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MünzenRevue 9/2014 | 173 Bernhard Weisser Breitkopf-Kosel, Josef 1876 – 1927 Signatur: JOS BREITKOPF COSEL Josef Breitkopf-Kosel, der 1876 in Bovis- lawitz (Oberschlesien) geboren wurde, war Schüler der Berliner Akademielehrer an der Kunstgewerbeschule in Charlotten- burg. Neben Bildnisbüsten schuf er Bau- plastik für verschiedene Berliner Gebäude. So entwarf er für das Gymnasium Span- dau die figürlichen Gruppen „Gelehrsam- keit“ und „Weltkunde“. Das Münzkabi- nett der Staatlichen Museen zu Berlin be- sitzt nur eine Arbeit aus seiner Hand, in der Literatur sind mir bislang keine weite- ren Medaillen begegnet. Die Eisenmedaille ‚Militärische Vorberei- tung der Jugend‘ setzt das Thema Kriegser- tüchtigung der Schüler in mythologisieren- der Weise um. Vor der sitzenden Göttin Athena als Göttin der Weisheit steht ein Bo- genschütze, der gerade seinen Pfeil abge- schossen hat. Der Kopf erinnert an die Skulptur des Wagenlenkers aus Delphi (5. Jh. v.Chr.), die als Vorlage verwendeten an- tiken Stile sind aber hier eklektisch ge- mischt. Auch wenn die Art der Staffelung von Bogenschütze und Athena nicht ganz überzeugt, kommt doch die Bildaussage, die Göttin betrachte wie eine Lehrerin die Übungen des Schützen, gut zum Ausdruck. 1915 erfolgte ein Erlass zur ‚Militärischen Ertüchtigung der Jugend‘. Der Jahresbe- richt des Königlichen Prinz Heinrichs- Gymnasiums in Berlin-Schöneberg von Ostern 1915 bietet einen Eindruck, wie diese Anordnungen umgesetzt wurden: „Der Erlass über die militärische Vorbereitung der Jugend wurde auch an unserer Anstalt freudig begrüßt. Sofort meldeten sich zu den Übungen 80 Schüler aus den mittleren und oberen Klassen. Sie bilden mit etwa 50 Schülern der Comeniusschule (Realschule) zu- sammen die Jugendkompanie Nr. 13 (Schö- neberg). … Mehr als 20 Jungleute sind im Laufe des Winters aus der Kompanie in das Heer eingetreten und haben die ihnen zuteil gewordene Vorbereitung dankbar empfunden. … Es sei noch hervorgehoben, dass sich die Schüler, die der Jugendkompanie angehören, während des Halbjahres körperlich ausgezeich- net entwickelt haben und dass sie sich auch im Unterricht durch geistige Frische, Umsicht, Gewandtheit und gute Haltung hervortun. Die militärische Vorbereitung wurde aber auch durch den Unterricht in dankenswerter Weise unterstützt. Dies geschah nicht bloß im Turnen durch Ordnungs- und Zielübungen, sondern auch in anderen Fächern. So wurden beispielsweise im Zeichenunterricht Gelände- aufnahmen, Kartenskizzen (auch aus dem Gedächtnis) angefertigt, Profile von Schützen- Breitkopf-Kosel bis Eberbach Teil 2 Prof. Dr. Bernhard Weisser ist Stellvertretender Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin. Bislang wurden die Medailleurinnen und Medailleure Emil Bäuerle, Hugo Benndorff, Lotte Benter, Max Blichmann und Rudolf Bosselt vorgestellt (MünzenRevue 7+8, 2014, S. 153 – 159). Der hier vorlie- gende Teil behandelt Josef Breitkopf-Kosel, Sophie Burger-Hart- mann und Walter Eberbach.

Breitkopf-Kosel bis · PDF fileMünzenRevue 9/2014 | 173 Bernhard Weisser Breitkopf-Kosel, Josef 1876 – 1927 Signatur: JOS BREITKOPF COSEL Josef Breitkopf-Kosel, der 1876 in Bovis

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Bernhard Weisser

Breitkopf-Kosel, Josef1876 – 1927Signatur: JOS BREITKOPF COSELJosef Breitkopf-Kosel, der 1876 in Bovis-lawitz (Oberschlesien) geboren wurde, warSchüler der Berliner Akademielehrer ander Kunstgewerbeschule in Charlotten-burg. Neben Bildnisbüsten schuf er Bau-plastik für verschiedene Berliner Gebäude.So entwarf er für das Gymnasium Span-dau die figürlichen Gruppen „Gelehrsam-keit“ und „Weltkunde“. Das Münzkabi-nett der Staatlichen Museen zu Berlin be-sitzt nur eine Arbeit aus seiner Hand, inder Literatur sind mir bislang keine weite-ren Medaillen begegnet.

Die Eisenmedaille ‚Militärische Vorberei-tung der Jugend‘ setzt das Thema Kriegser-

tüchtigung der Schüler in mythologisieren-der Weise um. Vor der sitzenden GöttinAthena als Göttin der Weisheit steht ein Bo-genschütze, der gerade seinen Pfeil abge-schossen hat. Der Kopf erinnert an dieSkulptur des Wagenlenkers aus Delphi (5.Jh. v. Chr.), die als Vorlage verwendeten an-tiken Stile sind aber hier eklektisch ge-mischt. Auch wenn die Art der Staffelungvon Bogenschütze und Athena nicht ganzüberzeugt, kommt doch die Bildaussage, dieGöttin betrachte wie eine Lehrerin dieÜbungen des Schützen, gut zum Ausdruck.1915 erfolgte ein Erlass zur ‚MilitärischenErtüchtigung der Jugend‘. Der Jahresbe-richt des Königlichen Prinz Heinrichs-Gymnasiums in Berlin-Schöneberg vonOstern 1915 bietet einen Eindruck, wiediese Anordnungen umgesetzt wurden:„Der Erlass über die militärische Vorbereitungder Jugend wurde auch an unserer Anstaltfreudig begrüßt. Sofort meldeten sich zu den

Übungen 80 Schüler aus den mittleren undoberen Klassen. Sie bilden mit etwa 50Schülern der Comeniusschule (Realschule) zu-sammen die Jugendkompanie Nr. 13 (Schö-neberg). … Mehr als 20 Jungleute sind imLaufe des Winters aus der Kompanie in dasHeer eingetreten und haben die ihnen zuteilgewordene Vorbereitung dankbar empfunden.… Es sei noch hervorgehoben, dass sich dieSchüler, die der Jugendkompanie angehören,während des Halbjahres körperlich ausgezeich-net entwickelt haben und dass sie sich auch imUnterricht durch geistige Frische, Umsicht,Gewandtheit und gute Haltung hervortun.Die militärische Vorbereitung wurde aberauch durch den Unterricht in dankenswerterWeise unterstützt. Dies geschah nicht bloß imTurnen durch Ordnungs- und Zielübungen,sondern auch in anderen Fächern. So wurdenbeispielsweise im Zeichenunterricht Gelände-aufnahmen, Kartenskizzen (auch aus demGedächtnis) angefertigt, Profile von Schützen-

Breitkopf-Kosel bis Eberbach

Teil 2

Prof. Dr. Bernhard Weisser ist Stellvertretender Direktor desMünzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin.

Bislang wurden die Medailleurinnen und Medailleure Emil Bäuerle,Hugo Benndorff, Lotte Benter, Max Blichmann und Rudolf Bosseltvorgestellt (MünzenRevue 7+8, 2014, S. 153 – 159). Der hier vorlie-gende Teil behandelt Josef Breitkopf-Kosel, Sophie Burger-Hart-mann und Walter Eberbach.

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gräben, Befestigungswerken usw. gezeichnet,im Deutschen und im Gesangunterricht wur-den die vaterländischen Lieder bevorzugt undeingeprägt, in der Geschichte die Entwicklungunserer Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande,in der Erdkunde die Größe und Schönheit un-seres deutschen Vaterlandes gern und einge-hend besprochen, im naturwissenschaftlichenUnterricht wurde genaues und unbedingt zu-verlässiges Wiedergeben von angestellten Beob-achtungen geübt, im mathematischen Unter-richt wurden Berechnungen mannigfacherArt, die auf den Krieg Bezug nehmen, in An-wendung physikalischer Gesetze angestellt …“(Jahresbericht des Königlichen Prinz Hein-richs-Gymnasiums zu Berlin-Schöneberg,Ostern 1915, Berlin-Schöneberg 1915, S.26 f.).

Sophie Burger-Hartmann1868 – 1940Signatur: S BURGER-HARTMANNDie Bildhauerin und KunsthandwerkerinSophie Burger-Hartmann besuchte von1884 bis 1887 die Kunstgewerbeschule inMünchen, wo sie dekorative Malerei stu-dierte. Als Bildhauerin war sie Autodidak-tin. Sie lebte bis 1905 in Basel, danach zogsie nach Berlin um.

Zehn Modelle und Medaillen von So-phie Burger-Hartmann sind im Münzka-binett nachgewiesen. Die Bildmotive wähl-te die Künstlerin aus dem Bereich der Zi-vilgesellschaft während des Krieges. JuliusMenadier nahm vier Arbeiten in die Editi-on zur Deutschen Schaumünze auf, vondenen die eine von 1915 der Krankenpfle-ge verwundeter Soldaten gewidmet ist. Mitder Medaille ‚Pflügende Bäuerin‘ aus dem-selben Jahr thematisiert sie die Übernahmeder ehemals von den als Soldaten in denKrieg gezogenen Männern ausgeführtenArbeiten durch die Frauen. Aus einem Füll-horn streuen fliegende Engel den Samen indie gezogene Furche, ein weiterer hält denLorbeerkranz für die Landarbeiterin bereit.Die dritte Medaille ist eine Gemeinschafts-arbeit von Paula von der Hude und SophieBurger-Hartmann, die auf Initiative vonJulius Menadier zustande kam. Paula vonder Hude schuf ein Porträt der Frauen-rechtlerin und Politikerin Gertrud Bäumer(1873 – 1954), Sophie Burger-Hartmanndie Rückseite dazu. Diese zeigt zu demSchlagwort ,unser Ziel Kraft - unsere KraftDienst‘ zwei nach links schreitende Frauen,von denen die eine die andere am Arm lei-tet. Während des Krieges baute GertrudBäumer den Nationalen Frauendienst auf,der sich um die Koordinierung der Nah-rungsmittelversorgung und des freiwilligenKriegseinsatzes der Frauen innerhalb vonIndustrie und Wirtschaft bemühte.

Abbildung verkleinertBreitkopf-Kosel, Josef: Militärische Vorbereitung der JugendVorderseite: Nach links sitzende Athena mit Ägis, korinthischem Helm und Lanze, aufihren Schild gestützt, leitet einen nackten jungen Bogenschützen an. Rechts am Randdie Signatur JOS BREITKOPF COSEL.Rückseite: MILITÄRISCHE / VORBEREITVNG / DER JVGEND // 19-15. Unter dem mitder Kaiserkrone gekrönten Reichsadler dreizeilige Aufschrift, darunter neben einemEisernen Kreuz die geteilte Jahreszahl. Alles umgeben von einem stilisierten Lorbeer-kranz.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1921/301, Objekt-Nr: 18234913Eisen, 88 mmDatierung: 1915Literatur: Jaschke 1994, 113 Nr. 1029 (ohne Abb.). Zum Künstler: Vollmer I 1953, 307;Die christliche Kunst, Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst undKunstwissenschaft, 12, 1915/16, 159 (Gruppen „Gelehrsamkeit“ und „Weltkunde“).

Abbildung verkleinertBurger-Hartmann, Sophie: Pflügende BäuerinVorderseite: 1914 1915. Pflügende Bäuerin nach rechts, darüber drei samenspenden-de schwebende Engel mit Kranz und Füllhorn. Unten Jahreszahlen. Am rechten Randdie Signatur S BURGER-HARTMANN.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1916/373, Objekt-Nr: 18234697Eisen, 108 mmDatierung: 1915Literatur: Steguweit 1998, Nr. 11 (dieses Stück, Randpunze DS 38 3); E. Bannicke, inKluge und Weisser, 2014, 103 (dieses Stück).

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Hude, Paula von der und Sophie Burger-Hartmann: Gertrud BäumerVorderseite: GERTRUD BÄUMER. Kopf von Gertrud Bäumer nach links. Am Rand rechtsdie Signatur P v d Hude.Rückseite: UNSER ZIEL KRAFT - UNSERE KRAFT DIENST. Eine Frau wird von einerweiteren Frau am Arm nach links geführt. Unten die Signatur Sophie Burger Hartmann.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1916/322, Objekt-Nr: 18238125Bronze, 70 mmDatierung: 1916Literatur: Menadier 1917, 236; Steguweit 1998, Nr. 56 (dieses Stück); Bannicke, in:Kluge und Weisser 2014, 49 und 151.

Walter Eberbach1866 – 1944Signaturen: W Eberbach oder Mono-gramm aus den Buchstaben W und EWalter Eberbach wurde am 1. Januar 1866in Besigheim geboren. Er absolvierte von1883 bis 1886 eine Ausbildung zumZeichner und Metallbildhauer in Schwä-bisch-Gmünd, besuchte 1887 die Kunst-gewerbeschule in Stuttgart und war an -schließend in Köln, Straßburg, London,Berlin und Frankfurt am Main tätig. Von1891 bis 1899 war er Lehrer für Ziselierenund Goldschmiedearbeit an der Städti-schen Kunstgewerbeschule in Straßburg,seit 1899 war er Kunstlehrer am Realgym-nasium und an der Gewerbeschule inHeilbronn, wo er auch während des ErstenWeltkrieges tätig blieb. Mit 48 Modellenund Medaillen, die alle aus dem Zeitraumvon 1915 bis 1919 stammen, ist WalterEberbach umfänglich im Bestand desMünzkabinetts vertreten.

Die Produktivität des Künstlers wurdedurch die Sympathie zwischen Menadierund ihm gefördert (Steguweit 1998, 17 –18). Achtzehn Medaillen nahm dieser inseine Edition der Deutschen Schaumünzeauf. Von Walter Eberbach bleiben ammeis ten die Totentanzmedaillen in Erin-nerung. Sie wurden teilweise in einemDialog entwickelt. So schreibt Eberbachan Menadier am 26. Februar 1916, er wol-le, „so eng, als es die künstlerische Überzeu-gung“ ihm gestatte, mit Menadier zusam-menarbeiten, und es ist im Archiv desMünzkabinetts ein Brief vom 7. Juni 1916

erhalten, in dem Eberbach zwei seiner Me-daillenentwürfe skizzierte. Dargestellt isteinmal ein nach England drohendes Ske-lett mit der Umschrift ENGLAND DASMASS IST VOLL und ein Skelett, dasden Luftschiffen zuwinkt, die gerade eineenglische Industrieanlage bombardieren.Die Legende lautet hier: DER BRITEN-SCHRECK. In der Literatur werden dieseMedaillen dem satirischen Genre zugewie-sen, jedoch hatte Eberbach selbst eine ei-gene Meinung dazu. Er schreibt in einemBrief vom 4. Oktober 1916 an Julius Me-

nadier dazu: „Unsere Münzen sind ja ei-gentlich keine Spottmünzen, dazu sind wirzu ernst geworden. Sie sind eine von hellerEmpörung getragene Auflehnung gegen Ge-sinnung und Kampfesweise unserer gegneri-schen „Kulturträger“… Darum schien mirauch von Anfang an gerade ein Totentanzmit seinem Ingrimm … der rechte Ausdruckfür ein so unerhörtes Morden. … Ich möchte,daß dem, der die Stücke nach Jahren in denHänden hält, das Zittern des Ingrimmsüberkommt.“ (Steguweit 1998, 17).

Erinnert der traditionelle Totentanz andie Vergänglichkeit (vanitas) des Menschenund die Unterschiedslosigkeit von Alter,Rang und Stellung angesichts des Todes, sofasst Eberbach den Tod anders auf. Er‚wünscht‘ den Tod in zynischer Weise denKriegsgegnern wie General Petain, EdwardVII. oder Lord Curzon an den Hals, die erzugleich mit dem Tod gleichsetzt und de-nen er seine Medaillen widmet.

Der Furor des Künstlers ist diesen Arbei-ten anzusehen, wenn etwa der Tod als letzteGroßmacht gezeigt wird oder der Tod per-sönlich das Torpedo führt. Er verwendetdieses Motiv auf die Versenkung eines neu-tralen holländischen Schiffes. Die Tubantiawar ein holländischer Passagierdampfer aufder Strecke von Amsterdam nach BuenosAires. Am 16.3.1916 wurde das Schiff voneinem deutschen U-Boot torpediert undsank im Ärmelkanal. Die Versenkung einesneutralen Schiffes löste heftige Proteste aus,und die deutsche Regierung versuchte, diedeutsche Schuld zu bestreiten (so argumen-tiert auch Eberbachs Medaille), musste aberauf internationalen Schiedsspruch hin Ent-schädigung zahlen.

Skizze aus Brief von Walter Eberbach an Julius Menadier vom 6. Juni 1916

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Eberbach, Walter: Weltblutpumpe Verdun - General PetainVorderseite: VERDUN DIE - WELTBLUTPUMPE 1916. Der Tod an der ,Blutpumpe‘ vorVerdun. Am rechten Rand unten die Signatur E W.Rückseite: ENGL - SIBIR - FRANKR - DAHOM - CANAD - CAP - RUSSL - AUSTRL - TONKG -ALGR -/ DEM / GENERAL PETAIN / UND SEINEN / HILFSVÖLKERN / AUS ALLER / WELT/ 1916. Zierrahmen mit Blutstropfen, Umschrift mit Ländernamen der Kriegsgegnerund siebenzeilige Aufschrift.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. Ohne Nummer, Objekt-Nr: 18235072Eisen, 68 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 29 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, ohne Randpunze (Edition DS 177).

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: Weltblutpumpe Verdun – General PetainVorderseite: VERDUN DIE - WELTBLUTPUMPE 1916. Der Todan der ,Blutpumpe‘ vor Verdun. Am rechten Rand unten dieSignatur E W.Rückseite: ENGL - SIBIR - FRANKR - DAHOM - CANAD - CAP -RUSSL - AUSTRL - TONKG - ALGR -/ DEM / GENERAL PETAIN /UND SEINEN / HILFSVÖLKERN / AUS ALLER / WELT / 1916.Zierrahmen mit Blutstropfen, Umschrift mit Ländernamen derKriegsgegner und siebenzeilige Aufschrift.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. OhneNummer, Objekt-Nr: 18235072Eisen, 68 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 29 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, ohne Randpunze (Edition DS 177).

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: Die letzte Großmacht – Edward VII.Vorderseite: DIE LETZTE - GROSSMACHT. Der Tod als Skelettsitzt im Schneidersitz auf der Erdkugel. Unten am Rand diegeteilte Jahreszahl 19-16 mit der Signatur W EBERBACH.Rückseite: I M DEM / SCHÜRGEIST / DES WELTBRANDS /DEM SIEBENTEN / KING EDWARD / 1916. SechszeiligeAufschrift in einer Zierfassung mit sechsstrahligen Sternen.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. OhneNummer, Objekt-Nr: 18235071Eisen, 70 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 22 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, Randpunze DS 115 27. - Diesesatirische Medaille ist vordergründig dem Andenken desbritischen Königs Edward VII. (regierte 1901-1910) gewidmet,der hier als ,Schürgeist‘ des Weltkrieges bezeichnet wird.Edward VII. hatte während seiner Regierung eine Annäherungdes Vereinigten Königreiches an Frankreich betrieben.

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: Der Tod versenkt die Lusitania – PräsidentWoodrow WilsonVorderseite: HEIMTÜCKE U GEW-ARNTER LEICHTSINN ANBORD DER LUSITANIA. Der Tod in Gestalt eines Skelettesversenkt die Lusitania. Im r. F. die Signatur EW und imAbschnitt W. EBERBACH.Rückseite: DEM / VERÄCHTER / DER WARNUNG / WOODROW/ WILSON / 1916. In einer fünfeckigen Zierfassung diesechszeilige Aufschrift.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. OhneNummer, Objekt-Nr: 18235077Eisen, 68 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 16 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, ohne Randpunze (Edition DS 106).

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: Der Tod versenkt die TubantiaVorderseite: ENGLANDS GRUSS AN DIE NEUTRALE TUBANTIA.Der Tod als Skelett versenkt das holländische Schiff Tubantia.Am Rand unten links die Signatur EW, unten rechts W.EBERBACH.Rückseite: ES KANN DER / BESTE NICHT IM / FRIEDENLEBEN / WENN ES DEM / BÖSEN NACHBAR / NICHT GEFÄLLT/ 1916. Siebenzeilige Aufschrift in sechseckiger Zierfassung.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. OhneNummer, Objekt-Nr: 18235070Eisen, 70 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 17 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, Randpunze DS 107 19.

Walter Eberbach lässt auf einer anderenMedaille den Tod die Lusitania unter Was-ser drücken. Das Passagierschiff Lusitaniader britischen Reederei Cunard Line wur-de am 7. Mai 1915 auf dem Weg von NewYork nach Liverpool von einem U-Bootder deutschen Kaiserlichen Marine vor der

Küste Irlands versenkt. Es kamen dabei1198 Menschen ums Leben, davon 128US-Amerikaner. Dieses Ereignis trug mitdazu bei, dass Amerika seine zuvor neutra-le Haltung aufgab. Auch hier ist bei Eber-bach nicht das versenkende U-Boot derSchuldige, sondern diejenigen, die vorhe-

rige Warnungen über eventuelle Angriffeder Deutschen nicht ernst genommen hat-ten.

Am 5. September 1916 trägt EberwaldMenadier seine Idee vor, Totentanzmedail-len auch in einer sechseckigen Form aus-zuführen. Die beiden Themen Gasangriff

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Abbildung verkleinertEberbach, Walter: Der Britenschreck – Lord CurzonVorderseite: DER - BRITENSCHRECK. Der Tod bombardierteine englische Industriestadt. Am linken Rand die Signatur W.EBERBACH 1916.Rückseite: AN / LORD CURZON / DEN / DEUTSCHEN-/HAS-SER / 19-16. In einer Zierfassung mit Sternen sechszeiligeAufschrift. Unten eine Bombe zwischen der geteiltenJahreszahl.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. OhneNummer, Objekt-Nr: 18235075Eisen, 68 mmDatierung: 1916Literatur: Steguweit 1998, Nr. 19 (dieses Stück).Zweiseitiger Eisenguss, Randpunze DS 109 21.

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: GasangriffVorderseite: GASANGRIFF. Der Tod als Skelett hockt auf einerGasflasche und lässt Gas ausströmen. Im Abschnitt Aufschrift,rechts die Signatur EW und Jahreszahl 1917.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1920/424,Objekt-Nr: 18235081Bronze, 79x50 mmDatierung: 1917Einseitiger sechseckiger Bronzeguss, ohne Randpunze.

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: FlammenwerferVorderseite: FLAMMENWERFER. In einem sechseckigenRahmen kniet der Tod als Skelett nach links, über und hintersich Flammen werfend. Im Abschnitt Aufschrift. Links SignaturEW / 1917. Gießerzeichen rechts unten am Rand.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1920/422,Objekt-Nr: 18235082Zinklegierung (Kriegsmetall), 82x53 mmDatierung: 1917Einseitiger rechteckiger Zinnguss mit sechseckigem Feld,patiniert, ohne Randpunze.

Abbildung verkleinertEberbach, Walter: SchwarzschlachtungVorderseite: NOT - SCHLACHTUNG?. Ein feister Schlachter, miteinem Messer in der Rechten, hält mit der Linken ein auf demRücken liegendes Schwein an der Schnauze fest und stichtdarauf ein, unten Signatur EW zwischen der Jahreszahl 19-17.Rückseite: DEN SCHWEINEN U / FRESSHELDEN / DES /WELTKRIEGS / ! Fünfzeilige Inschrift, darunter vier Würste.Oben am Rand Signatur W EBERBACH.Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 1920/414,Objekt-Nr: 18235087Bronze, 70 mmDatierung: 1917Zweiseitiger Bronzeguss, auf Rand 3 Kerben.

bei anderen Medailleuren der Zeit Ver-wendung (etwa L. Gies, K. Goetz), in derHäufigkeit und bildnerischen Radikalitätnimmt Walter Eberbach aber eine Sonder-stellung ein. ◊

ABKÜRZUNGENJaschke 1994 = N. Jaschke: Schlesische Münzen, Medaillenund Abzeichen. Köln 1994. Kluge und Weisser 2014 = B. Kluge und B. Weisser (Hrsg.):Gold gab ich für Eisen. Der Erste Weltkrieg im Medium derMedaille. Das Kabinett 14. Berlin 2014; mit Index zu denArbeiten der genannten Medailleure im Besitz desMünzkabinetts.Menadier 1917 = J. Menadier: Der Geist der deutschenSchaumünze zur Zeit des Weltkrieges. In: BMF 52, 1917.

Steguweit 1998 = W. Steguweit: Das Münzkabinett derKöniglichen Museen zu Berlin und die Förderung derMedaillenkunst. Künstlerbriefe und Medaillenedition zumErsten Weltkrieg. Das Kabinett 5. Berlin 1998.Steguweit 2000 = W. Steguweit (Hrsg.): Die Medaille undGedenkmünze des 20. Jahrhunderts in Deutschland. DieKunstmedaille in Deutschland, 14. Berlin 2000.Vollmer 1 = H. Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon derbildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Erster Band A-D.Leipzig 1999.

Die Medaillen sind online publiziert:www.smb.museum/ikmk. Sie werden, zusammen mitweiteren Werken, auch in dem Medaillenportal zurDeutschen Kunstmedaille ab 1871: www.medaillenkunst.dezur Verfügung gestellt.

und Flammenwerfer wurden dann in die-ser Form umgesetzt. Gemeinsam mit Dar-stellungen des Maschinengewehrs gehörendiese Arbeiten Eberbachs zu den eher sel-tenen Beispielen, in denen die modernenWaffen dieses Krieges auch in der bilden-den Kunst dargestellt wurden. Die starkenKriegsverluste bei Verdun führten zu derRede von der Blutpumpe, die Eberbachbildlich umsetzte. Die Missstände der sichverknappenden Nahrungsversorgung re-flektierte er mit einer Medaille auf dieSchwarzschlachtung. Der Tod findet auch