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15 Schülerinnen der siebten und achten Klassen hatten an der Schreibwerkstatt teilgenommen. Unter der Anleitung des türkisch- stämmigen, bundesweit bekann- ten Lyrikers verfassten auch sie persönliche Texte: Janine (13) schrieb über ihren vor zwei Jah- ren verstorbenen Vater, Farhana (15) über die Verwirklichung ih- rer Träume, Andrea (14) über die Orte, an denen sie zu Hause ist und die für sie Heimat bedeuten. Die Versform Akrostichon (Deutsch: Leistenvers) lernte die 14-Jährige kennen und erarbeitete ein kleines Gedicht über ihre Zu- hause. Die Anfangsbuchstaben der Verszeilen hintereinander ge- lesen, ergeben die Worte „Mein Zuhause“. Beim Bergfest des Stader Mo- dellprojekts „Du bist wichtig“ im Juni lasen zwei der 15 Schülerin- nen ihre Texte vor. Drei Schülerinnen schreiben ein Papa war für mich der beste Papa auf der Welt. Ei- nen besseren konnte ich mir gar nicht vorstellen. Wir haben immer zusammen gespielt, als ich klein war und vor zwei Jahren. Er hat auch immer meine Lieblingssuppe Brotsuppe gemacht. Oder auch immer meine Lieblings-Baguettes mit Hack- fleisch und Käse. Ich hatte mich immer darauf gefreut. Er ist im- mer mit mir, als ich klein war, in den Park gefahren oder auch an die Elbe. Dort sind wir dann im- mer mit meiner Mutter spazieren gegangen und haben Muscheln gesammelt. Er hat mir meine Schaukel und mein Fahrrad repa- riert. Er hat immer mit mir Ritter und Magie-Spiele am PC gespielt. Ich hab mich besonders gefreut, als er mir einen Hamster aus Po- len als Geschenk mitgebracht hatte. Auch als wir in Polen wa- ren, sind wir zusammen spazieren gegangen. Ich hatte es immer ge- liebt, mit meinem Papa Zeit zu verbringen. Wir hatten immer ei- ne Menge Spaß zusammen, zum Beispiel, als ich die Elch-Statue hinauf klettern wollte. Ich denke gerne an die Zeit zusammen zu- rück. Er hatte auch jedes Verspre- chen gehalten, das er mir gab. Ich vermisse meinen Papa sehr. Mein Papa fehlt mir ein Leben war und ist voller Neid. Alle wollen, dass ich seine Söhne heirate, obwohl das mein Leben ist und nicht von de- nen. Ich möchte mal ganz einfach leben, ohne etwa zu hören, deine Verwandten sind neidisch … Ich lebte in Pakistan und mein Leben war die Hölle. Ich war mal so sechs Jahre alt, bevor ich nach Deutschland kam. Ich war klein und musste mit ansehen, wie mei- ne Mutter fast von meinen Ver- wandten umgebracht wird. Ich selbst muss heulen, wenn ich schon daran denke, wie die Zeit für mich schlimm war und für meine Brüder … Nach ein paar Jahren kam ich nach Deutschland und freute mich, dass ich hier zur Schule ge- hen darf, was ich in Pakistan nicht konnte, weil man hatte Angst, verschleppt zu werden, obwohl ich zu einem Internat ging … Ich war sehr schlau oder hoch begabt, aber durch Angst konnte ich nichts anfangen mit meinen Talenten … Hier kann ich mit anderen et- was machen, ohne Angst zu ha- ben, dass jemand hinter meiner Mutters Leben her ist. Pakistan ist für mich meine Heimat, weil ich da meine Religi- on und ein paar schöne Erlebnis- se hatte. Ich möchte mal so leben wie ich will. Alles machen was ich will. Mein Leben in den Griff be- kommen. Ich mag nicht so gut in der Schule sein, aber ich habe Träume, die ich wirklich erfüllen will. Ich möchte und will nicht so leben, wie meine Bekannten, die direkt heiraten und Kinder be- kommen … Ich möchte nicht so sein wie die. Ich möchte mal so richtig was machen, ich gehe nicht um- sonst zur Schule. Ich will nicht wie im Mittelalter leben, sondern etwas schaffen. Zurzeit kommt mir alles so vor, als wäre meine Heimat Deutsch- land, aber so ein Gefühl habe ich für Pakistan, aber ehrlich gesagt war ich mal in Mekka und da kam mir sofort, dass ich da leben will. Ich bin nicht die, die irgend- wo stehenbleibt, sondern die, die alles kennenlernen will … So leben wie ich will Verse ein Zuhause ist in Stade. igentlich bin ich am liebsten in Spanien. ch habe einen Hund, einen West Highland White Terrier namens Randy. atalia heißt meine Schwester. uhause ist es sehr schön. nbedingt will ich perfekt Keyboard spielen. ausaufgaben mag ich nicht so gerne. us Spanien kommen meine Eltern. nd in Spanien ist es sehr schön und warm. ommerferien in Spanien liebe ich. igentlich will ich gerne öfters nach Spanien fahren. Meine Heimat ist für mich in Spanien, weil dort meine ganze Familie lebt und ich mich dort sehr wohl fühle. Ich liebe es, die Sommerferien in Spanien zu verbringen, weil es dort so warm und schön ist. Stader Tagblatt, 2. Juli 2014

BUCH-TIPP Drei Schülerinnen schreiben - Nevfel Cumart€¦ · Disco Garage in Buxtehude. ... der Oberstufe deshalb für zu hoch. Die vom Schulministeri-um angekün-digte Rückkehr

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B/S ?*? - Nr. ?*? Mittwoch, 2. Juli 2014

BUCH-TIPP

„Generation Gren-zenlos – Welche Chancen er-öffnet uns Europa?“ Um dieszu diskutieren, lädt die Jugend-presse Deutschland gemeinsammit dem Deutschen Bundestagund der Bundeszentrale für po-litische Bildung 30 junge Me-dienmacher zum Jugendme-dienworkshop vom 5. bis 11.Oktober im Deutschen Bun-destag in Berlin ein. Die Teil-nehmer lernen Verknüpfungenzwischen der EuropäischenUnion und dem Bundestagkennen, treffen Abgeordnete,hospitieren in einer Haupt-stadtredaktion und berichtendarüber in einem eigenen Arti-kel in einer Ausgabe der Ver-anstaltungszeitung „politik-orange“. Die Teilnahme am Ju-gendmedienworkshop ist kos-tenfrei; Reisekosten und Über-nachtung werden übernom-men. Bis zum 21. Juli könnensich Jugendliche zwischen 16und 20 Jahren mit einem jour-nalistischen Beitrag zum The-ma „Generation Grenzenlos“bewerben. Weitere Infos unter:

www.jugendpresse.de/bundestag

MITMACH-TIPP

„Tatsächlich 13!“ von HeikeAbidi ist ein lustiges Buch fürMädchen von elf bis 14 Jahren.

Henriette wirdbald 13 Jahrealt und ist dau-erverliebt. Umihrem Traum,als Wissen-schaftsjourna-listin erfolg-reich zu wer-den, näher zukommen, eröff-

net sie einen Blog, der jungenMädchen den Weg durch diePubertät erleichtern soll. Darinschreibt sie zum Beispiel übereine „Ultimative bescheuertste-Elternwünsche-aller-Zeiten-Liste“. Nebenbei versucht siemit Hilfe ihrer coolen Oma, ihreigenes Liebesleben unter Kon-trolle zu bringen. Mir hat dasBuch gut gefallen, weil es sehrlustig geschrieben ist. Man ver-steht die Welt der Hauptfigurgut und es ist sehr witzig, wiewissenschaftlich sie an ihreProbleme herangeht. Aller-dings hat mir nicht so gut gefal-len, dass sich die Autorin ziem-lich oft wiederholt.

Stipendien sindnicht nur etwas für Wunder-kinder: Unter diesem Mottohilft die Beratungshotline „El-ternkompass“ bei der Stipen-diensuche. Seit 2011 wird daskostenlose Beratungsangebotder Stiftung der DeutschenWirtschaft vom Bundesministe-rium für Bildung und For-schung unterstützt. Der Eltern-kompass ist ein offenes Ange-bot, bei dem jeder anrufen undsich informieren kann. DasWissen um Stipendien, das derElternkompass vermittelt, gibtjungen Menschen schon zuSchulzeiten den Impuls, sichum ein Stipendium zu bemü-hen. Der Elternkompass istwerktags unter � 0 30/2 78 90 67 77 zu erreichen.Fragen können auch perE-Mail an M@il: service@eltern-

kompass.info geschickt werden.Weitere Infos gibt es unter:

www.elternkompass.info

15 Schülerinnen der siebten undachten Klassen hatten an derSchreibwerkstatt teilgenommen.Unter der Anleitung des türkisch-stämmigen, bundesweit bekann-ten Lyrikers verfassten auch siepersönliche Texte: Janine (13)schrieb über ihren vor zwei Jah-ren verstorbenen Vater, Farhana(15) über die Verwirklichung ih-rer Träume, Andrea (14) über dieOrte, an denen sie zu Hause istund die für sie Heimat bedeuten.Die Versform Akrostichon(Deutsch: Leistenvers) lernte die14-Jährige kennen und erarbeiteteein kleines Gedicht über ihre Zu-hause. Die Anfangsbuchstabender Verszeilen hintereinander ge-lesen, ergeben die Worte „MeinZuhause“.

Beim Bergfest des Stader Mo-dellprojekts „Du bist wichtig“ imJuni lasen zwei der 15 Schülerin-nen ihre Texte vor.

Drei Schülerinnen schreiben

ein Papa war für mich derbeste Papa auf der Welt. Ei-

nen besseren konnte ich mir garnicht vorstellen.

Wir haben immer zusammengespielt, als ich klein war und vorzwei Jahren. Er hat auch immermeine Lieblingssuppe Brotsuppegemacht. Oder auch immer meineLieblings-Baguettes mit Hack-fleisch und Käse. Ich hatte michimmer darauf gefreut. Er ist im-mer mit mir, als ich klein war, inden Park gefahren oder auch andie Elbe. Dort sind wir dann im-mer mit meiner Mutter spazierengegangen und haben Muscheln

gesammelt. Er hat mir meineSchaukel und mein Fahrrad repa-riert. Er hat immer mit mir Ritterund Magie-Spiele am PC gespielt.Ich hab mich besonders gefreut,als er mir einen Hamster aus Po-len als Geschenk mitgebrachthatte. Auch als wir in Polen wa-ren, sind wir zusammen spazierengegangen. Ich hatte es immer ge-liebt, mit meinem Papa Zeit zuverbringen. Wir hatten immer ei-ne Menge Spaß zusammen, zumBeispiel, als ich die Elch-Statuehinauf klettern wollte. Ich denkegerne an die Zeit zusammen zu-rück. Er hatte auch jedes Verspre-chen gehalten, das er mir gab.

Ich vermisse meinen Papa sehr.

Mein Papa fehlt mir

ein Leben war und ist vollerNeid. Alle wollen, dass ich

seine Söhne heirate, obwohl dasmein Leben ist und nicht von de-nen. Ich möchte mal ganz einfachleben, ohne etwa zu hören, deineVerwandten sind neidisch …

Ich lebte in Pakistan und meinLeben war die Hölle. Ich war malso sechs Jahre alt, bevor ich nachDeutschland kam. Ich war kleinund musste mit ansehen, wie mei-ne Mutter fast von meinen Ver-wandten umgebracht wird. Ichselbst muss heulen, wenn ichschon daran denke, wie die Zeitfür mich schlimm war und fürmeine Brüder …

Nach ein paar Jahren kam ichnach Deutschland und freutemich, dass ich hier zur Schule ge-hen darf, was ich in Pakistannicht konnte, weil man hatteAngst, verschleppt zu werden,obwohl ich zu einem Internatging …

Ich war sehr schlau oder hoch

begabt, aber durch Angst konnteich nichts anfangen mit meinenTalenten …

Hier kann ich mit anderen et-was machen, ohne Angst zu ha-ben, dass jemand hinter meinerMutters Leben her ist.

Pakistan ist für mich meineHeimat, weil ich da meine Religi-on und ein paar schöne Erlebnis-se hatte.

Ich möchte mal so leben wieich will. Alles machen was ichwill. Mein Leben in den Griff be-kommen. Ich mag nicht so gut inder Schule sein, aber ich habeTräume, die ich wirklich erfüllenwill. Ich möchte und will nicht soleben, wie meine Bekannten, diedirekt heiraten und Kinder be-kommen …

Ich möchte nicht so sein wiedie. Ich möchte mal so richtigwas machen, ich gehe nicht um-sonst zur Schule. Ich will nichtwie im Mittelalter leben, sondernetwas schaffen.

Zurzeit kommt mir alles so vor,als wäre meine Heimat Deutsch-land, aber so ein Gefühl habe ichfür Pakistan, aber ehrlich gesagtwar ich mal in Mekka und dakam mir sofort, dass ich da lebenwill. Ich bin nicht die, die irgend-wo stehenbleibt, sondern die, diealles kennenlernen will …

So leben wie ich will

Verse

DISCO & CO.

Redaktion Jugendseite:��

KONTAKT

22 Uhr, in derDisco Garage in Buxtehude.22 Uhr, im Ta Töff in Bevern.22 Uhr. inder Mausefalle in Buxtehude.

22 Uhr, im Musikla-den in Heinbockel.22 Uhr. im Fiddler’sGreen in Stade.22 Uhr. in derMausefalle in Buxtehude.

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STANDPUNKT

Nach einem Sechs- bis Acht-Stunden-Schultag hat der ge-wöhnliche Oberstufen-Schülernoch längst nicht Feierabend.Zu den 34 Unterrichtsstundenpro Woche kommen durchHausaufgaben täglich bis zuzwei weitere Stunden dazu. Impraktizierten G-8-Schulsystemhalte ich die Anforderungen inder Oberstufe deshalb für zuhoch. Die vomSchulministeri-um angekün-digte Rückkehrzu G9 ist längstüberfällig. Fürdiejenigen, dievon der spätenEinsicht nichtmehr profitie-ren, muss esandere Entlas-tungen geben. Vorstellbar wäreeine Verringerung des Umfangsvon Hausaufgaben.

Mehrere stichhaltige Gründestützen diese These: Hausauf-gaben dienen eigentlich derVertiefung im Unterricht er-worbener Kenntnisse und de-ren Vorbereitung. Dieser sinn-volle Hintergedanke verfehltsein Ziel jedoch, sobald in derMehrzahl der Kurse ein zu gro-ßes Pensum erwartet wird.Dies führt langfristig zu einerVerschlechterung der Leis-tungsbereitschaft.

Hausaufgaben in einem an-gemessenen Umfang aufzuge-ben, würde der hohen schuli-schen Belastung zumindestteilweise entgegenwirken. DasFreizeitleben und damit auchdie freie Entfaltung der eigenenPersönlichkeit dürfen nichtweiter im stattfindenden Aus-maß beeinträchtigt werden.

Brisant ist auch der folgendeZustand: Ausreden bei verspä-teter Rückgabe von Klausurendurch Lehrer sollen unkom-mentiert akzeptiert werden.Das Argument, es gebe nochandere Kurse, ist ironischer-weise nur den Lehrkräften vor-enthalten. Würde ein Schülerunvollständige Hausaufgabendamit begründen, es gebe nochandere Lehrer, erfolgt in derRegel ein Eintrag ins Kursheft.Noten dürfen nicht länger Aus-legungssache sein, sondern dietatsächliche Leistung wider-spiegeln.

Auf wachsende Ansprüchean die Schüler müssen Entlas-tung und Verständnis folgen.Die Reduzierung von Hausauf-gaben ist speziell für die sinn-voll, die von der Rückkehr zumG-9-System nicht mehr profi-tieren. Bei zukünftigen, ein-schneidenden Entscheidungenin der Bildungspolitik müssendie Schüler deutlich stärker miteinbezogen werden.

ein Zuhause ist in Stade.

igentlich bin ich am liebsten in Spanien.

ch habe einen Hund, einen West Highland White Terrier

namens Randy. atalia heißt meine Schwester.

uhause ist es sehr schön. nbedingt will ich perfekt Keyboard spielen. ausaufgaben mag ich nicht so gerne. us Spanien kommen meine Eltern. nd in Spanien ist es sehr schön und warm.

ommerferien in Spanien liebe ich. igentlich will ich gerne öfters nach Spanien fahren.

Meine Heimat ist für mich inSpanien,

weil dort meine ganze Familielebt und ich mich dort sehr wohl

fühle.Ich liebe es, die Sommerferien in

Spanien zu verbringen,weil es dort so warm und schön

ist.

Stader Tagblatt, 2. Juli 2014