21
Blockpraktikum Psychiatrie und Psychotherapie Andreas Beloch Name: ___________________________________ Matrikelnummer: ___________________________________

Blockpraktikum- · um Krankheitsentstehung- und Konzept sowie um mögliche Behandlungswege und Therapien sollen während dieses Praktikums durch Erfahrungen am Patienten ergänzt

Embed Size (px)

Citation preview

Blockpraktikum  Psychiatrie  und  Psychotherapie  

Andreas Beloch

Name: ___________________________________ Matrikelnummer: ___________________________________

2

Liebe/r Student/in, herzlich Willkommen im Blockpraktikum Psychiatrie und Psychotherapie. Wir hoffen dass Sie aus diesem Blockpraktikum viel Wissen über psychische Krankheiten, psychisch erkrankte Patienten und den Umgang mit diesen mitnehmen können. Wir haben uns vorgenommen, Ihnen in der kurzen Zeit des Blockpraktikums einen möglichst umfassenden Blick in das psychiatrische Fachgebiet zu ermöglichen. Ihr Wissen um Krankheitsentstehung- und Konzept sowie um mögliche Behandlungswege und Therapien sollen während dieses Praktikums durch Erfahrungen am Patienten ergänzt werden. Mit diesem Skript möchten wir Ihnen ein Instrument an die Hand geben, das Sie in Ihrem Blockpraktikum und den damit anfallenden Aufgaben unterstützen soll. Es ist in zwei Teile unterteilt. Zum einen finden Sie einen nicht-geklammerten Teil den wir Ihnen zur Verfügung stellen um sich daraus eine „Information für die Kitteltasche“ zu erstellen. Zum anderen finden Sie den geklammerten Teil, in dem Sie weiterführende Informationen finden. Wir arbeiten ständig daran, die Lehre und alles, was dazu gehört, zu verbessern. Sollten Sie also Fragen, Anmerkungen, Vorschläge, Kritik oder Lob hinsichtlich des Skripts oder des Blockpraktikums haben, zögern Sie bitte nicht uns eine konstruktive Email zu senden. Ansprechpartner: Herr Dr. Volker Welge ([email protected]) - Intendant der psychiatrischen Lehre Herr Andreas Beloch ([email protected]) - Assistenz & digitales Angebot Wir wünschen Ihnen eine interessante und erfolgreiche Zeit in unserer Klinik!

3

Inhaltsverzeichnis  

Ablauf  &  Informationen   4  Wegbeschreibung  zu  den  einzelnen  Standorten   5  Lernziele  des  Blockpraktikums   6  Ablauf  des  Blockpraktikums  in  den  Kleingruppen   6  Feedbackregeln   6  

Diagnosen   7  

Suizidcheckliste   9  

Psychopharmakologie   10  

AMDP-­‐  Befund   12  

Anamnese   14  Beispielanamnese     /Beispielaufnahmebefund   14  Anamnesebogen   17  

Literatur  und  Literaturempfehlungen   21  

4

  Impressum 4. Auflage: Studienjahr SoSe 2016+ Herausgeber: LVR- Klinikum Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Klinik/Institut der Universität Duisburg- Essen Redaktion: Dr. med. Volker Welge, Intendant der psychiatrischen Lehre / Lehrbeauftragter des Faches Ansprechpartner: Andreas Beloch Gestaltung : Saskia Annen, Andreas Beloch Sekretariat: Melanie Kownatka Anschrift: Virchowstr. 174 45147 Essen Stand: April 2016

5

Ablauf  &  Informationen  

Wegbeschreibung  TK  AP  (Wickenburgstraße)   Virchowstraße I & II

(auf dem Gelände der Kliniken, LVR Gebäude / Psychiatrie)

Wickenburg (TK AP) • Adresse: Wickenburgstraße 23 • ÖPNV: Haltestelle „Wickenburg“

U-Bahn U18

6

Lernziele  des  Blockpraktikums    Mit dem Blockpraktikum werden bestimmte Lernziele verfolgt. Die hier angegebenen Lehrziele sollen Ihnen einen Überblick darüber verschaffen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten Sie am Ende des Praktikums gewonnen haben sollten.

• Merkmale des psychopathologischen Befundes kennen • Psychopathologischen Befund(AMDP) erheben können • Die Exploration eines Patienten durchführen • Auf der Grundlage des psychopathologischen Befundes und der Anamnese eine

psychiatrische Verdachtsdiagnose ableiten • Grundzüge der weiterführenden Diagnostik benennen • Daraus ein Therapiekonzepte mit weiterführende ambulanten und sozial-

psychiatrischen Maßnahmen erstellen • Bezogen auf Suizidalität: Direkte, wertneutrale Nachfrage beherrschen • Risikofaktoren für Suizidalität benennen können • Voraussetzung und Durchführung einer Unterbringung nach PsychKG kennen • Fallvorstellung in der Kleingruppe/ Großgruppe durchführen

Ablauf  des  Blockpraktikums  in  den  Kleingruppen    Ihre Aufgabe im Blockpraktikum wird es sein,in einer Kleingruppe von Studenten und unter Aufsicht eines Assistenzarztes oder Psychologen eine Anamnese und einen psychopathologischen Befund an einem Patienten zu erheben. Sie sollen durch das Feedback anderer Kursteilnehmer und des Leiters der Kleingruppen wichtigen Input zur Verbesserung Ihres Vorgehens erhalten. Ihre Anamnese, gemeinsam mit einem ausgearbeiteten, wenn auch groben Konzept zur weiterführenden Diagnostik und Therapie, stellen Sie in der Großgruppe dem Kursleiter vor. Dieser Fall soll zusätzlich schriftlich ausformulieren werden. Die mündliche und schriftliche Fallvorstellung werden benotet.

Feedbackregeln  Wir möchten Ihnen ermöglichen, aus diesem Praktikum möglichst viel Wissen mitzunehmen. Dazu gehört auch das Wissen um Ihre eigenen Stärken und Schwächen. Sie sollen während Ihres Blockpraktikums Feedback geben und erhalten. Aber: Feedback ist nicht gleich Feedback. Damit Feedback angenommen und Kritik nicht als verletzend wahrgenommen wird, ist die Befolgung bestimmter Regeln von großer Bedeutung. Ein Feedback ist dazu da, konstruktiv und zielgerichtet Kritik zu üben, um zu einer Verbesserung der Leistung des Beurteilten beizutragen. Dazu ist es wichtig, dass der Beurteilte diese Kritik objektiv annehmen kann. Fühlt sich der Beurteilte angegriffen, ist das nicht der Fall. Ebenso ist es ungünstig, wenn der Beurteiler das Gefühl bekommt, seine Kritik wird nicht beachtet bzw. nicht ernst genommen. Außerdem sollten weder Beurteiler noch Beurteilter die Befürchtung haben müssen, dass das Geben oder Nehmen von Kritik zu Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann.

7

5 Regeln für das Geben von effektivem Feedback:

1. Verwendung der ersten Person Singular („Ich“ statt „Du“) 2. Sachliche Informationen (keine persönlichen!) 3. Vorwurfsfreie Formulierung 4. Spiegeln (nicht Anweisen!) 5. Wenn möglich: Für jeden negativen Punkt einen positiven Punkt (am Besten am

Ende, damit der Beurteilte mit einem guten Gefühl aus dem Feedback hinaus geht)

5 Regeln für das souveräne Entgegennehmen von Feedback:

1. Ruhiges Zuhören (kein Verteidigen, Rechtfertigen oder Unterbrechen) 2. Das Stellen von Verständnisfragen ist in Ordnung 3. Bedanken Sie sich für das Feedback 4. Sollte das Feedback doch in Teilen persönlich ausgefallen sein, versuchen Sie dies

zu ignorieren und aus dem Feedback die für Sie nützlichen Stellen zu beachten 5. Seien Sie wegen dem Feedback wenn möglich nicht verärgert auf den Beurteiler.

Das Verhindert, dass sie in Zukunft ehrliches Feedback erhalten. Beispiele für das Geben von effektivem Feedback: „Deine [Du-Botschaft] Anamnese ist oberflächlich und falsch. Du hast dich nicht genügend mit dem Thema auseinandergesetzt [persönlicher Vorwurf]. Du solltest dich mehr mit diesen Krankheitsbildern beschäftigen [Anweisung]!“ Vs. „Ich habe leider das Gefühl, dass deine Anamnese in Teilen nicht korrekt ist [relative Botschaft, Ich-Formulierung]. Zum Beispiel fehlen wichtige Informationen über den Patienten [Sach- Information]. Allerdings finde ich es gut, dass du den vorhandenen Informationen eine nachvollziehbare Struktur gegeben hast [Lob].“

Diagnosen  Eine  Auswahl  von  wichtigen  Diagnosen  nach  ICD-­‐10    [F00] Demenz bei Alzheimer

Krankheit [F01] Vaskuläre Demenz [F05] Delir, nicht durch Alkohol

oder sonstige psychotrope Substanzen bedingt

[F10] Störungen durch Alkohol [F11] Störungen durch Opioide

[F12] Störung durch Cannabinoide

[F14] Störung durch Kokain [F1x.0] Akute Intoxikation (akuter Rausch) [F1x.03] Akute Intoxikation mit

Delir [F1x.2] Abhängigkeitssyndrom [F1x.4] Entzugssyndrom mit Delir

8

[F20.0] paranoide Schizophrenie [F20.1] hebephrene Schizophrenie [F20.2] katatone Schizophrenie [F20.4] postschizophrene

Depression [F20.5] schizophrenes Residuum [F22.0] wahnhafte Störung [F25] schizoaffektive Störung [F31] bipolare affektive Störung [F32.0] leichte depressive Episode [F32.1] mittelgradige depressive

Episode [F32.2] schwere depressive

Episode ohne psychotische Symptome

[F32.3] schwere depressive

Episode mit psychotischen Symptomen

[F33] rezidivierende depressive

Störung [F40.0] Agoraphobie [F40.01] Agoraphobie ohne Angabe

einer Panikstörung [F40.1] Agoraphobie mit

Panikstörung [F40.2] spezifische (isolierte)

Phobien [F41.0] Panikstörung (episodisch

paroxsysmale Angst)

[F41.1] generalisierte Angststörung

[F42] Zwangsstörung [F43.0] akute Belastungsreaktion [F43.1] posttraumatische

Belastungsstörung [F43.2] Anpassungsstörung [F45.0] Somatisierungsstörung [F45.2] hypochondische Störung [F50.0] Anorexia Nervosa [F50.2] Bulimia Nervosa [F60.0] paranoide

Persönlichkeitsstörung [F60.1] schizoide

Persönlichkeitsstörung [F60.2] dissoziale

Persönlichkeitsstörung [F60.30] emotional instabile

Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typus

[F60.31] emotional instabile

Persönlichkeitsstörung vom borderline Typus

[F 60.4] histrionische

Persönlichkeitsstörung [F60.5] anankastische

(zwanghafte) Persönlichkeitsstörung

[F60.6] ängstlich (vermeidende)

Persönlichkeitsstörung [F60.7] abhängige (asthenische)

Persönlichkeitsstörung

Suizidcheckliste    Diese Suizidcheckliste soll Ihnen helfen die Suizidalität zu bestimmten. (Teilw. Nach Woltersdorf (2000))

• Aktuelle Symptomatik o Depressionen? o Hoffnungslosigkeit? o Suizidgedanken? o Konkrete Suizidgedanken, eventuell Ideen zur Umsetzung/Ausschluss von

Rettungsmöglichkeiten? o Abschied genommen?

• Frühere Suizidversuche? o Wie viele? o Wann? o Mit welchen Methoden?

§ Insbesondere: Wie sicher war die Methode? o Wie kam die Rettung zustande?

• Zukunftsperspektive • Psychische Grunderkrankungen • Psychosoziales Umfeld

o Partner vorhanden? o Arbeit vorhanden?

• Aktuell/ akute belastende Einflussfaktoren o Z.B. somatische Erkrankungen, finanzielle Probleme, Sorgen, Trennung

vom Partner, Verlust nahestehender Personen • Persönlichkeit

o Selbstwert und Impulsivität o Aber auch Kontaktqualität

• Vorhandensein von psychotischem Erleben?

 

 

 

10

Psychopharmakologie     Liebe/r Student/in, diese Liste soll Ihnen einen einleitenden Überblick zur Psychopharmakologie geben. Sie finden hier Medikamentenklasse, beispielhafte Wirkstoffe, eventuelle Anmerkungen, unerwünschte Wirkungen (UW) und Kontraindikationen (KI). Bitte denken Sie daran, dass die Informationen hier nicht erschöpfend sind! Eine Tabelle der Psychopharmakologie mit Klasse und Wirkstoff finden Sie außerdem als Information für die Kitteltasche. Antidepressiva:

a) Trizyklische Antidepressive (Amitriptylin, Doxepin, Nortriptylin) • UW: PR und QT-Zeit Verlängerung, Delirprovokation, anticholinerge Neb.,

Müdigkeit, Krampfanfälle • KI: Prostatahypertrophie, Delir, Ileusrisisko, Engwinkelglaukom,

Schenkeblock, AV-Block

b) Selektiv Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Citalopram, Fluoxetin, Parotxetin) • UW: Übelkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Beeinträchtigung der Blutgerinnung

c) Selektiv Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (Reboxetin)

• UW: Miktionsstörungen, Harnverhalt, Mundtrockenheit, Tachykardie • KI: Krampfanfälle, Glaukom, kardiale Erkrankungen, Kombination mit MAO-

Hemmer

d) Duale Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (Duloxetin, Venlafaxin) • UW: Übelkeit, Kopfschmerzen, Absetzsymptome (besonders Venlafaxin),

Hypertonie • KI: MAO-Hemmer

e) Alpha-2-Antagonisten (Mirtazapin)

• UW: Müdigkeit, Appetitsteigerung, Schwindel

f) Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (Bupropion) • UW: Hypertonie, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit • KI: Krampfanfälle • Cave!: Interaktionen beachten

g) Melatoninrezeptoragonisten (Agomelatin)

• UW: erhöhte Transaminasen-Werte

h) Reversibler MAO Hemmer (Moclobemid) • UW: Unruhe, Schlafstörungen • KI: nicht mit SSRI, Venlafaxin, Tramaldol kombinieren

11

Antipsychotika:

a) typische Hochpotente Neuroleptika (Haldoperidol, Flupentixol) • UW: Spätdyskinesien, Frühdyskinesien, Parkinsonoid, Akathisie, anticholinerge

Neb.

b) atypische hochpotente Neuroleptika (z.B. Risperidon, Olanzapin, Quetiapin, Amisulprid, Clozapin) • Weniger bis keine EPS, als bei den typischen Neuroleptika • UW:

Risperdal (u.a.EPS), Olanzapin (u.a. Gewichtszunahme),

• Cave!: bei Clozapin Blutbildkontrollen (in den ersten …wöchentlich) wegen Agranulozytose

c) niederpotente Neuroleptika (z.B. Chlorprothixen, Melperon, Promethazin) • Anmerkung: Im Vergleich zu den hochpotenten Neuroleptika kaum bis keine

antipsychotische Wirkung, dafür starke Sedierung

Stimmungsstabilisierende Medikamente:

a) Lithium • UW: Tremor, Polyurie, Polydipsie, Gewichtszunahme, Gedächtnisstörungen,

euthyreotes Struma, teratogen Wirkung • KI: Thiaziddiuretika

b) Antiepileptika (Carbamazepin, Valprionsäure, Lamotrigin) • UW:

Carbamazepin (u.a. allergische Hautveränderungen, Agranulozytose), Valproat (u.a. Tremor, Gewichtszunahme, Pankreatitis), Lamotrigin (u.a. exfoliative Deramtitis)

Anxiolytika:

a) Benzodiazepine (Lorazepam, Diazepam) • UW: Abhängigkeitspotenzial (!!!), Atemdepression, Blutdruckabfall

Antidementiva

a) ACE-Hemmer (Galantamin, Rivastigmin)

b) Glutamatmodulatoren (Memantin)

12

AMDP-­‐  Befund   Eine Übersicht über die für den AMDP-Befund zu verwendenden Begrifflichkeiten und Termini. Es empfiehlt sich eine Bewertung der einzelnen Symptome von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (schwer). In Klammern dahinter finden Sie eine Empfehlung zur Informationsgewinnung. [F] = Fremdbeurteilung [S] = Selbstbeurteilung [sF] = Fremdbeurteilung wichtiger [Sf] = Selbstbeurteilung wichtiger [SF] = Gleicher Wert der Beurteilung Bewusstseinsstörungen: • Bewusstseinsverminderung [F] • Bewusstseinstrübung [F] • Bewusstseinseinengung [sF] • Bewusstseinsverschiebung [SF]

Orientierungsstörungen: • Zeitlich [sF] • Örtlich [sF] • Situativ [sF] • über die eigene Person [sF]

Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen: • Auffassungsstörungen [sF] • Konzentrationsstörungen [sF] • Merkfähigkeitsstörungen [sF] • Gedächtnisstörungen [sF] • Konfabulationen [F] • Paramnesien [F] Formale Denkstörungen: • Gehemmt [S] • Verlangsamt [F] • Umständlich [F] • Eingeengt [F] • Perseverierend [F] • Grübeln [S] • Gedankendrängen [S] • Ideenflüchtig [F] • Vorbeireden [F] • gesperrt/Gedankenabreißen [SF] • inkohärent/zerfahren [F] • Neologismen [F]

Befürchtungen und Zwänge: • Misstrauen [sF] • Hypochondrie (n. wahnhaft) [SF] • Phobien [Sf] • Zwangsdenken [S] • Zwangsimpulse [S]

• Zwangshandlungen [SF]

Wahn: • Wahnstimmung [sF] • Wahnwahrnehmung [Sf] • Wahneinfall [SF] • Wahngedanken [SF] • systematischer Wahn [sF] • Wahndynamik [F] • Beziehungswahn [sF] • Beeinträcht.-Verf. Wahn [sF] • Eifersuchtswahn [sF] • Schuldwahn [sF] • Verarmungswahn [sF] • hypochondrischer Wahn [sF] • Größenwahn [sF] • andere Wahninhalte [sF] Sinnestäuschungen: • Illusionen [S] • Stimmenhören [S] • and. akust. Halluzinationen [S] • optische Halluzinationen [S] • Körperhalluzinationen [S] • Geruchs-/Geschmackhalluzinationen

[S] Ich-Störungen: • Derealisation [S]

13

• Depersonalisation [S] • Gedankenausbreitung [S] • Gedankenentzug [S] • Gedankeneingebung [S] • and. Fremdbeeinfluss.-erl. [S]

Störungen der Affektivität: • ratlos [sF] • Gefühl der Gefühllosigkeit [S] • Affektarm [F] • Störungen der Vitalgefühle [S] • Deprimiert [sF] • Hoffnungslos [Sf] • Ängstlich [Sf] • Euphorisch [sF] • dysphorisch [sF] • gereizt [sF] • innerlich unruhig [S] • klagsam/jammerig [F] • Insuffizienzgefühle [S] • gesteig. Selbstwertgefühle [sF] • Schuldgefühle [S] • Verarmungsgefühle [S] • Ambivalent [Sf] • Parathymie [F] • Affektlabil [sF] • affektinkontinent [sF] • affektstarr [F]

Antriebs- und psychomot. Störungen: • antriebsarm [SF] • antriebsgehemmt [S] • antriebsgesteigert [sF] • motorisch unruhig [SF] • Parakinesen [F] • maniriert/bizarr [F] • theatralisch [F] • mutistisch [F] • logorrhoisch [sF] Circadiane Besonderheiten: • morgens schlechter [Sf] • abends schlechter [Sf] • abends besser [Sf] Andere Störungen: • sozialer Rückzug [SF] • soz. Umtriebigkeit [sF] • Aggressivität [sF] • Suizidalität [Sf] • Selbstbeschädigung [SF] • Mangel an Krankh.gef. [sF] • Mangel an Krankh.eins. [sF] • Ablehnung der Behandlung [sF] • Pflegebedürftig [F]

 

 

 

 

14

Anamnese  

Beispielanamnese     /Beispielaufnahmebefund   Der Patient kommt pünktlich zum vereinbarten Aufnahmetermin. Symptomatisch beschreibt er, dass sich in den letzten vier Monaten zunehmend ein niedergeschlagener, labiler Affekt entwickelt habe. Er beklagt eine Antriebsschwäche, Insuffizienzgefühle und starke Konzentrations- sowie Merkfähigkeitsstörungen. Er fühle sich im Alltag überfordert. Seine Frau müsse ihn in allen alltäglichen Dingen unterstützen. Ständig sei er müde und sein Tagesrhythmus synchronisiert. Er würde erst in den Stunden nach Mitternacht einschlafen, sei aber dann bereits ein paar Stunden erneut wach. Besonders nach dem Aufstehen habe er eine schlechte Stimmung. Aus den Sozialkontakten ziehe er sich weitgehend zurück. Auch beschreibt der Pat. dunkle Gedanken. Er habe Schuldgefühle und mache sich selbst Vorwürfe. Lebensmüde Gedanken und Suizidideen sind nicht vorhanden. Der Pat. ist glaubhaft von Suizidabsichten distanziert und absprachefähig. Als Ursache für die Erkrankung sieht der Pat. seine starke berufliche Belastung (er arbeitet als Handelsvertreter). In den letzten Monaten sei er in ambulant psychiatrischer Behandlung gewesen. Die Behandlungsversuche mit Mirtazapin und Cipramil hätten die Symptomatik nicht verbessert. Als Behandlungsziele gibt der Pat. an, keine „dunklen Löcher und dunklen Gedanken mehr zu haben“. Er möchte wieder auf Menschen zugehen können, einen normalen Tagesablauf leben sowie seinen Rollen als Ehemann, Familienvater, als auch im beruflichen Alltag gerecht zu werden. Psychiatrische Anamnese: Der Pat. beschreibt, dass er zum ersten Mal eine lange andauernde depressive Episode habe. Er kenne depressive Verstimmungen sonst nur von kurzer zwei- bis dreitägiger Dauer. Erstmalig habe er die Hausärztin aufgrund dieser Symptomatik vor vier Monaten aufgesucht. Diese habe eine ambulante Psychotherapie sowie eine psychiatrische Behandlung empfohlen. Bisherige Behandlungsversuche mit Cipramil und Mirtazapin ohne Erfolg. Bei seinem ambulanten Psychotherapeuten habe er bisher fünf Gesprächstermine gehabt. Suizidversuche in der Anamnese liegen nicht vor, manische Phasen im Vorfeld sind nicht eruierbar. Aufgrund der jetzigen Erkrankungsepisode ist der Pat. seit 3 ½ Monaten krankgeschrieben. Suchtmittelanamnese: Alkoholkonsum alle zwei Wochen beim Fußball 2-3 Bier, sonst kein Alkoholkonsum. Illegale Substanzen: Vor ca. 10 Jahren über 3-5 Monate Kokainkonsum. Da er nach dem Kokainkonsum immer ein Stimmungstief hatte, habe er den Kokainkonsum eingestellt. Cannabis früher gelegentlich, zuletzt vor ca. 2 Jahren. Kein Nikotinkonsum, Koffein: ca. 1 l Cola pro Tag. Soziale Anamnese: Der Pat. lebt mit seiner Familie (Ehefrau und zwei Kinder) in einem Einfamilienhaus der Eltern zur Miete (650,- Euro plus Nebenkosten). Beruflich sei er als Handelsvertreter im Außendienst tätig. Krankgeschrieben sei er seit ca. 3 ½ Monaten. Z.Zt. beziehe er Krankengeld. Vor kurzem habe er zwei Mehrfamilienhäuser zur Vermietung gekauft und diesbezüglich 105.000 Euro Schulden. Darüber hinaus sei sein Dispo ausgeschöpft. Der Pat. habe fünf beste Freunde, zieht sich tendenziell aber zurück. Der allerbeste Freund

15

lebe in Österreich. Als Hobby wird Fußball gucken, im Garten arbeiten und lesen angegeben. Eine juristische oder sonstige Betreuung bestehe nicht. Somatische Anamnese: Vor ca. 8 Jahren wurde die Gallenblase wegen eines Gallensteines entfernt. Ansonsten sind keine Allergien oder schwere körperliche Erkrankungen oder Operationen eruierbar. Vegetative Anamnese: Der Pat. klagt über eine ausgeprägte Appetitlosigkeit und habe in den letzten Monaten ca. 5 kg verloren. Nachtschweiß oder subfebrile Temperaturen sind nicht eruierbar. Auch klagt der Pat. über starke Ein- und Durchschlafschwierigkeiten. Medikamentenanamnese: Vom Psychiater sei er auf 45 mg Mirtazapin und 40 mg Citalopram eingestellt worden. Am Anfang habe er unter der Citalopramdosierung starke Kopfschmerzen und Sehschwierigkeiten gehabt, diese wären aber im weiteren Verlaufe nicht mehr aufgetreten. Unter der jetzigen Medikation habe sich wenn überhaupt, aber nur eine gering-gradige Besserung der Symptomatik eingestellt. Familienanamnese: Der Pat. lebe mit seiner Ehefrau 32 Jahre und seinen beiden Töchtern 4 und 7 Jahre zusammen. Mit seiner Frau sei er seit 11 Jahren zusammen und 9 Jahre verheiratet. Z.Zt. käme es häufig zu Konflikten. Er sehe die Schuld dabei bei sich (sei gereizt, aktuell nicht belastbar). Die Ehefrau kümmere sich z.Zt. um die meisten Alltagsanforderungen. Die Eltern des Pat. (Mutter 76J., Vater 72J.) würden in der näheren Umgebung leben. Der Vater sei von Beruf Bergmann, die Mutter Hausfrau. Das Verhältnis zu beiden sei normal. Der Pat. würde sich aber in den letzten Monaten von seinen Eltern zunehmend zurückziehen. Zu seinem Bruder (6 Jahre älter) bestehe kein Kontakt mehr. Der Kontakt sei aber schon früher sehr nüchtern gewesen. Psychische Erkrankungen seien in der Familie nicht bekannt. Seine Mutter habe depressive Symptome nach dem Tod ihrer Mutter gehabt. Biographische Anamnese: Der Pat. sei in Essen aufgewachsen. Schwangerschaft und Geburt sowie Meilensteine der Entwicklung unauffällig. Nach der Grundschule habe er ohne Schwierigkeiten die Realschule besucht und diese mit der mittleren Reife abgeschlossen. Als Kind sei er sehr lebhaft gewesen. Danach hat er zwei Ausbildungen zum Bankkaufmann und zum Energieelektroniker absolviert. Er habe eigentlich nicht mehr im Bankwesen arbeiten wollen, habe aber 2001 ein sehr gutes Angebot von seinem jetzigen Arbeitgeber angenommen. 2006 sei er zum Gruppenleiter mit Handlungsvollmacht aufgestiegen. Aufgrund personeller Engpässe und saisonbedingter Mehrarbeit habe er bis vor ca. 4 Monaten 12 bis 15 Stundenschichten gemacht und auch am Wochenende und an Feiertagen gearbeitet. Aufgrund der Überforderung habe der Pat. um einen Arbeitsplatzwechsel gebeten und wollte sich zum Sachbearbeiter zurückstufen lassen. Dies habe ihm der Arbeitgeber aber bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewährt.

16

Forensische Anamnese: Früher oft in Schlägereien verwickelt (unter Fußballfans), dadurch Verurteilung in Holland zu Geldstrafe und Verurteilung in Deutschland zu Schmerzensgeld und Verdienstausfall. Psychopathologischer Befund bei Aufnahme: Der Pat. ist wach und bewusstseinsklar, allseits orientiert, keine Konzentrationsstörungen, mittelschwere Merkfähigkeitsstörungen. Keine Befürchtungen und Zwänge, kein Wahn, keine Wahrnehmungsstörung, keine Störung des Ich-Bewusstseins, mäßige Ratlosigkeit, schwere Deprimiertheit, leichte Hoffnungslosigkeit, mittelgradige Gereiztheit, deutliche Insuffizienzgefühle, weniger Schuldgefühle, mäßige Affektlabilität, mäßige Tagesschwankungen, morgens schlechter, mäßiger sozialer Rückzug, latente Suizidalität, krankheitseinsichtig und behandlungswillig. Mögliches weiteres therapeutisches Vorgehen: Umstellung auf ein Antidepressivum einer anderen Substanzklasse, z.B. duales Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer. Schlafentzugstherapie, ggfs. bei weiterer Persistenz der Symptomatik Elektrokrampftherapie. Zusätzlich psychotherapeutisches Vorgehen, z.B. Verhaltenstherapie mit Erarbeitung eines Störungsmodells, Aktivierungstraining, erlernen von Entspannungstechniken und Problemlösestrategien, des weiteren zur Reduktion des Grübelns erlernen des Selbstkontrollverfahrens Gedankenstop sowie Bearbeitung der depressionstypischen Kognitionen „Ich bin nichts wert, ich kann nichts“, mittels der kognitiven Therapie nach Beck.

17

Anamnesebogen  Ein Anamnesebogen zur Orientierung und Wegweisung bei der Erstellung ihrer eigenen Anamnese.

Aktuelle Krankheitsanamnese (u.a. chronologische Entwicklung der Beschwerden und Symptome, Krankheitskonzept des Pat, Auslösesituationen und dazugehörige Konfliktkonstellationen, Art und Erfolg bisheriger Behandlungsversuche, Therapiemotivation, Erwartung an die Behandlung, Behandlungsziele): Psychiatrische Vorgeschichte (u.a. Dauer und Verlauf der Erkrankung, Komplikationen wären vorherigen Behandlungen, ambulanten und stationäre Therapien, Suizidversuche in der Anamnese, psychosoziale Konsequenzen der Erkrankung):

18

Suchtmittelanamnese (u.a. welche, wie viel, seit wann, wie konsumiert, Entzugsbehandlungen, Länge der Abstinenz, Entzugsdelir, Entzugskrampf): Sozialanamnese (Wohnverhältnisse, aktuelle Einkünfte, aktueller Beruf, krankgeschrieben seit wann, finanzielle Situation, soziale Kontakte Hobbys, juristische oder sonstige Betreuung): Somatische Anamnese (welche somatischen Erkrankungen bekannt, Allergien, aktuelle Schwangerschaft):

Vegetative Anamnese (Appetit, Durst, Gewicht Stuhlgang, Miktion, Nykturie, Husten, Auswurf, Luftnot, Schlaf, Unverträglichkeiten, Juckreiz, Allergien, Haarausfall, Schwitzen): Medikamentenanamnese (u.a. aktuelle Medikamente; frühere Psychopharmaka bzgl. Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Dosierung):

19

Familienanamnese (u.a. Eltern bzgl. Alter, Beruf, finanzielle Verhältnisse, Todesdaten und Todesursachen; Geschwister bzgl. Anzahl, Alter, Geschlecht, Stellung des Patienten in der Geschwisterreihe; Familiäre Belastung mit psychischen und somatischen Störungen, Kinder, Lebenspartner):

biographische Anamnese (u.a. Schwangerschaft und Geburt, Frühkindliche Entwicklung, Vorschulische und schulische Entwicklung, Pubertät und frühes Erwachsenenalter, Berufliche Entwicklung, Partnerschaft, Ehe, Familie und Kinder, prämorbide Persönlichkeit): forensische Anamnese (aktuelle Strafverfahren, frühere Strafverfahren, gerichtliche Auflagen):

20

Psychopathologischer Befund:

 

21

Literatur  und  Literaturempfehlungen    

Ø Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie K. Lieb, S. Frauenknecht, S.Brunnhuber, 6. Auflage, Elsevier - Urban & Fischer, 2008

Ø 50 Fälle Psychiatrie und Psychotherapie K. Lieb, B. Hesslinger, G. Jacob;3. Auflage, Elsevier - Urban & Fischer, 2009

Ø Schwierige Gesprächssituationen in Psychiatrie und Psychotherapie G. Jacob, K. Lieb, M. Berger; 1. Auflage, Elsevier - Urban & Fischer, 2009

Ø Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie Benkert O, Hippius H, 6. Auflage, 2006, Springer, Berlin.

Ø Last Minute Psychiatrie Sabine Frauenknecht, Klaus Lieb; Elsevier - Urban & Fischer,2011

Ø Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie Berger M (Hrsg.), Urban & Fischer Verla