich eine diffe-renzierte Ausbildung mit unterschiedli-chen Qualifikationsniveaus (Facharbeiter/Techniker/Ingenieur) und entsprechenderFachausbildung anschließen sollte;

3. Reduzierung der Fächerauswahl aufeine begrenzte Zahl breit angelegterBerufsprofile.

Das Reformkonzept wurde Ende der 70erund Anfang der 80er Jahre umgesetzt, al-lerdings wurden im Lauf der Zeit einigeVeränderungen vorgenommen. Das ge-meinsame erste Berufsschuljahr wurdenicht eingeführt in Gebieten, in denenBerufsfachschulen und höhere Fach-schulen als getrennte Institutionen exi-stierten. Darüber hinaus hat man die Idee,Differenzierung und Spezialisierung erstnach einem Jahr gemeinsamer Grundstu-fe zu ermöglichen, (nach einer kurzenVersuchsphase) bald wieder fallenlassen.

Dennoch hatte das Reformkonzept in dreiwichtigen Punkten Folgen. Die Zusam-menfassung der beruflichen Ausbildungs-gänge zu einer beschränkten Zahl vonBerufsfeldern hat dazu geführt, daß dieBildungsangebote der Berufsfachschulenund höheren Fachschulen transparenterwurden. Eine größere Zahl allgemeinbil-dender Fächer wurde in das erste Jahr derberuflichen Sekundarstufe II aufgenom-men. Dadurch verbesserten sich die Mög-lichkeiten zur beruflichen Höherqualifi-zierung (bzw. die Zugangsmöglichkeitenzu den Hochschulen). Am nachhaltigstenwirkte sich die Reform in der anschlie-ßenden Spezialisierungsphase aus: dieFachausbildung orientierte sich nicht län-ger an Berufsprofilen, sondern bot einen

“In Finnland war esHauptziel der Reform (...),die beruflichen undtechnischen Bildungsgän-ge in ein einheitlichesSubsystem zu integrieren,dieses konkurrenzfähigzu den allgemeinen Bil-dungsgängen zu machenund alternative Zugangs-möglichkeiten zu denHochschulen zu schaffen.”

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“In Norwegen wurde Mitteder 60er Jahre ein Re-

formmodell zur Verein-heitlichung der Sekun-

darstufe II entwickelt.”

“Die Harmonisierung vonschulischer und betriebli-

cher Ausbildung wurde zueinem typischen Merkmal

der norwegischen Reform-konfiguration.”

“Die betriebliche Lehr-lingsausbildung (mester-laere) galt in Dänemarkseit jeher als wichtigste

Form der beruflichenGrundbildung.”

erweiterten Fächerkanon für ganzeBerufsfelder.

Norwegen: Vereinheitlichung derSekundarstufe II und ergänzende Re-form der Lehrlingsausbildung

In Norwegen wurde Mitte der 60er Jahreein Reformmodell zur Vereinheitlichungder Sekundarstufe II entwickelt. Die ein-schlägigen Gesetze wurden 1974 verab-schiedet und Ende der 70er Jahre reali-siert. Im Prinzip war das Reformmodelldem schwedischen ähnlich. So hat manz.B. die beiden bislang getrenntenSchulformen allgemeiner und beruflicherBildung zu einer integrierten Sekundar-stufe II (videregående skole) zusammen-gefaßt.

Die experimentelle Vorbereitungsphaseerstreckte sich über einen längeren Zeit-raum, und deshalb reduzierte sich dieIntegration weitgehend auf eine organi-satorische Neuordnung. Als bildungspo-litische Maßnahme war sie eher unbedeu-tend. Eine bi ldungspoli t ische Neu-definition des Verhältnisses von allgemei-ner (almenn utdanning) und beruflicherBildung (yrkesutdanning) fand nicht statt.Auch fehlte es bei der norwegischen Re-form an entsprechenden Bemühungen zurIntegration der postsekundaren Bildungs-gänge (wie in Schweden) oder der beruf-lichen und technischen Bildung (wie inFinnland).

Die Lehrplanstruktur, die in Norwegeneingeführt wurde, wies deutliche Unter-schiede zu der in den Nachbarländern auf.Während die Reformen in Schweden undFinnland auf einem “ganzheitlichen” An-satz basierten, war die norwegische Re-form stufenweise aufgebaut. Sie bestandaus drei Stufen (Jahren): Grundbildungs-jahr (grunnkurs) und daran anschließendzwei weiterführende Schuljahre (videre-gående kurs I und II). Dadurch konntendie einzelnen Schulen ihr Angebot auf daserste (oder die ersten beiden) Jahr(e) derSekundarstufe II beschränken. Außerdemhatten die Schüler oder Auszubildendendie Möglichkeit, ihre Entscheidung füreine bestimmte Fachrichtung nach jedemJahr neu zu überdenken.

Bei der Entwicklung des norwegischenReform-Modells ging man davon aus, daßdie betriebliche Lehrlingsausbildung im

Lauf der Zeit durch die schulische Aus-bildung abgelöst würde. In ländlichenGebieten und in bestimmten Branchenhatte die betriebliche Ausbildung jedocheine unverzichtbare ergänzende Funkti-on. Ein zusätzliches Argument für ihrenFortbestand und ihre Neubelebung ergabsich aus dem traditionellen Recht derBetriebe, in eigener Regie Fachprüfungendurchzuführen (svennepröv, fagpröv), dieauf dem Arbeitsmarkt allgemein anerkanntwurden. Die betriebliche Lehrlingsausbil-dung erwies sich als die effektivste Mög-lichkeit, nach Abschluß der Schule dieerforderliche Arbeitserfahrung sicherzu-stellen.

Das neue Berufsausbildungsgesetz von1980 (lov om fagopplaering) sorgte füreine Harmonisierung der Lehrpläne vonschulischer und betrieblicher Berufsbil-dung. Außerdem erleichterte es den fle-xiblen Übergang von der Berufsschule zurbetrieblichen Ausbildung. Die Harmoni-sierung von schulischer und betrieblicherAusbildung wurde zu einem typischenMerkmal der norwegischen Reform-konfiguration.

Dänemark: Suche nach einer politi-schen Entscheidung zwischen der Re-form der Lehrlingsausbildung und derEntwicklung integrativer Strukturen

Die betriebliche Lehrlingsausbildung(mesterlaere) galt in Dänemark seit jeherals wichtigste Form der beruflichenGrundbildung. Sie stützte sich auf zweiwichtige Grundsätze: die fachliche Selbst-kontrolle der Berufsverbände (fagligeselvstyre - unter Mitwirkung der Sozial-partner) und das Prinzip der alternieren-den Ausbildung (vekselsuddannelse -Wechsel zwischen schulischen und beruf-lichen Ausbildungsphasen). Allerdingswar das Angebot an betrieblichen Ausbil-dungsplätzen sehr viel geringer als dasBerufsschulangebot in den Nachbarlän-dern. Darüber hinaus waren die Lehrplä-ne sehr stark der Tradition verhaftet undgingen von relativ eng gefaßten Berufs-profilen aus. Nach Durchführung derGesamtschulreform bestand ein deutlichesRisiko der Marginalisierung.

Vor diesem Hintergrund wurde versuchs-weise ein Lehrplan für das berufsfachlicheGrundbildungsjahr entwickelt (erhvervs-faglige grunduddannelse - EFG). Das EFG-

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Modell wurde als Pilotprogramm einge-führt und 1972 durch Gesetz formell alsVersuch bestätigt. Im Gegensatz zur tra-ditionellen Lehrlingsausbildung wurdendie Berufsfelder weiter gefaßt, und in derschulischen Ausbildungsphase wurdenintegrierte Lehr- und Lernangebote geför-dert. Das EFG-Modell wurde für die Ein-stiegsphase innerhalb der betrieblichenLehrlingsausbildung übernommen unddiente darüber hinaus als Vorlauf-programm für die vollzeitschulische tech-nische (oder fachliche) Ausbildung (HTX- Höhere Technische Prüfung, HHX -Höhere Wirtschaftsprüfung).

Aufgrund der weiten Verbreitung undVielseitigkeit des EFG-Modells legte diedänische Regierung 1978 einen Reform-vorschlag für die berufliche Erstaus-bildung vor, der sich weitgehend auf dasEFG-Modell stützte. Sie wurde unterstütztvon den Sozialpartnern (die auch in denAusschüssen zur Überwachung des EFG-Versuchs vertreten waren). Dieser Reform-vorschlag wurde vom dänischen Parla-ment abgelehnt, das EFG-Modell jedochals Versuchsprogramm weitergeführt. Die-se Entscheidung führte zu einer mehrjäh-rigen Stagnation der Reformbemühungen,von der der gesamte Bereich der berufli-chen Erstausbildung betroffen war.

Parallel zur Einführung des EFG-Modellswurde eine Debatte zur langfristigen Bil-dungspolitik geführt über die Frage, obDänemark dem Beispiel der anderen nor-dischen Länder folgen und eine Verein-heitlichung der Sekundarstufe II anstre-ben sollte. Das wichtigste Dokument indieser Debatte wurde von einem Regie-rungsausschuß (U90) vorgelegt, der be-auftragt worden war, bildungspolitischeRichtlinien für die nächsten 15 Jahre zuerarbeiten.

Der U90-Bericht (1978) enthielt politischePerspektiven für die Ausbildung Jugend-licher, die von verschiedenen Institutio-nen in Zusammenarbeit bei der Auswei-tung der Bildungsangebote und Lehrplä-ne umgesetzt werden sollten. In diesemZusammenhang stellte der Ausschuß dieWeiterentwicklung des EFG-Modells alseine Möglichkeit dar, die Kluft zwischenden bislang getrennten Lehr- und Lern-angeboten zu überbrücken.

Von der parlamentarischen Ablehnung derReformvorlage zur Einführung des EFG-Modells war nicht nur die Berufsbildung,sondern die gesamte bildungspolitischeReformkonfiguration nachhaltig betroffen.Obwohl die EFG-Programme weiterent-wickelt wurden, entfiel einer der wesent-lichen Eckpunkte für die langfristige bil-dungspolitische Planung. Und damit be-gann eine Phase der Stagnation.

Island: Die Suche nach einem natio-nalen Reformmodell und die Erpro-bung kleinerer Modellprojekte

In den 70er Jahren gab es in Island inbezug auf die Reform der Berufsbildungnur wenig Bewegung. Aufgrund derKnappheit der nationalen Ressourcenkonzentrierte sich das Interesse auf dieBeobachtung bestimmter Pilotmodelle inden anderen nordischen Ländern und aufden Versuch, diese den eigenen Erforder-nissen anzupassen. Die bescheidene Grö-ßenordnung des nationalen Berufsbil-dungsangebots und Arbeitsmarktes brach-te es mit sich, daß die Notwendigkeit zurErarbeitung struktureller Lösungen oderbildungspolitischer Konzepte bei weitemnicht so evident war wie in anderen nor-dischen Ländern.

Durch direkte Kontakte versuchten dieBerufsschulen, das dänische EFG-Modelleinzuführen und schulspezifische Bil-dungsangebote zu entwickeln. In der Re-gion Reykjavik wurde durch die lokaleBildungspolitik eine organisatorischeUmstrukturierung in Richtung einer inte-grierten Sekundarstufe II geschaffen.

Änderungen der ursprüng-lichen nationalen Reform-konfigurationen

Themen dieses Kapitels sind die Revisionund Modifikation der ursprünglichenReformmodelle sowie die Bemühungenzur Einführung neuer Reformmodelle imAnschluß an eine Periode der Stagnation.

Schweden: Die Ausbildung am Arbeits-platz wird neuer Schwerpunkt derberuflichen Grundbildung

Das schwedische Reformmodell zur Ver-einheitlichung des Bildungswesens be-

“(...) Die dänische Regie-rung legte 1978 einenReformvorschlag für dieberufliche Erstausbildungvor, der sich weitgehendauf das EFG-Modellstützte. (...) Dieser Re-formvorschlag wurde vomdänischen Parlamentabgelehnt, das EFG-Modelljedoch als Versuchs-programm weitergeführt.”

Island: “Durch direkteKontakte versuchten dieBerufsschulen, das däni-sche EFG-Modell einzufüh-ren und schulspezifischeBildungsangebote zuentwickeln.”

“Das schwedische Reform-modell zur Vereinheitli-chung des Bildungswesensbestand im wesentlichenaus einer Reform derschulischen Strukturen.Das Arbeitsleben bliebweitgehend unberücksich-tigt.”

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“Mitte der 80er Jahrebeauftragte die Regierung

einen Berufsbildungs-ausschuß mit der Über-

prüfung der beruflichenAusbildungsmöglichkeiteninnerhalb der integriertenSekundarstufe II (...). DerBericht dieses Ausschus-

ses schloß mit zweiwesentlichen Empfehlun-

gen:a) die beruflichen Bil-

dungsgänge branchen-bezogen zusammenzufas-

sen undb) eine dreijährige Berufs-

bildung einzuführen, dieeine abschließende Aus-

bildungsphase im Betriebumfassen sollte.”

“In Finnland wurde durchdie partielle Vereinheitli-

chung der beruflichen undtechnischen Bildung keinGleichgewicht zwischenallgemeinen und berufli-chen Ausbildungsgängen

hergestellt. Der allgemein-bildende Bereich wuchskontinuierlich, und die

Nachfrage nach Studien-plätzen wurde immer

größer.”

stand im wesentlichen aus einer Reformder schulischen Strukturen. Das Arbeits-leben blieb weitgehend unberücksichtigt.Dies wurde zum Teil dadurch gerechtfer-tigt, daß die Berufsausbildung nach derschulischen Phase mit einer betrieblichenAusbildungsphase abgeschlossen wird(färdigutbildning - Zusatzqualifizierung).Die Bildungspolitiker erwarteten von denSozialpartnern, daß sie die Voraussetzun-gen für diese Abschlußphase durch ent-sprechende Vereinbarungen schaffen.

Aufgrund dieser Vorgaben und aus Ko-stengründen wurden die beruflichen Bil-dungsgänge auf 2 Jahre beschränkt, wäh-rend die allgemeinen Bildungsgänge aufeine Dauer von 3 Jahren (und die techni-schen auf 4 Jahre) angelegt waren. Dieerhoffte Vereinbarung zwischen den So-zialpartnern kam jedoch nicht zustande.Stattdessen wurden für die letzten Schul-jahre der Sekundarstufe II spezielle Un-terrichtsprogramme entwickelt (påbyg-gnadskurser - Aufbaukurse). Diese Pro-gramme wurden ursprünglich vor allemim Hinblick auf lokale und regionale Be-dürfnisse eingeführt, aber im Lauf der Zeitsetzten sie sich in den meisten Branchendurch und machten die Angebotsstruktursehr unübersichtlich.

Mitte der 80er Jahre beauftragte die Re-gierung einen Berufsbildungsausschuß mitder Überprüfung der beruflichen Ausbil-dungsmöglichkeiten innerhalb der inte-grierten Sekundarstufe II (Översyn övergymnasial yrkesutbildning - ÖGY). DerBericht dieses Ausschusses schloß mitzwei wesentlichen Empfehlungen:a) die beruflichen Bildungsgänge bran-chenbezogen zusammenzufassen undb) eine dreijährige Berufsbildung einzu-führen, die eine abschließende Aus-bildungsphase im Betrieb umfassen soll-te.

Die Empfehlungen des ÖGY wurden inzwei Richtungen weiterentwickelt. Zumeinen wurde ein Versuchsprogramm mitdreijähriger Ausbildungszeit und abschlie-ßender betrieblicher Ausbildung einge-führt (1988-1992). Parallel dazu wurdeeine Reform der bildungspolitischen Rah-mengesetze und eine neue Lehrplan-struktur in Angriff genommen.

Das neue Gesetzeswerk wurde 1991 ver-abschiedet und setzte eine neue Phase

von Lehrplanreformen in Gang. Grundla-ge der Reformen ist die Einführung vonnationalen Modellprogrammen (auf derBasis der im ÖGY-Bericht vorgeschlage-nen Branchenstruktur) sowie der Be-schluß, die Entscheidungsspielräume fürregionale, lokale oder individuelle Modi-fikationen zu erweitern. Darüber hinauswird im Rahmen der neuen Struktureneine Reihe von allgemeinbildenden Kern-fächern eingeführt (die wichtigste Voraus-setzung für den Zugang zu den Hochschu-len). Die betriebliche Ausbildung in derAbschlußphase ist integrierter Bestandteilder Berufsbildung. Außerdem wurde eineschulische Abschlußphase eingeführt (umauch Berufsschülern die Grundlagen fürein Studium zu vermitteln).

Finnland: Abkehr vom ursprüngli-chen Reformmodell und Hinwendungzu neuen Versuchsfeldern

In Finnland wurde durch die partielleVereinheitlichung der beruflichen undtechnischen Bildung kein Gleichgewichtzwischen allgemeinen und beruflichenAusbildungsgängen hergestellt. Der allge-meinbildende Bereich wuchs kontinuier-lich, und die Nachfrage nach Studienplät-zen wurde immer größer. Aufgrund der“Überproduktion” von Schulabgängerndes allgemeinbildenden Zweigs (mitZulassungsqualifikation zum Studium)begannen einige Berufsfachschulen undhöhere Fachschulen, auch für diese Kli-entel Kurse anzubieten (mit Abitur alsZugangsvoraussetzung). Auf diese Weisewurde ein Teil der Berufsfachschulen undhöheren Fachschulen in Fachhochschulenumgewandelt, während andere eine zu-sätzliche Vorlaufmöglichkeit zur Vorberei-tung auf das Studium boten.

In den 90er Jahren setzte das finnischeBildungsministerium eine öffentliche De-batte über die Ergebnisse der vorausge-gangenen Reformen in Gang. Diskutiertwurde unter anderem die Notwendigkeitvon Struktur- und Lehrplanreformen fürdie nicht mehr der Schulpflicht unterlie-genden Bildungsgänge. Ergebnis der De-batte war der Entwurf eines neuenReformkonzepts (des “Perspektiv”-Ent-wurfs).

Strukturell und lehrplanmäßig bedeutetediese Vorlage eine Abkehr von der Auf-gliederung in “Berufsfelder” des bisheri-

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gen Reformmodells. Es wurde vorgeschla-gen, die technischen Ausbildungsgängeaufzuwerten und auf Fachhochschulen zuübertragen. Außerdem war vorgesehen,die allgemeinen und beruflichen Bildungs-gänge der Sekundarstufe II institutionellund in bezug auf ihre Lehrpläne zu inte-grieren (ähnlich der integrierten Sekun-darstufe II in Schweden [gymnasieskola]und Norwegen [videregående skole]).

Nach einer kurzen Phase der Diskussionund zusätzlicher Vorarbeiten wurde aufder Basis eines entsprechenden Gesetzeseine neue Reformrunde eingeläutet: Nacheiner Erprobungsphase mit 22 lokalenModellversuchen sollten die höherenFachschulen zu fächerübergreifenden“Polytechnika” aufgewertet werden. Vor-aussichtlich werden einige dieser Ver-suchsschulen 1995 den Status einer Regel-schule erhalten.

Durch die Reform der Sekundarstufe IIwurden die Grundlagen für die Verzah-nung von (und Durchlässigkeit zwischen)allgemeinen und beruflichen Bildungsgän-gen geschaffen. Schüler und Auszubilden-de beider Schulformen erhalten eineGesamtübersicht über die vor Ort ange-botenen Ausbildungsmodule der jeweili-gen Fachrichtung. Ziel ist die Entwicklungkombinierter Ausbildungsprofile mit Zu-gangsqualifikation zu den Hochschulen(oder zu den “Polytechnika”). Dieses Ex-periment wird im Rahmen lokaler Koope-rationsprojekte bis 1996 fortgeführt.

Norwegen: Die Einführung einer nor-wegischen Version des “dualen Sy-stems” - ein Schwerpunkt der Reform-bemühungen

In Norwegen wurde die Reform zur Ver-einheitlichung des Bildungswesens mitder Reform der Lehrlingsausbildung ab-geschlossen. Durch flexible Übergangs-möglichkeiten zwischen schulischer undbetrieblicher Berufsausbildung hoffteman, für genügend Ausbildungsmöglich-keiten gesorgt und die Kontinuität derBerufsbildung gesichert zu haben. In den80er Jahren stellte sich jedoch heraus, daßständig Lehrstellen fehlten und daß die-ser Mangel nicht durch schulische Ange-bote ausgeglichen werden konnte.

In den Jahren 1989-91 befaßte sich dervon der Regierung eingesetzte Blegen-

Ausschuß (Blegen-utvalg) mit der Kluftzwischen schulischer und betrieblicherAusbildung. Parallel dazu wurden meh-rere empirische Untersuchungen über denWerdegang Jugendlicher nach der beruf-lichen Grundbildung (und über die Nut-zung von Wahlmöglichkeiten in der inte-grierten Sekundarstufe II) durchgeführt.

In diesem Ausschuß wurde zeitweise dieEinführung neuer Gesetze für den gesam-ten Bereich der Berufsbildung erwogen.Statt einer umfassenden Reform empfahlder Ausschuß politische Maßnahmen,durch die jedem Jugendlichen eine abge-schlossene berufliche Grundbildung ga-rantiert werden sollte. Diesem Vorschlagzufolge sollten die regionalen Behördendafür sorgen, daß eine mindestens drei-jährige berufliche Grundbildung vermit-telt wird, und zwar entweder in Formeiner rein schulischen Ausbildung oderdurch eine Kombination von schulischerund betrieblicher Ausbildung. Von denPolitikern wurde ein Kombinationsmodellvon zwei Jahren schulischer und zweiJahren betrieblicher Ausbildung favorisiert(die norwegische Version des dualen Sy-stems).

Im Zusammenhang mit der Realisierungdieser Vorschläge ist eine Lehrplanreformfür die integrierte Sekundarstufe II vor-gesehen (Reform 94), die 1994-96 wirk-sam werden soll. Während dieser Zeit-spanne sollen neue Lehrplanstruktureneingeführt werden (ähnlich denen inSchweden). Parallel zur schulinternenÜberarbeitung der Lehrpläne versuchendie Norweger, das gesamte beruflicheBildungspotential zu mobilisieren und aufdiese Weise jedem Jugendlichen die Mög-lichkeit zu einer abgeschlossenen beruf-lichen Grundbildung zu geben.

Bei der Umsetzung dieser Reformen wer-den die Sozialpartner aktiv mit dem öf-fentlichen Schulwesen zusammenarbeiten.Die Sozialpartner haben darüber hinausdie Notwendigkeit betont, die Berufsaus-bildung stärker an den Bedürfnissen derArbeitswelt zu orientieren.

Dänemark: Neue Reformansätze aufdem Gebiet der beruflichen Grund-bildung

In Dänemark wurde die ReformdebatteEnde der 80er Jahre nach einer Phase der

“Durch die Reform derSekundarstufe II wurdendie Grundlagen für dieVerzahnung von (undDurchlässigkeit zwischen)allgemeinen und berufli-chen Bildungsgängengeschaffen. Schüler undAuszubildende beiderSchulformen erhalten eineGesamtübersicht über dievor Ort angebotenenAusbildungsmodule derjeweiligen Fachrichtung.Ziel ist die Entwicklungkombinierter Ausbildungs-profile mit Zugangs-qualifikation zu denHochschulen (oder zu den“Polytechnika”). DiesesExperiment wird imRahmen lokalerKooperationsprojekte bis1996 fortgeführt.”

Norwegen: “In den 80erJahren stellte sich (...)heraus, daß ständigLehrstellen fehlten unddaß dieser Mangel nichtdurch schulische Angeboteausgeglichen werdenkonnte.”

“In den Jahren 1989-91befaßte sich der von derRegierung eingesetzteBlegen-Ausschuß (...) mitder Kluft zwischen schuli-scher und betrieblicherAusbildung. (...)

Der Ausschuß empfahlpolitische Maßnahmen,durch die jedem Jugendli-chen eine abgeschlosseneberufliche Grundbildunggarantiert werden sollte,(...) und zwar entweder inForm einer rein schuli-schen Ausbildung oderdurch eine Kombinationvon schulischer undbetrieblicher Ausbildung.”

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Stagnation wieder aufgenommen. Ein Re-gierungsausschuß (Nordskov-Nielsenudvalg) legte ein neues Modell zur Inte-gration paralleler Angebotsstrukturen inder beruflichen Grundbildung (mester-laere - Lehrlingsausbildung; EFG - berufs-fachliches Grundbildungsjahr) vor. DieEmpfehlungen dieses Ausschusses bilde-ten die Grundlage für die neuen Gesetze,die 1989 verabschiedet wurden und 1991in Kraft traten.

Das neue Reformmodell (Erhvervsuddan-nelsereform [EUR] - Berufsausbildungs-reform) besteht aus einer Kombination derbeiden bislang praktizierten Modelle. Esbietet zwei Einstiegsmöglichkeiten in einintegriertes Berufsbildungssystem. Daserste Jahr der beruflichen Grundbildungnach dem EFG-Modell wird in zweiSchulhalbjahre unterteilt (wobei das er-ste Halbjahr für Jugendliche mit einemLehrvertrag nicht obligatorisch ist). Nachdem ersten Halbjahr gelten für Schülerund Auszubildende ähnliche Lehrpläne(gleichgültig, ob sie Berufsschüler sindoder in einem Lehrverhältnis stehen). Inder betrieblichen Ausbildungsphase keh-ren die Lehrlinge wieder in das Unterneh-men zurück, bei dem sie unter Vertragstehen. Denjenigen, die keinen Lehrver-trag haben, muß die Berufsschule einebetriebliche Ausbildungsmöglichkeit ver-schaffen.

Erhebliche Änderungen gab es in derSchulverwaltung. Die bisherigen Vor-schriften über die Einzugsgebiete wurdengestrichen, und die Berufsschulen wur-den dem Wettbewerb auf dem landeswei-ten Ausbildungsmarkt ausgesetzt. Auchdie Finanzierung der Berufsschulen wur-de nun erfolgsabhängig gestaltet und rich-tete sich nach den jeweiligen Schülerzah-len (Übergang zum sogenannten “Taxa-meter-Prinzip”).

Schon in der Einführungsphase zeigtesich, daß die Zahl der Lehrverträge nichtzunahm und die Berufsschulen Schwie-rigkeiten hatten, die benötigten Praktika-plätze zu beschaffen. Daraufhin wurdenÜbungswerkstätten eingerichtet, in deneneine simulierte praktische Ausbildungdurchgeführt werden konnte. Sie wurdenim Lauf der Zeit als alternative Möglich-keit zur Sicherstellung der praktischenAusbildung akzeptiert.

Ein weiteres Problem war der Mangel anMöglichkeiten zur Höherqualifizierung.Während das EFG-Modell auch Zugangs-möglichkeiten zu technischen Fachschu-len bot, fehlte es in der Grundbildungnach dem neuen Modell an der entspre-chenden “Polyvalenz”.

Island: Übergang zu einem integrier-ten System mit modularen Bildungs-gängen

In Island wurden auf der Grundlage lo-kaler Schulversuche in der Region Reyk-javik neue Strukturen für die Sekundar-stufe II entwickelt. 1988 wurde ein Ge-setz zur Vereinheitlichung der Sekundar-stufe II (framhaldsskola) verabschiedet. Esschuf die Voraussetzungen zur umfassen-den Modularisierung der Lehrpläne. Die-ses Reformmodell gewährleistete die op-timale Nutzung der knappen Lehrer-Res-sourcen in den ländlichen Regionen(durch Konzentration auf modulare For-men der beruflichen Grundbildung unddurch Zusammenarbeit zwischen allge-meinen und beruflichen Bildungseinrich-tungen).

Parallel zur Vereinheitlichung der Lehr-pläne wurden die Prüfungsordnungen fürdie Berufsbildung standardisiert (analogzur norwegischen “svennepröv”, Fach-prüfung).

Seit kurzem wächst jedoch das Interessean der Einführung branchen-spezifischerAusbildungsmodelle (die formell zwar imRahmen der integrierten Strukturen ange-siedelt sind, aber in der Praxis von derallgemeinen Systematik abweichen). ZweiInitiativen sind hier besonders zu erwäh-nen: erstens der Versuch, in der graphi-schen Industrie ein duales System derLehrlingsausbildung einzuführen und die-sem Modell Priorität zu verschaffen; undzweitens die geplante Einrichtung eineseigenen Ausbildungszentrums für dasTransportgewerbe.

Reformen in der berufli-chen Weiterbildung

Die oben beschriebenen Reformprozessehaben dazu beigetragen, das Konzept derberuflichen Grundbildung und ihrenStandort im Bildungssystem neu zu defi-

Dänemark: “Das neueReformmodell (Erhvervs-

uddannelsereform [EUR] -Berufsausbildungsreform)

besteht aus einer Kombi-nation der beiden bislangpraktizierten Modelle. Es

bietet zwei Einstiegs-möglichkeiten in einintegriertes Berufs-

bildungssystem.”

“Erhebliche Änderungengab es in der Schulverwal-

tung. Die bisherigenVorschriften über die

Einzugsgebiete wurdengestrichen, und die Be-

rufsschulen wurden demWettbewerb auf dem

landesweiten Ausbildungs-markt ausgesetzt.”

Island: “1988 wurde einGesetz zur Vereinheitli-

chung der SekundarstufeII (framhaldsskola)

verabschiedet. Es schufdie Voraussetzungen zur

umfassenden Modula-risierung der Lehrpläne.”

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nieren. Anfangs ging es vor allem umMaßnahmen der Beschäftigungsförderung.Aus diesen Förderprogrammen entwickel-ten sich im Lauf der Zeit Weiterbildungs-angebote, die immer mehr an Bedeutunggewannen. Folglich wurden die Reform-modelle, die ursprünglich mit dem Zielder Beschäftigungsförderung entwickeltworden waren, nach entsprechenderÜberarbeitung dann auch für den gesam-ten Bereich der beruflichen Weiterbildungübernommen. Sie dienten als Planungs-grundlagen für die Lehrplanentwicklungund die Ausarbeitung von Prüfungs-ordnungen in der Weiterbildung.

In einigen Ländern hatten die im Rahmender Beschäftigungsförderung durchgeführ-ten Bildungsprogramme Pilotfunktion fürLehrplanreformen oder für Modellversu-che zur Erleichterung des Übergangs voneiner Ausbildungsform zur anderen. Zieldieser Modellversuche war es, die unter-schiedlichen Angebotsformen in der Be-rufsbildung miteinander zu verzahnen -z.B. öffentliche Ausbildungsangebote mitbetrieblicher Ausbildung und Fortbildungoder schulische Ausbildung mit Erwach-senenbildung. Außerdem wollte man dieAusbildungsprogramme mit kompetenz-bezogenen Qualifikationsnachweisenkoppeln.

In Dänemark werden Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen (AMU) vor allem zurWeiterbildung der spezialisierten ange-lernten Arbeiter (specialarbeider) einge-setzt. Darüber hinaus hatten sie eine bahn-brechende Funktion bei der Entwicklungpädagogischer Kooperationsmodelle zwi-schen öffentlichen Bildungseinrichtungen(mit ihren allgemeinen Bildungszielen)und der Industrie (mit ihrem unter-nehmensspezifischen Bedarf an ausgebil-detem Fachpersonal). Diese beschäfti-gungsfördernden Maßnahmen dienten au-ßerdem als Pilotprogramme für die Ent-wicklung von geeigneten Ausbildungs-strategien für Erwachsene, die nicht andie schulischen Formen des Lehrens undLernens gewöhnt sind (eine Umkehrungder EFG-Methode).

In Schweden führte die Funktion derMaßnahmenausbildung (AMU), Lücken zuschließen, zu einem integrativen Ansatzbei der Entwicklung modularer Unter-richtsformen in der allgemeinen und be-ruflichen Erwachsenenbildung. Bei der

vor kurzem durchgeführten Lehrplan-reform für die integrierte SekundarstufeII wurde speziell darauf geachtet, die er-forderlichen Voraussetzungen für eineoptimale Harmonisierung von beruflicherErstausbildung und den entsprechendenMaßnahmen in der Erwachsenenbildungzu schaffen (KomVux - Kommunale Er-wachsenen- und Weiterbildung - undAMU).

In Norwegen waren mit den Gesetzen zurLehrlingsausbildung auch die Rahmenbe-dingungen für Umschulungsmaßnahmenin der Erwachsenenbildung vorgegebenworden. In den letzten Jahren haben dienorwegischen AMO-Maßnahmen als alter-native Möglichkeit der beruflichen Er-stausbildung jedoch stark an Bedeutunggewonnen.

In Finnland wurden die mit dem Ziel derBeschäftigungsförderung entwickeltenAusbildungsmaßnahmen zu allgemeinenWeiterbildungsangeboten umfunktioniert.Auch autodidaktisches Lernen und derAbschluß von Ausbildungsverträgen zwi-schen Schulen und Betrieben sind im Rah-men dieser Weiterbildungsangebote vor-gesehen. Darüber hinaus haben sie alsPilotprogramme für die Einführung derfinnischen Version kompetenzbezogenerQualifikationsnachweise gedient.

Schlußbemerkungen

Bei den oben geschilderten Reform-konfigurat ionen in den nordischenBerufsbildungssystemen lag der Schwer-punkt auf der Entwicklung nationalerReformmodelle und dem Aufbau einesnationalen Reformmanagements. JüngsteEntwicklungen zeigen jedoch, daß sich dienordischen Länder in einem Übergangs-prozeß befinden, der zu einer neuen Kon-stellation zwischen Bildungspolit ik,Bildungsmanagement und Lehrplan-entwicklung führt.

Eine zusätzliche Dimension des Wandelsergibt sich aus der stärkeren Einbeziehungder skandinavischen Länder in die euro-päischen Kooperationsstrukturen. DieserAspekt manifestiert sich schon jetzt imInteresse der einzelnen Staaten an derVergleichbarkeit der einzelstaatlichenBerufsbildungsmaßnahmen und deren

In den nordischen Län-dern “wurden die Reform-modelle (...) für dengesamten Bereich derberuflichen Weiterbildungübernommen. Sie dientenals Planungsgrundlagenfür die Lehrplanentwick-lung und die Ausarbeitungvon Prüfungsordnungen inder Weiterbildung.”

“Grundlage für die Weiter-entwicklung der Berufs-bildungssysteme ist inallen nordischen Ländernihre Einbindung alsintegrierter Bestandteildes Bildungswesens.”

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Qualitätskontrolle (bzw. das Qualitäts-management) der Berufsbildungssysteme.

Angesichts dieser Veränderungen stellendie nachfolgenden Schlußfolgerungen (zueiner Periode der nationalen Reformen)nur eine Zwischenbilanz dar. Gleichwohlsollten die Erfahrungen der nordischenLänder auch in die gesamteuropäischeDiskussion einfließen. Folgende Aspekteverdienen besondere Beachtung:

1. Grundlage für die Weiterentwicklungder Berufsbildungssysteme ist in allennordischen Ländern ihre Einbindung alsintegrierter Bestandteil des Bildungswe-sens. Allerdings werden die Aufgaben derBildungsplanung aus Gründen der Dezen-tralisierung des Bildungsmanagementszunehmend von der nationalen auf dielokale Ebene verlagert. Dadurch werdenlokale Institutionen zu wichtigen Entschei-dungsträgern auf dem Gebiet der Lehr-planentwicklung (und in bezug auf dieVerzahnung der Berufsbildung mit ande-ren Bildungseinrichtungen oder mit demArbeitsleben).

2. Die integrativen Reformmodelle sindzum Teil auf Widerstand gestoßen oderauf reine Organisationsreformen reduziertworden. Als solche haben sie nicht zueiner inhaltlichen Integration oder zurkulturellen Zusammenführung von “allge-meinen” und “beruflichen” Bildungsgän-gen geführt. Darüber hinaus hat es sichals notwendig erwiesen, die Berufsbildungstärker an den Bedürfnissen der Arbeits-welt zu orientieren und die ursprüngli-chen Reformmodelle entsprechend zuerweitern (oder zu modifizieren).

3. Reformmodelle für bestimmte Teilbe-reiche (z.B. die Einführung einer Art dua-

len Systems) sind auf Durchführungs-schwierigkeiten gestoßen, weil es nichtmöglich war, eine ausreichende Zahl be-trieblicher Ausbildungsmöglichkeitenbzw. die Flexibilität und Kontinuität derAusbildung (auch in der Praxis) zu ga-rantieren. Außerdem haben diese Model-le zu einer erhöhten Nachfrage nach at-traktiven Aufstiegsmöglichkeiten, d. h.nach dem Zugang zu Hochschulen (odervergleichbaren Bildungsangeboten) auchüber berufliche Bildungsgänge, geführt.

4. Die Rolle der Lehrplanentwicklung hatsich im Verlauf des Reformprozesses ver-ändert. In den ursprünglichen Reform-modellen waren Standardlehrpläne für dieeinzelnen Bildungsgänge vorgesehen (li-near, stufenweise oder semi-modular).Das wurde in letzter Zeit geändert: Seitneuestem wurden flexible Programm-strukturen geschaffen, die eine flexibleAnpassung ermöglichen und die Zusam-menarbeit zwischen den verschiedenenBildungseinrichtungen fördern.

5. Die öffentlichen Weiterbildungsange-bote (ursprünglich Beschäftigungsförde-rungsprogramme), die früher nur spora-dische Maßnahmen waren, haben sichnun zu einem wichtigen Teilbereich derBerufsbildung entwickelt. Dieses Subsy-stem hatte außerdem eine Pilotfunktionbei der Entwicklung von Kooperations-projekten zur Verzahnung öffentlicher undbetrieblicher Ausbildungsangebote. Eswar das wichtigste Versuchsfeld für dieEntwicklung modularer Bildungsangebo-te und die Ausarbeitung kompetenz-gestützter Qualifikationsnachweise in dennordischen Ländern. Gleichwohl solltenberufliche Erstausbildung und Weiterbil-dung in vielen Punkten noch besser mit-einander verknüpft werden.

Bibliographie

(Die folgenden bibliographischen Hinweise enthal-ten sowohl länderspezifische Veröffentlichungen alsauch vergleichende Untersuchungen über die nor-dischen Länder.)

Schweden

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Öhmann-Nilsson, Birgitta 1992: Industriförlagdutbildning i den svenska gymnasieskolan. InHalvorsen, Tor & Olsen, Ole Johnny 1992 (Hrsg.):Det kvalifiserte samfunn? Oslo.

“Die integrativen Reform-modelle (...) haben nicht

zu einer inhaltlichenIntegration oder zur

kulturellen Zusammenfüh-rung von “allgemeinen”

und “beruflichen” Bil-dungsgängen geführt.”

“Reformmodelle fürbestimmte Teilbereiche

(z.B. die Einführung einerArt dualen Systems) sind

auf Durchführungs-schwierigkeiten gestoßen,weil es nicht möglich war,

eine ausreichende Zahlbetrieblicher Ausbildungs-

möglichkeiten bzw. dieFlexibilität und Kontinui-tät der Ausbildung (auchin der Praxis) zu garan-

tieren.”

“Seit neuestem wurdenflexible Programm-

strukturen geschaffen, dieeine flexible Anpassung

ermöglichen und dieZusammenarbeit zwischen

den verschiedenen Bil-dungseinrichtungen

fördern.”

“Die öffentlichen Weiter-bildungsangebote (ur-sprünglich Beschäfti-gungsförderungspro-

gramme), die früher nursporadische Maßnahmenwaren, haben sich nun zu

einem wichtigen Teilbe-reich der Berufsbildung

entwickelt.”

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Regeringens proposition 1990/91:85: Växa medkunskaper - om gymnasieskolan och vuxenutbild-ningen. Stockholm.

SOU 1989:90 (Statens offentliga utredningar):Utvärdering av försöksverksamhet med treårigyrkesinriktad utbildning i gymnasieskolan. Förstaåret. UGY Rapport 1. Stockholm.

Finnland

Ekola, Jorma 1991: Miten onnistui ammatillisenkeskiasteen koulunuudistuksen toimeenpano. InEkola, Jorma u.a. 1991: Ammatillisen koulutuksenuudistaminen 1980-luvulla. Selvitys uudistuksentoteutumisesta ja toteutusympäristöstä. Helsinki.

Kyrö, Matti 1993: The changing role of vocationaland technical education and training in Finland. Ein(unveröffentlichter) Bericht für die OECD. Helsin-ki.

Bildungsministerium 1992: Developments inEducation 1990-92. Finnland. Referenzverzeichnis16. Helsinki.

Bildungsministerium 1990: Developments inEducation 1988-90. Finnland. Referenzverzeichnis15. Helsinki.

Statsrådets utbildningspolitiska redogörelse tillriksdagen 22.5.1990. Utbildningssystemet i Finland.Utbildningens nivå och utveckling. Helsinki/Helsingfors (in schwedisch).

Norwegen

Halvorsen, Helge 1993: The changing role ofvocational and technical education and training inNorway. Ein (unveröffentlichter) Bericht für dieOECD. Oslo.

Kirke-, utdannings- og forskningsdeparte-mentet 1992: Stortingsmelding nr.33 (1991-92).Kunskap og kyndighet. Om visse sider vedvideregående oppläring. Oslo.

NOU 1991:4 (Norges offentlige utredninger): Veienvidere til studie- og yrkeskompetanse for alle. Oslo.Olsen, Ole Johnny 1989: Utvikklingstrekk vedyrkesutdanning og fagoppläring i Norge. AHS SerieB 1989-3. Universitetet i Bergen.

Olsen, Ole Johnny 1990: Neue Produktions-konzepte auf norwegisch? AHS Series B 1990-2.Universitetet i Bergen.

Island

Gudmundsson, Gestur 1993: The changing roleof vocational and technical education and trainingin Iceland. Ein (unveröffentlichter) Bericht für dieOECD. Reykjavik.

OECD 1987: Reviews of National Policies forEducation. Iceland. OECD. Paris.

Dänemark

Nielsen, Sören P. & Lausch, Bente 1993: A reporton continuing vocational training in Denmark. TeilI (in englisch); Teil II (in dänisch). FORCE Article11.2. SEL, Kopenhagen.

Statens Erhvervspaedagogiske Laereruddan-nelse (SEL) 1993: Erhvervsuddannelsesreformensdokumentationsprojekt. Kopenhagen.

Sörensen, John Houman 1990: Fornyelsen aferhvervsuddannelserne i Danmark. (The Danishcontribution to PETRA research strand, theme 1:“Nat ional responses to changing needs forvocationals skills”.) Dansk Teknologisk Institut. HöjeTaastrup.

Sörensen, John Houman & Jensen, Grete 1988:The role of the social partners in youth and adultvocational training in Denmark. CEDEFOP-Doku-ment. Berlin.

Sörensen, John Houman & Clematide, Bruno1992: Offentl ig og virksomhedsintern efter-uddannelse i lyset af de nye produktionskoncepter.In Halverson. Tor & Olsen, Ole Johnny 1992 (Hrsg.):Det kvalifiserte samfunn? (Die qualifizierte Gesell-schaft?) Oslo.

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Kämäräinen, Pekka 1991: Ammatillisen koulu-tuksen näköaloista eurooppalaisessa koulutus-politiikassa - kaksi tarkastelua. In Ekola, Jorma u.a.1991: Ammatillisen koulutuksen uudistaminen 1980-luvulla. Selvitys uudistuksen toteutumisesta jatoteutusympäristöstä. Helsinki.

Lindbekk, Tore 1992: Systemforskjeller i yrkes-utdanning og utdanningspolitikk. Vesteuropeiskekontraster. In Halvorsen, Tor & Olsen, Ole Johnny1992 (Hrsg.): Det kvalifiserte samfunn? (Die quali-fizierte Gesellschaft?) Oslo.

Kämäräinen, Pekka 1994: Identif icat ion ofcooperation potentials in vocational education andtraining research in the Nordic countries. Ein (un-veröffentlichter) Bericht für CEDEFOP. Berlin.

Myrberg, Mats 1986: Gymnasial yrkesutbildning iNorden - Utvecklingslinjer och problembilder.Raport; Nordisk konferens om yrkesutbildning förungdomar (ÖGY-eksamination). Lidingö 20.-21.5.1986

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Per LundborgResearch Fellow am

IUI (IndustrialInstitute for

Economic and SocialResearch); Associate

Professor fürVolkswirtschaft; theoretische

und empirische Forschung zuFragen der internationalen

Migration, insbesondere aufdem nordischen Arbeitsmarkt

Die Erfahrungen mit demnordischen Arbeitsmarktwerden hier im Hinblickauf die Integration des Eu-ropäischen Arbeitsmarktesdargelegt. Größere Migran-tenströme über Landes-grenzen hinweg treten nurauf, wenn beträchtliche Un-terschiede zwischen denRealeinkommen der betref-fenden Länder existierenund wenn in Ländern mithöherem Einkommensni-veau offene Arbeitsstellenvorhanden sind. Die Anglei-chung der Realeinkommenzwischen den nordischenLändern und der seit eini-ger Zeit in Schweden zu be-obachtende Mangel an offe-nen Stellen haben zu einemdrastischen Rückgang derMobilität zwischen den nor-dischen Ländern geführt. Indem Maße, wie die Ein-kommensunterschiede zwi-schen den südeuropäischenLändern und den anderemMitgliedstaaten der EU sichverringern, werden vermut-lich auch die europäischenMigrationsraten sinken.

Erfahrungen mit demintegrierten nordi-schen Arbeitsmarkt

Einleitung

Die Arbeitsmobilität in der EuropäischenUnion findet wachsendes Interesse, undein Grund hierfür ist die geplante Wäh-rungsunion. Wenn die Währungsunion eineffizientes Wechselkurssystem darstellensoll, dann müssen die Arbeitsmobilitäthoch und die Löhne und Preise flexibelsein. Heute jedoch ist die Arbeitsmobilitätzwischen den einzelnen Mitgliedstaatennoch sehr niedrig, weshalb die Erfahrun-gen, die auf dem nordischen Arbeitsmarktgewonnen wurden, von Interesse seinkönnen. Dieser Beitrag will die wichtig-sten Erfahrungen zusammenfassen undeinige grundlegende Tatsachen über dennordischen Arbeitsmarkt darlegen.

Die nordischen Länder verfügen überlangjährige Erfahrung mit der Arbeits-marktintegration. Der nordische Arbeits-markt wurde offiziell 1954 geschaffen, alsSchweden, Dänemark, Norwegen, Finn-land und Island ein Abkommen unter-zeichneten, das alle rechtlichen Hinder-nisse für die Migration von Erwerbs-personen in andere nordische Länder be-seitigte. Von da an benötigte ein Bürgereines nordischen Landes keinerlei Geneh-migung mehr, um in einem anderen nor-dischen Land zu arbeiten und zu leben.Überdies waren die lokalen Behörden inallen Ländern fortan verpflichtet, die Ar-beitsämter in den anderen nordischenLändern über die vorhandenen offenenStellen und die jeweiligen Arbeitsbedin-gungen zu informieren, und es wurdenweitreichende Regelungen getroffen, umdie Gleichbehandlung von einheimischenund zugewanderten Arbeitnehmern si-cherzustellen.

Migration in dennordischen Ländern

Als der nordische Arbeitsmarkt geschaf-fen wurde, war Schweden das Land mitdem höchsten Pro-Kopf-Einkommen dernordischen Länder. Außerdem war dieschwedische Arbeitsmarktsituation sehrgünstig, und aufgrund seiner zentralengeographischen Lage inmitten der ande-ren nordischen Staaten wurde das Land,was nicht verwunderlich ist, zum wich-tigsten Ziel für Migranten. Da Schwedenseit 1954 in beinahe jedem Jahr mehrZuwanderer aus allen nordischen Staatenaufgenommen hat a ls schwedischeMigranten das Land verließen, werden wiruns in erster Linie mit der Zuwanderungnach Schweden befassen.

Nachdem das Abkommen in Kraft getre-ten war, setzte zunächst kein starker Zu-strom von Arbeitskräften nach Schwedenein. Dies war darauf zurückzuführen, daßSchweden bereits damals eine liberaleEinwanderungspolitik verfolgte, die zumTeil das schwedische Engagement bei derAufnahme von Kriegsflüchtlingen aus denanderen nordischen Ländern fortführte.Die große Zuwanderungsbewegung nachSchweden fiel in die sechziger Jahre. All-mählich entstand in Schweden eine Ge-meinde von finnischen Zuwanderern, undaufgrund der beträchtlichen Realeinkom-mensunterschiede zwischen Schwedenund Finnland und dem wachsenden An-gebot an Arbeitsplätzen in Schweden wares bald nicht mehr ungewöhnlich, daßfinnische Staatsbürger in Schweden arbei-teten. Während der Spitzenjahre des Wirt-schaftswachstums in den Jahren 1969 und1970 erreichte die Gesamtzahl der finni-schen Zuwanderer nach Schweden Re-kordhöhen von jährlich rund 40.000 Per-sonen. Seither ging der Zuwanderungs-strom zurück, und in den achtziger Jah-ren war die Bruttozuwanderung erheblich

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“Der nordische Arbeits-markt wurde offiziell 1954geschaffen, als Schweden,Dänemark, Norwegen,Finnland, und Island einAbkommen unterzeichne-ten, das alle rechtlichenHindernisse für dieMigration von Erwerbs-personen in andere nordi-sche Länder beseitigte.”

“Da Schweden seit 1954 inbeinahe jedem Jahr mehrZuwanderer aus allennordischen Staaten aufge-nommen hat als schwedi-sche Migranten das Landverließen, werden wir unsin erster Linie mit derZuwanderung nach Schwe-den befassen.”

niedriger. Schweden ist das wichtigsteZielland für finnische Migranten, und nureine sehr kleine Zahl von Finnen ent-schloß sich, in Dänemark oder Norwegenzu leben und zu arbeiten.

Es is t schwierig, die Arbeitskräfte-wanderung von Migrationsbewegungenmit anderen Ursachen wie Studium, Fa-milienzusammenführung etc. zu unter-scheiden. Abbildung 1 stellt die Zuwan-derungsströme von Finnen, Norwegernund Dänen nach Schweden dar, wobeiKinder unter sechzehn Jahren, Personenüber 65 Jahre und Nicht-Staatsbürger die-ser Länder, die jedoch aus diesen Staatennach Schweden migriert sind, ausge-schlossen sind. Damit ist die Brutto-migration zwar zu niedrig angesetzt, aberverglichen mit der totalen Bruttomigrationwird ein korrekteres Bild der Arbeits-kräftewanderung der Bürger dieser dreiLänder geliefert.

Die Zuwanderung nach Schweden ausanderen nordischen Ländern war gene-rell sehr viel niedriger als die Zuwande-rung aus Finnland. Mit Ausnahme der Jah-re 1974 und 1975, als in Dänemark eindrastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit zuverzeichnen war, sowie mit Ausnahme derspäten achtziger Jahre war die Zahl derdänischen Zuwanderer nach Schwedensehr gering und umfaßte jährlich nur etwa1.000 Personen.

Auch die norwegische Zuwanderung nachSchweden blieb bemerkenswert stabil undwar etwa ebenso hoch wie die dänische.Als jedoch in Norwegen in den Jahren1989 und 1990 ein Anstieg der Arbeitslo-sigkeit zu verzeichnen war, nahm auchdie Migration nach Schweden stark zu,denn dort war zu dieser Zeit die Nachfra-ge nach Arbeitskräften sehr hoch. Sowurde Mitte der siebziger Jahre für diedänischen Arbeitnehmer und Ende derachtziger Jahre für die norwegischen Ar-beitnehmer durch den Zugang zumschwedischen Arbeitsmarkt das Problemder Arbeitslosigkeit entschärft.

Die finnische Wirtschaft war in den frü-hen neunziger Jahren von einer Massen-arbeitslosigkeit betroffen. 1993 beispiels-weise betrug die Arbeitslosenquote 17,7%.Dennoch kam es nicht zu einer verstärk-ten Migration nach Schweden, was in er-ster Linie auf den Mangel an offenen Stel-

len auf dem schwedischen Arbeitsmarktzurückzuführen ist. Tatsächlich hat Schwe-den heute nur niedrige Zuwanderungs-raten zu verzeichnen, und die Zuwande-rung aus Finnland liegt auf ähnlichemNiveau wie die aus Dänemark und Nor-wegen.

Determinierende Faktorenfür die Migration in dennordischen Ländern

Die Migrationsbewegungen sind eindeu-tig durch mehrere Faktoren bedingt. Willman die Zuwanderung von Finnland nachSchweden erklären, so ist zu berücksich-tigen, daß zwischen den Pro-Kopf-Real-einkommen beider Länder große Unter-schiede bestanden (Lundborg 1991). Einpotentieller Migrant, der über eine Arbeits-stelle verfügt, vergleicht unter solchenUmständen sein gegenwärtiges Gehalt mitdem, das er im Zielland erwarten kann.Doch sind Einkommensunterschiede nichtnur für die Gehälter an sich wichtig, son-dern auch für die Arbeitslosenunterstüt-zung. Da für die Beschäftigungslosen der

Abbildung 1: Zuwanderung nach Schweden aus Norwe-gen, Dänemark und FinnlandBerücksichtigt sind ausschließlich Staatsbürger des jewei-ligen Herkunftslandes. Altersgruppen 16-65, 1968-1993

Finnland

DänemarkNorwegen

Zah

l de

r Zuw

ande

rer

1968 1973 1978 1983 1988 1993

0

5000

10000

15000

20000

25000

30000

35000

Jahr

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“(...) in den sechzigerJahren (...) war es bald

nicht mehr ungewöhnlich,daß finnische Staatsbür-ger in Schweden arbeite-

ten.”

“(...) durch den Zugangzum schwedischen Ar-

beitsmarkt wurde Mitteder siebziger Jahre für

die dänischen Arbeitneh-mer und Ende der acht-

ziger Jahre für die norwe-gischen Arbeitnehmer dasProblem der Arbeitslosig-

keit entschärft.”

Aufgrund des Mangels anoffenen Stellen auf demschwedischen Arbeits-

markt “(...) hat Schwedenheute nur niedrige Zu-

wanderungsraten zuverzeichnen, und die

Zuwanderung aus Finn-land liegt auf ähnlichem

Niveau wie die aus Däne-mark und Norwegen.”

“(...) Einkommensunter-schiede sind nicht nur für

die Gehälter an sichwichtig, sondern auch fürdie Arbeitslosenunterstüt-

zung.”

“Empirische Forschungenhaben gezeigt, daß offeneStellen oder die Fluktuati-on auf dem Arbeitsmarkt(die Zahl der Einstellun-

gen und Entlassungenzusammengenommen) eine

wichtigere Rolle spielenals die Arbeitslosenquote.”

Anreiz besteht, sich andere Arbeitstellenzu suchen, vergleicht der potentiell ar-beitslose Migrant natürlich das zu erwar-tende Gehalt im Zielland mit der Höheder Arbeitslosenunterstützung im Ur-sprungsland.

Andere Erklärungen für die Migration lie-fert der Arbeitsmarkt. So sind Länder, indenen Vollbeschäftigung herrscht, natür-lich attraktiver für Migranten als Ländermit hoher Arbeitslosigkeit. Dies ist aberweitgehend eine Folge der Tatsache, daßLänder mit niedriger Arbeitslosigkeit meistmehr offene Stellen zu bieten haben alsLänder mit hoher Arbeitslosigkeit. Empi-rische Forschungen haben gezeigt, daßoffene Stellen oder die Fluktuation aufdem Arbeitsmarkt (die Zahl der Einstel-lungen und Entlassungen zusammenge-nommen) eine wichtigere Rolle spielenals die Arbeitslosenquote. Diejenigen nor-dischen Länder, in denen eine Zunahmeder offenen Stellen zu verzeichnen war,zogen Arbeitnehmer aus den anderenLändern an. Daher war Schweden langeZeit für finnische Arbeitnehmer attraktiv.In den achtziger Jahren kehrten jedochviele Finnen nach Finnland zurück, dennobwohl das Land eine höhere Arbeitslo-senquote aufwies, war dort gleichzeitigauch die Zahl der offenen Stellen starkangestiegen.

Dennoch erfolgt eine Abwanderung häu-figer aus Gebieten mit hoher Arbeitslo-sigkeit als aus Regionen mit einer niedri-gen Zahl von Erwerbslosen. Das heißtjedoch nicht, daß nur die Arbeitslosenfortgehen. Auch Arbeitnehmer, die übereinen Arbeitsplatz verfügen, neigen beisteigender oder hoher Arbeitslosigkeitdazu, ihr Land zu verlassen, weil dort dasRisiko des Arbeitsplatzverlustes hoch ist.Doch ungeachtet des jeweiligen Beschäf-tigungsstatus entschärft die Migration amHerkunftsort das Problem der Arbeitslo-sigkeit. Die Forschung hat sich bisher je-doch noch kaum der Frage gewidmet,inwieweit der nordische Arbeitsmarkt dieArbeitslosigkeit reduziert hat.

Ein weiterer Faktor für die Migration sindgeographische Entfernungen und die dar-aus resultierenden Kosten der Migration.Natürlich haben sich die meisten däni-schen Zuwanderer in Schweden im süd-lichen Teil des Landes niedergelassen.Geographische Entfernungen haben nicht

nur hohe Transportkosten zur Folge, son-dern bringen auch die psychischen Bela-stungen eines Lebens fern von Freundenund Verwandten mit sich. Je weiter sicheine Person von ihrem Herkunftsort fort-begibt, desto höher werden auch die Ko-sten einer eventuellen Rückwanderung.Von Bedeutung ist zudem, daß die Unge-wißheit über die Lebens- und Arbeitsbe-dingungen am Zielort mit zunehmenderEntfernung wächst. Die Behörden der nor-dischen Länder sind daher bestrebt, denanderen nordischen Ländern Informatio-nen über die Bedingungen in bestimm-ten Regionen zu vermitteln.

Die abschreckende Wirkung größererEntfernungen wird jedoch oftmals durchdie Präsenz von Migranten aus dem Her-kunftsland aufgehoben, die schon längerim Zielland leben. Es ist eine bekannteTatsache, daß Zuwanderer sich gern ineinem bestimmten Land oder an bestimm-ten Orten innerhalb eines Landes konzen-trieren. Für dieses Verhalten gibt es meh-rere Erklärungen. Die augenfälligste magdarin bestehen, daß eine solche Konzen-tration die Kosten der Migration verrin-gert. Dies gilt insbesondere für den psy-chischen Preis eines Lebens fern der Hei-mat. Überdies können Migranten, die be-reits länger im Zielland leben, dem Neu-ankömmling die Assimilation erleichternund ihm beim Umgang mit Behörden hel-fen. Die Präsenz bereits früher zugewan-derter Migranten spielt eine sehr wichti-ge Rolle für den nordischen Arbeitsmarkt.Lundborg (1991) hat für Schweden ge-zeigt, daß bereits in Schweden lebendeMigranten aus Dänemark, Norwegen undFinnland eine wichtige Rolle für den Zu-strom von Arbeitskräften aus diesen dreiLändern spielen.

Ein anderer, für die Migration bedeutsa-mer Faktor kann die Verwandtschaft zwi-schen der Kultur und Sprache von Län-dern sein. So gesehen sollte man anneh-men, daß Schweden eine höhere Zuwan-derung aus Norwegen und Dänemark zuverzeichnen hätte als aus Finnland. Eben-falls eine Rolle spielen personenspezifischeFaktoren wie Alter, Geschlecht und Bil-dung. Wie anderswo auch ist die Migrati-on von Arbeitskräften in Nordeuropa un-ter jungen Menschen höher als unter denälteren. Männer neigen im allgemeineneher zur Migration als Frauen, was auf ih-ren höheren Anteil am Arbeitsmarkt zu-

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rückzuführen ist. Zudem tendieren Perso-nen mit höherer Ausbildung stärker zurMigration als Personen mit niedrigeremAusbildungsniveau. Als Erklärung hierfürwurde oftmals vorgebracht, daß besserAusgebildete unabhängig von ihrer Natio-nalität hinweg relativ große Ähnlichkeitenmiteinander aufweisen und daher wenigerSchwierigkeiten bei der Anpassung an eineneue Umgebung haben.

Die Frage der Migration von Personen mithöherem Ausbildungsniveau hat andereKonsequenzen für das Sozialsystem einesLandes als die Migration von Personen mitniedrigem Ausbildungsstand. So finanziertder Staat oftmals zum großen Teil Ausbil-dungen mit Hochschulniveau; durch dieMigration erntet dann ein anderes Landdie Früchte dieser Investition (der soge-nannte “brain drain”). Die Migration vonPersonen mit höherer Ausbildung inner-halb des nordischen Arbeitsmarktes wur-de von Pedersen (1994) untersucht. Je-doch ist die Migrationsneigung auf demnordischen Arbeitsmarkt bei Arbeitneh-mern mit niedrigem Ausbildungsstandgrößer als bei Arbeitnehmern mit höhe-rem Ausbildungsniveau. Letztere tendie-ren stattdessen eher zur Abwanderung inLänder außerhalb Nordeuropas als Perso-nen mit niedrigem Ausbildungsstand. Diesentspricht den Erkenntnissen mehrereranderer Studien, die zeigen, daß räumli-che Entfernungen für gut ausgebildeteArbeitnehmer keinen so starken Abschrek-kungseffekt besitzen.

Die Folgen des nordischenArbeitsmarktes für denWohlfahrtsstaat

Folgt man den Lehrbüchern, dann erhöhtein freier Arbeitsmarkt die wirtschaftlicheGesamtproduktion in dem betroffenenRaum, was eines der Hauptargumente füreine solche Liberalisierung darstellt. Ob-wohl diese Frage bisher noch durch kei-ne Studie im einzelnen untersucht wor-den ist, liegen bisher keine stichhaltigenArgumente vor, die Zweifel an dieser theo-retischen Behauptung rechtfertigen wür-den. Damit ist jedoch nicht gesagt, daßdas Herkunftsland und das Gastland dar-aus gleichermaßen Vorteile ziehen undnoch weniger, daß alle Gruppen von Ar-beitnehmern profitieren.

Gewiß konnte Schweden aufgrund desfreien nordischen Arbeitsmarktes übermehr Arbeitskräfte verfügen als es sonstzu seiner Disposition gehabt hätte. Da dergrößte Teil der Zuwanderer aus anderennordischen Ländern Arbeiter waren, könn-te ein möglicher Effekt dieses gestiege-nen Angebots an ungelernten Kräftendarin bestehen, daß diese etwas niedri-gere Löhne erhielten, als es sonst der Fallgewesen wäre. Und ebenso kann manumgekehrt argumentieren, daß die Ab-wanderung von Arbeitern aus Finnlanddas dortige Lohnniveau angehoben habenmüßte und der integrierte Arbeitsmarktdaher zu einer Angleichung der Gehälterin den betreffenden Ländern geführt ha-ben müßte. Diese Fragen sind jedochnoch nicht empirisch erforscht worden.Man weiß allerdings, daß es seit der Schaf-fung des freien nordischen Arbeitsmark-tes zu einer weitreichenden Angleichungder Reallöhne zwischen den einzelnennordischen Ländern und insbesonderezwischen Schweden und Finnland gekom-men ist. Die Lohnveränderungen entspre-chen daher weitgehend dem, was theo-retische Modelle über die Folgen vonMigrationsbewegungen nahelegen.

Offene Stellen im Zielland und unter-schiedlich hohe Realeinkommen in zweiLändern sind die Hauptantriebskräfte fürgrenzüberschreitende Migration. Dieswird deutlich aus Abbildung 2, welche dieZuwanderung von Finnland nach Schwe-den in den Jahren 1965 bis 1990 illustriert.Die Linie, die die offenen Stellen auf demschwedischen Arbeitsmarkt anzeigt, spie-gelt den schwedischen Konjunkturzykluswieder.

Über einen langen Zeitraum hinweg, bisin die frühen achtziger Jahre, entsprachdie Migration von Schweden nach Finn-land weitgehend dem Angebot an offe-nen Stellen. Seit den frühen achtziger Jah-ren ist jedoch diese Korrelation zwischenZuwanderung und offenen Stellen nichtmehr vorhanden, und der Hauptgrundhierfür liegt darin, daß die Realeinkom-mensunterschiede zwischen Schwedenund Finnland sich so weit nivelliert hat-ten, daß es sich für Finnen nicht mehrlohnte, in Schweden zu arbeiten.

Jedoch war die bis 1982 bestehende Kor-relation zwischen der Zuwanderung vonArbeitskräften und offenen Stellen von

“Ein anderer, für dieMigration bedeutsamerFaktor kann die Verwandt-schaft zwischen derKultur und Sprache vonLändern sein. (...) Eben-falls eine Rolle spielenpersonenspezifischeFaktoren wie Alter, Ge-schlecht und Bildung. (...)Personen mit höhererAusbildung tendierenstärker zur Migration alsPersonen mit niedrigeremAusbildungsniveau.”

“Auf dem nordischenArbeitsmarkt ist dieMigrationsneigung beiArbeitnehmern mit niedri-gem Ausbildungsstandgrößer als bei Arbeitneh-mern mit höherem Aus-bildungsniveau.”

“Da der größte Teil derZuwanderer aus anderennordischen LändernArbeiter waren, könnte einmöglicher Effekt diesesgestiegenen Angebots anungelernten Kräften darinbestehen, daß diese etwasniedrigere Löhne erhiel-ten, als es sonst der Fallgewesen wäre.”

“(...) seit der Schaffungdes freien nordischenArbeitsmarktes ist es zueiner weitreichendenAngleichung der Reallöhnezwischen den einzelnennordischen Ländern undinsbesondere zwischenSchweden und Finnlandgekommen.”

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In den frühen achtzigerJahren (...) hatten sich die

Realeinkommensunter-schiede zwischen Schwe-den und Finnland so weitnivelliert, daß es sich fürFinnen nicht mehr lohnte,in Schweden zu arbeiten.”

“Auf dem nordischenArbeitsmarkt haben sich

die Reallöhne soweitangeglichen, daß ein Land,

daß eine Zunahme anoffenen Stellen zu ver-

zeichnen hat, nicht daraufhoffen kann, diese mit

Migranten zu besetzen.”

großer Bedeutung für die schwedischeWirtschaft. Während des Höhepunktes desZuwanderungswelle in den Jahren 1969und 1970 kamen insgesamt 80.000Migranten nach Schweden, die eine gro-ße Zahl offener Stellen besetzten. Wärediesen Personen der Zugang zum schwe-dischen Arbeitsmarkt verwehrt worden,dann hätte die verstärkte Nachfrage nachArbeitskräften einen Anstieg der Löhneund damit der Inflation zur Folge gehabt.Hingegen setzte während des konjunktu-rellen Hochs in den späten achtziger Jah-ren keine Zuwanderung von Arbeitskräf-ten ein, weshalb die starke Nachfragenach Arbeitskräften dazu beitrug, die In-flation anzuheizen. Ein freier Arbeitsmarktsteigert daher nicht nur die wirtschaftlicheLeistungsfähigkeit der beteiligten Länder,sondern hat auch bedeutende makroöko-nomische Effekte, da er zur Eindämmungder Inflation im Zielland und dem Abbauder Arbeitslosigkeit im Herkunftsland bei-tragen kann.

Einkommensunterschiede zwischen deneinzelnen Ländern sind dennoch von gro-ßer Bedeutung. Auf dem nordischen Ar-beitsmarkt haben sich die Reallöhne so-

weit angeglichen, daß ein Land, das eineZunahme an offenen Stellen zu verzeich-nen hat, nicht darauf hoffen kann, diesemit Migranten zu besetzen. Wenn hinge-gen ein Land von Arbeitslosigkeit betrof-fen ist, dann steigt die Wahrscheinlich-keit einer Abwanderung von Arbeitneh-mern. Dies erfordert aber wiederum, daßdie Arbeitslosenunterstützung in diesemLand nicht so hoch ist, daß sie die Ar-beitslosen von der Migration abhält.

Die Besetzung von offenen Stellen in ei-nem Land durch Arbeitslose aus einemanderen Land ist ein eminent wichtigerAspekt der Arbeitsmarktintegration. Es isteine Tatsache, daß die Arbeitslosen-unterstützung in einigen nordischen undEU-Ländern so hoch ist, daß sie sowohleine nationale als auch eine grenzüber-schreitende Mobilität verhindert.1 Damitdie Arbeitsmarktintegration zum Abbauder Arbeitslosigkeit und der offenen Stel-len beitragen kann, ist daher auch dieHöhe der Arbeitslosenunterstützung zuberücksichtigen.

Auch in bezug auf Steuern und Transfer-leistungen bleibt die Migration nicht ohneAuswirkungen. Aus der Sicht des Gastlan-des zahlt der ideale Zuwanderer hohe Steu-ern und erhält geringe Transferleistungen,wie es bei jungen und gesunden Perso-nen üblich ist. Die Beschäftigungsquote derZuwanderer ist weitgehend ausschlagge-bend dafür, ob die Bürger des GastlandesNettotransferleistungen erhalten oder nicht.In einer frühen Studie legte Ekberg (1983)dar, daß Schweden 1970 durch die Gesamt-zuwanderung einen Nettoüberschuß anTransferleistungen erhielt. Damals war dieBeschäftigungsquote unter den Zuwande-rern einschließlich der nordischen Migran-ten im Vergleich zur einheimischen schwe-dischen Bevölkerung hoch. Heute könnteeine solche Rechnung auch für die nordi-schen Zuwanderer negativ ausfallen, da dieBeschäftigungsquote bei den Einheimi-schen höher ist als bei den Zuwanderern.

Welche Lehren ergebensich für die Mitglied-staaten der EU?

Die Realeinkommensunterschiede zwi-schen den südlichen Mitgliedstaaten der

Abbildung 2: Finnische Zuwanderung und offeneStellen in Schweden 1965 bis 1990. Index 1965 = 100

19901965 1970 1975 1980 1985

0

20

Jahr

40

60

80

100

120

140

160

180

200

Finnische Zuwanderung

Offene Stellen

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EU und den reicheren Ländern haben sichin beeindruckendem Tempo verringert. Indem Maße, wie sich die Reallöhne einan-der angleichen, nimmt auch die Arbeits-kräftewanderung ab, wie das Beispiel derfinnischen Migration nach Schwedenzeigt. Wenn sich die Nivellierung derEinkommensunterschiede zwischen denEU-Mitgliedstaaten fortsetzt, wird die Mi-gration innerhalb der EU in Zukunft zwei-fellos abnehmen. Sprachbarrieren sowiekulturelle und religiöse Unterschiede stel-len vermutlich weitere Migrationshürdendar, obwohl die Forschung diese Fakto-ren bisher vernachlässigt hat. Diese Hin-dernisse können nur langfristig überwun-den werden.

Gleichwohl spielt auch die Nachfragenach Arbeitskräften eine Rolle. Sollte diesein einigen der wohlhabenderen Länderder Union zunehmen, dann könnten dieMigrationsraten wieder steigen. Dies er-fordert jedoch eine aktivere Beschäfti-gungspolitik als die bisher von den EU-Mitgliedstaaten praktizierte und setzt au-

ßerdem voraus, daß die Höhe derArbeitslosenunterstützung nicht der Mo-tivation zur Arbeitssuche entgegenwirkt.Das Programm von 19922 sah Deregulie-rungsmaßnahmen vor, die die Migrationfördern sollten. Die Hauptaspekte zurVorausschätzung der Wandlungsbewe-gungen sind auch weiterhin, sowohl inder EU als auch anderswo, der Abbau vonEinkommensunterschieden und das Vor-handensein von offenen Stellen. Es dürf-te kaum ein Anstieg der Migrationsrateninnerhalb der EU zu erwarten sein, wennnicht auch die Zahl der offenen Stellenzunimmt.

Hohe Migrationsraten sind per se keinIndikator für eine gut funktionierendeWirtschaft. Ein wirtschaftliches Problembesteht allerdings lediglich dann, wennnur wenige offene Stellen durch Erwerbs-lose aus anderen Ländern besetzt werdenkönnen. Niedrige Migrationsraten könnenauch lediglich darauf hindeuten, daßVolkswirtschaften sich mit nahezu gleicherGeschwindigkeit entwickeln.

“Wenn sich die Nivellie-rung der Einkommens-unterschiede zwischenden EU-Mitgliedstaatenfortsetzt, wird die Migrati-on innerhalb der EU inZukunft zweifellos abneh-men.”

Sollte die Nachfrage nachArbeitskräften “(...) ineinigen der wohlhabende-ren Länder der Unionzunehmen, dann könntendie Migrationsratenwieder steigen. Dieserfordert jedoch eineaktivere Beschäftigungs-politik als die bisher vonden EU-Mitgliedstaatenpraktizierte und setztaußerdem voraus, daß dieHöhe der Arbeitslosenun-terstützung nicht derMotivation zur Arbeits-suche entgegenwirkt.”

1) Zu den Auswirkungen der Arbeits-losenunterstützung auf die Migrationauf dem nordischen Arbeitsmarkt sie-he Lundborg (1991).

2) Anmerkung der Redaktion: siehedie EWG-Verordnung über die Frei-zügigkeit der Arbeitnehmer innerhalbder Gemeinschaft.

Ekberg, J. (1983): “Inkomsteffekter av invandring”,Acta Wexionensia, Reihe 2.

Lundborg, P. (1991): “Determinants of Migrationin the Nordic Labour Market”, Scandinavian Jour-nal of Economics, Bd. 93, Nr. 3, S. 363-375.

Pedersen, P. (Hg.) (1994): “Scandinavian SkillMigration in Perspective of the European Integrati-on Process”, North-Holland Elsevier (erscheint dem-nächst).

Literaturangaben

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Statistische Daten

Angaben entnommen aus “OECD in Figures”, Beilage zum OECD Observer Nr. 188, Juni/Juli 1994

Die neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union: einige Daten

Bevölkerung Altersstruktur der Bevölkerung; % der Gesamtbevölkerung

Wachstumsrate%pro qkm

19921992 1982 1992 1960 1992 1960 1992 19601992/91 1975/74

Staatsge-biet in1000qkm

in Tausend unter 15 15 - 64 65 und älter

Österreich 83,9 7,884 7,571 94,0 0,8 -0,3 17,5 22,0 67,3 65,8 15,2 12,2 Österreich

Belgien 30,5 10,045 9,856 329,3 0,4 0,3 18,2e 23,5 66,5 64,5 15,3 12,0 Belgien

Dänemark 43,1 5,170 5,119 120,0 0,3 0,3 17,0e 25,2 67,5e 64,2 15,5 10,6 Dänemark

Finnland 338,0 5,042 4,827 14,9 0,3 0,4 19,2 30,4 67,1 62,3 13,7 7,3 Finnland

Frankreich 549,0 57,372 54,480 104,5 0,6 0,5 20,0 26,4 65,6 62,0 14,4 11,6 Frankreich

Deutschland 248,6a 64,846b 61,638 260,8 1,2 -0,4 15,5 21,3 69,2 67,8 15,3 10,9 Deutschland

Griechenland 132,0 10,300 9,790 78,0 0,3 0,9 19,4f 26,1 66,8f 65,8 13,8f 8,1 Griechenland

Irland 70,3 3,547 3,480 50,5 0,7 1,7 26,8e 30,5 61,8e 58,6 11,4e 10,9 Irland

Italien 301,2 56,859 56,639 188,8 0,2 0,6 15,7 23,4 68,9 67,6 15,4 9,0 Italien

Luxemburg 2,6 390 366 150,0 2,1c 1,1 17,7e 21,4 68,8e 67,8 13,5e 10,8 Luxemburg

Niederlande 40,8 15,184 14,313 372,2 0,8 0,9 18,3 30,0 68,7 61,0 13,0 9,0 Niederlande

Portugal 92,4 9,858 9,877 106,7 0,0 1,0d 19,1 29,0 66,9 62,9 14,0 8,1 Portugal

Spanien 504,8 39,085 37,961 77,4 0,2 1,0 18,4 27,3 67,6 64,5 14,0 8,2 Spanien

Schweden 450,0 8,674 8,327 19,3 0,7 0,4 19,0 22,4 62,9 65,9 18,1 11,7 Schweden

Ver. Königreich 244,8 57,848 56,335 236,3 0,3 0,0 19,2e 23,3 65,1e 65,0 15,7e 11,7 Ver. Königreich

Anmerkungen:a. 356,9 für das vereinigte Deutschlandb. 80.569 für das vereinigte Deutschlandc. 1991/90

Quellen: Labour Force Statistics: 1972-1992, OECD,Paris, 1994; Employment Outlook, OECD, Paris,September 1992.

d. 1976/75e. 1991f. 1989

Bevölkerungsstruktur

Beschäftigung I

Österreich 3,679 11,4 58,0 50,2 3,546 11,2 7,1 35,6 57,4 Österreich

Belgien 4,237 2,8 54,1 48,3 3,724 5,3 2,6 27,7 69,7 Belgien

Dänemark 2,912a 8,9b 78,9a 72,6 2,612a 10,3b 5,7a 27,7a 66,6a Dänemark

Finnland 2,527 -0,6 70,7 72,4 2,163 -8,6 8,6 27,9 63,5 Finnland

Frankreich 25,109 5,8 58,7 54,7 22,032 3,7 5,2 28,9 65,9 Frankreich

Deutschland 30,949 8,4 58,6 52,9 28,708 9,6 3,1 38,3 58,6 Deutschland

Griechenland 3,934a 6,9b 40,8a 36,4 3,634 2,9b 22,2a 27,5a 50,3a Griechenland

Irland 1,384a 4,9 39,9a 37,6 1,113a -1,6b 13,8a 28,9a 57,3a Irland

Italien 24,612 8,0 45,8a 39,8 21,271 7,0 8,2 32,2 59,6 Italien

Luxemburg 165a 3,1b 44,7a 41,3 162a 2,5b 3,3c 30,5c 66,2c Luxemburg

Niederlande 7,133 .. 55,5 39,0 6,576 .. 4,0 24,6 71,4 Niederlande

Portugal 4,764 10,0 61,9 54,4 4,498 .. 11,6 33,2 55,2 Portugal

Spanien 15,432 12,8 42,0 32,5 12,359 11,4 10,1 32,4 57,5 Spanien

Schweden 4,429 1,7 79,1 75,9 4,195 -0,6 3,3 26,5 70,2 Schweden

Ver. Königreich 28,149 5,5 65,0a 57,1 25,181 6,8 2,2 26,5 71,3 Ver. Königreich

1992 1982

Erwerbsbevölkerung insgesamt Gesamtzahl der Beschäftigten im zivilen Bereich

Erwerbsquoteder Frauen

in %1in Tausend1992

Veränderungseit 1982

%

in Tausend1992

Veränderungseit 1982

%Industrie2

%Dienst-

leistungen2

%

Anmerkungen:.. keine Angaben verfügbar;1. Definiert als weibliche Erwerbstätige jeden Alters geteilt durchdie weibliche Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren.

2. Siehe auch S. 26-27;a. 1991;b. 1991/81;c. 1990

Quellen: Labour Force Statistics: 1972-1992, OECD,Paris, 1994.

Landwirt-schaft,

Forstwirt-schaft und

Fischerei2 %

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Anteil der weiblichenTeilzeitbeschäftigten an

der Gesamtheit derTeilzeitbeschäftigten %beide Geschlechter Frauen Männer

19821992

Anteil der Teilzeitbeschäftigungan der Gesamtbeschäftigung %

Anteilder selbständigenTätigkeit an der

Gesamtbeschäftigung %

19821992 19821992 19821992 19821992

Beschäftigung II

Österreich 9,1 8,0 20,5 18,9 1,6 1,5 89,1 87,8 10,2 16,0 Österreich

Belgien 11,8a 6,4b 27,4a 16,3b 2,1a 1,3b 89,3a 86,2b 14,1a 13,7 Belgien

Dänemark 23,1a 23,7b 37,8a 46,5b 10,5a 5,6b 75,5a 86,9b 9,1a 11,8b Dänemark

Finnland 7,9 7,7 10,4 11,6 5,5 4,1 64,3 72,0 14,2 12,7 Finnland

Frankreich 12,7 9,2 24,5 18,9 3,6 2,5 83,7 83,9 12,6 16,4 Frankreich

Deutschland 15,5a 12,0b 34,3a 28,9b 2,7a 1,6b 89,6a 91,9b 9,0 8,7 Deutschland

Griechenland 3,9a 3,3b 7,2a 6,6b 2,2a 1,8b 62,9a 62,4b 34,8f 38,9 Griechenland

Irland 8,4a 6,6c 17,8a 15,5c 3,6a 2,7c 71,6a 71,6c 21,7a 20,8 Irland

Italien 5,4 5,1b 10,5 10,1b 2,7 2,9b 67,9 61,4b 24,4a 23,6 Italien

Luxemburg 7,5a 6,3c 17,9a 17,0c 1,9a 1,0c 83,3a 88,9c 10,6a 12,4 Luxemburg

Niederlande 1 32,8 18,7b 62,9 44,6b 13,4 6,9b 75,0 74,6b 9,6a 12,4 Niederlande 1

Portugal 7,2 7,3d 11,0 14,7d 4,2 2,6d 67,4 77,9d 24,5 30,4 Portugal

Spanien 5,9 5,8e 13,7 13,9e 2,0 2,4e 76,8 71,5e 21,4 22,1 Spanien

Schweden 2 24,3 25,0 41,3 46,5 8,4 6,4 82,3 86,4 9,5 7,7 Schweden 2

Ver. Königreich 23,2 17,9b 44,6 40,0b 6,1 3,1b 85,4 89,6b 12,2 9,2 Ver. Königreich

Anmerkungen: .. nicht verfügbar;1. unterschiedliche Berechnung ab 1985;2. unterschiedliche Berechnung ab 1986;a. 1991;b. 1981;

Quellen: Employment Outlook, OECD, Paris, Juli1993; Economic Outlook, OECD, Paris, Dezember1993; Labour Force Statistics: 1972-1992, OECD,Paris, 1994.

c. 1983;d. 1980;e. 1987;f. 1990

Anmerkungen: .. nicht verfügbar;1. nationale Definitionen;a. 1991;

Arbeitslosigkeit1 Anteil der arbeitslosen Jugendlichen(unter 25) an der Erwerbsbevölkerung

unter 25 %

Anteil der Langzeit-arbeitslosigkeit (12Monate und mehr)

an der Gesamt-arbeitslosigkeit %

Anteil der Erwerbslo-sen beiderlei

Geschlechts an derErwerbsbevölkerung %

Anteil der weiblichenErwerbslosen an derweiblichen Erwerbs-

bevölkerung %

Anteil der männlichenErwerbslosen an der

männlichenErwerbsbevölkerung %

Beschäftigung III

MännerFrauen

19821992 19821992 19821992 19821992 19821992 19821992

Österreich 3,6 3,5 3,8 4,8 3,5 2,8 .. .. .. .. .. .. Österreich

Belgien 9,3a 11,9 13,2a 17,0 6,5a 8,7 61,6a 66,3c .. .. .. .. Belgien

Dänemark 9,1a 11,0 10,0a 11,2 8,3a 10,7 31,2a 33,0c .. .. .. .. Dänemark

Finnland 13,0 5,3 10,5 5,2 15,1 5,4 9,1a 22,3c 21,4 10,2 25,1 9,6 Finnland

Frankreich 10,2 8,1 12,7 11,2 8,2 6,0 36,1a 42,1 26,1 25,3 16,6 13,8 Frankreich

Deutschland 5,8 6,4 6,4 7,3 5,4 5,9 45,5a 39,3c 6,0b 9,6 5,4b 9,0 Deutschland

Griechenland 7,0b 5,8 11,7b 8,0 4,3b 4,7 47,0a 35,0c .. .. .. .. Griechenland

Irland 15,7a 11,4 12,1a 9,7 17,3a 12,1 60,3a 36,9c 21,1a 16,6 25,0a 22,9 Irland

Italien 11,4 8,4 17,2 13,9 7,9 5,6 67,1a 57,7c 38,1 33,3 28,1 23,8 Italien

Luxemburg 1,2a 1,2 2,0a 1,7 1,1a 1,0 .. .. .. .. .. .. Luxemburg

Niederlande 7,0a 11,3 9,5a 11,3 5,3a 11,4 43,0a 50,5 9,5 17,0 10,8 20,2 Niederlande

Portugal 4,1 7,3 4,9 12,1 3,5 4,0 38,3a 56,0d 11,5 23,8 7,8 8,0 Portugal

Spanien 18,1 15,6 25,3 18,5 14,0 14,4 47,4 48,5 40,5 39,5 29,6 31,8 Spanien

Schweden 5,3 3,1 4,1 3,4 6,3 2,9 8,1a 8,4 9,2 7,8 13,7 7,4 Schweden

Ver. Königreich 9,5 10,4 5,1 7,0 12,9 12,6 28,1a 47,0 9,9 19,7 19,7 25,9 Ver. Königreich

Quellen: Labour Force Statistics: 1971-1991, OECD,Paris, 1993; Employment Outlook, OECD, Paris, Juli1993.

b. 1990;c. 1983;d. 1986;

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

CEDEFOP

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Bildung I1

Vorschul-bereich

Vorschul-bereich

Insgesamt2 Primar-stufe

Sekundar-stufe

Hochschul-bereich

Insgesamt2 Primar-stufe

Sekundar-stufe

Hochschul-bereich

Öffentliche Ausgaben für Bildung% des BIP

Vollzeitschüler/-studenten pro 1000 Einwohner

Österreich 17,2 1,2 4,1 10,1 1,9 .. .. .. 866 277 Österreich

Belgien 21,3 x 7,7a 10,7 1,9 .. 81,6 21,8 .. 484 Belgien

Dänemark 16,1 0,7 5,9 8,4 1,0 23,7 77,0 29,0 1.004 380 Dänemark

Finnland 14,2 .. .. .. .. 14,9 .. .. 1.235 649 Finnland

Frankreich .. 1,6 3,1 7,2 .. 100,5 83,7 23,6 758 444 Frankreich

Deutschland 11,4 1,2 2,0 5,7 2,6 75,4 82,9 27,8 1.173 445 Deutschland

Griechenland .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Griechenland

Irland 13,4 1,3 4,5 5,9 1,6 65,0 67,9 .. 783 338 Irland

Italien .. .. 4,8 10,1 0,8 .. .. .. 507 .. Italien

Luxemburg .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Luxemburg

Niederlande 12,9 1,1 3,9 5,8 2,0 73,8 75,2 23,9 822 357 Niederlande

Portugal 17,7 0,8 7,8 7,5 1,5 58,0 53,8 13,2 506 352 Portugal

Spanien 12,8 1,0 3,3 7,0 1,3 82,6 64,2 25,5 637 .. Spanien

Schweden .. .. 6,5 6,5 .. 23,1 68,5 14,0 802 492 Schweden

Ver. Königreich 11,9 0,5 3,7 6,1 1,3 81,9b 48,6 8,4 .. 277 Ver. Königreich

Anmerkungen: .. nicht verfügbarx in eine andere Kategorie eingeschlossen1. 1990 - 91;2. zwei oder mehr Qualifikationen können auf der Sekundarstufe erworben werdena. einschließlich des Vorschulbereichsb. manche 3 - 6jährigen besuchen halbtägig Vorschuleinrichtungen

Quelle: Education at a Glance, OECD, Paris, 1993.

eine Qualifi-kation der

Sekun-darstufe2 er-

werben

Anzahl der Lehrer in Vollzeit-Äquivalentenpro 1000 Einwohner

Vollzeitlicher(s) Schulbesuch/Studium

% der betroffenen Altersgruppe

Zahl der Schüler/Studenten pro Tausendihrer Altersgruppe, die

einHochschul-

studiumbeginnen

InsgesamtPrimar-

stufeSekundar-

stufeHochschul-

bereich 3 - 6 15 - 19 20 - 24Vorschul-bereich

Bildung II1

Österreich 5,4 0,3 1,0 2,6 1,1 198 25 47 95 31 Österreich

Belgien 5,4 0,5 0,9 2,4 0,9 217 38 75 80 25 Belgien

Dänemark 6,1 .. .. .. 1,3 195 10 66 90 29 Dänemark

Finnland 6,7 .. .. .. .. 209 7 78 89 35 Finnland

Frankreich 5,4 .. .. .. .. 252 45 72 101 30 Frankreich

Deutschland 4,0 0,2 0,5 1,8 0,9 189 28 40 93 28 Deutschland

Griechenland .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Griechenland

Irland 5,5 0,5 1,6 2,2 1,2 278 36 119 101 20 Irland

Italien .. .. .. .. .. 200 27 54 94 25 Italien

Luxemburg .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Luxemburg

Niederlande 5,6 0,3 1,3 2,2 1,7 208 24a 77 82 25 Niederlande

Portugal 5,5 0,1 2,2 2,0 0,9 215 17 104 75 18 Portugal

Spanien 4,5 0,3 1,0 2,4 0,8 247 25 72 117 31 Spanien

Schweden 6,5 0,2 2,3 2,8 1,2 170 11 68 69 22 Schweden

Ver. Königreich 5,3 0,2 1,4 2,3 1,0 182 14b 79 76 13 Ver. Königreich

Anmerkungen: .. nicht verfügbar1. 1990-912. einschließlich der nicht auf die einzelnen Schulstufen verteilten Ausgaben3. einschließlich halbtägiger Besuch von Vorschuleinrichtungena. ausschließlich halbtägiger Besuch von Vorschuleinrichtungenb. teilweise halbtägiger Besuch von Vorschuleinrichtungen

Quelle: Education at a Glance, OECD, Paris, 1993.

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Bibliographische Angaben

Education in FinlandMinistry for Foreign AffairsHelsinki, booklet, 5 p., 1991

Educational strategies in Finland inthe 1990sKivinen O.; Rinne R.Turku, University of Turku, 1992, 134 p.

The Changing role of vocational andtechnical education and training inFinlandKyrö M. (ed.)National Board of Educationunpublished (OECD-project: The chang-ing role of vocational and technical educ-ation and training), 1993, 76 p. + annexes

Further education and training of theLabour Force. Country report-FinlandOECD (Organization for Economic Co-operation and Development)Paris, OECD, 1990, 40 p.

Continuing vocational education andtraining in FinlandMinistry of EducationHelsinki, 1990, 27 p.

Weiterbildung in Finnland. WenigerStaat mehr MarktWolbeck M.in: Grundlagen der Weiterbildung, 3(2),1992, Neuwied, p. 96-99ISSN: 0937-2172

Higher Education Policy in FinlandMinistry for EducationHelsinki, 1994, 161 p.ISBN 951-47-8305-0

Higher education and employment:The changing relationship. Recentdevelopments in continuing profes-sional education: Country reportFinlandParjanen M.Organization for Economic Co-operationand Development (OECD)Paris, OECD, 1991, 20 p.

An Introduction to Higher Educationin Finland. A Brief Guide for ForeignStudentsMinistry of Education, Department forHigher Education and ResearchHelsinki, Ministry of Education,

Österreich

Unemployment and Labour marketflexibility: AustriaWalterskichen E.ILO (International Labour Office)Geneva, ILO, 1991, 134 p.ISBN 92-2-107290-8

Das berufliche Bildungswesen in derRepublik ÖsterreichCEDEFOP (Europäisches Zentrum für dieFörderung der Berufsbildung)Berlin, 1994 (en cours d’édition)

The School Psychology-EducationalCounselling Service informs aboutEducation in AustriaWien, Bundesministerium für Unterrichtund Kunst, feuillet d’information, 1994DE, EN, FR

Berufliche Bildung in ÖsterreichsUnternehmenWien, Bundeswirschaftskammer, 31 p.,1988

Betriebliche Weiterbildung in Öster-reich. Strukturen und Entwicklungendes überbetrieblichen Weiterbildungs-marktes (Band II)Kailer N.Wien, IBW (Institut für Bildungsforschungder Wirtschaft), 1989, 240 p.

Higher education and employment:the changing relationship. Recentdevelopments in continuing profes-sional education. Country report -AustriaOECD (Organization for Economic co-operation and Develpment)Paris, OECD, 1991, 20 p.

Finnland

Developments in education 1992-1994. FinlandMinistry of EducationHelsinki, 1994, 98 p.

Vocational Education in FinlandNational Board of EducationHelsinki, 1991, 45 p.

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1990, 52 p.ISBN 951-47-33-64-9

Study in Finland. International Pro-grammes in Finnish Universities 1992-1993Finnish Centre for International Mobilityand Exchange ProgrammesHelsinki, Ministry of Education,1992, 148 p.ISSN 0788-5695

Higher Education and Research inFinlandMinistry of EducationHelsinki, Ministry of Education,1988, 89 p.ISBN 951-47-2071-7

Unemployment and labour marketflexibility: FinlandLilja R., Santamäki-Vuori T., Standing G.International Labour Office (ILO)Geneva, ILO, 1990, 222 p.ISBN 92-2-107273-8

Finnish Polytechnics.An Experimental ReformMinistry of EducationHelsinki, 1993, 16 p.

Schweden

Education in Sweden 1994Statistics SwedenÖrebro, 1994, 80 p.

The Swedish schoolsystemSkolverketStockholm, 1994, information sheets

Berufliche Bildung in Deutschlandund Sweden im VergleichPaland M.CDG (Carl Duisberg Gesellschaft)Köln, 1992

La formation en Suède: de l’éducationpopulaire à la formation en entrepriseCentre InffoParis-la-Défense, in: Inffo Flash (Le Dos-sier), n° 402, 23.02.1994, 4 p.

Coherence between compulsory edu-cation, initial and continuing trainingand adult education in SwedenHjorth S.Swedish Ministry of Education and Science

Document prepared for the EuropeanCentre for the Development of VocationalTraining (CEDEFOP)Stockholm, 1994, 48 p.Available at CEDEFOP

Adult education in the 1990s: consid-erations and proposalsSwedish National Board of EducationStockholm, 1991, 50 p.

Industry training in Australia, Swedenand the United StatesOrganization for Economic Co-operationand Development (OECD)Paris, OECD, 1993, 104 p.ISBN 92-64-13905-2

The effectiveness of training boards inSwedenGranander S.ILO (International Labour Office)Geneva, ILO, Discussion paper, n°108,1993

The expanding learning enterprise inSwedenAbrahamsson K.; Hultinger E.S.;Svenningsson L. (eds)Ministry of Education and Cultural Affairs;National Board of EducationStockholm, NBE reports-planning. Followup and Evaluation 90/10, 1990, 101 p.;bibl. p. 98-101

The Swedish Way. Towards a LearningSocietySwedish Ministry of Education and ScienceStockholm, 1993, 169 p.ISBN 91-38-1375-0

Higher education and employment:the changing relationship. Recentdevelopments in Continuing Profes-sional Education. Country study:SwedenOrganization for Economic Co-operationand Development (OECD)Paris, OECD, 1991, p. 25

Unemployment and labour marketflexibility: SwedenStanding G.International Labour Office (ILO)Geneva, ILO, 1988, 150 p.ISBN 92-2-106265-1

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Nützliche Adressen

Österreich

❏ Öffentliche Einrichtungen undVerbände

Bundesministerium für Unterrichtund Kunst (BMUK)Abt. II/7z.H. Herrn Ministerialrat Mag. Peter Kreimlz.H. Herrn Rat Mag. SchlickMinoritenplatz 5A-1014 WienTel. 431++53120/4339Tel. 431+53120/4491Fax 431+53120/4130

Bundesministerium fürwirtschaftliche AngelegenheitenStubenring 1A-1010 WienTel. 431+71100/5223 (Mag. Jost)Fax 431+7142718Fax 431+7137995

Bundesministerium für Wissenschaftund ForschungRosengasse 2-6A-1014 WienTel. 431+53120/5920Fax 431+53120/6205

Bundeskammer der gewerblichenWirtschaftz.H. Herrn Dr. Georg PiskatyWiedner Hauptstrasse 63A-1045 WienTel. 431+50105/4072Tel. 431+50105/4073Fax 431+50206/261

Vereinigung österreichischerIndustriellerz.H. Frau Mag. Gerlinde PammerScharzenbergplatz 4A-1030 WienTel. 431+71135/2365Fax 431+71135/2922

Kammer für Arbeiter und Angestelltez.H. Herrn Mag. Ernst LöwePrinz-Eugen-Strasse 20-22A-1040 WienTel. 431+50165/2473Fax 431+50165/2230

Kammer für Arbeiter und Angestelltez. H. Frau Mag. Brigitte StierlPrinz-Eugen-Strasse 20-22A-1040 WienTel. 431+50165/3132Fax 431+50165/2230Fax 431+50165/3186

Österreichischer Gewerkschaftsbundz.H. Herrn Sekretär Gerhard PragerHohenstaufengasse 10-12A-1010 WienTel. 431+53444/466Fax 431+53444204

❏ Forschungseinrichtungen

Bundesministerium für Wissenschaftund Forschungz.H. Herrn Ministerialrat Dr. HeinzKasparovskyRosengasse 2-6A-1014 WienTel. 431+53120/5920Fax 431+53120/6205

Institut für Berufs- und Erwachsen-enbildungsforschung an derUniversität Linz (IBE)z.H. Univ. Doz. Mag. Dr. W. BlumbergerRaimundstrasse 17A-4020 LinzTel. 4370+6511083Fax 4370+609313/12

Institut für Bildungsforschung derWirtschaft (IBW)z.H. Herrn Dr. Klaus SchedlerRainergrasse 38A-1050 WienTel. 431+5451671/27Fax. 431+5451671/22

Österreichisches Institut fürBerufsbildungsforschung (ÖIBF)z.H. Frau Maria HofstätterKolingasse 15A-1090 WienTel. 431+31033340Tel. 431+3197772Fax 431+3197772

Institut für höhere Studienz.H. Herrn Dr. Lorenz LassnigStumpergasse 56A-1060 WienTel. 431+599910

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Industriewissenschaftliches Institutz.H. Mag. Alexander KohlerReisnerstrasse 40A-1030 WienTel. 431+7153790

❏ Sozialpartner

Arbeitgeberverband

Vereinigung ÖsterreichischerIndustrieller (VÖI)Haus der Industrie Scharzenbergplatz, 4A-1031 Wien IIITel. 431+711350Fax 431+711352507

Gewerkschaft

ÖGBHohenstaufengasse 10-12Postfach 155A-1011 WienTel. 431+2253444Fax 431+225344/4204

Finnland

❏ Öffentliche Einrichtungen

Ministry of LabourEteläesplanadi 4Box 524FIN-00101 HelsinkiTel. 3580+18561Fax 3580+1856427

National Board of EducationHakaniemenkatu 2FIN-00530 HelsinkiTel. 3580+7061Fax 3580+7062865

Further education centre for the vo-cational institutes and administrationLapinniemenranta 12FIN-33180 TampereTel. 35831+534400Fax 35831+534434

National Board of Education(Opetushallitus):Areas of expertise: evaluation, EURYDICE,CEDEFOP, INES, comparison of certifica-tions, lines of educational policy, generaladministration of education

P.O. Box 380FIN-00531 HelsinkiTel. 3580+774775

Ministry of Education/Planning UnitSecretariat (Opetusministeriö/suunnittelusihteeristö)Areas of expertise: strategies for futureplanning of educationP.O. Box 293FIN-00171 HelsinkiTel. 3580+134171

❏ Forschungseinrichtungen

The Research Institute (FISS)Swedish School of Social SciencePB 16 (Topeliusgatan 16)FIN-00014 University of Helsinki

University of Tampere: Work Re-search Centre (Tampereen yliopisto:Työelämän tutkimuskeskus)The links between work and education,specialized research concerning workand chances in workP.O. Box 607FIN-33101 TampereTel. 35831+156111Fax 35831+157265

University of LapplandFaculty of Social ScienceUnit for Social WorkP.B. 122FIN-96101 RovaniemiTel. 35860+3241Fax 35860+32420

University of Jyväskylä: Institute forEducational Research (Jyväskylänyliopisto: kasvatustieteidentutkimuslaitos)Areas of expertise: learning resultsIEAE, Votec, specialized research foreducationP.O. Box 35FIN-40351 JyväskyläTel. 35841+601211

University of Turku: Research Unit forthe Sociology of Education (Turunyliopisto, koulutussosiologian tutki-muskeskus)Sociologically oriented research of educationHämeenkatu 1FIN-20500 TurkuTel. 35821+6335878

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Government Institute for EconomicResearch (Valtion taloudellinentutkimuskeskus)Economic research of educationHämeentie 3FIN-00530 HelsinkiTel. 3580+70371

The Research Institute of the FinnishEconomy (ETLA) (ElinkeinoelämänTutkimuslaitos)Lönnrothinkatu 4 BFIN-00120 HelsinkiTel. 3580+609900Fax 3580+601753

National Research and DevelopmentCentre for Welfare and Health (STAKES)Sosiaali- ja terveysalan tutkimus- jakehittämiskeskusP.O. Box 220FIN-00531 HelsinkiTel. 3580+39671Fax 3580+761307

❏ Sozialpartner

Arbeitnehmerverbände

Central Organization of FinnishTrade Unions (SAK)Siltasaarenkatu 3 AFIN-00530 HelsinkiTel. 3580+77211Fax 3580+7721447

Finnish Confederation of SalariedEmployees (STTK)Ponjoisranta 4 AP.B. 248FIN-00171 HelsinkiTel. 3580+131521Fax 3580+652367

Confederation of Unions for AcademicProfessionnals in Finland (AKAVA)Rautatieläisenkatu 6FIN-00520 HelsinkiTel. 3580+141822Fax 3580+142595

Arbeitgeberverbände

Confederation of Finnish Industryand Employers (TT)Eteläranta 10; P.B. 30FIN-00131 HelsinkiTel. 3580+68681Fax 3580+68682316

Employers’ Confederation of ServiceIndustries in Finland (LTK)Eteläranta 10FIN-00130 HelsinkiTel. 3580+179831Fax 3580+655588

Commission for Local AuthorityEmployers (Kunnallinen Työmark-kinalaitos)2 linja 14, KuntataloFIN-00530 HelsinkiTel. 3580+7711Fax 3580-7012239

Schweden

❏ Öffentliche Einrichtungen

National Employment-TrainingBoard (AMU-Gruppen)Box 1264; S-11119 StockholmTel. 468+7016500

UtbildningsdepartementetMinistry of Education and ScienceDrottninggatan 16S-10333 StockholmTel. 468+7631000Fax468+7231734

Skolverket-National Agency for edu-cationKungsgatan 53S-10620 StockolmTel. 468+7233200Fax 468+244420

ArbetsdepartementetMinistry of LabourDrottninggatan 21S-10333 StocholmTel. 468+7631000Fax 468+210842

Arbetsmarknadsstyrelsen SwedishNational Labour Market BoardS-17199 SolnaTel. 468+7306000Fax 468+278368

Statistics SwedenDepartment of Labour and EducationalStatisticsS-70189 ÖrebroTel. 4619+176000

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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❏ Forschungseinrichtungen

The Industrial Institute for Eco-nomic and Social Research(Industrins utrednings institut)Box 5501S-11485 StockholmTel. 468+7838000Fax 468+6617969

Stockholm Institute of EducationLärarhögskolan i StockholmBox 34103S-10026 Stockholm

The Council for Research into Uni-versities and University CollegesRädet för forskning om universitetoch högskolorBox 45501S-10430 StockholmTel. 468+7283802

Stockholms Universitet/Institutionerför internationell pedagogikStockholm University/Institute of In-ternational EducationS-10691 StockholmTel. 468+162000Fax 468+153133

❏ Sozialpartner

Arbeitgeberverbände

Svenska Arbetsgivareföreningen (SAF)Swedish Employers’ Confederation(SAF)S-10330 StockholmTel. 468+7626000Fax 468+7626290

Swedish engineeringemployers’assocation (VF)Box 5510Storgatan 5S-11485 StockholmTel. 468+7820800

Gewerkschaften

The Swedish Trade Union Confedera-tion (LO)Bainhusgatan 1S-10553 StockholmTel. 468+7962500Fax 468+7962800

The Swedish Confederation ofProfessional Employees (TCO)S-11494 StockholmTel. 468+7829100Fax 468+7829108

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BERUFSBILDUNG NR. 4 EUROPÄISCHE ZEITSCHRIFT

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Lektüre zum Thema

Europa - International

Informationen, Untersu-chungen und vergleichen-de Untersuchungen

Das Berufsbildungssystem❏ in Belgien (FR, IT, NL)❏ in Dänemark (DA, EN, ES, FR)❏ in Deutschland (DE, EN, ES, FR, GR,NL, PT)❏ in Spanien (ES)❏ in Frankreich (DA, DE, EN, ES, FR,IT, PT)❏ in Griechenland (DE, EN, GR)❏ in Italien (DE, FR, IT)❏ in Irland (EN, ES)❏ in Luxemburg (EN, ES, FR, PT)❏ in den Niederlanden (DE, EN, FR,NL)❏ in Portugal (PT)❏ im Vereinigten Königreich (DE, EN,ES, IT, PT)Europäisches Zentrum für die Förderungder Berufsbildung (CEDEFOP),Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten1993, 1994

Diese nationalen Monographien beschrei-ben zunächst den administrativen, demo-graphischen und wirtschaftlichen Hinter-grund der Berufsbildungssysteme und lie-fern außerdem einen kurzen geschichtli-chen Abriß ihrer Entstehung. Im Anschlußdaran wird die Organisation der Erstaus-bildung und der beruflichen Weiterbil-dung dargestellt sowie die verantwortli-chen Instanzen, die Rolle der Sozialpart-ner und die Finanzierung der Berufsbil-dung. Schließlich werden auch die aktu-ellen Tendenzen und Entwicklungen er-läutert.

Strukturen der allgemeinen und beruf-lichen Bildung in den Mitgliedstaatender Europäischen Union und denEFTA/EWR-LändernErstellt in Zusammenarbeit mit demBildungsinformationsnetz in der Europäi-schen Gemeinschaft (EURYDICE) unddem Europäischen Zentrum für die För-derung der Berufsbildung (CEDEFOP)

Kommission der Europäischen Gemein-schaften, Generaldirektion XII - Human-ressourcen, Allgemeine und BeruflicheBildung, JugendLuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-tenin VorbereitungDE, EN, FR

Diese zweite Auflage wurde auf derGrundlage von Informationen verfaßt, dieder Europäischen Informationsstelle vonEURYDICE von den nationalen EURY-DICE-Informationsstellen zur Verfügunggestellt wurden, und ist von den zustän-digen nationalen Stellen bestätigt worden.Alle Länder werden in ähnlicher Weiseabgehandelt, um eventuelle Vergleiche zuerleichtern. Die Kapitel beschreiben dieZuständigkeiten für das Bildungssysteminsgesamt und dessen Verwaltung sowiedas Vorschul-, Primar- und Sekundar-schulsystem bis zum Ende der Schul-pflicht. Dabei wird sowohl der öffentli-che als auch der private Sektor berück-sichtigt.

The determinants of transitions inyouth. Papers from the conferenceorganized by the ESF network onTransitions in Youth, CEDEFOP andGRET (Universitat Autónoma de Bar-celona). Barcelona 20. - 21. September1993Europäisches Zentrum für die Förderungder Berufsbildung (CEDEFOP)Berlin, CEDEFOP Panorama, Nr. 43, 1994,338 S.ENKostenlos zu beziehen über das CEDEFOP

Dies war die erste internationale Tagungder “European Science Foundat ionNetwork on Transitions in Youth”, wel-che langfristig das theoretische Verständ-nis der Übergangsprozesse in der Jugendund insbesondere der Beziehungen zwi-schen allgemeiner und beruflicher Bildungund dem Arbeitsmarkt durch die verglei-chende Analyse regelmäßiger Längs-schnittuntersuchungen von Übergangs-prozessen fördern soll. Während der Ta-

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Die Rubrik “Literaturhinwei-se” enthält eine Sammlungjüngster einschlägiger Veröf-fentlichungen zum ThemaAusbildung und Qualifika-tionen auf europäischer undinternationaler Ebene. Be-rücksichtigt wurden in ersterLinie vergleichende Untersu-chungen, aber auch nationa-le Studien, sofern sie im Rah-men europäischer oder inter-nationaler Programme re-alisiert wurden, Analysenüber die Wirkung von Ge-meinschaftsaktionen in denMitgliedstaaten und Berichteüber ein bestimmtes Landaus der Sicht Dritter. Der Ab-schnitt “Aus den Mitglied-staaten” enthält eine Aus-wahl wichtiger nationalerVeröffentlichungen.

Diese Rubrik wurde von

Maryse Peschelund dem Dokumentations-dienst des CEDEFOP mitUnterstützung dernationalen Partner desDokumentationsnetzes(s. letzte Seite der Rubrik)erstellt.

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The Determinants of Transitions in Youth

Papers from the conference organized by the ESF Network on Transitions in Youth, CEDEFOP and GRET (Universitat Autònoma de Barcelona)

Barcelona20-21 September 1993

Conference papers

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gung fanden fünf Workshops statt: Aus-blick auf Systeme, Institutionen und Ver-änderungen; Arbeitsmarktchancen vonSekundarschulabsolventen; soziale undbudgetäre Aspekte von Übergangs-prozessen in der Jugend; Spezialisierungvon Bildungswegen und deren Folgen;Arbeitsmarktchancen von Hochschulab-solventen. Die in den Workshops gehal-tenen Vorträge sind hier abgedruckt undermöglichen einen Vergleich der jeweili-gen Ansätze und Prioritäten in den ein-zelnen Ländern; außerdem offenbaren sieden komplexen und mehrdimensionalenCharakter des Integrationsprozesses, fürden zahlreiche wirtschaftliche, soziale undpersönliche Faktoren von Bedeutung sind.

Occupations in the tourist sector. Acomparative analysis in nine Commu-nity States.Guerra, D.; Peroni, G.Europäisches Zentrum für die Förderungder Berufsbildung (CEDEFOP)Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 576 S.ISBN 92-826-8367-2 (en)EN, FR, IT

Die vorliegende Studie über die Berufeim Hotel- und Tourismussektor wurde imRahmen des Projekts “Gemeinschafts-verzeichnis der Berufsprofile” erstellt.Dieses Vorhaben, mit dessen praktischerUmsetzung 1990 begonnen wurde, dientder Erprobung einer Methodik, die eineninternationalen Vergleich der Berufe inden Sektoren Tourismus, Elektronik undAudiovision ermöglichen soll. Ausgehendvon nationalen Studien, die in neun Län-dern durchgeführt wurden (Belgien, Dä-nemark, Deutschland, Spanien, Griechen-land, Frankreich, Italien, Portugal, Verei-nigtes Königreich) erläutert der vorliegen-de Bericht die methodische Vorgehens-weise und bietet eine Analyse desTourismussektors in den einzelnen Län-dern sowie eine Sammlung von Informa-tionsblättern mit 27 ausgewählten Berufs-profilen. Diese Loseblattsammlung bestehtbei jedem Berufsprofil aus einer verglei-chenden Übersicht sowie neun nationa-len Standardbögen, die folgende Angabenenthalten: eine Beschreibung der Refe-renzfunktion, eine Darstellung der beruf-lichen Aufgaben, die geforderten Kompe-tenzen, den typischen Ausbildungsweg,

seine Dauer und seine Zertifizierung.Ein erster Bericht wurde 1992 vomCEDEFOP veröffentlicht und ist entgeltlichüber das Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten zu beziehen: “Répertoire commu-nautaire des profils professionnels.Les professions du secteur tourisme-hôtellerie dans la Communauté. Uneanalyse comparée. - ISBN 92-826-2987-2 (fr) bzw. “Community directory ofoccupational profiles. Occupations inthe Hotel Tourist Sector within theEuropean Community - A ComparativeAnalyses” ISBN 92-826-2986-4 (en)

Trends in the structure of qualifica-tions for occupations relating to com-puter networksHaji, C.Europäisches Zentrum für die Förderungder Berufsbildung (CEDEFOP)Berlin, CEDEFOP Panorama, Nr. 47, 1994,38 S.EN, FRKostenlos zu beziehen über das CEDEFOP

Dieser Bericht liefert eine erste verglei-chende Studie über die Qualifikations-strukturen in verschiedenen Mitglied-staaten. Die Untersuchung wurde inDeutschland, Frankreich, Italien, den Nie-derlanden, Portugal sowie dem Vereinig-ten Königreich durchgeführt und ver-gleicht die Entwicklung der Qualifikatio-nen in Berufen, die mit der Installation,der Verwaltung und der Wartung vonLocal Area Networks und Fernnetzen be-faßt sind. Die Berufe in diesem Bereicherfordern neue, hochspezialisierte Quali-fikationen, die folgende Funktionen um-fassen: - Analyse und Planung, - Installa-tion, - Verwaltung, Anleitung von Anwen-dern (help desk), Kontrolle und Wartung.Aus den nationalen Schlußfolgerungender Studie geht hervor, daß die Unterneh-men hochflexible Mitarbeiter suchen, diein der Lage sind, interpersonelle Bezie-hungen von hoher Qualität aufzubauen,um die oben erwähnten Aufgaben erfolg-reich ausführen zu können.Eine Zusammenfassung dieser Studiewurde veröf fentlicht in der ReiheCEDEFOP Flash, 3/94 (DE, EN, FR).

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Das Hochschulwesen in der Europäi-schen Union. Zahlen und Fakten überzehn JahreEuropäische KommissionLuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 116 S.ISBN 92-826-6829-0 (de)EN, FR, DE

Dieser Bericht erläutert zunächst die beider vorgestellten Studie angewandte Me-thodik und liefert dann eine statistischeAnalyse des Hochschulwesens in der Eu-ropäischen Union zwischen 1980 und1990. Untersucht werden, nach Länderngesondert, folgende Bereiche: das Hoch-schulsystem, die Studentenzahlen, dieAbschlüsse, das Lehrpersonal, die Studi-endauer, das Ausmaß der Arbeitslosigkeitunter den Hochschulabsolventen sowiedie Finanzierung des Systems. Vervollstän-digt wird der Bericht durch eine verglei-chende Analyse.

Beschäftigung in Europa 1994Europäische KommissionKOM (94) 381 endg., 14.09.1994, 192 S.Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-tenISBN 92-77-80664-8 (de)ISSN 0254-1491 (fr)DA, DE, EN, ES, FR, GR, IT, NL, PT

Dies ist der sechste einer Reihe von Jah-resberichten, welche der Wirtschaft undden Gewerkschaften, Regierungen undInteressengruppen einen aktuellen Über-blick über zahlreiche Aspekte der Be-schäftigung in der Europäischen Unionvermitteln sollen. Die Informationen sindin zwei große Gruppen eingeteilt: Teil 1 -Beschäftigungsaussichten - betrachtet dieEntwicklungstendenzen in der Union hin-sichtlich der Beschäftigung. Teil 2 unter-sucht, inwieweit die Mitgliedstaaten dieim Weißbuch “Wachstum, Wettbewerbs-fähigkeit, Beschäftigung” vorgesehenenMaßnahmen umgesetzt haben. Eine Rei-he von Graphiken vervollständigt denBericht.

The European report on science andtechnology indicators 1994Europäische KommissionLuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 338 S. und Anhang (Studies 1)ISBN 92-826-9004-0ISSN 1018-5593EN

Dieser erste europäische Bericht über In-dikatoren aus den Bereichen Wissenschaftund Technologie befaßt sich vor allem mitden wissenschaftlichen und technologi-schen Leistungen der 12 bisherigen EU-Mitgliedstaaten, enthält aber auch detail-lierte Informationen über die EFTA-Staa-ten und über einige mittel- und osteuro-päische Volkswirtschaften sowie interna-tionale Vergleiche mit anderen Ländernin der Welt, die wichtige Leistungen imBereich von Wissenschaft und Technolo-gie vorzuweisen haben. Die Indikatorensind in sechs Gruppen aufgeteilt: derUmfang der Gesamtaufwendungen fürWissenschaft und Technologie und derenvoraussichtliche zukünftige Entwicklung;industrielle Forschung und Entwicklungund Wettbewerbsfähigkeit; die Besonder-heiten verschiedener nationaler Wissen-schafts- und Technologiesysteme in Eu-ropa; die innereuropäische Zusammenar-beit auf diesem Gebiet; Kooperationsab-kommen der EU mit anderen Ländern/Regionen der Welt; die Unterschiede zwi-schen den einzelnen europäischen Län-dern in ihrer Haltung zu Wissenschaft undTechnologie.

Eurocounsel. Abschließender Syn-thesebericht Phase 2. Beratung - einInstrument zur Vermeidung und Be-kämpfung von ArbeitslosigkeitEuropäische Stiftung zur Verbesserung derLebens- und ArbeitsbedingungenLuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 116 S.ISBN 92-826-7868-7 (en)ISBN 92-826-6906-8 (en, Fallstudie)DE, EN, FR

Angesichts des Anstiegs der Arbeitslosig-keit in den meisten Teilen Europas wirdBeratungs-, Informations- und Betreu-ungsdiensten als Mittel zur Vermeidungund Reduzierung von Arbeitslosigkeitimmer größere Bedeutung beigemessen.

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Dieser Bericht faßt die Ergebnisse derzweiten Phase des Eurocounsel-Pro-gramms der Stiftung zusammen, welchesdie Qualität und Effizienz von Beratungs-diensten für Arbeitslose und für von Ar-beitslosigkeit bedrohte Personen verbes-sern soll. Der Schwerpunkt dieser zwei-ten Programmphase bestand in der För-derung einer länderübergreifenden Zu-sammenarbei t mi t te ls e ines Pi lot -programmes für Austauschbesuche vonPraktikern. Außerdem wurde eine Samm-lung von Fallstudien zusammengestellt,die interessante und innovative Erfahrun-gen aus den sieben Teilnehmerländernvermitteln. Die Resultate dieser zweitenProgrammphase beleuchten die durch denAnstieg der Arbeitslosigkeit verursachtenProbleme, wozu unter anderem der zu-nehmende Bedarf an Finanzmitteln gehörtsowie die Schwierigkeiten, denen sich dieBerufsberater in Gebieten mit einer ge-ringen Nachfrage nach Arbeitskräften ge-genübersehen. Abschließend spricht derBericht Empfehlungen zur Verbesserungder Beratungsdienste aus.

A guide to good practice in labourmarket counsellingEuropäische Stiftung zur Verbesserung derLebens- und ArbeitsbedingungenLuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 20 S.ISBN 92-826-8851-8EN

Diese Broschüre erläutert die Grundele-mente beispielhafter Praktiken im Bereichder Arbeitsmarktberatung, die aus der bis-herigen Arbeit des Eurocounsel-Pro-gramms und dem Wissen und der Erfah-rung von Forschern, Politikern und Prak-tikern hervorgegangen sind. Ziel der Bro-schüre ist es, eine Zusammenstellung bei-spielhafter Praktiken zu bieten, die in deneuropäischen Ländern erprobt wordensind. Die Broschüre soll als Anleitung fürPersonen dienen, die mit der Verbesse-rung der Beratungsdienste zur Vermei-dung und Reduzierung der Langzeit-arbeitslosigkeit befaßt sind.

Die sich wandelnde Rolle der beruflichenund technischen Aus- und Weiterbildung(VOTEC):

❏ Vocational education and trainingfor youth: towards coherent policyand practiceOrganisation für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (OECD)Paris, OECD, 1994, 180 S.ISBN 92-64-14285-1EN, FR

Dieser Band untersucht vier Themen, an-hand derer ermittelt werden soll, durchwelches Zusammenspiel von Faktoreneine effiziente Berufsbildung möglichwird: Ausbildungswege, Lernstrategien,die Theorie und Praxis integrieren, dieRolle der Sozialpartner und die Koordi-nierung politischer Maßnahmen.

❏ Vocational training in Germany:Modernisation and responsivenessOrganisation für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (OECD)Paris, OECD, 1994, 134 S.ISBN 92-64-14301-7EN, FR

Diese Veröffentlichung erläutert den hi-s tor ischen Hintergrund des dualenBerufsbildungssystems in Deutschlandund beschreibt die Herausforderungen,denen sich das System seit Inkrafttretendes Berufsbildungsgesetzes im Jahre 1969gegenübersieht. Die Studie untersucht,inwieweit zwei Branchen, die Metallindu-strie und das Baugewerbe, auf den sozia-len und ökonomischen Wandel und diedaraus folgende Nachfrage nach neuenund höheren Kompetenzen reagiert ha-ben. Dabei wird offenbar, welch bedeu-tende Rolle die Verhandlungen und dieKooperation zwischen Bund, Ländern,Sozialpartnern und Forschungsinstitutenbei allen Aspekten des Entscheidungspro-zesses gespielt haben - von der Entwick-lung der Berufsbildungspolitik bis hin zurSteuerung der Ausbildungskapazität und-qualität. Diese komplexe Methode derKooperation, die auf der historischen Tra-dition der Mitbestimmung beruht, erlaubteeine Modernisierung der Strukturen derBerufsbildung, um den Herausforderun-gen der siebziger und achtziger Jahre zubegegnen. Die Zukunft des dualen Sy-stems wird davon abhängen, ob es seine

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Attraktivität für begabte, ambitioniertejunge Menschen aufrechterhalten und sichden im Wandel begriffenen Bedingungenam Arbeitsplatz anpassen kann.

❏ Vocational training in the Nether-lands: Reform and innovationOrganisation für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (OECD)Paris, OECD, 1994, 220 S.ISBN 92-64-14298-3EN, FR

In den Niederlanden bemüht man sich seiteiniger Zeit, die Kluft zwischen allgemei-ner und beruflicher Bildung zu verringern:die berufsbildenden Elemente der univer-sitären Studiengänge werden ausgebautund die im Berufsbildungssektor angebo-tenen Programme und Qualifikationenwerden zunehmend als den Universitäts-abschlüssen gleichwertig anerkannt. ImAnschluß an einen allgemeinen Überblicküber diese politischen Reformen und In-novationen erläutert diese Publikation dieEntwicklungen in vier Wirtschaftsberei-chen, die den Bedarf und die Nachfragenach Kenntnissen und Fertigkeiten beein-flußt haben: Tourismus, Druckindustrie,Installationstechnologie, computergesteu-erte Fertigung und flexible Produktions-automatisierung. Diese sektoralen Fallstu-dien machen deutlich, daß Veränderungenim Berufsbildungsbereich parallel zu Ver-änderungen der wirtschaftlichen Struktu-ren verlaufen. Die gegenwärtig in Entwick-lung befindliche nationale und sektoraleQualifikationsstruktur wird die Integrationschulischer und betrieblicher Ausbildungs-wege fördern und dadurch eine bessereAbstimmung der Berufsbildung auf dieBedürfnisse der Wirtschaft erreichen.

The OECD jobs study - Evidence andexplanations. Part I: Labour markettrends and underlying forces ofchange. Part II: The adjustment poten-tial of the labour marketOrganisation für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (OECD)Paris, OECD, 1994, 170 S. (Teil I), 300 S.(Teil II)ISBN 92-64-14241-X (en)EN, FR

Dieses Buch schließt an die umfassendeÜberblicksdarstellung The OECD Jobs

Study: Facts, Analysis, Strategies an, dieein Bild der heutigen Arbeitslosigkeitzeichnet, die dafür verantwortlichengrundlegenden Faktoren analysiert undStrategien zur Schaffung von Arbeitsplät-zen und zur Vorbereitung der Menschenauf diese neuen Arbeitsplätze empfiehlt.Dieser Begleitbericht liefert einen ausführ-lichen empirischen und analytischen Hin-tergrund zu der genannten Überblicks-darstellung. Er befaßt sich mit den Arbeits-märkten und untersucht, auf welche Wei-se die Arbeitslosigkeit durch das makro-ökonomische Management, die Konkur-renz durch Niedriglohnländer, den ra-schen technologischen Wandel und diezögerliche Anpassung an neue Berufe undFertigkeiten begünstigt wurde. Die OECDJobs Study: Evidence and Explanation(Bd. I) gelangt zu dem Schluß, daß dieArbeitslosigkeit zum Großteil auf die Un-fähigkeit der Gesellschaft zurückzuführenist, sich an den raschen Wandel der Weltund den zunehmenden globalen Wettbe-werb anzupassen. Gesetzesregeln, Vor-schriften, Verfahrensweisen, politischeMaßnahmen und Institutionen, die füreine andere Zeit gemacht waren, habendazu geführt, daß die Arbeitsmärkte fürdie heutigen Gegebenheiten zu unflexi-bel geworden sind. Die Untersuchungerkundet, wie die Politik besser auf dieLohn- und Gehaltsentwicklung Einflußnehmen kann; sie macht Vorschläge füraktive Maßnahmen, um Menschen wiederin das Arbeitsleben einzugliedern und ihreFertigkeiten und Kompetenzen zu erwei-tern; sie erörtert Möglichkeiten der Ge-staltung und Verwaltung der Systeme derArbeitslosenunterstützung sowie Fragender Besteuerung. Evidence and Explana-tions (Bd. II) beschreibt die unterschied-lichen Vorgehensweisen und den unter-schiedlichen politischen Handlungsbedarfin den einzelnen OECD-Ländern. Diekünftigen Bände dieser Reihe werden diein den einzelnen Ländern gemachten Er-fahrungen untersuchen.

New directions in labour marketpolicy: a territorial approach in theNordic countriesParis, OECD, 1994, 12 S. (Innovation &Emploi, Nr. 16)EN, FROECD - Leed-Programm, Paul Paradis,2, rue André Pascal,F-75775 Paris Cedex 16

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Das nordische Modell steht für aktivestaatliche Maßnahmen zur Förderung derBeschäftigung und zur Vermeidung vonArbeitslosigkeit und Armut. In dem Maße,wie sich die Gesellschaft dieser Länderentwickelt, wandeln sich auch Inhalt undBedeutung des “nordischen” Modells. Die-se Ausgabe der Zeitschrift “Innovation &Emploi” analysiert einige der wichtigstenÄnderungen in der Arbeitsmarktpolitik dernordischen Länder und ihre Zusammen-hänge mit der lokalen und regionalenEntwicklung. Die Entwicklung von Part-nerschaften zwischen verschiedenen Ak-teuren des öffentlichen und privaten Sek-tors wird beleuchtet. Das Schlüsselwort“aktive Maßnahme” spiegelt immer nocheines der wesentlichen Ziele des Staateswieder, wurde jedoch inhaltlich erweitert.Was heute angestrebt wird, ist ein neuesund direkteres Partizipationsmodell, dasdem Individuum größere Verantwortungüberträgt. Diese Neuorientierung setztaußerdem eine Anpassung der auf loka-ler Ebene angebotenen öffentlichenDienstleistungen voraus, die Verträgenund Beratungsleistungen großen Raumgewähren und als Katalysator für die in-dividuelle und lokale Entwicklung wirkensollten.

Financement et régulation de la for-mation professionnelle: une analysecomparéeIm Rahmen des Forschungs- und Studien-programms des IIPE (Institut internatio-nal de planification de l’éducation)durchgeführte Untersuchung: Entwick-lung der Humanressourcen - Neue Ten-denzen im fachlichen und beruflichenBildungswesenAtchoarena D.Paris, UNESCO: IIPE, 1994, 105 S.FRIIPE, 7-9 rue Eugène-DelacroixF-75116 Paris

Auch die Finanzierung der beruflichenErstausbildung und Weiterbildung ist vonder generellen Finanzkrise des Bildungs-wesens betroffen. Angesichts dieser Si-tuation besteht gegenwärtig die Tendenz,eine Neuverteilung der Zuständigkeitenund Aufgabenbereiche unter den ver-schiedenen Akteuren im Berufsbildungs-bereich (Staat, Unternehmen, Familien,Arbeitnehmer) zu fördern. Diese Studiebemüht sich zunächst um eine Analyse

der Prinzipien und Mechanismen, nachdenen die Finanzierung der beruflichenBildung funktioniert. Zweitens erläutertdie Untersuchung, auf welche Weise dieFinanzierungspolitik über die bloße Mittel-beschaffung hinaus versucht, die betei-ligten Akteure durch Druck oder bestimm-te Anreize zu mobilisieren, um die Funk-tionalität der Berufsbildungssysteme zuverbessern. Der vergleichende Ansatz of-fenbart nicht nur einzelne Systeme, son-dern läßt auch bedeutsame Entwicklungs-konvergenzen erkennen. Die Studieschließt mit einigen Überlegungen zu denZusammenhängen zwischen Finanzierungund Qualität der Berufsbildung. Die Fra-ge der Finanzierung verweist unweiger-lich auf die Rolle des Staates bei der Pla-nung und Lenkung der Berufsbildung;außerdem unterstreicht sie die Bedeutungund die Vielfalt der Mitwirkungsformender anderen Akteure bei der Entwicklungder Berufsbildung, was insbesondere fürdie Sozialpartner gilt.

Unevoc INFOUNESCOParis, UNESCO, September 1994, 8 S.(Unevoc Info Nr. 1)ISSN 120-2544 (fr)FR, EN

Die UNESCO veröffentlicht die erste Aus-gabe ihrer vierteljährlichen Informations-schrift im Rahmen des InternationalenProjektes für das fachliche und berufli-che Bildungswesen (UNEVOC). UNEVOCist ein internationales Projekt, das zurEntwicklung und Verbesserung des fach-lichen und beruflichen Bildungswesens inden Mitgliedstaaten der UNESCO beitra-gen soll. Es stützt sich vor allem auf denAustausch von Informationen, die Einrich-tung von Netzen und eine Anzahl ande-rer Methoden internationaler Zusammen-arbeit. Diese Zeitschrift enthält Informa-tionen über die Arbeiten von UNEVOC(Tagungen der Arbeitsgruppen, Aus-bildungsseminare, Fallstudien, verglei-chende Studien und Kooperationsvor-haben), aber auch Informationen aus an-deren Quellen über Innovationen im Be-reich des fachlichen und beruflichen Bil-dungswesens. Die erste Ausgabe der Zeit-schrift beschreibt die Anfangsphase desUNEVOC-Projekts und erläutert seineEntstehungsgeschichte, seine Funktions-weise, seine Struktur und die einzelnen

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Programmbereiche; außerdem liefert eseine Darstellung der Tätigkeit in den Jah-ren 1992-1993 und der zukünftigen Akti-vitäten im Rahmen des Projekts.

Des politiques publiques d’incitationà la formation professionnelle conti-nue. Propositions pour une démarched’analyseZygmunt C.; Rose J.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 55 S. (Formation: Etudesde politique, 14)ISBN 92-2-209307-0FR

Der erste Teil dieser Studie erläutert, mitwelchen politischen Maßnahmen dieOECD-Länder Anreize zur beruflichenWeiterbildung geben: Warum wird einesolche Politik durchgeführt? Wie wird sietheoretisch gerechtfertigt? Der zweite Teilenthält eine Beschreibung dieser Politik,um auf der Grundlage ihrer Bestandteileeine Typologie erstellen zu können. Wiewerden solche politischen Maßnahmenerarbeitet? Welche sind ihre Zielgruppen?Mit welchen Mitteln versucht sie, diesezu erreichen? Der dritte Teil der Studiebefaßt s ich mit den Ver fahren zurEvaluierung dieser Politik, dem für diePraxis zentralen Thema, denn aufgrundder aufgewendeten Summen und ihrerTragweite ist eine nachträgliche Wertungsolcher politischen Maßnahmen unab-dingbar. Ein Literaturverzeichnis, Über-sichtstafeln und Beispiele von Maßnah-men, die Anreize zur Weiterbildung ge-ben sollen, vervollständigen die Untersu-chung.

Decentralization of vocational train-ing in ItalyBulgarelli A.; Giovine M.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 16 S. (Training PolicyStudies, 10)ISBN 92-2-109347-6EN

Nach einigen kurzen einführenden Erläu-terungen zur Organisation und den Auf-gaben der beruflichen Bildung in Italien

untersucht dieser Bericht, wie die italie-nischen Regionen auf den Bedarf an be-ruflicher Bildung reagiert haben, denneine solche Rolle weist ihnen die Verfas-sung zu. Die Untersuchung kommt zudem Schluß, daß eine organisatorischeund institutionelle Reform der Berufsbil-dung erforderlich ist, da jede Region ihreigenes System geschaffen hat. Obwohldies an sich eine positive Tatsache ist,erscheint gleichwohl die Entwicklung ei-ner Koordinierungspolitik erforderlich,um die berufliche Bildung effizienter zugestalten.

Berufliche Bildung von Erwachsenen:

❏ Retraining adults in GermanyJohanson, R.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 29 S. (Training PolicyStudies, 4)ISBN 92-2-109310-7EN

❏ Ireland: adult training and retrain-ingJohanson, R.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 33 S. (Training PolicyStudies, 2)ISBN 92-2-109317-4EN

❏ Retraining adult workers in Swe-denAlfthan, T.; Jonzon, B.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 25 S. (Training PolicyStudies, 3)ISBN 92-2-109308-5EN

Diese Berichte liefern einen Überblicküber die Systeme der beruflichen Erwach-senenbildung und Umschulung in Irland,Schweden und Deutschland. Dabei wirdder Schwerpunkt auf die Umschulung vonErwachsenen gelegt, die auf diese Weiseauf neue Berufe vorbereitet werden, wel-che im Zuge der wirtschaftlichen Umstruk-turierungen in den einzelnen Ländern

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entstanden sind. Aus diesen Darstellun-gen sollen letztlich Schlußfolgerungenund Lehren gezogen werden, welche fürandere Länder bedeutsam sein könnten,die mit ähnlichen Umstrukturierungs-problemen konfrontiert sind und neueSysteme zur beruflichen Erwachsenenbil-dung und Umschulung schaffen wollen.Jeder Bericht wird durch ein kurzes Lite-raturverzeichnis und statistische Angabenergänzt.

Introduction to public employmentservicesRicca, S.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, ILO, 1994, 150 S.ISBN 92-2-107106-5 (en)EN, FR

Folgende Themen werden in dieser Ein-führung behandelt: die verschiedenen Stu-fen in der Entwicklung der Arbeitsver-waltungsbehörden im Zuge der seit 1919geschlossenen internationalen ILO-Über-einkommen; die zahlreichen traditionel-len oder neuen technischen Aufgaben, diediese Behörden heute erfüllen; die Rechts-s tel lung und die Organisat ion vonArbeitsverwaltungsbehörden; die Rollevon Arbeitnehmerorganisationen und diedurch ihre Partizipation hervorgerufenenProbleme; ihre interne Verwaltung.

Economic policy and employment inthe transition economies of Centraland Eastern Europe: What have welearned?Jackman, R.Internationales Arbeitsamt (ILO):Service d’élaboration des politiques etprogrammes de formationGenf, in: Revue Internationale du Travail,3 (33), 1994, S. 361-382ISSN 0378-5599 (fr)EN, FR

Der Autor untersucht die makroökonomi-sche Entwicklung in diesen Ländern unddie Umstrukturierung der Wirtschaft unddes Arbeitsmarktes nach mehreren Jah-ren des Übergangs und kommt zu demSchluß, daß der Produktionsrückgang aufVeränderungen der Angebotsseite undweniger auf Inflationsbekämpfung oder

Umstrukturierungsprozesse zurückzufüh-ren ist. Die Arbeitslosigkeit - und hier ins-besondere die Langzeitarbeitslosigkeit -ist in vielen Ländern stark angestiegen,und die Privatunternehmen rekrutierenihre Mitarbeiter nicht unter den Arbeits-losen, sondern direkt aus dem staatlichenSektor. Das Ausmaß der Umstrukturierungdürfe daher nicht am Beschäftigungsni-veau gemessen werden, sondern an dersektoralen Verlagerung der Produktion.Nachdem der Verfasser unterschiedlicheMöglichkeiten der Lohnfestsetzung erör-tert hat, empfiehlt er die schrittweise Ra-tionalisierung der Staatsbetriebe, die im-mer noch einen überhöhten Personalbe-stand aufweisen; die Förderung von Ein-stellungen im privaten Sektor; die Grün-dung neuer Unternehmen sowie eine Po-litik, die die Mobilität fördert und damitdie Chancen auf einen Arbeitsplatz erhöht.

Europahandbuch Weiterbildung /European Manual of ContinuingEducation / Manuel Européen de laFormation ContinueKaiser, A.; Feuchthofen, J.E.; Güttler, R.Neuwied, Berlin, 1994, LoseblattausgabeISBN 3-472-00569-6DE

Dieses Handbuch soll die Entwicklungvon Kontakten und die Zusammenarbeitim Bereich der beruflichen Weiterbildungerleichtern, die parallel zum europäischenIntegrationsprozeß eingeleitet wurden; dieLoseblattausgabe ermöglicht eine regel-mäßige Aktualisierung. Das Handbuch lie-fert Informationen über die Situation imWeiterbildungsbereich und die jüngstenEntwicklungen in allen europäischen Län-dern. Es stellt Organisationen vor, diebereits länderübergreifend in diesem Be-reich tätig sind, und stellt eine hilfreicheAdressenquelle für alle dar, die an einerZusammenarbeit mit Organisationen in-teressiert sind, die auf dem Gebiet derberuflichen Weiterbildung arbeiten.

Vers l’harmonisation ou le maintiendes spécificités. Enseignement supé-rieur hors université en Belgique etformations équivalentes en EuropeFédération Nationale de l’EnseignementSupérieur Catholique (FNESUC); ComitéEuropéen pour l’Enseignement Catholique(CEEC)

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Brüssel, FNESUC, 1993, 145 S. + AnhängeFRFNESUC, rue Guimard 1, B-1040 Brüssel

Diese Aufzeichnungen aus der Tagungüber die europäische Dimension desHochschulwesens umfassen die wichtig-sten Beiträge, die darauf abzielen, aus derVielzahl der unterschiedlichen Systemegemeinsame europäische Inhalte im Hin-blick auf die Erwartungen und Bedürfnis-se der Unternehmen und die für die Hoch-schulbildung geltenden Qualitätskriterienherauszuarbeiten. Im Anhang findet derLeser eine Beschreibung der Strukturendes Hochschulwesens in Europa und dievorrangigen Handlungsbereiche.

Training for work, funding pilotstudy: International comparisonsGreen, A.; Mace, J; Steedman, H.London, National Institute of Economicand Social Research (NIESR), 1994, keinePaginationENNIESR,2 Dean Trench Street,Smith Square,UK-London SW1P 3HE

Dieser Bericht befaßt sich mit fünf Län-dern: den USA, dem Vereinigten König-reich, Frankreich, Deutschland (vor derWiedervereinigung) und Schweden. Aus-führlich untersucht werden die Organisa-tion und Finanzierung der staatlichenAusbildungsangebote, der betrieblichenPraktika und der Arbeitssuche; der Um-fang vertraglicher Vereinbarungen desStaates mit den Anbietern dieser Leistun-gen sowie die Art der Verträge; die Fra-ge, inwieweit die Finanzierung von denerzielten Resultaten abhängig gemachtwird; die Struktur kombinierter Finan-zierungssysteme; die Überprüfungskri-terien, mit Hilfe derer festgestellt werdensoll, inwieweit die Resultate und das kom-binierte Finanzierungssystem den ange-strebten Zielen entsprechen.

L’Europe de l’emploi ou comment fontles autresBernhard Brunhes ConsultantsParis, Les Editions d’Organisation, 1994,296 S.ISBN 2-7081-1681-9FR

Dieses Buch enthält die Ergebnisse einerbreit angelegten Umfrage, die in rundsechzig Unternehmen, Gewerkschaften,Arbeitgeberverbänden und Forschungs-einrichtungen aus sechs Ländern der Eu-ropäischen Union durchgeführt wurde.Welche sind die Perspektiven der Groß-unternehmen? Stellen sie weiterhin Mit-arbeiter ein und wie gehen sie dabei vor?Nach welchen Kriterien lokalisieren sieihre Aktivitäten? Wie werden der Bedarfan Kompetenzen, die berufliche Laufbahnvon Arbeitnehmern geplant? Angesichtsder veränderten internationalen Wettbe-werbslage, des technologischen Wandels,des veränderten Verbraucherverhaltenssuchen manche Unternehmen und Län-der nach neuen Lösungen: Sie setzen aufFlexibilität, auf die vielseitige Einsetzbar-keit der Arbeitnehmer, auf neue Arbeits-zeitregelungen, auf die Umverteilung dervorhandenen Arbeitsplätze. Die gegen-wärtige Krise führt zu einem Wandel derBeschäftigungsplanung: Neue Modelleentstehen, neue Grundkonstellationen fürArbeit und Beschäftigung erscheinen inDeutschland ebenso wie in Italien, Frank-reich, Großbritannien, Spanien oder denNiederlanden. Dieses Buch liefert eineaktuelle Analyse der Beschäftigung inEuropa; außerdem enthält es eine Reihevon Kapiteln, die die Beschäftigungs-situation in den einzelnen Ländern unddie öffentliche Diskussion über die Be-schäftigungslage darstellen, sowie schließ-lich zehn Fallstudien.

Productivité, qualité et compétences,une comparaison européenneMason, G.; Ark, B.V.; Wagner, K.Centre d’Etudes et de Recherches sur lesQualifications (CEREQ)Paris, in: Formation emploi, 47, LaDocumentation Française, 1994, S. 3-21ISSN 0759-6340FR

Dieser Artikel liefert eine vergleichendeStudie der Leistungsfähigkeit der Gebäck-industrie in vier europäischen Ländern,die große Unterschiede zwischen den ein-zelnen Ländern aufzeigt. Diese beziehensich nicht auf die Modernität oder denAuslastungsgrad der Anlagen, sondern aufdas Kompetenzniveau der Mitarbeiter imZusammenhang mit strategischen Produk-tionsentscheidungen. Die Autoren äußernabschließend die Auffassung, daß in Groß-

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britannien eine Weiterentwicklung derKompetenzen auf mittlerer Ebene erfor-derlich ist.

Europe’s next step: Organisationalinnovation, competition and employ-mentAndreasen, L.E.; Coriat, B.; Den Hertog,F. et al.Essex, Frank Cass and Company Limited1995, 332 S.ISBN 0-7146-4151-0 (Paperback)ISBN 0-7146-4630-X (Hardcover)EN

Die europäische Wirtschaft befindet sichin einer Wettbewerbskrise. Einerseits istEuropa einem enormen Konkurrenzdruckausgesetzt, denn es wird sowohl von denasiatischen Niedriglohnländern bedrohtals auch von dem hohen Innovations- undProduktivitätszuwachs in Japan und denUSA sowie der zunehmenden Wirtschafts-kraft der asiatischen Schwellenländer.Andererseits machen die wachsende Ar-beitslosigkeit und unerfüllte Bedürfnisseeinen Produktivitätszuwachs in den eu-ropäischen Ländern unbedingt erforder-lich. Obwohl die neuen Informations- undKommunikationstechnologien eine wich-tige Rolle für die Steigerung der Wettbe-werbsfähigkeit spielen, zeigt die interna-tionale Erfahrung, daß diese Technologi-en neue Organisationsformen erfordern,wenn sie effizient eingesetzt werden sol-len. Dies hat weitreichende Bedeutung fürdie Organisation der Produktion, für For-schung und Entwicklung sowie die För-derung der Humanressourcen, und diesnicht nur in der Industrie, sondern auchim Dienstleistungsbereich. Ebenso betrof-fen sind die Beziehungen zwischen denUnternehmen sowie zwischen demProduktionssektor und den BereichenWissenschaft, Technologie und Bildung.Überall wird die Bedeutung einer Inte-gration all dieser Bereiche betont. DiesesBuch untersucht die Erfahrungen von 13europäischen Spitzenunternehmen ausdem Fertigungs-, dem Dienstleistungs-und dem Gesundheitssektor. Es zeigt, daßihre Unternehmensorganisat ion derSchlüsselfaktor für den von ihnen erziel-ten Produktivitätszuwachs war. Es machtaußerdem deutlich, daß Europa zwar vielvon Japan und den USA zu lernen hat,daß es jedoch einen spezifisch europäi-schen Ansatz gibt, was organisatorischen

Sachverstand angeht. Dies hat bedeuten-de Konsequenzen für die strategischenVorgehensweisen in den Unternehmenselbst, aber auch für die staatlichen Stel-len auf nationaler und lokaler Ebene.Auch hier verfügt Europa, wie die Fall-studien beweisen, über einen beträchtli-chen Sachverstand, mit Hilfe dessen derProduktionssektor wachsen kann.

Berufliche Bildung in der SchweizWettstein, E.Deutsch-schweizerische Berufsbildungs-ämterkonferenz (DBK)Luzern, DBK, 1994, 53 S.ISBN 3-905406-05-5 (de)DE, EN, FR, ES, IT

Diese Informationsbroschüre liefert eineBeschreibung des Bildungs- und Berufs-bildungssystems der Schweiz einschließ-lich der beruflichen Weiterbildung. DieDarstellung wird ergänzt durch eineAdressenliste.

Europäische Union:Politiken, Programme, Ak-teure

Vorschlag für einen Beschluß des Eu-ropäischen Parlaments und des Ratesüber die Veranstaltung eines Europäi-schen Jahres für lebenslanges Lernen(1996)Europäische KommissionLuxemburg, in: Amtsblatt der Europäi-schen Gemeinschaften, C 287, 15.10.1994,S. 18-20ISSN 0376-9461 (de)DA, DE, EN, ES, FR, GR, IT, NL, PT

Dieser Vorschlag folgt auf das Weißbuch“Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Be-schäftigung” und sieht Maßnahmen vor,die folgenden Zielen dienen sollen: a) dieSchaffung eines breiteren Bewußtseinsdafür, daß lebenslanges Lernen einSchlüsselfaktor für das Beschäftigungs-wachstum darstellt; b) die Verbesserungder Zusammenarbeit zwischen allgemein-bildenden und berufsbildenden Einrich-tungen und den Unternehmen, und hierinsbesondere den Klein- und Mittelbetrie-ben; c) die Schaffung einer europäischenDimension der allgemeinen und berufli-chen Bildung; d) die Bekräftigung, daß

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die allgemeine und berufliche Bildung füreine echte Chancengleichheit zwischenMännern und Frauen ausschlaggebend ist.

Mitteilung der Kommission an den Ratund das Europäische Parlament überdie Koordinierung der Programme fürallgemeine und berufliche Bildung inden Entwicklungsländern zwischender Gemeinschaft und den Mitglied-staatenEuropäische KommissionKOM (94) 399 endg., 26.09.94, 25 S.Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-tenISBN 92-77-80682-6 (de)ISSN 0254-1467 (de)DA, DE, EN, ES, FR, GR, IT, NL, PT

Diese Mitteilung liefert einen qualitativenÜberblick über die Systeme der allgemei-nen und beruflichen Bildung in den Ent-wicklungsländern. Sie betont die Rolle derBildung für die Entfaltung des Menschenund die vorrangige Bedeutung einer schu-lischen Grundbildung, den Nutzen einerlangfristigen Förderung des Bildungswe-sens in den betreffenden Ländern und dieNotwendigkeit, die Planung, Verwaltungund Reform des Bildungswesens zu un-terstützen. Außerdem hebt die Mitteilungdie besondere Bedeutung folgender Punk-te hervor: Informationsaustausch zwi-schen den Ländern; regelmäßige Exper-tentreffen; ein jährlicher Bericht über er-zielte Fortschritte; intensivere Konsultati-on mit anderen Geberländern im Bereichvon allgemeiner und beruflicher Bildung.

Competitiveness, growth and jobcreation - what contribution caneducation and training make? Reportsfrom the 1993 Cumberland LodgeConferenceEuropäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Brüssel, Europäische Kommission: GDXXII, 194, 89 S.EN/FR (mehrsprachig)Europäische Kommission, GD XXII,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

Diese Tagung wird jährlich im Rahmendes “Europäischen Projekts zur Beobach-tung der Prognosen des Qualifikations-

bedarfs” veranstaltet. Dieses wurde 1990ins Leben gerufen, nachdem eine Auffor-derung des Europäischen Parlaments er-gangen war, einen europaweiten Informa-tionsaustausch über den Mangel an Kom-petenzen und den zukünftigen Kompe-tenzenbedarf zu organisieren. Die Beiträ-ge befassen sich mit folgenden Themen:das Problem der Beschaffung von Human-ressourcen in den neunziger Jahren; dieFörderung von in der EU benötigten Kom-petenzen; politische Maßnahmen im Be-reich der Berufsbildung und Umschulungund ihre Auswirkungen auf den Erwerbvon Kompetenzen; Kompetenzbedarf auf-grund der industriellen Umstrukturierung;Kompetenzen und Qualifikationen alsMittel zur Bekämpfung von Arbeitslosig-keit und sozialer und wirtschaftlicherAusgrenzung; Transparenz von Arbeits-marktprognosen, um Entscheidungenüber die berufliche Bildung zu erleich-tern. Auf der Tagung im Jahre 1993 wur-de darauf hingewiesen, welch große Be-deutung einer vorausschauende Planungin einer sich rasch wandelnden Welt zu-kommt, und es wurden Möglichkeitenaufgezeigt, diese Planung zu organisieren.1994 wurde auf der Tagung diskutiert,welche Rolle die Humanressourcen in ei-nem europäischen Entwicklungsmodellspielen könnten, einem Modell, das derKultur, der Tradition und den PrinzipienEuropas angemessen wäre und gleichzei-tig den Wohlstand der Bevölkerung meh-ren wie auch zu seinem wirtschaftlichenund sozialen Zusammenhalt beitragenwürde.

Cooperation in education in theEuropean Union. 1976-1994.Europäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 84 S.ISBN 92-826-6005-2 (en)EN, FREuropäische Kommission, GD XXII,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

Dieser Bericht soll eine Bilanz der fastzwei Jahrzehnte währenden Zusammen-arbeit im Bildungsbereich zwischen denMitgliedstaaten und den Gemeinschafts-behörden ziehen. Die Darstellung bieteteinen historischen Überblick und liefert

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eine Bestandsaufnahme der gegenwärti-gen Kooperation, die auf einer langjähri-gen intensiven Arbeit aufbaut. Im Anhangfinden sich die wichtigsten rechtlichenDokumente, die seit 1976 Grundlage derGemeinschaftsprogramme und -maß-nahmen für die allgemeine und berufli-che Bildung und die Jugend waren.

How to improve the possibilities ofinvolving all young people in workingand social life. EU Conference 17-19November 1993, Snekkersten, Den-markKopenhagen, Dänisches Bildungsministe-rium, 1994, Bd. 1: Conference Report, 54S., Bd. 2: Country Papers, 51 S.ISBN 87-603-0440-5 (Bd.1)ISBN 87-603-0442-1 (Bd.2)EN

Vom 17. bis 19. November 1993 fand inDänemark eine EU-Tagung über die Mög-lichkeiten der Eingliederung aller jungenMenschen in das Erwerbs- und gesell-schaftliche Leben statt. Anlaß dieser Kon-ferenz war der Umstand, daß jeder Dritteder 20 Millionen Erwerbslosen in der EUunter 25 Jahre alt ist. Zweck der Tagungwar - neben einem Erfahrungsaustauschzwischen den Mitgliedstaaten - die Erar-beitung spezifischer Vorschläge, um allejungen Menschen durch Bildung unddurch ein Zusammenwirken zwischenBildung und anderen Bereichen in dasArbeitsleben und die Gesellschaft zu in-tegrieren. Experten der Mitgliedstaaten,der OECD, des Europarates und der Eu-ropäischen Kommission nahmen an derTagung teil. In einem separaten Band sindKurzberichte (Länderberichte) enthalten,die von Experten aus den Mitgliedstaatenverfaßt wurden und die Situation jungerMenschen in den verschiedenen Ländernbeschreiben.

Towards a European curriculumEmployment DepartmentSheffield, Employment Department, 1994,keine PaginationENZu beziehen über:Accrington and Rosendale College,Sandy Lane, UK-Accrington BB5 2AW

Erörtert die Entwicklung stärker europä-isch ausgerichteter Lehrpläne angesichts

der Tatsache, daß der Arbeitsmarkt zu-nehmende Mobilität erfordert und damitauch die Kenntnis anderer Kulturen vor-aussetzt.

A curriculum for EuropeFurther Education Unit (FEU)London, FEU, 1994, keine PaginationISBN 1-85338-355-4EN

Dieser Bericht erkundet, in welcher Wei-se aktuelle und voraussichtliche Verände-rungen in der EU Einfluß auf Lehrplan-inhalte haben sollten. Es werden einigeSchlüsselfragen zu Qualifikationen, Bera-tung, Schüler- und Studentenaustausch,internationalen Studiengängen sowie zuFremdsprachenerwerb und Chancen-gleichheit erörtert. Hauptergebnis desBerichts ist die Definition eines Lehrplans,auf den ein europäischer Lernender An-spruch haben könnte, und es wird eineAntwort auf die Frage gegeben: “Was ge-nau sollte ein Lehrplan einem europäi-schen Lernenden vermitteln und wie solltedies vermittelt werden?

The UK approach. Competitivenessand employmentEmployment Department GroupSheff ie ld, Employment DepartmentGroup, 1994, 16 S.EN, FREmployment Department, Moorfoot,UK-Sheffield S1 4PQ

Während des Wirtschaftsgipfels der G7-Länder, der 1993 in Tokio stattfand, brach-ten die Regierungschefs ihren Wunschzum Ausdruck, daß eine “Beschäftigungs-konferenz” verschiedene Möglichkeitenerkunden sollte, einer hohen Arbeitslo-sigkeit zu begegnen. Hier werden dieVorschläge des Vereinigten Königreichs imHinblick auf diese Konferenz vorgestelltsowie die daraus folgenden Arbeiten, dieim Weißbuch der Europäischen Kommis-sion “Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit,Beschäftigung” enthalten sind.

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Neue Gemeinschaftsinitiativen:

“Adapt” und “Emploi” - zwei Gemein-schaftsinitiativen für die Entwicklungvon HumanressourcenEuropäische Kommission: Generaldirek-tion für Beschäftigung, Arbeitsbeziehun-gen und soziale Angelegenheiten (GD V)Brüssel, Europäische Kommission: GD V,1994, 15 S. (Initiativen Nr.1)DE, EN, FREuropäische Kommission, GD V, Abtei-lung V/B/4 des Europäischen Sozialfonds,Gemeinschaftsinitiativen,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

Dieser Führer stellt die beiden neuen In-itiativen vor, die von der Kommission imRahmen des Strukturfonds beschlossenwurden.

• ADAPT ist eine neue Gemeinschafts-initiative, die speziell dazu gedacht ist,die Arbeitnehmer bei der Anpassung andie veränderten Bedürfnisse des Arbeits-marktes zu unterstützen. Die vier mitein-ander zusammenhängenden Ziele vonADAPT sind: (1) die Beschleunigung derAnpassung der Arbeitnehmer an den in-dustriellen Wandel; (2) die Steigerung derWettbewerbsfähigkeit von Industrie,Dienstleistungen und Handel; (3) Vermei-dung von Arbeitslosigkeit durch Verbes-serung der Qualifikationen der Arbeitneh-mer sowie durch Förderung ihrer Flexi-bilität und Mobilität; (4) Voraussage undBeschleunigung der Entwicklung neuerArbeitsplätze und Beschäftigungen, ins-besondere in den Klein- und Mittelbetrie-ben.• EMPLOI (Beschäftigung und Entwick-lung der Humanressourcen) ist eine neueGemeinschaftsinitiative, deren Zielgrup-pe Personen sind, die auf dem Arbeits-markt mit speziellen Schwierigkeiten kon-frontiert sind. Die Initiative umfaßt dreimiteinander verknüpfte Bereiche: Emploi-NOW und Emploi-HORIZON, die wäh-rend der vorausgehenden Programm-periode der Strukturfonds (1991-1994) alsseparate Initiativen durchgeführt wurden,und eine neue Ini t ia t ive: Emploi -YOUTHSTART.• Emploi-NOW soll die Chancengleich-heit von Frauen auf dem Arbeitsmarktdurch innovative und länderübergreifendeMaßnahmen fördern, die auch als Vorbildfür Initiativen auf anderen Ebenen die-nen könnten.

Beschluß des Rates vom 6. Dezember1994 über ein Aktionsprogramm zurDurchführung einer Berufsbildungs-politik der Europäischen Gemein-schaftLuxemburg, in: Amtsblatt der Europäi-schen Gemeinschaften. L 340, 29.12.1994.Amt für amtliche Veröffentlichungen derEuropäischen Gemeinschaften, S. 8-24ISSN 0378-7060 (fr)DA, DE, EN, ES, FR, GR, IT, NL, PT

Vorschläge 1995 - 1999. Socrates,Leonardo, Jugend für Europa IIIEuropäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Brüssel, Europäische Kommission: GDXXII, 1994, 13 S.DE, EN, FREuropäische Kommission, GD XXII,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

Dieser Führer liefert eine kurze Beschrei-bung der drei Gemeinschaftsprogramme,die die Europäische Kommission für dieJahre 1995-1999 vorgelegt hat: “Socrates”,“Jugend für Europa III” und “Leonardo”.Das erste Programm stellt eine Fortschrei-bung der Programme ERASMUS undLINGUA dar, wobei hier jedoch zum er-sten Mal alle Bildungsebenen in die Ge-meinschaftsaktionen einbezogen werden.“Jugend für Europa III” faßt alle Maßnah-men, die bisher für Jugendliche durchge-führt wurden, in einem Programm zusam-men: Jugend für Europa II, die Jugend-initiativen, die bisher im Rahmen des PE-TRA-Programms gefördert wurden, dieJugendaktivitäten des TEMPUS-Pro-gramms und die verschiedenen vorrangi-gen Aktionen im Rahmen des Jugend-programms. Das Leonardo-Programmschließlich soll die Politik der Gemein-schaft im Bereich der beruflichen Bildungrationeller gestalten und entwickeln, in-dem es die Fortsetzung der Gemein-schaftspolitik gewährleistet, die gegenwär-tig auf den vier Programmen PETRA,FORCE, EUROTECNET und COMETT auf-baut.

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• Emploi-HORIZON, welches ebenfallseine Fortsetzung einer Initiative darstellt,die während der vorausgehenden Pro-grammperiode lanciert worden war undzum Ziel hat, Behinderten und anderenbenachteiligten Gruppen die Aussicht aufeinen sicheren Arbeitsplatz zu eröffnen.• YOUTHSTART soll die Eingliederungvon Jugendlichen unter 20 Jahren in denArbeitsmarkt fördern und insbesonderesolchen Jugendlichen helfen, die überkeinerlei Qualifikation oder Grundbildungverfügen.

❏ Gemeinschaftsinitiative ADAPT(praktischer Leitfaden für Projektlei-ter).Europäische Kommission: Generaldirek-tion für Beschäftigung, Arbeitsbeziehun-gen und soziale Angelegenheiten (GD V)Brüssel, Europäische Kommission: GD V,1994, 16 S.DE, EN, ES, FR, PTEuropäische Kommission, GD V, Abtei-lung V/B/4 des Europäischen Sozialfonds,Gemeinschaftsinitiativen,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

❏ Gemeinschaftsinitiative EMPLOI(praktischer Leitfaden für Projektlei-ter).Europäische Kommission: Generaldirek-tion für Beschäftigung, Arbeitsbeziehun-gen und soziale Angelegenheiten (GD V)Brüssel, Europäische Kommission: GD V,1994, 24 S.DE, EN, ES, FR, PTEuropäische Kommission, GD V, Abtei-lung V/B/4 des Europäischen Sozialfonds,Gemeinschaftsinitiativen,200, rue de la Loi, B-1049 Brüssel

Quality in educational trainingVan den Berghe, W.Ministry of the Flemish Community: De-partment of EducationWetteren, Tilkon, 1994, 50 S.ENTilkon Consultancy, Kerkwegel 12a,B-9230 Wetteren

Der Verfasser dieses Berichts möchte ei-nen Überblick über die internationalenErfahrungen bei der Anpassung vonQualitätskonzepten im Bereiche der all-gemeinen und beruflichen Bildung liefern.

Dieser Überblick deckt die beruflicheWeiterbildung und Erstausbildung ab, undes werden die Infrastrukturen undQualitätsnormen verschiedener Berufs-bildungssysteme beschrieben. Überdiesdient der Bericht auch als Hintergrund fürdie im Rahmen des europäischen Aktions-programmes COMETT durchgeführtenMaßnahmen.

Jahresbericht 1993 - Deutsche Koordi-nierungsstelle EUROTECNETNationale Koordinierungsstelle (NADU)EUROTECNET im Bundesinstitut für Be-rufsbildung (BIBB)Bonn/Berlin, BIBB, 1994, 202 S.DEBIBB, Fehrbelliner Platz 3,D-10707 Berlin

Ziel des EUROTECNET-Programms ist dieInnovationsförderung in der beruflichenErstausbildung und Weiterbildung, umden Herausforderungen des technologi-schen Wandels und dessen Auswirkungenauf Beschäftigung, Arbeit und Innova-tionsbedarf zu begegnen. In diesem Jah-resbericht wird der Umfang der deutschenBeteiligung an diesem Programm be-schrieben. Es werden die 34 offiziellenProjekte dargestellt und Informationenüber weitere Aktivitäten vermittelt, die imBerichtszeitraum 1993/94 unter Beteili-gung der nationalen Koordinierungsstellein Deutschland durchgeführt wurden.

Zwischenbericht über das FORCE-Pro-gramm - Aktionsprogramm zur Förde-rung der beruflichen Weiterbildung inder Europäischen GemeinschaftEuropäische KommissionKOM (94) 418 endg. 13.10.1994, 23 S.Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-tenISBN 92-77-80864-0 (de)ISSN 0254-1467 (de)DA, DE, EN, ES, FR, GR, IT, NL, PT

Dieser Bericht besteht aus zwei Teilen:a) Berichte über die Fortschritte bei derUmsetzung der Maßnahmen, die in demBeschluß zur Einführung des FORCE-Pro-gramms vorgesehen waren; b) Darlegungder wichtigsten Schlußfolgerungen undEmpfehlungen der extern vorgenomme-nen vorläufigen Evaluierung des FORCE-

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Programms. Es sei darauf hingewiesen,daß diese Evaluierung nicht die dritteFORCE-Aufforderung zur Hinterlegungvon Vorschlägen und auch nicht die Um-setzung des Statistischen Überblicks undder Berichte über die Durchführung dergemeinsamen Leitlinien berücksichtigt.

FORCE. Catalogue des produits /Catalog of products / Produktkatalog.1991-1994Europäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, keine PaginationISBN 92-826-8051-7mehrsprachige Fassung: DE/EN/FR

Dieser Katalog umfaßt die Ergebnisse derPilot- und Qualifikationsprojekte, die 1991beschlossen und im Rahmen der länder-übegrei fenden Par tnerschaf ten desFORCE-Programms durchgeführt wurden.Die einzelnen Produkte werden auf ge-sonderten Blättern dargestellt und betref-fen Ausbildungsinstrumente und Aus-bildungsgänge, Projektberichte sowie Stu-dien- und Forschungsmaterialien.

FORCE. Tableau de bord de la forma-tion professionnelle continueEuropäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Luxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 176 S.ISBN 92-826-87143-9FR

Diese im Rahmen des FORCE-Program-mes durchgeführte Analyse und Syntheseist das Ergebnis einer Sammlung verfüg-barer Daten, die zu Beginn der neunzigerJahre gemeinschaftsweit im Bereich derbetriebsinternen beruflichen Weiterbil-dung erhoben wurden. Der Bericht ver-weist abschließend auf die Notwendigkeit,die vorhandenen Datensysteme zu verbes-sern, eine homogene Interpretation derverschiedenen nationalen Daten zu er-möglichen, die Komplementarität der ver-schiedenen nationalen Informationssyste-me zu verbessern und eine gemeinsameStruktur zur Sammlung und Analyse von

Daten aufzubauen, um eine effizientereZusammenarbeit zwischen den Mitglied-staaten zu fördern.

Die Rolle der Sozialpartner in der be-ruflichen Weiterbildung der Arbeit-nehmer. Brüssel, 29.-30. November1993Flämische Regierung: Amt für Außen-beziehungen der Flämischen Gemein-schaft; Ministerium der Flämischen Ge-meinschaft: Amt für Beschäftigung; Flä-mischer Dienst für Arbeitsvermittlung undBerufsbildung (VDAB): FORCE NCUBrüssel, VDAB, 1994, 53 S.DE, EN, FR, NLVDAB, Keizerslaan 11, B-1000 Brüssel

Dieser Tagungsbericht befaßt sich mit derRolle der Sozialpartner bei der beruflichenWeiterbildung der Arbeitnehmer, wobeisowohl die nationale Ebene als auch dieGemeinschaftsmaßnahmen im Rahmendes europäischen AktionsprogrammesFORCE berücksichtigt werden. Die Rolleder Sozialpartner wird zum einen mittelsder Evaluierung einer Reihe von Projek-ten zur Berufsbildung beschrieben, andenen die Sozialpartner mitgewirkt haben;zum anderen werden die Aktivitäten inmehreren Mitgliedstaaten beschrieben.

FORCE: De voortgezette beroeps-opleiding in BelgiëVan de Poele, L.; Oosterlinck, L.Flämischer Dienst für Arbeitsvermittlungund Berufsbildung (VDAB); FORCE-Agen-tur; Reichsuniversität Gent (RUG)Brüssel, VDAB, 1993, 151 S.NLVDAB, Keizerslaan 11, B-1000 Brüssel

Dieser Bericht über die berufliche Wei-terbildung in Flandern wurde für die Eu-ropäische Gemeinschaft verfaßt und be-steht aus zwei Teilen: Der erste Teil ent-hält eine allgemeine Beschreibung derberuflichen Weiterbildung in Flandern,wobei ihr gesetzlicher Rahmen, ihreFinanzierungsmodalitäten und das Ange-bot an Ausbildungsmaßnahmen sowie dieAusbilder berücksichtigt werden. Derzweite Teil liefert einen Überblick überdie Maßnahmen, die in Flandern gemäßden prioritären Zielen des europäischenAktionsprogrammes FORCE ergriffen wer-den müssen.

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Berufliche Weiterbildung in Deutsch-land. Strukturen und EntwicklungenAlt, C.; Sauter, E.; Tillmann, H.Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)Berlin; Bonn, BIBB, 1994, 222 S.ISBN 3-7639-0513-8DE

Aufgrund des EG-Ratsbeschlusses überdas FORCE-Aktionsprogramm wird erst-mals ein europäischer Bericht zum Standund den Perspektiven der Weiterbildungs-systeme vorgestellt. Neben den Berichtender EU-Staaten, die nach einer gemeinsa-men Gliederung erstattet werden, ist eineuropäischer Synthesebericht geplant. Dervorliegende Band ist der deutsche Bei-trag zu künftig regelmäßigen Berichter-stattungen über berufliche Weiterbildungin Europa. Die Bundesrepublik Deutsch-land kann bei dieser Berichterstattung dienunmehr 16jährigen Erfahrungen mit ei-nem nationalen Berufsbildungsbericht ein-bringen, der sich als gemeinsame Pla-nungsbasis von staatlichen Stellen undSozialparteien bewährt hat.

Berufliche Weiterbildung in Unterneh-menBechthold S.; Grünewald U.Bonn; Berlin, Bundesinstitut für Berufs-bildung (BIBB), 1994, 8 S.DEBIBB, Fehrbelliner Platz 3,D-10707 Berlin

Die Europäische Kommission will mit ih-rem Aktionsprogramm FORCE (Formati-on Continue en Europe) die Bemühun-gen der Unternehmen um mehr und bes-sere Weiterbildungsarbeit unterstützen.Effiziente Fördermaßnahmen setzen zu-ver läss ige Informat ionen über dasWeiterbildungsverhalten der Unternehmenvoraus. Da diese noch fehlen, finden inallen zwölf EU-Mitgliedsstaaten Befragun-gen von Unternehmen statt, die für dieBundesrepublik Deutschland durch dasStatistische Bundesamt in Kooperation mitdem Bundesinstitut für Berufsbildungdurchgeführt werden. Die Broschüre gibtAuskunft über die Ergebnisse der schrift-lichen Vorbefragung dieser Untersuchung,die Ende 1993 durchgeführt wurde. Zielder Vorbefragung war die Gewinnungerster Erkenntnisse über Art und Umfangder Weiterbildungsaktivitäten von Unter-nehmen in Deutschland. Die hier mitge-

teilten Ergebnisse beziehen sich auf dieeinschlägigen Antworten von ca. 9.300Unternehmen mit zehn und mehr Beschäf-tigten aus den Bereichen ProduzierendesGewerbe, Handel, Gastgewerbe sowieBanken und Versicherungen.

HORIZON. Eine Gemeinschaftsinitia-tive zur beruflichen Integration vonBehinderten, Benachteiligten undMigrantenNationale Koordinierungsstelle HORIZONBonn, 1994, keine PaginationMehrsprachige Version: DE/EN/FRNationale Koordinierungsstelle HORIZONim Europabüro des Paritätischen Wohl-fahrtsverbandes, Endenicher Str. 125,D-53115 Bonn

Dieses Dokument faßt die Beiträge ver-schiedener Teilnehmer der Horizon-Ta-gung - Gemeinschaftsinitiative zur beruf-lichen Integration von Behinderten, Be-nachteiligten und Migranten - zusammen.Die Diskussionen konzentrierten sich aufdie länderübergreifende Zusammenarbeitsowie auf die politischen Maßnahmen zurberuflichen und sozialen Eingliederung.

IRIS Jahresbericht 1993Europäische KommissionBrüssel, CREW, 1994, 32 S.EN, FRIRIS Unit, CREW, 21 rue de la Tourelle,B-1040 Brüssel

Der Bericht untersucht die Entwicklungenim Jahre 1993, in dem die erste Phase vonIRIS - dem Europäischen Netzwerk vonAusbildungsmaßnahmen für Frauen(1994-1998) - endete und die Vorberei-tung der zweiten Phase begann. DieHauptaktivitäten in diesem Jahr umfaß-ten folgende Bereiche: die Verabschie-dung einer Resolution zu IRIS durch dasEuropäische Parlament; ein Seminar fürdie Sozialpartner; eine Diskussion zwi-schen europäischen Spitzenbeamten, diedas Bewußtsein für Fragen der beruflichenBildung von Frauen stärken sollte; einPartnerschaftsseminar sowie Austausch-besuche zwischen IRIS-Mitgliedern.

PETRA. Ausbildung für Europa 2002Tagungsreader, Biehler-Baudisch (Hrsg.)Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

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Kommission der Europäischen Gemein-schaften, GD XXII, 200, rue de la Loi,B-1049 Brüssel

Dieser Bericht befaßt sich mit der Einrich-tung der nationalen Informations- undBeratungszentren im Rahmen der AktionIII des PETRA-Programms, die speziell derBerufsberatung gewidmet war. Die Zen-tren sind nach Ländern geordnet undwerden jeweils auf einem gesondertenBlatt dargestellt, das folgende Informatio-nen enthält: - die Struktur des Zentrums,die Themen, über die es informiert unddie zur Verbreitung dieser Informationenverfügbaren Mittel, - die länderüber-greifende Zusammenarbeit, - das Arbeits-programm 1993/94.

Durchführung von EC-Bildungspro-grammen in DeutschlandBundesministerium für Bildung und Wis-senschaft (BMBW)Bad Honnef, K.H. Bock Verlag, 1994, S.166 + Anhang (Studien Bildung Wissen-schaft, Band 120)ISBN 3-87066-731-1DE

Die vorliegende Studie unternimmt es, dieVielfalt der Programme und Organisati-onsformen zu durchleuchten, die von derEuropäischen Union initiiert und geför-der t werden. Die Bundesrepubl ikDeutschland verfügt über eine leistungs-fähige Struktur zur Durchführung vonProgrammen im Bereich der allgemeinenBildung und im Bereich der Berufsbil-dung. Bund und Länder bemühen sichgemeinsam, die Beteiligung deutscherStellen an den Gemeinschaftsmaßnahmensicherzustellen und den größtmöglichenNutzen daraus zu ziehen. Die vorliegen-de Studie und die tägliche Zusammenar-beit bei der Durchführung und Vorberei-tung von Maßnahmen der EuropäischenUnion entwickeln sich neue Partnerschaf-ten zwischen den Ländern, dem Bund undder Europäischen Union, aber auch zwi-schen Bildungseinrichtungen und Durch-führungsstellen auf nationaler und euro-päischer Ebene.

Berlin, BIBB, 1994, 86 S.ISBN 3-88555-569-7 (de)DE, EN

Im Rahmen des PETRA-Programms ko-oper ieren Projekte aus Dänemark,Deutschland, Großbritannien und Luxem-burg, die im Bereich berufliche Umwelt-bildung angesiedelt sind. Diese Projektetagten im März 1994 in der EuropäischenUmweltakademie in Borken. Dabei ginges um Aspekte und Perspektiven der be-ruflichen Umweltbildung. Die vorliegen-de Broschüre berichtet über Erfahrungender Projekte zum Zeitpunkt des Übergangsvon der Entwicklungs- zur Dissemi-nationsphase. Dabei werden die einzel-nen Projekte vorgestellt, die auf der Ta-gung gehaltenen Referate wiedergegebenund die Ergebnisse der Diskussionen inden Arbeitsgruppen dargestellt. In einemAnhang wird das Modul “Elektrotechni-ker und Umwelt” ausführlich präsentiert.

Europäisches Handbuch für Berufsbe-raterEuropäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII) - PETRALuxemburg, Amt für amtliche Veröffentli-chungen der Europäischen Gemeinschaf-ten, 1994, 409 S.ISBN 92-826-7990-X (en)DE, EN, FR

Dieses Handbuch wendet sich an alle, diemit der Berufsberatung für Jugendlichebefaßt sind und bietet eine kurze Be-schreibung der Erstausbildungssysteme(schulische und berufl iche Erstaus-bildung) sowie eine Beschreibung derArbeitswelt in jedem Mitgliedstaat. Es er-faßt die Informationsquellen und Daten-banken auf Gemeinschaftsebene, dieBeratungsinstitutionen und -dienste sowiedie wichtigsten Handbücher, die die ver-schiedenen Ausbildungsgänge verzeich-nen.

Verzeichnis der nationalen Informa-tions- und BeratungszentrenEuropäische Kommission: Generaldirek-tion XXII - Allgemeine und beruflicheBildung und Jugend (GD XXII)Brüssel, Kommission der EuropäischenGemeinschaften: DG XXII, 1994, 101 S.DE, EN, FR

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Evaluation of the EuroqualificationProgrammeHoms, O.Centre d’Iniciatives i Recerques Europeesa la Meditarrania (CIREM)Barcelona, CIREM, 1993, 31 S.ENCIREM, c/Bruc, 114, Ir, 2a,E-08009 Barcelona

Dieser Bericht untersucht die bisherigeUmsetzung und die äußere Geschlossen-heit des Programms EUROQUALIFICA-TION, einer gemeinsamen Initiative von13 nationalen Organisationen für berufli-che Erwachsenenbildung und Qualifika-tionen in den Mitgliedstaaten der EU. DieDarstellung enthält eine gründlicheEvaluierung der Fortschritte bei den Ak-tivitäten und der Entwicklung des Pro-gramms in Spanien und Portugal. DerBericht beruht auf der Analyse von bis-her erstellten Dokumenten und auf Ge-sprächen mit für das Programm verant-wortlichen Experten sowie Fachleuten ausanderen assoziierten Organisationen.

Les entreprises face à l’Europe.EurotechniciensDupeyron, A.Réseau d’Appui et de Capitalisation desInnovations Européennes (RACINE)Paris, Racine éditions, La DocumentationFrançaise, 1994, 124 S.FRRACINE, 18, rue Friant, F-75014 Paris

Die internationale HoldinggesellschaftEUROCOPTER bildet nach dem alternie-renden System Eurotechniker aus, die inDeutschland, Frankreich und Portugal ein-gesetzt werden können. In dem obengenannten Dokument wird zunächst das

Unternehmen mit seiner industriellen Stra-tegie vorgestellt. Anschließend wird sei-ne Ausbildungspolitik sowie sein Aus-bildungsplan beschrieben und insbeson-dere das Projekt “Eurotechniciens” ana-lysiert, die damit angestrebte europaweiteMobilität, seine pädagogische Struktur, dieBetreuungsmaßnahmen sowie die Zertifi-zierung der Ausbildung. Außerdem wirduntersucht, inwieweit die europäischenProgramme Unterstützung finden und dieländerübergreifende Zusammenarbeitfunktioniert. Die Ergebnisse werden alsUmsetzung von Synergien präsentiert.

Europäische Tagung über Berufsaus-bildung im Betrieb.Charleville Mézières, 5.-6. Mai 1994Stages Européens en Alternance dans lesMétiers (SESAM)Paris, SESAM, 1994, 18 S. + AnhangDE, EN, FRSESAM, 6, rue de Braque, F-75003 Paris

Diese europäische Tagung wurde vonSESAM (“europäische al ternierendePraktika im Handwerk”) veranstaltet, ei-ner Initiative, die 1989 vom französischenMinisterium für Handel und Handwerklanciert wurde. Die Initiative soll die be-rufliche Eingliederung von jungen euro-päischen Handwerkern fördern, indem sieVeränderungen vorbereitet, welche durchdie Vollendung des Binnenmarktes be-dingt sind. Diese Zusammenfassung lie-fert eine Synthese der wichtigsten Diskus-sionspunkte über die Förderung der Leh-re und die berufliche Mobilität in Hand-werksberufen und in den europäischenKlein- und Mittelbetrieben sowie über denDialog zwischen den Vertretern des Bil-dungswesens und den Unternehmern undBerufsverbänden in der EU.

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Institutionen-HandbuchArbeitsmarkt und Beruf

Gaworek-Behringer, M.Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung der Bundesanstalt für Arbeit(InstDokAB)Nürnberg, InstDokAB, 1994, Loseblattaus-gabeDEInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung der Bundesanstalt für Arbeit(IAB), Regensburger Str. 104,D-90327 Nürnberg

Alle in diesem Handbuch aufgeführtendeutschen Institutionen sind in irgendei-ner Weise mit Fragen der Arbeitsmarkt-oder Berufsforschung befaßt. Es findensich politische Institutionen, wissenschaft-l iche Inst i tute und Forschungsein-richtungen, Verwaltungsbehörden, Berufs-verbände, Ministerien und Gewerkschaf-ten darunter. Jeder Eintrag enthält Infor-mationen über den Charakter der jeweili-gen Institution oder Organisation, ihreTätigkeit, Partnerschaften, Mitarbeiter,Gründungsjahr, Namen des Direktors(bzw. der Direktoren) sowie Adressen,Telefon- und Telefaxnummern.

Technology-supportedLearning

(Distance Learning). Report No. 1252Copenhagen, The Danish Ministry ofEducation, 1994, 156 S.ISBN 87-603-0415-4ENUndervisningsministeries forlag,Frederiksholms Kanal 25F,DK-1220 Kobenhagen K

1992 ernannte das dänische Bildungsmi-nisterium einen Expertenausschuß, der dieAuswirkungen der neuen Technologienauf das Bildungssystem und die Organi-sation des Unterrichts untersuchen sollte.Der Hauptbericht des Weißbuches vomJuli 1993 wurde ins Englische übersetzt.Das Weißbuch beschreibt eine Reihe vonModellen für die Unterrichtsplanung und-durchführung mit Hilfe von technologi-schen Mitteln. Es befaßt sich mit der wirt-schaftlichen Problematik der gegenwär-

Aus den Mitgliedstaaten

D t ig vorhandenen tradit ionellen undtechnologie-gestützten Unterrichtsan-gebote und liefert eine Einschätzung derEntwicklung in den nächsten zehn Jah-ren. Schließlich betont der Bericht, wiewichtig eine Anpassung der internen Or-ganisation der Institution und eine Ent-wicklung neuer kooperativer Strukturensei, und verweist nicht zuletzt auf dieNotwendigkeit , den pädagogischenUnterrichtsaufbau zu verändern, damitden besonderen Bedürfnissen des tech-nologisch unterstützten Lernens Rechnunggetragen werden kann.

Regional policy and innovation:A French-style dual system?

Bertrand, O.; Durand Drouhin, M;Romani, C.Centre d’Etudes et de Recherches surl’Emploi et les Qualifications (CEREQ)Marseille, in: Training and Employment,17, 1994, S. 1-4ISSN 1156-2366EN

Manche betrachten das duale System alsein Vorbild für andere europäische Län-der, andere sehen darin eine spezifischdeutsche Form der Berufsausbildung. Injedem Falle aber hat das Modell die alter-nierende, sowohl schulische als auch be-triebliche Ausbildung in den Vordergrundder französischen Diskussion über dasVerhältnis zwischen Ausbildung und Be-schäftigung gerückt. 1988 beschloß dieRegion Rhône-Alpes im Zuge der Dezen-tralisierung eine eigene Politik zur Ent-wicklung der alternierenden Ausbildung,die auf einer engen Zusammenarbeit zwi-schen den Berufsbranchen und dem na-tionalen Bildungssystem aufbaut. Obwohldiese “kooperative Lehre” bisher nur ineiner sehr begrenzten Zahl von Fälleneingeführt werden konnte, so belegt siedoch die Realisierbarkeit innovativer An-sätze im Verhältnis zwischen Ausbildungund Beschäftigung. Der Mangel an kla-ren Regelungen für die involvierten Part-ner bleibt jedoch ein Hindernis für eineweitere Verbreitung der “kooperativenLehre”.

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New directions for vocational educa-tion in France?Centre d’Etudes et de Recherches surl’Emploi et les Qualifications (CEREQ)Marseille, in: Training and Employment,15, 1994, S. 1-4ISSN 1156-2366EN

Im Ausland wir f t das f ranzösischeBerufsbildungssystem meist eine Reihevon Fragen auf, die insbesondere die kon-fuse und uneinheitliche Verwendung derBegriffe “fachlich”, “techn(olog)isch” und“beruflich” betreffen; die Tatsache, daßformellen Abschlüssen ein großer Wertbeigemessen wird, obwohl ihre Anerken-nung in den betreffenden Berufsfeldernnicht gesichert ist; außerdem die immerweiter steigende Zahl von Institutionenund Maßnahmen, die zur Bekämpfung derhohen Jugendarbeitslosigkeit eingesetztbzw. vorgeschlagen werden. Betrachtetman die bildungspolitischen Entscheidun-gen der vergangenen Jahrzehnte, so er-scheinen all diese Probleme durch dasBildungssystem selbst bedingt.

Les métiers de la formation, contribu-tion de la recherche, état des pratiqueset étude bibliographiqueCentre pour le développement del’information sur la formation permanen-te (Centre INFFO); Conservatoire natio-nal des Arts et Métiers (CNAM); UniversitéLille III Charles de GaulleParis, La Documentation française, 1994,319 S.ISBN 2-11-003096-8FR

Dieses Werk liefert eine Bestandsaufnah-me der Ausbilderberufe seit 1971 undenthält kommentierte Literaturhinweise zuden wichtigsten Referenzwerken. Diezahlreichen Beiträge sind in fünf Grup-pen gegliedert: Die erste beschreibt, wiedie Ausbilderberufe entstanden sind; diezweite analysiert ihre Entwicklung; diedritte informiert über die den Ausbildernzur Verfügung stehenden Methoden undInstrumente; die vierte nimmt eineKategorisierung und institutionelle Einord-nung der Ausbilder vor; die letzte schließ-

lich beschreibt einige Entwicklungs-möglichkeiten, die Ausbildern auf euro-päischer Ebene offenstehen.

De la compétence: essai sur un attrac-teur étrangeLe Boterf, G.Paris, Editions d’Organisation,1994, 176 S.ISBN 2-7081-1753-XFR

“Kompetenz” ist ein seltsamer Begriff: DieSchwierigkeit, ihn zu definieren, wird umso größer, je häufiger man ihn verwen-den muß. Dieses Werk versteht sich alsEssay über das gegenwärtig in Entwick-lung befindliche Konzept der Kompetenz,das in den Unternehmen allgegenwärtigwird. In seinen theoretischen Überlegun-gen befaßt sich der Autor mit mehrerenAspekten: Was ist Kompetenz? Ist sie eine“Fähigkeit zum Handeln”, die sich von denverschiedenen Formen des “Know-how”,aus denen sie besteht, unterscheidet? Gibtes eine für Kompetenz spezifische kogni-tive Dynamik? Welche Rolle spielen be-stimmte Repräsentationen beim Aufbauvon Kompetenz? Was ist kollektive Kom-petenz? Gibt es eine Ergonomie der Um-setzung von Kompetenzen? Von wem undwie kann sie erkannt werden?

Berufsqualifikationenin England, Wales und

NordirlandNational Council for Vocational Qualifi-cations (NCVQ)London, NCVQ, 1994, 13 S.DE, EN, FRNCVQ Communications Division,222 Euston Road,UK-London NW1 2B

Dieses Dokument über die Reform desQualifikationssystems in England, Walesund Nordirland wird vom NCVQ (Natio-nalrat für berufliche Qualifikationen) ver-öffentlicht. Beschrieben werden hier diejüngsten Reformen der NVQ (nationaleberufliche Qualifikationen) sowie dieGNVQ (allgemeine nationale beruflicheQualifikationen).

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Bilan de Compétences: efficacitépersonnelle. 20 tests d’auto-évaluationet conseils personnalisésCouchaere, M.-J.Editions Liaisons (EL), CollectionEXOTHEQUERueil-Malmaison, Editions Liaisons (EL),Collection EXOTHEQUE, 1994, 176 S.ISBN 2-87880-107-5ISSN 1159-6910FR

Strategic alliances and processredesign. Effective management andrestructuring of cooperative projectsand networksGerybadze, A.Berlin; New York, Walter de Gruyter, 1995,314 S.ISBN 3-11-013989-8EN

Développer et intégrer la formationen entrepriseSonntag, M.Rueil-Malmaison, Editions Liaisons (EL),1994, 224 S.ISBN 2-87880-106-7ISSN 1158-470XFR

L’enseignement professionnel. Quelavenir pour les jeunes?Agulhon, C.Paris, Les Editions de l’Atelier/Les EditionsOuvrières, 1994, 272 S.ISBN 2-7082-3113-8FR

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FCentre INFFO (Centre pour le dévelop-pement de l’information sur laformation permanente)Christine MerlliéTour Europe Cedex 07F-92049 Paris la DéfenseTel. 331+41252222Fax 331+47737420

GROEEK (Organization for VocationalEducation and Training)Catherine Georgopoulou1, Ilioupoleos Street17236 YmittosGR-AthensTel. 301+925 05 93Fax 301+925 44 84

IISFOL (Istituto per lo sviluppo dellaformazione professionale dei lavoratori)Alfredo TamborliniColombo ContiVia Morgagni 33, I-00161 RomaTel. 396+445901Fax 396+8845883

IRLFAS - The Training and EmploymentAuthorityMargaret CareyP.O. Box 45627-33, Upper Baggot StreetIRL-Dublin 4Tel. 3531+6685777; Fax 3531+6609093

C E N T R E I N F F OBVDAB (Vlaamse Dienst voor Arbeids-bemiddeling en BeroepsopleidingICODOC (Intercommunautair Documen-tatiecentrum voor Beroepsopleiding)Frédéric GeersFOREM (Office communautaire etrégional de la formation professionnelleet de l’emploi)CIDOC (Centre intercommunautaire dedocumentation pour la formationprofessionnelle)Jean-Pierre GrandjeanBd. de l’Empereur 11, B-1000 BruxellesTel. 322+502 50 01; Fax 322+502 54 74

DBIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung)Referat K4Bernd ChristopherKlaus-Detlef R. BreuerFehrbelliner Platz 3, D-10702 BerlinTel. 4930+864 32 230 (B. Christopher)

4930+864 32 445 (K.-D. Breuer)Fax 4930+864 32 607

DKSEL (Statens ErhvervspædagogiskeLæreruddannelse)Søren NielsenMerete HeinsRigensgade 13, DK-1316 København KTel. 4533+144114 ext. 317/301Fax 4533+144214

EINEM (Instituto Nacional de Empleo)Ministerio de Trabajo y Seguridad SocialIsaias LargoMaría Luz de las CuevasCondesa de Venadito, 9E-28027 MadridTel. 341+585 95 80; Fax 341+377 58 87

LChambre des Métiers du G.-D. deLuxembourg2, Circuit de la Foire internationaleTed MathgenB.P. 1604 (Kirchberg)L-1016 LuxembourgTel. 352+4267671Fax 352+426787

NLC.I.B.B. (Centrum Innovatie Beroeps-onderwijs Bedrijfsleven)Gerry SpronkPostbus 1585NL-5200 BP ‘s-HertogenboschTel. 3173+124011Fax 3173+123425

PSICT (Serviço de Informação Científica eTécnica)Maria Odete Lopes dos SantosFatima HoraPraça de Londres, 2-1° AndarP-1091 Lisboa CodexTel. 3511+8496628,Fax 3511+806171

UKIPD (Institute of Personnel andDevelopment)Simon RexIPD House, Camp RoadUK-London SW19 4UXTel. 44181+946 91 00Fax 44181+947 25 70

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