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10 | # 03 WS 2015 Grenz wertig

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10 | # 03WS 2015

Grenzwertig

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  1 Impressum

 

2 Changing a never

running system!

 

4 Kackersti

  5 Habitualisierte Droge

  6 reise:echo

  8 Satt ist nicht genug

10 Wer den Wind sät

 

12 Jodel

13 Ist das Kultur?

14 lyrik:echo 

16 Studieren mitHandicap

 

18 Pro I Contra

 

19 Go ahead - create 

20 In Feindesland

22 Virtuelle Welten

23 Prachtstücke

24 Wo ist deine Ehre?

26 Schlagseite

28 campus´echo 

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Impressumcampus:echo erscheint zweimal pro Semester. Alle

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und nicht zwingend die der gesamten Redaktion wi-

der. Es ist den Autoren freigestellt, das generische

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Fabian Otto, Anna Schröder, Robin Seel, Tim

Seidel, Paul Siethoff

Bildredaktion, Satz und Layout:

Elias Domsch, Robin Seel, Viviana Warnken,

Danielle Weisheit

Lektorat:

Charlotte Krause, Anna Schröder, Frauke Siebls

Cover:Elias Domsch

Anzeigen:

Robin Seel

Druck:

City Druck GmbH Erfurt

Auflage:

2.000 Exemplare

Mit freundlicher Unterstützung

des Studierendenrates der

Universität Erfurt

Ähhhh….ditorial

Grenzen weisen immer ein Maß au. Bis hierhin und nicht weiter. Grenz-wertig ist alles, was noch im Bereich des olerierbaren ist: Noch ein klei-ner ropen mehr und es kommt zu einer Überschreitung mit nicht ab-schätzbarem Ausmaß.

In dieser Ausgabe diskutieren wir über die Vor- und Nachteile von Grenz-überschreitungen, über die Einschränkungen des menschlichen Daseinsund wie wir damit dennoch unser Leben meistern müssen. Abschließendwagen wir einen kritischen Blick au die Kausalität der weltoffenen deut-

schen Grenzen und deren Konsequenzen.

Robin

Auch online unterwww.twitter.com/campus_echowww.facebook.de/campus.echo

10 | #03

WS 2015 

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Technik, die begeistertTechnik muss einfach funktionieren, heißt

es überall. Wie langweilig! In der Disziplin

„kunstvolle Inszenierung technischer Defekte“

hat sich die Universität Erfurt nach jahrelan-

ger Arbeit einen internationalen Spitzenplatz

verdient. Beispiele gefällig? Im Selbstlern-

zentrum sind etwa 40 Computer im Einsatz

und etwa ein Viertel der Geräte ist nicht funk-

tionstüchtig. Die Meisterleistung ist jedoch,

dass defekte Computer auf einmal wieder zum

Leben erwachen, während andere funktionie-

rende Geräte wiederum den Dienst von heute

auf morgen verweigern. In den Sprachkursen

sorgt dieses Spiel jedes Mal aufs Neue für

Erheiterung. An dieser Stelle sei dem Rechen-

zentrum ein großes Dankeschön auszurichten,

welches Spielverderbern, die eine schnelle

Beseitigung der technischen Unregelmäßig-

keiten fordern, die kalte Schulter zeigt und das

Spektakel somit zuverlässig gewährleistet.

Doch wie ist es möglich, auch mit funktio-nierenden Computern die fröhliche Stimmung

zu bewahren? Zugegeben, dies gestaltet sich

nicht sonderlich einfach, wenn die Geräte

technisch auf der Höhe der Zeit sind. Hier be-

darf es schon eines genialen Serversystems,

welches die Computer kontrolliert ausbremst.

Mittlerweile bewegen sich die Meistertech-

niker in dieser Disziplin nahe an der Perfek-

tion, denn endlich haben die Computer ein

Arbeitstempo auf dem Niveau der frühen

Neunzigerjahre erreicht, womit ablenkende

Ausüge in die Welten von Facebook und Co.bald der Vergangenheit angehören dürften.

In letzter Zeit wurde viel Geld in High-Tech

investiert, doch den Verantwortlichen ist es

gelungen, diese in ihr komplexes System zu

integrieren. Einigen Fachbereichen stehen

mobile Whiteboards im Wert eines Klein-

wagens zur Verfügung. „Damit könnte man

doch viel anfangen“, würden Befürworter

argumentieren. Bloß nicht! Diese Geräte

sind viel zu empndlich, um sie anzufassen,

geschweige denn mit ihnen zu arbeiten. Daher

werden sie auch gut versteckt als Trophäen

des digitalen Zeitalters aufbewahrt. Wer hat,

der hat. Sollte es doch jemand wagen, eines

der Whiteboards zu nutzen, wird er spätestens

aufgeben müssen, wenn er es an einen der

vorhandenen Computer anschließen möchte,

denn diese sind nicht mit den High-Tech-

Tafeln kompatibel.

Des Weiteren wurden vor einiger Zeit hoch-

moderne Multifunktionsdrucker für sämtliche

Bereiche angeschafft. Doch immer wieder ha-

gelt es Beschwerden, dass diese nur Papierstau

produzieren und noch dazu ist das Auaden

der Thoska vielen zu umständlich. Das muss

aber so sein. Denkt doch an unsere Natur! Wer

maßlos kopiert und ausdruckt, trägt mit dazu

bei, dass die Regenwälder abgeholzt werden.

Mit den Druckern hat die Universität eine

sinnvolle Investition getätigt und somit einen

beachtenswerten Beitrag zum Umweltschutz

geleistet.

Mehr Schein als ScheinAuch wenn das Studium selbst die höchste

Priorität haben sollte, müssen Studenten

ihr Studium gewissenhaft organisieren und

Formalitäten akribisch einhalten. Mit hinrei-ßendem Engagement werden sie bei diesen

Aufgaben von der Abteilung Studium und

Lehre unterstützt. Besonderes Augenmerk

wird hierbei auf die Leistungsscheine gelegt.

Viele denken leichtsinnigerweise, dass es

genügt, wenn die Leistungspunkte im Noten-

bericht vermerkt sind. Weit gefehlt! Studium

und Lehre kennt die Universität Erfurt sehr

genau und weiß daher auch, dass man der an-

tiquierten Technik niemals vertrauen darf. Wer

also Wert auf seine Leistungsscheine legt, holt

sie sich persönlich in Papierform ab und be-wahrt sie katastrophensicher auf.

Aber einfach nur die Scheine abzuholen ist viel

zu eintönig. Daher haben sich kluge Köpfe eine

Art Schnitzeljagd ausgedacht, um das Scheine-

Sammeln aufregender zu gestalten. Leider nicht

immer, aber zumindest immer öfter benden

sich die Scheine nicht dort, wo man sie ver-

muten würde. Die spannende Suche kann also

beginnen. Hierbei wird dem Spieler einiges

abverlangt, denn er wird von Büro zu Büro

verwiesen und kann nirgendwo einen Hinweis

erhalten, weil sich niemand für das begehrte

Dokument zuständig fühlt. Einige Studenten

müssen die Suche verzweifelt aufgeben. Man

spricht also nicht umsonst von Leistungs-

scheinen. Wer jedoch diese Herausforderung

erfolgreich meistert, wird am Ende mit einem

QT belohnt.

Online war gesternWenn es um die Einschreibung in Lehrveran-

staltungen oder das Bereitstellen von Skripten

und anderem Zusatzmaterial geht, wird in

den meisten Studienrichtungen auf Metacoon

gesetzt. Schade, dass Metacoon so zuver-

lässig arbeitet und keinen Raum für Abenteuer

zulässt. Dieser technokratischen Monotonie

folgen aber zum Glück nicht alle Dozenten.

Bereits vor 15 Jahren wurde still und heimlich

an einem Online-Anmeldesystem, welches

exklusiv von den Sprach- und Literaturwis-

senschaften sowie dem Sprachenzentrum

genutzt wird, getüftelt. Seitdem bereichert

diese Online-Plattform das Studium aller Privi-

legierten, die sich nicht dem Metacoon-Zwang

beugen müssen.

Dieser Moment, wenn die Buchung eines Se-

minars kurz bevorsteht und das System pünkt-lich zur Buchungsfreigabe komplett abstürzt,

ist immer wieder ein Erlebnis. Ernsthaft, wer

möchte denn schon ein Seminar mit einem

spannenden Thema bei seinem Lieblings-

dozenten buchen, wenn sich am Ende doch

sowieso die Ernüchterung einstellt, dass das

Seminar nicht den hohen Erwartungen gerecht

wird. Andererseits haben die ganzen Panik-

buchungen aber auch ihren Reiz, denn ein ver-

gleichbarer Adrenalinkick wird einem sonst

nirgendwo an der Uni geboten.

Nebenbei ermöglicht es das Online-Anmel-

desystem den Dozenten, Skripte und andere

Dateien hochzuladen. Theoretisch könnte man

diese auch herunterladen, aber seit Semester-

beginn hat sich diese überüssige Funktion

von selbst verabschiedet. Nun wird auch der

Letzte begreifen, dass selbständiges Mit-

schreiben im Seminar einfach am effektivsten

ist. Zu guter Letzt verrate ich noch das Ge-

heimrezept dieser genialen Online-Plattform.

Man programmiere in kürzester Zeit eine mög-

lichst simple Plattform, von Kritikern als Not-

lösung verspottet, und lasse sie über die Jah-

re möglichst unverändert. Ansonsten könnte

so etwas Einfallsloses wie Metacoon ent-

stehen und wir wollen uns doch nicht noch den

letzten Spaß nehmen lassen, oder?

An der Universität Erurt läu nicht alles so, wie es eigentlich sollte. echnische Ausälle gehören zum Alltag und Fehlplanungen sowie

mangelnde Kommunikation zwischen den Beteiligten treiben so manchen ast zur Verzweiflung. Oder ist das Chaos vielleicht sogar gewollt?

Einige Anzeichen sprechen daür, dass hinter diesen Zuständen eventuell eine aktik steckt, die nur mehr Überraschungen bieten soll.

Womöglich befinden wir uns in einem Spiel und verstehen einach nur die Regeln nicht – oder nehmen alles zu ernst. Anhand von drei

Beispielen möchte ich demonstrieren, wie das Spiel unktioniert.

Change a never running system!

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 Autor 

Robert Horn

 Illustration

Debora Schiessl

Spaß beiseite. An der Universität Erfurt

herrschen in einigen Bereichen denitiv

chaotische Zustände, die sowohl Studenten

als auch Dozenten und Mitarbeiter täglich

frustrieren. Da hilft es auch nicht, den Är-

ger mit Sarkasmus zu überspielen. Vielmehrsind Lösungen gefragt. Außerdem erzählten

mir einige Kommilitonen, die zuvor an ande-

ren Hochschulen studiert hatten, dass hier in

Erfurt auffällig viele Dinge schief liefen. Es

wird also höchste Zeit, an den Missständen zu

arbeiten. Oder ist es dafür vielleicht schon zu

spät, weil alles bereits eingefahren ist?

Natürlich wäre es falsch, bestimmte Personen

in die Verantwortung zu ziehen. Ich denkeeher, dass ein Großteil der chaotischen Um-

stände auf mangelnde Kommunikation und

Kooperation innerhalb der Uni zurückzufüh-

ren ist. Würde die Absprache untereinander

besser funktionieren, dann könnten einige Pro-

bleme sicherlich beseitigt werden oder würden

erst gar nicht entstehen. Nach der ganzen

Kritik möchte ich nun aber auch ein ermun-

terndes Schlusswort aussprechen. Mittlerweile

hat uns Studium und Lehre die Möglichkeit ge-geben, unsere Immatrikulationsbescheinigun-

gen selbst auszudrucken und es funktioniert

sogar völlig unkompliziert. Das ist doch schon

mal ein Schritt in die richtige Richtung.

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Kapitel 1:

Verhalten in ungewohntensozialen Situationen(z.B.: Party)

Das Verhaltensmuster von Erstis lässt sich re-

lativ leicht ermitteln. Kurz gesagt geht es dar-

um, nicht aufzufallen – Die Masse ist klasse!

Am häugsten anzutreffen sind sie auf den

extra für sie angelegten Ersti-Partys. Voraus-

setzung: Kein Eintritt und viele Leute, die

man mindestens schon einmal gesehen hat.

Zumeist ergeben sie sich dem sozialen Druckvon anderen ihrer Art und zwingen sich so ge-

genseitig in Richtung Exitus, aus Angst vor

sozialer Isolation.

Haben sie genug Gerstensaft intus, trauen sich

die schüchternen Geschöpfe auf die Tanzä-

che - unter ständiger Beschallung durch Elek-

tro-Musik. Oberstes Ziel ist es, sich möglichst

unauffällig zu bewegen und beim Hin- und

Herschwanken der Beine die Hände sicher

am Flaschenhals zu platzieren. Dadurch sol-

len unkoordinierte Armbewegungen unter-bunden werden. Bevor ein Ersti einen Move

zu viel macht und sich unsterblich blamiert

oder schlimmer noch, sich einen Spitznamen

einfängt, sucht er doch lieber nach einer freien

Sitzgelegenheit. Puh – Glück gehabt!

Kapitel 2:Das Verhalten in unge-wöhnlichen Stresssituatio-

nen (z.B.: Klausurenphase)Jeder Ersti betrachtet die erste Klausur an ei-

ner Universität als eine spannende, persönlich-

keitsprägende Erfahrung, an die er noch mit

vollem Elan herangeht.

Schon während der Vorlesung wird jeder Satz

als potentiell klausurrelevant angesehen und

transkribiert. Skripte werden ausgedruckt,

intensiv studiert und peinlich genau mit ver-

schiedenen Markerfarben aufgehübscht.

Direkt nach der Lehrveranstaltung werden

in der Bibliothek Zusammenfassungen und

Lernpläne erstellt. Schnell häuft sich die An-

sammlung an Informationen und zwingt den

Ersti zur Kompensation des Stresses mittels

Alkohol oder Putzen der WG-Räumlichkeiten.

Die anfängliche Motivation mündet mit dem

Verstreichen jedes weiteren Semesters in im-mer größere Ernüchterung, wachsende Igno-

ranz bis hin zum berühmten Satz: „Ach, scheiß

drauf“.

Kapitel 3:Einstellung zur Triebbe-friedigung am Beispiel derNahrungsaufnahme

Die Kackerstis neigen vor allem zu Beginn ih-rer Studienzeit dazu, sich ausschließlich in der

Mensa zu ernähren. Gut und günstig – so die

vorerst angenommene Devise. Schnell steigen

die Ansprüche auf Qualitätsessen, besonders

wenn man von Zuhause Tiefkühlpizza und

„Sterni“ gewohnt ist. Bereits nach wenigen

Wochen hat das Subjekt alle Bestandteile ei-

nes typischen Mensagerichtes herausgefunden

und bemerkt, dass diese immer wieder rein zu-

fällig zusammengewürfelt werden. Nach spä-

testens einer Woche führen die hochtrabenden

Beschreibungen der Menüs selbst die Kacker-

stis nicht mehr in die Irre. Als Folge dieser un-

erwarteten Realitätserfahrung suchen sie nach

Alternativen und enden entweder im Hörsaal

7 vor einem Hamburger, der allerdings nicht

wirklich sättigt, oder in der Glasbox vor einem

lieblos zusammengequetschten Industriebröt-

chen.

Die vollkommen unvoreingenommene Beob-

achtung der Spezies Kackerstis zeigt, dass sie

sich in ihrem Verhalten an Personen höheren

Semesters orientieren und unmerklich lang-

sam anpassen. Dieser Assimilationsprozess

äußert sich in der Ablegung der oben genann-

ten Verhaltensweisen und kann auf jede belie-

bige Generation angewendet werden. Inter-

essant ist dabei, dass die Kackerstis – sobald

sie ein fortgeschrittenes Semester besuchen –

über die Nachfolger herziehen, um ihren zuvor

aufgestauten Frust durch die vorangegangenenDemütigungen zu kompensieren.

Eigenständigkeitserklärung:

 Diese Hausarbeit kann Spuren von Sarkas-

mus, Ansätzen von Diskriminierung und Bier-

weisheiten enthalten. Bitte wenden Sie sich bei

 Fragen an Ihren Dozenten oder Mentoren. 

Dieser Auszug einer Hausarbeit beschäigt sich mit dem Untersuchungsgegenstand Studienanänger und wurde in seinem natürlichen

Lebensraum - der Universität Erurt – im Zeitraum von ün Semestern beobachtet. Dabei wurde estgestellt, dass das Subjekt ein immer wiederkeh-

rendes Phänomen mit ähnlichen Ausprägungen darstellt: überneugierig, übermotiviert, überhysterisch und überordert. Die Kackerstis sind Rudel-

tiere und rotten sich bereits in der „SE“-Woche zusammen. Hier olgen ausgewählte Beispiele zur Verdeutlichung der Lebensweise dieser Spezies.

Kack|er|sti, der; (derb)

Euphorisierung für Studienanfänger

 Autoren 

Anna Schröder

Robin Seel

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Es ist Montag, kurz nach acht Uhr. Die erste

Herde an Studenten trottet in Richtung Uni.

Ihre Euphorie gleicht der von Komapatienten.

Die letzte Nacht hängt noch in den Schlupi-

dern. Kein Wunder also, dass die Hälfte die-

ser Zombies vorerst Richtung Glasbox

abbiegt. Denn bevor man sich dem Stress

des neuen Semesters und den Dozenten

mit vollkommen absurden Erwartungen

widmet, braucht man erst einmal Energie.

Ob die Club-Mate oder der Becher voll

Kaffee - hauptsache irgendein Mittel, das

den wattierten Kopf wieder anschaltet.

Und damit stehen die Erfurter Studenten

sicher nicht allein da. 160 Liter schwar-

zer Kaffee – so viel benötigt der Durch-

schnittsstudent im Jahr. Vor allem in der

Prüfungszeit stapeln sich die Tassen. Beieinem Durchschnittspreis von einem Be-

cher von etwa zwei Euro liegt man da-

mit im Jahr schon einmal bei 1280 Euro.

Nicht gerade ein Schnäppchen. Noch

teurer als Kaffee, der nach Espresso den

stärksten Koffeininhalt beinhaltet, sind

aber die Energydrinks. Bunt, knallig, süß

strahlen sie uns zwar an, sind aber längst

nicht so koffeinhaltig wie man annimmt.

Die gute alte Hipster-Mate platziert sich

(ziemlich abgeschlagen) sogar noch dar-

unter.Erstaunlicherweise landet auch Coca Cola

mit gerade mal 10 mg Koffein weit hinter

dem Schwarztee, der mit ganzen 35 mg

aufwarten kann und damit sogar gegen

die Energydrinks wie Monster, Rockstar oder

Red Bull (und dem traurigen Mate...) besticht.

Allerdings setzt hier die Wirkung nicht sofort

ein, sondern muss sich langsam entfalten.

Wenn jemand schon so viele Jahre als Gesell-

schaftsdrink auf dem Buckel hat wie der seit

575 v. Chr. hergestellte Kaffee, gibt es auch

eine Menge Studien dazu, die dem braunen

Zeug die erstaunlichsten Sachen bescheinigen.

Beim Abnehmen soll es helfen, gegen Diabe-

tes Typ 2 soll es vorbeugen und die sportliche

Leistung kann gesteigert werden, sodass Kof-

fein bereits bei vielen Sportarten auf der Do-

pingliste steht.

Doch natürlich gibt es auch die Pessimisten

unter den Wissenschaftlern. Von schlechten

Zähnen bis hin zu körperlichen extremen

Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrü-

che und Depressionen ist die Rede und außer-

dem droht vor allem das übermächtige Haupt-

problem: Abhängigkeit! Denn der ein oder

andere merkt inzwischen, dass er ohne seinen

morgendlichen Schluck Wachmacher zum

kommunikationsunfähigen, schlechtgelaunten

WG-Hass-Mitglied mutiert oder zwangsläug

keine Chance mehr hat, irgendeine Prüfung zu

bestehen. Aber kann man hier schon von einer

Koffeinsucht sprechen? Oder sind wir einfach

legendäre Ausredenernder?

Dafür jedenfalls spricht, dass tatsächlich

Entzugserscheinungen auftreten, wenn bei

Vieltrinkern die tägliche Dosis nicht mehr vor-

handen ist. Zwar kann man die Droge relativ

einfach wieder auf Normalmaß innerhalb kur-

zer Dauer reduzieren, doch in dieser Zeit treten

bei den meisten Menschen Kopfschmerzen,

Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive

Verstimmungen und sogar grippeartige

Beschwerden auf. Die Entzugserschei-

nungen zeigen sich erstmals nach zwölf

bis 24 Stunden, haben dann ihre höchste

Intensität nach einem bis zwei Tagen und

können bis zu neun Tage andauern.

Im Übrigen nützt ständiges Kaffeetrinken

sowieso relativ wenig, denn mit der Men-

ge werden wir auch immer toleranter und

unempndlicher gegen den Wirkstoff.

Die Folge: Wir brauchen immer mehr für

den ultimativen Energiekick. Daher hilfteine kleine „Durststrecke“ an Koffein

zwischendurch mehr als das Schlangeste-

hen vor der Glasbox. Darüber freut sich

dann auch der Geldbeutel.

Wie aber steht es nun allgemein mit dem

Bewusstsein um unseren täglichen Kon-

sum? Reektieren wir eigentlich noch,

wie viel wir trinken? Prinzipiell geht

wohl niemand davon aus, ernsthaft an

Kaffeesucht erkrankt zu sein (trotz hyste-

rischer Arztprognosen).

Mein Fazit jedenfalls lautet: Rauchen istteurer und längst nicht so nützlich. Und

hey, wenn man schon seit 575 v. Chr.

existiert, dann sollte man gefälligst mit et-

was mehr Respekt behandelt werden!

Wir „inhalieren“ es so gierig wie die letzte Zigarette aus der Schachtel. Wir verlangen es morgens, bevor wir überhaupt eine normale Konversation

starten können. Wir denken in den langweiligen Vorlesungen mit unstil lbarem Verlangen daran. Wir sind abhängig! Abhängig von einem Stoff,

den wir in allen möglichen Formen hemmungslos konsumieren können und der uns so pusht, dass wir auch nach nur drei Stunden Schla nochein Seminar oder eine Vorlesung überleben. Oh Koffein, du Allerheilmittel des Studentenlebens! Ob in Kaffee, Energiedrink oder auch dem guten

alten Kakao, wir finden dich überall: Doch ist uns eigentlich bewusst, wie o wir nach dir greien, wie teuer du bist und welche Geahren (aber

auch Nützlichkeiten) hinter deinen einzelnen Produkten stecken? Allgemein stellt sich doch die Frage: Brauchen wir dich wirklich?

Oder glauben wir nur dich zu brauchen?

Die habitualisierte Droge: Koffein in unserem Alltag

Können wir noch ohne?

 Autor 

Katharina

Brodale

 Illustration

Debora Schiessl

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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reise:echo

Roadtrip durch

Portugal

Das erste Studienjahr war erfolgreich gemeis-

tert und nun folgten drei Monate Semester-

ferien, eine lange Zeit, in der man viel erleben

kann und die die Hoffnung nach einer unver-

gesslichen Reise weckt. Was feststand: Meine

Schwester musste mit, es sollte in ein bisher

von uns noch unbereistes Land gehen, Meer

durfte nicht fehlen und das Ganze auch nicht

exorbitant teuer werden. Die Entscheidung el

auf Portugal. Das hatte wohlgemerkt nichts

mit der Ausstrahlung von „Die Bachelorette“zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache,

dass man dort unglaublich gut surfen kann.

Nach mehreren qualvollen Wochen mit stän-

dig wechselnder Schichtarbeit in einer etwa

40 Grad heißen und extrem lauten Fabrikhalle,

konnten wir unser 18-tägiges Abenteuer kaum

erwarten. Um Geld zu sparen, entschieden wir

uns, einen Billigieger mit nur einem 15kg

schweren Koffer zu buchen, welcher letztend-

lich keineswegs billig blieb und uns bereits

zu Beginn einige Nerven und hart erarbeitete

Moneten kostete. Nach einer Nacht – besser

gesagt ein paar Stunden – im Hotel, standen

wir nämlich um fünf Uhr morgens am Check-

in Schalter und wurden zu einer Zahlung von

90€ verdonnert. Wir hatten vergessen, die

Boardkarten auszudrucken.

Nach nur einer Nacht in einem kleinen Apart-ment einer jungen Portugiesin, die wir über

Airbnb gefunden hatten, ging es mit einem

Fernbus etwa 60 Kilometer in den Weste in die

Nähe von Lourinha. Unmittelbar am „Praia

da Areia Branca“ verbrachten wir eine Woche

in einem Surfcamp. Im sogenannten „Beach-

house“ wohnten wir mit 20 weiteren jungen

Leuten in Vierer-Zimmern, morgens wurde

gemeinsam gefrühstückt, anschließend ging es

zum Surfen. Abends wurde entweder gekocht,

gegrillt, Pizza an den Strand bestellt oder auch

mal ein Restaurant aufgesucht. Der Alkoholsowie andere „Genussmittel“ durften bei dem

ein oder anderen Abend natürlich auch nicht

fehlen. Eine tolle Woche mit wundervollen

Menschen, einigen unangenehmen Nasen-

spülungen, mal mehr mal weniger strahlende

Sonne und viel Spaß ging schneller vorbei als

gedacht. Für die restlichen zehn Tage hatten

wir uns noch keine genauen Gedanken ge-

macht, wir wussten nur, dass wir zurück nach

Lissabon und von dort aus weiter an die Algar-

ve fahren würden. Zurück in der Hauptstadt

kamen wir wieder in einer Unterkunft mittels

Airbnb unter, diesmal mitten in der schönen

Altstadt im Herzen Lissabons. Wer einmal hier

ist und in eine kleine Traumwelt eintauchen

möchte, sollte der Stadt namens Sintra – wel-

che etwa 25 Kilometer von Lissabon entfernt

liegt – einen Besuch abstatten. Zwar ist diese

überfüllt von Touristen, dennoch verzaubert

sie einen mit mystischen Parks, bunten Paläs-

ten und anderen Bauten.

Um exibler reisen zu können, mieteten wir

uns für die restliche Zeit ein Auto. Etwas naiv

glaubten wir, ohne Navigationssystem aus-

kommen zu können – Portugal ist ja schließ-

lich nicht besonders groß und Schilder gibt

es normalerweise auch an jeder Straßenecke.Nach nur wenigen Kilometern holte uns

 jedoch die Realität ein und wir mussten uns

eingestehen, dass wir ohne Navi vermutlich

doch nicht weit kommen würden. Glück-

licherweise verfügte unser bestens ausgestat-

teter Clio über eine Navigationsfunktion. Da

die Mautgebühren in Portugal ziemlich teuer

waren, strichen wir diese als mögliche Stre-

cken, ohne uns Gedanken darüber zu machen,

durch welche verlassenen Gegenden, kleinen

Dörfer mit engen Gassen und wilden Feld-

wege uns die Damenstimme schicken würde.

„Schlechte Straßen

führen oft zu den

schönsten Zielen.“

Trotz mancher Verzweiungsattacken be-

scherte uns diese Fahrt viele lustige Momente.

Wer allerdings ebenfalls planen sollte, einen

Roadtrip zu machen, dem empfehle ich die

Strecke an der Atlantikküste entlang. Hier wird

einem sicherlich noch mehr geboten: Wunder-

volle Natur, Küsten, kleine Fischerdörfchen,

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verlassene Strände. In Lagos angekommen,

verbrachten wir den Abend in der belebten

Innenstadt mit vielen Läden, entspannten

Menschen und den unterschiedlichsten Re-

staurants und Bars. Neben der historischen

Stadtarchitektur überzeugt Lagos noch mit

einzigartigen, teilweise winzigen Stränden mit

türkis-blauen Wasser und einer steilen Fels-

küste, welche man von der Spitze der Land-

zunge Ponta da Piedade am besten betrachtenkann. So wie wir sollte man auch unbedingt

eine Tour mit einem

Fischerboot machen.

Da von Lagos aus der

nicht weit entfernte

Ort Sagres liegt, be-

schlossen wir für ei-

nen Tag, noch einmal

in die entgegengesetz-

te Richtung zu fahren

bis an den südwest-

lichsten Punkt des eu-

ropäischen Festlands

namens Cabo de São

Vicente. Man genießt

eine tolle Aussicht und

nicht weit von die-

ser Sehenswürdigkeit

entfernt liegt ein sehr

schöner Strand, der

angeblich ein ziem-

lich guter Surferstrand

sein soll. Leider konn-

ten wir an diesem Tag

keine einzige Wellesichten. Das nächste

Ziel auf unserer Kar-

te war Albufeira. Das

Apartment mit Bal-

kon und Meerblick

lag zu unserem Glück

nicht direkt in der von

Touristen überlaufe-

nen Stadt, sondern in

Galé. Am folgenden

Morgen erkundeten

wir beim Joggen die(Villen-)Gegend und

den langläugen, ru-

higen Sandstrand. Da

es schon zu früher Stunde recht warm und das

Meer zu verlockend war, beendeten wir un-

ser Workout schneller als geplant und gingen

baden. Es gibt kaum etwas schöneres als den

Tag mit einer Erfrischung zu starten, den fei-

nen Sand unter seinen Füßen zu spüren und die

ersten Surfer beim Wellenreiten zu beobach-

ten. Auf Postkarten wird Albufeira als Stran-

didyll mit bunten Booten dargestellt, doch

schnell stellten wir fest, dass die Stadt schon

lange keinem Fischerort mehr gleicht. Die

Innenstadt ist übersät mit billigen Fastfood-

Restaurants und Bars, den Strand kann man

auf der einen Seite mit einer Rolltreppe, auf

der anderen mit einem Aufzug erreichen. Ich

glaube, man braucht nicht viel mehr zu sagen,

um verständlich zu machen, dass die Men-

schen und Touristen durch ihr „Massenbedürf-

nis“ nicht nur die Natur zerstören, sondern

auch die Kultur und den Charme des Landes

zu vernichten drohen. Im Winter leben in die-

ser Stadt etwa 40.000 Menschen, im Sommer

kommen rund 300.000 hinzu. Ziemlich schnell

packten wir unsere Sachen und fuhren weiternach Faro, doch schon nach etwa acht Kilo-

metern stoppten wir wieder, um am Praia da

falésia Sonne zu tanken. Wie der Name schon

vermuten lässt, liegt der schmale Strand vor

einer 30 Meter hohen und mehreren Kilome-

ter langen Steilwand, mit der die Felsalgarve

in die ache Sandalgarve übergeht. Ein wun-

derschöner Ort zum Träumen. Am Nachmittag

kamen wir in Faro an und bemerkten, dass wir

keine Bleibe gebucht hatten. Wir hatten Glück

und bekamen gleich im ersten Hostel zwei

Betten in einem Sechser-Dorm. Am Abend

tranken wir mit jungen Leuten aus aller Welt

Wein und zogen später weiter in eine Bar, um

den köstlichen Sangria zu probieren. Etwas

verkatert und übermüdet ging es am nächsten

Tag mit allen zum Strand. Eigentlich wollten

meine Schwester und ich noch auf eine der

Inseln, die nicht weit von der kleinen Haupt-

stadt der Algarve liegen. Angeblich fühlt man

sich dort wie in der Karibik und wer in Faro

ist, sollte auf jeden Fall dorthin. Am Abend

schlenderten wir noch einmal durch die

winzige Altstadt Cidade Velha, welche nur

einen Durchmesser von etwa 500 Metern hat,und genossen beim Abendessen den traumhaf-

ten Sonnenuntergang.

Nach fast zehn wun-

dervollen Tagen steu-

erten wir auf unser

letztes Ziel zu. Wir

reisten noch näher

an die spanisch-portu-

giesische Grenze in

die Stadt Tavira. Hier

besuchten wir für zwei

Nächte unseren Cousin

bei seinen Großeltern.

Sonntagmorgen hieß

es dann Abschied neh-

men, denn wir mussten

zurück nach Lissabon.

Diesmal aber über die

teure Autobahn.

Portugal ist ein tolles

Land. Wir hatten eine

traumhafte Zeit, haben

viel gelernt und erlebt.

Surfer kommen hiergarantiert auf ihre Kos-

ten, denn Portugal ist

ein guter Ersatz für Ha-

waii. Man ndet hier

eine atemberaubende

Natur, vor allem an der

Algarve, liebevolle und

hilfsbereite Menschen

sowie leckeres Essen

auch für Vegetarier und

Veganer. Dieses Land

ist denitiv eine Reisewert. In diesem Sinne:

Boa Viagem!

 Autor 

Fiona Vaaßen

Bilder

 Fiona Vaaßen

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 10/3210

Als ich dieses Zitat von Oscar Wilde das erste

Mal in meinem Aphorismenbüchlein entdeck-

te, war ich zuerst ein wenig erschrocken, fast

beschämt. Mitgefühl als etwas Negatives dar-

zustellen wollte mir so gar nicht in den Sinn

kommen. Gerade jetzt angesichts der Flücht-

lingsdebatte ießen die Tränen und ein so

genannter „Überaktivismus“ macht sich in der

Bevölkerung bemerkbar.

Ist dies etwas, was man verurteilen oder gar

belächeln sollte? Ganz getrost dem Motto:

Diese Masseneuphorie und „Willkommens-

kultur“ ist nur eine Phase. Geschichte und

Politik betrachtendsollte auf Grund der Tat-

sache, dass unsere heutige Situation bereits

vor Jahren absehbar war, ein Aktivismus für

die Flüchtlinge geradezu ein Muss und keine

Phase sein. Ich möchte hier keine Moralkeule

schwingen und diejenigen verurteilen, die sich

noch nicht weiter mit dieser Thematik befasst

haben. Nur ist eines sicher: Wir leben in einem

unglaublichen Wohlstand. Dieser Wohlstand

ist das Ergebnis von Ungerechtigkeit, fußt aufruchlosem Zugang zu den Gütern dieser Welt

und unfairer Verteilung von Ressourcen. Es

ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer

neu; und wem sie just passieret, dem bricht das

Herz entzwei. Die einen werden immer ärmer

und die anderen immer reicher. Wie ein Man-

tra dröhnt dieser Vorwurf in unseren „west-

lichen“ Köpfen und Gedanken. Nicht ohne

Grund. Deswegen hat sich Campus:Echo ganz

besonders darüber gefreut, dass sich mehrere

Studenten mit der Bitte an uns gewendet ha-

ben, doch ein paar hilfreiche Tipps, Namenund Adressen zusammenzufassen, die sich mit

dem Thema Flüchtlingshilfe in und rund um

Erfurt befassen. An dieser Stelle sollen nur

die (vielleicht noch eher unbekannten) Ad-

ressen genannt werden, da Verbände wie das

Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder der Caritas-

verband an sich bekannt sein müssten.

Erste Schritte:Hilfreiche Websites und Infos

• Integration und Migration in Thüringen:

  www.integration-migration-thueringen.de

• Erfurt - Stadtportal der Landeshauptstadt

Thüringen - Erfurt hilft!

  www.erfurt.de/ef/de/service/aktuelles/

topthemen/e/121092.html

• Deutsches Rotes Kreuz:

Landesverband Thüringen e.V.

www.drklvth2.drkcms.de

• Caritasverband für das Bistum Erfurt e.V. 

www.dicverfurt.caritas.de

• Facebookgruppe: Buntes Erfurt -

Flüchtlinge Willkommen heißen

  www.facebook.com/groups/

944592732226554

  Kleider machen Leute

Wer? 

Zentrum für Integration und Migration (ZIM)

Rosa-Luxemburg-Straße 50, 99086 Erfurt

Was?Das Zentrum bietet vom Nachhilfeunterricht

für Menschen allen Alters einen zusätzlichen

Treffpunkt für Flüchtlinge und Bewohner

Erfurts. Besonders beliebt ist hierbei der Klei-

derbasar im ZIM, bei dem gut(!) erhaltene

Kleidung sowie Spielzeug und Haushalts-

waren abgegeben werden können. Einmal imMonat wird der Basar organisiert, bei dem

Flüchtlinge und Migranten kostenlos alles

mitnehmen können, was sie benötigen. Be-

sonders nach Sachspenden für Männer wird

gesucht - vor allem jetzt, da der Winter vor der

Tür steht und man(n) nicht in Flip Flops und

T-Shirt rausgehen kann. Auch Kosmetikartikel

sind gefragt (Make-Up, Tampons, Deo etc.).

Wie? 

Spenden können direkt vor Ort abgeben

werden.

Website 

www.integration-migration-thueringen.de/

zentrum

Mail [email protected]

Telefon03 61- 6 43 15 35

  Baby on Board

Wer?AWO AJS gGmbH -

Bummi-Kaufhaus

Thomasstraße 58, 99084 Erfurt

Was?Das Bummi-Kaufhaus ist das Sozialkaufhaus

der Arbeitswohlfahrt Landesverband Thürin-

gen e.V. (AWO) in Erfurt und lebt von der

Zugabe von Sachspenden, die von ehren- und

hauptamtlichen Mitarbeitern aufbereitet und

günstig an bedürftige Erfurter Familien abge-

geben bzw. weiterverkauft werden, zu denen

natürlich auch Migrationsfamilien gehören.

Neben gut erhaltener Kleidung und Schuhen

für Kinder und Erwachsene werden vor allem

Spielzeug, Schulranzen, Kinderwagen und

Laufgitter benötigt. Auch Bettwäsche und

Decken sind willkommen.

Wie?Die Spenden können direkt im Kaufhaus in der

Thomasstraße 58 während der Öffnungszeiten

(montags bis freitags, 10 - 15 Uhr) abgegeben

werden. Bei größeren Gegenständen wird ge-

beten, sich vorher telefonisch anzumelden.

Auch die siebzehn Erfurter Kindertagesstätten

der AWO nehmen die Spenden gern entgegen

und liefern sie dann im Bummi-Kaufhaus ab.

Websitewww.awo-erfurt.de

Telefon03 61- 3 96 49 34

AnsprechpartnerinKathrin Simon

  Informiert bleiben

Wie?Kontakt in Krisen e.V. (KiK)

Magdeburger Allee 116, 99086 Erfurt

Was?Der gemeinnützige Sozialbetrieb Kontakt

in Krisen - kurz KiK - bendet sich in der

Magdeburger Allee 116 und bietet eine Sam-

melstelle für Kindersachen, Büroartikel u.ä.

an, die auch Flüchtlingen zugutekommt.

Schon simple Sachen wie ein Geodreieck oder

der nicht mehr gebrauchte Hefter kann einem

anderen helfen, nicht unnötig das recht knapp

bemessene Geld auszugeben. Außerdem trägt

diese Organisation ihren Namen nicht ohne

Grund. Verschiedene Infotreffen werden von

ausgebildeten Sozialarbeitern angeboten, zu

„Jedes Mitgeühl ist edel, aber Mitgeühl mit dem Leiden ist am wenigsten edel. Sie ist mit Selbstsucht vermischt. Es trägt den Keim des

Ungesunden in sich. Es liegt eine gewisse Angst um unsere eigene Sicherheit darin. Wir ürchten, selbst in den gleichen Zustand wie der

Aussätzige oder der Blinde zu geraten, und wir ürchten, daß dann niemand ür uns sorgen würde. (...) Mitgeühl ür den Schmerz wird es

natürlich immer geben. (...) Es mag dem Menschen das Elend erleichtern, aber das Elend selbst bleibt.“

Satt ist nicht genug

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denen jeder kommen kann, um sich über die

weiteren Schritte bezüglich der Flüchtlings-

debatte in Erfurt zu informieren. Zusätzlich

wird ein entsprechender Mailverteiler ange-

boten, der über kommende Aktionen in Kennt-

nis setzt.

Wie?Für genauere Termine bezüglich der Infotref-

fen am besten telefonisch melden oder persön-

lich vorbeischauen.

Websitewww.kontaktinkrisen.de

Telefon03 61-74 98 11 39

Informiert bleiben

Wer? 

Lagune Erfurt

Geschwister-Scholl-Str. 12, 99085 Erfurt

(Garten: Werner-Uhlworm-Str., 99085 Erfurt)

Was?Die Lagune ist ein Ort, bei dem vorsätzlich

auf wenigen Anbauächen die wachsende

Natur ihren Platz ndet und „Lagunauten“

sich liebevoll um die Brache und deren viel-

fältige ökologische Nische kümmern. Sie giltaber vor allem als ein kleines Stückchen Oase,

die einen Raum für Offenheit und Begegnung

schafft. Kindertage u. Ä. werden angeboten,

bei dem auch Flüchtlingsfamilien willkom-

men sind. Zudem ist immer wieder Raum da,

um neue Angebote und Aktionen zu starten,

mit denen die Integration in Erfurt gelingen

kann.

Wie?Wenn du Lust auf Stadtnatur und ein erstes

Kennenlernen hast, lädt die Lagune an jedem

zweiten Montag im Monat um 20 Uhr in die

Offenen Arbeit (Allerheiligenstraße 9, 99084

Erfurt) ein.

Websitewww.lagune-erfurt.de

  Informiert bleiben

Wer?HSG „Sprachbrücke“ der Universität Erfurt

Was?Diese Hochschulgruppe bietet seit ungefähr

einem Jahr als Studierendengruppe Deutsch-

unterricht für Geüchtete an. Dabei sind keine

festen Unterrichtsgruppen vorgeschrieben, da

die Arbeit mit einer stetigen Arbeitsgruppe so

nicht möglich ist - stattdessen wird ein offener

Unterricht angeboten, zu dem jeder und jede

Geüchtete kommen kann. Die Interessenten

werden nach Sprachniveau eingeteilt (Al-

phabetisierungskurse - erste Wortschatz- und

Dialogübungen - fortgeschrittener Deutsch-

unterricht bis B1-Niveau). Erfahrungen im

Bereich DaF sind keine Voraussetzung.

Wie?Bei Interesse und für mehr Informationen eine

Mail an sprachbruecke.erfurt@googlemail.

com schicken.

Abschließend möchte ich den Kabarettist, Au-

tor und Moderator Christoph Sieber zitieren,

der zum Thema Gutes Leben für alle? schrieb:

 Ich will mich nicht üchten in den Zynismus

derer, die rufen: Da kannste nix machen. Das

war schon immer so. Ich möchte mich nicht

abnden, dass es so etwas wie Alternativlosig-

keit gibt, weil es nicht stimmt, weil es immer

 Alternativen gibt. Und ich möchte nicht in

einer Welt leben, in der Menschen, die solche

Gedanken haben, als Gutmenschen verspottet

werden von denen, denen der Zynismus jede

 Empathie so zerfressen hat, dass sie ihre eige-

ne Herzlosigkeit nur ertragen können, in dem

sie andere verächtlich machen.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich Wilde undSieber so gut verstanden hätten. Nennen wir

Sieber einen Idealisten. Das Elend bleibt

vielleicht, aber das Leid den Leidenden zu

erleichtern - gar zu mildern - wäre ein fan-

tastischer erster Schritt. An Idealismus sollte

es einer Gesellschaft nie fehlen, wo würde da

der von allen Seiten verlangte „Fortschritt“

bleiben?

 Autor 

Charlotte Krause

 Illustration

Jana Michels

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 12/3212

1. Die Fehlgeburt:Der Nahe Osten. Dieses geographisch nicht

denierte Gebiet südöstlich von Europa ist in

den Köpfen vieler Menschen ein durch wie-

derholte Medienberichte konstruiertes Bild:

Explodierende Autos, brutale, verrückte und

narzisstische Diktatoren, religiöse Fanatiker,

Steinigungen, nicht vorhandene Frauenrechte

und vor allem: Krieg.

Keine Region der Welt wird in den westlichen

Medien häuger thematisiert als diese, die

„arabische Welt“, diese rückständige, barba-

rische Gegend, die häug als das Gegenteil

all dessen dargestellt wird, was als „Westli-

che Welt“ oder „Demokratische-Freiheitli-

che Welt“ gilt. Saddam Hussein, Muammar

al-Gaddha, Bashar al-Assad, Ayatollah Kho-

meini – wo kamen sie alle her, diese neuen

Hitler, die die „Achse des Bösen“ bildeten,

wie der Großmeister der Kampfbegriffe G.W.

Bush sie nannte? Warum ist dieser Landstrich

so „verkorkst“?

Bereits früh mischte sich der Westen in die

Angelegenheiten dieser Region ein. Das unterder osmanischen Herrschaft zusammenhän-

gende Gebiet wurde im Sykes-Picot-Abkom-

men 1916 zwischen Frankreich und England

mit Lineal und Stift auf dem Reißbrett in klei-

ne, leicht kontrollierbare Teilgebiete aufgeteilt

 – ein Blick auf die Karte zeigt, dass sich das

bis heute nicht geändert hat. Eigentlich hatten

die Briten den Arabern als Gegenleistung für

ihre Hilfe im Kampf gegen das osmanische

Reich einen eigenen arabischen Staat zugesi-

chert, aber die Briten brachen ihr Versprechen.

Dieses Vorgehen wird noch bis heute in derarabischen Welt als Verrat gewertet.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zo-

gen sich Großbritannien und Frankreich nach

und nach freiwillig oder aufgrund von Unab-

hängigkeitskriegen aus ihren Kolonialgebieten

zurück. Sie hinterließen das Land meist den

Königsfamilien oder anderen Eliten, die diese

Gebiete schon während der Besatzungszeit für

ihre Kolonialherren verwaltet hatten. Anstatt

freie Wahlen durchzuführen und eine demo-

kratische Verfassung aufzusetzen, wurden die

Länder sich und ihren Diktatoren selbst über-

lassen.

2. Das MarionettentheaterDies war aber bei genauerer Betrachtung für

die – erdölabhängigen – westlichen Industrie-

länder von Vorteil. Mit einem Diktator verhan-

delt es sich leichter als mit einer Regierung,

die ihrem Volk Rechenschaft schuldig ist. Das

zeigte sich für Großbritannien und die USA

1953 im Iran: Dort gab es – viele mögen es

kaum glauben – eine Demokratie mit einem

demokratisch gewählten Präsidenten, Moham-

mad Mossadegh. Dieser wollte die iranische

Erdölförderung verstaatlichen, damit das Volk

auch vom Erdölreichtum des Landes protiert.

Der britische Ölförderer BP hatte damals das

Monopol zur Ausbeutung des iranischen Öls

und da weder Großbritannien noch die USA

ein Interesse hatten, dieses zu verlieren, wur-

de Mossadegh mithilfe von MI6 und CIA ge-

stürzt. An seine Stelle trat Schah Mohammad

Reza Pahlavi, ein Diktator wie er im Buche

steht, der allerdings die Verstaatlichung des

Erdöls wieder rückgängig machte. Seine Herr-

schaft wurde 1979 durch die islamische Revo-

lution unter Ayatollah Khamenei beendet.

Dieses Regime war dem Westen selbstver-

ständlich wieder ein Dorn im Auge. Um den

Iran zu bekämpfen, lieferten die USA von1980 bis 1988 Waffen an einen gewissen Sad-

dam Hussein, den verbündeten Diktator des

Iraks. Es ist bewiesen, dass Hussein in die-

ser Zeit massenhaft Kurden vergaste – doch

er durfte noch ganze 21 Jahre nach Ende des

Krieges weiterregieren, ehe George W. Bush

aufel, dass der Mann das Böse in Person sei

und ihn zum Feind erklärte. Dass Saddam

Hussein Massenvernichtungswaffen besäße,

war ebenso eine Lüge wie die Absicht, De-

mokratie und Menschenrechte in den Irak zu

bringen. Nach dem Einmarsch der USA 2003wurden große Teile der Erdölvorkommen von

Ölkonzernen wie Exxon Mobil erschlossen.

Nicht viel besser erging es Muammar al-Gad-

dha in Lybien, den sowohl Europa als auch

die USA über 42 Jahre hinweg unterstütz-

ten. Er beging denselben Fehler wie seine

Vorgänger: Er handelte gegen die Interessen

des Westens. Gaddha plante, sein Erdöl in

Zukunft nur noch in einer neuen Währung,

dem Gold-Dinar, zu verkaufen, nicht mehr

in US-Dollar, wie es bis heute üblich ist. Der

US-Dollar wäre seit der Aufhebung der Kopp-

lung an den Goldstandard unter Nixon 1971

heute eigentlich nichts mehr wert, wenn nicht

 jeder seine Währung in US-Dollar umtauschen

müsste, um Erdöl zu kaufen. Im Gegensatz zu

allen anderen Staaten des arabischen Früh-

lings, mischte sich der Westen in Lybien ein

und bombte Gaddha in den Tod. Seitdem ist

Lybien ein gescheiterter Staat mit vielen sich

gegenseitig bekämpfenden Gruppierungen.

3. Der Feind meines Feindes ist meinFreund......bis er sich gegen mich wendet. Nach dem

Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan

1979 rüsteten die USA zusammen mit Sau-

di-Arabien radikale sunnitische „Freiheits-

kämpfer“ - die „Mudschaheddin“ – auf, in

der Hoffnung, dass sie die Sowjetunion zum

Rückzug aus Afghanistan zwängen. Ihr Anfüh-

rer war ebenfalls ein bekannter Mann, der spä-

ter zum nächsten „Bösewicht“ wurde: Osama

bin Laden. Nach dem Ende des Kalten Krie-

ges wurden diese mehr als 100.000 bewaff-

neten und radikalisierten Männer ohne Auf-

gabe sich selbst überlassen. In einem langen

und blutigen Bürgerkrieg kämpften sie sich

an die Macht, spalteten sich auf und nannten

sich fortan „Taliban“ und „Al-Quaida“. Nach

dem Einmarsch der US-Truppen in Afghanis-tan 2001 und dem Sturz des Taliban-Regimes,

verteilten sich die einstigen „Mudschahedin“

über den ganzen Nahen Osten. Als die USA

2003 im Irak einmarschierten, entließen sie

die 200.000 Soldaten der irakischen Armee.

Die Geschichte wiederholt sich: Erneut ste-

hen tausende Männer ohne Arbeit, dafür mit

einer Waffe in ihrer Hand da. Zudem setzten

die USA einen schiitischen Präsidenten im

Irak ein, der die sunnitische Minderheit sys-

tematisch unterdrückte (diese lebt vor allem in

den Teilen des Landes, die derzeit vom radi-kal-sunnitischen IS kontrolliert werden...).

Die USA töteten anschließend jahrelang will-

kürlich „Terroristen“ mit Drohnen aus der Luft

und räumten sogar ein, dass die Mehrheit der

Getöteten „Kollateralschäden“ seien – also

unschuldige Zivilisten, genau wie die Opfer

der Anschläge von Paris. Es war also nur eine

Frage der Zeit, bis jemand auf die Bildäche

treten würde, um die frustrierten und radikali-

sierten bewaffneten Männer zu vereinen. Die

neuste Ausprägung dieser Truppe nennt sich

„Islamischer Staat“. Man kann also durchaus

schlussfolgern, dass die USA und der Westen

die Taliban, Al-Quaida und den IS im Prinzip

selbst erschaffen haben. Wer den Wind sät, der

wird Sturm ernten.

...der wird Sturm ernten, sagt ein altes Sprichwort. Zehntausende Menschen, die jeden ag nach Europa fliehen sowie die Anschläge vom 13.

November in Paris werden in großen eilen der Medienlandscha als Auswirkung einer „Krise“ dargestellt, deren Oper nun wir Europäer sind.

Das ist pervers, denn verolgt man die Kette der Gründe, die zum Bürgerkrieg in Syrien geührt haben, ein paar Jahrzehnte zurück, so sieht man,

dass der Ursprung dieser Krise nicht etwa im Islam oder dem arabischen Frühling liegt, sondern vielmehr im Westen – in Europa und den USA.

Wer den Wind sät...

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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4. Demokratie und Menschenrechteoder Erdöl?Bei allen Interventionen des Westens im Na-

hen Osten wird stets davon gesprochen, Men-

schenrechte, Demokratie und Frieden verbrei-

ten zu wollen oder zumindest die barbarischen

Diktatoren abzusetzen, um den Menschen zu

helfen. Bei genauerer Betrachtung wird klar,

dass es darum selbstverständlich nicht geht.

Niemand gibt 640 Milliarden Dollar im Jahr

aus, um der Welt Demokratie und Menschen-

rechte zu bringen. Die bösen Diktatoren, die

wir heute verteufeln, waren noch bis gestern

unsere Verbündeten und werden es vielleicht

auch morgen wieder sein. Die roten Khmer

brachten in Kambodscha Millionen Menschen

um und in Ruanda gab es einen Völkermord

 – der Westen intervenierte nicht. Saudi Ara-

bien ist eine absolute Monarchie, in der Stei-

nigungen, Auspeitschen und die Todesstrafe

auf der Tagesordnung stehen - jedoch ist das

Land „unser Partner am Golf“. Dubai, Abu

Dhabi und Katar lassen viele Menschen vomindischen Subkontinent unter erbärmlichen

Bedingungen wie Sklaven arbeiten. Doch da

auf ihrem Boden ohnehin schon US-Militär-

basen stehen, muss in diese Länder nicht ein-

marschiert werden.

Viele mögen die Augen verdrehen, wenn man

das Erdöl als den wichtigsten Grund für die

Interventionen des Westens im Nahen Osten

angibt. Das mag daran liegen, dass uns im

Alltag überhaupt nicht bewusst ist, wie abhän-

gig wir vom Erdöl sind. Die Menschheit ver-

braucht jeden Tag 90 Millionen Barrel (159 l)

Öl am Tag. Zum Vergleich: 1946 waren es 6

Millionen. Ohne Öl steht unsere Welt still. Die

Wirtschaft bricht zusammen, Autos bleiben

stehen, Flugzeuge am Boden, das Essen in den

Supermärkten geht zur Neige, weil das Trans-

portwesen zusammenbricht. Wir sind extrem

verwundbar, uns ist es nur nicht bewusst. Zwei

Drittel der weltweiten Erdölreserven liegen im

Nahen Osten. Wer sie kontrolliert, kontrolliert

die Weltwirtschaft. Wer die Weltwirtschaft

kontrolliert, hat die Macht, jedem Staat der

Welt seinen Willen aufzuzwingen. So trans-

formiert sich ein riesiges Gebiet in Vorderasi-

en, aus dessen Schoß viele bedeutende, später

vom Okzident assimilierte Entdeckungen, Er-ndungen und Ideen sprossen, in den Augen

der Machtträger unserer Welt zur „Tankstelle“.

 

Die eigentlich entscheidende Frage ist: Wie

bekommt man ein demokratisch regiertes

Land dazu, gegen ein anderes Land in den

Krieg zu ziehen, weil man seine Bodenschätze

kontrollieren will?

Wen dieses Thema interessiert, dem sei

 Michael Lüders neues Buch „Wer den Wind

sät, der wird Sturm ernten“ empfohlen!

 Autor 

Simon Schairer

 Illustration

Theresia

Zimmermann

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 14/3214

Jodel ist das neueste App-Phänomen unter

deutschen Studenten. Den „anonymen Cam-

pustalk“ ndet man seit dem letzten Jahr ver-

mehrt auf den Handys der Studenten, die zum

Beispiel in Münster, Frankfurt a.M., Hamburg,

Stuttgart oder Aachen wohnen. Kein Wunder;

die App stammt ja auch von einem ehemali-

gen Studenten der RWTH Aachen – genauer

gesagt, von dem 24-Jährigen Alessio Avellan

Borgmeyer, der mittlerweile CEO von Jodel

ist, auch wenn er im Moment im Prenzlauer

Berg, Berlin in einer Jungs-WG wohnt. CEO

kann er sich nennen, weil seine App mittler-

weile 600.000 Mal heruntergeladen wurde und

von ca. 40.000 Studenten jeden Tag benutzt

wird.

 „Ich hab mir mal die Arbeit gemacht und

den Countdown alphabetisch sortiert:

8,3,1,5,9,0,6,7,4,10,2“

Was kann diese App? Nun, man postet, liked

und kommentiert – ähnlich wie bei Facebook,

Twitter oder Instagram. Allerdings ist manvöllig anonym. Kein Prol, keine Freunde,

keine Gruppen oder Listen. Man lädt die App

herunter und kann gleich loslegen: Sofort wird

in einem chronologischen Newsfeed jeder

Post angezeigt, der in einem Umkreis von 10

Kilometern gesendet wurde. Diese kann man

nach Belieben hoch- oder runtervoten, was ei-

nem Like oder Dislike entspricht. Für die ganz

Ehrgeizigen gibt’s noch etwas Besonderes:

Durch besonders viele Jodel-Posts, die gut bei

der Community ankommen, steigt das „Kar-

ma“. Dafür gibt es (irgendwann) eine Beloh-nung, die aber (noch) geheim ist.

Peinliche oder ehrliche Geständnisse, Tratsch

oder philosophische Alltagsbetrachtungen –

all das ist Teil von Jodel. Freiheit gibt es hier

also, wohin man schaut – man kann schreiben,

was man will. Sieht ja keiner, dass ich das ge-

postet habe, nicht wahr? Ein Dislike lässt sich

nicht zurückverfolgen und eine Beleidigung

schon gar nicht.

Die Anonymität ist kein Problem bei den Jod-

lern-auf-Durchreise, die auf Heimatbesuch

sind oder gerade als Backpacker-Touris einen

lokalen Geheimtipp suchen.

„Besuch aus Bremen – schöne Stadt habt

ihr hier! Wo kann man hier Freitagabend gut

essen gehen? #jodlerhelfenjodlern“

Probleme machen auch nicht die Echt-

zeit-Kommentatoren, die sich mit Jodel durch

Vorlesungen (besonders bei dem Dozenten für

Vertragsrecht, M. Amort) oder andere Univer-

anstaltungen hangeln, damit sie wach bleiben.

Bierbezogene Studentenweisheiten und die

Nachfrage nach dem nächsten Flunkyball-Tur-

nier machen eine App für Studenten erst aus

und man muss zugeben, wenn es die Party-

und Saufjodler nicht gäbe, würden diese an-

onymen Alkoholiker bei Jodel schmerzlich

vermisst werden.

Schwieriger wird die Angelegenheit der Ano-

nymität bei den Flirt- und Bildjodlern (Ja, auf

Jodel können auch Bilder à la Snapchat-Prin-

zip gepostet werden – kommt aber im Raum

Erfurt eher selten vor). An einer deutschen

Universität wurde z.B. ein solches Bild ge-

schossen, das zeigte, wie sich ein junges Pär-

chen beim Oralsex vergnügte. Das machte

über Jodel in Sekundenschnelle die Runde.

Peinlich natürlich. Aber auch ein Verstoß ge-

gen die Netiquette bei Jodel und natürlich die

Intimsphäre der betreffenden Personen. Ent-blößte Brüste schafften es auch schon in die

App. Reicht es, wenn Jodel jetzt alle Bilder

genau prüft, bevor sie zum Posten freigegeben

werden?

Daneben ist Jodel nach eigenen Angaben erstfür Nutzer ab 17 Jahren freigegeben. Das Al-

ter der Nutzer wird allerdings kaum überprüft,

schließlich gibt es die App kostenlos im Apps-

tore und eine Registrierung ist ja aus Gründen

der Anonymität nicht notwendig. Wie also

stellt Jodel sicher, dass U17-Jährige der App

fernbleiben? Der große Bruder der Jodel-App,

Yik Yak aus den USA, muss sich gerade mit

einem Fall befassen, in dem eine selbstmord-

gefährdete Minderjährige unter ihrem echten

Namen über die App gemobbt wurde. Das ist

natürlich ein Extremfall, könnte aber bei Jodel

ebenfalls passieren.

Jodel wird auch gern als erweitertes Tinder

benutzt, was ein bisschen schwierig ist, weil

alle anonym sind und es keinen privaten Chat

gibt, was aber manchmal ganz amüsant da-

herkommt. Wenn so etwas über die Stränge

schlägt, kann es wie in einem Fall an der Uni

Göttingen zu sexueller Belästigung kommen.

Dort schrieb ein User über eine Dozentin an

der Uni: „Wer es schafft, die achzulegen, be-

kommt den Bachelor geschenkt.“

Bis jetzt haben die Ernder von Jodel es ge-

schafft, sowohl diese Krisen zu meistern als

auch Jugendschützer zu beruhigen. Das liegt

unter anderem daran, dass bis jetzt nichts pas-

siert ist, was der Rede wert wäre – und viel-

leicht ist die Tatsache, dass die Community

aktiv mitentscheiden kann, was sie lesen will

und was nicht, ebenfalls ein entscheidender

Faktor.

Die drei Punkte unter den Posts geben jedem

Jodler die Möglichkeit, fragliche Posts zu

melden. Dann werden sie überprüft und wenn

zum Beispiel Beleidigungen festgestellt wer-

den, darf das Team sie löschen. In extremen

Fällen wie bei der sexuellen Belästigung an

der Universität Göttingen haben sie sogar die

Möglichkeit, Nutzer auszuschließen. Mehr als

5 Downvotes befördern einen Jodel-Post üb-rigens ebenfalls ins Nirvana. Wenn die Com-

munity es will, müssen also diskriminierende,

sexistische oder andere beleidigende Posts

oder Kommentare kein Teil von Jodel sein.

Die Frage ist: Wenn die Community zum Bei-

spiel sexistischen Humor zulässt, bleibt dieser

dann Teil von Jodel, auch wenn er gegen die

Netiquette der App verstößt?

Ansonsten heißt es „Content is king“ – nur

bitte, liebe Jodler: Schlagt nicht für Upvotes

über die Stränge. Kopiert keine Jodel-Posts

von anderen, um Upvotes einzuheimsen. Dasist ziemlich armselig und hinterlässt einen fa-

den Beigeschmack. Jodel soll Spaß machen

und nicht ein weiteres soziales Netzwerk der

Selbstbeweihräucherung werden.

 Autor 

Anna Schröder

 Illustration

Theresia

Zimmernamm

Matthias Amort ist mit Abstand der berühmteste Dozent an der Uni Erurt. Wer jetzt „Hä, was? Noch nie von dem gehört“ sagt, outet sich als

Nicht-Jodler, der brav in den Vorlesungen sitzt und sein Handy lautlos geschaltet hat– oder einach reitags zuhause bleibt und ausschlä. Aber was

ist eigentlich dieses Jodel? Und warum spielt Amort eine Rolex?

Das Tratschrohr der Uni –

Ist Jodeln der neue Studentensport?

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 15/3215

Studenten sind Kulturbanausen und für

keinerlei intellektueller Freizeitbeschäftigung

zu begeistern? Von wegen! Ohne Mühen und

Recherchen zu scheuen haben wir einen Alter-

nativ-Kultur-Leitfaden für Spontanbesucher

und interessierte Studies zusammengestellt,

voller Stadtgeheimnisse, die ihr unter keiner

Garantie noch nicht kanntet! Hier also der ulti-

mative Tipp für…

Den KörperklausIn Discos sind dein Besucher und du die Ers-

ten, die sich die Lounge-Sessel sichern und

vom 4/4-Takt verstehst du nur Bahnhof? Dann

überlass‘ das Tanzen lieber anderen und zieh

dir die alljährlichen Air4Days in Erfurt rein.

Das bundesweite Dance-Battle wird übrigens

vom Breakdance-Weltmeister Michél Meier

(ebenfalls Erfurter!) organisiert. Die Jungs

sind bedient, aber eure Mädels-Clique will

sich direkt mit auf die Tanzäche stürzen?

Null Problemo: Im Jugendclub Fritzer an der

Gera gibt Michél regelmäßig kostenlose Tanz-

oder Graftiworkshops und von Zeit zu Zeit

übernimmt er auch gern einen Unisportkurs.

Den KunstkritikerAngermuseum, Senfmanufaktur und Co. sind

nach dem ersten oder zweiten Besuch sicher

immer noch sehenswert, jedoch auf Dauer

und spätestens nach der 10. Begehung etwas

langweilig. Die Galerie Rothamel könnte

für diesen Fall etwas frischen Wind in euer

künstlerisch wertvolles Kulturprogramm

bringen: Topaktuelle Künstler verbin-

den hier den altromantischen Charme

Thüringens mit modernen Ausstellungen und

mit derzeitigem Fokus auf das Metaphysische

unserer Umwelt – Mind-Eye-Fuck inklusive.

Das francophile LeckermäulchenBaumstriezl und Martinshörnchen sind dir

oder deinem extraordinärem Großstadtbesuch

zuwider? In der Neuwerkstraße in der Land-

bäckerei Thieme geht Interkulturalität durch

den Magen! Seit August arbeitet der fran-

zösische „Austauschbäcker“ Xavier Bitter

hier und sorgt täglich für frische Croissants,

Baguettes und Brioche.

Den SeebärenDu willst deinem Besuch ein tolles Erinne-

rungsbild mit Captain Blaubär und Hein Blöd

verschaffen? Pssssst, es gibt eine geheime

Treppe hinunter zum Kutter! Was?! Die kennst

du nicht? Trinke vor der Sele-Aktion einfach

3 Gin Tonics mehr als üblich im „Übersee“

und wir versprechen dir, du wirst sie nden.

Den Interkulturalismus-OverkillWer sich und seinem Besuch fernab von der

Thüringer Motz- und Meckerlaune einen

Extrakick fremder Kulturen einverleiben

will, der nde sich in der Nordhäuser Straße

zusammen! Als Dreh- und Angelpunkt der

eurasischen Kulturverschmelzung nden wir

hier einen exemplarischen Alternativschup-pen, der mit dem Namen „Carpe Diem“ die

europäisch-lateinische Historie mit der Dienst-

leistung der 100%-ig original thailändischen

Massage und dem direkt daneben hängenden

chinesischen Yin-Yang-Zeichen verbindet.

Das nennen wir mal Fusionskörperpege vom

Feinsten! … Oder einfach nur ganz schön

schlecht informiert.

Das Szenario: Mutti und Vati kommen zum geühlt 37. Mal in diesem Jahr zu Besuch, Krämerbrücke und Stadthistorie kennen sie längst

und Türinger Klöße kommen ihnen schon zu den Ohren heraus. Was nun? Lieblingskneipen besichtigen? Lieber nicht, sonst kommen Mama

und Papa mit einem Blick an die barinterne Hall o Fame noch dem exzessiven rinkverhalten des weißwestigen Vorzeigelieblings au die Spur.

Für solcherlei und andere Notälle stellt Campus:echo ein paar Kulturalternativen und coole Klugscheißereien vor.

Ist das Kultur oder kann das weg?

 Autor und Illustration 

Josephine

Hedderich

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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(Un)ausgesprochenes

Wohl kaum etwas wird mit so viel Bedacht gewählt wie unsere Worte.

So viele Fragen, die man sich stellt, bevor man sie letztlich verbreitet.

Denn trotz der Meinungsfreiheit gibt es gerade zur Zeit so viele Orte,

an denen ein einziger Satz entweder Applaus oder Widerstand bereitet.

Zwischen angemessen und anmaßend herrscht oft nur ein schmaler Grad.

Sind‘s doch so unglaublich viele, unterschiedliche Meinungen, die existieren.

Wir wollen Probleme aussprechen, doch balancieren auf dem schmalen Pfad

geformt aus unserer Angst, damit einen falschen Eindruck zu generieren.

Es liegt uns auf der Seele und wir verspüren den Drang, es zu artikulieren,

doch denken wir mehrmals darüber nach, ob andere unsere Meinung teilen.

Deswegen scheint es oft so schwierig, Gedanken ganz frei zu formulieren.

Und wir hüllen uns in Schweigen, in dem wir aus Ängstlichkeit verweilen.

Unsere Gedanken zu kommunizieren, birgt zwar viele Probleme und Hürden,

doch es ist in jedem Fall ein Risiko, welches es sich einzugehen lohnt.

Denn stellt man sich vor, dass alle Menschen von nun an schweigen würden,

wird es in Zukunft die Angst und Unsicherheit sein, die über uns thront.

Also wähle deine Worte mit Bedacht, aber sprich sie klar und deutlich aus.

Denn auch und vor allem grenzwertige Themen gilt es zu diskutieren.

Deine Meinung stößt vielleicht nicht immer auf Anerkennung und Applaus -

doch nur von dem, was auch ausgesprochen wird, werden wir letztlich protieren.

„Sinn“ und „lo“ und „sig“ und „keit“ durch Vier geteilt.

I. SinnigSchwer der Kopf

Auf Stein fällt wie ein RinnsaalBlut das Kinn hinab,

Ich schalte ab.

II. NutzlosLebensdurst und Lebensfrust,

Zweieige‘ Zwillinge,Blickpunkt mal wechseln,Heißt es da nur,

Am eignen Optimismus drechseln.

III. Signikant

Gezwungen zu sich selbst zu kommen,Yogamatte ausgerollt,

Wagner-Klassik angeschaltet,Rauchkonsum immens gestaltet.

IV. AbtrünnigkeitMenschen mag ich nur

Mit großer Portion Schwermut im Blut.

Moll statt C-Dur.Auf Blut reimt sich nur:

Am Ende wird doch alles gut.

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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Tracy

Give me one reason to stay here

Any place is better

starting from zero got nothing to loose

Although I‘ve traveled so far

poor people gonna rise up and get their share

Sorry, that‘s all that you can say, words don‘t

come easily

it sounds like a whisper

but me myself, i got nothing to prove

and nally I see what it means to be living

If you can make a promise

hopefully, the tables are starting to turn, talking

about a revolution

(Lyrics from Tracy Chapman‘s songs: Talkingabout a revolution, the promise, Baby can i

hold you, fast car and give me one reason)

lyrik:echo

I  m pr  o t  h  e  a  t   e r  g r  u p p e  „n

A D a n“ 

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 18/3218

Fragen wie diese müssen sich zu Beginn des

Semesters laut Schätzungen des Deutschen

Studentenwerks aus dem Jahr 2007 ca. 8%

aller Studierenden stellen. Diese zählen zu

der Gruppe der Studierenden mit chronischen

Erkrankungen und Behinderungen. Statistisch

gesehen, müssten also in einer Vorlesung mit

100 Studenten 8 Betroffene sitzen. Doch auch

diese Zahlen sind nur als Schätzwerte zu se-

hen, da sich die meisten Betroffenen nicht

outen wollen und oft auch nicht müssen. Ihre

Beeinträchtigung sieht man ihnen oft nicht an,

obwohl diese mitunter stark in den Alltag ein-

greift.

Die ganz verschiedenen Formen von Behin-

derungen oder Einschränkungen wirken sich

natürlich auch ganz unterschiedlich aus und

bringen die unterschiedlichsten Probleme mit

sich. Zudem muss hier unterschieden werden

zwischen den sichtbaren Behinderungen und

den nicht sichtbaren Behinderungen. Bleibt

einem -sofern man sichtbar eingeschränkt

ist- keine Wahl, ob man sich seiner Außen-

welt mitteilen will, so bevorzugen es vieleBetroffene mit nicht sichtbaren Einschrän-

kungen, ihre Erkrankungen geheim zu halten.

Dies hat vor allem im universitären Umfeld

mit der Angst vor Vorurteilen oder sogar der

Angst um zukünftige Arbeitsplätze zu tun.

Nicht sichtbare Behinderungen werden zudem

von außen oft weniger akzeptiert als die stark

sichtbaren. Dies betrifft nicht nur das Leben an

der Universität sondern auch den ganz norma-

len Alltag. Jemandem, der im Rollstuhl sitzt,

sieht man seine Beeinträchtigung direkt an,

bietet oft seine Unterstützung automatisch an(ob die Betroffenen wollen oder nicht), doch

 jemandem, der beispielsweise an starken De-

pressionen leidet, sieht man diese nicht direkt

an. Dem folgen Fragen von außen, ob es denn

dann wirklich so schlimm sein kann, wenn

man doch als Außenstehender so gar nichts

von diesen Beeinträchtigungen mitbekommt.

Die aus dieser Problematik resultierenden

Ängste fallen dementsprechend unterschied-

lich aus, wie man zum Beispiel in verschiede-

nen Internet-Foren lesen kann. „Die Diagnose

bekam ich im ersten Studienjahr. Ich habe mir

schon oft darüber Gedanken gemacht ob ich

mein Studium schaffe.“ Oder auch: „Ich bin

wirklich am Überlegen, ob ich mein Studium

abbreche.“ So unterschiedlich die Probleme

und Nachteile dieser Studenten ausfallen, so

unterschiedlich müssen auch die Lösungen

der einzelnen Hochschulen für diese aussehen.

Doch inwieweit bietet die Universität Erfurt

ihren Studierenden in diesen Fällen Unterstüt-

zung an?

An der Universität Erfurt ist der Schwerbe-

hindertenbeauftragte für Studierende, Herr

Becher, für die Bedürfnisse der Studieren-

den mit „Handicap“ zuständig. Auch er kann

nicht genau sagen, wie viele Betroffene an

der Uni Erfurt studieren. Nicht jeder kommt

zu ihm, nicht jeder möchte Hilfe von außen

oder braucht diese. Den Studenten, die zu ihm

kommen, versucht er so gut es geht zu helfen.

Jeder Fall sei ganz individuell und so müssten

auch die Lösungen für diese sein. Dement-

sprechend zeitintensiv und umfangreich sieht

seine Arbeit mit den Studenten aus. Alles ist

dabei: von Autoimmunerkrankungen, Seh-

und Hörschwächen bis zu schweren Krebser-

krankungen. Die Lösungsvorschläge der ein-

zelnen Fälle sind dabei genauso individuell zu

handhaben wie auch jeder einzelne Betroffenean sich. Die einen benötigen „nur“ besondere

Prüfungsrahmen, andere sind für ein reibungs-

loses Studium auf bestimmte Räumlichkeiten

- barrierefrei zum Beispiel - angewiesen.

Die Hauptfrage, denen sich Studenten mit ei-

ner chronischen Erkrankung oder Behinderung

stellen müssen, ist: „Bin ich so belastbar wie

die anderen?“ Die Universität bietet hier ver-

schiedene Möglichkeiten, ihre Studenten zu

unterstützen. Zum einen gibt es die Möglich-

keit eines Teilzeit-studiums, um etwas Leis-

tungsdruck aus dem Studium herauszunehmenoder auch die Möglichkeit, die Prüfungsbedin-

gungen anzupassen. Das soll nun jedoch nicht

bedeuten, dass die Betroffenen hier eine Son-

derbehandlung im erleichterten, d. h. weniger

anspruchsvolleren Sinne erhalten, da ihnen ein

Ablegen bestimmter Prüfungen unter „norma-

len“ Bedingungen kaum möglich wäre. Aber

egal welche Probleme und Sorgen die Studen-

ten, die aufgrund einer Beeinträchtigung zu

Herrn Becher kommen, haben -er versucht,

auf jeden Studenten individuell einzugehen.

Die Findung von Lösungsansätzen für jeden

einzelnen mit seinen unterschiedlichen Be-

dürfnissen sei dabei ein ständiges Bemühen,

da es keine Universallösung für alle Fälle gibt.

Dennoch könne er für beinahe jeden, der zu

ihm kommt, Lösungsvorschläge nden, die

die verschiedenen Fakultäten als Richtlinien

nutzen können, um beispielsweise Nachteil-

sausgleiche zu gewähren und die für alle Be-

teiligten zu einem zufriedenstellenden Ergeb-

nis führten.

Um den Betroffenen ein Gesicht zu verleihen,

habe ich mich mit Maria (Name geändert) auf

einen Kaffee getroffen. Maria ist 23 Jahre alt

und bekam ihre Diagnose wenige Monate vor

Beginn ihres Studiums. Auch ihr sieht man

ihre Beeinträchtigungen nicht an. Als ich sie

frage, was sie am meisten beeinträchtigt in

ihrem Studienverlauf, fallen ihr auf Anhieb

mehrere Sachen ein. Besonders schwer falle

ihr das Studium im Sommersemester, da die

teilweise sehr starke Hitze ihre Krankheits-

symptome verstärke. Zu diesen zählen Müdig-

keit, die einfach nicht vergehen will, wenn sie

nicht augenblicklich schläft, Konzentrations-

schwierigkeiten, die das Lernen von schwieri-

gem Stoff oft sinnlos erscheinen lassen sowie

Probleme beim Treppen steigen, wenn ein Se-

minar mal wieder im dritten Stock stattndet.

Dennoch will sie ihr Studium ohne Hilfe vonaußen bewältigen, gerade wegen ihrer Krank-

heit.

Da Maria erst wenige Monate vor Studienbe-

ginn erkrankte, hatte sie keine Erfahrungen,

wie nun mit dieser Krankheit umzugehen ist.

Erzählt sie ihren Kommilitonen davon, oder

auch ihren Professoren? Die Frage, ob sie es

ihren Kommilitonen erzählen sollte, erübrigte

sich im ersten Semester, da sie für einige Zeit

auf Grund ihrer Krankheit ins Krankenhaus

musste, was natürlich nicht unbemerkt blieb.

Die Reaktionen auf ihr „kleines“ Outing elenaus, wie sie sie mittlerweile nur zu gut kennt.

Einige sind mitleidig oder sogar traurig, vie-

le andere können weder mit ihrer Krankheit

noch mit diesen nicht sichtbaren Symptomen

umgehen. Heute steht Maria kurz vor ihrem

Abschluss und neben einigen Kommilito-

nen weiß von ihrer Krankheit im universitä-

ren Umfeld nur ihre Mentorin. Maria erzählt

mir, dass sie mittlerweile ihre Krankheit gut

im Griff hat, weiß, wann sie ein Stück kürzer

treten muss und seit ihrem Krankenhausauf-

enthalt im ersten Semester keine Verschlech-

terung ihrer Symptome zu verzeichnen hat.

Ihre engen Freunde haben sich sehr gut über

ihre Krankheit informiert und helfen ihr wo sie

können und sei es nur, indem sie sie wortlos

einhaken beim Treppen steigen.

Was, wenn Fragen wie: „Habe ich Rechnung xyz schon bezahlt ?“ nicht die einzigen Fragen sind, die man sich mit Aunahme eines Studiums

stellen muss? „Kann ich die Vorlesung xyz besuchen, obwohl sie im dritten Stock stattfindet?“ Oder: „Wird es möglich sein, meine Pflichtklausur

in einem extra Raum schreiben zu können ?“

Studieren? ....Trotzdem!

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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Die Hürden, die sich also auftun beim Studie-

ren mit Handicap, sind oft nicht nur durch die

krankheitsbedingten Einschränkungen, son-

dern auch durch die mit diesen verbundenen

Ängsten und Sorgen bedingt. Kann man sein

Studium schaffen, auch wenn man auf grö-

ßere Schwierigkeiten stößt als viele andere?

Hier kann einen die Universität sowie ihre

Mitarbeiter, zum Beispiel Herr Becher unter-

stützen. Dennoch scheint das Wichtigste beim

Studieren mit Behinderung das zu sein, was

Maria mir in unserem Gespräch mitteilt: „Be-

hindert bist du nicht. Du wirst behindert. Klar

habe ich durch meine Krankheit ,erschwerte‘

Bedingungen in meinem Studium und mache

mir Sorgen über meine Zukunft. Aber wer der

anderen Studenten macht das nicht? Dieses

Studium war auch schon vor meiner Erkran-

kung mein Traum und mein Ziel. Also warum

soll ich, solange es in meiner Macht steht,

dieses nicht auch - genau wie alle anderen -

genießen?“

 Der Schwerbehindertenbeauftragte der Uni-versität Erfurt berät Studierende und Stu-

dieninteressierte bei Fragen, die sich aus

einer Behinderung bzw. chronischen Erkran-

kung ergeben. Einen Termin könnt ihr unter

0361/737-5100 vereinbaren.

 Autor 

Laura Stieler

 Illustration

Johannes

Hirsekorn

Page 20: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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C o nt r a

P r o 

Wir kommen mit ei-

ner Grenzerfahrungauf die Welt und mit einer

Grenzerfahrung verlassen

wir sie wieder. Würden wir

uns tatsächlich an den Kampf, die

Mühe und die Umstände der eigenen

Geburt erinnern, so würde ein Trauma

wohl die geringste Sorge in unserem noch

 jungen Leben sein. Mit dem Sterben sieht es

wohl ähnlich aus, nur ist da das selige Vergessen

Teil unseres Dahinscheidens. Der Teil dazwischen,

das Leben, ist aber ebenso nichts weiter als eine Gren-

zerfahrung und zwar im christlichen Verständnis eines

Weges zum Paradies. Die Mühen des Lebens gelten hier als

eine Prüfung, die durch den Sündenfall des Menschen zu ver-

antworten sind. Um kurz noch bei einer philosophisch Begriffs-

betrachtung zu bleiben: Was sind Grenzerfahrungen eigentlich? Um-

fasst eine Grenzerfahrung, mich mit jemandem zu streiten? Mit 200

km/h über die Autobahn zu heizen? In einem Freizeitpark die Hauptat-

traktion auszuprobieren? Die Antwort ist ja und nein. Grenzerfahrungen sind

absolut betrachtet nichts weiter als die äußersten Ausschläge in der Amplitude

des Lebens. Ist ein Ereignis besonders wichtig oder prägend für das eigene Leben,

handelt es sich automatisch um eine Grenzerfahrung. Weiter gedacht sind es aber

auch alle Ereignisse, die in irgendeinem Kontrast zum bisherigen Alltag stehen: Mich

beim Sport mal bis ans Limit bringen, die eigene Kotzgrenze zu spüren, zum Beispiel.

Ich halte solche Erfahrungen nicht nur für notwendig, in ihnen spiegelt sich teilweise meinpersönlicher Sinn des Lebens wieder. Starke Veränderungen sind zentrale Lebensinhalte. Nur im

Kontrasterleben lassen sich Wertvorstellungen für das eigene Leben denieren. Weiß ich, wie weit

mein Körper (theoretisch auch meine Psyche) gehen kann, kann ich aus dieser Erfahrung Sicherheit

für verschiedenste Situationen gewinnen. Konnte ich wegen meiner Knieoperation für längere Zeit nicht

gehen, schätze ich das Laufen nun als einen unglaublichen Segen. Liebe und Partnerschaft wäre nicht erstre-

benswert, wenn sie leicht zu erreichen wären oder einen Normalzustand darstellen würden. Ebenso zerbrechen

Beziehungen an Eintönigkeit - erst in einem ausgewogenen Verhältnis von Neuem und Sicherheit funktionieren

sie. Grenzerfahrungen sind im Kontrast das Leben. Ohne Verlust keine Liebe. Ohne Schmerz keine

Erfüllung. Ohne die Nacht kein Tag.

Grenzerfahrungen stehen dem „norma-

len“ Leben gegenüber und führen uns, wie der Name schon sagt, an

unsere Grenzen. Natürlich muss diese Grenzerfahrung nicht immer negative Auswirkungen

haben und kann durchaus den eigenen Horizont erweitern. Doch mutwillig seine eigenen Grenzen

dehnen zu wollen ist für mich reine Zeitverschwendung.

Die Jagd nach dem nächsten Adrenalin-Kick, der die eigenen Grenzen sprengen soll, ist für

mich nicht mehr als purer Stress, auf den ich gut und gerne verzichten kann. Wie lange kann

ich wach bleiben? Kann ich mich noch mehr in meine Arbeit reinhängen? Werde ich voneiner Brücke mit einem Bungee-Seil springen können, ohne kurz vorher zu kneifen?

Das alles sind Fragen, die mich null interessieren, da ich die Antworten schon ken-

ne. Ich weiß, dass ich ungefähr 8 Stunden Schlaf brauche, um volle Leistung zu

bringen. Ich weiß, wann ich eine Pause einlegen muss und: Nein! Ich werde

niemals von einer Brücke springen. Wo meine eigenen körperlichen und

psychischen Grenzen liegen, bin ich mir also durchaus sehr bewusst.

Natürlich gibt es immer wieder Grenzerfahrungen im Laufe un-

seres Lebens, die wir nicht selbst beeinussen können. Einen

Menschen, der mir nahe steht, durch eine schwere Krankheit

zu begleiten oder auch zu verlieren (zum Beispiel). Das

sind Grenzerfahrungen, die jemanden menschlich wei-terbringen können, aber dennoch sind es Grenzerfah-

rungen, auf die ich gänzlich verzichten kann. Ich

bin der Überzeugung, dass ich auch durch das

Mir-selbstbewusst-machen meiner Grenzen,

ohne diese jedoch austesten zu müssen,

als Person wachsen kann. Genau dar-

in, die eigenen Grenzen zu kennen

und diese auch zu achten, dem

eigenem Stresspegel zuliebe,

steckt für mich die wahre

Herausforderung, bezie-

hungsweise Grenzer-

fahrung.

 Autor 

Laura Stieler

 Autor Lukas Knecht

Page 21: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 21/3221

What would you say is

the coolest hobby a youngperson can have nowadays?

Is it extreme sport, getting the

kick out of risking your life for the

adrenaline rush? Is it playing a musi-

cal instrument, exposing your deepest self

and losing yourself in the infatuating notes

you created yourself?

Or might it be something entirely different?

Something you never spent much time thin-

king about because you do not think it neces-

sary nowadays any more. Something you re-

gard as superuous in an age in which when

the cold season is approaching, you just pop

over to Primark and get yourself the latest

winter fashion. Something you think only

your grandmother does.

The high art of knitting – derided, underappre-

ciated and misunderstood – has been fascina-

ting people for thousands of years. Since its

beginning in the 11th century BC it has under-

gone quite a transformation, casting its spell

over countless generations of diligent knitters.

Starting as a simple way to manufacture warmclothes, it slowly became a popular way to

pass the time and busy yourself. In recent ye-

ars a new layer was added to the immeasurable

qualities of knitting: needlework as a way to

express yourself.

It is i m -

possible to name and count the mil-

lions of possibilities the art of knitting has to

offer. It all starts with the yarn. And even at

that rst step, all those different options you

have are impossible to count: thick thread or

thin thread, lamb’s wool or cotton, green, red,grey, white, blue…? The act of choosing a

yarn requires an incredible amount of self-as-

surance and self-control: Why not just buy

them all?

Having mastered this rst step, the next he-

artrending decision awaits you: what do you

want to do with that wonderful yarn you just

got? Hat, scarf, socks, a pullover or maybe

even a felted Easter bunny? There simply are

no limits. And mind you, this decision is cru-

cial. Imagine wasting all that wonderful threadinto a superuous object of wool, forgotten in

the darkest corner of the basement cabinet.

And after having nally made a decision about

what you want to produce the real challenge

starts. The knitting itself.

There is no way to put intowords the emotional roller

coaster ride that is creating an

object of wool. The initial thrill at

nally starting with what has already

cost you so many nerves and given you so

much excitement. The devastation when you

nd something does not turn out as you had

planned it, or even worse, when you nd out

you overestimated your abilities. And then the

exuberant joy after nishing your project and

nally being able to wear it for the rst time

and showing it to the world.

Knitting is the adrenaline rush. Knitting is ex-

pressing yourself. Knitting is creating. Try it

yourself and you shall not be disappointed.

There are no limits. Go ahead – create!

Winter is coming, Leute. Die Zeit der Freibadtage, Radtouren und Grillabende ist endgültig vorbei. Wie also die Zeit vertreiben während der

dunklen Jahreszeit? Fernsehen, Fitnessstudio oder gar mal was ür die Uni tun? Campus: echo hat da eine bessere Idee…

Go ahead - create

 Autor 

Julia Winzer

 Illustration

Josephine

Hedderich

Page 22: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 22/3222

Man steht dicht beieinander, doch achtet auch

darauf, dem unbekannten Nebenmann nicht zu

nahe zu kommen. Man hat sich versammelt,

aber zusammen steht man nicht. Die Hände

stecken in warmen Manteltaschen – sofern sie

keine Fahnen oder Plakate halten müssen –

und verunsicherte Blicke gehen über die Köp-

fe Umherstehender hinweg und streifen dabei

deren angespannte Gesichter wie in einem

düsteren Spiegelkabinett. Eine Menge wipptmit ihren Schuhen, tritt sich auf der Stelle

warm und hört gespannt in den Abend.

Vorn ist eine Bühne, von der nun eine Stimme

zur Begrüßung der Menge laut wird und sie

wie eine Herde Schafe in Lärm versetzt. Ju-

bel und Toben geht durch die Reihen, klingt

von Nahem schief und unstimmig und wird

schon in kurzer Entfernung zu einem schallen-

dem Chor tiefer ostdeutscher Männerstimmen.

Darin liegt das Prinzip und der ganze tiefere

Sinn der Veranstaltung: Man ist da, um da zu

sein und man ist laut um des Lärms willen. In

ihrer Zahl und ihrer Lautstärke liegt das ganze

Wesen einer Demonstration. Ob es eine soge-

nannte Gegendemonstration ist oder jene auf

der anderen Seite, ob „Lumpenpack“ oder

„Nazis“ spielt keine Rolle.

Die Stimme ermahnt die Herde, eine gute

und anständige Herde zu sein. Man gibt sich

Mühe, die bessere Figur zu machen als jene

auf der anderen Seite des großen Domplatzes.

Hier stehen die Anständigen, dort stehen die

Gefährlichen. Zwischen beiden gibt es Zäu-

ne, Gitter und so etwas wie Schäfer – nur mit

Blaulicht. Die Schäfer haben harte Stöcke undinke Hunde bei sich. In der Menge mag man

die Schäfer nicht, da sie im kollektiven Ver-

dacht stehen, mit der anderen Menge zu sym-

pathisieren. Wenn jemand ausschert und über

die Strenge schlägt, dann kommen die Schäfer

und prügeln das unschuldige, weiß-weiche

Fell der braven Schafe.

Wieder wird es laut in der Menge. In den auf

die Bühne gerichteten Gesichtern blitzt es

auf, wissentlich, da ihr Stichwort gefallen ist.

Die Parole rollt von der Bühne aus durch die

Menge nach hinten. Man schreit Sätze weni-

ger Worte, wobei man diese in Silben zerlegt

und einzeln betont, als wolle man wissen, wo

das Wort am Zeilenende getrennt werden kön-

ne. Immer wieder iegen drei betonte Silben

durch die Luft – das lausige Metrum einer

Herde Schafe.

Die Schafe sehen ängstlich-angespannt aus im

Augenblick ihres Schreiens. Sie blicken sich

dabei immer wieder versichernd um und be-

kommen davon ein joviales, selbstsicheres,

fast selbstzufriedenes Lächeln im Gesicht.

Auch dieser Ausdruck veriegt nach kurzer

Zeit wieder.

Weil eine Menge der Leute das Gras auf unse-

rer Seite der Grenze grüner ndet, geht eine

andere Menge auf die Straße, weswegen wie-

derum eine Menge zusammenkommt, um

ebenfalls zahlreich und laut ihr Zeichen zu set-

zen. So grün ist das Gras hier in Deutschland,

dass noch jedes Schäfchen sein Plätzchen n-

den kann.

Erfurt, Donnerstagabend 

In Feindesland

 Autor 

Tim Seidel

 Illustration

Debora Schiessl

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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Diese Songzeilen stammen aus der Musikpa-

rodie von Carolin Kebekus, welche auf die

sogenannten „Wutbürger“ und rechte Hetze

im Internet abzielt. Im Zuge der derzeitigen

Flüchtlingsdebatte lässt es sich auch Oliver

Pocher nicht nehmen, nach Heidenau zu fah-

ren, um dort die dummen Ossis zu interview-

en. Über Humor kann man bekanntermaßen

streiten, jedoch erscheint es leicht, von oben

auf den „Wutbürger“ herab zu blicken und das

auszusprechen, was jeder schon weiß und ge-

gebenenfalls noch ein paar mehr oder weniger

gute Witze darüber zu machen. Humor kann

dazu beitragen, Dinge, die man nicht versteht,

erträglicher zu machen, oftmals greift er da-

bei nun aber auch das Gegenüber an. Mir

stellt sich die Frage, ob gerade in Bezug auf

die Flüchtlingsdebatte dies zu einer adäquaten

Koniktlösung beiträgt.

Es ist der Mittwochabend des vierten Novem-

bers und ich blicke auf den Mariendom und

die Severi-Kirche, die heute nicht von den

Scheinwerfern angestrahlt werden. Das katho-

lische Bistum möchte den Demonstrationen

der AfD nicht die Möglichkeit bieten, dass

der Domberg als Kulisse dient. Dostojewski,

ein bedeutsamer russischer Schriftsteller, sag-

te einst: „Nichts ist leichter, als den Übeltäter

zu verurteilen; nichts schwieriger, wie ihn zu

verstehen.“ Deswegen sage ich heute zu den

rund 1.200 Gegendemonstranten wie Adelezu ihrem ehemaligen Liebhaber: „Hello from

the other side“, und lasse die Menschenmenge

mit bunten Luftballons an mir vorbeiziehen.

Ich begebe mich auf den Teil des Domplatzes,

der für die circa 2.100 Anhänger der AfD De-

monstration reserviert ist. Björn Höcke wird

aus gesundheitlichen Gründen von Thorsten

Weiß, dem Vorsitzenden der Jungen Alterna-

tive Berlin, vertreten. „Deutschlands Jugend

ist auf Abwege geraten. Man hat die Mehrheit

unserer Jugend zu wertfreien, selbstgerechten,

gutgläubigen und dekadenten Menschen erzo-

gen, die sich in einer rundum Wohlfühlkon-

sumgesellschaft, betutelt von antiautoritären

Helikoptereltern, nesthockergleich gemütlich

und behaglich eingerichtet haben.“ Nach die-

sen Sätzen in den ersten Minuten seiner Rede

wird Weiß direkt lautstark bejubelt. Ich fühle

mich aufgrund seiner Rhetorik sehr unbehag-

lich, da seine Betonung an die von Goebbels

erinnert und die Reaktion der Menschenmen-

ge für jene spricht. Denn während die Stim-

mung bei den Vorrednern eher eingeschlafen

wirkte, werden die AfD-Anhänger nun förm-

lich in Erregung versetzt. „Wer sich nämlich

ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, der

begehrt nicht auf, der geht auch nicht auf die

Straße und der fordert auch nicht seine demo-

kratischen Rechte ein, sondern der geht shop-

pen und schaut im Fernsehen das Dschun-

gelcamp.“ Und wieder: Stürmischer Beifall

untermalt seine Rede. In mir brodelt es, denn

hier werden allgemeine Generationskonikte

zum Selbstläufer und Weiß bedient sich derar-

tigen Klischees, um seine Zuhörer in ihrer mo-

mentanen Stimmungslage abholen zu können.

Ungeachtet der weiteren Worte Weiß´ nehmeich das Publikum, welches dessen Ausführun-

gen scheinbar ungeltert lauscht, genauer un-

ter die Lupe. Die Zuhörerschaft zeichnet sich

durch einen Reichtum an Facetten aus, denn

es scheinen unterschiedlich soziale Varietäten

vertreten zu sein. Da ist ein Mitglied der Bur-

schenschaft Wingolf Georgia zu sehen, dessen

Gesicht ich vom Campus der Universität ken-

ne, einige womöglich schaulustige Jugend-

liche, und neben dem Allgemeinbild eines

„Wutbürgers“ lassen sich auch junge Familien

und Pärchen nden.

Zwischen Alt und Jung entdecke ich eine

Frau, die mir bekannt vorkommt. Sie wirft

sich während Weiß´ Monolog auf die Erde

und ahmt offensichtlich den islamischen Ge-

betsritus nach. Sie war Teil eines Beitrags des

ZDF-Morgenmagazins und wurde zum Zeit-

punkt einer vorherigen Demonstration von

der Moderatorin Dunja Hayali befragt. In dem

Video sticht sie für mich besonders heraus,

da sie direkt in die Kamera sagt, sie sei vol-

ler Hass in Bezug auf Ausländer. Wenn ich sie

 jetzt in ihrer leichten Verwirrtheit beobachte,

erscheint es mir fragwürdig, ob man gerade

sie hätte interviewen müssen. Für das Fern-

sehteam handelte es sich hierbei vermutlich

um eine zweckmäßige Angelegenheit, denn

das Bild des irrsinnigen „Wutbürgers“ wird

nachhaltig geprägt und wir, auf der anderen

Seite, bekommen genau das zu sehen, was wir

sehen wollen. Allerdings ist es so, dass laut ei-

ner Analyse des Forsa-Instituts 55 Prozent der

AfD-Wähler Abitur und/oder studiert haben.

Ich stelle mich weiter an den Rand, da ich

mich durch das Gebaren der Frau noch un-

wohler fühle und entdecke dort eine sitzende

Familie, die dem Treiben offensichtlich eher

als Zuschauer beiwohnt. Die Frau trinkt Sekt,

der Mann Bier und der Sohn kauert unbeteiligt

daneben. Ich komme mit dem Paar ins Ge-

spräch und auch ihre Intention ist es, „ sich den

Sabbel, der hier gesprochen wird, mal genauer

anzuhören.“ Hauptsächlich ärgern sie sich

über den fehlenden Diskurs, da die Gegende-

monstranten so sehr abgeschottet werden, dass

sie kein Wort von Weiß´ Tiraden hören kön-nen. Die Frau beschreibt ihre Situation ähnlich

der meinigen, denn auch sie hat das Bedürfnis,

den Behauptungen etwas entgegenzusetzen.

Das fällt auch nicht schwer, wenn man das

Bild betrachtet, welches er von der heutigen

Jugend zeichnet. Auch mein Opa versteht die

 jungen Leute von heute nicht mehr, weswegen

er Weiß vermutlich recht sympathisch nden

würde. Allerdings redet und diskutiert er mit

mir, um sich mehr Klarheit über mein Leben

zu verschaffen. Oft stelle ich mir vor, dass ein

bisschen Kommunikation ausreichen würde,um die Konikte, die hier auftreten, lösen zu

können. Das mag ein naiver Gedanke sein und

ich würde mir wünschen, dass es so einfach

wäre. Aber es wäre wenigstens ein Schritt auf-

einander zu, anstatt die Kluft zwischen beiden

Seiten immer größer werden zu lassen.

„Für das was du sagst, wirst du ausgelacht 

 Ich schäm mich, für all deine Fahnen und deine Narben,

Bist zu bedauern, nein ich schäm mich

 Lass dir mal sagen, nein lass mir dir sagen

 Raffst du denn gar wie blöd du bist?

So blöd, so blöd, so blöd, so blöd….“

Auf der anderen Seite

 Autor 

Katharina Hertel

Page 24: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 24/3224

Zurück in der Realität: Wegen unseres bevor-

stehenden Forschungsprojektes bin ich mit

meiner Bachelorgruppe auf den Medientagen

in München. Zwischen vielen interessierten

Besuchern und Geschäftsmännern, Werbe-

geschenken und Laugenbrezeln gibt es hier

vor allem eines: die Virtual-Reality-Brille

(VR-Brille).

Bereits in den 60er Jahren experimentierten

Forscher am Institut für Technologie in Massa-

chusetts an der ersten VR-Brille. Nachdem die

Technologie viele Jahre ein

Schattendasein führte, erlebt

sie gerade ihren Durchbruch.

Von der Pappkartonbrille, die

man selbst zusammenfalten

muss bis hin zu hochwerti-

gen Modellen von Samsung,

HTC und ZEISS erzielen alle

Modelle den gleichen Effekt:

Sie ermöglichen dem Nutzer

einen 3D-Rundumblick, so-

dass man den Eindruck hat,sich in einem anderen Raum

oder in einer anderen Umge-

bung zu benden. Man kann

sich um die eigene Achse

drehen und sieht - wie auch

in der realen Welt - seine

komplette Umwelt. Hoch-

entwickelte Sensor- und Tra-

cking-Technologien ermög-

lichen es dem Nutzer, mit

der virtuellen Umgebung zu

interagieren.

Ein Großteil der verschie-

denen Modelle ist mit ei-

nem gewöhnlichen Smart-

phone kompatibel. Um den

3D-Blick im 360° erleben zu

können, muss das Handy in die Brille gescho-

ben werden. Vom abenteuerlichen Ausug in

eine Dinosaurier-Welt bis hin zur aufregenden

Achterbahnfahrt und dem angsterregenden

Horrorszenario: Mittlerweile liefern verschie-

dene Apps und auch Youtube den Content für

den „Rundumblick“, welcher durch die Vi-

deoaufnahme mit einer 360°-Kamera erzeugt

wird. Für den zusätzlichen 3D-Effekt muss

der Bildschirm des Smartphones in zwei vir-

tuelle Hälften gesplittet werden. Beide Hälf-

ten zeigen dasselbe Video. Allerdings ist das

Bild einer der beiden Hälften um wenige Hun-

dertstel Millimeter verschoben, wodurch sich

der 3D-Effekt ergibt. Durch die Sensoren am

Smartphone kann man sich nun in der virtuel-

len Umgebung umsehen, da das Handy auf die

Kopfbewegungen reagiert.

Wer denkt, dass diese Innovation nur für Ga-

ming-Freaks gedacht ist, unterschätzt das Po-

tential der Brillen bei weitem. Bezüglich der

Flüchtlingskrise zeigen die VR-Brillen ihre

Wirkung im Bereich des „immersiven Jour-

nalismus“. Ein neuer Trend, der es den Nut-

zern ermöglicht, die Nachrichten so wahrzu-

nehmen, als würden sie das Geschehen vor

Ort selbst miterleben. Die US-Amerikanerin

Nonny de la Peña, Pionierin des Virtual-Re-

ality-Films, zeigt durch das „Project Syria“

eine ganz andere Art von Berichterstattung.

Ein kleines syrisches Mädchen steht auf einer

Straße und singt. Um sie herum stehen Men-

schen vor Geschäften oder laufen die Straßen

entlang. Plötzlich kommt es zu Explosionen.

Menschen, die zu Boden fallen, Rauch, Ge-

schrei - ein Szenario, das den passiven Zu-

schauer zu Augenzeugen des Bürgerkrieges

macht. Nonny de la Peña betont, dass es mit

keinem anderen Medium möglich sei, den

Menschen so nah an das Geschehen heranzu-

führen, dass diesem der Eindruck vermittelt

wird, direkt vor Ort anwesend zu sein.

Auch in der Automobilbranche spielen die

Brillen eine große Rolle. Dem Kunden kann

das gewünschte Auto in allen

Farben und mit verschiede-

nen Infotainment-Ausstat-

tungen simuliert werden,

ohne dass der Wagen in der

Realität beim Händler steht.

Des Weiteren werden die

Brillen auch im therapeu-

tischen Bereich eingesetzt.

Ob Menschenmassen, enge

Räume, Spinnen oder Hö-henangst - da die direkte

Konfrontation zur Angstbe-

wältigung beiträgt, erweist

sich die fortschrittliche

Technologie als eine perfek-

te Therapiemöglichkeit. Stu-

dien zeigen, dass Therapien

zu Höhenangst und anderen

Phobien effektiv und mit

großem Erfolg eingesetzt

werden können.

Wer sich also eine klei-

ne Auszeit vom stressigen

Studenten-Dasein nehmen

möchte, kann schon für rund

13€ mit der Pappbrille und

seinem Smartphone in virtuelle Welten eintau-

chen.

Ich stehe in einem riesigen, hellen Raum. Als direkt vor meinen Füßen der Steinboden in die iee ällt, stehe ich vor einer großen Schlucht. Mein

Puls schießt in die Höhe. Ich versuche, mich so weit wie möglich an den Abgrund zu stellen, um in die iee zu blicken. Dann wage ich noch ei-

nen Schritt nach vorne. Autsch. Ich bin mit meinem Fuß gegen das Regal gelauen, das in der realen Welt vor mir steht. Ich nehme die Kopförer

und die große Brille von meinem Kop ab.

Virtuelle Welten

 Autor 

Nina Zensner

 Illustration

Debora Schiessl

Page 25: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 25/3225

 Ihr habt was C ooles in eurer W ohnung 

und wollt es in der nächsten  Ausgabe 

sehen?

 Dann schickt uns ein Bild an:

[email protected]

Prachtstücke

Page 26: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 26/3226

„Und wo genau nde ich in Ihrem Lebens-

lauf ehrenamtliches Engagement?“ Welcher

arbeitssuchende Absolvent oder Stipendien-

bewerber hat diesen Satz wohl noch nicht ge-

hört? Wer gemeinnützig tätig ist und anstelle

von entgeltlichem Lohn lediglich ein reines

Gewissen als Gegenleistung erwartet, dem

seien Ruhm und Ehre in unserer Gesellschaft

versprochen. Längst hat die hiesige Situation

in Bezug auf die Frage nach ehrenamtlichen

Tätigkeiten auch den Campus und die Erfur-

ter Studentenschaft inziert. Zwar berichten

zahlreiche studentische Initiativen von einer

vorläugen Euphorie an ihren Infoständen

auf dem Campus oder in Seminaren, die seiinzwischen aber kleinzahliger Ernüchterung

gewichen. Projektvorschläge und Ideen bringt

 jeder Studi en masse, aber wenn es um Ein-

satzzeiten und Eigeninitiative, ja gar körperli-

che Betätigung geht, hält sich der Großteil der

Stürmer und Dränger im Hintergrund. Worin

gründet sich dieses Verhalten? Ist es wirklich

nur die studentische Bequemlichkeit laut der

Devise „Der gute Wille zählt“, die durch un-

sere schöne und einfache Rechnung von An-

fang an einen Strich durch unsere Rechnung

macht oder ist es der Werteverlust der bekann-ten „Jugend von heute“? „Nein“, sagt Frau Dr.

Bettina Hollstein, tätig an unserer Universität

im Fachbereich Wirtschaftsethik mit dem For-

schungsgegenstand Ehrenamt. Man könne auf

keinen Fall von einem Werteverfall, sondern

vielmehr von einem Wertewandel sprechen.

Worauf Frau Dr. Hollstein anspielt, ist die

Theorie zur Modernisierung des Ehrenamts.

Die „altmodische“ Form des Ehrenamts, die

intrinsische Motivation und Altruismus vor-

aussetzte, wurde heute von einer kurzweiligen

und vor allen Dingen projekt- und nutzenori-

entierten abgelöst. Der zeitgenössische Otto-

normalverbraucher ist in gesellschaftlicher,

sozialer, regionaler und zeitlicher Hinsicht

mobiler als im 19. und 20. Jahrhundert. Schön

und gut, aber verleitet diese kurzfristige Ver-

bindlichkeit nicht einige Trittbrettfahrer dazu,

eine kleine, wenig intensive Projektmitglied-

schaft als attraktive Spritze für den bisher noch

schmucklosen Lebenslauf auszunutzen? Auch

auf diese Frage schüttelt Bettina Hollstein den

Kopf. „Nicht unbedingt“, sagt sie. Trotz oder

gerade wegen der Kurzfristigkeit der Projekte

seien Engagement und Input oft ähnlich denen

im altmodischen Ehrenamtsmodell oder so-

gar größer, da konzentrierter. Deswegen soll-

te man grundsätzlich vorsichtig mit solchen

Annahmen umgehen, zumal auch die frühere

Ehrenamtsform meist an soziale Milieus und

Konventionen gebunden war und häug wenig

mit wahrer Überzeugung zu tun hatte: WennMutti und Oma schon für das Kolpingwerk tä-

tig waren, mussten die Töchter eben auch mit

an die Arbeit. Außerdem zeichne sich gerade

besonders in größeren Unternehmen der Trend

ab, den zeitlich oft fest eingespannten Mitar-

beitern die Verwirklichung von ehrenamtli-

chen Initiativen oder Projekten zu erleichtern.

Beim sogenannten Corporate Volunteering ist

ein bestimmtes Zeitkontingent der Arbeitszeit

für das Ausüben ehrenamtlicher Tätigkeiten

vorgesehen und verschiedene Teambildungs-

maßnahmen ermöglichen das Umsetzen einesoder mehrerer Projekte. Durch diese Art ins-

titutioneller Anleitung könne die Gefahr des

Ausnutzens der ehrenamtlichen Stellung zur

Prolierung und der langfristige Engagement-

verlust ebenfalls minimiert werden. Außerdem

tut Ehrenamt nicht nur der Gemeinde gut, son-

dern auch dem Ich. Die Bestätigung der eige-

nen Wertevorstellungen und das Wissen, etwas

Gutes zu tun, befriedigt auf individueller Ebe-

ne und treibt innere Prozesse der Selbstndung

voran. Bestätigung durch das Umfeld trägt

dabei zum Selbstwertgefühlt bei. Durch sol-

cherlei Tätigkeiten kann die Idealvorstellung

einer funktionierenden Gesellschaft für das In-

dividuum in erfahrbare Handlungen transpor-

tiert werden. Trotzdem sei Ehrenamt bei aller

Gemeinnützigkeit nicht der vermeintliche Kitt

der Gesellschaft, als der es oft in den Medien

zelebriert wird, erklärt Frau Dr. Hollstein wei-

ter. Den deutschen Sozialstaat am Leben zu

erhalten, sei auf keinen Fall Aufgabe des Eh-

renamts. So solle der Sozialstaat persönliche

Rechte sichern, was nicht vom Wohlwollen

anderer abhängig sein dürfe. Sozialstaat und

Ehrenamt wären demnach nicht substituierbar,

arbeiteten aber kooperierend. Immerhin müs-

sen sogar Non-Prot-Organisationen bei allem

symbolischen und sozialen Charakter wirt-

schaftlich vorgehen. Jede Unternehmung, egal

ob non-prot oder nicht, muss zwei Ziele ver-

folgen, um das System am Laufen zu halten.

Erstens muss man seiner Mission treu bleibenund seine Werte und Ziele nicht aus den Au-

gen verlieren. Dieser Punkt hat als Rechtfer-

tigungsgrund für Non-Prot-Organisationen

oberste Priorität, dicht gefolgt von zweitens,

der Notwendigkeit der Selbsterhaltung, von

der die Vollendung der Mission nicht zuletzt

abhängt, d.h. die Ausgaben der Unternehmung

müssen mindestens gleich, aber bestenfalls

kleiner als ihre Einnahmen über Mitgliedsbei-

träge, Spenden etc. sein. Was am Ende dieser

Rechnung übrig bleibt, wird in die Mission

reinvestiert - soweit die Theorie. Aber woviele Gelder ießen, macht Korruption auch

vor Non-Prot-Organisationen nicht halt. Das

lassen wir uns von Frau Dr. Hollstein genauer

erklären. Besonders bei größeren und weltweit

agierenden Non-Prot-Organisationen spielen

Schmiergelder eine tragende Rolle, um einen

nicht gerechtfertigten Vorteil zu Lasten Dritter

zu erlangen, beispielsweise bei der Vergabe

von Aufträgen oder Studien. Heiligt hier der

Zweck die Mittel? Immerhin stehen, trotz ie-

ßender Schmiergelder, „der gute Zweck“ und

der Gemeinnutzen eines Projekts immer noch

im Zentrum der Verhandlungen. Frau Dr. Holl-

stein verneint. Die Folge solcher unrechtmä-

ßiger Auftragsverteilungen sind gesamtgesell-

schaftliche Fehlallokationen, die mit höheren

Kosten für die Gesellschaft enden.

In Erurt sind derzeit über 1700 Flüchtlinge untergebracht (Stand Ende August 2015), die Nachrage an reiwilligen Hilskräen dementspre-

chend groß. Wer helen möchte, der hil und wer Hile braucht, dem wird geholen. Eine einache Gleichung, so scheint es. Warum Ehrenamt

nicht immer lustig ist, was auch Non-Profit-Organisationen mit Wirtscha zu tun haben und welche Variablen heute wirklich hinter der Motiva-

tion zum Ehrenamt stehen – ein kurzes Gespräch mit PD Dr. Bettina Hollstein.

Wo ist deine Ehre, Amt?

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Jetzt haben wir also zu Licht- und Schatten-

seiten des Themas Ehrenamt referiert - ganz

schön viel Theorie, die vielleicht noch mehr

Fragen zum eh schon umstrittenen Thema

aufgeworfen hat. Um wieder auf den Boden

der praktischen Tatsachen zurückzukommen:Was soll denn den ehrlichen Normalo-Studen-

ten aus seinem WG-Schneckenhaus locken

und animieren, sich zum Gemeinschaftswohl

aufzurappeln? Hier hat uns Frau Dr. Hollstein

noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben.

Nichts motiviere so sehr wie persönliche Kon-

takte und das Bedürfnis nach Geselligkeit und

Anerkennung durch partizipative Projektge-

staltung. Das klingt zwar egoistisch, aber ein

persönliches Wohlbenden steigert zwangs-

läug Engagement und Initiative. Auch der

Gesetzgeber schafft gute Rahmenbedingungen

für das Ausüben eines Ehrenamts, bestimmte

Leistungen können beispielsweise zurücker-

stattet werden, denn Ehrenamt heißt nicht, ge-

gen seine eigenen Bedürfnisse und Interessen

zu verstoßen. Außerdem beruhen etwa 90%des Engagements auf persönlicher Ansprache.

Holt also eure Freunde und Bekannte einfach

mit ins Boot, denn ein paar nette Worte und

nachvollziehbare Geschichten

motivieren tausendmal

mehr als ein

anony-

mer

Flyer im Briefkasten. Zu guter Letzt solle man

sich sein Engagement und seine Aufopferung

freilich auch „quittieren“ lassen und seine

Zertikate ruhig an jede Bewerbung heften.

Wieso auch nicht? Man hat schließlich sei-

ne Zeit einem Herzensprojekt gewidmet, fürdas man Anerkennung erwarten darf. „Eine

Win-Win-Situation“, nennt es Frau Dr. Holl-

stein: „Nur weil die Prestigewirkung des Eh-

renamts einem selbst auch nützt, entwer-

tet sie nicht den Gedanken, der

dahinter steht.“

 Autor 

Josephine

Hedderich

 Illustration

Josephine

Hedderich

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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Flüchtling und IB-Student:Eine gescheiterte BeziehungErfurt. Eine Gruppe Flüchtlinge hat

sich vergangenen Samstag vor dem

Hörsaal der politikwissenschaftlichen

Vorlesung versammelt, um Studen-

ten des Studiengangs „InternationaleBeziehungen“ um Rat zu fragen. Sie

erhofften sich Erklärungen bezüglich

der derzeitigen politischen Lage in der

Welt. Die Studenten konnten jedoch

keinerlei Auskunft geben. Der IB-Stu-

dent Friedrich v. Sternburg musste

dem Gespräch ausweichen, da ihn die

Thematik überfordere. Bei einer kurzen

Stellungnahme sagt er, dass ihn öko-

nomisch irrelevanten Probleme nicht

interessieren. Im Studium solle es, laut

der Aussage von v. Sternburg, um diewirklich wichtigen Themen des Lebens

gehen. Beispielsweise favorisiere er die

Vorlesungsreihen: Grundlagen zur Pe-

ge eines 6er BMWs und Wallstreet- wir

kommen.

Terror-Anschläge, eine Frau an der

Bild-Macht, der sich scheinbar an-

bahnende dritte Weltkrieg, Flücht-

linge und Politiker, die daraus eine

Krise generieren - die Schlagseite

hat die Hoffnung an der Mensch-

lichkeit verloren und legt deshalbfür immer eine Schweigeminute ein,

indem wir unsere Tätigkeiten nie-

derlegen.

+++Flüchtlinge von Mensaessen entsetzt+++ Mensa-Jürgen für sie zu cool+++ Flüchtlinge beschweren sich über graues Elend+++ Flüchtlinge jagen Campusha-

Sporthalle bleiben+++ Flüchtlinge entdecken Streckmittel in von Studenten gekauften Marihuana +++ AFD panisch: Uni steht noch+++ Graues Elend

Achtung!Wichitg:

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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Erfurt wird das neue Leipzig!Das frischgegründete Marketingteam der Universität Erfurt (beste-

hend aus PR-Fachmann Mensa-Jürgen, den Marketingexperten aus

der Glasbox & dem Hausmeister der Uni) stellt das neue Motto der

Uni vor. Nach einem intensiven Brainstorming von 10 Minuten und

unter Einsatz von reichlich Kaffee und Mettbrötchen ist die Abtei-

lung stolz, das Konzept „Erfurt wird das neue Leipzig“ präsentieren

zu dürfen.

Laut Projektleiter Mensa-Jürgen ist dieses Imagekonzept eine reineEigenkreation, und es wäre hirnrissig jegliche Parallelen zu dem

Verhältnis Berlin-Leipzig zu ziehen. Um die Kampagne umzuset-

zen, hat sich das Elite-Team einen Maßnahmenkatalog überlegt,

der vor Witz, Kreativität und Innovation nur so übersprudelt:

MASSNAHME 1) Um zu zeigen, dass die Uni Erfurt auch etwas

anderes als ungesunde Hausmannskost servieren kann, bieten das

Mensa-Team um Starkoch Mensa-Jürgen (ja, er hat viele Facetten)

ab sofort nur noch veganes, gluten- und laktosefreies Fair-trade

Bio-Essen an. Außerdem ist das Marketingteam, nach eingehen-

dem Informationsaustausch mit Leipzig, zu dem Entschluss ge-

kommen, das Getränkeangebot der Mensa durch das hippe Kultge-

tränk Club Malte zu ersetzen.MASSNAHME 2) Da die Uni Erfurt im Hinblick auf die Gen-

der-Bewegung extrem rückständig ist, hat das Marketingteam

beschlossen, ab dem nächsten Semester folgende verpichtende

Regelung einzuführen: Alle Studierenden (Studenten ist ein mas-

kuliner, d.h. nicht mehr zu verwendender Begriff) sind dazu ange-

halten, ihre jeweiligen Lehrenden mit Dozentin bzw. Professorin

anzusprechen, und auch ihre Hausarbeiten & sonstige schriftliche

Arbeiten entsprechend zu gendern.

Die Glasboxfrau, Genderbeauftragte des Teams, meint dazu: „So

wird auch in Erfurt ein wichtiger und essentieller Beitrag zur

Gleichberechtigung von Frau und Mann (!) geleistet.“

MASSNAHME 3) Die Universität Erfurt führt ab dem Winterse-

mester 16/17 den neuen Trendstudiengang „Regionale Beziehun-gen“ (kurz: RB Erfurt) ein.

MASSNAHME 4) Dieser Punkt der Agenda zielt auf etwas ab, was

bis jetzt unerwähnt blieb, nämlich den Auftritt der Universitäts-

stadt Erfurt in den Medien. Dazu wieder PR-Chef Mensa-Jürgen:

„Wir haben uns gedacht, wie kriegen wir die maximale mediale

Reichweite für unser neues Motto? Die Lösung ist simpel und doch

höchst effektiv. Sie heißt Shopping Queen.“

Ja, richtig gehört (oder gelesen). Mensa-Jürgen dazu weiter: „Damit

auch ganz Fernsehdeutschland von dem neuen Konzept erfahren

kann, nimmt die Stadt Erfurt an dem Hochklasse-Format Shopping

Queen teil. Wir glauben, dass eine Person des öffentlichen Inter-

esses wie Guido Kretschmer die nötige Kompetenz besitzt, unsereschöne Stadt zu promoten. Nachdem die erste Shopping Queen von

Erfurt schon erfolgreich gekrönt wurde, haben wir uns überlegt, die

nächste Ausgabe der Show an der Universität Erfurt drehen zu las-

sen. Das Format wird Campus Shopping Queen heißen. Ich muss

zugeben, das macht uns schon ein wenig stolz.“

sen+++ Flüchtlinge vermissen Bombenstimmung+++ Sportstudenten sind jetzt heimatlose Gesellen+++ Flüchtlinge über Wohnheime: Wir möchten lieber in der

immer noch hässlich+++ Sportstudenten fühlen sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und fragen: „Was soll aus uns werden?“

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

http://slidepdf.com/reader/full/campusecho-wise-15-1 30/3230

Die ganzen Bewegungen, egal ob

Pegida, Thügida, AfD, oder wie

sie alle heißen, nde ich nicht nur

grenzwertig, sondern schon über dieGrenze hinaus. Und wenn man sich

mal die Zahlen anguckt, die die da so

auf die Straße bewegen und wie cle-

ver die sind... Ich meine, man muss

es ja erst mal schaffen, so viele Leu-

te zu überzeugen. Aber auch die Ge-

gen-Demos sind grenzwertig, weil

dort eben nichts passiert. Das ist alles zu wenig. Es fehlt einfach an tatsächlichen

Aktionen. Also nicht gewaltsame oder so, aber wenn man 50 Meter entfernt von

denen ein buntes Schild hochhält, überzeugt das doch auch niemanden.

Christin, 25, Psychologie

Vorletzten Sommer in Lissabon bin ich mit einem Freund

mit dem Mietauto in die Innenstadt gefahren und um 7

Uhr am Sonntagmorgen betrunken zurück gefahren. Wir

haben beide einen Alkoholtest gemacht, um zu schauen,

wer eher in der Lage ist, zu fahren. Auch wenn sonntags

die Straßen eher leer sind, war das schon mehr als gren-zwertig eigentlich.

Christian, 22,Sozial- und Wirtschaftswissenschaft

Mein Freund kommt aus Syrien. Er ist

vor etwa einem Jahr nach Deutschland

gekommen. Kennengelernt haben wir

uns in der Flüchtlingsinitiative in mei-

ner Heimatstadt, in der ich seit einigen

Monaten helfe. Viele halten so eine Be-

ziehung für grenzwertig und auch mein

Umfeld reagiert teilweise etwas distan-

ziert. Es wird für uns sicherlich noch ei-

nige Hürden geben, die wir überwinden

müssen. Aber er ging allein über Gren-

zen und nun gehen wir gemeinsam.

Justine, 20, LLTP und Germanistik

Vor zwei Wochen haben ein Kumpel und ich ein Kunst-

werk von Gütersloh in das Atelier des Künstlers nach Ber-

lin gebracht. Das Ding war so ein riesiges Maschendraht-

gebilde und dann war da noch ein Sockel, den wir einfach

so ins Auto gelegt haben. Als wir den dann wieder rausge-

zogen haben, waren da voll die Kratzer drauf. Wir dachten

uns nichts dabei, war ja nur der Sockel, aber auf einmal

meinte der Künstler, ‚Leute, was habt ihr getan? Das Ding

kostet 20.000 Euro!‘ Aber dann hat der Typ uns trotzdem

noch in seiner Wohnung schlafen lassen, und uns auf die

Gästeliste vom Berghain gesetzt, obwohl wir seine Kunst

für 20.000 Euro kaputt gemacht hatten.

Leo, 22, Philosophie und Geschichte

Ich habe meinen Freund während meines Freiwilligenjahres in Peru kennengelernt. Ich nde

es grenzwertig, dass es für ihn sehr schwierig ist, ein Visum für Deutschland zu bekommen,

während man umgekehrt als Deutscher problemlos nach Peru einreisen darf. Allgemein können

wir als Deutsche fast grenzenlos in der Welt umherreisen, während es kaum Länder außerhalb

der westlichen Welt gibt, deren Bevölkerung einfach so nach Deutschland kommen kann. Die

deutschen Behörden haben einfach viel zu große Angst, dass jemand der kommt, nicht mehr

geht. Keine Ahnung, warum Deutschland denkt, es wäre überbevölkert, aber das ganze System

nde ich einfach grenzwertig.Als ich mit meinem Freund zusammengekommen bin, hätte ich nie

gedacht, dass es für ihn so schwierig ist, mich zu besuchen, auch wenn es nur für einen Urlaub

ist. Studieren oder ähnliches ist ohne nanzielle Mittel fast unmöglich.

Marie, 20, Internationale Beziehungen und Geschichte

  Was war deine letzte

grenzwertige Erfahrung?

Ihr habt das letzte Wort ...campus‘ echo

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7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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THEATERERFURT

STUDENTEN = 9 EURBei Vorlage eines gültigen Ausweises, nach Verfügbarkeit, theatereigene Veranstaltungen

(außer DOMSTUFEN-FESTSPIELE und Sonderveranstaltungen).

Infos: www.theater-erfurt.de | 0361 22 33 155

b.  

Page 32: Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

7/23/2019 Campus:Echo ))) WiSe 15 #1

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