Bezirksstelle Graz-Stadt Vergiftungen im Rettungsdienst Ralf Moser

Bezirksstelle Graz-Stadt

Cand.Med. Ralf MoserVergiftungen im Rettungsdienst

Ralf Moser

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Allgemeines

Was ist ein Gift:

„Dosis facit velenum“ : Paracelsus

Feste, flüssige oder gasförmige Substanzen

Bei Aufnahme in den Körper rufen diese zum Teil schwere Schädigungen hervor

Auch „harmlose“Stoffe können giftig wirken

z.B.: Kochsalz

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Allgemeines

Möglichkeiten der Giftaufnahme:

IngestionÜber den Verdauungstrakt

InhalationÜber die Lunge

Über die Haut

ParenteralDurch Injektion

Perkutan

Kombinationen möglich

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Allgemeines

LD50 (Lethal Dose Fifty) :

Diejenige Menge (Dosis) eines Stoffes, die bei irgendeiner Applikationsart (außer durch Inhalation) zum Tode von 50 % der Versuchstiere führt.

LDLo (Lethal Dose Low) :

Diejenige niedrigste Dosis, bei der durch irgendeine Applikation (außer durch Inhalation) Todesfälle bei Mensch oder Tier bekannt sind.

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Allgemeines

Minimale letale Dosis ( LDLo ) einiger Toxine:

Toxin Herkunft mg / kg KGKochsalz 1000Natriumcyanid 10Nikotin 1Tubocurarin Lianen ( Curare-Pfeilgift) 0,5y-Amanitin grüner Knollenblätterpilz 0,1Tetratoxin Kugelfisch 0,01Cobratoxin Kobra 0,0003Botulinustoxin Bakterien 0,00000003

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Allgemeines

Verdachtsmomente:

• Mehrere Personen haben gleichzeitig die gleichen Symptome

• Umstände: leere Medikamentenschachteln....

• Bestimmte Situationen: Gärkeller, Silo...

Bei einer unklaren Bewusstlosigkeit:Bei einer unklaren Bewusstlosigkeit:

an die Möglichkeit einer Vergiftung denken

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Allgemeines

Symptome:

Bewusstsein:

Verwirrtheit

Eintrübung

Rauschähnlicher Zustand

Bewusstlosigkeit

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Allgemeines

Symptome:

Atmung:

Reizhusten

Geruch der Ausatemluft

Atemnot

Atemtypen

Atemstillstand

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• Alkohol = Alkohol, Chloralhydrat, Phenole• Azeton = Lacke, Nagellacke, Isopropylalkohol, Methanol• Bittermandeln = Blausäure, Zyankali, Nitrobenzol• Knoblauch = Phosphor, Parathion, E 605, Arsen

Ausatemgeruch

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Allgemeines

Symptome:

Kreislauf:

Rhythmusstörungen

RR - Abfall

Änderungen der Herzfrequenz

Kreislaufstillstand

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AllgemeinesSymptome:

Haut:

blass

gerötet

cyanotisch

trocken

schweißig

heiß

kalt

Verdauung:

Übelkeit

Brechreiz

Koliken

Durchfall

Krämpfe

Pupillen:

Verengung

Erweiterung

Starre Pupillen

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Maßnahmen

Sicherung der VitalfunktionenSicherung der Vitalfunktionen Sauerstoffgabe 6-8 l/minSauerstoffgabe 6-8 l/min

Bei Inhalationsvergiftungen: 10-15 l/min

Bei Gefahr des Erbrechens: Prophylaktische Seitenlage mit erhöhtem Oberkörper

Lagerung dem Zustand des Patienten entsprechendLagerung dem Zustand des Patienten entsprechend

Weitere Maßnahmen der Schockbekämpfung Weitere Maßnahmen der Schockbekämpfung

GiftasservierungGiftasservierung

Frühzeitig an den Frühzeitig an den NOTARZTNOTARZT denken denken

EigenschutzEigenschutz

Patienten bergenPatienten bergen

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Allgemeines

Maßnahmen:

Für den Rettungssanitäter ist das Für den Rettungssanitäter ist das Aufrechterhalten der Vitalfunktionen Aufrechterhalten der Vitalfunktionen

vorrangigvorrangig

Die Ursache zu bekämpfen gelingt oft nur dem Notarzt Die Ursache zu bekämpfen gelingt oft nur dem Notarzt bzw. dem Krankenhausbzw. dem Krankenhaus

( Gegengifte, Magenspülung, Dialyse....)( Gegengifte, Magenspülung, Dialyse....)

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Allgemeines

Die Vergiftungsinformationszentrale:

Benötigt genaue Informationen:

WAS ?

WIE ?

Wie Viel ?

Wann ?

WER ? Alter, Gewicht, Allgemeinzustand

Genaue Beschreibung der Substanz

Vermutete Menge

Wie lange ist das Gift bereits im Körper ?

Art der Giftaufnahme

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Allgemeines

Die Vergiftungsinformationszentrale:

Mitteilen: WER ruft an RK Graz, Sanitäter XY

01 – 406 43 4301 – 406 43 43

( AKH Wien , Med. Abt. )

http://www.akh-wien.ac.at/viz/

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Ausgewählte Vergiftungen

Maiglöckchen / Schneeglöckchen

Oft mit Bärlauch verwechselt

Gift: Herzglykosid

Giftige Pflanzenteile und Inhaltsstoffe:gesamte Pflanze, besonders die Beeren

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Maiglöckchen / Schneeglöckchen

Symptome:• Übelkeit, Erbrechen• Durchfälle• Krämpfe des Magen-Darm-Trakts• Sehstörungen• Bradykardie, Arrhythmien

( NOTARZT )

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Goldregen:

Gift: Alkaloide (Cytisin )

Giftige Pflanzenteile:Alle Pflanzenteile, besonders die reifen Samen.

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Goldregen:

Kritische Dosis:jede Aufnahme

Mögliche Symptome:

• Inhaltsstoffe wirken anfangs erregend auf Zentralnervensystem,später lähmend• Erbrechen, Übelkeit, Zittern• Brennen im Mund- und Rachenraum

Todesfälle durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen bekannt

( NOTARZT )

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Knollenblätterpilz:

Symptome:• Inkubationszeit 6-24 Std• Übelkeit• wässriger Durchfall• Leberzersetzung• TOD

NOTARZT !!

Pilzreste und Erbrochenes aufheben

Gift: Amatoxin ( zerstört Leberzellen )

(weiß, grün, gelb)

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Schlangenbiss: Kreuzotter

Biss: sehr schmerzhaft

zwei symmetrische ca. 1-1.5 cm auseinanderliegende Einstichstellen

Gift: Gemisch versch. Enzyme und hämorrhagische Faktoren

Symptome:

starke Schwellung mit blauroter Verfärbung

Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, Schweißausbrüche

schneller, fadenförmiger Puls und Blutdrucksenkung

Kollaps

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Schlangenbiss: Kreuzotter

Maßnahmen:

• absolute Ruhigstellung der betroffenen Extremität

• keine Stauungs- oder Kompressionsverbände

• Lagerung , weitere Maßnahmen der Schockbekämpfung

• O2 – Gabe: 6-8 l/min.

• ( NOTARZT )

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Schlangenbiss:

Schlangen stehen in ganz Österreich unter NATURSCHUTZ

Lebensbedrohliche Vergiftungen oder gar Todesfälle durch Kreuzotterbisse sind äußerst selten. Besonders gefährdet sind aber ältere Menschen und kleine Kinder.

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Schlangenbiss:

Biss einer Monokelkobra:

• Zerstörung der Gefäßwände

• Blutung ins Gewebe

• Gewebsnekrosen

• Schock.....

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Bienen- / Wespenstich:

Symptome:

• Schmerzen

• Ödeme

• Freisetzung von Allergenen

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Bienen- / Wespenstich:

Maßnahmen:

• Entfernen des Stachels

• wenn möglich: Kühlen der Stichstelle

Bei allergischer Reaktion:

• Sauerstoffgabe

• Schockbekämpfung

• Notarzt

• Reanimationsbereitschaft

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Spinnenbiss

Die meisten Spinnen sind nicht in der Lage, die menschliche Haut zu durchdringen

Bisse sind schmerzhaft, gelegentlich allergische Reaktionen möglich

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Spinnenbiss:

Dornfingerspinne:

• Einzige relevante heimische Giftspinne

• Röhrenförmige weiße Fangnetze

• Bisswirkung: ähnlich dem Wespenstich

• Lokale Schmerzen teilweise mit Weiterleitung auf den Körperstamm, • lokale Rötung• lokale Schwellung

Maßnahmen:

• symptombezogen

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Insektizide / Herbizide :Insektizide=SchädlingsbekämpfungsmittelHerbizide=Unkrautvertilgungsmittel

Kontaktgifte : Selbstschutz !!!Kontaktgifte : Selbstschutz !!!

Beatmung NUR mit Beutel/MaskeBeatmung NUR mit Beutel/Maske

Erkennen:• Unfallort: Bauernhof, Gärtnerei• Bewusstseinstrübung • Atemnot• Kreislaufstörungen

Stoffe: z.B.: E605 (bereits verboten )

Paraquat, Diquat

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Insektizide / Herbizide :Insektizide=Schädlingsbekämpfungsmittel

Herbizide=Unkrautvertilgungsmittel


Beatmung NUR mit Beutel/MaskeBeatmung NUR mit Beutel/Maske

Weitere Symptome: • Antriebsstörungen, • Mattigkeit, Lustlosigkeit, • Störungen der Nieren- und Leberfunktion

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Insektizide / Herbizide :


Beatmung NUR mit Beutel / MaskeBeatmung NUR mit Beutel / Maske

Maßnahmen:• Bergung• Vitalfunktionen sicherstellen• Lagerung & Schockbekämpfung• VIZ• Hautreinigung mit Seifenwasser ( mind 10 Min.)• Paraquat: KEINE Sauerstoffgabe !!!• NOTARZTNOTARZT

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Reizgase / Rauchgase:

Gift: Hitze und Rauchinhaltsstoffe

( Schädigung der Lungenbläschen )

ein toxisches Lungenödem kann entstehen

Selbstschutz !!!

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Reizgase / Rauchgase:

• Bergung durch Feuerwehr• Überprüfen der Vitalfunktionen• Bewegungsverbot• O2: 10-15 l/min• Lagerung: Oberkörper hoch• Schockbekämpfung• NFS: Glucocorticoidgabe• ( Notarzt )

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Ausgewählte VergiftungenCO CO2

Farb-,geruchs-, geschmacklos Farb-,geschmacklos

säuerlich riechend

Bei unvollständigen Verbrennungen ( Autoabgase.. )

Gärvorgängen

( Silo, Weinkeller ..)

Mit O2: explosiv

Schwerer als Luft: „CO2-See“

Bindet sich 300x besser an Hämoglobin als Sauerstoff

Verdrängt den Sauerstoff

Patient: rosige Hautfarbe Patient cyanotisch

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CO / CO2: Inhalative VergiftungInhalative Vergiftung

Maßnahmen:

• Bergung: Feuerwehr

• Vitalfunktionen überprüfen

• Lagerung: erhöhter Oberkörper

• Sauerstoffgabe: 10-15 l/min.Sauerstoffgabe: 10-15 l/min.

• Alle Maßnahmen der Schockbekämpfung

• NOTARZTNOTARZT

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Alkohol:

Niemals die Gefährdung des Patienten unterschätzen !!!

Abbauprodukte: lebertoxisch

Akute Alkoholvergiftung:

ab ca. 100 mg Alkohol ( je nach Toleranz )

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Alkohol:

Maßnahmen:


• Prophylaktische Seitenlage mit erhöhtem Oberkörper

• Schutz vor Wärmeverlust

• O2 – Gabe: 6-8 l/min

• ( Notarzt )

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Medikamente:

Problem: Mischintoxikationen ( oft Alkohol )

• Kinder ( Süßigkeiten )

• Ältere Menschen ( versehentlich zu viel )

• Selbstmordabsichten

Umgebung besonders beachten

Medikamente sicherstellen

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Medikamente:

Maßnahmen


• VIZ

• Schutz vor Wärmeverlust

• O2 – Gabe: 6-8 l/min

• Maßnahmen der Schockbekämpfung

• ( Notarzt )

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Lebensmittelvergiftung:

Vergiftungserscheinungen infolge Aufnahme verunreinigter, zersetzter oder bakteriell infizierter Nahrungsmittel

Am häufigsten: bakterieller Verunreinigung

Symptome:

Durchfall, Fieber, Erbrechen

Gefahr:

Austrocknung, Elektrolytverlust

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Verdorbene Lebensmittel:

z.B: durch Salmonellen:

Maßnahmen

• Schockbekämpfung

• Lagerung dem Zustand des Patienten entsprechend

Besonders gefährdet: Säuglinge, Kinder, alte Menschen

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Literatur: Lernbehelf Rettungssanitäter ÖRK

RK Steiermark: aktuell - professionell 03/2002

aktuell - professionell 02/2004

Internet: http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/

http://www.akh-wien.ac.at/viz/

http://www.gifte.de/

© Cartoons: www.rippenspreizer.de & Olaf ( S+K Verlag )

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