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158 Buehbespreehungen [ ZoitschriftK~176 Elektronen beobaehtet wurde, ist eine Beschleunigung der Polymerisation yon Methylmethakrylat durch die Gegenwart yon Hostalenpulver, nicht abet dureh die Gegenwart yon Kiesels~urepulver (bei niedrigen Be- strahlungsdosen polymerisiert MethylmethakaTlat, bei hohen Dosen tritt Vernetzung ein). Die praktisehen Anwendungen der neuen Verfahren bestehen einerseits in der Verbesserung der mechani- schen Eigensehaften yon Kautschuk (besonders der Be- stiindigkeR I gegen wiederho]te Biegebeanspruehung), andererseits in der Verbesserung der thermischen (u. U. auch mechanisehen) Eigenschafteu synthetischer Fa- sern, Verbesserung ihrer Anf/~rbbarkeit, Vergr6Berung der Best/indigkeit gegenfiber Anschmutzung und Ver- besserung ihres elektrostatisehen Verhaltens. An sieh miteinander unvertr/igliche Hoehmolekulare (samtliche Hochmolekulare sind normalerweise in fester Form mit- einander unvertr~glich) kSnnen durch teilweise be- wirkte Auflofropfung der einen Komponente auf die andere weitgehend mischbar gemaeht werden, wodurch grundsatzlich die M5gliehkeR zur Verspinnung bzw. zur Herstellung neuer Faserarten geschaffen wird, z. B. sind 70 Teile Polyvinylchlorid nit 30 Tei]en 1)olyacryl- nitril eeht misehbar, wenn die Halfte des Polyaeryl- nitrils dem Polyvinylehlorid als Ffrolofpolymerisat ein- verleibt wird. Als MaB der Mischbarkeit bzw. der Ver- tr/ig]iehkeit benutzt man die Koh~tsions-Energiedichte. Seh]ieBlich kann man Materialien wie Teflon, die normalerweise keine HIaftfahigkeit haben, dureh Auf- pfropfen yon Vinylaeeta~ odor Polyoxy/~thylen haft- f/ihig machen. Mit dem Nachweis der Konstitution der Pfropfpo]y- moron befaBte sich insbesondere der Vortrag yon Mark (Copolym6risation par greffage de mati~res p]astiques eL de caoutchouc), aber ~uch die Vortr~ge yon Lebel (Copolym~res greff6s, Structure, Propri6t6s), Charles- by (Distribution et homog@n6it6 ehimique du po]y~ ~thylOm greff6) und Houwink (Caoutchouc naturel modifi6 par greffage). Um die Konstitution eines Pfropfpo]ymeren zu unter- suchen, kann man mittels Ozon die Hauptkette zer- legen. Man untersucht nunmehr nit I-Iflfe der fibliehen Methoden die freige]egten Seitenketten. Dabei wird z. B. im Fail des Kautsehuks s dab Po]y- styrol als Seitenkette, also wahrend der Pfropfpoly- merisation, eine ebenso grebe Molekfi]l~nge erreicht, wie wenn die Polymerisation des Polystyrols sieh al]ein vo]lzogen h/ttte. Dasselbe gilt ffir Cellulose als Haupt- kette, Polyitthylenoxyd als Seitenkette. Zur Kenn- zeiehnung der mittleren Kettenl/inge der abgespaltenen Seitenkette kann man anstelie der Staudingersehen Viskositatsbeziehung aueh die Messung des Que]lungs- volumens benutzen, des nit der Ketten]~nge syste- matiseh ansteigt. Ob die Seitenketten (bei konstantem Prozentsatz yon Seitenketten) in Form yon wenigen groBen odor vlelen kleineren, Mso gleichm~Biger verteilten Seiten- ketten vor]iegen, laBt sich an Hand der Erniedrigungder Einfriergemperatur feststellen. Diese ist um so starker, je besser die Seitenketten verteilt sind. Buchbesprechungen Praktisehe 1)hysik~ Band ~. Von F. Kohl- rauseh-Graz. 20. Auflage. XII, 756 Soften nit 435 Abbildungen und 133 Tab ellen. (Stuttgart 1956, B. G. Teubner Verlagsgesel]schaft.) Preis: gob. DM 55,--. Hiermit liegt der zweite Band des ,,Kohl- rauseh ~ in der neuen Auflage -- in erfreulich ra- seher Fo]ge auf den 1955 ersehienenen ersten Band -- vor. Der praktisehe Nutzen des Werkes wird hierdureh aui~erordentlieh gesteigert. Mit den Kapiteln ,,Elektrizitgt und Magnetis- mus" sowie ,,Korpuskeln und Quanten" umfal~t er zwei besonders wichtige und umfangreiehe Teile der Experimentierteehnik, an Seitenzahl ebensoviel, als sie die 5 Kapitel des ersten Bandes zusammen be- ansprucht haben. Hinzu kommt der Tabellenteil nit einem Umfang von 135 Seiten. Das Grundsatzliche fiber das Werk wurde schon in der Besprechung des ersten Bandes (siehe Kol- loid-Z. 141, 48 (1855)) gesagt. Aueh ffir den zweiten Band konnten als Bearbeiter der einzelnen Ab- schnitte erste Kenner der Saehgebiete gewomlen werdon. Beim Uberlesen einzelner Absehnitte seines eigenen Faehgebietes empfand der l~ezensent eine erfreulich knappe und doeh alles wesentliehe er- fassende Darstellung. So ist z. B. unter den Me~- verfahren ffir komplexe Widerst~nde aueh die relativ neue und in praktischer I-Iinsieht sehr nfitz- liehe Doppel-T-Sehaltung naeh Turtle .erw~hnt. Wfinsche und Gedanken ffir evtl. Erg~nzungen bei sp~teren Auflagen stellen sieh bei einem solehen Werk jedoch bekanntlich erst dureh l~ngeren Ge- braueh heraus. Einige kurze Wiinsehe dfirfen ge- /iu~ert werden : Beim Absctmitt fiber Ni-Akkumu- latoren w~re der tIinweis angebraeht, dab man diese heute in sehr kleinen Ausffihruagen (als Knopfakku- mulatoren) nit brauehbarer Kapazit~t erhalt. Bei der Benennung yon Isolierstoffen f/illt auf, dab man start Trolitul, ein Firmenname, Polystyrol sagen sollte. Aueh Plexiglas, der Polyaeryls/~uremethyl- ester, existiert unter den welteren Firmenbezeieh- nungen Perspex und Luzite. Bakelit, Per- tinax, ebenso wie Stea$it sind dureh die Art des Druckes im gleiehen Kapitel 6.112 11 ja als Fir- menbezeiehnung gekennzeiehnet. Solehe kleine Wfinsehe k6rmen aber den Wert des Buches in keiner Weise mindern. Die/ilteren Auflagen des,,K o h 1 r a u s e h" zeiehne - ten sieh dureh einen Tabellenanhang aus, der in gesehiekter Auswahl die wiehtigsten Daten und funktionellen Zusammenh/inge umfaBte. Wenn man aueh heute ausffihrliehere und doch allgemein gut zug/~ngliehe reine Tabellenwerte in Gestalt des D'Ans-Lax und Staude besitzt, so h~lt es der l~ez. ffir sehr angenehm und riehtig, dab dieser Tabellenteil erg~nzt und erweitert worden ist. Der ,,Kohlrausch", nunmehr in dieser neuen Form komplett, wird welter der unentbehrliehe Ratgeber ffir jeden Experimentalphysiker blei- ben. F. It. Mfiller (Marburg) Chemie. Eine Einfiihrung. Von L. Pauling- Pasadena, Calif. Ubersetzt und bearbeite~ yon F. I-Iel fferieh - G6ttingen. VIII, 624 Seiten mit 191 Abbildungen, 3 Tafeln und 39 Tabellen (Weinheim 1956, Verlag Chorale). l~reis: geb. I)M 32,--. Mit tier ~bersetzung tier ,,General Chemistry" von Pauling, die schon in der englisehen Ausgabe bei uns viele Freunde erworben hat, ist des inter-

Buchbesprechungen

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158 Buehbespreehungen [ ZoitschriftK~176

Elektronen beobaehtet wurde, ist eine Beschleunigung der Polymerisation yon Methylmethakrylat durch die Gegenwart yon Hostalenpulver, nicht abet dureh die Gegenwart yon Kiesels~urepulver (bei niedrigen Be- strahlungsdosen polymerisiert MethylmethakaTlat, bei hohen Dosen tritt Vernetzung ein).

Die praktisehen Anwendungen der neuen Verfahren bestehen einerseits in der Verbesserung der mechani- schen Eigensehaften yon Kautschuk (besonders der Be- stiindigkeR I gegen wiederho]te Biegebeanspruehung), andererseits in der Verbesserung der thermischen (u. U. auch mechanisehen) Eigenschafteu synthetischer Fa- sern, Verbesserung ihrer Anf/~rbbarkeit, Vergr6Berung der Best/indigkeit gegenfiber Anschmutzung und Ver- besserung ihres elektrostatisehen Verhaltens. An sieh miteinander unvertr/igliche Hoehmolekulare (samtliche Hochmolekulare sind normalerweise in fester Form mit- einander unvertr~glich) kSnnen durch teilweise be- wirkte Auflofropfung der einen Komponente auf die andere weitgehend mischbar gemaeht werden, wodurch grundsatzlich die M5gliehkeR zur Verspinnung bzw. zur Herstellung neuer Faserarten geschaffen wird, z. B. sind 70 Teile Polyvinylchlorid n i t 30 Tei]en 1)olyacryl - nitril eeht misehbar, wenn die Halfte des Polyaeryl- nitrils dem Polyvinylehlorid als Ffrolofpolymerisat ein- verleibt wird. Als MaB der Mischbarkeit bzw. der Ver- tr/ig]iehkeit benutzt man die Koh~tsions-Energiedichte.

Seh]ieBlich kann man Materialien wie Teflon, die normalerweise keine HIaftfahigkeit haben, dureh Auf- pfropfen yon Vinylaeeta~ odor Polyoxy/~thylen haft- f/ihig machen.

Mit dem Nachweis der Konstitution der Pfropfpo]y- moron befaBte sich insbesondere der Vortrag yon Mark (Copolym6risation par greffage de mati~res p]astiques eL de caoutchouc), aber ~uch die Vortr~ge yon Lebel (Copolym~res greff6s, Structure, Propri6t6s), Charles- by (Distribution et homog@n6it6 ehimique du po]y~ ~thylOm greff6) und H o u w i n k (Caoutchouc naturel modifi6 par greffage).

Um die Konstitution eines Pfropfpo]ymeren zu unter- suchen, kann man mittels Ozon die Hauptkette zer- legen. Man untersucht nunmehr n i t I-Iflfe der fibliehen Methoden die freige]egten Seitenketten. Dabei wird z. B. im Fail des Kautsehuks s dab Po]y- styrol als Seitenkette, also wahrend der Pfropfpoly- merisation, eine ebenso grebe Molekfi]l~nge erreicht, wie wenn die Polymerisation des Polystyrols sieh al]ein vo]lzogen h/ttte. Dasselbe gilt ffir Cellulose als Haupt- kette, Polyitthylenoxyd als Seitenkette. Zur Kenn- zeiehnung der mittleren Kettenl/inge der abgespaltenen Seitenkette kann man anstelie der S taudingersehen Viskositatsbeziehung aueh die Messung des Que]lungs- volumens benutzen, des n i t der Ketten]~nge syste- matiseh ansteigt.

Ob die Seitenketten (bei konstantem Prozentsatz yon Seitenketten) in Form yon wenigen groBen odor vlelen kleineren, Mso gleichm~Biger verteilten Seiten- ketten vor]iegen, laBt sich an Hand der Erniedrigung der Einfriergemperatur feststellen. Diese ist um so starker, je besser die Seitenketten verteilt sind.

Buchbesprechungen Praktisehe 1)hysik~ Band ~. Von F. K o h l -

r a u s e h - G r a z . 20. Auflage. XI I , 756 Soften n i t 435 Abbildungen und 133 Tab ellen. (Stuttgart 1956, B. G. Teubner Verlagsgesel]schaft.) Preis: gob. DM 55,--.

Hiermit liegt der zweite Band des , ,Koh l - r a u s e h ~ in der neuen Auflage - - in erfreulich ra- seher Fo]ge auf den 1955 ersehienenen ersten Band - - vor. Der praktisehe Nutzen des Werkes wird hierdureh aui~erordentlieh gesteigert.

Mit den Kapi te ln ,,Elektrizitgt und Magnetis- mus" sowie ,,Korpuskeln und Quanten" umfal~t er zwei besonders wichtige und umfangreiehe Teile der Experimentierteehnik, an Seitenzahl ebensoviel, als sie die 5 Kapitel des ersten Bandes zusammen be- ansprucht haben. Hinzu kommt der Tabellenteil n i t einem Umfang von 135 Seiten.

Das Grundsatzliche fiber das Werk wurde schon in der Besprechung des ersten Bandes (siehe Kol- loid-Z. 141, 48 (1855)) gesagt. Aueh ffir den zweiten Band konnten als Bearbeiter der einzelnen Ab- schnitte erste Kenner der Saehgebiete gewomlen werdon. Beim Uberlesen einzelner Absehnitte seines eigenen Faehgebietes empfand der l~ezensent eine erfreulich knappe und doeh alles wesentliehe er- fassende Darstellung. So ist z. B. unter den Me~- verfahren ffir komplexe Widerst~nde aueh die relativ neue und in praktischer I-Iinsieht sehr nfitz- liehe Doppel-T-Sehaltung naeh T u r t l e .erw~hnt.

Wfinsche und Gedanken ffir evtl. Erg~nzungen bei sp~teren Auflagen stellen sieh bei einem solehen Werk jedoch bekannt l ich erst dureh l~ngeren Ge- braueh heraus. Einige kurze Wiinsehe dfirfen ge- /iu~ert werden : Beim Absctmitt fiber Ni-Akkumu- latoren w~re der tIinweis angebraeht, dab man diese

heute in sehr kleinen Ausffihruagen (als Knopfakku- mulatoren) n i t brauehbarer Kapazit~t erhalt. Bei der Benennung yon Isolierstoffen f/illt auf, dab man start T r o l i t u l , ein Firmenname, Polystyrol sagen sollte. Aueh Plexiglas, der Polyaeryls/~uremethyl- ester, existiert unter den welteren Firmenbezeieh- nungen P e r s p e x u n d L u z i t e . B a k e l i t , Per - t i n a x , ebenso wie S t e a $ i t sind dureh die Art des Druckes im gleiehen Kapitel 6.112 11 ja als Fir- menbezeiehnung gekennzeiehnet. Solehe kleine Wfinsehe k6rmen aber den Wert des Buches in keiner Weise mindern.

Die/ilteren Auflagen des , ,K o h 1 r a u s e h" zeiehne - ten sieh dureh einen Tabellenanhang aus, der in gesehiekter Auswahl die wiehtigsten Daten und funktionellen Zusammenh/inge umfaBte. Wenn man aueh heute ausffihrliehere und doch allgemein gut zug/~ngliehe reine Tabellenwerte in Gestalt des D ' A n s - L a x und S t a u d e besitzt, so h~lt es der l~ez. ffir sehr angenehm und riehtig, dab dieser Tabellenteil erg~nzt und erweitert worden ist.

Der , , K o h l r a u s c h " , nunmehr in dieser neuen Form komplett, wird welter der u n e n t b e h r l i e h e R a t g e b e r ffir jeden Experimentalphysiker blei- ben.

F. It . Mf i l le r (Marburg)

Chemie. Eine Einfiihrung. Von L. P a u l i n g - Pasadena, Calif. Ubersetzt und bearbeite~ yon F. I-Iel f f e r i e h - G6ttingen. VIII , 624 Seiten mit 191 Abbildungen, 3 Tafeln und 39 Tabellen (Weinheim 1956, Verlag Chorale). l~reis: geb. I)M 32,--.

Mit tier ~bersetzung tier ,,General Chemistry" von Pauling, die schon in der englisehen Ausgabe bei uns viele Freunde erworben hat, ist des inter-

Band 150 Heft 2 (1957) ] Buchbesprechungen 159

cssante Buch auch einem breiten Kreis von deut- schen Lesern, insbesondere den jungen Studenten, zuganglich geworden. Es ist ein ggnzlich anderes Buch, als wires sonst gewohnt sind, f/ingt ganz a l l gemein mit der Materie, ihrem Wesen und ihren Eigensehaften, dem atomaren Bau an, geht fiber zum Bau der Atome trod zu der auf dem Atombau bcruhenden Ordnung der Elemente im Periodcn- system, wobei in schr knapper Form die Eigen- schaften der Edelgase, yon Wasserstoff (2 ~ Seiten), Sauerstoff und Ozon (3 Seiten) eingestreut werden. In iihnlicher Weise werden dann auch in den fol- genden Kapiteln grundlegende lohysikalisch-chemi - sche Gesetze mit dcr ]~eschreibung chcmischer Tat- sachen verwoben, wobei den Abschnitten fiber die ehemisehe Bindtmg, fiber die Struktur der anorgani- sehen und organischen Verbindtmgen, fiber l~edox- reaktionen u.a. besondere Aufmerksarakeit ge- widmet ist. Erst auf S. 246 folgt ein Kapitd tiber die Eigenschaften der Gase und die Gasgesetze. Also auch hicr weicht des Buch in seinem Aufbau grundlegend yon den fiblichen Lchrbfichern der physikalisehen Chemic ab. l~unmehr folgen nach einem I~apitel fiber des Wasser und fiber L6sun- gen Abschnitte, die die Niehtmetalle und Metallc behandeln. Auch der organischen Chemie und Bio- chemic (bis zmn Feinbau der Proteine) ist ein Ab- schnitt yon 44 Seiten gewidmet. SchlieBlich folgen Kapitel fiber die Chemic des Siliciums, Thermo- chemic, l~edoxgleichgewichte und 14ernchemie.

Des Buch ist auBerordentlich lebendig und an- regend geschrieben, wobci ~bungsaufgaben, die a]lerdings an einen Anf~nger z. T. auBerordentlich hohe Anforderungen stellen und ibm leider keine Kontrolle durch Angabe der L6sungen erm6gli- chen, zu reger Mitarbeit auffordern. Ein kfihner Wurf, der die ganze Begeisterung und den bewun- dernswerten Optimismus des groI3en Forscbers und Lehrers ausstrahlt! Besonders dem physikaliseh- chemisch interessierten jungen Studenten karm des Buch n eb e n einem rnehr systematischen Lehrbuch der anorganischen, organischen bzw. physikali- schen Chemic als Erganzung w/~rmstens empfohlen werden, und der ~ltere Chemiker wird durch die tiber]egene Art, mit der in zusammenfassender Schau des theoretische Geb~iude der Chemic be- handelt wird, viele Anregungen erhalten k6nnen. Er wird dann schon ganz yon selbs~ erkennen, wo die Grenzen zwischen Thcorie und Praxis liegen: die bei einer solcben Darstellung notwendi- gerweme etwas stark zug'unsten des zusainmenfas- senden Prinzips verschoben sind.

Hervorzuheben ist schlieBlich noch die ausge- zeiehnete, durch zahlreiche sehr eindrueksvo]le Bilder und Tabellen liebevoll erganzte Ausstattung des Buches.

K. D i m r o t h (Marburg)

Einfiihrung in die konduktometrisehe Marl- analyse. Von C. I l s c h n e r - G e n s c h und K . E . S levogt -Wei lhe im/Obb. 32 Seiten mit 20Ab- bildtmgen und 6 Tabellen. (Weilheim/Obb. o .J . , Wissenschaftlieh-Technisehe Werkst~itten.) Ohne Preisangabe.

Die Bestimmung des melekularen elektrisehen Dipolmomentes dutch Messung der Dielektrizitiits- konstante. Von K . E . S l e v o g t und I-I. W a l z - Weilheim/Obb. 20 Seiten. (Weilheim/Obb. o .J . , Wissensehaftlich-Teehnisehe Werkstatten.) Ohne Preisangabe.

Beide kurze Broschfiren sind wohl schon (lurch die Kennzeichnung WTW als Gebrauehsanleitun-

gen zu yon der Firma gelieferten Apparaturen ge- dacht. Die erstc besehreibt Zweek und Durch- ffihrung konduktometriseher Titrationen, mit Illu- stration an MeI3beispielen, erggnzt (lurch Tabellen und Literatur. Die beteiligtc Autorin Frau Genseh hat selbst auf diesem Gebiet gro~e praktisehe Er- fahrung.

Die zweite soll dem Chemiker die Schwierigkeit flberwinden helfen, dab er ,,zur theoretischen Be- reehnung des Dipolmomentes aus den gemessenen JDK-Werten kein sehr weitgehendes zeitrau- bendes Literaturstudium treiben muB." Rcz. kann sich hier nieht einvcrstanden erklgren. Bei der in der Tat besonders einfachen und viel zu wenig bekamlten Auswertung nach I-Iedestrand fehlt in der Brosehfire die Angabe der I~onstanten A, B, C in Formel 5. Diese Formel h~itte man noch einfaeher folgendermaf3en schreiben sollen:

P2 = P1 m~ + O + e - - 2

e = D K , ~o = Diehte des L6sungsmittels,

wobei Index 1 sich auf das LOsungsmittel bezieht, 2 anf das Ge16ste und a, sowie b die Steigungsmasse ffir D K und Dichtc in dem in der Broschiire be- schriebenen Sinne bedeuten. Damit liegen die frag- lichen Konstanten A, B, C sofort lest, und die Fehler lassen sieh leicht fibersehen. Aber auch die Aussage, dab ,,bei verdfinnten LOsungen die Tem- peraturabh~ngigkeit die ,pr/~ziseste' Methode sein soll, da sie die Unsicherheit mit PUR umgeht", ist nieht ricbtig. Ffir den Ultrarot-Teil kOnnen im Gegenteil durch den L6sungsmittcleinfluB - - eben- so wie fiir des Dipolmoment - - selbst betr~eht- lich falsche Werte herauskommen. [Vgl. F. I-I. Mfil ler , Phys. Z. 85, 346 (1934)].

Es ist wohl nicht zu vermciden, dab bei Dis- kussion yon Zusammenh~ingen zwischen Struktur und Dipolmomcnt eine s eh r g e n a u e D i s k u s s i o n allcr nicht kurz darzustellenden Beeinflussungen unumganglich wird, wie man am besten aus dem kleinen Buch ,,Dipole Moments" yon Le F6vre, (London, 1953) ersicht.

Als Erg~nzung zur angegebenen Literatur: Ubrigens ist heute die umfangreichste Zusam- menstellung aller gemessenen Dipolmomente zu finden unter dem Titel ,,Tables of Electric Dipole Moments" yon L. G. Wesson (Cambridge, Mass. 1948); nicht im Landolt-B6rnstein.

F. H. Mfiller (Marburg)

Fasern aus synthetischen Polymeren. Heraus- gegeben yon 1~. Hil l-Manchester . ~;bersetzt yon A. S ippe l -F re iburg i. Br. XVI, 592 Seiten mit 222 Abbildungcn (Stuttgart 1956, Berliner Union GmbtI). Preis: ge..b. DM 88,--.

Die deutsche Ubersetzung dieses von ]~. t t i l l 1953 herausgegebenen und nun yon A. S i p p e l ins Deutsche fibersetzten Werkes von 18 namhaften Autoren hat in dcutschen Zeitschriftcn in letzter Zeit eine Reihe sehr zustimmender Beurteilungen erfahren. (Angew. Chem. 68, 1956 l%r. 16, 531/32; Chemiker-Ztg. 80~ Nr. 16, 533/34, 1956; Kunst- stoffe 46, l~r. 9, 427/28, 1956 u. a.). Es wendet sich sowohl an die in der Textilindustrie t~tigen Physiker und Chemiker, als aueh an den akademi- schen Forscherkreis, dem das Phanomen der Faser- bildung ein Problem sui generis darstellt.

I n vier Teile gegliedert (,,Die Synthese faser- bildender Polymerer", 196 Sciten, ,,Die Struktur faserbildender Polymerer", 138 Sciten, ,,Umwand- lung der Polymeren in ~Faserform", 82 Seit, en,

160 Buchbesprechungen Kolloid- Zeitschrif~

,,Eigenschaften und Anwendung", 124 Seiten) be- handelt es im ersten Toil die I~inetik (Verfasser I-I. Melville) und Energetik (M. G. Evans) der Polymerisationsreaktionen, die spezielle Herstel- lung faserbildender Vinylpolymeror (I~. B. Richards, L. B. Morgan, I. Harris), die Grund- lagen der Polykondensation und die speziellen Kondensationspo]yrneren {1R. J. W. 1%eynolds). Der zweite Toil umfal~t: 3/iolekulargewieht und Molekulargewichtsverteiltmg (F. D. I-lartley), die Molekfilstruktur und die Textur der Polymeren, die Struktur der kristallinen Bezirke und die Sehmelz- und Einfrierph~inomene ( B u n n ) . Der dritte Tell enthalt in einem einleitenden Kapi te i die Theorie der Lfsliehkeit von Polymeren (E. E. W a l k e r ) , bringt dann die wichtigsten Spinnverfahren, das Schmelzspinnen (1%. M. L o d g e ) , das NaBspinn- verfahren (I. M. Preston), das Troekenspinn- verfahren (W. Frey, A. Sippel). Bet vierte Teil enthiilt in gedr~ngter Form die speziel!en Eigen- schaften, die textile Verarbeitung und Anwendung der Polyamidfasern (A. E. M u n d e n ) , der Poly- esterfasern (I. M a r s h a l l , J. 1%. W h i n f i e l d ) , der Vinyl- und Acrylfasern (G. H. F r e m o n ) und wen- dot sich in dessen letz~em Kapitel dem Farben syn- ~hetiseher Fasern zu (T. V i e k e r s t a f f ) .

Das Work legt grfBeren Wer~ auf die theoreti- sehen Grundlagen als auf gechnologisehe Breite. Die Theorie des F/~rbevorganges ist atlerdings nur sehr ku rz behandelt, doeh wird dieser Mangel da- dutch gemildert, dab der Verfasser dieses Kapitels, T. V i e k e r s t a f f , im Literaturverzeichnis eine deutsche Ausgabe seines bekannten Werkes fiber diesen Gegenstand ankiindigt. - Dank der s~raffen 1%edaktion des Herausgebers i~t eine lehrbuch- artige Darstellung des Gesamtgebietes der synthe- tischen Fasern erzielt worden, die an Ubersiehtlieh- keit nichts zu wfinsehen iibrig 1/J.Bt.

Der l~bersetzer und Bearbeiter der deutsehen Ausgabe hat offensichtlich groBe Mfihe daraufver- wand~, dieses einzigartige Standardwerk dem deut- sehen Leser mundgereeht zu maehen. DaB ihm dies gelungen ist, verdient uneingesehriink.t.e Anerken- ~ung. Guter Stit m~d sachlich korrekte Ubersetzung sind urn so mehr hervorzuheben, als seine Aufgabe Vertrautheit mit sehr speziellen und z. T. nieht gerade einfachen faeh]ichen Disziplinen zur Vor- aussetzung hatte. Beispielsweise behandelt ein Kapitel die Thermodynamik makromolekularer LOsungen, wahrend ein sp~tterer Abschnitt der Verarbeitung von Po]yamidfiiden in Weberei, Wir- kerei und Strickerei einige Seiten widmet. Die den einzelnen Kapi te ln angeffigten Literaturverzeieh- nisse sind im Vergleieh zur englisehen Ausgabe be- tr/iehtlich erweitert worden. (In dieser sind, so- zusagen fflr den britischen Hausgebraueh, die angels~ehisehen Autoren bevorzug~ zitiert.) Aueh die Klarste]lung einiger wissensehaftlicher und techniseher l~riorit~tsfragen ist veto Ubersetzer nicht vergesse~ worden. Sehliet31ich hat er j/fl~gs~e Entwicklungen berficksiehtigt. So sind das Z i e gl e r- sche Polyathylen, die isotaktischen Polymeren yon Natta und die sogen. Grafts-Polymere in den Text aufgenormnen odor wenigstens als FuBnote ver- merkt.

Das Bueh ist sehr gut ausgestattet. Den in der Textilindustrie gatigen Physikern und Chemikern wird es unentbehrlich werden. Nicht woniger Sym- pathien wird es sich in den wissensehaftliehen Pflegestatten der makromolekularen Physik, Che- mic und Technologie der Universitaten und Hoch- schulen erwerben. O. NuB (Freiburg i. Br.)

Beitr~ige zur Geschichte der Technologic und der Alchemic. Von W. G a n z e n m f i l l e r - T f i b i n g e n . 389 Seiten mit 26 Abbildungen (Weinheim 1956, Verlag Chemic). Preis: geb. D1VI 29,--.

Die Suche nach dora ,,Stein der Weisen" m u f t e unsere Vorfahren eigen~lich zwangslaufig dazu fiih- ren, sieh mit den Geheimnissen des Glassehmelzens zu befassen; denn der Geist des Altertums und des 1Vii~t~elalters muBi~e sich tinter jenem ein Gebilde vorstellen, das sich dutch edelsteinartige Praeht auszeiehnet. Derartige Steine werden aber durch Glassehmelzen herstellbar. So h~ingt, wie der Ver- fasser in anregender, doeh oxakter Darstellungs- weise auseinandersetzt, die Alchemic der Vorzeit eng mit der Entwicklung technologischer Diszipli- nan, vor allem der Glasmaeherkunst, zusarnmen. Und so wird die elne I talf te des Buches besonderes Interesse bei den glastechnisch interessierten Lesern linden.

Die andere t ta l f te bringt eine Ffille interessanter Binge aus der Alchemic, 1%ezepte zum Goldmachen, Beschreibnng yon Ger~ten, der symbolischen Zei- chen usw. Die immer wieder hervortretende alles beherrschende Mystik, die fiber den Dingen wie ein z~iher Schleier liegt, die Verwobenheit yon Natur- erkenntnis, Theologie~ Schwindol und Machtgier lgBt es deutlich werden, wie hoffnungslos sehwierig die Entwicldung einer exakten Naturwissensehaft gewesen sein muB. Es ist ein greBes Verdienst des Verfassers und des Verlages, diese Dinge einem brei~eren Leserkreis ins Gedgchtnis zu rufen.

Erw'~hnt sei im einzelnen noch die Gesehichte des Goldrubinglases, die die Jgger des ,,Stein der Weisen" schon friihzeitig zu unbewuBten Kolloid- ehemikern gemacht hat, ebenso die Mitteihmg yon Mchemistisehon Rezepten, fiir die sich nach Angabe des Verfassers leider kein Chemiker gefunden hat, diese eimnal auszuprobieren. :[eden Chemiker wird es interessieren festzustellen, ob er nach derartigen Vorschriften arbeiten mSchte.

Im ganzen ein Bueh, daB allen Faehgenossen viol Freude bereiten wird.

J . S t a u f f (Frankfurt a. M.)

Zur Besprechung e ingegangene Bficher

(Bespreehung vorbehalten)

Bamford, C. H,, A. El l io t t and W. E. ianby-Maid- enhead, Berks. : Synthetic Polypeptides. Preparation, Struc- ture, and Properties (Physical Chemistry, Vol. V) XIII, 445 Seiten mit zahlrelchen Abbildungen (New York 1956, Academic Press, Inc.). Preis: geb. $ 10.--.

Berl, W. G.-Silver Spring, Md. (Hcrausgcber): Physical Methods in Chemical Analysis, Vol. IIL XII, 652 Seiten mit zahlreichen Abbildungen (New York 1956, Academic Press, Inc.). Preis: gob. $ 15.--.

Daniels, F., J. H. Mathews, J. W. Williams, P. Bender and 1%. A. Alverty-Wisconsin: Experimental Phy- sical Chemistry. 5. Auflage. XI, 482 Seiten mit 134 Abbfldun- gen (New York-Toronto-London 1956, l~IcGraw-I-Iill Book Company, Inc.). Preis: gob. s 2.9.--.

Eirich, F. R.-Brooklyn, N. Y. (Herausgeber) : Rheology. Theory and AppHeatlons. Volume 1. XIV, 761 Seiten mit zahlr. Abbildungen (New York 1956, Academic Press, Inc.). Preis: geb. $ 20.--.

Mundinger, F.-Tfibingen: ABC des Molkerellaborato- riums. 2. Auflage. VIII, 336 Seiten mit 243 Abbildungen (Berlin-Gfttingen-Hoidelberg 1957, Springer-Verlag). Preis: geb. DM 28,50.