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Hochschule RheinMain FB Geisenheim Studiengang Landschaftsarchitektur Bewegungsparcours in Darmstadt und Hanau - Pilotprojekte des Hessischen Sozialministeriums Eine empirische Untersuchung der Nutzung Prof. Dr. Ing. Grit Hottenträger Dipl.-Ing. (FH) Annina Kreißl Geisenheim, Oktober 2012

Bewegungsparcours in Darmstadt und Hanau - Pilotprojekte ... · Werbetrommel gerührt, Artikel in der Tagespresse veröffentlicht etc. - sie müssten demnach in beiden Städten bekannt

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Hochschule RheinMain – FB Geisenheim – Studiengang Landschaftsarchitektur

Bewegungsparcours in Darmstadt und Hanau -

Pilotprojekte des Hessischen Sozialministeriums

Eine empirische Untersuchung der Nutzung

Prof. Dr. Ing. Grit Hottenträger

Dipl.-Ing. (FH) Annina Kreißl

Geisenheim, Oktober 2012

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Vorwort

Die vorliegende Studie wurde in Kooperation und mit finanzieller Unterstützung des

Hessischen Sozial Ministeriums durchgeführt. Unser besonderer Dank gilt Frau Dr.

Maulbecker-Armstrong und Frau Emmerich, die die Studie ermöglichten. Mit dieser Studie

wurde erstmals die Nutzung von Bewegungsparcours untersucht, bei denen betreute

Übungsstunden angeboten werden und die durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit in

Darmstadt und Hanau bekannt gemacht wurden.

Unterstützt wurden wir bei der Studie sehr hilfreich von Herrn Ritter, Leiter der Fachstelle

Sport in Hanau, sowie von Herrn Klatt, Sportbeauftragter der Stadt Darmstadt und

insbesondere von Herrn Knecht, Projektbeauftragter des Sportkreises Darmstadt. Sie

unterstützten uns bei der Erstellung und vor allem der Verteilung der Fragebögen an die

Teilnehmer/-innen der Übungsstunden. Zudem nahmen sie sich die Zeit für die

Expertengespräche und beantworteten geduldig alle Fragen. Ihnen ein herzliches Dankeschön.

Unser Dank gilt insbesondere auch allen Personen, die sich die Zeit nahmen die doch etwas

umfangreichen Fragebögen auszufüllen oder die Vor-Ort-Interviews mit uns zu führen. Ohne

diese Ergebnisse wäre die Studie deutlich weniger aussagekräftig.

Geisenheim im Oktober 2012

Grit Hottenträger

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Einleitung: Stand der Forschung ........................................................................................ 1

2 Ziel der Untersuchung und Methodik ................................................................................. 5

2.1 Ziel der Untersuchung ........................................................................................... 5

2.2 Vorgehensweise und Methodik .............................................................................. 6

3 Bewegungsparcours im Bürgerpark Nord in Darmstadt ...................................................... 8

3.1 Lage und Beschreibung ......................................................................................... 8

3.2 Aufbau Bewegungsparcours .................................................................................. 8

3.3 Zählungen und Beobachtungen ............................................................................ 12

3.3.1 Nutzerstruktur (Zählungen) ................................................................ 13

3.3.2 Zeitliche Verteilung der Besucher und Besucherinnen ........................ 17

3.3.3 Teilnehmende Beobachtungen und Kartierungen ................................ 19

3.3.4 Nutzungskartierungen: Präferenzen an den Geräten ............................ 23

3.4 Vor-Ort-Interviews .............................................................................................. 28

3.5 Experteninterview ............................................................................................... 32

3.6 Befragung der Teilnehmer/-innen der angeleiteten Trainingsstunden ................... 33

3.7 Resümee ............................................................................................................. 40

4 Bewegungsparcours im Schlossgarten in Hanau ............................................................... 42

4.1 Lage und Beschreibung ....................................................................................... 42

4.2 Aufbau des Bewegungsparcours .......................................................................... 42

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4.3 Zählungen und Beobachtungen ............................................................................ 46

4.3.1 Nutzergruppen (Zählungen) ............................................................... 46

4.3.2 Zeitliche Verteilung der Besucher und Besucherinnen ........................ 50

4.3.3 Teilnehmende Beobachtungen und Kartierungen ................................ 51

4.3.4 Nutzungskartierungen: Präferenzen an den Geräten ............................ 56

4.4 Vor-Ort-Interviews .............................................................................................. 61

4.5 Experteninterview ............................................................................................... 65

4.6 Befragung der Teilnehmer/-innen der angeleiteten Trainingsstunden ................... 66

4.7 Resümee ............................................................................................................. 70

5 Zusammenfassung und Diskussion .................................................................................. 72

Zitierte Quellen ....................................................................................................................... 77

Anhang: Kartierungen

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1 Einleitung: Stand der Forschung

Seit einigen Jahren (seit etwa 2007) sind in Deutschland Outdoorgeräte zum Training für

Beweglichkeit und Fitness geradezu in Mode gekommen. Sie werden insbesondere im

Hinblick auf den demographischen Wandel und der damit verbundenen Zunahme an älteren

Menschen als positiv für die Gesundheit propagiert. Sie heißen Fitnessparcours,

Bewegungsparcours, Generationenparks oder auch „Seniorenspielplätze“, ein Begriff der

allerdings besonders von Älteren abgelehnt wird. Um herauszufinden, wer diese

Bewegungsparcours nutzt und ob sie insbesondere von älteren Menschen angenommen

werden, werden an der Hochschule RheinMain seit 2008 verschiedene Typen dieser Parcours

hinsichtlich ihrer Nutzerstruktur etc. untersucht1. Bis 2012 lagen von 9 Bewegungs- und

Generationenparcours Untersuchungen vor, die aufgrund unterschiedlicher Nutzerprofile eine

Klassifizierung von verschiedenen Parcours-Typen ermöglichen.

Es lassen sich bisher vier Typen von Parcours mit je unterschiedlichen Nutzerprofilen

differenzieren:

Typ 1: Bewegungsparcours für Erwachsene

Diese Art von Parcours ist ausgestattet mit Geräten, die im Zeitraum der Untersuchungen von

Erwachsenen, insbesondere auch von Frauen, und auch gut von der älteren Generation

angenommen wurden. Sie wurden im Preußenpark in Berlin und im Stadtpark in Sulzbach

i.Ts. untersucht. Diese Parcours zeichnen sich durch Geräte aus, an denen ohne große

Kraftanstrengung Beweglichkeit und Koordination geübt werden kann und die z.T. auch mit

Massagemöglichkeiten kombiniert sind.2

1 2008 wurden im Rahmen eines Kooperationsprojektes der FH Wiesbaden (heute Hochschule RheinMain) mit

dem Frauenreferat und dem Grünflächenamt Frankfurt a.M. die ersten sechs dieser Anlagen hinsichtlich

ihrer Nutzerstruktur untersucht. 2009 wurden die Ergebnisse durch eine weitere Untersuchung in Sulzbach

ergänzt, 2010 wurden zwei Generationparcours in Nürnberg und Warburg evaluiert. Die Ergebnisse der

Untersuchungen sind auf der Homepage der Hochschule RheinMain zu finden.

2 Die Geräte waren von den Herstellern Playfit und Awis-Sport. Es gibt aber auch andere Hersteller mit

vergleichbaren Geräten, wie Saysu, Erlau, Richter u.a.

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Typ 2: Fitnessparcours für Sportliche

Diese Art von Parcours war ursprünglich speziell für Sportler entwickelt und wurde bei

Untersuchungen in den Isarauen in München oder im Spießfeld in Dieburg (Hessen) von -

mehrheitlich männlichen – Sportlern gut genutzt. Zu den Nutzern zählten zu einem kleinen

Prozentsatz auch ältere Personen.3 Die Parcours sind modular aufgebaut, neben Koordination

und Bewegung kann vor allem auch Kraft trainiert werden. Ergänzende Laufstrecken

trainieren Ausdauer.

Typ 3: „Seniorenspielplatz“- ein generationsübergreifender Ansatz

Dieser Typ von Parcours, der bereits 2006 bei einem Pilotprojekt in Nürnberg als

„Seniorenspielplatz“ propagiert wurde, sollte für „Jung und Alt“ gemeinsam funktionieren,

d.h. generationsübergreifend angenommen werden. Der Typ „Seniorenspielplatz“ war in

beiden untersuchten Fällen, in Nürnberg–Eibach und im Waldspielpark Schwanheim in

Frankfurt a.M., räumlich kombiniert mit Spielplätzen für Kinder. Er besteht aus Geräten, die

als Kombinationsgeräte (d.h. nicht einzeln stehend) aufgestellt sind. Die Geräte stellen als

Fitnessgeräte relativ hohe Anforderungen an Muskelkraft oder an Koordinations- und

Reaktionsvermögen. Beide „Seniorenspielplätze“ wurden (fast) ausschließlich von Kindern

(ab ca. 4 J. – 12 J.)- und zwar sehr intensiv – zum Spielen genutzt. Erwachsene probierten die

Geräte zwar punktuell mal aus, trainierten aber nicht an den Geräten.4

Typ 4: Generationenparcours für Familien

Diese Art von Parcours wurde sozusagen als zweite Generation der

„generationsübergreifenden Parcours“ entwickelt und stellt eine Weiterentwicklung des Typs

3 dar. Diese Art von Parcours wurde 2010 in Nürnberg-Langwasser5 und in Warburg

6

(Nordrhein-Westfalen) untersucht. Sie bestehen aus einzelnen Geräten, die je nach Standort

mehr zu Typ 1 oder Typ 2 zu rechnen sind und haben den Anspruch sowohl für Jung, wie

3 Geräte von Playparc; auch mit ähnlichen Funktionen von anderen Herstellern, wie z.B. Lappset u.a.

4 Geräte von Lappset. Diese Art von Parcours soll jedoch laut Hersteller in Finnland und Spanien gut von

Erwachsenen angenommen werden.

5 Geräte von verschiedenen Herstellern: Giro Vitale, Kompan, Plaparc, Mühlviertler Alm Holz, Fa. Ulrich Paulig

& Co. Merrygoround OHG.

6 Geräte von Playparc

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auch für Alt zu funktionieren. Beide Parcours wurden gut von Kindern angenommen. Die

Nutzung durch Erwachsene war je nach Geräteausstattung dem Nutzerprofil von Typ 1 oder

Typ 2 zuzurechnen. Je mehr Geräte zur Verfügung standen, die ohne Kraftaufwand zu nutzen

sind – wie bei Typ 1 - desto mehr Ältere und Nicht-SportlerInnen nutzten sie. Je mehr Geräte

des Typs 2 vorhanden waren, desto weniger wurden sie von nicht-sportlichen Erwachsenen

oder Älteren genutzt. Jedoch wurden sie von Sportlern und auch mal für den Schulsport

genutzt.

Betont werden muss, dass die bis dato (2011) untersuchten Parcours alle in öffentlichen

Grünanlagen stehen und dort keine betreuten Übungsstunden angeboten wurden. Auch

fanden im Allgemeinen – außer im Fall von Nürnberg - Langwasser und dem Pilotprojekt von

2002 in den Münchner Isarauen - keine oder wenig Öffentlichkeitsarbeit oder

Nutzerbeteiligung statt.

Inzwischen liegen Untersuchungen der Universität Wien, Institut für Sportwissenschaft in

Kooperation mit dem Planungsbüro Tilia sowie eine Evaluierung eines Parcours am

Appelhoffweiher, ein Pilotprojekt des Grünflächenamtes in Hamburg, vor. Sie bestätigen die

bisherigen Ergebnisse der Nutzungsanalysen von Bewegungsparcours der Hochschule

RheinMain.

Im Jahr 2011 wurde vom Hessischen Sozialministerium unter Federführung von Frau Dr.

Maulbecker-Armstrong, Leiterin der Abt. Prävention in Zusammenarbeit mit dem Hessischen

Sportbund, vertreten durch die Herren Köster, Klatt, und Ritter, zwei Pilotparcours in

Darmstadt und in Hanau ins Leben gerufen. Die Geräte wurden in Darmstadt gesponsert von

der Fa. Playparc und in Hanau von der Fa. Playfit. Beteiligt und unterstützt wurde die

Projekte jeweils von den Sport- und Grünflächenämtern der beiden Städte. Die Hochschule

RheinMain war beratend bei der Standortwahl involviert.

Die Intension der Pilotprojekte war es, zu untersuchen, was sich bei älteren Personen, im

Alter ab 60 Jahren, sowohl körperlich (physisch), als auch im Wohlbefinden (psychisch)

verändert, wenn sie kontinuierlich an den Parcours trainieren. Die Evaluierung von jeweils 50,

nicht sporttreibenden Personen, die über drei Monate an einem angeleiteten Training

teilnahmen, wurde von dem Sportinstitut der Goetheuniversität in Frankfurt a.M. unter

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Leitung von Prof. Banzer, Prof. Vogt und Herrn Niederer sowie dem Institut für Psychologie

der Hochschule Darmstadt, unter Leitung von Prof. Beck, durchgeführt. Die Ergebnisse sind-

wie zu erwarten – positiv. Sie wurden in der Broschüre „Bewegung für Gesundheit und Alter.

Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours“ vom Hessischen Sozialministerium

im Juni 2012 veröffentlicht. Die Parcours dieser beiden Pilotprojekte werden im Folgenden

als Pilot-Parcours bezeichnet. Sie sind Gegenstand der vorliegenden Studie.

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2 Ziel der Untersuchung und Methodik

2.1 Ziel der Untersuchung

Was ist an diesen beiden Pilot-Parcours unter planungswissenschaftlichen Gesichtspunkten interessant?

Beide Parcours befinden sich in öffentlichen Parks und sind öffentlich zugänglich. Zudem

werden an beiden Parcours angeleitete Übungsstunden durchgeführt: in Darmstadt derzeit

(Stand Sept. 2012) an vier Wochenentagen7, in Hanau an 2 Tagen in der Woche

8 jeweils für

die Dauer von 1 Stunde. Für beide Parcours wurde 2011 bei ihrer Einrichtung kräftig die

Werbetrommel gerührt, Artikel in der Tagespresse veröffentlicht etc. - sie müssten demnach

in beiden Städten bekannt sein. Der Parcours in Hanau besteht aus Geräten9, die identisch sind

mit denen des untersuchten Parcours im Preußenpark in Berlin, dem in der Einleitung

beschriebenen Typ 1. Der Parcours in Darmstadt besteht aus Sportgeräten, deren

Geräteausstattung zum Teil mit untersuchten Parcours in München und Dieburg identisch

sind, zugleich aber ein auch ein erweitertes Sortiment an Geräten aufweisen10

. Die

ursprünglich für Sportler entwickelten Geräte, die insgesamt sehr stark auf Krafttrainig, aber

auch auf Koordination und Beweglichkeit, ausgerichtet waren, sind vielfach ergänzt um

Geräte für Mobilisation, Gleichgewichtstraining und auch für Ausdauer, wie die Geräte

„Wellenlaufen“, „Beindrücken“ und „Bein-Ergometer“. Die Ausstattung entspricht somit dem

beschriebenen Typ 2 ergänzt durch Geräte, die Typ 1 zuzuordnen sind.

Die Ausgangsfragestellungen der vorliegenden Untersuchung lauten:

Welche Nutzergruppen (differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht) nutzen die

beiden Parcours außerhalb der angebotenen Übungsstunden?

Ist die Nutzung der Pilot-Parcours vergleichbar mit den bereits untersuchten ähnlich

ausgestatteten Parcours? Oder hat sich das Nutzerprofil durch die Pilotphase und

Öffentlichkeitsarbeit verändert?

7 von Montags bis Donnerstags jeweils um 10:00 Uhr

8 Stadt Hanau bietet bis zum Herbst dienstags und mittwochs um 10 Uhr für Einsteigerinnen und Einsteiger ein

Übungsprogramm an.

9 Geräte von Fa. Playfit

10 Geräte von Playparc

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Welchen Anteil haben ältere Menschen außerhalb der betreuten Übungsstunden und bei

den betreuten Stunden?

Wie ist die Intensität der Nutzung?

In Bezug auf die NutzerInnen außerhalb der betreuten Übungsstunden: Was gefällt den

NutzerInnen gut, was nicht? Wie ist der Einzugsbereich? Gibt es Konflikte?

Darüber hinaus sollten die Teilnehmenden an den betreuten Übungsstunden befragt werden.

Hier stellen sich u.a. folgende Fragen:

Waren die NutzerInnen schon 2011 bei den Pilotprojekten dabei?

Was gefällt ihnen; was nicht?

Trainieren sie auch außerhalb der betreuten Übungsstunden?

Welche Einzugsgebiete sind in Darmstadt und Hanau vorhanden etc.

2.2 Vorgehensweise und Methodik

Die beiden Pilot-Parcours wurden mit der bisher angewandten Methodentriangulation

untersucht, um ein möglichst genaues Bild über ihre Nutzung zu erhalten. Es handelt sich

dabei um qualitative Untersuchungen, bei denen mit empirischen planungswissenschaftlichen

Methoden gearbeitet wird. Es wurden insgesamt an drei Tagen, an je einem Sonntag und an 2

Tagen unter der Woche, Vor-Ort-Untersuchungen durchgeführt, die sich von 8 Uhr morgens

bis 20 Uhr abends erstreckten. Die Vor-Ort-Analysen wurden nur bei „gutem“ Wetter

durchgeführt, was bei der relativ regnerischen Wetterlage im Mai und Juni 2012 nicht so ganz

einfach war und zu zeitlichen Verzögerungen führte. Daher liegen nun im Falle Darmstadts

1,5 Tage im Juli, d.h. im Zeitraum der hessischen Schulferien. Zeiträume, in denen Spiele der

Fußball EM stattfanden, konnten weitgehend vermieden werden.

An den Untersuchungstagen wurden vor Ort Nutzungskartierungen und Zählungen nach

Altersgruppen und Gender durchgeführt. Diese wurden ergänzt durch teilnehmende

Beobachtungen und Vor-Ort-Interviews, die mit Erwachsenen - soweit möglich älteren

Erwachsenen - durchgeführt wurden, die aktiv die Geräte nutzten oder zumindest

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ausprobierten. Es waren Face-to-face-Interviews mittels standardisierter Fragebögen. Um die

Informationen zu ergänzen wurde mit sog. Experten Leitfaden-Interviews durchgeführt.

Darüber hinaus wurden von den Übungsleitern standardisierte Fragebogen an die

TeinehmerInnen der Übungsstunden verteilt. Insgesamt kamen 21 auswertbare Fragebögen

aus Darmstadt zurück. Von den Trainingsgruppen in Hanau wurden 7 Fragebögen ausgefüllt.

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3 Bewegungsparcours im Bürgerpark Nord in Darmstadt

3.1 Lage und Beschreibung

Der Darmstädter Bewegungsparcours liegt im Bürgerpark Nord. Der Bürgerpark grenzt

nördlich an das Stadtzentrum an. Zwischen dem Rhönring im Süden, der Arheiliger Straße im

Westen, der Kastanienallee im Norden und der Kranichsteiner Straße im Osten erstreckt sich

das weitläufige Gelände des Bürgerparks, das dem Erholungs- und Bewegungssuchenden viel

Platz bietet und besonders für Sporttreibende (insbesondere für sporttreibende Männer)

vielfältige Angebote, im Freiraum aufweist:

Im Bürgerpark Nord befinden sich das DWS-Freibad, ein Leichtathletik-Stadion, eine

Sporthalle des Berufsschulzentrums, eine Eissporthalle und verschiedene öffentliche

Spielfelder, z.B. für Fußball, Tennis, Basketball u.a. Das Wegenetz wird auch als

Laufstrecken genutzt. Es gibt auch einen Kinderspielplatz und eine Skateanlage. Außerdem ist

eine Weide mit Pferden Anziehungspunkt, vor allem für Kinder.

Am Rand des Bürgerparks befinden sich mehrere schulische Einrichtungen: die Bernhard-

Adelung-Schule, eine Integrierte Gesamtschule; die Christian-Morgenstern-Schule, eine

„Musikalische Grundschule“; die Bertolt-Brecht-Schule, eine gymnasiale Oberstufe. Ein

„bayrischer Biergarten“ und der „Fohlenhof“ bieten Kulinarisches.

Der Pilot-Parcours liegt neben einer Schul-Sporthalle und in der Nähe des Fohlenhofes (auf

dessen Rückseite). Direkt neben dem Parcours befindet sich eine große Rasenfläche für freies

Spiel, eine Pferdekoppel sowie ein Fußballfeld und andere Sportfelder. Es gibt keine

ausgewiesene öffentliche Toilette. Die Sporthalle und deren Toilette nebenan sind nur

während der Schul-Sportstunden geöffnet.

Der Bürgerpark ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar: mit dem Bus H oder den

Straßenbahn Linien 4 und 5 von der Innenstadt und von Kranichstein aus.

3.2 Aufbau Bewegungsparcours

Der Bewegungsparcours ist folgendermaßen aufgebaut:

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Er besteht aus zwölf einzeln stehenden Geräten und einer Beschilderung. Eine große

Hinweistafel bietet allgemeine Informationen zu dem Bewegungsparcours.

Jedes Gerät11

hat zudem eine eigene Hinweistafel, in der die Bezeichnung des Gerätes, die

zugeordnete Trainingseinheit (z.B. Modul Koordination) und die 3 Schwierigkeitsgrade

„leicht“, „mittel“ und „schwer“ (inkl. Varianten) angegeben und mit Piktogrammen

verdeutlicht sind. Zudem sind Empfehlungen zu Trainingsdauer bzw. Wiederholungen einer

Übung vermerkt.

Die Module und die zugeordneten Geräte:

Modul Koordination

Buchstabenfeld

Balancierstrecke

Schwebende Plattform

Modul Kraft

Oberkörper-Ergometer (Schulter)

Liegestützen (Arme, Schulter und Brust)

Armzug (Arme und Rücken)

Rückenstrecken Plus

Beinheber (Bauchmuskeln, Hüftbeuge)

Bein-Ergometer

Modul Beweglichkeit

Dehnen mit Übungsbeschreibungen für: Wade, Oberschenkel Rück- und Vorderseite,

Hüfte, Vorderseite, Rücken/Nacken, Oberkörper seitlich/ Ober-schenkel innen,

Brust, Oberarm/Schulter, Ganzkörper Traktion

Modul Mobilisation

Beindrücker

11

Geräte und Schilder sind von Playparc

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Wellenlaufen

Bänke stehen im Mittelpunkt der Anlage, weitere 2 Bänke sind im Randbereich

angeordnet. Es gibt zudem ausreichend Fahrradstellplätze. Abfallbehälter fehlen.

An der allgemeinen Einführungstafel wurde zusätzlich ein Hinweis angebracht, der

unter den Schlagworten „Bewegungstreff am Bewegungsparcours und „Gesünder

durch Bewegungsparcours“ die Zeiten der betreuten Trainingsstunden angibt.

Ebenfalls wird darauf hingewiesen, dass das betreute Training während der

Trainingszeiten Vorrang vor der freien Nutzung hat. 10er- Karten kosten 20 €.

Mitglieder in einem Sportverein bzw. Inhaber einer Seniorencard zahlen nur 10 €.

Abb. 1: Beliebte Balancierstrecke (Foto: Kreißl) Abb. 2: Oberkörper-Ergometer (Foto: Kreißl)

Abb. 3: Beindrücker (Foto: Kreißl) Abb. 4: Bein-Ergometer (Foto: Kreißl)

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Abb. 5:Bewegungsparcours im Bürgerpark Nord in Darmstadt

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Abb. 6: Übersicht über Gelände (Foto: Kreißl) Abb. 7: Jugendliche balancieren (Foto: Kreißl)

Abb. 8: Übersicht über Gelände (Foto: Kreißl) Abb. 9: Beliebtes Gerät Wellenlaufen. (Foto: Kreißl)

3.3 Zählungen und Beobachtungen

Die Zählungen der NutzerInnen wurden an einem Sonntag im Juli und an insgesamt zwei

Tagen unter der Woche im Mai und Anfang Juli 2012 durchgeführt.

Die Zeiträume waren folgende:

Sonntag (22.07.2012): 08:00 – 20:00 Uhr

Montagmorgen (18.06.2012): 08:00 – 14:00 Uhr

Dienstagnachmittag (03.07.2012): 14:00 – 20:00 Uhr

Freitag (24.05.2012): 08:00 – 20:00 Uhr

Das Wetter war sonntags sonnig und einigermaßen warm bei 13 - 20 °C. An den anderen

Tagen war es wärmer, sonnig, teilweise auch bewölkt bei 20 - 24 °C und 22 - 26 °C. An den

Terminen im Juli waren bereits Schulferien in Hessen.

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3.3.1 Nutzerstruktur (Zählungen)

An den drei Untersuchungstagen wurden insgesamt 394 Personen am Bewegungsparcours in

Darmstadt gezählt. Es waren verschiedene Altersgruppen vertreten. Kleinkinder (unter ca. 6

J.) und Schulkinder (ca. 6-11 J.) waren insgesamt 79 da. Sie umfassen etwa 20% der

Besucher. Sie waren im Allgemeinen entweder in Begleitung von Erwachsenen oder in den

Schulpausen auf dem Weg zur Sporthalle in Gruppen am Parcours.

Jugendliche sind normalerweise im öffentlichen Grün unterrepräsentiert, jedoch waren in

Darmstadt relativ viele Jugendliche am Parcours zu beobachten, nämlich 84 Jugendliche, was

rund 21 % aller Besucher entspricht. Fast alle Jugendlichen (82 Personen) nutzten auch die

Geräte, wenn auch die meisten nur für eine kürzere Zeit (viele bis 5 Min., viele bis 10 Min.).

Erwachsene waren insgesamt 231 da, das sind knapp 60% aller Besucher. Die meisten davon,

etwa 84 % der Erwachsenen, nutzte auch die Geräte oder probierte sie zumindest aus. Die

absolute Mehrheit der Erwachsenen waren jüngere und „mittlere“ Erwachsene12

zwischen

ca.18 J. und 50 Jahren. Diese beiden Erwachsenen-Altersgruppen umfassen mit 156 Personen

40 % aller Besucher, davon nutzten 32 % aktiv die Geräte. Ältere Erwachsene (ca. 50 – 65

Jahre) und SeniorInnen (> 65 J.) waren ebenfalls sehr gut vertreten, sie umfassen mit 75

Personen insgesamt einen Anteil von 19 % aller Besucher. Fast alle Älteren, d.h. ältere

Erwachsene und Senioren (ca. 82 % davon) nutzten auch die Geräte.

Bezieht man die beiden Altersgruppen, jüngere und „mittlere“ Erwachsene (18- 50 Jahre) auf

die Gesamtheit (= 100 %) der gezählten Erwachsenen, stellen sie rund zwei Drittel der

Erwachsenen (rd. 67 %). Ältere Erwachsene (ca. 50 – 65 Jahre) stellen mit 50 Personen knapp

22 % aller Erwachsenen; die Senioren (ab ca. 65 Jahren) sind mit 25 Personen bzw. rund 11

% ebenfalls gut vertreten. Von den älteren Erwachsenen und Senioren trainierten insgesamt 9

Personen (fünf Frauen und vier Männer) an den beiden Werktagen in den Übungsstunden.

Das entspricht lediglich 12 % dieser Altersgruppe. Das heißt: die absolute Mehrheit der

12

Die Altersgruppe „Erwachsene“ wird unterschieden (wenn nicht anders vermerkt) nach: jüngeren Erwachsen

(ca. 18-35 J.), „mittlere“ Erwachsene (= Erwachsene mittleren Alters, ca. 35 –50 J.); ältere Erwachsene (ca.

50 – 65 J.) und Senioren (über ca. 65 J.)

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Älteren, nämlich 88 % waren während der untersuchten Tage individuell, d.h. ohne betreutem

Training an den Geräten.

Altersgruppe Anzahl der Personen

(in absoluten Zahlen)

Prozentualer Anteil

Kleinkinder (unter 6 Jahre) 37 9 %

Schulkinder (ca. 6 – 11 J.) 42 11 %

Jugendliche (ca. 12 – 17 J.) 84 21 %

Erwachsene (ca. 18 – 50 J.) 156 40 %

Davon:

Aktive NutzerInnen

Nicht aktive BesucherInnen

128

28

32%

8 %

Ältere Erwachsene und Senioren/

innen (ab 50 J. – ca. 75 J.)

Davon waren an zwei Tagen in

betreuten Trainingsgruppen

Trainingsgruppen

Trainingsstunden

75

9

19 %

2 %

Ältere Erwachsene und Senior/

innen

Davon: Aktive NutzerInnen

Nicht aktive BesucherInnen

67

8

17 %

2 %

Alle Besucher/innen 394 100 %

Tabelle 1: Anzahl der Besucher und Besucherinnen am Pilotparcours in Darmstadt, Summe aus drei Tagen (% Angaben gerundet). Aktive NutzerInnen meint Erwachsene, die die Geräte ausprobierten, nutzten oder

auch trainierten. Nicht aktive BesucherInnen bezeichnet diejenigen Erwachsenen, die entweder hauptsächlich Kinder betreuten oder nur zuschauten.

Diagramm 1: Das Besucherprofil am Parcours in Darmstadt

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Ein Überblick über die am Parcours aktiven Personen sowie über das Verhältnis von Frauen

und Männern konkretisiert die Nutzerstruktur der jugendlichen und erwachsenen Personen.

Altersgruppe Anzahl

der

aktiven

Personen

Anteil

aktiver

Personen

( in %)

Anzahl

der

aktiven

Frauen

Prozentual-

er Anteil

aktiver

Frauen

Anzahl

der

Aktiven

Männer

Prozentual-

er Anteil

aktiver

Männer

Jugendliche

(bis ca. 18 J.)

82 29,6 16 5,8 66 23,8

Erwachsene

(ca. 18 - 50 J.)

128 46,2 52 18,8 76 27,4

Ältere

Erwachsene

(ab ca. 50 J.)

67 24,2 36 13,0 31 11,2

Summen

277 100 104 37,5 173 62,5

Tabelle 2: Aktive NutzerInnen nach Altersgruppe und Gender am Parcours in Darmstadt; 100% entspricht der

Summe aller aktiven Personen (% Angaben gerundet)

Diagramm 2: Nutzerprofil der aktiven Nutzer differenziert nach Altersgruppen und Gender

Betrachtet man die Jugendlichen und Erwachsenen insgesamt, so waren mit rund 62%

deutlich mehr männliche als weibliche Nutzer (rd. 37 %) am Parcours aktiv. Die

prozentualen Genderanteile sind jedoch je nach Altersgruppe sehr unterschiedlich. Daher folgt

eine fokussierte Betrachtung auf die Genderanteile innerhalb der Altersgruppen.

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Altersgruppe

Anzahl der Personen

(in absoluten Zahlen)

Anteil Frauen an

der jeweiligen

Altersgruppe in %

Anteil Männer an

der jeweiligen

Altersgruppe in %

Jugendliche (ca. 12 – 17 J.)

Davon Frauen / Männer:

82

16/ 66

19,5 %

80,5 %

Erwachsene (ca. 18 – 50 J.)

Davon Frauen / Männer:

128

52/ 76

40,6 %

59,4 %

Ältere Erwachsene und

Senioren (ab 50 J. – ca. 75

J.)

Davon Frauen / Männer

67

36/ 31

53,7 %

46,3 %

Summe aller Erwachsenen,

(ohne Jugendliche,

gerundet)

davon Frauen / Männer:

195

88/ 107

45 %

55 %

Tabelle 3: Aktive Nutzer und Nutzerinnen des Parcours und jeweilige Gender-Anteile (% Angaben gerundet)

Diagramm 3: Aktive Nutzer und Nutzerinnen des Parcours und jeweilige Gender-Anteile (% Angaben gerundet)

Betrachtet man die Altersgruppen jeweils für sich, ergibt sich ein differenzierteres Bild über

die Anteile von Frauen und Männern:

Während die jugendlichen Männer mit 80,5 % absolut dominieren über die jungen Frauen

(19,5%), nähern sich die Genderverhältnisse bei den Erwachsenen (ca. 18 - 50 Jahre) an.

Dennoch bleibt der Anteil der aktiven Männer mit 59 % ganz klar über dem Anteil der Frauen

mit 41 %.

Interessanterweise überwiegt bei den älteren Nutzern, der Frauenanteil mit 54 % leicht über

dem Anteil der aktiven Männer (46%). Erklärungen hierfür können sein: Frauen sind

gesundheitsbewußter als Männer und lassen sich daher bei entsprechender Öffentlichkeits-

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arbeit deutlich besser motivieren als Männer. Frauen sind auch für Gruppenangebote, wie die

betreuten Übungsstunden, besser ansprechbar und nehmen die Angebote besser an als

Männer. Bemerkenswert ist dennoch, dass auch außerhalb der betreuten Übungsstunden der

Frauenanteil bei der Alters-Gruppe über 50 Jahren so deutlich ansteigt.

3.3.2 Zeitliche Verteilung der Besucher und Besucherinnen

Die Zählungen erfolgten nach Zeitblöcken und differenziert nach den Werktagen und dem

Sonntag. Daher lassen sich über die zeitliche Verteilung der Besucher und Besucherinnen des

Parcours genauere Aussagen treffen:

Kleinkinder (ca. < 6 Jahre; ohne Tabelle) kamen natürlich immer in Begleitung Erwachsener

und sie kamen, wie zu erwarten, auch sonntags fast ausschließlich in den Nachmittag- und

frühen Abendstunden.

Kinder (ab ca. 6 Jahren) kamen vormittags auf dem Weg zur Turnhalle in den Pausen oder

nach der Schule in Gruppen. Einmal kam auch eine betreute Gruppe (Kinder mit

Behinderungen) zum Sportunterricht. Kinder kamen sonst meist mit Erwachsenen,

nachmittags ab 14:00 Uhr und bis in die frühen Abendstunden. Abgesehen von der

Sportgruppe kamen sonntags deutlich mehr Kinder als wochentags.

Uhrzeit Donnerstag Dienstag/

Freitag

Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 0 0 1 1

11.00- 14.00 Uhr 12 0 4 16

14.00- 17.00 Uhr 2 2 5 9

17.00- 20.00 Uhr 6 4 6 16

Gesamtanzahl 20 6 16 42

Tabelle 4: Zeitliche Verteilung der Kinder (ca.6-12 J., in absoluten Zahlen)

Uhrzeit Donnerstag Dienstag/

Freitag

Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 27 0 0 27

11.00- 14.00 Uhr 25 8 0 33

14.00- 17.00 Uhr 5 1 0 6

17.00- 20.00 Uhr 6 7 5 18

Gesamtanzahl 63 16 5 84

Tabelle 5: Zeitliche Verteilung der Jugendlichen (ca. 12-18 J., in absoluten Zahlen)

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Die Jugendlichen kamen in Darmstadt zum Teil aus den Schulen in den Pausen (auf dem Weg

zur Sporthalle), z.T. in größeren Gruppen mit 20 Personen. Sie kamen auch nach der

Schulzeit bis 14:00 Uhr. Etliche Jugendliche suchten auch in den frühen Abendstunden

zwischen 17:00 und 20:00 Uhr den Parcours auf. Sonntags waren auffallend weniger

Jugendliche als wochentags da.

Junge Erwachsene und Erwachsene „mittleren“ Alters waren sowohl wochentags, als auch

sonntags gut vertreten. Sie kamen zum Teil in betreuten Gruppen, z.B. einmal vormittags eine

Berufsschulgruppe mit Lehrerin (16 Pers.) und einmal eine kleine Gruppe mit 4 Personen mit

Behinderungen am frühen Abend. Insgesamt kamen die Erwachsenen über den ganzen Tag

verteilt, aber schwerpunktmäßig etwas mehr am Nachmittag und vor allem in den frühen

Abendstunden zur Nutzung des Parcours.

Uhrzeit Donnerstag Dienstag/

Freitag

Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 2 24 5 31

11.00- 14.00 Uhr 11 3 14 28

14.00- 17.00 Uhr 9 10 19 38

17.00- 20.00 Uhr 13 23 23 59

Gesamtanzahl 35 60 61 156

Tabelle 6: Zeitliche Verteilung der jüngeren Erwachsenen, ca. 18-50 J. (in absoluten Zahlen)

Die älteren Erwachsenen (ca. 50 bis 65 Jahre) kamen zwar auch den ganzen Tag über, aber

deutlich mehr vormittags bis 11:00 Uhr. Davon waren 5 Personen in den betreuten

Trainingsgruppen (einmal 3 und einmal 2 ältere Personen). Sie kamen sonntags auch gerne in

den frühen Abendstunden. Sonntags kamen insgesamt mehr ältere Erwachsene als

wochentags, was mit der noch vorhandenen Berufstätigkeit zusammenhängen könnte. Es

könnte auch eine Rolle spielen, dass sonntags im Park evtl. etwas mehr Ruhe herrscht.

Uhrzeit Donnerstag Dienstag/

Freitag

Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 6 7 5 18

11.00- 14.00 Uhr 2 0 5 7

14.00- 17.00 Uhr 1 3 4 8

17.00- 20.00 Uhr 1 5 11 17

Gesamtanzahl 10 15 25 50

Tabelle 7: Zeitliche Verteilung der Älteren Erwachsenen ( ca. 50 – 65 J.; in absoluten Zahlen)

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Die normalerweise nicht mehr berufstätigen Senioren kamen interessanterweise überwiegend

am Sonntag. Vier der Senior/innen gehörten zu den erwähnten vormittäglichen

Trainingsgruppen, die anderen nutzten den Parcours individuell. Insgesamt scheinen sie die

Vormittage und Mittagszeit zu bevorzugen. Interessanterweise kamen die Senioren weniger

alleine als in Klein-Gruppen: zu dritt, zu zweit oder auch mit Familie.

Uhrzeit Donnerstag Dienstag/

Freitag

Sonntag Summe

8.00- 11.00 Uhr 2 4 2 8

11.00- 14.00 Uhr 0 1 8 9

14.00- 17.00 Uhr 0 0 4 4

17.00- 20.00 Uhr 0 0 4 4

Gesamtanzahl 2 5 18 25

Tabelle 8: Zeitliche Verteilung der SeniorInnen (ab ca. 65 J.; in absoluten Zahlen)

3.3.3 Teilnehmende Beobachtungen und Kartierungen

Aufgrund der teilnehmenden Beobachtungen lassen sich die Nutzungen der verschiednenen

Altersgruppen folgendermaßen charakterisieren:

Kleinkinder (KK, unter 6 J. )

Die Geräte haben hohe Anziehungskraft auf KK. Auch wenn diese vieles noch nicht nutzen

können, gehen sie gerne an die Geräte. KK sind i.A. in Begleitung von erwachsenen Personen

im Bürgerpark, ab und zu auch in Begleitung älterer Kinder. Die Eltern spielen oft intensiv

auf den Ballfeldern nebenan, daher kommen Kinder ab und zu von dort um sich zu

beschäftigen. Einige dieser (ca. ¼ der beobachteten) Kleinkinder spielten etwa eine halbe

Stunde oder auch länger an den Geräten. Die meisten KK kamen jedoch nur für kurze Zeit

(ca. 5 Min.), z.B. wenn sie mit Erwachsenen den Geräten vorbeispazieren. Einige wenige KK

kamen auch mit ihren Familien, die sich mit anderen Familien trafen, um gemeinsam Picknick

zu machen.

KK nutzen die Geräte spielerisch und oft ganz anders als vorgesehen, da sie weder die

Hinweisschilder lesen können noch für die Geräte eine ausreichende Körpergröße besitzen.

Sie nutzen z.B. das Gerät zum Dehnen als Klettergerüst, die Geräte „Armzug“ und

„Liegestütz“ als Reck etc.

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Schulkinder (SK, ca. 6-12 J.)

SK kamen meist auch in Begleitung von Erwachsenen bzw. mit Erwachsenen, die nebenan

auf den Ballfeldern Sport trieben. Einige wenige SK kamen alleine oder mit Gleichaltrigen.

Es waren zudem Erwachsene mit Kindergruppen am Parcours. So nutzte z.B. eine Gruppe

behinderter Schüler mit Betreuern die Geräte, wie oben bereits erwähnt. Sie spielten auch Ball

auf der angrenzenden Rasenfläche und tobten über das Gelände.

Schulkinder können zwar schon die Schilder lesen, nutzten die Geräte aber i.A. nicht zu

Trainingszwecken, sondern wie Spielgeräte und das auch in der Regel nicht besonders

ausdauernd (nur 1 Kind von 42 SK hat wirklich intensiv trainiert).

SK kommen auf dem Weg von oder zur Sporthalle oder den Schule am Parcours vorbei und

halten sich dabei kurzzeitig dort auf. Daher war auch die Hälfte der beobachteten SK nur

kurze Zeit, 5-10 Min., am Parcours. Die andere Hälfte blieb jedoch durchaus etwa 1/4-1/2

Stunde.

Jugendliche (ca. 12 -18 J.)

Insgesamt waren recht viele Jugendliche da. Davon etwa vier Mal so viele männliche wie

weibliche Jugendliche. Da der Parcours im Umfeld von Schulen steht, kommen recht viele

Jugendliche auf dem Weg zu den Schulen und der Sporthalle und bleiben entsprechend nur

kurze Zeit 2 bis 10 Min. Der größere Teil kam während der Schulzeiten (ca. 71 %).

Außerhalb der Schulzeiten waren wochentags immerhin noch ca. 23 % der Jugendlichen am

Parcours und am Wochenende noch etwa 6%. Sie waren überwiegend mit Gleichaltrigen da.

Meist nutzten sie die Geräte eher für kürzere Zeit, aber etwa ein Viertel bis ein Drittel blieb

auch länger, etwa 15 – 30 Min. Selten kamen Jugendliche alleine oder mit Erwachsenen.

Ein Teil der Jugendlichen (eher männliche) nutzten den Parcours auch, um sich zu

präsentieren und um sich mit einander zu vergleichen. Auch machten die Jungen gerne

gegenseitig Fotos (mit angespannten Muskeln).

Ein Teil der Jugendlichen kam auch zum Parcours um sich zu treffen; dann wurden die

Fitness-Geräte eher nebenbei genutzt, man unterhielt sich, hörte Musik, spielte mit den

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Handys etc. Darüberhinaus gab es auch einige Jugendliche, die ernsthaft die

Übungsanleitungen lasen und dann die Geräte ausprobierten.

Die meisten Jugendlichen, ganz besonders die männlichen, kamen in Peer-Groups: Rund ein

Drittel der Jugendlichen kam in größeren geschlechts-gemischten Gruppen (über 5 Pers.).

Weitere ca. 10% in kleineren gemischten Gruppen (unter 5 Pers.). Etwa 40 % der

Jugendlichen waren reine „Männer-Gruppen“ (bis max. 5 Pers.). Einige jugendliche Frauen

(ca. 8 %) kamen mit anderen Frauen, 4 Jugendliche als Pärchen (5%) und 2 männliche

Jugendliche kamen mit ihrer Familie.

Junge und „mittlere“ Erwachsene (ca. 18 – 35 J. und ca. 35 -50J.)

Die jüngeren Erwachsenen hielten sich unterschiedlich lange am Parcours auf: Etwa ein

Drittel war nur für kürzere Zeit (ca. 2 - 10 Min.) da. Ein Großteil der zeitlich erfassten

Erwachsenen, nämlich 46 %, nutzte den Parcours zwischen 10 – 30 Min.. Etwa ein Fünftel

der Männer und Frauen (20 %) trainierten 30-60 Min. und z.T. sogar länger am Parcours.

Sie kommen gerne zu zweit oder zu dritt mit Gleichaltrigen oder auch mit Älteren. Ebenso

gerne kommen sie jedoch auch alleine. 9 der beobachteten Erwachsenen waren als Betreuer

von Gruppen da. Das waren vor allem die Betreuer der Klasse behinderter Kinder, aber auch

Eltern mit Kindern, die nur betreuend aber nicht selbst trainierend am Parcours waren.

Die Erwachsenen, die alleine kamen, hatten meist eine direkte Trainingsabsicht und kamen

auch überwiegend in Sportkleidung. Viele sind zum Laufen im Bürgerpark und machen

kurzen Stopp zum Krafttraining oder Dehnen.

Viele der jungen Erwachsenen kamen auch mit einem (oder mehreren Kindern); hier stehen

meistens die Kinder im Vordergrund. Es geht dann eher darum, dass sich die Kinder

beschäftigen und die Erwachsenen nutzen die Geräte ein bisschen mit.

Einige der Erwachsenen, in erster Linie jüngere Männer, nutzen die Anlage als Treffpunkt,

um sich zu präsentieren (nackter Oberkörper), aber auch zum gezielten Muskelaufbau.

Nebenbei wird Musik gehört, geraucht und erzählt.

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Ältere Erwachsene und SeniorInnen (ca. 50 – 65 J. und 65 bis über 75 J.)

Etwa die Hälfte der älteren Erwachsenen hielt sich nur für kürzere Zeit, max. 5 oder 10 Min.

am Parcours auf; ein Viertel hielt sich 10-30 Min. auf und ein weiteres Viertel blieb über 30

Min. und z.T. sogar über 1 volle Stunde. Die beobachten Senioren blieben sogar etwas länger

als die zwischen 50-65 Jahre alten Erwachsenen.

Die meisten (etwa 2/3) der Älteren kamen mit anderen Erwachsenen, etwa 1/3 kam alleine.

Die die alleine kamen, waren direkt zum Training da; die mit anderen Erwachsenen kamen,

waren mehrheitlich auch aktiv an den Geräten. Während des Beobachtungszeitraums waren

zwei betreute Übungsgruppen mit insgesamt 9 Personen, davon 5 ältere Erwachsene und

Seniorinnen, anwesend. Eine Seniorin war zwei Mal sogar mit Kollatur gekommen und

trainierte kurz auf der schwebenden Plattform. Nur ganz wenige ältere Menschen kamen mit

Kindern.

Berichte der „Beobachterin“ aus Gesprächen vor Ort

„Eine Seniorin (87-jährig) hat mir erzählt, dass sie durch das Training (mit Trainer) jetzt

wieder ohne festhalten oder hinsetzen ihre Hose anziehen kann, darauf ist sie stolz. Sie

kommt aus dem naheliegendem Altenwohnheim, konnte aber noch keinen dort von ihrer

Begeisterung anstecken, obwohl einige, wie sie sagt, viel jünger sind als sie.“

„Ein Senior erzählte mir, er hätte sich seit dem Training (ebenfalls mit Trainer) wieder ein

Boot anschaffen können, da er wieder über ausreichend Gleichgewichtssinn verfüge.“

Betreute Trainingsgruppen

Während der drei Untersuchungstage gab es verschiedene betreute Gruppen, die den Parcours

zum Üben nutzten: Donnerstags und montags fanden jeweils um 10 Uhr die vom Sportbund

angebotenen Übungsstunden für Ältere statt.13

Hieran nahmen insgesamt 9 Personen, ältere

Erwachsene und SeniorInnen teil, z.T. sogar Hochbetagte, wie z.B. eine 87-jährige Frau. Es

waren zudem auch zwei Mal betreute Gruppen mit behinderten Menschen da: einmal eine

Gruppe mit 4 jungen Erwachsenen, einmal fand Sportunterricht für 12 Schulkinder mit

13

Sie wurden auch 2012 weiterhin an 4 Werktagen angeboten

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Behinderungen statt. Zum Sportunterricht kam darüber hinaus eine Berufsschulgruppe mit 15

jungen Frauen und Männern.

Allgemeines /Nutzungskonflikte

Insgesamt ist morgens und vormittags im Bürgerpark im Bereich des Parcours noch relativ

wenig los: es gibt Schüler auf dem Weg zum Sportunterricht im Sportpark und ein paar

Jogger und Hundespaziergänger oder hin und wieder Gruppen, die den Parcours nutzen.

Ab Nachmittag füllt sich der Park und es sind viele (überwiegend männliche) Erwachsene und

Familien an den Sportfeldern, einige davon kommen dann auch zum Parcours. Es kommen

viele sehr junge erwachsene Männer, vermutlich Studenten, zum Trainieren. Daneben waren

aber, wie die Zahlen belegen, auch etliche ältere Frauen und Männer am Parcours.

An den drei Beobachtungtagen waren keine gravierenden Nutzungskonflikte zu beobachten.

Vormittags konnte es mal passieren, dass sehr viele Schüler an den Geräten waren und

dadurch Wartezeiten für Erwachsene, die trainieren wollten, entstanden, was nicht angenehm,

aber auch nicht als problematisch einzustufen ist.

Probleme gibt es allerdings durch Vandalismus an den Geräten (siehe Kap. 3.5)

3.3.4 Nutzungskartierungen: Präferenzen an den Geräten

Die Nutzungskartierungen werden in gleichlangen Zeittakten differenziert nach Altersgruppe

und Geschlecht durchgeführt. Durch die Nutzungskartierungen lassen sich zusammen mit den

teilnehmenden Beobachtungen Aussagen über Präferenzen bei der Nutzung der Geräte, sowie

Nuztungsintensitäten treffen:

Schüler und Jugendliche nutzen die Geräte oft nur sehr kurzfristig, daher sind sie bei den

Kartierungen nur bedingt erfassbar. Daher lassen sich für diese Altersgruppen nur begrenzt

Aussagen über Präferenzen treffen:

Die Schulkinder, vor allem die Mädchen, bevorzugen die Geräte mit beweglichen Teilen, wie

Wellenläufer und den Beinergometer. Auch die Balancierstrecke ist für Mädchen attraktiv.

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Bei den Jugendlichen lassen sich etwas intensivere Nutzungen bei dem Beindrücker und der

Balancierstrecke erkennen. Besonders das Balancier-Seil ist bei den Jugendlichen, und jungen

sportlichen Männern14

, aber auch bei Schulkindern (Mädchen) beliebt.

Erwachsene Personen nutzten den Parcours insgesamt recht intensiv. Außer dem

Rückenstrecker wurde an allen Geräten mehr oder weniger häufig und intensiv trainiert. Am

meisten genutzt wurden: die Balancierstrecke (vor allem von Männern!), dann folgen das

Gerät für Dehnungsübungen, Wellenlaufen und der Oberkörperergometer. Auch das

Buchstabenfeld wird gut genutzt zum Dehnen, für Gymnastik, auch mal für

generationenübergreifendes Spiel, z.B. ein Vater mit Kind. Aber auch zum Sitzen und

Verweilen eignet sich das Buchstabenfeld, da der elastische Belag (Platten aus EPDM-

Granulat) schön warm ist. Bei den jungen Männern ist zusätzlich der Aufbau von

Armmuskeln gefragt. Außer von dieser Gruppe wurden die Geräte für Krafttraining insgesamt

weniger intensiv genutzt. Auch konnten manche Geräte während der Beobachtungszeit

aufgrund von Defekten nicht optimal genutzt werden.

14

wie auch die in Mode gekommenen Slaglines

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Abb. 10: Nutzungskartierung von den „jüngeren“ Erwachsenen an 3 Tagen (ca. ab 18 J. – 50 J.)

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Über die Nutzung durch Ältere (ab 50 J.) lassen sich folgende Aussagen treffen: Die Älteren

und die SeniorInnen, besonders die Frauen, bevorzugen Wellenreiten, den Oberkörper-

Ergometer, das Gerät zum Dehnen und das Buchstabenfeld zum Spiel mit z.B. anderen

Familienmitgliedern. Auch die Balancierstrecke ist beliebt, diesmal auch besonders bei den

Männern. Ältere Erwachsene (und jüngere Frauen) übten eher an den federnden Balken,

während die Senioren den festen Balken bevorzugten.

Da die schwebende Plattform an einem der untersuchten 3 Tage komplett defekt war, auch die

Geräte Wellenlaufen, Beindrücker und Bein-Ergometer je 1 - 2 Tage nicht 100%ig

funktionierten15

sind die Daten aus den Kartierungen nur mit Einschränkung zu interpretieren.

Vor allem die Geräte Wellenlaufen, Beindrücker und Beinergometer machten den Anschein

sehr beliebt zu sein. Vor allem die beiden letztgenannten wären bei 100%iger

Funktionstüchtigkleit mit Sicherheit noch öfter verwendet worden. Die Aussagen über

Präferenzen konnten durch die Interviews bestätigt werden.

15

Während des Untersuchungszeitraums war die schwebende Plattform einen Tag komplett demontiert, beim

Wellenlaufen war zwischenzeitlich der Stopp kaputt bzw. die Verankerung des Gerätes locker; der

Beindrücker hatte eine defekte Feder und die Kette des Bein-Ergometers war kaputt. Die Geräte wurden

von der Firma wieder instand gesetzt.

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Abb. 11: Nutzungskartierung älterer Erwachsener und Senioren (ab ca. 50 J.) an 3 Tagen

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3.4 Vor-Ort-Interviews

(Differenzierte Tabellen zu den Interviews sind bei der digitalen Version im Anhang zu

finden).

Am Bewegungsparcours in Darmstadt wurden insgesamt 28 Interviews mit aktiven Nutzern

und Nutzerinnen des Parcours geführt. Die Befragten waren alle außerhalb der betreuten

Übungsstunden da. Die Interviews stammen von 14 Männern und 14 Frauen. Altermäßig ist

die Verteilung folgendermaßen:

Altersgruppe Junge

Erwachsene

(18 - 35 J.)

„Mittlere“

Erwachsene

(35 – 50 J.)

Ältere

Erwachsene

(50 – 65 J.)

Senioren

(65 - 75 J.)

Senioren

(über 75 J.)

Anzahl der

Interviewten

10 6 8 4 0

Tabelle 9: Altersverteilung der Interviewten

Im Folgenden die Fragen und Antworten der Interviews:16

1. a Wie oft kommen Sie hierher?

Über die Hälfte der Befragten (54 %) kommt regelmäßig 1-2-mal die Woche auf den

Parcours. Vier Personen (14 %) kommen sogar täglich. Der Rest kommt selten oder ist auch

nur zufällig da.

1. b Nutzen Sie auch die betreuten Übungsstunden?

Von den 28 befragten Personen nutzte lediglich 1 Person zusätzlich die betreuten

Übungsstunden.

2. Wie lange sind Sie bis zu diesem Ort hier unterwegs?

Die meisten Interviewten (57 %) sind 5 – 10 Min. unterwegs. Jeweils 18 % sind entweder 15

Min. oder sogar eine halbe Stunde unterwegs. 2 Personen (7 %) haben sogar Wegezeiten von

1 Stunde in Kauf genommen, allerdings kommen sie auch nur selten.

16

N = Nennungen

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3. Wie kommen Sie hierher? (Mobilität)

Meist kommen die Interviewten (52% N) zu Fuß zum Parcours; zu einem guten Drittel (36 %

N) wird auch das Fahrrad genutzt. Nur 3 Personen gaben an mit dem PKW zu fahren und eine

Person kam mit dem ÖPNV an den Parcours.

Einzugsgebiet:

Verknüpft man die Wegezeiten mit der Art der Mobilität, lassen sich Aussagen über das

Einzugsgebiet treffen:

Die Personen, die 5-10 Min. Zeit für den Weg zum Parcours benötigen, kommen meist zu Fuß

oder mit dem Fahrrad. Zu Fuß entspricht das einem Einzugsbereich von maximal 500-600 m,

mit dem Fahrrad je nach Fahrgeschwindigkeit etwa 1 km. Das heißt die meisten der

regelmäßigen NutzerInnen wohnen noch in einem Umfeld von ca. ½ bis 1 km.

Drei Personen laufen ½ Stunde zu Fuß, was 1 - 2 km entsprechen könnte. Einige sind aber

auch 15 oder 30 Min. mit dem Fahrrad, mit dem öffentlichen Bus dem Pkw (oder auch zu

Fuß) unterwegs. Das heißt der Einzugsbereich der Befragten kann sich über ganz Darmstadt

erstrecken.

4. Kommen Sie eher allein oder mit Freunden etc.?

Die Interviewten kommen häufig alleine (45 % N), zum Teil auch mit Freunden oder

Kollegen (29 % N) oder der Familie (23 % N). Nur 1 Person gab an, auch manchmal mit einer

selbstorganisierten Gruppe zu kommen.

5. Warum kommen Sie hierher? (Motivation)

Fast zwei Drittel (64 %) der Interviewten wollen fit bleiben, fitter werden, oder draußen Sport

treiben. Etwa für ein Drittel, das sind überwiegend die älteren Interviewten, spielen

gesundheitliche Gründe, wie Rückenschmerzen, Abnehmen, Stressabbau/Sich-wohler-fühlen

oder einfach „gesund bleiben“ eine wichtige Rolle für die Motivation. Für viele (46 %) der

Befragten dient der Parcours als Freizeitbeschäftigung: Sie wollen sich an der frischen Luft

bewegen, wollen Spaß haben, mit Kindern spielen, mit anderen kommunizieren oder sie

verbanden mit dem Parcours einen Spaziergang oder eine Radtour. 4 Personen waren da, um

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den Parcours auszuprobieren und 3 Personen nannten als Motivation auch, dass die Anlage

kostenlos nutzbar sei.

6. Sind Sie mit den Geräteangeboten zufrieden?

Die meisten (18 Personen = 64 %) sind mit dem Angebot an Geräten zufrieden, ein Viertel

(25 %) ist nur mittelmäßig zufrieden, nur 1 Person war nicht zufrieden. 2 Personen konnten

dazu keine Angaben machen.

7. Was gefällt Ihnen besonders gut?

Insgesamt gab es 57 Nennungen, was als besonders gut empfunden wird. 53 der Nennungen

bezieht sich auf Geräte. Dabei sind die Kraftgeräte Armzug und Liegestütz mit je 9

Nennungen (zusammen 18 Nennungen = 32 % N) sowie „Wellenlaufen“ (ebenfalls 9 N = 16

% N) am beliebtesten. Die Kraftgeräte werden eher von Männern und das Wellenlaufen fast

Ausschließich von Frauen bevorzugt. Beliebt – besonders bei den interviewten Frauen - sind

außerdem der Oberkörper-Ergometer (6N =11 % N) und die Balancierstrecke (5N). In der

Beliebtheitsskala folgen Dehnen, Rückenstrecken-Plus und die schwebende Plattform mit je

3-4 Nennungen, wobei die Plattform zeitweilig defekt war. Beindrücker und Beinergometer

werden nur 1-2 Mal genannt, was aber auch damit zusammenhängen wird, dass sie zeitweilig

nicht optimal funktionsfähig waren. Das Buchstabenfeld wurde nicht erwähnt. Weitere 4

Nennungen gab es zu allgemeinen Dingen, wie die Tatsache, dass der Parcours im Freien liegt

oder in der Nähe zum Wohnort etc.

8. Was würden Sie sich hier noch (dringend) wünschen?

Es wurden 28 Wünsche genannt. 19 Wünsche kamen von Männern und 9 von Frauen. Fünf

Wünsche bezogen sich darauf, dass manchmal Geräte defekt waren und man sie

funktionstüchtig haben möchte. Weiterhin bestand bei 5 Männern der Wunsch nach einer

Klimmzugstange und zwei Männer und eine Frau wünschten ein Gerät für Bauchmuskel-

Training. Für 2 Frauen sind Toiletten ein dringender Wunsch und zwei weiteren Frauen

fehlen Mülleimer bzw. ein Papierkorb17

. Die restlichen 11 Wünsche waren Einzelnennungen

von weiteren Sportgeräten, wie zusätzliches Wellenlaufen, weitere Geräte für Balance, für

Beinmuskeln, eine Kletterwand, ein Boxsack etc.

17

Ein Abfallbehälter steht am nächsten Sportfeld und ist häufig voll.

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9. Was gefällt Ihnen überhaupt nicht?

18 Dinge gefielen den Interviewten überhaupt nicht: 7 Mal wurden wiederum die zeitweilig

defekten Geräte genannt, - die allerdings auch immer repariert wurden (Anm. Verf.). Es

wurden weiterhin (4N) explizit der Beinheber, der in seiner Auflagefläche für die Unterarme

als zu hart und rutschig empfunden wird und das Schulterergometer, was sich teilweise

schwer auf denselben Schwierigkeitsgrad auf beiden Seiten einstellen lässt, genannt. 2

sportliche junge Männer gaben an, dass die Stangen für Armzug und Liegestütz für sie zu eng

zusammen liegen würden. Darüber hinaus gab es noch Einzelnennungen.

10. Wie lange werden Sie sich heute hier aufhalten?

Fast die Hälfte der Frauen und Männer (46 %) gab an, dass sie sich etwa 30 Min. aufhalten

würden. 18 %, das waren alles Frauen, wollten nur 15 Min. da bleiben. Dafür wollten aber

21% der Frauen und Männer eine volle Stunde am Parcours verweilen und 2 Männer (7%)

wollten sogar 2-3 Stunden am Parcours trainieren.

11. a Wird der Parcours Ihrer Einschätzung nach sowohl von alten, wie von jungen Menschen

genutzt?

82 % waren der Meinung, dass der Parcours von alten Menschen genutzt oder zumindest zum

Teil genutzt würde. 86 % gaben an, dass der Parcours auch von jungen Leuten genutzt oder

zumindest zum Teil genutzt würde.

11. b Werden die Angebote gemeinsam von Jung und Alt genutzt?

9 Personen, das sind rund ein Drittel, gaben an, dass Jung und Alt die Geräte auch mal

gemeinsam nutzten. Nach dem Eindruck der Interviewerin war dieser Aspekt für die

Befragten schwer einschätzbar, weil er vermutlich nicht explizit wahrgenommen wird.

12. Was tun Sie im Bürgerpark sonst noch?

Vor allem die befragten Frauen (11 Frauen) nutzen den Bürgerpark auch anderweitig: zum

Spazierengehen, Wandern und Radfahren.

13. a Kommen Sie auch bei regnerischem Wetter zum Parcours?

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Abgesehen von 5 Personen, die die Frage nicht beantworteten, gaben 11 Frauen und

Männer an, dass sie bei Regenwetter auch kämen. Die restlichen 12 Befragten gehen bei

Regenwetter nicht nach draußen.

13. b Kommen Sie auch im Winter?

Über die Hälfte (57 %) der Befragten gab an, auch im Winter zu kommen und nur 29 % gehen

im Winter nicht in den Bürgerpark. 4 Personen waren unentschieden.

14. Treiben Sie (außerhalb des Parcours) regelmäßig Sport?

Die Mehrzahl der Interviewten, nämlich 64 %, treiben auch außerhalb des Parcours

regelmäßig Sport. Es gaben 10 Personen, das entspricht 36 %, an, dass sie keinen weiteren

Sport trieben. Das ist dann immerhin ein gutes Drittel, die sich ausschließlich am Parcours

sportlich betätigt. Das heißt, der Parcours wirkt somit durchaus für einen Teil der Interviewten

bewegungsmotivierend.

3.5 Experteninterview

Um ergänzende Informationen und vor allem Informationen über die betreuten

Trainingsstunden zu erhalten, wurde der Leiter des Sportamtes Darmstadt befragt und mit

dem Projektbeauftragten des Sportkreises, der zugleich auch Kurse leitet, ein ausführliches

sog. Experteninterview geführt.

Die Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst:

Im Vergleich zur Pilotphase 2011 hat sich die Teilnehmerzahl bei den angebotenen

Trainingskursen im Jahr 2012 verringert, sodass im Herbst 2012 ein Kurs

eingestellt wurde.

An den betreuten Übungsstunden nehmen pro Woche 20 - 40 Personen teil.

Die Zahl ist schwankend, aber die Teilnehmenden kommen – sofern es ihnen

möglich ist – sehr regelmäßig (wozu – so die Vermutung des Trainers - auch die

Zehnerkarte beitragen wird).

Die Teilnehmenden sind alle Rentner, über ca. 60 Jahre alt bis „hochbetagt“ (zwei

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Frauen sind 81 J. bzw. 86 J. alt).

An den Kursen nehmen viele der Teilnehmer/-innen der Pilotphase weiterhin teil,

einige Neue sind jedoch auch dazu gekommen.

Die Teilnehmenden sind überwiegend (ca. ¾) Frauen.

Das Einzugsgebiet reicht bis Pfungstadt und Erzhausen, die Anbindung, auch mit

ÖPNV ist sehr gut.

Der Standort ist sehr gut, besonders positiv gesehen wird auch, dass im Sommer

durch die Bäume Schatten vorhanden ist.

Sehr gerne geübt werden Gleichgewichtsübungen. Das Zahlenfeld wird dagegen als

einziges nicht genutzt. Hier würde sich der Trainer noch ein weiteres Gerät für

Gleichgewicht wünschen.

Für die angebotenen Trainingsstunden wurde breite Öffentlichkeitsarbeit geleistet

(Lokalpresse, Bekanntmachungen, Plakate, Verteilung der Infos bei

Senioreneinrichtungen etc.), was auch dazu geführt hat, dass eine begrenzte

Anzahl neu zu den Kursen gekommen ist. Jedoch hat die Öffentlichkeitsarbeit

bisher (noch) nicht die erhoffte Resonanz erbracht.

Ein nicht unerhebliches Problem stellt der Vandalismus dar: wiederholt und häufiger

wurden Geräte beschädigt und so demoliert, dass erhebliche Schäden entstanden.

Die Teilnehmer der Trainingsstunden reagierten darauf jedoch nicht mit Kritik am

Parcours an sich und die Gerätehersteller bemühten sich die Schäden zu beheben.

Die Übungsleiter sind geschulte (Sport-) Trainer, die ehrenamtlich tätig sind. Sie

erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung vom Sportkreis.

3.6 Befragung der Teilnehmer/-innen der angeleiteten Trainingsstunden

In Darmstadt fanden, wie oben bereits erwähnt, ab Frühjahr 2012 vier Mal wöchentlich

Trainingsstunden statt, jeweils montags – donnerstags von 10:00 – 11:00 Uhr. Diese

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Übungsstunden wurden von erfahrenen (Sport-) Trainern durchgeführt. (Zur Resonanz und

Teilnehmerzahlen siehe Kapitel 3.5)

Um Genaueres über die Motivation und das Trainingsverhalten der Kurs-Teilnehmer/-innen

zu erfahren, wurden von den Übungsleitern Fragebögen verteilt. An der Befragung nahmen

21 Personen teil, 15 Frauen und 6 Männer. Sie sind zwischen 50 Jahren und bis über 75 Jahre

alt. Sie werden im Folgenden kurz als „Befragte“ bezeichnet. Die Überschriften entsprechen

den Fragen im Fragebogen (kursiv).

Altersgruppe Ältere Erwachsene

(50 – 65 J.)

Senioren

(65 - 75 J.)

Senioren

(über 75 J.)

Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer

Anzahl der Interviewten 6 1 6 4 3 1

Tabelle 10: Alters- und Geschlechterverteilung bei den Fragebögen (Trainingsstunden)

1. Haben Sie bereits an der Pilotstudie 2011 teilgenommen?

Die meisten der Befragten, nämlich 62 % (13 Personen), hatten nicht an der Pilotstudie 2011

teilgenommen, sie sind demnach neu dazu gekommen. 38% (= 8 Personen) waren bereits an

der Pilotstudie 2011 beteiligt.

1. a) Wenn bereits teilgenommen: was motiviert Sie weiterzumachen?

50 - unter 65

Jahre

65 - unter 75

Jahre

über 75

Jahre Nennungen

Gesamt

W m w m w m w m N

Gesundheit 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Bewegung (tut gut) 0 0 2 1 0 1 2 2 4

Leistungssteigerung 0 0 1 0 0 0 1 0 1

Erhaltung Vitalität/ fit bleib. 0 0 1 0 1 1 2 1 3

Um Erkrankungen

vorzubeugen 0 0 0 0 0 1 0 1 1

Nette Gruppe/Betreuer 1 0 1 0 0 0 2 0 2

Kontakte knüpfen 0 0 1 0 0 0 1 0 1

Geselligkeit/ Miteinander 0 0 1 0 0 0 1 0 1

Gute Atmosphäre 0 0 1 0 0 0 1 0 1

Spaß/Freude 1 0 0 2 0 0 1 2 3

im Freien trainieren 0 0 3 0 0 0 3 0 3

Anzahl Gesamt 3 0 11 3 1 3 15 6 21

Tabelle 11: Motivation zum weiteren Training, Alters- und Geschlechterverteilung der Interviewten (w=

weiblich, m= männlich, N= Nennungen)

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Von den 8 Personen, die auch an der Pilotstudie teilgenommen hatten, wurden 21 Gründe

genannt, warum sie weiterhin an den Trainingsstunden teilnehmen. Die wichtigsten Aspekte

sind dabei die Gesundheit, die Bewegung, die „gut tut“, man will fit bleiben. 48 % der

Antworten (10 N) beziehen sich hierauf. Soziale Aspekte, wie „die nette Gruppe/Betreuer“

oder die gute Atmosphäre, spielen auch eine Rolle (5 N = 24 % N). Manch einem macht aber

auch das Training einfach Spaß oder man trainiert gerne im Freien (6N).

1.b) Die neu Hinzugekommenen: wie haben Sie von den Übungsstunden erfahren?

Die 13 Personen, die nicht an dem Pilotprojekt 2011 beteiligt waren, haben überwiegend, das

sind 10 Nennungen (bzw. 43% N), aus der Zeitung von den Trainingsstunden erfahren. Einige

wurden auch durch Freunde oder Bekannte aufmerksam gemacht (3N) oder wurden durch

einen Parkbesuch bzw. den Aushang am Parcours (4N) auf das Angebot aufmerksam.

Einzelne haben die Kenntnis durch Seniorenveranstaltungen erhalten (2 N) oder auch durch

die Werbung (1 N).

2. Warum nehmen Sie an den angeleiteten Übungsstunden teil?

Was motivierte an den Übungsstunden teilzunehmen? Es wurden 41 Gründe dafür genannt.

Über die Hälfte der Antworten (23 Antworten bzw. 56 %) beziehen sich auf die Erhaltung

und Verbesserung der physischen Konstitution und Erhaltung der Gesundheit. Wichtig sind

vor allem die Erhaltung der Beweglichkeit (5 N), des Gleichgewichts (4 N), auch des

Leistungsvermögens allgemein (5 N) und auch der Kraft (3 N). 9 Antworten (22 %) beziehen

sich auf die fachliche Betreuung; diesen Personen ist es besonders wichtig, persönliche und

professionelle Anleitung, Beratung und Anregungen zu erhalten.

Soziale Aspekte spielen eine eher untergeordnete Rolle: sie wurden 5 x genannt, d.h. für einige

(wenige) Personen sind auch die Gruppe und die sozialen Kontakte von nennenswerter

Bedeutung.

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3. + 4. Wie oft kommen Sie zurzeit hierher? Trainieren Sie auch außerhalb der betreuten Übungsstunden am

Parcours?

Von den 21 Befragten kommen 11 Personen (54 %), das sind über die Hälfte, 2 Mal pro

Woche an den Parcours; 7 Personen (33 %) kommen nur 1 x pro Woche zu der betreuten

Trainingsstunde. 3 Personen (14%) kommen unregelmäßig. Niemand kommt öfter als 2 Mal

pro Woche.

Die meisten, d.h. zwei Drittel der efragten (67 % = 14 Personen) kommen ausschließlich zu

den betreuten Trainingsstunden; ein Drittel (rd. 33 % = 7 Pers.) trainiert jedoch auch

außerhalb und individuell am Parcours. 4 Personen kommen 2 x pro Woche zu den

Trainingsstunden.

5.+ 6. Wie lange sind sie hierher unterwegs? (Wegezeit von zu Hause zum Parcours) Wie kommen Sie

hierher?

Meist kommen die Befragten mit dem Fahrrad (38 % N), manchmal auch zu Fuß (23 % N),

aber etliche auch mit dem Auto (31 % N, 8 Personen). 2 Personen (8 % N) benutzen den

ÖPNV.

38 % der Befragten sind nur 5- 10 Min. unterwegs. Sie gehen zu Fuß oder kommen mit dem

Fahrrad. Sie kommen aus dem direkten Umfeld, d.h. bis max. 2 km Entfernung mit dem

Fahrrad. Die meisten nehmen jedoch auch längere Wegezeiten in Kauf: 52 % benötigen 15-30

Min. Die meisten davon (7 Personen) kommen sogar mit dem PKW. Das heißt, je nach

Strecke legen sie wenige bis mehrere Kilometer zurück. 10 % der Befragten benötigen sogar

45 – 60 Min., eine Person davon fährt mit dem Fahrrad oder dem PKW, eine mit dem ÖPNV.

Das heißt, das Einzugsgebiet der Personen, die an den Trainingsstunden teilnehmen, ist im

Vergleich zu den individuell Trainierenden deutlich größer. Die Teilnehmer/-innen kommen

sowohl aus dem näheren Umfeld, viele aber auch über weitere Strecken, die gut bis in die

Vororte Darmstadts reichen könnten. (Vgl. die Aussagen des Trainers dazu in Kapitel 3.5)

7. Sind Sie mit dem Geräte - Angebot zufrieden?

Die meisten Befragten (62 %) sind mit den Geräteangeboten absolut zufrieden. Ein Teil ist

aber auch nur mittelmäßig zufrieden (38 %), was überwiegend damit zusammenhängen

dürfte, dass ab und zu Geräte nicht richtig funktionierten.

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8. Was gefällt ihnen besonders gut? (Mehrfachnennungen möglich)

Von den insgesamt 53 Nennungen, was besonders gut gefällt, beziehen sich die meisten

Antworten auf einzelne Geräte (44 N). Besonders bei den Frauen sind Prioritäten ablesbar.

Bei allen Befragten am beliebtesten sind die Balancierstrecke und das Wellenlaufen. Beliebt

sind auch: der Bein-Ergometer, der Armzug, der Beinheber und das Gerät für Liegestützen.

Es werden hier also durchaus auch Geräte genannt, die mit Kraftaufwand verbunden sind.

Lediglich das Gerät zum Dehnen und das Buchstabenfeld scheinen nicht bzw. kaum genutzt

zu werden.

50 - unter

65 Jahre

65 - unter

75 Jahre

über 75

Jahre

Nennungen

Gesamt

w M w m w m w M N

a. Geräte

1. Wellenlaufen 0 0 3 1 2 0 5 1 6

2. Beindrücker 1 0 0 0 1 1 2 1 3

3. Bein-Ergometer 0 0 2 0 2 0 4 0 4

4. Rückenstrecken Plus 1 0 0 0 0 1 1 1 2

5. Dehnen 1 0 0 0 0 0 1 0 1

6. Armzug 1 0 2 0 0 1 3 1 4

7. Liegestützen 0 0 3 0 0 1 3 1 4

8. Beinheber 0 0 2 1 0 1 2 2 4

9. Oberkörper-Ergometer 1 0 1 0 0 1 2 1 3

10. Balancier-Strecke 1 1 2 0 3 1 6 2 8

11. Schwebende Plattform 0 0 2 0 2 1 4 1 5

12. Buchstaben – Feld 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Summe a 6 1 17 2 10 8 33 11 44

b. allgemein

der Parcours allgemein 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Die (qualifizierte) Betreuung

durch Trainer 2 0 0 2 0 0 2 2 4

nette Gruppe 0 0 0 1 0 0 0 1 1

Kombination mit anderen

Sportarten 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Im Freien trainieren 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Keine Vereinszugehörigkeit

erforderlich 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Summe b 6 0 0 3 0 0 6 3 9

Anzahl Gesamt 12 1 17 5 10 8 39 14 53

Tabelle 12: Beliebteste Geräte nach Altersgruppen und Gender (w= weiblich, m= männlich, N= Nennungen)

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Von den 9 sonstigen Antworten auf die Frage, was gefällt, ist noch die positive Erwähnung

der qualifizierten Trainer zu nennen (4N).

9. Was würden Sie sich hier noch (dringend) wünschen? (Mehrfachnennungen möglich)

Die Wunschliste ist mit 6 Wünschen relativ gering, für 15 Befragte ist alles gut wie es ist.

Zwei Mal werden Polster für die Armlehnen am Beinheber genannt. Drei weitere Wünsche

sind: ein Bauch-Weg-Gerät, allgemein zusätzliche Geräte oder auch die Optimierung

vorhandener Geräte. Einmal wird eine öffentliche Toilette in der Nähe gewünscht.

10. Gibt es etwas an diesem Ort, das Ihnen überhaupt nicht gefällt? (Mehrfachnennungen möglich)

Auch die Frage, was gar nicht gefällt, bezieht sich auf Einzelnennungen, sodass kein

wirkliches Problem, das zu beheben wäre, erkennbar ist. Genannt werden: zu wenig Schatten,

Verunreinigungen durch Hunde und einzelne Geräte (wie das Buchstabenfeld, der Beinheber,

das Seil auf dem Balancierfeld)

11. Halten Sie die Teilnahmegebühren für die Übungsstunden von 2 € bzw. 1 € für angemessen? (1 € für

Vereinsmitglieder)

Die allermeisten Befragten (81 %) halten den Preis von 2 € pro Trainingsstunde für

angemessen und nicht zu teuer. Drei Personen würden sogar mehr für die Trainingsstunden

zahlen.

12. Treiben Sie zusätzlich regelmäßig Sport? Welche Sportart und ggf. in welchen Einrichtungen?

Wie zu erwarten, gaben die meisten, das sind 86 %, an, dass sie auch zusätzlich anderen Sport

treiben. Nur drei Befragte antworteten mit „nein“, sie gehen nur zum Parcours. Das heißt die

meisten der Befragten sind bewegungsmotivierte Menschen.

Die ausgeübten weiteren Sportarten sind vielfältig. Fast die Hälfte der Befragten (9 Personen

= 43 %) gaben mehrere Sportarten an (8 Personen zwei und drei Sportarten, 1 Person sogar 4)

an. Ebenso viele (9 Personen; 43 %) gaben eine Sportart an.

Bei den genannten Sportarten bestätigen sich allgemein bekannte Unterschiede bei den

Geschlechtern: Frauen machen in erster Linie Gymnastik: Gymnastik allgemein,

Seniorengymnastik, Rücken - und Wirbelsäulengymnastik und auch Wassergymnastik (11

Frauen von 15 befragten Frauen und ein Mann gaben Gymnastik an).

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3 Frauen machen Yoga oder Pilates. Eine Frau bewegt sich beim Senioren-Tanzen.

5 Frauen gehen neben dem Training am Parcours walken oder nordic walken, was auch

allgemein zu den derzeit recht beliebten Sportarten bei Frauen zählt. Eine Frau geht zur

„Atemgruppe/-therapie“.

Insgesamt nannten 8 Befragte Fahrradfahren, was im Allgemeinen bei Männern beliebter ist

als bei Frauen (hier: 4 Frauen, 4 Männer).18

Männer bevorzugen auch oftmals die etwas

„anstrengenderen“ Sportarten, so z.T. auch hier: 2 Männer spielen Tennis, 1 Mann treibt

Herzsport. Aber ein Mann vergnügt sich beim gemütlichen Boule spielen, er treibt insofern

nicht direkt noch anderen Sport.

Etwa die Hälfte der Befragten treiben Sport in einem Verein (10 N = 48 % der Befragten).

Fast ebenso viele bewegen sich aber selbstorganisiert/individuell (9 N). Zwei Befragte gehen

in kommerzielle Einrichtungen, wie das Fitnessstudio.

Sportart 50 - unter

65 Jahre

65 - unter

75 Jahre

über 75

Jahre

Nennungen

Gesamt

W m w m m w m N

Herzsport 0 0 0 0 0 1 0 1 1

Boule 0 0 0 1 0 0 0 1 1

Walking/ Nordic-Walking 4 0 2 0 0 0 6 0 6

Rücken- und Wirbelsäulen-

Gymnastik/ Rückenschule 0 0 2 0 1 1 3 1 4

(Senioren-)/ Gymnastik 1 0 2 0 2 0 5 0 5

Senioren-Tanz 0 0 0 0 1 0 1 0 1

Tennis 0 0 0 2 0 0 0 2 2

Fahrradfahren 4 1 0 2 0 1 4 4 8

Yoga 0 0 2 0 0 0 2 0 2

Wassergymnastik/Aquafit 3 0 1 0 1 0 5 0 5

Atemgruppe/Atemtherapie 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Pilates 1 0 0 0 0 0 1 0 1

Anzahl Gesamt 14 1 9 5 5 3 28 9 37

Tabelle 13: Ausgeübte Sportarten nach Alters- und Geschlechterverteilung der Interviewten (w= weiblich, m=

männlich, N= Nennungen)

18

Auch in der Studie Hottenträger/ Jacoby/ Meurer (2008), bei der 180 ältere FrankfurterInnen befragt wurden,

war Walken eine beliebte Sportart der Frauen; Radfahren wurde zwar auch von Frauen genannt, aber war

bei Männern deutlich beliebter.

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13. Haben Sie den Parcours schon einmal weiterempfohlen? Mit welcher Resonanz?

90 % der Befragten hat den Parcours schon einmal an Bekannte weiterempfohlen. In den

meisten Fällen (84%) haben die angesprochenen Personen darauf interessiert reagiert, nur

manchmal war kein Interesse da.

Von vier Personen wurden Anregungen auf dem Fragebogen niedergeschrieben, sie werden

im Folgenden zitiert:

Eine Dame findet den Parcours „nur unter Anleitung sinnvoll“. Eine über 75 jährige

Dame lobt die Kompetenz der ÜbungsleiterInnen:

„Hervorzuheben ist die fachliche Kompetenz und das Einfühlungsvermögen des

Übungsleiters, dazu macht es Spaß“

Ein über 75-jähriger Herr hat die positiven Wirkungen des Sports selbst erfahren und nimmt

sie ernst:

Ich nutze den Parcours „weil ich durch Selbsterfahrung die Erkenntnis gewonnen habe

dass eine gezielte, wohltunende und dauerhaft ausgeübte Bewegung das beste Mittel

ist, um Erkrankungen des Muskel und Skelettsystems vorzubeugen bzw. vorhandene

Beschwerden zu lindern und in meisten Fällen zu heilen. Wer sich bewegt, bewegt

etwas!“

Eine weitere Dame sieht aber auch das Konfliktpotential zwischen den Schülern, die oftmals

den Parcours belegen, und dem Anspruch, dass man hier Seniorensport treiben soll:

„Wenn komplette Schulklassen ihren Unterricht (wie gesehen!) dort abhalten, ist

Seniorensport bzw. die Öffentlichkeit des Platzes nicht mehr gewährleistet. Die

Rektoren der umliegenden Schulen wären hieraufhin anzusprechen“

3.7 Resümee

Der Pilotparcours im Bürgerpark in Darmstadt wird insgesamt sehr gut angenommen, denn in

den drei Untersuchungstagen nutzten insgesamt 277 Personen (Erwachsene und Jugendliche)

den Parcours aktiv. Es kommen auffallend viele Jugendliche (rund 30 % der aktiven Nutzer),

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oftmals beim Warten, dass der Sportlehrer die angrenzende Turnhalle aufschließt. Viele

Jugendliche kommen aber auch zum Trainieren und um sich zu treffen. Der überwiegende

Teil (80 %) davon ist männlich.

Den Hauptanteil (46 %) der aktiven Nutzer stellen die jüngeren Erwachsenen und die

Erwachsenen mittleren Alters, zwischen ca. 18 -50 Jahren. Sie sind zugleich auch die größte

Altersgruppe. Die meisten dieser Altersgruppe kommen um zu trainieren oder um die Geräte

ein wenig zu erproben. Manche üben nur kurze Zeit an den Geräten, viele trainieren bis zu

einer halben Stunde. Ein Fünftel der Interviewten 28 Personen trainiert jedoch länger als ½

Stunde oder sogar über 1 Stunde. Die „ernsthaft“ Trainierenden kommen im Allgemeinen in

Sportkleidung, was darauf schließen lässt, dass sie auch sonst sportlich aktiv sind. Aus den

Interviews geht ebenfalls hervor, dass die Befragten zu zwei Dritteln auch sonst sportlich

aktiv waren. Der Anteil der Männer überwiegt mit durchschnittlich 59 % deutlich den der

Frauen, wobei die Genderverteilung sich je nach Altersgruppe variiert.

Vor allem für die jüngeren Erwachsenen stellt der Parcours auch einen Treffpunkt dar. Das

trifft hauptsächlich für junge Männer zu, die sich abwechselnd an den Geräten Übungen

zeigen, dabei Musik hören und sich unterhalten. Es kommen aber auch einige junge Männer,

die eher Lauftraining absolvieren, kurz zum Parcours und nutzen ihn ergänzend zum Dehnen

und Krafttraining.

Der Parcours wird ebenfalls gut von älteren Erwachsenen und Senioren angenommen. Sie

stellen immerhin 24 % der aktiven Nutzer dar (bezogen auf alle Jugendlichen und

Erwachsenen). Die Hälfte der Älteren blieb zwar nur 2- 15 Min. an den Geräten, aber dafür

trainierte die andere Hälfte durchaus ernsthaft: etwa ein Viertel 15- 30 Min. und ein weiteres

Viertel 30 Min. - 1 Stunde bzw. etliche sogar über 1 Stunde. Von den in den drei

Untersuchungstagen gezählten 67 aktiven Älteren nahmen lediglich 9 Personen an den

Trainingskursen teil. Das heißt, der überwiegende Teil dieser Altersgruppe trainierte

individuell. Interessanterweise überwiegen bei den Älteren mit 53,5 % die Frauen, die sonst

an dem Parcours in Darmstadt z.T. extrem unterrepräsentiert sind.

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4 Bewegungsparcours im Schlossgarten in Hanau

4.1 Lage und Beschreibung

Der Bewegungsparcours Hanau liegt relativ zentral in der Innenstadt, im „Schlossgarten“,

einem Stadtpark, der sich zwischen der Eugen-Kaiser-Straße, der Corniceliusstraße, der

Nordstraße und der Heinrich-Boltstraße befindet. Im Norden des Schlossgartens grenzt das

Heinrich-Fischer-Bad, ein Frei- und Hallenbad der Stadtwerke Hanau, an. Östlich vom

Parcours befindet sich ein neu errichtetes Senioren-Pflegeheim, das DOMICIL-

Seniorenpflegeheim. Jedoch trennt ein Bachlauf das Seniorenheim vom Schlossgarten bzw.

dem Parcours.

Im Süden mit direktem Zugang zum Schlossgarten liegt die Karl-Rehbein-Schule, ein

Gymnasium der Stadt Hanau mit 1790 Schülern ab Klasse 5. Daneben liegt ein

Kongresszentrum, der Kongress-Park Hanau, der Rahmen bietet für Tagungen, Messen,

Events, Kulturveranstaltungen und Bankette. Im Westen, am Rand des Schlossgartens,

befindet sich ein Biergarten mit einer öffentlich zugänglichen Toilette während der

Öffnungszeiten (täglich ab 15.00 Uhr, samstags, sonntags und feiertags ab 11.00 Uhr), den

Parkbesucher nach eigenen Angaben gerne aufsuchen. Im Norden des Schlossgartens verläuft

ein Bach, der auch am Parcours vorbeifließt. Beliebter Treffpunkt für Familien ist ein

Spielplatz im Norden des Parks. Der zentral gelegene Ententeich ist ebenfalls beliebt. An den

Spielplatz grenzt eine Rasenfläche an, auf der Ball gespielt werden kann.

Der Schlossgarten und der Parcours sind mit dem ÖPNV gut erreichbar. Die Bus-Linie 3 vom

Freiheitsplatz (zentraler Verkehrsknotenpunkt) fährt Richtung Norden mit Halt sowohl an der

Haltestelle „Schlossgarten“ als auch am Schwimmbad. Die Fußgängerzone bzw. der Markt im

historischen Stadtkern liegen fußläufig erreichbar.

Der Parcours selbst liegt im östlichen Randbereich des Parks. Er befindet sich ein bisschen

abseits, entlang eines Nebenweges. Sträucher schirmen den Parcours räumlich nach außen

und zur Bachböschung ab.

4.2 Aufbau des Bewegungsparcours

Der Bewegungsparcours ist folgendermaßen aufgebaut:

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Er besteht aus 8 einzeln stehenden Geräten, die z.T. als Doppelgeräte ausgebildet sind und

daher zu zweit nutzbar. Die Geräte sind parkseitig entlang des Nebenweges angeordnet.

Gegenüber auf der anderen Seite des Weges stehen 2 Bänke.

Eine allgemeine Hinweistafel gibt Informationen zu dem Bewegungsparcours. Da die Tafel

nicht allzu groß ist und auf der gegenüberliegenden Seite des Weges liegt, laufen die meisten

Menschen vorbei ohne sie wahrzunehmen. Auf der Tafel steht das Motto des Parcours

„Spielerisch fit durch sanfte Bewegung und Massage“. Zudem finden sich auf der Tafel

allgemeine Hinweise zu Sicherheit und richtigen Benutzung der Geräte. Die Benutzung durch

Kinder sollte nur unter Aufsicht von Erwachsenen sein. Eine Information über angeleitetes

Training war zum Zeitpunkt der Untersuchungen nicht angebracht.

Jedes Gerät19

hat noch einmal eine eigene kleine Hinweistafel, in der die Bezeichnung des

Gerätes, die Hauptfunktion und ein Sicherheitshinweis beschrieben sind:

Die Geräte und ihre Funktionen im Einzelnen:

Feinmotorik, Koordination, Balance, Beweglichkeit, Gelenkigkeit:

Sprungkrafttrainer: Streckung und Spannkraft des Körpers, Koordination von Auge

und Körper.

Schultertrainer: Beweglichkeit von Schultern und Ellenbogen, Massage der

Handflächen; Förderung von Feinmotorik, Koordination, Balance.

Rückentrainer: Beweglichkeit der Wirbelsäule, Training und Lockerung Rücken,

Hüfte, Gesäß; Gleichgewichtssinn.

Beweglichkeitstrainer: Beweglichkeit des ganzen Körpers, vor allem Schultern,

Rücken, Hüfte, Arme; fördert Gelenkigkeit und Koordination.

Ausdauer und Kondition:

Beintrainer: Kräftigung der Beinmuskulatur; Beweglichkeit; Koordination und

Gleichgewicht; Förderung von Ausdauer und Kondition.

Ganzkörpertrainer: Kräftigung aller wichtigen Muskelgruppen; Verbesserung von

Koordination, Ausdauer und Kondition.

19

Geräte und Tafeln sind von Fa. Playfit

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Massage:

Rücken-Massage-Gerät: Massieren und Lockern von Rücken und Hüfte, gleichzeitig

Kräftigen der Beine.

Massagegerät Hände: Mobilisierung der Handgelenke, Ellenbogen, Schultern und

Beine, massiert und entspannt die Muskulatur der Hände und Beine, fördert

Koordination und Gleichgewicht.

Abb. 12: Übersicht über Gelände in Pause Abb. 13: Seniorin an Massagegerät (Foto: Kreißl)

Abb. 14: Seniorin mit Kindern Abb. 15: Ganzkörpertrainer. Abb. 16: Rückentrainer (Foto: Kreißl)

an Lieblingsgerät

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Abb.

17: Übersicht Bewegungsparcours im Schlossgarten Hanau

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4.3 Zählungen und Beobachtungen

Die Zählungen der NutzerInnen wurden an insgesamt zwei Tagen unter der Woche20

im Mai

und Ende Juni sowie an einem Sonntag im Mai 2012 durchgeführt.

Die Zeiträume waren folgende:

Sonntag (27.05.2012): 08:00 – 20:00 Uhr

Freitag (25.05.2012): 08:00 – 20:00 Uhr

Freitag (22.06.2012): 08:00 – 20:00 Uhr

Das Wetter war an allen Tagen sonnig bis bewölkt und warm bei 17- 24 °C.

4.3.1 Nutzergruppen (Zählungen)

An den drei Untersuchungstagen wurden insgesamt 418 Personen am Bewegungsparcours in

Hanau gezählt. Es waren verschiedene Altersgruppen vertreten. Es waren 39 Kleinkinder

(unter 6 J.) da. Mit 136 Schulkindern zwischen ca. 6-11 Jahren war die Anzahl der

Schulkinder sehr hoch, was vor allem mit der Nähe zur Schule und der damit verbundenen

Pausennutzung aber auch der Nähe zu einem Spielplatz zu tun hat. Kinder insgesamt bildeten

etwa 42 % der Besucher, die Schulkinder allein 33 %. Der Anteil der Kinder ist somit am

Parcours in Hanau doppelt so hoch wie in Darmstadt.

Jugendliche waren zwar deutlich weniger als in Darmstadt am Parcours, aber dennoch

relativ21

viele, nämlich 49 Jugendliche (ca. 12- 17 Jahre), was rund 12 % aller Besucher

entspricht. Die Mehrheit der Jugendlichen (38 Pers.), das sind etwa drei Viertel der

Jugendlichen, nutzten auch die Geräte. Viele kamen in den Schulpausen. Erwachsene waren

insgesamt 194 da, das sind fast die Hälfte aller Besucher (46%). Die meisten Erwachsenen

(151 Pers.), etwa 78 %, nutzte auch die Geräte oder probierte sie zumindest aus. Der Anteil

der älteren Erwachsenen ist mit 75 Personen (> 50 J.) relativ hoch.

20

Aufgrund der regnerischen Wetterlage mussten zwei Freitage gewählt werden.

21 Jugendliche sind in öffentlichen Parks i.A. unterrepräsentiert.

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Altersgruppe Anzahl der Personen

(in absoluten Zahlen)

Prozentualer Anteil

Kleinkinder (unter 6 Jahre) 39 9 %

Schulkinder (ca. 6 – 11 J.) 136 33 %

Jugendliche (ca. 12 – 17 J.) 49 12 %

Erwachsene (ca. 18 – 50 J.) 119 28 %

Davon: Aktive NutzerInnen

Nicht aktive BesucherInnen

94

25

22%

6 %

Ältere Erwachsene und Senioren/

innen (ab 50 J.)

Davon waren an zwei Tagen in

Trainingsstunden

75

0

18 %

0 %

Ältere Erwachsene und Senior/

innen :

Aktive NutzerInnen

Nicht aktive BesucherInnen 57

18

14 %

4 %

Alle Nutzer und Nutzerinnen 418 100 %

Tabelle 14: Anzahl der Besucher und Besucherinnen am Pilotparcours in Hanau, Summe aus drei Tagen (% Angaben gerundet). Aktive NutzerInnen meint Erwachsene, die die Geräte ausprobierten, nutzten oder auch

trainierten. Nicht aktive BesucherInnen bezeichnet diejenigen Erwachsenen, die entweder hauptsächlich Kinder

betreuten oder nur zuschauten.

Diagramm 4: Das Besucherprofil am Parcours in Hanau (Erwachsene/Senioren: über 50 J., Erwachsene ca. 18 –

50 J.)

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Betrachtet man ausschließlich die Erwachsenen, die den Parcours nutzten, so ergibt sich

folgendes Bild: Die Mehrheit der Erwachsenen waren jüngere und „mittlere“ Erwachsene

zwischen ca. 18 und 50 Jahren. Sie bilden etwa 61 % der Erwachsenen. Ältere Erwachsene

(ca. 50 – 65 Jahre) nutzten den Parcours ebenfalls sehr gut, sie stellen rund 20 % aller

Erwachsenen. Die Senioren sind mit rund 19 % auch sehr gut vertreten. Hierbei ist

anzumerken, dass an den untersuchten Tagen keine angeleiteten Trainingskurse für

Erwachsene stattfanden.

Ein Überblick über die am Parcours aktiven Personen sowie über das Verhältnis von Frauen

und Männern konkretisiert das Nutzerprofil. Dargestellt sind hier die erwachsenen und die

jugendlichen NutzerInnen:

Altersgruppe Anzahl

der

aktiven

Personen

Anteil

der

Aktiven

( in %)

Anzahl

der

aktiven

Frauen

Prozentualer

Anteil

aktiver

Frauen

Anzahl

der

aktiven

Männer

Prozentualer

Anteil

aktiver

Männer

Jugendliche (bis

ca. 18 Jahre) 38 20,1 20 10,6 18 9,5

Erwachsene (ca.

18 – 50 Jahre) 94 49,7 54 28,6 40 21,2

Ältere

Erwachsene

(ab ca. 50 Jahre)

57 30,2 35 18,5 22 11,6

Summen 189 100 109 57,7 80 42,3

Tabelle 15: Aktive NutzerInnen nach Altersgruppe und Gender am Parcours in Hanau (% Angaben gerundet)

Diagramm 5: Nutzerprofil der aktiven Nutzer differenziert nach Altersgruppen und Gender

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Betrachtet man die aktiven Nutzer der Jugendlichen und Erwachsenen zusammen, so liegt

der Frauenanteil mit knapp 58 % deutlich höher als der der Männer, der bei 42 % liegt. Der

Anteil der Frauen ist in allen Altersgruppen höher als der der Männer. Zudem steigt der Anteil

der Frauen mit zunehmendem Alter kontinuierlich an.

Altersgruppe Anzahl der Personen

(in absoluten Zahlen)

Prozentualer

Anteil Frauen

Prozentualer

Anteil Männer

Jugendliche (ca. 12 – 17 J.)

Davon Frauen / Männer

38

20/18

52,6 %

47,4 %

Erwachsene (Ca. 18 – 50 J.)

Davon Frauen / Männer

94

54/ 40

57,4 %

42,6 %

Ältere Erwachsene und Senioren

(ab 50 J.)

Davon Frauen / Männer

57

35/ 22

61,4 %

38,6 %

Alle aktiven Erwachsenen (ohne

Jugendlichen)

davon Frauen und Männer

151

89 /62

58,9 %

41,1 %

Tabelle 16: Aktive Nutzer und Nutzerinnen des Parcours in Hanau nach Genderanteilen innerhalb der

Altersgruppen (% Angaben gerundet)

Die größte Differenz besteht bei den Älteren, den über 50 jährigen Frauen und Männern, und

Senioren. Hier überwiegt der Frauenanteil mit über 61 % Frauen zu knapp 39 % Männern.

Diagramm 6: Aktive Nutzer und Nutzerinnen des Parcours und jeweilige Gender-Anteile (% Angaben gerundet)

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Auch bei den jüngeren und „mittleren“ Erwachsenen (bis ca. 50 Jahre) mit rund 57 % Frauen

zu rd. 43 % Männern liegt der Frauenanteil deutlich über dem der Männer. Selbst bei den

Jugendlichen nutzten mehr junge Frauen als Männer im Untersuchungszeitraum den Parcours.

4.3.2 Zeitliche Verteilung der Besucher und Besucherinnen

Die Zählungen erfolgten nach Zeitblöcken und differenziert nach den beiden Werktagen und

dem Sonntag. Daher lassen sich über die zeitliche Verteilung der Besucher und Besucher/-

innen des Parcours genauere Aussagen treffen.

Kleinkinder (ohne Tabelle) kamen (bis auf 2 Ausnahmen) immer in Begleitung Erwachsener.

Sie waren ab Mittag bis in die frühen Abendstunden anzutreffen. Sonntags waren es drei Mal

so viele wie wochentags.

Schulkinder kamen vor allem in den Pausen und direkt nach der Schule. Aber auch an den

Nachmittagen und ebenso am Sonntag waren einige am Parcours zum Spielen.

Uhrzeit Freitag 1 Freitag 2 Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 36 0 1 37

11.00- 14.00 Uhr 33 19 3 55

14.00- 17.00 Uhr 3 9 13 25

17.00- 20.00 Uhr 12 4 3 19

Gesamtanzahl 84 32 20 136

Tabelle 17: Zeitliche Verteilung der (Schul-) Kinder (ca.6-12 J.), in absoluten Zahlen

Jugendliche kamen ebenso wie Schulkinder zum Teil in den Pausen an den Parcours. Einige

aber auch nachmittags und in den frühen Abendstunden. Auch sonntags waren ein paar

Jugendliche am Parcours.

Uhrzeit Freitag 1 Freitag 2 Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 0 0 0 0

11.00- 14.00 Uhr 20 3 1 24

14.00- 17.00 Uhr 5 2 2 9

17.00- 20.00 Uhr 5 5 6 16

Gesamtanzahl 30 10 9 49

Tabelle 18: Zeitliche Verteilung der Jugendlichen (ca. 12-18 J.), in absoluten Zahlen

Die jüngeren und „mittleren“ Erwachsenen kamen wochentags zwischen 11:00 und 20:00 Uhr

verteilt. Sonntags waren 2 – 3 Mal so viele wie an den Freitagen da. Sie kamen sonntags

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ebenso ab 11:00 – 20:00 Uhr, aber mit eindeutigem Schwerpunkt in den Nachmittagsstunden.

Letzteres hängt damit zusammen, dass am Sonntag viele Erwachsene bzw. Familien mit

Kindern den Park aufsuchten.

Uhrzeit Freitag 1 Freitag 2 Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 3 0 2 5

11.00- 14.00 Uhr 6 14 6 26

14.00- 17.00 Uhr 4 9 40 53

17.00- 20.00 Uhr 8 9 18 35

Gesamtanzahl 21 33 66 119

Tabelle 19: Zeitliche Verteilung der Erwachsenen (ca. 18-50 J), in absoluten Zahlen

Von den älteren Erwachsenen waren ebenfalls sehr viel mehr am Sonntag da, 3 Mal so viele

wie an den Freitagen. Ihr zeitlicher Schwerpunkt liegt zwischen 11:00- 17:00 Uhr.

Uhrzeit Freitag 1 Freitag 2 Sonntag Summen

8.00- 11.00 Uhr 1 1 4 6

11.00- 14.00 Uhr 3 2 5 10

14.00- 17.00 Uhr 2 2 11 15

17.00- 20.00 Uhr 0 2 5 7

Gesamtanzahl 6 7 25 38

Tabelle 20: Zeitliche Verteilung der älteren Erwachsenen ( ca. 50 – 65 J.; in absoluten Zahlen)

Seniorinnen und Senioren suchten den Parcours ebenfalls überwiegend am Sonntag auf, es

waren sonntags ebenfalls drei – vier Mal so viele wie an den Freitagen da. Sie waren bereits

ab 8:00 Uhr bis abends 20:00 Uhr anzutreffen; die meisten kamen jedoch Sonntag

nachmittags zwischen 14:00 und 17:00 Uhr.

Uhrzeit Freitag 1 Freitag 2 Sonntag Summe

8.00- 11.00 Uhr 2 2 4 8

11.00- 14.00 Uhr 0 2 2 4

14.00- 17.00 Uhr 2 2 13 17

17.00- 20.00 Uhr 3 1 4 8

Gesamtanzahl 7 7 23 37

Tabelle 21: Zeitliche Verteilung der SeniorInnen (ab ca. 65 J.; in absoluten Zahlen)

4.3.3 Teilnehmende Beobachtungen und Kartierungen

Aufgrund der teilnehmenden Beobachtungen lassen sich die Nutzungen der verschiedenen

Altersgruppen folgendermaßen charakterisieren:

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Kleinkinder (KK, bis 6 Jahre):

Kleinkinder kamen insgesamt 38, alle in Begleitung von Erwachsen, 2 in Begleitung älterer

Kinder. Da in der Nähe ein Kinderspielplatz liegt, kamen viele Mütter und andere erwachsene

Begleitpersonen mit Kleinkindern am Parcours vorbei und machten hier kurze Rast.

Die Geräte haben hohe Anziehungskraft auf KK, auch wenn sie vieles nicht nutzen können,

gehen sie gerne an die Geräte. Oftmals spielten nur die Kinder an den Geräten und die

Erwachsenen schauten zu oder sie spielten auch mal mit den Kindern und probierten so die

Geräte aus. Sie blieben auch nur kürzere Zeit 2 Min. - ca. 10/ 15 Min. Etwa ein Viertel der

beobachteten Kleinkinder (etwa 4-6 J. alt) nutzten gemeinsam mit den Begleitpersonen

intensiv und für längere Zeit (ca. ½ -1 ganze Stunde) die Geräte.

Die Geräte sind im Prinzip nicht für diese Altersgruppe geeignet, da sie für eine Körpergröße

ab 150 cm konzipiert sind, was auch auf der Einführungstafel erwähnt wird. Da sie sich nicht

als Klettergerüste eignen, können die Geräte von kleineren Kindern auch weniger gut genutzt

werden.

Schulkinder (SK, ca. 6-12 J.):

Da sich in unmittelbarer Nähe zum Parcours ein Gymnasium befindet, wird der Parcours in

den Pausen von Schulkindern geradezu „gestürmt“. Ältere Personen, die zum Trainieren an

den Parcours gehen, berichteten, dass sie ihre Trainingszeiten so anpassen, dass die Schüler

nicht da sind. Beliebtestes Gerät der SchülerInnen ist der Beintrainer und der wird im

Wettlauf in Beschlag genommen. Der Sieger darf ans Gerät und es gibt Streit darum.

Insgesamt werden fast alle Geräte jedoch doppelt so viel belegt, wie vom Hersteller

vorgesehen: so standen auf den Fußstützen des Beintrainers beispielweise je ein Kind auf

einer Stütze. Es steht bei dieser Altersgruppe eindeutig das Spiel im Vordergrund. Insgesamt

kam etwa die Hälfte der beobachteten SK in den Pausen und blieben entsprechend ca. 10 Min.

Von den Lehrern ist die Nutzung des Parcours offensichtlich während der Pause erlaubt, aber

nicht beaufsichtigt. Letzteres wäre jedoch vorteilhaft für die Lebensdauer der Geräte und gut

für die erwachsenen Personen, die trainieren wollen und durch die Vielzahl der Kinder

manchmal keine Chancen haben, die Geräte zu nutzen.

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Es kamen auch etliche SK an den Nachmittagen, außerhalb der Schulzeiten. Sie blieben z.T.

auch über längere Zeit (ca. 15- 30 Min.) am Parcours. Sie waren meist in Begleitung

Erwachsener. Die SK, die mit Erwachsenen kamen, nutzen die Geräte im Allgemeinen

intensiver zum Spielen, als die Erwachsenen zum trainieren.

Nachmittags kamen auch SK, um sich am Parcours zu treffen. Sie hatten teilweise einen Ball

oder Fahrräder dabei und wechselten deren Nutzung mit den Geräten ab.

Jugendliche (ca. 12 -18 J.):

Insgesamt waren relativ viele Jugendliche da. Ein Teil der Jugendlichen kam ebenso wie die

Schulkinder in den Pausen. Ein größerer Teil der gezählten Jugendlichen kam aber an den

Nachmittagen und frühen Abendstunden mit Gleichaltrigen. Jugendliche kamen häufig zu

zweit mit gleichgeschlechtlichen Freundinnen und Freunden oder zu dritt (eher Jungen).

Viele kamen auch in etwas größeren geschlechtsgemischten Gruppen (> 5 Pers.), die aber

meist nicht an den Geräten trainierten. 5 Jugendliche kamen mit Familien bzw. anderen

Altersgruppen. Nur 1 Jugendlicher kam an den drei Unterscuhungstagen alleine. Die

Jugendlichen blieben oft bis zu einer halben Stunde und auch länger.

In Hanau nutzten – anders als in Darmstadt – genauso viele weibliche wie männliche

Jugendliche den Parcours. Jungen wie Mädchen nutzten die Geräte, unterhielten sich dabei

und trainierten eher nebenbei. Viele nutzten die Geräte auch nur ein bisschen und machten

nebenbei Unsinn oder saßen auf einer Bank. Einige Wenige trainierten ganz gezielt an den

Geräten.

Die Bank am Parcours dient den Jugendlichen als Treffpunkt und Rückzugsort. Durch die

Nutzung durch die Jugendlichen (und Kinder) kann es in den Schulpausen punktuell zu

Verdrängungen – jedoch nur für kurze Pausenphasen – kommen. Die Jugendlichen, die in

größeren Gruppen in den Pausen den Parcours und die Bänke bevölkern, sind i.A. ziemlich

laut, sodass die Geräte schlecht zum Training für andere Altersgruppen nutzbar sind.

Außerhalb der Schulzeit kamen eher kleine Gruppen mit 2 - 3 Jugendlichen. Sie verhielten

sich eher ruhiger und waren mit sich beschäftigt.

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Junge und „mittlere“ Erwachsene (ca. 18 -35 J. und ca. 35– 50J.):

Die meisten jüngeren und „mittleren“ Erwachsenen (ca. 18- 50 J.) nutzten den Parcours aktiv

(79 %). Es waren in Hanau prozentual deutlich mehr Frauen (57,4 %) als Männer (42,6 %) zu

beobachten.

Etwa die Hälfte dieser Altersgruppe verweilte nur bis zu 10 Min. am Parcours. Ca. 40 %

blieben etwa 15 – 30 Min. und weitere 14 % waren über die Zeitspanne von einer halben bis

über einer Stunde am Parcours.

Etwa die Hälfte der jüngeren und „mittleren“ Erwachsenen war in Begleitung von einem

(oder mehreren) Kindern da oder auch zusammen mit anderen Erwachsenen und deren

Kindern. Hier standen oftmals die Kinder im Vordergrund und die Erwachsenen nutzten die

Geräte nur ein bisschen. Aber viele Erwachsene nutzten auch gemeinsam mit den Kindern die

Geräte intensiver.

Die andere Hälfte der Erwachsenen – ohne Kinder – kamen meist mit Gleichaltrigen oder

auch mit älteren Erwachsenen. Viele kamen zu zweit oder in kleinen Gruppen zu Dritt oder zu

Viert: 15 Männer kamen mit anderen Männern zu zweit oder auch zu viert. 14 junge

Erwachsene kamen als Paar. In gemischtgeschlechtlichen Dreier-und Vierergruppen kamen

10 junge Erwachsene. 7 junge Frauen kamen mit anderen Frauen zu zweit oder zu dritt.

Einige der Erwachsenen ohne Kinder nutzten die Geräte nicht, viele probierten sie aber aus

und nutzten sie `“ein bisschen“. Etwa die Hälfte von ihnen trainierte jedoch sehr intensiv an

den Geräten. Erwachsene, die mit anderen Erwachsenen kamen, waren tendenziell aktiver als

die die mit Kindern. Allein kommende Erwachsene waren in der Tendenz am aktivsten.

Es kamen nur einige Erwachsene (ca. 8 %) alleine – das sind deutlich weniger als in

Darmstadt. Die Zahl der Sportler (mit Trainingskleidung und in Kombination mit anderen

Sportarten, wie Walken etc.) war ebenfalls wesentlich geringer als in Darmstadt.

Einige jüngere Erwachsene (1 Frau, sonst Männer) waren auf der Bank am Parcours zu

beobachten. Sie tranken Alkohol und nahmen Drogen, was auch bei den Interviews als

negativ erwähnt wurde und durchaus zu Konflikten und Verdrängungen führen kann bzw.

führt.

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Ältere Erwachsene und SeniorInnen (ca. 50 – 65 J. und über 65 J.):

Drei Viertel dieser Altersgruppen nutzten den Parcours aktiv. Der Frauenanteil liegt mit rund

61% der Aktiven dieser Altersgruppen noch etwas über dem der jüngeren Erwachsenen.

Die meisten Älteren kamen mit Gleichaltrigen oder auch jüngeren oder älteren Erwachsenen.

Es kamen sehr viel weniger ältere Erwachsene als in Darmstadt alleine. Während sich von den

unter 65 -jährigen noch rund zwei Drittel länger am Parcours aufhielten (15-30 Min. und auch

länger) und oft auch trainierten, hielten sich etwa zwei Drittel der Senioren eher nur kürzere

Zeit (bis 10 Min.) am Parcours auf.

Anders als in Darmstadt kamen zu dem Hanauer Parcours auch viele der 50- 65-jährigen mit

Kindern. Dagegen waren es aber nur noch einzelne Senioren (> 65 J.), die Kinder dabei

hatten. Die Nicht-Aktiven BesucherInnen waren mehrheitlich über 65J. und gehörten somit zu

den Senioren. Ein Teil der Senioren saß im Rollstuhl, sie wurden zu den nicht-aktiven

Besuchern gezählt. Die Begleitpersonen nutzten aber im Vorbeigehen oftmals die Geräte ein

bisschen.

Allgemeine Beobachtungen am Parcours in Hanau:

Viele Parcours-Besucher lasen die Schilder und gingen unsicher an die Geräte Die

Schilder sind eher klein geschrieben und möglicherweise ohne Brille, die man ja

beim Spazierengehen nicht immer dabei hat, gerade für Ältere schlecht lesbar. Es

fehlte ein Hinweis auf die betreuten Übungsstunden: bis auf eine der Befragten

wusste niemand von den Trainingsstunden.

Allgemein kamen die Leute eher in Alltags-Kleidung zum Parcours, nur wenige in

Sport-Outfit; insgesamt waren wenige Sportler da. Allerdings gibt es junge

(kopftuchtragende) Frauen, die im Park joggen.

Die Bänke wurden abends von jugendlichen Paaren und jungen trinkenden und

rauchenden (auch Drogen!) Erwachsenen besetzt. Das störte vor allem die älteren

Besucher.

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Es fehlten Mülleimer an den Bänken; allgemein liegt in den Morgenstunden viel

Müll da. Es kommt aber auch jeden Vormittag die Stadtreinigung um ihn zu

beseitigen.

Vormittags außerhalb der Pausenzeiten war es eher ruhig.

In den Schul-Pausen war kurzzeitig sehr viel im Park los.

Es gibt eine Toilette, die aber nur geöffnet ist, wenn der Biergarten offen ist (täglich

ab 15.00 Uhr, samstags, sonntags und feiertags ab 11.00 Uhr). Hinweise auf

eventuell eine öffentlich zugängliche Toilette im Kongresszentrum fehlten.

In Hanau nutzten auffallend viele Menschen mit Migrationshintergrund sowohl den

„Schlossgarten“, wie auch den Bewegungsparcours. Es kommen viele

verschiedene Nationalitäten, z.B. russisch, bulgarisch, türkisch, indische u.a. Viele

Frauen und Männer nutzten die Anlage zum Training. In Gesprächen mit ihnen

(soweit die Verständigung auf Deutsch möglich war) wurde deutlich, dass der

Parcours und das damit verbundenen Fitness-Angebot positiv betrachtet werden.

Am Parcours entstanden in den Abendstunden z.T. Nutzungskonflikte und

Verdrängungen insbesondere von älteren Menschen – einerseits durch die jungen

Leute, die sich auf den Bänken am Parcours treffen, aber auch durch die intensive

Nutzung des Parks durch junge Leute und Familien und dem damit verbundenen

Lärm.

4.3.4 Nutzungskartierungen: Präferenzen an den Geräten

Die Nutzungskartierungen werden in gleich langen Zeittakten differenziert nach Altersgruppe

und Geschlecht aufgenommen. Sie lassen zusammen mit den teilnehmenden Beobachtungen

Aussagen über Präferenzen und Intensität der Nutzung der Geräte zu:

Die Schulkinder nutzten alle Geräte, das Handmassagegerät und Sprungkrafttrainer jedoch

selten. Besonders beliebt sind – wie schon erwähnt – der Beintrainer und auch das

Rückenmassage-Gerät. Der Ganzkörpertrainer wurde auch gut genutzt, wurde auch als beliebt

angegeben, aber er wurde nicht so lange und intensiv wie der Beintrainer genutzt. Für die

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Jugendlichen sind ebenso der Beintrainer, der Ganzkörpertrainer und auch der Rückentrainer

von Interesse, während die anderen Geräte kaum genutzt werden. Am meisten sitzen die

Jugendlichen auf den Bänken herum.

Allgemein kann man sagen, dass Geräte, die sich kommunikativ und zu zweit gleichzeitig

nutzen lassen, bei Schulkindern und Jugendlichen beliebt sind.

Die Erwachsenen insgesamt nutzten alle Geräte- außer dem Sprungkrafttrainer. Sehr beliebt

sind die beweglichen Geräte: Beintrainer, Schultertrainer und Rückentrainer. Auch

Rückmassage-Gerät und Ganzkörpertrainer werden gut angenommen.

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A

bb. 18: Nutzungskartierung alle Erwachsene

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Seite 59

Differenziert nach verschiedenen Erwachsenen-Altersgruppen sieht es folgendermaßen aus:

Die jüngeren und „mittleren“ Erwachsenen bevorzugen Beintrainer, Schultertrainer und

Rückenmassage-Gerät und Ganzkörpertrainer. Weniger genutzt wurde der

Beweglichkeitstrainer, der Rückentrainer und das Handmassage-Gerät. Der

Rückenmassagetrainer war bei den sportlicheren Männern sehr beliebt. Die nutzen das Gerät

aber nicht wie vorgesehen, sondern um damit eine Art Krafttraining für Arme und Schultern

zu machen.

Die Älteren und SeniorInnen nutzten alle Geräte außer dem Sprungkrafttrainer. Besonders die

Frauen bevorzugen in dieser Altersgruppe den Rückentrainer. Bei ihnen sind außerdem

Präferenzen bei dem Beintrainer, dem Schultertrainer und den Massagegeräten feststellbar.

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Abb. 19: Nutzungskartierung Ältere Erwachsene + Senioren ab ca. 50 Jahren

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4.4 Vor-Ort-Interviews

Am Bewegungsparcours in Hanau wurden insgesamt 22 Interviews mit aktiven Nutzern und

Nutzerinnen des Parcours geführt. Da viele der Besucher und Besucherinnen Personen mit

Migrationshintergrund waren und kein oder wenig deutsch sprachen, war es schwierig

Interview-Partner zu finden. Die Befragten waren alle außerhalb von betreuten Gruppen da.

Es waren 11 Männer und 11 Frauen. Altermäßig war die Verteilung folgendermaßen:

Altersgruppe Junge

Erwachsene

(18-35 J.)

„Mittlere“

Erwachsene

(35 – 50 J.)

Ältere

Erwachsene

(50 – 65 J.)

Senioren

(65- 75 J.)

Senioren

über 75 J.

Anzahl der

Interviewten

6 5 6 5 0

Tabelle 22: Altersverteilung der Befragten

Im Folgenden die Fragen und Antworten der Interviews:

1. a Wie oft kommen Sie hierher?

Fast die Hälfte (45 %) der Befragten kommt wöchentlich 1-2 Mal zum Parcours, weitere 14%,

das waren 3 Personen, gaben sogar an, dass sie täglich ( 2 sogar mehrmals täglich!) kämen.

18% kommen immerhin 1-2 Mal im Monat und der Rest selten oder normalerweise gar nicht.

Rund 60 % der Befragten nutzten demnach den Parcours regelmäßig und relativ intensiv.

1. b Nutzen Sie auch die betreuten Übungsstunden?

Von den 22 Befragten nutzte nur 1 ältere Frau die betreuten Übungsstunden, die in Hanau an

zwei Wochen-Tagen, vormittags für 1 Stunde angeboten werden. Das heißt, dass fast alle

individuell zum Training kamen.

2. Wie lange sind Sie bis zu diesem Ort hier unterwegs?

Die meisten Befragten, nämlich 82 %, benötigen von zu Hause bis zum Parcours 5- 10 Min.

und 2 Personen max. 15 Min. 3 Personen gaben an eine halbe Stunde zu brauchen und 1

Person benötigt über 1 Stunde.

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3. Wie kommen Sie hierher? (Mobilität)

Am häufigsten kamen die Befragten zu Fuß (52% N, 13 Personen). 4 Personen (16 % N)

fahren (auch) mit dem Fahrrad. 6 Personen (24 % N), eine davon mit Gehbehinderung, nutzen

das Auto und 2 den ÖPNV.

Einzugsbereich:

Verknüpft man die Wegezeiten mit der Art der Mobilität, lassen sich Aussagen über das

Einzugsgebiet treffen:

Die Personen, die 5-10 Min. Zeit für den Weg zum Parcours benötigen, kommen meist zu Fuß

oder auch mit dem Fahrrad. Zu Fuß entspricht das Wegestecken bis maximal 500-600 m, mit

dem Fahrrad je nach Fahrgeschwindigkeit bis zu etwa 1 km. Das heißt die meisten der

regelmäßigen NutzerInnen wohnen in der näheren Umgebung, in einem Umfeld von max. 500

m bzw. die Fahrradfahrer bis maximal etwa 1 km entfernt. Nur 2 Personen zu Fuß benötigen

15 Min. bzw. 30 Min., was bei zügiger Gehgeschwindigkeit maximal 1-2 km entsprechen

könnte.

7 der Interviewte kommen jedoch auch aus dem weiteren Umfeld: sie fahren mit dem Pkw

oder dem ÖPNV. Ihre Fahrzeiten dauern z.T. nur 5-10 Min., aber auch bis 30 Min. Das heißt,

sie wohnen schon etwas weiter weg und könnten entweder aus Hanau oder auch aus der

näheren Umgebung der Stadt kommen.

Eine Person, die eine Stunde mit dem PKW zum Parcours benötigt, kommt nur ab und zu zum

Trainieren.

4. Kommen Sie eher allein, mit Freunden etc.?

Die Hälfte der Interviewten gab an, dass sie mit Familie kämen (52% N). Weitere 11%

kommen mit Partner. Viele gaben auch an, dass sie alleine kämen (30 % N). 2 Personen

kamen mit Kollegen.

5. Warum kommen Sie hierher? (Motivation)

Für die Nutzung des Parcours wurden 39 Gründe genannt. Die Antworten bezogen sich am

häufigsten (38 % N) auf gesundheitliche Aspekte, wie Rückenbeschwerden, andere

Beschwerden, Kreislauf und Blutdruck oder auch um Stress abzubauen und sich zu

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entspannen. Jeweils weitere 20 % der Nennungen beziehen sich auf a) die Fitness zu

verbessern oder auch um abzunehmen, b) auf die Freizeitgestaltung: dass man mit dem Kind

spielen will oder an der frischen Luft sein und c) gibt es noch viele unterschiedliche Gründe,

wie Spaß haben, aus Neugierde, die Geräte auszuprobieren etc.

6. Sind Sie mit den Geräte-Angeboten zufrieden?

Nur eine Person war mittelmäßig zufrieden und alle anderen (95 %) gaben an, dass sie völlig

zufrieden seien.

7. Was gefällt Ihnen besonders gut?

38 Dinge gefallen den Befragten besonders gut am Parcours: allen weit voran steht der

Beintrainer mit 34 % aller Nennungen. 7 Mal (18 %) bzw. 9 Mal (24 %) genannt wurden noch

der Ganzkörpertrainer22

und das Rückenmassagegerät. Auch der Rückentrainer und das

Handmassagegerät gefallen. 4 Personen (11%) finden schlichtweg alles gut. Genannt werden

auch, dass der Parcours kostenlos ist und dass alles sauber ist.

8. Was würden Sie sich hier noch (dringend) wünschen?

Die meisten Interviewten wünschen gar nichts und sind einfach so zufrieden. Die Wünsche

der anderen sind vielfältig: 4 Frauen hätten gerne einen Aufhänger für ihre Handtaschen. 3

Männer hätten (wie auch in Darmstadt) gerne eine Klimmzugstange, 2 Personen ein Fahrrad-

Gerät. Sechs weitere Wünsche beziehen sich auf unterschiedliche Geräte und 1 Frau hätte

gerne eine Toilette in der Nähe.

9. Was gefällt Ihnen überhaupt nicht?

Für 13 Personen (54 %) gab es nichts zu beanstanden. 4 Personen gefällt das Gerät für

Sprungkraft nicht – es wird auch so gut wie nie genutzt. 1 Person stört der Müll und Dreck.

Weitere Einzelnennungen sind: fehlende Toilette, fehlendes Trinkwasser, ein defektes Schild

und 1 Person mag schlichtweg die Massagegeräte nicht.

22

Der Ganzkörpertrainer ist beliebt und wird oft, aber nur kurz genutzt. Es wäre zu überprüfen, ob er ggf. nicht „rund“ läuft.

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10. Wie lange werden Sie sich heute hier aufhalten?

Über die Hälfte der Befragten (54 %) gab an, dass sie 30 Min. trainieren wollten; 3 weitere

Personen (14 %) sogar eine volle Stunde. 32 % wollten 15 Min. bleiben.

11. a Wird der Parcours Ihrer Einschätzung nach sowohl von alten, als auch von jungen Menschen

genutzt?

19 Personen sagten, dass der Parcours von jungen Menschen genutzt bzw. zum Teil genutzt

werde. Ebenfalls 19 Personen waren der Meinung dass er auch von alten Menschen genutzt

bzw. zum Teil genutzt würde. Nur 2 Personen verneinten diese Frage.

11. b Werden die Angebote gemeinsam von Jung und Alt genutzt?

Über die Frage, ob Jung und Alt den Parcours auch gemeinsam nutzten, gab es geteilte

Meinungen: 10 Personen waren der Meinung „ja“ und 9 Personen verneinten. Vor allem der

Rücken- und der Beintrainer würden gemeinsam genutzt.

12. Was tun Sie im Bürgerpark sonst noch?

Die Hanauer gehen im Schlosspark noch vielen weiteren Tätigkeiten nach: 12 gehen noch

spazieren, 11 gehen mit Kindern auf den Spielplatz bzw. die Ballspielwiese, 4 füttern Enten.

Lediglich 1 Person treibt noch Sport und 1 Person macht Yoga. Darüber hinaus gab es noch 6

Einzelnennungen, wie Biergarten aufsuchen, Hund ausführen etc.

13. a Kommen Sie auch bei Regen?

7 Personen (32%) kommen auch bei Regen, aber die Mehrheit von 59 % bzw. 13 Personen

bleibt bei Regen zu Hause. (2 Personenmachten dazu keine Angabe.)

13. b Kommen Sie auch im Winter?

Die meisten, nämlich 14 Personen bzw. 64%, gaben an, dass sie auch im Winter kämen. 7

Personen (32 %) verneinten die Frage und 1 Person wusste es noch nicht so genau.

14. Treiben Sie (außerhalb des Parcours) regelmäßig Sport?

Grob kann man sagen, dass knapp die Hälfte auch sonst noch Sport treibt (45,5%) und die

etwas größere andere Hälfte (54,5 %) nicht sportlich aktiv ist.

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4.5 Experteninterview

Um ergänzende Informationen und vor allem Informationen über die betreuten

Trainingsstunden zu erhalten, wurde mit dem Leiter des Hanauer Sportamtes ein sog.

Experteninterview geführt. Am Hanauer Parcours wurden an zwei Tagen in der Woche von

10:00 – 11:00 Uhr betreute Übungsstunden angeboten. Die Ergebnisse sind im folgenden

zusammengefasst:

Während sich für die Pilotphase 2011 noch mehr ältere Interessierte meldeten, als

angenommen werden konnten, nahm die Teilnehmerzahl bei den betreuten

Übungsstunden im Laufe des Jahres 2012 deutlich ab.

Die Anzahl der Teilnehmenden an den betreuten Übungsstunden ist 2012 sehr

schwankend, pro Stunde können zwischen 1 bis 15 Personen kommen.

Es kommen teilweise noch die Leute aus der Pilotphase, teilweise sind auch neue

Personen dazu gekommen.

Gründe für das Wegbleiben sind u.a.: gesundheitliche Probleme oder auch die

Vormittagstermine.

Die Kurse sind zugleich auch Treffpunkte und die Teilnehmenden plaudern nach dem

Training noch miteinander.

Die Lage, vor allem auch der Schatten, werden von den Teilnehmenden als sehr gut

angesehen und

Die Geräteauswahl als „toll“ befunden;

Der Leiter des Sportamtes: die Geräte sehen gut aus und machen neugierig; wichtig sind

auch Bänke und Papierkörbe.

Der Parcours und die Bänke dienen abends auch Jugendlichen zum Treffen (obwohl

100m entfernt ein Jugendzentrum besteht).

Die Übungsleiter sind geschulte (Sport-) Trainer, die ehrenamtlich tätig sind.

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Es gab bisher kaum Vandalismus (nur ein abgebranntes „Hütchen“ an einem Gerät und

ein abgeknicktes Schild).

Im Park finden auch Veranstaltungen, wie das jährliche Weinfest, statt, wodurch der

Parcours auch für ein breiteres Publikum bekannt wird (allerdings wurde er beim

diesjährigen Weinfest vorsichtshalber abgesperrt).

Für 2013 sind geplant:

Zwei zeitlich begrenzte Kurse anzubieten (vor und nach den Sommerferien).

Die Öffentlichkeitsarbeit wieder zu verstärken.

Evtl. ein Extra- Angebot des Seniorenbüros.

In Hanau wurden weitere bewegungsfördernde Maßnahmen gestartet:

Im Rahmen eines Pilotprojektes des LSB gibt es ein Aktivteam, das

Brainwalking anbietet.

Auch soll an der Kneippanlage ein Barfußpfad eingerichtet werden.

4.6 Befragung der Teilnehmer/-innen der angeleiteten Trainingsstunden

Um Genaueres über Motivation und Trainingsverhalten der Kurs-Teilnehmer/innen zu

erfahren, wurden von den Übungsleitern Fragebögen verteilt. An der Befragung 7 Personen

teil; 3 Frauen und 4 Männer. Sie sind zwischen 50 Jahren und bis über 75 Jahre alt. Sie

werden im Folgenden kurz als „Befragte“ bezeichnet. Die Überschriften entsprechen den

Fragen im Fragebogen (kursiv).

Altersgruppe Ältere Erwachsene

(50 – 65 J.)

Senioren

(65 - 75 J.)

Senioren

(über 75 J.)

Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer

Anzahl der

Interviewten

0 2 2 1 1 1

Tabelle 23: Alters- und Geschlechterverteilung bei den Fragebögen (Trainingsstunden)

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1. Haben Sie bereits an der Pilotstudie 2011 teilgenommen?

5 der Befragten hatten bereits an der Pilotstudie teilgenommen und waren dabei geblieben, 2

Befragte sind neu dazu gekommen.

1. a) Wenn bereits teilgenommen: was motiviert Sie weiterzumachen?

50 - unter 65

Jahre

65 - unter 75

Jahre

über 75

Jahre Nennungen

Gesamt

W m w m w m w m N

Bewegung (tut gut) 0 1 1 1 1 1 2 3 5

Kontakte knüpfen 0 0 1 0 0 0 1 0 1

Spaß/Freude 0 1 0 0 0 0 0 1 1

im Freien trainieren 0 1 0 1 0 1 0 3 3

Anzahl Gesamt 0 3 2 2 1 2 3 7 10

Tabelle 24: Motivation zum weiteren Training, Alters- und Geschlechterverteilung der Interviewten (w=

weiblich, m= männlich, N= Nennungen)

1.b) Die neu Hinzugekommenen: wie haben Sie von den Übungsstunden erfahren?

Da hier 8 Antworten gegeben wurden, wurde die Frage nicht nur von den Neuhinzu-

gekommenen beantwortet. Es wurde 5 Mal angegeben, vom Parcours aus der Zeitung

erfahren zu haben, 2 Mal hatten Freunde darauf aufmerksam gemacht und 1 Mann hat den

Parcours im Park selbst entdeckt.

2. Warum nehmen Sie an den angeleiteten Übungsstunden teil?

Die Gründe für die Teilnahme an den Übungsstunden sind sowohl der Erhalt und die

Verbesserung der eigenen Fitness und Gesundheit (4N), wie auch soziale Aspekte, wie die

„nette Gruppe“ (3N). Zwei Personen nennen auch explizit als Grund die gute fachliche

Betreuung.

3. + 4. Wie oft kommen Sie zur Zeit hierher? Trainieren Sie auch außerhalb der betreuten Übungsstunden

am Parcours?

Die meisten Befragten, nämlich 6 Männer und Frauen, kommen 1 Mal pro Woche zu den

Übungsstunden zum Training, 1 Frau davon unregelmäßig. Eine Frau jedoch kommt

Mindestens 3 Mal pro Woche zum Training. Sie und ein Mann kommen auch außerhalb der

betreuten Stunden. Jedoch kommen die meisten, 5 Personen ausschließlich zur betreuten

Übungsstunde.

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5.+ 6. Wie lange sind sie hierher unterwegs? (Wegezeit von zu Hause zum Parcours) Wie kommen Sie

hierher?

Die meisten, d.h. 4 der 7 Befragten kommen mit dem Fahrrad aus dem näheren Umfeld des

Schlossparks und brauchen nur 5-10 Min. für den Weg. 2 Personen sind mit 15-30 Min.

deutlich länger unterwegs. Sie kommen zu Fuß und /oder mit dem Fahrrad. 1 Person nutzt den

PKW, er braucht aber auch nur 5-10 Min. Niemand nimmt Wege über eine halbe Stunde in

Kauf.

7. Sind Sie mit den Geräte- Angeboten zufrieden?

Außer einer Person sind alle sehr zufrieden mit den Geräten. Ein älterer Mann (65-75 J.) ist

lediglich „mittelmäßig“ zufrieden. Eine eigentlich sehr zufriedene Frau wünschte ein

zusätzliches „Kombinationsgerät“, wobei leider unklar bleibt, was damit gemeint ist.

8. Was gefällt ihnen besonders gut? (Mehrfachnennungen möglich)

Am beliebtesten sind eindeutig der Rücktrainer, der Beintrainer und der Ganzkörpertrainer.

Die Massagegeräte und der Beweglichkeitstrainer sind interessanterweise nicht so beliebt,

obwohl sie ja eigentlich durch die roten Kunststoffscheiben einen hohen

Aufforderungscharakter haben. Das Sprungkraftgerät wird auch nur von einer Person

genannt. Die Angaben über Präferenzen decken sich mit den Beobachtungen.

50 - unter 65

Jahre

65 - unter 75

Jahre

über 75

Jahre Nennungen

Gesamt

w m w m w m w M N

a. Geräte

1. Sprungkraft 0 1 0 0 0 0 0 1 1

2. Schultertrainer 0 0 0 0 0 0 0 0 0

3. Beintrainer 0 1 1 1 0 0 1 2 3

4. Rücken-Massage-

Gerät 0 0 0 0 0 0 0 0 0

5. Rückentrainer 0 1 1 0 0 1 1 2 3

6. Beweglichkeitstrainer 0 0 0 0 0 0 0 0 0

7. Ganzkörpertrainer 0 1 0 1 1 0 1 2 3

8. Massagegerät Hände,

Arme, Beine 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Summe 0 4 2 2 1 1 3 7 10

Tabelle 25: Beliebteste Geräte nach Altersgruppen und Gender (w= weiblich, m= männlich, N= Nennungen)

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Desweiteren wird auch ein Mal die gute Lage erwähnt, die auch bei dem Experteninterview

sehr positiv hervorgehoben wurde.

9. Was würden Sie sich hier noch (dringend) wünschen? (Mehrfachnennungen möglich)

Bis auf den oben bereits erwähnten einen Wunsch nach einem „Kombinationsgerät“ sind alle

Befragten wunschlos zufrieden.

10. Gibt es etwas an diesem Ort, das Ihnen überhaupt nicht gefällt? (Mehrfachnennungen möglich)

Für die 6 Personen, die die Frage beantworteten, gab es nichts, was ihnen überhaupt nicht

gefällt.

11. Wären Sie bereit für die Übungsstunden einen kleinen Beitrag zu entrichten?

Vier Personen fänden einen Obolus von 1-2 € pro Übungsstunde in Ordnung; eine Person

würde nichts bezahlen wollen. ( 2x keine Antwort)

12. Treiben Sie zusätzlich regelmäßig Sport? Welche Sportart und ggf. in welchen Einrichtungen?

Außer einer Frau treiben alle weiteren sechs Befragten zusätzlich, regelmäßig Sport.

Vier Befragte gaben zwei weitere Sportarten an und zwei Personen je eine. Eine etwas

jüngere Frau (50-65 J.) geht noch zum Seniorensport und eine über 75 Jährige geht zur

Gymnastik und außerdem noch wandern. Rückenschule und wandern gab auch ein über 75

jähriger Mann an. Von den drei anderen Männern fahren zwei Fahrrad, einer geht zusätzlich

wandern. Der Dritte treibt Seniorensport und Nordic Walking.

50 - unter 65

Jahre

65 - unter 75

Jahre

über 75

Jahre

Nennungen

Gesamt

w m w m m w m N

Walking/ Nordic-Walking 0 1 0 0 0 0 0 1 1

Rücken- und

Wirbelsäulen-Gymnastik/

Rückenschule 0 0 0 0 1 1 1 1 2

Seniorensport 0 1 1 0 0 0 1 1 2

Fahrradfahren 0 1 0 1 0 0 0 2 2

wandern 0 0 0 1 1 1 1 2 3

Anzahl Gesamt 0 3 1 2 2 2 3 7 10

Tabelle 26: Ausgeübte Sportarten nach Alters- und Geschlechterverteilung der Interviewten (w= weiblich, m=

männlich, N= Nennungen)

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Zwei Personen gehen zum Sport in einen Verein, die meisten aber (4 Personen) treiben

individuell und selbst organisiert noch individuell Sport.

13. Haben Sie den Parcours schon einmal weiterempfohlen? Mit welcher Resonanz?

Alle 7 Befragten haben den Parcours schon einmal weiterempfohlen. Fast immer wurde

darauf mit Interesse reagiert (6 N).

4.7 Resümee

Der Pilotparcours im Schlosspark in Hanau wird insgesamt sehr gut angenommen. In den drei

Untersuchungstagen waren 418 Personen an dem Parcours zu zählen (aktive und nicht aktive

Besucher). Ein großer Anteil waren aufgrund der naheliegenden Schulen und des ebenfalls in

der Nähe befindlichen Spielplatzes, Kinder, vor allem Schulkinder, aber auch etliche

Kleinkinder, die mit Begleitpersonen kamen.

189 Erwachsene und Jugendliche nutzten an den drei Untersuchungstagen den Parcours aktiv.

Der Anteil der aktiven Jugendlichen war verhältnismäßig hoch mit 20 % an der Gesamt-

Gruppe der aktiven „Jugendlichen und Erwachsenen“. Den Hauptanteil (50 %) der aktiven

Nutzer stellen die jüngeren Erwachsenen und die Erwachsenen mittleren Alters, zwischen ca.

18 -50 Jahren. Sie sind zugleich auch die größte Altersgruppe. Die meisten dieser

Altersgruppe kommen um zu trainieren oder auch, um die Geräte ein wenig zu erproben.

Etwa die Hälfte der Erwachsenen war mit Kindern da, sehr viele mit anderen Erwachsenen.

Über die Hälfte trainierte recht ausdauernd an den Geräten 15-30 Min. oder sogar bis über

eine Stunde. Die mit Kindern da waren, probierten die Geräte z.T. nur aus, aber viele hatten

auch gemeinsam mit den Kindern an den Geräten Spaß.

Der Anteil der älteren aktiven Erwachsenen (über 50 J.) und Senioren (über 65 J.) liegt mit

rund 30 % aller aktiven „Erwachsenen und Jugendlichen“ sehr hoch. Von den 50-65-jährigen

trainierten etwa zwei Drittel recht intensiv 15-30 Min. und auch länger; bei vielen Senioren

nahm die Trainingsdauer jedoch ab.

Auffällig ist bei den Nutzern und Nutzerinnen in Hanau, dass in allen Altersgruppen von

Jugendlichen bis zu den Senior/innen der Anteil der Frauen über dem der Männer liegt. Mit

zunehmendem Alter steigt der Anteil der aktiven Frauen auf rund 60 % zu 40 % Männern.

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In Hanau kommen deutlich weniger Erwachsene alleine zum Parcours als in Darmstadt und

auch auffallend weniger in Sportoutfit. Auch die Interviews lassen darauf schließen, dass hier

zwar auch Sportler und bewegungsaktive Menschen trainieren, aber möglicherweise sogar

mehr Menschen den Parcours nutzen, die sportlich weniger aktiv sind.

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5 Zusammenfassung und Diskussion

Die Evaluierungen der Nutzung der beiden Pilotparcours (von 2011) des Hessischen

Sozialministeriums in Darmstadt und Hanau belegen zum Einen bisherige Ergebnisse über

den Zusammenhang von Gerätetypen und Nutzerprofilen. Zum Anderen machen sie auch

deutlich, dass Öffentlichkeitsarbeit, die sich gezielt an ältere Menschen wendet, diese auch

erreicht und zumindest einen Teil motivieren kann, die Bewegungsparcours zu nutzen.

Ebenfalls werden von Fachpersonal betreute Trainingsstunden in gewissem Umfang von

Älteren angenommen. Die Ergebnisse zusammengefasst:

a. Bestätigung bisheriger Ergebnisse

Bestimmte Gerätetypen korrelieren mit spezifischen Nutzerprofilen.

Der Hanauer Parcours besteht aus niederschwelligen Geräten23

, die einen hohen

Aufforderungscharakter haben. Wie auch bei den untersuchten Parcours in Berlin im

Preußenpark24

und in Sulzbach i.Ts.25

wird dieser Bewegungsparcours gut angenommen von

Erwachsenen. Typisch ist, dass der Anteil der älteren Personen (über 50 Jahre) mit etwa 40%

an der Gesamtzahl der Erwachsenen sehr hoch liegt. Typisch ist auch, dass der Frauenanteil

mit fast 60% sehr deutlich über dem der Männer liegt.

Die Nutzer und Nutzerinnnen des Parcours sind sicher Menschen, die Freude an Bewegung

haben, jedoch ist der Anteil der „Sportler“ deutlich geringer als bei dem Darmstädter

Parcours.

Der Parcours in Darmstadt besteht zu einem großen Teil aus Geräten26

, die höherschwellig

sind und auch mehr Kraftaufwand erfordern. Das Nutzerprofil gleicht auch hier – mit

Ausnahme der Gruppe der älteren Nutzer/innen - dem Profil bereits untersuchter Parcours in

München und in Dieburg27

: Dieser Typ von Parcours spricht in erster Linie jüngere Menschen

23

Geräte Fa. Playfit

24 Geräte ebenfalls Fa. Playfit

25Geräte von Awis-Sport

26 Geräte von Fa. Playparc

27 Beide Parcours mit Geräten von Playparc

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und viele Sportler an. Die Hauptnutzer sind jüngere Männer. Typisch für diese Parcours ist

auch, dass der Anteil der Männer mit etwa 60 % ganz deutlich über dem der Frauen mit rund

40 % liegt. Bei den Jugendlichen steigt der Anteil der Männer sogar auf 80 %!

Mit diesen für die genannten Alters- und Gendergruppen eindeutigen Nutzerprofilen

bestätigen die Pilotparcours bisherige Ergebnisse.

b. Neue Aspekte

Neu sind jedoch folgende Aspekte:

Für die Altersgruppen „ältere Frauen und Männer“ (ca. 50 J.-65J.) und SeniorInnen

(über 65 J.) sind bei dem Parcours in Darmstadt eindeutige Unterschiede zu

bisherigen Untersuchungen feststellbar, denn der Anteil der Älteren bezogen auf alle

aktiven Erwachsenen, der beispielweise bei dem Sportparcours in den Isarauen in

München bei ca. 10 % lag, liegt mit 34 % überraschend hoch.

Ebenso überraschen die Genderanteile: in Darmstadt gleicht der Anteil der Frauen bei

den unter 50 jährigen mit ca. 40% Frauen zu 60% Männer dem Durchschnitt wie z.B.

bei dem erwähnten Münchner Parcours. Interessant ist jedoch die Genderverteilung

bei den über 50 Jährigen (bis Hochbetagt): hier übersteigt in Darmstadt der Anteil der

älteren Frauen mit ca. 54 % deutlich den der Männer (46 %).

Diskussion: Es ist überraschend und zugleich erfreulich, dass der Anteil der Älteren und auch

der Anteil der älteren Frauen beim Darmstädter Parcours so hoch liegt und deutlich über dem

der bisher evaluierten „Sportparcours“. Wie kommt dieses Ergebnis zustande? Das dürfte

mehrere Ursachen haben: zum einen ist das Gerätesortiment dieses Parcours im Vergleich zu

den oben genannten evaluierten „Sportparcours“ um etliche niederschwellige Geräte

erweitert. Durch die beweglichen Teile (wie Bein- oder Armergometer) besitzen diese auch

einen höheren Aufforderungscharakter. Diese Geräte gehören entsprechend für die

Nutzer/innen, die außerhalb der betreuten Übungsstunden trainierten, neben dem

Balanciergerät zu den beliebtesten Geräten. Sie sprechen vermutlich vor allem Ältere und

auch eher Frauen an.

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Zugleich können diese Geräte per se nicht allein ausschlaggebend sein, denn der Anteil der

Frauen ist bei den jüngeren Altersgruppen z.T. extrem niedriger als bei den Männern. Daher

ist anzunehmen, dass die intensive Öffentlichkeitsarbeit, die 2011 und auch noch 2012 für den

Parcours betrieben wurde, die älteren Menschen und insbesondere die Frauen motivieren

konnte. Es ist ja auch allgemein bekannt, dass Frauen besser als Männer auf ihre Gesundheit

achten und bereit sind Vorsorge zu tragen. Motivierend könnten daher durchaus die

Zeitungsartikel gewesen sein: so war in der Darmstädter Lokalzeitung 2011 zu lesen a) dass

der Parcours speziell für Ältere entwickelt wäre, und b) am Ende der Pilotphase, dass bei

einem regelmäßigen Training deutlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit

nachweisbar sind.

Ein dritter Punkt kommt hinzu: auch die angebotenen betreuten Übungsstunden von Montag

bis Donnerstag motivieren zusätzlich Ältere den Parcours zu nutzen. Ein Teil davon trainiert -

nach den Fragebögen zu schließen - zusätzlich auch individuell und außerhalb der betreuten

Stunden.

Neu bei den Evaluierungen ist zudem, dass sehr viele Kinder in Hanau und sehr viele

Jugendliche in Darmstadt die Geräte nutzten. Beides hat damit zu tun, dass

entsprechende Schulen in unmittelbarer Umgebung liegen. Im Fall von Hanau hängt

es auch damit zusammen, dass ein Spielplatz in der Nähe des Parcours liegt und dieser

von vielen Erwachsenen mit Kindern aufgesucht wird. Diese zeitweilig sehr intensive

Frequentierungen (z.B. in den Schulpausen) hat zwei Seiten: zum einen ist es positiv,

wenn sich Kinder und Jugendliche auch etwas (mehr) bewegen, zum anderen sind die

Parcours dadurch aber auch zeitweilig intensiv belegt und damit werden andere

Nutzer/-innen verdrängt. Positiv ist dennoch, dass im Fall von Hanau oft auch

Erwachsene mit Kindern gemeinsam Spaß am Parcours hatten.

Zum Schluss noch einige Anmerkungen allgemeiner Art:

Da Bewegungsparcours laut DIN 79000 für Erwachsene konzipiert sind (geeignet für

Menschen ab 14 Jahren!), bleiben bei der Nutzung durch Kinder auch durchaus offene

Fragen, die sich planungswissenschaftlich nicht beantworten lassen.

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Soziale Aspekte können bei Bewegungsparcours eine wichtige Rolle spielen, besonders wenn

Geräte zu zweit (oder mehreren) nutzbar sind, oder die Parcours zum Treffpunkt für junge

sportliche Leute werden.

Ziel der beiden Pilotparcours war es, ältere Menschen zu motivieren durch Training an den

Parcours mehr für ihre Gesundheit zu tun, dieses Ziel wurde in beiden Fällen, in Darmstadt

und in Hanau, erreicht. Interessant ist, dass bei den beiden Parcours dennoch auch gravierende

Unterschiede in den Nutzerprofilen bestehen.

Altersgruppe Anzahl der Personen

(in absoluten Zahlen)

Prozentualer Anteil

DA HU DA HU

Kleinkinder (unter 6 Jahre) 37 39 9 % 9 %

Schulkinder (ca. 6 – 11 J.) 42 136 11 % 33 %

Jugendliche (ca. 12 – 17 J.) 84 49 21 % 12 %

Erwachsene (ca. 18 – 50 J.) 156 119 40 % 28 %

Davon: Aktive NutzerInnen

Nicht aktive BesucherInnen

128

28

94

25

32%

8 %

22 %

6 %

Ältere Erwachsene und Senioren/

innen (ab 50 J. – ca. 75 J.)

Davon waren an zwei Tagen in

Trainingsstunden

75

8

75

0

19 %

2 %

18 %

0 %

Ältere Erwachsene und Senior/

innen

Davon: Aktive NutzerInnen

Nicht aktive Besucherinnen

Nicht aktive BesucherInnen

67

8

57

18

17 %

2 %

14

4

Alle Besucher u. Besucherinnen 394 418 100 %

Tabelle 27: Anzahl der Besucherinnen und Besucher in Darmstadt und Hanau an den 3 untersuchten Tagen (%-Angaben gerundet)

Die Zahlen nebeneinandergestellt spiegeln die intensive Nutzung der beiden Parcours und

auch die Unterschiede in den Nutzerprofilen hinsichtlich der Altersgruppen wider. Während

in Hanau mehr Kinder am Parcours zu sehen waren, waren es in Darmstadt mehr (männliche)

Jugendliche und junge Erwachsene. Beide Parcours werden sehr gut auch von Älteren

angenommen.

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Seite 76

An dieser Stelle sei abschließend noch auf Folgendes explizit hingewiesen: auch wenn eine

Nebeneinanderstellung der Zahlen interessant ist, sind die Zahlen nicht wirklich miteinander

vergleichbar. Warum? Die Nutzung der Bewegungsparcours wird auch stark von äußeren

Faktoren, wie Wetter, Fußballspiele, Schulferien etc. beeinflusst, was sich auch bei

sorgfältiger Wahl der Untersuchungstage nicht ganz vermeiden lässt. Die Schwankungen der

Besucherzahlen an den einzelnen Tagen spiegelt das wider. Was die Zahlen vermitteln sind

Aussagen über drei Tage, die im Kontext der bisher untersuchten Parcours zu interpretieren

sind und in diesem Vergleich Aussagen über die Nutzerprofile ermöglichen.

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Zitierte Quellen

HOTTENTRÄGER, GRIT, JESSICA JACOBY UND ELKE MEURER: Genderdifferenzierte

Untersuchungen zur Freiflächennutzung älterer Menschen. Forschungsprojekt der

Fachhochschule Wiesbaden in Kooperation mit dem Frauenreferat und dem Grünflächenamt

der Stadt Frankfurt a.M., Geisenheim 2008. (Bericht auf der Homepage der Hochschule

RheinMain, ab 2013 Hochschule Geisenheim)

HOTTENTRÄGER, GRIT, JESSICA JACOBY: Nutzungsuntersuchung des Bewegungsparcours in

Sulzbach i. Ts., Geisenheim 2009; unveröffentlicht.

HOTTENTRÄGER, GRIT, ANNINA KREIßL: Bewegungsparcours für Jung und Alt – eine

empirische Untersuchung; Geisenheim 2011. (Bericht auf der Homepage der Hochschule

RheinMain, ab 2013 Hochschule Geisenheim)

HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM (HG.): Bewegung für Gesundheit und Alter. Leitfaden für

die Einrichtung von Bewegungsparcours. Broschüre, Wiesbaden 2012

DIN 79000: 2012-05. Standortgebundene Fitnessgeräte im Außenbereich – Sicherheits-

technische Anforderungen und Prüfverfahren.

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Seite A 1

Anhang

Kartierungen

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Abb. 20: Nutzungskartierung von den Kleinkindern an den 3 Tagen (ca. 0 – 6 J.), Darmstadt

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Abb. 21: Nutzungskartierung von den Schulkindern an den 3 Tagen (ca. 6 – 12 J.), Darmstadt

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Abb. 22: Nutzungskartierung von den Jugendlichen an den 3 Tagen (ca. 12 – 18 J.), Darmstadt

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Abb. 23: Nutzungskartierung von den „jüngeren“ Erwachsenen an 3 Tagen (ca. ab 18 J. – 50 J.), Darmstadt

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Abb. 24: Nutzungskartierung von den „älteren“ Erwachsenen und den Senioren an den 3 Tagen (ab ca. 50 J.),

DA

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Abb. 25: Nutzungskartierung von allen Erwachsenen an den 3 Tagen (über 18 Jahre), Darmstadt

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Abb. 26: Nutzungskartierung von den Kleinkindern an den 3 Tagen (ca. 0 – 6 J.), Hanau

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Abb. 27: Nutzungskartierung von den Schulkindern an den 3 Tagen (ca. 6 – 12 J.), Hanau

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Abb. 28: Nutzungskartierung von den Jugendlichen an den 3 Tagen (ca. 12 – 18 J.), Hanau

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Abb. 29: Nutzungskartierung von den „jüngeren“ Erwachsenen an 3 Tagen (ca. ab 18 J. – 50 J.), Hanau

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Abb. 30: Nutzungskartierung von den „älteren“ Erwachsenen und den Senioren an den 3 Tagen (ab ca. 50 J.)

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Abb. 31: Nutzungskartierung von allen Erwachsenen an den 3 Tagen (über 18 Jahre), Hanau