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Heribert Gier l /Roland Helm Optimierung der Vertriebsorgan i sation Heribert Gierl/Roland Helm Beziehungsmarketing und Optimierung der Vertriebsorganisation durch Benchmarking Abstract Die Betrachtung von Geschaftsbeziehungen als sich wiederholende Interaktion der Beteiligten und nicht als diskrete Austauschbeziehung ohne Vorge- schichte gewinnt im Marketing zunehmend an Be- deutung. In diesem Zusammenhang muss auch das adaquate Management der Beziehungen der betei- ligten Akteure betrachtet werden. Ais eine Voraus- setzung fUr ein funktionierendes Beziehungsmarke- ting kann die Organisation des Vertriebs angesehen werden, wobei Benchmarkingstudien brauchbare Ansatzpunkte einer Umgestaltung dieser Organisa- tionseinheit liefern kbnnen. Anhand von zwei Fall- studien werden mbgliche Ergebnisse aufgezeigt. Keywords: Beziehungsmarketing, Kunden- orientierung, Vertriebsorganisation, Benchmarking 1 Problemstellung Eine kundenorientierte Vertriebsorganisation zu fin- den, speziell eine solche, die die Kundenbindung ver- starkt, ist eine haufig auftretende Problemstellung. Sie wird im 0 brigen nicht nur oder selten aus Eigen- interesse der Zulieferer bzw. Lieferanten angegan- gen, die Kunden fordern vielmehr aktiv die Reorga- nisation des Vertriebs. So Ibste beispielsweise ein Aktionsprogramm eines fUhrenden deutschen Au- tomobilherstellers groBe Aufregung seitens seiner Zulieferer aus, als er vor kurzer Zeit eine Initiative ankundigte, er wolle nur Zulieferbetriebe mit adaqua- ter Vertriebsorganisation favorisieren. Insbesondere das klassische Key Account Management, das ei- Prof. Dr. Heribert Gierl, Lehrstuhl fUr Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der Universitat Augsburg. Dr. Roland Helm, Lehrgebiet Marketing am Institut fUr Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Technischen Universitat MOnchen in Freising-Weihenstephan. E-mail: [email protected] augsburg.de, Roland. [email protected] gentlich das Beziehungsmarketing und die Kunden- bindung durch das persbnliche Verhaltnis zwischen Key Account Manager und Einkaufer bei den wichti- gen Kunden, den sogenannten Key Accounts, un- terstUtzen sollte, wird von den Kunden haufig als in- effizient kritisiert. Key Account Manager haben oft nur geringe Entscheidungskompetenzen und wer- den aus diesem Grund von den Einkaufern vielfach als Gesprachspartner angesehen, die zwar Zeit ko- sten, aber wenig bewirken kbnnen. Auch der Eintritt neuer, auslandischer Wettbewer- ber, z. B. aus den osteuropaischen Reformstaaten, aus Japan und den Vereinigten Staaten mit anderen Vertriebsorganisationen in den einheimischen Markt fUhrt dazu, dass Einkaufer mit anderen, neuen und effizienteren Organisationsformen dieser potentiel- len Lieferanten vertraut werden und diese schatzen lernen. Auch dies erzeugt Druck auf die Lieferanten, ihre bisherige Vertriebsorganisation zu uberdenken und eventuell zu andern. In diesem Beitrag wird an zwei Fallstudien eine Mbglichkeit aufgezeigt, wie Unternehmen eine fUr ihre Kunden interessante Vertriebsorganisation iden- tifizieren und damit ihre Bemuhungen um ein effizi- entes Beziehungsmarketing verstarken kbnnen. 1m einen Fall sollte fUr einen Zulieferbetrieb fUr die Au- tomobilindustrie untersucht werden, wie die Ver- triebsorganisation umstrukturiert werden soil. 1m anderen Fall sollten fUr im Objektgeschaft tatige Unternehmen entsprechende Vorschlage erarbeitet werden. 2. Theoretische und methodische Grundlagen 2.1. Beziehungsmarketing Beziehungsmarketing bzw. Beziehungsmanage- ment wird zunehmend als eigenstandiger und stra- tegisch relevanter Aufgabenbereich der Unterneh- mensfUhrung bezeichnet (vgl. z. B. Diller 1992, S. cler markt 1999/3+4 38. Jahrgang, Nr. 150/151, Seite 197-206 197

Beziehungsmarketing und Optimierung der Vertriebsorganisation durch Benchmarking

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Heribert Gierl/Roland Helm Optimierung der Vertriebsorganisation

Heribert Gierl/Roland Helm

Beziehungsmarketing und Optimierung der Vertriebsorganisation durch Benchmarking

Abstract

Die Betrachtung von Geschaftsbeziehungen als sich wiederholende Interaktion der Beteiligten und nicht als diskrete Austauschbeziehung ohne Vorge­schichte gewinnt im Marketing zunehmend an Be­deutung. In diesem Zusammenhang muss auch das adaquate Management der Beziehungen der betei­ligten Akteure betrachtet werden. Ais eine Voraus­setzung fUr ein funktionierendes Beziehungsmarke­ting kann die Organisation des Vertriebs angesehen werden, wobei Benchmarkingstudien brauchbare Ansatzpunkte einer Umgestaltung dieser Organisa­tionseinheit liefern kbnnen. Anhand von zwei Fall­studien werden mbgliche Ergebnisse aufgezeigt.

Keywords: Beziehungsmarketing, Kunden­orientierung, Vertriebsorganisation, Benchmarking

1 • Problemstellung

Eine kundenorientierte Vertriebsorganisation zu fin­den, speziell eine solche, die die Kundenbindung ver­starkt, ist eine haufig auftretende Problemstellung. Sie wird im 0 brigen nicht nur oder selten aus Eigen­interesse der Zulieferer bzw. Lieferanten angegan­gen, die Kunden fordern vielmehr aktiv die Reorga­nisation des Vertriebs. So Ibste beispielsweise ein Aktionsprogramm eines fUhrenden deutschen Au­tomobilherstellers groBe Aufregung seitens seiner Zulieferer aus, als er vor kurzer Zeit eine Initiative ankundigte, er wolle nur Zulieferbetriebe mit adaqua­ter Vertriebsorganisation favorisieren. Insbesondere das klassische Key Account Management, das ei-

Prof. Dr. Heribert Gierl, Lehrstuhl fUr Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der Universitat Augsburg. Dr. Roland Helm, Lehrgebiet Marketing am Institut fUr Wirtschafts­und Sozialwissenschaften der Technischen Universitat MOnchen in Freising-Weihenstephan. E-mail: [email protected]­augsburg.de, Roland. [email protected]

gentlich das Beziehungsmarketing und die Kunden­bindung durch das persbnliche Verhaltnis zwischen Key Account Manager und Einkaufer bei den wichti­gen Kunden, den sogenannten Key Accounts, un­terstUtzen sollte, wird von den Kunden haufig als in­effizient kritisiert. Key Account Manager haben oft nur geringe Entscheidungskompetenzen und wer­den aus diesem Grund von den Einkaufern vielfach als Gesprachspartner angesehen, die zwar Zeit ko­sten, aber wenig bewirken kbnnen.

Auch der Eintritt neuer, auslandischer Wettbewer­ber, z. B. aus den osteuropaischen Reformstaaten, aus Japan und den Vereinigten Staaten mit anderen Vertriebsorganisationen in den einheimischen Markt fUhrt dazu, dass Einkaufer mit anderen, neuen und effizienteren Organisationsformen dieser potentiel­len Lieferanten vertraut werden und diese schatzen lernen. Auch dies erzeugt Druck auf die Lieferanten, ihre bisherige Vertriebsorganisation zu uberdenken und eventuell zu andern.

In diesem Beitrag wird an zwei Fallstudien eine Mbglichkeit aufgezeigt, wie Unternehmen eine fUr ihre Kunden interessante Vertriebsorganisation iden­tifizieren und damit ihre Bemuhungen um ein effizi­entes Beziehungsmarketing verstarken kbnnen. 1m einen Fall sollte fUr einen Zulieferbetrieb fUr die Au­tomobilindustrie untersucht werden, wie die Ver­triebsorganisation umstrukturiert werden soil. 1m anderen Fall sollten fUr im Objektgeschaft tatige Unternehmen entsprechende Vorschlage erarbeitet werden.

2. Theoretische und methodische Grundlagen

2.1. Beziehungsmarketing

Beziehungsmarketing bzw. Beziehungsmanage­ment wird zunehmend als eigenstandiger und stra­tegisch relevanter Aufgabenbereich der Unterneh­mensfUhrung bezeichnet (vgl. z. B. Diller 1992, S.

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115). Dabei soli das Beziehungsgeflecht eines Un­ternehmens zu seinem im Umfeld des Unternehmens stehenden Partnern analysiert und die Beziehungs­qualitat verbessert werden.

Ein bedeutender Teil des Beziehungsgeflechts ei­nes Unternehmens ist die Beziehung zu seinen Kun­den, da oftmals Produkte in den Augen der Kunden homogen sind und damit austauschbar erscheinen. Aber auch bei der Vermarktung komplexer Produk­te, beispielsweise von Systemgmern oder Anlagen, kbnnen gute Beziehungen zum Kunden letztendlich den Ausschlag fUr den Verkauf geben. Das Bezie­hungsmarketing ist damit die Basis eines nicht ge­ringen Anteils von Geschaften. Dies bedeutet, dass derjenige das Geschaft realisiert, der uber die bes­seren Beziehungen zu den Kunden verfUgt (vgl. Belz 1993, S. 23).

Beziehungsmarketing des Anbieters hat damit zum liel, das Interaktionsgeschehen zwischen einem Anbieter und seinen Kunden maBgeblich zu beein­flussen und somit die eigene Interaktionskompetenz zu verbessern (vgl. Diller/Kusterer 1988, S. 212). Eine Anpassung der Vertriebsorganisation unter dem Aspekt des verbesserten Beziehungsmanagements verfolgt im Aligemeinen vier lielsetzungen:

GrbBere Verhandlungserfolge im Sinne von besseren Konditionen bei den geschaftlichen Transaktionen.

Steigerung der Beziehungssicherheit durch ein besseres gegenseitiges Kennenlernen und die Vermeidung von opportunistischem Verhalten.

Erlangung von Synergieeffekten durch verbes­serte Mbglichkeiten der Aufgabenteilung.

Steigerung der Interaktionseffektivitat durch Optimierung der Geschaftsablaufe.

Dabei ist im Gegensatz zu der herkbmmlichen Betrachtung von Geschaftsbeziehungen das Bezie­hungsmarketing als langfristig angelegte Strategie auf kooperativer Basis zu betrachten (vgl. Diller 1991 , S. 162). Diese Betrachtungsweise von Geschafts­beziehungen erscheint unter den veranderten aktu­ellen Rahmenbedingungen der Unternehmen viel­fach angemessener (vgl. Achro11997, S. 68; Ander­son/Hakanson/Johanson 1994, S. 1).

Ais Gestaltungsmittel des Beziehungsmarketing kommen gemaB Diller/Kusterer (1988, S. 213) ver­schiedene Kommunikations-, Argumentations-, Kon­flikthandhabungs-, Kooperations- und schlieBlich

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Optimierung der Vertriebsorganisation

Organisationsstile in Betracht. Bei den beiden letzt­genannten Aspekten handelt es sich um Bereiche, die aufgrund der Komplexitat des jeweiligen Betrach­tungsgegenstands nur sukzessiv in kleinen Schrit­ten verandert werden kbnnen. Bestehende unterneh­mensinterne Organisationen und unternehmensex­terne, langfristige Beziehungen zu anderen Unter­nehmen in Form von zwischenbetrieblichen Koope­rationen zeichnen sich in aller Regel durch eine ge­wisse Rigiditat aus, so dass die Reorganisation der­artiger Strukturen auf jeden Fall eine Aufgabe der Unternehmensleitung darstellen sollte und nicht zu­geordneten Stabsstellen uberlassen werden kann, die meist nicht uber die notwendigen Durchsetzungs­kompetenzen verfUgen.

Die Optimierung der Vertriebsorganisation in Be­zug auf die zu erwartenden Kundenanforderungen stellt auch eine Mbglichkeit dar, sich von Wettbe­werbern zu differenzieren (vgl. Achrol 1991, S. 78; Webster 1992, S. 3) und gleichzeitig ein immateriel­les Beziehungsgeflecht aufzubauen, das trotz even­tueller Ahnlichkeiten hinsichtlich der Ablauforgani­sation von Wettbewerbern nur schwer zu imitieren ist. Allerdings ist es wichtig zu wissen, an welche Ausgestaltung der Organisation sich die bestehen­de Struktur nach und nach anpassen soil. Diesbe­zugliche Vorgaben kbnnen durch Benchmarking er­arbeitet werden.

2.2. Benchmarking

Benchmarking kann dazu dienen, eine unter die­sen lielvorgaben optima Ie Vertriebsorganisation zu identifizieren bzw. eine bereits bestehende Organi­sation hinsichtlich dieser Vorgaben anzupassen. Das Unternehmen ermittelt dabei die Aufbau- und Ab­lauforganisation des Vertriebs bei Unternehmen, die mit denselben oder ahnlichen Kundenbedurfnissen konfrontiert sind, lasst diese durch die relevanten Mitarbeiter der eigenen Abnehmer beurteilen und selektiert auf diese Weise die erfolgreichen Ausge­staltungen.

Eine Benchmarking-Analyse bezog sich anfangs lediglich auf den Vergleich von produktions­technischen Ablaufen, mit dem liel, die Herstellko­sten zu reduzieren. Mittlerweile wird dieses Konzept jedoch auf aile Unternehmensbereiche angewendet. Dabei wird beim Benchmarking auf einen Prozess abgezielt, bei dem absatzwirtschaftliche Leistungen eines Unternehmens bzw. Unternehmensprozesse uber mehrere Unternehmen hinweg verglichen wer­den (vgl. Horvath/Herter 1998, S. 5), wobei insbe-

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Heribel1 Gierl/Roland Helm ----------------- Optimierung der Vertriebsorganisation

sondere die jeweils weltweit fUhrenden Unternehmen als Benchmark herangezogen werden sollen. Oem Prozess des Vergleichens soli ein Lernen folgen und schlieBlich das Optimieren der eigenen Wertschbp­fungsaktivitaten stattfinden.

Vielfach ist aber das undifferenzierte Obernehmen von als "best practice" identifizierten Prozessen in das eigene Unternehmen nicht mbglich, da sich die Ablaufe in Unternehmen verschiedener Branchen teilweise betrachtlich unterscheiden (vgl. Lasch/Trost 1997, S. 693). Die Analyse kann aber viele Hilfestel­lungen und Anregungen liefern, um eine Optimierung der eigenen Prozesse hinsichtlich der gesetzten Ziele zu erreichen.

Die hier angewendete Vorgehensweise bestand darin, die Vertriebsorganisation von Wettbewerbern und von Unternehmen, die ahnliche Produkte her­stellen, bei diesen in Erfahrung zu bringen, etwas zu abstrahieren und die resultierenden Modelle den Ein­kaufern, d. h. dem relevanten Personenkreis auf Seiten des Kunden, vorzulegen. Diese sollten be­werten, welche Vertriebsorganisation (des Lieferan­ten) ihren Wunschen am ehesten gerecht wird. Auf diese Weise resultieren Messlatten (Benchmarks), an denen sich die konkrete Vertriebsorganisation der kooperierenden Zulieferunternehmen messen kbnn­teo Auf der Grundlage des/der Benchmarks und der aktuellen Vertriebsorganisation kann anschieBend unter dem Aspekt eines effizienten Beziehungsmar­keting uberlegt werden, auf welche Weise die be­stehende Vertriebsorganisation an das von den Kun­den praferierte Modell angenahert werden kann.

3. Fallstudien zur Gestaltung von Vertriebsorganisationen

1m Foigenden werden zwei Fallstudien dargestellt, in denen mittels Benchmarking vorteilhafte Vertriebs­organisationen ermittelt worden sind.

3.1. Fallstudie zum Vertrieb kom­plexer GOter durch mittel­standische Zulieferunter­nehmen fOr die Automobil­industrie

Die Situation von Zulieferunternehmen fUr die Au­tomobilindustrie ist dadurch gekennzeichnet, dass relativ wenige Kunden (andere Zulieferunternehmen oder direkt die Automobil-Hersteller, die ihre Kom-

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ponenten verarbeiten) existieren und somit eine hohe Abhangigkeit von einzelnen Kunden besteht. Diese Kunden mussen zufriedengestellt und gebunden werden, da verlorene Kunden oder Auftrage kaum durch andere ausgeglichen werden kbnnen. Sie ha­ben normalerweise keinen Kontakt mit den Endkun­den, so dass Imagepolitik auf dem Endverbraucher­markt nicht in Frage kommt, um die eigenen Pro­dukte abzusetzen. Die Komplexitat der GOter und die Bewaltigung der Schnittstellenprobleme zwi­schen Zulieferunternehmen und Abnehmer erfordert in der Regel einen hohen Koordinationsaufwand und eine sehr enge Zusammenarbeit.

Da die Personen in diesen Zulieferunternehmen, die die Geschaftsleitung innehaben, entweder nicht aus dem Vertrieb stammen oder einzelne Vertriebs­vorstande mit der Betreuung aller wichtigen Kunden uberlastet waren, stellt Key-Account-Management eine verbreitete Vertriebsorganisation dar. Aile Akti­vitaten in Richtung eines wichtigen Kunden (Key Account) werden beim Key-Account-Management unter eine einheitliche Verantwortung, unter diejeni­ge des Key-Account-Managers, gestellt (vgl. Klein­altenkamp/Rieker 1997, S. 164).

In der Idealform einer Matrixorganisation uberla­gern die Key-Account-Manager (KAM) die funktio­nale Gliederung ihres Unternehmens durch eine Querschnittsfunktion (Abb. 1).

Das generelle Problem ist, dass ein Stelleninhaber (-) sowohl von der Leitung seiner Abteilung als auch von den KAM Anweisungen erhalt, die widerspruch­lich sein kbnnen und einen hohen Abstimmungsbe­darf zwischen den KAM und den Leitern der Funk­tionalbereiche bedeuten (vgl. Kleinaltenkamp/Rieker 1997, S. 194).

Wurde man KAM nur als Stabstellen einrichten, hatten sie lediglich Informations- und Planungsfunk­tionen gegenuber ihren Vorgesetzten, z. B. dem Ver­triebsleiter, aber keine Weisungsbefugnis. Sie sind insofern fUr die Kunden keine adaquaten Ansprech­personen (vgl. Kleinaltenkamp/Rieker 1997, S. 183).

Es stellte sich daher die Frage nach einigermaBen gut funktionierenden Modellen von KAM in der Au­tomobilzulieferbranche. Die Benchmarking-Studie identifizierte zwei Modelle, die in geringfUgigen Ab­wandlungen verbreitet sind und von den Kunden positiv beurteilt werden. Diese beiden Modelle wer­den differenziert nach der Auftragsakquisition, Busi­ness-Verantwortung fUr den Auftrag und Abwicklung des Auftrags dargestellt.

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Heribert Gierl/Roland Helm Optimierung der Vertriebsorganisation

Leitung Leitung Leitung Leitung Geschafts­leitung Vertrieb Produktion Entwicklung Logistik

KAM fUr Kunde 1

KAM fUr Kunde 2

KAM fUr Kunde 3

I I

· I · I

·

Abb. 1: KAM als Querschnittsfunktion

Modell des Customer Business Managers

Die Geschaftsleitung oder die Leitung Marketing/ Vertrieb hat die Verantwortung uber die Akquisition eines Auftrags. Sie wird dabei von Mitarbeitern be­ratend unterstUtzt. Mit der Auftragserteilung wird fUr die Laufzeit dieses Projekts ein Customer Business Manager (CBM) bestimmt, der mit der Leitung Mar­keting/Vertrieb gemeinsam die technische und wirt­schaftliche Verantwortung fUr den Erfolg des Pro­jekts ubernimmt. Die Leitung Marketing/Vertrieb und der CBM unterhalten mbglichst viele Kontakte mit hierarchisch gleichrangigen Stellen bei den Kunden, um eine mbglichst gute Koordination der Schnitt­stellen zwischen Zulieferunternehmen und Kunde zu erreichen. Mit der Auftragserteilung wird gleichzei­tig ein Projektteam installiert, das in einem Raum sit­zend die Lbsungen fUr den Kunden erarbeitet. Die Kontakte zum Kunden verlaufen uber ihren zeitwei­ligen Vorgesetzten, den CBM. Bei grbBeren Kunden sind Mitarbeiter im Hause des Kunden angesiedelt (Resident Ingenieur). Sie betreuen den Kunden vor Ort, sammeln wichtige Informationen, auch uber ei­gene Konkurrenten, und unterstUtzen die Tatigkeit des Projektteams. Die Ablaufe sind in Abb. 2 darge­stellt.

Die Vorteile dieses Modells bestehen darin, dass der CBM als modifizierter KAM Verantwortung und Weisungsbefugnisse besitzt. Der CBM ist zentraler, kompetenter Ansprechpartner fUr aile Probleme des Kunden, die GUter-, Geld- und Informationsstrbme betreffend, allerdings nur fUr das konkrete Projekt. Die Motivation der Mitarbeiter, als CBM oder in Pro-

200

I I

· I · I ·

I I I I

· · I I · · I I · ·

jektteams zu arbeiten, ist sehr hoch. Es wird eine Spezialisierung der Mitarbeiter auf den Auftrag des Kunden mbglich. Problematisch ist es, qualifizierte CBM uberhaupt zu entwickeln. Eine weitere Schwie­rigkeit stellt die Abstellung von Mitarbeitern in das Projektteam dar. Sie mussen im Projektteam die Koordination mit ihrem (funktionalen) Vorgesetzten ubernehmen, zu dem sie nach Ablauf des Projekts wieder als Mitarbeiter zuruckkehren werden. SchlieB­lich wird auch die intensive Beziehungspflege, die das Zulieferunternehmen in Richtung Kunde ausuben mbchte, von den Kunden kritisiert.

Modell des KAM mit Funktion eines Beziehungs­promotors

1m zweiten Modell ist eine fUr den einzelnen Kun­de zustandige Stelle eingerichtet, der an allen Schnittstellen, z. B. F&E, Produktionsplanung und Auftragsbearbeitung, zwischen seinem Unterneh­men und dem Kunden tatig ist. Insbesondere ist er auch fUr die Akquisition neuer Auftrage bei diesem Kunden zustandig. Dabei wird ihm der Rahmen fUr Preise etc. von der Vertriebsleitung vorgegeben. Neukunden werden nicht von den KAM angewor­ben. Die Verantwortung fUr den technischen und wirtschaftlichen Erfolg von Kunden oder Auftragen hat die Geschafts- und Vertriebsleitung. Sie richtet ein Kundenteam ein (Mitarbeiter, die soweit mbglich in einem Raum sitzen), die die technische Lbsung erarbeiten. Der KAM nimmt an allen Sitzungen, den Kunden betreffend, tei!. erhalt somit aile Informatio­nen und gibt Informationen innerhalb des eigenen Unternehmens weiter. Seine wesentliche Funktion

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Heribert Gierl/Roland Helm Optimierung der Vertriebsorganisation

1) Akquisition

Lieferant Kunde

Geschaftsleitung Bereichsleiter Marketin!;;

.. Geschaftsleitung

iL

fachliche Hauptabteilungsleiter Einkauf

U nterstutzu ng

Projektteam .. Abteilungsleiter Einlauf .. (vorlaufig)

2) Business-Verantwortung nach dem Auftrag

Bereichsleiter .. .. Marketing permanenter

Hauptabteilungsleiter Einkauf

Kundenkontakt J~

I nformations-

austausch .. Abteilungsleiter Einkauf ~,.

.. Customer Business

Manager Beziehungspflege

(moglichst viele Technische Abteilungen

Kontakte)

3) Abwicklung des Auftrags

Customer Business ... Abteilungsleiter Einkauf

Manager komplette Koordination

~~

era rbeitet weist Technische Abteilungen .. .. Bemu- J I QUalitiits-1 Entwick-I~09i-ungen an

sterung sicherung lung stik Los

~,. + + + + Projektteam

Resident Ingenieur (nach Auftragserteilung) gegenseitige Information und

.. Unterstutzung

Abb. 2: Vertriebsorganisation mit CBM

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Heribert Gierl/Roland Helm Opti m ierung der Vertriebsorganisation

1) Akquisition

Geschaftsleitung I allgemeine Kontakte ... .1

Geschaftsleitung I 1 ""I alte Kunden

KAM I ~IHauPtabtei'ungs'eiter Einkauf I t Vorgabe Preise, Kostenkontrolle

Vertrieb Innendienst I .. Vorgabe Preise, Kostenkontrolle

Akquisitionsteam des I I L __ ~v'!.:.e~r:!..':tr!.!:ie~b~s ___ J--m-b....:· 9:....li_c_he_ne_u_e_K_u_n_d_e_n __ ...I...-___ -I~~:i Abteilungsleiter Einkauf

2) Business-Verantwortung nach dem Auftrag

Geschaftsleitung

KAM weist an

Kundenteam

3) Abwicklung des Auftrags

infor­miert

Kundenteam ( erarbeitet technische Lbsung)

informiert

Vertrieb

Innendienst

(koordiniert Lieferzeiten,

-modalitaten, Preise,

Anderungswunsche)

Gesprache bei grb13.eren Differenzen

Beziehungspflege, viele Kontakte

Koordination von Terminen

Teilnahme an allen Gesprachen

Zusammenarbeit

Abb. 3: Vertriebsorganisation mit KAM mit Beziehungspromotorfunktionen

202

Geschaftsleitung

Hauptabteilungsleiter Einkauf

Abteilungsleiter Einkauf

Hauptabteilungsleiter Einkauf

Abteilungsleiter Einkauf

Technische Abteilungen

Qualitats- Entwick- Logi-

Resident Ingenieur

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besteht darin, die Beziehung mit dem Kunden durch viele Kontakte zu verstarken. 1m Rahmen der Auf­tragsabwicklung vereinbart er die Termine mit dem Kunden. Fur die wirtschaftliche Abwicklung des Pro­jekts sind Innendienstmitarbeiter des Vertriebs zu­standig. Die Ablaufe sind in Abb. 3 dargestellt.

Der KAM hat Verantwortung fUr die Akquisition neuer Auftrage bei seinem Kunden, ansonsten hat er relativ geringe Befugnisse. Der Vorteil des Mo­dells besteht darin, dass eine enge Bindung des Abnehmers an eine Person seitens des Zulieferun­ternehmens ermbglicht wird, da er als zentrale An­sprechperson und "Vertreter" des Kunden im eige­nen Unternehmen angesiedelt ist. Problematisch erscheinen die doppelten Kanale bei der Auftrags­abwicklung.

3.2. Fallstudie zur Vertriebs­organisation des Objekt­geschafts im Bauzuliefer­bereich

1m Vertrieb vieler Hersteller (z. B. Baustoffe, Kera­mik, Bauchemie, Sanitar, Elektro, Leuchten, Holz­werkstoffe, Inneneinrichtungen) kann zwischen dem Standardgeschaft und dem Objektgeschaft unter­schieden werden.

1m Standardgeschaft werden die Produkte an die verarbeitende Industrie (z. B. Kuchenhersteller), uber den GroBhandel an die Handwerker und an den Ein­zelhandel absetzt. 1m Rahmen der akquisitorischen Distribution betreut der Vertrieb hier die verarbeiten­de Industrie, den GroBhandeL die Handwerksunter­nehmen und gegebenenfalls den Einzelhandel. 1m Objektgeschaft sind die Planer von grbBeren Pro­jekten (z. B. Architekten, Innenarchitekten, General­unternehmen, Planungsburos) die Zielgruppe der akquisitorischen Bemuhungen. Objektgeschafte sind bei den oben genannten Branchen etwa die Aus­stattung von Krankenhausern, Rehabilitationsklini­ken, Hotelketten, Einkaufscentren, groBen Buro- und Geschaftshausern, Theatern, Schiffen oder Freizeit­badern mit den eigenen Produkten.

1m Objektgeschaft kann zwischen Ausschreibungs­erfolg und Abschlusserfolg unterschieden werden. Der Planungsberater zeigt dem Planer Lbsungsmbg­lichkeiten auf und beeinflusst damit die Spezifikati­on in der Ausschreibung des Planers oder des Ge­neralunternehmens (Ausschreibungserfolg). Damit wird die Konkurrenz des Herstellers gezwungen, zu den ausgeschriebenen Produkten vergleichbare ei-

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gene Produkte zu finden. Der Abschlusserfolg liegt vor, wenn fUr das Objekt die Produkte des Herstel­lers verwendet werden.

Die Auftrage selbst erteilen die Handwerksbetrie­be, die einen bestimmten Auftrag vom Bauherrn oder Bautrager erhalten haben und z. B. im GroBhandel die Produkte des Herstellers bestellen. Die Mbglich­keit der Bestellung der Produkte direkt uber die vom Generalunternehmer fUr die Tatigkeiten am Objekt beauftragten Unternehmen ist in der Regel trotz der damit verbundenen Vereinfachung oder Kostensen­kung der Geschaftsablaufe nicht mbglich, da GroB­handler ansonsten nicht mehr bereit sind, die fla­chendeckende Distribution zu ubernehmen. Der GroBhandel wird allerdings nur noch rechnungsstel­lend tatig, die Produkte werden direkt vom Herstel­ler an die Objekte geliefert.

In der Praxis des Objektgeschafts werden die bei­den nachfolgend idealtypisch dargestellten, von den Kunden als gut beurteilten Alternativen realisiert. Diese beiden Modelle werden kurz vorgestellt.

Modell der Serviceabteilung

Die Leitung fUr das Objektgeschaft wird entweder auf der gleichen Hierarchieebene wie der Vertrieb oder in einer der Leitung Vertrieb untergeordneten Abteilung angesiedelt. Ein Organigramm fUr die er­ste Lbsung ist in Abb. 4 abgebildet.

Der Objektkoordinator oder die ihm unterstellten Innendienstmitarbeiter sammeln Informationen uber mbglichen Objekte im Wege der eigenen AuBen­dienstmitarbeiter, durch die Auswertung von Infor­mationsdiensten uber die Planung von Objekten, uber Kontakte zu den Bauabteilungen groBer Unter­nehmen (z. B. von Hotelketten) und mittels auf die Planer gerichtetes, auf entsprechenden Kundenda­tenbanken basierendes Telefonmarketing.

Der Objektkoordinator verteilt diese Informationen auf die fUr die einzelnen Vertriebsregionen zustandi­gen Planungsberater, die den Kontakt zu den Pla­nern und soweit mbglich weiteren Entscheidern (z. B. spatere Mieter, Bauherrn, Bautrager) uber die Aus­stattung des Objekts herstellen. Die Planungsbera­ter haben dieselbe Qualifikation wie die Planer und verfUgen uber dieses fachliche Know-how hinaus­gehend auch uber die Fahigkeit, Entwurfe fUr Pro­blem- bzw. Systemlbsungen fur die weiteren Entscheidungstrager unter Zuhilfenahme von Planer­ordnern, Musterkoffern oder CD-Roms kurzfristig zu

203

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Zentrale

I Geschaftsleitung I I ---

I I Leiter Objektgeschaft I I Leiter Vertrieb I

I I I

I Innen- Vertriebs-

I I dienst koordi nator fOr

Objektkoordinator Objektgeschafte

------- --------------------------------------------------- ---------------------------------------Region

--- ---

I I I I I I Planungs- Planungs- Aui3.en- Aui3.en- technischer technischer

berater 1 berater 2 dienst 1 dienst 2 Berater 1 Berater 2

Abb. 4: Organigramm: Objektgeschaft und Vertrieb auf einer Ebene

erstellen. Der Leiter der Abteilung Objektgeschaft steht den Planungsberatern fachlich zur Seite, be­sucht mit den Planungsberatern die zu planende Stelle bei GroBprojekten, gegebenenfalls auch mehr­fach. Der Objektkoordinator kontrolliert den Erfolg der Tatigkeit der Planungsberater und dokumentiert mittels eines Objektverfolgungsprogramms jeweils den Stand des Projektes in einer entsprechenden DateL die allen mit dem Projekt Befassten zugang­lich ist. Der Erfolg bemisst sich in der Regel daran, dass Produkte des Unternehmens ausgeschrieben werden.

Mit der Ausschreibung wird das Objekt vom Ob­jektkoordinator an den fUr das Objektgeschaft zu­standigen Vertriebskoordinator weitergeleitet. Er analysiert die Ausschreibung und leitet die Informa­tion an den in der Region zustandigen AuBen­dienstmitarbeiter weiter. Dieser betreut gegebenen­falls zusammen mit technischen Beratern, die regio­nal angesiedelt sind oder aus der Zentrale angefor­dert werden, den moglichen Kunden. Der Vertriebs­koordinator fUr das Objektgeschaft stellt fest, ob fUr

204

das Objekt die Produkte des Unternehmens ange­schafft werden. Der Vertriebskoordinator berichtet den Stand der Verhandlungen und den Abschluss­erfolg bzw. -misserfolg an den Objektkoordinator.

Die Planungsberater sind Angestellte des Unter­nehmens mit festen Gehaltern, eventuell mit zusatz­lichen Provisionen fUr die Anzahl der neu aufgebau­ten Kontakte zu Planern und fUr die durchgefUhrten Produktschulungen bei den Planern.

Diese Konstruktion kann als die Schaffung einer Serviceeinrichtung fUr den Vertrieb angesehen wer­den. Der Vorteil dieser Vertriebsorganisation besteht darin, dass eine enge Bindung des Planers uber die Planungsberater an das Unternehmen erfolgen kann, da der nicht umsatzorientiert entlohnte Planungsbe­rater zu den Planern auch dann den Kontakt pfle­gen wird, wenn keine Projekte anstehen, mit der Folge, dass sich der Planer bei konkreten Projekten eventuell auch selbst an den Planungsberater wen­det. Der Nachteil dieser Regelung besteht darin, dass der Vertrieb von den Leistungen des Planungsbera-

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ters (meist uber U msatzprovision in der entsprechen­den Region) profitiert, ohne selbst die Beratungslei­stung erbracht zu haben; dies kann Motivationspro­bleme fUr die Planungsberater bedeuten. 1m Rah­men dieses Modells kbnnen auch Handelsvertreter im AuBendienst eingesetzt werden.

Modell der Verkaufsteams

Auch im Faile von Verkaufsteams im Objektge­schaft wird der Objektkoordinator vom Innen- und AuBendienst uber mbgliche Objekte unterrichtet. Der Objektkoordinator stellt die ersten Kontakte zu den Planern her und teilt einem Verkaufsteam das Inter­esse eines Planers an einem Besuch mit.

Opti mierung der Vertriebsorgan isation

Jedes Objektgeschaft wird von einem Verkaufs­team betreut, das aus einem Innendienstmitarbeiter und einem AuBendienstmitarbeiter besteht. Dieses Team ist sowohl fUr die erfolgreiche Ausschreibung als auch fUr den erfolgreichen Geschaftsabschluss verantwortlich. Die Innendienstmitarbeiter sind ne­ben dem Objektgeschaft auch fUr das normale Ge­schaft zustandig. Bei besonderen technischen Pro­blemen werden technische Berater als Spezialisten hinzugezogen. Ein mbgliches Organigramm fUr die­se Vertriebsorganisation ist in Abb. 5 abgebildet.

Der Objektkoordinator kontrolliert die Schritte des Verkaufsteams bis zur Entscheidung des Letztkun­den fUr oder gegen die Produkte des Unternehmens und berichtet dem Vertriebsleiter Innendienst.

Zentrale

I Geschaftsleitung I --- ---

I Leiter Vertrieb I

I Vertriebsleiter Innendienst

I I I I Innen- Innen- Innen- Objekt-

dienst 1 dienst 2 dienst 3 --- koordinator

--------- -- --------- - ---------- ---------------------------- -----------------------------Region

---I I I I

Aur:!.en- Aur:!.en- technischer technischer

dienst 1 dienst 2 Berater 1 Berater 2

Abb. 5: Organigramm eines Unternehmens mit Verkaufsteams fOr das Objektgeschaft

cler markt 1999/3+4 205

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Zugunsten von Verkaufsteams sprechen die ver­gleichsweise geringen Kosten, da keine zusatzlichen Planerberater in den Regionen beschaftigt werden mussen, sondern entsprechend qualifizierte Innen­dienstmitarbeiter diese Aufgabe ubernehmen. Der Nachteil besteht darin, dass der Objektkoordinator bzw. der Vertriebsleiter Innendienst AuBendienstmit­arbeiter zu Aktivitaten motivieren muss und der Au­Bendienstmitarbeiter dem Vertriebsleiter oder bei grbBeren Unternehmen einem Niederlassungsleiter unterstellt ist. Die AuBendienstmitarbeiter sollten Angestellte des Unternehmens (Reisende) sein, um die nbtigen Anweisungen durchsetzen zu kbnnen.

4. Schlussfolgerungen

Gute Beziehungen zum relevanten Umfeld eines Unternehmens und insbesondere zu den Kunden werden sowohl in der Forschung als auch in der Pra­xis als immer wichtiger erachtet (vgl. Bbhme 1999, S. 1). Vielfach fordern Kunden auch eine Anpassung gegebener Strukturen, um Ablaufe fUr beide Seiten effizienter zu gestalten. Eine Voraussetzung fUr die Optimierung von Kundenbeziehungen ist eine an Kundenbedurfnisse angepasste Vertriebsorganisa­tion (vgl. Goodman/Fichman/Lerch/Snyder 1995, S. 1311).

Das Benchmarking stellt dabei eine Mbglichkeit dar, wie sich Ansatzpunkte fUr eine anzustrebende Or­ganisation identifiziert lassen, wobei in aller Regel auch gute Ideen gefunden werden kbnnen. In die­sem Beitrag wurden durch Benchmarking fUr zwei Anwendungsbereiche vergleichsweise erfolgreich agierende Vertriebsorganisationen ermittelt.

Die Ergebnisse aus den beiden Fallstudien deuten darauf hin, dass es nicht die einzig besten Lbsun­gen gibt, aber Benchmarking hilfreich sein kann, solche guten Lbsungen zu finden. Bei der Implemen­tierung der erarbeiteten Vorschlage ist allerdings darauf zu achten, dass die Reorganisation einer der­art bedeutenden Organisationseinheit wie der des Vertriebs als Aufgabe der Unternehmensleitung an­zusehen ist. Dies so lite jedoch nicht bedeuten, dass die notwendigen strukturellen Anderungen aus­schlieBlich von den jeweiligen Leitungsinstanzen aufoktroyiert werden sollten, sondern dass auch das Wissen der betroffenen Mitarbeiter in die Entschei­dungsfindung einbezogen wird. Dies erscheint ge­rade dann besonders sinnvoll, wenn keine einzelne optimale Lbsung gefunden werden konnte, sondern verschiedene gute Mbglichkeiten bestehen.

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Optimierung der Vertriebsorganisation

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cler markt 1999/3+4