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ARCHrV DER PHARMACIE, 27. Band, 17. Heft. A. Originalmitteilungen. __ .- Bestimmnng des lorphingehaltes des Opinms. Von F. A. Fliickiger. Nach trag. 1 Nachdem der Aufsatz im zweiten Augustheft, p. 721 u. f., schon dem Druck tibergeben war, kam mir das Juliheft der ,,EphemerisU zu, worin mein verehrter Freund Dr. E. R. Squibb in Brooklyn eine Erginzung und Verbcsserung seines Verfahrens der Morphinbestinimung bringt. Ich bedaure, diese vortreffliche Arbeit nicht friih genug zur Hand gehabt zu haben und bcschrankc mich heute darauf, ihren Inhalt der Hauptsaclie nach bier anzuschliefsen. Der Verfasser ist in der Lage, in grofsem Mafstabe zu arbeiten und widmet daber zunlchst grofse Sorgfalt 1. Der Eerstellung einer richtigcn Durchschnittsprobe. Dazu wahlt er je das fiinfte der grofsen ,,Uroteu (lumps) und das zehnte der klcineren aus einer Kiste, sticht aus jedem ein kegelfcirmiges Stuck hcraus, scbneidet von jedem der letzteren einen Streifen (narrow strip) ab und vereinigt alle Streifen zu einer Masse, welche schliefslich wiedcrholt ausgeplattet, gcknetet und gerollt wird, uni sie durch und durch vollig gleichartig zu bekommen. In dieser Weise (die Einzel- heiten des Vertahrens sind ausfilhrlich angegeben) stellt man Portionen von j e log her. 2. Maceration. 10 g werden hiichstens 2 Stunden lang mit 100 ccni Wasser unter ofterem Schtitteln zusammengestellt. Squib b findet es unzweckmafsig, das Opium mit dem Wasser zu zcrrciben, weil Kautschuk und Harz hinderlich seien, ein t;'belstand, welcher doch auch wohl bei dem Zusammcnschirtteln nicht ganz wegfallen wird, wohl abcr . 1 Kam leider zu spat an, urn alsbald zu folgen. Rdt. Arch. d. Phnrm. XXVII. Bds. 17. Heft. 49

Bestimmung des Morphingehaltes des Opiums

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Page 1: Bestimmung des Morphingehaltes des Opiums

ARCHrV DER PHARMACIE, 27. Band, 17. Heft.

A. Originalmitteilungen. _ _ .-

Bestimmnng des lorphingehaltes des Opinms. Von F. A. F l i i c k i g e r .

Nach trag. 1 Nachdem der Aufsatz im zweiten Augustheft, p. 721 u. f., schon

dem Druck tibergeben war, kam mir das Juliheft der , , E p h e m e r i s U zu, worin mein verehrter Freund Dr. E. R. S q u i b b in Brooklyn eine Erginzung und Verbcsserung seines Verfahrens der Morphinbestinimung bringt. Ich bedaure, diese vortreffliche Arbeit nicht friih genug zur Hand gehabt zu haben und bcschrankc mich heute darauf, ihren Inhalt der Hauptsaclie nach bier anzuschliefsen. Der Verfasser ist in d e r Lage, in grofsem Mafstabe zu arbeiten und widmet daber zunlchst grofse Sorgfalt

1. Der E e r s t e l l u n g e i n e r r i c h t i g c n D u r c h s c h n i t t s p r o b e . Dazu wahlt er j e das fiinfte der grofsen ,,Uroteu (lumps) und das zehnte der klcineren aus einer Kiste, sticht aus jedem ein kegelfcirmiges Stuck hcraus, scbneidet von jedem der letzteren einen Streifen (narrow strip) ab und vereinigt alle Streifen zu einer Masse, welche schliefslich wiedcrholt ausgeplattet, gcknetet und gerollt wird, uni sie durch und durch vollig gleichartig zu bekommen. I n dieser Weise (die Einzel- heiten des Vertahrens sind ausfilhrlich angegeben) stellt man Portionen von j e l o g her.

2. M a c e r a t i o n . 10 g werden hiichstens 2 Stunden lang mit 100 ccni Wasser unter ofterem Schtitteln zusammengestellt. S q u i b b findet es unzweckmafsig, das Opium mit dem Wasser zu zcrrciben, weil Kautschuk und Harz hinderlich seien, ein t;'belstand, welcher doch auch wohl bei dem Zusammcnschirtteln nicht ganz wegfallen wird, wohl abcr .

1 Kam leider zu spat an, urn alsbald zu folgen. Rdt. Arch. d. Phnrm. XXVII. Bds. 17. Heft. 49

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durch die von rnir empfohlene vorausgehende Reinigung des Opiums vermittelst Chloroform und Ather.

3. F i l t r a t i o n . Der Brci wird auf ein Filtrum von 12 cm Durch- niesser gegeben, welches nicht gcnau in den Trichter pafst, sondcrn so zusammengelegt wird, dab die Spitze des Filtrums frei im Trichter schwebt. Man sammelt 150 ccm Filtrat, nirumt das Opium wieder in den Kolbcn, schuttelt es 5 Minuten lang mit 50 ccm Wasser und bringt es alsdann auf das Filtrum zuruck. Durch Butropfen von Wasser, welches man auch schon anfangs, zum Teil aus einer IIijhe von 15 cni , in dm F i t r u m fallen l&Tst, wertlen zum zweiten X i l e 150 ccm Filtrat gewonnen.

Dr. S q u i b b ninimt an, dafs nun in den gesamten 300 ccni Filtrat alles Morphin der 10 g Opium enthnlten sei und verwirft gYnzlich die Methode, von dem wasserigen Auszuge nur einen Teil zur Morphin- bestimmung zu verwenden. Hierin liegt, \vie nian sieht, ein wichtiger grundsatzlicher Unterschied. Nach S q u i b b ' s Erfahrung schwankt der Betrag der Stoffe, welche das Opium an (kaltes) Wasser abzugebcn vermag, von 58 bis 77 Proz. (bezogen auf getrocknetes Opium, wie ich annehnie). Ich habe dieses oben, p. 726, ebenfalls beriicksichtigt untl glaube, dafs die Durchschnittszabl nicht weit von 60 abliegt.

S q u i b b ' s Anschauung kann nicht beanstandet werden, sobald man sich iiberzeugt, dak in der That das dreifsigfache Gewicht Wasser geniigt hat, um alles Morphin wegzunehmen. Ob das immer der Fall ist, scheint mir nicht bewiesen und jedenfalls wird durch so viel Wasser auch mehr Narkotin in Lijsung gebracht werden.

4. E i n d a m p f c n d e s h u s z u g e s . Da nun 300 ccm Filtrat gesammelt worden sind, so mufs diese allzu bedeutende Fliissigkeits- menge vermindert werden. S q u i b b dampft zuerst die zuletzt gewonnenen 150 ccm, dann die anderen 150 ccm in der Art ein, daCs sich nicht festes Estrakt an die Porzellanschale anlegt. Die konzentrierte Fliissigkeit gibt e r in einen Kolben und spult die Abdampfschale mit so vie1 Wasser aus, dafs e r schliefslich 20 g Opiumauszug in dem Kolben hat, also nur das doppelte Gewicht der in Untersuchung genommcnen Opiumprobe. Man wird zugeben miissen, dafs es gut ist, die Fallung des Morphins aus msglichst konzentrierter Lijsung vor sich gehen zu lassen. Ich hatte friiher das Bedenken, dars eine Morphinlijsung das Eindampfen nicht ver t rqe , mufs diese Bcfiirchtung abcr nunmehr filr iibertrieben, wenn nicht grundlos erachten. In diesem Sinne spricht meine Beobachtung, dafs Morphinsulfat, welches tagelang, in viel Wasser

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geltist, auf dem Wasserbade erwarmt und eingetrocknet wurde, nach iifterer Wiederholung des Versuches, immer mit der gleichen Menge des Sulfates, sich doch schliefslich kaum gefgrbt zeigte; der Ruckstand ver- iinderte auch zuletzt weder blaues, noch rotes Lackmuspapier. Sofern also das Morphin im Opinmauszuge in Form von Sulfat vorhanden ist (p. 725 oben), wird man das Eindampfen des Auszuges gutheifsen durfen.

5. F a l l u n g d e s M o r p h i n s . Die (lurch Eindampfen hergestellten 20 g schuttelt S q u i b b mit 10 g Weingeist von 0,815 spez. Gewicht, dessen Anwendung er fiir unerl8fslich halt, setzt ferner 17,5 g Ather von 0,725 spez. Gewicht und 3,5 g Ammoniak (0,960) zu untl schiittelt wLhrend 40 Minuten sehr kriiftig, worauf das Gemisch wenigstens G Stunden stehen bleibt; bei kiirzerer Dauer des Versuches wurde das Morphin nicht vollstlndig abgeschieden. Es ware zu fragen, ob es sich nicht empfehle, weniger Weingeist als 10 g zu nehmen.

6. Dem A u s w a s c h e n d e s M o r p h i n s widmet S q u i b b besondere Sorgfalt.. Er giefst zunachst die hherschicht auf ein Doppelfiltrum von 9 cm Durchmesser, welches in der oben (p. 770) angedeuteten Art lose in den Trichter hineinragt und ziivor mit Ather getrankt wird. Die Eliissigkeit wird noch zweirnal mit j e 20 ccm Ather ohne starkes Schutteln gemischt und die Atherschichten wieder auf das Filtrum gebracht. Dieses empfangt alsdann die Morphinkrystalle, welche man mit j e 3 ccm Wasser aus dem Kolben herausspiilt und rnit Wasser wkcht, das aus einer Pipette ungef??hr 15 cm hoch heruntertropft; hierzu verwendet man gegen 50 ccm Wasser. Nun stellt man eine gesattigte Auflosung von Morphin in Weingeist von 0,815 spez. Gewicht her und giefst davon 5 ccin auf das Alkaloid im Filtrum, urn das noch daran hiingende Wasser zu verdrangen. Sobald dieses erreicht ist, beseitigt man den geringen Rest der aufgegossenen Morphinlosung durch mindestens 5 ccm Ather. 1st dieses abgedunstet, so lafst man die beiden ineinander steckenden Filtra bei 600 trocknen und bestimmt das Gewicht des darauf liegenden Morphins.

Ks ist eine unerfreuliche Arbeit, eine wasserige Fliissigkeit durch Papier zu filtrieren, welches mit Ather getrankt ist, oder uingekehrt. Eine weingeistige Morphinlosung herbeizuziehen, urn diese Schwierigkeit zii umgehen, halte ich aber doch nicht fKr zulgssig ; durch Verdunstung oder durch Vermischung rnit Ather wird die Losung unvermeidlich Morphin abgeben, also eine, wenn auch nur urn ein geringes hohere Ausbeute herbeifihren. Es gelingt mir nicht iibel, jene Filtration durch-

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zuffihren, wenn ich ohne weiteres das Filtrum mit der Fliissigkeit voll giefse, in welcher die Morphinkrystalle entstanden sind, gleichviel ob diese sogleich mitkommen oder nicht. Wenn man das Filtrum vor- sichtig genau voll giefst, so kann man es durch ferneren Zusatz von Mutterlauge oder auch von Wasser dahin bringen, dars die Athcrschicht uber den Rand dcs Filtrums hinausfliefst, ohne Morphin mitzureirsen. Vielleicht ware es noch zweclimiirsiger, das Morphin vermittelst Glas- wolle zu sammeln.

Z u erinnern ware auch noch, dars 600 nicht geniigen, um das Morphin zu entwasscrn; es ist also in tliesem Fallc als C,,H,,NO, + OH, zu berechnen.

7. U n t e r s u c h u n g d e s M o r p h i n s . a) Zu diesem Bwecke werden 0,s g der Krystallle mit 50 ccm Kalliwasser zusammengebracht und darin sanft hin- und herbcwcgt, bis Lijsung erfolgt. Sollte diese nicht vollstiindig eintreten, so 1Lfst sich der ungelijste Anteil auf einem gewogenen Filtrum sammeln, niit Kalkwasser und zuletzt mit reinem Wasser waschen, trockncn und wxgcn. Doch wird ein solcher Riick- stand kaum in 5 FIllen von 100 wirklich wagbar sein. - b) V o l u - m e t r i s c h e P r i i f u n g d e s M o r p h i n s . 0,5 g des Alkaloids init 1 Mol. OH, verlangen 16,5 ccm Zebntel-Nornialosalsaure zur Sattigung und 56 ccrn Kalkwasser werden durch 22 ccm dieser Oxalsaure neutralisiert. Eine durch Phenolphtalei‘n gerijtete Auflijsung des Morphins in Kalk- wasser wird durch OxalsHure entfarbt, sobald nur eben dns Kalkwasser neutralisiert ist; das Morphin wirkt nicht auf Phenolphtale’in, wohl aber auf Lackmus. Wcnn inan nunmchr ferner Oxalsaure zufliefsen lHfst, so sattigt sie das aus der Calciumverbindung frei gewordcnc Alkaloid; sobald 16,5 ccm Zehntcl-Normaloxalsaure beigefrigt sind, wird Lackmus- papier durch die Fliissigkeit geriitet, sofern das zu den1 Versuche ver- wendete Morpliin rein war. Ein geringerer Vcrbrauch als 16,5 ccm bekundet eine nicht vollstandige Reinheit des Morphins. Bei 5: q u i b b ’ s Versuchen waren in der Regel miudestens 1G,4 ccm Oxalsaurelosung erforderlich.

Diese aus sehr umfassender Erfahrung hervorgegangenen Vor- sclllage verdienen vollstc Ueriicksichtigung ; sic sind in hohem Grade geeignet, unter Benutzung der von I) i c t e r i c h und anderen Beobachtern ermittelten Thatsachen zur Losung dcr von so vielerlei Schwierigkeiten umgebenen Aufgabe zu dienen.