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AIs icli ain 1-1. April v. J. uiit ticii niicli zur Anlage der 'Telegraphen- Link tlrirdi das Kotlic -Mecr begleitenden Iii- geuieuren die (:heaps- Pyrainide erstieg, hatten wir Gele- (;enheit, cinc: riirgewiihnlich starke elcktrische Ersclieinuiig auf den1 Gipfel derselben zri beobachten. Als wir tles Morgens fruli Cairo verliefsen, war der Himinel \vie gewiihulich lieiter und klar und kaum eiiie Luftbewegung beinerkbar. Kine leiclite blahrothe Fiirbung des siitlwcs~lichcn Horizonts scliicn aber ineinen Eseltreiber zu beunrrihigcn. Er deutete mehrfacli iiacli jencr Stelle hin untl scliieii nus ihr den Grund zu einer energischcreii Antrcibung ineines Tragers zii entnelimen. Uin 9: lillr langteii wir ain FuCse der Pgramide an rind befanden uns etwa 2O Rlinuten spater auf dein Gipfel der- selben, wcnigcr in Folge eigeiier Austrengung als der kr:if- tigen Impulse, dic einein Jeden von uns durcli drei kriiftige Arnber zu Theil wurden, welche uns glcich Waaren- Ballen von einer Stufe auf die andere warfen. Oben angekommeii, empfanden wir cine kaltc schiirfe Luftbewegung. l)ie Ra- thung dcs sudwestlichcn Horizonts war in cine bis zuin Zenith ausgcdehnte farblose Triibuiig iibergegangen, so d;ih wir austatt der geliofften Uebersiclit uber das Niltlial uiid die Stadt Cairo nur schwaclie Unirisse der nachstgelegenen Gegcnstiinde walirnehmen konnten. Wir lagrrten tins hin- ter deli Steinbliicben , welclie vereinzelt auf deni abgeplat- teten Gipfel dieser Pyrainide liegeu, uin uns vou den An- strengungen unseres unfreiwilligen Wettlaufs zu erholen und gegen den kalten, inimer starker blasendeii Wind zu schiitzen. , 23 *

Beschreibung ungewöhnlich starker elektrischer Erscheinungen auf der Cheops - Pyramide bei Cairo während des Wehens des Chamsin

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Page 1: Beschreibung ungewöhnlich starker elektrischer Erscheinungen auf der Cheops - Pyramide bei Cairo während des Wehens des Chamsin

AIs icli ain 1-1. April v. J. uiit ticii niicli zur Anlage der 'Telegraphen- Link tlrirdi das Kotlic -Mecr begleitenden Iii-

geuieuren die (:heaps- Pyrainide erstieg, hatten wir Gele- (;enheit, cinc: riirgewiihnlich starke elcktrische Ersclieinuiig auf den1 Gipfel derselben zri beobachten.

Als wir tles Morgens frul i Cairo verliefsen, war der Himinel \vie gewiihulich lieiter und klar und kaum eiiie Luftbewegung beinerkbar. Kine leiclite blahrothe Fiirbung des siitlwcs~lichcn Horizonts scliicn aber ineinen Eseltreiber zu beunrrihigcn. Er deutete mehrfacli iiacli jencr Stelle hin unt l scliieii nus ihr den Grund zu einer energischcreii Antrcibung ineines Tragers zii entnelimen.

Uin 9: lillr langteii wir ain FuCse der Pgramide an rind befanden uns etwa 2O Rlinuten spater auf dein Gipfel der- selben, wcnigcr in Folge eigeiier Austrengung als der kr:if- tigen Impulse, dic einein Jeden von uns durcli drei kriiftige Arnber zu Theil wurden, welche uns glcich Waaren- Ballen von einer Stufe auf die andere warfen. Oben angekommeii, empfanden w i r cine kaltc schiirfe Luftbewegung. l)ie Ra- thung dcs sudwestlichcn Horizonts war in cine bis zuin Zenith ausgcdehnte farblose Triibuiig iibergegangen, so d;ih wir austatt der geliofften Uebersiclit uber das Niltlial uiid die Stadt Cairo nur schwaclie Unirisse der nachstgelegenen Gegcnstiinde walirnehmen konnten. W i r lagrrten tins hin- ter deli Steinbliicben , welclie vereinzelt auf deni abgeplat- teten Gipfel dieser Pyrainide liegeu, uin uns vou den An- strengungen unseres unfreiwilligen Wettlaufs zu erholen und gegen den kalten, inimer starker blasendeii Wind zu schiitzen.

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Es war interessant zu bcobachten, wie der aufgewir- belte Wiistenstaub, der die Ebene bercits mit einem un- durchsichtigen gelben Schleier bedeckte, immer hbher an der Pyramide emporstieg. A k er auch die hbcheten Stufen derselben erreicht hatte, vernahmen wir ein sausendes Ge- rtiusch, welcbes ich der wachsenden Gewalt des Windes zuschrieb. Die Araber, welche um uns her auf den niich- sten Stufen kauerten, sprangen jedoch mit dem Rufe Cham- sin platzlich auf und hielten den ausgestreckten Zeigefinger in die Hbhe. Es liefs sich jetzt ein eigenthiimlich zischen- der Ton, iihnlich dem Ton des .singendenn Wassers, h b ren. Wir glaubten anfangs, die Araber brlchten diesen Ton hervor, doch iiberzeugte ich inich bald, da€s derselbe ebenfalls entstand, als ich mich auf den hochsten Punkt der Pyramide stellte und meinen eigenen Zeigefiuger hoch empor hielt. Dabei war ein leises kauin auffallendes Prickeln der dem Winde entgegengerichteten HautflSche des Fingers be- merkbar. Ich konnte diese von uns allen constatirte That- sache nur als eine el'ektrische Erscheinung deuten, und als solche erwies sie sich auch in der That. Ale ich eine ge- fiillte Weinflasche, dercn Kopf rnit Stanniol bekleidet war, empor hielt, hSrte ich denselben singenden Ton wie bei Aufhebung des Fingers. Wghrend dessen sprangen VOD

der Etiquette fortwlhrend kleine Funken zu meiuer Hand tiber und als ich darauf den Kopf der Flasche wit der an- deren Hand beriihrte, erhielt ich eine heftige elektrische Erschiitterung, wshrend ein gltruzender Funke vom metal- lenen Kopfe der Flasche in meine Hand iibersprang. Es ist klar, dafs die durch den feuchten Kork mit der Metall- belegung des Kopfes der Flasche in leitender Verbindung stehende Fltissigkeit im InneFn derselben, die innere Bele- gung einer Leydener Flasche bildete, wahreud Etiquette mid Hand die abgelcitete Subere vertraten. Auch eineeentkorkte Flasche lud sich auf gleiche Weise, namentlich d a m , @enn die Oeffnung gcgen den Wind geneigt wurde, wie Dr. E s s e 1 b a c h durch einen heftigen Schlag erkarmte, den er einpfand, als er dieseibe an den Mund setzte. Als ich die

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Bufsere Belegung meiner Flasche durch Uml$illuug dersel- ben mit angefeuchtetem Papier aus nnserem Proeiaotkorbe vervollsttindigt hatter wurde die Ladung derselben so stark, daL ich mich ihrer als einer sehr wirksamen Vertheidigungs- waffe bedienen ksnnte. Nachdem die Araber n h l i c h einige Zeit mit Verwunderung nnserm Treiben zugesehen hatten, kamen sie zu der Ueberzcugung, wir trieben Zauberei und verlangten, wir sollten die Pyraiiiide verlassen. Als ihre uns verdolhetschten Vorstellungen nichts fruchtkten, woll- ten sie von dem Naturreclite des Stlrkeren Gebrauch machen und uns mit Gewalt don der Spitze entfernen. ~ Ich zog mich auf den h6chsten Felsblock zuriick und lud meine verstarkte Flasche m6glichst kraftig, wahrend der Fuhrer der Araber meine Hand ergriff uiid mich von der erklimm- ten Hahe fortzuziehen begann. In diesem kritischen Augen- blicke nlherte ich den Kopf meiner Flasche seiner Nase bis zur Schlagweite, die etwa 10"" betragen mochte. Die Wirkung der Entladung iiberstieg meine kuhnsten Erwar- tungen. Der Wustensohn, dessen Nerven noch nie eine shnlicbe Erschutterung empfunden hatten, fie1 wie vom,Blitz getroffen zu Boden, sprang darauf mit lautem Geheul wie- der auf und verschw'and mit einigen mlchtigen Spriingen aus unserem Gesichtskreise, gefolgt von seinen sammtlicben Genossen !

W i r hatten nun volle Freiheit unsere Experimente fort- zusetzen. Leider fehlte es uns an allen Vorbereitungen zu denselben und sie wurden aucb durch den immer hefti- ger gewordenen Wind, welcher es schwierig und sclbst einigennafsen geftihrlich machte aufrecht zu stehen, noch mehr erschwert. h l 8 ich mich durch einen aus aufgestellten Flaschen improvisirten Isolirschemel von der Steinmasse der Pgramide isolirte, h6rte das sausende GerBusch beim Emporheben des ausgestreckten Fingers nach kurzer Zeit auf. Ich konnte jetzt meinen Geftihrten durch Nsherung der Hand Funken ertheilen und empfand eine gelinde Er- schuiterung, wenn ich den Boden berllhrte. Dagegen straub- ten sich meine Haare weniger als die meioer nicht isolirten

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Gefshrten, wenn ich den Boden beriibrte. Die Art der Elektricitat zu bestimmen, gelang uns leider nicht mit voller Sicherheit. W i r versuchten die Flasche durch eine aus Stanniol gebildete Spitze zu lade11 wid zu entladen, um aus den dabei beobachteteu Erscheinuugeii auf die Art der atmo- spharischen Elektricitit zu schliefsen , doch erlangten wir dabei kein sicheres Hesultat.

Bemerkenswerth ist, dais wir die beschriebeuen Erscheil nungen nur auf der Spitze der Pyrainide wahrnahmen. Schon eiaige Stufen tiefer waren sie nur noch sehr schwach und in der Ebene konuten wir gar keine elektrischen Erschei- nungen rnebr entdecken. - Dabei blies der Wind in unge-, schwachter Starke, und es unterliegt keinem Zweifel, dafs sie oben noch eben so fortdauerten wie friiher.

Da die elektrischen Erscheinungen erst dann bemerkbar wurden, als der Wusteustaub die Spitze der Pgramide er- reichte, SQ mufs er als der eigentliche Trager und wahr- scbeiulich auch als die Ursache der Elektricitat betrachtet werdeo. Nimmt man an, dafs die vom Winde gepeitscbten Staubtheilchen und Sandhbrnchen mit der trockenen Ober- flacbe des Bodeus der Wuste elektrisch geworden waren, so mufste jedes elektrische Ktirnchen die eine Belegung eines Ansammlungsa pparates bilden, dessen andere der Erd- karper selbst war, wahrend die zwischen beiden befindliche Luft das die Beleguugen trennende isolireiide Medium ver- trat. Durch die aufsteigende Bewegung der Staubkbrnchen ward nun die isolirende Schichi verstarkt, die Schlagweite aller dieser kleinen geladenen Flaschen mufste mithin zu nehmen und in der H6be von etwa 500 Fui's fiber dem Bode11 betrachtlich grbfser seyn als in seiner unmittelbaren Nahe. Der Elektricitat der gewaltigen elektrisirten Staub- woke, welche iiber dein Erdboden lagerte, stand eine gleich- grdse Quantitkit entgegeugesetzter Elektricitat der Erdober- flacbe gegentibcr. Die leitende Pyrainide mufste nun einen sehr bedeutendeii verdichteteri Einflufs auf diese Elektri- citst der Erdoberfltiche ausiiben, da sie als colossela Spitze zu betrachten ist. Es kann daher gar iiicht iibermschen,

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dafs der elektrische Unterschied zwischen den auf dew Gipfel der Pyrainide befindlichen hiichsten und feinsteu Spi laa~, wie dem aufgehobenen Finger d c r Flaschenkopf, wad, den Staribkihmcheu so groL war, daL zahllose kleiue Funken zwischen ihnen iibersprangeu, wiihrend in der Ebene gar keine Elektricitlit wahrzriiiehmen war. Die beobachtaten Erscheiuungen finden dwch diese Annahme ibre vollqtiindige Erklarung.

VIII. Die elektrisclic Schlagwrite betreffed. ( Aus eineni Schrsiben an den Herrusgeber.)

- - w a s die Note des Hrn. R i j k e iim ersteq Hefte der Aunalen betrifft, so bringt sie keine Widerle- gung der Bemerkungen, die ich iiber die elektrische Schlag- weite zii macben gen6thigt war. Hr. R. hatte in seiuer sehr ausfiihrlichen Abhandlung iiber die Schlagweite, dereu Werth fur die Empirie ich anerkannt habe, der Influeua rnit keiner Sylbe gedacbt; ich fand es niithig, die Thatsache in Erinnerung zu briogen, dab die Iufluenz wesentlich auf die Schlagweite einwirkt. Daranf bat Hr. R i j k e der In- flueiiz ganz uud durchaus die Fiihigkeit abgesprochen, +seine Versuche zu erkhren, wenn man das Gesetz der Proportiona- litat zu Grunde legt; es war natbig, zu zeigen, daL die I n t fluein diese Faihigkeit wirklich besitzt. Jetzt nun gesteht Hr. Ri j k e zwar die Richtigkeit meiner Bemerkuugen zu, zugleich aber, dafs es ihm unmiiglich sey, zu glauben, die Influenz babe in seinen Versuchen die Wirkung gehabt, die ich zur Erklii- ruug gebrauche. Diese Wirkung sey nur eine zuf;illige, die verrnieden werden kiinne, und er habe alle Versuchs- reiben verworfen, bei welchen sie statt gefunden. Ich habe in der Note vergebens gesucht, wodurch diese Behauptung gerechtfertigt wird. Denu wenn Hr, R i j k e die Versuche ausgeschieden bat, in welcheu d b Batterie den gr6Lteo Theil ihrer Elektricitat ohne Funken verloren hatte, so folgt