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1 Juli/August 2015 www.hotelbau.de SONDERTEIL Hotelmarkt NRW CURIO COLLECTION Reichshof Hamburg ISSN: 1865-5130 13,– 76592 Juli/August 2015 Heft 4, Jahrgang 9 ZWEITER ANLAUF KEMPINSKI BERCHTESGADEN

ZWEITER ANLAUF KEMPINSKI - hotelbau.de · 2019. 2. 26. · auf dem stand: ‚Bitte behandelt unser Haus gut!‘ Das hat uns gerührt, denn das zeigt die enorme Verbundenheit mit dem

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1Juli/August 2015www.hotelbau.de

SONDERTEIL

Hotelmarkt NRW

CURIO COLLECTION

Reichshof Hamburg

ISSN: 1865-5130 € 13,– 76592Juli/August 2015

Heft 4, Jahrgang 9

ZWEITER ANLAUF

KEMPINSKI BERCHTESGADEN

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Einst fiel dieser Name in einem Atemzug mit dem Atlantic

und dem Vierjahreszeiten und so soll es auch wieder werden:

Der „Reichshof Hamburg“ soll am 24. Juni1 nach einem

Markenwechsel und einer Komplettrenovierung als erstes Haus

der Curio Collection von Hilton in Europa neu eröffnen.

REICHSHOF HAMBURG – CURIO COLLECTION BY HILTON

Eine Ikone kehrt zurück

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36 Juli/August 2015

Das soll das Comeback einer Grand Dame werden. Das Comeback eines Stars, der hin-

eingeboren worden war in den Glamour der Goldenen 20er, der noch bis weit über die 50er hinaus seine Hochzeiten gefeiert hatte, dessen Glanz jedoch in den letzten Jahren verblasst war. Vorbei waren die legendären Feste, zu denen Ingeborg Langer – von Gästen und Hamburgern schlicht „Madame“ ge-nannt – geladen hatte. Vorbei auch die plüschigen Zeiten von Maritim, die das Hotel nach dem Ausstieg der Hoteliers-familie Langer die letzten Jahre geführt hatte. Was sich prachtvoll anhört und auch einst prachtvoll war, mutete 2014 dank jahrelangen Investitionsstaus, den Maritim Zeitungsberichten zufolge auch mehrmals angemahnt hatte, schließlich eher beklagenswert an. „Die letzten Jahre wurde hier überhaupt nichts mehr gemacht. Entsprechend war der Zustand des Hotels“, bestätigt Peter Joehnk, des-sen Hamburger Innenarchitekturbüro JOI-Design die jüngsten Umbaumaß-nahmen verantwortet hat.

Haus mit Geschichte

Begründet und erbaut hat das damals größte Hotel Deutschlands Anton-Emil

Langer, dessen Familie u. a. bereits das Hotel Esplanade besaß.2 Langer war einst Küchendirektor auf den Ocean-Linern von Hapag gewesen und arbei-tete bei der Gestaltung des Hauses mit Albert Ballin, Reeder und damaliger Hapag-Generaldirektor, zusammen. Daher erinnert das Interieur auch stark an ein Kreuzfahrtschiff. Neben hanseati-schen, an die Seefahrt angelehnten Elementen glänzt das Gebäude, dessen Grundstein 1906 gelegt wurde, in baro-cker und klassizistischer Formensprache; die Fassade des Gebäudes ist im Art-Déco-Stil gehalten. Verantwortlicher Architekt war Heinrich Mandix. Dank aufwändiger Stuck- und Holzarbeiten, Säulen aus italienischem Marmor, schil-lernden Kupferelementen und schweren Kronleuchtern war der Reichshof Hamburg, der seinen Namen zu Ehren Kaisers Wilhelm II. erhalten hatte, der Inbegriff der Grand Hotellerie der 20er-Jahre in Deutschland. Das Gebäude war im Zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört, allerdings in den Jahren danach leicht umgebaut worden. Ein Großteil der alten Stilelemente ist jedoch noch immer origi-nal erhalten und steht – wie die Ein-bauten, die bis Ende der 50er-Jahre ein-gebracht wurden – unter Denkmalschutz.

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Umbau

Die Rezeption ist im neuen Reichshof mehr nach hinten gerutscht, um den vorderen Bereich des Erdgeschosses freizumachen für Restauration. Generell besticht das Interieur des Hotels durch imposante Architektur und Design-elemente aus unterschiedlichen Stilperioden, die auf die dynamische Atmosphäre einer Großstadt treffen.

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Die Hotellobby vor dem Umbau – zu Maritim-Zeiten.

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Nach dem Ausstieg von Familie Langer hatte 1989 Maritim das Haus als Betreiber übernommen und als 4-Sterne-Hotel geführt; der Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von 25 Jahren. Eigentümer des Hotels waren zuletzt der amerikani-sche Investor Blackstone (90 Prozent) und die Event Hotelgruppe (10 Prozent), bevor Event das Objekt Ende 2013 mit einem anderen Investmentpartner er-warb. Als Eigentums- und Betreiber-gesellschaft wurde die RH Operations GmbH & Co. KG gegründet. Im Mai 2014 lief der Maritim-Pachtvertrag aus und wurde nicht mehr verlängert. Grund hierfür laut Event: Man habe nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten

auch das erste Mal, das Event und Hilton zusammenarbeiten. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren laut Event die gute Reputation des Hilton-Marken-Verbunds und die Alleinstellung auf dem Markt, die man mit der flexiblen Boutique-Marke Curio erreichen könne. Für den Betrieb hat RH Operations einen Pachtvertrag mit dem Gebäudeeigen-tümer geschlossen und einen Franchise-vertrag mit Hilton. Vertrags laufzeiten nennt die Gesellschaft nicht.

Neue Geschichten schreiben

Ziel der Umbaumaßnahmen war es, die Stilelemente des Hauses zu sanieren und behutsam um zeitgemäßes Design sowie

entschieden, den Reichshof unter ande-rer Flagge konsequent neu im Hamburger Markt zu positionieren. Während laut Berichten auf welt.de zufolge auch Accor mit seiner Marke Pullman an dem Objekt interessiert gewesen sei (Event selbst will hierzu keine Angaben machen), wurde Anfang März verkündet, dass das Traditionshotel im Herzen Hamburgs, di-rekt gegenüber des Hamburger Haupt-bahnhofs, künftig als Mitglied der im Juni 2014 gegründeten Curio-Collection von Hilton betrieben werde. Somit feiert der Reichshof mit seiner Neueröffnung ein dreifaches Debüt: Es ist nicht nur das erste Curio in Europa, und auch das erste Hilton-Hotel in Hamburg, sondern

Umbau

Rolf KrebsTextile einrichtung

Vo r h ä n g e - G a r d i n e n - K i s s e n - B e t t ü b e r w ü r f e - D e k o r a t i o n - K o n f e k t i o n w w w . r o l f k r e b s . d e

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Bild links: Weiter im vorderen Bereich des Erdgeschosses ist nun Platz geschaffen für gastronomische Angebote. Die komplette Gastronomie wurde outgesourct an das Restaurant „slowman“, bekannt aus der TV-Sendung „Rachs Restaurantschule“.

Bild rechts: Bestimmendes Element in der Hotelhalle sind die Kronleuchter. JOI-Design hat sie aus alten Wagenrad-leuchten, die bereits vorher im Hotel ins-talliert waren, und neuen Glasschwertern gefertigt. Auf der Empore ist ein intimerer Sitzbereich angeordnet.

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moderne Technik zu ergänzen. Das Flair sollte hochwertig, aber ungezwungen sein. Insgesamt flossen 30 Mio. Euro in das Interieur und die Fassade. Mit den Baumaßnahmen beauftragte Event das Büro JOI-Design, dessen Konzept auch größere Veränderungen im Erdgeschoss vorsah. „Der Eingangsbereich war zu niedrig, denn im Laufe der Zeit hatte man in der Halle eine Galerie eingezo-gen. Auch saß die Rezeption zu nah am Eingang. Wir wollten ein einladendes Entree schaffen, das auch Nicht-Hotel-gäste einlädt, das gastronomische An-gebot des Hauses, das nun mehr in den Vordergrund rücken sollte, anzuneh-men“, erklärt Wiebke Biss, die als Senior Designer bei JOI-Design das Projekt Reichshof federführend betreute. Dass ihr Konzept in den Augen der Denkmal-behörde eigentlich ein No-Go war, war den Planern nicht bewusst. „Gott sei Dank, denn so habe ich der An-sprechpartnerin unsere Pläne unbefan-gen vorgestellt. Ich erinnerte daran, dass im Eingangsbereich des Hotels ganz frü-her auch eine Art Kaffeehaus errichtet worden war und wir mit unserem Entwurf wieder an dieses Konzept an-schließen und auch die Fassade wieder

so gestalten wollten, wie sie ganz früher gewesen war. Unserer Ansicht nach hatte das Hotel zwischenzeitlich nämlich zu verschlossen gewirkt. Ich schilderte ihr das Vorhaben in den schillerndsten Farben und sie meinte dann, eigentlich wäre sie gekommen, um das Konzept zu kippen, aber jetzt fände sie es toll.“

Mit dem „Go“ der Denkmalbehörde konnte das Projekt starten – allerdings hatten auch die „Maritimianer“ den neuen Hausherren etwas mit auf den Weg gegeben. „Das Maritim-Team hatte an der Rezeption ein Gesteck hinterlegt, auf dem stand: ‚Bitte behandelt unser Haus gut!‘ Das hat uns gerührt, denn das zeigt die enorme Verbundenheit mit dem Hotel“, erinnert sich Corinna Kretschmar-Joehnk. Die Planer mühten sich denn auch, das Haus gut zu behan-deln, das Haus indes hielt für die Planer immer wieder arbeits- und kosteninten-sive Überraschungen bereit. „Im ganzen Gebäude wurden alle Oberflächen sa-niert, moderne Technik dahinter instal-liert, und alles wieder so montiert, als sei nie etwas passiert. Auch der Rückbau der Galerie im Erdgeschoss war eine große Baumaßnahme – aber wirklich

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Umbau

Adresse: Reichshof Hamburg Kirchenallee 34-36, 20099 Hamburg

Betreiber: Event Hotels/ RH Operations

Vertragsform: Franchisevertrag

Klassifizierung: 4-Sterne-Superior- Niveau

Erste Eröffnung: 1910

Umbauzeit: 2. Quart. 2014- 2. Quart. 2015

Eröffnung: 24. Juni 2015

Investor/Eigentümer: NKS Hospitality II S.A.R.L.

Investitionssumme: 30 Mio. Euro

Projektsteuerer: Event Holding

Generalunternehmer: Vöcker & Co., Arndt Komplettbau

Architekt: Heinrich Mandix

Innenarchitekt: JOI-Design

Innenausbau: Vöcker & Co.

Grundstücksgröße: ca. 3.500 m²

Bruttogrundfläche: 20.676 m²

Zimmerfläche: 6.456 m²

Zimmeranzahl: 278 Zimmer

Standardzimmer: 18-35 m²; Junior Suiten ab 40 m², One Bedroom Suiten ab 60 m²

Spa-/Fitness-Bereich: 280 m²

Konferenzbereich: 6 Salons, 3 Séparées, 1 Boardroom ca. 800 m²

Ausrüster

Sprinkler: P.u.P.

Aufzüge: Otis

Möbelbeschläge:

Türen: Appold

Bodenbeläge: HTW

Tapeten: Vescom

Textilien:

Matratzen/Bettwaren:

Fernseher: Samsung

Sanitär: Vitra, Villeroy & Boch, hansgrohe

S T E C K B R I E F

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Das unter Denkmalschutz stehende Interieur des Restaurants mit edler Holzvertäfelung und einer umlaufenden Empore ist dem Speisesaal eines Luxusliners der Vorkriegszeit nachempfunden. Hinter den Fenstern der Galerie sitzen Veranstaltungsräume.

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herausfordernd war, dass wir beispiels-weise immer wieder auf Rohre gestoßen sind, die eigentlich nicht da sein sollten. Wir haben ja alle fünf Zimmeretagen entkernt, die Räume umgestaltet und die Rohre neu verlegt“, erzählt Peter Joehnk.

Anekdoten eines Umbaus

Weitere Schmankerl bescherte der Reichshof dem Bauteam in Form von Wassereinbrüchen und nicht mehr ganz so taufrischer Baukonstruktion. Joehnk: „Man wundert sich, was zum Vorschein kommt, wenn man heile Oberflächen aufbricht. In Zimmerdecken fanden wir Flickmaterial wie alte Holztüren und Balkenauflager waren teils fast wegge-rottet. Das ist eben Bauen im Bestand.“ Rund ein halbes Jahr Bauverzögerung und ungeplante Kosten brachte dem Team ein Baustoff ein, der normaler-weise eher an anderer Stelle im Gebäude vermutet wird, im Rückbau äußerst hei-kel ist und gemeinhin auch eher in Plattenbauten lauert: Asbest. Im Reichshof versteckte sich das gesund-heitsgefährdende Material im Kleber hinter den Badfliesen. Aber das Hauptthema blieb trotz allem die Statik. Joehnk: „Das war der größte Knackpunkt. Da denkt man, man sei mit allen Gewerken aus dem Gröbsten raus, dann

rückt doch wieder jemand mit Bohrern und Beton an.“ Grund für den „Rückschlag in die bauliche Steinzeit“: der Küchenfußboden. „Zu einem Zeitpunkt, als wir diesen Bereich schon als abgesegnet betrachteten, mussten wir den Boden aufschlagen, weil der Statiker meinte: ‚Die neuen Küchengeräte sind zu schwer für die bestehende Decke – das muss verstärkt werden.‘ Man denkt sich, da waren doch vorher auch Geräte?‘ – Aber man ist eben kein Statiker und das Team nimmt dann doch wieder schweres Gerät in die Hand.“

Für die Eröffnung ist nun statt Anfang des Jahres der 24. Juni angepeilt, bis dahin sei jedoch noch einiges zu tun. Wohl aus diesem Grund nahm das Hotel in der Freebooking-Phase Buchungen erst ab dem 15. August an. Nach seiner Eröffnung wird das einstige 303-Zimmer-Haus (es gab viele Einzelzimmer) 278 Zimmer bieten. Die Gastronomie wurde outgesourct an das Restaurant „slow-man“ mit Küchenchef Frank Bertram – bekannt aus der RTL-Serie „Rachs Restaurantschule" –, das vom Chilehaus in den Reichshof zog. Die Restauration ist aufgeteilt in verschiedene Bereiche, darunter auch der Market Place und eine Restauration im Eingangsbereich des

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Die Hotelzimmer folgen dem Motto Art Déco trifft auf Moderne. W-LAN ist kostenfrei im ganzen Haus.

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Hotels. Ein weiterer Gästemagnet soll die Bar „1910“ (nach dem Eröffnungsjahr des Hotels benannt) werden, in der man neben hochwertigen Spirituosen Whiskys aus aller Welt und „das beste Club-sandwich“ bekommt. Insgesamt soll der Reichshof wie früher wieder für seine Veranstaltungen in aller Munde sein, wieder zum „Zentrum St. Georgs“ wer-den. Holte Event deshalb Folke Sievert als General Manager an Bord? Laut Joehnk auf jeden Fall ein „guter Schachzug“: „Sievert ist schon lange in Hamburg, hat zuvor schon zwei Hotels sehr erfolgreich eröffnet – das Novotel an der Alster und das Scandic Emporio Hamburg – und er ist ein Szenetyp, der viele Veranstaltungen macht. Er macht hier bestimmt wieder was draus.“ Die erste große Sause wird laut Sievert die offizielle Eröffnungsparty am 17. Sep-tember werden. Was danach kommt, müsse man sehen. Generell erhoffe sich das Hotel neben deutschen und europä-

ischen Gästen dank Hilton-Anschluss auch viele amerikanische Kunden. Für Hamburg typisch peilt das Hotel unter der Woche den Business-, am Wochen-ende den Freizeitgast an. Dass das Hotel gut laufen wird, davon ist Corinna Kretschmar-Joehnk überzeugt: „Curio ist eine super Marke – sie wird dem Be-treiber zu guten Gewinnen verhelfen, denn das Hotel ist außergewöhnlich ge-worden. Hier durfte, mit vielen Aus-nahmen von der normalerweise gültigen Hilton-Hotel-Standards-Liste, etwas Individuelles entstehen. Genau das macht Curio aus.“ Die Anbindung an das Hilton-Buchungssystem inklusive 44 Mio. Hilton HHonors Mitglieder weltweit dürften ihr Übriges dazu beisteuern.

Sandra Hoffmann ■

1 Die Interviews und die Hotelbesichtigung fanden am 9. Juni statt.

2 Geschichtliche Angaben: Quellen hamburg.de, Wikipedia

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Die Begriffe Hard- und Software sind trotz Anglizismus inzwischen Fachjargon in der Hotellerie geworden. Die einfallsreichen Amerikaner haben jetzt „Soft Brands" hinzu-gefügt und meinen damit „weiche" Marken, die die Ketten leicht erobern können. Im Deutsch des guten alten Europa heißt das: Sie haben den markenlosen Mittelstand, die Privathotellerie, im Visier, die ja immer noch die Hotel-Landschaft zwischen Atlantik und Ural entscheidend prägt. Was so weich und leicht klingt, ist für viele Ketten ein zäher Brocken. Die Privathoteliers wollen nicht er-obert werden: Sie lieben und leben Hotellerie, täglich und oft 24/7. Viel arbeiten ist keine Schande in ihren Augen, aber den eigenen Namen am Hotelschild von einem fremden, gar englischen Kunstnamen überdecken las-sen? Da schauderts vielen. Sich per Franchising einem Soft Brand anschließen? „Dieses Thema ist bei unseren Mittelständlern noch überhaupt nicht angekommen," sagte Susanne Weiß, Chefin der Ringhotels-

„Softe“ KettengierKooperation mit 130 Mitgliedern aus dem 3- und 4-Sterne-Segment vor Kurzem zu mir. Und einem Fremden noch Geld dafür zahlen, dass der eigene Name auf der Hauswand verschwin-det? Und was verstehen diese Leute schon von Stammgästen? Was für ein Gedanke ...

Wer diese vermutlich gar nicht so seltene Einstellung guter alter deutscher Hoteliers kennt, kann nur verwundert den Kopf darüber schütteln, dass inzwischen fast alle Mega-Ketten ihr Konzept der Standardisierung verlas-sen haben und per Soft Brand jetzt auch noch viele „non-branded" Hotels in ihr Marken-Boot aufnehmen möchten. Jede Kette wird mit ihrem Boot auf Dauer einen Konkurrenten rammen, denn alle paddeln – wieder einmal – auf dem gleichen engen Kanal. Der sollte gesäumt sein von gut gehenden und gut erhaltenen, besser noch frisch renovierten, auf jeden Fall finanziell ordentlich aufgestellten 4- und 5-Sterne-Häusern, die zudem so ganz nebenbei noch vollklimatisiert sind und mindestens alle

amerikanischen Brandschutzbestimmungen erfüllen ... Na, dann sucht mal schön!

Na gut, es gibt solche Häuser: Wenn der Eigentümer stirbt, wenn es keinen Nach-folger gibt oder der Betrieb insolvent geht. Der Aufmarsch der Soft Brands an deutschen Hotelufern dürfte trotzdem noch etwas dau-ern, denn so viele Sterbefälle und Insolvenzen kann es momentan gar nicht geben, wie die Gier der Ketten auf die Privaten groß ist.

Maria Pütz-Willems

I N N E N A N S I C H T E N

Maria Pütz-Willems ist Chefredakteurin der Internetplatt form www.hospitalityInside.com

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C U R I O C O L L E C T I O N – F R A G E N A N H I L T O N

41Juli/August 2015www.hotelbau.de

Umbau

Welche Philosophie verfolgt Hilton

mit Curio – A Collection by Hilton?

Die Marke steht für eine schnell wachsende, handverlesene Sammlung unabhängiger Hotels weltweit, die frei sind von irgendwel-chen Vorgaben bezüglich Gebäudeentwurf und Design. Der Name „Curio“ verheißt etwas Seltenes, Faszinierendes, und so ver-eint diese Sammlung Häuser mit einer unver-wechselbaren Identität, die oft stark verwur-zelt sind mit ihrem Standort. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Boutique-Hotel im Herzen der Innenstadt oder ein weitläufi-ges Wüstenresort handelt. Jedes ist einzigar-tig und das eint sie wieder. Curio bietet Upscale- und Luxushotels die Möglichkeit einer Partnerschaft mit Hilton und allen Vorteilen, die damit verbunden sind.

Welche Immobilien, Städte und Lagen

bieten sich an?

Denkbar ist theoretisch alles: Vom Land-mark-Hotel in der Innenstadt bis hin zum Juwel an eher „abgelegenen“ Orten. Dabei kommen sowohl Bestands-, als auch Neubauten in Frage. Das gibt den Entwicklern Flexibilität.

Welche Zielgruppe adressiert Curio?

Reisende, die leidenschaftlich gern auf Entdeckungsreise gehen, dabei aber Wert auf Authentizität legen und die Gewissheit haben wollen, dass der Name Hilton hinter jedem Aufenthalt steht. Wir wollen die Neugierigen inspirieren – egal ob sie auf Geschäfts- oder Freizeitreise sind.

Welche strategische Rolle wird Curio

bei Hilton spielen?

Im Juni dieses Jahres hat Curio seinen ersten Geburtstag gefeiert. In dem einen Jahr, seit wir die Marke gelauncht haben, haben wir fast 40 Hotels und 11.000 Zimmer entweder bereits eröffnet oder in verschiedenen Projektstadien auf den Weg gebracht. Generell hegen wir mit der Marke die Hoffnung, eine große globale Reichweite ab-zudecken.

Welche Curio-Hotels gibt es bereits?

Das erste Curio-Hotel überhaupt war das The Highland Dallas. Es hat im August 2014

Projektpipeline umfasst:1. Hotel Astor Paris (Frankreich)2. Jewel Beach Resort & Spa Paradise Cove Runaway Bay (Jamaica)3. Jewel Beach Resort & Spa Dunn's River Ocho Rios (Jamaica)4. Hotel Alex Johnson Rapid City (South Dakota)5. London House Chicago (Illinois)6. Rumeli Han Istanbul (Türkei)7. The Porter Portland (der erste Neubau; Oregon)8. The Statler Hotel & Residences (Dallas, Texas)9. Reichshof Hamburg

Nähere Informationen unter:www.curiocollection.com

eröffnet. Insgesamt gibt es zwischenzeitlich acht Curio-Hotels:1. The Highland Dallas (Texas)2. SLS Las Vegas Hotel & Casino (Nevada)3. Diplomat Resort & Spa Hollywood (Florida)4. The Franklin Hotel Chapel Hill (North Carolina)5. Providence Biltmore (Providence, Rhode Island)6. Boulders Resort & Spa (Scottsdale, Arizona)7. Juniper Hotel Cupertino (Cupertino, Kalifornien)8. The Sam Houston Hotel (Houston, Texas)

Welche weiteren Projekte stehen an?

Wir sind mit einigen Partnern in Verhandlung, aber die aktuelle „absolut spruchreife“

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SLS Las Vegas Hotel & Casino (Nevada).

The Franklin Hotel Chapel Hill (North Carolina).