25
ISSN 1864-1725 4/2009 Biblio Theke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit Das Netzwerk: Büchereiarbeit Engagiert und mitten im Leben Aus-, Fort- und Weiterbildung Neu: Multiplikatorentraining 101 x Anerkennung Mehr als ein Dankeschön Literatur-Praxis Zum Weltgebetstag 2010

BiblioTheke_4_2009

Embed Size (px)

Citation preview

ISSN 1864-1725 4/2009

BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Das Netzwerk: BüchereiarbeitEngagiert und mitten im Leben

Aus-, Fort- und WeiterbildungNeu: Multiplikatorentraining

101 x AnerkennungMehr als ein Dankeschön

Literatur-PraxisZum Weltgebetstag 2010

34/2009 Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

2

4

7

15

19

21

23

26

28

31

32

38

39

42

44

Inhalt 4/2009

in den nächsten Wochen und Mo-naten ist in Büchereien viel los. Die Arbeit startete nach den Sommer-ferien wieder neu mit zahlreichen Veranstaltungen und neuen Kon-taktaufnahmen gerade zu den neu-en Kindern in Kindergärten und Grundschulen. Und die Verände-rungen in den Gemeindestruk-turen oder – in NRW – nach anste-henden PGR-Wahlen machen neue Anstrengungen notwendig. Die Vernetzung von Büchereien unter-einander, mit benachbarten Ein-richtungen im Bildungsbereich und in den pastoralen Arbeits-feldern der Gemeinden steht ganz oben auf der Tagesordnung.

Und immer wieder tragen die eh-renamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allüberall Verantwor-tung und wesentliche Lasten. Ei-gentlich erstaunlich, dass zumin-dest in den von mir zuletzt gele-senen Romane, keine Hauptperson mit ihrem freiwilligen Engagement im Mittelpunkt stand. Bei all den guten Emotionen, dem Herzensen-gagement und mancher Tragik, dass ich aus den Erzählungen über ehrenamtlich geleistete Arbeit ken-ne, scheint mir dies verwunderlich. Freud und Frust im Engagement, eingepackt in eine satte Familien-geschichte, das wäre doch mal ei-

nen packenden Roman wert. War-ten wir’s ab. Und solange noch kein Roman von Rang in Sicht ist: Herzlichen Dank für diesen Ein-satz!

Die in diesem Heft in manchen Beiträgen im Vordergrund stehen-de Vernetzung der Büchereiarbeit findet sich, was die Grundlagenfra-gen betrifft, sehr treffend wieder in dem kleinen – vom Verlag so ge-nannten – Begleitbuch „Gott den-ken? Eine Spurensuche in Literatur und Religion“ wieder. Der Bonner Theologe und Philosoph Ludger Honnefelder hat im Verlag Berlin University Press eine Sammlung wichtiger kleiner Texte unter-schiedlichster Autoren zusammen-gestellt, die Fragen nach dem Reli-giösen in der Literatur stellen – und die Leser damit allein lassen. Das der Herausgeber diesen Band im Verlag seines Bruders, dem amtie-renden Vorsteher des Börsenver-eins Gottfried Honnefelder, er-scheinen lässt, ist ein nachahmens-wertes Zeugnis von Vernetzung.

Mit freundlichen GrüßenIhr

Ludger HonnefelderGott denken?Berlin University Press, 2009; 14,90 €

MedienNr.: 561914

Fachstellen als Schnittstellen Lothar Ganter

Homo Legens – Der Mensch als Lesewesen Georg Langenhorst

Bildungsangebot unter der Lupe Ilona Munique

Alles Multi, oder was? Sonja Bluhm

Von Indien übers Ehrenamt ins Web Sonja Bluhm

101 Anerkennungen – Wertschätzung des Ehrenamtes

72-Stunden-Aktion Lothar Ganter

Leseförderung – neue Aktion des bv. Rolf Pitsch

Lesen mit Eseln Christian Selbherr

Fachstellen im Profil: Münster Birgit Stenert und Donatus Beisenkötter

Hoppla und plus magazin – neu im Abo-Service

Praxisberichte

- Bücher bauen Brücken KÖB St.Pirmin/St.Michael, St. Ingbert

- Vorlesetrainig für Kinder KÖB St. Andreas, Neuss

Besondere Empfehlung! Die Monatstitel für September.

Literatur-Praxis: Mord ohne Anklage Gabriele von Siegroth-Nellessen

Netzwerk Büchereiarbeit im Bereich der Mitgliedsdiözesen des Borromäusvereins.

Schnittstel len

Lothar Ganter leitet seit 1981 die Fachstelle im Erzbistum Freiburg. In der bv.-Fachkonferenz nimmt er u.a. den Vorsitz des Sachausschusses III Büchereiarbeit in Kirche und Gesellschaft wahr.

Fachstellen als SchnittstellenVermittler zwischen pastoralen Anliegen und gesellschaftlichen Entwicklungen

von Lothar Ganter

Ursprünglich aus Außenstellen des Borromäusvereins ent-standen, sind in allen Erz/-Bistümern die Fachstellen bis-tumsinterne Einrichtungen geworden. Ihre wichtigste und bedeutendste Aufgabe ist die Begleitung der Menschen in den örtlichen Büchereien katholischer Träger.

Dabei geht es bei weitem nicht nur um die Vermittlung bibliothekarischen Grundwissens, sondern darum, je-derzeit Entwicklungen und Veränderungen im Blick zu haben und die Mitarbeiter/innen darauf vorzuberei-ten. Seien es massive Veränderungen pastoraler Zielset-zungen und damit verbundener Strukturverände-rungen oder seien es in der Gesellschaft relevante Ver-änderungen im Bereich Kommunikation und Medien. Hier den richtigen und ausgewogenen Ausgleich zu finden, die Relevanz für die Katholischen öffentlichen Büchereien (KÖB) zu erkennen und im Konsens mit kirchlichen Zielsetzungen in Einklang zu bringen ist die Hauptaufgabe einer Fachstelle. Von daher wird Fachstellenarbeit immer politisch sein, oder sie wird gar nicht mehr sein, Fachstellen, die sich dieser Heraus-forderung nicht stellen und sich in bibliothekarische Nischen wegducken, wird es bald nicht mehr geben.

Steuerungsinstrumente

Es kann den Bistumsleitungen nicht egal sein, was in den Büchereien geschieht. Jede noch so erfolgreiche Bücherei was Ausleihen angeht, kann in Frage gestellt werden, wenn sie ihr eigenes christliches Profil verrät. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass die Ange-bote in den Büchereien von den Trägern als verlänger-ter Arm der Verkündigung missbraucht werden, um möglichst viele Gottesdienstbesucher zu rekrutieren. Fachstellen, die als kirchliche Einrichtungen ihren Auftrag wahrnehmen, helfen den Büchereien beim Be-

standsaufbau in den Büchereien, entwickeln zusam-men mit den Team Büchereikonzepte, die sich deut-lich zum christlichen Profil bekennen. Christliche Glaubensvorstellungen, Werte und literarische Quali-tät sind grundlegende Eckpunkte, nach denen Fach-stellen die Büchereiteams für den Bestandsaufbau be-raten. Neben diesen inhaltlichen Kriterien gilt es aber auch, im Rahmen von Aus- und Fortbildungsveran-staltungen, Mitarbeiter/innen in den KÖB insgesamt für diese Dienste am Nächsten zu qualifizieren. Es ist vordergründig, den Ehrenamtlichen gestalterische Freiheit in der Büchereiarbeit zu suggerieren, Ihnen aber die echte Begleitung in ihrem Dienst durch eine Fachstelle gar nicht oder nur unzureichend zu gewähr-leisten. Das kann sehr schnell zum Verlust der Orien-tierung der Bücherei führen.

Anerkennung sichern

Dass die KÖB, die meist von Ehrenamtlichen betrie-ben und geleitet werden, nicht als binnenkichliche Angelegenheit abgetan werden, sondern bildungs- und kulturpolisch einen respektablen Stellenwert ge-nießen, ist der Tatsache zu verdanken, dass die Fach-stellen sich in ihrer ganzen Aktivität an bibliotheka-rischen Qualitätsstandards orientieren. Nur so ist es auch möglich, dass die Bundesländer gemäß Staatsver-trag auch für die ehrenamtlich geführten Büchereien kirchlicher Träger die „Bibliothekstantieme“ genannte

Abgabe übernehmen. In den kirchlichen, landespoli-tischen und bibliothekarischen Gremien übernehmen die Fachstellen die Interessenvertretung tausender Bü-chereimitarbeiter/innen, aber auch die Vertretung der kirchlichen Anliegen und Zielsetzungen in den ge-nannten Gremien.

Ehrenamtliche begleiten

Der weitaus größte Teil der Fachstellenarbeit besteht in der Beratung, Aus- und Fortbildung in allen biblio-thekarischen, bibliothekstechnischen (Planung, Ein-richtung, Möblierung, Präsentation usw.) und litera-rischen Belangen, die mit dem Betrieb einer KÖB ver-bunden sind. In Grundsatzfragen wie Konzeption, Fi-nanzierung einer Bücherei und fragen der Kooperation mit anderen Einrichtungen beraten die Fachstellen auch die Entscheidungsträger vor Ort. Neben den öf-fentlichen Büchereien gibt es eine Fülle anderer Bibli-otheksarten wie Schulbibliotheken, Patientenbüche-reien, Heimbüchereien u.a.m.) die ebenfalls in den

Die Fachstellen der Mitgliedsdiözesen des Borromäusvereins e.V.

sind Planungs-, Förder- und Beratungseinrichtungen für die

Katholischen Öffentlichen Büchereien. Sie gewährleisten die

fachliche Beratung und geistliche Begleitung ehrenamtlicher

Büchereimitarbeiter/innen, ermöglichen Bildungsangebote für

diese Zielgruppe und unterstützen sie in Fragen der Literatur-

vermittlung und Leseförderung in ihren Bistümern.

Fachstellen im Profil

Unter diesem Motto stellen sich die Fachstellen mit ihren Mitarbeitern und ihrer Arbeit vor.

Schnittstel len4 5

Bistumskarte

Fachstellen ihre fachliche Beratung und Begleitung er-halten. Nicht selten gilt es auch, bei Konflikten schlich-tend einzugreifen, sei es innerhalb von Teams, zwi-schen Team und Büchereileitung oder dem ganzen Team und dem örtlichen Träger. Das ist menschlich, nachvollziehbar und verständlich und nicht von vor-neherein dramatisch. Sehr oft gelingt ein guter Kom-promiss, der ein erfolgreiches Weiterarbeiten der Bü-cherei sichert.

In allen Erz-/Bistümern ist angesichts der Finanznöte von der „Stärkung des Ehrenamtes“ die Rede. Fachstel-len haben in keinem Bistum eine sogenannte „Mittle-re Ebene“ (wie Dekanat, Region etc), wie sie im Bereich der Pastoral üblich ist. Fast ausnahmslos gilt es, vom Sitz der Fachstelle aus alle Büchereien im Blick zu ha-ben und zu beraten. Stärkung des Ehrenamtes, wenn dieses Postulat ernst gemeint ist, müssen auch die hoch motivierten Ehrenamtlichen in den Büchereien im Blick sein und die Fachstellen so ausgestattet sein, dass sie dieser Aufgabe gerecht werden. Außer den Schulen erreicht kaum eine andere Einrichtung einen derart hohen Bevölkerungsanteil wie eine öffentliche Bücherei und zwar gemessen an der gesamten Bevöl-kerung vor Ort, nicht nur an der Katholikenzahl. In der Bücherei wird der Weltauftrag mit großem Engage-ment verwirklicht und im persönlichen Engagement bezeugt. Das verdient eine solide Betreuung und Be-gleitung durch die Fachstelle.

Austausch und Standards

Die Fachkonferenz der im Borromäusverein zusam-mengeschlossenen Fachstellen hat sich darauf verstän-digt, dass bei der Aus- und Fortbildung das Bibliothe-karische, das Literarische und die spirituelle Begleitung gleichwertige, nicht hierarchisch aufeinander aufbau-ende Elemente sind. Daraus sind vielfältige literarische Angebote entstanden und alle drei Elemente finden sich regelmäßig wieder bei diözesanen Veranstal-tungen. Es gilt nicht nur die Mitarbeiter/innen der Bü-chereien in der Kommunikationsfähigkeit und Sprach-

fähigkeit über Literatur zu bilden, sondern auch mit Leser/innen über Literatur ins Gespräch zu kommen sowie zum Sprechen über Sinn- und Glaubensfragen zu ermutigen. Das ist eine zentrale Bedeutung kirch-licher Büchereiarbeit.

Im Netz der Büchereiarbeit (Büchereien, Fachstellen und Borromäusverein als Dienstleister) sind Fachstel-len wichtige Knotenpunkte, die nicht nur vertikal, son-dern auch horizontal die Fäden zusammenhalten und damit Netze bilden, in denen Menschen wie im Bild Petrus des Fischers aufgefangen werden. Das macht die Bedeutung der Fachstellenarbeit aus. Die konkreten Umsetzungen in allen Detailbereichen sind das Hand-werkszeug für die Fachstellenarbeit in allen Diversifizie-rungen. Die Dialogfähigkeit zu fördern gehört zu den elementaren Aufgaben einer KÖB und sie ist auch eine Kernaufgabe der Fachstellen, dafür zu sorgen, dass die Büchereien dazu in der Lage sind. Dann tragen die Bü-chereien dazu bei, die Gemeinde von morgen zu gestal-ten: offen, einladend, den Menschen mit seiner kon-kreten Lebensgeschichte ernst nehmend, ohne zu ver-einnahmen und zu bedrängen. & „Homo Legens – der Mensch

als Lesewesen“ Zur Lebensbedeutung von Literatur und Film

von Georg Langenhorst

Wie viele Antworten es wohl geben mag auf die Frage, was er denn sei, der Mensch? Gewiss unzählbare! Fügen wir eine weitere hinzu: „Der Mensch ist zunächst (...) ein Lesewesen. Ein Homo legens.“ So lautet zumindest die Grundthese des in Würzburg lehrenden evangelischen Theologen und Romanciers Klaas Huizing (*1958) im er-sten Band seines kreativen Entwurfs zu einer „Ästhetischen Theologie“, im Jahr 2000 vorgelegt unter dem Titel „Der erlesene Mensch. Eine literarische Anthropologie“.

Der Mensch ein Lesewesen, wieso das? Nun, Literatur, dieses „alte, sehr langsame Leitmedium“, bietet nicht nur „Identifikationsangebote, nährt die Phantasie und

schult die Wahrnehmung“, sondern ermöglicht darü-ber hinaus „prägnante und profilierte Erlebnisse, in denen sich die Tiefe des Lebens ausdrückt“1. Der Mensch als geistiges Wesen, als geistliches Wesen, als spirituelles Wesen ohne Schulung, ohne Erfahrung und ohne Praxis von Lesen – undenkbar!

Spielarten des Lesens

Offene Türen, die hier eingerannt werden? Ohne Fra-ge: Gleich mehrere Formen des Lesens gehören für die meisten religiösen und bildungsinteressierten Men-schen zur selbstverständlichen alltäglichen Praxis. Sie sollen hier nicht vertieft, wohl aber in ihrer Bedeutung in Erinnerung gerufen werden:

Fachstellen für Büchereiarbeit gibt es in den Diöze-sen seit über 75 Jahren. Die erste Einrichtung die-ser Art wurde im Erzbistum Paderborn 1915 (siehe Beitrag 90 Jahre Fachstelle für Büchereien und Lite-ratur in köb Heft 4.2005) gegründet. Die Fachstelle im Erzbistum Freiburg nahm die Arbeit 1939 auf. Die diözesanen Fachstellen arbeiten auf Länderebe-ne – teilweise mit den evangelischen und staatli-chen Fachstellen – in Landesarbeitsgemeinschaften zusammen. Fachstellen und Borromäusverein wir-ken in ihren Arbeitsgremien (zur Literaturarbeit, Büchereiverwaltung, Bibliothekspolitik, Bildung, Öffentlichkeitsarbeit) im Rahmen der Fachkonfe-renz des Borromäusvereins effizient zusammen.

Schnittstel len6

Com

posi

ng: B

ernw

ard

Med

ien

, Fot

os: F

otol

ia

4/20098 94/2009

• Zum einen das Lesen in Texten der Bibel, der Fröm-migkeits- oder der Theologiegeschichte. Zwar kommt der Glaube ursprünglich vom Hören – im Rahmen der monotheistischen Religionen (und nicht nur dort) hat sich jedoch primär eine andere ästhetische Form der Glaubensvermittlung durchgesetzt: die des Lesens und Deutens von schriftlich fixierten Texten, in denen religi-öse Ursprungserfahrungen und theologische Reflexi-onen die Gottesbeziehung ausbuchstabieren. Zwar be-ruft sich speziell das Christentum im Kern auf die In-karnation, die Fleischwerdung Gottes. Vermittelt wird diese Überzeugung aber im Buch, in der Bibel. So sehr man theologisch zentral von der Inkarnation redet und reden muss, so sehr tritt dem eine Inlibration an die Seite. Ohne Lesen kein Wissen von Gott!• Zum Zweiten das Lesen von didaktischen, kateche-tischen und homiletischen Büchern, Zeitschriften, Materialsammlungen. Alle, die in irgendeiner Weise mit der Vermittlung von Glauben zu tun haben, ken-nen und studieren Lehrpläne, Lehrbücher, Unterrichts-materialien, Fachzeitschriften, didaktisch-methodische Ideensammlungen, Predigtvorschläge. Viel zu oft bleibt Lehrerinnen und Lehrern, bleibt Katechetinnen und Katechten, bleibt auch Pfarrern beim besten Wil-len gar keine andere Lese-Zeit als diese: die unmittelbar auf konkreten Einsatz abzielende Lektüre praxisspezi-fischer Texte. Ohne Lesen kein didaktisch-metho-disches, kein pastorales, kein katechetisches Planen und Gestalten!• Zum Dritten werden die meisten Menschen Zeit-schriften lesen – regionale, vielleicht überregionale Ta-gespresse, Magazine nach Wahl und Neigung, kirch-liche oder vielleicht sogar theologische Journale und Fachblätter … Dieses Lesen dient einerseits zur grund-legenden Information über die aktuellen Ereignisse in Welt und Lebensumfeld, auf der anderen Seite der Un-terhaltung und Entspannung, schließlich ganz allge-mein der Bildung. Ohne Lesen keine wache Zeitgenos-senschaft!

Zusammengefasst gilt also: Ohne Lesen kein Wissen von Gott! Ohne Lesen kein didaktisch-methodisches, kein pastorales, kein katechetisches Planen und Ge-stalten! Ohne Lesen keine wache Zeitgenossenschaft! Diese drei zentralen Formen des Lesens sollen freilich im Folgenden nicht weiter beleuchtet werden, so wich-tig sie auch sind. Wenn der Mensch als Lesewesen de-

finiert wird, dann tritt eine weitere, ganz eigene Di-mension hinzu – die des zweckfreien Lesens von litera-rischen Werken. Es wäre unredlich zu verschweigen, dass in der Hektik des Alltags oft gerade dafür keine Zeit bleibt. Umgekehrt gilt es gegen alle Abschlei-fungen in Beruf und Privatleben die besondere Chance des literarischen Lesens zu betonen: Es gibt eine beson-dere „Spiritualität des lesenden Menschen“2. Das Sich-Versenken, Sich-Konzentrieren auf Schrift, Sich-Vertie-fen, in eine geistige Welt der Phantasie und Fiktion abtauchen – es zeichnet sich durch eine eigene Geistes-bewegung und Spiritualität aus. Und zentral: Der Mensch als Homo legens kann in Literatur eine spiritu-elle Dimension finden, die sich zunächst unabhängig vom Inhalt des Gelesenen entfaltet. In Gedichten, Ro-manen, Theaterstücken und literarischen Essays öff-nen sich eigene Ebenen von Wirklichkeit und Mög-lichkeit, die den Geist bereichern, die verstören wie trösten, aufrütteln wie erschüttern, Vielfalt zeigen wie Tiefenschärfe verleihen, zu sich selbst finden lassen wie ganz anderes erschließen, dazu helfen, ganz die Welt wahrzunehmen und sie zugleich hinter sich zu lassen. Daher noch einmal grundsätzlich nachgefragt: Lesen, was macht den Reiz aus? Literatur, was macht sie so spannend und unverzichtbar?

Sensibilisierung für die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache

Spiritualität umfasst den Menschen mit all seinen Sin-nen, vollzieht sich oft genug ohne Sprache, jenseits von Sprache. Dennoch: Die spirituelle Wahrnehmung, das Denken, das Sich-Ausdrücken von Menschen ist auch an Sprache gebunden. Wie aber vollzieht sich sprachliche Vergewisserung und Verständigung, was kann sie, wo liegen ihre Grenzen? Für die Auslotung dieser Fragen bietet die Auseinandersetzung mit litera-rischen Texten grundlegende Perspektiven. Denn gera-de Schriftstellerinnen und Schriftsteller reflektieren in-tensiv über die in ihrer Zeit und Gesellschaft mög-lichen Potentiale und Grenzen von Sprache. „Nie-mand“ – so Hilde Domin (1909–2006) in ihrem epocha-len Essay „Wozu Lyrik heute“ von 1968 – „niemand aber ist eine feinere Waage für die Worte als der Lyri-ker“3. Und Ähnliches ließe sich über Romanciers und Essayisten sagen … Auf dieser Waage lassen sich die Chancen und Grenzen von Sprache abmessen: Wo sagt

die ins Schweigen hinübergleitende Pause und Auslas-sung mehr als der ausführliche Bericht? Wann bedarf es der symbolisch verschlüsselten Andeutung eher als der einlinigen Definition? Was kann Erzählung, was Verdichtung; wie öffnen sich für Lesende Tiefendi-mensionen unterhalb der Textoberfläche? Diese in lite-rarische Form gegossenen Überlegungen regen an zur Reflexion über den eigenen Umgang mit Sprache.

Fiktiver Anschluss an Fremderfahrung

Schriftstellerinnen und Schriftsteller stehen in indivi-duellen Erfahrungszusammenhängen mit sich selbst, anderen Menschen, ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft und lassen diese Erfahrungen in ihren Sprachwerken gerinnen. Lesende haben zwar niemals einen direkten Zugriff auf Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken an-

derer, handelt es sich doch stets um gestaltete, gedeu-tete, verfremdend geformte Erfahrung. Über den dop-pelten Filter der schriftstellerischen Gestaltung einer-seits und der stets individuellen Deutung der Lesenden andererseits ist aber zumindest ein indirekter Zugang zu Erfahrungen anderer möglich. Was für eine Erweite-rung der selbst erfahrenen Wirklichkeit! Was für ein Reiz, sich als Lesender in der Phantasie an die Vorga-ben anderer anzuschließen und sie durchzuspielen!

Zugang zu anderen Deutungen von Wirklichkeit

Mit literarischen Texten werden aber nicht nur Erfah-rungen fiktiv ausgestaltet, in ihnen wird auch immer wieder neu der jeweilige Blick auf die Wirklichkeit aus-gedeutet. Hilde Domin formuliert hier erneut treffend: Jeder Roman und jedes Gedicht „hilft, die Wirklich-keit, die sich unablässig entziehende, benennbar und gestaltbar zu machen“4. In Literatur werden oft genug Bereiche des menschlichen Daseins angesprochen, die im eigenen Leben kaum Raum finden. In ihr finden sich Deutungen, die fremd, provokativ, herausfor-dernd, abstoßend sein mögen, immer aber zur Über-prüfung der eigenen Sicht auf Wirklichkeit anregen. Der wohl reizvollste Aspekt des Lesens von Literatur geht jedoch noch einen Schritt weiter.

Andeutungen anderer Möglichkeiten von Leben

Blicken wir dazu auf eine weitsichtige Unterscheidung von Robert Musil (1880–1942). Am Beginn seines zweit-ausendseitigen Jahrhundertromans „Der Mann ohne Eigenschaften“5 (1930–1943) stellt er eine Forderung auf, ohne deren Einlösung Literatur, Poesie – aber auch, von Musil unbenannt, Religion– undenkbar wä-ren: „Wenn es Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch Möglichkeitssinn geben“. Zunächst, so Musil, benöti-gen alle Menschen den „Wirklichkeitssinn“ – „und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberech-tigung hat“. Wirklichkeitssinn, das ist ein Gespür für die Wahrnehmung und Deutung von Fakten, Tatsa-chen, Empirie. Und Zugänge zu schaffen zur Deutung von Wirklichkeit ist – wie eben dargelegt – ein grund-legender Reiz von Literatur. Ohne diesen Sinn keine Kultur, keine Bildung, keine Wissenschaft! Und trotz-dem: Dieser erste zu fördernde Sinn ist nur Grundlage

Homo Legens Homo Legens

Com

posi

ng: B

ernw

ard

4/200910 114/2009 Homo LegensHomo Legens

für das, was das einzigartig Besondere von Literatur aus-macht. Musil nennt dies den „Möglichkeitssinn“. Da-mit bezeichnet er die zentrale Fähigkeit, „alles, was ebenso gut sein könnte“ wie das Bestehende, „zu den-ken, und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist“. Das so benannte, fiktiv erahnte Mögliche könne man – so Musil weiter in erstaunlich theologischer Begrifflichkeit – sogar „die noch nicht er-wachten Absichten Gottes“ nennen, denn es habe „et-was sehr Göttliches in sich, ein Feuer, einen Flug, einen Bauwillen und bewussten Utopismus, der die Wirklich-keit nicht scheut, wohl aber als Aufgabe und Erfindung behandelt“. Gerade das sensible Nachspüren dessen, was sein könnte, was möglich wäre, zeichnet also den Möglichkeitssinn aus. Und literarische Texte sind wie nur wenige andere Medien geeignet, diesen Möglich-keitssinn zu schulen. Nicht um eine Zurückweisung der Wirklichkeit geht es dabei, sondern um ein Erweitern, Vertiefen, Übersteigen.

Warum also schreibt ein Mensch Literatur, warum liest er Literatur? Der Holländer Harry Mulisch (*1927) – selbst einer der ganz großen Erzähler unserer Zeit – gibt sich selbst als Autor und uns als Leserinnen und Lesern eine Antwort. In einer poetologischen Selbstbe-sinnung am Anfang seines 1998 erschienenen Romans „Die Prozedur“ lautet sie wie folgt: „Weil er in zwei Welten leben will. Die eine reicht ihm nicht.“6 Das also macht den Reiz von Literatur aus: Das „Durch-spielen der alternativen Möglichkeiten, der nicht ge-lebten Leben, der zweiten Chance“7.

In diesem fiktiven Durchleben anderer Möglichkeiten geschieht etwas, das man mit Recht als ‚Transzendie-ren’ bezeichnen kann. Der Begriff bedarf jedoch der Differenzierung. Sicherlich weisen religiöse und litera-rische Sprache große Gemeinsamkeiten auf: Beide ver-

dichten Wirklichkeit und weisen über sich selbst hi-naus, ‚transzendieren’ also Wirklichkeit. Dennoch gibt es vom Selbstanspruch her einen zentralen Unter-schied. Man kann so weit gehen mit dem evange-lischen Religionspädagogen Peter Biehl zu behaupten: „Dichterische wie religiöse Sprache haben offenba-renden Charakter, sie eröffnen nämlich von sich her das Angebot einer Welt, in die hinein ich meine ei-gensten Möglichkeiten entwerfen kann.“ Biehls Of-fenbarungsbegriff entspricht hier also zunächst nicht dem gängigen theologischen Sprachgebrauch. Zentral jedoch die anschließende Differenzierung: „Religiöse Sprache modifiziert diesen offenbarenden Charakter dichterischer Sprache dadurch, dass sie den allgemei-nen Charakteristika der Dichtung die Verbindung eines Ur-Bezugspunktes – ‚Gott‘ – hinzufügt und da-mit zu einer Sinnverwandlung dichterischer Sprache führt.“8 Zunächst teilen literarische und religiöse Texte allgemein also einen durchaus spirituell zu nennenden Transzendenzanspruch im Sinne von Ernst Blochs „Transzendieren ohne Transzendenz“9, eines Sich-Selbst-Überschreitens, ohne dass es eine jenseitige Macht geben müsse, welche diesen Prozess ermögli-cht. Doch entscheidend: Im Selbstanspruch ist der Transzendenzbezug religiöser Sprache und Spirituali-tät keineswegs ausschließlich ein menschliches Sich-Selbst-Überschreiten, sondern ein von Gott gewährter Prozess des Sich-Öffnens auf Gott hin.

Zur Spiritualität religiös sensibler LiteraturDas Lesen literarischer Texte zeichnet sich also durch eine eigene und tiefe Spiritualität aus, diese ist jedoch anders bestimmt als die spezifisch religiöse Spirituali-tät. Besonders reizvolle Mischformen finden sich dann, wenn Literatur die religiöse Dimension selbst zumin-dest mitgestaltet. Gerade in der deutschsprachigen Li-teratur der letzten Jahre finden sich erstaunlich viele Texte, in denen Religion, das Christentum, die Gottes-frage selbst thematisiert, zumindest in den literarischen Kosmos integriert werden. Man kann mit Recht von einer Renaissance der Religion im Raum der Literatur sprechen.10 Auch wenn also das Lesen grundsätzlich eine spirituelle Komponente enthält, so lässt sich durch die Verbindung von Literatur und Religion eine beson-dere Chance zur spirituellen Besinnung finden. Empfehlenswerte, in sich ganz unterschiedliche Bei-spiele dazu finden sich etwa in Ulla Hahns autobiogra-

phisch-fiktivem Roman „Das verborgene Wort“ (2001), in Hanns-Josef Ortheils Buch über das Aufwachsen mit Kindern in unserer Zeit „Lo und Lu. Roman eines Va-ters“ (2001), in Patrick Roths Aufsehen erregender Bi-bel-Trilogie „Resurrection“ (2003), in Ralf Rothmanns Werken wie „Junges Licht“ (2004), in Pascal Merciers philosophisch nachdenklichem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ (2004), in Paul Ingendaays Internatsro-man „Warum du mich verlassen hast“ (2006) oder in Sibylle Lewitscharoffs phantastisch-skurrilen Auferste-hungsroman „Consummatus“ (2006). Im Bereich der Lyrik liegen zahlreiche gut zusammengestellte Antho-logien11 bereit. Zwei Beispiele seien hier zur Veran-schaulichung näher vorgestellt.

Schöpfungsspiritualität? Hans Magnus EnzensbergerIn der Lyrik Hans Magnus Enzensbergers12 finden sich zahlreiche Hinweise auf eine Spiritualität, die von der klassischen religiösen Spiritualität angeregt ist, sich aber deutlich von ihr unterscheidet. Der folgende Text stammt aus dem Gedichtband „Kiosk“13 von 1995.

Empfänger unbekannt –Retour à l’expéditeurVielen Dank für die Wolken.Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavierund, warum nicht, für die warmen Winterstiefel.Vielen Dank für mein sonderbares Gehirnund für allerhand andre verborgne Organe,für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.Herzlichen Dank dafür, dass mir das Feuerzeug nicht ausgeht,und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern.Vielen Dank für die vier Jahreszeiten,für die Zahl e und für das Koffein,und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller,gemalt von Chardin, sowie für den Schlaf,für den Schlaf ganz besonders,und, damit ich es nicht vergesse,für den Anfang und das Endeund die paar Minuten dazwischeninständigen Dank,meinetwegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch.

Professor Dr. Georg Langenhorst, Katholisch-Theolo-gische Fakultät / Universität Augsburg, Arbeits- und Forschungsschwerpunkte u. a. Theologie und Litera-tur, Bibeldidaktik. Hinweis: Dies ist mein Festvortrag zur Einweihung des Medienforums im Bistum Essen am 13.10.2008 in überarbeiteter Version.

Fot

o: F

otol

ia

4/200912 134/2009

Was ist das für ein Gedichttext? Das Zeugnis einer zy-nisch-ironischen Zurückweisung des christlichen Dankgebets? Eine solche Lesart des Gedichts scheint mir weder dem Text noch seinem Verfasser gerecht zu werden. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Gedicht um ein ironisches literarisches Spiel mit dieser Traditi-on, doch handelt es sich um eine Ironie, die das Ge-sagte einerseits hinterfragt, andererseits aber bestehen lässt. Von dieser Doppelbödigkeit lebt der Text. Enzens-berger lässt sein lyrisches Ich zunächst all das aufzäh-len, was sein einfaches Alltagsleben lebenswert macht – Musik, Wein, Kaffee, Tabak, Kunst, den Körper, das Leben, den Schlaf. Dann aber führt er auch das an, was eher zufällig zu diesem Alltag gehört – Wolken, Luft, die Wühlmäuse. Formal schließt er sich dabei schein-bar der klassischen Gebetstradition des Schöpfungs- und darin des Schöpferlobs an. Über den quasi münd-lichen Duktus durch die Einfügung von Sprachfüllseln wie „warum nicht“, „und natürlich“, „damit ich es nicht vergesse“, „meinetwegen“ wird der Eindruck von Spontaneität und Authentizität erweckt. Diese Anknüpfung an spontan formulierte Sprechspra-che erfolgt jedoch hier wie dort mit genau kalkulierter Strategie. Tatsächlich ist das Gedicht ganz bewusst durchkomponiert, orientiert an der Steigerung vom „vielen Dank“ über den „herzlichen Dank“ zum ab-schließenden „inständigen Dank“. Die doppelbödige Überschrift sowie einzelne Textverweise im Gedicht sorgen dafür, dass die Tradition des Gebets gleichzeitig bestätigt wie zurückgewiesen wird. Zwei Begriffe wer-den aus dem wie zufälligen Duktus der aufgerufenen Topoi durch unterstreichende Wiederholung heraus-gehoben: das „Bedauern“ sowie der „Schlaf“. Die nicht näher erläuterte Kategorie des „inständigen Bedau-erns“ sprengt die betrachteten Gegenstände der Ding-welt oder der sinnlichen Wahrnehmung. Und der Schlaf - traditionell ein Motiv, das immer auch die As-soziation von „Tod“ aufrufen kann - macht die Wahr-nehmung der aufgezählten Topoi gerade unmöglich. Die Zeit zwischen „Anfang und Ende“ – erneut ein Verweis auf christliche Sprachtradition – ist also kei-neswegs nur von leichthin sinnlich genossener Le-bensfreude geprägt, sondern von Reflexion auf ihre Bedingungen und Grenzen. Der Dank für Bedauern und Schlaf nimmt dem Gedicht den scheinbar leich-ten oder gar oberflächlichen Ton, bestätigt so eher die Tradition des christlichen Gebets.

Zurückgewiesen oder zumindest in Frage gestellt wird diese Tradition jedoch durch den zweiteiligen Titel des Gedichts. Der Empfänger – im klassischen Dankgebet Gott – ist unbekannt. Genau zu beachten: Unbekannt steht hier, nicht etwa: nicht existent. Der Dichter greift dabei die Sprachfloskeln des Postwesens auf. Denn was passiert mit Briefsendungen, deren Empfänger unbe-kannt ist? – Sie werden zurückgeschickt an den Absen-der, genau das unterstreicht der auf Französisch ange-fügte Untertitel. Warum auf Französisch? Ist das eine Anspielung auf die im Gedichttext geschilderten Be-dingungen eines „Lebens wie Gott in Frankreich“, auf das mit dem „Bordeaux“ und dem Bild des franzö-sischen Stilllebenmalers Jean-Baptist Siméon Chardin (1699–1779) zusätzlich angespielt wird?

Entscheidend: Das Gesprochene wird durch die Über-schrift vom vermeintlichen Dialog zum Monolog, bleibt aber auch so sagbar. Der aus dem Religiösen ent-lehnte spirituelle Gestus des Schöpfungsdanks kann ausgesagt werden aus der Annahme, es gäbe den Emp-fänger, selbst wenn diese Annahme durch die Rück-weisung nicht bestätigt wird. Enzensbergers Biograph Jörg Lau erkennt im Blick auf dieses Gedicht ein „zö-gerndes Geöffnetsein“ für „letzte Dinge und letzte Fra-gen“. Enzensberger sei zwar „ungläubig geblieben“, aber „fromm ist er gleichwohl geworden, weltfromm, schöpfungsfromm“14. Eine Spiritualität der Schöp-fungsfrömmigkeit, die von einer personalen Gottes-vorstellung unterschieden ist. Darauf weist auch die - zunächst rätselhafte – „Zahl e“ hin, die ja in den Ka-non der Dankesgründe aufgenommen wird. Diese, die Eulersche Zahl mit dem Wert 2,718…, ist die Basis der natürlichen Logarithmen und der Exponentialfunkti-on. Verschiedenartigste Abläufe in der Natur führen immer wieder auf gerade diese Zahl zurück. In For-schungen Mitte der 90er Jahre hat man herausgefun-den, dass bei nur geringsten Abweichungen von die-sem Zahlenwert sämtliche Grundabläufe des Lebens unmöglich wären … Schöpfungsfrömmigkeit ange-sichts der Rätsel der Natur, die vor uns da war und uns überleben wird?

Was „Glauben“ ausmacht – Ludwig Steinherr

Ein zweites Beispiel, ganz kurz. Nicht nur die Großel-terngeneration denkt neu, denkt anders, denkt heute

unbefangener über Religion nach. Nur kurz sei ein zweites Beispiel skizziert. Ludwig Steinherr (*1962) lebt als promovierter Philosoph und freier Schriftsteller in München. Ohne dass Religion ein bei ihm dominie-rendes Themenfeld darstellt, gehört die religiöse Er-fahrungs- und Deutungsebene zu seinem lyrischen Kosmos selbstverständlich hinzu, wird von Band zu Band immer wichtiger. Die Gedichte Steinherrs sind dabei ausgespannt zwischen dem zweifelnden Ringen um Gott, der Fraglichkeit einer religiösen Weltsicht und der zuversichtlichen Hoffnung auf Gottes Exi-stenz. „Über der Landschaft / einsam / ausgesetzt / das göttliche Auge – / Eine Drohung?“ (Steinherr 2007, 51) kann es in einem Gedicht Steinherrs aus der neuesten Gedichtsammlung „Von Stirn zu Gestirn“ heißen. Ein anders Gedicht aus diesem Band spielt hingegen den Gedanken ein, „Gott“ lege dem Gedichtsprecher „im Vorübergehn / die Hand auf den Scheitel / und sagt: / Nun bist du / wie ich dich wollte“ (ebd., 95) „Glau-ben“ (Steinherr 2005, 103) heißt ein wunderbarer klei-ner Text aus dem 2005 erschienenen Band „Die Hand im Feuer“.

Glauben

Die Handins Feuer legen –

Die Handdie im Feuer liegtsooder so

Eine auf Wesentliche reduzierte und verdichtete ly-rische Reflexion über das Wesen von Glauben. Aufge-griffen wird das Sprichwort „die Hand für jemanden ins Feuer legen“ als bildlicher Ausdruck dafür, jeman-dem unbedingt und vorbehaltlos zu vertrauen, so sehr, dass man die Möglichkeit, getäuscht zu werden, von Vornherein ausschließt. Denn der vermeintliche Ein-satz, das Verbrennen der eigenen Hand, ist so hoch, so absurd, dass er gar nicht realistisch angedacht wird. So also ist auch der religiöse Glaube: ein unbedingtes und vorbehaltloses Vertrauen. Aber, so zeigt die zweite

Versgruppe: Es handelt sich um ein Vertrauen, das ei-gentlich nur die Bestätigung für einen Zustand ist, der vorgängig bereits immer schon gegeben ist. Der Mensch ist schon in die Beziehung eingestiftet, die er nur be-wusst annehmen („so“) oder ablehnen („oder so“) kann. An dem Grundzustand, der prinzipiellen Einbin-dung in Religion, der vorgängigen Rückbindung („re-ligio“) an etwas Vorgegebenes ändert sich nichts…

Und der Film?

Viele Lesende dieser Zeitschrift werden wie der Verfasser dieser Zeilen vor allem Lesefreunde sein. Denn nur da-von wurde ja bislang geschrieben: vom Lesen von Schrift. Eine eigene Faszination. Aber: Trifft das noch die Lebensrealität unserer jüngeren Zeitgenoss/innen, all der Kinder und Jugendlichen? Ist all das von mir Ausgeführte nicht ein recht elitär anmutendes Pro-gramm für wenige Bildungsbeflissene? Anders gesagt: Bestätigen die bisherigen Ausführungen nicht eigent-lich und ungewollt die Ergebnisse der Sinus-Milieustu-die, nach der Kirche nur noch wenige gesellschaftliche Gruppen erreicht, in anderen Milieus nahezu komplett ignoriert wird? Dazu drei Überlegungen: Zunächst stimmt der von mir geäußerte Einwand. Le-sen ist ein Milieufaktor, literarisch lesen um so mehr. Der Riesenerfolg von Harry Potter zeigt jedoch auf, dass Lesen keineswegs eine sterbende Tätigkeit ist. Dass es selbst bei Leseunwilligen Anreize geben kann, diese Un-lust abzulegen. Die Prognose sei gewagt: Lesen wird durch alle Änderungen hindurch eine zentrale Kultur-technik bleiben.Aber zweite Überlegung: Die Kirche ist mehr als gut be-raten, wenn sie aus der Sinus-Milieu-Studie unter ande-rem die Konsequenz zieht, die in ihr starken Kerngrup-pen weiter zu stärken. Ohne die im kirchlichen Bereich dicht vertretenen Gruppen kann sie nicht überleben. Also: Durch Bildungsangebote gilt es, die Kerngruppen kirchlicher Gemeinden zu stärken, zu unterstützen, an-zuregen. Lesewillige brauchen Anstöße zum Lesen. Ge-rade kirchliche Gemeinden zeichnen sich häufig durch erstaunliche literarische Neugier und Aktivitäten aus. Gut so, weiter so!Dritter Gedanke: Bei der Stärkung der kulturellen und literarischen Kompetenz der Kerngemeinde darf es frei-lich nicht bleiben. Das muss man nüchtern sehen: Die Expansionsmöglichkeiten im Blick auf derartige Aktivi-

Homo Legens Homo Legens

4/200914

Das Bildungsangebot der katho-lischen Fachstellen unter der Lupe

von Ilona Munique

Qualität ist die Basis und der Schlüssel erfolgreicher Ar-beit. Qualitätsvolle Seminare kommen dann zustande, wenn Trainerin, Organisatoren und Anbieter bedarfsge-recht und zum Wohle der Teilnehmenden kompetent und übereinstimmend handeln.

Die Autorin hat in einer Umfrage (http://www.wega-team.de/wega/team/projekt.htm#umfrage) unter 53 bibliothekarischen Institutionen das Profil von An-geboten für Mitarbeiter/innen in öffentlichen Büche-reien untersucht. In diesem Beitrag stellt sie die Ergeb-nisse für die kirchliche Fachstellenarbeit vor. Neben der Darstellung der Bildungsangebote der katholischen Fachstellen geht es um den zusätzlichen Aspekt, wie sich die Arbeit der katholischen Fachstellen im Ver-gleich zu den anderen abgefragten bibliothekarischen Bildungsanbietern, also den evangelischen und den staatlichen Fachstellen und Büchereizentralen sowie den Bibliotheksverbänden verhält.

Die Sorge(n) des Anbieters bei der Programmgestaltung

Die Anbieter von Fortbildungen sorgen dafür, dass die Programmplanung und inhaltlichen Grundlagen zu den an den Bildungsangeboten Beteiligten, passen. Dabei stellt sich den Veranstaltern gleich eine ganze Reihe von Fragen: Welchen Bildungsauftrag haben wir? Welche Themen sind gegenüber den Trägerzwe-cken legitim? Welche Themen sind heute unabding-bar für das Gelingen unseres Auftrags? Welche The-men sind es für die Arbeit von morgen? Welche The-men liegen in der Luft und verhelfen uns zu Innovati-onen? Welche Themen bedürfen einer Wiederholung, einer Vertiefung oder Ergänzung? Welche Themen bie-ten andere Fortbilder an, die wir ebenfalls, jedoch bes-ser oder anders, oder aber eher nicht (mehr) anbieten sollten? Für welche Themen haben wir hauseigene Re-ferent/innen? Für welche müssen wir geeignete Trai-ner/innen „einkaufen“?

täten in den Gemeinden und im Religionsunterricht sind begrenzt. So sehr das Lesen eine Grundkompetenz des Menschen ist, so sehr sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass der Glaube biblischem Zeugnis gemäß pri-mär einem anderen menschlichen Sinnesvermögen entspringt: der Glaube kommt vom Hören. Mehr und mehr stehen in unserer Zeit jedoch weder das Hören noch das Lesen im Zentrum als vielmehr das Sehen. Im Zeitalter der Ästhetik wird das Sehen, werden die Bilder, werden die beweglichen, elektronisch produzierten Bildfolgen mehr und mehr zum zentralen Weg der Sin-nesaufnahme, über den Menschen Wirklichkeit und Möglichkeit erfassen. Das mag man bedauern oder be-klagen, dem mag man im Blick auf das biblische Bilder-verbot skeptisch entgegen treten – es ist schlicht so.

Eine logische Konsequenz liegt darin, ein Medienforum und das christliche Büchereiwesen überhaupt eben nicht mehr allein auf Printmedien zu stützen. Wir brau-chen Bilder; wir brauchen aber auch Filme, wir brau-chen DVDs, wir brauchen neue elektronische Medien aller Art. Eine über das Lesen hinausgehende Medien-kompetenz wird Kirche, wird Menschen im Umfeld von Kirche bereichern: für sich selbst in einer noch einmal erweiterten Möglichkeit von Selbst- und Weltwahrneh-mung; für die katechetische, pastorale und religionspä-dagogische Arbeit in einer Erweiterung, die gerade noch einmal andere Menschen erreichen und ansprechen kann; schließlich für Menschen, die selbst keine Leser sind, aber über diese Medien eben doch einen Zugang zu Sinnsuche und Religion, zu Kirche und eben viel-leicht konkret zu diesem Medienforum finden. &

Literaturhinweise:

1. Klaas Huizing: Ästhetische Theologie, Bd. 1: Der erlesene Mensch.

Eine literarische Anthropologie (Stuttgart 2000), S. 46. (vergriffen)

2. Vgl. Annegret Langenhorst: Von der Spiritualität des lesenden

Menschen, in: Lebendige Seelsorge 55 (2004), S. 118–123.

3. Hilde Domin: Wozu Lyrik heute. Dichtung und Leser in der gesteuerten

Gesellschaft 11968 (München 1981), S. 29.

4. Ebd.

5. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Roman (Reinbek 1987), S. 16.

6. Harry Mulisch: Die Prozedur. Roman (Reinbek 2000), S. 21.

7. Annegret Langenhorst (Anm. 3), S. 121.

8. Peter Biehl: Religiöse Sprache und Alltagserfahrung. Zur Aufgabe einer

poetischen Didaktik, in: Themen der praktischen Theologie – Theologia

Practica 18 (1983), S. 101–109, hier S. 104f.

9. Ernst Bloch: Atheismus im Christentum. Zur Religion des Exodus und

des Reichs 11968 (Frankfurt 1985), S. 23.

10. Vgl. Georg Langenhorst: „Ich gönne mir das Wort Gott“. Renaissance

des Religiösen in der Gegenwartsliteratur?, in: Herder Korrespondenz

Spezial: Renaissance der Religion. Mode oder Megathema? (Oktober

2006), S. 55-60; ders: „Ich gönne mir das Wort Gott“. Annäherungen an

Gott in der Gegenwartsliteratur (Freiburg/Basel/Wien 2009).

11. Vgl. etwa: Bertram Kircher (Hg.): Die Bibel in den Worten der Dichter

(Freiburg/Basel/Wien 2005); Alois Weimer (Hg.): Gebete der Dichter.

Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten (Düsseldorf 2006).

12. Vgl. Georg Langenhorst: „Warum Gott die Menschen niemals in Ruhe

lässt“. Religiöse Spuren im Werk von Hans Magnus Enzensberger, in:

Orientierung 69 (2005), S. 230–234; ders.: Gedichte zur Gottesfrage.

Texte – Interpretationen – Methoden (München 2003), S. 157ff.

13. Hans Magnus Enzensberger: Kiosk. Gedichte (Frankfurt 1995), S. 124.

14. Jörg Lau: Hans Magnus Enzensberger. Ein öffentliches Leben 11999

(Frankfurt 2001), S. 363f. (vergriffen)

Frankfurter BuchmesseEhrengast in 2009: ChinaDie diesjährige Frankfurter Buchmesse öffnet am 14. Oktober für Fachbesucher und ab 17. für die Öffentlichkeit ihre Türen. Den Stand des Borromäusvereins und der borro medien gmbh finden Sie im Gemeinschaftstand des Katholischen Medienverbandes in Halle 3.1, Stand H 104. An den Fachbesuchertagen sind wir persön-lich für Sie da. Herzlich Willkommen!

Homo Legens Fot

o: F

otol

ia

4/200916 174/2009

Prozentualer Anteil der Themenbereiche 1.0 bis 6.0 am Gesamtbildungsangebot (= 100%) aller 53 Fortbil-dungsanbieter (Grafik 1) im Vergleich zum Bildung-sangebot der katholischen Fachstellen (Grafik 2).

Bibliotheksfertigkeiten vorn, PR hinten

Die katholischen Fachstellen bieten mit 61% verstärkt Bildungsangebote bei den „Klassischen Bibliotheksfer-tigkeiten“ an. Diesen Bereich offerieren auch alle an-deren Fortbildungsanbieter im besonderen Maße, ins-gesamt zu 43%. Würde man die katholischen Fachstel-len herausrechnen, dann käme der Anteil an Fortbil-dungsangeboten im Gesamtangebot nur noch auf 37%

Also ganz normales Bildungsmarketing mit Fragen zur Bedarfslage, vielleicht auch unter Verwendung der marktstrategischen Analyse, sicher mit vergleichenden Analysen zu anderen Bildungsanbietern. Und ganz si-cher mit Fragen zur Finanzierung und zur Durchführ-barkeit auf Grundlage der örtlichen und häuslichen Rahmenbedingungen. Hinter allem die Sorge: Schaf-fen wir den Spagat zwischen Wunschdenken und Rea-lität? Zwischen eigenem Anspruch und den Bedürfnis-sen unserer potentiellen Teilnehmenden? Erfüllen wir interne und externe Qualitätsanforderungen?

Die WEGA-Umfrage als Messgrundlage zur Analyse

Um es zu betonen: die Qualitätsfrage selbst war nicht unmittelbarer Gegenstand der Untersuchung. Doch um Qualität und deren Wachstum feststellen zu kön-nen, bedarf es mehr als einem Bauchgefühl im Sinne von: „Wir glauben, dass wir gut sind“. Notwendiges Instrument für zuverlässige Aussagen ist eine Ist-Stand-Analyse: So stehen wir heute da. Hier wollen wir bis morgen hin. An diesen Grundzahlen können wir Ver-änderungen erfassen. Die Ergebnisse (http://wega-team.wordpress.com/2009/03/25/publikation-zur-fortbildungssituation-2000-2005-erschienen/) der WEGA-Umfrage bieten die Grundlage dazu, Ein-schätzungen messbar zu machen, um Stagnation oder Wachstum, Rück- oder Fortschritt fundiert und nach-weisbar feststellen zu können. Doch die Analyse der Zahlen muss in aller Regel von den Anbietern selbst vorgenommen werden – innerhalb ihres betrieblichen (hier: kirchlich-öffentlichen) Kontextes, in dem sie sich befinden und in den Zusammenhängen, in denen sich die Fragen stellen. Ganz sicher hat dies der Bor-romäusverein im Sinn. Um auch ein Stück Wettbe-werbsanalyse betreiben zu können, lohnt sich die ex-terne Draufsicht auf das Fortbildungsprogramm von dreizehn befragten katholischen Fachstellen.

Welche Themen mit welchen Schwerpunkten?

Um nicht in die Gefahr zu laufen, etwas zu analysie-ren, was sich mir mangels eines tieferen Einblicks in die Anbieterstruktur zwangsläufig entziehen muss, stelle ich im Folgenden das Angebot der Fachstellen im Bereich des Borromäusvereins vergleichend und

(ohne Darstellung). Einen hohen Anteil am Ergebnis der katholischen Fachstellen haben die Basis-12-Kurse, die zum/r kirchlichen Büchereiassistent/in qualifizie-ren. Im Gesamtangebot aller befragten Institutionen spielen Fortbildungen zur Öffentlichkeitsarbeit mit 9% eine sehr untergeordnete Rolle. Sie landen auf dem zweitniedrigsten Rang. Bei den katholischen Fachstel-len erzielen sie mit 3% sogar den geringsten Anteil al-ler Angebote. Die These, wonach „Katholische öffent-liche Büchereien“ von der – immerhin im Namen ge-führten – Öffentlichkeit eher weniger wahrgenommen wird, könnte hier in einem ursächlichen Zusammen-hang stehen.

Mittelfeld: „EDV und Technik“

Gemessen daran, dass kirchliche öffentliche Büche-reien bei der EDV-Ausstattung sicherlich noch schwerer um eine Finanzierung zu kämpfen haben als kommu-nale öffentliche Büchereien, ist es beachtlich, dass es sich immerhin bei 12% aller Fortbildungsthemen um EDV und Technik dreht. Der Anwenderbedarf ist hier wohl die eine Entscheidungskomponente – eben noch nicht jede katholische Bücherei verfügt über einen PC. Die Möglichkeit von PC-Schulungen durch geeignete Ausstattung der Fachstellen ist die andere Entschei-dungskomponente. So stieg die Anzahl der PC-Schu-lungsplätze der katholischen Fachstellen im Jahr 2004 (gleich bleibend in 2005) um 71% gegenüber dem Jahr 2000. In absoluten Zahlen: von 14 auf 24 Plätze. Dass es sich bei der starken Mehrung um zehn kostenpflich-tig gemietete Rechner handelt, die restlichen zwölf un-entgeltlich genutzt und nur zwei eigene Geräte zu ver-zeichnen sind, mag unerheblich sein. Es war dies je-doch ein Abfrageaspekt, der weitere Schlüsse über die Ausstattungs- und somit der PC-Schulungsmöglich-keiten sowie der Kontinuität dieses Fortbildungsange-bots zulässt.

„Verschiedenes“

14% aller Fortbildungsangebote der katholischen Fachstellen (und damit das zweitstärkste Angebot), aber auch aller anderen abgefragten Institutionen (als drittstärkstes Angebot), versammeln sich unter dem erklärungsbedürftigen Bereich 6.0 „Verschiedenes“. Hier vereinen sich:

6.1 „Arbeitskreis, Diskussionsrunde, Informationsaus-tausch“ (nicht jedoch „Besinnungstage“, die dem The-menbereich 4.0 „Personalentwicklung, soziale Kompe-tenz, Soft Skills“ zugeordnet sind) (Rang 2)6.2 „Bibliotheksbesichtigungen, Exkursionen, Infor-mationsbesuche in anderen Einrichtungen“ (Rang 3)6.3 „Bibliothekstage und -kongresse“ (Rang 1)6.4 „Fahrten zu Buchmessen“ (Rang 3)Außerdem – jedoch von den katholischen Fachstellen nicht angeboten – 6.5 „Firmenpräsentationen“, 6.6 „Online-Fortbildungen und E-Learning“ und 6.7 „Vor-träge zu einzelnen bibliothekarischen Projekten“.

Die in Klammern angegebenen Ränge zeigen, dass Bi-bliothekstage und -kongresse mit Rang 1 einen wich-tigen Bestandteil im Fortbildungsangebot der katho-lischen Fachstellen darstellen. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Von 13 katholischen Fachstellen wurden über die Jahre 2002 bis 2005 insgesamt 47 Veranstal-tungen unter dem Themenbereich „Verschiedenes“ angeboten, davon 24-mal ein Bibliothekstag bzw. -kongress. Beinahe gleich lautende Zahlen finden sich in der Umfrage bei den 14 Gremien der Berufsverbän-de. Auch diese wissen die Bibliothekstage als informa-tive, wissens- und horizonterweiternde Veranstal-tungen zu schätzen.

Keine tragende Rolle: Bibliotheksorganisation

Der Bereich der Bibliotheksorganisation und des Bibli-otheksmanagements ist mit nur 5% Anteil am Ange-bot bei den katholischen Fachstellen ein sehr unterge-ordnetes Thema. Mehr als doppelt so hoch, und zwar bei 11%, liegt der Mittelwert über allen befragten Insti-tutionen. Die Liste an Unterthemen hierzu ist mit 21 beziffert. Sie ist also noch länger als die zu den „Klas-

Ilona Munique ist Fortbildungs-trainerin. Die Bezeichnung WEGA bedeutet für sie und ihr Team: „Wege der Erwachsenenbildung. Ganzheitlich. Anspruchsvoll“. Weitere Informationen unter www.wegateam.de.

Bi ldung unter der Lupe Bildung unter der Lupe

4/200918 Bildung unter der Lupe

sischen Bibliotheksfertigkeiten“ mit ihren 15 Unterthe-men. Insofern verwundert es doch ein wenig, dass der Bibliotheksorganisation und dem -management so we-nig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sicherlich mag in den meisten kirchlichen Büchereien beispielsweise Prozessmanagement und Scorecard keine große Rolle spielen. Doch stelle ich die These auf, dass Fortbil-dungen zu Zeit- und Selbstmanagement, zu Arbeits-platzorganisation, Jahresbericht, Leitbild bzw. Profilbe-stimmung, Sponsoring, Freundeskreis oder die Zusam-menarbeit von Bücherei mit anderen Institutionen usw. auch den katholischen öffentlichen Büchereien zum qualitätsbildenden Vorteil gereichen würde.

Zu hinterfragen – Personalentwicklung, soziale Kompetenz, Soft Skills

Die katholischen Fachstellen unterscheiden sich in der prozentualen Anzahl von Fortbildungen zu „Personalent-wicklung, soziale Kompetenz und Soft Skills“ kaum von allen anderen Anbietern. Lediglich 5 bzw. 6% aller Schu-

lungen finden zu einem Bereich statt. Obgleich diese Kompetenzen maßgeblich daran beteiligt sind, dass die Büchereileitung und die Teams ohne größere Reibungs-verluste (und oft unter schwierigen Rahmenbedingungen) agieren können. Ob es bei der Ausübung christlich ge-prägter Ehrenämter generell weniger zwischenmensch-liche Probleme gibt? Antwort gäbe hier eine interne Eva-luation zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Und nur so lässt sich mit den Zahlenwerten auch etwas anfangen. Indem man sie hinterfragt, analysiert, mit wei-teren Erkenntnissen in Verbindung bringt, miteinander darüber kommuniziert und einvernehmlich handelt. Durch die Publikationen zur Umfrage hoffe ich, meinen Beitrag geleistet zu haben: zum Nutzen der für die öffent-lichen Büchereien verantwortlichen Fachstellen und Gremien, zum Nutzen der Fortbildungsinteressierten, und letztendlich zum Nutzen der Büchereikunden, die von den gezielt und qualitätsvoll fortgebildeten Mitarbei-ter/innen (nicht nur) der katholischen Fachstellen ganz sicher profitieren werden. &

Alles Multi, oder was?12 Frauen schließen 1. Multiplikatorentraining erfolgreich ab

von Sonja Bluhm

Die Kick-Off-Veranstaltung im November 2008 war der Start-schuss für ein neues Ausbildungskonzept, das der Borromäus-verein zusammen mit der bv.-Fachkonferenz entwickelt hat.

Wie es dazu kam

Ausgangspunkt für die neue Weiterbildung waren vier Erkenntnisse: Die einschlägigen Aus- und Fortbildung-sangebote wie BASIS 12-Kurs und Fortbildung zur/zum Kirchlichen Büchereiassistentin/-assistenten zielen hauptsächlich auf die Vermittlung von bibliotheka-rischen Fachkenntnissen ab. In den Katholischen öf-fentlichen Büchereien schlummern ungenutzt (Multi-) Talente mit einem hohen Potential an bibliotheka-rischen Fachkenntnissen und jahrelanger Erfahrung in der Büchereiarbeit. Für eine gute Teambegleitung braucht es mehr als Fachwissen. Es fehlt ein Ausbil-dungskonzept, das diese Personen befähigt, ihr Wissen und ihre Erfahrungen kompetent und bedarfsgerecht an den Mann bzw. die Frau zu bringenDie Ausgangsfrage war also: Was braucht es, um Teams erfolgreich zu leiten? Welches Handwerkszeug benöti-gen Referent/innen, um Inhalte wie z.B. BASIS 12 teil-nehmerorientiert zu vermitteln? Die Antwort ist ein-fach und komplex zugleich:• es braucht Persönlichkeit, um als Teamleiter/in oder Referent/in in einer Gruppe zu agieren• es braucht Kenntnisse über Gruppendynamik, Rollen und Funktionen in Teams• es braucht Methoden- und Kommunikationskompe-tenz, um Wissen nachhaltig und teilnehmerorientiert zu vermitteln.

An einem Eröffnungs- (Kick-Off-) und vier Aufbauwo-chenenden wurden diese drei Themenfelder auf unter-schiedlichste Art und Weise trainiert und erfahrbar ge-macht.

Themen und Inhalte

Beim Kick-Off-Wochenende standen unter Leitung von Sabine Piontek (Fachstelle Freiburg) und Sonja Bluhm im Mittelpunkt: das Kennenlernen des Kurskonzeptes, was gehört zur Funktion und zum Auftreten als Refe-rent/in, welche Grundlagen der Kommunikation sind relevant? In das das Lernen mit Gruppen wurde einge-führt und einfache Präsentationstechniken vorgestellt. Im Aufbaumodul I ging es mit den Trainerinnen Chri-stine Maurer und Sonja Bluhm um Themenzentrierung, die Planung von Unterrichtseinheiten, also die Festle-gung von Lerninhalten und Lernzielen sowie um Me-thoden der Vermittlung. Im Aufbaumodul II (mit Barba-ra Gellermann und Sonja Bluhm) standen die Themen an: Rollen und Funktionen in Gruppen, eigenes Lei-tungsverhalten, Methoden zur Gruppenmotivation und Anleitung zu Gruppenaufgaben. Für das Aufbaumodul III (mit Christine Maurer und Sonja Bluhm) standen auf der Agenda: Erstellung und Durchführung einer Struk-turplanung, Umgang mit Störungen in der Gruppe und Methoden der Gesprächsführung. Für das Aufbaumo-

Sonja Bluhm leitete den ersten Kurs der Multiplika-torenschulung. Sie ist Diplom-Bibliothekarin und tfTZI-Gruppenpädagogin und arbeitet selbständig als Referentin und Trainerin in Würzburg.

Nie war das Angebot an Kinder- und Jugendsachbuch-titeln so groß und vielfältig an Aufmachung und Titel-vielfalt wie heutzutage und nie war, laut Angaben des Buchhandels, die Nachfrage nach Kindersachbüchern so stark wie in den letzten Jahren. Zum Auftakt der Tagung stellte Maja Nielsen ihre Hör- und Sachbuch-reihe »Abenteuer & Wissen« vor und erzählte in einem Werkstattgespräch den rund 40 Teilnehmer/innen, wie sie auf ihre Themen stößt und wie man gerade junge Leser/innen für diese Themen begeistern kann.Ute Hentschel, Literaturwissenschaftlerin und Buch-händlerin, führte im Anschluss daran in die Welt der Kindersachbücher ein, referierte über Geschichte und Typologie des Kinder- und Jugendsachbuches und stellte eine Vielzahl von „guten“ und im Vergleich dazu „weniger guten“ Titeln vor und entwickelte da-raus gemeinsam mit den Teilnehmer/innen in ver-

schiedenen Arbeitsgruppen Auswahl-Kriterien für den Medienbestandsaufbau: Welche Titel sind für Kinder-garten- und Grundschulkinder empfehlenswert? Wie unterscheiden sich die einzelnen Kindersachbuch-reihen voneinander und wie erkenne ich die Qualitäts-unterschiede bei den einzelnen Sachbuchtiteln?

Die Tagung wurde zum 24. Mal von der »Landesar-beitsgemeinschaft kirchliche Büchereiarbeit in Rhein-land-Pfalz (LAG)« veranstaltet.

Wieso, weshalb, warum – Wer nicht fragt, bleibt dumm

20 214/2009

dul IV (mit Barbara Gellermann und Sonja Bluhm): Me-thoden der Erkenntnis- und Ergebnissicherung, Transfer, Reflexion des eigenen Leitungsstils, Reflexion der Grup-penphasen und des Entwicklungsstands und Erproben von Ausstiegsmethoden. Die Vorteile dieses neuen Mo-dulsystems hebt Barbara Gellermann hervor: „Durch die Verteilung des Stoffes auf vier Wochenenden kann das Erlernte zwischenzeitlich direkt in der Praxis erprobt werden. Es entsteht eine enge Verzahnung von eigener Praxis und neuen Fertigkeiten. Das Training ist eine gute Möglichkeit, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen kompe-tent in ihrer Arbeit zu unterstützen und leistet einen we-sentlichen Beitrag zur Qualität des Ehrenamtes."

Teilnehmerinnen

Zwölf Frauen aus sechs verschiedenen Bistümern folgten der Einladung und ließen sich im Exerzitien- und Bildungshaus der Pallottinerinnen in Limburg zu Multiplikatorinnen ausbilden. Die Beweggründe, Vor-kenntnisse, Motivationen, Erwartungen und Zielen waren durchaus unterschiedlich, wie die Erwartungs-abfrage zu Anfang zeigte:

Weil ich interessiert an einer neuen Aufgabe/Herausforderung bin und mich beruflich weiterentwickeln möchte.Weil mir die Referentinnen-Tätigkeit liegt und ich gerne noch weiter in diesem Bereich arbeiten möchte.Weil ich meine ehrenamtliche Büchereiarbeit auf vernünf-tige, fachliche Grundlagen stellen möchte.Weil ich nach fast 20 Jahren Büchereiarbeit anderen Büche-reiteams bei ihrer nicht zu unterschätzenden ehrenamt-lichen Arbeit zur Seite stehen möchte.Weil ich es notwendig und sinnvoll finde, dass ich mich als Referentin fortbilde und weiterentwickle.Weil ich lernen will, wie ich selbst am besten lerne.Weil ich ein recht großes und heterogenes Team habe, das oft nebeneinander her arbeitet.Weil ich das Team-Gefühl stärken möchte.Weil ich auf Veranstaltungen des bv. immer nette Leute kennen gelernt habe und ich immer neue Impulse für die eigene Arbeit mit nach Hause nehmen konnte.

Referentinnen und Arbeitsweise:

Ein Statement von Christine Maurer zeigt, dass diese Unterschiedlichkeit auch ein Gewinn für das Lernen

in Gruppen sein kann: „Der Ansatz des Multiplikato-rentrainings bringt viele verschiedene Charaktere und Kompetenzen zusammen. Die Unterschiede, die eine solche heterogene Gruppe mit sich bringt, waren gera-de beim 3. Aufbauwochenende sehr hilfreich. Dadurch war ein Lernen voneinander und eine Vernetzung un-tereinander gegeben“.Die Referentinnen arbeiten auf der Grundlage ver-schiedener gruppenpädagogischer Konzepte aus der systemischen Kommunikationspsychologie, z.B. TZI (Themenzentrierte Interaktion) und Gestalttherapie bzw. auf der Grundlage von Gruppendynamik und personenzentrierter Beratung nach Carl Rogers (ame-rik. Psychologe 1902-1987) verbunden mit superviso-rischen Elementen. Barbara Gellermann hebt die Vor-teile dieser Arbeitsweise hervor: „Elemente der Grup-pendynamik können in der kleinen und konstanten Arbeitsgruppe erlebt und erprobt werden und die Teil-nehmerinnen erhalten viel Handwerkszeug für ihre praktische Arbeit vor Ort". Und Christine Maurer er-gänzt: „Mit diesem lösungsorientierter Ansatz helfen wir, Denkwelten zu verändern.“ Die Kursleiterin stand jederzeit für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung und sorgte dafür, dass der rote Faden zwischen den Wochenenden und eine zielgenaue Abstimmung auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen gewährleistet blieben. „Der Referentenmix ist sehr gut“, so urteilten die Teilnehmerinnen und Daphne Neu konkretisierte: „Fünf Wochenenden vollgepackt mit Fachwissen und trotzdem Spaß dabei! Alles was man zu Teams, Metho-den und Moderation wissen sollte“.

Arbeitsaufwand

Kursbegleitend wurde von den Teilnehmerinnen ein Lerntagebuch geführt. Darüber hinaus gab es zwischen den Wochenenden Hausarbeiten bzw. Reflexionsfra-gen, die zum Teil in Kleingruppen bearbeitet werden

konnten. Zur Erlangung des Zertifikates fertigten die Absolventinnen eine schriftliche Abschlussarbeit zu einem Thema ihrer Wahl an. Dass sich Zeit- und Ko-stenaufwand gelohnt haben, zeigen die Kommentare der Teilnehmerinnen: „Das Training macht Lust auf Umsetzung in der Praxis“ (Elisabeth Brink). „Ich habe Vertrauen in die eigenen Referentenqualitäten ge-wonnen und das nötige Handwerkszeug dazu ge-lernt!“ (Claudia Uder). „Gruppenerlebnisse auf allen Ebenen: als Referent, Teilnehmerin und Beobachte-rin.“ (Silvia Kremer). „Auch Konflikte und Störungen sind wichtig und notwendig und stärken“ (Pia Jäger). Trainerin Barbara Gellermann lobt „die engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen mit viel Erfahrung in ihren Arbeitsbereichen und deren hohe Lernbereit-schaft und Fähigkeit zur Selbstreflexion."

Ausblick und Termine

Das Konzept des Multiplikatorentrainings ist aufge-gangen: Sowohl Absolventinnen als auch Referen-

Referentinnen:Sabine Piontek, Dipl.-Bibl., TZI-Gruppenpädagogin in AusbildungChristine Maurer, Gestalttherapeutin, SupervisorinBarbara Gellermann, Dipl.-Theol., Supervisorin (DGSv)Sonja Bluhm, Dipl.-Bibl., tfTZI-Gruppenpädagogin

Termine 2010/2011: Kick-Off: 5.–27.6.2010Ort: Exerzitien- und Bildungshaus der Pallottinerinnen, Limburg/Lahn

tinnen sind hochzufrieden mit dem Kurs, wie die Zi-tate zeigen: „Es gab eine erfreuliche Entwicklung vom formalen Arbeitstreffen zur Atmosphäre eines Freun-destreffens, ohne dass Inhalte zu kurz kamen“ (Andrea Dänner). „Es hat Spaß gemacht, mit dieser warmher-zigen Zielgruppe zu arbeiten, die gewillt ist, etwas zu lernen“ (Christine Maurer).Ziel der Aus- und Fortbildungsaktivitäten des Borromäus-vereins und der Fachstellen ist es, „Ehrenamtliche in ih-rer Arbeit stärken und ihnen dafür Handwerkszeug mit auf den Weg geben“ (Christine Maurer). Aus diesem Grund wird es auch im nächsten Jahr wieder ein Multi-plikatorentraining an bekanntem Ort und mit einge-spieltem Team geben. Herzliche Einladung dazu! &

Von Indien und Dänemark übers Ehrenamt ins WebAbwechslungsreiches Programm für Patientenbibliotheken

von Sonja Bluhm

„Gesundbrunnen“, so lautet die Adresse der Evangelischen Akademie in Hofgeis-mar bei Kassel und der Name ist für die 72 Tagungsteilnehmer/innen aus ganz Deutschland Programm. Alle zwei Jahre findet hier, zuletzt vom 17.–19. Juni 2009 die Tagung für Mitarbeiter/innen in Patientenbibliotheken statt.

Die 3-tägige Veranstaltung ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland, denn Kooperationspartner, Träger und Geldgeber sind der Deutsche Biblio-

theksverband (dbv), der Deutsche Verband Evangelischer Büchereien (DVEB), die bv.-Fachkonferenz und der Borromäusverein e.V. (bv.). Ziel-gruppe und Teilnehmer sind deshalb alle Mitarbeiter/innen in Patienten-büchereien, egal ob in evangelischer, katholischer, kommunaler oder frei-er Trägerschaft. Rund die Hälfte der Teilnehmer/innen ist angestellt, die andere Hälfte arbeitet ehrenamtlich.Gerade diese Mischung wird von den Teilnehmer/innen sehr begrüßt, was sich an den konstant hohen Teilneh-merzahlen zeigt. Der Erfahrungsaus-

tausch untereinander nimmt ei-nen hohen und wichtigen Stellen-wert ein, schließlich sind die The-men und Probleme die gleichen: verkürzte Liegedauer, zunehmend ältere Patienten, Patienten mit Mi-grationshintergrund und Etatkür-zungen, um nur einige zu nen-nen.

Das Tagungsprogramm ...

... griff in diesem Jahr die aktu-ellen Themen aus den verschie-densten Bereichen auf:

Mulipl ikatorentraining BIK-Tagung

4/2009 234/2009

101 Möglichkeiten der Anerkennung

So referierte Dr. phil. Dipl. Psych. Burghard Gassner vom Berufsbil-dungswerk Neckargemünd gGmbH über das „Spannungsfeld von Kom-munikation am Krankenbett“. In Kleingruppen konnten die Teilneh-mer anschließend konkrete Pro-blemfelder diskutieren, z.B. Kom-munikation mit psychisch Kran-ken, mit älteren Menschen, mit Pa-tienten mit Migrationshintergrund und gemeinsam Lösungswege und Strategien herausarbeiten.Mit einem Vortrag von Gabriele Hermann (Stadt- und Kreisbiblio-thek Genthin) zum „Bürgerschaft-lichen Engagement im Krankenhaus aus rechtlicher Sicht“ wurde ein Thema behandelt, das für Haupt- und Ehrenamtliche gleichermaßen wichtig ist. Dies zeigte sich bei der anschließenden intensiven Ple-numsdiskussion. Dipl.-Bibl. Andrea Osterode vom dbv Berlin zeigte in ihrer Powerpoint-Präsentation sehr anschaulich und verständlich die verschiedenen Möglichkeiten für „Patientenbibliotheken auf dem Weg ins Web“. Ihr Beitrag stieß auf so große Resonanz, dass die Teilneh-mer ihre Ideen gleich in die Tat um-setzten und einen Blog für Patien-tenbibliotheken unter dem Namen www.lies-bett.de planten.

Sharâb – Luftspiegelungen

Nicht erst seit den Bollywood-Fil-men ist Indien in aller Munde. Die-

sem Trend trug die Tagung Rech-nung und lud mit Dr. Rüdiger Sarei-ka (Beauftragter für Kultur der Ev. Kirche von Westfalen) einen Indien-Experten ein, der den Teilnehmern Land und Leute anhand von Litera-tur aus und über Indien näher-brachte. Mit „SHIVA TANZT“ wurde es bibliothekspraktisch, denn Dipl.-Bibl. Claudia Henzler vom Klinikum Stuttgart stellte indische Literatur vor, die in jede Patientenbibliothek paßt. Ergänzt wurden die beiden In-dien-Beiträge vom Borromäusverein durch einen Büchertisch. Dass sich der Blick über den eigenen Tellerrand lohnt, machte Christine Munch-Petersen, Bibliothekarin vom Rigshospitalet Kopenhagen, auf äu-ßerst sympathische und humorvolle Weise deutlich. Die Teilnehmer er-fuhren nicht nur etwas über die mo-derne „Patientenbibliothek in Ko-penhagen“, sondern auch, dass es in Dänemark keine Ehrenamtlichen in Patientenbibliotheken gibt. Dass es im seit PISA so hochgelobten Skandi-navien aus Einsparzwängen nur noch sechs Patientenbibliotheken in ganz Dänemark gibt, verwundert und stimmt nachdenklich. Anderer-seits: wie sähe es in Deutschland ohne die Ehrenamtlichen in den Bi-bliotheken aus?

Und etwas Entspannung

Nach all den Vorträgen, Gruppenar-beiten und Diskussionen kam auch

Immer mehr Menschen sind bereit, sich zu engagie-ren. Wie Interessierte das passende Ehrenamt finden und wie den Ort, an dem sie benötigt werden, dabei helfen viele regionale Ehrenamtsbörsen so z. B. auch das Freiwilligen Zentrum des Erzbistums Hamburg. „Wir beraten sowohl Interessierte als auch Organisati-onen, Vereine, Kirchengemeinden, die sie einsetzen wollen“, erklärt Leiterin Gabriele Glandorf-Strotmann. Eine Vermittlung erfolgt in über 400 Angeboten aus dem sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich.

Das Freiwilligen Zentrum Hamburg hat einen Flyer he-rausgegeben in dem es um die Anerkennung dieser Menschen und deren Einsatz geht.

Anerkennung ist ein stetiges Geschehen, kein einma-liger Akt. Durch Anerkennung soll ein Gefühl vermit-telt und ausgedrückt werden, dass jemand wertge-schätzt wird in dem, was er/sie ist und tut. Anerken-nung ist nicht etwas, das sich 1 x im Jahr durch ein „Geschenk“ zeigt, sondern eine Haltung gegenüber der Tätigkeit von Ehrenamtlichen durch das Jahr.

Anerkennung sollte:• einen Bezug zur geleisteten Arbeit, zum Projekt haben• den/die Einzelne persönlich meinen • im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit stehen (Verhältnismäßigkeit)• Geschenk- und nicht Verpflichtungscharakter haben• ehrlich gemeint sein• m angemessenen Rahmen geschehen• Freude bereiten• auf die Befindlichkeit der Person Rücksicht nehmen• von der „richtigen Person“ ausgesprochen werden

Diese grundsätzlichen Aussagen verdeutlichen, dass es stets um drei Dinge geht:1. Kennen, um was es geht: Was ist genau getan wor-den und in welchen Zusammenhängen?2. Erkennen der Person, die dieses getan hat, und sie persönlich meinen.3. Anerkennen ist dann das öffentliche und angemes-sene Aussprechen einer Würdigung und der Dank von der richtigen Person.

Nicht nur für Hamburger Engagierte oder solche die es werden wollen beinhaltet die Seite www.freiwilligen-zentrum-hamburg.de Informationen rund ums Eh-renamt. &

Freiwilligen Zentrum Hamburg, Danziger Str. 52a, 20099 Hamburg.Auf der folgenden Doppelseite ist die „Liste der 101 Möglichkeiten der Anerkennung“ mit freundlicher Genehmigung des Freiwilligen Zentrum Hamburg abgebildet.

das Kulturelle nicht zu kurz. Litera-Musico, das sind Jule Vollmer (Ge-sang, Texte) und Elmar Dissinger (Flügel), begeisterten mit ihrem lite-rarisch-musikalischen Programm mit einem Hauch Kabarett „Zucker-süß und bitterbös“ die Zuhörer.„Bis in zwei Jahren in Hofgeismar“, so verabschiedeten sich 72 be-geisterte Teilnehmer/innen vonei-nander – die Aktentasche voller Unterlagen, den Kopf voller neuer Ideen und Zufriedenheit im Bauch. Denn wie Prof. Dr. Gassner immer wieder betonte: „ Nicht nur die Fakten zählen, Gespräche und Be-ziehungen sind mindestens genau-so wichtig.“Und damit die Bezie-hungen und Netzwerke weiter ge-pflegt werden können, findet die nächste Tagung für Patientenbibli-otheken vom 15.–17. Juni 2011 wieder in Hofgeismar statt. &

Leitungs- und Vorbereitungsteam:Für die bv.-FachkonferenzBonn: Sonja BluhmFür den Deutschen Verband Evangelischer Büchereien: Martin Ertz-SchanderFür den Deutschen Bibliotheks-verband, Sektion 8: Patienten-bibliotheken: Brigitta HaynFür die staatlichen Landesfach-stellen: Martina Rückert

Sonja Bluhm ist Diplom-Bibliothe-karin und tfTZI-Gruppenpädagogin und arbeitet selbständig als Refe-rentin und Trainerin in Würzburg.

www.bluhm-bildung.de

101 x AnerkennungBiblioTheke

4/200924 254/2009

Impressum© Borromäusverein e.V.Oktober [email protected]

BiblioTheke BiblioTheke101 x Anerkennung 101 x Anerkennung

4/200926 72-Stunden-Aktion

von Lothar Ganter

Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion Jugendlicher in diesem Jahr war in diesem Jahr im Erzbistum Freiburg eine Katholische öffentliche Bücherei (KÖB) mit einbezogen. Unter Bera-tung durch die Fachstelle wurde nicht nur der Raum renoviert und neu ge-staltet, sondern auch die Bestände überholt.

Im vergangenen Jahr wurde im mittelbadischen Renchen (für Lite-raturexperten: Renchen ist der Ge-burtsort des Johann Jakob Chri-stoph von Grimmelshausen, dem Verfasser des „Simplicissimus“) die KÖB Hl. Kreuz überholt und über-arbeitet. Zur Seelsorgeeinheit ge-hört auch die Pfarrei St. Mauritius des benachbarten Teilortes Ren-chen-Ulm, die im Schulgebäude Be-stände einer kleinen KÖB anbietet. Da der Raum allerdings von der Schule auch als Küche, Lager und Medienraum mehrfach genutzt wurde, blieb für die Bücherei selbst wenig Platz und kaum eine ver-nünftige Präsentationsmöglichkeit.

Bei der Beratung kam Diakon Klaus Peter Roth auf die Idee, diesen Raum in die 72-Stunden-Aktion 2009 einzubringen und kreativ von Jugendlichen gestalten zu lassen. Herr Schaaff, Fachstelle Feiburg, hat daraufhin Vorschläge entwi-ckelt, die unter Berücksichtigung der Vorgaben der Schulleitung be-

sprochen und dann für die Umset-zung beschlossen wurden. Die Kü-chenzeile, die von der Schule wei-terhin benötigt wird, sollte durch eine Trennwand als Sichtschutz ab-geteilt werden. Die Idee, Sitzpo-deste aus farbigen Holzwürfeln zu gestalten, die auch für die Schüler/innen bei Veranstaltungen im Raum genutzt werden können, fanden alle originell. Es folgten eine Reihe organisatorischer Klä-rungen, die insofern spannend wa-ren, da die Projekte im voraus nicht publik werden dürfen, sondern die Jugendlichen erst bei Aktionsbe-ginn erfahren, wohin und zu wel-chem Projekt sie innerhalb des De-kanates geschickt werden. Bei die-sem Vorhaben durften 15 Jugendli-che zwischen 13 und 18 Jahren ihr Talent beweisen. Die Jugendlichen kamen aus der Pfarrei St. Leonhard, Gemeinde Lauf, alle aus der dor-tigen KJG und Ministrantengrup-pe. Parallel zur Renovierung, und eigentlich schon eine ganze Zeit vorher, wurde mit Hilfe der Fach-

stelle der Bestand gesichtet und ak-tualisiert. Frau Schneider von der Fachstelle hat zusammen mit dem Team einen attraktiven, auf den Ort abgestimmten Bestand zusam-mengestellt.

Mit Feuereifer gingen die jungen Leute daran, die konzipierten Plä-ne in die Realität umzusetzen. Erst mal alles raus, dann alles abkleben und vorbereiten für die Malerar-beiten. Ein kleiner Trupp ging los, um bei ortsansässigen Firmen die benötigten Materialien aufzutrei-ben. Die angesprochenen Firmen zeigten sich großzügig und spende-ten teilweise Farbe und Holz. Wei-tere Materialien mussten beschafft werden. Nachdem alles zusammen war, begann das Werkeln für die Podeste, die Ausleihtheke bekam eine neue Farbe verpasst, passend zu den in rot gehaltenen Wänden, die Trennwand wurde nach den Vorgaben zusammen gezimmert und gestaltet. Es gab kaum Pausen, man wollte ja schließlich den en-

gen Zeitplan der 72 Stunden auf je-den Fall einhalten. Nachdem der Raum in seinem Äußeren gestaltet, die Farbe getrocknet und alles an seinem Platz war, wurden unter fachlicher Leitung der Fa. Nolting die Regale aufgestellt und die Bü-chereimöbel an den richtigen Platz gerückt. Herr Nolting persönlich hat diese Aktion gefördert und die fachgerechte Montage der Regale übernommen. Dann ging es daran, die Bestände neu und für die Leser/innen attraktiv zu präsentieren und in die Regale einzustellen. Am Sams-tagabend hieß es dann, den neuen Raum aufzuräumen, sauber zu ma-

chen und für die Übergabe zu schmücken. Im Rahmen des Got-tesdienstes am Sonntag wurde den eifrigen Helfer/innen aus Lauf ge-dankt und im Anschluss der Büche-reiraum für seine Aufgaben geseg-net und die Bevölkerung im Rah-men eines Tages der Offenen Tür zur Besichtigung der neuen Büche-rei herzlich eingeladen.

Die 72-Stunden-Aktion, die immer mehr Zuspruch und engagierte Ju-gendliche findet, kann – wie dieses gelungene Beispiel zeigt – auch Bü-chereien zugute kommen. Die Er-fahrung in Renchen-Ulm hat ge-

zeigt, dass es wichtig ist bei Pla-nung und Vorbereitung, auch bei der Organisation, seitens der Pfar-rei oder Trägers der örtlichen Akti-on rechtzeitig die Fachstelle mit einzubeziehen. Nur so ist gewähr-leistet, dass ein Ergebnis heraus-kommt, dass den fachlichen Anfor-derungen an eine KÖB entspricht. Die Jugendlichen selbst, die solche Aufgaben im Rahmen der 72-Stun-den-Aktion übernehmen erfahren ja erst zu Beginn der Aktion, wo und wofür sie eingesetzt werden.

Als diözesane Fachstelle fanden wir den Einsatz aller Beteiligten ganz toll und wir wollen uns auch hier noch-mals mit einem herzlichen Vergelt’s Gott bei allen bedanken, insbeson-dere bei den Ministranten und der KJG aus der Gemeinde Lauf. &

In 72 Stunden vom Abstellraum zum Büchereiraum

Lothar Ganter leitet seit 1981 die Fachstelle im Erzbistum Freiburg. In der bv.-Fachkonferenz nimmt er u.a. den Vorsitz des Sachaus-schusses III Büchereiarbeit in Kirche und Gesellschaft wahr.

Was ist eine 72-Stunden-Aktion?

Von der Nordsee bis zum Bodensee waren rund 100.000 Jugendliche aus 14 Bistümern dabei als es hieß in 72 Stunden ein soziales, interkultu-relles, politisches oder ökologisches Projekt anzugehen und so zu zeigen, dass Engagement, Kreativität und Einfallsreichtum Berge versetzten kann. 1998 organisierte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) die 72-Stunden-Aktion erstmals als gemeinsame Sozialaktion aller katho-lischen Jugendverbände. Mehr Informationen: www.72stunden.de

Vorher.

Nachher.

29Lesespaß-Aktion

Leseförderung – gerne auch mit viel SpaßLesespaß-Aktion

von Rolf Pitsch

Fördern hört sich anstrengend an. Wer gefördert werden muss, hat of-fensichtlich etwas nachzuarbeiten. Ja, denn wer nicht ausreichend le-sen kann, hat in unserer Gesell-schaft ein Problem, zumindest ei-nige einschneidende Nachteile. So die „Förderung“ einen eher nega-tiven Unterton hat, schwingt im Lesespaß für manche etwas „Un-ernsthaftes“ mit. Lesen ist ein zu wichtiges Gut, als das man dabei Spaß haben könne, meinen diese Bedenkenträger. Einerlei, meint der Borromäusverein. Getreu unserem Motto „Leseförderung – eine un-endliche Geschichte“ präsentieren wir einen neuen Baustein unserer Arbeitshilfen für die Leseförderung in Büchereien, Kindergärten, Schu-len und in der Familie: die Lese-spaß-Aktionen.

Von der Idee zum Einsatz

Die Idee und Umsetzung stammen von Beate Menge. Die Gymnasial-lehrerin und KÖB-Leiterin aus Be-

verungen (Erzbistum Paderborn), aktuell nach der Geburt zweier Kin-der in der Familienpause, hat mit ihrem Büchereiteam schon mehr-fach die Aktion „Ich bin Bib(liotheks)fit“ durchgeführt: „Ein wirklich gelungenes Konzept, das viele die zuweilen noch bestehen-de Hemmschwelle zur Katho-lischen öffentlichen Bücherei über-winden lässt, und so der Grund-stein für eine Lesekarriere gelegt werden kann.“ Aber mit diesem Konzept und den Ausmalbögen des bv. (www.kinderliebenbuecher.de) wollte sie sich nicht zufrieden ge-ben, entwickelte neue Ideen, stellte sie in den Nachbarbüchereien vor und bot dem bv. an, die eigene Idee

der Lesespaß-Aktionen für den bv. kontinuierlich weiterzuführen und Materialien zu erstellen.Ihre Grundidee lautet: Die meisten Bilderbücher haben viel mehr Stoff zur – sich an das Vorlesen anschlie-ßenden – thematischen Aufberei-tung, weit über die Ausmalvorla-gen hinausgehend. In Lesespaß-Aktionen werden Konzepte zur Bil-derbuchbetrachtung für die Multi-plikatoren geboten. Es werden kre-ative Ideen, wie nach Vorlesen und Betrachtung von und mit den Kin-dern weiter mit Spaß gearbeitet werden kann vorgestellt. So kommt zu dem Erleben des Hörens und Sprechens noch die spielerische Er-fahrung, dass man mit dem Inhalt auch handgreiflich etwas tun kann. Neben diesem positiven Effekt, der Spaß, Lust, Freude auf das nächste Buch aufkommen lässt, bleibt jedes Buch so intensiver in Erinnerung. Der Borromäusverein hat die Ideen gerne angenommen. Seit August stehen die Materialien zu den er-sten sieben Bilderbüchern zum ko-stenlosen Download online unter www.lesespass-aktionen.de. Wenn

Mehr dazu und zum Thema Leseförderung direkt auf www.lesespass-aktionen.de oder www.borromaeusverein.de / Rubrik Leseförderung. Alle Medien dieser Aktion können Sie auf www.borromedien.de bestellen.

die Arbeitshilfen auf gute Resonanz stoßen – also häufig im Internet ab-gerufen werden –, wollen wir etwa halbjährlich neue Materialien von Beate Menge ausarbeiten lassen. An Ideen mangelt es sicher nicht!

Aus der Praxis für die Praxis

Was erwartete den Nutzer einer Ar-beitshilfe für Lesespaß-Aktionen: Dem Buchtitel ist ein möglichst werbewirksamer Titel (auch für die Öffentlichkeitsarbeit) beigefügt: Neben dem Titel „Kamfu mir hel-fen?“ steht die Zeile „Rüsselalarm“ oder neben „Jasper schafft Platz“ steht „Recycling einmal anders“. Die Ideen von Beate Menge werden ergänzt mit den Borro-Rezensionen und den Buchdaten. Dann folgt die eigentliche Arbeitshilfe mit Hinweisen zu kreativen Beschäfti-gungsideen, zur Größe der Gruppe oder der Zahl der Mitwirkenden, die für diese Aktionen möglich und nötig sind. Der Umsetzungsidee sind Hinweise zu den benötigten einfachen Materialien vorange-stellt. Die Stichworte Vorbereitung, Einstieg und Ablauf bieten klare Hinweise, wie vorgegangen werden kann und was der Autorin bei den eigenen Tests aufgefallen ist: Aus der Praxis für die Praxis. Ein Resü-

mee, Hinweise zu alternativen Vor-gehensweisen und Hinweise für die Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pressear-beit, Veranstaltungsflyer) runden die Arbeitshilfe ab.

Natürlich sind die Bücher für die Lesespaß-Aktionen lieferbar, zu-mindest zum Erscheinungstermin der Materialien. Und um das Zu-sammenwachsen der Angebote von Ausmalvorlagen und Aktions-vorschlägen zu befördern, werden wir für die künftigen Titel darauf achten, dass Ausmalvorlagen auch zu den Lesespaß-Aktionen gezeich-net werden.

Ein paar Textauszüge zu Jasper schafft Platz oder Recycling ein-mal anders:

... Das Buch wird zusammen be-trachtet. Schon bald können die Kinder Jaspers Rat im Chor zitieren: „... und du musst sie nur noch zu-sammenbauen“. Im Anschluss wer-den die Kinder nach weiteren Ideen, was sie aus den mitgebrachten Pap-prollen basteln könnten, befragt ...

... Jedes Kind entscheidet sich für eine der vielen Möglichkeiten und sucht sich, ausgestattet mit einer

Bastelunterlage und Papprollen, ei-nen Platz in der Bibliothek (auf dem Boden!). An einer zentralen Stelle sind alle sonstigen Utensilien aufge-baut, die von den Kindern nach Be-darf geholt werden können...

... Die Resonanz auf diesen „Lese-spaß“ mit den Kindergartenkindern war so groß, dass wir uns entschlos-sen, noch einen zweiten Termin anzubieten, und zwar diesmal in einer 1. Schulklasse ... Dahinter steckt die Idee, die Kinder etwas fertigen zu lassen, womit sie auch nach der Veranstaltung noch etwas anfangen können, d.h. kein Spiel-zeug, sondern ein Spielmittel ent-stehen zu lassen...

... „Jaspers Recycling-Kunde“ hatte die Kinder schließlich so gepackt, dass sie das Buch nochmals nach weiteren Bastelvorschlägen durch-forschten. Dabei legten sie sich der Einfachheit halber bäuchlings mit-ten auf den Boden, wo sie dann auch ihren persönlichen Favoriten entstehen ließen ...

... Wie uns berichtet wurde, spielt die besagte Klasse immer noch ge-legentlich, vornehmlich in Regen-pausen, mit „ihren“ Burgen und „ihren“ Spielfiguren ... &

4/200930 314/2009 Lesen fördernEine ganze Woche

Leseförderungeine unendliche Geschichte

Erstmals finden die Aktionswoche der öffentlichen und wissenschaftlichen Büchereien und der bundesweiter Vorlesetag in zeitlicher Abstimmung aufeinander statt. Die Aktionswoche „Deutschland liest. Treffpunkt Bi-bliothek“, vom 6. bis 13. November, ist eine Initiative des Deutschen Bibliotheksverbandes, die von seinen Landesverbänden und den kirchlichen Büchereiverbän-den mitgetragen wird (www.treffpunkt-bibliothek.de). Und der „Bundesweiter Vorlesetag“ am 13. No-vember von Stiftung Lesen, DIE ZEIT und Deutsche Bahn bildet einen besonders relevanten Schlusspunkt (www.wirlesenvor.de).

Diese beiden neueren Events ummanteln angenehm den seit 1926 bestehenden Termin des Buchsonntags (8. No-vember), an dem die katholische Kirche dem Lesen, den öffentlichen Büchereien und dem Borromäusverein ei-nen besonderen Platz im Jahresverlauf einräumt.

Wichtig für die Kinder, die ihnen Vorlesenden und die En-gagierten in den Büchereien ist die politische Aussage aller Aktionen: Lesen und Büchereien sind wichtig für den Ein-zelnen und die Gemeinschaft. So wichtig, dass es als Al-lerweltswahrheit leider zu sehr in Vergessenheit zu geraten droht.

Deshalb bieten die Büchereifachstellen, Borromäus-verein und borro medien gmbh auch das ganze Jahr über Arbeitshilfen zur Leseförderung für Jung und Alt an. Ausmalvorlagen, Lesespaß-Aktionen (neu seit September 2009), „Ich bin Bibfit“ und Lese-Koffer ge-hören zum Programm unter www.borromaeusver-ein.de (Rubrik Leseförderung). Immer geht es gerade auch um empfehlenswerte Kinderbücher. Wenn Sie regelmäßig über besonders wichtige Titel informiert werden wollen, abonnieren Sie unseren kostenlosen Literatur-Newsletter unter www.medienprofile. &

von Christ ian Selbherr

Festlich geschmückt, wie sonst nur edle Reitpferde, wandern diese Esel durch Äthiopien. Sie ziehen einen bunt bemalten Wagen hinter sich her, der bis obenhin mit Büchern gefüllt ist. Mobile „Eselsbüchereien“ versorgen die Menschen mit Lese-stoff und sind besonders bei Kin-dern beliebt. Denn außerhalb der staatlichen Schulen gibt es sonst kaum Bücher, schon gar nicht in den vielen einheimischen Sprachen des ostafrikanischen Landes. Ins Leben gerufen wurde die Aktion „Ethiopia reads“ („Äthiopien liest“) von Yohannes Gebregeorgis, der als Bibliothekar in San Francisco arbei-tete. Er kehrte in seine Heimat zu-rück und baute in der Hauptstadt Addis Abeba Büchereien für Schul-kinder auf. Um auch die ländlichen Gebiete zu erreichen, begannen er und seine Mitarbeiter, mit den Esels-wägen über Land zu touren.Inzwischen sind vier fahrende Bibli-

otheken unterwegs, weitere sollen folgen. „Bisher konnten wir schon 30.000 Bücher verteilen“, sagt Geb-regeorgis. Im Gepäck haben sie vor allem Kinderbücher, die eigens in Sprachen wie Amharisch, Sidama und Oromo übersetzt worden sind. Sie erzählen alte äthiopische Mär-chen, die bisher nur mündlich über-liefert wurden. Gleichzeitig dient das Programm auch dem Tierschutz, denn traditionell gelten Esel in Äthi-opien als minderwertig. Aber seit sie

Lesen mit EselnFahrende Büchereien beliefern äthiopische Kinder

Christian Selbherr, ist Redakteur beim missio magazin, der Zeit-schrift des katholischen Hilfs-werkes missio in München

Rattenfänger Literaturpreis 2010 Mit einem Preisgeld von 5000 Euro zeichnet die Stadt Hameln im Jahr 2010 zum dreizehnten Mal Märchen- und Sachbücher aus. Dazu zählen auch phantastischen Erzählungen, moderne Kunstmärchen und Erzäh-lungen aus dem Mittelalter. Der hochangesehene Preis kann an Autoren, Bearbeiter, Übersetzer und Illustratoren vergeben werden. Eine ideelle Auszeichnung erhalten 10–12 der eingereichten Titel mit der Aufnahme in die Auswahlliste. Weitere Infos auf der Internetseite www.hameln.de oder per E-Mail: [email protected]

den Kindern neues Lesefutter brin-gen, ist ihr Ansehen gestiegen.

Unterstützt wird diese Aktion vom Verein Ethiopia Reads mit Sitz in den USA: www.ethiopiareads.org &

Dieses Motto hat sich die African Youth Foundation auf die Fahne ge-schrieben. Die Afrikanische Jugendhilfe e.V., mit Sitz in Bonn, wurde mit dem Ziel gegründet, Jugendliche in Afrika, insbesondere diejenigen ohne Schulabschluss und Arbeit, in die Lage zu versetzen, sich in Projekten Kenntnisse anzueignen, die es ihnen ermöglicht, ihre Zukunft selbständig zu gestalten. Bildung gegen Armut. Mit Workshops, Seminaren bis hin zu Berufsausbildungen wird die Jugend gefördert. Mehr Informationen on-line: http://www.ayf.de

„Jugend durch Ausbildung in die Lage zu versetzen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten.“

Die Fachstellen der Mitgliedsdiözesen des Borromäusvereins e.V.

sind Planungs-, Förder- und Beratungseinrichtungen für die

Katholischen Öffentlichen Büchereien. Sie gewährleisten die

fachliche Beratung und geistliche Begleitung ehrenamtlicher

Büchereimitarbeiter/innen, ermöglichen Bildungsangebote für

diese Zielgruppe und unterstützen sie in Fragen der Literatur-

vermittlung und Leseförderung in ihren Bistümern.

Fachstellen im Profil

Engagiert – katholisch – mitten im LebenBüchereiarbeit als Teil der Pastoral

von Donatus Beisenkötter und Birgit Stenert

Die Büchereiarbeit im Bistum Münster steht in einer langen und erfolg-reichen Tradition kultureller Diako-nie. Aber mit dem Ende der Volkskir-che und den daraus folgenden Um-strukturierungsprozessen der Gemein-depastoral muss sie sich einer dop-pelten Herausforderung stellen: Es gilt zum einen, die Büchereiarbeit als solche für junge Generationen von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen so-wie Nutzer/innen attraktiv zu gestal-ten und zum anderen darum, die Bü-chereiarbeit als konstitutiven Teil ei-ner lebensweltorientierten Pastoral neu zu etablieren.

Orte – Menschen – AnsprücheDie katholischen Büchereien1 (KÖB) sind als niederschwelliges öffent-liches Angebot von Kirche Treff-punkte innerhalb einer Gemeinde oder Einrichtung. Sie stehen grund-sätzlich unabhängig von Alter, Her-kunft, gesellschaftlicher Stellung oder Konfession allen Menschen of-fen. Büchereien sind Orte der Kom-munikation über das Lesen und

über das Leben. Sie lassen soziale Bindungen entstehen und eröffnen Möglichkeiten eines lebenslangen Lernens, indem sie den Menschen die Chance bieten, sich in der unü-bersichtlichen Vielfalt von Medien zuverlässig zu orientieren. Sie bil-den nicht nur eine Nahtstelle zur Kultur unserer Zeit, sondern sind ein kirchliches Angebot zur aktiven Lebensbewältigung.

Entscheidende Voraussetzung für die Attraktivität der KÖB ist ohne Frage zunächst einmal ihre biblio-thekarische Qualität. Der Medien-bestand muss aktuell und über-sichtlich gestaltet, die Beratung in-dividuell und kenntnisreich sein und die Medienverwaltung moder-nen Maßstäben entsprechen. Wei-terhin spielen Standortfaktoren eine entscheidende Rolle, Zugäng-lichkeit und Präsentation sowie nicht zuletzt die Akzeptanz als Partner anderer Institutionen im sozialen Nahraum bzw. in der In-stitution wie etwa innerhalb eines Krankenhauses. Damit ist das zwei-te Standbein der Büchereiarbeit an-gesprochen.Die KÖBs haben ein

besonderes Profil, weil sie soziale Einrichtungen in kirchlicher Träger-schaft und Tradition sind. Sie ar-beiten in der Summe weitgehend ehrenamtlich, selbstverwaltet, bei-nahe zum Selbstkostenpreis und verfolgen doch gleichzeitig auf viel-fältige Weise das Ziel, besonders den Menschen im unmittelbaren Um-feld hilfreich zu sein. Die ehrenamt-lichen Mitarbeiter/innen engagie-ren sich kulturell (z. B. durch litera-rische Veranstaltungen, verschie-denste Projekte der Leseförderung) und (kirchlich-)sozial (aufsuchende Büchereiarbeit, Vorlesekreise und vieles mehr) in einer Art und Weise, die anders weder organisierbar noch finanzierbar wäre. Dabei profitiert die katholische Büchereiarbeit von der partnerschaftlichen Zusammen-arbeit von ehren- und hauptamt-lich geführten Büchereien. Die hauptamtlichen Büchereien ge-währleisten dabei wesentlich die Anschlussfähigkeit der katholischen Büchereien an professionelle biblio-thekarische Standards. Die ehren-amtlichen Büchereien garantieren umgekehrt die soziale und kirch-liche Bodenhaftung.

414 Büchereienin katholischer Trägerschaft

(plus über 80 weitere Bü-chereien, die die Kriterien der DBS nicht erfüllen, vor Ort aber dennoch wichtige Funktionen wahr nehmen)

353 Katholische Öffentliche Büchereien(davon werden 25 hauptamtlich geleitet)

61 Bibliotheken in Kranken-häusern, Altenheimen und sonstigen Heimen

2.061.293Bestand

5.282.122Ausleihen

2,56Umsatz

8.549Veranstaltungen

2.600.000Besucher

188.564Benutzer/innen

5.480Mitarbeiter/innen

Büchereiarbeit in Zahlen (basierend auf den Angaben zur Deutschen Bibliotheksstatistik [DBS] – Stand 31.12.2008)

Kirchliche Büchereien vermitteln nicht nur Medien, sie selbst sind ein Medium, denn sie binden in vielfacher Weise Menschen in ein soziales Netzwerk ein, dessen Be-deutung weit über die „allgemeine Literaturversorgung“ hinaus weist. Darin liegt sowohl die potentielle Quelle ihrer Attraktivität für jün-gere Generationen von Nutzer/in-nen, die zu Mitarbeiter/innen wer-den können, als auch ihre beson-dere Bedeutung für eine lebens-weltorientierte Pastoral, die er-kannt und entfaltet werden will.

Vor diesem Hintergrund wird ver-ständlich, dass das Referat Büche-reien im Bistum Münster seine Zu-sammenarbeit mit den KÖBs in den Kirchengemeinden und Ein-richtungen durch drei Schlagworte charakterisiert:

„Wir setzen uns engagiert für die Menschen ein, die in den Büche-reien mitarbeiten und die die Bü-chereien nutzen. Wir stehen zu un-serem katholischen Glauben und legen mit unserem Tun ein leben-diges Zeugnis ab. Mitten im Le-ben: wir orientieren uns an den Le-bens- und Arbeitswelten der Men-schen im Umfeld der Büchereien.“

Kooperation – Vernetzung – QualifizierungDas Referat Büchereien im Bistum Münster betreut rund 490 KÖBs in den Kirchengemeinden sowie Bi-bliotheken in Krankenhäusern, Al-tenheimen und sonstigen Heimen sowohl im rheinisch-westfälischen als auch im oldenburgschen Teil des Bistums (vgl. Statistik).

Büchereien bauen Brücken (vier Beispiele aus der Bibliothekspraxis).

4/200934 354/2009 Fachstel len im Profi l

Um den sich verändernden An-sprüchen durch Kirche und Gesell-schaft gerecht zu werden und um ihre Ziele zu erreichen, brauchen Büchereien Mitarbeiter/innen, die in den Bereichen Bibliothekspraxis, Literatur und Kommunikation qua-lifiziert sind.

Hier setzt die Arbeit des Referats Büchereien an. Das Aufgabenspek-trum ist darauf ausgerichtet, die eh-ren-, neben- und hauptamtlichen Büchereimitarbeiter/innen zu bera-ten, zu unterstützen und fortzubil-den. Dabei sind wir den Menschen zugewandt, nehmen ihre Bedürf-nisse ernst und stärken sie in ihrer Eigenverantwortung. Gleichzeitig geben wir Rahmenbedingungen (Finanzierung, Ausstattung etc.) vor und schaffen somit Raum für die Mitarbeiter/innen, ihr Engage-ment besser entfalten zu können.

Angebote + Aufgaben = PluralitätDie Arbeit des Referats Büchereien lässt sich in sieben Kernbereiche unterteilen.

BeratungWir sind direkter Ansprechpartner für die Büchereimitarbeiter/innen, die Träger und die kommunalen Zuschussgeber. Beratungsbedarf be-steht vor allem auf den Gebieten der Bibliotheksverwaltung (z.B. Leitbild, Büchereikonzept, Bestand-saufbau und -abbau, Teamarbeit, Kooperationen, Räumlichkeiten), Öffentlichkeitsarbeit und Finanzie-rung.Unser Anspruch an die Beratungs-tätigkeit ist, Impulse zu geben, zur Klärung von Sachverhalten beizu-tragen, Kontakte herzustellen und

zu motivieren. Von der Art der An-frage ist abhängig, ob die Beratung telefonisch, schriftlich oder vor Ort erfolgt. Eine Form der schriftlichen Beratung und Information sind unsere Publikationen: „Forum Bü-cherei“ und verschiedene Arbeits-hilfen (www.bistum-muenster.de/index.php?myELEMENT=174862).Einen hohen Stellenwert hat im Bistum Münster die soziale Büche-reiarbeit, die sich der Integration von Menschen in besonderen Le-benssituationen widmet. Men-schen, die kurz- oder langfristig nicht am öffent¬lichen Leben teil-nehmen können, fühlen sich häu-fig isoliert. Büchereien können hier Brücken bauen. KÖBs tun dies in besonderer Weise mit der Medien-versorgung haus- und heimgebun-dener Menschen (aufsuchende Bü-chereiarbeit). Für Bibliotheken in Krankenhäusern, Altenheimen und

Auf diese Weise gelingt es den Bü-chereien nicht nur bibliothekarisch erfolgreich zu sein, sie aktivieren darüber hinaus ihr Potential als in die Gemeinde und das soziale Um-feld vernetzter Servicepoint und werden Teil eines zukunftsorien-tierten Pastoralkonzepts in den fu-sionierten Gemeinden.

Als Vorbereitung und Unterstüt-zung einer aktuellen Konzeptent-wicklung ermöglichen vor allem Projekte dem Referat und den Bü-chereien, Neues in einem über-schaubaren Rahmen (Zeit, finanzi-elle und personelle Ressourcen) aus-zuprobieren, um dann zu entschei-den, ob eine längerfristige Umset-zung sinnvoll ist. So entwickelte die Fachstelle in Zusammenarbeit mit ausgewählten hauptamtlich gelei-teten Büchereien zunächst in der Form eines Projektes die benutzero-rientierte Sachbuchaufstellung. Di-ese auf die Lebenswelten und Ge-wohnheiten der Menschen abge-stimmte Form der Präsentation hat eine so positive Resonanz bei den Büchereimitarbeiter/innen und Be-nutzern gefunden, so dass daraus ein Konzept auch für ehrenamtlich geleitete Bibliotheken wurde.

Seit zwei Jahren besteht für die KÖBs im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums die Möglichkeit, Projektmittel zu beantragen. Der-zeit werden sie vor allem dafür ein-gesetzt, die Einführung neuer Me-dien (z.B. Hörbücher, DVDs, Kon-solenspiele) zu unterstützen oder Bestandsbereiche zielgruppenge-recht auszubauen. Denkbar sind aber auch andere Projekte, die stär-ker im Bereich der Vernetzung der Büchereien untereinander oder mit anderen kirchlichen Institutionen angesiedelt sind.

QualitätsentwicklungKÖBs, Bibliotheken in Kranken-häusern, Altenheimen und son-stigen Heimen sind Teil des öffent-lichen Bibliothekswesens in Deutschland. Sie kommen dem Grundauftrag nach Information, Bildung und Unterhaltung nach. Unser Anliegen ist, dass die Büche-reien zeitgemäßen bibliotheka-rischen Anforderungen entspre-chen. Ein Baustein für die Quali-tätsentwicklung ist die Festlegung von Standards bzw. Zielen. Beispiel dafür sind die neu konzipierten Förderrichtlinien. Sie basieren auf den durch die Fachstelle festge-

sonstigen Heimen ist die soziale Büchereiarbeit institutionsbedingt profilprägend. Der Bedarf an Bera-tung und Unterstützung von den Mitarbeiter/innen dieses Biblio-thekstyps weicht in weiten Teilen von den Anliegen KÖBs ab. Abgese-hen von anders gelagerten Arbeits-abläufen und -rhythmen, handelt es sich in der Regel um One Person Libraries, d.h. die Aufgaben liegen in den Händen einer Person. The-men der Beratung sind hier immer wieder Zeitmanagement inklusive Optimierung von Abläufen, Ge-sprächsführung und der Umgang mit Krankheiten und Tod.

Büchereikonzepte und -projekteDie sich verändernde Struktur des Sozialraums, der demographische Wandel und die gemeindlichen Fu-sionsprozesse stellen Büchereien vor die Herausforderung, ihr Ange-bot stetig den aktuellen Interessen- und Bedarfslagen anzupassen. Die Entwicklung, Überprüfung und Weiterentwicklung des Bücherei-konzeptes ist deshalb eine zentrale Aufgabe und Voraussetzung jeder erfolgreichen Büchereiarbeit. Das Referat Büchereien regt die Kon-zeptentwicklung an, unterstützt und begleitet die Entwicklungspro-zesse und gibt Anregungen für die praktische Umsetzung. Unser Be-streben ist, gemeinsam mit Büche-reimitarbeiter/innen ein tragfä-higes, individuelles Konzept zu er-arbeiten, das im Zusammenhang mit dem örtlichen bzw. regionalen Pastoralplan steht. Das reicht von der zielgruppenorientierten Aus-richtung des Medienbestandes über die Raumplanung und Finanzie-rung bis hin zur Veranstaltungsar-beit.

Die Notwendigkeit, den pastoralen Aspekt der Büchereiarbeit nicht nur vor Ort in den Gemeinden und Einrichtungen, sondern auch in der subsidiären diözesanen Unter-stützungsstruktur zu betonen, zeigt sich schon darin, dass das Referat Büchereien als zentrale Fachstelle für die katholische Büchereiarbeit im Bistum Münster seit 2005 Teil der neu formierten Abteilung All-gemeine Seelsorge und Gemeinde-entwicklung in der Hauptabteilung Seelsorge des Bischöflichen Gene-ralvikariates ist.

Ziele engagiert verfolgenZentrales Ziel des Referates Büche-reien ist es, nach bibliothekarischen und pastoralen Gesichtspunkten leistungsfähige regionale Netzwerke von Büchereien auf- und auszubau-en sowie durch praxis- und zu-kunftsorientierte Impulse die Wei-terentwicklung der Büchereiarbeit anzustoßen und zu begleiten.

Donatus Beisenkötter ist Leiter der Abteilung Allgemeine Seelsorge und Gemeindeentwicklung (Hauptabteilung Seelsorge, Bischöfliches Generalvikariat im Bistum Münster). Birgit Stenert leitet das Referat Büchereien. Bilder der Fachstelle.

1. Unter „katholische Büchereien“(KÖB) werden in diesem Bericht die Katholischen Öffentlichen Büchereien in den Kirchengemeinden, die Bibliotheken in Krankenhäusern, Altenheimen und sonstigen Heimen zusammengefasst.

Fachstel len im Profi l

Patientin mit Infusionsständer.

Rollup Katholische Büchereiarbeit.

36 374/2009

Themen, wie beispielsweise die Si-nus-Milieu-Studie, werden aufge-griffen, erläutert, diskutiert und auf die Möglichkeit ihrer Einbeziehung in die praktische Arbeit überprüft.

Kooperation und VernetzungUnserem Ziel, ein leistungsfähiges Netz von Bibliotheken auf- und auszubauen, kommen wir nach, indem wir die Kooperation von Bü-chereien initiieren und unterstüt-zen. Dabei ist in einem ersten Schritt zu klären, wer mit wem in welcher Form zusammen arbeiten kann und welche Auswirkungen das hat.Das gleiche gilt für die Kooperation mit anderen Einrichtungen. So, wie das Referat die Synergieeffekte in der Zusammenarbeit mit ande-ren Institutionen auf Landes- oder Bundesebene (Borromäusverein, borro medien gmbh, Stiftung Le-sen etc.) schätzt, stehen die Büche-reien vor Ort als kompetenter Part-ner Gruppierungen und Einrich-tungen in der Gemeinde zur Verfü-gung. Ein gelungenes Beispiel hier-für sind die Aktivitäten rund um Leseförderung und Medienkompe-tenz. Das Referat unterstützt die Büchereien, wenn diese in Zusam-menarbeit mit Kindergärten und Grundschulen Kinder „Bibfit“ („Ich

bin Bib[liotheksfit“) machen, in-dem es die verwendeten Materialien bezuschusst. So wurden seit 2006 über 1.160 Kindergartengruppen und ab 2008 mit über 200 Grund-schulklassen Bibfit-Veranstaltungen realisiert. Über 25.000! Vorschul-kinder erhielten den Bibliotheks-führerschein und mehr als 6.000 Schulkinder den Lesekompass.

Der weitere Ausbau der Vernetzung und Zusammenarbeit mit Schulen steht nach wie vor oben auf der Agenda. Denkbar sind aber auch Kooperationen mit den katho-lischen Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, den An-geboten der örtlichen Caritas sowie mit Einrichtungen der fusionierten Pfarrgemeinden (etwa Integration der Außenstelle des Pfarrbüros in die Räumlichkeiten der Bücherei etc.). Den Fantasien zur Steigerung des Service- und Treffpunktcharak-ters der Büchereien sind kaum Grenzen gesetzt.

GremienarbeitWir vertreten die Interessen der Büchereiarbeit in bibliotheka-rischen, kirchlichen und staatli-chen Gremien. An dieser Stelle set-zen wir nicht nur den Netzwerk-Gedanken fort, sondern leisten da-

legten Zielbeständen, die die opti-male Bestandsgröße für jede Bü-cherei ausweisen. Anhand der Höhe des Zielbestandes, der jähr-lichen prozentualen Erneuerungs-quote und des durchschnittlichen Kaufpreises für Medien wird trans-parent, welche Mittel der Träger für den Bestandsaufbau zur Verfügung stellen muss. Gleichzeitig ist der Zielbestand einer der Grundlagen für die Zuschussvergabe von Seiten des Bistums. Dieser Standard trägt dazu bei, dass die Medienbestände kontinuierlich aktualisiert werden, was sich wiederum maßgeblich auf die Attraktivität der Bücherei und damit auf deren Nutzung aus-wirkt.

QualifizierungEiner unserer Schwerpunkte liegt in der Qualifizierung der ehren-, neben- und hauptamtlichen Mitar-beiter/innen. Ziel der angebotenen Fortbildungen zu bibliotheka-rischen, literarischen und religi-ösen Themen ist, das für die prak-tische Arbeit notwendige Wissen zu vermitteln, Kompetenzen aus-zubauen und zu motivieren. Seit 2008 stellen wir unsere Qualifizie-rungsangebote unter ein Jahres-motto, um so konzentriert einen Aufgabenbereich zu durchleuch-ten. 2010 ist das Thema „Zusam-men ist man weniger allein! Koo-perationen – Partnerschaften – Netzwerke“. Konkret geht es um das Netzwerk Kirchengemeinde, Mitarbeitergewinnung und Team-arbeit, Familienbilder in der Kin-derliteratur u.v.m. Über das Jahres-motto hinaus bieten wir in den einzelnen Bistumsregionen den Grundlagenkurs „Basis 12“ und die Leitungskonferenzen an. Aktuelle

mit auch Lobbyarbeit. Wir enga-gieren uns bistumsintern in der pädagogischen Fachkonferenz Eh-renamt, innerhalb der bv.-Fach-konferenz in den Ausschüssen Bil-dung, Öffentlichkeitsarbeit/Wer-bung, Büchereiarbeit in Kirche und Gesellschaft. Darüber hinaus wir-ken wir mit u.a. in der Arbeitsge-meinschaft der kirchlichen öffent-lichen Bibliotheken des Verbands der öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen e.V. und in der Landesarbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bibliotheken Nie-dersachsen.

FinanzierungDas Referat Büchereien stellt Fi-nanzmittel für Bestandsaufbau, In-vestitionen (EDV und Möbel) und/oder Projekte bereit. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass die Träger ihren Beitrag zur finanzi-ellen Ausstattung der Büchereien leisten und zeigen Möglichkeiten auf, wie weitere Finanzierungsquel-len erschlossen werden können. Eine Besonderheit ist die Vergabe eines religionspädagogischen Zu-schusses in Kooperation mit der Hauptabteilung Schule und Erzie-hung an zehn Büchereien im Bis-tum Münster. Als Ergänzung zur zentralen Mediothek können in diesen religionspädagogischen Schwerpunktbüchereien Lehrer/in-nen ortsnah auf Medien für den Religionsunterricht zurück greifen. Doch nicht nur sie profitieren von diesem Angebot, sondern auch Schüler/innen und Katechet/innen gehören zu den Entleihern.

Die Büchereiarbeit im Bistum Mün-ster zeigt mit ihren Zielen, Aufgaben und Perspektiven ein klares Profil „Engagiert – katholisch – mitten im Leben“ und ist ein gelungenes Bei-

spiel dafür, dass viele Wege zu dem einen Ziel führen können, die ka-tholische Büchereiarbeit fit für eine nachvolkskirchliche, lebensweltori-entierte Pastoral zu machen. &

Das Team des Referats Büchereien v.l.n.r.: Gregor Lamers, Claudia Herbstmann, Marion Hartmann, Birgit Stenert

Fachstel len im Profi l

Bibfit.

PraxisberichteDas Interessanteste in vielen Zeitschriften steckt meist eher in den alltäglichen, lebens- und berufspraktischen Beiträgen als in den bedeutsamen Grundsatz-artikeln. So ist es wohl auch in dieser Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt es der Redaktion immer wieder an interessanten oder nachahmenswerten Berichten. Schreiben Sie uns: [email protected]

Bücher bauen BrückenVorleseprojekt der KÖB St. Pirmin/St. Michael

„Sie haben doch so viele Vorlesepaten in Kindertageseinrichtungen und der Freiwilligen Ganztagsschule – Kön-nen Sie für uns noch ganz schnell eine „Vorlese-Truppe“ organisieren?“ Die-se Frage richtete die Fachstellenleite-rin Trier, Dorothee Steuer, ca. drei Wochen vor Beginn der Europäischen Kinder und Jugendbuchmesse im Mai 2009 an das Büchereiteam der KÖB St.Pirmin/St.Michael in St.Ingbert/Saarland.

Tatsächlich besuchen 15 Vorlese-paten unserer kleinen KÖB regel-mäßig Kinder in zwei Kitas und der Nachmittagsbetreuung der benach-barten Grundschule. Die wöchent-lichen Vorlesestunden unserer Pa-ten haben im dortigen Terminka-lender einen festen Platz. Dabei steht die Freude am Vorlesen sowie am Zuhören eindeutig im Vorder-grund. Die Kinder helfen bei der Auswahl des Lesematerials und steuern eigene Ideen für die näch-ste Vorleserunde bei. Es wird auch themenbezogen (was beschäftigt die Kita gerade?) gelesen oder die Vorlesestunde um eine Bastel- bzw. Kreativstunde ergänzt. Vorlesepa-ten und Zuhörer kennen sich zwi-

schenzeitlich recht gut und die Vorlesesituation ist für die Paten leicht einzuschätzen.Ein völlig anderes Umfeld erwar-tete die Vorlesepaten auf der Euro-päischen Kinder und Jugendbuch-messe.

Viele FragenErstmals sollte es im Gemein-schaftszelt der Katholischen Öf-fentlichen Bibliotheken Saarland und Trier, Landesverband Saarland im Deutschen Bibliotheksverband, Berufsverband Information Biblio-thek Landesgruppe Saarland sowie Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur, Referat Leseför-derung neben dem Informations-stand auch eine einladende, ge-mütliche Lese-Ecke geben. Die Vor-lese-Willigen waren rasch gefun-den, aber andere Fragen beschäf-tigten uns pausenlos: Werden sich überhaupt Kinder in unser Zelt auf dem Vorplatz der Messe „verirren“, wenn über 40 in-ternational bekannte Künstler (Au-toren, Grafiker…) unter dem Mot-to BÜCHER BAUEN BRÜCKEN für die Messebesucher in geschlos-senen und regensicheren (!) Räu-

men lesen, erzählen, zeichnen und malen? Wie muss unser Vorlesean-gebot aussehen, um seinen Weg zu den Ohren und Herzen der Zuhö-rer zu finden?

Klein, aber oho!Zunächst verwandelte sich eine Hälfte unseres 6m langen Gemein-schaftszeltes mithilfe zahlreicher Gardinen, Tücher, Schleier, Kissen und einem Lesesessel in eine traumhafte, kuschelige Vorlese-landschaft. Plakate (die gerne noch etwas größer hätten sein dürfen) und ein riesiger Plüsch-Lese-Dino am Eingang sollten die kleine und große Kundschaft anlocken. Unse-re Vorleser wappneten sich mit ei-ner großen Anzahl an Büchern, die für verschiedene Altersklassen sehr sorgsam ausgesucht wurden. Nach Überwindung geringer Anlauf-schwierigkeiten versammelten sich bald kleine und größere Bücher-freunde in der Lese-Kuschel-Ecke, um sich literarisch verwöhnen zu-lassen. Die Besucher in unserem Lese-Zelt waren begeistert und schenkten den Vorlesern gerne „of-fene Ohren“. Sie erwiesen sich als „geübte, ausdauernde und routi-

„Hoppla“ Vorlesen, Spielen, Basteln und Fördern lauten die program-matischen Schlagworte; die sich im Inhalt jeder Monats-ausgabe dieser Kinderzeitschrift für 3 bis 7-jährige Kinder, ihre vorlesenden Erzieher und ihre Geschwister wendet. Der starke laminierte Umschlag (teilweise als Bastelvorlage nutzbar) fördert die Präsentation in Büchereien. Und in-nen drin stecken jeweils zwei Comicgeschichten und al-tersgerecht geschriebenen Sachgeschichten mit Vorleseele-menten und Stichworten zum Test im eigenen Lebensum-feld. Die beiden Doppelseiten „Deine Seiten“ laden die Leser zum eigenen kreativen Gestalten und Basteln ein. Jede Ausgabe steht unter einem jahreszeitlich passenden Schwerpunktthema (z.B. Wasser, Großwerden, Feiern). Das Extraheft für Eltern im Innenteil nimmt darauf Bezug.Hoppla eignet sich mit jeweils einer kleinen Bilderbuchge-

schichte und mit Rubriken wie „Was meinst Du?“ ge-rade auch für den Einsatz in Kindergärten. Auch Vor-lesepaten können neben den Texten zahlreiche Anre-gungen für die Gestaltung ihrer Vorleseeinheit aus dem Heft gewinnen.

„plus Magazin“ Wenn eine Bücherei frühzeitig ihren Nutzern signali-sieren möchte, dass sie nicht nur Angebote für junge Familien, sondern auch Angebote für ältere Menschen hat, bieten sich einige Zeitschriftentitel an. Das plus Magazin (Vorläufertitel „Lenz“) hebt sich hier beson-ders ab. Es kommt in einer frischen Aufmachung da-her und schreibt seinen Leser/innen mit jedem Heft auf die Fahne: den Tag genießen, für sich selbst und die Nächsten sorgen, die eigene Geschichte und die Erfahrungen weitergeben. Dies geschieht mit vielen gut aufbereiteten Sachthemen mit guten grafischen Aufmachungen, Trainingsgeschichten und Übungen für Geist und Körper und natürlich jede Menge Frei-zeittipps. Besonders auffallend sind die Computer-tipps. Und im monatlichen Extra-Ratgeber „Geld & Recht“ finden sich praktische Tipps, die jede/r in ganz vielen Alterphasen nutzen kann. plus Magazin kann vor allem Büchereien empfohlen werden, die mit Bil-dungseinrichtungen und Gesprächsgruppen für Fami-lien und Senioren zusammenarbeiten.

Zeitschriften Abo-ServiceHaben Sie mehrere Zeitschriftenabonnements? Möchten Sie es leichter haben mit der Verwaltung dieser Abos? Dann nut-zen Sie den Service der borro medien gmbh diese Aboverwal-tung zu übernehmen. Ihre Vorteile sind:

- Sie bestellen die verschiedenen Zeitschriften unter- schiedlicher Verlage bei einem Anbieter.- Sie erhalten eine Sammelrechnung im Jahr über alle Abos.- Sie überweisen einmal im Jahr den gesamten Betrag.- Sie bekommen den im Rahmen der Preisbindung

zulässigen Büchereirabatt von 5% auf Ihre Abos.- Sie erhalten im Serviceheft regelmäßig eine aktuelle Aufstellung der Zeitschriften.- Sie haben einen Zeitschriftenwunsch? Fragen Sie nach!

Sie wünschen sich diese Arbeitserleichterung? Rufen Sie einfach an: Andrea Angeles 0228-7258-112 oder per E-Mail: [email protected]. borro medien gmbh, Aboservice, Frau Andrea Angeles, Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn.

4/200940 414/2009 Praxisberichte

Vorlesetraining für Kinder

Dass Vorlesen richtig Spaß machen kann, erfuhren die Kinder aus Neuss-Norf und Neuss-Derikum im Alter von 9 bis 12 Jahren in einem VORLESE-TRAINING in der Katholischen-Öf-fentlichen-Bücherei (KÖB) „St. Andre-as“ in Neuss-Norf. Vorlesetrainer war der, auch für den WDR tätige, Tonin-genieur Klaus Langer (www.ohrchi-dee.de), der viel Vorlese-Erfahrung, aber auch besonders viel Vorlese-Be-geisterung mitbrachte.

Die Teilnehmern waren Kinder, die an einem Schreibwettbewerb teil-genommen haben und Kinder, die regelmäßig im Rahmen der Aktion „Kinder-lesen-für-Kinder“ nach dem Kleinkindgottesdienst in der Bü-cherei „St. Andreas“ vorlesen oder vorlesen wollen.Zunächst fragte Herr Langer, wel-che Körperteile man zum Vorlesen benötigt. Die aufgeweckten Kinder wussten natürlich, dass hierzu Mund, Zunge, Zähne, Lunge, Ge-hirn, Gaumen, Lippen, Nase, Stimmbänder, Zwerchfell, Kehl-kopf, Stirnhöhle, Brustkorb und Resonanzraum gehören. Er fragte, womit Töne erzeugt werden – Stimmlippen, Stimmritze, Stimm-bänder –, und übte mit den Kin-dern die Aussprache verschiedener Buchstaben und erkundete dabei die Wirkung auf Zwerchfell und Stimmbänder. Herr Langer betonte das Ziel des Vorlesens – nämlich Bilder im Kopf des Zuhörers zu schaffen. Dann übte Herr Langer mit den Kindern Mimik und Gestik. Jedes Kind er-hielt ein Kärtchen mit der Bezeich-

nung einer Stimmung (z.B. fröh-lich, traurig, lässig) und musste an-schließend einen einheitlichen Text unter Beachtung der vorgege-benen Stimmung vortragen. Das Publikum musste erraten, ob die Stimmung richtig ausgedrückt wur-de. Die Vorlesebegabung der teil-nehmenden Kinder war schon mit dieser Aktion erkennbar.

Jedes Kind las anschließend einen Text aus einem unterschiedlichen Kinderbuch vor. Dabei sollte mit Gestik und Mimik besonders le-bendig vorgetragen werden. Herr Langer nahm das Vorlesen gleich-zeitig mit seinem mobilen Tonstu-dio auf. Anschließend diskutierten alle über den Vorlese-Erfolg und die Wirkung auf die Zuhörer. Die Kinder, die sich am Schreibta-lente-Wettbewerb erfolgreich be-teiligten, wurden so geschult, in der Bücherei im Rahmen eines Ad-ventsmarktes vor Publikum aus ih-ren Werken „Die Phantasiege-

Kontakt: KÖB St. Andreas, Rita Berdel, Ulmenallee 148, 41469 Neuss, Tel. 02137/8541, E-Mail: [email protected]

Text: Claudia Uder, Leiterin KÖB St.Pirmin/St.Michael, Robert-Koch-Str. 2, 66386 St.Ingbert,E-Mail: [email protected], Bilder: Dorothee Steu-er, Leiterin Fachstelle Trier, E-Mail: [email protected]

nierte Zuhörer“, die gute Ge-schichten zu schätzen wussten (Originalton Vorlesepatin Elke Kal-lmayer).

Unkomplizierte Methoden!Unsere flexiblen Vorlese-Profis nutzten auch schon mal den Hauptzugang zur Messe und agier-ten wie auf einer Freilichtbühne. „Die Vorlesesituation war im ersten Moment ungewöhnlich, draußen, mitten im Fußgänger-Durchgangs-verkehr. Erstaunlich war der Zu-lauf, wenn man mal angefangen hatte zu lesen. Die Kinder (und die Erwachsenen) hörten gerne zu, auch bis zum Ende. Allerdings mussten die Geschichten kurz, spannend und möglichst unbe-kannt sein“,(Originalton Vorlese-pate Walter Verburg).

Am Ende der viertägigen Messe stand für alle Organisatoren des Ge-meinschaftszeltes fest: Die Kombi-nation von Infostand und Vorlese-Projekt hat sich gelohnt. Unser Zelt wurde mit Leben gefüllt, viele anre-gende Gespräche initiiert und Kon-takte geknüpft. Es gibt zahlreiche neue Ideen für die Messe 2010, die Vorbereitungen laufen schon!

Praxisberichte

schichte“ und „Ein tolles Erlebnis“ vorzutragen. Die sehr gelungene Veranstaltung war nicht nur lehr-reich, sondern hat auch allen Teil-nehmern sehr viel Vergnügen be-reitet.

Die Veranstaltung wurde von dem Meerbuscher Kulturkreis e.V. (Frau Dr. Hackspiel) und der Landesar-beitsgemeinschaft Jugend und Lite-ratur NRW e.V. in Dortmund (Frau Weitkamp [email protected] maßgeblich unterstützt.

434/2009

Besondere Empfehlung!Das Lektorat des Borromäusvereins sichtet und bewertet den

Medienmarkt auf der Grundlage literarischer Qualität und des

christlichen Menschenbildes und wählt aus der großen Vielfalt

der Neuerscheinungen monatlich besonders lesenswerte Titel aus.

Religiöses Kinderbuch des Monats September

Borromäus-RezensionDie bekannte Kinderbuchautorin erzählt in dieser modernen Kinderbibel die wichtigsten und bekanntesten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Die Tendenz liegt auf dem Neuen Testament, große Zeitsprünge bei einigen Ge-schichten des Alten Testaments werden durch kursiv ge-druckte Sachtexte überbrückt. Ein ausführliches Glossar in-formiert über Begriffe und Personen der Bibel, über kirch-liche Festtage und Sakramente sowie über diverse Religi-onen. Am Ende der hervorragend nacherzählten Ge-schichten befinden sich passende Bibelstellen-Angaben. Die Geschichtenauswahl zum Alten Testament ist eher klassisch, die zum Neuen Testament weist auch seltener aufgegriffene Abschnitte auf. Leider fehlen Psalmen und andere poetische Bibeltexte. Die ausdrucksstarken Illustrationen sind überra-schend und gehen teilweise über übliche Kinderbibel- Illus-trationen hinaus. Für Grundschulkinder ausgesprochen ein-ladend zur Auseinandersetzung mit der Bibel!

Borromäus-RezensionFast alle kleinen Mädchen träumen einmal davon, Prinzes-sin zu sein. Nicht so Fibi! Die kleine Prinzessin lebt mit ihrer Mutter, der Königin, zusammen und hat es satt, nicht mit anderen Kindern spielen zu dürfen und rosa Kleider tragen zu müssen. Wie gerne würde sie sich dreckig machen, schlimme Wörter benutzen und vor allem Abenteuer erle-ben! Da kommt ihr ein riesiger Drache, der die Stadt ver-wüstet und das ganze Land in Angst und Schrecken ver-setzt, gerade recht. Da nämlich die vielen Drachentöter das Untier nicht besänftigen können, beschließt Fibi, das Gan-ze selber in die Hand zu nehmen. Mit ihrem Werkzeugka-sten zieht sie mutig in Richtung Drachenhöhle und löst das Problem ganz anders! - Das Buch ist sehr kindgerecht und lebhaft geschrieben, was Erstleser/innen noch besser in die Geschichte hineinversetzt. Zum Text passen die sehr gut gestalteten, witzigen Bilder. Das gebundene, aber schmale Buch ist für Kinder ab 7 Jahren sehr zu empfehlen!

Bertina Henrichs: That‘s all right, Mama. Verlag Hoffmann und Campe217 Seiten; Preis 17,95 €MedienNr.: 308988

Jürgen Holtkamp:Verblöden unsere Kinder? :neue Medien als Heraus-forderung für Eltern.Verlag Butzon & Bercker239 Seiten; Preis 14,90 €MedienNr.: 562821

Borromäus-RezensionNicht zuletzt der Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009 hat zu neuen Diskussionen um den Medienkonsum von Kindern geführt. Jürgen Holtkamp greift die umfang-reiche und für Eltern oft unübersichtliche Thematik in sei-nem Buch sachlich und fundiert auf. Er beginnt zunächst mit einer gesellschaftlichen Analyse um sich dann in über-sichtlich gegliederten Kapiteln mit der ganzen Bandbreite der Medien auseinanderzusetzen. Fernsehen, Handy, Computerspiele – anhand zahlreicher Beispiele beschäf-tigt sich der Autor mit den Vor- und Nachteilen. Dabei nimmt er die oft bei Eltern vorhandenen Ängste in Bezug auf gewisse Medien ernst, zeigt aber andererseits auch deutlich auf, wie unreflektiert und unkontrolliert ein gro-ßer Teil der Gesellschaft sowohl Fernsehen als auch Inter-net benutzt. Ein Anhang mit Fragebogen und Tipps zum Umgang mit dem Fernsehen, besonders für den Laien wichtige Links und ein ausführliches Glossar runden das empfehlenswerte Buch ab.

Auch als Newsletter oder RSS-Newsfeed kostenlos anfordern: www.medienprofile.de

Besondere Empfehlung!

Die Monatstitel der bv.-Besprechungsarbeit

Sabine Rahn:Die Kinderbibel zum Vorlesen. Verlag Ellermann189 Seiten; Preis 19,95 € MedienNr.: 307902

Gudrun Likar:Prinzessin Fibi und der Drache.Verlag Tulipan42 Seiten; Preis 7,95 €MedienNr.: 561680

Erstlesebuch des Monats September

Roman des Monats September Sachbuch des Monats September

Borromäus-RezensionLena Jacobi war in ihrer Jugend ein großer Elvis-Fan. Von der Freiheit und Beschwingtheit des Rock‘n Roll ist im Le-ben der alleinerziehenden Mutter allerdings wenig übrig-geblieben. Die Beziehung zu ihrer Tochter Eva ist nach dem frühen Tod des Vaters kompliziert, Mutter und Toch-ter haben sich mit den Jahren entfremdet. Eva arbeitet als Dozentin in Paris und besucht ihre Mutter nur selten. Dann erleidet ihre Mutter einen Herzinfarkt und stirbt kurz darauf. Beim Aufräumen der Wohnung ihrer Mutter findet Eva ein Flugticket in Elvis‘ Heimatstadt Memphis und beschließt kurzerhand, die Reise ihrer Mutter anzu-treten. Verschiedene Erlebnisse und Begegnungen in Memphis, mit teilweise merkwürdigen Typen, lassen die Lebensgeschichte ihrer Mutter in neuem Licht erscheinen und ermöglichen ihr schließlich, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen. Auch ihr eigenes Leben wird durch die Reise völlig auf den Kopf gestellt. – Henrichs versteht es, Men-schen und Alltagssituationen genau und doch ohne ein Wort zu viel zu beschreiben. Obwohl sie von einem – sehr ungewöhnlichen – Trauerprozess erzählt, ist dabei ein er-frischender und leicht erzählter Roman herausgekommen, dessen Geschichte in ständiger Verbindung mit der be-schwingten Musik Elvis Presleys steht. Empfehlenswert.

4/200944 454/2009Literatur-Praxis Literatur-Praxis

Mord ohne Anklage.Eine Erzählung nach wahren Ereignissen in Kamerun

Philomène Atyame: Mord ohne Anklage. Athena Verlag 167 Seiten; Preis 11,90 € MedienNr.: 562745

von Gabriele von Siegroth-Nellessen

„Es fehlen noch Seiten zu dieser Geschichte, Seiten über alles, was nach einem Mord unternommen werden soll, eine Klage, ein Prozess, ein Urteil. Das sind viele Kapitel, die niemand mehr schreiben wird.“ Diese Sätze stellt Phi-lomène Atyame, die Autorin aus dem afrikanischen Land Kamerun, ans Ende ihres schmalen Buches über die Ge-schichte Abomos.

Die AutorinPhilomène Atyame, 1966 im Osten Kameruns gebo-ren, studierte Germanistik an der Universität der Hauptstadt Jaunde und promovierte 2001 in Hamburg über Wolfgang Koeppen. Sie lehrt Germanistik an der Universität Jaunde und schreibt Prosawerke in deut-scher Sprache. Schon in ihrer Dissertation untersuchte Atyame soziale und politische Konflikte und die Aus-wirkungen machtpolitischer Realitäten. Ein ungesüh-nter Mord ist ihr nun Anlass, den Sitten und Struk-turen in den Dörfern im Dschungel Kameruns nachzu-gehen. Ort, Zeit, Namen und z. T. die Lebensumstände hat sie für die Erzählung geändert, um die Anonymität der Personen zu wahren und sie vor Repressalien zu schützen.

Das GeschehenDer Montag nach Palmsonntag ist ein schwüler Tag im Mai des Jahres 1986. Die Witwe Abomo ruht sich von den anstrengenden Gebeten des Vortags auf ihrem Bambusbett aus. Zu ihr kommt ihre Freundin Katha und berichtet von einem Schuss und einem Schrei, den sie am Morgen gehört hat. Die Söhne beider Frauen sind noch unterwegs, und obwohl Abomo eine natürliche Erklärung zu finden versucht, erschüttert sie Kathas Mitteilung „wie eine Todesnachricht, die sie

unmittelbar betraf“ (11). Abomo ist 36 Jahre alt, seit 2 Jahren verwitwet, und lebt mit ihren beiden Söhnen Esson und Menguele, 20 und 19 Jahre alt, im Dorf der Efek, der Familie ihres Mannes. Die Efek leiten sich alle von einem einzigen Vorfahren her, Bissima, der 1964 gestorben ist: „Trotz ihrer sehr verschiedenen Lebens-verhältnisse vertrugen sich Bissimas Nachfahren in Efek, hielten in guten und schlechten Zeiten zusam-men, da ihre Bräuche es geboten“ (13). Doch dieses Mal scheint es anders zu sein.

Als auch der jüngere Bruder nicht weiß, wo Esson ge-blieben ist, machen sich schließlich zwölf Männer un-ter seiner Führung auf die Suche im dichten Wald – und finden schon bald Essons Haare, abgeschnitten mit seiner Kopfhaut. Ein einziger der Verwandten fehlt, Cousin Nden, aber „keiner wagte es, den Namen des Täters auszusprechen, denn es hätte auch ein an-derer aus dem Dorf sein können“. Abomo hatte mit ihrem Mann Oden 20 Jahre lang eine glückliche Ehe geführt, ihm ewige Treue geschworen und weigert sich, einen der Brüder oder Cousins ihres Mannes zu heira-ten. „Die Kraft und Treue der Liebenden kann einen im-mer wieder überraschen“ (21), kommentiert die Erzäh-lerin. Abomos Söhne unterstützen sie liebevoll. Esson konnte den Ertrag ihrer Felder noch steigern und sogar den Verwandten reichlich abgeben.

Obwohl sie elend und total abgemagert ist, fährt Ab-omo nach der Beerdigung der „Leiche“, d.h. der Haare Essons, zu ihrem Bruder Assom in die Hauptstadt Jaunde. Von ihm, dem einzigen Beamten in der Fami-lie, erhofft sie, dass er etwas gegen die Efek unter-nimmt, ihr zu ihrem Recht verhilft. Doch Assam macht ihr klar, dass hinter dieser Tat wohl der Handel mit Menschenknochen, vielleicht auch mit Menschen-

fleisch steht, dass in diesen Mord somit neben den Efek vermutlich auch „die Großen dieses Landes“ ver-wickelt sind, möglicherweise sogar Polizei und Justiz. Nden habe nur „einen Auftrag durchgeführt, für den man ihm bestimmt eine große Summe Geld verspro-chen hat.“ (62) Assom bittet Abomo, das Dorf zu ver-lassen: Und er empfiehlt ihr das Gebet: "Gott wird dir schon die Kraft geben …" (62).

Abomo bleibt letztlich nichts anderes, als zurück zu ih-ren Eltern zu gehen. Ihr Sohn Menguele liebt seine Mut-ter über alles, verzichtet auf Schule und Lehre bei sei-nem Onkel in der Hauptstadt und begleitet sie. „Es war aus, vorbei“ (71). Fortan lebt Abomo mit ihren bösen Erinnerungen. Nur bei ihrer Freundin Katha würde sie sich gern entschuldigen, weil sie erkennt, dass sie ihr zu Unrecht misstraut hat, aber sie schafft es nicht. Zur see-lischen kommt schließlich die physische Dunkelheit: Zwei Jahre nach ihrer Heimkehr erblindet Abomo.

Worum geht es?„Keine Klage“ ist diese Erzählung, so Philomène Atyame, „lediglich eine Bekanntmachung einer dieser Grausamkeiten, die die Natives im Süden Kameruns zwingt, ihre Heimatdörfer zu verlassen.“ (7) Alle wis-sen um den Sachverhalt, schweigen aber aus unter-schiedlichen Gründen. Die Justiz wird vermutlich noch viele Jahre nicht reagieren, und so „sollten wir zumindest jetzt anfangen, darüber nachzudenken, wie wir jener Landflucht vorbeugen können, die langsam, aber sicher unsere Dörfer zu einer menschenleeren Wildnis macht.“ (7) Schlicht, aber sehr eindringlich erzählt Atyame Ab-omos Geschichte. In Dialogen wird die Situation le-bendig, Kommentare und Erklärungen der Erzählerin, etwa zum Ursprung verschiedener Bräuche oder Ver-haltensweisen, geben Hintergrundinformation.

Mögliche Gesprächsansätze:

Familie und Verwandtschaft spielen eine große Rolle in der kamerunischen Gesellschaft. Dieser Themen-strang zieht sich durch die ganze Erzählung.

Das Schicksal der Frauen in diesem Familiengefüge steht im Vordergrund, ihre Schutzlosigkeit z.B. gegen-über weiteren Heiraten des Mannes, dem Verlassen-

werden oder nach dem Tod des Mannes. Abomo ist den Hass- und Rachegefühlen der Männer der Großfa-milie ausgeliefert. Sie unterstellen ihr den Mord an ih-rem Mann, hätten sie aber allesamt gern selbst als Ne-benfrau, um an das Erbe zu kommen. Da sie sich wei-gert, wird ihr das grausame „Ritual der Witwenschaft“(ein Jahr härtester Prüfungen) auferlegt (18).Oder Katha: Sie kehrt, nach 17jähriger Ehe von ihrem Mann verlassen, mit ihren beiden Söhnen in ihr Hei-matdorf zurück. Als Schwester des Stammeshäuptlings und weil sie eine mutige Frau ist, widersetzt sie sich den strengen Bräuchen, unterstützt z.B. heimlich Abomo (17). Doch auch sie wird zurückgewiesen, als sie von ihrem Bruder die Verfolgung des Mörders fordert (48). Die anderen Frauen des Dorfes haben große Angst, be-greifen aber doch, dass sie alle bedroht sind und zu-sammenhalten müssen. Nicht ewig werden sie „zu dem Mord an Esson schweigen“ (68) - „es ist nur eine Frage der Zeit“ (73). Allmählich entsteht so eine vor-sichtige Solidarität zwischen den Frauen. Zur Ergänzung und Vertiefung bieten sich hier die bei-den Romane der Autorin an, in denen es ebenfalls um Frauenschicksale in Kamerun geht: Abengs Entschei-dung (2002) und Salomos Söhne (2009).

Gesellschaft und Geschichte des Landes Kamerun wer-den indirekt als Hintergrund des Geschehens deutlich. Den undurchschaubaren Machtstrukturen der „Großen“ stehen die Menschen hilflos gegenüber (63ff., 75 u.ö.).

Religion: Die Efek sind offensichtlich Christen, aller-dings auf eigenwillige Weise, so scheinen sich christ-licher Glaube und Vielehe nicht zu widersprechen. Die Frauen suchen Hilfe im Gebet – Abomo ringt angesichts ihres Schicksals mit Gott (66 u.ö.). Religion wird aber auch zur Vertröstung oder gar Rechtfertigung benutzt: „Ein Christ muss immer bereit sein zu verzeihen“ sagt der Häuptling (der sechs Frauen hat) zu seiner Schwe-ster Katha – „Selbst einen Mord?“ - „Alles.“ (49) &

Dr. Gabriele von Siegroth-Nellessen ist Literatur-wissenschaftlerin und Referentin in der Erwachsenen-bildung.

4/200946 474/2009

Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn

Verlag: Borromäusverein,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Postanschrift: Postfach 1267, 53002 Bonn

ISSN 1864-1725; 23. Jahrgang 2009

Preise: Einzelbezugspreis 5,80 Euro,

Jahresabo inkl. Porto/Verpackung 20,- E;

für Katholische öffentliche Büchereien

gelten besondere Bezugsbedingungen

Layout: Bernward Medien GmbH

Druck: Fischer Druck GmbH, Peine

Herstellung: gedruckt auf säurefreiem

und chlorfrei gebleichtem Papier

Redaktionsbeirat:

Dr. Gabriele Dreßing (Speyer)

Carolin Evers (Köln)

Lothar Ganter (Freiburg),

Leoni Heister (Biebesheim),

Sylvia Kijas (Essen)

Horst Patenge (Mainz),

Gotthard Schier (Hildesheim),

Gregor Lamers (Münster)

Dr. Siegmund Schramm (Köln),

Redaktion: Rolf Pitsch (verantwortl.),

Ulrike Fink

Namentlich gekennzeichnete Artikel

geben nicht unbedingt die Meinung

des Herausgebers wieder.

Beilagenhinweis: Einem Teil der

Ausgabe liegen Informationen einzelner

diözesaner Büchereifachstellen bei.

Postanschrift der Redaktion:

Borromäusverein e.V., BiblioTheke,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Telefon 0228-7258-111, Fax 0228-7258-181,

[email protected]

Redaktionsschluss:

1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November

© Borromäusverein e.V. Bonn

Impressum BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Der Internet-Tipp Aachen

Fachstelle für Büchereiarbeit im

Katechetischen Institut

Eupener Str. 132, 52066 Aachen

Tel. 0241-60004-20, -21, -24 , -25

[email protected]

www.fachstelle-aachen.de

Berlin

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Erzbistum Berlin

Niederwallstr. 8–9, 10117 Berlin

Tel. 030-32684540

Fax 030-326847540

[email protected]

www.erzbistumberlin.de

Essen

Medienforum des Bistums Essen

Zwölfling 14, 45127 Essen

Tel. 0201-2204-274, -275, -285

Fax 0201-2204-272

[email protected]

www.bistum-essen.de

Freiburg

Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg,

Re ferat Kirchliches Büchereiwesen

Lands knechtstraße 4, 79102 Freiburg

Tel. 0761-70862-19, -20, -29, -30, -52

Fax 0761-70862-62

[email protected]

www.erzbistum-freiburg.de

Fulda

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Fulda

Paulustor 4, 36037 Fulda

Tel. 0661-87-564

Fax 06 61-87-569

[email protected]

www.bistum-fulda.de

Hildesheim

Fachstelle für kirchliche

Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim

Domhof 24, 31134 Hildesheim

Tel. 05121-307-880, -883

Fax 05121-307-881

buechereiarbeit@bis tum-hildesheim.de

www.bistum-hildesheim.de

Köln

Generalvikariat

Referat Katholische öffentliche Büche reien

Marzellenstraße 32, 50668 Köln

Tel. 0221-1642-1840

Fax 0221-1642-1839

buechereifachstelle@erzbistum -koeln.de

www.erzbistum-koeln.de

Limburg

Fachstelle für Büchereiarbeit

im Bistum Limburg

Bernardusweg 6, 65589 Hadamar

Tel. 06433-887-57, -59, -58, -52

Fax 06433-887-80

[email protected]

www.lesen.bistumlimburg.de

Mainz

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Mainz

Grebenstraße 24–26, 55116 Mainz

Tel. 06131-253-292

Fax 06131-253-408

[email protected]

www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit

Münster

Bischöfliches Generalvikariat,

Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien

Rosenstr. 16, 48143 Münster

Tel. 0251-495-6062

Fax 0251-495-6081

[email protected]

www.bistummuenster.de

Diözesane Büchereifachstel len

Osnabrück

Fachstelle für Katholische

öffentliche Büchereien

in der Diözese Osnabrück

Domhof 12, 49716 Meppen

Tel. 05931-13410

Fax 05931-912146

[email protected] oder

[email protected]

Paderborn

IRUM – Institut für Religionspädagogik

und Medienarbeit im Erzbistum Paderborn

– Büchereifachstelle –

Am Stadelhof 10, 33098 Paderborn

Tel. 05251-125-1916, -1917, -1918

Fax 05251-125-1929

[email protected]

www.irum.de

Rottenburg-Stuttgart

Fachstelle Katholische Büchereiarbeit

in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart

Tel. 0711-9791-2719

Fax 0711-9791-2744

[email protected]

www.fachstelle-medien.de

Speyer

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Bistum Speyer

Petschengasse 14, 67346 Speyer

Tel. 06232-26543

Fax 06232-77357

[email protected]

http://cms.bistum-speyer.de/buechereifachstelle

Trier

Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3:

Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich

Medienkompetenz/Büchereiarbeit

Hinter dem Dom 6, 54290 Trier

Tel. 0651-7105-259

Fax 0651-7105-520

[email protected]

www.bistum-trier.de

Kundenservice:

Martina Ackermann

Corinna Bonk

Melanie Dingler

Klaudia Grunwald

Maria Knieps

Caroline Lamann

Rita Susen

Oliver Kuller

Geschäftsführung

- 127

- 121

-131

- 130

- 200

- 133

- 134

- 200

0228-7258-0

0228-7258-189

[email protected]

www.borromedien.de

0180-50/26776

(12 Cent/pro Min.)

Ansprechpartner der borro medien gmbh

- 111

Zentrale

Fax

E-Mail

Internet

Service-Nr.

„Geh Nazis nicht ins Netz!“Was kann man gegen Cyberbullying tun? Wie reagiert man am besten, wenn man im Internet rassistisch beleidigt wird? Antworten auf diese und andere Fragen gibt die neue Broschüre „Klickt‘s? Geh Nazis nicht ins Netz!“, die von Jugendschutz.net in Kooperation mit der Hes-sischen Landeszentrale für politische Bildung herausgegeben wurde. Die Broschüre richtet sich an 12- bis 15-jährige und soll die Jugend-lichen für Internet-Propaganda von Rechtsex-tremen sensibilisieren. An konkreten Beispielen wird gezeigt, wo die Gefahren im Netz lauern, wie die rechtliche

Lage ist und was der Einzelne tun kann, um sich gegen Rechtsextremis-mus zu wehren. Die Broschüre steht als kostenloser Download auf der Seite: http://jugendschutz.net/materialien/klickts.html oder kann bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (http://www.hlz.tu-darmstadt.de) bestellt werden.jugendschutz.net wurde 1997 von den Jugendministern aller Bundeslän-der gegründet, um jugendschutzrelevante Angebote im Internet (so ge-nannte Telemedien) zu überprüfen und auf die Einhaltung von Jugend-schutzbestimmungen zu drängen. Ziel ist ein vergleichbarer Jugendschutz wie in traditionellen Medien. www.jugendschutz.net

4/200948

www.treffpunkt-bibliothek.de

Bundesweite Bibliothekswoche06. – 13. November 2009

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler

T A U S E N D V E R A N S T A L T U N G E N

I N T A U S E N D B I B L I O T H E K E NIn Kooperation zum Vorlesetag mit GesamtkoordinationSponsoren MedienpartnerHauptpartner

anz_bibliotheke.indd 1 04.09.2009 16:28:56 Uhr