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Bulletin des Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik Nr. 14/ Frühjahr 2017 Grüne Religion Neben den im ZRWP-Bulletin üblichen Gefässen fin- den die Lesenden auch ein Portrait unseres Partners in Freiburg, Paul Dembinski, einen Bericht von Laura Lots über eine „Buch im Fokus“-Veranstaltung in Luzern zu Martha Nussbaums Buch „Die neue religiöse Intoleranz“ sowie einen Bericht von Antonius Liedhegener zur Eva- luation des RWP-Studienganges. Ich wünsche anregende Lektüre. Markus Huppenbauer Geschäftsführender Direktor des ZRWP Liebe Leserinnen, liebe Leser Das vorliegende ZRWP-Bulletin nimmt mit „Grüne Religion“ ein Thema auf, das viele schon überwunden glaubten. Im Gefolge der Ökologiebewegung hatten sich auch einige Kirchen und Religionen dem Umweltschutz verschrieben. Dies kulminierte im „Frieden, Gerechti- geit und Bewahrung der Schöpfung“-Slogan der 1990er Jahre. Auch wenn der Umweltschutz nach wie vor ein zentrales Thema unserer Gesellschaft ist, scheint es um das kirchliche und religiöse Engagament in dieser Sache ruhiger geworden zu sein. Andere Probleme sind in den Vodergrund gerückt. Oder doch nicht? Neuerdings kon- statieren Forscher wie Bron Taylor eine weltweit wach- sende ökoreligiöse Bewegung. Auch der gegenwärtige Papst hat mit Laudato si‘ eine viel diskutierte Enzyklika zum Thema erlassen. Jens Köhrsen, der in Basel zum Kernteam des ZRWP gehört, untersucht solche Phänomene. Er legt in diesem Bulletin einen kurzen Bericht zum Phänomen der „Dark Green Religion“ vor. Ihm folgen die RWP-Studierende Nadine Brühwiler mit einem Text, der die päpstliche En- zyklika „Laudato si‘“ vorstellt, sowie Markus Huppen- bauer mit einer Glosse zum Thema „Grün als Lieblings- fabe Gottes“. Foto: Markus Huppenbauer 1 Inhalt Grüne Religion 1–4 Bericht ZRWP Träger 5 Publikationen / ZRWP Buchreihe 6 Veranstaltungen / Fachschaft 7 ZRWP Evaluation / Agenda 8 Impressum 8

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Bulletindes Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik

Nr. 14/ Frühjahr 2017

Grüne Religion

Neben den im ZRWP-Bulletin üblichen Gefässen fin-den die Lesenden auch ein Portrait unseres Partners in Freiburg, Paul Dembinski, einen Bericht von Laura Lots über eine „Buch im Fokus“-Veranstaltung in Luzern zu Martha Nussbaums Buch „Die neue religiöse Intoleranz“ sowie einen Bericht von Antonius Liedhegener zur Eva-luation des RWP-Studienganges.

Ich wünsche anregende Lektüre.

Markus HuppenbauerGeschäftsführender Direktor des ZRWP

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Das vorliegende ZRWP-Bulletin nimmt mit „Grüne Religion“ ein Thema auf, das viele schon überwunden glaubten. Im Gefolge der Ökologiebewegung hatten sich auch einige Kirchen und Religionen dem Umweltschutz verschrieben. Dies kulminierte im „Frieden, Gerechti-geit und Bewahrung der Schöpfung“-Slogan der 1990er Jahre. Auch wenn der Umweltschutz nach wie vor ein zentrales Thema unserer Gesellschaft ist, scheint es um das kirchliche und religiöse Engagament in dieser Sache ruhiger geworden zu sein. Andere Probleme sind in den Vodergrund gerückt. Oder doch nicht? Neuerdings kon-statieren Forscher wie Bron Taylor eine weltweit wach-sende ökoreligiöse Bewegung. Auch der gegenwärtige Papst hat mit Laudato si‘ eine viel diskutierte Enzyklika zum Thema erlassen.

Jens Köhrsen, der in Basel zum Kernteam des ZRWP gehört, untersucht solche Phänomene. Er legt in diesem Bulletin einen kurzen Bericht zum Phänomen der „Dark Green Religion“ vor. Ihm folgen die RWP-Studierende Nadine Brühwiler mit einem Text, der die päpstliche En-zyklika „Laudato si‘“ vorstellt, sowie Markus Huppen-bauer mit einer Glosse zum Thema „Grün als Lieblings-fabe Gottes“.

Foto: Markus Huppenbauer

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Inhalt

Grüne Religion 1–4Bericht ZRWP Träger 5Publikationen / ZRWP Buchreihe 6Veranstaltungen / Fachschaft 7ZRWP Evaluation / Agenda 8Impressum 8

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Eine neue dunkelgrüne Religion

Wenn Surfer von „Mother Ocean“ sprechen oder Wanderer die Schönheit der Natur bewundernd sich eins mit dieser fühlen, dann sind dies für Bron Taylor Indizien für eine neue, dunkelgrüne Religion: „Dark Green Reli-gion“ (Taylor 2010) sei, so Taylor, eine weltweit wach-sende ökoreligiöse Strömung. Die unterschiedlichen Ausdrucksformen dieser neuen Religion eint der Glaube an die Heiligkeit der Natur und ein starkes Verbunden-heitsgefühl zu dieser. Anhänger dieser Religion bezeich-nen sich zwar selbst nicht unbedingt als religiös, glauben aber, dass die Natur heilig und daher unbedingt schüt-zenswert sei.

„By dark green religion, I mean religion that con-siders nature to be sacred, imbued with intrinsic value, and worthy of reverent care. Dark green religion considers nonhuman species to have worth, regardless of their usefulness to human beings. Such religion expresses and promotes an ethics of kinship between human beings and other life forms.“ (Taylor 2008: 89)

Zur Verbreitung der neuen Religion tragen besonders moderne Massenmedien bei. Sie bieten entsprechende moralische Stimuli und Konstruktionshilfen für die indi-viduelle dunkelgrüne Religion. So finden sich in Filmen wie Bambi, Das Dschungelbuch, Tarzan, Ariel die Meer-jungfrau, Avatar und Serien wie Captain Future Hinwei-se für eine Sakralisierung der Natur. Werden die Inhalte von der ZuschauerIn entsprechend rezipiert, mögen sie zu einer grünen Bekehrung führen und/oder als Baustei-ne in deren individuelle dunkelgrüne Religion einfliessen. Bambi, Captain Future etc. werden damit zu potenziel-len öko-religiösen Leitfiguren, die den Glauben an die Heiligkeit der Natur vermitteln. Ob dieser Glaube dann jedoch auch in einem ökologischen Engagement der Anhänger mündet, ist eine offene Frage. Zu vermuten wäre ähnlich wie bei anderen Formen religiösen Glau-bens, dass eine Umsetzung in die (religiöse) Praxis nicht unbedingt erfolgt.

Das „Greening“ der Weltreligionen

Neben der Verbreitung einer diffusen „dunkelgrünen“ Religiosität lassen sich auch bei den „alten“ Weltreligi-onen wachsende Bestrebungen finden, den gegenwär-tigen ökologischen Herausforderungen wie dem Klima-wandel Rechnung zu tragen. Da diese Prozesse häufig mit theologischen Umdeutungsprozessen einhergehen (z.B. Eco-Theology im Christentum), wird mit Blick auf diese von einem „Greening“ der religiösen Glaubenstraditio-nen gesprochen. Sichtbar wird dieses „Greening“ etwa in einem zunehmenden Engagement religiöser Organi-sationen und Glaubensvertreter im Bereich der ökologi-schen Nachhaltigkeit: Beispiele hierfür sind etwa Papst Franziskus‘ Laudato si‘, Solar-Panels auf Kirchendächern,

Klimawandel und Naturschutz als Themen im Gottes-dienst und Religionsunterricht. Systematisch betrachtet können religiöse Organisation im Wesentlichen auf drei Weisen zum ökologischen Wandel beitragen (Koehrsen 2015): 1) öffentliche Kommunikation und Lobbying (z.B. öffentlichkeitswirksame Verlautbarungen), 2) Materiali-sierung des Wandels (z.B. Energieeffizienzmassnahmen in Kirchen), 3) Verbreitung nachhaltiger Werte und Welt-bilder (z.B. über Predigten oder Konfirmationsunterricht). Dabei sind die Erwartungen an religiöse Organisationen, dass sie ihre vielfältigen Einflusskanäle auch zugunsten von ökologischer Nachhaltigkeit nutzen, mitunter hoch. Dies zeigt sich etwa an der akademischen Debatte, die sich inzwischen rund um die Frage entwickelt hat, wie sich Religion zur ökologischen Umwelt verhält (bzw. verhalten sollte). Beiträge zu dieser Debatte sind häufig durch die Vorstellung geprägt, dass Religion eine zentra-le Rolle im nachhaltigen Wandel spielen kann (und soll-te), da sie durch ihre Weltbilder und Moralität – anders als Wissenschaft und Politik – menschliches Handeln be-einflussen und zu einem umfassenden Verhaltens- und Perspektivenwandel motivieren kann.

Vielfältige „Greening“ Tendenzen

Empirisch betrachtet lassen sich jedoch bereits unter den verschiedenen Strömungen des Protestantismus sehr unterschiedliche Umgangsweisen mit dem Thema ökologische Nachhaltigkeit feststellen: Während der libe-rale „mainline“ Protestantismus sich der „Erhaltung der Schöpfung“ verschrieben hat und dessen Anhänger in aktuellen Untersuchungen zu eher umweltfreundlichen Werteinstellungen tendieren, zeigen sich unter evange-likale Christen in den USA weniger umweltfreundliche

Die Wende zur universalen dunkelgrünen Weltreligion

Foto: Markus Huppenbauer

Grüne Religion

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und mitunter sogar blockierende Haltungen (Arbuckle und Konisky 2015; Barna Group 2007; Guth et al. 1995). Bei einem genaueren Blick finden sich jedoch selbst unter den Letztgenannten wiederum unterschiedliche Lager: Einerseits gibt es evangelikale Verbände, die sich poli-tisch zum Teil sehr erfolgreich für Arten- und Klimaschutz einsetzen, andererseits wehren sich andere Lager inner-halb der Evangelikalen vehement gegen ein „Greening“ – etwa unter dem Titel „Fighting the Green Dragon“ –, da sie mit dem theologischen Wandel eine radikale Ab-kehr vom Menschen und dessen materiellen wie spiri-tuellen Belangen befürchten (cf. Kearns 1997; Gardner 2003). Wir sehen also bereits beim Protestantismus ein vielfältiges und komplexes Bild.

Schliesslich ist auch mit Blick auf den Einfluss des „Greenings“ in den religiösen Gemeinschaften zu Vor-sicht vor verfrühten Schlüssen angeraten. Auch wenn sich religiöse Führungspersönlichkeiten öffentlich zum Umweltschutz bekennen, bedeutet dies nicht, dass Um-weltschutzkonzepte und nachhaltige Lebensstile flä-chendeckend in den Gemeinschaften umgesetzt werden. Etwa engagiert sich in der Schweiz bereits seit 1986 die ökumenische Organisation „oeku Kirche und Umwelt“ für die Umsetzung ökologischer Massnahmen in katho-lischen und reformierten Gemeinden. Trotz starken En-gagements stecken die Prozesse in vielen Gemeinden jedoch noch in den Kinderschuhen, während sie in ande-ren Gemeinden kaum Beachtung finden.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass trotz grundsätzlicher Tendenzen der Weltreligionen, sich dem Thema Nachhaltigkeit stärker anzunehmen, von einem einheitlichen „Greening“-Prozess in den religiösen Ge-meinschaften nicht die Rede sein kann. Stattdessen er-folgt das „Greening“ unregelmässig und hinterlässt ganz unterschiedliche Grüntöne bei den verschiedenen religi-ösen Gemeinschaften.

Das Greening als Bestandteil der dunkelgrünen, uni-versalen Weltreligion

Taylor vermutet, dass das „Greening“ der Weltreligi-onen Teil eines grösseren Prozesses ist, nämlich der Bil-dung einer weltweiten “Dark Green Religion“. Anhän-ger traditioneller Religionen, die sich für das „Greening“ ihrer Religionsgemeinschaft einsetzen, sind zugleich als Anhänger der „Dark Green Religion“ zu verstehen. Sie widmen sich also der Konstruktion einer weltweiten dunkelgrünen Religion, die die Grenzen der klassischen Weltreligionen überschreitet: Eine neue Weltreligion,

umfassender als alle anderen Weltreligionen, da die eins-tigen religiösen Grenzen angesichts der omnipräsenten Heiligkeit der Natur für sie irrelevant sind.

Danksagung

Für ihre hilfreichen Verbesserungshinweise und Korrek-turen danke ich Rahel Weber.

Prof. Dr. Jens KöhrsenUniversität Basel

Literaturverzeichnis

Arbuckle, Matthew B.; Konisky, David M. (2015): The Role of Religion in Environmental Attitudes. In: Social Science Quar-terly 96 (5), S. 1244–1263. DOI: 10.1111/ssqu.12213.

Barna Group (2007): Born Again Christians Remain Skeptical, Divided About Global Warming. Ventura, California (Research Releases in Culture and Media). Online verfügbar unter htt-ps://www.barna.com/research/born-again-christians-remain-skeptical-divided-about-global-warming/#

Gardner, Gary T. (2003): Engaging Religion in the Quest for a Sustainable World. In: Worldwatch Institute (Hg.): State of the world, 2003. A Worldwatch Institute report on progress toward a sustainable society. New York: W. W. Norton & Company, S. 152–175.

Guth, James L.; Green, John C.; Kellstedt, Lyman A.; Smidt, Corwin E. (1995): Faith and the Environment. Re-ligious Beliefs and Attitudes on Environmental Policy. In: American Journal of Political Science 39 (2), S. 364. DOI: 10.2307/2111617.

Kearns, Laurel (1997): Noah‘s Ark Goes to Washington: A Profile of Evangelical Environmentalism. In: Social Compass 44 (3), S. 349–366. DOI: 10.1177/003776897044003004.Koehrsen, Jens (2015): Does religion promote environmental sustainability? - Exploring the role of religion in local energy transitions. In: Social Compass 62 (3), S. 296–310. DOI: 10.1177/0037768615587808.

Taylor, Bron (2008): From the Ground Up: Dark Green Re-ligion and the Environmental Future. In: Donald K. Swearer (Hg.): Ecology and the Environment: Perspectives from the Humanities: Harvard University Press, S. 89–107.

Taylor, Bron Raymond (2010): Dark green religion: nature spi-rituality and the planetary future: Univ of California Press.

Foto: richardlyons

Grüne Religion Bulletin Nr. 14 / Frühling 2017

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Grün - Gottes Lieblingsfarbe? - eine Glosse

Die erste Farbe in der Bibel ist das Grün der Pflan-zen, die Gott erschaffen hat. Gottes Lieblingsfarbe könnte also - um ein Bild von Kurt Marti aufzuneh-men - grün sein.

Auffallend ist vor diesem Hintergrund: Die meis-ten Gläubigen der christlichen Tadition haben Gott nicht im Grün der freien Natur angebetet, sondern dafür mehr oder weniger kunstvolle Gotteshäuser aus Stein, Mörtel und Holz gebaut. Gott, das wird hier sinnlich erfahrbar, ist nicht mit der Natur zu identifi-zieren. Die Kontemplation der Natur wird unterschie-den von der Gottesverehrung.

Dass die christliche Theologie Gott und Natur un-terscheidet, das könnte einen Grund darin haben, dass die Natur ambivalent ist. Natur ist nicht nur Le-bensgrundlage der Menschen, auch Destruktivität, Aggressivität, Katastrophen gehören zur Natur, auch der Natur der Menschen. Dies nicht mehr ernst zu nehmen, ist ein blinder Fleck derer, die Natur und „natürliche Lebensweisen“ idealisieren oder im Rah-men von „Dark Green Religion“ gar von der Heilig-keit der Natur reden.

Es sei dahin gestellt, ob Grün wirklich die Lieblings-farbe Gottes ist. Ob er sich mit „Dark Green Religi-on“ (Taylor) anfreunden kann, würde aber manche/r fromme Christ/in in Frage stellen.

Prof. Dr. Markus HuppenbauerUniversität Zürich

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von Kirche und Theologie umstritten ist.

Nadine Brühwiler, RWP-Studierende (Universität Lu-zern). Der Text fasst eine Seminararbeit der Verfasserin zusammen.

Laudato si’: Verschränkung von individueller und institutioneller Verantwortung

Die 2015 erschienene päpstliche Sozialenzyklika Lau-dato si‘, weitläufig als Öko-Enzyklika bekannt, geht von einer Beschreibung real existierender Zustände der Welt aus. Die daraus folgende Technik- und Wirtschaftskritik wird von Papst Franziskus direkt mit ökologischen und sozialen Themen in Verbindung gebracht. In diesem Zu-sammenhang fragt er auch nach der Verantwortlichkeit bezüglich der negativen Folgen der wirtschaftlichen Glo-balisierung.

Die schärfste Kritik der Enzyklika an den Strukturen der Wirtschaft bezieht sich auf die zwanghafte Gewinn-maximierung des wirtschaftlichen Wettbewerbs. Hier-zu bedarf es des stetigen Wachstums, neuer Techniken und neuer Konsumprodukte, für welche keine ethischen Grenzen mehr akzeptiert werden. Das grenzenlos ge-dachte Wirtschaftswachstum benötigt Produktions- und Konsumstrukturen, die nicht nur die Umwelt in ihrer Vielfalt zerstören, sondern auch das im globalen Süden notwendige Wachstum zur Armutsbekämpfung auf-grund der bereits erreichten Überlastung der Biosphäre verunmöglichen.

Doch wer trägt die Verantwortung für die verursach-ten Schäden und gegenüber kommender Generationen sowie der Natur? Im Kontext einer globalisierten Wirt-schaft wird die Identifizierung von Verantwortungssub-jekten und die Zuschreibung individueller Verantwortung erschwert, da ein komplexes Netz von unterschiedlichen Akteuren eingebettet in komplexe Strukturen und Pro-zesse vorliegt. Der Tradition der katholischen Soziallehre folgend verweist die Enzyklika nicht nur auf die institu-tionsethische, sondern auch auf die individualethische Verantwortung.

Als Ebenbild Gottes sind die Menschen mit Moral und Autonomie ausgestattet und haben ihren Lebens- und Konsumstil zu verantworten. Aber auch die Gesellschaft mit ihren spezifischen Institutionen und Strukturen steht in der Verantwortung gegenüber den Verlierern der Globalisierung. Der Papst adressiert dabei insbesondere die Wirtschaft mit ihrer Gewinnorientierung, deren Ge-samtzweck sich nicht mehr auf das Gemeinwohl, son-dern auf Einzelinteressen bezieht. Zentral ist bei dieser geforderten Verantwortungsübernahme die gegensei-tige Wechselwirkung: Die moralische Gesinnung und das Verhalten der einzelnen Person hat Einfluss auf die Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Institutionen, die wiederum die Gesinnung und das Handeln der Individuen prägen.

Nicht nur die Bewohner nördlicher Industriestaaten, sondern auch jene südlicher Länder stehen nach Papst Franziskus in der Verantwortung gegenüber der Schöp-fung. Eine Umkehr fordert er daher von allen Bewohnern der Erde.

Die Enzyklika erfuhr schon kurz nach ihrem Erscheinen sowohl begeisterte Zustimmung wie auch heftige Kritik. Es wird damit deutlich, dass diese Art kapitalismuskriti-scher ökologische Ethik sowohl innerhalb wie ausserhalb

Grüne Religion

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Bericht ZRWP Träger Bulletin Nr. 14, Frühling 2017

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Das interdisziplinäre Institut für Ethik und Menschen-rechte (IIEDH) wirkt seit rund 25 Jahren an der Univer-sität Fribourg. Es nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Universität ein, da es Forschung und Lehre in Zu-sammenarbeit mit allen Fakultäten erbringt. Über viele Jahre standen die Unteilbarkeit und Interdependenz der Menschenrechte, kulturelle und wirtschaftliche Men-schenrechte sowie die Wirtschaftsethik im Zentrum der Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren kamen die Themen Altern, Umweltethik sowie die Geschichte der Menschenrechte als neue Forschungs- und Lehrschwer-punkte hinzu. Der in Fribourg angebotene CAS “Cure de philosophie pour cadres” wird primär von Mitgliedern des Instituts getragen.

Geleitet wurde das Institut über viele Jahre von PD Dr. Patrice Meyer-Bisch, einem Brückenbauer zwischen den Disziplinen sowie zwischen Theorie und Praxis. Er war auch die treibende Kraft hinter der Freiburger Erklärung zu kulturellen Menschenrechten. Das Institut arbeitet heute unter der Leitung eines Direktoriums mit breit-gefächerten Interessen: Der Jurist Prof. Christof Riedo hat den Schwerpunkt im Strafrecht; der Theologe Prof. Thierry Collaud arbeitet zu Themen wie Bioethik, Sozial-ethik, Verletzlichkeit und Alzheimer; der Ökonom Prof. Paul Dembinski konzentriert sich auf Wirtschaftsethik. Das Institut beschäftigt neben verschiedenen Projekt-mitarbeitenden drei Lehr- und ForschungsrätInnen: Der Philosoph und Koordinator des Instituts PD Dr. Bernard Schumacher forscht zu Themen wie Alterung, Ethik und Urteilsfähigkeit; die Historikerin PD Dr. Regula Ludi fo-kussiert auf Menschenrechte, Vergangenheitspolitik, Frauenrechte und Flüchtlinge; der Ökonom und Philo-soph Dr. Dominic Roser beschäftigt sich mit Fragen zur Wirtschaftsethik und Umweltethik. Das Institut organi-siert regelmässig Kolloquien, kürzlich z.B. ein Kolloquium im Gedenken an Emmanuel Levinas oder ein Workshop zu Autonomie mit Tom Beauchamp.

Portrait ZRWP-Träger: Paul Dembinski und das interdisziplinäre Institut für Ethik und Menschenrechte IIEDH der Universität Fribourg

Prof. Paul Dembinski erwarb das Doktorat in Volks-wirtschaftslehre in Genf und ist seit 1990 assoziierter Professor in Fribourg, wo er den Lehrstuhl für Interna-tionale Strategie und Wettbewerb innehat. Er fungierte als Experte für die OECD, UNCTAD und andere interna-tionale Organisationen und erstellte Studien für Kanto-ne und die Eidgenossenschaft.

Seit 1999 ist er verantwortlich für die Zeitschrift „Fi-nance & the Common Good/Bien commun“. Paul Dem-binski ist Direktor des “Observatoire de la Finance”, eines Think Tanks, der das Bindeglied zwischen der tech-nischen und der praktischen Finanzanalyse einerseits und den Erfordernissen des Gemeinwohls anderseits bildet.

Einige Publikationen des IIEDH

Riedo, Christof (2013). Wie man Grundrechte ausser Kraft setzt, in Aktuelle Juristische Praxis, 1525 ff.

Collaud, Thierry (2013). Démence et résilience, mobiliser la dimension spirituelle (Bruxelles: Lumen Vitae).

Dembinski, Paul (2017). Ethics and Responsibility in Finance (London: Routledge).

Schumacher, Bernard (2011). Death and Mortality in Con-temporary Philosophy (Cambridge: Cambridge University Press)

Ludi, Regula (2012). Reparations for Nazi Victims in Postwar Europe (Cambridge: Cambridge University Press).

Roser, Dominic und Christian Seidel (2016). Climate Justice. An Introduction (London: Routledge).

Wichtige Publikation von Paul Dembinski

„Ethique et Responsabilité en Finance – Quo Vadis?“ (Editions Revue Banque, Paris, 2015);

„Beyond the Financial Crisis: Towards a Christian Perspective for Action”, (mit Simona Beretta) (Caritas in Veritate Founda-tion, 2014);

„The Role of Large Enterprises in Democracy and Society” (Hrsg.) (Palgrave, London, 2010);

„Pratiques financières – regards chrétiens” (sous la direction) (Desclée de Brouwer, Paris 2009); und

„Enron and the World of Finance – a Case Study in Ethics” (Hrsg.) (Palgrave, London, 2005)

Prof. Dr. Paul Dembinski

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Publikationen / ZRWP Buchreihe

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Ethik von Banken

Hrg. von Manfred StüttgenZürich/Baden-Baden: Pano/Nomos 2017Aus der Reihe Religion - Wirtschaft - Politik, Bd. 17

In der Finanzindustrie zeichnen sich neue Spielregeln ab. Neben finanzieller Rendite gewinnen nicht-ökonomische Motive an Bedeutung: Anleger fordern nachhaltige Investments, Banken positionieren sich als sozial und umweltbe-wusst und Kapitalmarktakteure müssen die Verteilung von gesellschaftlichem Risiko und privatem Gewinn als fair legitimieren.Dieser transdisziplinäre Sammelband vereinigt Forschungsresultate, kritische Reflexionen und Denkanstösse führender Expertinnen und Experten aus den Bereichen Investment, Bankmanagement, Finanzethik und Moraltheologie aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Kanada und den USA.

Leadership und Verantwortung Grundlagen ethischer Unternehmensführung

Markus HuppenbauerZürich, Versus 2017

Unternehmen werden angeklagt, Menschenrechte und Umweltschutzstan-dards zu wenig zu respektieren. Managern wird vorgeworfen, nur ihr eigenes Interesse oder das der Investoren im Auge zu haben und so die berechtigten Interessen anderer Personengruppen zu missachten. Kurz, es mangle an ethi-scher Verantwortung in der Wirtschaft.Wie sollen Führungsverantwortliche mit diesen Herausforderungen umgehen? Markus Huppenbauer vertritt einen pragmatischen und libera len Ansatz: We-der ethischer Aktivismus noch defensive Reaktionen sind angesagt. Es gilt viel-mehr, die ethischen Herausforderungen in der Wirtschaft mit Besonnenheit und Vernunft anzugehen. Das Buch vermittelt die spezifischen Kompetenzen, um ethisch fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein besonderer Fokus liegt auf Fra-gen der Unternehmensführung und Führungsverantwortung.

Religiöse Identitäten und gesellschaftliche IntegrationHrg. von Edmund Arens, Martin Baumann, Antonius Liedhegener, Wolfgang W. Müller, Markus Ries

Zürich/Baden-Baden: Pano/Nomos 2017Aus der Reihe Religion - Wirtschaft - Politik, Bd. 18

Der Band liefert eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme zu Fragen von Iden-titäten und Religion und den daraus resultierenden Konflikten in Gegenwart und jüngerer Vergangenheit. Er geht zurück auf den universitären Forschungs-schwerpunkt „Religion und gesellschaftliche Integration in Europa (REGIE)“ der Universität Luzern und dessen Ringvorlesung im Jahr 2016. Er richtet sich an alle, die an einer wissenschaftlich abgestützten Verhältnisbestimmung von Re-ligionsgemeinschaften in der Moderne interessiert sind.

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Veranstaltungen / Fachschaft Bulletin Nr. 14, Frühling 2017

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Buch im Fokus: «Die neue religiöse Intoleranz» von Martha Nussbaum

Der Umgang mit religiösen Minderheiten ist zum Po-litikum geworden. Philosophische Leitlinien für die Kon-troversen über Minarett- und Burkaverbote beschreibt Martha Nussbaum in ihrem Buch «Die neue religiöse In-toleranz». Das Buch der US-amerikanischen Philosophin lockte am 20. Oktober 2016 über 80 Besucherinnen und Besucher an die Universität Luzern zur siebten Veranstal-tung der Reihe «Buch im Fokus». Dazu eingeladen hatten das Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) und die St. Charles Society. Eingangs fasste Daniel Spie-secke, Student des RWP Studiengangs, das Buch «Die neue religiöse Intoleranz» zusammen. Forderungen nach einem Verbot der Burka sind gemäss Martha Nussbaum weder im Recht begründet noch ethisch erforderlich – sie wurzeln viel mehr in der Angst vor dem Unbekannten. Als Gegenmittel fordert sie mehr Empathie für religiöse Minderheiten.

Auf geteilte Meinungen stiess diese Forderung nach Mitgefühl bei der anschliessenden Diskussion auf dem Podium, die Professor Antonius Liedhegener vom ZRWP moderierte. Hilmar Gernet, Direktor Kommunikation und Politik bei Raiffeisen Schweiz, sah Nussbaums Plädoyer als zu wenig anschlussfähig für die politische Kultur in der Schweiz. Anders als in den USA stellten hierzulan-de nicht Verfassungsrichter die letzte Instanz dar; Lösun-gen würden durch Verhandlung gefunden und seien auf demokratischem Weg auch revidierbar. Die Islamwissen-schaftlerin und Muslimin Rifa‘at Lenzin untermauerte demgegenüber die Bedeutung von Sympathie und Neu-gier ausgehend von ihren Erfahrungen im interreligiösen Dialog. Und der Einsiedler Abt Urban Federer überrasch-te mit der Aussage: «Ich sehe mich im Boot der Minder-heit.» Die Menschen nähmen sein Ordensgewand wahr als eine «Burka ohne Schleier».

Nur teilweise einig war sich die Runde auch in der Fra-ge, inwieweit sich Demokratie zur Lösung von Konflikten über Religion eigne. In Diskussionen über die Burka gehe es eigentlich nicht um Werte, sondern um Ängste, formu-lierte Federer; eine Einschätzung, die die Mitdiskutanten teilten. Die Aufgabe, rechtsstaatlich saubere Lösungen zu finden, wies Gernet der Politik zu. Zugleich wandte er sich gegen Stimmen, die unter dem Deckmantel einer ‹Wertedebatte› lediglich Stimmung machten. Lenzin gab zu bedenken, dass die Rechte einer Minderheit nicht vom Gutdünken der Mehrheit abhängen dürften; das Mehr-heitsprinzip biete hier keinen ausreichenden Schutz.

In der abschliessenden Diskussion mit dem Publikum zeigte sich, dass Martha Nussbaum mit ihren theoreti-schen Überlegungen auch in der Schweiz einen Nerv trifft. Offen wurden die negativen Emotionen angespro-chen, die eine Zuhörerin bei der Begegnung mit einer vollverschleierten Muslimin empfunden hatte. Mehrere Zuhörer brachen eine Lanze für mehr Wissen über Re-ligionen als Mittel gegen die Angst. Wie gewohnt fand die offene Diskussion beim Apéro ihre informelle Fort-setzung.

Laura Lots, MAWissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Luzern

Im Herzen Europa(s). Schweiz - Universität - 10. Studienjahrgang MA RWP

Das Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik lädt am Dienstag, 26.09.2017 anlässlich der Eröffnung des 10. Studienjahrgangs des MA RWP zu einem Diskus-sionsabend ein. Studierende, Alumni und Lehrende diskutieren auf dem Podium.Anschliessend sind alle herzlich eingeladen, beim Apéro das schon 10-jährige Bestehen des Masterstu-diengangs zu feiern.Der Anlass beginnt um 19:00 Uhr mit einer Begrü-ssung von Prof. Dr. Antonius Liedhegener, einem Grusswort des Rektors Prof. Dr. Bruno Staffelbach und der Studentin Nadine Brühwiler.

Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 7, Luzern. Anmeldung bitte an [email protected]

RWP-Fachschaft«Vernetzt denken» lautet ein Werbespruch für das ZRWP. Weil das Vernetzen der über die ganze Schweiz und manchmal darüber hinaus verstreuten StudentInnen nicht ganz leicht ist, ist es ein Anliegen der Fachschaft, euch regelmässig zu geselligen Aben-den zusammenzubringen. Das gilt vor allem für die Stammtische, aber auch für besondere Abende wie im vergangenen Semester etwa die Nacht der US-Wahl. Cora Alder, Daniel Spiesecke und Nadine Brühwiler vertreten ausserdem eure Anliegen vor dem Professo-rium und halten euch mit Infos zu interessanten Ver-anstaltungen rund um das ZRWP auf dem Laufenden. Neue Mitstreiter sind herzlich willkommen!Termine für das laufende FS 17:09. Mai: Alumni Anlass, Collegium Helveticum 02. Juni: Kreuzgangsfest im Grossmünster Zürich

Cora Alder, Nadine Brühwiler, Daniel Spiesecke

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ZRWP Evaluation / Agenda

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Dieses Bulletin ist das Informationsorgan des Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP, siehe auch www.zrwp.ch). Es erscheint zweimal jährlich im Frühjahrs- und Herbst semester. Redaktion: Markus Huppenbauer (mh) Layout/Satz: Eva Schaufelberger (es) Kontakt: [email protected] Geschäfts stelle: Universität Zürich, ZRWP, Kantonsschul-strasse 1, 8001 Zürich, Tel. 044 634 54 07.

Impressum

Do, 4.5. und Do, 11.5.2017Universität Basel, Kollegienhaus, Petersplatz 1, 18:15 UhrRingvorlesung «Die Ökonomie des Bösen»4.5. mit Hubert Knoblauch, TU Belin11.5. mit Peter van der Veer, Max Planck Institute for the Study of Religios and Ethnic Diversity, Göttingen

Do, 4.5. und Fr, 5.5.2017Tagung zum 10-jährigen Jubiläum des Religionswissen-schaftlichen Seminars an der Universität Zürich«Reflexive Religionswissenschaft»Universität Zürich, Kirchgasse 9, KIR-2-200 und Rämistrasse 59, SOC-1-106Programm: www.religionswissenschaft.uzh/de/jubiläums-tagung, Kontakt: [email protected]

Fr, 19.5.2017, 16:00 UhrPodiumsdiskussion und Buchvernissage «Vergötterung des Maktes?!» an der Universität Basel, Theologisches Seminar, Nadelberg 10, 4051 Basel

Fr, 19.5.2017, 16:15 bis 18:30 UhrÖffentliche Veranstaltung der SAGW «Islam in der Schweiz». Einführung und Kurzpräsentationen von

Agenda Jean-Jacques Aubert, Manuela Cimeli, Hansjörg Schmid, Meltem Kulaçatan, Martin Mark, Jean-Claude Marguet. Moderation der Podiumsdiskussion: Marie-Therese MäderUniS, Schanzeneckstr. 1, 3012 Bern

Do, 12.10.2017, 18:15 UhrBUCH IM FOKUS an der Universität Luzern, Frohburgstr. 3 Diskussion und Apéro (Anmeldung an [email protected])«Wieviel Markt verträgt die Schweiz? Ökonomische Streifzüge durchs Demokratieparadies», Hans Rentsch

Aktuelle Informationen sowie die Flyer zu den Veranstaltungen finden Sie auf: www.zrwp.ch/oeffen-veranstalt.htm

Gute Noten: MA RWP extern evaluiert

Der Joint Degree Master „Religion – Wirtschaft – Po-litik“ ist eine Kernaktivität des ZRWP. Der MA RWP ist 2008 gestartet und wird von den Universitäten Basel, Lu-zern und Zürich gemeinsam getragen. Gegenwärtig sind 50 Studierende aus der Schweiz und anderen, meist EU-Ländern für ihn eingeschrieben. Im Dezember 2016 en-dete die Anschubförderung des MA RWP durch die SUK. Grund genug, das Erreichte genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Studiengangleitung verständigte sich daher auf eine externe Evaluation. Das Qualitätsmanagement der Universität Luzern konnte für diese Aufgabe gewon-nen werden. Wolfgang Schatz und Magdalena Dampz befragten mit einer standardisierten Umfrage die Studie-renden und aktuellen Absolventinnen und Absolventen (Rücklaufquote 70,7%), holten Berichte und Statistiken von der Koordinatorin Frau Lucia Sidler und den Stand-orten ein, führten ein Gruppeninterview mit den Lehren-den des MA RWP und beriefen nach Zufallsauswahl als externen Gutachter Herrn Prof. Dr. Joachim Wiemeyer (Bochum), der den Master auf der Basis dieser Daten beurteilt hat. Im Februar hat das Qualitätsmanagement den abschliessenden Evaluationsbericht vorgelegt. Dort liest man: „Der Studiengang Religion – Wirtschaft – Po-litik ist der einzige dieser Art im deutschen Sprachraum (Deutschland, Österreich, Schweiz). Damit wird ein An-gebot auf einem Gebiet gemacht, das in absehbarer Zeit angesichts zunehmender Migrationsströme, inten-siver ökonomischer und kommunikativer Verflechtungen weltweit noch weiter an Relevanz gewinnen wird. (…)

Der Studiengang ist mit dem Forschungsnetzwerk ZRWP verschiedener Schweizer Universitäten verbunden. (…) Es ist ein Vorteil dieses forschungsorientierten Masterstu-diengangs, dass die Studierenden mit dem Forschungs-netzwerk verknüpft sind und vor allem mit dem Meis-terkurs in die Forschungsarbeit einbezogen werden.“ Gelobt wird auch der Berufsbezug des Masters: Er er-laubt Berufseinstiege mit eigenem Verantwortungsbe-reich oder Führungsaufgaben in einem breiten Feld, das vom Journalismus (Print, Radio, Fernsehen, neue Medi-en, Agenturen) über Religionsgemeinschaften, NGOs, Parteien und Verbände, Stabsstellen in Unternehmen (Öffentlichkeitsarbeit, Corporate Social Responsibility) bis hin zu kantonalen Regierungen und Verwaltungen (bes. Integrationsstellen, Diversitätsmanagement, Bil-dungsfragen) und staatlichen und politischen Bereichen auf der Bundesebene (Referententätigkeit, Parlaments-dienste, EDA, Bundesverwaltung) reicht.

Verbesserungsmöglichkeiten gibt es immer: Ge-wünscht wird von den Studierenden wie den Lehrenden für die Zukunft vor allem ein zusätzlicher Fokus auf die Methodenlehre, sowohl im Hinblick auf die beteiligten Fächer Theologie, Religionswissenschaft, Politikwissen-schaft und Wirtschaftswissenschaften als auch auf die speziellen Herausforderungen transdisziplinären For-schens. – Der umfangreiche, nicht zu Publikation ge-dachte Evaluationsbericht kann bei begründetem Inter-esse gerne eingesehen werden (Anfragen bitte an [email protected]).

Prof. Dr. Antonius LiedhegenerUniversität Luzern