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Bridget Boland & Maureen Boland - Was die Kräuterhexen sagen.pdf

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  • Liebe Leserin, lieber Leser,

    wahrscheinlich wren Sie nie auf die Idee gekom-men, nachts in unbekleidetem Zustand in den Gar-ten zu gehen, um Raps oder Rben zu sen; aber diemeisten Tips, die Maureen & Bridget Boland ausalten Bchern und eigenen Erfahrungen zusammen-gestellt haben, sind ja auch viel weniger spektakulr.Jeder wei, da zum erfolgreichen Grtnern nichtnur Dnger gehrt, sondern auch ein QuentchenGlck, Geduld und Verstndnis fr das geheime Ei-genleben der Pflanzen. Die Verfasserinnen wollenauch nicht dem Aberglauben das Wort reden, abersie machen doch glaubhaft, da in mancher kurio-sen berlieferung ein ernsthafter Kern steckt. Wirwnschen viel Spa!PS: Wenn Sie selbst nicht bei Vollmond in IhremGarten herumspringen wollen vielleicht bringenSie (mit Hilfe dieses Bchleins) die Nachbarndazu?!

    Die Autorinnen

    sind wie sie glaubhaft versichern keine wirkli-chen Hexen, sondern haben ihre Kenntnisse mitvllig legitimen Mitteln erworben. Bridget Bolandwurde am 13. Mrz 1913 geboren. Nach langen Jah-ren in London, wo sie einen der typischen engli-schen Grostadtgrten besa, ging sie 1969 mit ih-rer Schwester Maureen (1909-1979) aufs Land. Siebewohnt ein Gartenhuschen in Hampshire, dasjahrelang Zentrum einer privaten Gartenschauwar.

  • Maureen & Bridget Boland:Was die Kruterhexen sagenEin magisches Gartenbuch

    Deutsch von Gabriele Neesen

    DeutscherTaschenbuch

    Verlag

  • Zur Erinnerung an Maureen

    Deutsche Erstausgabei.Auflage April 1983

    Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH 8t Co. KG,Mnchen

    1976 Maureen & Bridget Boland 1977 Bridget Boland

    Die Originalausgaben erschienen 1976 und 1977unter

    den Titeln >Old Wives' Lore for Gardeners< und>Gardener's MagicCompanion PlantsNew Book of Knowledge

  • Oder weidende Khe ihr Futter schnell rupfen;Wenn Ochsen das Fell gegen den Strich sich lecken,Oder Schweine hinter Stroh auf der Schnut sich ver-stecken;Wenn das Vieh laut brllt oder starrt von unten,Oder es rumpelt und pumpelt in den Drmen vonHunden;Wenn Taube und Tuberich in des Abends GrauKehren spter zurck in den Taubenbau;Wenn Krhen und Dohlen sich vielmals benetzen,Oder Ameisen undpismires nach Hause hetzen;Wenn Hennen im Staub schtteln die Flgel gar,Oder zusammenlaufen in sehr groer Schar;Wenn Schwalben tief ber dem Wasser fliegen,Oder Holzluse kommen wie Armeen in Kriegen;Wenn Fliegen, Mcken oder Flhe Dich plagen,Oder mehr als sonst stechen, bei Nacht und beiTagen;Wenn Krten heim eilen oder Frsche quaken all-wegen,Oder wenn Pfauen schreien dann erwarte baldRegen.

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  • Mouffet beobachtet in dem >Theatre of Insects< ausdem 17. Jahrhundert: Wenn Gnitzen bei Sonnen-untergang in der Luft hinauf- und herabschwirren,sagen sie Hitze vorher, aber wenn sie samt und son-ders die Vorbeigehenden stechen, dann gibt es kal-tes Wetter und viel Regen. Sie helfen einem, sagter, in Zeiten der Trockenheit dort Wasser zu finden,wo sie nach Sonnenuntergang in Form eines Obe-lisken herumschwirren.

    Trockenheit

    Wie auch immer die Wettervorhersage, wenn trok-kenes Wetter kommt, mssen wir gieen. Weise ra-ten uns, zwischen Mitte September und Mai nurmorgens zu wssern; selbst das Angieen frisch ge-setzter Pflanzen sollte nicht zu spt am Tage erfol-gen, damit die Wurzeln bei Nachtfrost nicht ge-schdigt werden. Wir haben gehrt, da man, wennman einen Pfirsichbaum pflanzt, ein Rohr senkrechtdaneben einlassen soll, das mindestens vier Zenti-meter im Durchmesser hat und gut achtzig Zenti-meter lang ist und dessen ffnung gerade ber dieErdoberflche herausreicht. Bei heiem Wetter sollman dort hineingieen, um die Wurzeln anzuregen,

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  • nach unten zu wachsen, und sie dort mit gengendFeuchtigkeit zu versehen. Da wir verschiedene gro-e Rosen wie Kiftsgate oder Himalayan muskan Bumen hinaufwachsen lassen, haben wir solcheRohre neben ihnen eingesenkt, denn sie mssen na-he dem Stamm gepflanzt werden, wo die Erde oftsehr trocken ist. Eigentlich sollte man zum Gieennatrlich nur Wasser aus einer Regentonne nehmen,aber es ist ziemlich langweilig, mit einer vollen Kan-ne neben den sich schnell fllenden, aber langsamleerenden Rohren zu stehen. So gestehen wir, dawir bei langanhaltendem trockenen Wetter denSchlauch anstellen, das Ende in das Rohr legen undes dort ungefhr eine Viertelstunde langsam hinein-drippeln lassen. Jedenfalls haben wir an einer sandi-gen steilen Hangseite Rosen, die nach fnf Jahrenzehn Meter hoch wuchsen, sehr gesund sind unddurchaus zu der Hoffnung berechtigen, noch weite-re drei Meter oder so zu wachsen.

    Der Grtner eines Palazzos in Rom, der verant-wortlich war fr die berwltigende Blumenprachtin den irdenen Schalen auf den Terrassen, verblffteuns mit der Mitteilung, da er sie selbst im Hoch-sommer nur zweimal wchentlich wssere. JedeSchale habe auf der vorderen Seite unten zwei oderdrei Lcher; diese wrden mit Spundzapfen ver-schlossen und die Schale so lange gewssert, bis dasWasser fnf Zentimeter ber der Oberflche stand,und es wrde ungefhr eine Viertelstunde lang sogelassen. Danach wrden die Zapfen entfernt. Jegli-che Neigung der Erde auszulaugen wurde dadurchbekmpft, da er fter Mist obenauf gab und imHerbst einen Teil der Erde entfernte und durch

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  • Dnger ersetzte, der in groen Mengen untergegra-ben wurde gewhnlich eine Mischung aus Schafs-dung und Kompost aus Blttern und Rinde. Mch-tige Azaleen und Oleander gediehen bei dieser ArtBehandlung genauso gut wie Geranien, Bleiwurzund hnliches, selbst Fuchsien litten nicht dabei.

    Klte

    Wenn Frostgefahr droht, sollten Pflanzen, die ge-schtzt werden mssen, zu unserem groen Erstau-nen am Abend mit kaltem Wasser gesprengt wer-den, welches beim Verdunsten gengend Wrmeentwickelt, um Frostschden abzuwenden.

    Nach einem heien, trockenen Sommer ist dasFarnkraut, das sonst so brauchbar ist, um Pflanzen

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  • gegen Frost abzudecken, oft etwas drftig und sacktnach ein paar Wochen einfach zusammen. In sol-chen Jahren kann man auch Astern gleich nach derBlte zurckschneiden und das Abgeschnittene frdenselben Zweck verwenden. berkreuz gestapeltergibt es einen fast genausoguten Schutz und istpraktisch unzerstrbar (wie jeder wissen wird, dertricht genug war, Astern mit im Kompost abzula-gern).

    Ach, da wir wten, warum und wo und bei wel-chem Wetter der anonyme Dichter schrieb:

    O western wind, when wilt thou blow,That the small rain down shall rain?Christ, that my love were in my arms,And I in my bed again!

    O Westwind, wann willst du wehnDa der sanfte Regen regnet herab?Ach, da mein Lieb in meinen Armen war'Und ich in meinem Bett!

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  • II. Buch

  • ber den Zauber der Grten

    Worin besteht der Zauber alter Grten? Kann eszum Teil daran liegen, da diejenigen, die sie ent-worfen haben, etwas anderes damit im Sinn hatten,als nur dem Auge gefllig zu sein, welches unsereinziges Kriterium zu sein scheint? Vielleicht hattendie Pflanzen mehr Persnlichkeit, mehr Wrde,mehr von der gttlichen Offenbarung in sich, wennsie wegen der wunderbaren Krfte, die ihnen inne-wohnen sollten, mit Respekt, ja mit ehrfrchtigerScheu behandelt wurden. Ein Garten, der nichtsenthlt auer prunkenden Teehybriden und Flori-bunda-Rosen, die ihrerseits von den schreiendenFarben der Dahlien und Chrysanthemen nochbertrumpft werden, lt einen nichts von den Ge-heimnissen der Natur und nichts davon fhlen, wiePflanze und Grtner in das groe Ganze eingebun-den sind. Etwas von dem alten Zauber kann man ineinem heutigen Garten einfangen, wenn man sichder alten berlieferungen bewut ist. Selbst wennman nicht den Drang versprt, mit den okkultenMglichkeiten der Rabattenbeete zu experimentie-ren, bringt es doch viel Freude, die ernsten Gesich-ter der einfachsten Pflanzen zu betrachten, die fr-her als so mchtig galten, und denjenigen Respektzu zollen, die einst bessere Tage gesehen haben undheute wie Knige im Exil bei uns wohnen. Als mei-ne Schwester und ich das Material fr unser erstesBuch (S. 562) durchforsteten, muten wir bedau-ernd so einiges beiseite legen, das wir gerne weiter-gegeben htten. Wir waren uns aber nur allzu be-wut, da vieles nicht die Bedingungen erfllte, die

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  • wir uns selbst gestellt hatten, da nmlich die Rat-schlge, wenn vielleicht auch exzentrisch, so dochpraktikabel sein sollten. Ich habe nun aus diesemberschu ausgewhlt fr dieses zweite Buch, wel-ches im Grunde ebenso viel ber den Grtner alsauch ber die Grtnerei sagt. Denn es handelt vonden Hoffnungen und ngsten der Menschen, die,geliebt oder ungeliebt, in Angst oder Neugier, stetsin die eine oder andere Schwierigkeit verstrickt wa-ren. Sie hielten im Garten nach Hilfe Ausschau undfanden sie vielleicht auch, weil sie so sicher waren,da sie dort zu finden sein mte.

    Ob die uralte Geschichte der Magie die Leicht-glubigkeit der Menschen beweist oder vielmehrderen Weisheit, an das zu glauben, was zwar er-probt, aber noch nicht erforscht ist, ist unwesent-lich. Magie ist faszinierend und bezaubert uns. DenWissenschaftlern, die krzlich die Existenz von Ma-terieteilchen entdeckten und sie Charms benannten,weil sie von ihnen fast nur wuten, wie sie ihreNachbarn beeinfluten, sollte der Nobelpreis frNomenklatur verliehen werden.

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  • Da es zahlreiche Bcher ber die medizinisch an-erkannten Heilkrfte der Pflanzen gibt, schreibe ichhierin nichts ber dieselben. Dies Buch handelt ein-zig und allein von ihren magischen Krften, und ichbehaupte nicht, da sie bei irgendeinem Verbrau-cherschutz-Test bewiesen werden knnten. Da inder Tat ein groer Teil der Ratschlge garantiertkeinerlei praktischen Nutzen hat, werden diese miteinigen handfesten zustzlichen Ratschlgen der al-ten Kruterhexen verbunden. Viele davon sind mirvon den Lesern unseres ersten Buches freundlicher-weise zugesandt worden, wofr ich mich herzlichbedanke.

  • Speise fr Liebende

    Die Lehre von der Symbolik (da jede Pflanze ir-gendein Zeichen ihrer Wirkung trgt) ist sehr wich-tig in bezug auf die Magie des Grtners. Betrachtedie Wurzel der Bocksrollzunge, sagt Paracelsus,ist sie nicht wie die mnnlichen Attribute ge-formt? Niemand kann dies leugnen. Infolgedessenentdeckte die Magie, da diese Wurzel die mnnli-che Zeugungskraft und Leidenschaft wieder herstel-len kann. Die Lupine und die Karotte wurden ausdemselben Grunde als Aphrodisiaka betrachtet(galten freilich als weniger wirksam). Nicht andersdas Knabenkraut, das Shakespeare long purplesund die Botaniker Orchis mascula nennen, denenaber freimtige Schfer einen viel grberen Namengeben.

    Immergrn zu Pulver zermrsert und mit einemWurm aus der Erde umwickelt und mit einemKraut namens Hauswurz, sagt eine frhe berset-zung des >Buches der Geheimnisses das AlbertusMagnus zugeschrieben wird, bewirkt Liebe zwi-schen einem Mann und seiner Frau, wenn es unterihr Essen gemischt wird. Wie so oft bei der Magiewundert man sich, wie die geheimen Krfte diesereinfachen Zutaten in ihrem Zusammenwirken ent-deckt werden konnten; denn die Schwierigkeit, ei-nen Wurm um ein Pulver zu wickeln, scheint be-achtlich. Aber der groe Albert war vermutlich keinKoch. Die Ingredienzen sind leicht zu ziehen: DerHauslauch auf Dachziegeln oder in jedem Spaltoder Ritz in einer Mauer, und Immergrn in jederschattigen Ecke, besonders, wenn sie etwas feucht ist.

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  • In derselben schattigen Ecke kann Saubrot (Cy-clamen neapoletanum) gezogen werden, das manch-mal in wildem Waldland gefunden wird und leichtmit etwas Bltterkompost zufriedengestellt ist. Ge-rard sagt, da Saubrot gemrsert und zu Kgel-chen oder kleinen Kchlein bereitet, als eine guteMedizin gilt, die, innerlich angewandt, Liebe her-vorruft .

    Die groartige Dame der Renaissance, CaterinaSforza, die Burgen einnahm und Cesare Borgia inSchach hielt, und ebensoviel ber die Liebe wieber den Krieg wute, glaubte, da Saubrot Wun-der fr die Schnheit einer Frau tut welches auchdie Wirksamkeit des anderen Rezeptes erklrenmag: Culpeper, der im siebzehnten Jahrhundertlebte, behauptete, da die Wurzeln von Asparagussaturis in Wein gekocht und nchtern mehrereMorgen hintereinander genommen, die Fleisches-lust in Mann oder Frau wachruft, was auch immermanche dagegen geschrieben haben.

    Das >se Pulver< unserer Galane, schreibt Eve-lyn, ist in der Hauptsache aus den weienabgestorbenen Teilen der Esche gemacht. Die wei-e Taubnessel, deren Bltter in Butter gednstetkstlich schmecken, wurde als glckbringend frLiebende betrachtet, (wenn nicht sogar als Aphro-disiakum) weil, wenn man die Blume mit dem Kopfnach unten hlt, die Staubfden fr alle Welt sicht-bar wie zwei Liebende in einem Bett mit VorhngenSeite an Seite liegen - daher ihr Name Adam-und-Eva.

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  • Liebestrank

    Die Verbreitung der islamischen Kultur im Mittel-alter brachte, besonders nachdem die Mauren nachSpanien kamen, viel von der arabischen Magie nachEuropa, selbst aus dem fernen Persien. Unter ande-rem einen Liebestrank. Er bestand aus Gewrznel-ken, Lorbeersamen, italienischer Distel und Spat-zenwurz, die man in Taubenbrhe trinken mute.Die Araber empfahlen auch das Bestreichen desmnnlichen Gliedes mit Pyrethrum, einer Drogeaus den getrockneten Bltenkpfchen von Chry-santhemen (C. cinnerariifolium), und Ingwer inFliedersalbe, und der weiblichen Teile mit Balsamaus Juda. Quellwasser mit eingeweichten Weiden-samen wurde in England sehr als Aphrodisiakumempfohlen, allerdings mit der Warnung, da derje-nige, der davon trinkt, keine Shne, sondern nurnutzlose, unfruchtbare Tchter bekommt.

    Die Bettkammer der Liebenden

    Ein Brautgemach sollte zunchst ausgeruchertwerden, wird uns geraten, indem man Bltter undFrchte des Brombeerstrauches verbrennt als ma-gischen Schutz gegen alles Unheil, das dem jungenPaar durch enttuschte Rivalen gewnscht wird.Das Ausruchern sollte mglichst frhzeitig statt-finden, denn die Fenster drfen natrlich nicht ge-ffnet werden, damit nicht die Krfte des Rauchesentweichen; und der Geruch von brennendem

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  • Brombeergestrpp gehrt nicht gerade zu den aller-lieblichsten. Dem wurde in frheren Zeiten durchsduftende Kruter entgegengewirkt, die man aufden binsenbedeckten Boden streute. Als fr dieBrautkammer am besten geeignet wurden Verbe-nen, Majoran und Sumpfstauden, Minze, Thymian,Baldrian und Veilchen angesehen, die alle der Venus

    heilig waren, und Basilikum und Ginster, die demMars geweiht waren. Statt dessen konnte auch eineSchale mit einer Mischung aus diesen allen auf einenTisch neben der Tr gestellt werden. Es wird ge-sagt, da die Kruter mit dem vierten Finger derlinken Hand von jedem, der hereinkommt, umge-rhrt werden sollen, um ihren Duft zu verbreiten.Die Laken der Liebenden sollten mit Majoran par-fmiert werden Virgil sagt, da Venus, als sie As-canius in den Hain von Adalin entfhrte, ihn auf einsolches Bett legte, und sie mu es ja wohl wissen.

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  • Mit Verbenen gefllte Kissen wurden wegen ihresstark aphrodisisch wirkenden Duftes empfohlen.Doch es heit stark, und so mag schon ein Zweig-lein davon, zwischen die Daunen eines modernenKissens gesteckt, wohl gengen.

    Als zuverlssigster Talisman fr Liebende sollteam Kopfende des Bettes eine Alraunwurzel aufge-hngt werden. Die magischen Eigenschaften der Al-raune gehen auf die Lehre der Symbolik zurck,denn sie hneln der menschlichen Gestalt. Aber nurin den Mittelmeerlndern wchst die Alraune wild,und es war schwierig und teuer, sie zu bekommen.Deshalb wurden diejenigen, die diesen Talisman be-gehrten, davor gewarnt, auf Flschungen hereinzu-fallen, denn die Wurzeln der heimischen Bryoniakonnten ihr mit einer kleinen Angleichung sehrhnlich gemacht werden und wurden oft auf denMrkten als die echte Wurzel verkauft. Die Lieben-den wurden auch davor gewarnt, die zerstoene Al-raunwurzel einzunehmen, denn sie hat eine narkoti-sche Wirkung (tatschlich kann einen zuviel davonin den ewigen Schlaf senken) und selbst eine geringeMenge kann ein Gefhl der Benommenheit hervor-rufen, das der gewnschten Wirkung im Brautge-mach entgegensteht.

    Wenn wir bedenken, da die Betten mit einemBaldachin versehen und mit Vorhngen gegen denZug verhngt waren, mu das Paar mit den parf-mierten .Laken und Kissen und seinem Talisman inder Tat bestens fr die Liebe vorbereitet gewesensein.

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  • Vorsichtsmanahmen

    Verstndlich vielleicht, da in Zeiten, als alle Ehenarrangiert wurden, und die Aufmerksamkeiteneines Gatten oft besonders unwillkommen gewesensein mssen, die mittelalterlichen Kruterkundigenmindestens genau so darauf bedacht waren, Anti-Aphrodisiaka bereitzustellen.

    Hildegard von Bingen, eine Nonne aus demzwlften Jahrhundert, gibt folgendes Gegenmittelgegen die Wirkung der Alraune (die sie aus ganzemHerzen verabscheut): Man mu dazu siebenSchlinge vom Ginster und die Wurzeln undBltter von einem Storchenschnabel (Geranium)und zwei Malven pflcken, die in einem Mrserdann gepret, gerieben und zerdrckt werden (nurmit dem mittleren Finger), bis sie eine Paste bilden,die dann auf einen Lappen geschmiert und auf denKrper gebunden werden konnte; dadurch wurdedie Wirkung der Alraunwurzel gnzlich aufge-hoben.

    Arabische Botaniker empfehlen als Anti-Aphro-disiakum einen Sud aus Hennablten, oder vonZwiebeln mit Eigelb und Kamelmilch, oder von Ki-chererbsen und Honig.

    Andere magische Kruter besaen offenbar einendauerhafteren Effekt: eine Frau, die Roten Salbei inWeiwein gekocht trank, konnte nie empfangen.Auch nicht, wenn sie eine Biene a.

    Wenn Untreue vermutet wird, kann der betroge-ne Gatte gewisse Gegenmanahmen ergreifen. Plu-tarch sagt, das weie Schilfrohr, das man gerade vorSonnenaufgang in einem Flusse pflckt und in dem

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  • Schlafzimmer der Frau ausstreut, wrde den Ehe-brecher zum Wahnsinn treiben und seine Schuldbekennen lassen. (Als typisch mnnlicher Chauvi-nist nahm er es offenbar als selbstverstndlich an,da die Frau der schuldige Teil sei.)

    Um eine Frau whrend seiner Abwesenheit vorUntreue zu bewahren, empfiehlt Arnold von Villa-nova (frhes vierzehntes Jahrhundert) dem Ehe-mann, zwei Hlften einer Eichel in das Kissen zulegen (auf die gleiche Weise konnten aber auchabgewiesene Rivalen den ehelichen Beischlaf ver-hindern). Netterweise fgt Villanova hinzu, da dieLiebenden dem Langzeit-Effekt auf jeden Fall ent-gegenwirken knnen, indem sie die beiden Hlftenzusammenfgen (falls sie sie finden knnen). Siemssen sie dann sechs Tage lang aufbewahren, dannmu jeder eine Hlfte essen.

    Wenn die Liebe nicht nur ber jeden Schlosser,sondern auch ber die Zauberei triumphiert undselbst die vorsichtigsten Gatten befrchten mssen,betrogen zu werden, dann wird die Alraunwurzelwieder zur Hilfe geholt. So kann denn ein milderAufgu von pulverisierter Alraunwurzel das bre-chende Herz durch eine wohlttige Nachtruhe ret-ten. Shakespeare bezweifelt das. Zu seiner Zeit wur-de den Mauren nachgesagt, da sie mehr ber Magiewuten, als irgendwer sonst. So glaubt auch Desde-monas Vater, da Othello ihre Liebe mit Zauber-trnken, ihrem Blut verderblich oder anderendunklen Knsten gewonnen habe. Aber als erst ein-mal die Saat des Zweifels in Othellos Hirn einge-pflanzt ist, kann Jago ihm zuflstern:

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  • Not poppy nor mandragoraNor all the drowsy syrups of the worldShall ever medicine thee to that sweet sleepWhich thou ow'dst yesterday.

    Mohnsaft nicht, noch Mandragora,Noch alle Schlummerkrfte der Natur,Verhelfen je dir zu dem sen Schlaf,Den du noch gestern hattest.

    Die Erde

    Ich hasse es, wenn das Wort erdig im Sinne vondreckig gebraucht wird. Erde ist sauber und sieist schn, und Hnde (und auch Stiefel), die damitbedeckt sind, sind nur so, wie sie sein sollten. Ichfinde es herrlich, an einem warmen Tag meine Hn-de in die Erde zu stecken und zu fhlen, wie leben-dig sie ist so lebendig wie jede Blume und jedes

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  • Tier, sie pulsiert beinahe. Ich liebe es, ihr Nahrungzuzufhren, und mein Gewissen, das mich manch-mal daran hindert, Pflanzen zu kaufen, die ich gernehtte, kann nicht ein Wrtchen anbringen, wenn essich darum handelt, Dnger zu kaufen.

    Die Leute sagen, da Hhnerdung zu scharf sei,aber das liegt nur daran, da sie zu ungeduldig sind,um ihn lange genug aufzubewahren. Lagern Sie ihnzwei Jahre immer abwechselnd mit einer SchichtHolzasche, und es gibt nichts Besseres.

    Ein Komposthaufen ist eine feine Sache. Sogar inunserem zwanzig mal zwanzig Fu groen Gartenin London hatte ich einen sehr kleinen Haufen, indem ich dauernd herumstocherte auf der Suchenach den roten flachschwnzigen Kderwr-mern, von denen das Buch sagte, da sie darin zufinden sein sollten. Aber meine Wrmer waren nie-mals besonders rot und ihre Schwnze meist spitz.Ich fand, da Kartoffelschalen viel lnger als derRest brauchten, um zu verrotten, und sogar denVorgang insgesamt zu verlangsamen schienen. Dar-auf tat ich sie in eine hlzerne Kiste daneben, wo-selbst sie in krzester Zeit gnzlich verfaulten. Alsich merkte, da kstlicher Mulch zwischen denBrettern hindurchsickerte, legte ich ein Tablett un-ter einen Teil der Kiste, das wie eine Schublade her-ausgezogen werden konnte. Und so ergab derMulch, mit der gleichen Menge Wasser verdnnt,einen herrlichen flssigen Dnger.

    Eine Brieffreundin aus Schottland schrieb mir,da ihre Mutter mehr Speisen, als sie je ihrer Nach-kommenschaft zukommen lie, auf den Markkrbiszu verschwenden pflegte, mit dem sie einen Preis zu

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  • gewinnen hoffte. Sie stand in heftigem Wettstreitmit dem Pfarrer der Episkopalkirche der Nachbar-gemeinde und meinte, der Pfarrer wre mit Hilfedes Gebetes sowieso im Vorteil. Als sie den Preisdann trotz allem gewann, erklrte die Mutter zu-frieden: Beten ist ganz gut, aber es geht eben nichtsber Hackfleisch!

    Eine etwas makabre Geschichte wurde mir voneinem anderen Vikar erzhlt, der lange Zeit das Ge-heimnis nicht preisgeben wollte, wie er so fabelhafteRosen zog. Bis ihn schlielich einige Damen seinerGemeinde in die Enge trieben und durch Ein-schchterung dazu brachten einzugestehen: Ichvergrabe eine Katze unter jedem Rosenstrauch.

    Schutz fr den Garten

    Wenn ein Garten immer in der einen oder anderenWeise das Gemt und den Geist des Grtners zumAusdruck bringt, ist es da zu abwegig zu glauben,da etwas von dem Frieden, den wir in alten Grtenfinden, von den Manahmen herrhrt, die unter-nommen wurden, um ihn zu schtzen? Mit grterSorgfalt wurde darauf geachtet, da kein Unheilhineingelangen konnte. Die Beschwrung dunklerMchte fr unsere eigenen Zwecke ist ganz gut undschn, aber niemand mchte die okkulten Geisterwehen lassen, wo sie wollen.

    Gelegentlich, wenn man einen sehr alten mit einerMauer umgebenen Garten betritt, sieht man berder Tr einen in Stein gehauenen Pferdekopf. Das

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  • ist ein berbleibsel eines Glaubens aus der Rmer-zeit. Manche pflegten in den Garten den Schdeleiner gedeckten Stute oder Eselin zu hngen,schrieb Topsell im Jahre 1607, in der berzeu-gung, da der Garten dadurch fruchtbar wrde.Plinius war sogar der Meinung, da dadurch dieRaupen ferngehalten wrden.

    Ein Heilmittelgarten hatte manchmal ber demTor das alte Zeichen der Verschwiegenheit einge-ritzt, eine geffnete Rose mit zwei Knospen dar-ber, um die Geheimnisse des Kruterkundigen zubewahren.

    In den Mauerritzen wurde der Hauswurz gefr-dert, um das Glck des Gartens zu schtzen undden Blitz abzuhalten. Wenn der moderne Grtnerbeim tiefen Umgraben auf einen alten irdenen Topfstoen sollte, kann es sehr wohl bedeuten, da je-mand den Rat des Plinius befolgte und darin eineKrte begrub, um Sturm und Hagel abzuhalten.

    Die Altvorderen pflanzten Lorbeer gegen denBlitz ein sicherer Schutz, wie uns der aus demdreizehnten Jahrhundert stammende Bartholomusversichert. Wenn der Lorbeer hingegen das Hausverdunkelt, ist es eher wahrscheinlich, da er ge-pflanzt wurde, um die Neugier der Nachbarn zuhindern. Oder, wie bei einem Onkel von mir inIrland, der verhindern wollte, da die Dienerschaftihre Zeit beim Zusehen vertrdelte, wenn im Gar-ten Tennis gespielt wurde.

    Auch frher schon glaubten die Leute, da dieBume selbst des Schutzes bedurften. Ein guterchristlicher Mnch, der Abt von Beauvais aus demdreizehnten Jahrhundert, riet dazu, Korallen in ei-

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  • nen Apfelbaum zu hngen, um ihn gegen Unwetterzu schtzen. Wahrscheinlich htte er eines dieserkleinen Stcke gewhlt, die ein natrliches Kreuzbilden. Andere schlagen vor, da, wenn ein Apfel-baum gepflanzt wird, der Name von Asmodeus,dem Teufel, der Eva in Versuchung fhrte (es seidenn, Sie glauben, da es die Teufelin Lilith war),auf die Erde geschrieben und mit einem Kreuz aus-gestrichen wird. Apfelmost pflegte als Trankopferber die Wurzeln der Apfelbume gegossen zu wer-den, und der Dichter Herrick berichtet von der Sit-te, am Weihnachtsabend auf das Wohl aller Obst-bume zu trinken:

    Denn je mehr man ihm zutrinkt,Desto mehr Ertrag er erbringt.

    Auf alten Eichen, dem heiligen Baum der Druiden,wurde das keltische Zeichen eines in vier Teile ge-teilten Kreises zum Schutz eingeschnitzt (damit dieEiche nicht umfiel), lange nachdem die Religion derDruiden schon vergessen war.

    In gleicher Weise werden einige altmodischeGrtner noch immer eine besondere Pflanze alsGlcksbringer pflanzen, deren ursprngliche ma-gische Bedeutung sie lngst vergessen haben: Ver-benen zum Beispiel, die von den alten Sachsen alssicheres Mittel gegen Sturm und Hagelschlag ange-sehen wurden, wie uns das alte Ar^neimittelbuchvon Bald und Cild aus dem neunten Jahrhundertversichert.

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  • Tiere im Garten

    Diejenigen, die mit der Zauberkunst vertraut wa-ren, htten nie ein buntscheckiges Tier in ihren Gar-ten gelassen, wie zum Beispiel eine gefleckte odergestreifte Katze oder einen schwarzweien Hund.Dieses Tabu wird vermutlich von Genesis XXXund XXXI abgeleitet, worin buntscheckige Tiere alsunrein betrachtet werden. Der moderne Grtnerwird es wahrscheinlich hflicher finden, solchaberglubische Ansichten vorzuschtzen, wenn erseinen Nachbarn darum bittet, besser auf seinenHund oder seine Katze zu achten. Zwar gert ermglicherweise in den Ruf einer gewissen Exzentri-zitt, aber er kann den Nachbarn den Vorwurf er-sparen, sie htten ihren Liebling nicht gut erzogen.Das Tabu betraf zum Glck nicht die Vgel, auerder Elster, die sich ber diese Einschrnkung aberspttisch hinwegsetzt.Denjenigen, die Bienenstcke hatten, wurde gera-

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  • ten, Wacholder im Inneren aufzuhngen und allesmit Fenchel, Ysop und Thymianblten auszurei-ben, ebenso den Stein, auf dem der Bienenstock ste-hen sollte (Gervase Markham), denn solches wirddie Bienen dazu bringen, ihren Stock zu lieben undgerne heimzukehren. Dies ist ein bemerkenswertesBeispiel, wie gesunder Menschenverstand mit magi-scher Bedeutung versehen wird, denn das Ausrei-ben der Bienenstcke mit diesen Krutern reinigtsie zum einen und versieht sie auerdem mit demDuft, nach dem die Bienen ausfliegen. brigenssollte fr Bienen immer bezahlt werden, denn wh-rend man von gestohlenen Pflanzen (besonders imFall von Gartenraute) sagt, da sie am besten gedei-hen, trifft dies auf Bienen nicht zu. Und falls Siesehr von ihnen gestochen werden, beklagen Sie sichnicht zu laut darber, denn es ist bekannt, da siedie Hurer am meisten stechen.

    Dem Eigentmer eines Taubenschlages oder Tau-benhauses wurde geraten, in ihm auch bestimmtden Kopf eines Wolfes aufzuhngen, so da wederKatze, Wiesel noch irgend etwas, das ihnen scha-den kann, hineinkommen kann (Lupton). Wie sooft bei der Magie mag es der heutige Praktiker alsschwierig empfinden, diesem Rat zu folgen. Viel-leicht gengt statt dessen die Maske eines Fuchses.

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  • Wenn man durch den Garten wandelt

    Von franzsischen Botanikern wurde es als unheil-bringend betrachtet (wenn es glcklicherweise auchnur selten vorkam), eine Aloe in Blte zu sehen.Auer am Abend, wenn es als glcksbringend galt,bedeutete es Unheil, eine Spinne zu sehen, undbeim Eichhrnchen zu jeder Zeit. Erblickte maneine Spinne beim Spinnen, hie es, da jemand ge-gen einen intrigierte. Wenn man einen Kuckuck sin-gen sah, bedeutete es, da man gerade zum Hahnreigemacht wurde, gemacht worden war oder gemachtwerden wrde.

    Gerard gibt sehr genaue Auskunft darber, wasman aus Gallpfeln herauslesen kann, die, gebro-chen in der Zeit des Verdorrens, den Ablauf desJahres voraussagen. Besonders die Bauern vonKent glaubten den Vorzeichen: Wenn sie eineAmeise finden, sagen sie eine groe Getreideernte

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  • voraus; wenn eine Spinne, sagen sie, werden wireine Pest unter den Menschen erleben; wenn einenweien Wurm oder eine Larve, dann prognostizie-ren sie Maul- und Klauenseuche unter den wildenTieren und dem Vieh. Lupton geht sogar nochweiter: Wenn der kleine Wurm davonfliegt, be-deutet es Krieg: wenn er kriecht, sagt er eine geringeErnte voraus, und wenn er sich umdreht, so stehteine Seuche bevor.

    Es wurde stets als ganz ungefhrlich angesehen,beim Gehen die mit Gartenduft erfllte Luft einzu-atmen, denn diejenigen Pflanzen, die vom Bsenbesessen sind, halten sie bei sich, whrend sie wach-sen; aber es hie, da man um keinen Preis untereinem Efeubaum ausruhen und einschlafen sollte,denn das knnte den Tod bedeuten.

    Seuchen

    Die Garten-Klassiker geben einen reichen Schatz anErfahrungen weiter, wie man solche Schdlinge wieSchlangen, Skorpione und Lindwrmer fernhlt,aber wenig darber, wie man mit den gewhnlichenSchdlingen fertig wird. Um Wespen zu vernichtenrt uns eine Autoritt dringend an, einer Wespe ei-nen Faden um ein Bein zu wickeln und ihr zu fol-gen, whrend sie nach Hause fliegt, und dann dasNest zu zerstren. Ein viktorianischer Autor be-hauptet, da man jede Wespe, die man findet, t-ten kann, indem man sie mit einer in ein wenigOlivenl getauchten Federspitze bestreicht. Um

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  • das Problem etwas praktischer anzugehen, hngeman ein Gef mit ein wenig Bier oder Zuckerwas-ser in Obstbume oder -bsche oder unter die Per-gola, unter der man sitzt, und lasse die Wespen nachihrem Belieben Selbstmord begehen.

    Um Raupen in den Obstbumen loszuwerden,entznde man Feuer auf der Windseite des Obst-gartens; viele werden sich aufrollen und abfallen,aber sie sind dann noch lebendig, so da man sieanschlieend auffegen und vernichten mu.

    Viele Leute machen sich Sorgen, da das Schnek-kenpulver, das sie kaufen, Ingredienzen enthlt, diefr die Vgel giftig sein knnten. Am sichersten istes, etwas Kleie oder ein Stckchen Orangenschaleauf die Erde zu legen und mit einem Kohlblatt zubedecken, das man gegen den Wind mit einemZweiglein feststeckt. Die Schnecken werden zu demKder kriechen und frhlich fressend unter demBlatt bleiben, bis Sie am Morgen kommen, das Blattumdrehen und die Schnecken mit Salz oder Kalkbetrufeln, was sie abttet.

    Von Tauben heit es, da sie von einer roten Fla-sche, die auf einen Stock gesteckt wird, abgehaltenwerden. Ich kann nicht dafr einstehen, aber meineFreundin schwrt mir, da es stimmt.

    Um Muse davon abzuhalten, sich an Ihren frischgesten Erbsen gtlich zu tun, stecken Sieabgeschnittene Stechpalmen in die Saatrinne, dashilft unfehlbar.

    Nach demselben Prinzip steckt man Brombeer-zweige in Maulwurfgnge, die sie nicht mehr benut-zen (das Dumme ist nur, da sie nach meiner Erfah-rung dann andere whlen). Versenken Sie leere

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  • Bier- oder Limonadenflaschen so in die Gnge, danur noch die Hlse herausschauen. Der Wind bringtdann frchterliche Gerusche hervor, vor denen dieMaulwrfe erschrecken. Sptestens wenn es in Ih-rem Garten heult, als wre ein Hexensabbat vonTrauerweibern versammelt, werden die Maulwrfezu dem Schlu kommen, da die ganze Gegend vonGeistern heimgesucht ist, so da sie in Maulwurf-kreisen auch fr kommende Generationen in einenschlechten Ruf gert.

    Sie knnen Reiher von Ihrem Fischteich fernhal-ten, indem Sie in 20 Zentimeter Hhe einen Drahtdarum spannen. Der Vogel landet nicht im Wasser,sondern watet hinein und ist nicht in der Lage, berden Draht hinwegzutreten. Er kann so dnn sein,wie Sie mgen, und braucht nicht hlich auszu-sehen.

    Eine Kreatur, die Sie unbedingt im Garten habensollten, ist eine Krte. Kein Gewchshaus oderGurken- oder Melonen-Frhbeet sollte ohne eine

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  • solche sein. Sie wird Ihnen behilflich sein, indem sieschdliche Insekten frit, deshalb geben Sie ihr ei-nen Gefhrten, damit sie sich nicht langweilt. AuchSie werden feststellen, da Krtenaugen kostbarenJuwelen gleichen, wie Shakespeare in >Wie es euchgefllt< sagt.

    Im Gerteschuppen

    Die Alten rieten, da 'immer Schafgarbe zur Si-cherheit im Gerteschuppen hngen sollte; und sokam es dazu, da man glaubte, da die Pflanze denSchuppen vor Dieben schtzte. Dies ist wieder einwunderbares Beispiel dafr, wie oft sich Vernunft inder Magie verbirgt: Schafgarbe stillt Blut inFrankreich ist sie als Zimmermannskraut bekannt.Welchen besseren Grund knnte es geben, ein Bn-del davon griffbereit im Schuppen hngen zu ha-ben? Die Alten empfahlen auch, da die Schafgarbeum die Griffe der Gerte fr die Arbeit drauengewickelt werden sollte.

    Wenn man in fremden Grten bei der Arbeit hilft,ist man oft erstaunt ber das merkwrdigste Werk-zeug in den Gerteschuppen. Ich selbst bin oft nachdem Zweck eines gebogenen Stckes Draht von ei-nem alten Kleiderbgel gefragt worden, das an einerlangen Stange in meinem Schuppen war. Dabei hates keinen schlimmeren Zweck, als da es genau inmeine Dachrinne pat, so da ich bequem rund umdas Haus gehen kann, um die Bltter und Nadelndaraus zu entfernen. Wer aberglubisch ist, bewahrt

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  • unter den Werkzeugen auch einen groen eisernenNagel auf; denn nur ein Eisennagel eignet sich da-fr, bestimmte Wurzeln fr magische Zwecke aus-zugraben, und die Arbeit mit einem kleinen Nagelkann doch sehr ermdend sein. Aber oft werdenWerkzeuge, insbesondere Messer verlangt, die nichtaus Eisen gemacht sind. Vermutlich datiert diesnoch aus den ganz alten Zeiten. Damals wurde Ei-sen noch als neumodisch und ziemlich gewhnli-cher Kram betrachtet, so wie wir heute die Plastik-sachen ansehen, whrend der Feuerstein noch ge-achtet wurde.

    Zum Schneiden der Mistelzweige bentigte manunbedingt ein goldenes Messer oder eine Sichel. EinRinderhorn und ein Knochen waren weitere Gert-schaften, die man dort brauchte, wo Eisen nichtverwendet werden durfte.

    Viele dieser Werkzeuge haben natrlich einenwirklich praktischen Nutzen. Krzlich, als ich ver-suchte, die Wurzeln einer Pflanze, die zu gro ge-worden war, auszugraben, ohne den halben Stein-garten abzurumen, merkte ich, da solch ein sch-nes gekrmmtes Rinderhorn genau das Werkzeugwar, das ich bentigte, um damit unter den Steinenzu stochern.

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  • Bei der Arbeit

    Den Phasen des Mondes wurde von den Grtnernimmer groe Aufmerksamkeit geschenkt. Und diesnicht nur, weil er die Pflanzen beeinflut, sondernweil auch der Mensch bei zunehmendem Mondweiser ist (wie Michael Scot im dreizehnten Jahr-hundert festgestellt hat). Deshalb mu alle Arbeit,die Nachdenken erfordert, wie das Planen einesEntwurfs, dann verrichtet werden. Auch mu manden Tierkreiszeichen Beachtung schenken, ob mannun st, pflanzt oder ein Kraut pflckt, indem mandie Arbeit mglichst dann ausfhrt, wenn sie untereinem fr die Pflanze gnstigen Zeichen steht. Ver-benen (Verhena officinalis) zum Beispiel sind be-sonders der Venus heilig (wie alle Pflanzen, die fr

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  • Liebestrnke und dergleichen gebraucht wurden).Man glaubte deshalb, hin und wieder die Stellungder Planeten beachten zu mssen.

    Alle sich wiederholenden Arbeiten im Gartensollten am besten neun oder sieben Mal ausgefhrtwerden, oder im Vielfachen dieser Zahlen, die inden ltesten berlieferungen magisch sind. DieDrei wurde erst mit dem Aufkommen des Christen-tums magisch, da sie die Dreifaltigkeit reprsentiert;und in der christlichen Magie wird die Neun als dreimal drei betrachtet.

    Wird eine Pflanze von besonderer Bedeutung ge-zogen, wie z.B. die Alraune, sollte dazu die vonMaulwrfen, Ameisen oder Kfern aufgeworfeneErde genommen werden, oder auch von der Erdezwischen den Wagenfurchen. Es braucht den Ma-gie-Enthusiasten nicht zu beunruhigen, da letztereEmpfehlung vielleicht daher rhren mag, da dieErde zwischen den Wagenspuren wahrscheinlichbesonders gut gedngt ist. Um Pflanzen fr Liebes-trnke zu ziehen, war laut Plinius die Erde beson-ders wertvoll, die man unter seinem rechten Fuwegnahm, ganz gleich, wo man gerade stand, wennman das erste Mal im Jahr den Kuckuck rufen hrte speziell vielleicht fr mgliche Ehebrecher.

    Wer immer Garten-Magie ausbte, sei es berufs-mig oder fr den eigenen Gebrauch, fand baldheraus, da die Vorrte stndig zu den unpassend-sten Jahreszeiten zur Neige gingen. Alle Wurzeln,die in der Magie Verwendung finden, knnen je-doch getrocknet werden. Vermutlich hielten sichdie berufsmigen Magier stets einen Vorrat, dergereinigt und sorgsam beschriftet war. Wenn ein

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  • Kunde fr eine Wurzel zu zahlen verga, pflanzteder Grtner sofort an derselben Stelle eine neue,denn dadurch verschlimmerten sich noch die Be-schwerden des Kunden, bis das Geld bergebenwar.

    Aussaat

    Seit jeher wurden beim Sen die Phasen des Mondesals besonders wichtig angesehen. Gest sollte nurbei zunehmendem und nie bei abnehmendem Mondwerden. Diese Regel ist jetzt bekanntlich wissen-schaftlich besttigt, aber ich bekenne mich zu einergewissen sentimentalen Anhnglichkeit an die Vor-stellung, da die damit verbundenen Krfte magi-scher Natur sind. Selbst wenn inzwischen dieAstronauten auf dem Mond herumgesprungen sind,und Trmmer der amerikanischen Raumfahrtaus-rstung dort herumfliegen, so scheint dennoch bermeinem Garten (und ber dem Ihrigen sicher auch)der Mond noch seinen Zauber auszustrahlen. Ne-benbei gesagt: Man wei nie, ob nicht die weisenMnner von heutzutage die alten Magier einholenwerden.

    Bestimmte Samen, meinten die Alten, brauchenbesondere Vorsichtsmanahmen in bezug auf denMond. Merke Dir, besagt Holinsheds Version desPlinius, wieviele Tage alt der Mond war, als imletzten Winter der erste Schnee fiel; denn st manRaps und Rben im Frhjahr beim gleichen Standdes Mondes aus, werden sie zu wundersamer Hhe

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  • heranwachsen und ungewhnlich gedeihen. (Wh-rend der zwlf Jahre, die ich in Rom verlebte,schneite es freilich nur ein einziges Mal, und dieBewohner der Stadt verbrachten ihre Zeit damit, aufTabletts die Stufen der amerikanischen Botschaftherunterzurodeln. Aber vielleicht hat es in den he-roischen Zeiten des Plinius fter geschneit.

    Petersilie mu unbedingt aus Samen gezogen wer-den und darf niemals verpflanzt werden. Alle sindsich darin einig. Eleanour Sinclair Rhode zitiert in>Herbs and Herb Gardening< ein franzsischesSprichwort, das lautet: Repiquer lepersil, repiquers femme. Sie zitiert ebenfalls alte Sprichwrtervon der Schwierigkeit, Petersilie selbst von Samenzu ziehen: sie braucht so lange zum Keimen, weilsie neunmal zurck zum Teufel geht. Aber das kannman verhindern, indem man am Karfreitag ausst.Nehmen Sie niemals ein Haus mit einem angewach-senen Garten, in dem keine Petersilie wchst, oderSie werden das Ende des Jahres nicht mehr erleben.

    Die Schwierigkeit fr den vorherigen Besitzermag natrlich darin gelegen haben, da es eines ehr-lichen Mannes bedarf, um Petersilie zu ziehen.Oder vielleicht war ihm bewut, da derjenige, dermit Erfolg Petersilie zieht, keine Shne, sondern

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  • nur nutzlose Tchter bekommt. Alles in allemscheint es fr einen Mann sicherer zu sein, seineFrau die Petersilie aussen zu lassen. Und tatsch-lich gibt es ein anderes Sprichwort, das besagt, dada, wo sie gut gedeiht, der Mann im Haus die Ho-sen anhat.

    Kreuzkmmel scheint besonders widerborstig zusein, denn wenn man ihn st, soll man ihn tief ein-drcken und ihn beschwren, nicht herauszukom-men. Was er dann prompt tut.

    Pflcken und Ernten

    Bevor man eine Pflanze pflckt oder ausgrbt, solltesie immer gegrt werden und man sollte ihr sa-gen, fr welchen Zweck und wenn mglich, fr wensie gebraucht wird, um sie so zu besnftigen undsich ihrer Mitarbeit zu versichern. Moderne For-scher, die behaupten, da die Reaktion der Pflanzenauf rauhe Behandlung oder sogar auf harte Wortewissenschaftlich bewiesen werden kann, wrden

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  • wahrscheinlich zugeben, da dies eine weise Vor-sichtsmanahme ist. Man sollte dreimal auf diePflanze spucken, die man pflcken will, und sie darfniemals den Boden berhren. Da scheint die Mei-nung vorzuherrschen, da ein vom Boden aufgeho-benes Teil wie ein Stck Aas ist, unheilig und kraft-los. Man sollte beim Ernten niemals in den Windsehen, noch sich hinterher ber die Schulter nachder Pflanze umdrehen.

    Wird eine Pflanze mit der Hand gepflckt, soheit es, da es gewhnlich besser sei, und manch-mal sogar sehr sehr wichtig, da es mit der linkenHand geschieht, eventuell sogar mit dem Daumenund dem vierten Finger der linken Hand je strkerin manchen Pflanzen die Kraft der Magie ist, destoempfindlicher sind sie unter Umstnden. Ein Ma-nuskript aus dem sechsten Jahrhundert rt, einenSpiegel ber ein Kraut zu halten, bevor es gepflcktwird, und zwar vor Sonnenaufgang bei abnehmen-dem Mond. Man sollte auerdem keusch, ungegr-tet und barfu sein und keinen Ring tragen. Blumenfr einen Strau soll man schneiden, bevor die Son-ne auf sie scheint. Braucht man Pflanzen fr magi-sche Zwecke, sollte die Sonne berhaupt noch nichtaufgegangen sein. Im Fall, da man Pfingstrosenpflckt oder ihre Wurzeln ausgrbt, ist dies absolutlebenswichtig, sagt Plinius, oder der Specht desMars knnte einem die Augen auspicken.

    Einige Pflanzen erfordern anspruchsvollere Ri-tuale als andere, damit ihre Wirksamkeit voll entfal-tet wird. Will man Camellia zur Heilung von grau-em Star benutzen, mu man ihr, bevor man sie vorSonnenaufgang pflckt, nur sagen, da man sie be-

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  • ntigt fr das weie Gewchs im Auge. Aber da-mit Kreuzkraut gegen Zahnschmerzen wirksamwird, mu man die Wurzel ausgraben ohne ein Ei-sen zu benutzen, den Zahn dreimal damit berhrenund sie dann sofort wieder einpflanzen. Glckli-cherweise kann dies bei Tageslicht geschehen, soda es weder fr den Patienten noch fr den Grt-ner ntig ist, vor Morgengrauen auf zu sein. BeimPflcken von Mistelzweigen spielt die Tageszeitkeine Rolle (was ein Glck ist, denn es mag schwie-rig genug sein, den Baum berhaupt zu erklimmen,ohne es auch noch bei Dunkelheit tun zu mssen).Aber Sie mssen zuerst zwei Ochsen darunter op-fern, drfen nur Ihr goldenes Messer oder Sichelbenutzen und mssen den Mistelzweig auf einendarunter ausgebreiteten weien Umhang fallenlassen.

    Die meisten von uns schneiden wohl fter Salatals Mistelzweige und versumen dabei wahrschein-lich nur allzu oft, dabei ein Kreuz zu schlagen. Ein

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  • Buch von St. Gregor dem Groen, das angeblichvon Knig Alfred bersetzt wurde (zwei bestimmtsehr respektable Autoritten), enthlt eine heilsamediesbezgliche Warnung. Eine Magd, die in einemKlostergarten verga, das Kreuz zu schlagen, wurdedaraufhin vom Teufel besessen. Nach der Austrei-bung beschwerte sich der Teufel: Ich habe nur aufdem Salat gesessen, und sie kam und a mich.

    Die Alraune

    Die grtmglichen Vorsichtsmanahmen mssendann ergriffen werden, wenn eine Alraunwurzelausgegraben werden soll. Aber zunchst etwas dar-ber, wie sie wchst. Viele Menschen glauben, dasie so mystisch wie der Phnix ist. Der botanischeName lautet aber mandragora officinarum var. ver-

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  • nalis und sie wird in Griechenland, rund um denstlichen Teil des Mittelmeeres und von Nordafrikabis Spanien wildwachsend gefunden. Die Illustra-tionen davon in alten Kruterbchern sind oft, sowie die von Rhinozeros oder Kamel in Tierbchernaus derselben Zeit, von Knstlern gemacht, die sieselbst nie gesehen haben. In Wahrheit wchst siewie eine groe Rosette fast flach am Boden mit lan-gen Blttern und sehr kurzstieligen blulich-pur-purnen becherfrmigen und sduftenden Blten.Die Frchte, die der Blte folgen und im Herzender Rosette sitzen, sind gelb und ungefhr von derGre und Konsistenz einer kleinen Tomate. Frden gewhnlichen Gaumen recht unangenehm, aberoffenbar kann man sich an den Geschmack gewh-nen, denn es heit von den dortigen Kindern, dasie sie sogar in solchem berma genieen, da da-durch eine Erweiterung der Pupillen und Kopf-schmerzen hervorgerufen werden. Normalerweisespucken sie den Samen aus, welcher, wenn er ge-schluckt wird, zu zeitweiligem Wahnsinn, gefolgtvon Katatonie fhrt, aber nicht tdlich ist. Samenund die zerstoene Wurzel wurden frher in derMedizin als Betubungsmittel verwendet, und vondenen mit Borgia-artigen Neigungen als Gift (ob-wohl es schwierig gewesen sein mu es einzugeben,da man es kaum als etwas bezeichnen kann, dasgeschmacksneutral im Tee ist oder, fr jemandenmit feinerem Geschmack, im Wein). Aber derhauptschliche Wert in kommerzieller Hinsichtscheint immer der eines Talismans gewesen zu sein.Die Wurzel geht extrem tief in die Erde, sicherlicheineinhalb Meter tief. Die Griechen glaubten sogar,

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  • da man bis hinab in den Hades strzen knnte,wenn man in das aufgegrabene Loch fiel. Im allge-meinen wird uns angeraten, einen Kreis auf demBoden rundherum zu ziehen, und einige Expertenbevorzugen dafr Elfenbein oder ein Rinderhorn.Andere sagen, da der Boden in Abstnden wh-rend dreier Monate mit Honigwasser getrnkt wer-den solle (ein Teil Honig mit achtzehn Teilen Was-ser aufgekocht), um die Erde zu besnftigen.Denkbar, da das die ganze Arbeit erleichterte, abernunmehr mute die Wurzel ohne jeglichen Ge-brauch von eisernem Werkzeug ausgegraben wer-den. Um die Wurzel nicht zu beschdigen, muteunendliche Sorgfalt angewandt werden, denn siemute in der als Mann oder Frau erkennbaren Formherauskommen.

    Das eigentliche Herausziehen mute bei Sonnen-untergang erfolgen. Nur, wenn sie nicht zu heftiggezogen wird, stt sie auch nicht den frchterli-chen Schrei aus, der Menschen zu Stein erstarrenlt. Jedoch wird einem geraten, einen Hund amoberen Ende der Wurzel anzubinden, whrend mansie herauszieht, damit der Teufel in den Hund fhrt.Einige Autoritten verlangen sorgfltig ausgearbei-tete Beschwrungsformeln, andere hinwiederummeinen, da Im Namen von Gott, dem Herrn Ze-baoth genge. Das Loch sollte anschlieend mitsen Frchten gefllt werden, da sonst dort nichtsmehr gedeihen wrde. Das hinwieder wre ein Jam-mer, denn in Anbetracht ihres natrlichen Standor-tes hatte sie bestimmt einen bevorzugten Platz be-ansprucht, mit voller Sdsonne und mglichst inleichter, sandiger Erde zum leichteren Herauszie-

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  • hen. Die Wurzel sollte mit allem gehrigen Respektbehandelt und eingehllt aufbewahrt werden, denneinige sagen, da sie der wahre Ursprung der Men-schen sei. Paracelsus verneint dies, hlt es aber frnicht unwahrscheinlich, da ein Mensch, zumindestaber ein Homunculus vielleicht doch daraus erzeugtwerden knnte.

    Vorkeimen

    Bevor Sie sehr harte Samen aussen, die schwierigzum Keimen zu bringen sind, streuen Sie sie aufeinen Bausch von mehreren nassen Papierkchent-chern und bewahren Sie sie auf einem Tablett oderdem Deckel einer Blechdose auf. Stets feucht haltenund vor einem hellen Fenster aufstellen, bis sie zukeimen beginnen, und sie dann in die Erde einws-sern.

    Wenn Sie eine Furche fr Bohnen vorbereiten,besonders in leichtem Boden, legen Sie den Grundder Furche mit einer dicken Lage Zeitungspapieraus, um die Feuchtigkeit zurckzuhalten. Schrift-steller knnen fr denselben Zweck die abgewiese-nen Manuskripte verwenden.

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  • SPRITZEN

    Mehltauanfllige Pflanzen knnen mit Erfolg gele-gentlich mit einem Absud aus Holunderblttern ge-spritzt werden. O gbe uns doch eine Himmels-macht die Fhigkeit, die schwarzen Flecken fr im-mer zu vertilgen, aber ich wei von keiner.

    Rosen beschneiden

    Tun Sie es nicht. Zumindest nicht so viel, wie Siedenken, da ntig wre.

    There was an old man of CalcuttaWhose die-back when pruning was utter.No die-back he foundWith tips bent to the ground,That wily old man of Calcutta.

    Einst beschnitt ein Mann aus Calcuttaseine Rosen, doch die gingen kaputter.>Zweigspitzen in den Sandsetzt die Rosen instandRose Society< gabuns diese Information (in Prosa) weiter. Obwohlwir hier nicht dieselben klimatischen Bedingungenhaben, ist der Ratschlag gut. Der Grund des Zu-rckschneidens besteht darin, eine Pflanze davonabzuhalten, zu gro und schwach zu werden, unten

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  • kahl und mit neuen Bltentrieben nur an der Spitze.Wird ein neuer Trieb gleich im Januar oder Februarzum Boden gebogen, wird er aus allen Augen dieganze Lnge hoch austreiben. Junge federnde Trie-be sollten dafr ausgewhlt werden. Das ist beson-ders wichtig fr alte Rosensorten, fr moderneBuschrosen und selbst Floribundas wie Chinatownund Iceberg. Der einzige Nachteil, den ich sehe,besteht darin, da die neuen Triebe nach oben zei-gen, wenn der Trieb von der Basis her nach auengebogen wird (was am leichtesten geht). Wenn siedann im April losgebunden werden, ist in der Mittedes Busches zu viel neuer Wuchs. Deshalb solltensolche Zweige ausgewhlt werden, die hindurchge-steckt und ber den unteren Teil gebunden werdenknnen, so da nach dem Losbinden die Triebe derPflanze nach auen zeigen. Aus alten Drahtkleider-bgeln knnen lange Spiee mit einem Haken amEnde gebogen werden, mit denen man die Zweigeam Boden befestigen kann.

    ber das Pflcken

    Eines der besten Beispiele fr die Vernunft altermagischer Vorschriften ist jegliche Warnung, da esunheilbringend sei, eine bestimmte Pflanze zupflcken. Es gibt immer einen guten Grund. Und esist eine Tatsache, da die Warnung, etwas sei un-heilbringend, sich dem Gemt viel besser einprgtals die diversen wahren Erklrungen.Die Pflanze kann giftig sein. Sie sollten nicht

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  • Goldregen fr Ihr Haus pflcken, weil der giftigeSamen, der hoch oben auf den Bumen auerhalbder Reichweite von Kindern hngt, in einer Vaseleicht erreichbar ist, insbesondere wenn er auf denBoden fllt.

    Es mag sich um eine Pflanze von medizinischemWert handeln, die man mglichst wachsen lassensoll, es sei denn, man bentigt sie wirklich: dannwird uns geraten, uns stets vor einer solchen Pflanzezu verbeugen und uns zu entschuldigen, da wir sieverletzen mssen und ihr den Grund dafr nennen.

    Es kann sich auch um einen Strauch handeln, des-sen Augen fr das kommende Jahr direkt hinter dendiesjhrigen Blten sitzen. In all diesen Fllen er-zhlen uns die Kruterhexen einfach, da es ent-setzliches Unglck bedeutet, sie als Zimmer-schmuck zu pflcken, und belassen es dabei.

    Fr den Grtner

    Nicht allein der Garten, sondern auch der Grtnerselbst wurde von denjenigen, die die magischenKnste ausbten, als schutzbedrftig angesehen.Vielleicht sogar mehr als andere Menschen, dennwer Fertigkeiten besitzt, hat Rivalen, und werMacht hat, bekommt auch Feinde. Glcklicherwei-se mute er nun nicht dauernd Heiltrnke trinkenoder Salben als Schutz einreihen, da viele Kruterschon als wirksam angesehen wurden, wenn sie amKrper oder auch nur so herumgetragen wurden.Ein Amulett gegen bse Geister konnte aus einem

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  • Stoffstck (mglichst rot) gemacht werden, das mitbrauner getrockneter Betonie (Zehrkraut), Pfingst-rosen und Estragon gefllt war. Benediktenkrautwar so mchtig, da Satan nichts ausrichten kannund davonfliegt, und obendrein heit es im >Hor-tus Sanitatis
  • gengift (da es das Abbild der Schlange auf jedemBlatt trgt).

    Das sicherste Mittel gegen Trunkenheit ist einEfeukranz. Natrlich kann eine Frau, wenn sie ver-bergen mchte, da sie in dieser Hinsicht irgend-welche Probleme hat, den Kranz immer hinter ihrerStirnbinde verbergen. Ein Mann kann als alternativeVorsichtsmanahme vor der Mahlzeit fnf bittereMandeln essen, wie Plinius rt. Das darin enthalteneGift (Blausure) knnte freilich dazu fhren, daman berhaupt nie wieder trinkt.

    Alyssum verhindert, da irgend jemand mit Ihnenrgerlich wird. Tragen Sie Heliotrop bei sich, kn-nen Sie sicher sein, nur freundliche Worte zu hren.Letzteres sollte mit dem Zahn eines Wolfes in einLorbeerblatt eingewickelt sein. Fr diesen Zwecksollte es nur gepflckt werden, wenn im August dieSonne im Zeichen des Lwen steht, aber es kannauch getrocknet werden. Jedoch mag es auf einerGesellschaft, auf der Sie sich gut zu unterhalten hof-fen, eine Peinlichkeit bedeuten, da kein anwesenderHurer fortgehen kann, bevor es nicht entfernt wur-de, und so knnten Sie sich aus purer Hflichkeitverpflichtet fhlen, selber als erster zu gehen.

    Wie man spezielle Krfte erwirbt

    Sowohl Bartholomus als auch der gute BischofVincent von Beauvais bezeugen, da ein Sud ausHeliotrop, wenn er unter Anrufung gengendmchtiger Geister getrunken wurde, die Kraft be-

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  • sitzt, auf Wunsch Unsichtbarkeit zu verleihen.Manchesmal mochte die Unsichtbarkeit nicht gen-gen, und der Adept nahm dann die Gestalt einesanderen Lebewesens an. Um die menschliche Ge-stalt wieder zurckzugewinnen, mute der Adeptdann in Quellwasser baden, in welches Anis-Samenund Lorbeerbltter gestreut waren. Sollte sich diesnoch als unzulnglich erweisen (vielleicht war nochein Rest der tierischen Gestalt geblieben, wie zumBeispiel ein Pferdefu), mute ein starker Aufgudieser Kruter getrunken werden.

    Hatte der Adept oder sonst irgend jemand dieuere Form eines Esels eingenommen, mute erRosen essen (nur die alte Alba, Gallica, Centifoliaoder Damaskus-Sorten konnten gemeint sein, als

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  • dies geschrieben wurde), um seine Menschengestaltzurckzugewinnen. Bis zum heutigen Tage sollteeinem Esel, der beim Rosenfressen gesehen wird,dies aus Barmherzigkeit gestattet -werden, und ersollte nicht fortgejagt werden, bis absolute Klarheitdarber besteht, da es sich wirklich nur um einenEsel handelt.

    Bezglich der Krfte der Wahrsagerei galten Ver-benen immer als allen anderen Krutern berlegen.Die Rmer benutzten sie beim Werfen des Losesund beim Prophezeien.

    Auch Heliotrop wurde beim Wahrsagen als hilf-reich angesehen und knnte heutzutage ntzlichsein, wenn die Alarmanlage des Grtners ausfallensollte. Denn laut Albertus Magnus mu er nur mitHeliotrop unter seinem Kopfkissen schlafen, umdie vollstndige Rekonstruktion des Einbruchs zutrumen, einschlielich des erkennbaren Einbre-chers. Und ein Vers von 1628 fragt:

    Kann ein Zauberer die Zukunft voraussagenOhne Lilien, Gamander und Federnelke?

    Ehe wir uns ber den Aberglauben der Vergangen-heit lustig machen, sollten wir die Voreingenom-menheit unserer eigenen Zeit in Betracht ziehen.Um die Fhigkeit zu erwerben, Geister zu sehen,sollten die Spiritisten stets Lavendel bei sich tragen!Von allen Dften ruft er zweifellos am meisten dieErinnerung wach, und wenn ein Garten oder einRaum schwer von seinem Duft ist, mag selbst derUnempfindlichste fhlen, da jeder, der frher die-sen Weg entlanggegangen sein mag oder diesen Bo-

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  • den beschritten hat, bei einem Blick um die nchsteEcke oder bei einer Wendung des Kopfes vor einemstehen knnte.

    Die Fhigkeit, Feen zu erblicken, ist schonschwieriger zu erwerben. Sie sind nicht unbedingtin jedem Garten. Zuerst mu wilder Thymian ge-pflckt werden auf der Hgelseite, wo Feen zufinden sind. Die folgende Vorschrift stammt auseinem Rezept von 1660, welches empfiehlt, daman einen Schoppen Salatl nimmt und in eineGlasphiole fllt: Zunchst reinige man es mit Ro-senwasser und Tagetes, wobei die Blten gegenOsten gepflckt werden mssen. Man reinige es solange, bis das Oel wei wird, flle es dann in dasGlasgef, gebe die Knospen von Stockrosen, Bl-ten von Tagetes und wildem Thymian und die

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  • Knospen von junger Haselnu dazu. Dann nehmeman das Gras eines Feen-Thrones (Ameisenhgels),fge alles zu dem Oel im Glas, lasse es drei Tage inder Sonne ziehen und verwahre es anschlieend frden Gebrauch.

    Schutz fr den Grtner

    Ich knnte gut eine Tatsache ber den Holunder-busch als Magie weitergeben (unter Hinzufgungeiner Beschwrungsformel, um ihr den authenti-schen Anstrich zu geben), wenn sie nicht von einerin meinen Augen sehr vernnftigen Freundin ent-deckt worden wre: Holunder hat eine unwider-stehliche Anziehungskraft fr Fliegen. Falls einerdrauen vor Ihrem Kchenfenster wchst, bleibendie Fliegen zufrieden drauen und kommen nichtherein.

    Vor allem stechende Insekten knnen uns denGarten so recht verleiden. Lavendell wird gele-gentlich dagegen empfohlen um sie abzuwehren,aber ich fand, da es auch die Fliegen anzieht, wasfast genauso strend sein kann. Die Lsung heitMinze, speziell Mentha piperita (von welcher Men-thol destilliert wird), welche sowohl die Fliegen alsauch andere Insekten vertreibt. Reiben Sie sich Ge-sicht und Hnde mit den Blttern ein, das bringtzustzlich ein herrlich erfrischendes Gefhl auf derHaut. Minze oder Petersilie, auf der Fensterbankgezogen, soll auch die Fliegen aus der Kche fern-halten. Zerquetschen Sie gelegentlich die Bltter,

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  • um mehr Duft freizusetzen. brigens: Der Grtneroder die Grtnerin, die keine Freunde verlierenwollen, sollten, bevor sie Knoblauch essen, Petersi-lie kauen.

    Der Wetterblick des Grtners

    Es gab eine Zeit, als jeder gutgefhrte Haushalt eineAusgabe von >Enquire Within< besa. Eine Ausga-be, die 1887 als siebenundsechzigste herausgegebenwurde, rhmte sich einer Gesamtauflage von einerMillion und dreizehntausend Exemplaren bis dahin.Sie enthlt einige wertvolle Wetter-Tips. Je schwe-rer der Tau nach einem heien Tag fllt, zum Bei-spiel, desto wahrscheinlicher ist es, da der folgendeTag genauso schn sein wird. Aber gibt es nur we-nig Tau und keinen Wind, so wird es regnen. Ist derMond bla und matt, gibt es Regen, ist er rot, sogibt es Wind. War es whrend einer Mondperiodeentweder na oder schn, so wird es nach einemWechsel genau das Gegenteil davon sein, so fr vieroder fnf Tage bleiben und dann wieder so werdenwie zuvor. Wenn der Himmel bei Regenwetter ei-nen seegrnen Schein hat, wird es heftigeren Regengeben. Gibt es zwischendrin dunkelblaue Flecken,wird es nur Huschen geben.

    Als ich jung war, wurde uns gesagt, da es gnz-lich aufklren wrde, wenn das Blaue im Himmelgro genug wre, um einer Katze davon ein paarReithosen zu machen.

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  • Fr ein frhliches Herz

    In alten Kruterbchern gibt es unzhlige Rezeptefr Herzleiden, viele sind nicht streng medizinisch,sondern gelten unseren Gefhlen. Gilt es als Rck-fall in solche alte Magie, wenn Tabletten, die unserengste besnftigen sollen, als Purpur-Herzen aufden Markt kommen?

    Borretsch stellt wohl zweifellos das bekanntestemagische Herzkraut dar. Plinius sagt, es mte Eu-phrosinum heien, so sicher mache es die Menschenglcklich und zufrieden. Und Gerard sagt, da Bor-retsch in Wein getrunken Mnner und Frauen frohund vergngt macht und alle Traurigkeit und allenStumpfsinn vertreibt. Der moderne Gastgeber, derhohe Glser diesen und jenen Inhalts mit kleinenBorretschzweigen verziert, hat sicherlich keine Ah-nung, welchem alten Brauch er da huldigt, um denErfolg des Abends sicherzustellen. Gerard zitiertein altes Sprichwort in Kchenlatein, welches er wiefolgt bersetzt: Ich, der Borretsch, bringe allenMut. Wie verschiedene andere Botaniker auchempfahl er Balsam und Basilikum in Wein ge-trunken.

    Fr die lteren Autoren scheint die Wirkung die-ser Kruter ausschlielich magischer Natur gewesenzu sein. Paracelsus sieht Balsam als das Grundele-ment fr das Elixier des Lebens an. Zu GerardsZeiten begannen auch medizinische Erklrungeneinzuflieen, und heute wird Balsam als ein hervor-ragendes Nerventonikum angesehen (das in der Tatdas Herze froh macht). Basilikum ist sogar nochvorzuziehen, wenn es mit Alkohol eingenommen

    HO

  • wird, falls die Party lnger dauern sollte. Denn es istein Nerventonikum, das die seltene Kraft besitzt,eher zu stimulieren als zu sedieren, und es beruhigtauch den Magen und verhtet Erbrechen und Be-nommenheit. Die Sumpfstaude sollte nach Gerardin Wein gekocht werden, um das Herz leicht zumachen. Und wenn Sie eine Art Weinbrand her-stellen, indem Sie Maiglckchen hineindestillieren,wird er nicht nur das Herz beruhigen, sondern so-gar denjenigen die Sprache wieder zurckgeben, dieder Schlag gerhrt hat.

    Damit der skeptische Leser nicht vermutet, dadie eigentlich trstliche Wirkung bei diesen Mixtu-

    iii

  • ren vom Alkohol ausgeht, gibt es auch viel Magiefr das Herz, die keinerlei Alkohol bentigt. Ker-belwurzeln (wohlriechende Sdolde) bewirkenWunder bei alten Leuten, die stumpf und mutlossind (Gerard), und in Wasser gekochter Majoranbringt denjenigen viel Erleichterung, die gernesthnen. Bartholomus verschreibt Erdrauch, wo-bei er zugibt, da es ein Kraut ist, das frchterlichschmeckt und einen strengen Geruch hat, abernichtsdestoweniger voller Kraft ist, denn es reinigtund befreit einen von der Melancholie. Man kannsich aber auch das Herz leicht machen mit braunenPltzchen aus Engelwurz oder Rosmarinblten mitZucker gebacken, was im ganzen gesehen sehr vielangenehmer klingt.

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  • Nieswurz macht durch Abfhren die Herzen al-ler dumpfen und schwerbltigen Menschen leicht,whrend es von Ochsenzunge heit, da sie beson-ders anregend fr Kleinkinder sei. Gamander undMilchdistel brauchen nur gekaut zu werden, umden Geist anzuregen. Die krftigende Wirkung vonLavendelabsud fr das Herz wird schon zu Zeitenvon William Langham 1579 gepriesen, und weit inunsere Zeit hinein, bis zu Baron Frederic de Gen-gins Lassaraz in Paris, im neunzehnten Jahrhun-dert, der es speziell bei den nervsen Strungender Damen von hoher Geburt empfiehlt, den ar-men Dingern.

    Ich persnlich halte mich immer gerne in jedemFall an den Rat Shakespeares, und er empfiehlt eineandere Distel. So sagt Margarethe zu Beatrice in>Viel Lrm um Nichts

  • sowohl fr den Geist des Kindes gut als auch frsein Herz. Evelyn sagt, da Borretsch in der Schuleden hartarbeitenden Schler aufmuntert. Das Ge-dchtnis kann weitgehend verbessert werden, in-dem man Rosmarin oder Zehrkraut einatmet oderit, welche sogar beide fr den Kopf im allgemeinengut sein sollen. Die Blten des Lavendel in eineMtze eingesteppt, heit es in Turners Kruter-buch von 1551, ermuntern den Geist auerordent-lich. Oft sieht man auf alten Portraits von Gelehr-ten, da sie etwas tragen, was wie eine Nachtmtzeaussieht, und bis ich dies gelesen hatte, nahm ichimmer an, da man so damit beeindruckt werdensollte, wie eifrig sie bis in die Nacht hinein arbeite-ten; aber nun frage ich mich, ob sie nicht ihrenGeist mit Lavendel erquickten.

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  • Fr die Athleten

    Olympiateilnehmer sollten sich erst vergewissern,ob diese Hilfsmittel vom Komitee zugelassen sind,aber fr alle Athleten wurden Bder als wirksamangesehen, in die Minze und Balsam gestreut waren,um die Nerven und Sehnen zu strken. A manKresse, so hie es, da sie die Muskeln weich ma-che, aber ob dies bedeutete, da dadurch Steifheitoder Krmpfe verhindert wurden, oder ob die Mus-kelversteifung alternder Athleten damit verhindertwerden sollte, wei ich nicht. Der Marathon-Lufersollte Beifu und/oder Kamille in seine Schuhe tun,um bermdung in den Beinen vorzubeugen undfr denselben Zweck auch ein wenn auch noch sokleines Stckchen Myrte bei sich tragen. Nach demLauf kann der ganze Krper mit einem Oel ausKressesamen eingerieben werden, um die Muskelnwieder zu lockern. Jeder Lufer wird sicher vondem Ratschlag Websters an eine seiner Gestalten in>The Devil's Lawcase< profitieren, nmlich Malaga-Rosinen zu essen, um ihm einen langen Atem zugeben.

    Wettervoraussagende Lebewesen

    Wenn Sie einen Frosch finden, der blagelb aus-sieht, wird das Wetter schn. Derselbe Frosch wirdinnerhalb von Stunden dunkelbraun oder -grn,wenn Regen aufkommt. Hren Sie einen jungenHahn lange vor Morgengrauen krhen, besagt das

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  • Regen oder im Winter auch oft Schnee. Kommt derbleiche Zitronenfalter frh im Jahr nach einerSchlechtwetterperiode heraus, so ist er aus demWinterschlaf erwacht, weil eine Zeitlang gutes Wet-ter erwartet werden kann. Spter im Jahr sehen Sieihn meistens, bevor das Wetter in die eine oder an-dere Richtung umschlgt.

    Dieselbe alte weise Frau im Ort, die mir dieseTips gab, sagt auch, da ein roter Himmel am sp-ten Abend (oder morgens) Sonnenschein (oder Re-gen) nur dann voraussagt, wenn der Himmel auf dergegenberliegenden Seite dieselben Farben wider-spiegelt.

    Ein Blutegel-Barometer

    Die frhviktorianische Enzyklopdie >EnquireWithin< enthlt auch Anweisungen, wie man dasWetter voraussagen kann, indem man einen Blut-egel in einem Glasgef hlt, was wie Hexerei er-

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  • scheint, es aber mitnichten ist. Das Land ist heutzu-tage weitestgehend trockengelegt, und es kann sein,da Sie eine Tagestour machen mssen, um in einemder noch verbliebenen Moore Ihren Blutegel zu fan-gen; oder Sie mssen einen dieser Drogisten danachfragen, die sich noch Droguist schreiben. Aberdann setzen Sie den Egel in ein hohes Glas mit ei-nem halben Liter Wasser, das Sie einmal die Wocheim Sommer und alle vierzehn Tage im Winter aus-wechseln. Wenn es gutes Wetter gibt, liegt derBlutegel bewegungslos am Boden des Glases, istRegen zu erwarten, kriecht er in seinem Gehuseganz nach oben und bleibt da, bis sich das Wettergefestigt hat. Kommt Wind auf, so bewegt er sichmit erstaunlicher Geschwindigkeit durch seinenWohnsitz und kommt selten zur Ruhe, bevor derWind stark zu wehen beginnt. Sind heftige Strmezu erwarten, wird er sich ein paar Tage vorherbeinahe stndig an der Wasseroberflche aufhaltenund groes Unbehagen mit heftigem Winden undkrampfartigen Bewegungen zeigen. Bei Frost sowieauch bei klarem Sommerwetter liegt er stndig amBoden und sowohl bei Schnee als auch regneri-schem Wetter hlt er sich oben am Hals der Phioleauf. Die ffnung sollte mit einem Stckchen Mus-selin bedeckt sein.

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  • Gegenmittel gegen alle mglichen bel

    Die Magie des Gartens konnte natrlich auch ange-wandt werden, um das Haus zu schtzen. MancheLeute hngen noch heute ein Hufeisen vor ihrer Trauf, ein Relikt des Aberglaubens, da sich Hexenvor Schmiedeeisen frchteten. Aber frher httensie wohl eher das Benediktenkraut, das gesegnete,von innen ber die Tr gehngt, um den Teufeldaran zu hindern, die Schwelle zu berschreiten.Dazu das Zehrkraut fr das weitere Wohlergehenaller im Hause lebenden Seelen.

    Heute werden Mistelzweige nur noch zur Weih-nachtszeit ins Haus gebracht, um sich darunter zukssen, aber einst hingen sie das ganze Jahr hin-durch in der Diele, zum Zeichen, da Gste, diedarunter begrt wurden, in dem Hause sicher wa-ren, in Anerkennung der ihnen innewohnendenKrfte, die schon zu Zeiten der Druiden bekanntwaren und Frieden und Freundschaft verhieen.Andere wohlttige Kruter wurden ber die Binsenauf die Bden gestreut, zusammen mit mehr prakti-

    1 1 8

  • sehen Dingen wie Flohkraut (Mentha pulegium),um Flhe abzuhalten. Wenn Knigin Elisabeth I.sich auf einer Rundreise befand, war der weiseHaushaltungsvbrstand sorgfltig darauf bedacht,reichlich Mdes auszustreuen. Es war bekannt,da sie diese Staude ber alles schtzte, wenn viel-leicht auch mehr um ihres Duftes willen als wegenihrer anderen Eigenschaften.

    Um das Haus gegen das Eindringen der Pest zuschtzen, wurden Bschel mit Raute (Gnadenkraut)an den Seiten der Fenster aufgehngt, hauptschlichan die Fenster gegen Osten, denn besonders vondieser Seite blst die infizierte Luft aus Frankreich.Dies Kraut wurde als derart mchtig angesehen, daDiebe, die pestverseuchte Huser plndern wollten,es riskierten, diese zu betreten, selbst wenn nochLeichen darin lagen, solange sie nur dieses Kraut aufsich trugen. Hier finden wir wiederum die Erklrunghinter der Magie, denn wenn die Pest auch nichtdurch die Luft bertragen wurde, so doch durchRatten, und diese hassen Raute.

    Unsere Vorfahren pflegten auch Mbel mit Kru-tern zu bestreichen. Die als Feen verkleidetenNachtschwrmer in den >Lustigen Weibern vonWindsor< bestimmten, nachdem sie angeordnet hat-ten, da die Elfen glckbringende Kruter in je-dem Raum ausstreuen sollten:

    Die Ordenssessel reibt mit BalsamkraftUnd jeder edeln Blume wrz'gem Saft.

    Dies geschah gewi nicht nur wegen des Duftes,obwohl auch moderne Fabrikanten der Mbelpoli-

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  • tur Lavendell (vermutlich synthetisches) hinzuf-gen. Eine magische Bedeutung kennen sie dabeiwohl nicht mehr.

    Magisches Potpourri

    Infolge der heutigen Vorliebe fr Teppichbden istes fr den modernen Magieanhnger wahrscheinlichnoch am praktischsten, getrocknete Kruter in einerMischung im Hause zu verwahren. Und sicherlichwird die Rume ein viel magischerer Duft durch-dringen als die Dfte blicher Art. Zum Beispielkann man die fr das Brautgemach empfohlenenbesonderen Schalen in allen Schlafzimmern aufstel-len. Man kann dem noch viel Waldmeister hinzuf-gen, welcher die magische Eigenschaft besitzt, je-den, der in seiner Nhe schlft, von Sommerwiesentrumen und auch mitten im tiefsten Winter in einerWelt von frischgemhtem Heu erwachen zu lassen.Ich kann keine besondere magische Verwendungfr Frauenminze (Chrysanthemum balsamita) fin-den, aber ich wrde sie wegen ihres Duftes beif-gen: in Amerika ist sie als Bibelblume bekannt (wassie vielleicht heiligt), denn sie duftet so s, wennsie getrocknet ist und hlt so lange, da sie zwischenden Bibelseiten gepret zu werden pflegte und darinals Lesezeichen diente.

    Es gibt natrlich Dutzende von Methoden, umMischungen herzustellen, aber es gibt da eine, dieerfunden wurde, als man Magie noch ernst nahmund die deshalb vielleicht auch am wirksamsten

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  • war, wie in den >Delights for Ladies< von Sir HughPlatt beschrieben ist, der am Hofe von Elisabeth I.lebte. Sie war ersonnen, um es einem zu ermgli-chen, die Blumen als Ganzes aufzuheben, anstattnur die Bltenbltter zu pressen und die Kelchefortzuwerfen. Wenn die Bltter genau so einen Duftbesitzen wie die Blten, werden sie ebenfalls vonden Stengeln abgestreift. Dann werden Blten undBltter sorgfltig in einer Schachtel auf eine LageSand gelegt und zwischendurch immer wieder eineneue Lage Sand. Sir Hugh lie dann die Schachtel inder Sonne stehen, wobei er nchtliche Feuchtigkeitund Klte vermied. (Heute knnen Sie einen Trok-kenschrank nehmen und die Tr einen Spalt weitauflassen, um die Feuchtigkeit entweichen zu las-sen, damit nicht durch die bsen Geister Schimmelentsteht.) Die Blumen sollten einundzwanzig Tage

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  • darin bleiben, oder sagen wir besser drei mal siebenTage, oder neun mal neun, wenn es sich um fleischi-ge Pflanzen handelt. Die Blten und Bltter werdentrotz der Trocknung ihre Form und auch einen Restihrer Farben behalten.

    Diese Methode war besonders fr Rosen be-stimmt, deren Schnheit allein uns schon gestattensollte, sie zu den Pflanzen zu zhlen, die das Herzerquicken, obwohl sie nie als magisch angesehenwurden. Aber nehmen Sie nicht die modernenArten: Teehybriden, Floribundas und die Musk-Hybride behalten ihren Duft nicht gut, wenn siegetrocknet sind, so s sie auch duften mgen,whrend sie wachsen. Am besten eignen sich diealten Damaskusrosen, besonders diejenige, die alsKazanlik verkauft wird und aus der das berhmteRosenl hergestellt wurde. Die Red Rose of Lanca-ster (Gallica officinalis, die Apotheker-Rose) unddie rote Kohlrose, Centifolia, kommen als nchstes;China- und Bourbon-Rosen und die Rugosas (wel-che allesamt einen Hauch von Gewrznelke an sichhaben) sind ausgezeichnet. Alle Blten und Bltterfr die Mischung mssen morgens gepflckt wer-den, wenn die Sonne gerade gengend Zeit hatte,ihre flchtigen le zu lsen, sagen wir so gegen elfUhr. Fixative, die heute immer in modernen Pot-pourris benutzt werden, sind fr diese magischeMischung nicht wirklich vonnten. Aber wenn Siemgen, fgen Sie, um die Blumen noch haltbarer zumachen (nachdem die anderen Bestandteile alle ge-trocknet sind), auf einen Liter noch einen TeelffelSchwertlilienpulver hinzu welches Sie selber her-stellen knnen, indem Sie die Wurzeln der weien

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  • Iris germanica sehr grndlich whrend zwei oderdrei Monaten trocknen und dann zerstoen. Esriecht nach Veilchenduft.

    Das Gemisch sollte dann in eine glserne, irdeneoder Porzellanschale getan werden, keinesfalls in ei-ne silberne oder zinnerne, welche die Pflanzen nichtmgen und die sie in ihrem Zorn mit einer Spurihrer therischen le anlaufen lassen.

    Eigener Beitrag zur Magie

    Jedes Buch dieser Art sollte zumindest einen per-snlichen Tip aus der Magie enthalten. Um mit un-serem technischen Zeitalter Schritt zu halten, steue-re ich einen solchen bei: wie man einen Rasenmherstartet. Es hat keinen Zweck, auf die Maschine zufluchen oder einen der Dmonen anzurufen, die beider Krutermagie wirksam sind all das ist bereits

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  • versucht worden. Binden Sie an den Handgriff einStck Fenchel (fr Schmeichelei, siehe Ben John-son: >The Gase is Altered
  • Kleiner Wegweiser

    Aloe 83Alraune 73 ff., 90Aluminium 54Ameisen 38f., 83, 90Anis 105Anti-Aphrodisiakum 74Apfel 25, 80Aphrodisiakum 6

  • Honig 74Hund 81

    Immergrn 69, 103Immortellen 22Ingwer 71Insektizide 37

    Jasmin 49

    Kaffeesatz 50Kalk 8 5Klte 61Kamelien 50Kamelmilch 74Kamille 26 f., 115Kampfer 48Kompost 16, 24f., 49, 6if. , 70, 77Kapuzinerkresse 38Karbid 44 f.Karotten 15, 69Kartoffeln n, 2 3 f., 28Kartoffelschalen 77Katzen 45 f., 78, 81Katzenminze 45Kerbel 112Kichererbse 74Kleie 8 5Knabenkraut 69Knoblauch 16, 2 8 f., 37, 109Kohl 15, 26-29, 36, 51Kohlblatt 8 5Kohlfliege 1 5Kohlhernie 36Kopfsalat 28Korallen 79Kreosot 15 f., 42 f.Kresse 115Kreuzkraut 95Kreuzkmmel 93Krokus 44Krte 79, 86 f.Kuckuck 83, 90Krbis 77

    Lauch 28 f.Lavendel 44, 108,Luse 46Liebestrank 71, 90

    Lilien 106Lindwrmer 84Lobelien 27Lorbeer 32, 79, 104f.Lwenlosung 42Lwenmaul 49Lupinen 33, 38, 69

    Mdes 119Maiglckchen inMajoran 72, 112Mandeln 46Mandragora 76Matratze 13Maul- u. Klauenseuche 84Maulwurf 44f., 85f., 90Muse 14, 46, 85Mehltau 36Melone 86Methylalkohol 36Milch 51Minze 16, 26ff., 72, 108, 115Mist 60Mistel 88, 95, 118Mohn 76Mohren 28 f.Mhrenfliege 15Mond iif., 89, 91, 94Mothax Ringe 3 5Mottenkugeln 15, 34f.Mottenschildluse 23, 38Myrte 115

    Narzissen 47 f.Nelke 106Nesseln 24Nieswurz 113Nylonnetz 43Nylons 53

    Obstbume 38, 40, 85Ochsenzunge 113Ohrwrmer 40Oleander 61Orangenschale 85Osterglocke 47

    Ponien 103Petersilie 27ff., 92f., io8f.

    ii9f.

    126

  • Pfingstrosen 94, 103 Spinne 83 f.Pfirsich 34 f. Stechpalme 85Primeln 44 Steinkraut 27

    Storchenschnabel 74Quecke 33 Symbiose 20

    Raps 12, 91 Tagetes 21 ff., 28, 32, 107

    Rasen 33 Tauben 82, 85Raupen 79 Taubnessel 70Raute 28 f., 46, 119 Tee 50Reiher 86 Thymian 27 f., 72, 82, 107Rhabarber 36 Tomaten 23 f., 28 f., 33Rhododendron 103 Trockenheit 59Rittersporn 47, 49 Tulpen 48Rosen i6f., 27, 29f., 37, 41, 43,5 i f . , 60, 65, 78f., ioof., 105, Veilchen 43, 72107, 122 Verbenen 72 f., 89Rosenkohl 36 Vgel 43 f., 81, 85Rosinen 115Rosmarin 27 f., 112, 114 Wacholder 82Rohaar 13, 40 f. Waidblau 103Rben 12, 28f . , 33, 91 Walnu 31 f.

    Wegschnecke 40Safran 103 Weiwein 74Salbei 27 f., 74 Wespen 84 f.Salz 8 5 Wicke 31Saubrot 70 Wild 41Schachtelhalm 32, 54 Wolfsmilch 4 5Schafgarbe 87Schafsdung 61 Ysop 82Schilfrohr 74Schlangen 84, 103 f. Zahnschmerzen 95Schnecken 40, 8 5 Zehrkraut 114, 118Schnittlauch 37 Zeitungspapier 99Schuhe 53 Zinn 54Seifenwasser 5 1 Zitronenfalter 116Skorpione 84 Zwiebeln 26, 2 8 f., 37, 54, 74Spargel 28 f.