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VI. Besprechungen, 6rundriss der Gesehichte der Medicin und des heilenden Standes. Von Dr. med. Job. Herin. B aas. Mit Bildnissen in Holzschnitt. Stutt- gart, Enke's Verlag. 1876. So. 904 S. (20 Mk.) Von der Auffassung ausgehend, dass die Geschiehte der Mediein als ein Theil der Geschichte der Gesammtcultur, mit welcher die Medicin durch- weg gleiehen Schritt Imlte, betrachtet werden miisse, hat der Verf. den Stoff zu vorliegendem Werke vom culturhistorisehen Standpunkte aus be- arbeitet, und dasselbe dementspreehend den fibrigen Geschichtswerken fiber Medicin entgegen in zwei grosse Abtheilungen getheilt. Die erste euth~tlt die medicinisehe Cultur derjenigen V61ker, deren diesbeziigliche Entwicke- lung bereits abgeschlossen oder stillstehend (resp. nicht selbstst/~ndig/ ist. Geschichte der itltesten Medicil, und der Medicin der Urv61ker. Die Ab- theilung umfasst in 5 Abschnitten die Medicin der Aegypter, Juden, Inder, Perser und Ph6nizier, Chinesen und 3apanssen, in einem (!. Absshnitte die medicinisehen Anschaum~gen ul~d Einrichtungeu bet den fibrigen thetis unter- gegangenen, theils stillstehenden, thsils eigenei medicinischer Cultur bis jetzt ferngebliebenen V(~lker, st z. B. tier Scythen, Tiirken, Abessilfier, Neger, Lappe,~, Eskimos, Iudianer sic. Die zweite Abtheilung enthalt die medicinisehe Cultur der V61ker, deren diesbeziigli(;be Entwickehmg eine forlschreitende war oder ist. Die- selbe zerfitllt in 4 Zeitri~ume und zwar: l) Medicin der Oriechen und Riimer bis zur Zeit des Unterganges des westriimischen Retches 476 u. Chr. Gesehichte der alten Medicin. 2) Bis zur Entdeekung Amerikas. Oesehichte der Medicil~ des Mittel- alters. 3) Von da his zur Beendigung der ersten fi'auz6sischen Revolutiom 1492--lS0O. 4) Geschichte der Medicin des 19. Jahrhunderts. 1800--1875. Der Verf. bat sich dis scbwierige Aufgabe gestellt, ein Buch zu schrei- ben, welches uicht nur ftir Aerzte, sondern auch ffir gebildete Nichtitrzte anziehend und nfitzlich sein soll; und es verdient an dieser Stelle rtihm- lichst hervorgehoben zu werden, class ibm dies wie Wenigen vor ibm, die

Besprechungen

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Page 1: Besprechungen

VI.

Besprechungen,

6rundriss der Gesehichte der Medicin und des heilenden Standes. Von Dr. med. Job. Herin. B aas . Mit Bildnissen in Holzschnitt. Stutt- gart, Enke's Verlag. 1876. So. 904 S. (20 Mk.)

Von der Auffassung ausgehend, dass die Geschiehte der Mediein als ein Theil der Geschichte der Gesammtcultur, mit welcher die Medicin durch- weg gleiehen Schritt Imlte, betrachtet werden miisse, hat der Verf. den Stoff zu vorliegendem Werke vom culturhistorisehen Standpunkte aus be- arbeitet, und dasselbe dementspreehend den fibrigen Geschichtswerken fiber Medicin entgegen in zwei grosse Abtheilungen getheilt. Die erste euth~tlt die medicinisehe Cultur derjenigen V61ker, deren diesbeziigliche Entwicke- lung bereits abgeschlossen oder stillstehend (resp. nicht selbstst/~ndig/ ist. Geschichte der itltesten Medicil, und der Medicin der Urv61ker. Die Ab- theilung umfasst in 5 Abschnitten die Medicin der Aegypter, Juden, Inder, Perser und Ph6nizier, Chinesen und 3apanssen, in einem (!. Absshnitte die medicinisehen Anschaum~gen ul~d Einrichtungeu bet den fibrigen thetis unter- gegangenen, theils stillstehenden, thsils eigenei medicinischer Cultur bis jetzt ferngebliebenen V(~lker, st z. B. tier Scythen, Tiirken, Abessilfier, Neger, Lappe,~, Eskimos, Iudianer sic.

Die zweite Abtheilung enthalt die medicinisehe Cultur der V61ker, deren diesbeziigli(;be Entwickehmg eine forlschreitende war oder ist. Die- selbe zerfitllt in 4 Zeitri~ume und zwar:

l) Medicin der Oriechen und Riimer bis zur Zeit des Unterganges des westriimischen Retches 476 u. Chr. Gesehichte der alten Medicin.

2) Bis zur Entdeekung Amerikas. Oesehichte der Medicil~ des Mittel- alters.

3) Von da his zur Beendigung der ersten fi'auz6sischen Revolutiom 1492--lS0O.

4) Geschichte der Medicin des 19. Jahrhunderts. 1800--1875. Der Verf. bat sich dis scbwierige Aufgabe gestellt, ein Buch zu schrei-

ben, welches uicht nur ftir Aerzte, sondern auch ffir gebildete Nichtitrzte anziehend und nfitzlich sein soll; und es verdient an dieser Stelle rtihm- lichst hervorgehoben zu werden, class ibm dies wie Wenigen vor ibm, die

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denselben Stoff bearbeiteten, gelungen ist. Die Aerzte und welche es wer- den wollen, finden ein durch die enorme Ftille seines Inha|tes imponiren- des Werk vor sich, welches die grSsste Literaturkenntniss und das selbst- st~indige Urtheil des Sehreibers fast auf jeder Seite vcrr~ith~ und was dabei ein ganz besonderes Interesse erregt, ist der Umstand, da~s an der rich- tigen Stelle die Geschichte des i~.rzt[ichcn Standcs, die Entwicke[ung medi- cinischer Schulen und Univcrsitfiten, ferner die sociale Stclhmg des Arztes yon seinem grossen Einflusse auf Gesetze und Sitten der VSlker anfangend his selbst herab zur ,Honorarfrage" zweckentsprechend und auf das Ein- gehendste cingefiochten ist. :Nicht weniger grtindiich sind die Wcchselbe- ziehungen de~" Medicin zu den fibrigen Wissel~schaften, Theologic, Juris- prudenz~ Philologie, Naturwissensehaften und der politisehen Geschiehte der V(ilker abgehandelt, so dass sich f(ir den gebildeten :Nichtarzt, in specie auch ffir den Historiker von Fach des Interessanten genug vorfindet. Was den vierten Zeitraum der zweiten Abtheilung des Wcrkcs (Gesehichte der neuesten Medicin S. 647--842)anbetrifft, so scheint sich der Verf. der Schwierigkeit vollkommen bewusst gewesen zu sein, hier vom Standpunkt des Kritikers aus zu urtheilen ; namentlich gilt dies yon der alierjtingsten Pe- riode, in welcher cinc Menge b~amen noch lebendcr Forscher erwiihnt wer- den mtissen~ dcren Wirken noch nicht abgesch[ossen ist und deren Ideen, Theorien etc. naeh dem Fortschritt der Wissenschaft manchmal yon ihnen selbst modificirt und umgemodelt werdcn. Splitere Geschlechter werden fiber diese Zeit gewiss anders urtheilen, als wir heut zu Tage, und urlserer Meinung nach richtiger; sic lasso man auch die Geschichte dieser Zeit sehreiben. Indessen hat besagter Thei! als Nachsehlagebuch fth" die Faeh- genossen doch seinen Werth, da er eine verhitltnissmttssig sehr vollst~n- dige Aufzithlung der bedeutendsten Aerzte und Universitiitsprofessoren ent- halt, ncbst Angabe ihrer hervorragenden Leistungen und vorzfigliehsten Daten ihres Lebens.

Das Buch ist sehr iibersichtlich abgefasst, der Stil gefiillig, die Ab- sicht des Verf., ,den Leser bet guter Stimmm~g zu erhalten", scheint er- reicht. Die Ausstattung ist vorztiglich, Druck und Holzsehnitte racist gut. Ein ausftihrliches Autorenregister am Schluss des Werkes, welches sich bis in die allerneueste Zeit crstreckt (1875) und fast alle 1Namen der f(it' die Medicin verdienten Medieiner, nebst Angabe der Zeit, in wclcher sic leb- ten, enthiilt, erleichtert die Orientirung.

Wir empfehlen aufs Wiirmste das vorliegende Bueh des Wormser Arztes, welcher chronischen Siechthums haiber seine bewegte Praxis zum Theil mit ether mehr hii.uslichen Thatigkeit vertausehte, deren segensreiche Frtichte wir hier vor uns sehen.

Dr. F i s c h e r (Strassburg i/E.).

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D i e S p r ei z I a (t e, ein praktischer Verband ftir Fracturen des Oberschen- kels. Von W. Th. v. Renz , Geh. Hofi'ath und kSnigl. Badearzt in Wildbad. Zweite Auflage.

Das vorliegende Werkehen erschien bereits 1870 und wurde die darin beschriebene Spreizlade yon mehreren Seiten als einfaeh doch zweckent- sprechend anerkannt. Diese zweite dureh einen Nachtrag vermehrte huf- lage enth~tlt in diesem die mit dem Apparat erzielten Resultate. Das rich- tige Priucip dieser Lade besteht darin, dass b e ide Extremitliten und das Beeken gut fixirt werdcn und zwar in Abductionsstellung, wegen der bes- seren Coaptation der Bruchenden. Die Lade selber ist aus Tanuenholz verfertigt und an den Seiteil wegen etwaiger, bei complicirten Fracturen nothwendigen Verbi~nde mit kleinen Thtirehen versehen, im Grossen und Ganzen eine ,,h61zerne Ausgabe", allerdings nieht der einfaehen B o n n e t - schen Drahthose, sondern der doppelten, die ja bei uns in Deutschland in manchen Kliniken gebraucht wird. Da die 8preizlade abet, wie der Verf. richtig sagt, leichter, schneller und billiger herzustellen ist, so ist sie ge- wiss speciell flit Kriegszweeke wohl zu empfehlen, und zwar flit alle F/ille, wo die Abductionsstellung des eberen Fragmentes schwer die Flexionsstel- lung desselbeu leichter zu bew/iltigen ist.

Dr. S o n n e n b u r g .

I)eutscim Zeitschrift f. Chirurgie. VII I . Bd.