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(Aus dem Annastift Hannover-Kleefeld [Chcfarzt: Prof. Dr. VaIentin] und dem Anatomischen ]Fnstitut der Universitat Hamburg.) Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. Von IIedwig und Wilhehn Blotevogel. Mit 8 Textabbildungen und 7 Tabellen. (Eingegangen am 10. Januar 1934.) A. Einleitung. Die alte i~rztliche Erkenntnis yon der Wichtigkcit der Konstitution des Menschen fiir das Auftreten oder den Ablauf bestimmter :Erkran- kungen hat in neuerer Zeit durch die moderne erbkundliche l~orschung festere Grundlagen gewonnen. Schon Hippolcrates sprach yon ,,heredi- t~rer Disposition". Damit meinte er, dab manche Menschen kraft einer ererbten Anlage zu bestimmten Leiden neigen. Die Konstitutions- forschnng, wie wir sic heute betreiben, richter ihr Augenmerk im wesent- lichen auf Merkmale, die bei jedem Menschen vorhanden, eindeutig bestimmbar und gegeniiber den Einfliissen der Aufienwelt verh~ltnism~l~ig unwandelbar sind. Ihren biologischen Sinn erffillt die Konstitutionsforschung abcr erst dann, wenn es gelingt, in Populationen Personengruppen mit bestimmten gemeinsamen Eigentiimlichkeiten abzugrenzen, sie in hochgradige gegen- seitige Wechselbeziehung zu stellen, und bei ihnen das Vorkommen anderer bisher nicht studierter Charaktere vorauszusagen. Zuweilen gelingt es dabei schon mit einem einzigen Merkmal, einwandfreie und zuverl~ssige Grundlagen zu gewinnen, um seharfe Grenzen zwischen den BevSlkerungskreisen zu erzielen. In den meisSen l~llen aber ist es zweekm~l~ig, ja sogar erforderlich, einige weitere, aber immer mSglichst wenige Merkmale heranzuziehen. Versuchte man friiher allein mit konstitutions-anatomlschen Methoden (anthropologische Metrik, Stammbaumforschung) zum Ziel zu kommen, so bemiih~ man sich heute, dutch konstitutions-biologische Methoden (Zwillingsforschung, Blutgruppenuntersuchung, Daktylogramm usw.) den Gesichtskreis wesentlich zu erweitern. ]Nach diesen Gesiehtspunkten haben wir bei der vorliegenden Unter- suehung die Merkmale der Blutgruppe und des Daktylogramms ausge- w~hlt, eine Merkmalgq'uppe, die wir yore konstitutions-physiologischen Standpunkt schon seit dem Jahre 1926 im Anatomischen Institut zu Hamburg als besonders aussichtsreieh ins Auge gefal]t und verfolgt haben. Jene stell~ ein mescnchymales invariantes Kennzeichen dar, das, wie Zeitschrift fiir Kinderheilkunde.. 56. I0

Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

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Page 1: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

(Aus dem Annastift Hannover-Kleefeld [Chcfarzt: Prof. Dr. VaIentin] und dem Anatomischen ]Fnstitut der Universitat Hamburg.)

B l u t g r u p p e u n d D a k t y l o g r a m m als K o n s t i t u t i o n s m e r k m a l e

der P o l i o m y e l i t i s k r a n k e n .

Von

IIedwig und Wilhehn Blotevogel.

Mit 8 Textabbildungen und 7 Tabellen. (Eingegangen am 10. Januar 1934.)

A. Einleitung. Die alte i~rztliche Erkenntnis yon der Wichtigkcit der Konsti tution

des Menschen fiir das Auftreten oder den Ablauf bestimmter :Erkran- kungen hat in neuerer Zeit durch die moderne erbkundliche l~orschung festere Grundlagen gewonnen. Schon Hippolcrates sprach yon ,,heredi- t~rer Disposition". Damit meinte er, dab manche Menschen kraft einer ererbten Anlage zu bestimmten Leiden neigen. D ie Konstitutions- forschnng, wie wir sic heute betreiben, richter ihr Augenmerk im wesent- lichen auf Merkmale, die bei jedem Menschen vorhanden, eindeutig bestimmbar und gegeniiber den Einfliissen der Aufienwelt verh~ltnism~l~ig unwandelbar sind.

Ihren biologischen Sinn erffillt die Konstitutionsforschung abcr erst dann, wenn es gelingt, in Populationen Personengruppen mit bestimmten gemeinsamen Eigentiimlichkeiten abzugrenzen, sie in hochgradige gegen- seitige Wechselbeziehung zu stellen, und bei ihnen das Vorkommen anderer bisher nicht s tudier ter Charaktere vorauszusagen. Zuweilen gelingt es dabei schon mit einem einzigen Merkmal, einwandfreie und zuverl~ssige Grundlagen zu gewinnen, um seharfe Grenzen zwischen den BevSlkerungskreisen zu erzielen. In den meisSen l~l len aber ist es zweekm~l~ig, ja sogar erforderlich, einige weitere, aber immer mSglichst wenige Merkmale heranzuziehen.

Versuchte man friiher allein mit konstitutions-anatomlschen Methoden (anthropologische Metrik, Stammbaumforschung) zum Ziel zu kommen, so bemiih~ man sich heute, dutch konstitutions-biologische Methoden (Zwillingsforschung, Blutgruppenuntersuchung, Daktylogramm usw.) den Gesichtskreis wesentlich zu erweitern.

]Nach diesen Gesiehtspunkten haben wir bei der vorliegenden Unter- suehung die Merkmale der Blutgruppe und des Daktylogramms ausge- w~hlt, eine Merkmalgq'uppe, die wir yore konstitutions-physiologischen Standpunkt schon seit dem Jahre 1926 im Anatomischen Inst i tut zu Hamburg als besonders aussichtsreieh ins Auge gefal]t und verfolgt haben. Jene stell~ ein mescnchymales invariantes Kennzeichen dar, das, wie

Zeitschrift fiir Kinderheilkunde.. 56. I0

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144 Itedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

heute geniigend gesiehert erscheint, weder durch Krankheit noch auf irgendeine andere Weise beeinfluBt werden k~nn. Die Papillarlinien ge- h6ren dem ektodermalen System an und erftillen ebenfalls die Forderung der Invarianz, wenigstens was die Zeit des spitteren Fetallebens bis zum Tode anbetrifft. Bewahrt sich diese Auswahl bei einer Erkrankungsform, die, wie die Poliomyelitis, durchaus den Charakter einer Seuehe hat und anscheinend wahllos Menschengruppen, die nach ~uBeren Merkmalen nicht einheitlich charakterisiert sind, erfaBt, so k6nnen wir mit einiger Sieherheit darauf rechnen, dab sie dem Arzt auch bei kiinftigen Erkran- kungen ein brauchbares Hilfsmittel bei seinen EntschlieBungen liefern wird.

Wir fiihlen u n s u m so mehr veranlaBt, gerade diese beidenMerkmale in den Vordergrund zu schieben, nachdem es Hedugg Blotevogel 1933 in ihrer Arbeit ,,Das Charakterbild der Neurofibromatose" zum ersten- real gehmgen ist, nachzuweisen, dab der Aufbau einer individuellen Konstitutionslehre bei der Neurofibromatose auf Grund dieser beiden Merkmale m6glich ist. In dicser Arbeit konnte gezeigt werden, dab bei der Neurofibromatose die Blutgruppe A und ein Zwischenformmuster der Papillarlfliien, eine Zentraltaschenform, als besonderes Charakteristikum ffir den Neurofibromatosekranken anzusehen sind und auch bei der Ab- seh/~tzung der Erkrankungswahrscheinlichkeit eine wesentliehe Rolle spielen mfissen.

Unter diesem Gesichtspumkt haben wir eine grSBere Anzahl Poliomye- litiskranker aus tier Provinz Hannover untersueht, fiber die im folgenden beriehtet werden soll.

Vorher aber ist es uns noch eine angenehme Pflicht, allen denen zu danken, die uns bei der Durchffihrung dieser Untersuchungen in auBerordentlich freundlicher Weisc unterstfitzt haben. Wir danken tterm Prof. Dr. B. Valentine, Annastift Hannover-Kleefeld, nieht nur fiir die ]~berlassung des Materials, sondern auch ffir seine verst/~ndnisvolle l~6rderung, die er uns vor allem dureh die zahlreichen klinischen Untersuehungen in langen Jahl~en immer wieder hat zuteil werden lassen; ]'Ierrn Prof. Dr. H. Poll fiir sein reges Interesse bei der theoretisehen Durcharbeitung des Materials und viele wertvolle Vorsehl/~ge und Anregungen. Wir danken weiterhin ganz besonders Herrn Dr. A. Lauer yore Erbbiologischen Institu~ der Gesundheits- beh6rde Hamburg ffir die unendliehe Miihe, mit der er lange Zeit hindurch flit uns die Blutgruppenuntersuehungen durchgeffihrt hat. ])iese lLIilfe war uns deshalb so wertvoll, weil die Blutgruppenbestimmungen hier in h6chstem Grade zuverl~ssig erfolgten und weft wir gleiehzeitig unsere eigenen Untersuchungen kontrolliert und best/~tigt linden konnten; und nieht zuletzt Herrn stud. reed. H. Kirvhmair, der uns in entgegenkommender Weise seine Erfahrungen in der Auswertung der :Daktylo- gramme zur Verfiigung gestellt hat.

B. Material.

Voraussetzung ffir ]edes erfolgreiche Arbeiten ist die strenge Beach- tung des Gesiclitspunktes der Reinheit des Ausgangsmaterials. Ge- schlecht, Rasse und gegebenenfalls aueh das Lebensalter miissen unter allen Umst~nden beriieksichtigt werden.

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Ms Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. 145

Zur Verfiigung standen uns die Blutgruppen yon 366 und die Finger. abdriicke yon 282 Poliomyelitiskranken im Alter yon 1/4 bis etwa 35 Jahren. Das Material s t ammt aus verschiedenen Teflen der Provinz Hannover . S/~mtlieho untersuchten Pat ienten sind yon Prof. Valentin persSnlieh untersucht, wodurch uns eine Gew~hr fiir eine unbedingt richtige Dia- gnose gegeben ist.

Die Pat ienten waren teils im Annastift Hannover-Kleefeld in Behand- lung, teils wurden sie Prof. VaIentin in seiner Eigenschaft als Landes- kriippelarzt der l~'ovinz Ha~mover auf den regelmgBig stattfindenden Terminuntersuchungen vorgestellt. Es handelt sich bei allen Patienten nur um Personen, die eine schwere Affektion mit bleibenden L~ihmungen durchgemaeht haben. Frisehe F~lle von Poliomyelitis sind nicht yon uns untersucht worden, sondern nur solche, bei denen sieh als Krankheits- folge eine orthop~dische Behandlung als notwendig erwies.

Da von uns nur Blutgruppe und Fingerabdruek untersucht wurden, also invariante Merkmale, war der Zei tpunkt der Untersuchung, die sich auf mehrere Jahre erstreckte, gleichgiiltig. Ausgenommen wurden von dem Material alle Leute mit nicht deutschem Namen oder yon naehweisbar nieht hamloverscher Abstammung, so dal~ das Material, wenn auch nicht im strengen Sinne rassiseh einwandfrei, doch dem Durchschnit t der Provinz Hannover entsprieht. Zudem s t ammt der gr61~te Teil der Kran- ken nicht aus dem Stadtgebiet Hannover mit seiner n a t u r g e m ~ rassisch ungleiehen BevSlkerung, sondern aus den Landbezirken der Pro- vinz.

Auf eine Besonderheit sei bei dieser Gelegenheit gleich hingewiesen. U n t e r den untersuchten Pat ienten befanden sieh 2 Paa r eineiige Zwillinge, yon denen bei dem einen Zwilling deutliche Ver~nderungen naeh der Poliomyelitis zuriiekgeblieben waren, w~hrend bei dem anderen Zwilling eine Infektion nieht naehzuweisen war. Die Eineiigkeit der Zwillinge w a r in beiden F~llen dureh die iibliehen biologischen Methoden gesichert. ~ b e r diese und andere Zwillinge, yon denen nur einer erkrankt war, wird Heclwiff Blotevoffel demn/ichst an anderer Stelle berichten.

Als Bezugsmaterial dienten:

Fiir die Blutgruppenuntersuchungen die Angaben yon P. A. Schmitt (1931) an 3500 Personen mit deutschem Namen aus Hannover und Um- gegend;

fiir die Fingerabdriicke Hamburger Sehulknaben und Hamburger Sehulms fiber die Kirchmair (1933) in seinen Arbeiten berich- te t ha t ;

ffir die Korrelat ion zwischen Blutgruppe und Dakty logramm 175 m~nnliehe und 82 weibliche Hamburger Studierende, die uns Prof. Poll aus seinem noch nicht verSffentlichten Material zur Verffigung stellte.

10"

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146 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blubgruppe und Daktylogramm

C. Die konstitutionellen Merkmale der Poliomyelitiskranken.

1. Die Verteilung der Blutgruppen.

Llber die Vertei lung der B lu tg ruppcn bei den Pol iomyel i t i skranken liegen im Schr i f t tum einige Angaben vor, die deshalb erw/ihnt werden miissen, well sic teils mi~ unseren Ergebnissen wei tgehend iiberein- s t i ramen, teils i hnen aber auf den ers ten Blick zu widersprechen scheinen.

Zeitl ich geordnet s ind in folgenden Arbe i ten B lu tg ruppenbefunde bei Poliomyeli t is erwis

Schri/ttum.

1929 berichten Manicatide, Bratescu und 3~usescu fiber iha-e Beobachtungen bei der ersten K~nderl/ihmungsepidemie 1927 in Rum~nien. Sic haben im ganzen 170 F~lle auf Blutgruppen untersucht, geben aber nur an, dab die Kranken speziell der Gruppe I und I I angeh6rten, ohne Angaben fiber das Bezugsmaterial oder die Art der Klassifikation zu machen.

Ira selben Jahre machen Marinesco, Manicatide und State-Draganesco in den Anna- les de l ' Insti tut Pasteur erneut Angaben fiber diese Epidemie. Bezfiglich der Blut- gruppen findet sieh nur folgende Bemerkung: ,,Es erscheint wahrscheinlich, dab die individuelle Konstitution bei dieser Erl~'ankung eine Rolle spielt. Um diesen •aktor festzulegen, haben wir mit Dr. tr die Blutgruppenreaktion bei 55 Kranken untersueht und ein Uberx~iegen der Gruppen II und IV festgestellt." Auch hier fehlen wiederum Angaben fiber Bezugsmaterial und fiber die Art der Klassifikation. Gemeint ist wahrseheinlich in der ersten Arbeit die Klassifikation nach Jansky, bei der die Gruppe I unserer Gruppe O, die Gruppe I I unserer Gruppe .4 entspricht; in der zweiten Arbeit die Einteilung nach 2/Iofl, in der IX wiederum der Blutgruppe A und IV der Blutgruppe O gleiehzusetzen sind.

1931 beriehtet Foa (zitiert nach Jungeblut und Smith)fiber Blutgruppenunter- suchungen an 22 Kindern bei einer Epidemie in Italien. Er land dabei eine deut. liche Zunahme yon A und eine bemerkenswerte Abnahme yon B unter den Polio- myelitiskranken. Sein Bezugsmaterial - - 234 normale Personen der gleichen Gegend - - zeigte folgende :Blutgruppenverteilung: 0 = 41,8, A ~ 43,5, :B ---- 11,5, AB ~--3%. Wegen des geringen Poliomyelitismaterials ist es uns aber nieht mSglieh, dieses Material zu verwerten.

Die ersten genaueren Angaben fiber die Blutgruppenverteilung bei der Polio- myelitis finden sich in der ]~tude de l'dpid~mle de po]iomydlite du d~partement du ]3as-Rhin yon Levaditi, Schmutz und Willemin. Im Rahmen dieser Arbeit beriehten Kossovitch und Grootter~ fiber ihre Untersuchungen anl/ifllich einer Epidemic im Jahre 1930 im ElsaB. Sie ]~ommen bei 78 untersuchten Kindern zu folgenden Resultaten:

GruppeA = 56% (39,6%) GruppeAB = 0% (5,6%) Gruppe B ~ 14,5% (16,9%) Gruppe 0 = 29,1% (37,7%)

Die in Klammern beigefiigten Zahlen stellen das Bezugsmaterial, d. h. die Ver- teilung der Biutgruppen in der els/issischen ]3ev61kerung dar. Von den Verfassern wird Wert auf die Feststellung gelegt, dab mater ihrem Material nicht ein einziger A_B-Fall vorkomme. Wir m6chten schon gleich an dieser Stelle darauf hinweisen, daft es sich nut um einen Zufallsbefund handeln kann, da yon fast alien sp~teren Autoren trod auch yon uns AB-F~tlle beobachtet worden sind. Ferner kann der wahrscheinliche Wert bei einem 5;ullergebnis yon 78 F/~llen noch immcrhin bis zu 10,2% im ~tul3ersten Falle betragen. Weiterhin sei auch jetzt sehon erw/ihnt, daft diese Zahlen im

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als Konstitutionsmcrkmalc der Poliomyelitiskranken. 147

Gegensatz zu denen der nachgenannten Autoren, insbesondere auch im Gegen- satz zu unseren Befunden stehen. Wir haben die angegebenen Zahlen rechnerisch durehgearbeitet und sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dal3 das Material zu klein is~, um mib Sieherhei~ Schlfisse daraus ziehen zu k6nnen. Trotzdem lassen wires dahingestellt, ob etwa region/ire Verschiedenheiten doch bei der Poliomye- litis eine so aussehlagg~bende Rolle spielen k6nnen, dab grunds/ttzliehe Ab- weiehungen der Blutgruppenverteilung yon den Befunden, wie Jungeblut und Smith und wir sie mitteilen, auftreten k6nnen.

Uber ein gr613eres )Iaterial yon Poliomyelitiskranken berichten dann Jungeblut und Smith 1932. Untersuchungen an 208 Patienten aus der Epidemic yon 1916 in New York ergaben folgendes Resul tat :

Blutgruppe 0 = 51,9% (45,6%) Blutgruppe B = 5,6% (14 %) Blutgruppe A : 35,1% (35,7%) Blutgruppe AB = 7,4% ( 4 , 7 % )

Die in Klammern zugeffigten Zahlen beziehen sich auf die Blutgruppenver- teilung innerhalb der New Yorker Bev61kerung.

Weitere Untersuehungcn an 125 Fallen aus den Epidemien yon 1916 und 1931 zeigten i~hnliche Befunde.

Gegeniiber der Norm fanden diese Autoren also eine deutliche Erh6hung von O und eine geringe Erniedrigung yon A und B. Bei diesen Untersuchungen soll die Sonderstellung der Poliomyelitiskranken noeh deutlieher zum Vorsehein kommen, wenn das Lebensalter der Falle bertieksiehtigt vcurde. Bei Kindern von fiber 5 Jahren soll die Abweichung besonders auffMlig sein.

Weiterhin wurde im Jahre 1932 von Shaw, Thelauder und Kilgari[[ fiber g lut - gruppenuntersuchungen an Poliomyelitiskranken anl/~Blich einer Epidemie in San Franszisco berichtet. Es wurden 100 Patienten untersucht und mit 100 gesunden Individuen vergliehen. Diese Arbeit, die selbstverst/indlich wegen des geringen Zahlenmaterials mit hohem mittlerem Fehler behaftet ist und daher auch nur mit Vorsicht verwandt werden daft, zeigt folgendes ErgebnJs:

Blutgruppe O = 57% (43%) Blutgruppe B = 6% (11%) Blu tgruppeA = 37% (43%) Blu tgruppeAB : 0% ( 3 % )

Das ~'ehlen yon A_B in dieser Zusammenstellung bei den Poliomyelitisfi~llen 4iirfte angesichts der geringen Zahl der untersuchten Patienten auf Zufall beruhen. Es l/tilt sieh nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung noch ein Wert yon 8,3% im aul3ersten Falle erwarten, l m iibrigen gehen die Abweichungen yon der Normal- verteilung hier aber in derselben Richtung, wie sie yon Ju~geblut und Smith und uns g.efunden worden ist.

Bei dem Material tier amerikanisehen Autoren ist noeh auf einen Punkt hinzu- weisen, ni~mlich auf die starke Rassenmisehung, wie wir sie in den Landern der Vereinigten Staaten vor uns haben. Dall die Autoren auch diesen Umstand beaehten, geht aus einem Brief yon Dr. Jungeblut vom 1.3. 33 hervor , in dem er diesen Faktor bei der Beurteilung seiner Resultate hinreiehend in Rechnung stellt.

Zu tier Annahme einiger de r obengenannten Autoren, da$ die Gruppe AB bei der Poliomyelitis nieht vorkomme, maeht .Reiner Maller 1933 eine kurze Bemerkung, in der er darauf hinweist, dab anl~glich einer geriehts~rztlichen Untersuchung bei einem Fall, bei dem frfihere Poliomyelitis verzeichnet war, sieh die Blutgruppe AB vorgefunden habe.

Dafl trotz aller dieser Hinweise heute noeh nieht alle Autoren yon der Bedeutung der Konstitutionsfaktoren, insbesondere der Blutgruppe bei der Poliomyelitis fiberzeugt sind, zeigt ein Referat yon Krause in der $Iiineh. reed. Wschr. 1933: ,,Es ist behauptet worden, dab bestimmte Blutgruppen zu einer gr6ileren Zahl

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148 I-ledwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

yon Poliomyelitisinfektionen geffihrt h/itten als andere. Auf Grund erneuter Unter- suehungen an mehr als 100 Poliomyelitisrekonvaleszenten kann ich diese Angabe nieht anerkennen. Sieher ist es falsch, dab Poliomyelitiskranke unter tier Blut- gruppo AB nicht vorkommen. ~ber unsere erneuten Untersuehungen wir4 Herr Dr. Hatz]~y n~chstens n~here Mitteilung machen."

In der inzwischen ersehienenen Arbeit yon Hatzky wird fiber ]31 Kranke aus versehiedenen Kliniken der Universit~t Miinster und aus einer Reihe westf~liseher Krfippelheime beriehtet. Folgende Yerteilung wurde gefunden.

Blutgruppe O ~ 38,2% (43,4%) Blutgruppe B = 16,8% (6,8%) Blutgruppe A ~ 43,5% (46,6%) BlutgruppeAB --~ 1,5% (3,2%)

Zu dieser Arbeit ist zu bemerken, dab erstens eine Sichtung des Materials naeh rassischen Gesichtspunkten, wie wir sie durehgeffihrt haben, nieht vorgenommen wurde und zweitens das Bezugsmaterial nieht in jeder Richtung dem Kranken- material entsprieht.

Eigene Beobachtungen.

Unsere Un te r suchungen fiber die B l u t g r u p p e n der Pol iomyel i t i s - k r a n k e n wurden im J a h r e 1928 begonnen und sys t ema t i s ch bis zum Anfang N o v e m b e r 1933 for tgef i ihr t . W i r m5ch ten diesen Z e i t p u n k t fest- legen, u m da rau f hinzuweisen, wie gleichzei t ig u n d unabh~ng ig y o n : e inander in versch iedenen L/ indern sich das In te resse f i ir dieses P rob l e m b e m e r k b a r mach te .

Die Blutgruppenuntersuchung siimtlicher 366 Poliomyelitiskranker erfolgte nach der Reagensglasmethode yon Schi]]. Etwa 100 F~lle wurden yon Hedwig Blotevogel in Hannover lmtersueht, wobei an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. Miessner, der hierffir einen Arbeitsplatz im Hygienischen Institu~ der Tier~rztlichen Hoch- schule zu ttannover zur Verfiigung gestellt hatte, gedankt sei. Alle iibrigen Unter- suchungen wurden yon Herrn Dr. Lauer in Hamburg (s. oben) ebenfalls nach der Reagensglasmethode yon Schi/] ausgefiihrt. Da diese Proben eingeschickt wurden, ereigne~ es sich oft, dall bei einzelnen Patienten die Blutgruppe mehffach bestimmt wurde. Wir waren fiir solche ZufMligkeiten dankbar, da wit auf diese Weise eine Kontrolle unserer Ergebnisse erhlelten.

Wi r h a b e n uns d a b e i auf die v ier k lass ischen B l u t g r u p p e n O, A, B, A B beschr/~nkt, weil zu Beginn unserer Un te r suehungen (1928) d i e neu ge- fundenen Gruppen M, N u n d P noch n ich t so weir gefSrder t w a r e n , u m p rak t i s ch a n g e w a n d t werden zu kSnnen.

Die B l u t g r u p p e n unserer 366 Po l iomye l i t i sk r anken ver te i len sich wie folgt :

Tabelle 1. V e r t e i l u n g der B l u t g r u p p e n bei 366 P o l i o m y e l i t i s k r a n k e n aus de r P r o v i n z H a n n o v e r .

I O

Poliomyelitiskranke 194 �9 366 53,0212,6 %

Provinz IIannover 1449 3500 41,4 ~0,83 %

(nach P.A. Schmitt)

_4.

127 34,7+2,56 %

1519 43,4-4-0,82 %

B I AB

25 5,44 20,18yo 6,84~ 1,33 % 354 ] 178

10,1 +0,55%/ 5,1 _+0,37%

I

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als Konstitutionsmerkmale der Poliomycli~iskranken, 149

Man sieht schon auf den erstcn Bliek, als wiehtigstes Ergebnis in der Tabelle, dab die Blutgruppenverteilung sowohl nach der SeRe der Blut- gruppe 0 wie nach A merklich yon der Norm abweicht.

Wir pflegen aus Grunds~tzen, die man als gestalttheoretisch oder melistisch bezeiehnet, zweierlei Vergleichsmethoden durchzufiihren. Wir haben erstens ein Interesse an den A-Menschen als solchen, den Nullern usw., und weiter interessieren wir uns zweitens fiir die ]?rage nach der genischen Disposition der untersuehten TeilbevSlkerung.

Es ergibt sich nun naeh der Vergleichsmethode mit Hilfe des mittleren Fehlers und der Priifung mit Hilfe der Echtheitstafel yon Poll und Wiepking, dab die ~ul lkranken gegeniiber der Norm echte Unterschiede aufweisen. Der erreehnete Wert ist E ~--4,23, das entspricht einer Sicherheit W = 1 : 50 000. Nicht ganz so hoch liegen die Zahlen bei einem Vergleich der A-Kinder. Hier ergibt sieh E ---- 3,3, d. h. eine Sicherheit yon 1 :1100 , eine Zahl, die aber noch als vollkommen ausreichend betrachtet werden muB. Diese Zahlen geben uns das Recht zu dem SchluB, dab Abweichungen sowohl in bezug auf die Blutgruppe A als auch in bezug auf die Blutgruppe 0 mit Sieherheit vorhanden sind. Dagegen l~Bt sieh fiber die Gruppen B und AB nichts Zuverl/s aus- sagen. Sie bleiben infolge der geringen Zahlen bei unseren Betrachtungen auBer acht, bis das hannoversehe Material auch in dieser Hinsicht einmal zu brauchbarer HShe angewaehsen ist.

Die quanti tat ive Verschiebung zwischen den Anteilen der beiden Blutrassen kennzeiehnet sich in ihrer Eigenart dahin, dab nicht etwa die Zunahme yon 0 durch die Abnahme yon A in einfaeher Weise auf- gewogen wird. Vielmehr fiberwiegt der Zuwachs der Blutgruppe 0 um etwa 3 % den Abfall der Gruppe A. Das Fehlen der 3 % miiBte sich in den Werten der Blutgruppen B und AB bemerkbar machen, ist hier fiir uns aber nieht erkennbar, da die Gesamtzahlen dieser beiden Blutgruppen zu gering sind.

Das weitere Interesse an dem Ergebnis der Untersuchung liegt in der Frage: Sind nicht, wie bisher, Klasse fiir Klasse betrachtet, sondern nach der Gesamtheit der Blutgruppenverteflung Unterschiede gegeniiber der BevSlkerung der Provinz Hannover nachweisbar ? Es handelt sieh dabei um die Frage, ob in der BevS]kerung der Poliomyelitiskranken vom Reiehs- oder hannoverschen Durchschnitt abweichende Blut- gruppenverteilung angetroffen wird. Die Best immung dieser Unter- sehiede erfolgte ebenfalls nach der Echtsheitstafel und fiihrte zu dem Ergebnis, dab mit einer Echtheit E = 1,6, d .h . mit einer Sicherheit yon 1 : 9 angenommen werden daft, dab tats/~ehlich in bezug auf die Verteilung der beiden Hauptblutgruppen A und 0 insgesamt Unterschiede gegenfiber dem Bezugsmaterial vorhanden sind.

Bei unseren Ergebnissen kSnnen wir den Umstand ausnutzen, dab sie in drei zeitlieh ~aufeinanderfolgenden, aber unabh~ngigen Reihen

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150 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

gewonnen worden sind. Hierbei 1/~l~t sich die sehr zuverl/issige und ein- drucksvotle Methode anwenden , die Unte r suchungsre ihen mi t Hilfe der Var ia t ionsreehnung zu vergleichen.

Tabelle 2. E r g e b n i s s e der B l u t g r u p p e n u n t e r s u c h u n g e n an P o l i o m y e l i t i s - k r a n k e n in der P r o v i n z H a n n o v e r zu v e r s c h i e d e n e n Z e i t p u n k t e n .

O A

Bis Dezember 1932 53,9 • 52 156 F~lle 33,3 •

Bis Juli 1932 161 105 306 F~ille 52,61 :k2,85 %) 34,21 ~:2,71 ~

Bis ~N'ovember 1932 194 127 34,7 :z2,56%

10 6,4 •

31 6,97 • 1,45 %

25 6,84•

AB

t0 6,4 •

19 6,21~:1,37 %

20 5,1 ~=0,37 % 366 F~i l le 153,02•

Aus der geradezu i iberraschend geringen Schwankungsbre i te der Prozentwer te geht hervor, dab es sich bei der Beziehung zwischen der Poliomyeli t is und der Blutrasse in der Provinz H a n n o v e r u m eine recht zuverl~ssig feste Wechselbeziehung handel t . I)er Variat ionskoeffizient dieser drei U n t e r s u c h u n g e n betr~gt n~mlich nu r v ~ 1,63.

Wir haben uns weiter die Frage vorgelegt, ob bei der Beziehung zwischen Kinderl~thmung und bestimmten Blutgruppen das Geschlecht eine l~olle spielt. Zu diesem Zwecke haben wir das Material nach Geschlechtern aufgeteilt und naeh- stehende Verteilung gefunden:

Tabelle 3. E r g e b n i s s e der B l u t g r u p p e n u n t e r s u c h u n g e n an Po l iomye l i t i s - k r a n k e n der P r o v i n z H a n n o v e r , g e t r e n n t nach Gesch lech te rn .

Poliomyelitiskranke Knaben 185

Poliomyelitiskranke M~dchen 181

o i A B AB

94 65 50,820o 35,14%

100 62 55,25 % 34,25 ~

16 8,63 %

6 4,97 %

10 5,41%

10 5,53 %

:Ein Blick auf die vorstehende Tabelle geniigt, um zu ze~gen, dab das Geschlecht auf die Empfanglichkeit gegeniiber Poliomyelitis keinen Einflul3 hat. Von den 366 er- krankten Kindern waren 185 Knaben und 181 M~dchen. Imlerhatb der beiden Geschlechter ist bekanntlich die Blutgruppenverteilung dieselbe wie beim Gesamt- material, und genau gleiches Verhalten (natiirlich innerhalb der Fehlergrenzen) spiegelt unsere Tabelle bei den Kranken ~ieder. Das Geschlecht spielt also bei der ln/ektiou mit Kinderl~ihmung keine Rolle.

Beziiglich der L i t e ra tu rangaben , dab die Gruppe AB nich t vorkomme, weisen wir kurz darauf hin, dal3 diese Blu tgruppe bei unserem Material n ich t n u r vo rhanden ist, sondern sogar in derselben Gr6Benordnung wie bei der Norm erscheint.

Von Jungeblut und Smith ist, wie oben bereits erw~hnt, die Frage aufgeworfen, ob das Lebensalter bei der Verteilung der Blutgruppen der an Poliomyelitis erkrankten Kinder dahingehend wesentlich sei, dab die Verminderung der einen Blutgruppe und dadurch bedingt die Zunahme der anderen so zu erkl~ren ist, dab in jugendlichem Alter die Kinder der einen Blutgruppe, in unserem Falle A, in erhOhtem ~r sterben.

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als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. ]5 ]

Zu dieser Frage k6nnen wir deshalb nicht endgiiltig Stellung nehmen, weil uns yon unseren Patienten das Lebensalter nicht in jedem Falle genau bekannt ist. Wit glauben nicht, dab die Verschiebung gegeniiber der Norm durch eine gr613ere Sterblichkeit der A-Kinder unter 5 Jahren zu erkl/~ren ist, sondern sind der Ansicht, dab die Blutgruppe O einen der die Infektion mit Polio- myelitis begfinstigenden Konstitutionsfaktoren darstellt. I)agegen hat man den Eindruck -- mehr 1/tBt sich allerdings darfiber nicht sagen -- , daB die an Polio- myelitis erkrankten A-Kinder sich zwar im Ablauf und Ausgang der Infektion selbst nicht wesentlich yon den O-Kindern unterscheiden, dab sie aber den Noxen der Aul3enwelt gegenfiber weniger widerstandsf~hig sind als die Nuller. Inter- kurrente Krankheiten pflegen bei den A-Kindern im spgteren Lebensalter pl6tz- licher aufzutreten, schwerer zu verlaufen und 6fter letal zu enden.

Zusammengefal3t e rb l icken wir das wicht igs te Ergebn i s unserer Blu t - g r u p p e n u n t e r s u c h u n g an Po l iomye l i t i sk inde rn dar in , da[~ die Blutgruppe 0 gegeniiber der Blutgruppe A einen Faktor /iir die An/iilligkeit 9egeniiber dieser In/ektion dars te l l t .

2. Die Verteilung der Fingerlinienmuster.

Die Realit/~t kons t i tu t ione l le r Untersch iede 1/~Bt sich noeh an einer wei te ren Reihe yon Merkmalen kont ro l l ie ren . Reieher gegl ieder t als die Serie der B lu tg ruppe ist die Merkmal re ihe des D a k t y l o g r a m m s . F inge r l in i enmus te r werden naeh Wirbe l , Schleife und Bogen unter - sehieden. Des besseren Vers t~ndnisses ha lbe r seien zunitehst diese drei H a u p t f o r m e n im Bi ld wiedergegeben.

Abb. 1. Grundformen der Fingerlinienmustcr,

Schri/ttum.

Unte r suchungen fiber die Beziehungen zwischen D a k t y l o g r a m m un(l ande ren somat i schen Merkmalen sind bisher n u t in sehr ger ingem Mal~c durchgeff ihr t . Die me i s t en Beobach tungen shad na turgem/ i8 a m Mater ia l des E rkennungsd iens t e s gemacht , da dieses in der gr613ten Menge und a m le ichtes ten zug/~nglich ist. - - We l t e r wurden die Beziehungen zwischen F inge r l i n i enmus te r und Rasse, Geschlecht und, a l lerdings ers t in ger ingem Mal3e, e inzelnen kons t i tu t ione l l en E r k r a n k u n g e n un te rsuch t .

D a es zu wei t ffihren wfirde, auf die gesamte L i t e r a t u r einzugehen, so seien hier nur einige wesent l iche Arbe i t en crw/ihnt.

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] 52 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: B[utgruppe und Daktylogramm

1914 berichbet Poll fiber die Rolle der Papillarmuster bei Vererblmg und Konstitution (,,~ber Zwillingsforsehung als Hilfsmittel menschlicher Erbkunde"). Hier wird zun~ehst die bis dahin erschienene Literatur zusammengestellt, weiter- hin fiber die Daktylogramme yon 84 Zwillingen und 2 Drillingsgesehwistern berichtet.

1922 referiert _K. Bonnevie fiber die Erblichkeit der Papillarmuster. •aeh ihren Untersuehungen hat sich die Annahme der Erblichkeit vollauf bestiitigt. 1921 und 1922 findet Poll Unterschiede in der Verteilung der Papillarmuster naeh Geschlecht, Alter und Gelsteszustand. Die Anzahl der untersuchten Persorten ist betr~ehtlieh: 3844 Geistesgestmde und. 1508 Geisteskranke (Sehwachsinnige und Sehizophrene). Poll mutmaBte, sieh durch Beobaehtung der elterliehen Fingermuster genoctia- gnostiseh fiber die Gefahrenklasse zu aul3ern, in die die Kinder eines Ehepaares hinsiehtlich ihrer Idiotiegef~hrdung z.B. hineingeh6ren.

1928 stellen Bli~mel und Poll Untersuehungen fiber Geisteakranke im Vergleich mit Geistesgesunden in erhebliehem MitBe an.

Poll gibt 1928 mit sehr groBem Material wichtige Aufschliisse fiber die Erbnatur der Papillarmuster (,,Seltene NIensehen"). Weiter stellt Poll 1928 lest, daB man gezwungen ist, die ~enschen einer einzelnen Gemeinschaft, einer ltasse, eines Geschlechtes dahin zu charakterisieren, dab sich bei ihnen die Neigung, Wirbel-, Sehleifen- oder Bogenmuster zu bilden, yon Generation zu Generation fiber-

tr~gt. 1929 bringen Lauer und Poll einen Beitrag zur Vaterschaftsbestimmung mit

Hiife der Papillarmuster. Das Verfahren gestaltet sieh in der Regel so, dal3 man aus den Fingerabdrfieken der Kindesmutter mad des angeblichen Vaters unter Benutzung eines angegebenen Mal3stabes die biologische ~quivalenzbreite fiir die (genisch bedingten) Yluster aUer fiir diese ]~lternkombination m6glichen Kinder ermittelt.

Ober die Asozialen arbeiteten ferner Gercke und. Poll (1932). Es wird fiber eine Verminderung des Geseldechtsunterschiedes bei Geisteskranken uncl Kriminellen beriehtet.

1933 berichtet Kirchmair in zwei Arbeiten fiber Rassemerkmale und Sexual- differenzen. Es haben sich einwandfrei deutlich typisehe Rassen- und. Gesehlechts- eigentfimlichkeiten ergeben.

Zur Kl~rung des Charakterbildes einer Krankheit hat 1933 H. Blotevogel sich erstmalig in ihrer Arbeit fiber die Neurofibromatose des Daktylogramms bedient. Schon bei flfichtiger Betrachtung tier Fingerabdrficke fiel auf, dab eine an sich seltene Zwisehenform zwisehen Wirbel und Sehleife, eine sog. Zentralt~sehe, h~ufig auftrat. ]3eid.en Gesundender FamiliewurdedieseFormfiberhaupt nicht beobaehtet, so daft auch hier wiederum die genische Bedingtheit des Daktylogramms tdar zutage trat.

Methodilc.

Zu einer Analyse in daktylographiszher Hinsieht bedient man sieh am bestcn der ]~Ianuar- bzw. Bimanuarmethode, wie sie yon Poll angegeben und yon seinen Schiilern weiter ausgearbeitet worden ist. Die ]YIethode besteht darin, dal3 zun~chst in einem I)reieckskoordinatensystem auf der horizontMen und vertikalen Kathete angegeben wird, wieviel Finger der Individuen mit ]3ogen, Wirbeln oder Schleifen in entsprechender Anzahl versehen sind. Am zweckm~13igsten erfolgt die Eintragung so, dal~ auf der vertikalen Kathete die zunehmenden Wirbelzahlen, auf der hori- zontMen die zunehmenden Bogenzahlen eingetragen werden. Durch Addition auf 10 beim Bimanuar und 5 beim Manuar ergibt sich jeweils die Anzahl der Schleifen. Jedes Feld ist damit dureh die Abszisse und Ordinate genau gekennzeichnet, un4 weist ein Individuum beispielsweise vier Wirbel und zwei Bogen auf, so mul3 es im Bimanuar mit vier Schleifen auf 10 erganzt werden un4 infolgedessen in dem

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als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. 153

Feld elngetragen werden, wo yon der Vertikalen vier und yon der Horinzontalen zwei einander treffen.

Das ~Ynimanuar bezieht sich auf eine einzelne Hand un4 weisb die Verteilung der Fingerlinienmus~r an fiinf Fingern auf, das Bimanuar bezieht sich auf die Ge- samtverf~ilung bei dem Individuum, d.h. auf alle 10 Finger. In die einzelnen l~elder xwird jeweils die Prozentverteilung eingetragen.

Eigene Untersuchungen.

U m sich ein Bild yon den Abweichungen der Fingerlinienmuster gegeniiber der Norm zu machen, ist es notwendig, zuniichst kurz die Manuare der Norm zu betraehten. Da sich sowohl Geschlechts- als auch l~assenunterschiede nach den bisher vorliegenden Untersuchungen er- geben haben, ist es erforderlich, auch bei unserem Krankenmater ia l diese Teilung durchzufiihren. _AAs Bezugsmaterial fiir die m/s K_ranken benutzten wir die Befunde bei 1015 Hamburger Schulknaben, die Kirchmair in seiner Arbeit , ,Geschlechtsmerkmale des Ambimanuars" verSffentlicht hat. Tr/igt man die hier yon Kirchmair angegebene Papillar- musterverteilung in Form eines Bimanuars bzw. in Form der Unimanuare auf, so erhMt man folgendes Bild (Abb. 2, SeRe 154).

Betrachtet man nun die naehstehende Abbildung, so ergibt sieh ein Maximum der prozentualen Feldbesetzung im Bimanuar bei den All- sehleifern, ein fast regelm/~giger, langsamer Abfall zu den Allwirblern (vertikale Rei_he) und ein zun/~chst stefler, dann allmi~hlicher Abfall zu den Allbognern (horizontale Reihe). Die Zwisehenfelder enthalten die relative Anzahl derje~figen Personen, die alle drei m6glichen Formen der Fingerliniemnuster in ihren verschiedenen Kombinat ionen besitzen. Eine durehaus ~hnliehe Verteilung ergibt sich auch bei den Manuaren. Die Prozentbesetzung mul3 hier naturgern/i$ h6her werden, da es sieh ja mlr um eine Untersuchung an 5 Fingern im Gegensatz zu der des Bimanuars an 10 Fingern handelt. Die auffaUenden Unterschiede der rechten und lb,_ken Hand werden bier nicht welter betrachtet , da diese Fragestellung im Rahmen tier vorliegenden Arbeit nieht yon irgend- welehem Weft ist.

An Poliomyelitismaterial standen uns die Fingerabdrfieke yon 157 kranken Knaben zur Verfiigung. Wit haben dieses Material/~hnlich wie die Blutgruppen in zeitlieh getrennten Abstanden einer Bearbeitung unterzogen, und zwar erstmalig im August 1933 135 Abdriicke und Anfang November 1933 die restlichen 22. Da an diesem Beispiel be- sonders deutlieh gezeigt werden kaml, wie mit zunehmendem Zahlen- material die Eehtheit der Untersehiede steigt, und wie wichtig daher es ist, Schliisse nur aus einem hinreichend groflen Material zu ziehen, haben wit uns entschlossen, unsere ersten Ergebnisse ebenfalls anzu- geben.

Page 12: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

154 Hedwig und Wilhelm B]otevoge]: BlutgTuppe und Daktylogramm

Vergleicht man mit den Bimanuaren und Unimanuaren der Gesunden die Verteilung der Fingerlinienmuster yon zuns 135 poliomyelitis- kranken Knaben, so zeigt schon eine Betrach~ung auf den ers~en Blick

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

0

6,8r 0,3!

5,3s 0,1( 0,10

8,2~ 0,8! 0,10

7,8~ 0,51 0,30

10,05 0,3! 0,69 0,2( 0,10

8,1~ 1,1~ 0,59 0,3~ 0,10

8,77 3,0~ 1,48 0,4~ 0,20

12,61 3,8~ 2,17 1,77 0,79

0 1 2 3 4

B i m a n u a r

I O,lC ]

0,1C

0,1C 0,2( i

0,8 c 0,71 0,39 0,39]

5 6 7 8

0,i0

9 i0 Bogen

5

4 7,59

3 tl,82

2 15,07

l t7,44

0 Z7,00

0

5

Linke H a n d 0,1( 4 t1,1"

0,4~ ] 3 t3,7(~ 0,79

0,8~ 2 t5,6~ 1,28

2,6r 0,5 r 0,1O ! I [9,211 3,84

6,8C 3,4~ 1,77 0,6 0,2( 0 t7,54 5,81

I 2 3 4 5 ~Bogen 0 I

14echte H a n d

0,Is

0,3~

0,3~ 0,3( 0,20

1,58[ 1,2~ 0,59 0,1[

2 3 4 5 Bogen

Abb, 2, Bimanuar und Manuare yon 1015 Hamburger Schulknaben. (Nach Untersuchungen yon Kirch~tmir 1933.)

wesentliche Unterschiede. Das Maximum, d .h . wiederum das Feld: 0 Wirbel, 0 Bogen, 10 Schleifen, ]iegt ungcf~hr 5 % hSher als bei der Norm. I)er Abfall zu den Allwirblern (vertikale Reihe) ist keineswegs regel-

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als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. 155

m/il3ig, ebenso, im Gegensa tz zur ~qorm, is t der Abfa l l zu den Al lbognern (hor izonta le Reihe) aul~erordentl ich s tei l u n d unregelm/il3ig. Auch we ich t die Bese tzung der f ibrigen F e l d e r du rchaus yon der N o r m ab.

I0

9

8

7

6

5

4

3

2

1

0

2,2i 0,74

11,1]

11,8~ 1,48

8,8! 0,74

5,9~ 2,22

7,4] 2,22

5,1[

L7,7~ 3,70

0 1

0,74

2,22 0,74

0,74 2,96

2 3 4

Bimanuar

0,74 ]

0,74

6 7 ~ 9 10 Bogen

.2

5

4 4,44 0,74

3 13,3fi

2 19,2~ o,7~

1 18,5~ 2,9{

0 25,1~ 3,7(

0 1

Abb. 3.

L i n k e H a n d

0,74

4,44 0,74 O,7'J

2 3 4 5 Bogen

H

5

4 13,33] Rechte Hand

3 L5,5~ 1,48

L8,5, r 0,74

1 [1,8~ 2,96 0,74 0,74

0 .)2,2~ 2,96 2,9e 0,74

0 1 2 3 4 5 Bogen

poliomyelitiskrunken Knaben. Bimanuar und 5lanuare x-on 135

E in ~hnliches Ergebn i s zeigt die Un te r such ung der einzelnen H~nde. Es f/illt zun~ichst alff, dab die gro$en Unte r sch iede zwischen rech te r und l inker H a n d , wie sie bei den Gesunden gefunden werden, bei den K r a n k c n verwisch t sind, t i n Ergcbnis , das in derse lben R i c h t u n g lieg$ wie die

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]56 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

Befunde yon Poll und Poll und .Bliimel bei Geisteskranken. ]~ber Links- h~nder ist bei den Untersuchungen nichts vermerkt. Es lieg$ kein An- haltspunk~ vor, dab ihre Zahl bei der Poliomyelitis grSBer ist als bei der

10

7 3,1~ 0,6!

6 11,47

5 11,47 1,2~

4 8,2~ 0,64

3 5,1G 1,9]

2 7,01 1,9] 0,6~

1 5,1C 0,64 1,91 0,64

0 17,84 4,4( 1,27 1,27 2,5[ J

0 1 2 3 4

0,64 I

0,64 0,64

5 6 7 8 9 10 Bogen

5 5

4 3,8,' 0,64 Linke Hand 4 13,38 Rechte Hanc

3 14,6f 3 15,29 1,27

2 18,4~ 0p64 2 17,20 0,64

1 16,5( 2,55 0,64 1 12,10 2,5~ 0,64 0,64 i

0 25,4~ 6,37 3,82 1,27 0,64 l 0 22,29 4,4~ 3,1~ 0,64 0,64

0 1 2 3 4 5 Bogen 0 1 2 3 4 5

Abb. 4. Bimanuar und ~Ianuare yon 157 poliomyelitiskranken Knaben.

Bogen

Norm. Im iibrigen ergibt sich in den Manuaren eine ithnliche Verteilung, wie es im Bimanuar der Fall gewesen ist.

Wir haben versueht, mit Hilfe der Echtheitspriifungsmethode zahlen- m~l~ig die Echtheit der Unterschiede zwischen Kramken und Gesunden

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als K o n s t i t u t i o n s m e r k m a l e de r Po l iomyel i t i sk ranken . 157

festzustellen. Die Beobachtung, ob die Unterschiede echt sind, daft sich auf die stark besetzten l%lder beschr~inken. Dabei ergaben sich im Bimanuar bei 0 Bogen, 1 Wirbel, 9 Schleifen; bei 0 Bogen, 3 Wirbel,

10

9

8

7 3,2c

6 5,1. ~

5 5,04

4 7,21

3 7,9C

2 9,18

1 i ~o, ge

0 14,41 I

o

0,20

0,20 O,1C

0,20 0,10

0,40 0,30

0,8I 0,40

2,1; 1,19

6,7~ 3,46

1 2

B i m a n u a r

0,1C 0,1{

0,4~ 0,10

0,75 0,8( 0,3~

1,97 1,1t 1,28 o, sf .0,69

3 4 5 6 7

0,40] 0,1 4 0,61 8 9 10 Bogen

5

4 5,33

3 8,98

2 12,3~

] 18,2~

0 ,.9,2 t 0

0,1C

0,4C

0,9g

2,27

9,28

1

5 Linke H a n d R e c h t e H a n d

4

3 10,9~ 0,49

0,4( ~ 13,42 1,19

0,4( 0,1( 0,10 1 19,1E 4,25 0,92 0,1(

3,9~ 2,7( 0,89 1,0fi 0 24,9~ 7,31 3,00 1,97 0,4f~ 0,91

2 3 4 5 BOgen 0 1 2 3 4 5 Bogen

Abb. 5. Bimanuar und Manuare yon 1013 Hamburger Schulm~dchen. (Nach Untersuchungcn won Kirchmalr 1933.)

7 Schleffen; bei 0 Bogen, 6 Wirbel, 4 Schleifen; bei 0 Bogen, 7 Wirbel, 3 Schleffen und im Manuar der rechten Hand bei 0 Bogen, 1 Wirbel, 4 Schleffen und I Bogen, 0 WirbeI, 4 Schleifen Unterschiede gegentiber dem Bezugsmaterial mit Sicherheiten yon 1 : 78 bis 1 : 520, Zahlen, die

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] 5 8 Hcdwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und DaktyIogramm

bei der relativ geringen Anzahl der erkrankten Individuen als durchaus zureichend angesehen werden mfissen.

Soweit die Ergebnisse der im Sommer 1933 abgeschlossenen daktylo- graphischen Untersuchung an 135 m/imflichen Kranken.

..~

i0

8

7' 3,9i

6 1,9~

5 7,8.~ 0,0~ 0,65

4 8,5G 1,9(

3 7,19 0,6~

2 9,15 1,31

1 9,81 2,6"1

0 9,15 8,5( 5,2~

o 1 2

I J 0,65 1,96 4,571 0,6~ 0,65 0,65

3 4 5 6 7 8 9 10 Bogcn

5 5

4 4 8,5c

3 5,2~ 0,65 3 9,81 0,6[

2 [5,0~ 1,96 2 18,9~ 0,65'

1 16,34 2,611 1,31 ] l 15,6~ 1,96 0,65

t3,72 5,88 3,27 0,651 0,651 0 23,2~ [0,44 4,57 0,651 0,65 o 0,6~ 2o,2( i

0 1 2 3 4 5 Bogen 0 1 2 3 4 5 Bogen

Abb. 6. Bimanuar und Manuare yon 153 an Poliomyelitis erkrankten Madchcn.

Dehnen wit nunmehr unsere Priifung auf das Gesamtmateri~l aus, so bests sich die Ergebnisse unter betri~chtlichem Absinken der Fehlergrenzen. Das Maximum des Bimanuars im Allschleifcrfeld ist bei den 157 m~nnlichen Kranken noch ein wenig hSher geworden. Die Un-

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als Kons t i tu t ionsmerkmMe der Pol iomyeli t iskranken. 159

regelmi~Bigkeit im Abfall zu den Allwirblern (vertikale Reihe) ist ver- sts Ebenso ist auch der Abfall zu den Allbognern (horizontalc Rcihe) wiederum recht steil und unregelmi~Big. Bei den fibrigen Feldern des Bimanuars weicht die ]3esetzung in der gleichen Richtung, aber in er- h6htem Mal~e, yon der Norm ab.

Die Betrachtung der Manuare der linken und rechten H~nde zeigt wiederum eine ~Lhnliche Verteilung der Fingerlinienmuster wie im Bima- nuar. Die erw~hnten Unterschiede beider Hs bei den Gesunden Iinden sich hier noch stgrker verwischt als bei der ersten Betraehtung. Wiederum beweist diese Gegenfiberstellung, dab ein zu kleines Material groBe •ehlerquelien in sich birgt, und dab man Gefahr l~uft, daraus zu falschen Schlfissen zu kommen.

Bei den weiblichen Kranken ergibt ein Vergleich i~hnliche Resultate wie beim m/~nnlichen Geschleeht. Hier nehmen wir Bezug auf ein Material yon 1013 Hamburger Schulm~dchen, tiber die Kirchmair in seiner Arbeit , ,Daktylographische Geschlechtsmerkmale des Ambimanuars" berichtet hat. Die nach denselben Riehtlinien aufgestellten Manuare zeigt vor- stehende Abbildung.

I m groBen und ganzen finden wir dabei eine ~hnliEhe Verteihmg wie bei den gesunden erwaehsenen mS, nnliehen Deutsehen, nur geringe Gesehleehts- unterschiede t re ten auf. Aueh bei den gesunden Hamburger Sehulm/td- chen liegt das Maximum bei den AllsEhleifern mit 14,41%. Hier fallen eben- falls die Werte naeh den Allwirblern (vertikale Reihe) allm/ihlich und naeh den Allbognern (horizontale Reihe) zungehst steil, dann allmi~hlieh ab.

Wir vergleiehen nun hiermit das Bimanuar und die Manuare yon 153 an spinaler Kinderl~,hmung erkrankter M/idehen.

Sehon auf den ersten Blick sieht man die Minderbesetzung des All- sehleiferfeldes, das sowohl bei den gesunden deutschen Knaben als auch den gesunden M/~dehen stets das Maximum darstellt; hier dagegen ist es nut mit 9,15% besetzt. Die Werte bleiben dann in l~ichtung auf die Allwirbler bis zu einem Zuwaehs yon ftinf Wirbeln auf nahezu gleicher I-I6he. Von hier fallen die Werte steil ab ; bei acht Wirbeln erfolgt noch- reals ein Anstieg auf 5,88%. Aueh die Bogenreihe zeigt in den ersten ~'eldern wesentlich hShere Werte als bei den Gesunden. Die Unregel- ms bei den Manuaren der reehten und linken Hand weisen in gleiche l~ichtung. Die Eehtheiten der Untersehiede bewegen sich in denselben GrSBenordnungen wie bei den Knaben.

I m Gegensatz zur Gleichartigkeit der Verteilung der Blutgruppen innerhalb der Geselfleehter in der Norm wie bei Poliomyelitis (s. S. 150) bleibt beim Dakty logramm der in der Norm vorhandene Gesehlechts- untersehied (Kirchmair) auch beim Poliomyelitiskranken merklich er- halten. Er erleidet abet eine Verschiebung im Sinne einer Schleifen- reduktion, so dab die urspriingliehe quanti tat ive Beziehung zwischen Wirbel und Bogen unberiihrt gewahrt bMbt .

Zeitsohrifi~ fiir Kinderheilkundc. 56. l ] a

Page 18: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

160 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: B tu tg ruppe und Dak ty log rumm

Abb. 7. Vcrteilung der Fingerlinienmuster beider Htinde bet 1015 Hamburger Schulknaben und 147 poliomyelitiskr~nken Knabem

Ahb. 8. Verteilung der Fingerlinienmus~er beider H/~nde bei 1013 Hamb~lrger Schulm~dchen und 153 poliomyelitiskranken M/~dehen.

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als Konstitutionsmcrkmale der Poliomyehtiskranken. 161

Um die Bimanuare der gesunden und kranken Knaben und M/idchen einander nochmals besonders deutlich gegeniiberzustellen, haben wit die stereographisehe Methode (Poll 1928, Virchow 1931, Kirchmair 1933) angewandt, bei der die l~rozentwerte auf den cinzehmn Fcldern in Form yon Si~ulen aufgetragen werden. Hier treten wiederum deutlich die crw/ihnten Unterschiede zwischen Kranken und Gesunden (Wirbel- zunahme bei den kranken Knaben; Schleifenreduktion, Wirbelzunahme und Bogenzunahme bei den kranken M~dchen) zutage.

Dabei f~llt auch besonders ins Auge, dafJ die sehon in der normalen Wirbelreihe vorhandene Einsenkung an der Grenzc der Mittel- und Vielwirbler bei den M~dchen sieh auffallend stark vertieft.

Wir legcn bei diesen Untersuchungcn der Daktylogramme poliomye- litiskranker Knaben und Ms Wert darauf, festzustellen, dab hier ein Vorkommnis wie das seinerzeit yon Hedwig Blotevogel (1933) beschrie- bene Auftreten eines sonst seltenen Papillarmusters, ngmlich einer be- stimmten Zentraltaschenform, nicht beobachtet walrde. Dies erscheint uns als ein neuer Hinweis darauf, wie spezifisch jenes Muster genisch mit der Neurofibromatose verkniipft ist, t rotzdem die Neurofibromatose- kranken ebenso wie die Poliomyelitiskranken mit besonderer Riicksicht auf sehwere Schgdigungen ausgew~hlt waren.

Das Hauptergebnis dieser Untersuchungen erblicken wir darin, da$ sichere .Unterschiede der Fingerlinienmusterverteilung bei beiden Geschlechtern gegeniiber der Worm naehgewiesen werden konnten. Sie bestehen bei den erkrankten Knaben in einem gr6fleren Wirbelreichtum, einer grgfleren Bogen- armut und einem geringeren Vorkommen komplizierterer Muster; bei den Mddchen eben/aUs in einem gr6/3eren Wirbelreiehtum, aber auch einer Erh6hung der Zahl der Bogen/ormen und dementsprechend in einem gerin- geren Vorkommen yon Schlei/en. ]nsbesondere ist die Zahl der Allschlei/er wesentlich geringer als bei der Norm.

3. Die Beziehung zwischen Blutgruppe und Daktylogramm. Die Blutgruppenuntersuchung hat einwandfrei deutliehe, die Finger-

linienbetrachtung ausreichende Hinweise daftir geliefert, dab die Polio- myehtiskranken einem naeh diesen beiden Merkmalen bestimmten Kon- stitutionstypus angeh6ren.

Die Beziehungen yon Blutgruppe und Fingerlinienmuster in der Norm hat Poll seit 1926 durch Untersuchungen an Hamburger Studenten und Studentinnen zu kls versucht, die allcrdings noch liickenhaft und darum nicht ver6ffentlieht worden sind. Immerhin k6nnen sie zu einem Vergleich herangezogen werden, obschon sie nicht genau demselben Untersuehungsmaterial, der Provinz Hannover, wohl abet einer rassisch nahestehenden Gruppe entstammen. Trotzdem entsprechen sie in ihrer Blutgruppenverteilung der deutschen Norm, die nur innerhalb der Fehler- grenzen yon der der Provinz t tannover abweicht. Daktylographisehes

11"

Page 20: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

169, ttedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

Mate r i a l der eingesessenen hannoverschen Bev61kerung s t a n d uns zu unserem Bedaue rn noch n ich t zur Verfiigung. A n dem normMen Mater ia l h a b e n sich bisher folgendc deut l iehe Beziehungen zwischen B lu tg ruppe und F i n g e r a b d r u c k ergebcn, die noch wel ter verfolgt werden sollen.

Aus den ira vor igen Abschn i t t n iedergelegten Grf inden erwies es sich auch hier als no twendig , die Un te r suchungen fiir die Geschlechter ge t r enn t durchzuf i ihren.

In den Korrelationstabellen wird bei der Auswertung der Fingerahdrficke auf a]le :Feinheiten verzichtet, lediglich die drei Grundformen der Papillarmuster: ]~ogen, Schleife, Wirbel werden betrachtet. Die Bezeichnung in der Formel gesehieht naeh der Delta- oder Triradienzahl. Der Bogen hat 0 Delta, die Sch]eife 1 Delta und der Wirbel 2 Delta. An erste Stelle der ]~'ormel schreiben wir die Anzahl der ]3ogen, an zw.eite die der Schleifen und an dritte die der Wirbel. Die Reihenfolge der Formeln ist dieselbe, wie sie sich in einer friiheren Untersuehung als besonders zweckm~gig gezeigt hat (Kirchmair 1933). In der vertikMen Reihe der Tabelle sind die 21 m6gliehen ~'ingerformeln einer I-Iand aufgetragen, horizontal die vier Blutgruppen. In die so vorbereiteten Tabellen fiir die linke und die rechte Hand tragen ~ir die gefundenen Werte ein.

Wi r be t r aeh t en zun/~ehst die Beziehungen zwisehen B lu tg ruppe und F i n g e r a b d r u e k bei 175 m/innl iehen H a m b u r g e r S tud ie renden .

Tabelle4. K o r r e l a t i o n zwi schen ;B lu tg ruppc und F i n g e r l i n i e n m u s t e r be i 175 m a n n l i c h e n t t a m b u r g e r S t u d i c r e n d e n .

(Prozentwerte.)

~1~1~1 E I

i i i o0_%2

1 3 1 1 2 2 1 1 3

2

211 2 2 2 0

3 1 1 3 3 o ~ 2

4 i 0 ~ 1,14_

41,74 Linke Hand.

0 A 13 I A B

18,88 13,17 5,71 I -- 8,57 10,86 2,291 -- 4,57 6,86 1,14 1 0,5 3,43 2,86 1,14 -- 1,71 1 ,71 1,14 1,7 1,14 1,14 1,71 --

2,29 0,57 --

0,57 -- --

0,57 0,57 -- -- -- 0,57

1,14 --

p - - �9 [

I 13,70 2,28l

o

rl~ ~o

0 4 1 12,57 12,57 0 3 2 14,28 4,57

IOiS13116,00 6,29 ]0! 1141 5,71 2,86

5,71 1,7I 0,57

A B AB

9,711 4,00 - 12,001 0,571 - 8,001 1,71[ -- 5,71[ 2,86 1,14 1,14l 1,14 0,57 1,71.~ F 1,71 ]0,57 1,71 0,57! - - 1,14L - - :Iz

1,14 I

1,241 - :

i 1--I-l=

! o - T : - X Z - ! - E 199,97 [42,2814f:,§ I I

Reehte Hand.

Page 21: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

Ms Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. 163

Die Tabelle zeigt folgende Kombinationen yon Blutgruppe und Dak- tylogramm:

An der linken Hand: Am h~ufigsten bei allen drei Blutgruppen (0, A, ]3) fiinf Sehleifen (die Gruppe AB bleibt bei der Betrachtung wegen zu geringer Zahlen auBer aeht). Kombinationen dieser drei Blutgruppen mit Bogen sind so selten, dab sie praktisch vernachl/~ssigt werden k6nnen. Entsprechend der yon Kirchmair im Ambimanuar gefundenen Tatsache, dab h6here Wirbelzahlen bei Deutschen selten sind, fallen auch in unserer Tabelle die Werte yon den Allsehleifem zu den Allwirblern allm/ihlich und regelm/~Big ab.

Die rechte Hand verhMt sich etwas anders: Hier liegen die h/iufigsten Kombinationen der Blutgruppe 0 und A bei vier Schleifen und einem Wirbel. Nur bei Blutgruppe B liegt das Maximum bei den Allschleifern Das Zusammentreffen mit Bogen verh/~lt sich s wie an der linken Hand. Die Kombinationen mit Wirbeln fallen ebenso wie an der linken Hand fast regelm/~Big ab.

Bei der Gruppe der Poliomyelitiskranken stellen sich die Beziehungen zwischen l~ingerabdruek und Blutgruppe innerhalb der Fehlergrenzen anders dar als bei den Hamburger Studierenden.

Tabelle5. Kor re la t ion zwischen Blu tgruppe und :Fingerl inienmuster bei 134 pol iomyel i t i skranken Knaben.

(Prozentwerte.)

50

0 ' 5 0 24,63 9,70 8,95]3,73 2,24 0 5 0 20,15 10,45 4,48 2,99 2,24 i

0 4 16,42 11,19 4,48 0,75 0 4 1 12,68 7,46 5,22 0 3 1 17,17 10,45 4,48 0,75 139 18,66 8,95 8,95 0f15 -- 00 "I 34 15,68 5,97[ 8,95 0,75 0 3 i 5,97 -- -- 14,93 7,46 1"~9

3,73 2,99i 0,75 0 5 5,22] 2,99 2,24 -- 0 4,48 1,49] 1,49 0?75 0~5 00 1 54 12,68 7,46 2,24 1,49 1,49

I ~ 0 7,46 5,97/0,75 0 , 7 5 - I ~ 0 5,221 2,24 2,~ 0,75 2,99! 1,49 0,75 0,75 2,99 1,49 [ 1,49

I ~ ~ 075 - 075 I ~ i 0~5 075 _ - = 0 , 7 5 0 , 7 5

1 O 4 1 0 4 - - - -

23 0 3,73 1,49 0,7510~5 0,75 ~ ~ 0 2,991 0,,5 1,49 0,75 1 ~ ~ ~ ~ o751 0~5

0,75 0,75 0,75 -- 0,75

o ) 5 1 o o - - I - - I - 5 t o l o - - I - I - I -

I 33,59 [8,98 5,97 Linke Hand. Reehte Hand.

Zei t sch r i f t f t ir K i n d e r h c i l k u n d e . 56. l l b

Page 22: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

164 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

Tabelle6. Korre la t ion zwischen Blutgruppe und Finger l in ienmuster bei 81 weiblichen H a m b u r g e r Studiorenden.

(Prozentwerte.)

0 5 0 0 4 1 0 3 2 0 2 3

5 1 4 0 1 3 1 1 2 2 1 1 3 1 0 4 2 2 1 2 I 2 2 013

3 0 2

1

rOlO I

37,04 19,75 6,16 8,65 4,93 2,46 2,46 3,70 1,23 1,23

6,16 1,23

4,93

99,93 Linke Hand.

~r2

19,76 7,41 8,64 1,23 0 5 0 33,34 20,99 6,18 4,94 1,23 9,88 4,94 3,70 1,23 0 4 1 14,81 3,70 4,94 4,94 1,23 3,70 1,23 1,23 -- 0 3 2 13,59 6,18 6,18 1,23 6,18 2,47 ~ -- 2 43 8 ,64 6,18 1,23__ 2,47 1,23 -- 1,23 1,23 ~,~7 O lo 5 7,41 4,94 1,23 1,23 -- O1 0 1,23 1,23 -- --]/1~2 -- 1,23 L23 4 8,63, 2,47 3,70 1,23 3 1,23 2,47 1 3 1 2,461 1,23 -- 1 , 2 3 - -- 1,23 2 2 2 ,46 1,23 1,23 - -

123 - I 4 - - - - 1

3'701 1'23 1 ' 2 3 [ 2 ! ~ 2'47] - I 2'47' - i l - - } 1,23 1,231 - - I 1 , 2 3 i - - - - - - 1 , 2 3 [ - - 1 , 2 3 - -

- - 3 1 o 1 2 "" I - J . Z { - -

= j 44 0 y31 1,23 : - I - --I 5 o l o

49,37 29,60 I 17,27 ] 3,69 [ 99,96 ] 49,3s 129,62 117,27 [ 3,69 Rech~e ~and.

Gegeniiber der Norm zeigt die vorstehende Tabelle yon 134 m/inn- lichen Poliomyelitiskranken fast in allen Werten Versehiebungen. An dcr linken Hand stellt zwar noch die Kombination yon Blu~gruppe 2k mit fiinf Schleifen das Maximum dar, aber der Prozentwert ist gegen- fiber der Norm um etwa ein Drittel erniedrigt. Der H6chstwert der Kombination zwisehen ~Fingerlinienmuster und ]~lutgruppe O lieg~ nicht mehr bei ~finf Schleifen, sondern bei vier Schleifen und einem Wirbel. Aueh bier is~ das Maximum um fiber ein Drittel gegenfiber der Norm erniedrigt. Kombinationen der Blutgruppen O, A und B m i t Bogen sind h/~ufiger als bei der l~orm. - - Der sonst so regehn/~Bige Abfall der Werte yon den Allsehleifern zu den Allwirblern zeigt St6rungen, ein Resultat, das nicht weiter fiberraseht, da wir ja sehon im vorigen Absehnitt der Arbeit feststellen konnten, dab die Poliomyelitiskranken mehr zu Wirbel- bildung neigen als die Gesunden.

_An der rechter~ Hand weichen alle wesentliehen Werte yore Bezugs- material in sti~rkerem MaBe ab. Lagen hier bei den gesunden M~nnern die Maxima der Kombinationen zwisehen den Blutgruppen A bzw. 0

Page 23: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken. 165

bei vier Schleifen u n d einem Wirbel , so ergibt sieh bei den Poliomyeli t is- k r a n k e n das Max imum bei Blu tgruppe A mi t drei Schleifen u n d zwei Wirbe ln u n d bei O m i t den A]lschleifern. I m fibrigen zeigt die Feld- besetzung Unterschiede in derselben R i c h t u n g wie a n der l inken Hand . - - Die gefundenen Abweichungen beruhen, wie eingehende ]3ereehnungen zeigen, mi t Sicherheit n ich t auf Zufs Die Eehthei tsziffern der wesent l ichen Wer te liegen im Bereiche yon 1:25---1:800.

Fiir die Untersuchung der 135 poliomyelitiskrankert Miidchen dienten als ]3ezugsmaterial 81 weibliche Hamburger StudJerende. Die bei diesen gefundenen Beziehungen zwischen Blutgruppe und Fingerlinienmuster zeigt vorstehende Tabelle. Die Gesamtverteilung der Blutgruppen entspricht auch hier innerhalb der Fehlergrenzen der deutschen ]Norm.

An der linken Hand liegen die Maxima genau wie bei 4en mi~nnlichen Studie- renden derBlutgruppen O, A und B bei denAllschleifern. Kombinationen der Blut- gruppen O und A mit Bogen treten efiwas h~ufiger als bei den miinnlichen Studie- renden auf, eine Tatsache, die die Beobachtung yon Kirchmair erneut best~tigt. Bei der Kombina~ion dieser Blutgruppen mi~ zunehmender Wirbelzahl tritt dersolbo allmahliche Abfall auf, wie bei den m~nnliehen Studierenden.

Tabello7. K o r r e l a ~ i o n z w i s e l i e n B l u t g r u p p e u n d F i n g e r l i n i e n - m u s t e r be i 135 p o l i o m y e l i t i s k r a n k e n MKdchen .

(Prozentwer~e.)

i v / 9 r /2 i k

0 5 0 20,74 13,34 5,0311,48. 0 5 o 24,~ 14,81, 6,6712,22, 0,74 0 ~ , 17,03 ~,89 5,19 2,96 - 0 ~ ~ 17,03 9,63 7,41

18,51 7 ,41 8,89 2,22 15,55 6 ,67 8,89 -- ~ 0 2 3 3,70 0 ,74 2,22 0 ,74 -- 0 2 3 9,63 5,93 2,96 0,74

11,11 5,93 4 ,44 - - 0 , 7 4 u �9 �9 8,89 3,70 4 ,44 - - 0,74 1.2 &

0 0 5 2,22 1 ,48 0,74 -- -- 0 O 5 2,96 2,22~ 0,74 - -

I ~ 0 13,~ 1~,37 ~,22 _ 0,74 I ~ 0 8,15 5,93 2,22 _ 2 , 2 2 2,22 2,96 2,22 0,74 - - - -

1 1 ~ 2,22 . 4 1,48- _ I ~ 32 0,7~ ~ = _ 0,74 _ 2 7 2

0,74 0,74 -- -- 0~4 1 0 4 - - - - - - 1 0 4

~ 0 4 . ~0~ 7 , 4 8 _ _ ~ 0 4,44 ~,70 4 1,48 1,48 -- -- --

3 0 2 0_,~41 - i _ [ _ _ 3 0 ~ 0-74 I ~ 0 o,~ I o ~ o o,~, - -

I 0 i 0 1 0 , 7 4 0,741 5 0 0 0,74 0,741 - I - I 34,811 34,s11~,1s 1,4s

Linke Hand. Reeh~e Hand.

Die rechte Hand zeigt so umvesentliche Unterschiede gegeniiber der linken, dab auf eine weitere Betraehtung verzichtet werden daft.

Page 24: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

166 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe nnd Daktylogramm

Die Unterschiede der poliomyelitiskranken M/idchen gegeniiber den weiblichen Studierenden liegen in derselben Richtung wie bei den m/~nn- lichen Individuen.

Kombinat ionen von Blutgruppe O bzw. A mit Bogen sind aullerhalb jeder Fehlergrenzen, sowohl in der Anzahl der Kombinat ionen als auch in der Prozentbesetzung der einzelnen Felder sehr viel h/~ufiger als bei der Norm.

An der linken H a n d ergeben sieh folgende Maxima: Blutgruppe A mR 3 Schleifen und 2 Wirbeln, Blutgruppe 0 mit 5 Schleifen. /qicht viel niedriger ist der Wert bei 1 Bogen und 4 Schleifen und

Blutgruppe O,. ein Wert, der wiederum auf ein stark vermehrtes Auf- t rc ten yon Bogen bei den poliomyelitiskranken M/idchen gegeniiber den kranken Knaben und den gesunden M/idchen hinweist. Bei den 81 weib- lichen Studierenden fehlt an der linken Hand diese Form ganz, w/~hrend sie bei den kranken M/tdchen in fiber 10% der F/ille auftri t t .

An der reehten Hand liegen die Maxima bei Blutgruppe A mit 3 Schleifen und 2 Wirbeln, Blutgruppe 0 mit 5 Schleifen. Bei der Blutgruppe O ist der Abfall der Werte bei Wirbelzunahmc

regelm/illig, aber gleichfSrmiger als bei der 57orm. Die Gesamtfeldbesetzung zeigt hier gegeniiber der Norm nur unwesent-

liche Unterschiede. Die Untersuchungen haben ergeben, daft die Hauptabweichung im Dak-

tylogramm der Kranken gegeniiber der Norm sowohl bei der Blutgruppe A als auch bei 0 in einem zunehme~uter~ Au[treten vo~ Wirbelmustern besteht. Es liegt daher nahe, die Wirbelzahlen an den im zweiten Teil der vor- liegenden Arbeit wiedergegebenen Bimanuaren zu addieren und mi t der Gesamtwirbelreihe des Bimanuars, wie es Poll und Bliimel (1928) fiir die Gesunden angegeben haben, zu vergleiehen. Dabei ergeben sich ausreiehende Unterschiede zwischen den gesunden Hamburger Studenten und den poliomyelitiskranken Knaben der Blutgruppe A. Bei Wenig- wirblern (0--3 Wirbcl)f ibertr i ff t die Zahl der Oesunden um mehr als das Doppelte die Zahl der Kranken.

Beim Vergleich der Blutgruppe O ergibt sich ein ausreichender Unter- Sehied, und zwar zugunsten der Poliomyelitiskranken mi t einer Dif- ferenz yon -}-9,47. Die Echtheit dieser Unterschiede ist ausreichend:

fiir Blutgruppe O: E ~ 2,6 - W ~ 1:120;

fiir Blutgruppe A: E ~ 3,4 W = 1 : 1500

Ge/iihrdetsind mithin im stiirkeren Grade die Knaben der Blutgruppe 0 mit mittleren Wirbelzahlen (3---6 Wirbel) ; weniger ge[~ihrdet sind die Wenig. wirbler (0--3 Wirbel) der Blutgruppe A. Auch Kinder mit hSheren Wirbel- zahlen an der rechten Hand erscheinen noch merklich gefiihrdet.

Page 25: Blutgruppe und Daktylogramm als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskranken

als Konstitutionsmerkmale der Poliomyelitiskrankcn. 167

In derselben Weise haben wit weiterhin die Gesamtwirbelreihe der poliomyelitiskranken Ms mit gesunden Hamburger Studentinnen verglichen. ])as Ergebnis dieser Untersuchung zeigt, daI3 die Unter- schiede der Kranken gegeniiber den Gesunden bei der Blutgruppe A bei den mittleren Wirbelzahlen (2--5 Wirbel) mit einer Differenz von 5,8 zugunsten der Kranken liegen. Die Echtheit betragt E ~ 2,05, d. h. die Unterschiede sind mit einer Sicherheit yon 1:25 gewahrleistet; bei der Blutgruppe O liegen die starken Unterschiede bei den Wenigwirblern (0--5 Wh-bel). Die Differenz betragt hier 5,61 zugunsten der Kranken. Die Eehtheit des Unterschiedes ist E --~ 1,9. Die SieherheR ist 1: 17.

Es machen sich auch hier wieder deutliche Geschlechtsunterschiede bemerkbar. Ge/a'hrdet sind bei den M~dchen im Gegensatz zu den Knaben haupts~ichlich die Blutgruppe A mit mittleren Wirbelzahlen und die Blut- gruppe 0 mit fferingen Wirbelzahlen. AuBerdem ware hier anzumerken, dab die Unterschiede zwisehen gesunden und kranken Madchen wesent- lich geringer sind als zwischen gesunden und poliomyelitiskranken Knaben.

D. SehlulL Wir glauben, mit den vorstehenden Darlegungen gezeigt zu haben,

dab die Methode, mit Hilfe invarianter Konstitutionsmerkmale die Ge- fs unserer Kinder durch die Poliomyelitis reehtzeitig abzu- schatzen, aussichtsvoll erscheint. Es ist selbstverstandlich, da~ nur jahrelanges Sammeln yon Material die Gewahr gibt, mit Sieherheit zu exakten Resultaten zu kommen. Ein Vergleich unserer Zahlen mit Literaturangaben zeigt auf das deutliehste, wie gro~ die Gefahrenquelle eines zu kleinen Materials ist. Nur so vermSgen wir uns eine Reihe der unseren Ergebnissen widersprechenden Angaben im Schrifttum zu erklaren. Hierbei sei vor allen Dingen nochmals auf die Angabe hingewiesen, da~ die Gruppe AB bei der Poliomyelitis nicht vorkomme. Will man also zu wirk- lich entscheidenden Resultaten kommen, so darf man sich Zeit und Mfihe nicht verdriel3en lassen und mu~ sich vor allem vor dem Fehler hfiten, ohne rechnerische Erhs der Resultate zu Trugsehliissen zu gelangen.

Gegebenenfalls ware bei einem Ausbau dieser Untersuchungen als weiterer Gesichtspunkt zu beaehten, ob sich eine andere Ver~eilung der Blutgruppen und der Charakteristika des Daktylogramms bei denjenigen Formen der Poliomyelitis ergibt, die nicht, wie das vorliegende ausge- wahlte Material, mit sehweren Lahmungen auslaufen. Insbesondere kommen hier solche :Falle in Betracht, die mit gesicherter Diagnose einen klinisch so milden Verlauf zeigen, daI] man ohne gleiehzeitiges Bestehen einer Epide. mie an eine Poliomyelit iserkrankungkaum denken wfirde. Hier wiirde, falls sich ein solcherUnterschied als eeht herausstellen sollte, die ganze pro- gnostische Bedeutung der Konstitutionsuntersuehung klar zutage treten.

Angesichts unserer Befunde mul3 davor gewarnt werden, die vor- gelegten Resultate kritiklos zu verallgemeinern. Wir wissen aus der

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168 Hedwig und Wilhelm Blotevogel: Blutgruppe und Daktylogramm

allgemeinen Erbkunde, da[3 Kopplungsverschiebungen nicht gerade selten auftreten. In einer Population, deren grunds~tzlieh andere Blur- und Daktylogrammstruktur den Verdaeht erweckt, es k6nnten hier Umord- nungen in der Erbmasse eingetreten sein, mu6 der vorsichtige Beobachter sich erst jedesmal yon neuem yon den dort herrschenden Verh~iltnissen in der Norm fiberzeugen. Unter diesen Gesiehtspunkten w~re es aueh m6glich, da6 region/~re Unterschiede zu grundsgtzlieh anderen Ergebnissen f/ihren k6nnten.

Tro~z unseres grol]en Materials mfissen wit abet bei der Poliomyelitis noeh die Einschrgnkung maehen, dab dutch diese Untersuchungen in keiner Weise der Eindruek hervorgerufen oder gef6rdert werden daft, dab zwischen Blutgruppe und Fingerabdruek und Gef~hrdung dutch die spinale Kinderl~hmung umnittelbare, seien es genisehe, seien es ph/~nisehe Zusammenh~nge bestehen. Ebensogut kann es sich eines Tages heraus- stellen, dal3 alle drei oder zwei yon diesen Zusammenh~ngen auf weir allgemeinere Pers6nliehkeitsversehiedenheiten der Kinder zurfiekgehen.

Ehe man Mittel und Wege einschlagen soll, nach Korrelationen yon geniseher Disposition und Erkrankung zu forschen, muB eine weir zahl- reiehere, an verschiedenen ~rtliehkeiten anzustellende und wom6glich genealogiseh geordnete Weiterarbeit die Ergebnisse best~tigt und ver- vollst/~ndigt haben.

Wir m6ehten zum Schlul3 noeh darauf hinweisen, dal3 wit bereits seit einer Reihe von Jahren damit beschgftigt sind, ~hnlich wie bei der Neurofibromatose und der Poliomyelitis aueh bei anderen in das Gebiet der Orthop/~die fallenden Erkrankungen unter den obengenannten Ge- siehtspunkten nach konstitutionellen Faktoren zu suchen, und dab wir aueh bereits hier zu beaehtliehen Ergebnissen in ~hnlieher Riehtung wie in der vorstehenden _A_rbeit gelangt sind. Wir werden fiber diese Unter- suchungen in Kfirze an anderen 8tellen weiter berichten.

E. Zusammenfassung.

I n der vorliegenden Arbeit wird versucht, mit Hilfe zweier invarianter konstitutioneller Merkmale, der Blutgruppe und des Daktylogramms, die Rolle der Konstitution bei der Poliomyelitisinfektion zu kl~ren, l)iese beiden Merkmale wurden ausgew~hlt, da sie, abgesehen yon ihror Invarianz, auf Grund einer Reiho neuer Arbeiten besonders aussichtsreich erschienen.

1. Zur Untersuchung d ien ten 366 Poliomyelitiskranke beiderlei Ge- schleehts aus der Provinz Hannover, ein Material, das m6glichst nach rassischen Gesichtspunkten gereinigt worden war. Gegenfiber der Norm ergab sich eine sehr starke Zunahme der Blutgruppe O m i t 53,02 • 2,6% (41,4 • 0,83%) und eine starke Abnahme yon A mit 34,7 • 2,56% (43,4 • 0,0,82%). Die in Klammern beigefiigten Zahlen beziehen sich auf die Blutgruppenverteilung in der Provinz Haimover. Dadurch wh'd bewiesen, dal3 die Blutgruppe 0 gegenfiber der Blutgruppe A ehmn Konsti-

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als Konstitutionsmerkmale der :Poliomyelitiskrankcn. 1 6 9

tu t ions fak tor fiir die Anfs gegeniiber der Poliomyeli t is darstell t . Das Geschlecht spielt bei der In fek t ion mi t K inde r l~hmung keine RoUe.

2. Gegenfiber der :Norm k o n n t e n bei beiden Geschlechtern sichere Unterschiede der F inger l in ienmus te rver te i lung nachgewiesen werden. Sie bes~ehen bei den e rk rank ten K n a b e n in e inem gr613eren Wirbelre iehtum, einer gr6Beren Bogena rmut u n d einem geringeren Vorkommen komplizier- terer Muster ; bei den M/~dchen ebenfalls in e inem gr613eren Wirbel re ichtum, abe t auch einer ErhShung der Zahl der Bogenformen u n d dementsprechend in einem geringeren Vorkommen yon Schleifen. Insbesondere ist die Zahl der Allschleifer bei den M~dchen wesentl ich geringer als bei der Norm. Seltene Muster (Zentraltaschenformen) wurden nich~ gefunden.

3. Un te r such t m a n die ]~eziehungen zwischen Blutgruppe u n d Dak- ty]ogramm, so liegt die I - Iauptabweichung der K r a n k e n gegenfiber der Norm sowohl bei der Blu tgruppe 0 als auch bei der Blu tgruppe A in e inem zunehmenden Auf t re ten yon Wirbe lmus te rn . Der in der iNorm deutl iehe Untersch ied der rechten u n d l inken H a n d erseheint verwiseht. Gef&hrdet s ind im st~rkeren Grade die K n a b e n der Blu tgruppe O mi t mi t t l e ren Wirbe lzahlen (3--6 Wirbel) , weniger gef~thrdet die Wenig- wirbler der :Blutgruppe A ; bei den M/idchen am meisten die O-Kinder mi t n iedr igen u n d die A-Kinder mi t mi t t l e ren Wirbelzahlen.

Literaturverzeiehnis.

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