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REPORT Inhalt Hohe Risiken eines fehlenden Ausbildungsabschlusses Ausbildungslosigkeit im Spiegel bisheriger Studien Statistische Determinanten der Ausbildungslosigkeit Wie setzt sich die Gruppe der ausbildungslosen Jugendlichen zusammen? Typische bildungsbiografische Verläufe von ausbildungslosen Jugendlichen Aktuelle Situation der Jugendlichen ohne Ausbildung Zusammenfassung und Schlussfolgerungen HEFT 6 · OKT 2008 ZKZ 77289 Welche Jugendlichen bleiben ohne Berufsausbildung? Analyse wichtiger Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der Bildungsbiografie Ursula Beicht, Joachim Gerd Ulrich Der Anteil der Jugendlichen, der ohne Berufsausbildung bleibt, stagniert nach Auswertungen des Mikrozensus bereits seit etwa zehn Jahren bei rund 15% – und damit auf hohem Niveau. Dies ist ange- sichts der beträchtlichen Arbeitsmarktrisiken, die Personen mit feh- lendem Berufsabschluss zu tragen haben, und angesichts des sich bereits abzeichnenden Fachkräftemangels sozial und wirtschaftlich kaum zu verantworten. Besonders häufig bleiben Jugendliche mit feh- lendem Schulabschluss oder schlechten Schulnoten ohne Ausbildung. Aber auch die familiäre Herkunft, die Wohnregion, das Geschlecht sowie eigene Kinder, die betreut werden müssen, sind von Bedeutung. Dem Werdegang in der ersten Phase nach Verlassen der allgemeinbil- denden Schule kommt eine Schlüsselrolle zu. Dies wird nachfolgend auf Datenbasis der Übergangsstudie des Bundesinstituts für Berufs- bildung (BIBB) aufgezeigt. Hohe Risiken eines fehlenden Ausbildungsabschlusses Die Nachteile einer fehlenden Berufsausbildung für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind seit langem bekannt. Es gibt umfassende wissenschaftliche Erklärungen aus ökonomischer und soziologischer Perspektive für die abneh- menden Beschäftigungschancen gering qualifizierter Personen (vgl. SOLGA 2005). Zudem sprechen die Fakten für sich: So sind die Arbeitslosenquoten 6 08 Forschungs- und Arbeitsergebnisse aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung

BIBBreport 6 08 alternativ - Bundesinstitut für Berufsbildung · REPORT 6|2008 5 Determinanten Regressions- einseitigeIrrtums- Exponential- koeffizientβ wahrscheinlichkeit p koeffizient

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  • REPORT 6| 2008 1

    REPORTInhalt

    � Hohe Risiken eines fehlendenAusbildungsabschlusses

    � Ausbildungslosigkeit im Spiegel bisherigerStudien

    � Statistische Determinanten derAusbildungslosigkeit

    � Wie setzt sich die Gruppe derausbildungslosen Jugendlichen zusammen?

    � Typische bildungsbiografische Verläufe vonausbildungslosen Jugendlichen

    � Aktuelle Situation der Jugendlichen ohneAusbildung

    � Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

    HEFT6·O

    KT2008

    ZKZ77289

    Welche Jugendlichen bleibenohne Berufsausbildung?Analyse wichtiger Einflussfaktoren unterbesonderer Berücksichtigung der Bildungsbiografie

    Ursula Beicht, Joachim Gerd Ulrich

    Der Anteil der Jugendlichen, der ohne Berufsausbildung bleibt,stagniert nach Auswertungen des Mikrozensus bereits seit etwa zehnJahren bei rund 15% – und damit auf hohem Niveau. Dies ist ange-sichts der beträchtlichen Arbeitsmarktrisiken, die Personen mit feh-lendem Berufsabschluss zu tragen haben, und angesichts des sichbereits abzeichnenden Fachkräftemangels sozial und wirtschaftlichkaum zu verantworten. Besonders häufig bleiben Jugendliche mit feh-lendem Schulabschluss oder schlechten Schulnoten ohne Ausbildung.Aber auch die familiäre Herkunft, die Wohnregion, das Geschlechtsowie eigene Kinder, die betreut werden müssen, sind von Bedeutung.Dem Werdegang in der ersten Phase nach Verlassen der allgemeinbil-denden Schule kommt eine Schlüsselrolle zu. Dies wird nachfolgendauf Datenbasis der Übergangsstudie des Bundesinstituts für Berufs-bildung (BIBB) aufgezeigt.

    Hohe Risiken eines fehlendenAusbildungsabschlusses

    Die Nachteile einer fehlenden Berufsausbildung für die Chancen auf demArbeitsmarkt sind seit langem bekannt. Es gibt umfassende wissenschaftlicheErklärungen aus ökonomischer und soziologischer Perspektive für die abneh-menden Beschäftigungschancen gering qualifizierter Personen (vgl. SOLGA2005). Zudem sprechen die Fakten für sich: So sind die Arbeitslosenquoten

    6 08Forschungs- und Arbeitsergebnisseaus dem Bundesinstitut für Berufsbildung

  • von Personen ohne Berufsabschluss im Ver-gleich zu Personen mit abgeschlossenerAusbildung seit Beginn der 1980er-Jahreüberproportional gestiegen (vgl. REINBERG/HUMMEL 2007, S. 1). 2005 waren von denErwerbspersonen mit fehlendem Berufs-abschluss 26,0% arbeitslos, gegenüber9,7% bei einem Lehr- oder Fachschulab-schluss und lediglich 4,1% bei einem Hoch-oder Fachhochschulabschluss.1 Unter denarbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahrenbetrug im gleichen Jahr der Anteil derUngelernten fast die Hälfte (vgl. ANTONI2007, S. 5). Von den Erwerbstätigen ohneAusbildungsabschluss ist ein hoher Anteil –schätzungsweise zwischen 20% bis gut40% – inzwischen nur noch geringfügigbeschäftigt (vgl. REINBERG/HUMMEL 2005,S. 3). Im Niedriglohnsektor der sozialversi-cherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigungsind ungelernte Arbeitskräfte überpropor-tional vertreten (ebd.), wobei es auch län-gerfristig, d. h. im Verlauf von fünf bissechs Jahren, insgesamt nur sehr wenigengelingt, in ein Beschäftigungsverhältnisüber dem Niedriglohnniveau aufzusteigen(vgl. SCHANK u. a. 2008).

    Die Arbeitsmarktrisiken der Personen ohneBerufsausbildung werden sich in den näch-sten Jahren wohl noch weiter verschärfen,da die bereits stark gesunkene Zahl derArbeitsplätze für Ungelernte selbst bei gün-stiger Konjunktur voraussichtlich weiterabnehmen wird. So sind Arbeitsplätze mitgeringen Qualifikationsanforderungen mo-mentan insbesondere in der Industrie, aberauch im Dienstleistungsbereich durch Ver-lagerungen ins Ausland gefährdet. Zwi-schen 2001 und 2006 gingen in größerendeutschen Unternehmen ab 100 Beschäf-tigten bereits über 78.000 solcher Arbeits-plätze verlagerungsbedingt verloren, beiden höher qualifizierten Arbeitsplätzenwaren es lediglich 4.000 (vgl. STATISTISCHESBUNDESAMT 2008).

    Das Institut zur Zukunft der Arbeit rechnetmit einem bedeutenden „Rückgang anArbeitsplätzen für die Gruppe der Personenohne abgeschlossene Berufsausbildung(...). Bis 2010 betrifft der dortige Abbaurund 390.000 Stellen. Bis 2020 setzt sich

    dieser Trend entgegen einer allgemeinenAusweitung der Arbeitskräftenachfragefort, und es ist mit einer Kürzung um rund415.000 weiteren Stellen zu rechnen“(BONIN u.a. 2007, S. 80). Bei einer fehlen-den Berufsausbildung kann somit heuteweniger denn je mit einer dauerhaften, exis-tenzsichernden Integration in das Beschäf-tigungssystem gerechnet werden.

    Ausbildungslosigkeit imSpiegel bisheriger Studien

    Wie viele Jugendliche ohne Ausbildungbleiben, ist eine nicht einfach zu beant-wortende Frage. Die Ungelerntenquotekann ausschließlich auf Basis von Stichpro-benerhebungen ermittelt werden. In jün-gerer Zeit wurde sie anhand von zweiDatenquellen berechnet: zum einen imRahmen der BIBB/EMNID-Studie von 1998(vgl. TROLTSCH u. a. 1999), in der über14.500 repräsentativ ausgewählte Jugend-liche zu ihrer beruflichen und bildungs-bezogenen Biografie telefonisch befragtwurden, zum anderen auf Basis des Mikro-zensus, einer jährlich durchgeführtenRepräsentativerhebung (1%-Bevölkerungs-stichprobe) des Statistischen Bundesamtesüber die Bevölkerung und den Arbeits-markt.

    Die Höhe der ermittelten Quote ausbil-dungsloser Jugendlicher wird dabei vondrei Faktoren maßgeblich beeinflusst, undzwar

    (a) von der betrachteten Altersgruppe,(b)der Definition von „Ausbildungslosig-keit“ und

    (c) dem Bezugszeitpunkt.

    (a) Die Ungelerntenquote variiert zum Teildeutlich, je nachdem, welche Altersgrup-pen einbezogen werden. In der BIBB/EMNID-Untersuchung wurden junge Er-wachsene von 20 bis 29 Jahren berück-sichtigt und neben einer Gesamtquoteauch differenzierte Quoten für die Alters-gruppen 20 bis 24 Jahre und 25 bis 29 Jahreermittelt. Ebenso wurde in der Regel bei denAuswertungen des Mikrozensus vorgegan-gen (vgl. BMBF 2006; BMBF 2008 a). Esgibt aber auch Berechnungen auf Basis desMikrozensus, bei denen der Personenkreisnoch um jüngere Altersjahrgänge, d. h.von 15 bis 19 Jahren, erweitert wurde

    (vgl. TROLTSCH 2006), ebenso wie Auswer-tungen, die sich auf Personen im Alter von25 bis unter 35 Jahren bezogen (KONSOR-TIUM BILDUNGSBERICHTERSTATTUNG 2006).

    (b)Die ermittelte Ungelerntenquote hängtsehr stark davon ab, nach welchen Krite-rien ein Jugendlicher als ausbildungslos ein-gestuft wird. Hierbei besteht das Problem,dass vor allem in den jüngeren Kohortenviele Jugendliche noch nicht über eine ab-geschlossene Berufsausbildung verfügen,sich aber aktuell in Bildungsprozessenbefinden und somit zumindest gute Chan-cen auf einen späteren Berufsabschlussbestehen. Bliebe dieser Aspekt unberück-sichtigt, würde ein relativ großer Anteil vonPersonen, die mit hoher Wahrscheinlichkeitkünftig einen Berufsabschluss erreichenwerden, den Ungelernten zugerechnet.Um eine solche Überschätzung zu vermei-den, wurden in der BIBB/EMNID-Studie dieJugendlichen, die sich noch in einer Berufs-ausbildung oder einem Hoch- bzw. Fach-hochschulstudium befanden, nicht zu denAusbildungslosen gezählt.2 Ähnlich wurdebei den Mikrozensus-Auswertungen ver-fahren: Hier sind bei den Ungelerntenjeweils alle Personen unberücksichtigtgeblieben, die zum Erhebungszeitpunkteine allgemeinbildende oder beruflicheSchule besuchten, an einer Hochschule stu-dierten, Auszubildende waren, an einerMaßnahme der beruflichen Fort- und Wei-terbildung teilnahmen oder Grundwehr-bzw. Zivildienst leisteten (vgl. BMBF 2006,TROLTSCH 2006).3 Der Ausschluss dieserPersonen, von denen zwar viele, jedochnicht alle zu einem Berufsabschluss kom-men werden, kann allerdings eine tenden-zielle Unterschätzung der Ungelernten-quote zur Folge haben.4

    (c) Unterschiedliche Messzeitpunkte habeneinen deutlichen Einfluss auf die ermittelteUngelerntenquote: So befinden sich z. B.im Frühjahr mehr Jugendliche in Schule

    2 REPORT 6| 2008

    REPORT6 08

    1 Auch wenn die Arbeitslosenquoten aufgrund der wirt-schaftlichen Erholung in letzter Zeit rückläufig waren,ist von einer grundlegenden Veränderung der unter-schiedlichen qualifikationsspezifischen Arbeitsmarkt-risiken keinesfalls auszugehen.

    2 Bei Berechnung der Ungelerntenquote (Jugendlicheohne Ausbildung * 100/Gesamtzahl der Jugendlichen)sind sie im Nenner jedoch enthalten.

    3 Personen ohne beruflichen Abschluss, die sich in einerAnlerntätigkeit befanden, wurden dabei als Ungelernteeingestuft.

    4 Andererseits ist jedoch auch damit zu rechnen, dass vonden als ausbildungslos definierten Jugendlichen ein Teilspäter doch noch einen Berufsabschluss erwirbt. Ange-sichts der inzwischen zeitlich oft stark ausgedehntenÜbergangs-, Ausbildungs- und Nachqualifizierungspro-zesse wäre daher zu überlegen, ob es nicht angemes-sener wäre, die Altergrenze künftig erst bei 35 Jahrenzu ziehen.

  • REPORT 6| 2008 3

    oder Ausbildung als im Sommer, wenn dasneue Schul- bzw. Ausbildungsjahr nochnicht begonnen hat. Die BIBB/EMNID-Erhe-bung fand im Juni/Juli 1998 statt, und dieFragen zur beruflichen bzw. bildungsbezo-genen Situation der Jugendlichen bezogensich auf diesen Erhebungszeitpunkt. BeimMikrozensus galt bis zum Jahr 2004 dasKonzept der festen Berichtswoche, d. h.,die Angaben waren in der Regel auf eineWoche im April zu beziehen und ergabensomit eine Momentaufnahme der Verhält-nisse im Frühjahr. Ab 2005 wurde auf einegleichmäßig auf alle Wochen des Jahresverteilte Erhebung umgestellt, was eineErmittlung von Jahresdurchschnittenermöglicht. Dies hat allerdings zur Folge,dass die auf Basis des Mikrozensus berech-neten Quoten ab 2005 mit den Vorjahres-ergebnissen nicht mehr ohne weiteres ver-glichen werden dürfen.

    An dieser Stelle soll aber nicht näher aufdie in der Vergangenheit ermittelten undteilweise recht stark voneinander abwei-chenden Ergebnisse der verschiedenenSchätzansätze eingegangen werden. Statt-dessen wird ausschließlich anhand derMikrozensus-Auswertungen5 betrachtet,wie sich die Zahl der ausbildungslosen jun-gen Erwachsenen in den Altersgruppen der20- bis 29-Jährigen sowie der Untergruppeder 20- bis 24-Jährigen entwickelt hat. WieÜbersicht 1 zeigt, haben sich die Quotender Jugendlichen ohne Berufsausbildungim Zeitraum von 1996 bis 2004 kaum ver-ändert, sondern bewegten sich sowohl inder Gesamtgruppe der 20- bis 29-Jährigenals auch in der Untergruppe der 20- bis 24-Jährigen um die 15%. Dabei ist allerdingszu beachten, dass die Ungelerntenquoteaufgrund der eng gefassten Definition von„Ausbildungslosigkeit“ nicht sensibel gegen-über strukturellen Veränderungen in denberuflichen Bildungsverläufen ist. So führtez. B. die wachsende Zahl von Jugendlichenohne Ausbildungsplatz, die sich in schuli-schen Bildungsgängen des Übergangssys-tems befanden, zu keiner rechnerischenErhöhung der Quote ungelernter Jugend-licher.

    Erfolgt anhand der ermittelten Ungelern-tenquote eine Hochrechnung auf dieWohnbevölkerung im Alter von 20 bis 29Jahren, so ergibt sich für 2005 eine Ge-samtzahl von 1,6 Millionen Jugendlichenohne Berufsausbildung, und damit einebeträchtliche Größenordnung. Der relativstarke Anstieg im Jahr 2005 kann allerdingsnicht vorbehaltlos als reale Veränderunginterpretiert werden, sondern dürfte ganzwesentlich auf die methodische Umstel-lung beim Mikrozensus zurückzuführensein.

    Der Nationale Bildungsbericht 2008 weistfür das Jahr 2006 eine Ungelerntenquotevon rd. 17% bei den 20- bis 29-Jährigenaus (AUTORENGRUPPE BILDUNGSBERICHTER-STATTUNG 2008). Die Berechnung basiertebenfalls auf dem Mikrozensus. Sie schließtaber Personen in Wehr- und Zivildienstvöllig aus und ist deshalb mit den o. g.Werten nur bedingt vergleichbar.

    Statistische Determinantender Ausbildungslosigkeit

    Wovon hängt es ab, ob Jugendliche einhohes oder niedriges Risiko haben, ohneBerufsabschluss zu bleiben? Antworten aufdiese Frage lassen sich aus der BIBB-Über-gangsstudie ableiten. Hierbei handelt es

    sich um eine im Sommer 2006 durchge-führte, repräsentative Befragung vonJugendlichen im Alter von 18 bis 24 Jah-ren, die retrospektiv Auskunft über ihregesamte Bildungs- und Berufsbiografiegaben (vgl. BEICHT/FRIEDRICH/ULRICH 2007und 2008). So ist es möglich, auch bil-dungsbiografische Aspekte detailliert in dieAnalyse mit einzubeziehen.6

    Betrachtet werden dabei die ersten Wegenach Beendigung der allgemeinbildendenSchule, denen „eine hohe präjudizierendeBedeutung für die Chance“ zugeschriebenwird, „einen Berufsausbildungsabschlusszu erreichen“ (WAGNER 2005, S. 20).Zugrunde gelegt werden die Angaben von2.595 Jugendlichen im Alter von 20 bis 24Jahren, die bei erstem Verlassen der allge-meinbildenden Schule maximal übereinen mittleren Abschluss verfügten. Siewerden im Folgenden vereinfachend als„nichtstudienberechtigte Jugendliche“ be-zeichnet. Abiturienten bleiben unberück-sichtigt, da für sie der Beobachtungszeit-raum nach Beendigung der Schule zu kurzwar, um bereits sinnvolle Aussagen zumAnteil der Personen ohne Berufsabschluss

    Jahr 20- bis 24-jährigeJugendliche

    20- bis 29-jährige Jugendliche

    Quote in % Quote in %hochgerechnete

    absolute Zahl (in Mio.)

    1996 14,8 14,6 1,57

    1997 15,0 14,6 1,50

    1998 15,1 14,7 1,45

    1999 14,8 14,7 1,40

    2000 14,4 14,4 1,32

    2001 14,3 14,5 1,32

    2002 15,1 15,2 1,37

    2003 14,6 14,9 1,36

    2004 14,5 14,9 1,37

    2005* 16,7 16,1 1,57

    * Wegen der erheblich veränderten Erhebungsmethode des Mikrozensus sind die Ergebnisse für 2005 nicht mehrunmittelbar mit den Vorjahresergebnissen vergleichbar.

    Quelle: Berufsbildungsberichte 2006 und 2008 (basierend auf dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes sowieBerechnungen des BIBB)

    Übersicht 1

    Jugendliche ohne Berufsausbildung von 1996 bis 2005

    5 Der Mikrozensus dürfte aufgrund der umfangreichenStichprobengröße sowie der Auskunftspflicht der Be-fragungspersonen die zuverlässigste Datenquelle zurErmittlung der Ungelerntenquote darstellen.

    6 Dies erfolgte in den bislang vorliegenden neueren Stu-dien zu den Jugendlichen ohne Ausbildung in dieserWeise noch nicht (vgl. WAGNER 2005, TROLTSCH 1999).Der Mikrozensus liefert hierzu keine Daten.

  • treffen zu können.7 Zudem sind Abiturien-ten nicht zu den gering qualifizierten Per-sonen und damit nicht zu den „typischen“Ausbildungslosen zu zählen, da ihre hoheschulische Bildung als eine (zumindest teil-weise) Kompensation für einen fehlendenAusbildungsabschluss verstanden werdenkann (vgl. WAGNER 2005, S. 108).

    Ansonsten wurde die gleiche (enge) Defi-nition von Ausbildungslosigkeit zugrundegelegt, wie sie bei den Mikrozensus-Aus-wertungen verwendet wird.8 Als „unge-lernt“ gelten danach nur Personen ohneBerufsabschluss, die im Befragungsmonaterwerbstätig oder arbeitslos/arbeits suchendwaren, an einer Maßnahme der Bundes-agentur für Arbeit (z. B. Berufsvorberei-tungsmaßnahme, Ein-Euro-Job) teilnahmen,ein betriebliches Praktikum (einschließlicheiner Einstiegsqualifizierung) durchführten,einen Ausbildungsplatz suchten oder sichaus privaten Gründen (z. B. Kinderbetreu-ung, Krankheit) zu Hause befanden.

    Im Rahmen eines statistischen Erklärungs-modells (logistische Regression) lassen sicheine Reihe von Determinanten identifi-zieren, die – unter Kontrolle der jeweilsanderen Einflussgrößen – einen eigenstän-digen Effekt auf das Risiko der Ausbil-dungslosigkeit für nichtstudienberechtigteJugendliche haben, dieses also erhöhenoder vermindern (vgl. Übersicht 2). Nebenden schulischen Bildungsvoraussetzungender Jugendlichen sowie dem Bildungs- undBerufsstatus der Eltern sind es vor allembestimmte bildungsbiografische Verläufe,von denen wichtige Einflüsse ausgehen.Darüber hinaus spielen unterschiedlichesoziodemografische Merkmale eine bedeu-tende Rolle.

    Die einbezogenen Determinanten sindnicht unabhängig voneinander, sondern

    korrelieren zum Teil. Zwischen welchenMerkmalen es statistisch bedeutsame Zu-sammenhänge gibt und in welche Rich-tung diese gehen, ist in Übersicht 3 darge-stellt. Hier wird das Zusammenwirken dereinzelnen Einflussgrößen deutlich, z.B.dass ein Schul- und Berufsabschluss derEltern und eine qualifizierte Tätigkeit desVaters9 sich positiv auf das Erreichen einesmittleren Schulabschlusses auswirken, undein solcher wiederum die Gefahr eines Aus-bildungsabbruchs mindert.10

    Die in Übersicht 2 und 3 enthaltenenErgebnisse können wie folgt zusammen-gefasst werden:

    • Die Gefahr der Ausbildungslosigkeit ver-größert sich für nichtstudienberechtigteJugendliche, wenn ihre schulischenBildungsvoraussetzungen ungünstigsind.11 Dabei wirkt sich nicht nur ein feh-lender Schulabschluss/Sonderschulab-schluss negativ aus, sondern schlechteNoten auf dem Schulabgangszeugnissind ebenfalls von großer Bedeutung.Wie Übersicht 3 zeigt, korreliert eineschlechte Durchschnittsnote signifikantmit der Ausbildungslosigkeit (tau =0,101; α = 0,001). Zugleich wird ausÜbersicht 2 deutlich, dass die Note auchdann von signifikanter Bedeutung ist,wenn weitere Einflussgrößen berück-sichtigt werden. Fällt das Abgangszeug-nis im Durchschnitt um eine ganze Noteschlechter aus, steigt das Risiko, ausbil-dungslos zu bleiben, um 51% an.

    • Der Status der Eltern hat einen deut-lichen Einfluss: Kinder von Eltern, diebeide sowohl über einen Schul- als aucheinen Berufsabschluss verfügen, sindnicht nur erfolgreicher in der Schule,sondern sie bleiben auch seltener unge-lernt. Dies dürfte damit zusammenhän-gen, dass zum einen ihre Chancen aufdem Ausbildungsmarkt erheblich größersind (vgl. BEICHT/FRIEDRICH/ULRICH 2007

    und 2008) und zum anderen seltenerein Ausbildungsabbruch wegen zuhoher Leistungsanforderungen erfolgt.

    Eine qualifizierte Berufstätigkeit desVaters wirkt sich ebenfalls günstig aufdie Chancen aus, einen Berufsabschlusszu erreichen,12 was sich womöglichdamit erklären lässt, dass dieser beieiner guten Einbindung in betrieblicheNetzwerke seinen Kindern bessereZugangswege zu Ausbildungsplätzenverschaffen und sie auch stärker im Aus-bildungsverlauf unterstützen kann.

    • Soziodemografische Merkmale derJugendlichen spielen ebenfalls eineRolle. In den Analysen wurden Jugend-liche mit und ohne Migrationshinter-grund unterschieden. Lag ein Migra-tionshintergrund vor, wurde danachdifferenziert, ob die betreffendenJugendlichen in Deutschland geborenbzw. vor dem 6. Lebensjahr eingereistwaren, oder ob sie erst später nachDeutschland kamen. Die Gefahr, keinenBerufsabschluss zu erreichen, ist dem-nach bei Einreise ab dem 6. Lebensjahr,d. h. für Personen, die mit zunächstmeist geringen Kenntnissen der deut-schen Sprache als „Quereinsteiger“ indas deutsche Schulsystem einmünde-ten, signifikant größer.13 Für die bereitsvor dem 6. Lebensjahr in Deutschlandlebenden Jugendlichen mit Migrations-hintergrund ist dagegen im Vergleich zuden einheimischen Jugendlichen – beiKontrolle der anderen Einflussfaktoren –kein signifikant erhöhtes Risiko der Aus-bildungslosigkeit zu verzeichnen.14

    • Junge Frauen haben häufiger als jungeMänner einen mittleren Schulabschlussund bessere Noten im Abgangszeugnis.Ihnen stehen daher neben der dualenBerufsausbildung insbesondere auchvollqualifizierende schulische Bildungs-möglichkeiten offen (vgl. BEICHT/ULRICH2008). Aber auch unter Kontrolle dieser

    4 REPORT 6| 2008

    REPORT6 08

    7 Einbezogen sind jedoch alle Jugendlichen mit maximalmittlerem Schulabschluss, die nachträglich an einerFachoberschule oder einem Fachgymnasium die Hoch-oder Fachhochschulreife erworben haben, da dieseSchulformen nicht den allgemeinbildenden, sondernden beruflichen Schulen zuzurechnen sind.

    8 Auf Basis der BIBB-Übergangsstudie errechnet sich fürdie Gesamtgruppe der 20- bis 24-Jährigen (unter Ein-schluss der Personen mit Hoch- oder Fachhochschul-reife) eine Ungelerntenquote von 15,8% (gewichtet),die damit nicht wesentlich von der anhand des Mikro-zensus 2005 ermittelten Quote von 16,7% abweicht.Für die Jugendlichen, die die allgemeinbildende Schulemit maximal mittlerem Schulabschluss verließen, liegtdie gewichtete Ungelerntenquote nach der BIBB-Über-gangsstudie bei 14,8%.

    9 Ausgegangen wurde hierbei von dem beruflichen Sta-tus des Vaters (bzw. der Mutter, wenn diese alleinerzie-hend war) zu dem Zeitpunkt, als der Jugendliche 15Jahre alt war.

    10 Daneben ist auch die Korrelation der Einzelmerkmalemit der abhängigen Variablen „ausbildungslos“ desRegressionsmodells ausgewiesen. Hier wird deutlich,welche Zusammenhänge sich jeweils bivariat, also ohneKontrolle der übrigen Einflussvariablen, ergeben.

    11 Von den im Folgenden beschriebenen Merkmalen gin-gen jeweils signifikante eigenständige Einflüsse auf dasRisiko der Ausbildungslosigkeit aus.

    12 Allerdings ist dies als eigenständiger Einfluss im Regres-sionsmodell nur auf dem 10%-Niveau signifikant.

    13 Hierzu ist anzumerken, dass ausschließlich Jugendlichebefragt werden konnten, die über ausreichende Kennt-nisse der deutschen Sprache verfügten.

    14 Anders ist dies jedoch in der bivariaten Betrachtung.Hier sind die Zusammenhänge zwischen Ausbildungs-losigkeit und Migrationshintergrund unabhängig vonder Aufenthaltsdauer in Deutschland gleich stark aus-geprägt.

  • REPORT 6| 2008 5

    Determinanten Regressions- einseitige Irrtums- Exponential-koeffizient ββ wahrscheinlichkeit p koeffizient eββ

    Ressourcen

    a) Bildungsvoraussetzungen

    Schulabschluss Referenz: kein bzw. Sonderschulabschluss 1

    � Hauptschulabschluss -,389 ,106 ,678� mittlerer Abschluss -,611 ,024 ,543

    Höhere (schlechtere) Durchschnittsnote auf Schulabgangszeugnis ,415 ,000 1,515

    b) Status der Eltern

    Bildung der ElternReferenz: Eltern verfügen (teilweise) nicht über Schul- oder Berufsabschluss 1

    � Eltern verfügen über Schul- und Berufsabschluss -,270 ,033 ,763

    beruflicher Status des VatersReferenz: Vater geht keiner qualifizierten Tätigkeit nach 1

    � Vater geht qualifizierter Tätigkeit nach -,223 ,066 ,800

    Soziodemografische Merkmale

    a) Persönliche Merkmale

    MigrationshintergrundReferenz: trifft nicht zu 1

    � bereits vor dem 6. Lebensjahr in Deutschland lebend ,129 ,253 1,138� ab dem 6. Lebensjahr oder später in Deutschland lebend ,563 ,007 1,756

    GeschlechtReferenz: männlich 1

    � weiblich -,395 ,003 ,673

    eigenes Kind/eigene Kinder leben im HaushaltReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu 2,077 ,000 7,977

    Lebensalter in Jahren -,473 ,000 ,623

    b) Regionale Aspekte

    Wohnregion Referenz: Westdeutschland 1

    � Ostdeutschland -,050 ,405 ,951

    Einwohnerdichte der Region (AAB)Referenz: unter 150 Einwohner pro km2 1

    � 150 bis 500 Einwohner pro km2 ,387 ,015 1,472� 500 und mehr Einwohner pro km2 ,564 ,002 1,757

    Biografischer Werdegang

    kein Bildungswunsch bei SchulendeReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu ,884 ,003 2,420

    drei Monate nach Schulende nicht im BildungssystemReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu 1,268 ,000 3,554

    Berufsausbildung abgebrochenReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu 2,031 ,000 7,623

    Maßnahme(n) des Übergangssystems besuchtReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu ,936 ,000 2,550

    Fachoberschule/Fachgymnasium besuchtReferenz: trifft nicht zu 1

    � trifft zu 1,883 ,000 6,571

    Konstante 6,188 ,000 487,107

    Nagelkerkes R-Quadrat ,302

    Übersicht 2

    Determinanten der Ausbildungslosigkeit nichtstudienberechtigter Jugendlicher im Alter von 20 bis 24 Jahren – Ergebnisse einer binären logistischen Regression

    Methodische Erläuterung: Der Regressionskoeffizient in der linken Spalte (in der logistischen Regression auch „Logit-Koeffizient“ genannt) zeigt an, in welche Richtung die jeweiligeDeterminante die Wahrscheinlichkeit, ausbildungslos zu bleiben, beeinflusst. Ist der Koeffizient negativ, verringert die Determinante die Wahrscheinlichkeit; ist der Koeffizient positiv,erhöht die Determinante sie. In welchem Ausmaß sich die Wahrscheinlichkeit ändert, lässt sich recht anschaulich am Exponentialkoeffizienten (auch Effektkoeffizient genannt) ablesen.Der Exponentialkoeffizient gibt den Faktor wieder, um den die Determinante das Wahrscheinlichkeitsverhältnis (p/q) zwischen Ausbildungslosigkeit (p) und Erreichen eines Ausbildungs-abschlusses (q) verändert. Bei einem Koeffizient von eβ = 1,472 z. B. erhöht sich das Wahrscheinlichkeitsverhältnis zugunsten von Ausbildungslosigkeit um 47,2% (= (1,472 – 1) • 100), bei einem Koeffizienten von eβ = 0,678 verringert es sich dagegen um 32,2 % (= (0,678 – 1) • 100) zugunsten des Erreichens eines Abschlusses.

    Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildende Schule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen haben(ungewichtete Fallzahl: n = 2.541; die um 54 Fälle verminderte Fallzahl ergibt sich aufgrund fehlender Angaben bei einzelnen unabhängigen Variablen).

  • 6 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    Übersicht 3

    Korrelationen

    der M

    erkm

    ale, die für Ausbild

    ungslosigke

    it nichtstudienberechtigter Jugen

    dlicher im

    Alter von 20 bis 24 Jahren relev

    ant sind

    Methodische Erläuterungen

    : Ausgewiesen werden Kendall’s tau-Koeffizienten, die bei einseitiger Testung mindestens auf dem Fünf-Prozent-Niveau signifikant sind (* α= 0,05, ** α= 0,01, *** α= 0,001; n.s. = nicht signifikant). Wie

    sonstige Korrelationskoeffizienten auch, so können tau-Koeffizienten maximal zwischen –1,00 und +1,00 schwanken. Eine positive Korrelation bedeutet: Höhere Ausprägungen beim Merkmal A (widergespiegelt in numerisch höheren Werten)

    gehen gehäuft mit höheren Ausprägungen beim Merkmal B einher, niedrigere Ausprägungen gehäuft mit niedrigeren. Je stärker sich der tau-Koeffizient +1,00 annähert, umso eindeutiger ist dieser Trend. Bei negativen Koeffizienten gilt: Höhere

    Ausprägungen beim Merkmal A verbinden sich gehäuft mit n

    iedr

    iger

    enAusprägungen beim anderen Merkmal B, niedrigere Ausprägungen bei Merkmal A dagegen gehäuft mit h

    öher

    enbei Merkmal B. Je stärker sich der tau-Koeffizient in

    diesem Fall –1,00 annähert, umso eindeutiger ist dieser gegenläufige Trend.

    Quelle:BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildende Schule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen haben (ungewichtete Fallzahl: n = 2.595)

    Merkm

    ale

    Ressourcen

    �Schulabschluss (höher)

    --,196***

    ,171***

    ,128***-,053*

    -,064***

    ,075***-,115***

    -,036*

    ,099***

    ,039*

    -,042*

    -,037* -,101***

    -,203***

    ,257***-,095***

    �Durchschnittsnote (schlechter)

    -,196***

    --,102*** -,054**

    ,049***

    n.s.

    -,089***

    n.s.

    n.s.

    -,042*

    ,039**

    ,073***

    ,055***

    ,110***

    ,145***-,164***

    ,101***

    �Eltern mit Schul- und

    Berufsabschluss

    ,171***-,102***

    -,263***-,200***

    -,107***

    n.s.

    -,056**

    n.s.

    n.s.

    -,042* -,048**

    n.s.

    -,078***

    -,131***

    ,085***-,107***

    �Vater mit qualifizierter Tätigkeit

    ,128***-,054**

    ,263***

    --,125***

    -,166***

    -,115***

    -,076***

    n.s.

    -,036*

    n.s.

    n.s.

    -,038*

    -,043* -,066***

    ,065***-,074***

    Soziodem

    ografische Merkm

    ale

    �Migrationshintergrund

    (vor 6. Lebensjahr in D)

    -,053*

    ,049** -,200***

    -,125***

    --

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    -,102***

    ,147***

    n.s.

    ,062**

    ,058*

    ,077***

    n.s.

    ,073***

    �Migrationshintergrund

    (ab 6. Lebensjahr in D)

    -,064***

    n.s.

    -,107***

    -,166***

    --

    n.s.

    n.s.

    ,052*

    -,123***

    ,081***

    n.s.

    ,041*

    n.s.

    ,073***-,038*

    ,073***

    �Geschlecht (weiblich)

    ,075***-,089***

    n.s.

    -,115***

    n.s.

    n.s.

    -,140***

    n.s.

    -,049**

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    ,069***

    n.s.

    n.s.

    �eigene/s Kind/er im Haushalt

    -,115***

    n.s.

    -,056**

    -,076***

    n.s.

    n.s.

    ,140***

    -.110***

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    ,049**

    ,099***

    n.s.

    -,075***

    ,128***

    �Lebensalter (höher)

    -,036*

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    ,052*

    n.s.

    .110***

    -n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    ,030*

    -,122***

    �Wohnregion (Osten)

    ,099***-,042**

    n.s.

    -,036* -,102***

    -,123***

    -,049**

    n.s.

    n.s.

    --,219***

    -,041*

    n.s.

    n.s.

    -,060**

    -,070***

    -,047*

    �Einwohnerdichte (höher)

    ,039*

    ,039** -,042*

    n.s.

    ,147***

    ,081***

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    -,219***

    -n.s.

    ,082***

    ,036*

    ,056**

    ,034*

    ,091***

    Biografischer W

    erdeg

    ang

    �kein Bildungswunsch

    bei Schulende

    -,042*

    ,073***-,048**

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    n.s.

    -,041*

    n.s.

    -,069***

    n.s.

    ,084***

    n.s.

    ,103***

    �nach drei Monaten

    nicht in Bildung

    -,037*

    ,055***

    n.s.

    -038*

    ,062**

    ,041*

    n.s.

    ,049**

    n.s.

    n.s.

    ,082***

    ,069***

    -n.s.

    n.s.

    -,139***

    ,121***

    �Berufsausbildung abgebrochen

    -,101***

    ,110***-,078***

    -,043*

    ,058*

    n.s.

    n.s.

    ,098***

    n.s.

    n.s.

    ,036*

    n.s.

    n.s.

    -,098***-,101***

    ,252***

    �Übergangsmaßnahme besucht

    -,203***

    ,145***-,131***

    -,066***

    ,077***

    ,073***

    ,069***

    n.s.

    n.s.

    -,060**

    ,056**

    ,084***

    n.s.

    ,098***

    --,150***

    ,149***

    �Fachoberschule/-gymnasium

    besucht

    ,257***-,164***

    ,085***

    ,065***

    n.s.

    -,038*

    n.s.

    -,075***

    ,030*

    -,070***

    ,034*

    n.s. -,139***

    -,101***

    -,150***

    -,106***

    Ausbild

    ungslos (zutreffend)

    -,095***

    ,101***-,107***

    -,074***

    ,073***,073***

    n.s.

    ,128***-,122***

    -,047*

    ,091***,103***,121***,252***,149***,106***

    -

    Schulabschluss (höher)

    Durchschnittsnote

    (schlechter)

    Eltern mit Schul- und

    Berufsabschluss

    Vater mit qualifizierter

    Tätigkeit

    Migrationshintergrund:

    vor 6. LJ in Deutschland

    Migrationshintergrund:

    ab 6. LJ in Deutschland

    Geschlecht (weiblich)

    eigene/s Kind/er

    im Haushalt

    Lebensalter (höher)

    Wohnregion (Osten)

    Einwohnerdichte (höhere)

    kein Bildungswunsch

    bei Schulende

    nach drei Monaten

    nicht in Bildung

    Berufsausbildung

    abge brochen

    Übergangsmaßnahme

    besucht

    Fachoberschule/

    -gymnasium besucht

    Ausbildungslos(zutreffend)

    Ressourcen

    Soziodem

    ografische Merkm

    ale

    Biografischer W

    erdeg

    ang

  • und aller anderen Einflussfaktorenbesteht für junge Frauen eine geringereGefahr der Ausbildungslosigkeit. DerUnterschied hängt nicht etwa damitzusammen, dass junge Männer seltenereine Berufsausbildung anstreben (vgl.BEICHT /FRIEDRICH/ULRICH 2008). Dochoffenbar verfolgen junge Frauen dasZiel, einen Berufsabschluss zu erwerben,hartnäckiger als junge Männer und las-sen sich durch Hemmnisse und Rück-schläge weniger entmutigen.

    • Wenn junge Frauen jedoch bereits eineigenes Kind zu betreuen haben, steigtihr Risiko, ohne Ausbildung zu bleiben,rapide an. Eine Ausbildung erfordert inder Regel mindestens den gleichen Zeit-aufwand wie eine Vollzeit-Erwerbstätig-keit und ist zeitlich nicht realisierbar,wenn keine ausreichenden externenBetreuungsmöglichkeiten für das Kindvorhanden sind.

    • Mit zunehmendem Alter der Jugend -lichen sinkt das Risiko, ungelernt zu bleiben. Dies resultiert daraus, dass teil-weise nach einer Phase der Erwerbs -tätigkeit, der Arbeitslosigkeit oder desZuhausebleibens aus privaten Gründendoch noch (oder doch wieder) eine Aus-bildung oder ein Schulbesuch aufge-nommen wird.

    • Ostdeutsche Jugendliche besitzen häu-figer einen mittleren Schulabschluss undbessere Schulnoten. Dies erklärt, warumsie seltener ohne Berufsausbildung sind.Ein eigenständiger Einfluss der Wohn -region in West- oder Ostdeutschlandist jedoch nach dem Regressionsmodellnicht nachweisbar. Dies deutet daraufhin, dass sich die Ausbildungschancenin Ost und West letztlich nicht unter-scheiden.

    • Eine Auswirkung hat dagegen die Ein-wohnerdichte der Wohnregion (inAb gren zung der Arbeitsagenturbezirke):Für Jugendliche aus Regionen mit hoheroder mittlerer Siedlungsdichte bestehteine größere Gefahr der Ausbildungs -losigkeit als für Jugendliche, die in eherschwach besiedelten Gebieten leben.Ein Grund hierfür dürfte darin liegen,dass mit zunehmendem Verstädterungs -grad der Regionen die Chancen der Ein-mündung in eine Berufsausbildung für

    Lehrstellenbewerber deutlich abnehmen(vgl. BEICHT /FRIEDRICH /ULRICH 2008).Zwar gibt es in Ballungsräumen mehrAusbildungsplätze als auf dem Land,doch werden diese auch sehr häufig mitleistungsstarken Jugendlichen aus demUmland besetzt. Dies schmälert dieChancen der „Großstadtkinder“ ganzerheblich.

    • Von besonderer Bedeutung sind dieWeichenstellungen nach Verlassen derallgemeinbildenden Schule: Jugendliche,die in der Schule nicht erfolgreichwaren, also z. B. keinen Schulabschlusserreichten oder schlechte Noten erhiel-ten, haben öfter bei Schulende keinenweiteren Bildungswunsch. Sie mün-den häufiger auch längerfristig nicht ineine Ausbildung ein und sind deshalbbesonders gefährdet, ungelernt zu blei-ben.

    • Für Jugendliche, die sich drei Monatenach Beendigung der Schule nichtwieder im Bildungssystem befinden,be steht ebenfalls ein stark erhöhtesRisiko der Ausbildungslosigkeit. Sind sieerst einmal zu Hause geblieben, wirdder Wechsel in eine Berufsausbildungoffenbar schwieriger: Zum einen sinkendie Chancen auf einen Ausbildungs-platz, zum anderen nimmt wahrschein-lich auch die Resignation zu.

    • Der Abbruch einer Berufsausbildungführt zu einem äußerst starken Anstiegder Gefahr, ohne Ausbildung zu blei-ben. Oftmals wird keine Möglichkeitgefunden oder gesehen, die abgebro-chene Berufsausbildung in einem ande-ren Betrieb bzw. einer anderen Ausbil-dungsstätte weiterzuführen. Allerdingsstrebt ein Teil der Jugendlichen diesauch nicht an, z. B. wenn der Beruf nichtzusagte oder die Ausbildung zu schwie-rig war. Die Aufnahme einer weiterenAusbildung gelingt dann häufig nichtmehr, insbesondere, wenn der Ausbil-dungsabbruch erst sehr spät erfolgte.

    • Jugendliche, die über schlechte schuli-sche Voraussetzungen verfügen undderen Eltern geringer qualifiziert sind,nehmen überdurchschnittlich häufig anMaßnahmen des Übergangssystems15

    teil. Hierdurch können ihre Nachteile in Bezug auf die Chance, einen Aus bil-

    dungsplatz zu erhalten und einenBerufsabschluss zu erreichen, jedochnicht vollständig ausgeglichen werden,und dies kann auch kaum von einemein- oder zweijährigen Bildungsgangerwartet werden.16

    Zudem spielen Selbst selektionsprozesseeine Rolle: Bei sich wiederholendenMisserfolgserfahrungen in der Schuleund bei Bewerbungen um eine Ausbil-dungsstelle kann auch die Teilnah -me(notwendigkeit) an einer Übergangs-maßnahme als weiterer Misserfolgverstanden werden. Dies kann dazu füh-ren, dass verstärkt die Chancenlosigkeitder Bemühungen um einen Ausbil-dungsplatz antizipiert und infolgedessendie Bewerbungen schließlich ganz ein-gestellt werden. Zudem besteht dieGefahr, dass der wiederholte Besuch vonÜbergangsmaßnahmen auch von ande-ren als Erfolgslosigkeit interpretiert undso für die Jugendlichen zum Stigmawird.

    Ein Ergebnis zu einer Teilgruppe derJugendlichen überraschte und scheint son-stigen Befunden zu diesem Personenkreiszu widersprechen: Für Jugendliche, dienach Verlassen der allgemeinbildendenSchule – meist mit mittlerem Abschluss undgutem Notendurchschnitt – die Fachober-schule oder ein Fachgymnasium besu-chen,17 wurde ebenfalls eine erhöhte Wahr-scheinlichkeit gemessen, im Alter von 20bis 24 Jahren noch ohne Ausbildung zusein. Allerdings muss dieser Befund keines-falls in dem Sinne interpretiert werden,dass der Besuch der Fachoberschule oderdes Fachgymnasiums die Chancen aufeinen Berufsabschluss auch auf längereSicht vermindert. Vielmehr ist er Folge dervon uns übernommenen Definition von„Ausbildungslosigkeit“ und des Um stan-des, dass Fachoberschüler bzw. Fach -gymnasiasten bei Beendigung dieser Schul-

    REPORT�6| 2008 �������7

    15 Hierunter werden verstanden: berufsvorbereitendeLehrgänge, Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbil-dungsjahr, teilqualifizierende Berufsfachschule (BFS),Praktikum, Einstiegsqualifizierung (EQJ).

    16 Allerdings mündeten aufgrund des Ausbildungsplatz-mangels in den vergangenen Jahren auch sehr vieleJugendliche in Maßnahmen des Übergangssystems ein,die bei besserer Lage auf dem Lehrstellenmarkt durch-aus unmittelbar eine Ausbildung hätten beginnen kön-nen. Relativ vielen dieser Jugendlichen gelang imAnschluss an eine solche Maßnahme die Aufnahmeeiner Berufsausbildung (vgl. BEICHT/FRIEDRICH/ULRICH2008).

    17 Einschließlich Berufsoberschulen und technischen Ober-schulen.

  • 8 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    formen in der Regel bereits mindestens 18 oder 19 Jahre alt sind. Junge Männermüssen im Anschluss daran häufig erst ein-mal den Wehr- bzw. Zivildienst ableisten.Somit befand sich ein relativ großer Teil die-ser Schulabsolventen (insbesondere imAlter von bis zu 21 Jahren) zum Befra-gungszeitpunkt im Sommer 2006 auf derSuche nach einer Ausbildungsmöglichkeitbzw. wartete auf deren Beginn oderjobbte.

    Die Berufsausbildungsprozesse der ehema-ligen Fachoberschüler bzw. Fachgymnasia-sten hatten somit oft noch nicht begon-nen. Definitionsgemäß zählten sie damit zuden noch „Ausbildungslosen“. Die Gruppeder Absolventen von Fachoberschule bzw.Fachgymnasium ist somit ein gutes Beispielfür das Erfordernis, für Teilgruppen ermit-telte Quoten stets auch vor dem Hinter-grund der jeweils verwendeten Definitionvon „Ausbildungslosigkeit“ zu interpretieren.

    Wie setzt sich die Gruppeder ausbildungslosenJugendlichen zusammen?

    Wie sich die nichtstudienberechtigtenJugendlichen ohne Ausbildung im Hinblickauf ihre Ressourcen und soziodemo -gra fischen Merkmale verteilen, ist in Über-sicht 4 dargestellt.18

    Demnach haben 70% die allgemeinbil-dende Schule mit maximal einem Haupt-schulabschluss verlassen, überproportionalviele erreichten keinen Abschluss oderlediglich einen Sonderschulabschluss. Auchdie Schulnoten waren bei weit über derHälfte (62%) – mit einem Notendurch-schnitt im Abgangszeugnis von 3,0 undschlechter – nicht gut. In den meisten Fäl-len verfügte allenfalls ein Elternteil derJugendlichen über einen Schul- und Berufs-abschluss, überwiegend ging der Vaterauch keiner qualifizierten Tätigkeit nach.Damit sind sowohl die Bildungsvoraus-setzungen als auch der familiäre Hinter-grund der Jugendlichen ohne Ausbildunghäufig eher ungünstig.

    Die Differenzierungen nach soziodemo-grafischen Merkmalen zeigen: Besondersstark sind Jugendliche mit Migrationshin-tergrund von Ausbildungslosigkeit betrof-fen, sie haben einen Anteil von fast zweiFünfteln. Junge Männer bleiben insgesamtetwas häufiger ohne Ausbildung als jungeFrauen. Fast ein Fünftel der ungelerntenJugendlichen – es handelt sich überwie-gend um junge Frauen – hat ein eigenesKind zu betreuen. Auf die jüngeren Alters-gruppen von 20 und 21 Jahren entfällt eindeutlich größerer Anteil der ausbildungs -losen Jugendlichen als auf die älterenGruppen von 23 und 24 Jahren. Die mitAbstand meisten ungelernten Jugendlichenleben in Regionen mit mittlerer und hoherSiedlungsdichte.

    In den Verteilungen spiegeln sich damit ins-gesamt die je nach Merkmalsausprägun-gen unterschiedlichen Risiken von Ausbil-dungslosigkeit wider. Es wird aber vor

    18 Bei den im Folgenden ausgewiesenen Verteilungen han-delt es sich jeweils um gewichtete Werte. Durch dieGewichtung nach wichtigen Merkmalen, insbesondereAlter und Schulabschluss, wurde die Stichprobe an dieStrukturen der Grundgesamtheit angepasst (vgl.BEICHT/FRIEDRICH/ULRICH 2008).

    Übersicht 4Verteilungen der nichtstudienberechtigten Jugendlichen ohne Berufsausbildung imAlter von 20 bis 24 Jahren nach Ressourcen und soziodemografischen Merkmalen inProzent (gewichtet)

    Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildendeSchule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen haben (ungewichtete Fallzahl: n = 345).

    kein bzw. Sonderschulabschluss

    Hauptschulabschluss

    mittlerer Schulabschluss

    Notendurchschnitt: bis 1,9

    Notendurchschnitt: 2,0 bis 2,9

    Notendurchschnitt: 3,0 bis 3,9

    Notendurchschnitt: 4,0 und schlechter

    Eltern (z. T.) ohne Schul- oder Berufsabschluss

    Eltern mit Schul- und Berufsabschluss

    Vater ohne qualifizierte Tätigkeit

    Vater mit qualifizierter Tätigkeit

    kein Migrationshintergrund

    vor dem 6. Lebensjahr in Deutschland

    ab dem 6. Lebensjahr oder später in Deutschland

    männlich

    weiblich

    keine eigenen Kinder im Haushalt

    eigene Kinder leben im Haushalt

    20 Jahre alt

    21 Jahre alt

    22 Jahre alt

    23 Jahre alt

    24 Jahre alt

    Wohnregion im Westen

    Wohnregion im Osten

    Einwohnerdichte unter 150

    Einwohnerdichte 150 bis unter 500

    Einwohnerdichte 500 und mehr

    32

    38

    30

    4

    34

    51

    11

    60

    40

    57

    43

    61

    19

    20

    52

    48

    81

    19

    26

    27

    20

    14

    13

    87

    13

    18

    48

    34

    Ressourcen

    Soziodemografische Merkmale

    Status der Eltern

    Regionale Aspekte

    Bildungsvoraussetzungen

    Persönliche Merkmale

  • allem auch deutlich, dass es sich bei denAusbildungslosen keineswegs um eine ho -mo gene Gruppe von Jugendlichen handelt.

    Typische bildungs biogra-fische Verläufe von ausbil-dungslosen Jugendlichen

    Nachdem bereits wichtige bildungsbiogra-fische Determinanten von Ausbildungslo-sigkeit identifiziert wurden, soll nun derWerdegang der nichtstudienberechtigtenJugendlichen ohne Ausbildung nach Ver-lassen der allgemeinbildenden Schule ge -nauer betrachtet werden. Wie aus Über-sicht 5 hervorgeht, hat mehr als ein Drittelvon ihnen zwar einmal eine Berufsausbil-dung begonnen, diese aber abgebrochenbzw. nicht abgeschlossen. Überwiegendhandelte es sich dabei um eine betrieblicheAusbildung, relativ oft wurde jedoch aucheine nicht-betriebliche Ausbildung in einemnach Berufsbildungsgesetz anerkanntenAusbildungsberuf oder in einem Schulbe-ruf erfolglos beendet.

    Insgesamt fast zwei Drittel der ausbil-dungslosen Jugendlichen mündeten jedochnie in eine Ausbildung ein, und zwar größ-tenteils, weil sie keinen Ausbildungsplatzfinden konnten. Sehr häufig hatten sie beiSchulende oder später erfolglos nach einerbetrieblichen Lehrstelle gesucht. Die Hälftedavon hatte zusätzlich noch schulischeAusbildungsmöglichkeiten in die Sucheeinbezogen – aber ebenfalls ohne Erfolg.Nur wenige strebten ausschließlich eineschulische Ausbildung an und konnten diesnicht realisieren. Insgesamt ein Zehntel derungelernten Jugendlichen hat allerdings(noch) niemals nach einer Ausbildungs-stelle gesucht. Von ihnen besuchte wie-derum über ein Drittel (35%) im Anschlussan die allgemeinbildende Schule eine Fach-oberschule oder ein Fachgymnasium.

    Im Folgenden wird untersucht, welche bildungsbiografischen Verlaufsmusternichtstudienberechtigte Jugendliche ohneBerufsausbildung in den ersten drei Jahrennach Ende der allgemeinbildenden Schuleaufweisen, wozu wir die Optimal-Mat-ching-Technik anwendeten (zur Methodesiehe Kasten). Hierbei ergaben sich vier Teil-gruppen von Jugendlichen mit relativ ho mogenen biografischen Sequenzmu-

    stern.19 Da eine vollständige grafische Dar-stellung für alle Untersuchungsfälle hiernicht möglich ist, beschränkt sich die Über-sicht 6 auf jeweils 15 Verlaufsmuster vonPersonen, die aus den einzelnen Teilgrup-pen nach dem Zufallsprinzip ausgewähltwurden.

    In Gruppe 1 finden sich die Fälle, in denendas Übergangssystem zur dauerhaftenWarteschleife wurde. Meist mündeten diebetreffenden Jugendlichen unmittelbar

    nach Verlassen der allgemeinbildendenSchule in eine berufsvorbereitende Maß-nahme oder sie besuchten eine teilqualifi-zierende Berufsfachschule. Nach drei Jah-ren befanden sich fast alle Personen dieserGruppe immer noch in einem Bildungs-gang des Übergangssystems, nun auchrelativ häufig in einem betrieblichen Prakti-kum oder einer Einstiegsqualifizierung.Dies war dann in der Regel bereits diezweite oder dritte Übergangsmaßnahme,obwohl drei Viertel der Jugendlichen beiSchulende oder später einen Ausbildungs-platz suchten. Insgesamt knapp ein Fünftelder Jugendlichen ohne Ausbildung (19%)weist ein solches Verlaufsmuster auf.20

    Weit überproportional sind hier Personenohne Schulabschluss oder mit Sonder-schulabschluss vertreten.

    REPORT�6| 2008 �������9

    Übersicht 5Verteilung der nichtstudienberechtigten Jugendlichen ohne Berufsausbildung im Altervon 20 bis 24 Jahren nach nicht begonnener bzw. nicht abgeschlossener Ausbildung(gewichtet)

    * einschließlich Beamtenausbildung

    Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildendeSchule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen haben (ungewichtete Fallzahl: n = 345).

    25%ausschließlichbetrieblicheAusbildunggesucht

    25%betrieblicheund schulischeAusbildung*gesucht

    3%ausschließlichschulischeAusbildung*gesucht

    10%keine dieserAusbildungs-formengesucht

    25%betrieblicheAusbildungnicht

    abgeschlosen

    5%außerbetrieb-liche/schulischeBBiG-Ausbil-dung nichtabgeschlossen

    7%Ausbildung inSchulberufnicht

    abgeschlossen

    63%keine

    Ausbildung begonnen

    37%begonneneAusbildungnicht abge -schlossen

    Jugendlicheohne

    Berufsaus-bildung

    Die Optimal-Matching-Technik (vgl. u. a.BRÜDERL/SCHERER 2006, ERZBERGER/PREIN 1997,SCHAEPER 1999) ermöglicht es, typische Ver-laufsstrukturen aufzudecken. Untersucht wur-den monatsgenau die Aktivitäten der Jugend-lichen ab dem 3. Monat bis zum 36. Monatnach (erstem) Verlassen der allgemeinbilden-den Schule, und zwar differenziert nach sechsZustandsarten (vgl. Übersicht 6). Mit dem Opti-mal-Matching-Verfahren werden für alle in dieAnalyse einbezogenen Personen paarweiseÄhnlichkeitsmaße berechnet, d. h., es liegendann für jede Person die Informationen dar-über vor, wie ähnlich bzw. wie unähnlich ihrbiografisches Sequenzmuster im Vergleich zujeder anderen Untersuchungsperson ist. Aufdieser Basis erfolgt dann über eine Clusterana-lyse mit der Ward-Methode die Typisierung derVerlaufsmuster.

    19 Zu den Details der durchgeführten Analysen vgl. BEICHT/FRIEDRICH/ULRICH 2008, Kap. 4.3.3; es wurde hier in ana-loger Weise vorgegangen. Bei zeitlich parallelen Aktivi-täten wurde jeweils der prioritäre Status festgelegt,wobei Bildungsaktivitäten immer Vorrang vor anderenAktivitäten (z. B. Jobben) hatten. In der Substitutions-kostenmatrix wurden alle Kosten auf den Wert 1 ge -setzt, lediglich Substitutionen der beiden letzten Akti-vitätenarten untereinander wurden (wegen derÄhnlichkeit der Kategorien, d. h., in beiden Fällenbefanden sich die Jugendlichen zu Hause) lediglich mitKosten von 0,5 veranschlagt.

    20 Es handelt sich auch hier um gewichtete Anteilswerte.

  • 10 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    In Gruppe 2 konzentrieren sich die Ju gend- lichen, die nach Beendigung der Schule beider Ausbildungsplatzsuche zunächst er -folgreich waren, d. h. meist schnell in einevollqualifizierende Berufsausbildung mün-deten. Sie führten diese zunächst auchdurch, dann folgte jedoch nach längererZeit ein Ausbildungsabbruch bzw. eineBeendigung der Ausbildung ohne Ab -schluss. Als Grund hierfür gab mehr als dieHälfte der Jugendlichen an,21 dass ihnen die

    Ausbildung nicht zugesagt habe oder dochnicht das Richtige gewesen sei. JederZweite bezeichnete die Ausbildung als zuschwierig, teilweise war die Zwischen- oderAbschlussprüfung nicht bestanden wor-den. Ebenso oft wurden Probleme mit Aus-bildern, Lehrern, Kollegen oder Mitschülerngenannt. Auch persönliche, finanzielle oder

    gesundheitliche Schwierigkeiten spieltenhäufiger eine Rolle. Rund einem Viertel derJugendlichen war vom Ausbildungsbetriebgekündigt worden, manchmal war derBetrieb auch in Konkurs gegangen. NachAbbruch der Ausbildung waren die meistenJugendlichen arbeitslos bzw. blieben ausprivaten oder sonstigen Gründen erst ein-mal zu Hause. Insgesamt hatten 18% derJugendlichen ohne Berufsabschluss einensolchen Werdegang. Hierunter finden sich

    Übersicht 6Je 15 zufällig ausgewählte Verlaufsmuster nichtstudienberechtigter Jugendlicher ohne Berufsausbildung im Alter von 20 bis 24 Jahren in den vier Teilgruppen

    Aktivitäten ab 3. Monat bis 36. Monat nach (erstem) Verlassen der allgemeinbildenden Schule:

    � vollqualifizierende Berufsausbildung� Fachoberschule, Fachgymnasium, allgemeinbildende Schule, Studium, Fortbildung� Maßnahmen des Übergangssystems (Berufsvorbereitung, Berufsgrundbildung, teilqualifizierende Berufsfachschule, Praktikum, Einstiegsqualifizierung)� Erwerbstätigkeit, Jobben, Wehr- bzw. Zivildienst, freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr� Suchen nach/Warten auf eine Bildungsmöglichkeit� arbeitslos, Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit (z. B. Ein-Euro-Job, Trainingsmaßnahme), aus privaten Gründen zu Hause, Sonstiges

    Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildende Schule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen und für die bereits 36 Monate nach Schulende vergangen sind (ungewichtete Fallzahl: n = 278).

    21 Es konnten mehrere Gründe für den Ausbildungsab-bruch genannt werden.

    Gruppe 1: Übergangssystem als Dauerwarteschleife (19%)

    Gruppe 2: Später Ausbildungsabbruch (18%)

    Gruppe 3: Besuch von FOS bzw. Fachgymnasium (17%)

    Gruppe 4: Längere Bildungsunterbrechung (46%)

    Monate nach Schulende �

    � �

    �Monate nach Schulende

    Monate nach Schulende Monate nach Schulende

  • REPORT�6| 2008 ������11

    überdurchschnittlich viele junge Männer,Jugendliche mit maximal Hauptschulab-schluss sowie Personen mit Migrationshin-tergrund.

    In Gruppe 3 sind Jugendliche anzutreffen,die nach Verlassen der allgemeinbildendenSchule – meist mit einem mittleren Ab -schluss – eine Fachoberschule oder einFachgymnasium besuchten und an -schließend noch keine Ausbildung auf-nahmen.22 Zwei Fünftel dieser Jugendli-chen hatten bei Schulende erfolglos einenAusbildungsplatz gesucht, drei Fünftel ent-schieden sich dagegen unmittelbar für denweiteren Schulbesuch, um noch einen hö heren Schulabschluss zu erreichen.Größtenteils wurde die Fachoberschulebzw. das Fachgymnasium bis zum Endedurchlaufen, in rund einem Viertel der Fällejedoch vorzeitig abgebrochen. HäufigsteAbbruchgründe waren auch hier, dass dieSchule sich doch nicht als das Richtigeerwiesen hatte oder die Leistungsanforde-rungen zu hoch waren. Knapp drei Viertelder Jugendlichen schlossen die Fachober-schule oder das Fachgymnasium mit derHoch- bzw. Fachhochschulreife ab und sinddamit keinesfalls zu den „typischen“ Aus-bildungs losen zu rechnen.

    Von den Jugendlichen ohne Berufsausbil-dung zählen 17% zu diesem Verlaufsmu-stertyp. Häufig sind hier Jugendliche mitguten Schulnoten auf dem Abgangszeug-nis der allgemeinbildenden Schule vertre-ten sowie relativ viele junge Männer. DieseGruppe lässt aufgrund ihrer guten Lei-stungsvoraussetzungen am ehesten erwar-ten, dass in einigen Jahren doch noch einBerufsabschluss erreicht wird.

    In Gruppe 4 sind die Verläufe auf denersten Blick weniger einheitlich. Das Ge -meinsame besteht hier jedoch darin, dassdie Aufnahme einer Ausbildung nach einerlängeren Phase des Zuhausebleibensund/oder einer Erwerbstätigkeit nichtmehr gelang, auch dann nicht, wenn eineBildungsmaßnahme des Übergangssystemsvorgeschaltet war. Zu erklären ist dies nichtmit einem generell mangelnden Ausbil-

    dungswunsch dieser Jugendlichen. Viel-mehr suchten über 95% von ihnen imLaufe der Zeit einen Ausbildungsplatz.Einige hatten sogar schon einmal eine Aus-bildung begonnen, aber nach kurzer Zeitwieder abgebrochen. Insgesamt sind 46%der ausbildungslosen Jugendlichen dieserGruppe zugeordnet. Sehr oft sind hierJugendliche ohne Schulabschluss bzw. mitSonder- oder Hauptschulabschluss an-zutreffen sowie Personen mit Migrations-hintergrund. Auch junge Frauen, die eineigenes Kind zu betreuen haben, kommenhier besonders häufig vor.

    Aktuelle Situation der Jugend lichen ohne Ausbildung

    Die berufliche Situation der ungelerntenJugendlichen zum Befragungszeitpunkt imSommer 2006 stellte sich wie folgt dar: Nurrund ein Drittel der Jugendlichen ohneAusbildung (34%) war zu diesem Zeit-

    punkt erwerbstätig, davon ein nicht un be-trächtlicher Teil mit weniger als 20 Wochen-stunden (vgl. Übersicht 7).

    Mehr als jeder Zehnte nahm an einer nicht-schulischen Maßnahme des Übergangs -systems teil. Über die Hälfte (55%) waraktuell jedoch weder im Bildungs- noch imErwerbssystem, sondern suchte nach einerAusbildungsmöglichkeit, war arbeitslosoder blieb aus privaten Gründen zu Hause.Die ungünstige Lage der ungelerntenJugendlichen wird vor allem auch beieinem Vergleich mit den übrigen Jugend -lichen deutlich: Von letzteren ging einerheblich größerer Anteil einer Erwerbs -tätigkeit nach (47%) – die zudem fastimmer mehr als 20 Wochenstunden um -fasste –, und ein wesentlich geringererAnteil befand sich außerhalb des Bildungs-und Erwerbssystems (13%).

    Gemeinsam sind den meisten ungelerntenJugendlichen Misserfolgserfahrungen, die

    Übersicht 7Verteilung der nichtstudienberechtigten Jugendlichen ohne Berufsausbildung und dersonstigen Jugendlichen im Alter von 20 bis 24 Jahren nach Status im Befragungsmonatin Prozent (gewichtet)

    noch im Bildungsystem*

    erneut im Bildungssytem*

    Wehr- /Zivildienst

    Erwerbstätigkeit ab 20 Wochenstunden

    Erwerbstätigkeit unter 20 Wochenstunden

    außerschulische Berufsvorbereitung, Praktikum, EQJ

    Suchen nach/Warten auf Bildungsmöglichkeit

    arbeitslos, Maßnahme der BA

    aus privaten Gründen zu Hause

    27,5

    9,1

    2,6

    24,7

    45,0

    9,2

    2,2

    11,2

    0,9

    18,4

    1,5

    17,7

    8,3

    18,9

    3,0

    � Jugendliche ohne Berufsausbildung � Jugendliche mit Berufsausbildung oder aktuell noch im Bildungssystem oder Wehr-/Zivildienst

    * Berufsausbildung, Schule, Studium, Fortbildung

    Quelle: BIBB-Übergangsstudie 2006. Basis: Personen der Geburtsjahrgänge 1982 bis 1986, die die allgemeinbildendeSchule mit maximal mittlerem Schulabschluss verlassen haben (ungewichtete Fallzahl: n = 2.595)

    22 Manchmal wurde vorab noch ein Bildungsgang desÜbergangssystems durchlaufen, in einigen Fällen wurdeauch nach einer Unterbrechung der Besuch einer allge-meinbildenden Schule wieder aufgenommen.

  • 12 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    bei vielen bereits in der Schule begannenund die sich bei der Suche nach einem Aus-bildungsplatz oder in der Ausbildung fort-setzten. Dies beeinflusste offenbar auch ihrSelbstbild: So sagen ungelernte Jugend- liche signifikant seltener23 als die übrigenJugendlichen von sich, dass sie auf vielesstolz sein könnten (81% versus 94%) – amwenigsten diejenigen, die ihre Ausbildungnach längerer Zeit abgebrochen haben(59%). Jugendliche ohne Ausbildung blicken auch weniger häufig zuversichtlichin die Zukunft (69% vs. 80%), am seltens -ten wiederum die späten Ausbildungsab-brecher (52%).

    Erheblich verbreiteter ist bei ungelerntenJugendlichen dagegen ein Gefühl vonMachtlosigkeit und Fatalismus (sog. „exter-nale Kontrollüberzeugungen“), d. h., siehaben öfter die Überzeugung, dass andereüber ihr Leben bestimmen (30% vs. 21%),dass sie an störenden Dingen nichts ändernkönnen (51% vs. 38%) und dass Erfolgweniger von Leistung als von Glückabhängt (34% vs. 29%). Auch diese Hal-tung ist bei den Ausbildungsabbrechernbesonders ausgeprägt, so sind fast vierFünftel (79%) der Auffassung, nichts aus-richten zu können, wenn sie etwas stört.

    Fünf Prozent der Jugendlichen ohne Aus-bildung (gegenüber weniger als einem Pro-zent bei den übrigen Jugendlichen) be -zeichnen sich selbst sogar ganz drastischals Versager. Von denjenigen, die bereitseine längere Phase zu Hause ge blieben odererwerbstätig waren, sind es sogar 7%.

    Zusammenfassung undSchlussfolgerungen

    Eine abgeschlossene Berufsausbildung istheute in der Regel die Mindestqualifikationfür den Einstieg ins Arbeitsleben. Selbst fürTätigkeiten, die eher geringe Qualifikatio-nen erfordern, stellen Betriebe inzwischenbevorzugt Personen mit abgeschlossenerBerufsausbildung ein (vgl. BMBF 2008 b).Die noch existierenden Arbeitsplätze mitgeringen Qualifikationsanforderungen sindzudem von Verlagerungen ins Ausland be droht. Das ohnehin beträchtliche Arbeits -

    marktrisiko von Ungelernten wird sichsomit künftig noch weiter verschärfen.

    Die Ungelerntenquote von Jugendlichenlag zuletzt bei mindestens 15% – und da -mit auf einem für eine Bildungsgesellschaftzu hohen Niveau. Ein erhebliches Risiko,ohne Berufsabschluss zu bleiben, bestehtvor allem bei ungünstigen schulischen undfamiliären Bildungsvoraussetzungen. AuchJugendliche mit Migrationshintergrund, dieerst nach dem 6. Lebensjahr nach Deutsch-land kamen, sind besonders oft betroffen,ebenso junge Frauen, die bereits ein eige-nes Kind zu betreuen haben.

    Ganz entscheidend sind die ersten Statio-nen nach Verlassen der allgemeinbildendenSchule. In den meisten Fällen strebten dieungelernten Jugendlichen ursprünglicheine Ausbildung an. Fast alle suchten beiSchulende oder später einen Ausbildungs-platz – sehr oft jedoch ohne Erfolg. Nurwenige Jugendliche hatten nach Beendi-gung der Schule nie einen Ausbildungs-wunsch – größtenteils wahrschein lich des-halb, weil sie sich aufgrund ihrer schlechtenschulischen Voraussetzungen von vornher-ein keine Chancen auf einen Ausbildungs-platz ausrechneten. Haben Jugendlichenach der Schule mehrfach hintereinanderMaßnahmen des Übergangssystems durch-laufen oder sind sie erst einmal für längereZeit erwerbstätig gewesen bzw. zu Hausegeblieben, so gelingt die Aufnahme einerAusbildung häufig nicht mehr. Ein Teil derungelernten Jugendlichen hat zwar die Ein-mündung in eine Ausbildung einmalgeschafft, diese wurde dann aber wiederabgebrochen, und zwar oftmals zu einemrelativ späten Zeitpunkt; in diesen Fällenwurde häufig keine neue Berufsausbildungmehr begonnen.

    Eine Sondergruppe stellen die Jugendlichendar, die nach Beendigung der allgemein -bildenden Schule eine Fachoberschule oderein Fachgymnasium besuchen. Vor allem in der Altersgruppe von 20 bis 21 Jahrenbe finden sie sich noch relativ oft auf der Suche nach einem Ausbildungs- oderStudienplatz und jobben häufig zur Über-brückung. Um zu den Chancen dieserSchulabsolventen auf einen Berufsab-schluss tragfähige Aussagen treffen zukönnen, ist ein längerer Beobachtungszeit-raum erforderlich, als es die BIBB-Über-

    gangsstudie ermöglichte. Mit dem Erwerbder Fachhochschul- oder Hochschulreifesind diese Jugendlichen keinesfalls zu dengering qualifizierten Personen zu rechnen.Problematischer dürfte allerdings die Situa-tion für diejenigen Jugendlichen ohne Aus-bildung sein, die die Fachoberschule oderdas Fachgymnasium ohne Abschluss verlie-ßen. Dies traf z. B. 2005/2006 insgesamtauf 16% der Abgänger aus Fachoberschu-len und 13% der Abgänger aus Fachgym-nasien (einschließlich Berufsoberschulenund technischen Oberschulen) zu (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2007).24

    Die Jugendlichen ohne Ausbildung sindsomit keine homogene Gruppe. Sie unter-scheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer per-sönlichen Merkmale als auch in ihrem bil-dungsbiografischen Werdegang zum Teilsehr deutlich. Viele befinden sich nichtmehr in einem Alter, in dem Nichtstudien-berechtigte üblicherweise eine klassischeberufliche Erstausbildung beginnen. IhreChancen auf einen Ausbildungsplatz sin-ken als „Altbewerber“ (vgl. ULRICH/KREKEL2007, EBERHARD/KREWERTH/ULRICH 2005)immer weiter. Inwieweit der Ausbildungs-bonus – die ab Herbst 2008 vorgesehenestaatliche Fördermöglichkeit für Betriebe,die zusätzliche Ausbildungsstellen mit Altbewerbern besetzen (vgl. TROLTSCH/ GE RICKE/SAXER 2008) – hieran grundsätz-lich etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.

    Für viele Jugendliche ohne Ausbildung wirdes auch aufgrund ihrer persönlichen Situa-tion – z. B. wenn sie auf das Einkommenaus ihrer Erwerbstätigkeit angewiesen sind– sowie einer zunehmenden Lernentwöh-nung immer schwerer, noch im Rahmeneiner „normalen“ Ausbildung zu einemBerufsabschluss zu kommen. Eine bessereMöglichkeit dürften daher oftmals die spe-ziell auf den Personenkreis der ungelerntenjungen Erwachsenen zugeschnittenenNach qualifizierungswege bilden. Im Rahmen einer Modellversuchsreihe des Bundesinstituts für Berufsbildung wurdenin der Vergangenheit bereits adäquate

    24 Anfang der 1990er-Jahre hatten die Anteile lediglich9% (Fachoberschule) bzw. 11% (Fachgymnasium) be -tragen. Offenbar sind wegen des zwischenzeitlichenLehrstellenmangels verstärkt Realschulabsolventen indie Fachoberschulen bzw. Fachgymnasien eingemün-det, die die entsprechenden Voraussetzungen hierfürzwar formell mitbrachten, aber gleichwohl Schwierig-keiten hatten, den Anforderungen zu entsprechen.23 Chi-Quadrat-Test.

  • REPORT�6| 2008 ������13

    Konzepte für eine abschlussbezogeneberuf liche Nachqualifizierung in berufs -begleitender, modularer Form entwickeltund er folg reich erprobt (vgl. GRANATO/GUTSCHOW 2004).25

    Mit der berufsbegleitenden Ausgestaltungbesteht die Möglichkeit, Qualifizierung mitTeilzeitbeschäftigung zu verbinden. Alter-nativ kann auch eine Kombination vonQualifizierung und langen betrieblichenPraktikumsphasen vorgesehen werden. Dermodulare Aufbau ermöglicht es, an Vor-kenntnisse, berufliche Vorerfahrungen undinformell erworbene Kompetenzen anzu-knüpfen. Eine unterbrochene Qualifizie-rung oder eine abgebrochene Ausbildungkönnen auf diese Weise fortgesetzt wer-den. Die Module lassen es somit zu, sehrunterschiedliche Lernvoraussetzungen zuberücksichtigen, was aufgrund des hetero-genen Personenkreises der ungelerntenJugendlichen von besonderem Vorteil ist.

    Das Bundesministerium für Bildung undForschung hat 2008 Förderprogramme fürmodular angelegte Nachqualifizierungenaufgelegt. So wird im Rahmen der Initiative„Perspektive Berufsabschluss“ u. a. die„abschlussorientierte modulare Nachquali-fizierung“ von gering Qualifizierten geför-dert (vgl. BMBF 2008 c). Mit dem Pro-gramm JOBSTARTER CONNECT wird dasBIBB im Auftrag des BMBF u. a. Projektefördern, die Maßnahmen der Nachqualifi-zierung für junge un- und angelernteErwachsene durch den Einsatz von bundes-einheitlichen Ausbildungsbausteinen struk-turieren (vgl. BMBF 2008 d).

    Die besonderen Schwierigkeiten, die vorallem junge Frauen mit Kind bei der Durch-führung einer Berufsausbildung haben,wurden im Sommer 2008 vom Hauptaus-schuss des BIBB thematisiert. In seiner Sit-zung vom 27. Juni 2008 wurde eine Emp-fehlung zur Verlängerung bzw. Verkürzungder Ausbildungszeit verabschiedet, die erst-mals auch die so genannte Teilzeitberufs-ausbildung mit einbezieht. Durch Verkür-zung der täglichen oder wöchentlichenAusbildungszeit soll eine Möglichkeit eröff-net werden, Berufsausbildung und Kinder-

    25 Umfangreiche Informationen zum Thema „Nachquali-fizierung“ finden sich in den Internetportalen, die in derRubrik „weiterführende Literatur“ am Ende aufgeführtsind.

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    Bundesinstitut für BerufsbildungVertrieb, 53142 BonnFax: 0228 / 107 29 67, E-Mail: [email protected]

  • betreuung besser miteinander zu verein -baren. Die gesetzliche Grundlage hierfürwurde bereits mit der Novellierung desBerufsbildungsgesetzes 2005 geschaffen (§ 8 BBiG).

    Es sollten alle Anstrengungen unternom-men werden, um von den mehr als andert-halb Millionen Jugendlichen, die ohne Aus-bildung blieben, möglichst viele doch nochüber eine klassische Berufsausbildung, eineTeilzeitberufsausbildung oder über dieerprobten Wege einer Nachqualifizierungzu einem Berufsabschluss hinzuführen. Nurso kann diesen jungen Menschen eine dau-erhafte, existenzsichernde Integration insErwerbssystem ermöglicht und die Abhän-gigkeit von staatlichen Transferleistungenvermieden werden.

    Vor dem Hintergrund der einschneidendendemografischen Veränderungen und dessich bereits jetzt abzeichnenden Fachkräfte-mangels muss es aber auch im besonderenInteresse der Wirtschaft sein, auf diesesQuali fizierungs- und Arbeitsmarktpoten-zial, das derzeit als „stille Reserve“ brachliegt, nicht zu verzichten. Daher sollten dieUnternehmen in weit größerem Umfangals bisher den ungelernten jungen Erwach-senen eine zweite Chance geben.

    Künftig sollten sich die bildungspolitischenAnstrengungen jedoch auch insbesonderedarauf richten, dass möglichst alle Jugend-lichen von vornherein eine „klassische Aus-bildung“ erhalten und die Quote der unge-lernten Jugendlichen erheblich sinkt. Diepositive Entwicklung auf dem Lehrstellen-markt bietet hierfür eine günstige Voraus-setzung.

    14 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    Weiterführende Literatur

    Antoni, Manfred u. a.: Die Schwächsten kamen seltener zum Zug. IAB-Kurzbe-richt 2/2007

    Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2008. Einindikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an denSekundarbereich I. Bielefeld 2008

    Beicht, Ursula; Friedrich, Michael; Ulrich, Joachim Gerd: Deutlich längere Dauerbis zum Ausbildungseinstieg. Schulabsolventen auf Lehrstellensuche. BIBBREPORT 2/2007

    Beicht, Ursula; Friedrich, Michael; Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.): Ausbildungs-chancen und Verbleib von Schulabsolventen. Bielefeld 2008

    Beicht, Ursula; Ulrich, Joachim Gerd: Ausbildungsverlauf und Übergang inBeschäftigung. Ein Vergleich von Absolventen mit betrieblicher und schulischerBerufsausbildung. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 37 (2008) 3, S. 19–23

    Bonin, Holger u. a.: Zukunft von Bildung und Arbeit. Perspektiven von Arbeits-kräftebedarf und -angebot bis 2020. IZA Research Report Nr. 9. Bonn 2007

    Bundesinstitut für Berufsbildung: Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung vom 27. 6. 2008 zur Abkürzung und Verlän-gerung der Ausbildungszeit/zur Teilzeitberufsausbildung (§ 8 BBiG/§ 27 HwO)sowie zur vorzeitigen Zulassung zur Abschlussprüfung (§ 45 Abs. 1 BBiG/§ 37Abs. 1 HwO) (www.bibb.de/dokumente/pdf/ha-empfehlung_129_ ausbildungszeit.pdf)

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Berufsbildungsbericht2006, Kap. 2.2.10 Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung, S. 140–142

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF a): Berufsbildungsbericht2008, Kap. 2.2.8 Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung, S. 110–111 (vor-läufige Fassung)

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF b): Berufsbildungsbericht2008, Kap. 3.5.6 Abschlussorientierte Qualifizierung An- und Ungelernter, S. 169–171(vorläufige Fassung)

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF c): Bekanntmachung vonRichtlinien zur Förderung des Programms „Perspektive Berufsabschluss“,17.1.2008–18.2.2008

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF d): Neues Förderpro-gramm JOBSTARTER CONNECT gestartet. Pressemitteilung 140/2008

    Brüderl, Josef; Scherer, Stefani: Methoden zur Analyse von Sequenzdaten. In: Andreas Diekmann (Hrsg.): Methoden der Sozialforschung. Wiesbaden 2006, S. 330–347

    Eberhard, Verena; Krewerth, Andreas; Ulrich, Joachim, Gerd: „Man muss gera-dezu perfekt sein, um eine Ausbildungsstelle zu bekommen“. Die Situation ausSicht der Lehrstellenbewerber. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 34(2005) 3, S. 10–13

    Erzberger, Christian; Prein, Gerald: Optimal-Matching-Technik: Ein Analysever-fahren zur Vergleichbarkeit und Ordnung individuell differenter Lebensver-läufe. In: ZUMA-Nachrichten 40/1997, S. 52–81

  • REPORT�6| 2008 ������15

    Granato, Mona; Gutschow, Katrin: Eine zweite Chance: AbschlussbezogeneNachqualifizierung für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. In: Infor-mationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Bundesagentur für Arbeit(ibv), Heft 15/2004 www.bibb.de/dokumente/pdf/a24_zweite-chance_07-2004_gutschow-granato.pdf(16.8.2008)

    Konsortium Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland. Ein indikato-rengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migranten. Bielefeld 2006

    Reinberg, Alexander; Hummel, Markus: Höhere Bildung schützt auch in derKrise vor Arbeitslosigkeit. IAB-Kurzbericht 9/2005

    Reinberg, Alexander; Hummel, Markus: Der Trend bleibt – Geringqualifiziertesind häufiger arbeitslos. IAB-Kurzbericht 18/2007

    Schaeper, Hildegard: Erwerbsverläufe von Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen – eine Anwendung der Optimal-Matching-Technik. Sonderfor-schungsbereich 186 der Universität Bremen. Arbeitspapier Nr. 57/1999

    Schank, Thorsten u. a.: Niedriglohnbeschäftigung. Sackgasse oder Chance zumAufstieg? IAB-Kurz bericht 8/2008

    Solga, Heike: Ohne Abschluss in die Bildungsgesellschaft. Die Erwerbschancengering qualifizierter Personen aus soziologischer und ökonomischer Perspek-tive. Opladen 2005

    Statistisches Bundesamt: Qualifikation entscheidet über Verlagerung vonArbeitsplätzen, Pressemitteilung Nr. 159, 21.4.2008

    Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur. Berufliche Schulen. Schuljahr2006/2007. Wiesbaden 2007

    Troltsch, Klaus: Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Struktur-und Biografiemerkmale. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 28 (1999) 5,S. 9–14

    Troltsch, Klaus: 1,6 Millionen Jugendliche im Abseits? Strukturelle Ausbildungs -losigkeit in Deutschland. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 35 (2006) 3, S. 44–46

    Troltsch, Klaus; Gericke, Naomi; Saxer, Susanne: Ausbildungsbonus – bringt erAltbewerber in Ausbildung? BIBB REPORT 5/2008

    Troltsch, Klaus u. a.: Jugendliche ohne Berufsausbildung. Eine BIBB/EMNID-Unter-suchung. Hrsg.: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bonn 1999

    Ulrich, Joachim Gerd; Krekel, Elisabeth M.: Zur Situation der Altbewerber inDeutschland. Ergebnisse der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2006. BIBB REPORT 1/2007

    Wagner, Sandra J.: Jugendliche ohne Berufsausbildung. Eine Längsschnittstu-die zum Einfluss von Schule, Herkunft und Geschlecht auf ihre Bildungschan-cen. Aachen 2005

    Umfangreiche Informationen zum Thema „Nachqualifizierung“ sind u. a. abrufbar imInternetportal des Bundesinstituts für Berufsbildung „Good Practice Center – Förderungvon Benachteiligten in der Berufsbildung“ (www.good-practice.de/), dem vom Institutfür berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik – INBAS GmbH in Zusammen-arbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung erstellten Internetportal „Neue Wegezum Berufsabschluss – Berufsbegleitende Nachqualifizierung an- und ungelernter jun-ger Erwachsener“ (www.berufsabschluss.de/index.html) und dem Internetportal derBeruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) „Qualifizierung geringQualifizierter“ (www.transfer-qualifizierungswege.de/c.php/transqual/index.rsys).

  • 16 REPORT�6| 2008

    REPORT6 08

    ImpressumBIBB REPORT2. Jahrgang, Heft 6, Oktober 2008

    ISSN 1865-0821 (Print)ISSN 1866-7279 (Internet)

    HerausgeberBundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)Der PräsidentRobert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn

    Verlag, Anzeigen, VertriebW. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KGPostfach 10 06 33, 33506 BielefeldTelefon: 0521 911 01-11Telefax: 0521 911 [email protected]

    RedaktionVerena Eberhard, Dr. Eckart Strohmaier, Klaus Troltsch, Andreas Pieper (verantw.)

    RedaktionsassistenzAnne ObertreisTelefon: 02 28 / 107-28 24E-Mail: [email protected]

    Internet: www.bibb.deDort finden Sie unter anderem auchdiese Ausgabe im Volltext zum Download.

    RechteNachdruck – auch auszugsweise –nur mit Genehmigung des BIBB gestattet.

    Rückfragen zum Inhalt anUrsula Beicht – [email protected]. Joachim Gerd Ulrich – [email protected]

    GestaltungHoch Drei GmbH, Berlin

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