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208 Alexander v. Homeyer: 4 Fl(igelI~nge 2,9i SehwanzI~uge 2,3, SchnabeII~nge 8, Tarsen- l~nge 8. N. 2ulchella Gray finder sich in Nubien siidw~rts yore 16 ~ N. Br. Im Said sieht man das Thier h~ufig auf bl~ihender Calotro~is lxrocera. Ant. traf es nur in Kordofan. Auch ist es im Juli sehr gemein in den karthumer G~ten, sobald die prachtvollen, an vielen Stellen die H~user beschattenden Tamarinden in roller Blithe stehen. Sein Federkleid ist alsdann vollkommen. (Fortsetzung folgt.) Rriefliehe ]littheilungen~ Oeconomisches und ]Feuilleton. Briefliehes aus Neu~ Winter 1864--65. Von Alexander yon Homeyer. An Herrn Dr. C. Bolle. Diesen Winter sah es zur Weihnachtszeit auf dem ,Vogel- sang und der Grabow" ganz anders aus wie sonst. Der Katharinen-See, die Barthe und der Bodden, so welt wie das Auge sehen konnte, waren zugefroren; alle Eaten, die sonst zur Herbst- und Winterszeit auf diesen Wassern liegen, waren welter see- warts oder nach Siiden gezogen. Nur selten sah man einen Zug Brand-, Scheli- oder Eisenten (A. tadorna, clangula~ glacialis); um so thatiger aber waren die wiIden Ganse (Anger segetum), sie sehrieen und l~rmten den ganzen Tag; auch Cygnus muslcu~ liess ~ namentlich zur Abendzeit yore offenen Wasser her seine sonoren TOne h6ren, um zu zeigen, wie stark und wie weir h~rbar die- selben seien. Wir hatten es hier mit einer direeten Entfernung yon ~ Meilen zn thun; vielleicht ist Maneher unglaubig, aber ich biirge daffir mit dem Bemerken, dass die T6ne bei leichtem gfin- stigen (zustehendem)Winde ~ Meilea welt fiber die glatte Eis- flache tier Art getragen werden, dass wir die lautendea Stimmen ganz deutlich vernehmen. Die G~tnse hatten ihren Schlafplatz mitten auf der zugefrornen Grabow (Boddenwasser), also ] Stunden yon allen Ufern entfernt.

Briefliches aus Neu-Vorpommern

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208 Alexander v. H o m e y e r :

4�89 Fl(igelI~nge 2,9i SehwanzI~uge 2,3, SchnabeII~nge 8, Tarsen- l~nge 8.

N. 2ulchella Gray finder sich in Nubien siidw~rts yore 16 ~ N. Br. Im Said sieht man das Thier h~ufig auf bl~ihender Calotro~is lxrocera. Ant. traf es nur in Kordofan. Auch ist es im Juli sehr gemein in den karthumer G~ten, sobald die prachtvollen, an vielen Stellen die H~user beschattenden Tamarinden in rol ler Blithe stehen. Sein Federkleid ist alsdann vollkommen.

(Fortsetzung folgt.)

R r i e f l i e h e ] l i t t h e i l u n g e n ~ O e c o n o m i s c h e s u n d ] F e u i l l e t o n .

Brief l iehes aus Neu~ Winter 1864--65.

Von Alexander yon Homeyer.

An Herrn Dr. C. Bolle. Diesen Winter sah es zur Weihnachtszeit auf dem , V o g e l -

sang und de r G r a b o w " ganz anders aus wie sonst. Der Katharinen-See, die Barthe und der Bodden, so welt wie das Auge sehen konnte, waren zugefroren; alle Eaten, die sonst zur Herbst- und Winterszeit auf diesen Wassern liegen, waren welter see- warts oder nach Siiden gezogen. Nur selten sah man einen Zug Brand-, Scheli- oder Eisenten (A. tadorna, clangula~ glacialis); um so thatiger aber waren die wiIden Ganse (Anger segetum), sie sehrieen und l~rmten den ganzen Tag; auch Cygnus muslcu~ liess ~ namentlich zur Abendzeit yore offenen Wasser her seine sonoren TOne h6ren, um zu zeigen, wie stark und wie weir h~rbar die- selben seien. Wir hatten es hier mi t einer direeten Entfernung yon ~ Meilen zn thun; vielleicht ist Maneher unglaubig, aber ich biirge daffir mit dem Bemerken, dass die T6ne bei leichtem gfin- stigen (zustehendem)Winde ~ Meilea welt fiber die glatte Eis- flache tier Art getragen werden, dass wir die lautendea Stimmen ganz deutlich vernehmen.

Die G~tnse hatten ihren Schlafplatz mitten auf der zugefrornen Grabow (Boddenwasser), also ] Stunden yon allen Ufern entfernt.

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Hierher kamen sie zu Hunderten aus der ganzen Gegend d. h. meilenweit. Dieser gemeinschaftliehe Schlafplatz entstand erst mit dem v~lligen Zufrieren der Grabow, his dahin gab es deren mehrere. Die Ganse Hegeu n~mlieh mit Beginn des Winters trupp- weise wahrend der Nachtzeit auf dem Wasser ca. 2--300 Seln'itt yore Ufer entfernt; friert es nun und bildet sich das Eis see- einw~ts, so weichen die Ganse dem anfanglich schwachen Eise aus uad gehen ebenfalls welter in die Seel dana aber setzen s ! e sich gern auf das Eis, abet immer moglichst weir veto Ufer ab. Mit dem Weiterfrieren des Eises geht das Nachtquartier Hand in Hand, d. h, immer mehr und mehr yore Ufer entfernt, so dass endlich die sammtlich auf der Grabow iibern~chtendea G-anse, wenh dieselbe vollst~ndig zugefrorea ist, aa einem gemeinschaft- lichen Sehlafplatz zusammenkommcn. Der wahrend der Na~htzei~ stark abgesetzte Ko th giebt betreffs des immer welter Ca. iu riickens und Yerlegens des Schlafplatzes, win endlicl~ 4er a!lge- meinen Vereinigung die best.e und sidhers~e Controle. M o~gQn~ verlassen einige kleine Fliige bereits sehr fr~ih das Nach~quartier und setzen sich auf die dich~ benachbartea Sautes, wahread d~er gr~ssere Theil der Ganse auf dem Eise bin zur~ v~lligen Tag- werdea verbl~ibt. Der Aufbruch geschieht dana gewOhnlich ~t gleicher Zeit. ~ Werden friih ~iorgena noch bei der Dankelheit. die bereits auf der K~istensaat ~itzenden G~nse aufgescheucht~ ~ entsteht bei den veeit enfferntea Eisg~nsen eine grosse larme~de Unrahe, we!qhe in der Regel einea sofortigen allgemeinen Au~- bruch zur Folge hat. Schleicht. man sich friih M0rgens, d. h~ i~ Dunkeln (zur Weihaachtssei~ ist 7 Uhr friih genug)~ an die Kiist~ and stellt sich in einen Rohrhaufen verdeckt auf, ~o ~iberrascht es zu beobachten, dass die auf dem Eis~ sitzenden Qanse z~i$, weise starken L~rm machen und dann plStzlir einige Mitiuten la~g ganz stille sind, oder auch, dass sie wahrend der ganzen Morgenzeit sich so ruhig verhalten, dass man glauben muss, diet selben seien schou in aller Frfihe dem Inlande~ ,,den Weidepl~tzen" zugeflogen. Trite man im letzteren Falle also getauscht mit Tages- anbruch aus seinem Versteck hervor, so sieht man die Ganse den, noch auf dem Eise u n d e s erfolgt ein sofortiger larmender Auf- brueh. ~ Da die G~use zugweise zu 20--30 in Kn~ueln zusammea- sitzen, sammtliche Fl~ige aber nieht auf einen Haufeu zusammen. riicken~ sondern ,,en ligne" sigh anreihen~ so ist aach die Form beim Aufbrueh die eiaer Liaie.

$~urn. f. O~aith., XIV, Jah~g., l~'r. St, ~'at tsar. 1~

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~[Ogen die G~nse yore Lande her gest~rt sein oder nieht, mit Tagesanbruch fliegen sie stets dem Lande zu. Im ersteren Falle, selbst weun sie den St0renfried nicht sehen, sehr hoch~ im letzteren Falle niedriger. Dies Hoeh oder BTiedrig wird auch dureh die Witterung bedingt. Bei klarem Wetter ist der Flug sehr hoch und und sind die Vogel nieht seh~' laut, bei trtibem Wetter niedrig und sehreiend; weshalb es denn aueh eine vergebliche Mtihe ist, bei klarem Wetter die yon oder nach dem Nachtquartier ziehenden G~nse auf dem Anstande schiessen zu wollen, es sei denn, class der Zufall mitspielt. Dies gilt aueh yon der Jagd am Tage~ nur bei Nebelwetter kann man sieh Erfolg verspreehen.

Wean also die G~nse l~Iorgens yore Else aufbrechen und in langer Linie dem Lande zufliegen, so sind sie alie zu 12~30 Stfiek in sich flugweise vereint und durch kleine ]'nterwallen getrennt, welehe A b s t ~ n d e - ie welter yore Schlafplatz entfernt - - immer grosset werden) bis endlich - - mehr landeinw~rts - - jegliche Ver- bindung aufh0rt und jede'r Zug seinem F~ihrer folgt, um auf diesem oder jenem oft 3 Meilen entfernten Saatfelde einzufallen. - - Bei sehr starker Ki~lte gehen sie nicht so weir landeinw~rts, sondern bleiben auf den nahe liegenden Saatfeldern. Wenn sich so ein Zug niederlasst, so bildet sich, namlich fressend immer fortsehrei- tend, eine Linie, ~hnlich wie im Fluge, jedoch nicht mit der Regel- m~ssigkeit. Die Ganse bleiben nicht auf einer Stelle lest sitzen, sondern .gehen ,en ligne" asend vor. Zuweilen bemerkte ich hier, dass sich 2--3 G~nse abtrennten) sich seitwarts setzten und bei meinem I~herkommen zuerst aut~togen. Jetzt frass keine Oans des ftaupttrupps mehr~ aUe machten lange Halse, diese oder jene breitete die Fl(igel aus und endlieh ging die Schaar alff. Jene ersten G~mse waren wohl Waehtg~nsel

A bends kommen die G~nse nicht so ptinktlich zur~ick, doch fi~lt die Zeit mit dem Dunkelwerdea zusammen; einzelne Z(ige kommen bereits mit dem Dunkeln, der gr~ssere Theil aber, wenn es wirklich schon dankel ist. Der Sammelplatz ist dann wieder vorzugsweise die Orabo~v, mag sie often oder zugefroren sein. D ieAr t und Weise des Ziehens richter sich wieder ganz nach dem Wetter. Ist dieses seh~n, so fliegen die G~nse hoch und lockt das eommandirende M~nnehen dana und warm ,beiran", worauf eiazelne der 8chaar m~t ,,darr, darr" antworten~ ist es dabei kalt, so ist der Flug sehr sc~nell. Ist es triibe, so fliegen die G~nse sehr niedrig, bei nebligem Wetter und schon vorge-

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riickter Dunkelheit oft nut 5--8 Fuss hoch, das Rufen und Ant- wortea ist dana immerfort. Ist es endlich eia Unwetter mit Sehnee und dergleichen, so macht die Schaar eiaea entsetzliehen L~rm, um auf diese Weise zusammen zu bleiben, hierbei halt die Gans dann ganz genau ihren Strich ein, sie orientirt sieh yon Gehoft zu Geh~ft, voa Baum zu Baum, yon Strauch zu Strauch~ - - was der freien Aussicht halber bei seh~nem Wetter nicht n~thig ist. Ieh beobachtete einen mir durch seinen Anfiihrer mit abnormem Ruf bekanntea Zug, der bei sch~nem klaren Wetter allabendlieh ca. 300 Schritt yon unserer Garteneeke vorbeikam, bei Nebel aber die Gartenecke fast beriihrte.

Sehen die Ganse Gefahr, so steigen sie pl~tzlich sehr viel h0her, ohne dabei aus der Ordnung zu kommen; diese verlieren sie aueh bei pl~tzlichem Schreek kaum oder mu. auf einige Augen- blicke, dann arbeiten sie aber mit den Fliigeln so stark, dass man das Klatsehen deuflich h~rt.

Bei hellem lichten Sonnensehein sah ich die Ganse oft ein- zeln oder paarweise sich fliegend belustigen, bald sehossen sie schnell dahin, bald flogen sie ganz langsam, bald hielten sie die Schwungfedern spitz zusammen, bald breitetea sie die Fliigel aus; sie beschrieben weite Bogen, waren bald hoch, bald niedrig, je- doch immer fiber demselbea Pelde verbleibend. Andere G~nse sassen auf der Saat unter ihnen und ruheten,

Die Graugans (,4. cinere~s) ist im Winter nieht in Neu-Vor- pommern; sie erschiea, nach meinem Bruder Ernst, im September zu 30.Stiick, hielt sich auf der Saat einige Zeit auf und zog dann dem Siiden zu. Nun kam der erste Flug der Anser segetum; bei ihm war eine , , s c h n e e w e i s s e " Gans, welche jedoeh bald ver- schwaad, ohae dass bekannt wurde, ob sie gesehossea worden w~e. Bei gleieher Gr~sse, den gleichen Flugbewegungen und dem intimen Anschluss an die Saatganse liegt meines Bruders Ver- muthung nahe, dass wires bier mit einer Farbenvariet~t der .4:s~r segetum zu thun hatten. Ist dies interessante Stiick vie l le icht irgendwo gesehossen worden?

Mein Bruder iiberraschte reich auch mit 5 jungen Brandenten, welche auf dem Hole herumliefen., Es waxen 3 M~nnehen und 2 Weibchen. Dieselben warden yon ihm im Sommer mit den H~nclen ergriffen , gerade als die alte Ente mit der jungen Brut yore Walde her, woselbst sie im Fuchsbau genistet hatte, dem Seestrande zumarschirte. Diese seh~ne Ente nistet an der Grabow

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212 A.v. It o rn e y e r: Briefl. a. Neu-Vorpornmern. - - v. T s e h u s i:

bier und da; sie h~lt sich dabei jedoeh nicht iramer dieht am Seeufer auf, Sondern geht gern 2--3000 Schritt landeinw~irts und nistet alsda nicht blos in den kahlen Diinen, sondern geht auch 2--300 Schritt weir in den Wald, urn ira Fuchs- resp. Dachsbau das Wochenbett aufzuschlagen. So wenigs~ens geschieht es in Bartelshageu bei rneinera Bruder. Es ist jedoeh imraer noch nicht ganz erwiesen, ob Fuchs und Ente zu gleicher Zeit den Bau be- Wohnen. Mein Bruder hat Anfangs Mai einen Dachs aus dem Rohr heraus und zur selben Zeit eine Brandente hinein gesp/irt, wer jedoch zuers~ ging, ist dabei nieht erwiesen. Mein Bruder ist der Me.~nung, dass der Fuchs wle der DaChs rnit der Ente in E~ntrach't leben. Es ware fair sehr lieb, wenn ein Fachgenosse, der die Saehe p r ak tis c h erforscbt hat, hierauf ira Journal ganz kurz zur~iekk.~ime, aber ,,Facta ! !" u

Die vorhih erw~hn~en nunrnehr herangewaehsenen f/inf jungen Brandenten lebten bei vorz~iglicher Gesundheit 'auf dem grossen Hof- reich and versp~irten bei abgeschnittenen Schwungfedern (! Fliigel) durchaus keine Lust zu entfliehen, sondern gingen Abends rnit den zahraen Enten in den St~l. - - A l s aber der Teich vollstandig im November zufror, wurcten sie sehr unruhig und wanderten dem Seestrande zu, ohne, denselben jedoch zu erreichen. Jetzt ira Winter war der Wandertrieb wieder vollst~ind!g eingeschlumraert.

Der Nussbeher (_IV. ca~Tocatactes ) war in Neu-Vorpornmern diesen Herbst zieralich h~ufig und wurde rnehrrnals, wie aueh in hiecklenburg, mit Tur&~s iliacus in den Dohnen gefangen.

Von der Weindros~el sah ich Ende December im Bartclshager Holz ~rie ~ei Rostoek (Wendfeld) raehrere Vogel, welche nach rnei- nera Bruder se[t 1858 in geringerer oder grosser Zahl alli~ihrlich bei :ihra/iberwintern.

Columba Oe~as wurde Ende December yon rnir zu wiederhoIten Malen beoabachtet und ein Exemplar ($) davon gesehoSsen.

B a r t h , den 31. December 1864.

A u e h e i n J~a~tu# C o U ~ t o s i s ]gKusef 'Jinger.

Herr A/exander yon H o m e y e r erw~hnt in diesern JournaI, XIV. Jahrgang, i866, S. 71, dass er zweirnal Lanius collurlo als M~usef~nger beobachtete.

Ira Jahre i859 erlebte ich einen ahnlichen Fall auf meinera in tier N~ihe Yon Prag gelegenen Gate.