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28 Bloodhound ® -Technologie Zukunftsweisende Akzente in der Hämatologie Die Quantifizierung der verschiedenen Blutzellen sowie deren qualitative Beurtei- lung sind grundlegende Parameter für Dia- gnosestellung und Therapieentscheidungen bei Krankheiten wie Anämien, Leukämien und Tumoren. Dies aber stellt Hämatologie- labore bis heute vor große Herausforderungen: Die zahlreichen manuellen Arbeitsschritte sind zeitaufwändig und die verschiedenen Arbeitsstationen benötigen viel Platz. Zudem muss häufig zusätzlich zur automatisierten Analyse ein Ausstrich von Hand erstellt und das Differentialblutbild unter dem Mikros- kop beurteilt werden. Das neue cobas m 511 System ist der weltweit erste vollintegrierte Hämatologie-Analyzer, der die bisher getrennten Arbeitsschritte – quantitative Analysen, Ausstricherstellung und -färbung sowie digitale morphologische Zelltypenana- lyse – vollautomatisiert in einem Gerät kom- biniert. Bei Bedarf können Labormitarbeiter oder externe Experten auch jederzeit an der im Gerät integrierten Viewing-Station oder ortsunabhängig am PC-Monitor die abnor- men Zellen selbst begutachten. Der Name ist Programm Wer „Bloodhound“ oder „Bluthund“ hört, denkt spontan vielleicht an einen zähne- fletschenden Hund, der seine Beute ebenso unbarmherzig wie erfolgreich jagt. In Wirk- lichkeit sind Bluthunde sanfte Wesen, die sich zwar durch Schnelligkeit und Kraft, ganz besonders jedoch durch eine feine Spürnase und einen großen Finderwillen auszeichnen. Man sagt dem Bluthund die beste Hundenase nach, mit der er als Fährtenhund auch unter ungünstigsten Bedingungen eine tagealte Spur aufnehmen und verfolgen kann. 1 Roche setzt nun mit der Bloodhound®- Technologie auf eine besondere „Spürnase“ für die Hämatologie. Nach der Übernahme durch Roche entwickelte Constitution Medical Inc., Massachusetts (USA) mit dem cobas m 511 Analyzer ein kompaktes, multifunktionales System, das Analyse und Bildgebung in der Hämatologie einen großen Schritt voranbringt. Die neue Technologie ist besonders für Spezialpraxen mit vielen auffäl- ligen Blutproben, beispielsweise onkologische Praxen, wertvoll. Aus nur einer Blutprobe lie- fert cobas m 511 zuverlässige, reproduzier- bare Ergebnisse schneller und effizienter als etablierte Verfahren. Auch für kleine Labore und Großlabore – hier als Ergänzung zum Hochdurchsatzgerät – löst das System aktu- elle Probleme in der Hämatologie. „Glasklare“ Befunde dank Monolayer Herkömmliche Hämatologie-Analyzer beru- hen auf der Durchflusszytometrie, was wegen der indirekten Messmethode – etwa mittels Lichtstreuung oder Fluoreszenz – die Zuver- lässigkeit der Resultate beeinträchtigen kann und gerade bei der Zellklassifizierung prob- lematisch ist. Denn das Durchflussverfahren trennt die im Blut enthaltenen Elemente von- einander („Gating“), kann aber die häufig vor- handenen Überschneidungen zwischen den verschiedenen Zelltypen nicht erkennen und verarbeiten. Deswegen produziert das Gerät zahlreiche Alarmnachrichten („Flags“), die lediglich besagen, dass es den Zelltyp nicht feststellen kann und möglicherweise abnorme Zellen vorhanden sind. Praktisch bedeutet das: Labormitarbeiter müssen in rund 50 % dieser Fälle nachträglich von Hand einen Ausstrich auf einem Objektträger herstellen, diesen färben und die weißen Blutkörperchen unter dem Mikroskop klassifizieren. fotolia/ gerhard Seybert Bloodhound® – exzellente „Spürnase“ für die Hämatologie. Produkte & Services | Bloodhound ® -Technologie | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 52 • 04/2017

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Bloodhound®-TechnologieZukunftsweisende Akzente in der Hämatologie

Die Quantifizierung der verschiedenen Blutzellen sowie deren qualitative Beurtei-lung sind grundlegende Parameter für Dia-gnosestellung und Therapieentscheidungen bei Krankheiten wie Anämien, Leukämien und Tumoren. Dies aber stellt Hämatologie- labore bis heute vor große Herausforderungen: Die zahlreichen manuellen Arbeitsschritte sind zeitaufwändig und die verschiedenen Arbeitsstationen benötigen viel Platz. Zudem muss häufig zusätzlich zur automatisierten Analyse ein Ausstrich von Hand erstellt und das Differentialblutbild unter dem Mikros-kop beurteilt werden. Das neue cobas m 511 System ist der weltweit erste vollintegrierte Hämatologie-Analyzer, der die bisher getrennten Arbeitsschritte – quantitative Analysen, Ausstricherstellung und -färbung sowie digitale morphologische Zelltypenana-lyse – vollautomatisiert in einem Gerät kom-biniert. Bei Bedarf können Labormitarbeiter oder externe Experten auch jederzeit an der im Gerät integrierten Viewing-Station oder ortsunabhängig am PC-Monitor die abnor-men Zellen selbst begutachten.

Der Name ist ProgrammWer „Bloodhound“ oder „Bluthund“ hört, denkt spontan vielleicht an einen zähne-fletschenden Hund, der seine Beute ebenso unbarmherzig wie erfolgreich jagt. In Wirk-lichkeit sind Bluthunde sanfte Wesen, die sich zwar durch Schnelligkeit und Kraft, ganz besonders jedoch durch eine feine Spürnase und einen großen Finderwillen auszeichnen. Man sagt dem Bluthund die beste Hundenase nach, mit der er als Fährtenhund auch unter ungünstigsten Bedingungen eine tagealte Spur aufnehmen und verfolgen kann.1

Roche setzt nun mit der Bloodhound®-Technologie auf eine besondere „Spürnase“ für die Hämatologie. Nach der Übernahme durch Roche entwickelte Constitution Medical Inc., Massachusetts (USA) mit dem cobas m 511 Analyzer ein kompaktes, multifunktionales System, das Analyse und Bildgebung in der Hämatologie einen großen Schritt voranbringt. Die neue Technologie ist besonders für Spezialpraxen mit vielen auffäl-ligen Blutproben, beispielsweise onkologische

Praxen, wertvoll. Aus nur einer Blutprobe lie-fert cobas m 511 zuverlässige, reproduzier-bare Ergebnisse schneller und effizienter als etablierte Verfahren. Auch für kleine Labore und Großlabore – hier als Ergänzung zum Hochdurchsatzgerät – löst das System aktu-elle Probleme in der Hämatologie.

„Glasklare“ Befunde dank MonolayerHerkömmliche Hämatologie-Analyzer beru-hen auf der Durchflusszytometrie, was wegen der indirekten Messmethode – etwa mittels Lichtstreuung oder Fluoreszenz – die Zuver-lässigkeit der Resultate beeinträchtigen kann und gerade bei der Zellklassifizierung prob-lematisch ist. Denn das Durchflussverfahren trennt die im Blut enthaltenen Elemente von-einander („Gating“), kann aber die häufig vor-handenen Überschneidungen zwischen den verschiedenen Zelltypen nicht erkennen und verarbeiten. Deswegen produziert das Gerät zahlreiche Alarmnachrichten („Flags“), die lediglich besagen, dass es den Zelltyp nicht feststellen kann und möglicherweise abnorme Zellen vorhanden sind. Praktisch bedeutet das: Labormitarbeiter müssen in rund 50 % dieser Fälle nachträglich von Hand einen Ausstrich auf einem Objektträger herstellen, diesen färben und die weißen Blutkörperchen unter dem Mikroskop klassifizieren.

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Bloodhound® – exzellente „Spürnase“ für die Hämatologie.

Produkte & Services | Bloodhound®-Technologie | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 52 • 04/2017

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Diagnostik im Dialog • Ausgabe 52 • 04/2017 | Bloodhound®-Technologie | Produkte & Services

Mit dem cobas m 511 System hingegen wer-den sämtliche Proben analysiert und auch mikroskopisch untersucht – automatisch, schnell und anhand eines einzigen Objekt-trägers. Auf diesem verteilt eine Nadel exakt einen Mikroliter Blut in Form eines völlig gleichmäßigen Monolayers. Dadurch und durch die standardisierte Färbung kann das System die Zellen scharf und deutlich erkennen und analysieren. Im Gegensatz zu den manuell hergestellten, unregelmä-ßigen Ausstrichen ist mittels Bloodhound®-Technologie die gesamte Schicht optimal auswertbar, so dass Labore und behandelnde Ärzte zuverlässigere und aussagekräftigere Ergebnisse erhalten. Dies gilt für sämtliche Messungen, inklusive der morphologischen Zelltypenanalyse. Auch das bei herkömmli-chen Verfahren häufige Problem der Throm-bozytenaggregation bei EDTA-Blut ist gelöst, denn im Monolayer lassen sich die Throm-bozyten auch in den Aggregaten detektieren und valide auszählen. Bei all dem benötigt das cobas m 511 System ein Probenvolumen von nur 30 µl statt der üblichen rund 300 µl.

Gestochen scharfe Bilder Ein weiterer zentraler Vorteil der Bloodhound®-Technologie ist die compu-tergestützte, äußerst schnelle und präzise

Bildgebung, mit der morphologische Details deutlicher auffallen als unter dem Mikroskop. Es gelingt viel leichter, auch seltene abnor-male Zellen zu identifizieren, beispielsweise Parasiteneinschlüsse bei Malaria. Dank der Leistungsfähigkeit der computergestützten Bildgebung können sämtliche Blutbildpara-meter erfasst, Differentialblutbilder durch-geführt und detaillierte, gut „lesbare“ Bilder erzeugt werden, welche die Befunder bei der Beurteilung von Abweichungen in der Zell-morphologie unterstützen.

Die Leistungsfähigkeit des Systems cobas m 511 beruht in erster Linie auf der multispektralen Bilderstellung sowie der standardisierten, reproduzierbaren Fär-bung. Die Entwickler haben bewusst nicht auf Farbkameras, sondern auf eine Schwarz-Weiß-Kamera gesetzt und dies mit LED-Beleuchtung in vier Farben – blau, grün, gelb und rot – kombiniert. Daraus resul-tieren viel engere Wellenlängenbereiche, was zu gestochen scharfen Bildern führt. Bei herkömmlichen Verfahren hingegen kommt es durch unterschiedliche pH-Werte von Wasser oder Färbelösungen und nicht zuletzt durch individuelle Unterschiede in der Handhabung häufig zu uneinheitlichen, schwer interpretierbaren Färbeergebnissen.

Roc

he

cobas m 511 – automatisierte Analyse und Mikroskopie aller Proben auf 1 m2 sowie IT-gestützte, präzise Darstellung morphologischer Details.

Tab. 1: Parameterspektrum auf cobas m 511

Parameter Kürzel Einheit

LeukozytenLeukozytenzahl WBC 103/µl

Neutrophile%NEUT %#NEUT 103/µl

Lymphozyten %LYMPh %#LYMPh 103/µl

Monozyten %MONO %#MONO 103/µl

Eosinophile %EOS %#EOS 103/µl

Basophile %BASO %#BASO 103/µl

Retikulozyten

Retikulozyten %RETIC %#RETIC 106/µl

Retikulozyten-hämoglobin HGBr g/dlErythrozyten

Erythrozytenzahl RBC 106/µlHämatokrit HCT %Mean cellular volume MCV fLRed cell distribution width RDW %RDW standard deviation RDW-SD fL

Erythroblasten %NRBC %#NRBS 106/µl

Hämoglobinhämoglobin-Konzentration HGB g/dlMean cellular hemoglobin MCH pgMCH concentration MCHC g/dl

ThrombozytenThrombozytenzahl PLT 103/µlMean platelet volume MPV fL

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Zudem ist in der Mikroskopie eine gewisse Farbverzerrung durch die verwendeten Lin-sen vorprogrammiert.

Valide KlassifizierungenNeben der präzisen, klaren Bildgebung verfügt das neue System über gute Sortie-rungs- und Bewertungsfunktionen. An der Viewing-Station lassen sich beispielsweise die Erythrozyten nach Größe, Farbe und Morphologie sortieren – klinisch hochrele-vant bei der Diagnostik von Anämien und anderen erythrozytären Erkrankungen. Die Auswertung von Differentialblutbildern beruht auf einem patentierten Klassifizie-rungsalgorithmus, der mit einer sehr hohen statistischen Sicherheit jedes weiße Blutkör-perchen einem von fünf Zelltypen zuord-nen kann. Alle nicht qualifizierbaren Zel-len werden mit „Flags“, deren Kriterien das

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Dr. Tobias Stumpf Marketing- & Produktmanager gerinnung & Hämatologie 0621 759-2030 tobias.stumpf@ roche.com

Labor individuell festlegen kann, markiert. Auf diese Weise sind sie leicht für weitere Bewertungen durch Experten auffindbar.

Die digitale Bildgebung ermöglicht Labor- experten und auch externen Ärzten über ihren Computermonitor, die detaillierten Bilder sofort oder zu einem späteren Zeit-punkt zu beurteilen. Sie unterstützt bei unklaren Ergebnissen die Diskussion mit weiteren Kollegen und Experten und opti-miert dadurch die Befundqualität – ortsun-abhängig und ohne den großen organisatori-schen und zeitlichen Aufwand einer vor Ort durchzuführenden Mikroskopie.

Viel Workflow auf wenig PlatzBei herkömmlichen Hämatologiegeräten ist insbesondere die Verarbeitung auffälliger Proben zeit- und personalaufwändig, weil

dafür viele manuelle Arbeitsschritte nötig sind. Der cobas m 511 Analyzer hingegen bewältigt den gesamten Workflow für die Durchführung und Bewertung aller Blut-bildparameter inklusive Zellklassifizierung standardisiert, voll automatisiert, schnell und effizient. Der gesamte Weg einer Probe dauert insgesamt rund sechs Minuten. Da mehrere Proben versetzt bearbeitet werden können, beträgt der Durchsatz des Systems 60 Proben pro Stunde.

Bei pathologischen Proben gewinnt das Labor wertvolle Arbeitszeit. Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten ist der Zeitaufwand mit dem cobas m 511 System um etwa 60 % reduziert. Der Analyzer zeigt sich zudem hinsichtlich Platzbedarf, Wartungsaufwand und Reagenzienverbrauch äußerst sparsam.

Die Bloodhound®-Technologie für die Hämatologie vereint das Beste aus zwei Wel-ten. Beim Aufspüren, Zählen und Klassifi-zieren von Blutzellen baut sie auf die Präzi-sion, Schnelligkeit und Automatisierung von computergesteuerter Technologie. Für die Diagnosestellung bezieht sie die Erfahrung, Interpretationsfähigkeit und Intelligenz von Menschen gezielt mit ein. Anwender können sich beim cobas m 511 System auf zuverlässige Analysenresultate verlassen und pathologische Blutzellen in Patientenproben – zusätzlich zur Computeranalyse und in Interaktion mit ihr – mit ihrem umfassen-den Wissen beurteilen.

Das System cobas m 511 ist seit Januar 2017 auf dem Markt.

Literatur 1 https://de.wikipedia.org/wiki/Bloodhound_(hunderasse)

cobas m 511 Hämatologie-Analyzer Der schnelle Weg zum sicheren ErgebnisBloodhound®-Technologie – automatisiert, standardisiert, digitalO All-in-one-Prozess zur Bestimmung von Blutbild und Morphologie aus 1 µl BlutO Standardisierte Ausstricherstellung und -färbungO Digitale Zellbestimmung und -differenzierung

Drei Prozessschritte in einem Gerät – effizient und effektivO Durchlaufzeit 6 Min.O Durchsatz 60 Proben/Std.O Probenvolumen 30 µlO Standfläche < 1 m²O Reduzierter manueller Aufwand, mehr Zeit zur Konzentration auf wesentliche Aufgaben

Informationsbereitstellung – zielgerichtet, unterstützend, benutzerfreundlichO Alle Informationen auf einem Monitor: Blutbildparameter und MorphologieO Schnelle, gezielte Befundung durch intuitive SoftwareO Vernetzungsmöglichkeiten zur standortunabhängigen Befundung

Weitere Informationen unter:

https://www.roche.de/diagnostics/systeme/ haematologie/cobas-m-511.html?r=diam511e1