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BID.OP.ED DAS DEBATTENFORUM DES //////////// BERLINER INFORMATIONSDIENSTES NETZPOLITIK AUSGABE 2014 DEBATTENBEITRÄGE INTERNET DER DINGE Das Internet der Dinge

BID.op.ed Netzpolitik 1/2014 - Thema: Internet der Dinge

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Finden Sie hier das Debattenmagazin BID.op.ed zur Netzpolitik zum Thema Internet der Dinge. Weitere Informationen sowie Download unter: www.bid.ag

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BID.OP.EDDAS DEBATTENFORUM DES //////////// BERLINER INFORMATIONSDIENSTES

NETZPOLITIK AUSGABE 2014 DEBATTENBEITRÄGE INTERNET DER DINGE

Das Internet der Dinge

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DAS DEBATTENFORUM „BID.OP.ED“

Zeitungslesern ist das op.ed als der Frei-raum („opposite the editorial page“) für Meinungsartikel bekannt, die nicht aus der Feder der Redaktion stammen. Mit dem BID.op.ed erhalten politische Stake-holder die Gelegenheit, ihren Standpunkt einer politisch interessierten Öffentlich-keit zur Diskussion zu stellen. Im BID.op.ed werden zentrale politische Frage-stellungen aufgegriffen und Positionen aus Politik, Verbänden und Wirtschaft zusammengeführt.

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Liebe Leser,mit unserem Debattenforum BID.op.ed laden wir alle am politischen Entscheidungs-prozess Beteiligten ein, ihre Position zu erläutern – bevor Themen wie das Internet der Dinge auf der öffentlichen Agenda stehen. Ergänzt um Hintergrundinformati-onen zum rechtlichen Rahmen, veröffentlichte Studien und weitere Details bildet dieser Reader eine umfangreiche Informationsbasis, wenn die politische Diskussion ein breiteres Publikum erreicht.

Die Themen, die das BID.op.ed aufgreift, sind selbstverständlich nur ein kleiner Ausschnitt des täglichen politischen Diskurses. Den komplexen politischen Entschei-dungsprozess haben wir mit dem Politikmonitoring des Berliner Informationsdiens-tes, das in Kooperation mit dem Verlag Der Tagesspiegel erscheint, im Blick. Mit unserem Informationsservice reduzieren wir die tägliche Informationsflut auf das Elementare – den politischen Prozess. Damit bieten wir ein intelligentes Monitoring für Politikberatungen, Unternehmen, Verbände, NGOs sowie politische Entschei-dungsträger in den Themenfeldern Energie-, Gesundheits- und Netzpolitik.

Unsere Leser erhalten neben aktuellen Hintergrundinformationen einen Über-blick über relevante Entscheidungen von Bundestag, Bundesrat und Regierung. Gleichzeitig halten wir sie über die Positionen der politischen Akteure und direkten Stakeholder im jeweiligen Politikfeld auf dem Laufenden. Wöchentlich liefern wir detaillierte Informationen über parlamentarische Initiativen, den Stand aktueller Gesetzgebungsprozesse und einen Ausblick auf alle politikfeld-relevanten Termine.

In der Netzpolitik nimmt das Thema „Internet der Dinge“ einen immer höheren Stellenwert ein, denn die Regulierung der Vernetzung der Lebenswelt sowie der Ar-beitsumgebung im Rahmen von Industrie 4.0 wird zunehmend wichtiger. Noch sind nicht alle Teile der Gesellschaft auf die rasante Entwicklung vorbereitet – doch die bislang eher wissenschaftlich geführte Debatte über die Auswirkungen des „Internet of Things“ kommt mittlerweile schon häufiger in der öffentlichen Wahrnehmung an.

Zur Debatte eingeladen haben wir Menschen, die den politischen Prozess mit ih-rer Sachkenntnis begleiten und mitgestalten. Nun möchten wir Sie einladen, sich mit dem „BID.op.ed“-Reader einen Überblick über den Stand der Diskussion zu ver-schaffen und die nächste Debatte mit eigenen Beiträgen zu bereichern.

Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!

Dr. Sandra Busch-Janser Herausgeberin des Berliner Informationsdienstes

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Inhalt

6 Das Internet der Dinge Aylin Ünal, Ressortleiterin Netzpolitik des Berliner Informationsdienstes

8 Unser Weg in die smarte Welt Nadine Schön MdB (CDU/CSU)

10 Wenn Deine Kaffeemaschine Dich für Google ausspioniert Gerold Reichenbach MdB (SPD)

12 Internet der Dinge und Big Data – im Blindflug in die neue Datenflut? Dr. Konstantin von Notz MdB (Bündnis 90/Die Grünen)

14 Ohne soziale Innovationen keine Industrie 4.0 Herbert Behrens MdB (Die Linke)

16 Datenschutz ist kein Spielverderber Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit

17 Innovationstreiber für den Industriestandort der Zukunft Michael Püschner und Veronika Stumpf, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – acatech

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19 Persönliche Daten sind die neue Währung Lena-Sophie Müller, Initiative D21

21 IT-Sicherheit zum Mitmachen! Plädoyer für eine neue Dialogkultur Dr. Michael Littger, Deutschland sicher im Netz

23 Das Internet ist die Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts Wolfgang Dorst, BITKOM

25 Vom Sensor zum Internet der Dinge und Dienste Dr. Stefan Ferber, Bosch Software Innovations

27 Positionspapiere weiterer Stakeholder

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Aylin Ünal, Ressortleiterin Netzpolitik des Berliner Informationsdienstes

Internet der Dinge – so wird die Digita-lisierung und Vernetzung aller Lebens-bereiche genannt. Bereits seit einigen Jahren übersteigt die Anzahl der mit dem Internet verbundenen Dinge die Anzahl der Menschen auf der Erde. Diese „Dinge“ können verschiedene Geräte, aber auch Lebewesen sein, die interagieren und Informationen aus-tauschen.

Die wirtschaftliche Bedeutung

Die Vernetzung findet ihren Einsatz in Produktionsanlagen und der Logistik ebenso wie in Alltagsgegenständen und im medizinischen Bereich. Das be-deutet nicht nur eine riesige Menge an Datenströmen, sondern auch ent-sprechend viel Energiebedarf, um diese Abläufe zu ermöglichen. Für das Jahr 2020 werden 50 Milliarden vernetzte Geräte bzw. Dinge prognostiziert. Ver-nehmbar bereiten die Großkonzerne diese Trendwende vor: Siemens hat kürzlich erklärt, dass neben dem Ener-giegeschäft vor allem die Digitalisie-rung in den Fabriken, genannt Indust-rie 4.0, ein Schwerpunkt der künftigen Aktivitäten sein werde. Laut der „Vision 2020“ soll ein Fokus auf Automatisie-rung und Digitalisierung gelegt und auf die digitale Fabrik und datengetriebene Dienste als künftiges Wachstumsfeld gesetzt werden. Andere Firmen legen einen stärkeren Schwerpunkt auf die Entwicklung des Internets der Dinge, wie etwa Intel, wo nicht nur ein eige-

ner Geschäftsbereich namens Internet of Things Solutions Group eingerichtet, sondern gleich mehrere internationale Forschungslabore für dieses Gebiet er-öffnet wurden.

Herausforderungen für die bestehen-de Regulierung

Mit der Entwicklung des Internets der Dinge ergeben sich allgemeine daten-schutzrelevante Fragestellungen, die bisher nicht spezifisch und ausdrück-lich in einem Gesetz geklärt sind, son-dern deren regulatorische Lösungen auf verschiedene Einrichtungen verteilt sind. Die technischen Entwicklungen unterliegen grundsätzlich keiner staat-lichen Aufsicht. Datenschutzrechtliche Fragen müssen von den Herstellern bzw. Anbietern nach den allgemeinen Bestimmungen mit den zuständigen Datenschutzaufsichtsbehörden erör-tert werden. Die datenschutzrechtliche Kontrolle obliegt den Datenschutzauf-sichtsbehörden.

Kritische Stimmen

Neben Fragen des Schutzes persön-licher Daten ist die Datensicherheit ein wichtiger Faktor und häufiger Kri-tikpunkt. Anfang Januar 2014 wurde bekannt, dass unter Einbindung ver-netzter Haushaltsgeräte und Unterhal-tungselektronik ein Botnet errichtet wurde, welches in den Versand einer großen Anzahl von Spam-Mails verwi-

Aylin Ünal leitet den Bereich Netzpolitik beim Berliner Informationsdienst und beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit den netzpolitischen Debatten von Datenschutz bis Urheberrecht.

EINFÜHRUNG

Das Internet der Dinge

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ckelt war. Angesichts dieser Einzelfälle muss zukünftig eine Balance zwischen Nutzerfreundlichkeit und Datensicher-heit gefunden werden. Für Nutzer soll transparent nachzuvollziehen sein, wer Zugriff auf ihre Daten hat, wo sie gespei-chert werden und wie sie verknüpft sind.

Neben den Sicherheitsaspekten müs-sen angesichts des internationalen Wettbewerbs auch strukturelle Wei-chenstellungen diskutiert werden. Die bestehenden industriellen Strukturen – Produktionsanlagen und ihre Prozes-se – sind auf eine langfristige Nutzung angelegt. Nun mehren sich jedoch die mahnenden Stimmen in der Wirtschaft, Deutschland solle den Anschluss bei der Umsetzung der Industrie 4.0 nicht verpassen und keine allzu zögerliche Haltung an den Tag legen. Die deut-schen Hightech-Unternehmen dürf-ten den Megatrend nicht verschlafen, appellieren die Chefs verschiedener IT-Technologiefirmen an die Industrie. Dabei müsse auch die Nutzerfreund-lichkeit – bisher keine Stärke deutscher Ingenieure – eine größere Rolle spielen, da US-Produkte äußerst nutzerzentriert entwickelt werden.

Entwicklung und Forschung

Es sind noch zahlreiche Fragen offen, insbesondere da noch keine einheitli-chen Standards für die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen den Systemen festgelegt wurden. Um sol-che Standards zu erarbeiten, hat sich im März 2014 das Industrial Internet Consortium zusammengefunden. Das internationale Gremium wurde von AT&T, Cisco, General Electric (GE), IBM und Intel gegründet und zielt auf die Entwicklung von vernetzten Technolo-gien, offenen Standards und Interoper-abilität unterschiedlicher Geräte.

Um den Standort Deutschland zu för-dern, hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesre-gierung das Forschungsprogramm IKT 2020 gestartet, welches im Zeitraum von 2007 bis 2011 Finanzmittel zur IKT-Förderung bereitstellte. Darin spiel-te das Internet der Dinge mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eine entscheidende Rolle.

Im April 2013 hat der Arbeitskreis In-dustrie 4.0 unter der Führung von Prof.

Dr. Henning Kagermann, Präsident der acatech, einen Abschlussbericht vorge-legt, der „Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ gibt. Auch der Bericht zeigt noch einmal die Potenziale für die Wirtschaft, die durch die Vernetzung von Menschen und Gegenständen entstehen und die Gesellschaft nachhaltig verändern. Auf-gabe der Politik ist es nun, diese Ver-änderungen regulatorisch zu begleiten und zu gestalten.

Das Kabinett hat im August 2014 die digitalen Agenda der Bundesregie-rung verabschiedet. Darin findet sich die Formulierung „Internet der Dinge“ nicht, dafür wird das Schlagwort Indus-trie 4.0 mehrmals verwendet. Die ver-netzte Produktion steht bei der Digital-strategie der Regierungskoalition somit im Vordergrund. Durch die intelligente Vernetzung soll „dauerhaftes Wachs-tum und anhaltend hohe Beschäfti-gung“ erreicht werden. Das Potenzial ist groß und wurde erkannt – nun ist es Aufgabe von Gesetzgeber und Wirt-schaft, die Bedenken der Arbeitnehmer und der Datenschützer zu entkräften und das Internet der Dinge gezielt zu fördern und – wo nötig – zu regulieren.

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Nadine Schön MdB (CDU/CSU) Das Internet der Dinge ist keine Zu-kunftsvision mehr, es ist real! Wir woh-nen, fahren oder produzieren bereits „smart“: intelligente Systeme in Kühl-schränken, Autos, Brillen oder Maschi-nen können stetig senden und emp-fangen; Cloud Computing und Big Data helfen dabei, die generierten Daten zu verbinden, zu organisieren und immer weiter zu nutzen. Und diese Entwick-lung steht erst am Anfang. Industrie 4.0 und smart services stecken erst in den Kinderschuhen. Unsere Fabriken werden sich ebenso weiter vernetzen wie unser Alltag, Leben, Arbeiten und Wohnen. Voraussetzung und Bedin-gung dafür ist die eigene Vernetzung: Die Internet-Verbindung ist immer ak-tiviert, wir teilen unseren Standort, un-sere Vorlieben, auch unsere Schwächen mit. Für den einzelnen wie für unsere Gesellschaft wird dies schnell zu einer schwierigen Gratwanderung zwischen nützlicher Hilfestellung und möglichen Gefahren – etwa für unsere kritische Infrastruktur, für unsere Privatsphäre und Entscheidungsfreiheit.

Ich schätze die hohe Innovationskraft, das wirtschaftliche Potential und den Komfort für den Alltag, den wir durch das Internet der Dinge erreichen kön-nen. Zugleich nehme ich die Bedenken wegen der Sicherheit unserer Daten und Systeme sehr ernst. Politik, Wirt-schaft und Gesellschaft haben die ge-meinsame Verantwortung, den Weg für die fortschreitende Digitalisierung

zu ebnen und uns zugleich vor Risi-ken zu schützen. Auf politischer Seite brauchen wir dafür Gesetzesreformen und flankierende Maßnahmen in den sieben zentralen Handlungs feldern, welche die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung vorgibt (Digitale In-frastrukturen; Digitale Wirtschaft und digitales Arbeiten; Innovativer Staat; Digitale Lebenswelten in der Gesell-schaft; Bildung, Forschung, Wissen-schaft, Kultur und Medien; Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirt-schaft; Europäische und internationale Dimension).

Die jetzt vorgelegte „Digitale Agenda 2014-2017“ ist ein klares Bekenntnis dafür, digitale Lebenswelten zu er-schließen und die Wirtschaft zu digita-lisieren, u.a. mit intelligenter und maß-geschneiderter Produktion und Logistik (Industrie 4.0), intelligenten Strom- und Verkehrsnetzen, mit sicheren und da-tenschutzfreundlichen Big-Data- und Cloud-Anwendungen. Voraussetzun-gen dafür sind: Erstens Deutschland flächendeckend mit Hochgeschwindig-keitsnetzen auszustatten; hierfür wird im Herbst 2014 ein Kursbuch vorliegen, das Meilensteine für den Netzausbau setzt. Zweitens Ideen und Innovati-onen in diesem Bereich zu fördern; hierfür soll es einen Modernitätsfonds, ein Wagniskapitalgesetz und weitere Forschungs förderung geben. Die Stär-kung von Gründergeist und jungen Unternehmen wird die deutsche Wirt-

POLITIK

Unser Weg in die smarte Welt

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schaft auch international voranbringen. Drittens müssen Verschlüsselungs- und andere Schutzmechanismen konse-quent eingesetzt werden; deshalb brin-gen wir das erste IT-Sicherheitsgesetz auf den Weg, das Standards setzen wird und die agierenden Unterneh-men und Behörden in Verantwortung nimmt. Zugleich gilt es die Bürgerin-nen und Bürger für bestehende Sicher-heitsrisiken zu sensibilisieren. Viertens setzen wir uns auf europäischer Ebene für eine bessere Vernetzung sowie für gemeinsame Regularien vor allem beim Datenschutz ein, damit die Freiheit und die Persönlichkeitsrechte der Bürgerin-nen und Bürger auch in einer „smarten Welt“ gewahrt werden.

Nur in einem Zusammenspiel all dieser Initiativen und Akteure können wir zum digitalen Wachstumsland Nummer 1 in der Welt werden – und zu dem Land, in dem das Internet der Dinge eine Selbst-verständlichkeit ist.

(veröffentlicht am 21. August 2014)

Die Saarländerin Nadine Schön (31 Jahre, Wahlkreis St. Wendel) ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie ist das junge Gesicht der CDU für Wirtschafts-, Digital-, Familien- und Frauenpolitik. In der vergangenen Wahlperiode war sie Mitglied der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft; jetzt ist sie Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Digitale Agenda.

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Gerold Reichenbach MdB (SPD) Die neue digitale Welt birgt viele Mög-lichkeiten und Vorteile. Mancher sagt sogar, die digitale Revolution werde prägender sein als die industrielle Re-volution. Schließlich gibt es kaum ei-nen Lebensbereich, der nicht von der Digitalisierung durchdrungen wird. Die Wirtschaft, das Privatleben, die gesam-te alltägliche Lebensführung. Aber die Medaille hat zwei Seiten.

Mit der zunehmend vernetzten Welt wächst unsere Abhängigkeit von funk-tionierenden und vertrauenswürdigen IT-Strukturen. Während heute schon in jedem Haushalt vielleicht durchschnitt-lich ein bis zwei Geräte direkt mit dem Internet verbunden sind, wird deren Anzahl in den nächsten Jahren rasant steigen. Es werden nicht mehr nur Computer und Mobiltelefone, sondern auch Alltagsgegenstände wie Kaffee-maschinen, Kühlschränke, Fernseher und Autos mit dem Internet verbun-den und vernetzt sein. Mit neuer und günstigerer Sensorik wird der Bedie-nungskomfort steigen. All diese Gegen-stände werden unsere Bedienungsda-ten erfassen, aber auch Daten, die gar nicht unmittelbar für die Bedienung der Geräte notwendig sind. Die Geräte werden sich untereinander vernetzen und Daten austauschen. Und die Daten werden auf den unterschiedlichsten Plattformen zusammengeführt werden.

Dann kann Google sofort, wenn der Filter deiner Espressomaschine ver-braucht ist, passend und zum richtigen

Zeitpunkt die Werbung eines entspre-chenden Shops auf das Smartphone, mit dem du jetzt die Maschine be-dienst, schicken. Aber Google oder Ap-ple wissen jetzt nicht nur, wann dein Filter verbraucht ist. Sie wissen, wann du Espresso trinkst, ob du Morgen-muffel oder Frühaufsteher bist, wann du Besuch hast, weil du mehr aufgießt als üblich, wann du im Urlaub oder auf Dienstreise bist, weil die Maschi-ne längere Zeit unbenutzt blieb. Und all diese Daten können sie mit all den anderen Daten kombinieren. Z.B. mit den Daten der Fitness Apps, die deinen Trainingszustand mit allen dazugehöri-gen Gesundheitsdaten protokollieren, oder den Meldungen von Wearables, die Puls und Herzschlag oder Zunahme registrieren und dir, aber auch Google und anderen Meldungen über deinen Gesundheitszustand geben, weil auf einmal das smarte T-Shirt enger sitzt.

Eindrucksvoll belegte zuletzt Google, wie wertvoll all unsere Daten für Wirt-schaftsunternehmen sind, indem es sich mehrere Milliarden Dollar kosten ließ, um ein Unternehmen aufzukau-fen, das eigentlich Thermostate und Rauchmelder herstellt.

Die immense Datengier der privaten Unternehmen, die möglichst alles über dich und dein Verhalten wissen wollen, um noch effektiver die Werbung ihrer Kunden platzieren zu können und sich dies von denen gut bezahlen zu lassen, erhält durch den Ausspähskandal durch

POLITIK

Wenn Deine Kaffeemaschine Dich für Google ausspioniert

Gerold Reichenbach (SPD) ist seit 2002 Bundestagsabgeordneter des südhessischen Kreises Groß-Gerau. Er ist Mitglied des Innenausschusses sowie Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des neuen Ausschusses Digitale Agenda. In beiden Ausschüssen ist er u.a. Berichterstatter für die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit.

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ausländische Nachrichtendienste eine zusätzliche Dimension.

Der „NSA Skandal“ – und wir sollten den britischen Geheimdienst nicht vergessen und all die, die laut „haltet den Dieb” gerufen haben, in der Hoffnung, nicht selbst genauer beleuchtet zu werden – hat viele von uns letzten Sommer wach gerüttelt und unser Bewusstsein für un-sere Daten und den Schutz unserer Pri-vatsphäre geschärft. Er ist vor allem des-halb brisant, weil die Nachrichtendienste nicht nur selbst Daten sammeln und überwachen, sondern weil Nachrich-ten- und Sicherheitsdienste wie die NSA teilweise sogar legal auf die immensen Datenmengen zugreifen, die private Un-ternehmen von den Bürgern sammeln, verknüpfen und auswerten. Vor allem international agierende private Wirt-schaftsunternehmen wie Google oder Facebook, Microsoft oder IBM verfügen über eine unfassbare Menge an sensib-len und personenbezogenen Daten. Und natürlich sind Nachrichtendienste sehr daran interessiert, diese für ihre ganz ei-genen Zwecke zu nutzen.

Es reicht nicht, Bürgerinnen und Bürger vor der Übermacht und der Sammel-wut des Staates zu schützen. Sie müs-sen sich auch vor der unkontrollierten ungebremsten Sammelwut privater Un-ternehmen schützen, die Erhebung, Nut-zung und Weitergabe ihrer Daten kont-rollieren und sie auch wieder löschen können. Wenn wir heute vom Schutz der Freiheit und Privatsphäre des Bürgers reden, müssen wir auch über den Per-sönlichkeitsschutz im Verhältnis privater Wirtschaftsunternehmen zum Individu-um sprechen. Es wird eine der zentralen Herausforderungen dieser Legislatur-periode sein, eine Strategie und Regeln zu entwickeln, wie mit den massenhaft vorhandenen, erhobenen und verarbei-teten Daten umgegangen werden soll.

Dabei darf es nicht darum gehen, die technische Entwicklung, die auch im-mense Chancen und Vorteile in sich birgt, in Bausch und Bogen zu verdam-men oder aufhalten zu wollen. Es war nie Art der Sozialdemokratie, Fort-schritt aufhalten zu wollen. Vielmehr geht es darum den Fortschritt so zu gestalten, das er mehr an Entfaltungs-möglichkeiten, Selbstbestimmung und Freiheit für die große Mehrheit der Menschen bringt und nicht nur für ei-nige Wirtschaftsakteure.

Ein erster wichtiger Schritt ist dabei die Verabschiedung einer starken europäi-schen Datenschutz-Grundverordnung, die nicht nur auf in Europa ansässige Un-ternehmen Anwendung findet, sondern auf jedes Unternehmen, das die Daten von in Europa ansässigen Bürgerinnen und Bürgern erhebt und verarbeitet oder weitergibt (Marktortprinzip). Die geplante Datenschutz-Grundverord-nung kann zum einen über Durchset-zungsmechanismen verfügen, denn am Ende einer jeden Datenerhebung, -ver-arbeitung oder -weitergabe durch pri-vate Wirtschaftsunternehmen steht ein in Europa real stattfindender Geschäfts-vorgang (Verkauf, Dienstleitungserbrin-ger oder -nehmer, etc.) oder dessen An-bahnung (Werbung etc.).

Zum anderen kann durch sie erreicht werden, dass auch außereuropäische Dienstleister, die sich an europäische Verbraucherinnen und Verbraucher richten, aber an ihrem Sitz die Daten an die dortigen Dienste herausgeben müs-sen oder sie nicht vor ihnen schützen können, dazu gebracht werden, die Da-tenverarbeitung innerhalb der Grenzen des europäischen Datenschutzrechts vorzunehmen. Dadurch könnte der Konflikt zwischen unterschiedlichen Rechtsanforderungen und Strafen bes-ser vermieden werden. Aber nur wenn

sichergestellt wird, dass die Daten wei-ter unter dem europäischen Rechts-schutz bleiben und nicht aufgrund anderer Abkommen erneut ohne Kon-trolle (Safe Harbour Abkommen) außer Landes gebracht oder unter unzurei-chender Kontrolle (SWIFT-Abkommen, PNR-Abkommen) abgerufen werden können.

Die Integrität informationstechnischer Systeme bei der zunehmenden Vernet-zung auch der Dinge, der Nutzung von „Cloud-Diensten“ aufrecht zu erhalten und zu schützen, wird eine weitere gro-ße Herausforderung darstellen. Und es gibt weitere große Baustellen, bei de-nen nicht „getrödelt“ werden darf. Wir müssen in Europa digitale Souveränität und technologische Kompetenz erhalten und zurückgewinnen. Wir müssen die Sicherheit von IT und kritischen Infra-strukturen stärken und dazu wirksame Schutzmechanismen sowohl auf techno-logischer als auch auf normativer Ebene entwickeln.

Mehr als genug Baustellen, für die der neue Ausschuss Digitale Agenda im Deutschen Bundestag einen wesentli-chen Beitrag zu leisten hat.

(veröffentlicht am 2. Juni 2014)

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Dr. Konstantin von Notz MdB (Bündnis 90/Die Grünen)

Das Agendasetting der IT-Industrie geht weiter, als ob nie etwas passiert wäre. Nach den verbandspolitischen Hypes um Cloud Computing und Smart Mete-ring kommt jetzt – etwas verspätet – er-neut das Internet der Dinge sowie Big Data auf die Tagesordnung. Als ob wir im Juni 2013 nicht einen Meteoriten-einschlag interkontinentalen Ausmaßes erlebt hätten. Obwohl wir nicht mehr arglos sein können angesichts der flä-chendeckenden Kompromittierung und Totalüberwachung der Webinfrastruk-tur durch die Geheimdienste. Ange-sichts der erschreckenden Bereitschaft nicht nur der US-amerikanischen Diens-te, Sicherheitslücken von wem auch immer zu Angriffszwecken auszunutzen und der damit verbundenen mutwilli-gen Inkaufnahme der Gefährdung der Sicherheitsinteressen aller Nutzer des Internet. Von der gezielten massenhaf-ten Ausspähung von Verbrauchern und Unternehmen ganz zu schweigen, bei der nach dem Motto verfahren wird: “Collect it all” und “alles kann gegen Dich verwendet werden”.

Die Aufklärung der Praktiken der Diens-te kommt nicht voran, unter anderem weil sich die Bundesregierung auf-grund eigener Verstrickungen des BND verweigert. Dabei wäre es auch und insbesondere für die Privatwirtschaft von überragender Bedeutung, eine re-alistischere Grundlage hinsichtlich der Bedrohung und der tatsächlichen An-griffsszenarien zu erhalten.

Der größte Überwachungsskandal, den es je gab, traf die europäische Öffentlichkeit zu einem Zeitpunkt, als in Brüssel die Lobbyschlacht um die EU-Datenschutzreform insbesondere der Regelungen für die Wirtschaft an-dauerte. Mehr Datenschutz auch und gerade gegenüber den großen Internet- oligopolisten von Google, Facebook, Microsoft und Co. hatte die EU-Kom-mission sich zum Ziel gesetzt und be-reits 2009 Konsultationen zum Thema abgeschlossen. Bis heute aber haben wir keine weiterentwickelte Gesetzge-bung auf europäischer Ebene. Vielmehr hat der Druck insbesondere auch der IT-Industrie einen solch umfangreichen inhaltlichen Stellungskrieg entfacht, dass die mittlerweile im Rat verlaufen-den Verhandlungen steckengeblieben sind. Die Bundesregierung spielt dabei bis heute eine unrühmliche, weil brem-sende Rolle.

Die Verquickung des staatlichen To-talüberwachungsanspruches mit der Sammelwut der IT-Unternehmen bildet längst eine Zange, in der die grund-rechtlich verbürgten Rechte der Bürger auf Privatheit und Datenschutz drohen zerrieben zu werden. Vor diesem Hin-tergrund sind die Herausforderungen des Internet der Dinge sowie von Big Data zu sehen: ihr innovativer Gehalt, der eigene problemgerechte Rege-lungserfordernisse mit sich bringt, spielt sich in einem krisenhaften rechts-politischen Kontext ab, in dem durch die schwarzgelbe und großkoalitionäre

POLITIK

Internet der Dinge und Big Data – im Blindflug in die neue Datenflut?

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Verweigerungspolitik der zurücklie-genden acht Jahre wertvolle Zeit durch Nichthandeln vergeudet wurde. Heute geht es also regulatorisch weniger um einen Erhalt bestehender Rechtsver-bürgungen, sondern eher um die Wi-derherstellung der Geltung bestimmter Grundrechte und deren Schutzgehalte.

Wie aber könnten effektive Schutzmaß-nahmen aussehen? Für Entwicklungen des Internets der Dinge lag bereits 2001 mit dem von der damaligen Bundesre-gierung in Auftrag gegebenen Gutachten von Garstka/ Pfitzmann/ Roßnagel ein Handlungsvorschlag vor, der auch heu-te noch lesenswert ist. Es enthält Vor-schläge für eine Stärkung praktisch aller typischen Elemente des Datenschutzes, darunter verbesserte Transparenzrege-lungen, mehr Systemdatenschutz (z.B. durch Anonymisierungspflichten), effek-tivere Aufsicht sowie auch die Umstel-lung auf einen mehr präventiven Schutz, indem Datenschutzaspekte bereits im Entwurfs- und Produktionsprozess von Soft- und Hardware Berücksichtigung finden. Speziell für das Internet der Din-ge schlug das Professorengutachten eine deutlichere Unterscheidung zwischen nicht zielgerichtet verarbeiteten perso-nenbezogenen Daten und gezielten Ver-arbeitungen von Personen vor. Freilich haben die letzten Jahre vor allem eine besondere Gefährdung des Persönlich-keitsrechtsschutzes hervortreten lassen, nämlich die allumfassende Vernetzung von IT und damit die weite Verfügbar-machung von Daten und Informatio-nen. Das Bundesverfassungsgericht hat die Vernetzung zum Anlass genommen, gleich ein neues Grundrecht aus der Taufe zu heben, das Grundrecht auf In-tegrität und Vertraulichkeit informati-onstechnischer Systeme. Weitreichende Schutzpflichten betreffen danach auch die zu gewährleistende Datensicherheit.

Big Data verweist auf einen weiteren Risikoaspekt, und zwar auf überindi-viduelle Folgen: die auf der Grundla-ge von wissenschaftlich fragwürdigen statistischen Annahmen erfolgende Modifizierung von Informationen: aus der Analyse von Datenmassen soll neues Wissen über Zusammenhänge zwischen dem Verhalten von Personen und Personengruppen generiert wer-den. Als besondere Herausforderung steht die potentiell gleich ganze Bevöl-kerungsteile betreffende diskriminie-rende Bewertung, z.B. von bestimmten Wohnorten hinsichtlich ihrer Kaufkraft und Kreditwürdigkeit. Kann es sich die Gesellschaft leisten, rechnerisch ermit-telte Zusammenhänge und Unterschie-de für diese Form der Diskriminierung ganzer Gruppen zu nutzen?

Die aufgeworfenen Einzelfragen brau-chen zunächst eine klare Regelung des Gesamtrahmens: ohne eine ambitio-nierte EU-Datenschutzreform würde jedes konkretere Schutzkonzept am Ende leerlaufen. Gleiches gilt für die Infragestellung der Privatheit als auch der IT-Sicherheit in Kommunikations-strukturen durch die Geheimdienste. Wir müssen den aktuellen Überwa-chungsskandal soweit als möglich auf-klären und konkrete Handlungsemp-fehlungen formulieren. Dafür steht insbesondere der 1. Untersuchungs-ausschuss als Gremium zur Verfügung. Erkennbar wird damit insgesamt, dass die dringend notwendige Reform der Datenschutzregelungen angesichts der gegenläufigen Interessenlagen eine wahre Herkulesaufgabe darstellt. Sie wird voraussichtlich nur durch die kon-sequente Unterstützung breiter Teile der Zivilgesellschaft realisiert werden können.

(veröffentlicht am 13. Juni 2014)

Dr. Konstantin von Notz ist netzpolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Er ist Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda, im Innenausschuss und im 1. Untersuchungsausschuss (NSA).

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Herbert Behrens MdB (Die Linke) Internet der Dinge, Smart Services und Industrie 4.0 werden als Synonyme der Lebenswelt von Morgen verstanden. Große ökonomische Erwartungen wer-den verbunden mit ökologischen Vor-zügen einer durch weniger materielles Wachstum geprägten smarten Vernet-zung sämtlicher Lebens- und Arbeits-bereiche. Steht eine „vierte industrielle Revolution“ nach der Mechanisierung, der Automatisierung und der Digitali-sierung der Produktionsweise bevor? Oder ist es doch eher eine Evolution?

Ich wende mich nicht zuletzt aufgrund meiner berufsbiografischen Erfahrun-gen aus der Druckindustrie, die mich von der Gutenberg-Ära in das digitale Druckzeitalter katapulierte, den an-stehenden Fragen gelassener zu. Viel-leicht kann das dazu beitragen, Fehler zu vermeiden, die in der Vergangenheit dadurch entstanden sind, dass den technischen Fortschritt vermeintlich behindernde Regulierungen beseitigt oder gar nicht erst aufgerufen worden sind. Der immer noch völlig unzeitge-mäße Beschäftigten-Datenschutz ge-hört zum Beispiel dazu.

Die mit dem Begriff Industrie 4.0 ver-bundenen Veränderungen der Produk-tion und der Dienstleistungen bedeuten keine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Organisation der Pro-duktionsweise. Und auch wenn einzelne Gesetze an Anwendbarkeit einbüßen, so wird trotzdem die Zielrichtung ge-setzlicher Rahmenbedingungen weiter

Bestand haben. Als Beispiel möchte ich hier den Datenschutz anführen: Obwohl vor einigen Jahren einige darüber disku-tierten, ob sich denn der Datenschutz nicht schon überlebt hätte (Stichwort: Post-Privacy), gibt es weiterhin einen gesellschaftlichen Konsens für den Da-tenschutz. Nicht zuletzt vor dem Hin-tergrund des Big Bang in der internati-onalen Datensicherheit steht der Schutz privater und betrieblicher Daten stärker im Fokus denn je. Der Datenschutz und dessen vollständige Durchsetzbarkeit sind gegenüber den technologischen Aspekten von mindestens gleichrangiger Bedeutung für die weitere Entwicklung einer vernetzten Produktion, von Smart Services und dem Internet der Dinge.

Industrie 4.0 bedeutet vor allem für die Unternehmen erhebliche wirtschaftli-che Perspektiven. Durch flexible Produk-tion, nahezu in Echtzeit, entwickeln sich neue Einsparpotentiale und ein Sprung im Produktivitätsfortschritt. Neue B2B-Modelle sind denkbar, wie auch die Integration der Kunden in den Produkti-onsprozess. In welcher Weise kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an dieser Entwicklung teilhaben werden, bleibt ei-ne spannende Frage. Denn die Möglich-keiten einer vernetzten Produktion set-zen einen Automatisierungsgrad voraus, der in diesem Sektor oft nur von Spezi-alunternehmen geboten werden kann.

Und dann wäre da noch die „lebendi-ge Arbeit“ im Produktionsprozess. Sie soll durch neue Produktionsverfahren

POLITIK

Ohne soziale Innovationen keine Industrie 4.0

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weitgehend zurückgedrängt und auf die Überwachung der Prozesse redu-ziert werden. Die Erfahrungen aus der Automatisierungsphase der industriel-len Produktion zeigen, dass neue Ar-beitsformen nur dann auch im Unter-nehmenssinne erfolgreich eingesetzt werden können, wenn die Beschäftig-ten nicht als unvermeidbare Restgröße verstanden werden.

Die sehr weit gehende Integration des Kunden in den Produktionsprozess ist in der gegenwärtigen Arbeitswelt ver-breitet – unabhängig davon, ob in der materiellen Produktion oder in den Dienstleistungsbereichen. Die Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer bilden dort eine entscheidende Schnittstelle. In der Debatte über Industrie 4.0 als neuen Innovationszyklus nimmt dieser Aspekt einen unzureichenden Stellen-wert ein. „Hier entsteht ein global ver-fügbarer Informationsraum, eine neu-artige soziale Handlungsebene“, sagt der Industriesoziologe Andreas Boes. Die sozialen Innovationen sind gleich-berechtigt am Erfolg neuer technolo-gischer Entwicklungen zu beteiligen, oder es wird diesen Erfolg nicht geben.

Wenn wir hier Fragen der gesetzge-berischen Handlungserfordernisse diskutieren, dann sind wie beschrie-ben auch Fragen der Sozialpolitik, des Arbeitsrechts und der Gestaltung der betrieblichen Mitbestimmung aufzuru-fen. Industrie 4.0 und das so genannte

Normalarbeitsverhältnis schließen sich nicht aus. Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer sind Träger reichen Erfah-rungswissens, die als Menschen wahr-genommen werden müssen, wenn sie ihren Beitrag zum Produktivitätsfort-schritt leisten sollen.

Industrie 4.0 darf nicht bedeuten, einen Taylorismus in modernem Gewand ein-zuführen. Die automatisierte Vermes-sung und Beurteilung des Menschen als Arbeitseinheit ist trotz Skill-Daten-banken nicht nur technisch schwierig, sie ist unwürdig und abstrahiert den Menschen von seiner Arbeit. Und das führt nicht zuletzt zu gesellschaftlich relevanten negativen Folgen wie nervli-cher und körperlicher Auszehrung.

Als Gesellschaft müssen wir uns eben-falls die Frage stellen, wie denn mit dem Ertrag des erwarteten Produkti-vitätsfortschritts umgegangen werden soll. Ich plädiere für eine starke Betei-ligung der unmittelbaren Akteure in Form radikaler Arbeitszeitverkürzung, Steigerung des Lohnniveaus und einer Umverteilung von Wohlstand.

Erst am Ende dieses Prozesses werden wir ex post sozusagen die Frage beant-worten können, ob Industrie 4.0 eher eine Evolution oder doch eine Revolu-tion gewesen ist.

(veröffentlicht am 20. Juni 2014)

Der Bundestagsabgeordnete Herbert Behrens hat 1970 eine Lehre als Schriftsetzer absolviert und bis 1995 mit einigen wenigen Unterbrechungen im erlernten Beruf gearbeitet. 1995 begann er als selbstständiger Journalist zu arbeiten, bis er 2002 ein sozialwissenschaftliches Studium abschloss und mit der hauptamtlichen Tätigkeit als Gewerkschaftssekretär im Bereich Medien, Kunst und Industrie begann. 2009 wurde er für Die Linke in den Bundestag gewählt und schaffte auch den Wiedereinzug im letzten Jahr. Für seine Fraktion ist er Obmann im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda. Er ist Sprecher für Digitale Infrastruktur.

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Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit

Das Internet der Dinge ist eine der größ-ten Herausforderungen der Zukunft. Nicht ausschließlich, aber insbesonde-re für den Datenschutz. Und genau wie es beim „Daten“schutz nicht um den Schutz von Daten, sondern um das in-formationelle Selbstbestimmungsrecht des Menschen geht, steht auch beim Internet der Dinge der Mensch im Mit-telpunkt.

Das Internet der Dinge verspricht uns Bequemlichkeit, wenn der W-LAN Dru-cker rechtzeitig und selbständig neue Tinte ordert, bevor sie zur Neige geht, oder wenn uns unser Kühlschrank da-ran erinnert, dass das Mindesthaltbar-keitsdatum der Milch in zwei Tagen abläuft. Es verspricht die Schonung von Ressourcen, wenn wir mit Hilfe des intelligenten Stromzählers unseren Verbrauch analysieren und steuern. Es verspricht uns Sicherheit, wenn Alarm-anlagen oder Rauchmelder gefährliche Situationen unmittelbar an Feuerwehr und Polizei melden oder wenn Weara-bles unsere Fitness- oder Gesundheits-daten nicht nur für uns jederzeit selbst kontrollierbar machen, sondern die vielleicht sogar eigenständig den Arzt rufen, falls es notwendig erscheint. Die Versprechen von Sicherheit, Öko-nomie und Bequemlichkeit sind starke Argumente, gegen die sich Bedenken des Datenschutzes oftmals schwer tun. Dabei würde doch auch niemand ei-

nem Fremden den Schlüssel für seine Wohnung geben, nur weil dieser ver-spricht einzukaufen oder aufzuräumen. Warum fällt es offenbar so viel leich-ter, Unbekannten den elektronischen Zugang zu Daten zu ermöglichen, die ebenso viel wenn nicht mehr über uns aussagen, wie der Blick in unser Schlaf-zimmer?

Vielleicht sind es jedoch nicht in erster Linie die scheinbar vernünftigen Grün-de, die uns dazu bewegen, Technologi-en zu vertrauen, die wir nicht wirklich durchschauen und deren Folgen und Nebenwirkungen wir nicht abschätzen können. Die größten „Gegner“ des Da-tenschutzes sind die Faszination des Machbaren und der Zwang, doch dabei sein zu müssen. In besonderer Weise trifft dies Jugendliche und junge Er-wachsene. Den leider oft sperrigen und nüchternen Argumenten der Daten-schützer stehen hier die schillernden Verheißungen von Modernität gegen-über. Sie werden von einer Branche ge-macht, die den Datenschutz oft genug wie einen Spielverderber aussehen lässt. Nicht nur der gesetzliche Ord-nungsrahmen im Zeitalter des Internets der Dinge ist die wahre Herausforde-rung. Die Vorzüge des Datenschutzes zum Wettbewerbsfaktor zu entwickeln, bedarf unser aller Anstrengung.

(veröffentlicht am 11. Juli 2014)

POLITIK

Datenschutz ist kein Spielverderber

Andrea Voßhoff ist seit Februar 2014 Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Sie ist Juristin und war von 1998 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU/CSU-Fraktion und ordentliches Mitglied im Rechtsausschuss.

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Michael Püschner und Veronika Stumpf, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – acatech

Die Digitalisierung ist der Innovations-treiber in allen Bedarfsfeldern. Zuneh-mend werden Produkte, Prozesse und Dienstleistungen digital veredelt und anschlussfähig. Wirtschaft und Gesell-schaft stehen damit vor einem Wen-depunkt mit disruptiven Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und Innovatio-nen, auf Konsum- und Arbeitsformen.

Im Internet der Dinge sind Objekte, wie Autos und Haushaltsgeräte, miteinan-der vernetzt, sie kommunizieren und interagieren untereinander und mit ih-ren Besitzern und reagieren eigenstän-dig auf ihr Umfeld. Sie stellen so eine Verbindung zwischen der physischen und der virtuellen Welt der Daten her. Für die Zukunft der Produktion, die derzeit unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ diskutiert wird, bedeutet dies, dass Maschinen ihre Betriebsfunktionen selbstständig überwachen und Fern-wartung möglich wird. Erwartet werden außerdem deutliche Effizienzsteigerun-gen beim Ressourcen- und Energiever-brauch, so wie die Möglichkeit indivi-dualisierte Produkte zum Preis eines Massenprodukts herzustellen.

Ein Weckruf an die Industrie

Gleichzeitig erheben die in der Indust-rie 4.0 entstehenden smarten Produkte eine Vielzahl von Daten. Intelligent und in Echtzeit analysiert und verknüpft, bil-den diese Smart Data die Grundlage für neue Dienste und innovative Geschäfts-modelle. Dabei findet in der Wirtschaft

derzeit ein Paradigmenwechsel statt: Nicht mehr der einzelne Hersteller und Anbieter mit seinen Produkten und Services steht im Mittelpunkt, sondern der Kunde in seiner jeweiligen Rolle als Nutzer, Patient, Mitarbeiter oder Reisender. Dieser erwartet künftig je-derzeit die bedarfsgerechte und situati-onsspezifische Bereitstellung von indi-viduellen Produkt-Service-Paketen.

Dieser Wandel verändert auch die Ar-beitsteilung zwischen Produzenten, Zulieferern und Dienstleistern: Schon heute dringen Internetunternehmen in klassische Branchen vor. Mit den neuen digitalen Geschäftsmodellen in der Smart Service Welt verschieben sich bestehende Kontrollpunkte und neue entstehen, nämlich in Form von Plattformen. Werden diese von Inter-mediären besetzt, die sowohl über die Daten als auch den Kundenzugang verfügen, könnten klassische Herstel-ler und Anbieter intelligenter Produkte und Dienste vom Leitanbieter zum aus-tauschbaren Zulieferer degradiert wer-den. Unternehmen müssen sich daher darauf einstellen, künftig zunehmend über Branchen- und Sektorengrenzen hinweg zu kooperieren.

Dafür braucht es die digitale Verede-lung der Objekte. Das Internet der Din-ge wird essentiell für Unternehmen, die Wertschöpfung sich jedoch zunehmend im Internet der Daten und Dienste ent-wickeln. Die Entwicklung von Smarten Services wird für die deutsche Indust-

WISSENSCHAFT

Innovationstreiber für den Industriestandort der Zukunft

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rie und damit für die deutsche Volks-wirtschaft wettbewerbsentscheidend: Smarte Produkte werden zu Plattfor-men für innovative Dienste und Ge-schäftsmodelle. Das bietet für Deutsch-land mit seinem starken industriellen Kern große Chancen.

Herausforderungen

Die Digitalisierung eröffnet große Chan-cen für Wirtschaft und jeden Einzelnen, geht jedoch auch mit Herausforderun-gen einher, welche die Gesellschaft in ihrer Breite betreffen. Die zunehmende Entwicklung des Internets zu einem so-ziotechnischen System sollte durch ei-nen breiten gesellschaftlichen Diskurs getragen werden, in dem u.a. folgende Fragen adressiert werden müssen:

• Wie finden wir die richtige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit? Zwischen Komfort und Privatheit?

• Wem gehören die automatisch er-hobenen Daten eigentlich?

• Wie kann sichergestellt werden, dass der Einzelne weiterhin (da-ten-)souverän bleibt?

• Wie und von wem sollte Inter-net-Governance künftig gestaltet werden?

Eine digitale Agenda

acatech – Deutsche Akademie der Tech-nikwissenschaften hat dies zum Anlass genommen und einen Arbeitskreis ein-gerichtet, der eine Vision für die kom-mende Smart Service Welt erarbeitet hat. Erste Umsetzungsempfehlungen dazu wurden auf der diesjährigen Ce-BIT Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben.

Für die 150 Arbeitskreismitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Ge-sellschaft ist klar, dass Deutschland dringend die digitalen Infrastrukturen benötigt, um wettbewerbsfähig zu blei-ben. Der Ausbau der Breitbandnetze ist dabei eine notwendige, aber keine hin-reichende Voraussetzung. Vielmehr ist die Realisierung des Internets der Din-ge, Daten und Dienste, mit den dazu-gehörigen Plattformen und benötigten Basistechnologien, unabdingbar.

Während die Wirtschaft beim Aufbau der erforderlichen Plattformen und den zugehörigen digitalen Ökosystemen gefordert ist, obliegt es der Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa europaweit einheitliche Regelungen zum Datenschutz. Auch der benötigte gesellschaftliche Diskurs soll-te durch alle beteiligten Akteure weiter angeregt werden. Damit Deutschland die Chancen der Digitalisierung nutzen und gestalten kann.

(veröffentlicht am 7. Juni 2014)

Veronika Stumpf ist Wissenschaftliche Referentin im Bereich Technologie bei acatech

Michael Püschner ist Referent des Präsidenten Henning Kagermann bei acatech

acatech vertritt die deutschen Technikwissenschaften im In- und Ausland in selbstbestimmter, unabhängiger und gemeinwohlorientierter Weise. Als Arbeitsakademie berät acatech Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen. Darüber hinaus hat es sich acatech zum Ziel gesetzt, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu unterstützen und den technikwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Zu den Mitgliedern der Akademie zählen herausragende Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. acatech finanziert sich durch eine institutionelle Förderung von Bund und Ländern sowie durch Spenden und projektbezogene Drittmittel.

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Lena-Sophie Müller, Initiative D21 Online erhalten wir schon jetzt per-manent Anreize persönliche Informa-tionen abzugeben, beispielsweise auf Social Media Plattformen wie Xing, Lin-kedIn oder Facebook. Aber auch beim Online-Einkauf geben wir viel von uns preis, meist ohne lange darüber nach-zudenken.

Mit dem Internet der Dinge wird es eine ganz neue Dimension im Bereich Datenerhebung und -erfassung ge-ben. Vernetzte Autos, Kühlschränke, Zahnbürsten und sogenannte Wearab-les (z.B. intelligente Sportarmbänder) werden unseren Alltag bald lückenlos tracken, ohne dass wir explizit gefragt werden. Hier liegen riesige Innovati-onschancen für Wohlstand, Gesundheit und Bildung, aber wir müssen uns auch darüber im Klaren sein: das Internet der Dinge ist kommerzialisiert und un-sere persönlichen Daten sind die Wäh-rung der neuen digitalen Welt.

Währungen ändern sich im Laufe der Geschichte, von Goldmünzen zu Papier- und „Plastikgeld“. Diese Entwicklung muss per se also nichts Schlechtes sein. Wir müssen aber lernen, mit dieser Währung souverän umzugehen und ein Gefühl dafür entwickeln, wieviel unsere privaten Informationen eigentlich wert sind. Nur so können wir von dem Inter-net der Dinge profitieren. Wie wert-voll persönliche Daten – wie Wohnort, Karriere und Lebensweise – sind, sieht man an den exorbitanten Preisen, die für Internetunternehmen bezahlt wer-

den. Wir benötigen also ein neues Wer-tebewusstsein für den Umgang mit die-ser neuen Informationsökonomie.

Um zu entscheiden, wem wir unsere wertvollen Daten preisgeben, müssen wir genau wissen, was damit getan wird. Wenn wir das nicht können, müs-sen wir darauf vertrauen können, dass sie nicht zu unserem Schaden oder zum Schaden anderer verwendet werden.

Wir brauchen also neue Regeln für den Umgang mit privaten Informatio-nen, um der nächsten Generation den Zugang zu diesen Chancen geben zu können und wir brauchen einen zeit-gemäßen Datenschutz, der maximalen Schutz gewährleistet, ohne aber Inno-vationen auszubremsen.

Die Initiative D21 begleitet die Ent-wicklung der digitalen Gesellschaft mittlerweile seit 15 Jahren. Denn viele Menschen fühlen sich vom schnellen technologischen Fortschritt überfor-dert. Ziel muss es doch aber sein, dass sich alle Bürger souverän und reflek-tiert in der digitalen Welt bewegen und mit den neuen Technologien umgehen können. Zukünftig bedeutet das auch: souverän mit der neuen Daten-Wäh-rung umgehen zu können.

Innovationen im Schulunterricht

Besonders wichtig sind in diesem Pro-zess natürlich Kinder und Jugendliche. Digitale Kompetenzen werden über

VERBÄNDE

Persönliche Daten sind die neue Währung

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kurz oder lang auch an der Schule ver-mittelt werden und das Internet der Dinge hat das Potential den Schulun-terricht zu revolutionieren.

Denkbar sind Innovationen, wie bei-spielsweise Geschichtsunterricht mit Datenbrillen, Sportunterricht mit intel-ligenten Wearables (z.B. Armbändern), die Team-Erfolge sofort visualisieren, Plattformen, auf denen verschiedene Schüler und Lehrer gemeinsam an Prä-sentationen oder anderen Projekten arbeiten. All das motiviert und schult die Kinder im Umgang mit modernen Technologien – und mit Daten.

Zeitgemäßer Schutz für digitale Infor-mationen

Gerade wenn es um unsere Kinder geht, dürfen die Chancen der Digitalisierung aber erst erschlossen werden, wenn wir auch die Risiken einschätzen und mit ihnen umgehen können. Im Moment ist die Verwendung von Wearables und verschiedenen Web-Diensten für den Schulunterricht deshalb noch tabu. Ein zeitgemäßer Datenschutz kann hier ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Als gemeinnütziger Verein setzt die Ini-tiative D21 sich dafür ein, die Entschei-der und Interessengruppen aus Politik und Wirtschaft zusammen zu bringen, um den Diskurs über die gesellschaft-lichen Implikationen aufgrund der Di-gitalisierung zu starten, zu führen und qualitativ zu verbessern. Wir stehen an einem gesellschaftlich-technologischen Wendepunkt – aber wir werden als Ge-sellschaft lernen, umsichtig und souve-rän mit unseren persönlichen Daten – der neuen Währung – umzugehen.

(veröffentlicht am 26. Juni 2014)

Die Initiative D21 ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Sie ist Deutschlands größte Partnerschaft von Politik und Wirtschaft für die Informationsgesellschaft. Annähernd 200 Mitgliedsunternehmen und -organisationen aller Branchen sowie politische Partner von Bund und Ländern bringen gemeinsam in diesem Netzwerk praxisnahe Non-Profit-Projekte voran, alle mit engem Bezug zu Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Initiative D21 wurde 1999 mit der Aufgabe gegründet, die digitale Spaltung in Deutschland zu verhindern.

Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins Initiative D21 e.V.

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Dr. Michael Littger, DsiN – Deutschland sicher im Netz e.V.

Die Zukunft steht fest: Menschen, Ge-genstände, Dienste – alles wird ver-netzt! Ein Auto bleibt zwar ein Auto, ein Kühlschrank ein Kühlschrank; doch eigentlich transformieren sie zum Kno-tenpunkt im Internet. Diesen Wandel müssen wir erklären, einfach, verständ-lich, zum Mitmachen.

Wenn Unternehmen ihre Produktion ändern und mit ihr die Organisation, leuchtet ein, dass die Beteiligten „ab-geholt“ werden müssen. Was aber, wenn eine ganze Gesellschaft vor dem Umbruch steht, wer gibt Orientierung, wenn Bürger und Unternehmen den di-gitalen Durchblick verlieren?

Faktor 1: Jeder tut, was er am besten kann

Wie kann die digitale Aufklärung für ein ganzes Land organisiert werden? Die ver-meintlich einfachste Grundregel lautet: Jeder tut, was er am besten kann. Im Kontext von Sicherheit und Vertrauen ist das auch die klare Botschaft der Digitalen Agenda der Bundesregierung, danach

• erhöht die Wirtschaft die Sicher-heit der Anwender im Netz, in dem sie vertrauenswürdige sowie si-chere Hard- und Softwareprodukte entwickelt;

• erschließen Wissenschaft, Bildung und Forschung neue Themenfelder und begleiten technologische Ent-wicklungen;

• schafft der Staat die notwendigen Leitplanken für eine Entwicklung zu mehr IT-Sicherheit, um jeden Einzelnen und die Gesamtheit vor Angriffen zu schützen;

• leisten Bürgerinnen und Bürger so-wie auch Unternehmen einen eige-nen Beitrag zu IT-Sicherheit durch umsichtiges Verhalten im Netz.

Für den sicheren Umgang mit IKT ist ei-ne gelungene Aufgabenverteilung von kritischer Bedeutung. Es geht darum, dass der Staat durch klug gesetzte Leit-planken notwendige Impulse bewirken kann; die Wirtschaft die Entwicklung sicherer IT-Angebote vorantreibt und IT-Anwender für einen umsichtigen Umgang mit digitalen Diensten ge-schult und sensibilisiert werden.

Faktor 2: Dialog und Zusammenarbeit stärken

Doch jedes Engagement weist Grenzen auf: Aufklärungsbemühen zur IT-Si-cherheit geraten ins Stocken, wenn die Schutzmaßnahmen zu kompliziert wer-den oder die Empfänger per se nicht für sicheres Verhalten aufgeschlossen sind. In gleichem Maße laufen technische Entwicklungen zur IT-Sicherheit ins Lee-re, wenn der Mehrwert an Sicherheit gar nicht erst nachgefragt wird.

Ein zweiter Erfolgsfaktor ist also ent-scheidend: der Dialog zwischen den Akteuren. Erst die Verflechtung von

VERBÄNDE

IT-Sicherheit zum Mitmachen! Plädoyer für eine neue Dialogkultur

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Aufklärungsmaßnahmen, technischen Entwicklungen und auch politischer Maßgaben bildet ein belastbares Netz für eine nachhaltige IT-Sicherheit. Die Digitale Agenda sowie auch die High-tech-Strategie der Bundesregierung setzen daher zu Recht auf eine verstärk-te Zusammenarbeit untereinander.

Für Deutschland sicher im Netz e.V. ist die Förderung des Dialogs schon in den Gründungsstatuten verankert; in der tägliche Arbeit erfahren wir die Chan-cen, aber auch die Grenzen der Auf-klärungsarbeit und wissen daher vom Nutzen eines regen Austauschs zwi-schen den Akteuren – und praktizieren ihn auch.

Faktor 3: Gemeinsam für mehr IT-Sicherheit

Die Rolle von DsiN ist die Aufklärung und Sensibilisierung von Bürgern und Unternehmen für IT-Sicherheit; kon-kret, praktikabel und vor Ort. Die Stär-

kung dieser Aufgaben durch die Digitale Agenda ist für DsiN Bestätigung, Moti-vation und Verantwortung zugleich, um noch stärker für einen souveränen Umgang mit der digitalen Welt einzu-treten.

Dazu startet DsiN in diesem Jahr neue Initiativen, die von Jugendlichen über Berufsschüler bis zu Senioren eine ech-te Vernetzung für Sicherheitswissen vorsehen. Auch kleinste, kleine und mittlere Unternehmen möchten wir durch die Verbreitung von IT-Sicher-heitstests konkret unterstützen.

Gelingen kann das umso besser, je stär-ker die Akteure ihre Kräfte bündeln und in einen lebhaften Dialog untereinan-der treten. Mit DsiN stehen wir bereit, in diesem gemeinschaftlichen Dialog mitzuwirken.

(veröffentlicht am 16. September2014)

Die Mission von DsiN ist, das Sicherheitsbewusstsein von Verbrauchern im Internet durch konkrete Hilfestellungen zu verbessern – im Verbund mit Unternehmen, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen. Dafür bieten wir praktische Anleitungen und Orientierungshilfen, beispielsweise mit der Passwort-Wechsel-App für Verbraucher und dem Cloud-Scout für Unternehmen.Gegründet wurde DsiN als gemeinnütziger Verein im Nationalen IT-Gipfelprozess der Bundesregierung und steht seit 2007 unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums.

Dr. Michael Littger, Geschäftsführer DsiN – Deutschland sicher im Netz e.V.

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Wolfgang Dorst, BITKOM Für das bessere Verständnis der Zukunft zunächst ein kurzer Blick in die Vergan-genheit: Die erste industrielle Revolu-tion war die Einführung mechanischer Produktionsanlagen Ende des 18. Jahr-hunderts. Die zweite begann mit der ar-beitsteiligen Massenproduktion mit Hil-fe elektrischer Energie am Ende des 19. Jahrhunderts, woraufhin die dritte mit dem Einsatz numerischer Steuerung und IT zur weiteren Automatisierung ab den 1960er Jahren folgte. Nun steht der industrielle Sektor vor einem erneuten Umbruch: IT und Kommunikationstech-nologie vernetzen die Produktion und das industrielle Umfeld in völlig neuer Form. Die klassische Wertschöpfungs-kette vom Rohstoff über die Entwick-lung, die Produktion und Logistik bis hin zur Nutzung beim Endkunden wird zu einem Wertschöpfungsnetz. Die Zie-le sind Flexibilisierung und neue Markt-chancen für Produkte durch ergänzen-de Dienstleistungen. Technologien, Produktivität und Arbeitsorganisation werden revolutioniert. Nur so können kürzere Produktzyklen sowie steigende Produktvarianten mit kleinen Losgrö-ßen bis hin zum Unikat wirtschaftlich bewältigt werden. Zukünftig entsteht ein Internet, das die Dinge untereinan-der und den Menschen verbindet. Das Internet ist die Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts.

Die volkswirtschaftlichen Effekte von Industrie 4.0 entstehen vor allem in fünf Technologiefeldern. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von BITKOM

und dem Fraunhofer-Institut für Ar-beitswirtschaft und Organisation. Die Basis für die intelligente Vernetzung der bislang passiven Objekte bilden die sogenannten Embedded Systems, also Software, Mikrocontroller, Kommuni-kationssystem zusammen mit Senso-ren und Aktoren. Die nun intelligenten Objekte können jederzeit Daten über ihren Zustand sowie die Umgebung erfassen. Sie vernetzen sich über das Internet und interagieren mit Maschi-nen, Menschen, ITK-Systemen (Infor-mations- und Telekommunikations-technologie) und anderen Objekten zu einem cyber-physischen System. Das geschieht über Schnittstellen und defi-nierte Protokolle. Solche cyber-physika-lischen Systeme wiederum sind die Ba-sis für die auf der Hannover Messe viel beschriebene Smart Factory, die intel-ligente Fabrik der Zukunft. Es entsteht ein soziales Netzwerk aus intelligenten Maschinen, Objekten und Mitarbei-tern. Diese koordinieren untereinan-der Aufträge und Termine, um so die Durchlaufzeit und Qualität der Produk-te sowie die Auslastung der Maschinen zu optimieren. Für all das braucht es robuste Netze, also hoch verfügbare kabelgebundene und funkgestützte Kommunikationsnetze. Die Datenmen-ge in den Unternehmen wird steigen. Für die neuen Anwendungen über die Standort- oder Unternehmensgrenzen hinweg werden die anfallenden großen Datenmengen in der Cloud gespeichert, verarbeitet und ausgetauscht. Nur so kann man jederzeit und möglichst in

VERBÄNDE

Das Internet ist die Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts

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Echtzeit ein digitales Abbild der Fabrik und des Produktionsprozesses über Standorte und Unternehmensgrenzen hinweg erhalten. Entsprechend wich-tig werden Sicherheitsaspekte. Wir brauchen gesetzliche Regelungen für einen adäquaten Umgang mit ihnen, insbesondere mit personenbezogenen Daten, aber auch zum Produkt- und Know-How-Schutz.

Der Maschinen- und Anlagenbau kann besonders stark von Industrie 4.0 profi-tieren. Hier sehen wir ein Potenzial von zusätzlich 2,2 Prozent Wachstum pro Jahr. Die Branche ist Anwender und An-bieter der neuen Technologien. Die rie-sigen anfallenden Betriebs-, Zustands- und Umfelddaten können genutzt werden, um effizienter zu produzieren. Gleichzeitig können ihre eigenen Pro-dukte mit Industrie-4.0-Technologien ausgestattet werden. So entstehen bei-spielsweise neue und komplementäre Service-Modelle.

Industrie 4.0 hat auf den Wirtschafts-standort Deutschland besonders star-ke Auswirkungen. Die Vernetzung ist eine große Chance für die deutsche Industrie, um ihren traditionellen Kern und ihre international herausragende Position zu verteidigen und auszubau-en. Für die Industrie 4.0 werden ein flächendeckend breitbandiges Internet und eine hohe Verbindungsstabilität

mit garantierten Latenzzeiten benötigt. Wenn wir verteilte Wertschöpfungs-netzwerke etablieren, müssen auch Produzenten auf der Schwäbischen Alb mit einem Industrie-tauglichen Inter-net erreicht werden.

Zudem muss sich die Industrie bei der Rekrutierung und Ausbildung zukünfti-ger Fachkräfte umstellen: Eigene Indus-trie-4.0-Kompetenzprofile sind nötig, ohne dass die grundständige Ausbil-dung obsolet wird. Der Wirtschafts-informatiker sollte zusätzlich Module aus den Bereichen Maschinenbau oder Elektrotechnik belegen. Idealerweise brauchen wir interdisziplinäre Lehr-stühle an den Hochschulen.

Die Erfahrungen der Vergangenheit zei-gen, dass bei disruptiven Veränderun-gen auch bisherige Weltmarktführer schnell an Anschluss verlieren, wenn sie sich nicht rechtzeitig auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Der Wett-bewerb verstärkt sich bei der Industrie 4.0 besonders zwischen den weltweit führenden Wirtschaftsregionen. Nati-onen wie China, USA, Großbritannien oder Südkorea haben spezielle Pro-gramme für die Konzepte der Industrie 4.0 zur schnelleren Industrialisierung bzw. Re-Industrialisierung ihrer Volks-wirtschaft aufgelegt.

(veröffentlicht am 21. Juli 2014)

BITKOM vertritt mehr als 2.200 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.400 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Umsätze von 190 Milliarden Euro, darunter 50 Milliarden Euro Exporte. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 200 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft.

Wolfgang Dorst, Bereichsleiter Industrie 4.0 im BITKOM und Vertreter des BITKOM in der Plattform Industrie 4.0.

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Dr. Stefan Ferber, Bosch Software Innovations

Schon im Jahr 2015 werden drei Vier-tel der Weltbevölkerung Zugang zum Internet haben und bis 2020 erwarten wir 14 Milliarden im Internet vernetzte Geräte. Theoretisch könnten wir schon heute mit IPv6 3.4×1038 – also 340 Sex-tillionen Dinge – adressieren. Jedes Ding kann also Teil des Internets wer-den und Daten darin austauschen. Dass diese Entwicklung rasch voranschrei-tet, zeigt sich unter anderem im star-ken Trend zur Vernetzung und daran, dass viele Technologiefirmen derzeit auf diesem Gebiet Milliardensummen investieren. Die kritische Masse für den Durchbruch des Internets der Dinge ist erreicht: Günstige Sensoren, ubiquitä-re (Funk)netze für den Datentransport via Smartphones, über PC und Tablets vernetzte Menschen, schnelle Com-puter und IT-Technik, große Speicher-kapazitäten, große Daten mengen und die Kenntnis von Algorithmen zu ihrer Auswertung. Vieles deutet auf eine Be-schleunigung dieser Entwicklung hin. Damit ist klar: Das „Internet der Dinge“ passiert bereits jetzt. Es ist keine Frage der Zukunft mehr.

Die klassische Informationstechnolo-gie hat nun Zugriff auf die physikali-sche Welt: auf Daten, um die Umwelt „sehen“ und „hören“ zu können. Dies geschieht über Sensortechnik. Auch deren Batterien und Sender sind mitt-lerweile als Einheit so klein und güns-tig, dass sie milliardenfach eingesetzt werden können. Selbst kombinierte Sensoren für Luftdruck, Luftfeuchtigkeit

und Temperatur erreichen gerade noch eine Kantenlänge von 2,5 Millimetern. Tendenz: schrumpfend. Forscher arbei-ten daran, dass sich diese Sensoren aus ihrer Umgebung eigenständig mit Ener-gie versorgen können. Batteriewechsel wären dann überflüssig. Gleichzeitig sind Funknetze fast überall verfügbar. Damit sind die sensorischen Grundstei-ne des Internets der Dinge gelegt.

Auf den Dingen und ihren Sensoren baut eine weitere, entscheidende Ebe-ne auf: die der Software. Die Sensoren liefern den Blick in die Welt der Dinge, die Software errechnet die richtigen Re-aktionen darauf. Eine Software ist nötig, um den großen Strom der Daten auszu-werten. Dies geschieht auf Grundlage von Regeln. So lassen sich künftig bei-spielsweise Maschinenfehler im Voraus erkennen oder der Energieverbrauch nahezu in Echtzeit optimieren.

Die Vernetzung aller Bereiche des Le-bens durch diese technischen Fort-schritte bietet eine große Chance für neue Geschäftsmodelle über die beste-henden Unternehmens- und Branchen-grenzen hinweg. Dies erweitert das (bloß technische) Internet der Dinge zum wirtschaftlich bedeutenden In-ternet der Dinge und Dienste. Dieses Internet der Dinge und Dienste wirkt sich darauf aus, wie wir leben, uns fort-bewegen, wie wir Energie produzieren und verbrauchen – und auch darauf, wie wir Dinge produzieren. Vernetzte Fahrzeuge, Kraftwerke und Maschinen

WIRTSCHAFT

Vom Sensor zum Internet der Dinge und Dienste

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ermöglichen völlig neue Dienstleis-tungen, die den Alltag der Menschen verändern werden und ein großes Ge-schäftspotenzial bieten.

Über internetbasierte Plattformen können Unternehmen gemeinsam ein sich ergänzendes oder neues Angebot mit hohem Kundennutzen schaffen. Dadurch wird das klassische Denken in bestehenden Branchen aufgebro-chen. Marktteilnehmer und Branchen, die bislang nicht in geschäftlicher Be-ziehung miteinander standen, werden nun miteinander vernetzt und können auf neue Weise zusammenarbeiten. Nicht allein das Produkt wird dann im Mittelpunkt stehen, sondern die web-basierten Dienste, die den Zugriff auf das Produkt ermöglichen und dem Nutzer einen Mehrwert über das Pro-dukt hinaus bieten.

Wer seine Produkte und Dienstleis-tungen nicht entsprechend ausrichtet, wird Marktanteile verlieren – oder an-ders gesagt: Wer es tut, kann Anteile hinzugewinnen, zum Beispiel in den etablierten, reifen Märkten Europas. Wie die Marktanteile verteilt werden, entscheidet sich danach, wie schnell dem jeweiligen Unternehmen die Überführung der Produkte in das In-ternet der Dinge und der Aufbau neuer Geschäftsmo delle gelingt.

Bosch ist erfolgreich in der Welt der Dinge, baut Navigationsgeräte für Au-tos, handliche Akku-Schrauber oder moderne Heizsysteme – und macht al-les dies nun internetfähig. Wir haben

rund 40 000 Ingenieure und mehrere tausend Software-Entwickler, die bei diesem Brückenschlag helfen. Maßgeb-lich für den Durchbruch des Internets der Dinge und Dienste wird auch die Kooperation zwischen ganz neuen Part-nern sein, die bislang auf unterschiedli-chen Gebieten tätig waren. Bosch geht hier mit verschiedensten Joint Ventu-res, neu gegründeten Tochterunterneh-men und Partnerschaften mit anderen Unternehmen und Forschungseinrich-tungen voran. Niemand kann den Di-alog der Dinge alleine schaffen. Neue Allianzen sind nötig.

Schlussendlich ist das Vertrauen der Nutzer in die Sicherheit der Daten in der vernetzten Welt ein zentraler Fak-tor. Die Lösungen im Internet der Dinge müssen eine hohe Datensicherheit bie-ten, der Nutzen der Lösungen muss die möglichen Risiken überwiegen – nur dann werden sie vom Verbraucher ak-zeptiert und genutzt. Die Unternehmen stehen in der Verantwortung, vertrau-ensvoll mit den Daten umzugehen. Wir bei Bosch werden dem Kunden genau sagen, was wir mit seinen Daten tun. Die Politik ist gefordert, durch die Eta-blierung von wirksamen Regeln zum Datenschutz die Rahmenbedingungen für diese Zukunftsthemen zu schaffen. Hierbei muss das richtige Maß zwi-schen dem verlässlichen Schutz der personenbezogenen Daten und der ausreichenden Offenheit für den freien Datenverkehr gefunden werden.

(veröffentlicht am 26. August 2014)

Die Bosch Software Innovations GmbH, das Software- und Systemhaus der Bosch-Gruppe, konzipiert, entwickelt und betreibt weltweit innovative Software- und Systemlösungen, die unsere Kunden sowohl im Internet of Things als auch im klassischen Enterprise-Umfeld voranbringen. Unseren Fokus legen wir dabei auf die Themenfelder Mobilität, Energie, Fertigungsindustrie, Banken und Versicherungen. Unsere Bosch IoT Suite ist für Projekte im Internet of Things und für Projekte im Umfeld von Device Management (M2M), Business Process Management (BPM) und Business Rules Management (BRM) die perfekte Basis. Bosch Software Innovations ist mit rund 600 Mitarbeitern weltweit mit Standorten in Deutschland (Berlin, Immenstaad am Bodensee, Stuttgart), in Singapur, China (Shanghai) und den USA (Chicago und Palo Alto) vertreten.

Dr. Stefan Ferber ist verantwortlich für die Produkt- und Portfolio-Strategie bei der Bosch Software Innovations GmbH.

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NETZNEUTRALITÄT

Positionspapiere weiterer StakeholderWISSENSCHAFTLICHE DIENSTE, DEUTSCHER BUNDESTAG: „Aktueller Begriff: Internet der Dinge“ (Stand 2012):

http://www.bundestag.de/blob/192512/cfa9e76cdcf-46f34a941298efa7e85c9/internet_der_dinge-data.pdf

DREI STATUSREPORTE DES VEREINS DEUTSCHER INGENIEURE (VDI): „Industrie 4.0 – Wo steht Deutschland im weltweiten Vergleich?“ (Stand April 2014):

http://www.vdi.de/presse/artikel/indust-rie-40-wo-steht-deutschland-im-weltweiten-vergleich/

ABSCHLUSSBERICHT DES ARBEITSKREISES INDUSTRIE 4.0: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ (Stand April 2013):

http://www.bmbf.de/pubRD/Umsetzungsempfehlungen_In-dustrie4_0.pdf

Report “Internet of Things Research Study” von hp (Stand Juli 2014):

http://fortifyprotect.com/HP_IoT_Research_Study.pdfPolitik

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