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Heft 22. ] 30. 5. :~924 t3esprechuugen. 435 PALMGREN, A., I. Die Entiernung ate pflanzengea- graphischer Faktar. Acta Sac. pra Fauna et Flora Fennica 49, 1921. I13 S. mit I Katie. Derselbe, II. Llber Artenzahl und Areal sowie fiber die Kanstitufion der Vegetation. Acta Forestalia Fennica 22, I922. VII und 136 S. mit 2 Tafeln, 8 Tabellen und 2 Karten. Derselbe, III. Zur Kenutnis des Florencharakters des Nadelwaldes. Ebenda. 1I 4 S. mit I Karte. Besprechungen. Lebenskunde. Gemeinverst~ndliche Abhandluugeu aus dem Gebiete der Wissenschaft yam Leben. Heraus- gegeben van W. STEMPELL. Leipzig: E. A. See- mann 1923 . Ban~ 5. ERNST MATTtIES, Schutz-und Sti~tzorgane der wlrbelloeenT~ere, iaa S. und 9x Fig. Preis 1,25 Galdmark. Verfasser gibt mehr, als der Titei verspricht, einen kurzen AbriB der Morphalagie der wirbellosen Tiere unter be- sauderer Berfickslchtigung der Skelettbildungen. Eben- sowenig wie die rnarpholagisehe Scheidung in Endo- und Exoskelette durchffihrbar ist, kann man auch physiolagisch die SchuLz- und Stfltzfunktion im Einzel- falle nicht scharf voneinander absondern. Es werden nun die Sehutz- und Stfitzsubstanzen in allen wirbel- losen Tierkreisen nacheinander abgehandett; die Wirbel- tiere sollen in einem weiteren B~ndchen desselben Verfassers folgen. J~esonders willkommen sind zakl- reiche sch6ne neue Mikrophotogramme und eine Reihe sehr instrukfiver schematischer Zeichnungen. Die Dar- stellung is± gemeinverst~ndlich im besten Siune; so ist dem Bfichlein Verbreitung in weitesten Kreisen zu wfinschen. Es wird dem Studen±en, dem Mittelsckul- lehrer und dem gebildeten Laien gleichausgezeichnete Dienste leisten und viel Anregung bieten. Band 6. HERMANN GIERSBERG, Physik und Chemic der Zelle. Preis I Galdmark. Der Verf. hat seine durch- aus neuartige Aufgabe, eine kurzgefaBte und dock les- bare Physik unA Chemie der Zetle zu schreibeu, auf das beste gel6st. Besonders im ersten der beiden gIeiehlangen Hauptteile (Physik und physikaliscke Chemie der Zelle) spfirt man die sichere Beherrschung des sprbden Staffes, wie sie nur aus eigener praduktiver Arbeit auf dem behandelten Gebiete entspringt. Ausgehend yon ether kurzgefaBten Darstellung des kolIoiden Zustandes wird gezeigt, dab das Plasma infolge seines Reichtums an Koltoiden abwechselnd im Sinne-der Altmannschen Granulalehre, der Flemmingschen Filarhypothese und der Bfitschli-Rhumblerschen Wabentheorie struktu- riert sein und dann wieder rein flfissig auftreten kann; wir erfahren terrier, wie allein der Kolloidreich- turn Formbest~ndigkeit und chemische Ak±ivit~t mit- einander zu vereinigen gestattet und welche Ersckei- nungen des Zellebens andererseits auf die krystalloiden Plasmabestandteile zurfickzufflhren stud. -- Auch der zweite Hauptteil (Ckemie der Zelle) bietet eine Ffille yon Anregungen. Das rein Chemische wird in sehr klarer, obwohl zusammengedr~ngter Form dargestelit, nnd auch die wicktigsten Funkte aus der Physiologie des Stoffwechsels sind behandelt. Tierische und pflanzliche VerkMtnisse werden etwa gleich ausffihr- lick berficksichtigt. Die Darstellung ist ~ugerst knapp und erfordert gewisse Vorkenntnisse zu wirklichem Verst~ndnis. Dennoch ist das Heft vorzfiglieh geeignet, aueh dem Fernerstehenden ein Mares und wohlumris- senes Bild des heutigen Forschungsstandes ant diesem grundlegenden Gebiete der vergleichenden Physiologie zu geben. Dem einigermaBen Eingeweihten aber ffigen sick die nut scheinbar 0kne Zusammenhang neben- einanderstehenden Tatsachen des physikatischen and des chemischen Teiles zu einer h6heren Einheit-zu- sammen. O. KOEHLER, Mfinchen. ERDMANN, RHODA, Praktikum der Gewebepflege oder Explantation, besonders der Gewebezfichtung. Berlin: Julius Springer I922. VIII, 118 S. und IOI Abbild. Preis 9 Goldmark. Nach Begrfindung und Entwicklung einer aus- reickenden Methadik durch I~IARRISaN, CARREL und ihre Mitarbeiter hat sich die ,Gewebepflege" oder ,,Explantafion" in den letzten zwei Dezennien ale selbst~ndiger Zweig der Entwicklungsmeckanik ent- wickelt. ~Vie diese steht sie im Dienste der ~Aufgabe, die 14ausalit~it der FormbiIdung der lebenden Masse zu erforschen. Sie sucht im besanderen die FAgentflm- lichkeiten des Lebensgeschehens kleinster isolierter Teile sich entwickelnder oder ausgebildeter tierischer Organismen festzustellen. Die Lebensersckeinungen (Erhaltungsfunktionen) und die LTmbau-, Abbau- nnd Aufbauf~higkeit (Gestaltungsfunktionen) isalierter Ge- webe und Organteile werden mit Hilfe dieser Methode untersucht, und es wird die Einwirkung des Milieus studiert, das unter den besauderen VerkMtuissen des Explantates in mannigfaltigster Weise madifiziert werden kann. Schan OPPEL hat ferner seinerzeit darauf hingewiesen, dab wit evil. in dieser Metkade einen Wreg vor uns haben, alle Isolations- und Mediumreize so welt auszuschalten, dab wir im Explantat ,,typisches Gestaltungsgeschehen" im Sinne Rouxs (d. h. nur durch Determinatiansfaktoren in Zellen selbst bedingtes Ge- schehen) beabachten k6nnen. Van diesem Ziele sind wit allerdings weir entfernt. Abgesehen van kfirzeren Zusammenfassungen yon CARREL und BRAUS im Abderhaldenschen Handbuch der bialagischen Arbeitsmethoden sind alle Einzelkeiten der schwierigen Methodik und die Fortschritte, die im Laufe der Jahre errungen wurden, in zahIreichen und namenflich ausl~ndischen Spezialarbeiten verstreut und zum Tell schwer zug~inglick. Alle, die sick mit der Methodik der Explantation befassen, sind daher der Verfasserin zu groBem Dank fflr ihr ,,Praktikum der Gewebspflege" verpflichtet. Didaktisck auBerardentlich geschickt vom Einfachen zum Sch~derigen fortschreitend und sachlich ersch6p fend gibt ERDMANN in ihrem Buche in guter, breiter Farm alles, was man erproben und wissen muB, um sick mit Erfalg in diese Methadik zur Lbsung van Spezialfragen einzuarbeiten. Nach Beschreibung der Apparatur und der Wege, die Kulturmedieu zu gewinnen und die Gewebe auszu- pflanzen, gibt ERDMANN in vier groBen Abschnitten eine erschbpfende ~3bersicht fiber Ver~nderungen der Zellformen und die Lebens~nBerungen der Zellen und Gewebe in verschiedenen Medien, ferner fiber die zu beobachtenden ~uBerungen eckten XVachstums sa~de progressiver nnd regressiver Varg~nge an den Ex- plantaten. Der Ifinfte Abschnitt ihrer Monographie ist dann der ,,Nutzbarmachung der Methode der Ge- webezfichtung zur L6sung noch strittiger Fragen" ge- widmet. Die Ausstattung des bet Springer erschienenen Buches ist sehr gut. Uber hundert eigene und aus Spezialarbeiten fibernammene Figuren erleichtern das Verst~ndnis des Textes.

Besprechungen

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Page 1: Besprechungen

Heft 22. ] 30. 5. :~924

t3esprechuugen. 435

PALMGREN, A., I. Die Ent iernung ate pflanzengea- graphischer Faktar. Acta Sac. pra Fauna et Flora Fennica 49, 1921. I13 S. mit I Katie.

Derselbe, II. Llber Artenzahl und Areal sowie fiber die Kansti tufion der Vegetation. Acta Forestalia

Fennica 22, I922. VII und 136 S. mit 2 Tafeln, 8 Tabellen und 2 Karten.

Derselbe, III . Zur Kenutnis des Florencharakters des Nadelwaldes. Ebenda. 1I 4 S. mit I Karte.

Besprechungen. Lebenskunde. Gemeinverst~ndliche Abhandluugeu aus

dem Gebiete der Wissenschaft yam Leben. Heraus- gegeben van W. STEMPELL. Leipzig: E. A. See- mann 1923 . Ban~ 5. ERNST MATTtIES, Schutz-und Sti~tzorgane der

wlrbelloeenT~ere, iaa S. und 9x Fig. Preis 1,25 Galdmark. Verfasser gibt mehr, als der Titei verspricht, einen kurzen AbriB der Morphalagie der wirbellosen Tiere unter be- sauderer Berfickslchtigung der Skelettbildungen. Eben- sowenig wie die rnarpholagisehe Scheidung in Endo- und Exoskelette durchffihrbar ist, kann man auch physiolagisch die SchuLz- und Stfltzfunktion im Einzel- falle nicht scharf voneinander absondern. Es werden nun die Sehutz- und Stfitzsubstanzen in allen wirbel- losen Tierkreisen nacheinander abgehandett; die Wirbel- tiere sollen in einem weiteren B~ndchen desselben Verfassers folgen. J~esonders willkommen sind zakl- reiche sch6ne neue Mikrophotogramme und eine Reihe sehr instrukfiver schematischer Zeichnungen. Die Dar- stellung is± gemeinverst~ndlich im besten Siune; so ist dem Bfichlein Verbreitung in weitesten Kreisen zu wfinschen. Es wird dem Studen±en, dem Mittelsckul- lehrer und dem gebildeten Laien gleichausgezeichnete Dienste leisten und viel Anregung bieten.

Band 6. HERMANN GIERSBERG, Physik und Chemic der Zelle. Preis I Galdmark. Der Verf. hat seine durch- aus neuartige Aufgabe, eine kurzgefaBte und dock les- bare Physik unA Chemie der Zetle zu schreibeu, auf das beste gel6st. Besonders im ersten der beiden gIeiehlangen Hauptteile (Physik und physikaliscke Chemie der Zelle) spfirt man die sichere Beherrschung des sprbden Staffes, wie sie nur aus eigener praduktiver Arbeit auf dem behandelten Gebiete entspringt. Ausgehend yon ether kurzgefaBten Darstellung des kolIoiden Zustandes wird gezeigt, dab das Plasma infolge seines Reichtums an Koltoiden abwechselnd im Sinne-der Altmannschen Granulalehre, der Flemmingschen Filarhypothese und der Bfitschli-Rhumblerschen Wabentheorie struktu- riert sein und dann wieder rein flfissig auftreten kann; wir erfahren terrier, wie allein der Kolloidreich- turn Formbest~ndigkeit und chemische Ak±ivit~t mit- einander zu vereinigen gestat tet und welche Ersckei- nungen des Zellebens andererseits auf die krystalloiden Plasmabestandteile zurfickzufflhren stud. -- Auch der zweite Hauptteil (Ckemie der Zelle) bietet eine Ffille yon Anregungen. Das rein Chemische wird in sehr klarer, obwohl zusammengedr~ngter Form dargestelit, nnd auch die wicktigsten Funkte aus der Physiologie des Stoffwechsels sind behandelt. Tierische und pflanzliche VerkMtnisse werden etwa gleich ausffihr- lick berficksichtigt. Die Darstellung ist ~ugerst knapp und erfordert gewisse Vorkenntnisse zu wirklichem Verst~ndnis. Dennoch ist das Heft vorzfiglieh geeignet, aueh dem Fernerstehenden ein Mares und wohlumris- senes Bild des heutigen Forschungsstandes ant diesem grundlegenden Gebiete der vergleichenden Physiologie zu geben. Dem einigermaBen Eingeweihten aber ffigen sick die nut scheinbar 0kne Zusammenhang neben- einanderstehenden Tatsachen des physikatischen and des chemischen Teiles zu einer h6heren Einhei t -zu- sammen. O. KOEHLER, Mfinchen.

ERDMANN, RHODA, Praktikum der Gewebepflege oder Explantation, besonders der Gewebezfichtung. Berlin: Julius Springer I922. VIII , 118 S. und IOI Abbild. Preis 9 Goldmark. Nach Begrfindung und Entwicklung einer aus-

reickenden Methadik durch I~IARRISaN, CARREL und ihre Mitarbeiter ha t sich die ,Gewebepflege" oder , ,Explantafion" in den letzten zwei Dezennien ale selbst~ndiger Zweig der Entwicklungsmeckanik ent- wickelt. ~Vie diese s teht sie im Dienste der ~Aufgabe, die 14ausalit~it der FormbiIdung der lebenden Masse zu erforschen. Sie sucht im besanderen die FAgentflm- lichkeiten des Lebensgeschehens kleinster isolierter Teile sich entwickelnder oder ausgebildeter tierischer Organismen festzustellen. Die Lebensersckeinungen (Erhaltungsfunktionen) und die LTmbau -, Abbau- nnd Aufbauf~higkeit (Gestaltungsfunktionen) isalierter Ge- webe und Organteile werden mit Hilfe dieser Methode untersucht, und es wird die Einwirkung des Milieus studiert, das unter den besauderen VerkMtuissen des Explantates in mannigfaltigster Weise madifiziert werden kann. Schan OPPEL hat ferner seinerzeit darauf hingewiesen, dab wit evil. in dieser Metkade einen Wreg vor uns haben, alle Isolations- und Mediumreize so welt auszuschalten, dab wir im Explantat ,,typisches Gestaltungsgeschehen" im Sinne Rouxs (d. h. nur durch Determinatiansfaktoren in Zellen selbst bedingtes Ge- schehen) beabachten k6nnen. Van diesem Ziele sind wit allerdings weir entfernt.

Abgesehen van kfirzeren Zusammenfassungen yon CARREL und BRAUS im Abderhaldenschen Handbuch der bialagischen Arbeitsmethoden sind alle Einzelkeiten der schwierigen Methodik und die Fortschritte, die im Laufe der Jahre errungen wurden, in zahIreichen und namenflich ausl~ndischen Spezialarbeiten verstreut und zum Tell schwer zug~inglick. Alle, die sick mit der Methodik der Explantat ion befassen, sind daher der Verfasserin zu groBem Dank fflr ihr , ,Praktikum der Gewebspflege" verpflichtet.

Didaktisck auBerardentlich geschickt vom Einfachen zum Sch~derigen fortschreitend und sachlich ersch6p fend gibt ERDMANN in ihrem Buche in guter, breiter Farm alles, was man erproben und wissen muB, um sick mit Erfalg in diese Methadik zur Lbsung van Spezialfragen einzuarbeiten.

Nach Beschreibung der Apparatur und der Wege, die Kulturmedieu zu gewinnen und die Gewebe auszu- pflanzen, gibt ERDMANN in vier groBen Abschnitten eine erschbpfende ~3bersicht fiber Ver~nderungen der Zellformen und die Lebens~nBerungen der Zellen und Gewebe in verschiedenen Medien, ferner fiber die zu beobachtenden ~uBerungen eckten XVachstums sa~de progressiver nnd regressiver Varg~nge an den Ex- plantaten. Der Ifinfte Abschnitt ihrer Monographie ist dann der , ,Nutzbarmachung der Methode der Ge- webezfichtung zur L6sung noch strittiger Fragen" ge- widmet. Die Ausstat tung des bet Springer erschienenen Buches ist sehr gut. Uber hundert eigene und aus Spezialarbeiten fibernammene Figuren erleichtern das Verst~ndnis des Textes.

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436 Besprechungen. [ Die Natur- [wissenschaften

Es ist selbstverst~ndlich, dab ein Buch, das ~4e dieses die Methode eines noeh so im Werden begrif- Ienen Arbeitsgebietes betrifft, eine starke persSntiche Note tr~gt. So gehen auch, was die bisher ermittelten ]3efunde anlangt, die Anschauungen der einzelnen Autoren zum Teil zur Zeit noch stark auseinander. Wie die Ansichten ERDMANNS sich in dieser Hinsieht zum Tell yon den gebr~uchlichen unterscheiden, darauf hat VoaT in seiner Besprechung in der Minischen Wochenschrift schon hingewiesen.

Insgesamt kann ERD~ANNS Buch jedem Biologen warm empfohlen werden. Vielleicht daft ich gleich- zeitig hinweisen auf die Zusammenfassungen dersetben Autorin in den ,,Ergebnissen der Anatomie und Ent- wicldungsgeschichte", die eine gute Erg~nzung der im ,,Praktikum" mitgeteilten, mit der Methodik erreiehten Ergebnisse darstellen.

Einige kleine Wfinsche finden xdetleieht bet ether eventuellen Neuauflage Berficksichtigung. So vermiBt man im technischen Tell die Auffahrung der Glimmer- platten, die alkalifrei sind und durum an Stelle der Deckgl~schen benutzt werden, wenn es sich durum handelt, Kulturen lunge Zeit fortzuzfichten. Auch die praktischen Carrelschen Kanfilen ffir die Blutentnahme aus Get,Ben bet Hfihnern und kleinen S~ugern w~ren der Beschreibung wert. Die Berficksich±iguDg des Gas- wechsels der Kulturen w~re ebenfMls sehr zu begrflgen. Von FlSCEER mit den Kroghschen Methoden nach- gewiesen, t f i t t seine Bedeutung schon in verschiedenem V¢achstum gleichartiger Kulturen in der Tiefe und an der Oberfl~tche gleichartiger Medien hervor, Verfas- serin streift bislang diese Frage nnr sehr kurz.

WERNER SC~ULZE, Wfirzburg. HOBER, RUDOLF, Physikalische Chemie der Zelle und

der Gewebe. Ffirdte, neu bearbeitete Auflage. I. H~lfte. Leipzig: Wilhelm Engelmann 1922. XV, 544 S. und 81 Abbildungen. Preis 20 Goldmark,

Die neue Auflage yon H6BERS Lehrbuch wird yon allen denen Ireudig begrfiSt werden, welche die physi- kalische Chemie Ms zum unentbehrlichen Rfistzeug der modernen Medizin geh6rend betrachten. Dies um so mehr, als H6BER selbst durch seine Forschungen einen er- heblichen Anteil an der Verkettung zwischen Physiologie und physikalischer Chemie besitzt. In alien Abschnitten des Buches merkt man den kundigen Verfasser, der aus eigener Erfahrung den Gegenstand beherrscht.

Gem, S der Vergr6Berung des Gegenstandes hat auch das Buch in seiner 5. Auflage eine wesentliche Erweiterung erfahren. Eine sehr genaue Durch- arbeitung ist den ersten sechs t(apiteln des Buches ge- widmet worden, in welchen die reine physikalisehe Chemie zu V¢orte kommt. Als ein einziges Beispiel, wie liehtvoll H6BER neue Lehren darzustellen wetS, set nur seipe Schilderung der Donnangleichgewiehte ge- nannt. Auch der erste Absehnitt, welcher sich mit den physiologischen Problemen befa13% und die osmo- tisehen Eigensehaften und die Permeabilit~t der Zellen und Gewebe behandelt, weist eine ganze Reihe yon neuen Gegenst~nden auf, so z. B. die einsehl~gigen Untersuchungen yon H. STRAVB und KL. MEYER, sowie eine sorgf~ltige Durcharbeitung ~Iteren Materiales im Lichte der neueren Erfabrungen. Es ist zu hoHen, dab der zweite und SchhBteil des beliebten Buches bald vortiegen wird. LEON AS~ER, Bern. HOFFMANN, PAUL, Untersuchungen fiber die Eigen-

reflexe (Sehnenreflexe) menschlicher Muskeln. Ber- lin: Julius Springer 1922. lO6 S. und 38 Abbild. Preis 2,8o Goldmark.

Die kIeine Monographie fiber Eigenreftexe (bisher Sehnenreflexe genannt) steilt eine vortreffliche Studie

fiber ein yon dem Autor recht eigentlich neu geschaf- fenes Gebiet dar. In den Eigenreflexen handelt es sich am einen eigenen Apparat der einzelnen synergisch wirkenden Mnskelgruppen. Jeder IVluskel ha t seinen Eigenreflex. Er ist nut yon den sensiblen Endorganen dieses Muskels aus ausl6sbar. Er ffihrt nut yon einem Muskel aus fiber das Rfickenmark wieder zu diesem .Muskel zurfick. Er bleibt vollkommen tokalisiert. Es ist ein Apparat, der dazu dient, die Muskelfunktion den gegebenen Verh~Lltnissen anzupassen. Die Eigen- refiexe stehen in Zusammenhang mit dem durch seine hohe Unterschiedsempfindlichkeit ausgezeichneten t4raitsinn, der dutch ganz geringe Spannungsvedinde- rungen geweekt wird.

Der Autor nntersucht mit sinnreichen elektro- physiologischen und mechanischen Methoden die physiologischen Eigenkr~fte der Eigenreflexe auf des grfindlichste und er6ffnet weite Ausblicke auf die pathologischen VerhMtnisse. Jeder Leser yon HOFF- ~ANNS Buch wird die fJberzengung gewinnen, dab seine Forschungen wirklich originell und einen hSchst be- achtenswerten Fortschri t t in der Erkenntnis der Rfickenmarksreflexe bedeuten. LEON ASHER, Berlin. HOLMES, S. J., Studies in Evolution and Eugenics.

New York: Harcourt, Brace and Co. 1923. In diesem Band hat der geistreiche und vielseitige

kalifornische Gelehrte eine Reihe in verschiedenen Monatsschriften erschie~ener Aufs~tze fiber Eugenik vereinigt, die, obwohl an ein gr6Beres Publikum ge- richtet, auch ~fir den Faehmann sehr lesenswert sind. Sie vereinigen in glfmklicber Weise Beherrschung des Gegenstandes, fesselnden Sill und den trotz aller Vorsicht so frischen Optimismus, wie er in Amerika zu Hause ist. Als Biologe von Fach schieBt HOLMES niemals in der Bewel-tung prakfisch eugenischer M6g- lichkeiten fiber das Ziel hinaus~ als Eugeniker aber sncht er ernstlich nach M6glichkeiten, die biologischen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Won den 16 Auf- s~tzen gibt der erste eine klare EinfiLhrung in unsere gegenw~rfigen Vorstellungen yon Vererbung und Art- bildung; mebrere befassen sich mit der Bedeutung posifiver und negafiver Zuchtwahl Ifir den Menschen (II. Jenseits der nattirlichen Zuchtwahl, VII. Ist die Kindersterblichkeit selektiver Natur?, VIII , Ha t die Zivilisafion die Sch~rfe der natfirlichen Zuchtwahl ver- mindert?, IX. Geschlechtliche Zuchtwahl: ihre gegen- w~rtigen Fehler und zukfinftigen M6glichkeiten). Weitere behandeln eugenische Themen, die spezielle Bedeutung ffir Amerika haben (X!V. Einwanderung und der Amerikaner der Zukunft, XV. Die biologischen Wirkungen der Rassenmischung, XVI. Das biologische Schicksal des Negers). Diese Kapitel scheinen dem Ref. besonders wertvotl. Eine weitere Gruppe betrifft Fragen der eugenischen Fortpftanzung (I lL Panmixie and Degeneration, X. Sind I~inder aus frfihen Ehen minderwertig?, XI. Is t Einschr~nkung der NAnderzahl engeniseh nfitzlich oder sch~dlich?, XII . Setzt Ein- schrXnknng der Kinderzahl die Fruehtbarkeit herab?). Endlich einige allgemein eugenische Themen (IV. :Die Verschlechterung unseres Erbguts, V. Soziale Bes- sernng and eugenischer Fortschrit t , ¥ I . Vererbung geistiger Eigensehaften, XI I I . Falsche Ansehaunngen fiber Eugenik). Alles in allem ein sehr vernfinftiges, gem~13igtes und wissenschaftlieh einwundfreies Bnch, was ant diesem heiklen Gebiet sicher eine Seltenheit ist.

R. GOLOSCmUlD% Berlin-DuhIem. HENTSCHI~L, E., Grundziige der Hydrobiologie. Jena:

Gustav Fischer I923. VI, 221 S. und IOO Abbil- dungen im Text. 16× 24 cm. Preis 5.5 ° GoldmarM

Der Letter der Hydrobiologischen Abteilung des

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Heft 22. ] 30. 5. I924

Besprechungen. 437

Zoologischen Staatsinstituts und Privatdozent an der Universit~t Hamburg, Prof. Dr. E. HENTSCHEL, hat den Versueh gemacht, in dem vorliegenden Buche zum erstenmal die Hallptergebnisse der marinen and lim- nischen Hydrobiologie zusammenzufassen.

Nach einer knrzen Einleitung, in der Hydrobiologie als ,,die %Vissenschaft voli den gesamten Beziehungen der Organismen znm umgebenden Wasser oder zum Wasser als Medium" definiert sowie ein 13berblick iiber die Geschichte dieser Wissenschaft gegeben wird, be- handett er die Haupttatsacheli der ttydrobielogie in drei Abschnitten.

Der erste schildert ,,das Einzelleben ~m Wasser". Zuerst werden die -- nicht erblichen -- Wirkungen der Wasserbeschaffenheit ant die Individuen geschil- deft (z. B. umformender EinfluB erhShten Salzgehaites, starker Wasserbewegung; Cyclomorphosen bei Plank- tern u. dgl.), dann die -- erblichen -- Wirkungen der Wasserbeschaffenheit auf die Arten (Formanpassung bei den Organen der AtmuI~g, der Lokalisation, der Err~hrung ulid Wahrnehmung im Wasser, Schutz gegen Gefahren; Fortpflanzung and EntwicMung ira Wasser). Es folgt eine Ubersicht der Organismen- gruppen des Wassers mit ,,hydrobielogischer Kenn- zeichnung."

Der zweite Abschnitt ist dem ,,Gemeinseha/tsleben im Wasser" gewidmet. Er fixiert zuerst den Begriff , ,Lebensgemeinschaft", bespricht dann die ,,Standorts- bedingungen" im Wasser (Gel6ste Stoffe, Bewegung des Wassers, W~rme, Licht, Schwebe- und Triebstoffe) und behandelt schlieBlich ,,die vitale Vereinigung der Organismen" (durch Fortpflanzungsbedingungen, Be- ziehungen auf Grlind des Stoffkreislaufes and sonstige Bezietmngen). Nach einigen Worten fiber den EinfluB der Lebensgemeinschaften ant das Wasser beschlieBt eine ~Tbersicht der Lebensgemeinschaften des Wassers diesen Tell.

Der dri t te Abschnitt behandelt ,,das Gesamtleben im Wasser" in drei Kapiteln: Die Erffillung des Wassers mit Lebewesen (Verteilung der Individueli einer Art, Ver te ihng der Arten, Verteilung der Lebens- gemeinschaften); die Bev61kerung der verschiedenen Gew~.sserarten (Meet und BinnengewXsser); Geogra- phisehe Verbreitung der Lebewesen des Wassers (Meet 12 Seiten, Sfigwasser 31/e Seiten). Ein kurzes Literatur- verzeichnis und ein Sachregister bilden den SchluB des Buches.

Es ist bier nicht der Oft, Anordnung und InhMt des Werkes im einzellien einer Bespreehung zu unter- ziehen; das wird in einer hydrobiologischen Fachzeit- schrift geschehen. Aber emige allgemeine kritische Bemerkungen mfissen der klirzen Inhaltsangabe bier doeh beigeffigt werden. ZumaI d a e s sich um den ersten Versueh einer klirzen Zusammenfassung des Gesamt- gebJetes der I-Iydrobiologie handei£. Da erwartet man selbstverst~ndlich vOlliges Beherrschen des Gebietes ant Grand der gesamten modernen Literatur, grfind- liches Durcharbeiten der Tatsachen und Herausarbeiten der Probleme, nnd schXrfste Gliedernng des Ganzen sowie klare Darstellung der Tatsachen und Folge- rungen. Leider abet entti~uscht das Werk bier in vieler Beziehung.

Eine ganze Anzahl origineller Gedanken und Einzel- stellen sind zweifellos vorhanden, so dab das Buch in muncher Beziehulig anregend wirken wird; abet das Gesamtgeb~et der Hydrobiologie ist nicht dargestellt; vor altem gilt das far die die BinnengewXsser be- treffenden Teile; bier ist die neuere Literatur i~cht vollst~ndig verarbe i te t Die Probleme, mit denen sich die moderne Hvdrobiologie befagt, sind nicht scharf

genug herausgeschMt. Vieles fehlt, was in das Buch zweifellos gehbrt h~tte; munches Gebrachte h~tte vlel- leicht fehlen kOnnen. Auch die Gliedernng des Ganzen is't in dieser Form nicht ganz glficldich, da diese ffir eine Anzahl Dinge, die allgemein zur Hydrobiologie gerechnet werden, einfach keine Stette l~iBt. Und manche Tatsachen sind unklar und schief, einige sogar unrichtig dargestet l t Ffir ein Werk, das sich an weitere naturwissenschaftlich interessierte Kreise der Gebildeten wendet, ist die Darstellung z. T. zu hoch, ffir die Studierenden aber, ftir die das Buch vorzugs- weise gedacht ist, vietfach zu wenig streng wissen- schaftlich und zu lfickenhaft.

So wird das Buch dem heutigen Stande der hydro- biologischen Wissensehaft nicht voll gerecht und muB bei einer Neuauflage grtindlieh erg~nzt, umgearbeitet and durchgearbeitet werden. Ich werde gelegentlieh an anderer Stelle ant die Einzelheiten hinweisen, die mir der Erg~nzung oder Ver~nderung and Verbesserung bedfirftig ersctieinen. Meine Kritik mug vielleicht dem unserer %¥issenschaft Fernerstehenden etwas zu scharf sein; indessen ich glaube, die erste Zusammen- fassung auf dem Gebiete einer relafiv jungen, aber zur Zeit m~tehtig aufblahenden Wissenschaft selIte gerade unter den gegenwartigen wirtschaftlichen Ver- h~ltnissen, die die Herausgabe neuer wissenschaft- licher Werke so sehr erschweren, gleieh yon vornherein alien Ansprfichen, die man an eine solche Zusammen- fassung stellen kann und mul3, velI gerecht werden.

A. THIENEMANN, P16n. KEETSCHMER, ERNST, ~ber Hysterie. Leipzig:

Georg Thieme I923. V I , xx 5 S. 13× 2o cm. Preis 2,25 Goldmark.

Die Literatur fiber das Hysterieproblem ist groB. Material und Gesichtspunkte sind reichlich zusammen- getragen worden. Dennoch ist heute noch kein con- sensus omnium fiber die Abgrenzung und die Erffillung des Hysteriebegriffs erreieht. Wenn K~ETSCHM~IL dem die Literatur sehon mancherIei originale Einf~lle dankt, zu ihm das Wort ergrMft, so erwartet man, dab er dem Problem eine neue Seite abgewinnt. Das ist in der Tat der Tall. Er ordnet eine Anzahl hysterischer Erscheiliiingen unter den Gesichtspulikt des R~ek- ~'chlags i~ primitive Mechanismen. Ahnlich wie gewisse Reflexeinrichtungen des jungen Kindes sparer durch ,,h6here" Mechanismen verdeckt oder ersetzt werden, so ruhen auch in jedem Menscheli phylogenetisch primitive FunktionsverbXnde (auch anatomisch unter- baut), die unter besonderen Umst~nden plStzlich wieder ans Licht kommen. In doppelter \¥eise ist dies ffir die t tysterie charakteristisch. I. Unter dem Zweck- willen steht der (phylogenetisch frfihere) hypoboulische \¥illeli, er entspricht einem persistierenden Organ. Dieser Ausdruck ,,hypoboulisch", der SOtlSt in der Bedeutling eines abgeschwXchten Willensantriebes schon verwendet wurde, leitet leicht ilTe. KRETSCI~MER versteht un±er ,,hypo", das ,,darunter" im Sinne einer Schichtling. Dutch irgendeine seelische Erschfitterung wird die ,,obere" Zweckwillenssph~re insuffizient, und die Hypoboulik t r i l l in Kraft (z. t3. in GestaIt eines wilden Um-sich-Schlagens}. Es gibt im Willen also sozusagen drei Schichten: die Zweckinstanz, die Hypoboulik, den Reflexappara~; jede stellt einen Wirkungsbogen nach Analogie des Spinalreflexbogens dar. 2. Diese primitive VgilIensform entl~dt sich nun gerli in zwei wiederam primitiven Meehanismen: dem Bewegungssturm und dem Totstellreflex (mit Un±er- und Zwisehenformen). Ersterer zeigt sich z. B. beim unruhigen Flattern eines plStziieh eingesperrten Vogels, -- beim Infusor, das einer heiBen Str6mung zu nahe

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438 Zuschrif ten und vorI~ufige Mitteilungen. Die Natur- wissensehaffen

kommt. Es ist eine inst inktm~gige Abwehr auf st6rende AuBenreize und ha t eine relat ive biologisehe Zweck- m~Sigkeit, wenngleich die einzelnen Bewegungen ziellos And. Dieser TCberproduktion motorischer Im- pulse entspr icht beim Menschen das Zornstrampeln oder Wutschre ien des Kindes, die fibermXBige sinnlose motorische Erregung bet der Pan ik and eben der hyste- rische Anfall. Das Landm~dchen, das in die GroBstadt verpf lanzt wird und dort hysterische Symptome be- kommt, er inner t an das schwimmende Infusor, das auf die Ann~herung an eine lebensungfinsfige Zone mi t Bewegungsstfirmen reagiert. Eine panikergriffene Volksmenge b e n i m m t sich ,,genau so" ecie ein einge- sperr ter Vogel. Eine solche hysterische Reakt ion ver- h~lt sich zur menschlichen Normalreakt ion wie der Ins t ink t zum Intel lekt . Sie ist blind, s ta rk and ziel- s trebig wie der Insf inkt . Atmlich s teht es mi t dem Totstellreflex. Wi t sind berechtigt, diese t ienschen Zust/~nde mi t der mensehliehen Hypnose a n d den hysterisehen Stuporen und D~mmerzust~nden unter physiologisehen Gesichtspunkten ,,im wesentlichen als ident iseh" zu betraehten. -- Dies ist der Hauptgedanke des Kretschmersehen Buches. U m ihn ansehaulich werden zu lassen, analysier t der Verf. vor allem die positiven, die motorischen Symptome der Hysterie. Die negativen t re ten in der Schilderung s t a rk zuriick. Was er fiber die Rolle des Infant i l ismus und sonstiger Verkfimmerungen, fiber Gew6hnung und Automat i smen sagt, erscheint nicht wesentlich anders gefaBt als ge- w6hnlieh. Feiner und eindringlicher als sonst ist die Analyse jener Kriegshysterien ausgefallen, bei denen auf eine erste Schreckreakfion (z, B. Zittern) eine sub- l iminal willkfirliehe Verst~rkung dieses Zi t terns erfolgt, die dann nicht selten zu ,,einer Ar t Kranldaeit" und endtieh einem hyster ischen Gewohnheitsrest fi~hrt. Dieser TeiI des Buches erscheint am besonnensten, am ruhigsten durchdacht . Im fibrigen s teht die Dikt ion

in einem wahren Bewegungssturm. Man dar t nicht scharf zufassen and forschen, wie I~RETSCHMER seine Hauptbegriffe verwendet. Ihre Bedeutung wechselt be- st~ndig. Sein IReflexbegriff ist anBerordentlich schil- lernd (,,halbreflektorischer Daueraffekt"!), sein In- st inktbegriff unterscheidet sich sehr erheblieh yon dem der sonstigen %Vissenschaft, sein ¥¢iIlensbegriff ist mir t rotz sorgfMtigster Vergleichung der einzelnen An- wendungen nicht Mar geworden (der Wille ,,befindet sich noch im Tetanus" !). Gegenfiberstellungen wie , , instinktiv und rat ional" waren in der sonstigen wissenschafflichen Psychologie zum Glfick schon ge- raume Zeit fiberwunden worden. Zahtreiche Bilder and Vergleiche (Bilder des Doppelg~ngers, des Zu- reitens eines Pferdes) helfen aus logisch schwierigen Situationen. Abet gerade diese manchmal fast wie Improvisa t ionen anmutende Schreibart mi t ihrem rapiden Tempo wird manchem Leser Freude berei ten, sic ist v611ig unakademisch, friseh, einfallsreich, unmit te l - bar und pers6nlich. Man w~irde sicher noch lieber alle kri t isehen Bedenken It~r einige Z i t zurfickstellen und dem Autor Iolgen, wenn er seine Sprache etwas sorg- f~ltiger behandelte. Aber so muB man mi t in Kauf nehmen, dab I(~ETSCHMER Yon einem ,,Meet flieBender ~)berg~nge", einem , ,Mutterboden yon rasch abklin- genden Schreckreaktionen", yon unl6slichen Ober- g~ngen, yon charakterologischen Kulturschichten usw. spricht; ja er l~Bt sogar stehen, dab der hypoboulische D~mon uns eine Affektexplosion entgegenwirbelt, und dab Leute ,,yon der L~rmszene chemotak t i sch angelockt, sich recht eigentlich in die Traufe stellen." Gerade so, wie bier die Sprache mi t dem Autor durch- geht, so ist es oft auch mi t seinen Gedanken. Und diese Proben fanden bier Platz, um das Buch K~ETSCH- MERS MS ZU jenem Typus geh6rig zu charakterisiereu, den man heute gern als , ,anregend" bezeichnet.

HANS GRUHLE, Heidelberg.

Zuschriften und vorHiufige Mitteilungen. 0 b e r d e n N o r m a l z u s t a n d der Atome V a n a d i u m ,

Titan u n d S c a n d i u m . Auf Grund yon Absorptionsversuchen, die wit mi t

Hilfe des im Eins te in turm aufgestellten Kingschen Ofens in den DXmpfen der obengenannten Metalle bet etwa 20o0 ° angestell t haben, sind wit zu Iolgenden Resul ta ten gber die dem Normalzustand der betreffen- den Atome entsprechenden Terme gekommen:

I . Vanadium. Im Spekt rum des Vanadium sind du tch die Arbei ten yon LAPORTE I) und MEGGBRS s) und CA'rALAN 8) Quar te t t s und Sextet ts sichergestellt worden. Von den bisher analysier ten Termen ha t die gr6Bten Termwerte eine F-Termgruppe des Quar te t t - systems mi t den Aufspal tungen 229,6; 186,o und 137,5 cm -1. U m etwa o,26 Volt h6her liegt eine d-Term- gruppe des Sex te t t sys t ems mi% den A u f s p i t u n g e n 113 ,4 ; 91,3; 66,9; 41,o. In Absorpt ion haben wit nun nu t solche Linien erhalten, die yon diesen beiden Niveaugruppen ausgehen. Daraus is t zu sehlieBen, dab der gr6Bte Term der _P-Termgnuppe, also x~s/~, dem Normalzustande des V-Atomes entspricht . Vom Standpunkte der B0hrschen Atomtheorie heil3t dies,

1) O. L_~ORTE, Naturwissenschaften xx, 779- I923; Physikal. Zeitschr. 24, 51o. 1923.

2) W. F. MEGG~S, Journ. \,Vashington Acad. I3, 317 • 1923"

3) M. A. CATALAN, Anales de la sociedad espafiola de fis.-y quim 22, 72 . I924 •

dab das losest gebundene Elektron des Vanadiums in ether azimutal vierquant igen Bahn, also wohl sicher in einer 44-Bahn, gebunden wird. Der absolute Wer t der Terme und die Ionisierungsspannung lassen sich bisher nicht berechnen, da eine mehrgliedrige Serie, aus der sich die Grenze berechnen lieBe, n icht bekann t istl).

2. Titan. ~ b e r Gesetzm~Bigkeiten im Spekt rum des Ti tan liegt bisher nu t eine Arbei t yon C. C. KIESS und H. K. KIESS3) vor. Die Deutung der yon ihnen gefundenen Multipletts als Quintet ts und Triplet ts ist von A. CATALAN S) gegeben. Wi t haben die Mul- f iplet ts yon KIESS a n d Nl~SS ether genauen Durch- sicht unterzogen, wobei sich heransstell te, dab einige nicht r ichtig angegeben sind, haben mehrere neue Mult iplet ts analysiert und vor allem durch Aufsuchen yon I (ombinat ionsmult ipIe t ts den Zusammenhang zwischen dem Quintet t - and Tr iple t tsys tem festgestellt. Besonders in letzterem Punk te scheinen unsere Er- gebnisse im Einklang zu sein mi t der im Mount Witson Observatorium yon I~USSELL, BABCOCK und I{ING auf Orund neuer sorgffdtiger Messungen unternomme-

1) Die yon O. LAPORTE 1. C. gegebene Berechnung hal ten wi t n icht tfir einwandfrei.

~) C. C. KIEss und H. K. KI~SS, Journ. Washing ton Aead. I3, 270. 1923.

s) A. CATALAN, Anal. de la soc. espafiola de fis. y quim. 2I, 464 • 1923 .