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VR International 1 VR International Nummer 9 | September 2018 Ländersteckbrief Chile | Seite 6 Südamerika: Kontinent im Umbruch | Seite 10 Integer handeln: gegen das Korruptionsrisiko | Seite 11 Brasilien: ein attraktiver Markt Die einhundertjährige Geschichte der deutschen Auslandshandelskammern in São Paulo und Rio de Janeiro belegt die Tradition der deutsch-brasilianischen Handels- beziehungen, die sich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts und der überwiegend positiven Wirtschaftsentwicklung Brasiliens intensivierten. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 wuchs der Handelsstrom zwischen Deutschland und Brasilien um mehr als das Dreifache. 2011 nahm Brasilien in der Länderliste des Gesamtumsatzes deut- scher Importe und Exporte Rangplatz 20 ein. Die Rezession warf das Land und damit auch den Warenverkehr mit Deutschland jedoch stark zurück. Den- noch gibt es etwa 1.500 deutsche Unter- nehmen mit Niederlassungen in Brasilien. Und São Paulo ist der größte deutsche Industriestandort außerhalb Deutsch- lands. Diese Faktoren sowie der Inlands- markt mit 200 Millionen Einwohnern ma- chen Brasilien zu einem attraktiven In- vestitionsstandort. Andererseits ist der Außenhandel in Brasilien einer der meist regulierten, geschützten und bürokra- tischsten der Welt. Brasilien kann auf eine stabile Wirt- schaft mit kontrollierter Inflation und einem aktuell wieder erstarkenden Wirt- schaftswachstum zählen. Im Jahr 2018 finden Präsidentschaftswahlen statt. Das bedeutet eine größere Volatilität des Wechselkurses und politische Unsicher- heit. Brasilien hat jedoch immerhin wich- tige Maßnahmen gegen Korruption und für Rechtssicherheit ergriffen. Deswegen ist davon auszugehen, dass das Jahr 2019 durch eine intensive Wiederaufnah- me von Investitionen und ein nachhal- tiges Wirtschaftswachstum geprägt sein wird. Korruption wird nicht mehr toleriert Im Kampf gegen die Korruption ist wahr- scheinlich das größte Beispiel die Ver- haftung des ehemaligen Präsidenten Luis Inacio Lula da Silva. Viele große Unter- nehmen, die im sozialen, finanziellen und firmenpolitischen Kontext vorschrifts- Themenschwerpunkt: Südamerika Attraktiver Wirtschaftsstandort: São Paulo, hier die Autobahnbrücke Ponte Estaiada Octávio Frias de Oliveira über den Rio Pinheiros

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VR International Nummer 9 | September 2018

VR_Intern_03_2017_VR International 02.03.17 13:46 Seite 1

Ländersteckbrief Chile | Seite 6Südamerika: Kontinent im Umbruch | Seite 10Integer handeln: gegen das Korruptionsrisiko | Seite 11

Brasilien: ein attraktiver MarktDie einhundertjährige Geschichte der deutschen Auslandshandelskammern in São Paulo und Rio de Janeiro belegt die Tradition der deutsch-brasilianischen Handels-beziehungen, die sich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts und der überwiegend positiven Wirt schafts entwicklung Brasiliens intensivierten.

Zwischen den Jahren 2000 und 2010 wuchs der Handelsstrom zwischen Deutschland und Brasilien um mehr als das Dreifache. 2011 nahm Brasilien in der Länderliste des Gesamtumsatzes deut-scher Importe und Exporte Rangplatz 20 ein. Die Rezession warf das Land und damit auch den Warenverkehr mit Deutschland jedoch stark zurück. Den-noch gibt es etwa 1.500 deutsche Unter-nehmen mit Niederlassungen in Brasilien. Und São Paulo ist der größte deutsche Industrie standort außerhalb Deutsch-lands.

Diese Faktoren sowie der Inlands-markt mit 200 Millionen Einwohnern ma-chen Brasilien zu einem attraktiven In-vestitionsstandort. Andererseits ist der Außenhandel in Brasilien einer der meist regulierten, geschützten und bürokra-tischsten der Welt.

Brasilien kann auf eine stabile Wirt-schaft mit kontrollierter Inflation und einem aktuell wieder erstarkenden Wirt-schaftswachstum zählen. Im Jahr 2018 finden Präsidentschaftswahlen statt. Das bedeutet eine größere Volatilität des Wechselkurses und politische Unsicher-

heit. Brasilien hat jedoch immerhin wich-tige Maßnahmen gegen Korruption und für Rechtssicherheit ergriffen. Deswegen ist davon auszugehen, dass das Jahr 2019 durch eine intensive Wiederaufnah-me von Investitionen und ein nachhal-tiges Wirtschaftswachstum geprägt sein wird.

Korruption wird nicht mehr toleriert

Im Kampf gegen die Korruption ist wahr-scheinlich das größte Beispiel die Ver-haftung des ehemaligen Präsidenten Luis Inacio Lula da Silva. Viele große Unter-nehmen, die im sozialen, finanziellen und firmenpolitischen Kontext vorschrifts-

Themenschwerpunkt: Südamerika

Attraktiver Wirtschaftsstandort: São Paulo, hier die Autobahnbrücke Ponte Estaiada Octávio Frias de Oliveira über den Rio Pinheiros

 

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2 VR International

Im Fokus

widrig gearbeitet haben, befinden sich in ernsten finanziellen und rechtlichen Schwierigkeiten. Trotz des Images eines korrupten Landes hat Brasilien in den letzten Jahren gezeigt, dass Korruption in der Politik und Wirtschaft nicht mehr toleriert wird. Dies ist ein wichtiger Punkt, da der freie und echte Wettbe-werb immer mehr ausländische Investi-tionen in das Land lockt.

Für das Jahr 2019 wurde bereits heute ein bedeutendes Volumen an Maschinen und Anlagen für die Produk-tion von brasilianischen Unternehmen ein gekauft. Verpackungsanlagen, Extru-der, Ausrüstung für Distributionszentren und technisches Equipment gehören zu den wichtigsten Investitionsgütern. Dies zeigt den Optimismus brasilianischer, aber auch ausländischer Geschäftsleute in Brasilien.

Das Baugewerbe leidet jedoch am stärksten unter der anziehenden brasilia-nischen Wirtschaft: Große Projekte brau-chen Zeit, um Lizenzen und Genehmi-gungen zu erhalten. Lange und komplexe Ausschreibungen sind mit diesen Pro-jekten verbunden. Der Baumaschinen- und Ausrüstungssektor wird sich nach optimistischsten Prognosen erst Anfang 2020 wieder verbessern.

Hürden bei der Einfuhr

Das Land hat sowohl tarifäre als auch nicht tarifäre Handelshemmnisse für die Einfuhr von ausländischen Produkten. Unter die tarifären Hemmnisse fallen die hohe Steuerlast, die direkte und indirekte Besteuerung, Kaskadensteuer, Anti- Dum-ping-Maßnahmen, Einfuhrquoten, Buß-gelder und hohe Geldstrafen.

Das eigentliche Problem liegt jedoch bei den nicht tarifären Handelshemm-nissen. Solche Handelshemmnisse sind bei-spielsweise die ständigen Änderungen in Gesetzgebung und Zöllen ohne vorherige Ankündigung, die Notwendigkeit von Li-zenzen für den Import (automatische und nicht automatische sowie teilweise vor Verschiffung zu erlangende Lizenzen), von Genehmigungen für den Import, die Zuständigkeit mehrerer unterschiedli-cher Aufsichtsbehörden, eine prekäre In-frastruktur oder alleine die geografische Größe des Landes. Viele der deutschen Unternehmen, die in Betracht ziehen, sich in dem brasilianischen Markt nieder-zulassen oder zu beteiligen, berücksichti-gen diese Handelshemmnisse nicht.

Aus diesen und anderen Gründen ist es unerlässlich, dass das Unternehmen einen lokalen Partner mit Erfahrung in

seinem Tätigkeitsbereich, einer guten fi-nanziellen Struktur und dem Wissen über die Besonderheiten des brasilianischen Marktes hat. Partner, die Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur haben, sind ebenfalls sehr gefragt.

Die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer mit ihrer lokalen Struktur und mehr als 100-jährigen Prä-

Gegründet im Jahr 1973, ist Comexport nach eigenen Angaben das größte Han-dels-Import-Export-Unternehmen Brasi-liens. Das Unternehmen begann mit dem Export von Textilerzeugnissen nach Osteuropa und Asien und bot Außen-handelslösungen sowohl für die eigene Geschäftstätigkeit als auch für Dritte an. In mehreren Segmenten tätig, verfügt Comexport über eine effiziente Struktur im internationalen Handel mit umfang-reichen operativen, logistischen, steuer-lichen, zollrechtlichen und finanziellen Kenntnissen. 2017 erzielte das Unter-nehmen einen Umsatz von etwa 1,3 Mil-liarden EUR. Comexport hat 250 Mit ar-beiter und diverse deutsche Unter nehmen als Kunden. www.comexport.net.br

Comexport

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VR International 3

Im Fokus

Im Gegensatz zum deutschen Finanzsek-tor ist die Kreditaufnahme für kleinere und mittlere Unternehmen in Hongkong teilweise sehr herausfordernd. Der SME Financing Guarantee Scheme ist ein För-derprogramm für kleinere und mittlere Unternehmen (SME), welches die Ver-gabe einer Ausfallbürgschaft zugunsten des Kreditnehmers vorsieht.

Eingeführt 2011 durch die Hong Kong Mortgage Corporation Limited (HKMC)und seit 2018 in die Zuständigkeit der Hong Kong Mortgage Corporation and Insurance Limited (HKMCI) übertragen, soll diese Bürgschaftsregelung mittelstän-dischen Unternehmen dabei helfen, die Kreditaufnahme schneller und adminis-trativ einfacher abzuwickeln. Das Förder-programm sieht die Stellung einer Aus-fallbürgschaft zwischen 50 bis 80 Prozent des Kreditbetrages zugunsten des Kredit-nehmers durch die HKMCI vor. Diese tritt jedoch lediglich als Sicherheitengeber auf.

Die Kreditvergabe wird von den an diesem Förderprogramm teilnehmenden Bank-instituten, wie der DZ BANK Hong Kong übernommen. Das System ist vergleichbar mit Abwicklungen in Deutschland über die Bürgschaftsbank, mit der viele deut-sche Bankinstitute zusammenarbeiten.

Die Mindestvoraussetzungen für die-ses Programm sind unkompliziert. Das Unternehmen muss bei Beantragung mehr als ein Jahr in Hongkong einge-tragen sein und sollte bereits Erfahrun-gen mit der Rückführung von Darlehen, welcher Art auch immer, mitbringen. Die wirtschaftlich Berechtigten des Kredit-nehmers stellen eine persönliche Bürg-schaft zur Besicherung des Obligos.

Das Garantieangebot der HKMCI um-fasst Laufzeitendarlehen und revolvie-rende Kreditlinien. Der maximale Kredit-betrag ist auf 12 Millionen HKD bei einer maximalen Kreditlaufzeit von fünf Jahren be schränkt. Es spielt keine Rolle, ob es

SME Financing Guarantee Scheme als Chance zur einfachen Kreditaufnahme

News inside: DZ BANK German Desk Hong Kong

sich um ein klassisches Darlehen, eine Kredit linie oder eine Mischung aus bei-dem handelt. Im Gegenzug verpflichtet sich der Kreditnehmer, zusätzlich zu den Zins- und Tilgungszahlungen an die Haus-bank, der HKMCI, eine jährliche Bürg-schaftsgebühr zu entrichten. Diese liegt je nach Form und Höhe der Bürgschaft zwischen 0,5 und 3,2 Prozent.

Autor

Fernando Berzoini SmithHandelsdirektor Av. das Nações Unidas, 10.989 – 12 andar – CEP 04578-900São Paulo – SP – BrasilPhone 0055 112162-1899 www.comexport.com.br

senz ist hierfür eine gute Anlaufstelle für Beratung und Unterstützung.

Deutsche Produkte sind beliebt

Deutsches Essen, besonders Süßigkeiten und Biere, sind bei den brasilianischen Konsumenten sehr beliebt. Darüber hi-naus werden deutsche Geräte und Pro-dukte vor allem wegen ihrer guten Qualität und Langlebigkeit geschätzt. In den brasilianischen Supermärkten sind deutsche Markenbiere, deutsche Prali-nen, Lebkuchen, Riesling und andere deutsche Produkte leicht zu finden.

Im Jahr 2017 hat Brasilien aus Deutsch-land für knapp 2,2 Milliarden USD Ma-schinen und Ausrüstungen importiert und belegt damit hinter China und den USA den dritten Platz. Vor zwei Jahren war Deutschland noch an zweiter Stelle.

Bei der Entscheidung über den Er-werb deutscher Produkte wie beispiels-weise Industriegüter und -anlagen sind

hauptsächlich zwei Faktoren relevant. Brasilianische Geschäftsleute sind es ge-wohnt, Investitionen in Raten zu bezah-len, wobei eine Bankfinanzierung immer willkommen ist. Hier haben wir ein wei-teres Problem: die Wechselkursschwan-kungen bei langfristigen Verträgen. Die Lösung ist die Bereitstellung von lokalem Leasing für den Erwerb der Ausrüstung in Landeswährung. Wichtig ist brasiliani-schen Unternehmen auch die technische Assistenz vor Ort in Brasilien. Das Prob-lem der technischen Assistenz kann bei-spielsweise mit einem guten Vertreter oder sogar einer lokalen Tochtergesell-schaft gelöst werden.

Aussichten: positiv

Mit der Rückkehr der Investitionen in den nächsten Jahren und steigendem Bruttoinlandsprodukt zeigt sich das Land als hervorragende Investitionsmöglich-keit, sei es beim Erwerb von Unterneh-

men – die angesichts der Krise der letz-ten Jahre an Wert verloren hatten –, sei es mit der Gründung einer Tochtergesell-schaft oder durch direkten Export.

Mit guten Partnern haben die deut-schen Unternehmen eine aussichtsreiche Möglichkeit, den größten Markt in Latein-amerika zu betreten. Dieser Markt kann mit dem angestrebten Freihandelsabkom-men zwischen der Europäischen Union und Mercosur noch attraktiver werden.

Autor

Johannes WeideDZ BANK AGGerman Desk Hong Kong9th Floor, Tower IIAdmiralty Centre18 Harcourt RoadHong Kong00852 [email protected]

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4 VR International

Märkte & Chancen

Frankreich: investiert in Bahnnetze

In den kommenden Jahren werden Inves-titionen in die Erneuerung des französi-schen Bahnnetzes deutlich ansteigen. Ins-gesamt sollen bis 2026 voraussichtlich rund 47 Milliarden EUR in die Bahninfra-struktur fließen. Mit den Investitionen will die Regierung zugleich den hoch ver-schuldeten Netzbetreiber SNCF Réseau

sanieren. Der französische Netzbetreiber SNCF Réseau ist eines von drei Teilunter-nehmen der staatlichen Bahngesellschaft SNCF. Ihm untersteht fast das gesamte Bahnnetz in Frankreich, mit Ausnahme der Metros und Straßen bahnen in ver-schiedenen Großstädten. Das Durch-schnittsalter des französischen Bahn-netzes wird auf etwa 30 Jahre geschätzt. Dies hat in der Vergangenheit zu immer mehr Geschwindigkeitsbegrenzungen ge-führt, die 2017 auf eine Streckenlänge von 5.500 Kilometern angewachsen sind. Die Signaltechnik ist derart veraltet, dass sie auf der Infrastrukturseite inzwischen der wichtigste Verursacher von Verspä-tungen im Bahnverkehr ist. Geplant sind

Mexiko: Diagnoseausrüstung gefragt

Das mexikanische Gesundheitswesen fragt in den kommenden Jahren mehr Medizin-technik nach. Die Sparte mit den besten Aussichten ist die Diagnosetechnik. Diag-nosetechnik ist das am schnellsten wach-sende Marktsegment. BMI Research geht davon aus, dass das Absatzplus in diesem Bereich über das Jahr 2019 hinaus oberhalb von 10 Prozent liegen wird. Zum einen geht das öffentliche Gesundheitssystem angesichts der starken Ausbreitung ernäh-rungsbedingter Krankheiten wie Diabetes stärker dazu über, Risiken schon im Früh-stadium zu erkennen. Auch Krebserkran-kungen sollen früher untersucht werden.

Zum anderen stärkt der Medizintouris-mus die Nachfrage. Allgemein sorgt der Bau neuer Krankenhäuser in öffentlich -privaten Partnerschaften für eine Profes-sionalisierung des Sektors, wozu auch die häufigere Modernisierung der techni-schen Ausstattung gehört. Treiber der insgesamt dynamischen Entwicklung ist das Bevölkerungswachstum bei gleich-zeitiger Alterung sowie die stärkere Rolle privater Gesundheitsanbieter. Ausländische Unternehmen beherrschen sowohl die Produktion als auch den Absatz.

Die USA sind mit einem Einfuhranteil von rund 40 Prozent der wichtigste Lie-

ferant, gefolgt von der VR China. In eini-gem Abstand folgen Israel, Deutschland und Indien. Ausländische Firmen sind nicht nur wichtige Importeure, sondern auch bedeutende Produzenten von Me-dizintechnik in Mexiko.

Tschechien: Bedarf an hochwertigen LebensmittelnTschechien wird immer abhängiger von Lebensmittelimporten. Das Handelsde fizit hat sich in den letzten Jahren stetig ver-größert. Das Plus geht vor allem auf die höhere Nachfrage nach Fleisch und Fleisch-produkten zurück. Auch importierte Fisch-delikatessen sowie Obst und Gemüse ver-zeichnen hohe Anstiege. Die steigenden Einkommen erhöhen den Bedarf an hoch-wertigen Produkten aus dem Ausland. Ein-heimische Hersteller müssen in Automati-sierung und in bes sere Qualität ihrer Pro- dukte investieren, um wettbewerbsfähig

zu bleiben. Sie be kommen dafür staatliche Subven tionen. Deutschland ist bei Milch-pro dukten, Obst und Gemüse sowie in der Produktgruppe Kaffee, Kakao, Tee und Gewürze der wichtigste Lieferant.

Um die einheimische Lebensmittel-industrie im Konkurrenzkampf mit aus-ländischen Anbietern zu stärken, hat Tschechiens Regierung die Subventionen für die Branche in den letzten Jahren ver-dreifacht. Produzenten mit 250 bis 750 Beschäftigten bekommen jährlich über 15 Millionen EUR Zuschüsse. Damit sollen

sie ihre Marktposition stärken und bes-sere Produkte anbieten.

Ähnlich wie in anderen Industrie-zweigen des Landes investiert auch die Lebensmittelbranche in die Automatisie-rung ihrer Produktion. Die Importe an Produktionsausrüstungen sind zum Teil deutlich gestiegen, besonders bei Ma-schinen für die Getreideverarbeitung, für Brauereien und für die Süßwarenindus-trie. Deutschland hat bei vielen Techno-logien eine führende Position.

Quelle: gtai

Weitere Informationen:SNCF Réseau: www.sncf-reseau.fr

Weitere Informationen:Asociación Mexicana de Industrias Innovadoras de Dispositivos Médicos (AMID) – Verband der Hersteller von Medizintechnik: http://amid.org.mx

bis 2026 rund 27,9 Milliarden EUR für die Erneuerung des Bahnnetzes. Etwa 4,5 Milliarden EUR sollen in die Sanierung der Schieneninfrastruktur fließen. Dabei geht es um die Sicherheit bei Bahnübergän-gen, die Ausstattung von Strecken mit Verkehrsleitsystemen (ERTMS), die be-hinderten gerechte Gestaltung von Bahn-steigen und den Lärm- und Umwelt-schutz. Wei tere 1,8 Milliarden EUR sind für Systeme zu effektiveren Inspektionen des Strecken netzes und den Austausch von veralteten Weichen vorgesehen.

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Südamerika: Chemieindustrie erholt sichNach den Wirtschaftskrisen in einigen Ländern steigt die lateinamerikanische Nachfrage nach chemischen und pharma-zeutischen Erzeugnissen wieder. Agrar-chemikalien gewinnen in Brasilien und Argentinien an Bedeutung. Insgesamt erwirtschaftet die Chemiebranche über 80 Prozent des regionalen Umsatzes in Brasilien, Mexiko und Chile. Viele deutsche Konzerne produzieren vor Ort. Neue Wachstumsimpulse ergeben sich in der Petrochemie und für die Lithiumgewin-nung.

In Lateinamerika konzentriert sich die chemische Industrie mehr als anderswo auf die Produktion von Konsumenten-chemikalien sowie anorganischen Erzeug-

MESSETIPPS

XPO MANUFACTURA Internationale Fachmesse für Fertigungs­technik, Automation und Robotik

In Monterrey, Mexiko, findet die XPO MANU­FACTURA – Internationale Fachmesse für Fertigungstechnik, Automation und Robotik vom 5. bis 7. Februar 2019 statt. Branchen-schwerpunkte sind C-Techniken, Ferti gungs-auto matisierung, Mess-, Regel- und Steuer-technik (Branche 19), Metallbe- und -ver ar bei-tung, Schweißtechnik (Branche 57) und Kunst-stoff- und Gummiverarbeitung (Branche 47). Angebotsschwerpunkte sind Automati sie rungs-systeme, C-Techniken, Fertigungsautomatisie-rung, Kunststofftechnologie, Kunststoffver - ar beitungs maschinen, Messtechnik, Metallbe-arbeitung, Montagetechnik, Quali tätssiche rung, Recycling, Regel- und Steuertechnik, Robotik, Schweißtechnik und Werkzeugmaschinen. Kontakt:E. J. Krause & Associates, Inc.Mörsenbroicher Weg 19140470 Düsseldorf0211 [email protected]

Agriflanders Landwirtschaftsmesse

Vom 10. bis 13. Januar 2019 öffnet in Gent, Belgien, die Landwirtschaftsmesse Agri­flanders ihre Tore. Branchenschwerpunkte sind Land- und Forstwirtschaft, Garten- und Land-schaftsbau, Erwerbsfischerei und Nutztierhaltung (Branche 49). Angebotsschwerpunkte sind Auto-matisierung, Futterbereitung, Futterlagerung, Landwirtschaft, Nutztiere, Saatgut, Stalleinrich-tungen, Stallungen, Tiere, Tiernahrung, Tierpro-duktion, Tierzucht und Viehhaltung.

Kontakt:AgriFlora CVKortrijksesteenweg 1097cB-9051 GentBelgien0032 9 [email protected]

Kontaktadresse für alle Fragen rund um Ihr internationales Geschäft

Haben Sie Fragen oder zusätzlichen Informations-bedarf für Ihr internationales Geschäft?Sie erreichen die erfahrenen Spezialisten der DZ BANK unter folgender Mail-Adresse:[email protected]. Bitte mit dem Hinweis, zu welcher Volks- oder Raiffeisenbank Geschäftsverbindung besteht.

nissen. Brasilien ist der mit Abstand be-deutendste Markt sowie Produzent von Chemikalien und Pharmazeutika. Die nächst-wichtigsten Chemiemärkte sind Mexiko und Chile. Infolge von Wirtschaftskrisen stagnierte die regionale Produktion in den vergangenen Jahren, die Investitionen gingen stark zurück. Mit den gestiegenen Rohstoffpreisen und der wirtschaftlichen Erholung Lateinamerikas ergeben sich aber wieder positive Aussichten für den Sektor. Die mit Abstand wichtigsten Märkte für die deutsche Chemie-Industrie sind Brasilien und Mexiko, auf die zu-sammen mehr als 60 Prozent der deut-schen Exporte in die Region entfallen.

Quelle: Presseberichte

Israel: Aus bau pro gramm für digitale Gesund heitDie israelische Regierung hat einen Fünf-jahresplan zur Entwicklung der digitalen Gesundheit beschlossen. Ziel ist es, die di-gitale Gesundheitsbranche zu einem Wachs-tumsmotor der israelischen Wirtschaft zu machen. In Israel sind medizi nische Daten praktisch aller Landesbewohner in Daten-banken erfasst. Laut Plan wird die israeli-sche Regierung in den Jahren 2018 bis 2022 umgerechnet rund 260 Millionen USD für die Förderung der digitalen Gesundheits-branche ausgeben. Das Kabinett verspricht sich von dem Programm Branchenum-

sätze von umgerechnet rund 3,4 Milliarden USD pro Jahr, sowie eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt.

Weitere Informationen:Gesundheitsministerium/ Ministry of Health: www.health.gov.il

Innovationsbehörde/Innovation Authority: www.matimop.org.il

Hochtechnologiezentrum/Start-up Nation Central: www.startupnationcentral.org

Argentinien und Deutschland: Teamplayer bei Förderung von Innovationen

Argentinien und Deutschland haben eine Innovationspartnerschaft zur Förderung von Forschung und Entwicklung in mittel-ständischen Unternehmen vereinbart. Unternehmen aus beiden Ländern sowie kooperierende Forschungseinrichtungen können Fördermittel beantragen. Die Ausschreibung zur Einreichung von An-trägen ist bis zum 15. Januar 2019 geöff-net. Gefördert werden bilaterale For-schungs- und Entwicklungsprojekte. Die Projektergebnisse sollen zu neuen inno-vativen Produkten, Dienstleistungen oder

effizienteren Verfahren führen. In Deutschland werden die Projekte mit dem Zentralen Innova-tionsprogramm Mittel-stand (ZIM) gefördert.

Weitere Informationen:https://www.bmwi.de/Redaktion/ DE/Artikel/Mittelstand/innovations-finanzierung-zim.html

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Nummer 9 | September 2018

6 VR International

Ländersteckbrief

ChileChile ist eine Präsidialdemokratie und das Parlament besteht aus zwei Kammern. Das Staatsgebiet umfasst mit 756.000 km² die doppelte Fläche Deutschlands und hat dabei eine Nord-Süd-Ausdehnung von 4.230 km. Die Einwohnerzahl betrug letzten Schätzungen zu Folge 18 Mil-lionen.

Politische Lage

In der Zeit von 1973 bis 1990 herrschte eine Militärdiktatur und unter dem da-maligen Regime von Augusto Pinochet gab es zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die noch heute innen-politisch aufgearbeitet werden. Seit der Rückkehr zur Demokratie, mit der Wahl des Präsidenten Patricio Azócar im De-zember 1989, hat sich Chile zum politisch stabilsten Land in Südamerika mit einer unabhängigen Justiz, funktionierenden Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit entwickelt. Auch die Korruption ist in Chile im Gegensatz zu vielen Nachbar-ländern ein untergeordnetes Thema. Bis 2010 regierte ununterbrochen ein Mitte- Links-Bündnis. Der im März 2018 ins Amt eingeführte frühere Unternehmer Sebas-tiàn Piñera, der vom konservativen Bünd-nis Chile Vamos unterstützt wird, war bereits von 2010 bis 2014 Präsident. Da es über das politische Spektrum hinweg eine Übereinkunft zu einer umsichtigen

Santiago de Chile ist das unbestrittene Zentrum Chiles in den Bereichen: Medien, Verkehr, Wirtschaft und Kultur. Das chilenische Parlament tagt dagegen in Valparaiso.

Wirtschaftsstruktur

Chile hat ein marktwirtschaftliches Wirt-schaftssystem und ist mit einem Brutto-inlandsprodukt (BIP) von 250 Milliarden USD die viertgrößte Wirtschaft Südame-rikas. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt mit leicht steigendem Trend rund 14.000 USD. Während das im lokalen Vergleich zwar ein recht hoher Wert ist, ist der Rückstand zu den Industrienationen aber weiterhin beträchtlich. Chile besitzt um-fangreiche mineralische Rohstoffe und ist mit einem Anteil von 36 Prozent der globalen Vorräte der weltweit größte

Finanzpolitik gibt, kam es in der Vergan-genheit zu keinen gravierenden fiskal-politischen Umbrüchen. Aber der liberal geprägte Piñera will einen Teil der von seiner Vorgängerin Michelle Bachelet umgesetzten Steuererhöhungen rück-gängig machen und das Rentensystem modernisieren, da die bisherige private Vorsorge keine ausreichende Alterssiche-rung bietet. Generell bildet die sehr un-gleiche Verteilung der Vermögen in der Bevölkerung eines der größten sozialen Probleme. Aufgrund einer fehlenden Mehrheit im Parlament und im Senat ist Chile Vamos auf die Kooperation mit mindestens einer Oppositionspartei an-gewiesen, um die angekündigten Re-formen umzusetzen. Dabei wird erwar-tet, dass sich die aus dem inzwischen zersplitterten Linksbündnis ausgetretene und eher bürgerliche Partei PDC durch-aus gesprächsbereit zeigt. Die Handlungs-fähigkeit der Regierung dürfte deshalb weitgehend gewährleistet sein.

Für die mit einer Außenhandelsquote von 48 Prozent sehr offene Wirtschaft Chiles ist die Außenpolitik von zentraler Bedeutung. Als einziges Land des Konti-nents ist Chile Mitglied in der OECD. Nach dem Rückzug der USA vom ge-planten transpazifischen Handelsabkom-men TTP hat Chile mit zehn anderen Nationen im März 2018 ein Nachfolge-abkommen ohne die USA unterzeichnet. Bereits 2011 wurde die auf den Frei-handel ausgerichtete Pazifikallianz mit Kolumbien, Peru und Mexiko gegründet.

Banco del Estado de Chile 51,6

Banco Santander Chile 48,7

Banco de Crédito e Inversione 46,1

Banco de Chile 44,5

Itau CorpBanca 38,2

Quelle: Orbis Bank Focus, Moody‘s

Die fünf größten Geschäftsbanken(Bilanzsumme per 31.12.2017 in Milliarden EUR)

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Ländersteckbrief

Kupferproduzent. Kupfer ist das weltweit am häufigsten verwendete Industrie-metall, stellt traditionell 40 bis 45 Prozent der Exporte dar und die Abhängigkeit von dessen Exporterlösen ist der zentrale Schwachpunkt der Volkswirtschaft. Die orthodoxe Geldpolitik der unabhängigen Zentralbank und ein frei schwankender Wechselkurs sorgen aber dafür, dass nega-tive externe Einflüsse, wie etwa Preis-einbrüche auf dem Rohstoffmarkt, recht gut kompensiert werden können. Bereits 28 Prozent der Exporte werden nach China geliefert, das inzwischen der wich-tigste Handelspartner ist. Andererseits hat Chile eine ganze Reihe von Frei-handelsabkommen abgeschlossen, sodass die weiteren Absatzmärkte breit ge-streut sind. Ganz im Gegensatz zu den Minera lien gibt es keine nennenswerten Erdgas- oder Ölvorkommen, weshalb die Wirtschaft auf den Import dieser Energie-träger angewiesen ist. Weil die Ver-braucher deshalb unter sehr hohen Stromkosten leiden, wird zur benötigten Erweiterung der Stromerzeugungskapa-zität seit einigen Jahren verstärkt auf er-neuerbare Energien gesetzt. Hierbei wird ein regionaler Vorteil ausgenutzt, indem in der trockenen Atacama-Wüste im Norden des Landes große Solarkraft-werke und Windparks errichtet werden. Während die vom Bergbau geprägte Industrie somit etwa ein Drittel des in-ländischen BIP generiert, beträgt der An-teil des Dienstleistungssektors 63 Pro-zent. Dort spielt der Finanzsektor mit überwiegend soliden Banken eine we-sentliche Rolle. Aufgrund der landschaft-lichen Vielfalt, die von Wäldern über die Osterinsel bis zum Hochgebirge in den Anden reicht, stellt auch der Tourismus eine immer wichtigere Devisenquelle dar. Der Agrarsektor wiederum trägt 4 Pro-zent zum BIP bei und stellt vor allem Früchte und Zellulose her, die ebenfalls wichtige Exportgüter darstellen. Zudem ist Chile infolge der langen Küste und des Humboldtstroms die bedeutendste Fi-schereination Südamerikas.

Wirtschaftslage und ­politik

Nach einer konjunkturellen Schwäche-phase mit einem mittleren BIP-Wachs-tum von geringen 1,7 Prozent in den Jahren 2015 bis 2017 nimmt die wirt-schaftliche Aktivität im laufenden Jahr wieder spürbar zu. Dazu leistet der ge-

genüber seinem Tiefpunkt vor zwei Jah-ren wieder deutlich auf rund 6.100 USD pro Tonne angestiegene Kupferpreis ei-nen Beitrag. Aber auch die nach der Wahlentscheidung abflauende Unsicher-heit über den künftigen Kurs der Regie-rung unterstützt den privaten Konsum sowie die Investitionstätigkeit. Vor die-sem Hintergrund ist seit dem 4. Quartal

2017 wieder eine stärkere Expansion festzustellen, die im ersten Halbjahr 2018 in einem Realwachstum von 4,7 Prozent mündete. Die Inflation ist wei-terhin gering und wird in Anbetracht der tendenziellen Aufwertung des chile-nischen Peso derzeit bei 2,4 Prozent im Durchschnitt des lau fenden Jahres er-wartet. Dank der seit 2001 regelgebun-

Jahr Bruttoinlandsprodukt Inflationsrate Haushaltssaldo (real) (Jahresdurchschnitt) (BIP)

2015 2,3 4,4 –2,1

2016 1,3 3,8 –2,7

2017 1,5 2,2 –2,8

2018p 3,7 2,4 –2,0

p = Prognose

Quellen: Economic Intelligence Unit; eigene Berechnungen

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung (Jahreswachstumsrate in Prozent)

Jahr Leistungsbilanzsaldo Direktinvestitionen Währungsreserven (netto) (ohne Gold)

2015 –5,2 5,0 38,6

2016 –3,1 4,9 40,5

2017 –3,8 1,6 39,0

2018p –3,5 7,2 46,1

p = Prognose

Quellen: Economic Intelligence Unit; Internationaler Währungsfonds; eigene Berechnungen

Entwicklungen in der Außenwirtschaft (in Milliarden USD)

Stromerzeugung: In der Atacama-Wüste im Norden werden Solarkraftwerke und Wind-parks errichtet.

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Nummer 9 | September 2018

8 VR International

Ländersteckbrief

denen Fiskalpolitik weist die Staatsver-schuldung mit 24,5 Prozent des BIP noch einen guten Wert auf, wenngleich der steigende Trend hier negativ zu bewer-ten ist. Um diesen zu stabilisieren hat die neue Regierung eine Revision des Fiskal-gesetzes angekündigt, das zuletzt bei einer Überschätzung des erwarteten Kupferpreises – und damit auch der zu-künftigen Staatseinnahmen – zu hohe Ausgaben erlaubte und zuletzt das Haushaltsdefizit auf 2,8 Prozent des BIP hochschraubte. Im Bedarfsfall kann die Regierung auf zwei Stabilisierungsfonds zugreifen, die Ersparnisse von 9 Prozent

des BIP verwalten, sodass die Haushalts-lage insgesamt als gut einzustufen ist. Der Außenhandel wächst wieder kräftig und der Überschuss in der Handelsbilanz ist 2017 von 2,2 auf 2,9 Prozent des BIP gestiegen. Da der Überschuss bis Mai 2018 bereits 73 Prozent des gesamten Vorjahres erreicht hat, dürfte er auf das Gesamtjahr hochgerechnet weiter zu- legen. Die Leistungs bilanz war mit –1,4 Prozent des BIP jedoch leicht negativ, was vor allem mit hohen Gewinnaus-schüttungen auslän discher Unterneh-men aus Chile heraus an die jeweiligen Firmensitze sowie mit dem Defizit in der Dienstleistungsbilanz erklärt werden kann. Das stellt alles in allem für Chiles externe Liquidität kein grö ßeres Prob-lem dar, da in der Regel ein ausreichen-der Zufluss von ausländischen Direkt- investitionen das Defizit in der Leistungs-bilanz finanziert. Zudem hat Chile Devi-senreserven, welche die Importe für fünf Monate abdecken könnten, sofern der

Zugang zum Kapitalmarkt einmal unterbrochen sein sollte. Aufgrund der guten Bonität Chiles ist dies aber sehr unwahrscheinlich.

Die Wirtschaftspolitik war trotz zu-letzt wechselnder Regierungen über-wiegend unternehmerfreundlich, was in besonderem Maße für die nun wieder amtierende Mitte-Rechts-Koalition gilt.

Beziehungen zu Deutschland und EU

Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Chile sind gut. Aufgrund vieler deutscher Einwanderer, Wissenschaftler und Unter-nehmer haben sich enge kulturelle und soziale Bindungen ergeben. In der Wirt-schaft ist Deutschland mit einem Handels-volumen von knapp 4 Milliarden EUR der wichtigste Handelspartner in der EU, mit der seit 2002 ein Freihandelsabkommen besteht. Aus deutscher Sicht gab es seit 2013 stets einen positiven Saldo in der Handelsbilanz, wofür in erster Linie die Hauptexportgüter Maschinen, Kfz und Elektrotechnik verantwortlich sind. Aus Chile importiert werden dagegen vor allem Rohstoffe, Nichteisen-Metalle und Nahrungsmittel, die zusammen 90 Pro-zent der Importe ausmachen.

Zwischen Deutschland und Chile be-steht seit 1999 ein Investitionsschutz-abkommen. Der Umfang an deutschen Direktinvestitionen lag per Dezember 2016 bei 2,7 Milliarden EUR, was nur

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland

Las Hualtatas 5677, Casilla 220, Correo 30, Vitacura, Santiago de Chile, Chile

0056 2 2463 2500

[email protected] www.santiago.diplo.de

Botschaft der Republik Chile

Mohrenstraße 42, 10117 Berlin

030 726 2035

[email protected] www.echile.de

Generalkonsulat der Republik Chile

Schwindstraße 10, 60325 Frankfurt

069 550 194195

www.chileabroad.gov.cl/frankfurt

Deutsch­Chilenische Industrie­ und Handelskammer

Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Las Condes Santiago

0056 2 2203 5320

[email protected] www.chile.ahk.de

Nützliche Adressen

Jahr Deutsche Ausfuhr Deutsche Einfuhr Saldo

2015 2.393 1.488 905

2016 2.443 1.306 1.137

2017 2.292 1.567 725

2018 bis Mai 881 622 259

Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Außenhandel, Fachserie 7

Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Chile (in Millionen EUR)

Landschaftliche Vielfalt, die von Wäldern über die Osterinsel bis zum Hochgebirge in den Anden reicht. Der Tourismus ist eine wichtige Devisenquelle.

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Nummer 9 | September 2018

VR International 9

Ländersteckbrief

1,2 Prozent des gesamten Bestands entspricht. Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen gibt es vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien. In der extrem trockenen und sonnenschein-reichen Atacama-Wüste entstand kürzlich die mit einer Kapazität von 160 MW welt-weit größte Solaranlage, die nur eine von rund einem Dutzend neuer Solar- kraftwerke und Windparks ist. Der zeit werden schon 20 Prozent des lokalen Energiebedarfs über die Erneuerbaren ge-

deckt; der Anteil soll bis 2050 sogar auf 70 Prozent ausgeweitet werden. Dane-ben will sich Chile als führender Anbieter von Lithium und emissionsarmem Kupfer für die Elektroautoindustrie etablieren. Hier gibt es hohes Potenzial für die deut-sche Indus trie. Die Baubranche dürfte so-wohl vom Aufschwung allgemein als auch von einem Infrastrukturprogramm von 30 Milliarden USD profitieren. Damit sollen vorrangig das Wohnungsdefizit verringert, die Stadtautobahn von Santiago ausge- baut und das Metronetz der Hauptstadt

erweitert werden. Weitere nennenswerte Projekte gibt es in der Umwelttechnik mit dem Ziel einer hö heren Recycling-Quote sowie in der Informations- und Kommuni-kationstechnik, in der der Aufbau von 5-G-Netzen ein Schwerpunkt ist.

Aussichten

Nach einem vierjährigen Rückgang ha-ben sich die makroökonomischen Kenn-zahlen im Jahr 2017 überwiegend wieder verbessert. Auch der Geschäftsklima-index und das Verbrauchervertrauen zeigen eine ansteigende Tendenz, was in der Summe auf eine gute konjunkturelle Entwicklung mit einem möglichen Real-wachstum von etwa 4 Prozent in diesem und im nächsten Jahr hindeutet. In Kombination mit der stabilen politischen Lage wirkt sich dies positiv auf das In-vestitionsklima aus.

Mario Schmidt

DZ BANK AG

Bevölkerung: 17,9 Millionen

Hauptstadt:Santiago de Chile

Korrespondenzsprachen:Spanisch, Englisch

Wichtige Feiertage:Unabhängigkeitstag: 18. SeptemberTag der chilenischen Streitkräfte: 19. SeptemberTag der Begegnung zweier Welten: 10. Oktober

Zollflughäfen: Antofagasta, Punta Arenas, Temuco u. a.

Zolltarif:Harmonisiertes System, Verzollung nach dem Transaktionswert

Zahlungsbedingungen und Angebote:

Empfohlen sind Lieferungen auf der Basis unwiderruflicher und bestätigter Akkredi-tive. Weitere Auskünfte sind über die Chile-nische Zentralbank möglich. Angebote auf CIF-Basis, Preisgestaltung FOB.

Maße und Gewichte:

Metrisches System

Währungseinheit:

1 chilenischer Peso (chil) = 100 Centavos. ISO-Code: CLP

Euler Hermes Länder­Klassifizierung:

Auszug aus den „Importbestimmungen anderer Länder“ 2016 sowie aus den „Konsulats- und Mustervorschriften“ (42. Auflage, 2017/2018).

Eckdaten für den Export nach Chile

Der Agrarsektor liefert 4 Prozent des BIP – mit vor allem Früchten und Zellulose.

Kfz und -Teile 14,0

Maschinen 10,9

Elektronik 8,9

Nahrungsmittel 8,3

Quelle: Nationales Statistikamt

Hauptimportgüter Chiles 2017(in Prozent der Gesamteinfuhr)

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Interview des Monats

Südamerika: Kontinent im UmbruchIn diesem Jahr fanden bereits Wahlen in Kolumbien und Chile statt, in beiden Ländern wurden die Wahlen von „marktfreund-lichen“ Kandidaten gewonnen. Ein Gespräch mit Martin Duisberg, Repräsentant der DZ BANK in São Paulo, über die Verände-rungen in Südamerika und die Chancen in einzelnen Ländern.

VR International: Wie sehen Sie die Gesamtsituation in Südamerika?

Martin Duisberg: Die Länder Brasilien, Kolumbien, Peru, Chile und Argentinien, also Länder, die mehr als 50 Prozent der Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung des Kontinents ausmachen, werden von der DZ BANK enger betreut. Hier wurden enorme deutsche Investitionen getätigt und einige deutsche Unternehmen sind schon über 100 Jahre vor Ort präsent.

VR International: Wie ist aus Ihrer Sicht der aktuelle Stand in Argentinien?

Martin Duisberg: Die anfängliche Eu-phorie um Präsident Macri hat sich zwi-schenzeitlich relativiert. Die kürzliche Bitte um Unterstützung durch den IWF wird in Argentinien zwiespältig gesehen.

Das Land kämpft unverändert mit hoher Inflation und Zinssätzen und rela-tiv niedrigem Wachstum. Die eingeleite-ten Restrukturierungsmaßnahmen lassen nur langsam die erwünschten Erfolge sehen. Jedoch entwickelt sich der Agrar-sektor positiv und damit die Segmente des Pflanzenschutzes, Düngemittel sowie der Biotechnologiesektor. Ebenfalls steht der Sektor der erneuerbaren Energien im Fokus, weil in Argentinien, wenn der Wachstumsprozess größere Schritte ein-legen sollte, ein Energieengpass schnell überbrückt werden muss. VR International: Wo steht das größte Land Südamerikas derzeit?

Martin Duisberg: In diesem Oktober stehen Wahlen in Brasilien an. In Wahlum-fragen erhält selbst der in zweiter Instanz wegen Korruption verurteilte und im Ge-

fängnis einsitzende frühere Präsident Lula einen Stimmanteil von etwa 30 Prozent. Es bleibt abzuwarten, wie sich die ur-sprünglich 18 Präsidentschaftskandidaten mit den aktuell im Kongress vertretenen 28 Parteien bis zum ersten Wahlgang ar-rangieren werden. Alle Extreme wären nicht von Vorteil für das Land, welches aus einer tiefen Krise kommt und nun eine Pe-riode von politischer, wirtschaftlicher und sozialverträglicher Intelligenz benötigt. Brasilien braucht ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von etwa 3,5 Prozent, damit das Ergebnis nachhaltig bei der Bevölkerung ankommt. In 2018 wird ein Wachstum von etwa 1,5 Prozent erwartet, für das nächste Jahr von 2,5 Pro-zent. Erst 2020 wird Brasilien wieder auf Vorkrisenniveau ankommen.

Die Chancen für deutsche Unterneh-men liegen sicherlich primär in der Schlüs-selbranche Automobilhersteller und Zu-lieferer. Der Agrarsektor ist in Brasilien eine der treibenden Kräfte des Brutto-sozialproduktes, Biotechnologie, Saatgut, Düngemittel und Pflanzenschutz wachsen kontinuierlich mit. Ebenfalls, und mit stei-gendem Anteil, wird bei den erneuerbaren Energien nun neben der Wasserkraft und der Windenergie auch die Solarenergie stärker in den Vordergrund treten. Auf diesem Segment ist die deutsche Techno-logie in einer Führungsposition, es gilt allerdings besonders in Brasilien die Form der Finanzierung zu analysieren.

VR International: Welche Länder ste­chen in Südamerika derzeit positiv hervor?

Martin Duisberg: Nach den Wahlen und unter der neuen Regierung werden nun hoffentlich in Kolumbien die notwendigen

Investitionen in die Infrastruktur einge-leitet. Das intermodale Verkehrssystem soll für einen Betrag von 70 Milliarden USD ausgebaut oder erstellt werden. Dazu werden Investitionen im Ausbau des Straßennetzes, Flughäfen, Häfen, Eisen-bahnstrecken und der Binnenschifffahrt erfolgen. Der Öl- und Gassektor wird wieder wachsen, 15 neue Konzessionen sollen vergeben werden. Ein weiterer Sektor, der weiter wachsen wird, ist die Tourismusbranche. Allein im ersten Halb-jahr 2017 wuchs der Tourismus um 46,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 1,5 Milliarden USD ist der Tourismus der zweitgrößte Devisenbringer des Landes.

In Peru wird weiterhin der Bergbau eine bedeutende Rolle spielen, diverse Projekte in Milliardenhöhe werden derzeit geprüft, einige befinden sich im Anfangs-stadium und sollen 2022/23 in die Pro-duk tion gehen.

Von der neuen Regierung in Chile, die im August ihr Amt antritt, erwartet man grundsätzlich neue Investitionsimpulse. Besonders der Bergbausektor wird als treibendes Segment angesehen, das bei steigenden Rohstoffpreisen Sektoren wie die Chemie positiv beeinflussen wird. Ein erhöhter Bedarf an Maschinen ist Folge des Investitionsschubs. Papier- und Zellu-lose hersteller profitieren ebenfalls von den steigenden Commoditie-Preisen.

VR International: Vielen Dank für diesen Überblick.

Die DZ BANK verfügt in Lateinamerika und in der Karibik, hier besonders auf Kuba, über etablierte Geschäftsbeziehungen mit lokalen Banken und kann somit die Kunden des Verbundes in dieser Region in Bankangelegenheiten bestens unterstützen.

Darüber hinaus unterhält die DZ BANK in den meisten Ländern beste Beziehungen zu den deutschen Botschaften, Konsulaten, Auslandshandelskammern sowie zu An-wälten und Wirtschaftsprüfern.

Interview mit …

Martin Duisberg RepräsentantDZ BANK AGSão Paulo Representação LtdaRua Sansão Alves dos Santos, 4333° andar/Conj. 32, Ed. Hormino Maia04571-090 São PauloBrasilien0055 11 [email protected]

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Von Praktikern für Praktiker

Integer handeln: gegen das KorruptionsrisikoDie Bekämpfung von Korruption hat in Lateinamerika in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen. Die Aufdeckung großer Korruptionsskandale hat Bürger und Kunden für das Thema zunehmend sensibilisiert.

Während vor einigen Jahren noch vieler - orts die Ansicht herrschte, Korrup tion könne nicht eingedämmt werden, mobi-lisieren sich verstärkt Kräfte, Inte grität und Regeltreue in allen Gesellschaftsbe-reichen zu fordern und fördern. Der Zu-sammenhang zwischen Korrup tion und unzureichender Bereitstellung sozialer Dienstleistung sowie stockender wirt-schaftlicher Entwicklung zeigt sich im-mer deutlicher. Die Folgen von Korrupti-on betreffen die Gesellschaft als Ganzes.

Um mehr Transparenz und faire Marktbedingungen zu schaffen, haben viele Länder in den letzten Jahren die gesetzlichen Rahmenbedingungen ver-schärft, zum Beispiel durch die verpflich-tende Einführung präventiver Maß nahmen für Unternehmen und zunehmend auch für öffentliche Institutionen. Damit das Korruptionsrisiko effektiv und nachhaltig gemindert wird, bedarf es neben diesen

Meilensteinen gemeinsame Anstrengun-gen aller relevanten Akteure. Daher för-dert die Allianz für Integrität kollektive Maßnahmen im Bereich der Korruptions-prävention.

In sieben Ländern Südamerikas aktiv

Die Allianz für Integrität ist eine wirt-schaftsgetriebene Multi-Stakeholder-Ini-tiative mit dem Ziel, Transparenz und In-tegrität im Wirtschaftssystem zu stärken. Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Privatwirtschaft, dem öffentlichen Sektor, der Zivilgesellschaft, Internationaler Or-ganisationen sowie der Wissenschaft ent-wickeln wir praktische Lösungen zur Stärkung von Compliance-Kapazitäten in Unternehmen und ihren Lieferketten. Die Initiative wird von der Deutschen Gesell-schaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundes-

ministeriums für wirtschaftliche Zusam-men arbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2015 umgesetzt und ist neben Deutsch-land in Brasilien, Ghana, Indien und Mexiko mit regionalen Hubs vertreten. In Lateinamerika ist die Allianz für Integrität regel mäßig in sieben Ländern aktiv: Argen ti nien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Paraguay und Uruguay.

Die globale Initiative setzt sich für die Förderung von Integritätsstandards in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein, da diese häufig unter starkem Druck stehen, auf dem internationalen Markt zu bestehen. KMU verfügen oft über begrenzte finanzielle Rücklagen, so-dass der Gewinn einer Ausschreibung, der Erwerb einer Lizenz oder die Einfuhr von Produk tionsteilen in manchen Situa-tionen für das Überleben des Unter-nehmens entscheidend sein kann. Ob-wohl das Eintreten eines Korruptionsfalls

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12 VR International

Von Praktikern für Praktiker

IMPRESSUM

Herausgeber: DZ BANK AG, Deutscher Genossenschafts-Verlag eGVerantwortliche Redakteurin: Dr. Sabine Theadora Ruh, freie Wirtschaftsjournalistin, Allendorfer Straße 47, 60433 FrankfurtObjektleitung: Andreas Köller, DG VERLAG, E-Mail: [email protected]: Deutscher Genossenschafts-Verlag eG Vertreten durch den Vorstand: Peter Erlebach (Vorsitzender), Franz-J. Köllner und Mark Wülfinghoff, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden

Druck und Versand: Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 NeuwiedBildnachweis: Comexport, DZ BANK, AllianceForIntegrity, Fotolia.comNachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Deutschen Genossenschafts-Verlages eG zulässig.ISSN 2195-206XVR International erscheint monatlich und ist bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte August 2018 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr.

im eigenen Unternehmen oder in der Lieferkette besonders für KMU fatale Folgen haben kann, verfügen sie häufig über keine bis wenig Expertise im Bereich Antikorruption. Aber auch KMU können durch gezielte Maßnahmen das Kor - rup tionsrisiko eindämmen und dadurch gleichzeitig an Attraktivität als Zulieferer in globalen Lieferketten gewinnen. Die Allianz für Integrität stellt ihnen dafür verschiedene Unterstützungsangebote zur Korruptionsprävention bereit.

Seit 2015 führt die Initiative das Trai-ningsprogramm De Empresas Para Em-presas, DEPE – Von Unternehmen für Unternehmen, durch. Zunächst werden Compliance-Experten lokaler Unterneh-men oder multinationaler Konzerne zu Trainern des Antikorruptionstrainings der Allianz für Integrität geschult. Diese Trainer führen anschließend eine ein-tägige Fortbildung für Vertreter/-innen von KMU, die keine oder wenig Er-

fahrungen im Umgang mit Compliance -Themen haben, durch. Beim Workshop üben die Teilnehmenden an Praxisbei-spielen Grauzonen zu erkennen und er-arbeiten gemeinsam Handlungsoptionen. Mit ihren Fachkenntnissen und prakti-schen Er fah rungen unterstützen die Trainer die Teilnehmenden bei der Ent-wicklung eines passenden Compliance-Management- Sys tems. Da viele Fragen erst bei der Umsetzung auftreten, wer-den den Teil nehmenden auch in der Imple men tie rungsphase Unterstützungs-angebote zur Verfügung gestellt, bei-spielsweise ein Online-Support- Desk mit zusätzlichen Informationen, Handbüchern und Praxisbeispielen.

App für Integrität

Seit Ende 2017 bietet die Allianz für Integrität neben Support Desk und Webi-naren eine weitere digitale Lösung an. The IntegrityApp unterstützt Unterneh-men dabei, ihre Integritäts- und Com-pliance- Praktiken zu evaluieren und zu ver bessern. Mithilfe eines Online-Frage-kataloges geben Unternehmensvertreter eine Einschätzung zum Compliance-Pro-gramm ihrer Firma ab. Im Anschluss er-

Autorin

Claudia Lorek de AraújoStellvertretende Leiterin/Regional- managerin Asien und Lateinamerika Allianz für Integrität Köthener Str. 210963 Berlin030 338424 415 [email protected]/de/

Weitere Informationen zu Trainings, Tools und Aktivitäten der Allianz für Integrität finden Sie auf unserer Website: www.allianceforintegrity.org/de/

halten sie Hinweise, in welchen Bereichen Optimierungspotenzial besteht, und Tipps, wie sie ihre Performance verbes-sern können. Zusätzlich können durch regelmäßige Überprüfung der Selbstein-schätzung Fortschritte oder Lücken im Compliance-Management-System leicht erkannt werden.

Unternehmen aller Größen sollten sich für Integrität in ihrer Organisation und ihrer Lieferkette einsetzen. Durch ge-zielte Maßnahmen ist es auch mit redu-zierten Ressourcen möglich, rele vante Ver änderungen zu erzielen und sich ge-gen das Korruptionsrisiko zu wappnen.